EudoraFletcher68 - Kommentare

Alle Kommentare von EudoraFletcher68

  • 9 .5
    EudoraFletcher68 12.10.2018, 08:10 Geändert 16.02.2020, 12:21

    Es handelt sich hierbei um das Makingof von Werner Herzogs „Fitzcarraldo“. Die Doku ist von Les Blank, über den ich kürzlich wegen seiner wunderbaren Dokus über Louisiana gestolpert bin.
    „Burden of Dreams“ hat mir Herzog, mit dem ich bislang nicht so recht warm wurde, auf jeden Fall näher gebracht.
    Am Anfang lässt Les Blank Herzog den Plot seines Films erzählen. Wer diesen also nicht wissen will, sollte sich vielleicht "Fitzcarraldo" zuerst anschauen. Mich hat es nicht gestört, weil ich die Story kenne, auch wenn ich mich nicht erinnern kann, den Film jemals gesehen zu haben.
    Herzog ist mit seinem Drehbuch in den Amazonas-Dschungel gefahren und überzeugte die dort ansässigen, damals großteils noch wenig von der "Zivilisation" berührten Aguadunas-Indianer, ihn bei seinem Projekt zu unterstützen. Völlig naiv im Grunde und es gestaltet sich dann auch problematisch, weil dort ua auch Krieg um Land herrschte und die Einheimischen sehr misstrauisch waren. Er geriet in politische Machtkämpfe zwischen verschiedenen Einheimischengruppierungen und wurde darin quasi aufgerieben. Es wurden alle möglichen boshaften Gerüchte über ihn und sein Team in Umlauf gebracht. Der Wahnsinn, wie dann auch die entsprechende Hetzkampagne gegen ihn in den deutschen Medien losging.

    Jedenfalls nahm er dann einen zweiten Anlauf und besorgte sich 3 Riesenschiffe, die er an den Drehort mitten im Nirgendwo brachte. Allein das muss in der damaligen Zeit mit seinen begrenzten Mitteln (Die Herzogfans werden bestimmt wissen, welches Budget er zur Verfügung hatte. Ich habe bei einem Kurzscan in Google keine Antwort darauf gefunden) völlig irre gewesen sein, kommt auch gut rüber. Gedreht wurde dann an einer Stelle 1000 km entfernt von jedweder Zivilisation!

    Diese Doku ist anders als die anderen, die ich von Les Blank bis jetzt gesehen habe, nämlich verhältnismäßig konventionell. Das ist nicht verkehrt, mir hat der Film sehr gut gefallen, er war informativ und interessant. Allerdings wurde zeitweise in einem ziemlichen Affenzahn von einer Sprecherin die Hintergrundgeschichte erzählt, so als habe man versucht, die Doku nicht zu lang werden zu lassen.

    Herzog ist ein merkwürdiger Typ. Auf mich wirkt er ziemlich verschroben. Er spricht mit starkem deutschen Akzent, vom Vokabular und der Grammatik her perfekt englisch und spanisch und hat meistens ein völlig unbewegtes Gesicht dabei. Er kommt mir vor wie ein Besessener. Toll irgendwie, er hat eine Vision, die er verwirklicht, aber dann auch wieder unglaublich naiv und verrückt, sich mit so einem Projekt in den Dschungel zu begeben.
    Les Blank lässt ihn über seine Weltuntergangsfantasien sprechen, die ich absolut nachvollziehen kann. Und kurze Zeit später sieht man ein paar Einheimischen beim Essen zu und auf dem Tisch steht, wahrscheinlich zufällig, eine Dose mit Nestle Dosenmilch – da kriege ich dann auch Weltuntergangsfantasien.... Etwas später hört man ihn völlig verzweifelt sagen, dass hier im Dschungel alles osbzön ist, und alles leidet, dass auch die Vögel nur vor Schmerz schreien – gruselig, aber glaubhaft, dass es einem nach einiger Zeit so geht. Das Leben in so einem Urwald ist für einen Menschen aus der Stadt sicher der Horror.

    Großartig auch das Interview mit Klaus Kinski, der sich fühlt wie im Gefängnis, weil er nirgendwohin kann.

    Am Ende sagte Herzog über sich, dass er aufhören sollte mit dem Filme machen und ins Irrenhaus gehen.

    Filme mit einer solchen Obsession und Herzblut werden heutzutage wahrscheinlich kaum noch gedreht (oder wenn einer einen kennt, bin ich auf jeden Fall interessiert!). Wann hört man denn noch von einem verrückten/genialen Filmemacher, der solch einen materiellen/emotionalen Aufwand betreibt, um seinen Traum zu verwirklichen. Gilliam mit seinem Don Quixote war vielleicht noch nah dran, allerdings hatte er andere Probleme, die sich ihm in den Weg stellten, die im Vergleich zu diesen hier fast schon harmlos wirken.

    Diese Doku ist ähnlich interessant wie das Making of von „Apokalypse now“, „Reise ins Herz der Finsternis“, auch weil das Film-Projekt mindestens genauso verrückt ist.

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    • 8
      EudoraFletcher68 11.10.2018, 08:20 Geändert 11.01.2019, 16:22

      Doku über eine creolische (daher französisch sprechende) Community in New Orleans und ihre Musik. Interessant, aber für mich eine der Werke Les Blanks, die mir nur gut aber nicht fantastisch gefallen haben. Auf jeden Fall schön eingefangen hat er die ganzen verschiedenen Charaktere, Musik, Landschaft und Atmosphäre.

