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Alle Kommentare von ElMagico
War "The Getaway" dann am Ende doch ein Film über verlorene Werte in der modernen Welt? Ich war wirklich froh über die Worte des Müllsammlers am Schluss, da sie meinen Gedanken über "The Getaway" doch ein wenig Halt gaben und mir aus meiner Unentschlossenheit gegenüber diesem Film halfen. Denn Peckinpah serviert wieder einmal Männerkino mit all seinen Vor- und Nachteilen. Und auch wenn die finalen Sätze mich etwas versöhnt haben, scheint es mir doch, dass dieser Mann irgendein Problem hat mit den Frauen. Ein grundlegendes.
Zuallererst ist "The Getaway" ein Action-Film und zwar ein richtig guter. Fasziniert Anfangs noch mehr der Stil als die Geschichte, nimmt der Film spätestens ab dem Banküberfall richtig Fahrt auf und kann in den besten Momenten als Blaupause für dieses Genre herhalten. Voller Action, Brutal, aber oft eben auch sehr sehr stilvoll und von einer gewissen Größe. Steve McQuenn hat hier sicherlich einen großen Anteil daran, aber es sind auch die Bilder, die Schnitte und die Musik, die dem Film diese Extra-Portion an Flair verleihen. Dieser Charme und die Qualitäten machen dann eben auch mal ein paar nicht so tolle Szenen Wett, lassen einen nicht so sehr darüber nachdenken, dass ja eigentlich Benyon auf sehr dünnem Eis wandelt und es sich eigentlich gar nicht leisten kann Doc McCoy zu verfolgen. Das stört hier alles weiter nicht, weil es spannend ist und einfach brillant inszeniert ist. Hinzu kommt, dass mit Rudy ein ziemlicher Freak auf seinen Fersen ist, was dem ganzen noch einmal eine gehörige Portion Spannungstiefe verleiht, ohne das die beiden je länger aufeinandertreffen.
Aber eben dieser Handlungsstrang um Rudy Butler ist es, der mir so manche Minute bei "The Getaway" etwas vermieste. Wird die Treulosigkeit der Frau in der Beziehung zwischen den McCoy noch relativ gut erklärt und ist sie da auch tatsächlich noch Antrieb für eine sehr interessante Charakterentwicklung, so waren für mich die Geschehnisse zwischen Rudy und Fran für mich einfach nur erbärmliche Männerphantasien. Frauen als Spielball der starken Männer. Oft genug leider wirklich Realität, aber mir in dieser Konstellation zu sehr vereinfacht. Ich hab tatsächlich zurückspulen müssen, um zu überprüfen ob ich da nichts verpasst habe...irgendeinen Satz oder sonstwas. Richtig schade ist das, da Rudy eigentlich ein richtig tolle Figur ist und sicherlich Vorbild für den einen oder anderen abgedrehten Verbrecher in der Filmwelt bis heute. Vielleicht hat Peckinpah damit das Abstumpfen der Menschen nur deutlicher machen wollen, ich fand es einfach etwas zu arg. Besonders weil eben die Eheprobleme und der Vertrauensverlust der McCoys es schaffte dem Film eine ganz intime Note zu verleihen.
Von der letzten halben Stunde bin ich mir sicher, dass diese John Woo wohl sehr liebt. Brutal, blutig und völlig nur auf die eine Sache konzentriert. Als gäbe es hier keine Welt mehr außenrum, sondern nur noch diese Männer und ihre Waffen. Löblich ist es hier, dass Peckinpah dies nicht völlig ohne Kommentar inszeniert. Denn die Art und Weise, wie sich McCoy z.B. seine Schrotflinte besorgt ist schon ein ganz klares Statement. Und das schon vor 40 Jahren.
Als reiner Actionfilm top, hat "The Getaway" mehr zu bieten, woran man sich aber eben auch reiben kann. Ich wollte eigentlich eine 7 oder 7.5 geben...beim schreiben gerade ist mir aber immer deutlicher geworden, dass "The Getaway" aber doch eine 8 ist.
Muss man das wirklich über 2 Stunden lang haben? Wie dringlich ist solch ein Film noch, wenn er 40 Jahre nach seiner Erscheinung doch all sein Skandal-Potential verloren hat? Wieviel Freude macht ein Knaller der nicht knallt? Die Lunte brennt ab und es zischelt...aber das Aha-Erlebnis bleibt eben aus. Damals war das vielleicht noch da...heute ist da fast nichts mehr. Selbst ich hatte während des Abspanns den Gedanken, dass wären die Macher konsequent gewesen, sie gleichen einen richtigen Porno gedreht hätten.
Mein Erwartungshaltung war aber eh eine ganz andere. Ich dachte ja "La grande bouffe" nutze all das Gefresse und Geficke nur um sich auf einen bitterbösen Weg in den Tod zu begeben, der gespickt ist mit Weisheiten über das Leben, philosophischen Weltanschauungen und existentiellen Gesprächen. "La grande bouffe" ist aber nur die Darstellung des dekadenten Todes durch zuviel Essen, angereichert mit Sex. Eine reine Farce, ein überbordende Ode an das Nichts mit einer Prise doch recht oberflächlichen Gesellschaftskritik.
Das macht ja auch wirklich 60 Minuten Spass, dann aber wird alles zum Ritual und man beginnt sich doch nach irgendeiner Wendung oder etwas ähnlichem zu sehnen. Mich interessierten halt die verschiedenen Speisen ziemlich wenig und irgendwann war es mir auch egal, wer gerade mit Andrea Intim wird. Aufgelockert wird das nur durch die eine oder andere Ausscheidung der vollgefressenen Körper.
Wie gesagt: Das hat schon was, aber es ist kein Stoff für einen 2 Stunden Film. Dann wirklich lieber den gewünschten Porno, eventuell mit ein paar schönen Splatter-Einlagen! Den neben seiner abstrusen Story gibt sich "La grande bouffe" doch überraschend bieder. Das ist kein "abgefahrener" Film, sondern ein handwerklich solide inszeniertes Luststück.
Ich hab mir da doch etwas mehr erwartet und in dieser Form ist "La grande bouffe" einfach eine Stunde zu lang.
Eine 13-teilige Adaption des Romans von Hans Fallada, welche Ende der 70er Jahre vom ZDF produziert wurde. Und ja, genau diesen alten Mief des öffentlichen-rechtlichen Fernsehens verbreitet diese Serie...und nirgends hat das so gepasst wie hier.
Dabei muss ich zugeben, dass mich "Ein Mann will nach oben" während der Sichtung nicht vollends überzeugen konnte. Zu nah war noch das Buch, welches ich erst wenige Wochen vorher gelesen hatte. Die eigenen Kopffiguren kämpften gegen die auf dem Bildschirm an und auch eine dramaturgische Veränderungen stießen mehr erstmal etwas sauer auf. Vorallem weil ich diese Änderungen für völlig unnötig hielt und immernoch halte. Das Buch hatte einen genialen Erzählfluss und war, obwohl er eine relativ große Zeitperiode beinhaltet, sehr kompakt geschrieben. Ohne in die "Das-Buch-War-Viel-Besser"-Kerbe schlagen zu wollen, muss ich doch sagen: Der Geschichtsverlauf im Buch war schlüßiger, bodenständiger und verstand es, einen mehr an die Story zu binden.
Aber es geht hier um die Serie und die hat es mir dann dennoch angetan. Gerade jetzt mit etwas Abstand, erinnere ich mich gerne an die Figuren, die einzelnen Episoden und auch an die Settings von "Ein Mann will nach oben". Irgendwie konnte sich doch das Gesicht, welches diese Verfilmung dem Buch verlieh, durchsetzen. Das Berlin Anfang des 20. Jahrhunderts, die Wohnungen und all die verschiedenen Figuren sind nun doch untrennbar für mich mit dieser Geschichte verbunden.
Und diese Geschichte ist ein sehr schöne, differenzierte und doch unterhaltsame Darstellung der damaligen Zeit. Glücklicherweise übernimmt die Serie den typischen Blick Falladas auf die Dinge: Von unten, aus der Situation des kleinen Mannes. So spielen hier die große Politik, der Krieg, die Wirtschaftskrisen nicht die Hauptrollen, sondern sie sind nur der Anstoß im Leben dieser Menschen. Schicksale wie es sie wohl zu Hauf gab und Menschen, wie man sie damals wohl wirklich traf. Das ist alles irgendwie grau und etwas dreckig, es fühlt sich aber so echt an.
