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Alle Kommentare von filmschauer
Mario Bava hat im Bereich des schauderhaft-gotischen Horrorsegments seinen Stempel nachdrücklich verpasst, wenngleich nicht alles, wohinter sein Name steckt, zugleich die hohe Filmkunst verkörpert. "Baron Blood" gehört zu dieser Sorte, wo man hier und da einfach ein Auge zudrücken muss, um sich neben den nicht zu übersehenen Schwachpunkten an den kleinen Highlights erfreuen zu können. Diese italienisch-deutsche Koproduktion ist narrativ und auch schauspielerisch relativ schwachbrüstig und durch das heraufbeschwörte Mysterium des sadistischen Barons Otto von Kleist derart einfach durchschaubar, dass Bava-typisch eben das visuelle Ideenreichtum sowie das Kreieren von düsterer Atmosphäre und gruseligen Momenten automatisch im Vordergrund steht. Doch obwohl das Schloss als Handlungszentrum ein willkommener Drehort ist, gibt es diesmal weniger Bava-Kunst als erhofft. Eher gesellen sich jene Momente qualitativ passend zur nicht sehr spannenden Handlung: mit leicht trashiger Note und noch mehr Blut, wie es Anfang der 70er zur Mode wurde. Einzig bei einer langen Verfolgungsjagd zwischen 'Opfer' und 'Täter', die vom nächtlichen Nebel eingehüllt wird und an vielen Wänden und Wegen vorbeihuscht, blitzt die Genialität des Regisseurs nochmal deutlich auf, womit diese Szene auch wohl am ehesten im Gedächtnis bleiben wird. Allein dafür hat sich dann doch noch das Verweilen in dieser Schlossszenerie etwas gelohnt.
Man kennt das ja: Da will man als Gangster vor dem Ruhestand noch einmal ein großes Ding drehen, doch dummerweise kommt da irgendetwas dazwischen. Eine bekannte Grundidee in der Kriminalfilmsparte, die es nicht erst seit gestern gibt. Schon Jacques Becker (nicht zu verwechseln mit seinem Sohn Jean!) hat mit "Wenn es Nacht wird in Paris" auf die bewährte Formel schon anno 1954 zurückgegriffen. Hier ist es der altehrwürdige Jean Gabin, der dieser in der Rolle des Max Leben einhaucht - mit Nachdruck. Routine, Ruhe und Geschick prägen diesen Charakter, was sich sogleich auch auf das Pacing dieses Films auswirkt. Gerade die Verbindung zu seinem langjährigen Freund Riton wird hier ausgesprochen detailliert porträtiert. Der ausführliche Beginn mit all seinen vermeintlichen Alltagstätigkeiten ist wahrlich nichts für die actionfreudigeren Genrefans unter uns; für mich jedoch war genau dieser Einblick doch sehr erhellend, insbesondere mit der beeindruckenden Pariser Umgebung der 50er Jahre. Dass jener Riton letztlich aber auch Mittel zum Zweck für den Plot sein muss, merkt man schließlich auch. Ab da geht alles den ungemütlicheren, aber auch absehbaren Weg der Konfrontation, bei dem alles auf eine schmerzhafte Gewissensentscheidung hinausläuft. Wegen Gabin und vielleicht auch Lino Ventura als Debütant ist das Werk damit sicherlich den Blick wert. Für die Ägide der großen Genreklassiker fehlt der letztendlich zu schnörkellosen Geschichte jedoch das gewisse Etwas. Leidenschaftliches Ohrfeigen anderer Personen, wie es Gabin so auffallend ansatzlos fabrizieren kann, ist damit natürlich nicht gemeint...
TV-Kommissare leben offenbar notorisch gefährlich, egal wie abgelegen der Ort des Geschehens auch sein mag. Zumindest scheint die regelmäßige mittelbare oder unmittelbare persönliche Verquickung mit einem Mordfall ein überaus willkommener Anlass sein, daraus eine Tatort-Geschichte spinnen zu können. Selbst Falke kommt schon bei seinem zweiten Einsatz an diesem Mysterium nicht herum, als beim Urlaubsaufenthalt auf Langeoog plötzlich Florian, der Teenie-Bruder von Kumpel Katz' Frau, mit blutverschmierten Händen neben einer Leiche am Strand aufwacht. So einfach und klar, wie das Szenario es uns Zusehern weismachen will, ist es selbstverständlich nicht. Was die Autoren nicht davon abhält, dennoch ermüdend lange damit zu kokettieren, dass um Florian als Täter kein Weg herumführen würde. Dass zudem sein offenkundig labiler Seelenzustand nur wenig Einfühlungsvermögen für diese Figur möglich macht, ist eine weitere Hürde, um an diesem Tatort sonderlich viel Gefallen zu finden.
So eben die Nordseeküste erscheint, so flach ist leider entsprechend auch sehr lange die Spannungskurve, die erst viel zu spät ein paar Abweichungen nach oben erfährt. Das Whodunit-Konstrukt bleibt in diesem Fall aber trotzdem ziemlich bemüht. Auch die bisweilen netten Bilder vom windigen Küstenambiente oder der sonderbare Einzelauftritt der Ex-Tatort-Frontfrau Nina Kunzendorf als (offiziell) zuständige Leiterin des Falls können darum "Mord auf Langeoog" nicht vor dem insgesamt gelangweilten und unangenehm lethargischen Gesamteindruck bewahren. Schade, denn die Premierenfolge des norddeutschen Ermittlerteams hatte doch ziemlich Appetit auf mehr gemacht. Nicht nur auf die kultverdächtige Extraportion Milch...
Remakes sind ja immer so eine Sache. Deren alleinige Existenz oder selbst die bloße Ankündigung ist nicht selten eine kleine Provokation, falls das 'Original' heiß und innig verehrt wird. Bei Comic-Universum rund um den mediokren "Judge Dredd" war zumindest meine Haltung eher von Gleichgültigkeit gekennzeichnet. Aber je mehr und mehr ich vorab von der neuen Version zu sehen bekam, umso höher war die Hoffnung auf immerhin sehr gefälliges Genrekino. Das Ergebnis hat jedoch selbst die gestiegenen Erwartungen übertroffen: Hey, das ist ja mal richtig dreckige und schnörkellose Actionkost! Und zwar solche, wie man sie leider nur selten in dieser Formvollendung erleben darf. Ein Film, der, anders als es die viel buntere 95er Version kokettiert, in dieser dystopischen Zukunftswelt weitaus weniger in die erzählerische Breite driften will, sondern schlicht und einzig diesen einen Judges-Einsatz mit Dredd und Novizin Anderson begleitet.