      Ein Blues-Lied mit einem lustigen Text zum Ende hin:
      I´m a hog for you Babe“ (ich bin ein Schwein für dich).
      I´m gonna root around your door
      I´m gonna keep on rootin, rootin around till you gonna tell me....
      you gonna love me some more...
      usw.

      Wer von manchen sexuellen Anzüglichkeiten in Filmen des letzten Jahrzehnts irritiert/abgestoßen ist: Hier gibt es eine Szene, die mich überrascht hat, in der eine ungefähr 80jährige Frau ganz selbstverständlich von ihrer Pussy erzählt.

      https://www.amazon.de/Hot-Pepper-German-Version-OV/dp/B078RP6N65/ref=sr_1_1?s=instant-video&ie=UTF8&qid=1547220100&sr=1-1&keywords=The+Cajun+and+Zydeco+Music+of+Louisiana

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        EudoraFletcher68 11.10.2018, 08:09 Geändert 03.02.2023, 12:31

        Kulturdoku von 1978 über New Orleans. Erklärt wird nicht so viel wie ich gerne gehabt hätte, aber die Atmosphäre kommt toll rüber.
        Schön ist ein kurzer Teil über das Kochen von „red beans and rice“. Tatsächlich hat mir das mein aus New Orleans stammender Freund, den ich mit 19 kennen gelernt habe, beigebracht. Und dass man dort Crawfish (Krebstiere aus dem Sumpf), in einem Riesentopf kocht und auf dem Tisch einfach auskippt und dann mit den Fingern isst. Der Kerl in der Doku kippt tonnenweise Cayennepfeffer und Hotsauce rein – das würde ich keinem empfehlen.

        Interessant, ein Weißer, der aussieht wie ein Geschäftsmann, sagt (frei übersetzt): New Orleans ist wahrscheinlich die einzige Stadt in den USA, in der man sich frei fühlen und einfach leben kann. (Da dachte ich mir, vielleicht waren manche in der US-Regierung ja ganz froh über Hurrican Katrina, der dieses kleine Widerstandsnest fast zerstörte).

        Die Kostüme und die Musik der „Indianer“ bei Mardi Gras sind wirklich fantastich und einmal mehr dachte ich mir, dass die Serie „Treme“ das großartig eingefangen hat.

        https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/les-blank-ranking/

        https://letterboxd.com/eudorafletcher/list/movies-and-documentaries-that-deserve-more/

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          EudoraFletcher68 10.10.2018, 07:37 Geändert 12.12.2022, 22:21

          Les Blank ist für mich DIE Entdeckung von 2018! Fast alles von ihm war auf MP nicht vorhanden, ein Jammer! Es gibt viele Filme momentan auf Amazon Prime. Am liebsten würde ich mit allen anderen Tätigkeiten aufhören und nur noch Les Blank gucken.
          Hier handelt es sich um eine 42minütige Doku über Herkunft und Kultur der Cajuns in Louisiana. Besucht wird eher der Mittelstand würde ich sagen. Es wird gefischt, gekocht (manches davon sieht wahnsinnig lecker aus, anderes ist eher eine grobe Männerküche: Fisch gefangen, mit kochendem Wasser übergossen, klein geschnitten, in einen Topf mit Wasser und einem halben Liter Hotsauce, dazu grob geschnittene Zwiebeln, gekocht und dann über einen Teller Reis.), Musik gemacht und gelebt. Schöne Aufnahmen aus der Sumpflandschaft.
          Hier erfährt man endlich mal mehr über die Geschichte dieser Bevölkerungsgruppe, in anderen Dokus gab es nur Bruchstücke an Info. Sehr spannend!
          Les Blank ist ein begabter Dokumentarfilmer. Bislang hat mir alles von ihm gefallen, das ich gesehen habe. Er hat einen hervorragenden Blick für intensive und atmosphärische Bilder, für Bizarres und Skurriles, für Schönes und Hässliches – Toll! Da kann man mal sehen, dass Qualität auch nach über 45 Jahren noch erkennbar ist. Interessant auch, was er über die Musik erzählt, z.B. gibt es keine zwei Geiger die dieselbe Melodie auf dieselbe Art spielen. Das liege daran, dass sie alle nach Gefühl spielen und nicht nach Noten.
          Und sein Humor ist auch perfekt für mich: Der Cajun schreit, wenn er unglücklich und wenn er glücklich ist. Insoweit ist es schwer zu sagen, was mit ihm ist, wenn er schreit. Das ist seine Art, seine Gefühle (auch) in der Musik zu artikulieren.
          Gibts hier:
          https://lesblank.com/films/spend-it-all-1971/

          Ergänzung: MP möchte leider nicht die ebenfalls sehr gute Doku (8,5 Punkte) namens "Dry Wood" von 1973 listen. Deshalb hier mein Kommentar dazu:
          Kurze Doku über einen Ausschnitt aus der ärmlichen Creolischen Land Bevölkerung Louisiana in den 1970ern: Umzug für Mardi Gras, Musik, Reisanbau, essen, Tierhaltung und Umgang mit Tieren (puh), Schlachten und verarbeiten eines kompletten Schweins. Zartbesaitete Tierliebhaber haben hiermit evtl ein Problem. Hier kann man sich vorstellen, wo Benh Zeitlin sich seine Ideen zu "beasts of a southern wild" geholt hat. So weit hergeholt sind seine Bilder nicht.