Wirklich sehr empfehlenswert, da für mich "Ein Mann will nach oben" einfach eine eindringliche, schöne und humane Geschichte erzählt, dabei aber auch einen wundervollen Einblick in die Wohnstuben der damaligen Zeit bietet. Und ich hatte das Gefühl dadurch manches mehr zu verstehen, ja sogar etwas zu lernen. Sehr schön!
Ein bisschen kann "Gandhi" die monumentale Luft des übergroßen Kinos atmen. Aber nur ein bisschen, denn zeitweise bewegt sich der Film auch etwas im luftleeren Raum und schafft es nicht durchgängig den Zuschauer vollends einzunehmen.
Definitiv will ich "Gandhi" aber zugute halten, dass er fernab davon ist, jenes Betroffenheitsdrama zu sein, welches ich befürchtet habe. Selbst der Hippie in uns kommt relativ selten auf seine Kosten. Ziemlich nüchtern und bestehende Fakten abarbeitend, lehnt sich der Film nie zu weit aus dem Fenster. Nur selten wird versucht den Zuschauer emotional zu manipulieren...eigentlich immer nur dann, wenn Gandhis inneren Wendepunkte überdeutlich gemacht werden sollen. Ansonsten bleibt "Gandhi" sehr still und hat dadurch auch relativ wenige oberflächliche Höhepunkte, wodurch durchaus auch mal der Begriff Langeweile gerechtfertigt ist.
Ein psychologischer Aspekt wurde im kleinen, wie auch im großen Ganzen, völlig außen vor gelassen. Der Film begnügt sich damit, die Motivation für Gandhis Tun in sehr offensichtlichen Begebenheiten zu suchen. Ein Blick in eine Intra-Ebene wird noch nicht einmal versucht. Gandhi ist sehr schnell eben der, als der er gesehen wird. Warum er wirklich so wurde, was in ihm passierte, davon bekommt man so gut wie nichts erzählt. Dieses Problem sah ich aber nicht nur in der Figur Gandhis, sondern auch in der Darstellung Indiens. Mir schien es ständig, als fehlen mir hier Massen an Informationen, Wissen über Hintergründe und Geschichte dieses Landes. Ich konnte die Geschehnisse immer nur hinnehmen, sie aber oft nicht gänzlich verstehen. Es wird ein Fokus auf die Beziehung zwischen Großbritannien und Indien gelegt, der aber nur eine Momentaufnahme der beiden Parteien bietet. Das fühlt sich an, als ob man den 1. Weltkrieg tatsächlich mit dem Sarajevoer Fenstersturz erklären will. Hier hatte "Gandhi" für mich klare Defizite und hinderte mich daran so richtig in seiner Geschichte aufgehen zu lassen.
Ben Kingsley macht seine Sache natürlich überragend, einfach weil man nicht großartig über ihn nachdenken muss oder sich an stören könnte. Er fällt nicht auf, wie er da zwischen all den Indern herumwandert....und ich mein das als riesiges Lob. Wenn man nicht mehr auffällt, dann kann man wirklich schauspielern.
Ich will "Gandhi" aber auch eine ganz banale Sache attestieren: Es ist einfach ein schön anzusehender Film. Einer der letzten Dinosaurier des Films, welche sich Epos und Erhabenheit auf die Fahne schrieben und ich mag das einfach. "Gandhi" fehlt aber etwas die inhaltliche Tiefe oder aber die völlige visuelle Wucht um eines der ganz großen filmischen Epen zu sein. Denn irgendwie erwartet man nach 3 Stunden schon etwas mehr, als sich nur in seinem bisherigen Halbwissen bestätigt zu fühlen.
Was Heute für mich "South Park" ist, nämlich der Grund doch noch ein Stückchen Wach zu bleiben, das war vor Jahrzehnten "Sledge Hammer!". Heute darf ich das, damals musste ich es heimlich tun.
"Sledge Hammer!" ist eine schwarzhumorige Angelegenheit, die Gewalt und Vorurteile glorifiziert, aber auch einen, auf seine ganz spezielle Art, sympathischen Helden vorzuweisen hatte. Denn Hammer ist ja gar nicht der, für den man ihn halten könnte, liest man sich die jeweiligen Inhaltsangaben zur Serie durch. So groß seine Liebe für Waffen und Gewalt an sich ist, so sehr ist er ja auch völlig soziopathischer Trottel. Aber ein liebenswerter eben. Damals gab es da kaum Vergleichbares, nicht in dieser Konsequenz und nicht mit dieser ambivalenten Mischung aus bitterbösen und politisch völlig unkorrekten Humor auf der einen Seite, aber auch völlig dummen Ulk auf der anderen. Den oft genug ist "Sledge Hammer!" einfach nur blödsinnig und auf erbärmlichen Schenkel-Klopf-Niveau. Aber es ist Hammer...und der weiß was er tut.
All das funktioniert 2012 natürlich nicht mehr so. Ich musste mich durch einige Folgen kämpfen und die wirklichen Highlights sind doch rar gesät. Trotzdem: Am Ende der zweiten Staffel merkte ich, dass mir diese Figur auch wieder fehlen wird, denn selbst den schwächsten Folgen verleiht Hammer so etwas wie Qualität. Es sind oft nur einzelne Szenen, für diese liebt man aber ganze Folgen. Manchmal geschieht das auch nur, weil sich Hammer wie ein kleines Kind freut, da etwas kaputt ging (er liebt es wenn Sachen kaputt gehen). Völlig blödsinnig eigentlich...dieser Kerl ist aber einfach zum knuddeln. Irgendwie.
Aus heutiger Sicht ist da vielleicht nur eine mittelprächtige Wertung angebracht, längst wurde diese Serie an Boshaftigkeit, Sarkasmus und Ironie überholt. Mir ist auch relativ egal ob "Sledge Hammer!" Kult ist oder nicht, denn was heißt das schon in einer Zeit, wo der neueste Tarantino-Film schon vor der Premiere Kult ist. "Sledge Hammer!" hat das Herz auf dem richtigen Fleck und ich verzeihe ihm jede langweilige Minute, weil er mich an eine Zeit erinnert als man dachte durch die zusätzlichen 4 oder 5 Kabelprogramme lebe man im medialen Himmel. Er erinnert mich an meinen ersten Fernseher. An mein Kinderzimmer. An die Tapete. Wieviele Serien (deren Qualitäten ich gar nicht anzweifeln will) werden dies heutzutage noch schaffen, wo hinter jeder Ecke nach 2 Minuten schon die nächste Sensation wartet?
Vertrauen Sie mir, ich weiß was ich schreibe!
"Rain Man" bleibt zum Glück weitesgehend still und unaufdringlich und versucht nicht auf Teufel komm raus seine Botschaft zu vermitteln. Zum Glück, denn es wäre eine absolute Nervensäge von Film und "Rain Man" würde wohl stark gen Unerträglichkeit tendieren. So jedoch kann man ihn als ganz Nett einstufen, eine Ansammlung von filmischen und medizinischen Klischees, die relativ formelhaft inszeniert wurde. Eine sichere Bank sozusagen, man spricht Gefühle an, ohne zu deprimieren und man streut etwas Humor ein, ohne albern zu werden. Man darf sich einfach nicht zu sehr auf die Thematik Autismus konzentrieren, denn dann wird das Eis auf dem "Rain Man" steht sehr dünn. Zu dünn. Aber das ist Hollywood. Es ist ein Märchen.
Große Erwartungshaltungen begräbt der Film aber doch schon in den ersten Minuten, denn selbst an der Figur des Charlie wird deutlich, dass wenig Wert auf eine annähernd realistische Charakter- oder Menschenstudie gelegt wird. Charlie ist ein Bilderbuch-Arschloch und ähnlich Stereotyp werden alle anderen Figuren auch dargestellt. Selbst Raymond erscheint einem wie ein Best-of eines Besuchs in einer Behinderten-Einrichtung. Und so vorhersehbar sich diese Figuren entwickeln, so sehr weiß man auch wo es mit "Rain Man" hingehen wird, nur das man mit etwas Abstand recht überrascht ist, wie Langweilig der Film doch zwischendurch ist. Denn der kleine Roadtrip dieser ungleichen Brüder entbehrt letztendlich jeglicher Überraschung und ödet einen irgendwann doch ein wenig an. Da ist man fast schon ein bisschen Froh, wenn es endlich zur unvermeidlichen Konfrontation zwischen Charlie und der Einrichtung kommt, in der Raymond eigentlich untergebracht ist.
