ElMagico - Kommentare

Alle Kommentare von ElMagico

  • 4 .5

    Mammut-Teenager die über Piercings sprechen. Urzeit-Piraten, die einen an eine andere Filmreihe denken lassen. Ewok-Erhörnchen. Und Gesang.
    "Ice Age: Continental Drift" verabschiedet sich schon nach ca. 5 Minuten. Der Film entscheidet in die Vollen zu gehen und lässt mich als Zuschauer einfach zurück. Ein reinrassiges Franchise-Produkt, dass seinem Publikum ein aufgewärmtes Mischmasch serviert und dabei vergisst, warum diese Reihe überhaupt so erfolgreich wurde. Sicher sind auch hier immer noch tolle Szenen vorhanden, man hat aber irgendwann keine Lust mehr auf sie zu warten. Denn dieser Kindergarten drumherum hat einfach keinen Charme mehr, ist nur noch schnelle Vermarktung von Namen und Figuren. Da ist kaum noch Witz vorhanden, die Seele (die ich für mich hier fand) ist weg, es herrscht reine Hau-Drauf-Mentalität. Der Kalauer übernimmt das Kommando, der leise Humor muss gehen. Und mit diesem gehe auch ich...denn deswegen mochte ich diese Reihe so. Vielleicht ist ja die Eisrevue was für mich...*hust*

    19
    • 7

      Der dritte Teil der Serie hat wieder deutlich mehr an Witz zu bieten und kann durchaus auch storytechnisch überzeugen. Man greift das Thema der vergessenen Welt auf und bastelt daraus einen im Kern fast schon klassischen Abenteuerfilm. "Ice Age: Dawn of the Dinosaurs" verkraftet es sogar, dass mein absoluter Liebling Sid etwas in den Hintergrund gerückt wird und er weitaus weniger Screentime hat, als noch in den zwei Filmen zuvor.
      Zwar wird auch in diesem dritten Beitrag versucht, dieser chaotischen Herde eine Entwicklungen zu spendieren, diesmal in Form von Nachwuchs im Haus der Mammuts, dies geschieht aber um einiges dezenter als in "Ice Age: The Meltdown". Herrschte dort noch das Prinzip "Höher, schneller, weiter", so bleiben diese Aspekte hier glücklicherweise schmückendes, kindgerechtes Beiwerk. Man konzentriert sich auf das Abenteuer und schafft es sogar so etwas wie Spannung aufzubauen, vorallem durch das lange nicht sichtbare Riesendinosaurier Rudy.
      Sid ist, wie schon erwähnt, etwas aus dem Mittelpunkt genommen, dafür steht schon der nächste liebenswerte Chaot parat. Waren mir die neuen Figuren im Vorgänger etwas zu offensichtlich aufs kindliche Publikum ausgerichtet, hat der Abenteurer Buck von Beginn an all meine Sympathien. Dieser bringt die abstrusesten Sprüche und Geschichten im Minutentakt und lässt Sid irgendwann wirklich fast vergessen. Definitiv reichen zwei Hände nicht aus, um Bucks zitierungswürdige Dialoge zu zählen. Völlig dümmlich...aber so unendlich komisch der Kerl.
      Scrat nervt mich weiter, hat diesmal Unterstützung...welche mich auch nervt. Aber nun gut, andere Leute scheinen diesen kleinen Choleriker zu lieben. Insgesamt eine schöne Komödie mit vielen Abenteuerelementen. Good clean fun...wie eigentlich die ganze Reihe.

      13
      • 6

        Mit 4 Jahren Abstand zum Erstling, kann man "Ice Age: The Meltdown" sicherlich keinen Schnellschuss nennen, anfühlen tut er sich aber genau so. Von allem etwas mehr und das Endergebnis tendiert dadurch zielstrebig gen undurchsichtiges Kuddelmuddel. Dazu gibt es immer wieder offensichtliche Lückenfüller, wohl um dem Film zumindest die obligatorischen 90 Minuten zu verschaffen. Außerdem wird Scrat, der im ersten Teil nicht weiter störte, da er wirklich nur so nebenbei lief, einiges mehr an Screentime gegönnt und für mich ist dieser leider nicht der heimliche Star der Serie, sondern ab hier eine ziemliche Nervensäge.
        All diese neuen Figuren haben zwar jeweils ihre Momente, insgesamt sind es aber einfach zuviele auf einmal. Dazu werden storytechnisch einfach zuviel Fässer aufgemacht und schnell vermisst man die Einfachheit des Vorgängers. Liebe hier, Aussterben dort, Singsang, Tralala...keine schöne Geschichte mehr, keine Wärme, sondern einfach nur noch Spektakel. Umso schöner, dass die 3 Helden aus "Ice Age" immernoch herzerfrischend komisch sind. Allein die Szene, in der Sid sich Reime aufs Ableben der Mammuts einfällen lässt, ist pures Gold wert. Aber so wirklich funktionieren will "Ice Age: The Meltdown", wenn einer dieser 3 das Zepter in der Hand hält oder besser noch, sie miteinander agieren. Alles andere nimmt man halt mit, besonders lustig ist das aber meist nicht.
        Kurzweilig ist das trotzdem, und nachwievor auch ganz nett...aber fühlte man sich bei "Ice Age" wie von einem riesigen Kuscheltier wild geknuddelt, so ist bei "Ice Age: The Meltdown" nur noch händchenhaltend spazierengehen drin.

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        • 8
          über Ice Age

          Eigentlich ein kleines Zauberwerk, dieser Film. Wenn alles andere versagt, "Ice Age" kann mir selbst in den trübesten Phasen ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Das ich am Ende dann aber doch immer wieder ein paar Tränchen verdrücken muss, selbst das spricht ja für diesen Film.
          Eine Story über Freundschaft, Zusammenhalt und das akzeptieren des eigenen Ich, wie sie kindgerechter nicht sein könnte. Dabei lässt man aber glücklicherweise die Moralkeule im Sack und setzt ganz auf die Überzeugungskraft des Herzens. Man kann sich diesen 3 Viechern einfach nicht entziehen, vorallem wahrscheinlich, weil sie alle ihre Ecken und Kanten haben, ihre Eigenarten und eine ganz eigenes Schicksal. Oft plakativ dargestellt, natürlich...aber dadurch ist Tür und Tor offen sich wiederzufinden, auch für den kleinsten und jüngsten Geist. Das ist einfach alles so herzlich, es wird aber nie die Grenze zum kitschigen Kinderfilm überschritten.
          Und nebenbei fährt "Ice Age" unendlich Punkte auf der Komödien-Eben ein. Die Streitereien der 3, die trockenen Kommentare Mannys, der hintersinnige Spott von Diego und dieser unzerstörbare Optimismus von Sid, all das wird so genial und urkomisch rübergebracht. Nicht zu vergessen all die wunderbaren Anspielungen auf das Leben der Urzeittiere, die nahende Eiszeit und dem einhergehenden Aussterben vieler Spezies. Das ist meist völlig harmlos, aber gleichzeitig doch so witzig und intelligent. Aber ich will ich nicht um den heißen Brei reden: Letztendlich aber rockt Sid hier die Show! Dieses hässliche, dummnaive, tollpatschige und oft auch nervende Faultier, welches aber dennoch vor Selbstbewusstsein fast überläuft, ist einer der lustigsten Charaktere, die mir jemals untergekommen sind. Ich könnte dem allein stundenlang zuschauen, wie er sich beim Einschlafen stöhnend hin- und herrekelt. Sid ist einfach in allem himmelschreiend komisch und wirklich allein die 8 Punkte wert!
          Eine tolle Komödie mit einer kleinen Botschaft, die auch gar nichts anderes sein will, aber durch ihre menschliche Warmherzigkeit plötzlich doch sogar Tiefe gewinnt. Und was den Spaßfaktor betrifft, da konnte in den letzten Jahren kaum ein anderer Film "Ice Age" das Wasser reichen.

          24
          • 7 .5

            Quentin Tarantino scheint mit "Django Unchained" dort angekommen zu sein, wohin er nie hinwollte, wogegen er anfangs vielleicht sogar etwas ankämpfen wollte. Den Mühlen Hollywoods verpflichtet und verloren zwischen den eigenen Ansprüchen, den Erwartungen etwaiger Geldgeber und nicht zuletzt auch denen der zahlreichen Anhänger. Und formal ist das ja auch ein völlig typischer Tarantino, doch trotzdem fühlt er sich anders an. Das Feuer scheint erloschen zu sein, da sticht nichts mehr und irgendwie riecht vieles nach Routine. Ab und an bekommt man sogar das Gefühl, dass dieser Mann mittlerweile selbst etwas von diesem filmischen Schema gelangweilt ist, welches er selber ja aufgebaut und zur Perfektion geführt hat.
            "Django Unchained" ist keine cineastische Feinkost mehr, es ist eindeutig Ware aus dem Supermarkt. Zwar qualitativ gute und sicherlich auch nicht aus dem billigeren, unteren Regal, ordentlich eben...aber nicht außerordentlich. Denn als actionreicher Rache-Western, gespickt mit ungewöhnlich offensichtlichem Humor, ein paar netten Dialogen und jeder Menge überspitzter Gewalt, funktioniert "Django Unchained" ja recht gut. Ein kurzweiliger Unterhaltungsfilm, der handwerklich ohne Fehl und Tadel ist, der an der Oberfläche seiner Thematik etwas reibt, aber nicht allzu sehr in die Tiefe geht, aber einem am Ende eigentlich doch nur 2,5 schöne Stunden bereiten will. Das kann er, zumindest einmal. Ich bin mir aber nicht wirklich sicher, ob er das auch zweimal kann. Aber bei meiner Ersichtung hatte ich wirklich eine gute Zeit, das war witzig und größtenteils richtig gut gemacht...es war war aber definitiv nichts besonderes das ich da sah.
            Überraschenderweise konnte ich den Bösewicht DiCaprio recht schnell annehmen, wobei er ja eher einen kleinen Jungen spielt, der Insekten die Beine ausreisst und nicht das abgrundtief Böse. Andererseits konnte ich mich komischwerweise an Waltz' Rolle als Schultz nur sehr langsam gewöhnen. Vielleicht weil sie einfach nicht das schauspielerische Spektakel bietet, welches sein Landa in "Inglorious Basterds" war. Aber das muss ja auch nicht immer sein und irgenwann war auch dieser Schultz für mich eine schöne Figur. Django selbst wirkt dagegen fast etwas öde, wirkt in seinen Nuancen seltsam beschränkt und war mir definitiv zu einfach gestrickt. Meist scheint er nur ein Spielball anderer Figuren zu sein, der auf sein Stichwort wartet und man selbst ist nur gespannt, ob er seinen Hang zur Gewalt bis dahin auch in Zaum halten kann. Richtig unschön war dann aber Samuel L. Jackson als Stephen, welcher erstens unangenehm unreflektiert ist (für mich persönlich irgendwie sogar ein ekelhafter Affront ist) und noch dazu die undankbare Rolle übernehmen muss, den Film voranzutreiben, als dieser Gefahr läuft im Morast stecken zu bleiben. Dieser Stephen forciert die Story einfach zu schnell und alles wirkt dadurch plötzlich etwas unglaubhaft....das hätte man sicher geschickter machen können.
            Den ganzen Django- und Italo-Western-Schnickschnack hätte Tarantino hier endgültig sein lassen sollen. Mag für manchen toll sein, dass er dieses und jenes Lied einbindet oder Einstellung von XYZ nachstellt...gefühlt hat das aber kaum noch Reiz. Im Gegenteil: In manchen Momenten wirkt das mittlerweile schon belächelnswert. "Django Unchained" kann, als das was er ist, auch ohne dieses ganze Drumherum überzeugen. Einen zweiten "Pulp Fiction" wird es nicht geben, auch nicht von Quentin Tarantino selbst. Aber manchmal erscheint es mir, als würde seine Fanschar genau das immer wieder erwarten und Tarantino selbst ein ums anderemal versuchen, dieser Erwarungshaltung zu entsprechen (und das mit immer weniger Lust dazu).
            Aber ich will mich auch gar nicht beschweren....wurde ja 180 Minuten gut unterhalten.