          https://lesblank.com/films/dry-wood-1973/

          Nachtrag: Eben habe ich festgestellt, dass Werner Herzog genauso begeistert von dieser Doku und Les Blank im Allgemeinen ist. https://www.youtube.com/watch?v=QfO2hS1rFIo

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            EudoraFletcher68 09.10.2018, 07:24 Geändert 12.10.2018, 08:25

            Diesen Film hätte ich mir im Leben nicht angeschaut, würde er nicht in Louisiana spielen. Und tatsächlich sieht man es der Landschaft auch an und sie schafft sehr gut die passende Atmosphäre für die Vampirjagd.
            Allerdings sind die Vampire halt schlichtweg xbeliebige Monster. Ich will mich nicht weiter darüber auslassen, warum ich solche Vampirfilme belanglos finde, habe ich schon an anderer Stelle gemacht (bin halt „True Blood“-Fan), aber daneben ist der Film gar nicht mal übel.
            Auch habe ich mich zwischendrin gefragt: Wer hat auch das denn bloß ausgedacht? Na egal, "Abraham Lincoln Vampirjäger" war überraschend unterhaltsam (man muss von ein paar unnötigen Übertreibungen absehen).
            Man könnte es natürlich auch so interpretieren, dass die Sklaverei der Südstaaten monströs war und die Sklaven wie von Vampiren ausgesaugt wurden. Auch der Kampf Lincolns gegen die unmenschliche Haltung der Sklavereibefürworter hat etwas vom Kampf gegen das Untote, Inhumane. Vielleicht ist das von den Machern nicht so gemeint, aber mit dieser Interpretation kann zumindest ich der Geschichte etwas mehr Sinn abgewinnen.
            Ich kann mich auch irren, aber da ist ein Steg am Wasser, auf dem sich einiges anspielt und es kommt mir so vor, als wäre das der selbe Steg wie in der 2. und 3. Staffel der Serie „Preacher“.

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            • 6 .5

              Informative Doku über den Bankrott eines amerikanischen Energieriesen. Völlig verrückt und typisch amerikanisch. Ich bin allerdings irgendwann gedanklich ausgestiegen, weil mir der Bericht doch zu trocken wurde, deshalb von mir nur 6,5 Punkte.

              6
              • 8
                EudoraFletcher68 08.10.2018, 07:45 Geändert 08.10.2018, 22:44

                Hatte den im Kino gesehen. Wann wird das gewesen sein? 1987 oder 88? Wusste nur noch, dass er mir gefallen hat. Nun bei erneuter Sichtung gefällt er mir wieder wie beim ersten Mal, da ich mich an nichts erinnern konnte. Allerdings taten sich für mich heute Fragen auf, die ich mir damals wahrscheinlich gar nicht stellte, weil ich die seltsamen Szenen einfach hinnahm.

                ANFANG HANDLUNGSSPOILER
                Neben dem Kriminalfall geht es auf der manifesten Ebene wohl auch um Lynch Variation des Widerspruch und der Spaltung zwischen bigottem Vorstandleben und seelischen Abgründen und Perversionen hinter der Fassade zu sehen, sowohl gesellschaftlich als auch individuell. Der Protagonist, der die Hure für den leidenschaftlichen Sex und zum Ausleben seiner sadomasochistischen Fantasien braucht und gleichzeitig mit dem braven Vorstadtmädchen Sandy anbandelt, ohne dass dies erkennbar zu einem Konflikt in ihm führt. Beide Frauen sind wie extreme Pole inszeniert. Dazu passend, die eine schwarzhaarig, die andere blond. Gegen Ende des Films taucht dann auch noch Dorothy ganz konkret nackt vor Jeffreys Haus auf, als er gerade mit Sandy dort vorfährt. Dann ist da noch eine offensichtlich ödipale Dynamik im Vordergrund. Ansonsten kann ich die darunter liegende Bedeutung nicht erfassen, obwohl das Deuten von Träumen zu meinem Beruf dazu gehört.
                ENDE HANDLUNGSSPOILER

                Visuell war mir „Blue Velvet“ ein Genuss.

                „It´s a strange world.“

                Mit Interesse lese ich die Kommentare der anderen und denke mir, aha, so könnte man Lynch also auch verstehen!

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                • 7
                  EudoraFletcher68 08.10.2018, 07:43 Geändert 08.10.2018, 07:44

                  Sehenswerte Doku über Originaldrogendealer aus Miami, die über ihre Geschäfte in den 1970/80ern aus dem Nähkästchen plaudern. Hauptsächlich ging es um Koks, aber auch um Marijuana. Ich hab inzwischen wahrscheinlich schon zu viel zu dem Thema gesehen, sodass mich diese auf jeden Fall gute Doku nicht so sehr beeindruckt hat.

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                  • 7 .5

                    Romantisches Märchen für Erwachsene. Gelungene Kombination aus Künstlichem und Echtem.

                    ANFANG HANDLUNGSSPOILER
                    eine böse Hexe und ihren Schergen, ein Prinz, eine Prinzessin und ein paar Helfer. Es geht um Liebe, Erlösung, Tod und Verrat. Dann taucht auch noch kurz John Lurie auf.
                    ENDE HANDLUNGSSPOILER

                    Ich mag Elvis, deshalb haben mir die Gesangseinlagen gefallen. Ich habe mich öfter nach der Bedeutung der Ereignisse gefragt, z.B. der Autounfall am Wegesrand mit der sterbenden Frau. Aber das ist halt Lynch, da verstehe ich vieles nicht.