Diese charmante B-Movie-Attitüde bereichert Pete Travis' Werk nachhaltig, denn was daraufhin folgt, ist so prägnant wie beinhart inszeniert, ohne gleich jeglichen Witz zu verlieren. Nicht nur die beunruhigende Atmosphäre dieses Hochhauses, worin die meiste Zeit verbracht wird, besitzt ihre enorme Wirkung, sondern auch das schauspielerische Trio mit einem abgebrühten Karl Urban als unnahbarer Profi, einer Olivia Thirlby mit ihren tele- sowie empathischen Vorzügen und einer famosen Lena Headey in der Rolle der gnadenlosen Antagonistin Ma-Ma (welch herrlicher Name!). Der SloMo-Effekt als das zuvor hervorstechende Werbe-Gimmick ist sogar gut in diese Geschichte integriert worden und macht das Geballer nicht weniger eindrucksvoll wie die rustikale Soundkulisse. Das einzig Enttäuschende bleibt nach der Sichtung dann eigentlich nur, dass nach eineinhalb Stunden schon alles vorbei ist. Doch das erscheint aufgrund seiner Prämisse wohl einfach nur genauso stringent wie die ganze Aufmachung, bei dir ich nie gedacht hätte, dass sie mir so viel Spaß bereiten würde.
Stark formverbessert, diese Dortmunder. Nach sehr langer, manchmal gar quälender Expositionsphase in den ersten beiden Episoden darf das Vierer-Team in "Eine andere Welt" nun endlich etwas mehr Gas geben, was sich besonders im Einklang mit dem gut aufgebauten Fall der Woche positiv auswirkt. Der Mord an der jungen Nadine lässt sowohl in Sachen Whodunit-Rätselei als auch in seiner gesellschaftskritischen Komponente genügend viele Gedankenwege offen, was der mal tragikomischen, mal düsteren Note dieses Krimis zugute kommt. Polarisierend, aber nicht polemisierend werden im Zuge dessen die harten Unterschiede besonders in der Kluft von Arm und Reich dargelegt, was nicht unspannend aufgezogen wird. Die aufgestellten Marotten und private Problemchen der Ermittler selbst bleiben zwar deswegen keineswegs unerwähnt (denn was wäre der Dortmunder Tatort mittlerweile ohne einen absurd-eklatanten Gewaltausbruch Fabers?), werden aber ziemlich konsequent weitererzählt, was in dieser Reihe generell nun nicht unbedingt immer so streng forciert wird. Dieses Mal aber bewährt sich dieses Team in ihrer Heterogenität und ist bei ihrer Arbeit als Doppel-Duo teilweise sehr unterhaltsam anzuschauen. Wenn die Macher das regelmäßig so hinkriegen und der Sozialisierungsprozess von Psycho-Faber mehr und mehr auf stabilen Bahnen verläuft, sehe ich eine gute Zukunft für den Dortmunder Tatort.
Eigentlich finde ich die dystopische Zukunftsvision der Comicadaption "Judge Dredd" für sich genommen interessant genug, um sich allein mit ein wenig Fantasie darin schon einige mitreißende Szenarien vorstellen zu können. Dafür, dass Danny Cannons Film anfangs mit den diskutablen Fragmenten dieser Welt kokettiert, ist das Ergebnis dann aber doch ernüchternd. Speziell die uninspirierte zweite Hälfte lässt die aufgebauten (falschen!?) Erwartungen nach einem ziemlich geordneten Beginn etwas links liegen, sobald es schließlich um die mögliche Rehabilitierung unseres gewichtigen Protagonisten geht. Und nein, damit ist nicht der nervige Dauerauftritt von Rob Schneider als Sidekick Fergie gemeint! Dredd-Man Sly Stallone hat man mit seinen wenig schmalspurigen Kommentaren und gewieftem Actioneinsatz in vergleichbaren Genre-Werken schon besser gesehen, wenngleich die Figur des Bösewichts trotz vermeintlich cleverer Motivation letztendlich eindimensional und damit undankbar bleibt. Dies alles mag zwar in den filmischen Zeitgeist der poppigen 90er gut hineinpassen, macht bis auf die teilweise ganz ansehnlichen Set-Bauten aus heutiger Sicht schon einen überholten Eindruck und bietet nicht mehr als die oft gesehene Durchschnittskost mit ganz viel heiterer Popcorn-Action. Darum ist es auch aus mehreren Gründen diesmal keine Todsünde gewesen, dass diese Idee rund um ein merkwürdiges All-in-One-Paket der Justiz nach relativ kurzem Zeitabstand ein Remake erfahren durfte.
Die Entscheidung, "In einem wilden Land" eine Chance zu geben, war gewiss nicht einfach: ein Ja zum ehrenwerten Versuch, die eher wenig ertragreiche Geschichte des deutschen Western sogar noch im Jahr 2013 fortzuschreiben zu wollen; ein Nein dagegen, weil es sich hier eben um eine Eigenproduktion von Sat.1 handelt, die nur selten qualitativ Höherwertiges abgeliefert haben. Immerhin erschienen sowohl der Cast mit Namen wie Uhl oder Thieme als auch die Tatsache, sich inhaltlich der deutschen Siedlergeschichte (Mainzer Adelsverein u.a.) in den USA anzunehmen, seriös genug, um keine televisionäre Trash-Granate befürchten zu müssen, wie sie zuletzt so manch anderer TV-Sender publikumswirksam gezündet hat.