Es menschelt hier hinten und vorne, aber eben ganz still und zärtlich. So still, dass sogar der Zeigefinger meist in der Tasche bleibt. Andererseits aber auch so still, dass "Rain Man" kaum einen bleibenden Eindruck hinterlassen kann. Klar, Dustin Hoffmann macht sein Zeug gut und alles ist soweit ganz schön...aber das wirkt auch so kraft- und saftlos irgendwie. Es berührt weder im negativen noch im positiven.
Der Stoff aus dem Jugendträume sind. Leider jedoch die verklärten Jugendträume Erwachsener, welche ihre eigenen wohl längst begraben haben. Alles ist hier so richtig gut und ehrenvoll und drumherum ist alles so böse und banal. Der fortwährende Kampf zwischen Gut und Böse, der Kampf um die eigene Identität, die Freiheit und dem Entkommen aus der gesichtslosen Masse.
Das alles will "Dead Poets' Society" so sehr sein, bleibt aber inhaltlich durchgehend so furchtbar vorhersehbar und leer. Von Beginn an werden hier so stark Klischees heranzitiert, von Anfang an wird einem geradezu penetrant aufgedrängt was man hier zu mögen hat, was zu verurteilen ist und selbst mit welchen Wendungen man im Verlauf dieses Films zu rechnen hat. Auf zwei emotionale Höhepunkte folgt stets ein Niederschlag. Handlungsstränge werden aufgebaut, von denen man ab der ersten Sekunde weiß, dass sie nur dazu dienen der Idylle einen Tiefschlag zu versetzen und im besten Falle den Zuschauer noch stärker an die Protagonisten zu binden.
Ein völlig biederer Aufschrei gegen die Biederkeit. Von hinten bis vorne völlig harmlos und am Ende nichtssagend. Zumindest sagt uns "Dead Poets' Society" nichts, dass uns nicht auch schon ca 2000 Filme vorher gesagt hat. Der Film selbst scheint aber das komplette Gegenteil davon zu sein. Er ist der nette Sonntagnachmittagsfilm den man zusammen mit seinen Eltern, Kindern und auch Großeltern angucken und alle sind sich einig wie schön er doch war. Und traurig. Aber auf jeden Fall richtig anspruchsvoll. Sogar klassische Poesie hat man dabei gelernt. Kann ja gar nicht schlecht sein.
Ist es auch nicht. Aber es ist eben auch nicht gut. "Dead Poets' Society" will eben einen Effekt erzielen und wirft dabei seine jugendlichen Charaktere über Bord. Das sind okayne Fragmente von Figuren, aber keine Persönlichkeiten die einem das Herz zerfetzen könnten. Es gibt hier einfach zuwenig Grautöne, kaum Reibung. Eltern, Lehrer und Instutition sind von vornweg böse und Abziehbilder eines totalitären Schul- bzw. Erziehungssystems, während die Kinder (zu denen man aus vielerlei Gründen auch Mr. Keating zählen kann) nie etwas anderes als Opfer sind. Sie sind wie Regenwürmer, denen man noch kurz zusieht wie sie sich räkeln, bevor man sie tottritt. Und das sie totgetreten werden, das weiß man einfach.
Das flutscht gut durch, ist ja auch durchgehend so inszeniert das einem nichts negatives in den Sinn kommt, aber es lässt einen auch sehr kalt. Es gibt zig schlechtere Möglichkeiten 2 Stunden seines Lebens zu verbringen als mit "Dead Poets' Society". Es gibt aber auch etliche bessere. Da er handwerklich außerordentlich gut inszeniert ist, schafft er es nämlich durchaus den Zuschauer immer wieder einzulullen. Objektiv, mit Abstand gesehen, könnte ich diesen Film aber nicht guten Gewissens als Sehenswert benennen. Ich wüsste einfach nicht warum.
Jeglichen Spott über Robin Williams erspare ich mir diesmal einfach. Mir würde dazu einfach nichts neues mehr einfallen....und da gehts mir wohl wie ihm.
Gleich mal zu Beginn eine Floskel: Zu keinem Moment hab ich hierzu auch nur annähernd einen Zugang gefunden!
Liest man oft, aber selten zuvor habe ich das so sehr gefühlt wie bei diesem Film. Ich könnte auch kaum sagen warum das so ist, nur dass ich mir 2 Stunden lang so vorkam, als würde ich einer Geschichte hinterherhecheln, die ich doch nie einhole. Am Schluss ging dann langsam die Puste aus und ich ließ "Arizona Dream" von dannen ziehen. Der einzige Anhaltspunkt für mich: Es gab hier keine Emotionalität. Zumindest keine, die ich für mich greifen konnte oder wenigstens mit etwas Abstand bewundern. Das war alles fremd für mich und ich konnte kaum Bezug dazu aufbauen. Und ich musste einfach wiedermal merken: Wenn ich nicht berührt werde (positiv oder negativ), dann hat es ein Film bei mir einfach verdammt schwer...dann helfen eigentlich nur noch Zombies und davon gibt es hier keine.
Ich empfand die Geschichte, die Figuren, eigentlich alles hier seltsam, befremdlich und auch irgendwie uninteressant. Ich kann noch nicht einmal über "Arizona Dream" schimpfen, er war mir irgendwann schlichtweg egal. Ab und an ließ eine schöne Idee aufhorchen, manche Szene war herrlich träumerisch und skurril, aber der Film als Einheit konnte mir kaum etwas geben. Da gehts mir wie bei Modeln...ich weiß, dass die hübsch sind, aber ich empfinde es nicht.
Da muss wirklich jeder für sich gucken, was er aus "Arizona Dream" für sich herausziehen kann, meine Meinung ist da sicherlich nicht hilfreich. Auch meine Bewertung mag da vielleicht verwundern, aber bei aller Leere in mir, die der Film hinterließ, weiß ich, dass ich schon soviel schlechtere Filme gesehen habe...die dann aber an irgendwas in mir zumindest kratzen konnten.
Das ist nun auch schon wieder 20 Jahre her. Zwei Jahrzehnte, die "Philadelphia" in einem völlig anderen Licht dastehen lassen und ihn teilweise auch etwas demaskieren. Tatsächlich musste ich gestern angestrengt nachdenken, wie aufgeklärt man denn war 1993 im Bezug auf die Krankheit Aids. Denn 2013 wirkt der Film oft so reaktionär, wie die Stimmung der damaligen Gesellschaft, die er ja eigentlich entblößen will. Das ist sicher gut gemeint, birgt aber auch einige Gefahren in sich....heute wie damals.
Dabei bietet "Philadelphia" von der handwerklichen Seite wenig Angriffsfläche. Von vornherein macht er klar, dass er es auf das Gewissen und das Mitgefühl des Zuschauers angelegt hat und weniger auf dessen nüchternes Bewusstsein. Es ist ja nicht nur Aids um das es hier geht. Der Aidskranke Andrew wird mit aller Gewalt auf des Podest des guten Kerls erhoben. "Philadelphia" ist das alte Lied von David gegen Goliath, der immerwährende Kampf von Herz gegen Geld und Macht. Aids scheint hier oft nur das Zeichen der Zeit zu sein, welches aber austauschbar wirkt und eben teilweise auch hier ziemlich verklärt wird. Tom Hanks ist hierfür natürlich geradezu prädestiniert: Sein Blick, sein Aura des liebevollen Menschen und sein Gesicht, das immer sagt, er sei einer von uns, all das verhindert förmlich diesen Menschen auch nur anzuzweifeln. Aber das passt auch so, dies fügt sich völlig in die Melodie des Films und tatsächlich hat Tom Hanks in "Philadelphia" ein seiner stärksten Szenen, welche auch gleichzeitig die stärkste des Films ist: Der Moment in dem das erste Mal aus dem Büro von Rechtsanwalt Miller auf die Straße tritt und für einige Sekunden nur um sich guckt. In dieser Szene ist "Philadelphia" Wahrheit und nicht Märchen.
Imposanter war für mich jedoch Denzel Washington in seiner Rolle des relativ Morallosen Anwalts, der durch diesen Fall geläutert wird. Zwar ist auch dies ein Rolle wie direkt vom Reißbrett des Gut-Menschen-Films, aber der Mann zeigt eine ungeheuere Präsenz und er kann den Film doch manchmal etwas ausbremsen in Augenblicken wo er Gefahr läuft ins Schmalzige abzudriften. Glücklicherweise wird "Philadelphia" eh eher selten richtig rührselig, dazu will er zu nüchtern sein, zu sehr hat er sich dafür seine Botschaft dick auf die Fahne geschrieben. Er wirkt eher wie ein Schachspiel, bei dem vorher schon jeder Figur ihre Rolle deutlich zugewiesen wurde, es schon feststeht wann sie zu fallen hat und wie das Spiel ausgehen wird. Ein Gefühl aufbauen und dieses dann auch Gewinnen lassen um somit dem Zuschauer Bestätigung zu vermitteln.