                    Ich bin vor allem froh, dass ich nicht leiden musste wie bei Inland Empire und den Film nun von meiner Watchlist nehmen kann.

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                    • 8

                      Doku über Gilliams Produktion von Don Quichote. Auch sonst erfährt man so einiges über seinen Werdegang. Empfehlenswert für alle, die sich für den Mann hinter den Meisterwerken „Fear and Loathing las Vegas“, „der König der Fischer“, „das leben des Brian“ und „12 monkeys“ interessieren. Nachdem ich die Doku gesehen habe, habe ich den Impuls „the man who killed Don Quixote“ hoch zu werten, einfach aufgrund der vielen Probleme, die auftraten. Es ist ja wirklich fast so, als habe sich da alles gegen ihn verschworen. Und irre ist ja, dass diese Doku von 2002 ist! 16 Jahre später kommt dann der Film mit ganz anderen Hauptdarstellern (Jonathan Pryce statt Jean Rochefort und Adam Driver statt Ewan McGregor statt Jonny Depp). Ich freue mich auf einen 2. Teil der Doku.

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                      • 6
                        • Schön, dass du anscheinend die letzte Diskussion zum Anlass für deinen Artikel genommen hast. Und da ist absolut etwas dran, was du da schreibst. Allerdings vergisst du entscheidende menschliche Bedürfnisse nach Sicherheit und Orientierung. Deshalb laufen ja diese unheimlich langweiligen Dingsda-(Ausdruck vergessen)Filme auch so super: Viele wollen eigentlich nur ständig denselben Film (Slasher/Superhelden/und was es da noch so gibt) in leichten Varianten anschauen. Da wird man nicht verunsichert oder irritiert und weiß auch schon genau was auf einen zukommt.
                          Du bist da ganz anders, Daggiolone, zumindest in deinem Filmgeschmack, eben sehr experimentell und neugierig. Aber du wirst die anderen diesbezüglich nicht ändern können. Für deinen Ansatz werben find ich gut, mich hast du schon halb überzeugt ;-). Allerdings seh ich mich auch irgendwo zwischen den beiden Polen.

                          „Warum gucke ich mir einen Film an, dessen Buch ich schon kenne, wenn der Film identisch zum Buch ist? ... Dann brauche ich doch nur eines von beidem.“ Sehe ich nicht so, eben weil es ein völlig anderes Medium ist. Ich wünsche mir bei einem Buch das ich sehr schätze, aktuelles Beispiel „Schloss aus Glas“, dass die Filmemacher das, was für mich das Tolle am Buch war, im Besten Fall auch sehen und genauso umsetzen, wie ICH (Egomanie ;-)) mir eben denke, dass es sein sollte. Bei „Schloss aus Glas“ ist das ganz gut gelungen. Das ist natürlich ein völlig egozentrischer Ansatz, keine Frage. Das ist das Kind in mir, das ein Lieblingsmärchen hat und das soll nicht verändert werden. Wenn der Regisseur es schafft, die Momente, die mich beim Lesen tief berührt haben, so aufzugreifen, dass ich sie wieder finde, dann ist mir der Film wertvoll.

                          „Es gibt Filme, da schafft man es nur mit Mühe und Not, das originale Buch noch zu erkennen, und oft sind dies die besten Buchverfilmungen.“ -> Das sehe ich ganz genauso! Denn da sind es klar erkennbar zwei ganz verschiedene Dinge, bzw. der Film eben eine Assoziation zum Buch. So ähnlich wie bei manchen Remakes von Filmen, das kann total super sein.

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                          • 9
                            EudoraFletcher68 06.10.2018, 08:47 Geändert 28.01.2022, 22:07

                            Dramaturgisch HERVORRAGEND gemachter Film über ....

                            ANFANG SPOILER
                            ...sexuellen Missbrauch, Täter und Opfer, die Folgen. Ungewöhnlich aber nicht undenkbar ist, dass das Opfer 15 Jahre später den Täter aufsucht und ihn konfrontiert. Aus seiner Sicht ist er kein Pädophiler (d.h. er ist nicht grundsätzlich sexuell an Kindern bzw. pubertierenden Mädchen interessiert), sondern hat sich einmalig in ein Mädchen verliebt. Als sie ihn konfrontiert, empfindet er keine Schuld, sondern ist eher ärgerlich, dass sie ihn aufsucht und fühlt sich von ihr bedroht. Er will sie loswerden, sagt ihr, dass es der größte Fehler seines Lebens gewesen ist, sich mit ihr einzulassen, für den er mit 4 Jahren Gefängnis bezahlt hat. Dann entwickelt sich ein Dialog zwischen den beiden, den ich zwar unrealistisch finde, aber nichts destotrotz sehr gelungen, weil hier offen ausgesprochen wird, was die beiden Protagonisten gedacht und gefühlt haben könnten.

                            Er sagt dann ein paar Dinge, die deutlich machen, in welchem Realitätsverlust sich der Täter (immer noch) befindet: „We both knew the risks“. Völlig absurd natürlich, ein 13jähriges Mädchen weiß gar nicht, was sie für ein Risiko eingeht, wenn sie eine sexuelle Beziehung zu einem Erwachsenen eingeht.