Auch wenn dies zumindest in weiten Teilen ausblieb, so ist Rainer Matsutanis Film doch weit entfernt davon, um als gelungen bezeichnet werden zu können. Zu bemüht, zu vorhersehbar und zu oberflächlich bleibt einfach das Vorhaben, die Geschichte rund um die junge, ärmliche Protagonistin Mila (Emilia Schüle) und deren romantisch veranlagte Revoluzzer-Funktion als sonderlich packend wirken zu lassen. Jene wird mittels anfänglicher Szenerie beim Weberaufstand in Deutschland und anschließender Schiffsüberfahrt zwar relativ aufwändig eröffnet, ohne in der Kürze der Zeit überhaupt Eindruck erzeugen zu können (womit man sich diesen Teil des Budgets eigentlich hätte sparen können). Dies stellt sich notgedrungen erst ein, sobald der Siedler-Plot nach Ankunft in den Staaten um einiges weiter fortgeschritten ist und die Indianer zunehmend ins Spiel kommen. Davor haben wir es jedoch mit einigen üblen Szenen zu tun, wenn bspw. ein Benno Fürmann in der Figur des Oberst Grafen sich überaus kläglich in Sachen Antagonistendasein zu profilieren versucht. Genauso schlimm ist das Sprachwirrwarr mit synchronisierten Texanern inklusive amerikanischem Akzent oder der anhaltend nervige Möchtegern-Score als deplatzierte Hintergrundberieselung. Die üblichen Kollateralschäden einer solchen Produktion eben.
Dem gegenüber steht die südafrikanische Landschaft als gewählter Drehort, dessen weite Schönheit das Geschehen besonders in der zweiten Hälfte des Films doch um einiges aufwerten kann, bevor es dann nach etwas Action mit einem erwartbaren Ende gen Abendsonne geht. Das muss man alles natürlich nicht gesehen haben, doch für die Ambition der Macher, sich trotz Eventfilm-Schablone überhaupt im Western-Genre zu versuchen und als Schmankerl den altehrwürdigen Gojko Mitic nochmal als Indianer sehen zu dürfen, gibt es von mir immerhin ein kleines Fleißkärtchen.
Vielleicht ist das ja die richtige Stelle, um sich alternativ mal neue Episoden des kleinen filmosophie-Podcasts zu wünschen, falls der noch überhaupt auf der Agenda stehen sollte. So als akustisches Kurzhäppchen aka Film-Quickie habe ich den immer gerne mitgenommen.
Die richtige Bezeichnung für Werke wie "Das Biest" wäre wohl 'Wohlfühl-Grusel'. Aus heutiger Sicht mag sich wohl niemand mehr sich sonderlich erschrecken lassen, wenn wie hier neben großer Geldverlockungen eine mysteriöse schwarze Person mit beweglicher Tatze ihr blutiges Unwesen treibt. Da gibt aus der Zeit Ende der 50er bzw. Anfang der 60er ungleich populärere Werke dieses Genres, die in dieser Beziehung mehr Nachwirkung hinterlassen haben. Trotzdem hat Crane Wilburs Mix aus Krimi, Mystery und Horror sein Unterhaltungspotential auf charmante Weise bewahrt, was neben den herrlich skurrilen Szenen innerhalb eines verwinkelten Anwesens mit sonderlichen Versteckmöglichkeiten besonders auf die Spielfreude der beteiligten Schauspieler zurückzuführen ist. Der Name Vincent Price ragt natürlich aus dieser Reihe heraus, wenngleich er eigentlich nicht mal der Hauptdarsteller ist, weil hier Agnes Moorehead den beschwingten Ton angibt. Die Geschichte tut dabei ihr Übriges, um den Zuseher zwischen den Spannungsmomenten lange auf eine spezielle Fährte zu locken. Wer die Edgar-Wallace-Filme und deren nicht unähnlichen Konstellationen mag, darf dann auch gerne hier mit in das verlockende Rätsel der Täterfrage einsteigen.
Viel wurde vorab berichtet, wie jung und modern die Ermittler doch sein werden, die zukünftig im neuen Thüringer Tatort beheimatet sind. Gibt es ja schließlich noch nicht im hiesigen Universum des sonntäglichen Krimi-Vergnügens. Nach Sichtung der Premierenfolge könnte man aber ketzerisch meinen: Brauchen wir auch nicht unbedingt - zumindest nicht in der Form, wie es hier recht offensiv und wenig subtil offenbart wird. Immerhin gehen sowohl die einführenden Figurenzeichnungen des Trios als auch die hinter der Oberfläche wenig spektakuläre und nicht selten durchschaubare Geschichte von Thomas Bohn qualitativ Hand in Hand. Zweiteres kann sich selbstverständlich noch in den weiteren Episoden ändern, wenn es nicht mehr um total krass aufgeputschte Studenten und kopflos-rachsüchtige Schwerverbrecher geht. Ersteres erscheint mir - auch mit dem Hintergedanken an den Dortmunder Tatort - ungleich schwieriger in eine gute Richtung zu lenken. Sowohl Alina Levshin als auch Friedrich Mücke habe ich schon überzeugender gesehen, bei No-Name Benjamin Kramme fehlt mir der Vergleich. Obwohl einiges an Zeit für allerlei Charakterisierung draufgeht, fehlt (noch) der empathische Zugang zu allen dreien. Eher bleiben die zahlreichen Männer-Klischees in schlechter Erinnerung, die dann aber mal gar nicht so modern mehr sind, als die Macher zu glauben scheinen. Ich bin dennoch dezent gespannt, welchen Weg dieses Trio nun genau einschlagen wird in den nächsten Folgen. Zumindest kann die Levshin-Figur Johanna Grewel ja nicht ewig die assistierende Praktikantin spielen...