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            • 7 .5

              Mit "Inglourious Basterds" scheint mir Quentin Tarantino zum ersten mal ganz gezielt eine Auge auf den Erfolg an den Kinokassen geworfen haben. Vielleicht ist es aber auch nur diese breit angelegte Inszenierung, dieses klein bisschen epochale, das an diesem Film nicht funktionieren will. Mir standen sich hier die einzelnen Aspekte oft gegenseitig etwas im Weg und oft wirkte diese Melange aus Blockbuster, dreckiger Rachephantasie und Hommage einfach zu unentschlossen. Da läuft mir zuviel nebeneinander ohne sich antmosphärisch zu verbinden. Natürlich werden die verschiedenen Stränge am Ende zueinandergeführt, sie wirken in diesem Moment aber nicht zusammengehörig und teilweise sogar noch nicht zu Ende gesponnen.
              Dabei ist wirklich alles das man sieht nahezu perfekt. Perfekt, solange man es isoliert von einer filmübergreifenden Handlung sieht. Teilweise klopft Tarantino hier auch tatsächlich am Olymp des Kinos an, kreiert Szenen, die auch in 50 Jahren von ihrer Brillanz noch nichts verloren haben werden. Andererseits wirft Tarantino dann doch Bilder in den Raum, direkt aus den Untiefen der B-Movie-Kiste, und so unterhaltsam und gut gemacht sie auch sind, sie bringen den Film als Gesamtwerk immer wieder zum stottern. Vielleicht wäre "Inglourious Basterds" die Chance gewesen, die cineastische Vergangenheit einfach mal die cineastische Vergangenheit sein zu lassen und sich ganz auf die eigenen Ideen zu konzentrieren...das Potential dazu ist zu genüge vorhanden. Denn konsequenterweise kann sich Tarantino hier auch keiner eigenen Aussage enthalten. Bei diesem Thema wäre das ja auch völliger Unsinn. Und was ich hier finde, ist eine überraschend differenzierte und zerissene Position gegenüber dieser Thematik. Eine aus Unverständnis geborene Rachlust, die in fast schon kindlichem Eifer ausgelebt wird, sich aber nie selbst zu 100% rechtfertigen kann. Der Nazi, das Böse...man will das es eindeutig ist, die Rache soll erfüllend sein und verheerend. Aber es will nicht klappen, leise Stimmen sagen immer wieder, dass es hier kein reines Schwarz geben wird.
              Insgesamt wird der Film aber von oben genannten Zwiespalt regiert. Dieser zieht sich auch durch alle Ebenen des Films und wird irgendwann zur reinen Geschmacksfrage. Da finden die einen dieses eigenartige Acting des Brad Pitt grandios und passend, andere empfinden es als völlig unpassend. Und ob man da nun die Musik, die Gewalt, Christoph Waltz oder eben die Handlung an sich in den Raum wirft, es alles spaltet. Spaltet vielleicht, weil der Film sich selbst uneinig ist. Für mich selbst war aber dieser Christoph Waltz wirklich das Ereignis dieses Films und er schaffte es als einziger, zumindest ansatzweise der rote Faden zu sein, den dieser Film so sehr braucht. Waltz führt den Zuschauer durch "Inglourious Basterds", und ist er mal nicht da, dann wartet man auf ihn. Alle anderen, auch die Basterds, sie sind mal da, dann wieder weg...stellen aber nie die Mitte des Films dar. Das schafft allein Waltz, der hier wirklich eine großartige Performance hinlegt (auch wenn es viele nicht mehr hören wollen). Dabei ist es nicht seine Worte, seine Sprache, die mich so beeindruckt haben. Es sind die kleinen Dinge...wie er den Kaffee umrührt, ein Glas in die Hand nimmt...solche Sachen machten mir diese Figur wirklich unheimlich unangenehm.
              Guter Film, ohne Frage....aber auch sehr viel verschenktes Potential.

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              • 4

                "Death Proof" ist eigentlich ein typischer Tarantino. Oder eher das, was die Welt in einem typischen Tarantino sieht. Dabei ist die Wahrheit um einiges differenzierter und seine Filme haben ja tatsächlich nie allein von seinen Trademarks gelebt. Sie machten sie anders, gaben ihnen ein Alleinstellungsmerkmal, es waren im Grunde aber auch so schon gute Filme, die eben von Tarantino ein ganz persönliches Extra erhielten. "Death Proof" ist aber leider kein guter Film, ist eine Wagenladung voller Coolness, Referenzen, Hommagen und Querverweisen, die einem wie ein Schwarm Mücken vor dem Gesicht herumtanzt und genauso schnell lästig wird diese. Und ja, vielleicht wollte das Tarantino gar nicht anders. Vielleicht ist das nur die Konsequenz daraus, dass er dem Trash vergangener Dekaden hier huldigt. Aber auch die kann ich ja oft nur kopfschüttelnd betrachten, auch die finde ich meist sterbenslangweilig. Tarantino will möglichst nahe bei diesen Vorbildern sein, treibt deren Unsinn und Leerlauf teils sogar ins Bodenlose und erreicht ja damit auch bei mir als Zuschauer dadurch eine (für ihn eigentlich ja positive) Konsequenz: Ich würde diesen Film unnötig finden, wäre er von 1971 und ich finde ihn unnötig heute.
                Da mag er Autos sexualisieren wie er mag, den Zuschauer mit Dialogen überschütten und dem ganzen auch eine eigenartige Slasher-Note geben (welche den Film am Ende vor dem absoluten Nichts rettet), das alles füllt keine 110 Minuten aus. Das mag 30 Minuten funktionieren, doch selbst dann lächelt man irgendwie darüber. Alles was Tarantinos Filme sonst ausmacht, es steht hier alles so sehr für sich, wirkt künstlich platziert und findet nie zueinander. Selbst seine Figuren wirken immer wie Puppen, die Dinge sagen müssen, welche doch aber gar nicht passen wollen. Nicht witzig sind, nicht hintersinnig und auch nicht cool...das ist oft lächerlich. Ein Mann, der uns ins Geheimnis einweihen will, wie Mädels untereinander reden....klingt schon von vornherein nach dummer Idee. Das merkte wohl auch Tarantino und durchtränkte diese Dialoge dann lieber doch immer wieder mit irgendwelchen Männerphantasien.
                Eigenartigerweise könnte man ja noch Seiten über diesen Film schreiben, über Autos, die visuellen Retro-Spielereien, dem Poster dort, der Einstellung hier und dem Zitat da. Aber das alles wird irgendwann so uninteressant. Denn, um mal bei den Autos zu bleiben: Schön lackiert ist dieses Vehikel "Death Proof" ja unbestritten, es glänzt und glitzert und hat sogar coole Sitzbezüge. Aber es stottert nach 10 Minuten, nach 15 steigt Rauch auf und nach 20 fährt es nicht mehr. Und dann stellt sich eben die eine Frage: Feier ich die Lackierung und Bezüge ab, oder hole ich mir ein Auto das fährt?
                Lieber eins das fährt!

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                • 6

                  Nach "Kill Bill" zog es Quentin Tarantino ins Gefilde der TV-Serien, was ja durchaus ein konsequenter Schritt ist, kokettierte doch schon eben jener "Kill Bill" hier und da mit der Welt des Fernsehens. Wie auch immer es zuwege kam, auf "CSI" fiel die Wahl...wobei Tarantino hier sicherlich freie Auswahl hatte, denn wer würde diesen Mann nicht gern für 1, 2 Folgen verpflichten.
                  Ein wirklich eigentständiger Film ist "Grave Danger" natürlich nicht. Ursprünglich eine Doppelfolge der Serie, welche anschließend auch einzeln vermarktet wurde. Aber eine Spielzeit von 85 Minuten, Regie und Story von Quenin Tarantino, als nebensächliches Freizeitwerk kann man diesen Film auch nicht abtun. Es ist aber auch kein Tarantino, dazu sind die Vorgaben zu strikt und Handlungsfreiraum zu eingeschränkt.
                  Tarantino greift seine aus "Kill Bill" schon bekannte Idee des lebendig Begraben sein noch einmal auf und ersinnt sich daraus eine nette Folge für die damals sehr erfolgreiche Serie "CSI". Ich selbst sah diese Serie nur ab und an, fand sie irgendwann auch seh ermüdend, das sich ein gewisses Schema immer wieder wiederholte. Dadurch kann ich auch nicht 100%ig feststellen wie groß denn nun der tatsächliche Einfluss Tarantinos auf diese Doppelfolge war. Mir kommt es etwas zynischer vor, die Atmosphäre scheint mir eine dunklere zu sein und definitiv gibt es mehr Splatter. Im Grunde bewegt sich das meiste aber im üblichen Rahmen, es sind oft nur Kleinigkeiten an denen man den Regisseur erkennt. Mal ein Poster hier, ein seltsamer Dialog da und dann eben diese etwas absonderliche Szene in der Autopsie. Ein feststehende Rezepture, zu der Tarantino eigentlich nur noch ein paar leichte Prisen seines eigenen Gewürz hinzufügen darf.
                  Für die Serie sicherlich ein Highlight, für den Tarantino-Fan aber eigentlich fast verzichtbar, da dies außer dessen Namen kaum etwas mit seinen Spielfilmen gemein hat. Und würde da nicht Tarantino stehen...man würde nicht auf die Idee kommen, dass "Grave Danger" eines seiner Werke ist.