                            Sehr gut verstanden haben Autor und Regisseur die emotionale Unreife des Missbrauchstäters: Er scheint für einen kurzen Moment wirklich geglaubt zu haben, dass er mit dem Mädchen durchbrennen würde (wie alt ist man wohl geistig/emotional, wenn man glaubt, man könnte wirklich mit einer Minderjährigen durchbrennen?) und macht dann etwas, an dem sich seine Unreife noch auf einer anderen Ebene deutlich macht: Nachdem ersten Geschlechtsverkehr mit ihr lässt er sie einfach allein, weil er sich durcheinander fühlt, „I had to clear my head“. Denkt überhaupt keine Sekunde darüber nach, was das wohl mit dem Mädchen macht. Und genau das soll hier mE verdeutlicht werden: Dass er sowieso sich nicht in das Mädchen und was die ganze Beziehung wohl mit ihr machen könnte, hinein versetzt hat (in der Forschung ist man sich auch einig, dass die Täter ein Empathiedefizit haben. Interessant dabei ist, dass sie einerseits keinerlei Mitgefühl mit ihren Opfern haben, andererseits sich aber soweit gut einfühlen können, dass sie intuitiv genau wissen, wie sie diesen nahe kommen können.)

                            Sehr erfreulich finde ich außerdem, dass der Täter nicht als schmieriger Unsympath dargestellt wird, sondern als netter Nachbar, der da irgendwie (aus seiner Sicht) rein geraten ist. Das erschwert es dem Zuschauer, ihn direkt abzulehnen und das finde ich finde ich extrem wichtig. Denn das Bedürfnis der meisten Menschen, „so jemanden“ aus der Gesellschaft raus zu schmeißen, ist genauso problematisch wie das Missbrauchsverhalten der Täter selbst. Das Schaffen von Sündenböcken dient einzig und allein dazu, den Rest der Gesellschaft sauber zu halten und die Ausgrenzung der Täter führt zu einer Festschreibung auf ihre Handlungen und somit ist der sexuelle Missbrauch / Täterschaft das einzige, was ihnen bleibt. Es kommt so zu einer Fixierung und Fortführung.

                            Dass sexueller Missbrauch schwer wiegende emotionale Folgen für die Opfer haben kann, ist bekannt und wird in „Una und Ray“ nicht verharmlost. Auch die Folgen des Missbrauchs für Una sind schlüssig dargestellt: Sie sexualisiert ihre Beziehungen, bzw. nimmt über Sex Kontakt auf, trinkt zuviel.

                            Nicht so ganz stimmig war für mich der Film an der Stelle, als sie ihn nach Hause verfolgt und sich mit ihrer Anwesenheit an ihm rächt. Ich würde doch denken, dass der Besuch in seiner Firma ihr erstmal genug Gefühle gemacht hat. Vielleicht hat man das so gelöst, damit man als Zuschauer Mitleid mit Ray bekommt (mir ging es jedenfalls ein bisschen so, als sie wie ein Racheengel bei ihm auftaucht). Das kurze Telefonat, das sie mit ihrer Mutter führt, ist wiederum ziemlich genial (auch wenn ich mir nicht vorstellen kann, dass es so stattfinden würde), weil darin in wenigen Sätzen angedeutet wird, dass sexueller Missbrauch im Kontext der Beziehungsdynamiken der Herkunftsfamilie stattfindet.

                            Spannend dann auch die Frage, ob Ray eigentlich pädophil und ein Wiederholungstäter ist oder nicht. Es gibt Täter, die nicht im eigentlichen Sinne pädophil sind und durchaus sexuelle Beziehungen zu Gleichaltrigen haben, aber schlicht und ergreifend keine Grenzen haben, wo welche da sein sollten, sich situativ auch von Kindern sexuell angesprochen fühlen und ihren sexuellen Impulsen dann nachgehen.
                            ENDE SPOILER

                            Chronologie und Aufbau des Films finde ich wahrhaft gut durchdacht. Die Schauspieler sind auch herausragend.

                            Falls sich jemand wundert, warum ich mir heraus nehme, die Stimmigkeit der Geschichte zu beurteilen - ich bin dafür beruflich qualifiziert.

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                              EudoraFletcher68 06.10.2018, 06:45 Geändert 06.10.2018, 06:51

                              Schöne Komödie um einen Videoladen in einer Kleinstadt in New Jersey. Stadt und Lokalkolorit sind gut eingefangen. Die Idee mit den geschwedeten Filmen ist sehr lustig und anscheinend wurde daraus ein Trend von dem ich aber nie etwas mitbekommen habe. Großartig ist die Kreativität, die dabei an den Tag gelegt wird! Davon hätte ich gerne mehr gesehen. Das macht „Be kind Rewind“ für mich wertvoll. Als kleines Schmankerl gibt´s noch Sigourney Weaver in einer Nebenrolle als fiese Anwältin, die der Kreativität Einhalt gebietet. Einige Sprüche sind super gelungen („He plays the piano not a finger machine.“).

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                                EudoraFletcher68 06.10.2018, 06:44 Geändert 06.10.2018, 08:14

                                Ecto1 hat mich auf „Crossroads“ aufmerksam gemacht. Danke.
                                Wer gerne Blues hört und mit einem leicht klischeelastigen Jugendfilm klar kommt, kann hier nichts falsch machen. Ein 80jähriger Bluesmusiker, der im Altenheim vor sich hin gammelt, ergreift die Gelegenheit mit einem 15Jährigen, der Blues spielen will, einen Roadtrip zu unternehmen. Er versorgt ihn dabei mit seinen Weisheiten.
                                „Blues aint nothing but a good man feelin bad.“
                                Interessant finde ich außerdem, dass die Hintergrundgeschichte quasi eins zu eins von „Supernatural” aufgegriffen wurde (Stichwort „Crossroads Demon“).