Manche Filme bleiben eher durch ihren Inhalt, andere durch ihre Form im Gedächtnis. Bei Lewis Teagues "Katzenauge" bin ich mir in dieser Entscheidung nicht so schlüssig, eben weil die Umsetzung sicherlich etwas speziell ist. Denn eigentlich sind es gleich drei Kurzgeschichten aus der Feder des berühmten Stephen King, die in diesem Werk gleichberechtigt ihren Platz erhalten. Diese mit der Reise einer abenteuerlustigen Katze zu verbinden, ist im Grunde eine sehr sympathische und putzige Idee. Dennoch sind und bleiben die drei Erzählungen faktisch getrennt voneinander. Immerhin ergibt sich somit das größere Potential, dass wenigstens eine oder zwei davon überzeugen können, wenn das jeweils andere Segment enttäuschen sollte. Langweilen tut keine der drei Abhandlungen, für die großen Gesellschaftsgruppen wie Raucher, Höhenangst-Betroffene oder Kobold-Jäger ist etwas dabei. Trotzdem überzeugt wohl die goldene Mitte am ehesten, dessen absurde Mutproben-Szenerie in luftiger Hochhaus-Höhe für den Moment derart packend ist, dass leicht schwitzende Hände fast schon garantiert sind. Der Einstieg in diese Geschichte ist vermutlich ebenso kurios wie der unvermeidliche Ausgang. Der Rest ist, obwohl prominent besetzt, zwar unterhaltsam, aber eigentlich nicht mehr als nette Durchschnittskost in Bezug auf das Genre. Ohne diesem typischen Gefühl, trotz Miez-Miez-Einsatz unbedingt einen formvollendeten Spielfilm erlebt zu haben, wird damit insgesamt auf jeden Fall ganz gefällige Horror-Unterhaltung geboten - was bei den zahlreichen King-Verfilmungen der letzten Jahrzehnte ja nicht immer unbedingt der Fall ist.
Und damit ein spaßiges Halloween an alle!
Endlich, ja endlich hat Dominik Graf nach fast zwei Jahrzehnten wieder einen Tatort gedreht! Und auch wenn die Geschichte nicht ganz die Qualität vergleichbarer Graf-Krimis besitzt, macht es einfach Freude, seinen nach wie vor unbändigen Sinn für eine bunte und pulsierende Taktfolge der kraftvollen Bilder folgen zu können. Wer, wenn nicht Graf, würde denn versuchen, ein bayerisches Gesellschaftsabbild in den Fängen von verträumter Vergangenheit, rebellischer Gegenwart und sorgenvoller Zukunft mit einer unverkennbaren Portion Genrekino-Hommage zu verzieren, seien es die Liebhaber-Poster an der Wand oder eben archetypische Kameraeinstellungen? Dies spiegelt sich am Tempo dieses Krimis ebenso wieder wie bei den sehr symbolischen Verweisen auf gesellschaftskritische Themen, insbesondere das Immobilienproblem Münchens und dessen soziale Sprengkraft für das zukünftige Stadtleben. Batic und Leitmayr führen uns konzentriert durch einen fintenreichen Plot, der Whodunit-Fetischisten vielleicht nicht unbedingt glücklich machen wird, aber doch einen zufriedenstellenden, aufklärenden Schluss findet und davor stets Überraschendes oder bisweilen Humoriges bietet. Der Tatort bleibt immer auch eine kleine, feine Spielwiese für Abwegiges, was hier mal wieder untermauert wird. Hoffentlich lässt sich Graf von der nun doch sehr hämischen und fast shitstorm-ähnlichen Zuschauerkritik nicht beeinflussen, sodass man nicht erneut so lange auf einen Graf-Krimi warten muss.
PS: Dominik Graf hatte sich gestern sogar tapfer einem moderierten Live-Chat gestellt (wurde in der Erstausstrahlung ja auch genügend beworben). Mit einigen interessanten Antworten: http://liveblog.br.de/Event/Tatort_-_Aus_der_Tiefe_der_Zeit_-_Redaktion
Da diverse Nachrichtendienste und auch deren Schwierigkeiten mit kritischem Journalismus in aller Munde sind, lohnt sich so mancher Blick in jene Filmsparte, welche sich diesen Themen mal mehr, mal weniger reißerisch annehmen. "Nichts als die Wahrheit" ist solch ein Fall der letzteren Sorte. Ein viel zu unbekannter Politthriller der letzten Zeit (mir zumindest bis jetzt), der den eisernen Willen einer Journalistin porträtiert, wenn es um das nötige Decken eines Informanten geht. Dass gerade Kate Beckinsale sich der herausfordernden Hauptrolle annimmt, verwundert zuerst etwas aufgrund ihrer actionhaltigeren Vita. Was man allerdings zu sehen bekommt, imponiert und lässt einen sehr schnell am harzigen, selbstgewählten Weg durch Gerichts- und Knasträume mitleiden. Die Prämisse ist dabei eigentlich sehr simpel und doch so voller Brisanz. Rod Luries Werk verfolgt bedingt durch die nötigen Zeitsprünge nicht gerade eine typische Filmdramaturgie, was jedoch das Schicksal umso unvorhersehbarer macht. Da nimmt man es auch hin, dass Matt Dillon als eiskalter Chefankläger einen eigentlich sehr eindimensionalen Antagonisten abgibt. Nicht zuletzt durch die finale Szene besitzt aber der absolut sehenswerte Film eine gewisse Nachwirkung, die man manch Genrewerk mit vermeintlich spektakulärerem Ausmaß wünschen würde.
So schmerzhaft oder gar verwegen in Anbetracht des Quotenerfolgs es sich auch anhört: Thiel und Boerne bleiben bis auf Weiteres die Sorgenkinder in der Tatort-Reihe, wenn es um gekonnte Krimikost geht. Eigentlich war diesmal die Prämisse mit China & Co. gar nicht mal verkehrt, wenn man sich speziell Boernes Bemühungen der kulturellen Annäherung anschaut. Doch dieses Potential war nach einem guten Auftakt schnell aufgebraucht. Warum? Indem man den Professor indirekt kaltstellt für die ganze Geschichte - und damit dem Tatort Münster eigentlich die größten Stärken beraubt. Übrig bleibt zumeist ein verkaterter Thiel, der sich mit verträumten Hintergedanken einer vermeintlich feucht-wilden Nacht (höhö) durch diesen Fall irgendwie manövriert. Dass sich bezüglich der chinesischen Seite allerlei Klischees (wenn man böse sein will, sogar Ressentiments) wiederfinden lassen, ist aus (Serien-)Erfahrung fast schon wenig verwunderlich. Schließlich will man ja auf Biegen und Brechen unterhaltsam sein. Das gelingt dann sogar kurioserweise halbwegs, nachdem allerlei brisante Verwicklungen sich diesem Fall anschließen und alles zu einem abenteuerlichen Finale mit erhöhtem Körpereinsatz hochgejazzt wird. Einen richtig guten Krimi wird man aber auch dieses Mal nicht in der Provinz Münster auffinden.