Der Teufel liegt hier aber im Detail. In vielen Details. Das diese Krankheit auch durch heterosexuellen Kontakt übertragen wird...diese Information hat hier keinen Platz. Zwar wird ein Alibi-Opfer, dass durch eine Bluttransfusion angesteckt wurde, ins Rennen geschickt, aber prinzipiell wird hier die Theorie der Schwulen-Krankheit doch sehr unterstützt. Und man frägt sich da schon warum nicht ein heterosexuelles Paar in den Mittelpunkt des Films gerückt wurde, da man ja eh sichtlich Angst davor hatte gleichgeschlechtliche Liebe darzustellen. Diese wird nämlich dermaßen unkörperlich dargestellt, dass einem selbst Nonnen dagegen ziemlich verrucht erscheinen. Witzlos wird es, wenn dann solche Klischees wie das Pornokino heranzitiert werden und als eine schwule Selbsvtverständlichkeit vermittelt werden. Ich bin überzeugt auch 1993 besuchten mehr Hetero-Männer solche Lokale, als das es Homosexuelle taten. Da gibt es einfach soviele solche kleine Details an dem der Film krankt, wo großherzig gegen Vorurteile gekämpft wird, gleichzeitig aber andere unterstrichen werden.
Trotzdem kann ich "Philadelphia" auch nicht wirklich böse sein. Er ist wie ein Kind der was richtiges sagt, aber in seiner Naivität noch allerlei Dummheiten von sich lässt. Man hofft einfach, dass es das auch mit der Zeit lassen wird. Grundsolide inszeniert, tolle Schauspieler und wenn der Film etwas von seinem Weg abkommt sogar manchmal richtig toll (die Szene in der Andrew Callas' Arie erklärt z.B.), aber leider vergisst "Philadelphia" in seinem gut gemeinten Enthusiasmus zu oft auf sein Gesamtbild zu achten.
"The Remains of the Day" ist nahezu perfekte Filmkunst der klassischen Art. Man muss hier schon mit der Lupe suchen um irgendeine Schwachstelle in der Inszenierung, dem Schauspiel oder Präsentation zu finden. Alles scheint minutiös bearbeitet, dass sichtbare, aber auch was die Wirkung beim Zuschauer betrifft. Denn auch das, was der Film erzählt ist stimmig in sich verwoben, man nimmt zwar all die einzelnen Komponenten wahr, kann das alles aber nur als eine großes Ganzes aufnehmen.
Dadurch fällt es auch durchaus schwer einen Kern in diesem Film auszumachen. Die zarte Emotionalität baut auf der Darstellung sozialer Mechanismen und Gepflogenheiten auf, die bilden wiederum die Basis für die politischen Vorgänge in "The Remains of the Day", welche zusehends wiederum die Emotionen der Protagonisten beeinflusst. Selbst die kleinen Ausbrüche aus dieser rituellen Welt erscheinen einem so diszipliniert, so voller Beherrschung, aber auch voll von unterdrückten und abgetöteten Gefühlen. Es ist jedoch auch immer spürbar eine Welt, die in ihren letzten Atemzügen liegt, die von der Realität längst überholt wurde und deren Sitten, Kodexe und Macht teilweise schon etwas belächelt, teilweise angegriffen wird. Somit ist dies auch ein Film von einer Welt, einer Gesellschaft und Personen, die versuchen Halt und Wichtigkeit in ihrer Routine zu finden, die Geborgenheit mit Sicherheit ersetzen und sich doch dem Leben öffnen müssen. Und sie alle können das nur sehr langsam und sehr leise tun.
Sehr beeindruckend und manchmal von erschlagender Größe, sticht in "The Remains of the Day" eigentlich nur Anthony Hopkins heraus, da er der Butler Stevens ist und man sich frägt, wie man ihn je in einer anderen Rolle hat sehen können.
Großes Kino der unterdrückten Gefühle und große Kunst des leisen Tones.
Manchmal weiß man Dinge einfach. Fühlt sie, ohne sie benennen oder erklären zu können. Oft ist dieses Wissen oder Gefühl oder was immer das auch ist, der Grund warum man sich bei manchen Sachen völlig konträr zu seinen Wünschen und Vorstellungen entscheidet. Ganz tief drin sagt einem irgendetwas was richtig und falsch ist und diese Stimme lastet umso schwerer, je länger man versucht sich ihr zu entziehen. Warum ich sowas sage? Weil der Film fast durchgehend dieses Gefühl versprüht. Als ob etwas furchtbares hinter der Tür steht und die innere Stimme sagt: Mach nicht auf!
"The Sweet Hereafter" bekommt dadurch etwas fast traumwandlerisches. Die Figuren, die Geschichte, sie treten teilweise seltsam verschleiert in den Hintergrund. Als ob man nach einem Unfall all die Menschen um sich herum wahrnimmt, aber nicht so real wie sonst, sondern sie scheinen unecht und so anders. Durchbrochen wird dieses Gefühl eigentlich nur vom Rattenfänger, der dem surrealen Schmerz der Menschen ein weltliches, ein faktisches Gesicht geben will. Er, der doch selbst nur auf der verzweifelten Suche nach den Kindern ist.
Dem allem wohnt sogar eine gewisse Spannung inne, da man wirklich nicht weiß wo das hinführt. Stellenweise weiß man noch nichteinmal was man da sieht. Drama? Horror? Böses Märchen? Aber das alles tritt etwas in den Hintergrund, weil diese vorherrschende süße Melancholie komplett von einem Besitz ergreift. Selbst der Unfall, den man nach ca. 50 Minuten endlich zu sehen bekommt, wirkt wie ein seltsamer Albtraum. Eigentlich würde man die Krise bei solchen Bilder fassungslos in sich zusammensacken, ich fühlte aber mich da aber schon wie in Watte gepackt und sah diese Bilder nur noch als Teil dieses Ganzen.
Irgendwie schwebt "The Sweet Hereafter". Noch nicht einmal traurig macht er...selbst das wäre an Gefühl schon zu konkret für diesen Film.
Über "Chasing Amy" musste ich erstmal eine Nacht schlafen. Noch im Bett hab ich darüber gegrübelt ob ich den Film nun richtig blöd finde oder doch nach einem Türchen suchen sollte, welches mir Zugang zu diesem Film verschafft. Nüchtern betrachtet hat er nämlich einige großartige Szenen und manch sehr wahrhafte Dialoge. Gleichzeitig schwang immer etwas mit, daß mir die reine Freude an dem Film völlig unmöglich machte und vor dem ich teilweise auch kapitulieren musste, wenn es sich "Chasing Amy" allzu einfach machte.
Das große Problem war für mich prinzipiell wohl, daß Kevin Smiths Werk nie zu seinem eigenen Standpunkt findet. Er switch zwischen Entblößung, Ernsthaftigkeit und albernen Gebrabbel wie er es gerade braucht und beschneidet sich dadurch oft in seiner eigenen Wirkung. Und ja, ich bin dann auch einer deren, die den Einstieg für völlig unglücklich gewählt empfinden. So sehr sich der Film vordergründig für Akzeptanz, auch gegenüber gleichgeschlechtlicher Liebe, einsetzt, so fragwürdig empfand ich dann doch das Bild, welches er von dieser entwirft. Homosexualität (oder zumindest starke Tendenzen, sie war es ja doch über 10 Jahre) als etwas, dass man einfach so ablegt. Ich bin von der Spur abgekommen und jetzt bin ich wieder normal. Das find ich dumm. Da will "Chasing Amy" Funktionalitäten in Beziehungen durchleuchten, nur um sie auf der anderen Seite durch extremste Schwarzweiß-Malerei zu ersetzen.
Seine stärksten Momente hat der Film immer dann, wenn er tatsächlich ernst wird. Seltsamerweise ist es Silent Bob der hier alles sagt was zu sagen ist und es auf die sympathischste Weise des ganzen Films tut. Aber auch Alyssa spricht teilweise wirklich sehr wahre Worte, nur geht sie einem irgendwann etwas auf den Nerv mit ihrer altklugen Besserwisserei. Da sind die Rollen einfach zu fest verteilt, Holden ist nie ein Gesprächspartner, sondern immer nur Empfänger der Weisheiten Alyssa's. Die beiden taugen auch nicht für einen guten humorigen Moment, diese gehen allein auf das Konto von Banky, welcher mir hier eh der liebste war. Denn irgendwo war er zumindest konsequent in seinem Tun.
