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Alle Kommentare von ElMagico
Ein durch und durch deutscher Film...und nein, das ist bei "Supermarkt" nicht abwertend gemeint. Ein Film, bei dem man irgendwie das Gefühl hat: Ja, der ist von hier, das kenne ich. Denn die Story ist eigentlich eine universelle, sie gibt es überall auf der Welt und wurde auch schon überall verfilmt. Überall gibt es diese kleinen Ganoven, diese gescheiterten Existenzen, die Verlierer und diese Könige kurz vor dem Fall. Überall finden sie sich am Rande der Gesellschaft zusammen, zusammengeschweißt durch den Blick von außen. Überall gibt es solche Geschichten, solche Filme. Die Kunst ist es dem ganzen eine Erdung im Hier zu geben. Keine Versuche zu unternehmen etwas zu verkleiden, nur weil es woanders hipper, glamoröser oder brutaler ist. Das wäre mit Charme nur unzulänglich beschrieben und mit Lokalpatriotismus braucht man hier erst gar nicht anfangen. So ist es, so sieht es aus und so fühlt es sich an. Hier und jetzt bzw. Hamburg 1973. Das spürt man in jeder Sekunde, in jedem Gesicht. Da ist keine Glorifizierung zugegen, keine Schwarzmalerei...man sieht den Figuren an wie sehr sie diesen Ort lieben und wie sehr sie ihn hassen...einfach weil das eben der Ort ist, an dem nunmal gestrandet sind. Das ist es, was viel von "Supermarkt" für mich aus macht, wobei ich das starke Gefühl habe, dass mir diesen Film noch mehr offenbaren wird (da ich ihn heute zum ersten mal gesehen habe).
Ein trostloser Film, der einem das nasskalte Wetter förmlich selbst spüren lässt und in dem auch sonst die Sonne immer nur kurz aufscheinen darf, nur um wieder hinter dunklen Gewitterwolken zu verschwinden. Der junge Willi flieht vor sich und der Welt, versucht Stärke und Willen zu demonstrieren, was er ja eigentlich gar nicht hat und wird immer mehr zum Spielball in diesem Flipperautomaten namens Hamburger Kiez. Willi rennt davon, durchgehend. Von der Polizei, von der Arbeit, von Freiern, von Freunden und Feinden. Ein Wolfsjunges unter Wölfen, die ihrerseits alle nur überleben wollen und versuchen ihr Revier abzustecken. Die Geschichte treibt voran wie ganz von selbst, die Kreise schließen sich, weil sie gar nicht anders können. Das ist wenig überraschend und doch, nichts anderes will passen. So ist das halt. Keiner hier fragt jemals nach dem Gut oder dem Schlecht. Diese Fragen tragen andere von außen hinein in diese Szene. Für die Beteiligten passiert, was passiert. Fühlt man sich wohl - absichern, fühlt man sich unwohl - beißen.
Roland Klick ist mit "Supermarkt" ein erdiger und vorallem ehrlicher Film geglückt. Oft beschränkt auf seinen Actionanteil und als Gegenentwurf zum Autorenfilm gesehen, tut man ihm aber, meiner Meinung nach, etwas unrecht. Es ist natürlich richtig: "Supermarkt" versucht nicht im Ansatz irgendeine Sozialkritik einzubinden, hier und da scheint eher etwas Sozialromantik durch. "Supermarkt" ist kein Film der dem Lehrer gefällt...es ist ein Film der den Schülern etwas gibt. Er akzeptiert seine Figuren, ihr Leben und ihre Umstände und unterlässt jeglichen Kommentar. Aber andererseits: Ist eine solch treffende Milieustudie nicht Kommentar genug?
Ein leider etwas vergessener und prinzipiell unterschätzter Film. Wenn ich nur überlege, welche Reputation ein Film wie "Mean Streets" von Scorsese genießt und diesen dann mit "Supermarkt" vergleiche...dann weiß ich das Scorseses Werk die imposanteren Namen hat und die größere Stadt...den besseren Film hat aber Roland Klick.
Obwohl "Le charme discret de la bourgeoisie" eine eher eng gefasste Handlungsspanne hat, von so etwas wie Spannung will ich gar nicht sprechen, kann er seltsamerweise über seine gesamte Spielzeit fesseln. Wohlgemerkt kann, denn dieses Werk ist auf seine stille Art schon speziell. Leiser Spott, feinsinniger Humor, zarter Surrealismus und ja, irgendwie sehr französisch. Still und leise scheint "Le charme discret de la bourgeoisie" zwischen allerlei Stühlen zu sitzen und dabei vor sich hin zu grinsen. Ein Film zum genußvollen anschauen, zum verbinden und schlussfolgern. Es fließt und schwelgt angenehm, keine Exzesse, keine Skandale...und selbst die kleinen Höhepunkte des Films sind sehr dezent. Allein der Hauch des Surrealen, diese Träume, die scheinbar Grundlos erzählten Geschichten, geben dem Film eine Oberfläche des Anderssein. Doch erschienen mir diese Aspekte auch gar nicht so sehr surreal, verfolgen sie doch alle ein ganz klares Ziel, haben sie alle eine Funktion und sind nicht nur cineastisches Beiwerk.
Insgesamt ist es wohl die durchgängige Gefühl der Ausgeglichenheit, die einen als Zuschauer immer im Flow des Films behält. Von allem ist genug da, aber von nichts zuwenig. Buñuel gaukelt einem eine fast schon objektive Haltung vor, welche er natürlich gar nicht hat. Aber er wendet eben nie irgendwelche Marktschreier-Methoden an, weder inhaltlich noch visuell. Es ist alles so elegant, so stillsicher. Man wähnt nicht die Bosheit, die hinter all dem steckt. Nur manchmal darf man als Zuschauer den Vorhang zur Seite nehmen und sich ein Bild machen von diesen Leuten, die doch so sehr mit ihrer Etikette beschäftigt sind.
Im Kern noch immer aktuell, würde es einem aber wohl schwer fallen einen so liebevollen Film zu diesem Thema zu drehen. Man hat hier doch oft ein wenig den Eindruck, sechs kleinen Kindern beim spielen zuzusehen, die sich ausprobieren, imitieren, oft nicht ihrer Taten bewusst sind und sich in ihrem kleinen Rahmen fühlen, als wären sie die Könige der Welt. Sie greifen Ideen auf, geben sich freizügig und modern. Sie setzen sich über Gesetze und Traditionen hinweg, doch ihre Bestrebungen eine intelektuelle und gesellschaftliche Elite zu sein, bleibt immer nur Makulatur. Am Ende manifestiert sich ihre Überlegenheit in dem Wissen wie man ein Glas hält, während man elementare Dinge wie das Essen zu einer solch überladenen und prestigeträchtigen Sache macht, dass es fast unmöglich erscheint, bei Hunger einfach mal etwas zu essen.
Und doch sind sie sich der Richtigkeit des ganzen nicht sicher. Das Unterbewusstsein, das Gewissen jagt sie. Sie vermuten den Mob vor der Tür, ja hören ihn schon. Des nächtens holt sich die Seele, welche tagsüber kaum vorhanden zu sein scheint, die ihr zustehende Aufmerksamkeit.
"...aber, wenn Sie allgemeingültige Ethik ablehnen, dann müssen Sie sie schon durch eine persönliche Moral ersetzen..."
Chaotisch, amüsant und auf die Tati typische Art irgendwie auch putzig. Aber mir persönlich war "Trafic" insgesamt oft zu quirlig und es fehlten etwas die zwingenden Momente. "Trafic" hat nicht mehr den experimentellen Faktor, der den Vorgänger "Playtime" und will (vielleicht sollte/musste das Tati ja auch) offensichtlich zu den guten alten Hulot-Zeiten zurückkehren. Das will aber nicht so richtig funktionieren, immer hat man ein bisschen das Gefühl, dass hier etwas aufgewärmt werden sollte, das man vielleicht einfach besser ruhen hätte lassen.
Es mag sein, dass das Thema Auto an sich etwas zu spezifisch ist. Waren Tati's Filme vorher eher auf gewisse Strömungen fokusiert, beschränkt er sich thematisch hier doch schon sehr. Da geht dann auch der humane Aspekt zu Teilen verloren, da jeder etwas dümmlich erscheint, der ein Auto fährt oder anderweitig zu tun hat und auch so mancher Gag bleibt auf halber Strecke stecken, so wie es die Autos und Laster in "Trafic" allzu oft tun. Tati bemüht sich redlich, stolpert von einem Chaos ins nächste, so beeindruckend will das aber nicht mehr erscheinen. Nett, aber für mich kein zweiter "Playtime" oder "Mon Oncle".
Gegen Ende hin, fiel es mir sogar recht schwer, mich noch auf den Film zu konzentrieren. Da war kaum noch wirkliches Interesse da. Wer die bisherigen Hulot-Filme mochte, der sollte schon ein oder zwei Blicke riskieren...denn ein typischer Tati ist dieser "Trafic" ja. Nur ich konnte mich nie so in den Film reinfinden, dass ich verbrachte Zeit als Genuss betiteln würde.
Sitze hier jetzt seit geraumer Zeit und finde einfach keinen Anfang. Hinkende Vergleiche und Symboliken schiessen immer mal wieder durch den Kopf, aber nichts scheint passend zu sein. Man will "Vargtimmen" dies und jenes absprechen, etwas anderes zusprechen und merkt schnell, dass konträre Sichtweisen oder Gedankengänge genauso berechtigt und sinnvoll sind. Man will sagen, dass "Vargtimmen" ja gar kein Horror ist und erinnert sich doch an Szenen, die sich irgendwie im Hirn festbrannten und dort ihr Unwesen treiben. Und man merkt, dass dieser Film einem durchaus den Boden unter den Füßen wegziehen könnte, wenn man in der entsprechenden Stimmung oder Lebensphase ist. Das sich "Vargtimmen" dabei nie offenbart, immer völlig verschlossen bleibt, mag im ersten Moment stören. Mit Abstand betrachtet, nachdem sich alles etwas gesetzt hat, macht es diesen Film aber noch unheimlicher.