                  9
                  • 9

                    Hat mich "Kill Bill: Vol.1" bei erneuter Sichtung schon überrascht, so macht der zweite Teil dieser Geschichte, in meiner Wahrnehmung, einen noch größeren Sprung nach vorne. Tatsächlich finde ich ihn nicht wirklich schlechter als seinen Vorgänger und tue mir, wohl auch weil ich beide Teile kurz hintereinander gesehen hab, gerade schwer diese separat zu bewerten. Klar, Tarantino bremst sein kleines Rache-Epos hier vehemment aus. Die übersprudelnde Gewalt wird nur noch eingesetzt um hier und da Akzente zu setzen, dafür wird den Charakteren einiges mehr an Raum gegeben, was in den meisten Fällen einfach wunderbar anzusehen ist, im Falle Bill dann aber doch leider etwas eindimensional bleibt.
                    "Kill Bill: Vol. 2" ist aber auch immer Stückwerk, ein Fleckenteppich, der teilweise vielleicht fast zuviele Stoffstücke benutzt. Ich selbst konnte das aber wirklich genießen und mich in diese oft schon absurde Geschichte fallen lassen. Es war wirklich nur die Figur des Bill, der hier den Kolbenfresser in einem sonst gut geölten Getriebe darstellt. Tarantino bedient sich diesmal wirklich ungeniert aus dem großen Fundus des Weltkinos, tauscht Coolness gegen fast schon streberhaftes Nerdtum, übernimmt ganze Szenarien aus anderen Filmen und zitiert sogar schon zitiertes...selbst vom Wu-Tang Clan bzw. GZA, wenn ich mich recht entsinne. Eigentlich alles Aspekte, die es mir schwer machen einen Film positiv zu betrachten, aber in Einheit mit dem ersten Teil, hat dieser Film einfach einen unglaublichen Flow und spinnt einen geradezu ein in seine Geschichte. Es ist bei mir immer ein gutes Zeichen, wenn sich 2,5 Stunden wie eine anfühlen...und dem war hier so. Auch wenn es langsamer und dialoglastiger ist, langweilig ist das zu keinem Zeitpunkt.
                    Da verzeihe ich dem Film sogar das relativ biedere Finale, welches eben an der Figur Bill scheitert und noch mehr vielleicht sogar an dem Versuch die Beziehung zwischen Bill und Beatrix zu verbildlichen. Da fühle ich mich dann doch immer wieder bestätigt: Emotionen kann Tarantino nicht einfangen. Er müht sich sichtlich und scheint intuitiv auf Bilder zurückzugreifen, die er schon kennt...aber es bleibt bei hilflosen Versuchen. Etwas das nicht sichtbar ist, sondern nur spürbar, und dazu vielleicht sogar noch subtil, dass kann Tarantino einfach nicht umsetzen. Er ist der Mann fürs überbordende, grafische und irgendwie comichafte, bewegt sich das ganze zu sehr in Richtung Menschlichkeit und Realität, dann wird es schwierig und meist unausgegoren. Aber in Budd, Beatrix und auch Elle Driver hat hier Tarantino Figuren, die er eben wirklich stark darstellt und die immer irgendwie erscheinen, als würden sie aus einer Graphic-Novel entsprungen sein.
                    Wie gesagt, "Kill Bill: Vol. 2" wirkt wirklich am besten, wenn der erste Teil noch ganz frisch ist. Vielleicht hab ich mich damals auch ein bisschen von herrschenden Meinung beeinflussen lassen, dass dieser zweite Teil viel langweiliger ist und nicht annähernd an den Vorgänger herankommt. Das kann ich keinesfalls mehr unterstreichen. "Kill Bill: Vol. 2" springt von einer 7 auf eine 9, schon allein weil es für mich ab jetzt keine zwei Teile von "Kill Bill" mehr gibt.

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                    • 9

                      Nachdem ich mit dem Vorgänger "Jackie Brown" ja nicht soviel anfangen konnte, überraschte mich "Kill Bill: Vol. 1" gestern positiv. Ich fand den zwar schon immer gut, gestern jedoch, im direkten Vergleich zu den ersten 3 Werken Tarantinos, empfand ich diesen Film als bis dato bestes und ausgereiftestes Werk dieses Mannes. Und ich kann gar nicht genau sagen was es ist, das "Kill Bill: Vol. 1" sogar "Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction" überflügeln ließ. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass sich Tarantino hier erstmals deutlich von seinen Vorbildern emanzipiert. Weitherhin zitiert, aber sich den Vorlagen nicht mehr so sehr verpflichtet fühlt. Er scheint dem, was er zitiert, nun auf gleicher Augenhöhe zu begegnen und traut sich einen Schritt weiter zu gehen und erschafft somit ein Werk, dessen Wurzeln immer völlig deutlich sind, das aber ganz eigene Blüten treibt.
                      Irgendwann ist "Kill Bill: Vol. 1" kein Hommage an das Eastern-Cinema mehr, welches auch durchzogen ist von Motiven des Italo-Western und allerlei B-Movies...irgendwann ist dieser Film einfach nur noch "Kill Bill: Vol. 1". Tarantino will und muss nicht mehr zeigen was er alles kann und weiß, er hat den Mut (und aufgrund seines Erfolges auch die Freiheit) hier so mutig zu kombinieren, verschiedene Einflüsse so sehr zu überfrachten, dass man am Ende die einzelnen Zutaten gar nicht mehr genau isolieren kann. Der Film springt hin und her, vor und zurück, lässt mal diesen Aspekt in den Vordergrund treten, mal einen anderen, und doch ist es immer ein stimmiger und flüssiger Film. Die visuellen Möglichkeiten des Widescreen-Formats werden perfekt ausgereizt, wie es die imponierenden Bilder und teilweise pathosgeschwängerten Dialoge durchgehend verstehen zu kaschieren, dass "Kill Bill: Vol. 1" wieder einmal ein recht handlungsarmer Tarantino ist. Die Braut rächt sich an ihren Peinigern, mehr ist da nicht. Aber wie man dem Pferd eine Karotte vors Maul spannt, so hält Tarantino dem Zuschauer immer ein Ziel vor Augen.
                      "Kill Bill: Vol. 1" wirkt einfach unendlich groß und poetisch, und obwohl er das im Grunde gar nicht so sehr ist, kommt aber nie auf den Gedanken diese Größe anzuzweifeln. Selbst die vielen Banalitäten die Tarantino einfließen lässt, die Lächerlichkeiten und die stets präsente Selbstironie, können nicht an dem Gefühl rütteln, hier einen außergewöhnlichen Film zu sehen. Lobte ich bisher Tarantinos handwerkliches Geschick, so steckt hier doch viel mehr dahinter. Er findet hier einen Punkt, von dem er ganz leicht nach allen Seiten herunterfallen könnte, schafft es aber sich über 100 Minuten auf diesem Punkt zu halten. Und wurde bemängelt, dass ich in "Jackie Brown" die Liebe zu Pam Grier nicht fühle, so fühle ich diese dafür hier zu Uma Thurman. Ich mag diese Frau nicht sonderlich...aber ich muss zugeben: Hier macht sie sich ganz vorzüglich.
                      Ein fantastischer Pop-Art-Retro-Action-Klassiker-Irgendwas der Moderne...oder eben einfach nur "Kill Bill: Vol. 1".

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                      • 6

                        "Tarantino-Kult mit coolen Stars und flotten Sprüchen."
                        So steht es auf dem Backcover der DVD, mein Empfinden ist aber ein ganz anderes. Zumindest steht da nichts von einer cleveren Story oder so, denn das wäre schon dreist gelogen. Für mich einfach nur ein etwas überdurchschnittlicher Film, an dem ich aber auch nach längerer Überlegung nichts besonderes finden will. Ein wenig fühlt sich das an wie die Lightversion von "Pulp Fiction", nur eben mit gedrosseltem Tempo und fast ohne markante Momente. Ein weiterer Heist-Movie des Herrn Tarantino, diesmal mit einem etwas schwärzerem Feeling (aber diesen Film Blaxploitation zu nennen, empfinde ich dann doch als etwas sehr hochgegriffen) und einem Plot, der eigentlich wenig an Spannung zu bieten hat.
                        Ich kann da für mich einfach nicht den Unterschied zu zig anderen Filmen ausmachen, die ich vorher schon gesehen hab. "Jackie Brown" reiht sich hier ein, sticht aber nicht heraus. Das ist wie üblich bei Tarantino handwerklich gut gemacht, aber ansonsten einfach nur okay. Keiner der vertretenen Schauspieler wird hier seinem Ruf gerecht, die Story ist relativ durchschaubar und banal und auch der Soundtrack ist nur dann erwähnenswert, wenn man sich noch nie mit schwarzer Musik auseinandergesetzt hat. Sind es die Querverweise, die Reminiszenzen, die "Jackie Brown" so toll machen? Ich weiß es nicht, denn mir waren sie letztendlich dann auch egal. Wenn der Kern eines Films mich nicht berührt, dann kann ich auch kaum Begeisterung fürs schmückende Beiwerk aufbringen. Da regte sich einfach viel zu wenig in mir, nichts in mir fühlte sich anesprochen und am Ende blieb nur eine seltsam objektive Beziehung zwischen mir und diesem Film. Diesen okaynen Film...aber nicht tollen.
                        Ein bisschen tat sich aber doch in mir...leider aber nichts gutes. Ich begann mit "Jackie Brown" Spike Lee verstehen und warum er Tarantino so kritisiert. Tarantinos Position ähnelt schon bei "Reservoir Dogs" und "Pulp Fiction" der eines weißen Mittelstandkids, der eine Faszination für eine comichafte schwarze Unterschicht entwickelt hat, die es so eigentlich gar nicht gibt. Und irgendwo habe ich das Gefühl, er würde so unendlich gern zu dieser gehören, steht dabei aber in einem heftigen Zwiespalt zu seinem künstlerischen Tun. Nigger dies, Nigger das, Pimps und Hustlers....Tarantino benutzt schwarze Klischeebilder, entledigt sie ihrer eigentlichen Relevanz und bereitet sie für ein weißes Publikum auf. Dabei gibt er aber nie etwas ans schwarze Publikum zurück, dieses dient immer nur als Quelle, das Endprodukt ist hingegen immer offensichtlich für ein weißes Publikum gedacht. Das mag vielen völlig egal sein, mich wurmt sowas schon etwas. Und nein, nur weil der Mann ein paar Vertretern des Black-Cinemas seinen Segen erteilt hat, hat er dieser Community noch nichts zurückgegeben. Davon abgesehen, dass mittlerweile jeder zweite Film dieser Erde in einer Liste von Tarantino auftachen müsste.