"Chasing Amy" konzentriert sich fast durchgehend auf diesen einen Punkt in diesem vielfältigen Gebilde Beziehung. Sex hier, Sex dort. Lecken, Ficken, Fisten, sonstwas...sicherlich ist dies genau das, was Kevin Smith wollte, mir ging es dann aber nach der hälfte des Films doch auf die Nerven. Das ist so Eindimensional, dass selbst die Wahrheiten des Films einfach nicht so wirken, wie sie es könnten. Aber ich bin auch jemand, der sich nie vollends mit dieser selbstverliebten Straßen-Philosophie des Kevin Smith anfreunden konnte.
Was ich hier zum Abschluss definitiv noch einwerfen muss: Es wurde ja schon viel auf Ben Affleck herumgehackt. Und nach "Chasing Amy" bin ich da dabei! Der kann hier ja mal gar nichts. Und sind wir mal ganz ehrlich: Wohl kaum eine lesbische Frau würde aufgrund von ein paar Tagen Umschmeichlung ihre Sexualität einfach mal so ändern...bei diesem Kerl würde das aber definitiv keine einzige. Hoffe ich zumindest, ansonsten müßte ich mein Weltbild, von der Frau als den einen kleinen Ticken intelligenteren Menschen, völlig überdenken.
Mein Urteil ist dann vorerst doch ein gütiges. Ich möchte einfach diese guten Momente des Films honorieren, da sie wirklich dazu fähig sind Gedankengänge anzustossen und "Chasing Amy" ja durchaus den einen oder anderen witzigen Moment vorweisen kann. Einen faden Beigeschmack hab ich aber dabei aber schon.
Um den habe ich mich nun ganz ganz lange herumgedrückt, da ich einfach nichts sonderlich tolles erwartete. Mir war dieser Hype um Joy Division die letzten ca. 10 Jahre immer etwas suspekt, einerseits weil seitdem der Fokus so extrem auf Ian Curtis liegt und andererseits ich die Band kennenlernte, als sich kaum einer dafür interessierte. Damals eigentlich fast nur Leute aus der Goth- und Waveszene.
Und "Control" ist definitiv nicht gemacht um diesen Neo-Mythos um die Person Ian Curtis zu zerstören. Inhaltlich wird immer ein recht ausgewogener Weg gesucht um den Mittelpunkt Ian Curtis ins gewünschte Licht setzen zu können. Dabei ist man sichtlich bemüht die dunkle Seite dieses Menschen aufzuzeigen, ohne ihn aber allzu unsympathisch wirken zu lassen. Somit kämpft "Control" damit, womit so ziemlich alle Biopics zu kämpfen haben: Rein historisch ist das halt sehr fragwürdig. Da wird hier und da geflunkert und gemogelt, da man ja einen unterhaltsamen und in sich stimmigen Film produzieren will....mit sowas wie einem Helden. Den lieferte Ian Curtis als Charakter nur bedingt ab, sein Werdegang tat dies aber umso mehr. Und es sind dann viele Kleinigkeiten, die "Control" als Biographie für mich scheitern lassen, die größte ist aber wohl, dass ich in Sam Riley zu keinem Moment Ian Curtis sah und ihn auch nicht hörte. Das war alles ähnlich, aber immer zu weit entfernt. Die Konzert-Szenen waren gut eingeübt, aber ES fehlte. Der Gesang ging in die Richtung, aber wenn man die Lieder 25 Jahre kennt, dann merkt man eben sofort, dass da etwas nicht passt. Warum nimmt man da nicht einfach die Original-Aufnahmen? Würde für mich bei einem Film, in dem Musik so eine gewichtige Rolle spielt, schon sehr Sinn machen.
Das sind aber doch eher die Probleme eines Fans (wobei ich nie der große Joy Division Fanboy war, mochte The Cure immer schon lieber). Lässt man das alles außer Acht, bleibt ein sehr schön fotografierter Film, welcher zwar nie zum Kern der aufgezeigten Probleme vordringt, sich aber auch allzu billige Antworten erspart. Es ist oft, als beobachte man einen entfernten Bekannten und dessen Abstieg. Man weiß nicht genau was da los ist, bekommt nur spärliche Infos, von denen man auch nicht weiß was man glauben kann und was nicht und kann eigentlich dem Untergang nur zuschauen. Man hat zwar auch Mitgefühl...es brennt aber nicht im Herzen.
Oft zieht sich "Control" etwas, da er sich fast zwei Stunden lang kaum es dem Mini-Kosmos des Ian Curtis bewegt. Dabei kommt man immer wieder an den gleichen Punkt, Szenen wiederholen sich und eigentlich geht die Geschichte nicht mehr voran, sondern krampft sich zusammen. Im Film wohl einer der Gründe für den Suizid, in der Realität nur einer davon. Vom Zuschauer erfordert dies jedoch Geduld, ich persönlich empfinde diese Konsequenz im Nachhinein als mutig. Es gibt dann eben kaum noch Musik, kaum Abwechslung, es gibt da nur noch dieses Loch.
Sehenswert, definitiv. Mag man die Band sollte man aber tiefer graben und z.B. das Buch von Deborah Curtis lesen (welches hier ja auch teilweise als Vorlage benutzt wurde), denn schon dort wird ein weit weniger sympathisches Bild des Ian Curtis aufgezeigt.
Da bin ich wohl zu Alt für.
Eine nette Liebeskomödie, die für einen Sonntagnachmittag taugt, welche sich im Grunde aber nicht von anderen Filmen dieser Art abheben kann. Und ich spreche hier nicht von dieser seltsamen Gattung der Indie-Komödie. Ich spreche von all diesen High-Society-08/15-Hübsche-Jungs-Und-Hübsche-Mädels-Aus-Wohlhabenden-Haus-Komödien. Denn was anderes ist "(500) Days of Summer" für mich nicht. Inhaltlich herrschte für mich doch oft erschreckende Leere und da war es mir dann auch egal mit welchem Musikstück die Macher gerade auftrumpfen, welchen Klassiker des Kinos sie die Ehre erweisen und wie cool und hip hier doch alles ist. "(500) Days of Summer" füttert Augen und Ohren, vernachlässigt aber Bauch und Herz und kann am Ende tatsächlich auch nicht verbergen, dass er rein gar nichts zu sagen hat.
Diese Leere würde ich ihm auch nicht sonderlich Übel nehmen, würde der Film nicht ständig so tun, also ob er ein ganz cleverer ist. Aber The Smiths anstatt Justin Timberlake macht keinen guten Film und nur weil die Figuren hier jedesmal 2 Stunden länger um den heißen Brei reden, als es der vermeintliche Proll tut, macht "(500) Days of Summer" noch lange nicht intelligent. Das fühlt sich alles Barbie-like an. Alles schön, alles gut und wenn es darum geht Probleme zu behandeln, dann flüchtet man sich inszenatorisch in karikierende Überspitzung, womit die auch die Chance auf jeglichen Tiefgang wegfällt.
Erwartet man diesen hier nicht, dann ist "(500) Days of Summer" ein durchaus angenehmer Zeitvertreib. Hübsches Setting, hübsche Menschen und hübsche Klamotten, garniert mit hübscher Musik. Meistens zumindest, denn ein bißchen zuviel wird mir hier mit Bands und Songs der Film zugekleistert.
Eine solide Zielgruppenorientierte Zeitgeist-Komödie, die niemanden Weh tut und bei der man auch immer weiß, warum soviele Leute sie mögen. Ich hätte ja auch gern, dass das alles so ist. Das alles ohne Konsequenzen bleibt, dass alles so easy going ist und man danach gar nimmer weiß, warum man sich eigentlich zwischendurch solche Gedanken gemacht hat.
Ein Bilderbuch für Erwachsene welches von der Liebe erzählt. Das es sich hier um Kinder handelt, um Pfadfinder, emotionell gestörte Waisen und ein sehr eigensinniges Mädchen, dass muss man wohl dem verqueren Weltbild des Wes Anderson zuschreiben. Aber deutlich wie nie zuvor gibt er "Moonrise Kingdom" eine Mitte, einen Kern und eine Aussage. Liebe. Ja und immer. Wann, wo und wie sie auch passiert. Ein Ja zur Liebe.