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                                  Es geht parallel um den Afghanistan Krieg und die Berichterstattung darüber. Meryl Streep als Journalistin, Tom Cruise als schmieriger Politiker (in solchen Rollen finde ich ihn richtig gut, ansonsten kann ich ja wenig mit ihm anfangen) sind ein passendes Paar. Mit wunderbar schwarzem Humor lässt Redford die beiden miteinander interagieren. Großartig: intelligente Wortwechsel! Ich liebe Robert Redford! Umso mehr kurz nach „Wir waren Helden“ mit Mel Gibson.

                                  Sehr schön zeigt „Von Löwen und Lämmern“ wie manipulativ auch die westliche Berichterstattung ist.
                                  Kurzer Exkurs: Neulich habe ich auf Bayern2 einen guten Beitrag darüber gehört, dass man seit ungefähr kurz vor dem 2. Weltkrieg Gründe benötigt, um der Bevölkerung einen Krieg zu „verkaufen“, nach dem Motto „Seit 5.45 Uhr wird zurück geschossen“. Davor war man Kaiser oder König und musste sich nicht erklären. Es ist also scheißegal, ob es die Wahrheit ist oder nicht, man muss nur etwas überzeugend behaupten (sich gegen den Terrorismus aus Afghanistan verteidigen, behaupten Sadam Hussein produziere biologische oder Atomwaffen, inzwischen wird diese Legende ja wieder für den Iran verwendet). Also: Obacht wenn solche Meldungen kommen, auch bezüglich Russland.

                                  Redford taucht als Professor in einer Parallelgeschichte auf, von der man eine ganze Zeit lang nicht weiß, wie sie mit dem Rest zusammenhängt.

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                                    EudoraFletcher68 05.10.2018, 07:15 Geändert 16.06.2022, 20:51

                                    Wie dieser Film wohl in meinen DVD-Stapel gekommen ist? Wahrscheinlich war´s BossMarco mit seinen 10 Punkten (Hoffentlich entfreundest du dich nicht von mir nach diesem Kommentar). Mein Impuls nach 20 Minuten war, den Film mit 0 Punkten zu bewerten. Dann hab ich mir nochmal die Kommentare durch gelesen und beschlossen, mich etwas in Geduld zu üben.

                                    Gleich zu Beginn wird nämlich schon klar gemacht, wer hier „die Guten“ und wer „die Bösen“ sind: Eine amerikanische Einheit machte einen Marsch für ein Begräbnis oder eine Ehrung oder so etwas in derArt, jedenfalls ist alles ganz feierlich und da werden sie aus einem Hinterhalt heraus von den bösen Vietnamesen überfallen und abgeschlachtet (nicht dass die Vietnamesen harmlose Herzchen gewesen wären, die wussten sich ja recht gut gegen die USA zu wehren, aber mit dieser Szene am Anfang positioniert sich der Film halt. Dazu passt Mel Gibson perfekt). Ich kann einen solchen Film nicht unabhängig vom realen Hintergrund (dass die USA aus machtpolitischen Interessen entschieden haben, Vietnam zu „befreien“ und dabei sehr, sehr großen Schaden in der Region angerichtet haben und schließlich militärisch gescheitert sind) anschauen, noch dazu, soll er ja auf realen Begebenheiten beruhen (Siehe Wikipedia: „Während Regisseur Randall Wallace und das gesamte Produktionsteam für sich in Anspruch nehmen, exakt nach Zeitzeugenberichten gearbeitet zu haben,...“). Man könnte dem entgegen halten, dass hier halt nur ein kleiner Ausschnitt gezeigt und es ging eben nur um diesen einen Einsatz. Dazu kann ich nur sagen, dass man auch hier Kontextinformation einfließen lassen hätte können, hat man aber nicht. Man hat sich bewusst so entschieden und ausschließlich lauter hochmotivierte Soldaten gezeigt, die sich für eine gute Sache einsetzten/Befehle ausführten.

                                    Dass dann deutlich wird, dass Krieg scheiße ist und man da umkommt, ist nichts Neues. So richtig zum Kotzen fand ich dann, wie Gibson zu seiner Familie nach Hause kommt und alle dann ganz glücklich miteinander sind. Fein fein. Dann passt ja alles wieder. Überhaupt ist die Darstellung der Partnerschaften der Soldaten echt das Hinterletzte. Die Ehefrauen sitzen daheim, passen auf die Kinder auf und warten, dass ihre Männer zurück kommen.

                                    Mal abgesehen von seiner (gesellschafts-)politischen Aussage, wozu muss man im Jahr 2000 soviel Geld in die Hand nehmen, um einen Film zu drehen, der keine neuen Aspekte aufzeigt oder irgendetwas filmisch Wertvolles (Eine Szene gibt es, die hat mir gefallen, bei Minute 71, da kommt mitten aus dem wilden Schusswechsel ein Schnitt zur staubsaugenden Ehefrau.) an sich hat?

                                    WIR WAREN HELDEN kann im Vergleich zu guten Filmen über den Vietnamkrieg nicht im entferntesten mithalten und hat damit bei mir auch keine Existenzberechtigung.