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                        • 8 .5

                          Quentin Tarantinos legendärer Zweitling, der das Genre des Action- und Kriminalfilms bis Heute nachhaltig prägte. Und das ist wohl auch der Punkt, den man "Pulp Fiction" am ehesten vorwerfen könnte: All die Epigonen, die etwas versuchen, das sie eigentlich gar nicht können. Denn was hier so lässig und wie aus dem Hemdsärmel hingeworfen wirkt, ist ja doch das Ergebnis akribischer Arbeit. "Pulp Fiction" ist kein Glückgriff, keine Laune. Er ist das Resultat aus der schon durch "Reservoir Dogs" bekannten Detailversessenheit Tarantinos und der hinzugewonnen Erfahrung was das Filmemachen anbelangt. Dabei wird hier soviel gar nicht anders gemacht, der Film funktioniert nach ähnlichen Regeln wie schon "Reservoir Dogs". Aber man traut sich mehr, hat auch mal den Mut gnadenlos über die Stränge zu schlagen. Es herrscht zwar keine räumliche Isoliertheit, wie sie noch in "Reservoir Dogs" gegeben war, aber auch "Pulp Fiction" grenzt sich vehemment von jeglicher Realität ab, schafft einen Mikrokosmos der Gangster und Verlierer und kann in diesem Universum tun und lassen was er will. Pulp und Fiction also.
                          Dabei bleibt "Pulp Fiction" aber irgendwie immer nur handwerkliches Meisterstück, die großen Momente, die Gefühle, sie finden in anderen Filmen statt. Hier schimmert doch der juvenile Trieb eines Tarantino durch, der sich eine Welt zusammenspinnt, wie sie es eben nur in Groschenromanen und B-Movies gibt. Eigentlich ein früher Gegenentwurf zur heute so sehr vergötterten Pseudo-Realität in Filmen dieses Genres. Ein Film, der vom Konglomerat seiner Situationen und Figuren. Das große Ganze, es steckt hier nur die Grenzen ab und so etwas wie einen alles umspannenden Hintergrund (der am besten noch irgendeine Auflösung erfährt) gibt es hier nicht. Was man in "Pulp Fiction" im Hintergrund sieht, all das ist aus Pappe. Schaut man dahinter, dann ist da nichts. Einfach weil es unwichtig ist. Es ist der eine Moment der zählt. Wie mit einem Spotlight sucht hier Tarantino hier die Gassen und Ecken L.A.'s ab, immer auf der Suche nach der skurrilen Situation, in der es am besten auch knallt und kracht.
                          Ist das nun deswegen völlig belanglos und ohne Bedeutung? Ich denke nein, da schon allein diese unnatürliche Fokusierung ein Statement ist. Aber auch abseits davon ist "Pulp Fiction" ein lakonisches Bilder einer Nation, die sich zwischen Kitsch und Gewalt, Bibel und Pistolen längst selbst nicht mehr im Spiegel erkennt. Einer Welt, die ja selbst nur noch für kurze Momente denkt und das Ganze gerne unberücksichtig lässt. Ähnlich wie Verhoeven in "Starship Troopers" versteckt "Pulp Fiction" seine kritischen Spitzen so sehr, dass man sie leicht übersehen kann. Aber da sind sie.
                          Prunkstück des Films bleibt aber dennoch seine Inszenierung. Von vorne bis hinten. Da passt das Drehbuch, jede einzelne Szene ist perfekt ausgeklügelt und über den Cast muss man hier keine Worte verlieren. Tarantino traut sich in "Pulp Fiction" nun auch die ganz großen des Kinos zu zitieren und so findet man hier Spuren eigentlich aller relevanten Filmbewegungen der letzten 70 Jahre. Die Kunst ist natürlich, all das eine funktionierende Form zu pressen. Das kann Tarantino, großartiger Handwerker und wandelndes Filmlexikon. Allein was die Musikauswahl betrifft wird dieser Mann (und auch dieser Film) etwas überschätzt, das ist so innovativ und prickelnd nicht, was uns hier aufgetischt wird. Aber wollen wir nicht Mankos im Detail suchen, gut ist die Musik ja trotzdem.
                          Ein toller Film und defintiv ein Must-see. Besser als "Reservoir Dogs" gefällt er mir persönlich aber nicht....ich mochte die Direktheit und den Dreck dort ziemlich arg.

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                          • 8 .5

                            Eigentlich fehlt diesem Erstling Tarantinos ja jegliche Substanz. Er ist spürbar die feuchte Phantasie eines Fanboys, welche über Jahre heranwuchs, Form annahm, geändert wurde und irgendwann in dieser kleine Plot fast perfekt. So perfekt weil er allen Glamour des Blockbuster-Kinos ablegte, es diese Geschichte gibt, einen Haufen Dialoge...und sonst gar nichts. Man merkt "Reservoir Dogs" jederzeit an, dass die Prämisse dieses Films war: So einen Film will ich mal sehen.
                            Dass Tarantino damit auch ein bißchen an den Reglern der Filmgeschichte herumdreht, damit hätte er wohl selbst am wenigsten gerechnet. "Reservoir Dogs" ist ein Film, der sich selbst genügt und der am Ende in erster Linie wohl auch nur Tarantino selbst gefallen sollte. Alle seine Trademarks fließen hier schon ein, auch wenn sie bei weitem noch nie so elegant umgesetzt sind. Aber das ist vielleicht auch der große Vorteil von "Reservoir Dogs": Er ist sich seiner Wirkung noch nicht bewusst, er reflektiert kaum was er da macht, es noch raw & dirty. So brillant Tarantino später diese Methodik auch angewandt hat, so wirklich echt war sie nur hier. Jede einzelne Szene hier wird zelebriert, als es könnte es die letzte sein, die dieser Mann drehen darf. Da ist nicht der Ansatz von Epos oder Pathos, nicht die Spur von großen Handlungssträngen oder sowas wie Charakterentwicklung. 6 Männer, ein Überfall und ein Verräter. Nichts mehr will und braucht dieser Film. Keine Frauen, keine Explosionen, nichts von größerem Schauwert. Ein Kammerspiel, das auf seine Fähigkeit des Erzählens und die Wirkung seiner Dialoge vertraut. So albern es klingt: Ein Film der sich einfach Mühe gibt. Nicht irgendwas hinschludert. Nicht mal 5 nur okayne Minuten akzeptiert. Der keine billigen Effekte einbaut, damit sein Gesamtbild ruiniert und sich dann mit dem niedrigen Budget entschuldigt. Tarantino bemühte sich hier um ein bis ins Detail stimmiges Werk und rief der Welt damit sogar etwas in Erinnerung, wie das früher machte, als man noch auf den Verstand und die Phantasie des Zuschauers vertraute. Oder hat hier irgendjemand jemals Bilder des Überfalls vermisst?
                            Natürlich ist es auch ein Verdienst all der Mimen, die hier ja wirklich schauspielern müssen. Und auch hier hatte ich den Gedanken, dass Leute wie Michael Madsen oder Steve Buscemi eigentlich irgendwie cooler waren, als die ganze 1A-Prominenz heute, die ja teilweise doch einfach nur einmal in einem Tarantino-Film dabeigewesen sein will.
                            "Reservoir Dogs" macht eigentlich nichts falsch, vorallem wohl, weil er viele Sachen erst gar nicht macht. Und natürlich könnte man ihn auch vorwerfen, dass er von sich aus auch keinerlei Aussage, keine Kritik oder sonstige Bedeutung innehat. Er erzählt einfach eine kleine Gangstergeschichte, frei von jedem Ballast, mit minimalsten Mitteln und schafft es dabei aber doch irgendwie sehr souverän und virtuos zu sein. Und das ist dann wohl doch große Kunst und erstaunliches Handwerk. Ich war heute selbst überrascht wie gut mir "Reservoir Dogs" noch gefällt und werte ihn deshalb auch leicht auf. Toller Film!