Und ein großes Ja zum Menschen. Zu seinen Eigenheiten, seinen Marotten und vorallem zu seinen Fehlern, denn die haben sie hier alle auf die eine oder andere Art. Diesmal sind die Menschen im Andersons Universum manchmal wirklich traurig, ab und an zeigt sich sogar die pure Realität...und sie steht dem Film gut zu Gesicht. Sie verleiht ihm Tiefe und so etwas wie Wert und macht "Moonrise Kingdom" zu weit mehr als nur einem weiteren Wes Anderson Film mit seltsamen Menschen.
Wer aber gerade wegen dieser absurden Kante die Filme dieses Mannes so liebt, der wird auch hier nicht enttäuscht. Ich empfand einfach alles etwas sanfter und weiser. Und tatsächlich hatte viel der Bildgestaltung etwas von einem Bilderbuch für mich: Träumerisch, besonnen, manchmal aber auch heroisch und stark. Denn so sehr "Moonrise Kingdom" Liebesfilm ist, so sehr ist er auch Kinder-Abenteuer-Action-irgendwas. In ganz liebevoll. Und ganz schön.
Er macht es schon wieder, nur macht er es diesmal mit Puppen! Viel verrückter als dieser Ansatz ist aber, das Wes Andersons ganz eigene Welt auch auf diese Weise hervorragend funktioniert. Mehr als das: Ich für meinen Teil empfinde "Fantastic Mr. Fox" tatsäch als sein bis dahin ausgereiftestes Werk. Denn neben all den Wirren des Lebens, den Neurosen und Zweifeln am Dasein, welche auch die menschlichen Pendants schon hatten, schafft es diese Getier bei mir richtige Empathie zu wecken, vermitteln sie eine Herzlichkeite, die Andersons Filmen vorher etwas abging.
Zugute kommt dem Film dabei aber auch, dass Anderson hier reichlich neue Einflüsse inhaltlicher Art in sein Werk einfliessen lässt. Die Familie, es ist halt diesmal eine Fuchsfamilie, stellt zwar wieder einmal den Ausgangspunkt des Films dar, aber "Fantastic Mr. Fox" konzentriert sich nicht so sehr allein auf diese. "Fantastic Mr. Fox" ist genauso putziger Heist-Movie, eine süße gesellschaftliche Parabel, knuffige Komödie und vorallem ein fulminantes Schelmenstück. Erstaunlicherweise nimmt man diese liebenswerten Bewohner des Waldes aber immer völlig Ernst. Zumindest so Ernst, wie man Figuren in einem Wes Anderson Film eben nehmen kann.
Für mich wurden hier wirklich alle Qualitäten dieses Filmemachers in ein völlig anderes Erscheinungsbild übertragen und hinzu wurden die dadurch entstandenen neuen Möglichkeiten hervorragend genutzt. Der Humor von "Fantastic Mr. Fox" greift um einiges besser als bei seinen Vorgängern und er schafft es sogar seine leise Gesellschaftskritik zielgerichteter als diese abzufeuern. Sogar ein klein bißchen Philosophie finden den Weg in diesen Film.
Kurzum: Intelligente Unterhaltung die tatsächlich genauso Spaß macht, wie sich auch zum Nachdenken anregt. Toll!
Dann jammere ich jetzt mal auf höchstem Niveau. Aber irgendwie hatte ich "Darjeeling Limited" etwas stimmiger in Erinnerung. Das wirkte gerade etwas zerfahren, ein wenig unstimmig. Aber doch schon auch schön.
Gemessen am restlichen Output Wes Andersons ist dies hier für mich dann auch sowieso der außergewöhnlichste Film, da er bis auf die 3 Hauptpersonen im Mittelpunkt doch recht bodenständig bleibt. Zwar haben alle irgendwo ihre Macken, sie sind aber nicht so Over-the-top, wie man es bei ihm sonst gewöhnt ist. Ein bißchen geht dadurch auch tatsächlich das Märchenhafte verloren, wirkt "Darjeeling Limited" nicht so verzaubernd. Natürlich hat Indien auch enorm viel zu bieten, es fällt aber doch etwas aus dem Rahmen.
Ansonsten bleibt jedoch viel beim Alten. Die Probleme der modernen Wohlstands-Familie. Was hier jedoch mehr als sonst sichtbar wird: Es ist nicht die emotionelle Kälte die diese Probleme verursacht, sondern eine allgemein wahrgenommene Diktatur der Kälte. Jede der Figuren fühlt und fühlt in seiner Welt auch richtig. Aber keiner traur sich dies auch nur dem engsten Kreis in irgendeiner Form mitzuteilen. Man begleitet 3 Brüder, die sich wirklich lieben, die aber alles tun um diesem Gefühl einen nüchternen und unangreifbaren Anstrich zu versehen. Und es braucht diese lange und völlig chaotische Reise um dort die Frage zu finden, wo man eigentlich die Antwort zu finden geglaubt hat.
Am Ende hebt sich "Darjeeling Limited" deshalb von anderen Anderson Filmen ab, da er mit der Zeit selbst das atmet, was er eigentlich beschreibt. "Darjeeling Limited" ist spirituell, irgendwo in sich gekehrt und weit weniger listig und böse. Es gibt sie noch, die Momente des absurden und der charmanten Übertreibung, sie sind hier aber in der Minderzahl.
"Darjeeling Limited" will eine Geschichte erzählen und das klappt eben nicht völlig. Anderson ist hervorragend darin soziale Geflechte ad absurdum zu führen, er schafft es aber nicht diese Geschichte hier angenehm fließen zu lassen. Es wirkt zuweilen sprunghaft und emotionell zu gewollt und entfaltet nicht dieses komplette Bild wie es ein "The Royal Tenenbaums" tut. Andererseits honoriere ich auch gern, dass Anderson hiermit in keinster Weise auf Nummer Sicher ging. Dem Film geht dieses Nerdige völlig ab und das finde ich richtig gut so.
Außerdem: Warum spielte Adrien Brody nicht in jedem Wes Anderson Film mit? Sein Dackelblick schien mir wie gemacht für diese und man sollte ihn nachträglich einfügen!
Es sind bestimmt 2 Punkte die Peter Sarstedt mit dem Stück "Where Do You Go To (My Lovely)" rettet. Denn dieses Lied ist für mich das gefühlvollste an "Hotel Chevalier".
Ohne den Kontext zum Hauptfilm "Darjeeling Limited" würde er eigentlich nur ein überstilisiertes Nichts darstellen, welcher durchaus auch einen etwas langen Spot für ein Parfum oder ähnliches sein könnte. Die Menschen, das Hotel und die Einrichtungsgegenstände: Alles wie aus einem perfekten Traum. Aber es hat eben nichts menschliches an sich. Beziehung als Theorie.
Natürlich will "Hotel Chevalier" Jacks Schicksal vorbereiten, natürlich ist der Film wirklich schön anzusehen und Nein, er ist ja wirklich nicht schlecht. Aber kaum vernachlässigt Wes Anderson seine Charaktere, scheinen sie zu völlig leblosen Schaufensterpuppen zu werden, die einfach nur ziemlich gut und hip aussehen.
Hübsch, aber relativ nichtssagend. Stilvoll, doch nur leidlich interessant. "Hotel Chevalier" gibt sich zurückhaltend und schweigsam und will uns seine Informationen mitteilen indem er sie nicht preisgibt. Man selbst weiß aber nicht so recht, ob man diese überhaupt unbedingt wissen wollte.
Aber dann kommt wieder dieses schöne Lied.
Irgendwann gehen einem die Synonyme für Skurril aus. Aber es ist eben das Wort, das einem so sehr beherrscht, wenn man Wes Andersons Filme anguckt. "The Life Aquatic with Steve Zissou" setzt in dieser Kategorie, gegenüber seinen direkten Vorgängern, sogar noch einen drauf, verliert insgesamt aber etwas die Knackigkeit und Relevanz. Zu weit scheint es einen in den Kosmos Andersons hinauszutragen, man weiß teilweise nicht mehr wo man ist, was man dort tut und was das ganze soll. Dieses Gefühl war durchaus auch bei "Rushmore" und "The Royal Tenenbaums" vorhanden, fühlte sich dort aber nie negativ an. In "The Life Aquatic with Steve Zissou" gab es für mich aber durchaus Phasen wo alles etwas vor sich hin plätscherte und sich einige Längen bemerkbar machten.