Das Whodunit-Prinzip mal etwas anders: Nicht immer muss lediglich der gesuchte Mörder erraten werden, um aus der Begegnung Täter und Opfer Spannung herauszuziehen. Nur mit dem kleinen Unterschied, dass diese in der Zukunft liegt und der Schütze ein gefürchteter Revolverheld ist, der eine wichtige Rechnung blutig begleichen will und dessen Ziel natürlich verheimlicht wird. Die Rede ist von Jack Arnolds Western "Auf der Kugel stand kein Name" von 1959 und der Antagonist ist von keinem Geringeren als Audie Murphy besetzt worden. Dessen feines, glattrasiertes Gesicht erscheint auf den ersten Blick recht harmlos, birgt aber eine subtile Bedrohung, sobald er einen härteren Ton anschlägt. Sowieso ist das ganze Dörflein nach seiner Ankunft ohne großes Zutun im kollektiven Ausnahmezustand, denn: Jeden kann es offenbar treffen. Dabei muss Murphy eigentlich gar nichts tun, denn sein berüchtigter Ruf eilt ihm voraus. Außer dem geselligen Doktor (Charles Drake), der als Frohnatur noch ganz unbedarft den neuen Gast betreut und sich zum Sprachrohr des Guten entwickelt, ist die verängstigte Entwicklung der Gemeinschaft sehr interessant zu beobachten. Diese jederzeit angespannte Atmosphäre wird trotz farbenfroher CinemaScope-Bilder gekonnt transportiert und innerhalb der ca. eineinviertel Stunden stringent dann auch zu einem überraschenden Ende geführt. Wie es ein guter Whodunit eben so funktioniert. Besser als viele vergleichbare (B-)Western-Kandidaten aus dieser Zeit und ein Beleg, dass Jack Arnold einst nicht nur die Fächer SciFi und Monster beherrschen konnte.
Das bekannte Doppelbild-Spielchen "Bei Geburt getrennt" ist als solches schon fast prädestiniert dafür, um - sofern sich der Film auf reale Biografien stützt - auch einen Vergleich zwischen Schauspieler und Original anzustellen. Bei der lebenden Rennlegende Niki Lauda und seinem schauspielerischen Alter Ego Daniel Brühl wäre mir das allerdings über viele, viele Jahre nie in den Sinn gekommen. Ausgerechnet Hollywood-Regisseur Ron Howard hat die nicht nur äußere Verbindung mit seinem Film "Rush" regelrecht provoziert. Und nach einigen Standbildern, Trailern und schlussendlich einem großen Filmerlebnis bleibt festzuhalten: Brühl verkörpert Lauda in erstaunlich genauer Pose, inklusive Dialekt und Haltung. Man vergisst Brühl quasi - und sieht nur noch den jungen, hoch professionellen Niki, der besonders Mitte der 70er Jahre in der Formel 1 für Furore sorgen kann. Allein dieser Casting-Volltreffer verdient schon Applaus.
Doch "Rush" weist neben Lauda eine zweite, gegensätzliche Seite auf, ohne die die F1-Saison 1976 nicht so spektakulär und dramatisch geworden wäre als wie sie nun in den Geschichtsbüchern geschrieben steht. James Hunt war wahrscheinlich der Prototyp des überaus draufgängerischen Rennfahrers. Hätte es ihn nicht in Wirklichkeit gegeben, man würde seine Manierismen als pures Klischee abtun. Ähnliches gilt für die Spannungskurve, die die turbulente Saison aufgenommen hat. Es ist eine perfekte Vorlage, daraus einen mitreißenden Film zu machen, ohne übermäßig viel an der fiktiven Schraube herumdrehen zu müssen. Dass das, obwohl man den eigentlichen Verlauf der Geschichte als geneigter Motorsport-Fan kennt, dermaßen aufregend und spannend umgesetzt wurde, ist ein purer Glücksmoment im Angesicht vieler nicht so ganz toller Rennfilm-Kandidaten (ich nenne lieber keine Namen).
Ron Howard und auch Drehbuchautor Peter Morgan schaffen es, in zweierlei Form die richtige Balance zu finden. Zum einen bleiben Lauda und Hunt zwar große Kontrahenten, was aber niemals zu einem reißerischen Hassduell überhöht wird. Der Film nimmt dabei keineswegs eindeutig Partei für einen der beiden, sondern gibt stets genügend Raum, um jeweils den schwierigen Charaktertypus zu durchleuchten. Zum anderen - und speziell hier haben sich in der Vergangenheit viele Genrefilme aus diesem Bereich schwer getan - findet "Rush" den richtigen Rhythmus aus 'normalen' Filmszenen und den eigentlichen Rennbildern. Letztere sind zugegebenermaßen für einen Kinofilm entsprechend bombastisch in Bild und Ton inszeniert, aber noch genügend authentisch und nachvollziehbar. Eine Wohltat, dass auf überflüssiges CGI verzichtet wurde und mit Original nachgebauten Boliden die Szenen bis auf kleine Ausnahmen perfekt rekonstruiert werden.
Wieviel Motorsport-Herz und Benzin im Blut man nun mitbringen muss, um "Rush" genauso abzufeiern, ist wie so oft nicht gerade trivial. Doch Howard schafft es aus meiner Wahrnehmung sehr gut, beide Kategorien an Zuschauern abzuholen. Zuviel zwischenmenschliche Dramatik und Brisanz beherbergt dieser sportliche Zweikampf und zu gut sind die Schauwerte und die Schauspieler (Chris Hemsworth macht als Hunt ebenso einen sehr guten Job), als dass es einen wirklich kalt lassen könnte - nicht zuletzt durch eine zulässige Prise Pathos. Doch diese hat ein solch denkwürdiges Kapitel in Sachen Sportgeschichte absolut verdient.