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                            • 4 .5

                              Film aus der Perspektive des Zombies gibt es mittlerweile ja schon eine Handvoll. Meist ist die Herangehensweise hier jedoch eine komödiantische, welche dem Genre den ironischen Spiegel vorhalten will. Bisher kam mir dabei kein Film unter, bei dem dieser Ansatz funktionieren würde. Auch die erste Sichtung von "Colin" ließ mich damals eher zwiegespalten zurück. Die dramatische Ernsthaftigkeit des Films birgt viel Potential, dies wird aber nie wirklich ausgeschöpft. Meist bleibt es bei einer theoretischen Sympathie dem Film gegenüber, das Werk an sich weiß hingegen wenig zu begeistern.
                              Mir fehlt hier einfach eine ganz eigene Idee. Die Ausgangsposition ist interessant gewählt und weckt Erwartungen, die "Colin" dann eben doch oft nur mit Klischees zu bedienen weiß. Diesmal eben nur aus einer anderen Perspektive. Man hat nie das Gefühl, dass hier erkundet werden sollte, was denn so eine Kreatur fühlt, antreibt und vielleicht auch denkt, sondern man dreht einfach die Negativ-Version eines billigen und uninspirierten Zombiefilmchens. Wäre hier nicht der Perspektivenwechsel, es wäre einer dieser Zombiefilme, die uns allen schon lange aus dem Hals heraushängen. Und am Ende scheitert "Colin" an den selben Maßstäben. Es ist nicht die billige Machart, nicht das amateurhafte das hier so sehr stört, es ist das fehlen jeglicher eigener Ideen. Ansonsten macht "Colin" mit seinen beschränkten Mitteln ja durchaus was her, man weiß eben nur nie, warum man den Film jetzt unbedingt bis zum Ende sehen sollte.
                              Netter Ansatz, unbefriedigendes Ergebnis. Und ich merkte mal wieder, was für ein Blödsinn dieses furchtbare Kameragewackel im modernen Film ist. Mag das noch irgendwer sehen?

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                              • 9 .5

                                Das muss man erstmal verdauen, sortieren und unter verschiedenen Gesichtspunken betrachten. Ich bin ja sowieso nicht der große Seriengucker, so schwer wie "The Wire" hat es mir aber noch keine gemacht. Da muß man sich oft durchkämpfen, manchmal über den eigenen Schatten springen und durchgehend soviel Aufmerksamkeit und Geduld investieren. "The Wire" scheint so kompromisslos, aber nicht weil sie so schonungslos ist, sondern weil sie sich auch mal traut langweilig zu sein. Wenn nichts passiert, dann passiert nichts. Wenn es nicht vorwärts geht, dann gehen die Geschäft ihren normalen Gang. Diese Serie haut nicht auf die Pauke, sie legt keine Spur aus Zuckerstückchen, die der Zuschauer blind folgt. Sie setzt, so blöd das jetzt klingen mag, beim Zuschauer einiges an Intelligenz voraus, auch soziale Intelligenz, und wirft damit schon mal viele mögliche Zuschauer über Bord. Und "The Wire" ist nie cool, setzt keine Akzente die einen Hype fördern würden (wovon viele aktuelle Serien ja leben), wird aber in einigen Jahren den Stellenwert einer absoluten herausragenden Serie haben, während viel der momentan hochgejubelten Serien vergessen sein werden.
                                Aber wie diese 5 Staffeln in ein paar Sätze packen? Und erklärt man den Inhalt, dann wird man dem Rest nicht gerecht. Denn wo "The Wire" einerseits ein Blick auf die politischen, sozialen und gesellschaftlichen Abläufe der Stadt Baltimore ist, da wird diese Serie allerspätestens in der 3. Staffel zum sozialen Sittenbild von sheakspeareschen Ausmaß. Was einem anfangs recht bekannt vorkommt und vielleicht sogar etwas banal erscheint, das verästelt sich zusehends, wird unübersichtlich und groß, fordert und entwickelt ein solch unglaubliche Dramatik. Und auch wenn hier der eine oder andere denkt, dass ich übertreibe: Diese Größe, diese epische Dramatik...ich kann sie nur mit Shakespeare vergleichen. Vergleiche mit anderen Serien würden hier vom ersten Moment an hinken.
                                Natürlich schlägt auch "The Wire" über die Stränge, schiebt die Serie mal ein Thema etwas zu künstlich an. Und sicher würde ich "The Wire" auch nicht wirklich realistisch nennen, aber das kann die Serie auch gar nicht. Sie benutzt Baltimore als Modellstadt um die verschiedensten Zusammenhänge aufzuzeigen, die hinter dem Vorhang der meisten Städte ablaufen. Das wirkt oft etwas übertrieben, etwas zu negativ in seiner Komprimiertheit. Aber es zeigt die unendlich vielen Fäden, das Gerangel um Macht und Einfluß, das Verhältnis von Kreation und Zerstörung, von Ambition und Motivation, wie sie es wohl überall gibt, nur die Größenordnungen sind verschieden.
                                Das alles klingt vielleicht etwas arg nüchtern, was es aber nie ist. Denn kein Drama kommt ohne Menschen aus und hier spielt "The Wire" wohl seine stärkste Karte aus. Jeder hier ist gut und böse....aber sind wir mal ehrlich: Das kennen wir zu genüge und innovativ ist das schon lange nicht mehr. Aber bei "The Wire" hatte ich zum erstenmal das Gefühl, dass dieses Prinzip wirklich mit Leben gefüllt wird. Die Hauptfigur McNulty ist gelinde gesagt ein Idiot. Ein Arsch. Eigentlich ein absoluter Versager. Ich mochte wirklich nichts an ihm und war froh, wenn er mal eine Staffel nicht soviel zu sehen war. Aber wie mutig ist es, solch eine Figur in den Mittelpunkt zu stellen? Eine Figur, bei der man noch nicht einmal Lust hat irgendeinen positiven Aspekt zu finden. Der keinerlei Identifikationspotential besitzt. Wirklich keines. Trotzdem ist er kein Bösewicht...er ist einfach ein furchtbar unangenehmer Mensch. Wohlgemerkt: Ich sehe das nicht als Kritik an "The Wire", ich sehe das als Lob. Vorallem besitzt diese Serie, hinter dem ungeliebten McNaulty, über eine Armada an faszinierenden, schimmernden, komplexen und beeindruckenden Figuren. Völlig unglaubliche Charaktere, völlig verschieden und doch stecken sie alle im selben Loch. Selbst Personen aus der zweiten Reihe (unwichtige gibt es hier gar nicht) beschäftigen einen, sind interessant, sind anziehend und abstoßend. Und wir reden hier nicht von einer überschaubaren Gruppe von Menschen...wir reden hier von ca. 50+ Figuren. Das ist so großartig und wieder fällt mir nur eines spontan ein: Shakespeare.
                                Mit der Zeit wünscht man manche zum Teufel, das Schicksal mancher berührt einen, was einen oft selbst überrascht. Aber alle Figuren machen etwas mit einem. Keine ist austauschbar, alles gehört genau so. Und da ist "The Wire" dann leider doch unendlich realistisch. Die Serie ist kein dramatisches Wunschkonzert. Was passiert, das passiert. Und es geht einfach weiter. Das dramatische in "The Wire" ist oft auch, dass es keine Dramatik gibt wo man sie sonst zuhauf sieht. Wir trauern um Menschen, die wir sonst verurteilen würden. Und das sagt uns diese Serie auch, wir werden den Drogendealer eine Straßenecke daneben, den wir eben nicht kennen, weiter verurteilen. Er wird weiter das Böse für uns sein. Das soziale Gewissen der Menschen ist heuchlerisch. Das ist einer der vielen Momente, in dem "The Wire" durchaus auch sein Publikum angreift.
                                Im Bewusstsein dieser Serie mit wenigen Sätzen gar nicht gerecht werden zu können, will ich sie einfach jedem wärmstens ans Herz legen. Das ist groß, das ist intelligent. Es ist intensiv, es ist zwiespältig. Das ist Enterntainment, Education und Provokation. Es ist einfach verdammt gut. Selbst meine kleine Liste der Lieblingsfiguren muss ich bei "The Wire" auslassen. Es gibt so so so viele tolle Figuren hier. So so viele. Bubbles, Prez, Stringer, Chris, Michael....es würde keine Ende nehmen. Bodie!!! Wie sehr ich irgendwann Bodie mochte!
                                Zwei Figuren möchte ich trotzdem herausheben! Snoop, dieses Mädchen/Frau, von der ich erst nicht erkannte, dass sie weiblich ist. Diese Killerin, die einem zum schmunzeln bringt, obwohl sie so unendlich abscheulich ist. Felicia Pearson, so ihr richtiger Name, gespielt von Felicia Pearson. Und wer sich über diese "echte" Felicia mal im Netz informiert, der wird sehen wie real "The Wire" doch am Ende ist.
                                Und...Omar! Großartiger Omar! Unter all den Filmen und Serien die ich jemals sah, wird er immer einen Top Ten Platz haben! Was für eine Figur, was für ein Charakter! Wie Snoop abscheulich, aber unglaublich anziehend. Der absolute amerikanische Albtraum. Schwarz, gutaussehend, homosexuell und ein Leben, das sich nur an den eigenen Regeln und der eigenen Moral orientiert. Omar macht unschöne Dinge, aber wirkt menschlicher als viele dieser Bürohengste und Bürokraten. Oh man, was für ein großer Charakter. Allein wegen ihm sollte man diese Serie gesehen haben!