"Vargtimmen" spielt nie mit den Eventualitäten, die Gruselfilme sonst so gerne verwenden. Er stellt nicht so sehr die Frage ob das Gesehene real oder eingebildet ist, sondern stellt diese Bilder fast schon als Fakt in den Raum. Und das sind sie ja auch, es ist Borgs Wahrheit, die unserer Wahrnehmung gleichberechtigt gegenübersteht. Es ist nicht die bildgewordene Phantasie die einen an "Vargtimmen" ängstigt, es ist nicht die übliche Beeinflussung des Geistes und der Vorstellungskraft durch Bilder, Musik und all den Künsten des Kinos. Es sind die kleinen losen Fäden dieser Geschichte, die unauffällig und ausgefranst herumliegen. Fäden die man aufnimmt, ein Stück verfolgt und plötzlich merkt, das alles fühlt sich bekannt an. Es sind nicht die selben Bilder, nicht die gleiche Geschichte...aber das Gefühl kenn man. Das Gefühl, wenn man auf die Tür des Irrsinns zugeht. Der Tür, an der wir alle ab und an mal klopfen...auch die nach außen völlig geordneten und rationellen. Denn damit spielt "Vargtimmen" dann nämlich doch: Wir Menschen sind ja alle nicht das, was andere von uns denken oder was wir in uns sehen. Was wir sind, das entzieht sich zu großen Teilen völlig unserer Kontrolle und ist trotzdem unsere persönliche Wahrheit.
Ein Film, für den ich noch nicht einmal eine Empfehlung aussprechen könnte. Es wäre zwar übertrieben, würde ich sagen, dass "Vartimmen" sich gegen den Zuschauer stellt, aber er erscheint mir völlig autarkt gegenüber seinem Publikum zu sein. Obwohl er oberflächlich danach schreit, bietet er tatsächlich kaum Interpretationsfläche. Er spielt nicht Rätselraten und er spielt nicht Geisterstunde. Er ist nüchtern und sachlich. Dabei verwischt er Spuren und Ebenen so sehr, dass eben das übliche "das war Traum und das war echt" völlig hinfällig ist. Bergman sagt uns: Das alles ist echt. Irgendwo. Irgendwie. Irgendwann. Dadurch wird "Vargtimmen" zum Film, den man toll findet, den man mit sich herumträgt...oder zum Film den man als überbewertete Kunstfilmkacke empfindet. Und tatsächlich: Man sollte seine Erwartungen und sein Empfinden ganz genau checken bevor man sicht diesen Film anguckt. Im richtigen Moment kann er am Ende nämlich doch ein grausamer Horrorfilm sein. Im falschen ist er womöglich einfach nur ein langweiliges Nichts.
Direkt vor "Pierrot le fou" drehte Jean-Luc Godard mit "Alphaville, une étrange aventure de Lemmy Caution" eine Art von Dystopie, deren romantischer Aspekt eben in jenem "Pierrot le fou" wiederaufgenommen und ausgebaut wird. In diesem Film spielt die Romantik eine seltsam unentschlossene Rolle. Eigentlich Kern des Films, will sich keiner mehr an die Liebe erinnern. Sie ist die Legende, die ihre wahre Form längst verlor und doch der Antrieb dieser Science-Fiction-Geschichte ist, die auf herrlich unbedarfte Weise "Metropolis" und "1984" mit einer Kriminalstory à la James Bond, bzw. des Film Noir vermischt.
Wie so oft bei Godard, ist der rote Faden des Films bei weitem nicht der interessanteste. Letztendlich stellt die Ausgangsbasis wirklich nur ein Fundament für "Alphaville, une étrange aventure de Lemmy Caution" dar, sowie die Romanze zwischen Lemmy Caution und Natascha von Braun nur das Vehikel ist, das uns durch die Geschichte führt. Es sind die Worte die diesen Film besonders werden lassen. Zwischen verstecktem Spott und tiefgründiger Philosophie, zwischen abstruser Theorie und scharfter Beobachtung, wirft Godard oft scheinbar völlig wahllos Ansichten und Ängste in den Raum, verkleidet sie als Zukunftsängste und spricht doch längst über das Jetzt. Er schickt einen klischeehaften Agenten amerikanischer Prägung in eine nahe Zukunft, fernab vom Planeten Erde, in welcher nach und nach alle Gefühle und deren literarische, bwz. sprachliche Darstellung gelöscht wird. Dieser Agent jedoch, der gegen diese Entwicklung und dessen geistigen Anführer, das System Alpha 60, ankämpfen soll, ist selbst schon jeglich warmen Interpretation romantischer Gefühle entledigt. Der Superagent, der Frauen benutzt wie Objekte, der sich auf etwas wie Liebe gar nicht mehr einlassen will, einlassen kann. Und so ist dieser verbale Kampf zwischen Poesie/Romantik gegen die Logik Alpha 60's oft auch ein Kampf zwischen Lüge und Rationalität. Dieser nichtmenschliche Alpha 60 will eigentlich nur vollenden, was die Menschheit schon längst, aber eben nur halbherzig, begonnen hat. Auch ich empfand die logischen Ausführungen dieses Computers oft einleuchtender, stichhaltiger, als dessen emotionalen Gegenpart. Diese Zwiespälte regen an, geben dem Film das gewisse Etwas. Dass Godard trotzdem ein versöhnliches Ende findet, erstaunt einen dann umso mehr...aber vielleicht ist das einfach seiner Muse Anna Karina geschuldet. Denn wenn es in "Alphaville, une étrange aventure de Lemmy Caution" um die Liebe geht, dann meint man immer ein bisschen Godard gerade zuzuhören, wie er dieser Frau seine Liebe zu ihr erklärt.
Solch absurde Mischungen scheitern meist nur allzu gerne. Diese Angst braucht man hier nicht zu haben, vorallem wohl, weil Godard nie versucht sich den Konventionen der verwendeten Genres zu unterwerfen. Er wirft den etablierten Star Eddie Constantine in dieses skurille Setting und dieser hat sichtlich Probleme in diesem Wirrwarr zurecht zu finden. Das ist dann oftmal gar nicht so toll geschauspielert, es versinnbildlicht aber das Fremdsein, das Agent Caution in dieser weit entfernten Welt fühlen muss. Es muss aber auch sonst eine sehr seltsame Erfahrung gewesen sein, da der Spott, den Godard Constantines Kultfigur zukommen lässt, kein freundlich oder liebevoller ist. Nein, den empfand ich fast schon als arrogant. Godard der Filmemacher, der es besser weiß. Der weiß was gute Kunst ist und was schlechte. Eine eher unsympathische Art...aber wenn solch formell respektlosen, aber dennoch intelligente Filmle herauskommen...dann bin ich da gern dabei!
Ein romantischer Thriller von Jean-Luc Godard. Zumindest ist es das, was von "Pierrot le fou" auf dem ominösen Bierdeckel zurückbleiben würde. Eine kleine Fußnote auf diesem Bierdeckel, würde vielleicht noch besagen, dass Godard ein kleiner Querulant und ein Widerling ist. Es scheint, als hätte dieser Mann vollkommene Narrenfreiheit besessen und diese auch mit kindlicher Euphorie ausgelebt...mit allen Vor- und Nachteilen.
Da wird sich während dieser Flucht durch die halbe Geschichte der Kunst zitiert, reflektiert, philosophiert und durchaus auch mal verwüstet. Da werden filmische Stilmittel ausprobiert, übernommen, ad absurdum geführt und nach 2 Minuten auch gern mal hinter sich gelassen und Worten wird die Ehre zuteil, gleichermaßen groß und sinnlos zu sein. Den Handlungsstrang variiert Godard dabei nach belieben, dehnt ihn, verknotet ihn, formt Kreise aus ihm oder lässt ihn gelangweilt einfach mal links liegen. Wie ein verwöhntes Kind, dass nur für 5 Minuten an einer Sachge gefallen findet, dann aber abrupt das Interesse verliert. Tatsächlich hatte ich ab und an das Gefühl, dass Godard das Medium Film einfach nur lächerlich findet, als würde er dieses ganze Chose namens "Pierrot le fou" nicht ernst nehmen.
Das Resultat als Gesamtwerk: Ziemlich seltsam, aber irgendwie schafft es Godard den Film nie so über die Stränge schlagen zu lassen, dass man von einem reinen Kunstfilm sprechen könnte. Trotz all der Referenzen und Anspielungen auf aktuelle und historische Aspekte der Kunst, der Philosophie und durchaus auch der Stellung von Mann zu Frau...."Pierrot le fou" bleibt immer auch ein bisschen eine amüsante Krimi-Groteske. Und wenn man mal meint, dass jetzt doch alles irgendwie zu abstrus wird, dann ist da immernoch Jean-Paul Belmondo, der diesen Film auf eine großartige Weise erdet. "Pierrot le fou" ist wie eine große Tüte bunter Bonbons: Es viele gute dabei, einige die interessant schmecken, aber auch ein paar, die man lieber nicht in den Mund genommen hätte. Ein poppiges Sammelsurium aus Kunst, Politik, Philosophie und Liebe, das unterhält, anregt, manchmal aber auch etwas altklug daherkommt. Denn eines macht "Pierrot le fou" auch deutlich: Jean-Luc Godard mochte vorallem sich. So sehr er alles um sich herum hinterfragt und reflektiert, so wenig scheint es, dass er diese Fähigkeiten in gleichem Maße auf sich anwenden konnte. "Pierrot le fou" hat durchgängig etwas sehr selbstverliebtes, etwas, dass einem sagt: Ich weiß es besser.
Das tut er aber eben nicht immer.