Andererseits gibt aber auch wirklich märchenhafte Szenen, wird die ganze eigene Anderson-Magie auf einen noch höheren Level gehoben. Die Absurdität gewinnt durch das einbeziehen von Action-Elementen ein ganz neues Gesicht, vorallem da sie etwas karikieren, was eh schon wie eine Karikatur erscheint. Aber dann sieht man diese Fischchen, Seepferdchen und all das Getier und empfindet den Film doch als einfach herrlich. Es fehlte mir aber dann doch ein bißchen irgendetwas, dass "The Life Aquatic with Steve Zissou" eine strengere Form verleiht, da selbst die zwischenmenschlichen Beziehungen diesmal etwas fahrig und oberflächlich inszeniert wurden. So sehr der Film bunter, kreativer und abgedrehter ist als seine Vorgänger, so wirkte er für mich doch im Kern aber auch weniger intelligent. Das spitzbübische Feeling geht dem Film völlig ab, er beeindruckt einfach nur durch seine komplette Abgefahrenheit.
Nüchtern betrachtet ist "The Life Aquatic with Steve Zissou" einfach 20 Minuten zu lang. Man kann sowas halt auch nicht endlos in die Länge ziehen, ohne das man seine eigene Kreativität etwas überspannt. Ein wirklich wunderbarer Film und immernoch ein Genuß, ich empfand ihn aber nicht so liebenswert wie die anderen Werke Andersons. "The Life Aquatic with Steve Zissou" ist dann auch nur bedingt für den normalen Filmliebhaber zu empfehlen, weil er doch sichtlich bemüht ist, die Erwartungen des Andersonschen Universums zu erfüllen...oder zu überbieten.
Im Grunde wird in "The Royal Tenenbaums" nur die Herangehensweise verfeinert, die Wes Anderson schon bei "Rushmore" eingeführt hat. Aber wo man bei anderen schon leicht die Nase rümpfen würde, ist Andersons Universum einfach zu liebevoll und extravagant, als das man ein böses Wort gegen den Film richten wollte.
Auch in "The Royal Tenenbaums" schafftt es dieser Mann einen völlig abwegigen Blickwinkel auf ein real existierende Phänomene zu entwickeln. Es ist ja bei weitem nicht alles Nonsens was Anderson hier entwirft, er gibt sich nicht zufrieden damit ein möglichst skurriles Familienpotrait zu entwerfen. In allem wohnt auch immer ein Kern des wahren Leben, gibt es Problematiken und Konstellationen, die so echt sind, das man trotz all der Absurditäten eigene Erfahrungen wiederfinden kann. "The Royal Tenenbaums" ist keine Freakshow in der irgendwelche Nerds ihre cineastische Selbstbestätigung finden..."The Royal Tenenbaums" ist ein völlig ernstzunehmender Film, der ohne seine kritischen Aspekte gar nicht funktionieren würde.
Ansonsten wäre die Ansammlung verrückter Charaktere wirklich nur eine Luftblase. Das sind sie aber nicht. Trotz iher komplett abstrusen Darstellung wächst einem ein jeder irgendwo ans Herz. Die kleinen Macken, die man an liebgewonnenen Menschen schätzt, werden hier einfach nur zigfach multipliziert und zu einem prägenden Charakterzug gemacht. Und so unrealistisch ist das vielleicht auch gar nicht...vielleicht Leben die Figuren Andersons einfach ihre Regungen konsequenter aus, sortieren im Kopf nicht so sehr aus, was gesellschaftlich als unangepasst gilt.
Andererseits will ich diesen Film auch gar nicht zu sehr theorisieren. Er ist wunderbar schräg, witzig, anrührend und voller Momente, für deren Beurteilung erst einmal ein paar Momente braucht. Obendrein gibt es einen Haufen (pop-)kultureller Anspielungen und Querverweisen, die selten so viel Spaß machten und so ungezwungen erscheinen, wie in Andersons Filmen. Das fühlt so locker und leicht an, ist eigentlich leicht konsumierbar und trotzdem erfüllt es auch die Erwartungen eines anspruchsvollen Publikums. Ich selbst sehe Anderson dadurch auch gar nicht so sehr in einem Kontext mit all den anderen modernen Indie-Filmmachern, sondern sehe in eher in einer Reihe mit Leuten wie Chaplin oder Tati.
Was mir gestern bei "The Royal Tenenbaums" besonders positiv auffiel und sicher nicht so geplant ist, aber dennoch fast schon genial: Durch Andersons Art mit Charakteren umzugehen und seine Weise wie er Geschichten erzählt, hält er sich durchgehend alle Türen offen. Ihm könnte mitten bei den Dreharbeiten der Hauptdarsteller wegsterben und in diesem absurden Universum könnte man sein Verschwinden mit nur 2 Sätzen erklären ohne das es die Harmonie des Films irgendwie stört. Hier scheint einfach alles möglich und alles erscheint normal.
Ein tiefsinniges Drama, gespickt von seltsamen Charakteren, denen die Oberfläche dieser Welt zu Eintönig ist und die deshalb lieber eine Komödie spielen. Klingt vielleicht banal: Ein anspruchsvoller Spass!
Ich musste "Rushmore" zweimal sehen um ihn dann doch nicht zu verstehen. Und darüber zu schreiben fühlt sich an, als will man Wasser eine feste Form geben. In "Rushmore" ist alles so klitzeklein, so bis ins Detail ausgeklügelt, man könnte meinen jedes Blatt ist auf dem Rasen genau platziert. "Rushmore" ist aber auch so groß, so weit ausholend, ich will schon fast sagen: Er behandelt einige der großen Menscheitsfragen. Dies zuzugeben ist der Film aber viel zu sehr Schelm. Verschmitzt grinst er einen an und rennt kichernd weg.
Die Privatschule Rushmore bildet den Hintergrund für den eigenartigen und sehr Ich-bezogenen Max, der auf seinem Weg ins Erwachsensein plötzlich konfrontiert wird mit der Liebe, dem Schmerz, dem Verrat und den Regeln der Menschheit. "Rushmore" tut dies aber auf seine ganz eigene Weise. Auf der einen Seite eigentlich ziemlich real, wirkt das Gesamtbild doch immer völlig absurd. Als säße Wes Anderson an den Reglern der Welt, verändert dabei nur ein paar Einstellung minimal und erzielt als Ergebnis ein Welt die unserer verblüffend ähnelt, aber doch völlig anders ist.
Und um dieses skurrile Bild 90 Minuten so gekonnt aufrecht zu erhalten muss schon wirklich alles passen. Das tut es in "Rushmore". Brilant ausbalanciert zwischen Komödie, Farce und kleinem Drama. Eine Schauspielerriege, die völlig hinter ihren Figuren verschwindet und ein herausragendes Setting. All das lässt diese kleine seltsame Geschichte erst dermaßen leuchten wie sie es tut.
Ein kluger Film, der dies aber gekonnt verschleiert. Ein filmischer Till Eulenspiegel. Dabei aber so witzig, so voller Feel-Good-Feeling und fast überlaufend von lauter kleinen Ideen. Und ich verstehe jeden, der nach der Sichtung sagt: Was soll der Quatsch? Den es ist irgendwo auch das! Quatsch. Kindischer Quatsch. Brillanter Quatsch. Und ein völlig eigenständiger Quatsch! Und doch intelligent. Toll!
Ach...eine überragende Musikauswahl hat "Rushmore" obendrein zu bieten!
Wes Andersons erster Langfilm, der 2 Jahre zuvor durch den Kurzfilm "Bottle Rocket" schon vorweggenommen wurde. Im Gegensatz zu diesem, welcher eher zu süßem Sarkasmus und heiterer Bitterkeit transportierte, wirkt der Spielfilm wie ein bunter Knallbonbon. Es ist lustiger, oft auch skurriler...aber "Bottle Rocket" ist eben auch manchmal sehr albern und hat ziemliche Durchhänger.
Der Kurzfilm wurde nahezu komplett für den Langfilm übernommen und stellt den Beginn der Geschichte in "Bottle Rocket" dar. Und Tatsächlich ist dies mit Abstand die beste Phase des Films. Dignan und Anthony sind noch eine Spur kindischer dargestellt und die ersten 30 Minuten sind wirklich ein Sammelsurium an seltsamen Situation, absurden Gesprächen und dummen Verbrechen inkl. einer völlig bescheuerten Flucht. Der Film lebt bis hier von seiner völlig Überzeichnung seiner Protagonisten, welche gewollt in Szenarien geraten mit denen sie eigentlich nichts zu tun haben. Mit ihrer kindlichen Naivität spielen sie zusammen mit ihrem Freund Bob Gangster, ohne dieser Gattung Mensch auch nur im geringsten zu ähneln. Wie Kinder zweifeln sie aber nie an ihrem Tun, im Gegenteil: Sie nehmen es absurd wichtig. Was dann zu einer Flucht führt, welcher aber der Verfolger völlig fehlt.