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                                • 7 .5

                                  Ein perfekt unfperfekter Film. Ein laues Lüftchen, das einem ganz schön um die Ohren bläst. Ein Mixtur, die eigentlich gar nicht funktionieren dürfte, die aber trotzdem immer wieder Spaß mach. Irgendwo zwischen dem, was man so Tarantino-like nennt, Film Noir und jeder Menge pubertärer Albernheiten. Witze und Sprüche, die man eigentlich doof finden müsste...aber es ist irgendwie alles so sympathisch hier, so gut aufeinander eingestimmt. Und es ist wirklich überraschend, wie oft dieser Film funktioniert. Er verliert kaum an Esprit, vielleicht weil er von vornherein nie das Zeug zum Lieblingsfilm hat. Einfach ein Film, den man gerne ab und an sieht und immer wieder überrascht ist, wie gut er doch eigentlich ist.
                                  Und gerade der Sympathiefaktor zieht sich wie ein roter Faden durch "Kiss Kiss Bang Bang". In den Hauptrollen eine Handvoll von Schauspielern, welche mehr oder weniger auf dem absteigenden Ast sind (ja, Robert Downey Jr. war das damals auch) und hier eine aus Selbstironie und Leck-mich-am-Arsch-Attitüde gemixte Trotzreaktion abliefern. Man spürt einfach den Spaß den sie beim Dreh wohl hatten...als würden sie an das eine große Ding gar nicht mehr glauben und jetzt einfach nur noch eine gute Zeit haben wollen. Entgegen kommt ihnen hier ein Drehbuch, das einerseits völlig auf den Punkt ist, was die Kriminalgeschichte anbelangt, aber eben auch jede Szene als Gelegenheit sieht sich über Hollywood und den dortigen Menschenschlag lustig zu machen. Ein Humor der oft derbe erscheint, dabei aber doch sehr hintersinnig ist, ein andernmal aber sehr durchdacht wirkt, aber letztendlich nur völliger Blödsinn ist. Da werden selbst Morde zum Feel-Good-Aspekt und auch das bittere Thema, das immer im Hintergrund von "Kiss Kiss Bang Bang" herumschwirrt, vermag es nicht die positive Wirkung des Films anzukratzen.
                                  Klar, nicht der Weisheit letzter Schluss und noch nicht einmal good clean fun. Denn clean ist hier gar nix. Schwarzhumorig, voller Seitenhiebe aufs Filmbusiness und gespickt mit Zitaten und Anspielungen auf andere Filme. Und wo bei sowas Tarantino oft etwas klugscheißerisches an sich hat, da ist "Kiss Kiss Bang Bang" einfach ein Buddys-and-beer-Film. Also durch und durch sympathisch.
                                  Wer schon immer mal wissen wollte, wie sich eine Mischung aus "Pulp Fiction", "Something about Mary" und "The Maltese Falcon" anfühlen würde....hier ist sie! Und sie fühlt sich gut an!

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                                  • 8
                                    über Hero

                                    Selbst wenn "Yīngxióng" gar nichts zu erzählen hätte, wenn ihm jeglicher Inhalt fehlen würde, ja selbst dann wäre es ein sehenswerter Film für mich. Dieser Film zelebriert die Schönheit der Bilder, entfaltet eine fast schon perfekte Ästhetik und macht sich dadurch phasenweise unangreifbar. Denn erzählerisch ist dies sicherlich nicht das Gelbe vom Ei. Gerade gegen Ende hin geht "Yīngxióng" storytechnisch spürbar etwas die Luft aus und lebt tatsächlich manchmal nur von seinen Bildern.
                                    Ich will hier aber nicht wieder die Stecknadel der Kritik im Heuhaufen der Bilderflut suchen. "Yīngxióng" erzählt eine durchaus interessante Geschichte, vielleicht erzählt er sie nur etwas zu lange. Man wird dieses Rätselspiels irgendwann einfach überdrüssig und lässt seine Aufmerksamkeit dorthin schweifen, wohin sie eigentlich schon die ganze Zeit wollte. Zu diesen Farben, diesem Rausch, diesen visuellen Pathos. Perfekt und beeindruckend wie eine wunderschön verzierte Porzellanvase und ebenso zerbrechlich. Und vielleicht genauso leer. Aber wer denkt beim Anblick dieser Vase darüber nach, was in ihr steckt? Sie blendet und nimmt gefangen, verzaubert und umgarnt. Allein die Szene in der sich die fallenden Blätter Rot wie das Blut färben....zum darniederknien.
                                    Wo bei anderen Filmen eine tolle Optik oft das Sahnehäubchen auf einer packenden Geschichte ist, da verhält sich dies bei "Yīngxióng" genau andersherum. Dieser Film ist für das Auge gemacht, für die Sinne. Ein Film, wie er sonst meist nur im Kopfkino läuft. Ein Film bei dem die Realität der Schönheit weichen muss. Ein Film bei dem man den Kopf ruhig auch ausgeschaltet lassen kann, diesen will der Film gar nicht erst erreichen. Er will zum Gefühl werden, zum Kunstwerk...und in seinen besten Momenten schafft er das ganz phänomenal.

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                                    • 6 .5

                                      Nach den beiden ersten "Ringu"-Filmen drehte Hideo Nakata diesen kleinen, aber durchaus feinen Genrebeitrag. "Kaosu" bietet zwar nichts aufregend neues, besonders wenn man ihn mit einigen Jahren Abstand noch einmal betrachtet, dieses Verwirrspiel jedoch, welches er anzettelt, das bringt er souverän und weitesgehend ansprechend über die Bühne.
                                      "Kaosu" spielt mit dem Sein und Schein seiner Geschehnisse und den verschiedenen Motivationen Plänen seiner Protagonisten. Eine Entführung als Ausgangsbasis, doch schon bald laufen die Dinge aus dem Ruder, werden undurchsichtig und verworren. So weit, so altbekannt. Es gab davor viele Film, die die Methode verschiedener Blickwinkel verwendeten und es gab noch mehr danach. Sicherlich gehört "Kaosu" nicht zu den herausragenden Vertretern dieser Film, scheitert aber auch nicht daran, wie soviel andere. Ohne viel Schnickschnack drumherum erzählt er seine Geschichte und es ist, als blättere er mit jedem Handlungstwist die Seite eines Buches um und man ist gezwungen das bisherige neu zu interpretieren. "Kaosu" tut hier aber nicht übermäßig geheimnisvoll, will den Zuschauer auch nicht vorführen oder dessen Intelligenz anzweifeln...er bleibt immer eine kleine, reißerische Kriminalgeschichte und das macht ihn dann doch sehr sympathisch.
                                      Deutlich an westlichen Produktionen angelehnt, gewinnt der Film aber doch ein bisschen Atmosphäre aus seinem anderen kulturellen Hintergrund, was sich besonders in den Mann-Frau-Beziehungen niederschlägt. Die Figuren sind recht zurückhaltend angelegt, es gibt zwei, drei schön fiese Szenen und spannend ist der Film obendrein.
                                      "Kaosu" sprengt nie Grenzen des Genres...oder irgendwelche anderen. Er bleibt in gewissen Maße immer Durchschnitt. Aber eben ziemlich guter Durchschnitt.

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                                      • 8

                                        Franz Kafka und Michael Haneke. Der eine wird innig geliebt und mit dem anderen komme ich überraschend gut zurecht. Aber funktioniert die Mischung? Für mich eindeutig Ja, für andere wohl weniger, wie man auch hier lesen kann.
                                        Wer ein abgefilmtes Buch erwartet, oder sogar einfordert, der ist hier fehl am Platze. Aber selbst eine 1 zu 1 Umsetzung des Buches würde ja doch niemanden zufriedenstellen...Literatur und Film sind eben nicht dasselbe. Und Haneke macht hier verdammt viel richtig. Die Dialoge sind weitesgehend vorlagengetreu, die Off-Stimme unterstreicht die literarische Herkunft des Stoffes (und gefällt mir bei diesem Film extrem gut), das was Haneke zeigen kann, zeigt er auf seine eigene Art und was eben nicht angemessen zu visualisieren ist, das überlässt er der Phantasie des Zuschauers.
                                        Natürlich verschieben sich dadurch die Bilder und Gedanken die man im Kopf entwickelt, Haneke hat nicht die Zeit, die sich Kafka in seinem Romanfragment nehmen kann. Er muss mit anderen Mitteln arbeiten und tut dies wirklich sehr geschickt. Man kann sich z.B. von den optischen Eindrück her, nie ein sicheres Bild davon machen, wann diese Geschichte denn überhaupt spielt. Das könnte in den 30er Jahren genauso sein wie in den 90ern. Einige Merkmale sprechen für die Vergangenheit, andere sagen wiederum das Gegenteil. Das mag mancher als Schnickschnack abtun, aber es verwirrt, es verunsichert und das unterstütze für mich die Geschichte ungemein. Auch diese kurzen schwarzen zwischen jeder Szene wirken völlig ungewohnt und seltsam. Ein eigentlich völlig einfache Methode, welche aber wirklich Wirkung zeigt (hab Anfangs geguckt ob der Player evtl. spinnt). Dies sind so kleine Dinge, die eigentlich recht banal erscheinen, aber dem Film geben, was das Buch ausmacht, nur eben auf eine andere Art. Es lässt einen ratlos dastehen, ist eine tolle Ergänzung zu allen den widersprüchlichen Dialogen, die Haneke aus Kafkas Roman entnommen hat. Diese Gespräche, die so verworren und absurd sind, die den Zuschauer/Leser aber seltsamerweise immer viel mehr verwirren als den Helden K. Formell wählt "Das Schloß" einfach einen anderen Weg Kafkas Welt darzustellen. Einen Vergleich mit dem Buch hält der Film sicherlich nicht stand, aber andererseits wird man mit solch einem einfachen Vergleich auch Hanekes Werk nicht gerecht.
                                        Denn irgendwann schafft Haneke das Unmögliche. Irgendwann nimmt "Das Schloß" einen nämlich so gefangen in seinem undurchdringlichen Labyrinth, entwickelt er diese seltsame Spannung, die so sehr vom Unwissen genährt ist, und vermittelt diese eigenartige Unsicherheit, die ich mich erinnere, beim lesen des Buches gehabt zu haben. Und noch etwas trat auf, was auch bei Kafkas Roman empfand: Ich hätte Stunden, ja Tage, weiter in diesem Dorf verbringen können. Und all das ist schon eine Menge, besonders wenn man sich darauf besinnt, welch schweren Stoff Haneke hier verfilmte.
                                        Eine mutige, und für mich völlig funktionierende Literaturverfilmung, die genügend Respekt gegenüber der Vorlage zeigt, die aber sich auch nicht scheut eigene Ansätze miteinzubringen. Das Ergebnis ist stimmig....und wirkt vorallem. Danke Herr Haneke!