Ironie des Schicksals, aber ich kann nicht anders als "Le procès" ungerecht zu beurteilen. Die Romanvorlage wich nicht von der Seite, viel zu übermächtig ist sie. "Le procès" ist ein guter Film, gar keine Frage, aber er konnte nie auch nur für ein paar Zentimeter aus dem Schatten von Kafkas Romanvorlage heraustreten. Andererseits will man ihm aber auch zugute halten, dass er das unmögliche versucht, dass er diese labyrinthische Gemenge aus sinnvollen Absurditäten verfilmt. Peter Jackson wird für seine Verfilmung der "Lord of the Rings"-Trilogie immer wieder über den grünen Klee gelobt, Orson Welles hatte da tatsächlich aber eine ungleich schwerere Aufgabe vor sich. Denn der Roman "Der Proceß" ist formell ein völlig kühl betrachtendes Stück Literatur, dass aber auf einer kognitiven Ebene eine Vielzahl an Vorgängen in Gange bringt. Kafkaesk bedeutet ja nicht nur, dass eine Sache seltsam oder absurd erscheint, sondern, dass diese Andersartigkeit ein gewissen Sinn, eine tiefere, abnormale Wahrheit besitzt. Dies in einem Film umzusetzten, ist ein Vorhaben, an dem wohl die meisten Regisseure scheitern würden. Auch Orson Welles scheitert hier.
Innerhalb von 3 Tagen, habe ich den Film nun zweimal angesehen. Und tatsächlich finde ich auch wirklich nichts, dass man "Le procès" so richtig vorwerfen könnte. Er modernisiert das Gewand der Geschichte, er interpretiert durchaus auch die inhaltlichen Aussagen anders bzw. aktueller. Welles wäre aber auch dumm, würde er bei dieser Vorlage den 2. Weltkrieg nicht mit einbeziehen. Das ist alles in Ordnung und aus filmtechnischer Sicht ist der Film sogar ein Gedicht in Schwarz und Weiß. Zwar anders, als ich es mir vorgestellt habe, aber eine ganz hervorragende Umsetzung der Vorgaben. Die Settings sind gleichermaßen beeindruckend wie verstörend, die expressionischtisch angehauchten Bilder können sich nie wirklich zwischen Dunkel und Hell entscheiden und diese, für den Roman so prägende, absonderliche strukturierte und albtraumhafte Anordnung der Räumlichkeiten, sind ganz vorzüglich in Szene gesetzt. Der Film ist spannend, anspruchsvoll, imponierend, hintersinnig und ja, er braucht viel Aufmerksamkeit des Zuschauers. Alles da, alles gut...ein guter Film.
Und doch: Immer fehlt ein Quäntchen zum richtig tollen Film. "Le procès" müht sich und macht soviel richtig und doch kann man ihn nicht bedingungslos lieben. Man mag ihn, weil er es versucht hat, nimmt ihn in den Arm, weil er so knapp gescheitert ist....aber mehr? Mehr gibt es zumindest von mir nicht. Dazu war "Le procès" zu sehr aufs Bild konzentriert und das ist so, als würde man Kafkas "Der Proceß" auf Worte reduzieren. Da passiert aber so so viel mehr, dass der Film oft noch nicht einmal anschneiden kann.
Sehenswert? Aber sowas von!
Die Vorfreude war groß, das Résumé aber doch eher ernüchternd. Dabei scheinen ihn fast alle meine Freunde hier zu verehren. Ich selbst jedoch konnte gestern nie das Gefühl abschütteln, dass ich da gerade ein filmisches Relikt sehe. Im nachhinhein historisch wichtiges, aber doch eines, das heute nicht mehr vollends funktioniert. Und ich will dem Film seine Qualitäten absprechen, da er ja tatsächlich ein ganz neuen, damals als abwegig empfundenen, Blick auf das eigene Medium einführt. Der ja auch immer selbst ist, was er versucht aufzuzeigen und ja vorallem deshalb auch so sehr abgelehnt wurde. "Peeping Tom" zeigt wie mächtig Bilder sein können, wie sehr sie uns beeinflussen können, wie sehr sie uns auch dirigieren können. Michael Powell beleuchtet dabei den Ist-Stand anhand von allen billigen Sexbildern und -filmchen, die es damals ja zuhauf gab. Er wagt aber auch einen Blick voraus, was sein könnte, was vielleicht sein wird, was vielleicht schon in einigen Köpfen herumspuckt. Was ist Film und was darf er sein? Ist sein Wesen das dümmliche, künstliche Filmchen, wie das Projekt, bei dem Mark hier arbeitet. Oder ist sein Platz woanders. In solchen Werken, erscheint einem das Medium Film oft wie ein lebendiges Wesen. Das wie ein Geist herumschwirrt und getrieben davon ist, das eigene Dasein als Kunst zu überwinden und in die Realität vorzudringen. Diese beide Aspekte zu vereinen, sie ununterscheidbar zu machen. Ja, damit ist er seiner Zeit voraus. Er greift etwas auf, das im heutigen Kino fast schon omnipräsent ist und das Zwiebel88 etwas weiter unten so herrlich "Meta-Gedingsbums" nennt. Das macht "Peeping Tom" interessant, macht ihn auch irgendwo zum guten Film...aber das, was einen mitreisst, packt, hineinzieht...das alles fand ich hier kaum. "Peeping Tom" blieb fast durchgehend ein theoretisches Erlebnis.
Das hat natürlich seine Gründe und da muss ich diesem Klassiker doch etwas ans Bein pinkeln. Mir war einfach zuviel von dem, was außerhalb Marks Obsession passiert, zu unausgegoren. Da gibt es einige Szenen und Dialoge, die so extrem unnatürlich und störend sind, dass sie mir doch immer wieder mein Gesamtbild des Films vermiesten. Der Fokus lag da wohl ganz eindeutig auf Objekt des Films, die Feinheiten wurden oft etwas vernachlässigt. Ganz besonders die Charakterzeichnung war mir oft einfach viel zu einseitig und zweckorientiert. Da wird mir zuviel auf eine Theorie eingegangen, die ja doch im Kern den Menschen betrifft, die Psychologie des Menschen wird im Detail dann seltsamerweise völlig plump dargestellt. Allein das erste aufeinandertreffen von Mark und seiner Nachbarin ist so unglaubwürdig gestaltet, das war schon fast unfreiwillig komisch. Zwar ist das definitiv auch der Tiefpunkt des Films gewesen, aber es gab immer wieder solche kleinen Momente, die mich das ganze eben nie wirklich genießen ließen.
Gut, interessant und einflussreich, aber nicht das, was ich unter einem großen Film verstehe. Mir fehlte bei all der Theorie über das Medium Film, dass der Film "Peeping Tom" selbst mich verführt. Das schaffte er aber leider nie.
Nicht nur zeitlich kann man "Hiroshima mon amour" zwischen "Nuit et brouillard" und "L’année dernière à Marienbad" verorten, alles, von der Stilistik hin zur erzählten Geschichte, erinnert an diese beiden Filme. Vorallem ist es aber dieses ungreifbare Gefühl, welches Resnais wieder zu erwecken weiß. So real und unwirklich zugleich, aber keinesfalls träumerisch. Oft scheinen es die Dinge zu sein, die tief in uns wühlen, die wir leben, fühlen, denken...die wir aber selten mal den Kopf lassen, geschweige denn nach außen treten lassen. Es sind die Dinge, die die Menschen verletzlich machen und die sie manchmal zerstören. Es sind die Dinge, die man bei anderen meist nicht vermutet. Diese Dinge kann Resnais in Bilder einfangen.
Anfänglichl erdgebunden und doch so unendlich poetisch wie "Nuit et brouillard" wird "Hiroshima mon amour" zu einer undurchdringlichen Erinnerung an die große Liebe einer französischen Schauspielerin zu einem deutschen Soldaten während des 2. Weltkriegs. Es verwischt, überfrachtet sich mit dem Jetzt und doch finden Fragmente ihren Weg an die Oberfläche des Bewusstseins, welche die Frau immer mehr in ihrem Dasein erschüttern. Die Leichtigkeit schwindet und es ist schon fast so etwas wie Hass, das den leeren Platz einnimmt. Hass gegen sich, gegen die Menschen, gegen die Liebe.
Dabei ist "Hiroshima mon amour" nie deutlich, lässt Raum für Gedanken (die kommen unweigerlich) und Interpretationen. Und doch bleibt er auch immer ganz klar in dem was er zeigt und sagt...man kann es eben nur nicht festhalten. Wie ein Traum, dessen Teile im Kopf noch wie Geisterbilder herumschweben, die aber verschwinden, sobald man es in Worte fassen will.
Ein wunderschöner Film. Etwas hier herausheben zu wollen, erscheint mir unsinnig. Alles ist so, wie es ein soll. Alles ist dort, wo es sein soll. Die Worte, die Bilder, alles.
Ein finsteres Märchen, dessen Geschichte zwar hier und da etwas holprig erscheint, das aber durch seine fast schon experimentell eingesetzten Stilmittel völlig mitreissen kann. Man darf bei "The Night of the Hunter" nicht bei jeder Ungereimtheit das große Logikbuch hervorkramen. Die Geschichte wird oft recht krude vorangetrieben, was zwar etwas unelegant wirkt, dem Fluß und der Atmosphäre des Films sehr zuträglich sind. Und davon lebt dieser Film. Er macht nie einen Hehl daraus erfunden zu sein, will gar nichts anderes sein als dieses böse Märchen. Was außenrum passiert, soll diesem Kern dienen. Das tut es und ist für mich dadurch völlig legitimiert und dürfte letztendlich nur die stören, die sich bewusst über kleine Logiklöcher in Filmen echauffieren.
Diesen entgeht aber ein albtraumhafter Thriller, der eine sehr dunkle Magie ausstrahlt. Auf dem fruchtbaren Boden der Armut, welche ja immer wieder Tür und Tor für so manche Art des Extremen öffnet, zieht der Prediger Harry Powell durch die krisengeschüttelten USA. Von beginn an eine völlig undurchsichtige Figur, die von ihrem Glauben wirklich erfüllt scheint, aber duch diese auch jegliche Untaten und Verbrechen vor sich und anderen rechtfertigt. Der Trieb des Bösen, der durch übersteigerte Religiösität vertrieben werden sollt, am Ende mit dieser eine abartige Union in diesem Charakter eingeht. Robert Mitchum gibt diese schillernde Figur nahezu perfekt. Unberechenbar und jähzornig, in seiner Durchtriebenheit aber doch völlig kühl und kalkulierend....und mit einem Fuß immer im Reich des Wahnsinns. Gegen ihn verblassen alle anderen Figuren, sind lange nur Spielbälle seines diabolischen Tuns.