Man kann alles erreichen, man muss nur wissen wie: Auch wenn Martin Scorseses satirisch angehauchter Medien-Beitrag "The King of Comedy" mittlerweile seine 30 Jahre auf dem Buckel hat, überraschend war die Entwicklung dieser Geschichte dann doch für mich. Sehr geschickt wird zuallererst die eher bemitleidenswerte Position von unserem Hauptdarsteller Rupert Pupkin ausführlich porträtiert, dessen latenten Nervfaktor als Comedian-Nobody man nicht nur in der Rolle des unmittelbaren Zuschauers ertragen muss, sondern bisweilen auch sein größtes Idol Jerry Langford. Der Anfang kann schon eine kleine Hürde darstellen, da Pupkin-Darsteller Robert de Niro so ziemlich alles gibt, sich so aufdringlich und selbstüberschätzend wie möglich zu geben, was ferner einmal mehr de Niros schauspielerisches Facettenreichtum unterstreicht. Sympathie wird in Scorseses Film allerdings sowieso kleingeschrieben, richtet man seinen Fokus auf die nicht weniger fanatische Freundin Masha oder den Star selbst, der ausgerechnet mit Jerry Lewis als Langford-Besetzung entgegen allem oberflächlichen Show-Glanz in Wirklichkeit ernst, unnahbar und nachdenklich rüberkommt. Entsprechend harzig ist der Weg von Pupkin, ihn als möglichen Mentor für höhere Aufgaben zu gewinnen. Wäre da eben nicht seine unfassbare Hartnäckigkeit, die in all seinen Konsequenzen sowohl großes Unterhaltungspotential als auch einen derben Blick in die Mechanismen dieser Branche eröffnet. Mit genügend repetitivem Momentum und absurder Situationskomik bringt Scorsese die im Grunde simple Grundstory zu einem genüsslichem Höhepunkt, wonach sich jeder schließlich selbst hinterfragen muss, ob das alles nun unfassbar clever oder unfassbar bekloppt war - wahrscheinlich irgendwo dazwischen. Gut, dass ich dieses lange missachtete Werk vom Altmeister endlich nachgeholt habe.
War da was? Ach ja, der Odenthal-Tatort. Meine üblichen Schwierigkeiten mit dem Team aus Ludwigshafen erneut aufzuzählen, erspare ich mir mal. Doch wenn man derart ausgelutschte und schlechte Drehbücher vorgeworfen bekommt wie diesmal in "Freunde bis in den Tod", dann ist es fast die logische Konsequenz, dass Odenthal und Kopper mit äußerst wenig Inspirationskraft (außer wenn man in einer vereinsamten Turnhalle verweilt) ihrer Arbeit nachgehen. Was natürlich nichts Verheißungsvolles in Sachen Unterhaltungspotential dieses Tatorts verspricht. Gesellschaftliche Problemfelder finden sich auch hier wieder zu genüge, werden im Umfeld zweier jugendlicher Bekannten des Opfers allerdings weniger ergründet als lediglich oberflächlich behauptet. Nie fühlt man sich involviert in das Seelenleben eines möglichen Attentäters, wie es hier an einigen Stellen in bekannten Strickmustern versucht wird zu ergründen. Das Amok-Thema wirkt total konstruiert und bemüht in ein Krimischema gepresst, was aber sowohl drama- als auch spannungstechnisch keine Entfaltung findet. Wie darüber hinaus die Rolle von Simon Schwarz hier verheizt wird, ist fast schon grob fahrlässig. Das Ergebnis ist für Odenthal & Co nach der sehr ordentlichen Vorgänger-Episode ("Kaltblütig") wieder ein Rückfall in die niedrigen Sphären der Tatort-Reihe, in der sie schon viel zu oft verweilt haben.
Nach langer Pause folgt endlich Teil 5 des Deals zwischen horro und meiner Wenigkeit, bei dem er sich in den vernachlässigten Bereich des Westerns vorwagt, ich wiederum in die mir unbekannten Weiten des Animes:
Eigentlich habe ich jegliche Aversion gegen das Anime-Segment abgelegt, sind mir doch in der Vergangenheit einige tolle Beispiele der japanischen Zeichenkunst begegnet, die mich von den Vorzügen überzeugt haben. Doch mit Koichi Chigiras "Brave Story" ist die Hürde nochmals höher gelegt worden als normal, denn neben dem Anime-Format muss man hier besonders dem Fantasy-Genre freudig gegenüberstehen. Und das nicht zu knapp, da es für den jugendlichen Protagonisten (dessen Name 'Wataru' gefühlte hundert Mal im Film gerufen wird) nach sehr kurzer Einführung in das auseinanderbrechende Familienleben in eine Art Parallelwelt geht (passend mit 'Vision' betitelt). Zuerst erscheint nicht ganz klar, wie hier die Prioritäten gesetzt sind: Tragikgeschichte oder wilde Abenteuerreise? Das Thema Schicksal und dessen einmalige Manipulationsmöglichkeit steht zwar im Mittelpunkt, wirkt jedoch lange wie ein simpler Aufhänger für eine hochfrequente Odyssee durch Raum und Zeit. In der Rückschau mag zwar der eingeschlagene Weg irgendwo plausibel klingen, beim direkten Schauen des Films fällt es allerdings schwer, den Plot neben der nötigen Koordination der gezeigten Bilder wirklich miterleben zu können und zu wollen. Dabei scheinen einige Figuren wie Watarus Teilzeitgefährten sowie viele Dialoge eher das jüngere Publikum anzusprechen. Von einem reinen Kinderfilm kann man hier aber nicht reden, wenn man sich die relativ ernste Aufmachung anschaut, wobei die 'Botschaft' dieser Geschichte fast schon schulbuchmäßig an den interessierten Zuseher gebracht wird. Wie man es dreht und wendet: "Brave Story" ist eine ambitionierte Abhandlung über das Leben und dessen Unwägbarkeiten, die mich insbesondere aufgrund der sehr hektischen Inszenierung leider zu wenig begeistern konnte. Vielleicht fehlt mir auch nur der Sinn für diese Sorte an Fantasy.
horros Beitrag zu "Chisum": http://www.moviepilot.de/movies/chisum/comments/806947
Ein ganz Großer des italienischen Kinos weilt leider nicht mehr unter uns. Unvergessen werden viele legendäre und auch liebenswerte Filmmomente bleiben, nicht nur jene im wilden (Italo-)Westen. Riposi in pace.