Das ist bis dahin echt toll und man kann erahnen was Wes Anderson in seiner weiteren Karriere der Filmwelt noch zu bieten hat. "Bottle Rocket" hat seine Höhepunkte zu diesem Moment schon verschossen. Es folg eine Liebesgeschichte, noch ein Verbrechen und ein kleiner Plottwist...das alles ist aber bei weitem nicht mehr so überzeugend. Vorallem die Liebesgeschichte zieht sich, der Drive ist weg und man hangelt sich nur noch von einem kleinen Höhepunkt zum nächsten. Denn einzelne Szenen vermögen immernoch zu begeistern, dem Gesamtpaket wohnt aber nicht mehr der selbe wilde Geist inne. Das ist nett, aber mehr von der Art über die man sich freut, wenn man zufällig Samstagabend mal draufzappt. Eine Komödie die niemanden Weh tut, nur ob ihrer vereinzelten absurden Momente etwas verwundert.
So ist es auch nicht verwunderlich, dass "Bottle Rocket" relativ unspektakulär ausgleitet. Alle Dialog, Szenen, Vorkomnisse an die man mit einem Grinsen zurückdenkt, stammen aus der ersten halben Stunde des Films. Der Rest scheint den Film einfach nur noch über das Ziel hinaustragen zu wollen, ohne sich noch groß zu Verausgaben.
Für ein Debut und (schätzungsweise) einigen argwöhnischen Produzenten im Nacken, dennoch ein beachtliches Werk.
Der Erstling von Wes Anderson und gleichzeitig das Schauspieldebut der Wilson Brüder. Erstaunlicherweise zeigt "Bottle Rocket" aber gar nicht so sehr in die Richtung, in welche Wes Anderson später gehen wird. Das hat schon eher was von furztrockenen Tarantino, wie hier Owen und Luke Wilson als Kleinstgangster über ihre Einbruchspläne sprechen und sich dabei in belanglosen Details des Verbrechens, der TV-Landschaft und in Halbwahrheiten des Gangstertums verlieren. Sprich: Die Dialoge machen diesen Film aus, die seltsame Konstellation und dieser leise, hintersinnige Ton. Den Einbruch an sich sieht man gar nicht, nur die recht kleine Feier über die minimale Beute. Und dann geht das normale Leben auch schon wieder weiter, das Leben zweier eigentlich völlig normaler Typen.
Irgendwo hat der Film kaum Gehalt. Ein paar schöne Dialoge, ein paar Szenenwechsel und das wars auch schon. Die Wilson Brüder agieren recht ordentlich, aber man merkt ihnen ihre Unerfahrenheit an. Es sind dann am Ende die schon recht stilvollen schwarzweiß Bilder, der Jazz-Score und eben doch diese minimale, zum Schmunzeln anregende Geschichte, die "Battle Rocket" zu einem ganz guten ersten Gehversuch machen.
Inwieweit sich dieser Kurzfilm dann mit der gleichnamigen Langfassung deckt, ob er gar besser ist, muss die Sichtung dessen beantworten. Ein guter Start für Wes Anderson war dies definitiv, wenn auch ein relativ ungewöhnlicher, verglichen mit den restlichen Filmen die ich von ihm kenne.
Das war ein.....sehr seltsames Ding. Und man hat all die Zutaten von "Killer Joe" schon einmal gesehen und richtet man seinen Blick auf die einzelnen Aspekte des Films, dann muss man sagen: Man hat sie alle schon besser gesehen. Selbst die Art wie diese einzelnen Teile zusammengefügt werden erscheint gar nicht so besonders. Trotzdem fühlt sich "Killer Joe" verdammt anders an. Er weckt ständig Erwartungen, erfüllt sie und erfüllt sie im selben Moment überhaupt nicht. Gibt einen offensichtlichen Weg vor, verschwindet plötzlich um eine Ecke, nur um Sekunden später wieder vor einem zu stehen und so zu tun als wäre nix gewesen.
Denn eigentlich hat "Killer Joe" gar keine so überraschende Story. Im Gegenteil: Die fast schon absurd kaputte Familie aus dem White-Trash-Milieu will ans (relativ) große Geld und entscheidet, dass es sich doch lohnt dafür zumindest über ein Leiche zu gehen. Ein Auftragskiller muss da her und schon nehmen die Dinge ihren Lauf.... Das läuft alles eigentlich völlig linear auf ein Ende zu, welches dann natürlich auch noch mit ein paar kleinen Schwenkern aufwartet und mit einem vermeintlich großen Knall sein Finale findet. All das erwartet man und bekommt es auch von "Killer Joe". Nur das man ständig das Gefühl hat, der Film sei völlig neben der Spur. Als würde er ziemlich High den Film, der er eigentlich sein sollte, imitieren. Und mir kommen da sicherlich auch Tarantino und noch mehr die Coens in den Sinn, ich fühlte mich aber auch immer wieder an David Lynch erinnert. Ohne das es einen wirklichen Punkt der Überschneidung gibt, sagte mir mein Gefühl ständig, dass sich dies alles etwas wie "Blue Velvet" anfühlt. "Killer Joe" hatte für mich den selben ernstgemeinten Wahnsinn, pendelte auch ständig zwischen Gefährlich und absurder Übertreibung.
Und "Killer Joe" hat auch einige wirklich abstoßende Szenen. Damit meine ich noch nicht einmal die Gewalt, sondern eher diese ekelhafte Begierde Joes nach der kleinen, sehr einfach gestrickten Dottie. Ich tat mir hier echt schwer, vorallem da Matthew McConaughey den Killer Joe so kalt und abstoßend gibt, dieses schleimige Böse so zelebriert, dass man Dottie einfach nur bei der Hand nehmen will und aus diesem Film befreien. Aber alle Darsteller machen ihr Ding hier ausgesprochen gut, geben ihren Charakteren gerade genug Glaubhaftigkeit um der Geschichte zu dienen, lassen ihren Figuren aber auch immer eine sehr unwirkliche, übertriebene Seite anhaften.
Die Auflösung ist dann nochmal eine ganz eigene Geschichte. Ich selbst hätte sie so explizit gar nicht mehr gebraucht, aber Inkosequenz wollte sich Friedkin anscheinend nicht verwerfen lassen. Irgendwie zimelich abartig...aber mit Stil. Stil hat übrigens der ganze Film....toll fotografiert ist er nämlich obendrein.
Definitiv Geschmackssache und mit der Wertung tue ich mir grad auch etwas schwer. Ich denke ich lass da mal Luft nach oben....denn sehen muss ich "Killer Joe" auf alle Fälle noch mal!
Durchaus gekonnt spielt "El orfanato" auf der Klaviatur des Geisterhaus-Genres, setzt aber immer wieder zu völlig unnötigen Solos an und hat man den Film öfter gesehen, merkt man erst wie sehr diese Misstöne die Grundmelodie stören. "El orfanato" baut einfach ein paar Ecken zuviel ein, wirkt dadurch etwas verworren und verliert etwas die Erdung.
Hätte man die Story etwas geradliniger erzählt, vielleicht sogar etwas Spielzeit gekürzt, "El orfanato" wäre ein richtig toller Geisterfilm geworden. So wirkt er doch etwas überfrachtet, besonders in seinen letzten 45 Minuten wird ständig noch eine kleine Information hier und eine kleine Wendung dort hinzugefügt. Was aber auch kein Wunder ist, da sich der Film wirklich ausschließlich auf diese Storyline konzentriert und selbst die kurz vorm Zerbrechen stehende Ehe ist hier nur eine Randnotiz. Und so muss man eben 100 Minuten mit nur einem Handlungsstrang bestreiten, welchen man dann eben etwas überstrapaziert.
Ansonsten ist das nämlich genau mein Ding. Leicht melancholisch, ab und an ein kleiner Schockmoment und eine schöne dunkle Atmosphäre. "El orfanato" erfindet hier natürlich nicht das Rad neu, macht seine Sache aber grundsolide und erinnert als Gesamtes oft ein wenig an del Toro's großartigen "El espinazo del diablo". Dessen traurigen Kern und seine Vielschichtigkeit erreicht "El orfanato" aber leider nie.
Insgesam aber ein überdurchschnittlicher Genrebeitrag, dessen Hauptdarstellerin nicht nur zu überzeugen, sondern auch zu gefallen weiß. Etwas mehr Ruhe und Schlichtheit hätte "El orfanato" aber sicherlich hervorragen zu Gesicht gestanden. Denn gefesselt hat mich der Film zwar über weite Strecken, berührt hat er aber mich nie. Und mit solch einer Hintergrund-Story sollte er das eigentlich tun.