Diese enorme Aura des Harry Powell, wird aber so richtig möglich durch die außergewöhnliche Inszenierung dieses Films. Im Grunde ein Kriminal-Thriller, und hier sicher Blueprint für viele Filme wie etwa "Seven", pendelt "The Night of the Hunter" stilistische irgendwo zwischen "Nosferatu" und "Alice in Wonderland". Deutliche Motive aus Märchen, die auch offensichtlich künstlich dargestellt werden, aber von einer tiefen Dunkelheit durchtränkt sind. Im Laufe der Spielzeit legt der Film immer mehr Realitätsbezüge ab, gibt sich visuell seltsam träumerisch und gleichzeitig bedrohlich. Spätestens ab der Bootsfahrt der Kinder, die so wunderschön surreal anzusehen ist, scheint das alte, geordnete und schöne Leben dieser zwei gejagten Kinder nur noch ein Ort der Vergangenheit zu sein, dessen Lieder der Wind noch ab und zu leise heranträgt.
"The Night of the Hunter" verzaubert. Ist lieblich, aber doch so dunkel und tief. Ein süßer Schmerz, den man nicht genau definieren kann. Ein Eindruck, der bei erneuter Sichtung sogar wächst....deshalb ein halbes Pünktchen nach oben.
"Harvey" ist ein bisschen wie ein warmes Bad...eigentlich nicht wirklich etwas besonderes, aber es ist trotzdem immer wieder etwas sehr schönes. Eine kleine Komödie mit einer humanen Botschaft, allerlei absurden Figuren, viel Liebe und einem sehr großen Hasen.
Ob das heutzutage noch jemand hinter dem Ofen vorlocken kann, wage ich zu bezweifeln. Warmherzigkeit steht nämlich im Mittelpunkt des Films, "Harvey" feiert die Andersartigkeit in einer Welt, die immer unpersönlicher und kälter wird. Wobei der Film eh schon ein sehr idyllisches Weltbild entwirft, selbst für die 40/50er Jahre. Es ist auch ein sehr leiser, feinsinniger Humor, mit dem hier gearbeitet wird, so wie der Film insgesamt recht gediegen wirkt. Es gibt zwar Wirrungen, Verwechslungen und Irrtümer en masse, das Tempo eines "Arsenic and old lace" z. B. wird aber nie annähernd erreicht. Ein wunderbarer Sonntagnachmittagsfilm, der niemanden weh tut, der aber so unheimlich charmant ist und es auf seine zurückhaltende Art trotzdem schafft, den Zuschauer über 100 Minuten hinweg zu unterhalten und sein Herz etwas zu erwärmen.
"Harvey" wirkt wie eine angenehme Bremse in der heutigen Welt. Ein Film der entführt, der entschleunigt, der einem nichts anderes als Freude bietet. Das funktioniert so gut, dass ich "Harvey" gerne ein halbes Pünktchen mehr spendiere.
Fehlte mir über weite Strecken der Zugang zum Vorgänger, so kann mich "Ivan Groznyy: Skaz vtoroy - Boyarskiy zagovor" tatsächlich überzeugen. Eisenstein macht zwar nicht alles anders, dieser zweite Teil erzählt aber nur eine relativ kurze Periode im Leben des titelgebenden Ivan und wirkt dadurch auf mich um einiges kompakter und dichter. Die Erzählweise fühlt sich diesmal wirklich wie ein einziger Strang an, dem folgt und mit ihm immer weiter sinkt. Kein rastloses hin und her mehr, so empfand ich den ersten Teil nämlich, sondern ausgehend vom Ende dieses ersten Teils wird sich auf eine wichtige Episode im Leben Ivans, des Schrecklichen konzentriert. Wollte man diese Phase einen Namen geben, dann müsste sie wohl "Ivan wird der Schreckliche" heißen. Durchtränkt von Zweifeln und voller Mißtrauen gegen sein Umfeld, entwickelt Ivan immer mehr Paranoia, kann oft kaum noch zwischen Freund und Feind unterscheiden und wird dadurch in seiner Politik, aber auch seinem Verhalten an sich, immer unberechenbarer. Gebrochen seit dem Tod seiner Frau, sieht er immer mehr sich und seine Idee gegen den Rest der Welt. Am Ende wünscht man sich sehnlichst diesen nie vollendeten dritten Teil. Denn in diesem könnte Ivan dann vollends schrecklich sein. Dieser Gedanke, gepaart mit den Bildern die Eisenstein hierzu wohl geliefert hätte, lassen auf einen ganz großen Film schließen...den es aber leider nicht gibt.
Stilistisch konnte ja schon der erste Teil überzeugen. Da Eisenstein hier aber anscheinend nicht mehr so sehr auf versteckte Kritik achtete und seine Bilder in "Ivan Groznyy: Skaz vtoroy - Boyarskiy zagovor" viel offener seine Gedanken transportieren (Ivan ist hier weit von einer verehrungswürdigen Person entfernt, eigentlich ein psychotisches Wrack), gibt es weit weniger Spielereien in der Bildsprache. Und nicht nur wegen der Figur des Ivan, der mich hier oft frappierend an Murnaus Nosferatu erinnerte, ist dieser Film eigentlich fast ein reines Werk des Expressionismus. Da gibt es oft kaum noch Grautöne, Gesichter werden zu Fratzen und Menschen zu Gestalten. Im Zusammenspiel mit der diesmal wirklich packenden Geschichte, entwickelt sich so ein dunkler, intensiver Film.
Normalerweise empfinde ich ja viele Filme als etwas zu lang geraten, scheint man mir zu oft Überlänge mit Epos gleichzusetzen. Dabei gehört so vieles mehr dazu. Dinge, die man oft gar nicht so direkt beeinflussen kann.
"Ivan Groznyy" andererseits ist mir um einiges zu kurz geraten. Selbst mit normalen Vorwissen (das gestehe ich mir einfach mal zu) über das Leben und Wirken von Ivan den Schrecklichen, wird der Werdegang dieses Mannes in diesem ersten Teil viel zu schnell abgearbeitet. Diese Geschichte, die eigentlich nach Tiefe und Epik schreit, wird mir doch allzu sprunghaft und etwas oberflächlich dargestellt, wodurch der Film mich immer etwas außen vor ließ. Ich war nie in der Story, konnte nur relativ emotionlos die Vorgänge beobachten, musste hinnehmen, dass es einen dichten Bogen von Aktion und Reaktion gibt, dessen tiefere Hintergründe und Auswirkungen nur sehr oberflächlich, man kann auch sagen pathetisch, aufgezeigt worden. All die Intrigen, Kriege und Liebschaften, sie fühlten sich leblos für mich an. Sicher, der Film wurde für ein russisches Publikum gedreht, für welches Ivan zeitlebens schon eine Ikone war, das die Lücken leicht ausfüllen kann. Mir entzog sich aber die Faszination dieser Geschichte zu weiten teilen. Interessant irgendwo, aber nie mitreissend.
Was "Ivan Groznyy" trotzdem eine recht ordentliche Bewertung beschert, ist wieder einmal Eisensteins Inszenierung. Wobei dieser Film eine recht seltsame Stilistik hat, er sich teilweise sogar wie ein Schritt zurück anfühlt. Eisenstein verfilmt Ivan's frühe Jahre im Stil eines großen Theaterstückes, benutzt dabei aber die Bildsprache der Stummfilmzeit. Dies ging soweit, dass ich die Sprache im Film oft als etwas störend empfand. Als stehlen die Worte den Bilder die Magie. Was, für mich, erzählerisch nicht funktionierte, dass setzt Eisenstein optisch hervorragend um. Hier ist die erschlagende Größe, der Pathos, der größer als das Leben erscheint. Eisensteins spiel mit Schatten spricht hier oft sogar mehr, als es 1000 Wörter könnten und sorgt für ein paar absolut herausragende Szenen.
Insgesamt konnte mich dieser erste Teil von "Ivan Groznyy" aber nicht vollends überzeugen. Eine beeindruckende Optik stand immer einer Erzählung gegenüber, die mich weitesgehend kalt ließ. Ich erhoffe mir da einfach mehr Intensität im zweiten Teil, da dieser schon alleine wegen Ivan's Werdegang um einiges extremer werden müsste.
(Dieser MP-Eintrag schließt wohl den 1. und 2. Teil zusammen. Da der 2. Teil aber separat eingetragen ist, kommentiere ich den 1. einfach mal hier.)
Ein Schlüsselwerk des italienischen Neorealismus, welches, hätte ich vorab keine Informationen über den Film gehabt, gar nicht so sehr diesem Genre zugeordnet hätte. "Roma, città aperta" ist natürlich ein ziemlich straighter Film. Da gibt es weder in der Erzählweise, noch in der visuellen Darstellung viel Künstlichkeit und schon gar keine Weichspülerei. Gleichzeitig gibt es aber auch keine groß spürbare Einflussnahme auf den Zuschauer. Keine überhöhten dramatischen Spitzen, keinerlei Rührseligkeit. Was passiert, das passiert. Das Erzählte, die Umstände, die Bilder...es spricht sowieso alles für sich selbst. Rossellini will nicht den Teufel an die Wand malen...vielleicht weil er ihn selber gesehen hat. Klar, das alles sind Eigenschaften des Neorealismus, aber ich persönlich erwartete aber irgendwie einiges mehr an Tristesse und Kargheit. De Sica's "Ladri di biciclette" wirkt da z.B. um einiges grauer und bedrückender.
Das soll aber nicht heißen, dass in "Roma, città aperta" das Schlaraffenland beschrieben wird. Ganz im Gegenteil. Rossellini hat sich hier dem Realismus, und irgendwo auch der Wahrheit, wohl gänzlich verschrieben zu haben. Denn schwarzweiß Malerei sucht man hier vergebens. Die Nazis sind schlecht, ganz klar, daran lässt auch Rossellini keinen Zweifel. Aber eben doch nicht alle. Die Italiener leiden, werden unterdrückt. Auch ganz eindeutig. Trotzdem heißt Rossellini nicht alles gut, was sie tun.