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                                        • 5 .5

                                          Ein klein wenig tut einem Dario Argento da schon leid. Wie er versucht vergangenes wieder heraufzubeschwören, trotzdem aber einen Film abliefern will, der wenigsten ein paar Dollar abwirft. Leider hat es aber in "Trauma" oft den Anschein (wie auch in seinen späteren Werken), dass Argento einfach keinen Schimmer hat, wie ihm all seine Klassiker damals gelungen sind. Filmübergreifend wirkt das schon hilflos, was der Mann da macht. Ständig versucht er sich auf das zu besinnen, was ihm Ruhm und Ehre bescherte, ständig will er wieder Anschluss finden und doch scheitert er immer wieder.
                                          "Aura" stellt dabei sogar einen seiner besseren Film der letzten 20 Jahre dar. Zwar in den USA der 90er angesiedelt und durch allerlei aktuelle Bezüge aufgefrischt, liefert Argento mit diesem Film im Grunde doch wieder einen typischen Gallio ab. Ein Mord geschieht nach dem anderen, die Gründe für diese liegen im Dunkeln verborgen und sind letztendlich auch kaum von Interesse. Man weiß ja halbwegs wie es abläuft und nimmt bei diesem Genre ja auch durchaus unsinnige Auflösungen in Kauf. Mit den Handlungssträngen zwischen und neben den Morden ist leider auch kein Blumentopf zu gewinnen, da doch nur irgendwelche Klischees aufgewärmt werden. Und da ist es egal ob man von Figuren, Beziehungen, Berufen oder Krankheiten spricht....alles ist hier völlig formelhaft abgehandelt.
                                          So muss man sich eben an der seltsamen Stimmung erfreuen, die in "Aura" doch immer mal wieder durchbricht. Das ist zwar dann oft verquer und meist auch ohne Sinn, aber es hat was. Nicht das, was es in den 70ern hatte, aber zumindest einen kleinen Bruchteil davon. Diese Atmosphäre und die Morde, um die sich Tom Savini gekümmert hat, sind es, weshalb man diesen Film doch nicht gänzlich verteufeln will. Denn auch wenn er es manchmal offensichtlich versucht, Argento schafft es nicht mal mehr andeutungsweise sein Gespür für Einstellungen, Bilder und Farben umzusetzen. Er versucht es immer wieder zu erzwingen, bleibt dabei inszenatorisch aber ein Schatten seiner Selbst.
                                          Und wenn da keine großartigen Gegenpole da sind, dann fallen die übrigen Mankos eben umso mehr ins Gewicht. Und tolle Geschichten, eine Erzählkultur oder ein Händchen für Schauspieler bzw. deren Führung...das hatte Argento nie in ausgeprägtem Maße. Hatte den Film vorher schon ziemlich lange nicht mehr gesehen und dass ich mich kaum an etwas erinnerte, ist leider schon etwas bezeichnend für "Aura".

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                                          • 5

                                            Ein entfernter Bekannter, den man vor Jahren ab und an mal sah, aber dann aus den Augen verloren hat. Nach einer relativ großen Zeitspanne sieht man sich wieder...und hat sich so gut wie nichts zu sagen. Man ist höflich, spricht ein paar Worte, flüchtet sich in Anekdoten, was in den Moment sich ja auch ok anfühlt. Aber im Heute hat man sich spürbar nichts mehr zu sagen, man will einfach nur weitergehen, es fühlt sich etwas nach Zeitverschwendung an. So ging es mir mit "Stephen King’s It" gestern.
                                            Vor 20 Jahren fand ich den ja wirklich ganz nett. Filmfutter für Zwischendurch im Fahrtwasser unzähliger anderer King-Verfilmungen. Dass dies keine toller Film ist, das war auch schon damals offensichtlich. Er hatte aber seine Momente und die funktionieren teilweise auch heute noch. Die Szenen in der Vergangenheit haben ein schönes "Stand by me"-Feeling und erzeugen wirklich Anteilnahme. Die verliert man aber schnell, wenn man dann sieht was aus diesen Jungs und dem Mädel wurde. In der Gegenwart sind das allesamt nur billige Abziehbildchen, welche alle unter Traumatas leiden, die wirken, als wären sie aus dem psychologischen Almanach für Hausfrauen entnommen. Da nervt wirklich jede einzelne Figur. Der Pathos, den man den Kindern noch gerne zugestanden hat, wird zur ständigen Überzeichnung von Charakteren und dem dazugehörigen Schauspiel. Eine Therapiegruppe auf ihrem Feldzug gegen die Dämonen der Vergangenheit. Naja.
                                            Eigentlich kann man die gesamten zweiten 90 Minuten vergessen. Das berührt nicht, das ist nicht spannend und es ist halt einfach nicht gut. Vielleicht hätte man einen kürzeren Film machen sollen, der sich auf die Kids konzentriert. Lieber einen guten Film, als eine schlechte Umsetzung, die sich aber stark am Roman orientiert. Vorallem wurde das Ende hier ja doch eh sehr phantasielos umgesetzt, man spult den Film runter und lässt mittendrin den Horror, der diese Geschichte eigentlich ausmacht, einfach liegen. Man hätte da auch ne Barbiepuppe oder so ein Furbyding als Quelle allen Übels hinstellen können...die wären genauso leb- und vorallem seelenlos wie dieses Getier hier.
                                            Eine gute Stunde Film, zwei eher schlechte. Hier und da dieses melancholische King-Feeling, oft aber nur Langeweile. Eine Heimat für eine Horde an Serien-Stars, denen man immer anmerkt warum es zum großen Film nie gerreicht hat und die es einem Tim Curry sehr leicht machen, als böser Clown Pennywise zu scheinen.

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                                            • 7 .5
                                              über Opfer

                                              Ein sehr persönlicher Film. So persönlich, dass man als Zuschauer sich manchmal schon ausgeschlossen fühlt. Sind Filme meist darauf ausgelegt dem Zuschauer zu entsprechen, scheint "Offret" das zu sein, was Tarkovsky einfach noch einmal sagen wollte. Ohne Rücksicht auf den Betrachter. Ohne zu überlegen was dieser vom Gesehenen hält, ob er mitgehen kann oder sich damit identifiziert. Ein Film bei den man nur ahnen kann, versuchen kann zu interpretieren. Befreit man "Offret" von all seiner Symbolik und religiösen Hintergrund, dann scheint dies ein Film zu sein, welcher ein ganz konkretes Gefühl, eine Angst, eine Hoffnung oder was auch immer, verkörpert, die gänzlich wohl nur der eine verstehen kann, der sie fühlt.
                                              "Offret" ist von Beginn an sehr geheimnisvoll. Alles ist irgendwie anders, jedoch gerade noch so erdverbunden, dass man in seiner Interpretation immer etwas hin und hergerissen ist. Ein böser Traum, was es wohl auch ist, welcher kongenial umgesetzt ist, was ich aber erst im Nachhinein für mich feststelle. Einfach weil es der Traum eines anderen war, den man eben automatisch mit einem eher nüchternen Bewusstsein betrachtet. Aber überträgt man die Art und Weise der Umsetzung, dann sehen so tatsächlich diese Träume aus, nach denen man aufwacht, sich unwohl fühlt und die man auch den ganzen Tag nicht mehr aus dem Kopf bekommt. Weil sich in der Nacht Urängste gemeldet haben. Sie nehmen seltsame Formen an, tragen komische Masken und sagen oft unsinnige Dinge. Etwas in uns scheint dies aber immer zu verstehen.
                                              Ich selbst war immer nur Zuschauer bei "Offret". Wie gesagt, es war nicht meines. Manchmal verstand ich, manchmal weniger. Aber nie hat etwas in mir Kontakt mit dem Film aufgenommen, nie hat der Film mit mir etwas gemacht und nie habe ich aus dem Film etwas machen können. Vielleicht war es wirklich einfach Tarkovskys eigener Film, der mir eben nicht gehört. Das ist ja völlig ok.
                                              Denn schön ist "Offret" ja trotzdem. Bedrohlich ist er und gleichzeitig immer etwas entrückt. Schwelgerisch und mild, aber es ist immer ein unheilvoller Wind zu spüren. Momente einer surrealen Angst, die aber die eines anderen ist. Der Weg einer Erlösung, die aber nie die eigene ist. Ein Weg, der mir vielleicht zuwider wäre, würde er in einer missionarischen Art dargestellt. Hier will aber ganz offensichtlich nur seinen eigenen Frieden finden und wer wäre ich, würde ich die Wege anderer dorthin verurteilen.
                                              Ein wohl ziemlich aussageloser Text. Aber auch 2 Tage später ist "Offret" ein Film, über den ich nicht sagen könnte ober schwarz oder weiß war, ob ich Ja oder Nein sagen soll, ob man ihn empfehlen kann oder nicht. Ein stummer Schrei, den ich zwar höre, aber nicht gänzlich nachempfinden kann. Vielleicht kann ich das ja in 10 Jahren besser...oder in 20. Gerade aber noch nicht.
                                              (Wer mehr über den Film wissen will: Filmfan90 hat da direkt unter mir einen tollen Text verfasst, der um einiges klarer ist als meiner.)

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                                              • 7