Noch vor wenigen Jahren hätte ich nie gedacht, dass Disney mit seiner hauseigenen Animationsschmiede Pixar qualitativ das Wasser reichen könnte. Doch nachdem Pixar seinen Genie-Status leider zusehends verloren hat, war dieses 'Duell' nicht mehr so abwegig wie zuvor. Disneys 2012er Kandidat "Ralph reichts" untermauert diesen Eindruck nachhaltig, besitzt er doch einen originellen Charme, den man sonst im engen Familienfilmkorsett oftmals vermisst. Klar, auch in diesem Fall sollen alt wie jung angesprochen werden. Das Computerspiel-Thema, welches hier zugrunde liegt, ist mit seinen Retro-Einflüssen der großen Spieleautomaten-Zeit dafür jedoch geradezu prädestiniert. Zudem zieht man mit seinen lebendigen Spielfiguren eine ziemlich schräge Geschichte auf, die das Animationsfilm-Genre für viele popkulturelle Fantasie-Elemente als solches sehr gut ausnutzt. Das macht dann eben auf der einen Seite Freude, der schwungvollen Abenteuerreise des Protagonisten Ralph mit seiner Lebenskrise beiwohnen zu dürfen, andererseits schwelgt man spontan in Erinnerungen, wenn das eine oder andere bekannte Spielelement, sei es eine bestimmte Figur oder ein wiedererkennbaren Format, seinen Besuch in diesem Film abstattet. Narrativ läuft es trotz wilder Kulisse absehbar auf einen fulminanten Showdown hinaus, sobald es Ralph in das weite Gebiet von "Sugar Rush" verlegt, der allerdings mit einem interessanten Clou aufwartet (zumindest habe ich es nicht vorher erraten können). Die notwendige Portion Moral darf im Hause Disney dann schließlich auch nicht fehlen. "Ralph reichts" kann sicherlich nicht mit den Pixar-Meisterwerken aus früheren Tagen mithalten, denn dafür hätte es vielleicht noch ein paar geniale Ideen mehr gebraucht. Nichtsdestotrotz macht Rich Moores Film eine überraschend gute Figur, hat mir als Ganzes im direkten Vergleich sogar besser als Pixars letztjährige Animationsprodukt "Merida" gefallen und ist vor allem eines: ziemlich unterhaltsam, ob mit oder ohne pochendes Gamer-Herz.
Vielerorts empfohlen, aber nie meinen Weg des Filmeschauens gekreuzt: Aki Kaurismäki. Und das, obwohl seine Handschrift offenbar nicht ganz unähnlich dem von mir verehrten Jim Jarmusch sein soll. Doch endlich, endlich ließ sich dieser eigentlich unverzeihliche Malus beseitigen, nachdem einer seiner bekannteren Filme auf dem Tablett stand. "Der Mann ohne Vergangenheit" ist für als Einstieg dann gar nicht mal ungeeignet als Einstieg, wenn man sich den Inhalt anschaut, der sich den gewaltsam angerichteten Zustand der Amnesie bei der Hauptfigur als Ausgangspunkt nimmt. Ein (Neu-)Start aus zweierlei Hinsicht, die der hoffentlich wunderbaren Kaurismäki-Entdeckungen und die einer bemitleidenswerten Existenz in völliger Anonymität. Nüchtern und fokussiert porträtiert Kaurismäki diesen Mann, der stufenweise die Tücken und Schikanen beim Weg zurück in ein 'normales' Leben erklimmen muss. Dass dabei die Ärmsten der Armen in Helsinki den entscheidenden Startpunkt liefern, hingegen die Identitätslosigkeit zur größten Hürde im geordneten Bürokratie-Dschungel werden würde, ist in seiner Darstellungsform eine pointierte Kritik am gesellschaftlichen System, aber auch entfernt eine Ode für ein wenig mehr Solidarität und die unzerstörbare Hoffnung in Richtung Zukunft. Die Umstände, die das Schicksal dieses Nobodys erfordern und ohne Umschweife präsentiert werden, sind so unnachahmlich grotesk wie liebenswürdig zugleich. Genauso wie die Charaktere bleibt der ganze Film ausgesprochen undramatisch, was allerdings kein Makel ist, sondern eine in der Nachbetrachtung wohltuende Abgrenzung zu ähnlichen Produktionen darstellt. Darum verwundert es auch nicht, wie "Der Mann ohne Vergangenheit" den Zuschauer mitnimmt und schließlich entlässt. Denn das Glück erscheint manchmal in ganz kleinen, leicht zu übersehenden Dingen.
Dass es in Wien manchmal etwas härter zur Sache gehen kann, weiß man spätestens seit der explosiven Folge "Zwischen den Fronten". Daher verwundert es nicht, dass auch "Angezählt" mit einer ziemlich perfiden Eröffnungsszene beginnt. Ein Kind, das willentlich einen Mordversuch begeht und anschließend berechnend auf seine Strafunmündigkeit verweist? Kein ganz einfacher Fall, da gleich drei Ebenen der Ermittlungen angesprochen werden: die eigentliche Tat, der im Verlauf zunehmend offensichtlicher erscheinende Hintergrund und schließlich die gar nicht so triviale Beweislage. Es ist sicherlich nicht das erste Mal, dass heikle Themen wie Zwangsprostitution und dessen unangenehmen Randaspekte behandelt und bebildert werden. Was diesen Tatort aber besonders speziell und sehenswert macht, ist der ungemeine Tatendrang der Ermittlerin Bibi Fellner und deren Involvierung in die ganzen Geschehnisse. Kein einfacher Weg, da allzu oft solche Verstrickungen zu aufgesetzt wirken. Diesmal ist es der tollen Schauspielleistung von Adele Neuhauser zu verdanken, dass diese sehr persönliche Herangehensweise gegen alle Widerstände, die alles, nur kein Dienst nach Vorschrift ist, auf ihre Art spannend, echt und dramatisch wirkt - bis zum blutigen Ende. Da kann auch Kollege Eisner, der diesmal etwas zurückstehen muss, mit seinem Appell zur nötigen Profession nur wenig ausrichten. Die Bibi entwickelt sich auch deshalb endgültig zum unverzichtbaren Unikat des Tatort-Universums, welches man nicht mehr missen möchte.