"Roma, città aperta" bleibt dabei immer ein ganz einfacher, sachlicher Film. Das fehlen eines künstlichen dramatischen Verlaufs, fängt das Gefühl der Echtheit immer wieder auf. Mehr noch, die Schlüsselszenen des Films übertreffen in ihrer Wirkung ihre künstlich herbeigeführten Epigonen anderer Filme. Sie werden nicht vorbereitet, man ahnt hier nie so wirklich, was da noch kommen mag oder gleich passieren wird. Kein künstlerisches Hilfsmittel kündigt die Geschehnisse an. Sie passieren einfach. Wie es im Leben eben so ist. Und das hier schreckliche Sachen passieren ist leider unumgänglich. Schreckliche Sachen passierten in dieser Zeit eben täglich.
Ich würde so gerne sagen: Ein schöner Film. Das Thema verbietet es mir aber irgendwie. Er hat aber eine gewisse Schönheit und er ist viel leichter zu goutieren, als man das vielleicht meint. Vielleicht ist er sich seiner Wichtigkeit bewusst und will es den Menschen deshalb nicht unnötig schwer machen. Ein schöner Film über eine schreckliche Zeit. So komisch das klingt.
Wirklich übel wird es einem eigentlich erst, wenn man sich die Geschichte des Films etwas näher ansieht. Die BRD erdreistete sich wirklich, diesen Film zu verbieten. Die FSK stufte ihn als "Volksverhetzend" ein. Gegen die Deutschen! Selbst nach 24 Stunden will sich mir das nicht annähernd erschließen. Einerseits da Rossellini wirklich auch den denkenden Deutschen zeigt, andererseits weil es einfach eine so unverhohlene Abartigkeit ist. Ich verstehe das einfach nicht.
Auf der Arthaus DVD wird zwar schön abgehandelt, dass die deutsche Tonspur eigentlich unbrauchbar ist, da sie vieles, zugunsten des Bild der Deutschen, verfälscht und verharmlost. Was ich aber leider erst nach der Sichtung des Films erfahren habe ist, dass der Film immernoch Zensurschnitte beinhaltet, welche ausschließlich das Ende betreffen (will hier jetzt nicht spoilern). So wie ich es sehe, gibt es gar keine unzensierte Veröffentlichung in Deutschland. Es ist beschämend.
Bevor ich "Casablanca" zum erstenmal sah, reduzierte ich ihn eigentlich immer auf eine romantische Schmonzette. Welche er ja auch ist. Daneben ist er aber soviel mehr und gerade eben musste ich wieder feststellen, dass eben dieses kleine bisschen zuviel Romantik, das einzige ist, was an "Casablanca" nicht gen Perfektion tendiert.
So imponierend jedoch die einzelnen Aspekte in diesem Film sein mögen, ihre wahre Wirkung erzielen sie erst in ihrer geheimnisvollen Melange. Es ist eine seltsame Aura die "Casablanca" erschafft, voller Unwahrheiten und Mysterien. Ein süß-saurer Reiz, der einen umschwelgt und mitzieht, einem aber auch Unbehagen einflößt. Halb offensichtliche Märchenwelt, halb bittere Realität. Mit Abstand erscheint es schon fast mutig: Eine Geschichte, voller Bezüge auf das damalig aktuelle Zeitgeschehen und einer nicht zu unterschätzenden Botschaft, transportiert durche eine reine Lovestory, vor dem Hintergrund einer fast fiktional interpretierten Stadt. Denn optisch ist dies ganz offensichtlich eine romantische Vorstellung einer Wüstenstadt, aber eben nicht Casablanca. Das will ich aber niemanden vorwerfen, denn auch dies trägt zum Zauber dieses Films bei.
Figuren an denen man sich reiben kann, da all ihre Seelen dunkle Flecken aufzuweisen haben. Ein Geschichte voller Dramatik, Spannung und trockenem Humor. Eine Riege an Schauspielern, die durch die Bank ihren Namen alle Ehre machen und bei der auch jeden Nebendarsteller seine Szene hat, in der nur er scheinen darf. Ein große, in meinen Augen etwas schwülstige, Liebesstory, die neben sich aber immer gleichberechtigt einen politischen Handlungsstrang zulässt. Dieser mag vielleicht nicht sonderlich in die Tiefe gehen, erscheint mir aber trotzdem enorm wichtig, da er durch die Popularität dieses Films so so viele Menschen erreicht hat.
Voll von denkwürdigen Szenen, legendären Zitaten, ist "Casablanca" zurecht einer der großen Klassiker der Filmgeschichte. Wie aber oben beschrieben: Aus dem Film herausgerissen, werden diese einzelnen Aspekte dem Film aber niemals gerecht. Er trägt ein ganz spezielles Geheimnis mit sich, welches in zeitlos macht und seine Faszination von Sichtung zu Sichtung wachsen lässt.
Das, meiner Meinung nach, schönste Zitat des Films, wird seltsamerweise nur ganz selten angeführt:
Major Strasser: What is your nationality?
Rick: I'm a drunkard.
Captain Renault: That makes Rick a citizen of the world.
Ich könnte es mir leicht machen und einfach den Kommentar zu "Oktyabr" einfügen. Alles, was ich diesem vorzuwerfen habe, muss ich auch "Aleksandr Nevskiy" ankreiden. Ja, fast noch mehr. Denn hier werden ganz klare Linien gezogen, es gibt nur Schwarz und Weiß. Helles Weiß und abgrundtief schwarzes Schwarz. Seltsamerweise hinterlässt "Aleksandr Nevskiy" ein so faden Nachgeschmack, wie es "Oktyabr" tat. Einerseits wohl, da 1938 vornehmlich die Deutschen das Feindbild waren...und ja, sicher ist die Art und Weise diese so darzustellen nicht die feine Art...aber gab es jemals jemanden der das mehr verdient hat? Natürlich wird hier gleich mal mit verschiedenen inneren Strömungen Russlands aufgeräumt, werden alte Rechnungen beglichen und "Aleksandr Nevskiy" interpretiert wieder einmal ein historisches Ereignis so, wie es den damaligen Machthabern ins Bilde passte. Aber, dass der Deutsche hier als das personifizierte Böse dargestellt wird...ich kann gut damit Leben. Andererseits spielt es auch schon mit hinein, dass die Vorgänge hier Jahrhunderte zurückliegen. Der propagandistische Einfluss fühlt sich nicht ganz so direkt an. Und letztendlich hängt die Beurteilung eines solchen Filmes doch auch immer sehr von der Einstellung des Einzelnen ab. Filme wie "Bravehart" sind aus dem selben Holz geschnitzt, werden aber weit weniger negativ aufgenommen.
Stilistisch ist "Aleksandr Nevskiy" kein zweiter "Bronenosets Potyomkin", wirkt aber weit flüssiger als seine direkten Vorgänger. Es ist zwar keine große Erzählkunst die einem von Eisenstein hier serviert wird, aber es kommt dem, was wir eine Geschichte nennen, doch am nähesten. Es wird aber immer wieder deutlich, dass er am Ende doch nur auf das zusteuert, was ihm anscheinend das liebste ist: Große Bilder. Setzt er mit den Greueltaten der Deutschen erste eindrucksvolle Duftmarken, geht er mit der finalen Schlacht gegen diese vollends in seiner Kunst auf. Das ist dann manchmal schon ein virtuoses Ballet der Gewalt, bei dem man auch kaum noch Gedanken an Russland, Deutschland, Gut oder Böse hat...es ist einfach ein Reigen an Bildern, an Musik, beeindruckenden Totalen und, vorallem bei den Szenen auf dem Eis, eine genial geplantes Zusammenspiel all dieser Aspekte.
Ich will aber auch nicht vertuschen, dass das gesprochene Wort oft etwas stört in "Aleksandr Nevskiy". Man merkt es ist nicht Eisensteins Element, man würde den Film dann am liebsten immer etwas anschieben, da man das Gefühl hat er verzettelt sich in all seinen Streits und Diskussionen. Doch wenn die Stimmen verstummen und nur das Bild spricht, dann brilliert Eistenstein auch hier.
Wie auch schon "Frankenstein", funktioniert auch "Bride of Frankenstein" einfach als leicht schwarzhumoriger Horrorfilm, der mittlerweile zwar etwas harmlos wirkt, einem aber dafür beste Unterhaltung liefert. Ja, "Bride of Frankenstein" bietet sogar von allem etwas mehr noch, als es der Vorgänger tat. Voller liebevoller Einfälle, voller Phantasie, erscheint hier in vollem Glanz, was vorher noch ein bisschen Rohdiamant war. Falls es all die Settings, Hintergrundgemälde und Requisiten noch gibt, dann schmiedet Tim Burton sicherlich schon länger Pläne, wie er an diese kommen könnte. Man sieht hier so überdeutlich, woher dieser Mann seine visuellen Vorlieben her hat, diesen Mischmasch aus deutschen Expressionismus und romantischer Ghotik. Aber auch was die Story anbelangt, ist "Bride of Frankenstein" ausgereifter, auch weil er sich der Komik seiner Figuren immer bewusst ist. Alles geht ein Stückchen tiefer, ist in seiner Bedeutung ernster, in seiner Ausführung aber dann oft fast schon schelmisch. Immer ist da ein Augenzwinkern mit dabei...was vorallem in den wunderbaren Ausflügen ins Land der Phantasie deutlich wird.
"Bride of Frankenstein" ist aber immernoch ein Film, der Fragen aufwirft und zum Nachdenken anregt. Etwas zumindest. Denn sie stehen merklich nicht mehr so sehr im Mittelpunkt, wirken wie Randerscheinungen die eben zu dieser Geschichte gehören, aber auf die Regisseur James Whale kaum noch Lust hatte. Er geht mit der Gott-spielen-Thematik angemessen um, mischt dem ganzen sogar eine ordentliche Portion Sarkasmus hinzu, aber weitet diesen Aspekt nicht mehr unnötig aus. Alles Elementare wurde im Vorgänger angesprocchen und "Bride of Frankenstein" ist eben nicht diese Art von Fortsetzung, die den erfolgreichen ersten Teil einfach noch einmal kopiert.