                                    Je mehr ich von Mel Gibson sehe, desto ätzender finde ich den ganzen Typen. Ach was waren das für Zeiten, als ich ganz harmlos „Braveheart“ gesehen und gemocht habe.

                                    Mel Gibson ist hiermit auf meiner schwarzen Liste.

                                    3 Punkte für die Basisqualitäten des Films: Kamera, Schauspieler, Technik, Ton, Maske und was es da sonst noch so an Handwerk gibt.

                                    https://boxd.it/h0Ene

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                                      EudoraFletcher68 04.10.2018, 22:57 Geändert 28.10.2018, 09:04

                                      Als der Film anfing dachte ich noch, aha, da hat man 1972 quasi noch in aller Unschuld einen Film über eine Liebesbeziehung zwischen einem 25jährigen Mann und einem 15jährigen Mädchen gedreht. Dass es sich hierbei um sexuellen Missbrauch und eine Straftat handelt, wird nicht thematisiert. Vielleicht war es damals in den USA auch noch nicht strafrechtlich relevant. In Deutschland zumindest ist spätestens seit 1973 Geschlechtsverkehr mit unter 16jährigen Mädchen eine Straftat (Kleiner Exkurs: Ausschließlich der Mann wird wegen GV mit einem unter 16 Jahren alten Mädchen bestraft, selbst wenn er selbst unter 16 Jahren alt ist. Geschlechtsverkehr zwischen einer volljährigen Frau mit einem männlichen Jugendlichen, war zumindest bis 2009 im Gesetz nicht vorgesehen.). Jenseits des Strafrechts wurde in der Forschung über die Folgen (sexueller) Gewalterfahrungen in Kindheit und Jugend doch auch schon in den 1970ern davon ausgegangen, dass eine sexuelle Beziehung mit so einem Altersunterschied negative emotionale Folgen für den/die Jugendliche/n haben kann.).
                                      Auch wenn mir die Handlung zu konstruiert ist, wird im Verlauf dann auch sehr schön deutlich,....

                                      Anfang Handlungsspoiler
                                      ...inwiefern der Altersunterschied zwischen den beiden problematisch ist. In dem Zusammenhang ist es dramaturgisch sehr gelungen, dass man die Gedanken des Mädchens immer wieder hört und erfährt, was da so in ihr vorgeht, wie sie die Handlungen ihres Freundes verharmlost und bagatellisiert und dann aber Stück für Stück sich von ihm emanzipiert, reift und dann doch beginnt sein Handeln und ihn als Person in Frage zu stellen.
                                      Ende Handlungsspoiler

                                      Auch vom Visuellen her finde ich „Badlands“ sehenswert.

                                      ACHTUNG Interpretations-Spoiler
                                      Ich würde sagen, Oliver Stones hat sich für „Natural Born Killers“ hier ein paar Anregungen geholt (z.B. die Bewunderung, die der Protagonist für seine gewissenlosen Taten erfährt, nachdem er geschnappt wird)
                                      Der Film hat für mich in gewisser Weise auch eine moralische Message, die mir nicht so gut gefällt, so nach dem Motto: Mädchen, lasst euch nicht auf eine Beziehung zu einem Mann aus dem Prekariat ein! Das gibt nur Unglück über euch! Lasst euch (wie meine Oma früher zu mir zu sagen pflegte) als erstes Mal die Kontoauszüge von eurem Verehrer zeigen.

                                      Danke an Heckenritter für die Empfehlung.

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                                        Obwohl der Film weitestgehend in der Natur spielt, ist er völlig entfremdet von jedweder Natur.
                                        Ich hatte das Buch gelesen, es hatte mir gefallen, auch wenn es nicht zu meinen Lieblingsbüchern zählt, fand ich es witzig und unterhaltsam und so dachte ich: Ok, schau ich mir den Film an. Zumal mir Avatar gut gefallen hat, nicht wegen der Handlung, sondern wegen der Bilder.
                                        „Life of Pi“ finde ich enttäuschend. Was mich extrem stört, ist die Neigung, alles zu verschönen und das, wovor es einem im Buch so schön gegruselt hat, weg zu lassen.
                                        Allein der Anfang: Wer schon mal in einigen Bundesstaaten Indiens war und die dortigen Tierparks gesehen hat, kann beim Anblick der märchenhaften Anfangsszenen nur müde den Kopf schütteln. Es ist irgendwie bollywoodartig und ich hasse Bollywood. So geht´s dann halt auch weiter: Auf dem Boot, auf das sich der Protagonist, das Zebra, die Hyäne und der Tiger Richard Parker retten, ist es auch alles immer schön sauber. Das Zebra wird gefressen, wo bleibt das Skelett und das Blut? Wo bleiben die ganzen Ausscheidungen von allen Beteiligten? Schade auch, dass es alles offensichtlich computeranimierte Tiere sind.
                                        Die Story fand ich teilweise noch ganz lustig, aber durch die fehlende Tiefe der Charaktere und die fehlenden Schattenseiten im Film, wird dieser uninteressant.
                                        Ich habe es nicht unbedingt bereut, mir den Film angeschaut zu haben, aber allein wenn ich darüber nachdenke, was er gekostet hat, dann finde ich das Ergebnis doch erschütternd.