Seit einigen Jahren taucht auf den Nominierungs- und Gewinner-Listen der Emmy Awards regelmäßig eine britische Serie auf, die zwar auf den ersten Blick keinen spektakulären Eindruck macht, aber nicht nur hierzulande ein viel größeres Publikum verdient hätte: "Downton Abbey". Auch bei mir stand die ITV-Serie über das Leben rund um ein ehrenwertes Lord-Anwesen während der ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts nie wirklich an vorderster Stelle, was mögliche Neuentdeckungen im Seriensegment angehen. Allerdings waren es dann doch die zahlreichen Lobpreisungen, speziell eben von der Insel, die in ihrer Hartnäckigkeit zumindest neugierig machten. Doch schon nach dem Einblick in die erste Serienstunde war es sprichwörtlich um mich geschehen - sicherlich der Idealstart für eine gute Serie. Und dieser Zustand des freudigen Erwartens jeder neuen Episode hält nun schon ganze drei Staffeln lang.
Was im weiten Feld der (fiktiven) Historiendramen zuallererst hervorgehoben wird, ist zumeist die detailgetreue Ausstattung. All das muss man sicherlich auch bei "Downton Abbey" lobpreisen. Das Ambiente, ob innerhalb des großen Gebäudes oder außerhalb in den Grünanlagen bzw. im Dorf, wirkt absolut authentisch und besitzt nur eine niedrige Hemmschwelle, sich in diese Zeit zurückzuversetzen zu können. Highlight ist jedoch die extensive Figurenkonstellation und der sorgsame Umgang mit eben jener, die sich grob in zwei Kategorien untergliedert: die adeligen Familienmitglieder und die Belegschaft. Der Unterschied von Haupt- und Nebendarsteller verschwimmt, da eigentlich alle nennenswerte Charaktere im Verlauf der Serie ihre eigene Hintergrundgeschichte präsentieren. Ebenso sind die Übergänge von Sympathien und Antipathien einzelnen Figuren gegenüber fließend und selten eindeutig - die Serie schlägt sich nie zu deutlich auf eine der Seiten. Doch gerade dadurch bleibt niemand ein Klischee-Abbild, sondern spiegelt eine greifbare und empathische Person wider.
Dies wäre allerdings nur halb so unterhaltsam anzuschauen, würden die Drehbücher nicht dermaßen brillante Stellen beinhalten und das große Ensemble damit erst so richtig lebendig werden lassen. Außerordentlich flott werden die Probleme von denen da oben oder denen da unten auf den Tisch gebracht, während der übliche Alltagsrhythmus des Hauses mit seinen vielen Ritualen seinen gewohnten Gang geht. Kühl und steif erscheint hier wenig und wenn doch, dann meist mit einem pointierten Hintergedanken. So bleibt die Geschichte immer in einem guten Pacing und die schicksalhaften Jahre (u.a. mit dem Ersten Weltkrieg) in Richtung Zukunft rauschen allmählich an einem vorbei.
Aufgrund der Vielzahl an Darstellern und deren Bedeutungen fällt es natürlich schwer, einen speziell hervorzuheben. Wahrscheinlich müsste man den super-loyalen Butler Carson (Jim Carter) nennen, der mit seinen sehr traditionellen Ansichten einerseits zahlreiche komische Momente erzeugt, anderseits auch sein Herz an dieses Haus und die Crawley-Familie quasi verloren hat. Aber diese Qual der Wahl ist eben eine ganz große Stärke von "Downton Abbey". Trotz kleinerer Fluktuation der Besetzung, was durch das schnelle Fortschreiten der Jahre logisch ist, sollten somit hoffentlich noch einige gute Jahre für die Serie bevorstehen. Manchmal lohnt es sich also doch, bisher wenig präferierte Genre-Pfade zu beschreiten...
Den löblichen Weg mit einem unkonventionell(er)en Tatort-Konzept beschreiten die Berliner interessanterweise ein weiteres Mal, nachdem schon "Machtlos" mit seiner unterkühlten Formaltreue eines anstrengenden Verhör-Marathons für hochgezogene Augenbrauen sorgen konnte. Der Bezug zur Realität ist auch bei "Gegen den Kopf" auf beunruhigende Art und Weise gegeben, nachdem er mit einem Mordfall auf einer U-Bahn-Station beginnt. Die klassische Whodunit-Idee wird für den Zuseher lediglich auf das Wegschneiden der entscheidenden Sekunden verkürzt, als das Opfer von zwei Jugendlichen angegangen wird. Jene Sekunden der Ungewissheit bilden schließlich die Grundlage für die Ermittlungsarbeit von Ritter und Stark.
Sehr temporeich, aber auch klar strukturiert verläuft zuerst das Aufarbeiten der Geschehnisse. Dabei drängt sich, ob beabsichtigt oder nicht, ein weiterer, sehr aktueller Bezug auf: der Umgang mit potentieller Überwachungstechnik. Ob Mobiltelefone samt Ortungsmöglichkeit, diverse Kameraaufzeichnungen von öffentlichen Plätzen oder das Zurückverfolgen von digitalen Spuren (Stichwort: Cloud, noch ein Fremdwort für hiesige Tatort-Kommissare), alles wird für die Polizeiarbeit herangezogen. Speziell Tristan Seith als Hacker vom Dienst darf hier groß aufspielen und nebenbei den Erklärbär für so manches Fachthema geben. Fast ein Glücksfall, dass nach Monaten der Späh-Affäre dies für einen Sonntagabend-Krimi dermaßen zeitnah abgehandelt wird.
So weit, so gut. Dennoch bleiben besonders in der zweiten Hälfte der Episode manche Schwächen, die den anfänglichen Eindruck etwas verwischen. Wie der kleine Whodunit mit dem ungleichen Schläger-Duo aufgelöst wird, ist trotz aller Versuche auf weiter Entfernung zu erahnen, wenngleich die Schlussszene nochmal tief schlucken lässt. Was jedoch im Zuge der Ermittlungen besonders negativ aufstößt, ist der inhaltliche Einbezug der Presse. Nicht nur, dass sie als Gegengewicht wie so oft überaus negativ porträtiert wird, sondern weil sie zuallererst indirekt für eine überflüssige und schlecht ausgearbeitete Maulwurf-Nebengeschichte herhalten muss. In der Rückschau fungiert diese eigentlich schlicht als ein durchschaubares Element, um die Ermittlungsarbeit mit seinen Erfolgen und Pleiten mehr erforderlich aufzublähen. Doch das hätte "Gegen den Kopf" wahrlich nicht gebraucht, um dennoch als vielschichtiger und realitätsnaher Tatort in Erinnerung zu bleiben.