                                                Bis gestern Abend war mir gar nicht bewusst, dass "Rumble Fish" und "The Outsiders" im selben Jahr gedreht wurden. Beide mit einer recht ähnlichen Thematik, nach einer Romanvorlage des selben Autors und beide mit Matt Dillon. Ein Vorhaben, das wohl meist in die Hose gehen würde. Francis Ford Coppola grenzt sich mit "Rumble Fish" inszenatorisch ganz deutlich von seinem vorherigen Werk ab, ohne dabei an Wirkung und Atmosphäre zu verlieren. Im Gegenteil: Mir sagt diese seltsame herangehensweise einen Ticken mehr zu, als die vergleichsweise traditionelle Inszenierung von "The Outsiders. Auch die eher reduziert Story der zwei Brüder, die an zwei völlig verschiedenen Punkten ihres jugendlichen Lebens stehen, entspricht mir etwas mehr, als die doch recht reichlen Handlungsstränge des großen filmischen Bruders.
                                                Es wirkt aber oft eigenartig was Coppola uns hier serviert. Das fühlt sich mal nach Film Noir an, dann wieder etwas nach einem Groschenroman bzw. einem alten Comic, teilweise wartete ich darauf, dass jemand zu singen anfängt, da einige Szenen sich einfach total nacht Musical anfühlten. Die Grautöne sind nicht die, die wir sonst kennen. Sie sind dreckiger und dunkler, varrieren aber in ihrer Oberfläche. Es gab Momente, in denen ich gerätselt habe, ob Coppola Filmmaterial aus den 50ern in seinen Film geschnitten hat...es sah einfach so alt aus. Aber auch erzählerisch erinnert sich Coppola an den Jugenddramen der 50er und 60er. Oft etwas naiv anmutend und anscheinend völlig losgelöst von der Welt der Erwachsenen, kämpfen die Jugendlichen gegen ein inneres Gefühl an, welches sie selbst nicht genau benennen können. Diese große Sehnsucht, von der die Jugendlich intuitiv befürchten, dass sie sich doch nie erfüllt. Diese undefinierte Verzweiflung, die sich in Gewalt entlädt und die Jungs dazu bringt, sich ihren eigenen kleinen sozialen Kosmos aufzubauen. In dem jungen Rusty James brennt noch das Feuer, er will seine Träume leben, sie erlangen, notfalls eben mit Gewalt. Sein großer Bruder, der Junge mit dem Motorrad, steht schon an der Tür zum Erwachsensein, er erhaschte sogar schon den einen oder anderen Blick hindurch und weigert sich durch diese zu gehen. Er weiß es wartet nichts schönes auf ihn. Desillusioniert geht einen Schritt zur Seite und steht somit mit Rücken zur Wand des Lebens. Die Wege sind vorbestimmt, doch er will sie nicht gehen. Er kann weder vor, noch zurück...er kann nur noch hoffen, seinen Bruder vor diesen Moment der Niederlage zu bewahren.
                                                "Rumble Fish" erzählt dies alles relativ leise, hat eigentlich kaum herausstechende Höhepunkte. Gemächlich und doch irgendwie orientierungslos, naiv und manchmal etwas aufbrausend, aber immer etwas melancholisch, geht der Film relativ geradlinig auf sein Ende zu. Es scheint nie eine Abzweigung nach Links oder Rechts zu geben, nie eine wirkliche Alternative. Coppolas seltsame Inszenierung unterstützt die Wehmut, die "Rumble Fish" umhüllt. Er zitiert mal offensichtlich, mal ganz unbemerkt und erschafft fast so etwas, wie einen Abgesang auf die jugendliche Revolution. Eine Ode an die Marlon Brandos und James Deans dieser Welt, die sich auflehnen und scheitern. Und in dieser einen Rolle, egal was der Mann danach auch teilweise verzapft hat, erreicht Mickey Rourke fast soviel Charisma wie die beiden oben genannten Ikonen. Schön, cool und nach außen so abgeklärt, hört man doch die Schreie seines inneren Schmerzes.

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                                                • 5 .5

                                                  Wohl der schwächste unter all den großen Horror- und Slasherklassikern. "Friday the 13th" lebt zu weiten Teilen von seiner Legende und wirkliche Faszination kann ich bei diesem Film nur verstehen, wenn man ihn entweder 1980 gesehen hat oder als Kind mit 6 oder 7 Jahren. Ich sah ihn tatsächlich vor 3 oder 4 Jahren das erste mal und war schon damals recht irritiert ob seiner Mittelmäßigkeit. Da ist einfach nicht weltbewegendes an "Friday the 13th", wirklich nichts. Alles was man dem positiv zuschreiben könnte, hat er von anderen Filmen übernommen und sind in diesen Vorbildern jeweils auch besser umgesetzt.
                                                  Im Grunde bedient der Film einfach eine Publikumserwartung, ohne dabei den geringsten Hintergedanken. Selbst die angewandte 08/15 Regel, dass alle die Sex haben sterben und die Jungfrau überlebt, fand nur ihren Weg ins Drehbuch, weil dessen Schreiber Victor Miller dies so in anderen Filmen gesehen hat. Ansonsten hält "Friday the 13th" keine noch so klitzekleine Interpretationsmöglichkeit bereit...es ist einfach ein Film in dem ein paar Jugendliche getötet werden. Und in diesen Kills liegt schon fast der alleinige Reiz des Films, alles dazwischen erträgt man...Spaß macht das aber nicht. Die Lücken der ersten Hälfte werden mit jugendlicher Tollerei gefüllt und wirkt völlig überzogen und albern. In der zweiten Hälft versucht man dann etwas Spannungähnliches aufzubauen, was aber wiederum nur überzogen und albern wirkt. Das alles mag ziemlich hart klingen, hält man sich vor Augen was für einen Ruf der Film genießt, aber "Friday the 13th" kann dem Mythos null Leben einhauchen. Er ist dümmlich, manchmal sogar etwas langweilig und auch viel zu lange. Ein netter Horrorfilm für Zwischendurch, der heute direkt auf DVD veröffentlicht werden würde.
                                                  Auf der Habenseite sind definitiv die Special Effects des hochverehrten Tom Savini zu verbuchen. Wirklich toll gemacht, haben sie jedoch ein Manko: Man sieht meist nur die Resultate und nicht den kompletten Vorgang eines Kills. Das ist nicht Savinis Schuld und mag für manche klingen, als beschwere sich ein Gorebauer....aber wenn ich mir solche Filme angucke, dann will ich das auch sehen. Schade, aber toll. Schöne Effekte, die man aber nur halbherzig genutzt hat. Bei "Dawn of the dead", 2 Jahre zuvor, zeigte Savini was er kann, wenn er darf. Womit wir bei den Vorbildern wären. In Punkto Härte war das sicherlich eben jener legendäre Zombiefilm von George A. Romero. Diesen erreicht "Friday the 13th" aber natürlich nie, das hat ja bis heute eigentlich niemand geschafft. Atmosphärisch wäre Cunninghams Film gerne der nächste "Halloween" geworden, aber auch da reicht er nicht annähernd an das Vorbild heran. "Friday the 13th" hat nie diese Radikalität, diese kalte Härte, nicht ein Zehntel davon.
                                                  Was mir heute bei der Musik auffiel und durch das Finale dann bestätigt wurde: "Friday the 13th" wäre immer auch gern ein kleiner "Psycho". Dessen Spannung und Verrücktheit hätte er gerne, doch wie schon bei Härte und Atmosphäre geht der Schuss nach hinten los. Das Finale ist absurd, womit ich noch leben könnte, dieser (ich nenn es mal) Endkampf aber, der ist...ja...der ist...irgendwie...der ist dummlächerlich. Da frägt man sich schon, wie wurden die vorherigen Morde eigentlich im Detail bewerkstelligt? Das ist völlig cheesy. Cunningham bekommt dann zeigt dann zwar noch ein wirklich tolle letzte Szene, lässt diese aber leider eben nicht die letzte sein. Wiederum: Schade.
                                                  Ich bin mit "Friday the 13th" wohl etwas strenger, als ich mit irgendeinem billigen Zombiefilm wäre, von dem ich nichts weiter erwarte. Dieser Film ist aber eine Legende, der Erwartungen schürrt, die er so gut wie nie einhält. Objektiv betrachtet, und ohne eine persönliche Vergangenheit mit diesem Streifen zu haben, ist "Friday the 13th" einfach kein guter Film. Wie gesagt: Nett und in seiner rudimentären Art ja durchaus charmant, aber die Top-Liga ist ganz ganz weit weg.

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                                                  • 6 .5

                                                    Das frühe Werk Cronenbergs hat für mich durchgehend eine sehr unangenehme Atmosphäre, die es mir teilweise echt schwer macht diese Filme anzusehen. Ich könnte aber nicht genau sagen, was das ist...es wirkt alles so zähflüssig, wie von einem dicken Nebel umhüllt und als finde das normale Leben, in dem auch mal die Sonne scheint, fernab von diesen Geschichten statt. Als gäbe es keine Welt außenrum mehr, sondern nur diese Geschichte, nur diese involvierten Personen.
                                                    Diese erzählerische Isolation bedingt bei "Rabid" durchaus, dass man den Ablauf der Geschehnisse durchaus auch mal als etwas überzogen betrachtet. Der Effekt steht hier im Mittelpunkt, der Ausgangspunkt des ganzen ist da, weil wohl einfacher da sein muss. Wirklich ernst nehmen kann man das aber nicht. Cronenberg scheint das gewusst zu haben, führt er den Zuschauer doch relativ flott dahin, wo das präsent ist, was er zeigen will. Und was er da bereit hält, das ist wiederum nur sehr schlecht definierbar für mich. Ein sexuell aufgeladenes Bild, Motive des Vampir- und Zombiefilms, welche in einer eigenartig unspektakulären Epidemie gipfeln. Der Film baut sexuelle Erwartungen auf, die er aber umgehend bestraft. Er dreht Rollenverhältnisse um, indem er die Frau zum Täter, ja Vergewaltiger macht. Gleichzeitig ist dies aber auch immer eine Reaktion auf ein lustgesteuertes Denken beim Mann. Andererseits kann man in der Figur der Rose die Zerissenheit einer Nymphomanin finden. Wie sie gegen ihre Triebe ankämpft, ihnen nachgibt, immer mehr in das Dilemma zwischen Tun und Wissen gerät und sich letztendlich in den totalen Selbstbetrug flüchtet. Damit, und sicherlich mit noch viel mehr, gehen Cronenbergs Visionen schwanger. Ich selbst konnte aber kaum etwas finden für mich, etwas das mich damit verbindet. Ich war da gedanklich und emotionell wenig drin, es war zum großen Teil nüchternes Interesse, was diesen Film für mich ausmachte.
                                                    Formell ist "Rabid" ein überraschend routiniert inszenierter Film, der die Holprigkeit, die Cronenbergs Erstlinge noch inne hatten, weitgehend hinter sich lässt. Dramaturgisch fehlt "Rabid" jedoch ab der Mitte der zwingende Antrieb. Zu oft wiederholt sich das gleiche Schema, das finden und überwältigen eines Opfers verliert mit der Zeit völlig seinen Reiz und man hatte das Gefühl, dass Cronenberg einfach nicht wusste mit was sonst er diese 20 Minuten füllen könnte. Erzählerisch war da stillstand, der erst in seinem Finale wieder etwas Antrieb fand.
                                                    Letztendlich blieb auch nach der zweiten Sichtung kaum etwas übrige von "Rabid", das mich auch nach dem Film beschäftigt hätte. Irgendwie schaffe ich es nicht, mich durch das Dickicht dieses Films zu kämpfen. Das liegt aber nicht nur an "Rabid", hier weiß ich auch, das dass an mir liegt. Deswegen will ich das dem Film nicht zu sehr anlasten und geb ihm sogar ein halbes Pünktchen mehr als nach der Erstsichtung.

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