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                                          EudoraFletcher68 04.10.2018, 06:46 Geändert 14.03.2022, 06:59

                                          Ich kann mich nicht erinnern, diese Filme als Kind gesehen zu haben und so fehlen Bezug und die Bereitschaft, mich neu auf diese altertümlichen Western einzulassen.
                                          Synchro mag ich nicht und Untertitel lesen, ist zwar ok, aber dann will ich auch was für meine Mühen bekommen. Hier habe ich den Eindruck, dass einzige, was ich bekomme ist ein uralter Schinken.
                                          Schade - vielleicht probiere ich es in 20 Jahren noch einmal.

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                                            EudoraFletcher68 04.10.2018, 06:44 Geändert 04.06.2022, 10:59

                                            Schönes 70er Jahre Roadmovie durch Mexico – tolle Drehorte!
                                            Hab mich ein wenig schwer getan mit dem Erzählstil und den Dialogen auch wenn ich ihn optisch ziemlich gelungen fand.
                                            Am besten hat mir die Fahrt mit dem Kopf gefallen. Ich meine, da gibt´s den ein oder anderen neueren Film, der diese Idee aufgegriffen hat, komme aber nicht drauf welcher das ist.

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                                              EudoraFletcher68 03.10.2018, 18:52 Geändert 04.10.2018, 08:27

                                              Mal wieder ist der deutsche Titel völlig sinnfrei. „Obsession“ ist der einzig sinnvolle Titel, der auch das Thema des Films benennt, was aber keinesfalls schadet. In der ersten halben Stunde hatte ich öfter den Impuls, über den Fernseher zu wischen und den Nebel, der über dem gesamten Film liegt, zu entfernen. Das ist echt ein ungewöhnliches Bild.

                                              ANFANG Spoiler
                                              Neben verschiedener Obsessionen, um die es hier geht, ist es auch eine fiese Geschichte wie man aus Schuld- und Verlustgefühlen eine Psychose entwickeln kann. Außerdem ein raffiniertes, sehr langfristig geplantes Verbrechen. Der Bösewicht muss auch eine Obsession für den Hauptprotagonisten haben, um sich über Jahrzehnte hinweg nur damit zu beschäftigen, wie er ihn zerstören kann. Wahrscheinlich verleugnete Homosexualität. Und dann auch noch Inzest.... der Wahnsinn!
                                              ENDE Spoiler

                                              Interessantes Filmerlebnis, auf das man sich aber echt einlassen können muss. Ansonsten hat man nur das Empfinden, irgendein alter Schinken läuft da vor einem ab.

                                              Dann spielt er auch noch zum Teil in New Orleans, weshalb er in meine Louisiana-Film-Liste aufgenommen wird.

                                              Ich habe mich gefragt, warum der Film, obwohl von 1976, sowohl von der Inszenierung als auch von den Bildern her so wirkt als wäre er 20 Jahre älter. Ist das als Hommage zu verstehen?

                                              Vielen Dank an Yupyum für die Empfehlung.

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                                              • EudoraFletcher68 03.10.2018, 06:42 Geändert 03.10.2018, 11:28

                                                Dann hat es also auch Vorteile, wenn man so wie ich, Filmplakate meistens ignoriert und sich in der Regel keine Trailer anschaut. Im übrigen sehe ich auch selten Filme, die auf diese Art total gespoilert werden können.

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                                                  Wenn mir jemand verraten hätte, dass Kim Coates (Tic aus SOA) mitspielt und die Geschichte in New Orleans spielt, hätte ich mir den Film bestimmt schon eher angeschaut. „Sinners and Saints“ weckte bei mir also erstmal positive Assoziationen. Tatsächlich ist auch die Atmosphäre von post-Katharina New Orleans sehr gut eingefangen. Wer, wie ich, den lokalen Dialekt mag, dem empfehle ich die OV. Ansonsten wird viel rum geschossen, Kim Coates hat leider nur einen sehr kurzen Auftritt und die viele Gewalt und Action gehen für meinen Geschmack etwas auf Kosten der Story und der Handlung. Mir leuchtet nicht ein, wofür das nötig ist. Die Schauspieler tun was sie sollen, die Charaktere und ihre Beziehungen sind gut heraus gearbeitet und die Dialoge passen auch. Ist dennoch einer der Filme, deren Inhalt ich bald vergessen haben werde.

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                                                    EudoraFletcher68 03.10.2018, 06:28 Geändert 03.10.2018, 16:36

                                                    Noch einmal Nicolas Cage in New Orleans (siehe Bad Lieutenant, 2009), aber hier als eigentlich braver Bürger, den er überzeugend rüber bringt. So gefällt er mir besser denn als völlig überzogener Irrer.

                                                    Anfang Handlungsspoiler
                                                    Wills (Nicolas Cage) Frau Laura wird vergewaltigt. Das verändert alles.
                                                    Ende Handlungsspoiler

                                                    Die Stadt ist ganz gut in Szene gesetzt, aber weil der Film einen so mitreißt, habe ich das zwischendurch vergessen. Als allerdings das Geschehen im Superdome (dort wurden die Einwohner während Hurricane Katrina untergebracht) weiter geht, fiel es mir wieder ein. Ziemlich absurdes Spektakel, das sich dort abspielt. Dafür müssen die Tonnen um Tonnen von Erde in die Halle bringen. Dann einen kurzen Bezug zu Katrina: Neben dem Superdome wohl ein Einkaufszentrum, das seitdem leer steht.
                                                    Auch wenn ich die Geschichte gelinde gesagt, nicht besonders realitäsnah finde, hat mir der Film doch recht gut gefallen, vor allem wegen Cage.

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