So sehr dieser Film aber einfach nur tolle Unterhaltung sein kann, so sehr kann er aber auch in die Tiefe dringen, wenn man dies denn will. Wie erwähnt, James Whale erzählt diese Geschichte immer mit einem Augenzwinkern...das andere weint sich derweil aber oft die Seele aus dem Leib. Nimmt man dieser mal allen Schmuck weg und schaut nur auf das Kerngerüst...oh, wie schrecklich ist doch diese Geschichte. Ein Film über Außenseiter und den Teufelskreis in den sie so oft geraten. Oft hineingedrängt, so oft aber auch selbst hineinmänovriert. Steckt man aber ersteinmal drin, dann gibt es kein leichtes entkommen mehr. Es wird auch nicht gewollt, dass Außenseiter diesem entrinnen. Sie werden gebraucht, genau dort in diesem Teufelskreis der Verzweiflung sollen sie bleiben. Damit man auf sie zeigen kann, wenn man jemand braucht, auf den man zeigen kann. So wie man auf dieses Monster zeigt, immer wenn etwas passiert ist. Der böse Kniff dieses Films ist jedoch, dass er den Zuschauer schon zu Beginn in das moralische Dilemma wirft, mit dem er die ganze Spiellänge zu kämpfen hat: Das Monster tötet. Gezielt. Boshaft. Einfach aus Rache. Er erfüllt das Bild das man von ihm hat, vielleicht schon mit dem Wissen, dass es ja doch nichts ändert. Er sucht weiter nach dem Verständnis und der Zuneigung eines anderen Lebenwesens, rennt gegen weitere Mauern, renn weiter im Kreis und liefert sich am Ende, der als Hoffnung maskierten, völligen Demütigung aus.
"Love Dead. Hate Living" Besser hätte ich das auch nicht sagen können...
Ein romantischer Klassiker des Horrorfilms, der zwar einem heutzutage nicht mehr das Fürchten lehrt, aber seine romantische Art wirkt nachwievor. Selbst stilistisch ein Stückwerk, hat dieser Film sich nicht nur durch seine Hauptfigur in die Köpfe der Menschen gebrannt. Das Wesen dieser Geschichte findet man bis heute immer wieder in Filmen und Büchern. Es ist nicht die Abscheu, die Frankensteins Monster so erfolgreich macht. Es ist das Mitgefühl, das diese Figur erweckt...ja, vielleicht sogar mehr, vielleicht erkennt sich jeder ein Stückchen im Schicksal dieser Kreatur wieder.
Natürlich schneidet "Frankenstein" unweigerlich auch andere wichtige Fragen der Menschheit an. Behandelt er das Streben Gott zu sein, Leben zu erschaffen und beleuchtet durchaus auch das Verhalten der Menschen untereinander. Im tiefsten Kern gibt es aber nur diese Kreatur, von Menschenhand ins Leben befördert, ohne dass sie das wohl je wollte. Der Sieg des Fortschritts erschafft ein Leben, für welches es gar keinen Platz auf dieser Welt gibt. Unbekannt und unheimlich für den Menschen, sind es sofort negative Erwartungen die dem Monster entgegentreten, ohne dass es selbst einen Schimmer von all dem hat, was um ihn herum passiert. Ohne jegliche Neigung, weder zum guten noch zum schlechten, wird Frankensteins Monster aufgrund seines Aussehens und seiner Herkunft immer mehr in die Ecke gedrängt. Er bricht Regeln, die er nicht kennt, die ihm keiner erklärt. Er wird verdammt. Er wird gejagt.
Man ist versucht die Einfachheit der Inszenierung als plump abzutun. Sie ist jedoch einfach völlig effektiv und auf jenen einen Punkt fokusiert. So sehr, dass das letzt Drittel des Films, welches die Action etwas mehr in den Vordergrund rückt, deutlich gegenüber dem Rest des Films abfällt. Dieses Drumherum aus Sensationsfilm, Gruselkabinett und sich an den Expressionismus anlehnenden Bildern, ist schön und gut. Eigentlich interessiert man sich aber nur für diese ungeliebte Kreatur, für sein Wesen, für seine Gedanken, noch nicht einmal so für seine Taten. Dass dem so ist, ist auch ein ganz großer Verdienst des Boris Karloff. Ihm gelingt es, unter Schichten von Make-Up, Verzweiflung, Angst, Wut und Resignation zu vermitteln und dadurch zu einem der interessantesten und liebenswertesten Scheusalen der Filmgeschichte zu werden.
Hach! Leider ist dieser Film nicht halb so poetisch, wie es sein Titel vermuten lässt. Im Grunde bleibt sich nämlich Fritz Lang mit "Frau im Mond" selber treu, nur der Ort der Begebenheiten ist diesmal ein ganz anderer. Bis man auf dem Mond angekommen ist, ist das alles Fritz Lang pur. Seltsam hintergrundlose Bösewichte, heimliche Machenschaften, ein Held, und die Liebe erscheint auch schon leicht am Firmament.
Man merkt aber diesmal immer etwas, dass die ganze Geschichte, das ganze Drumherum, nur Vehikel für eben jene Reise auf diesen fremden Planeten ist. Ja, irgendwann merkt man, dass eigentlich alles genau aus diesem einen Grund passiert. "Frau im Mond" ist wohl hauptsächlich ein Film, in dem Fritz Lang einen Flug in den Weltraum verfilmen wollte...alles andere kam dann erst notgedrungen hinzu. Dadurch wirkt vieles in "Frau im Mond" etwas orientierungslos. Erwartungen werden geweckt, inhaltliche Richtungen beschritten, nur um diese innerhalb kurzer Zeit fallen zu lassen und neue Wege einzuschlagen. Was mal Kriminalgeschichte ist, das ist plötzlich Liebesfilm, dann doch mehr Science-Fiction und zwischendurch mal Drama. Nichts davon wird jedoch befriedigend abgeschlossen, was storytechnisch nicht mehr gebraucht wird, kehrt Lang ab diesen Moment völlig unter den Teppich. Dies nagt eine zeitlang am Filmgenuss...es irritiert, ja verwirrt oft sogar ein wenig.
Andererseits: Wir reden hier von Fritz Lang. Die einführende Kriminalgeschichte ist immernoch gehobener Standart und die Liebesgeschichte wird von der Reise zum Mond zu weiten Teilen einfach überschattet. Jene Reise nämlich, ist der ganz große Pluspunkt dieses Films. Man weiß nie ob Lächeln ob der putzigen Naivität sein soll oder doch beeindruckt von der Weitsicht Fritz Langs und seines Teams. Da gibt es Szenen, die einfach sehr hanebüchern sind, genauso aber welche, die der ersten Mondlandung ca. 40 Jahre später beängstigend nahe sind. Und auch wenn mit der Landung auf dem Mond bei Fritz Lang anscheinend alle realistischen Ambitionen verloren gegangen sind, nach einer Weile glaubt man wirklich Menschen auf dem Mond zu sehen. Man nimmt diese Kulissen an, man glaubt der Vision von Fritz Lang. Mehr Kompliment kann man da wohl gar nicht machen.
Ein etwas zerfahrener Film, dem das genaue Ziel etwas fehlt, oder alternativ mehr Wucht im Erzählstil. Gleichzeitig ist "Frau im Mond" ein extrem charmanter und phantasievoller Trip in eine Welt, die man sich damals zu großen Teilen ja tatsächlich nur vorstellen konnte.
Ein weiterer Film von Fritz Lang, welcher durch seine akribische Inszenierung besticht. Der mit seinen Räumen spielt, immer etwas architektonisches an sich hat und in dem selbst das kleinste Detail völlig durchgeplant wirkt. Aufgrund des finanziellen Desasters mit "Metropolis" aber alles eine Nummer billiger. Alles etwas kleiner, aber mit mehr Action...wie Sigrun schon richtig zitiert. Ein Sensationsfilm ist "Spione" geworden, ein Agenten-Thriller, welcher nicht nur einmal den großen Erfolg "Dr. Mabuse, der Spieler" in Erinnerung ruft. Er ist nur viel bodenständiger, lässt alles phantastische außen vor. Fritz Lang verfeinert die Standards die er selbst entwickelt hat und erzeugt dadurch fast schon den Blueprint für den ernsthaften Agenten-Film. Ein filmisches Lehrbuch für alle folgenden Filme die in diesem Milieu spielen, dass schon alles beinhaltet was solche Streifen auch später ausmacht. Ein schöner Held, ein charismatischer Widersacher, hübsche Frauen und ein Plan, welcher die Welt bedroht.
Die Neuerungen in diesem Genre sind bis jetzt eigentlich nur marginal. Es wird etwas an den Reglern gespielt...hier mal mehr auf Sex bzw. die Liebe gesetzt, dort mehr auf die Action oder bei anderen auf einen intelligenteren Plot. Die Grundzutaten definiert aber schon "Spione", mit all seinen Vor- und Nachteilen.
Denn irgendwie wollen mir solch Spionagegeschichten nur in sehr seltenen Fällen gefallen. James Bond und Co. ließen mich schon immer relativ kalt und auch in "Spione" fehlte mir das gewisse Etwas. Als stünde da durchgehend eine Mauer zwischen mir und dem Film, als gleite mir alles ständig durch die Finger, just in den Momenten, in denen ich denke: Jetzt bin ich dabei. Der Punkt an dem ich mitgerissen werden könnte, in die Geschichte eintauchen könnte, er löst sich immer wieder in Nichts auf. So bleibt mir bei solch einem Film oft nur übrig, neben dem Geschehen herzulaufen. Oft weiß ich noch nicht einmal warum, sehe dass das ja eigentlich wirklich gut gemacht ist, kann mich aber eben nur wenig darauf einlassen. Ein Punkt, der mich jedoch fast immer an Filmen dieses Genres nervt, ist die unumgängliche Liebelei des Helden. So auch in Spione. Viel zu arg wird das in die Länge gezogen. Die Phase der Annäherung zwischen No. 326 und Sonja, kam in meinen Augen fast schon einem Stillstand des Films gleich. Ich mag sowas einfach nicht.
Schade, da ich alles was nebenher einfließt in diesen Film, die Art der Inszenierung, das visuelle Ergebnis sehr mag. Denn "Spione" ist auch ein schöner, fokusierter Blick auf die damalige Zeit und auch hier fast schon ein direkter Nachfolger des Dr. Mabuse-Films. Der oft nüchterne und irgendwie kantige Look des Films erinnert sehr an die 60er, die geometrische Versessenheit Langs an den Vorgänger "Metropolis". Ein eigentlich fast perfekter Film. Dicht und genau. Aber mir ist die Story über weite Strecken einfach relativ egal, sie erreicht mich nicht und in diesem Falle stellt sich auch nie ein Style-Over-Substance-Gefühl ein.
Weiterempfehlen will ich den Film dennoch gern. Besonders Liebhaber der James Bond Reihe und all der anderen Superagenten, sollten hier einen Blick riskieren.
Die Voraussetzungen waren bei "La Passion de Jeanne d’Arc" wieder einmal denkbar schlecht für mich. Auf der einen Seite die junge Jeanne, welche behauptet sie habe einen Auftrag von Gott bekommen, auf der anderen ein Haufen Priester welche genau das widerlegen wollen...auch aus einer religiösen Intention heraus. Glücklicherweise nimmt sich Carl Theodor Dreyer bei dieser inhaltlichen Ebene ziemlich zurück, lässt er "La Passion de Jeanne d’Arc" zur religiösen Frage werden, sondern zu einer universell menschlichen.
Letztendlich waren es eigentlich nur die ersten 5 Minuten, in denen mich als Atheisten, dieser religiöse Kern des Films etwas störte. Schnell rückte dieser Aspekt in den Hintergrund, wurde er ersetzt durch ein allgemeingültige Darstellung des Kampfes um das eigene reine Gewissen, das eigene Ich. Rückte aber auch in den Hintergrund, weil Dreyer mit "La Passion de Jeanne d’Arc" einen Traum von einem Film erschuff.
Und welche Worte ich jetzt auch suche und wähle...so ganz werde ich es nicht schaffen dieses intensive Filmerlebnis wiederzugeben. Ein Film voller prägnanter Gesichter, voller hervorragendem Schauspiel und einer traumwandlerischen Intensität, die einen völlig vergessen lässt, dass man es hier mit auf Zelluloid gebannten Schauspielern zu tun hat. Das ist ästhetisch und wunderschön. Doch fast auschließlich aus Nahaufnahmen bestehend, versprüht "La Passion de Jeanne d’Arc" auch eine unheimliche Bedrohung. Das scheint oft alles nicht wirklich zu sein und wieder einmal muss ich das Gefühl des Albtraums bemühen. Gleichzeitig ist aber doch vieles so angenehm, fliessend und einlullend.
Aus dieser einzigartigen Inszenierung sticht Maria Falconetti aber nochmal ganz weit heraus. Immer ganz nah an zuviel Theatralik, an zuviel Pathos, schafft sie genau das auszudrücken, was Worte auch nicht wiedergeben könnten. Und tatsächlich würde jedes Wort in "La Passion de Jeanne d’Arc" einfach nur stören. Maria Falconetti nimmt einen gefangen. Man könnte ihr stundenlang zusehen, wie sie leidet, überlegt, träumt und phantasiert. Die Naivität der jungen Frau, der überzeugte Glaube und die abgrundtiefe Verzweiflung...all das vermittelt Maria Falconetti auf so unglaublich eindringliche Weise. Sie scheint so weit weg von allem zu sein und oft meint man, sie sei nicht von dieser Welt. Unglaublich!
Ein Gedicht. Ein Traum, der lange intensiv schwelgt und fesselt, der aber zum Ende hin seinen Ton noch einmal neu bestimmt. Irgendwann während der letzten 15 Minuten wollte ich einfach, dass das jetzt endlich aufhört. In den letzten 5 Minuten, während die Bilder immer abstrakter und erschreckender zugleich werden, merkt man plötzlich, wie sehr man mit dieser jungen Frau mittlerweile fühlt. Nicht weil man ihrer Geschichte nun mehr Glauben schenkt, sondern weil Dreyer und Falconetti uns hier ein menschliches Schicksal mit filmischen Mitteln so nah brachten, dass es am Ende ein bisschen schmerzt.
Kein einfaches Ding dieser Film. Da kämpfen zwei Meinungen in mir gerade....und das auf das heftigste. Mit "Bronenossez Potjomkin" zeigte Eisenstein schon 3 Jahre zuvor, dass er inszenatorische seiner Zeit meilenweit voraus war. Diesen Eindruck unterstreicht er in "Oktyabr" auch vorzüglich. Monumentale Bilder voller Eindringlichkeit, ein eindrucksvolles Gespür für Form und Raum und voralledem, ein meisterhaftes Können was Schnitt und Einstellung betrifft. "Oktyabr" wirkt durch diese geniale Umsetzung wie ein unumstößliches Monument, erscheint oft viel größer als einfach nur ein Film. Es ist eine große, beeindruckende Maschine, die sich rigoros ihren Weg durch die Sinne pflügt. Hier gibt es keine Einzelschicksale, keine Phasen der Ruhe. Wie eine Herde wilder Büffel läuft der Film wutschnaubend auf sein Finale zu, kennt auf diesem Weg oft weder Freund noch Feind und trampelt am Ende alles nieder. Bilder die ihre Wirkung nie verfehlen, die bis ins letzte Detail geplant sind. Bilder die sich festbrennen, beeindrucken und nahe an der Formvollendung sind.
Es sind aber auch Bilder die wenig mit der Wahrheit zu tun haben. "Oktyabr" ist eine Auftragsarbeit anlässlich des 10. Jahrestages der Oktoberrevolution und er ist sichtlich ein Film des Siegers über die Besiegten. "Oktyabr" zeigt einen sehr heroischen Ablauf der Dinge und zeigt die Dinge eben so, wie sie der damaligen Regierung ins Kalkül passten. Man bemüht sich sichtlich einen Kult zu erschaffen, die Geschehnisse um den 25. Oktober 1917 in ein vorteilhaftes Licht zu rücken. Doch diese Revolution war eben nicht von allen gewollt, sie wurde auch nicht von Lenin geführt und sie war nicht annähernd so spektukalär wir in "Oktyabr" dargestellt. Mit all dem könnte ich ja auch recht gut leben...wenn der Film nicht behaupten würde, dass es ganz genauso war.
Filmisch top, historisch bedenklich.
Sehenswert aber definitiv...auch wenn ich ein bisschen Bauchschmerzen dabei habe.
Ein 270 Minuten langer Brocken von Film. Soviel ist in diesem Film, dass es einem fast etwas schwerfällt ihn einzuordnen, zu bewerten. Ein Film, der seinen Blick in die Vergangenheit richtet, in die Zukunft und vorallem ins (damalige) Jetzt. Ein Film der während der gesamten Spielzeit nie seine Präzision verliert und durchgehend einen fast schon stoischen Rythmus beibehält. Ein Film der trotz seiner Länge nie Langweilig wird und doch am Ende etwas an dieser leidet.
Im Grunde ist "Dr. Mabuse, der Spieler" ein Kriminalfilm, der sich jedoch durchgehend prägender Stilmittel der vorangegangenen Dekade bedient, gleichzeitig aber auch das Bild einiger filmischen Genres der nächsten Jahre prägt. Während die Figur des Dr. Mabuse deutlich nach den Vorbildern des deutschen Expressionismus gezeichnet ist und hier vorallem an den ähnlich diabolischen Dr. Caligari erinnert, so erscheint sein Umfeld schon den Gangsterfilm vorwegzunehmen, wie man ihn aus den USA der 30er Jahre kennt. Der eher biedere Staatsanwalt Wenk hingegen verkörpert wiederum die nüchterne Art des Kriminalfilms, wie man sie vorallem aus der deutschen Nachkriegszeit kennt. Was jedoch in den 50ern und 60ern als erstrebenswerter Charakterzug vermittelt wurde, nämlich sich pflichtbewusst und fast schon treudoof an einem Fall abzuarbeiten, wird hier in einem viel negativeren Licht dargestellt, ja es ist schon ein fast mitleidiger Blick, der auf diesen Wenk fällt. Eine oft hilflose Lichtgestalt inmitten von all dem Laster. Dabei steht diese Figur immer im völligen Gegensatz zum Prototyp des Superschurken, Dr. Mabuse. Dieser manipuliert und sabotiert Menschen, nutzt die Wirren der Nachkriegszeit für sich aus, und das alles ohne eine besondere Nötigkeit. Er ist nicht auf den finanziellen Vorteil angewiesen, seine Taten besitzen auch keine politische oder soziale Motivation. Dr. Mabuse genießt es einfach seine Macht auszuleben, tut böses um des böses Willen.
Der große cineastische Schritt aber, den "Dr. Mabuse, der Spieler" vollbringt ist aber ein anderer. Wurde Kritik bzw. eine Analyse der gegenwärtigen Situation sonst eher durch eine verscheierte Art und Weise vermittelt, z.B. in dem man längst vergangene Episoden der Menschheit bemühte oder sich ins Phantastische flüchtete, so hält Fritz Lang hier seinen Finger direkt in die Wunder der Zeit. Ein verzweifeltes Nachkriegs-Deutschland, dessen Selbstbewusstsein verloren ist und welches keine Zukunft für sich sieht. Bodenlose Armut auf der einen Seite und dekadenter Reichtum auf der anderen. Eine Atmosphäre der Orientierungslosigkeit, die Tür und Tor offen hält für Verführer und Rattenfänger. Auch hier verkörpern die zwei Gegenspieler des Films die verschiedenen Optionen dieses Landes: Einfach brav weitermachen oder sich von allem entledigen und seiner Vergnügungssucht nachgeben, als gäbe es keine Morgen.
Man braucht etwas Sitzfleisch um "Dr. Mabuse, der Spieler" durchzuhalten und tatsächlich sind das ja auch zwei Filme, die hier zu einem zusammengefasst wurden (warum eigentlich?). Seltsamerweise bekommt der Film aber nie ein episches Gefühl, erscheint einem zu jedem Moment sehr fokusiert auf seine Genauigkeit und besitzt, trotz seiner phantastischen Elemente, manchmal sogar etwas dokumentarhaftes. Soviel verschiedenes liegt in diesem Film...stilistisch, inhaltlich und historisch ist "Dr. Mabuse, der Spieler" ein El Dorado für den Filmfreund. Er kann diese Begeisterung jedoch nicht die gänzlichen 270 Minuten auf einem ganz hohen Level halten. Hier und da gibt es Phasen, die man sich doch etwas straffer wünscht, deren Wichtigkeit sich einem nicht so recht erschließen will. Insgesamt aber ein tolles, monumentales Werk, welches aber seltsamerweise nie monumental wirkt.
Nachdem ich mir "Nosferatu – Eine Symphonie des Grauens" am Donnerstag Abend mal wieder angeguckt hatte, las ich anschließend ein paar Kommentare hier und auf anderen Filmseiten. Auffällig war dabei, dass relativ viele Menschen mit diesem Film so rein gar nichts anfangen können und ein Argument wurde immer wieder in den Raum geworfen: Dass "Nosferatu" einer dieser Filme ist, die man gut finden muss, den man sich aber heutzutage kaum noch ansehen kann. Ergo, viele mögen ihn, da sie aufgrund ihres Filmgeschmacks nach außen definieren wollen. Sowas könnte man einfach abtun, tue ich ja sonst auch. Mich beschäftigte dies aber eine Weile, gerade da ich mich persönlich immer mehr auf recht alte Filme konzentriere, mich auf einen betagten Streifen, den hier bei MP jemand ausgräbt, mehr freue, als auf das nächste große Kinoereignis. Vorankündigungen berühren mich kaum noch, ich fiebere keinem Batman mehr entgegen, keinem Iron Man und selbst neue Filme liebgewonnener Regisseure können keinen großen Enthusiasmus hervorrufen. Es fühlt sich alles wie ein großer Kreis an, bei dem man immer wieder an den altbekannten Stellen vorbeikommt.
Aber warum mag ich solch alte Filme mittlerweile mehr? (Ausnahmen bestätigen da sicherlich die Regel) Ist es wirklich so? Oder will ich mich tatsächlich mit solchen Klassikern profilieren? So wirklich konnte ich keinen Punkt ausmachen, an dem sich meine Sicht auf Filme an einem offensichtlichen Wendepunkt befand. Es kam schleichend, ohne einen faktischen Auslöser. Mehr und mehr merkte ich, wie mich all der Gossip um Neuerscheinungen nervte und ich mich wirklich auf diese kleinen, eigenartigen und speziellen Filme freute. Also muss es wohl an den Filmen liegen. Filme die ich sonst selbst eher abgetan hätte...so wie ich mich mit 17 oder 18 nicht an Böll oder Kafka ran traute, weil ich dachte das mir diese Kunst zu hoch ist. Aber das ist sie nicht. Sie fordert eben nur mehr ein von seinem Leser/Seher. Diese Werke (und ja, sicherlich gab es auch damals schon viele banale Streifen), fühlen sich für mich einfach wie Monumente an. Sie dulden nichts neben sich. Man merkt, dass sie aus einer Zeit sind, in der nicht alle 5 Minuten ein Film veröffentlich wurde, in der man nicht 3 Serien simultan guckte, daneben noch ein paar Filme und außerdem noch ein paar Videospiele im Kopf herumspuckten. Diese alten Schinken sagen mir immer: Ich bin das größte, es gibt nichts neben mir! Gib mir deine totale Aufmerksamkeit oder gib mir gar nichts. Für 90 Minuten darf es nur mich geben, ansonsten werde ich dir nichts zurückgeben. Und tatsächlich, während es anscheinend heutzutage normals ist, dass jeder Film einem die Möglichkeit bietet alle 10 Minuten wieder einzusteigen, ist ein Film wie "Nosferatu" weit weniger nachsichtig. Da ist kein Platz dafür, mal eben aufs Handy zu gucken, mal auf die Toilette zu gehen, mal zu schauen was der Kühlschrank hergibt. Verpasst man 2 oder 3 Szenen oder Texttafeln, dann ist man raus. Und Filme wie "Nosferatu" scheinen einen dann nur noch ungern wieder hinein zu lassen. Das ist es wohl, was ich so liebgewonnen habe an all diesen Filmen. Diese euphorische und auch naive Größe. Filmemacher die alles für den Zuschauer geben, gleichzeitig aber den größtmöglichen Respekt für ihr Werk einfordern. Respekt nicht als Lobhudelei, sonder Respekt in der Form, dass ich dem Film einfach die nötige Aufmerksamkeit schenke, mich auf diese kurze Reise einlasse. Die Reise muss niemanden gefallen...aber man sollte sie nicht als langweilig abtun, bloß weil man lieber am Abfahrtssteg stehen blieb, da einem die Anstrengungen zu groß erschienen.
Was das nun mit "Nosferatu" zu tun hat? Alles und nichts. Er vereint all diese Argumente und doch kann man diesen Film kaum Regeln unterwerfen. Er ist ein cineastischer Prototyp und entzieht sich doch jeglichem Vergleich. Er weiß durch seine Bilder, seine Machart zu beeindrucken und doch kann man das, was ihn ausmacht, nicht mit Worten greifen. Zärtlich und romantisch, gruselig und bedrohlich. "Nosferatu" mag oft langsam erscheinen in seinem albtraumhaften schwelgen, was auch aber auch dadurch bedingt ist, dass er sich 95 Minuten wichtig nimmt. Jede Minute dieses Films bedingt die andere. Es gibt keine wichtigen und unwichtigen Phasen oder Szenen. Diese erste Sekunde ist hier so bedeutend wie die letzte. Nur wenige Aspekte stechen aus dem Gesamtwerk heraus, wie z.B. der Anblick des Max Schreck. Doch sie fügen sich sehr schnell ein, bleiben immer Teil dieses einen Ganzen. Eine unheimliche Geschichte, die man auch mit mehr Möglichkeiten, Geld, Sprache und Farbe nicht eindringlicher und besser hätte verfilmen können. Ein Film, der alles hat, was man heut oft verzweifelt zu reproduzieren versucht. Wie sehr verblasst z.B. der Kitsch von "Twilight" gegenüber dieser tiefen Romantik eines "Nosferatu". Wie grausig erscheint einem dieser Vampir gegenüber all diesen klischeehaft gezeichneten Sexy-Vampiren, welche das Luder in braven Hausfrauen wecken sollen. Max Schreck als Nosferatu ist die Figur, die, bewusst oder unbewusst, fast jede bedeutende Horrorfigur der Filmgeschichte beeinflusst hat. Er ist der, der sich von selbst ins Abseits stellt, der die Regeln der Menschen ablegt, nach seinem eigenen Moralverständnis agiert und somit der wahre Horror für die Menschen ist. Auch er sehnt sich nach Liebe, er hat sich jedoch schon lange von der Menschheit abgewandt, sich über sie gestellt. Er frägt nicht, er erklärt nicht...er macht. Und das erschreckt die Menschen mehr als ein möglichst abartiges Aussehen. Die Kontrolle über den Menschen, die den Menschen beengt, aber auch beruhigt, sie ist bei dieser Figur nicht mehr gegeben. Nosferatu spielt das Spiel nicht mit und ist deshalb eine solch furchtbare Bedrohung. Und deshalb ist er auch so ein großer Einfluss für Figuren wie Leatherface oder Michael Myers. Alles Tyrannen aus einer eigenen Entscheidung heraus, deren Terror so tief geht, weil er für die Menschen nicht erklärbar ist.
"Nosferatu" ist einfach ein Traum. Kein schöner, aber er vermag zu entführen wie kein anderer Vampirfilm. Und abschliessend ist da noch ein Punkt, der mir ein bisschen erklärt, warum ich diese alten Filme so mag....auch wenn er fast ein wenig lächerlich ist: Aber manchmal ertappe ich mich dabei, dass ich das alles für wahrhaft erachte was da passiert. Es ist zeitlich so fern von mir, dass ich mit dem Gedanken spiele, es sei echt. Keine Schauspieler, keine erfundene Geschichte. Alles echt. Und manchmal ist das echt ein tolles Gefühl.
Nur wenige Kommentare sind zu diesem Film hier zu finden...und doch ist das wichtigste schon gesagt. Man ist immer wieder versucht "Körkarlen" in den cineastischen Olymp zu heben, man kann jedoch nie die Diskrepanzen ausblenden, mit der dieser Film in sich kämpft. Fairerweise muss man aber sagen, dass es hier die Moderne ist, welche diese kleinen Schatten auf "Körkarlen" wirft. Vor knapp hundert Jahren wirkte die Botschaft, und vorallem dier Art wie diese vermittelt wird, um einiges stimmiger. So war die ursprüngiche Vorlage für diesen Film eine literarische Auftragsarbeit, welche es zum Ziel hatte über die Krankheit Tuberkolose aufzuklären.
"Körkarlen" wohnt dadurch immer ein gehobener Zeigefinger inne, ist er immer ein Film, der seine moralische Botschaft auf ein möglichst einfache, ja naive Art und Weise vermitteln will. Und doch, spätestens wenn der Fuhrmann seinen ersten Toten einsammelt und mit seiner Kutsche durch die Lande zieht, ist man von diesem unheimlichen Zusammenspiel von Atmosphäre, Bild und Geschichte einfach nur fasziniert. Es sind eben jene Szenen, die den dramatischen Rest fast unscheinbar erscheinen lassen. Denn bedenkt man, dass dieser Film knapp hundert Jahre alte ist, ist es einerseits verblüffend mit welchem Geschick hier schon an Spezialeffekten gearbeitet wurde, noch beeindruckender ist aber, wie vorzüglich diese funktionieren. Diese Szenen überschatten nicht nur das eigentliche Thema dieses Films, sie sind allgemein herausragende Momente des Stummfilms.
All das soll aber in keinster Weise aussagen, dass der Rest von "Körkarlen" schlecht wäre. Allein, diese Mischung aus wirklich guter Sozialkritik, welche schön, wennauch vereinfacht den Werdegang eines Arbeiters während der Industrialisierung beschreibt, und einer am Ende doch recht plumpen und unnötig religiös angehauchten Botschaft, kann es eben nie mit den mystischen Elementen des Films aufnehmen.