filmschauer - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+25 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+15 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later392 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von filmschauer
Für jeden Freund des bewegten Bildes gibt es sicher den einen oder anderen Film, der ursächlich für die Initialzündung einer aufflammenden Liebe zum Medium Kino ist. Es können einzelne denkwürdige Szenen, einprägsame Schauspielerleistungen, geniale Musikkompositionen oder ein intuitiv ansprechender Spannungsbogen sein, die einem im wahrsten Sinnes des Wortes die Augen öffnen läst. Eines solcher Werke ist für mich eindeutig das Actiondrama "Heat" von Michael Mann, sein wohl mit Abstand bester Film, der gleich mehrere der genannten Indikatoren beinhaltet.
Die Geschichte ist zuallererst hervorragendes Darstellerkino, mit Al Pacino als ehrgeiziger Polizist und Robert de Niro als gerissener Obergangster bringt Mann zwei Legenden auf der Leinwand zusammen. Hinzu kommen noch exzellente Nebendarsteller wie Val Kilmer, Tom Sizemore, Ted Levine sowie Jon Voight in der Riege der Unterwelt von Los Angeles. Die Gruppe der Profigangster ist abgezockt in ihrer Planung und brutal in der Ausführung. Meist läuft die Polizei nur hinterher, Pacino und de Niro bieten sich so im Laufe des Films taktische Spielchen par excellence. Die Actionszenen wie der erste Überfall auf einen Geldtransporter durch einen Truck oder später die beispiellos realistisch wirkende Schießerei sind berühmt und haben in ihrer Choreografie bis heute nichts an Glanz verloren. Hinzu kommt bei diesem spannungsgeladenen Duell, dass Gut und Böse nicht plakativ dargestellt, sondern fast verwischt werden. Den beiden Hauptdarstellern wird in das seelische Innenleben geschaut und hinter die Fassade ihres "Berufes" geblickt, seien es die schwierigen familiären Beziehungen sowie die Einsamkeit, auch Wünsche und Hoffnungen auf eine bessere Zukunft werden angesprochen. Selten konnte ein Film dieses Genres mit einer solchen tiefgehenden Charakterzeichnung aufwarten, die im wunderbar poetischen Finale schließlich ihren Höhepunkt findet und einen wirklich berührt (Moby sei Dank). Es ist ein Verdienst von Michael Mann, die nicht wenigen Handlungsstränge mit vielen Darstellern und Nebenhandlungen in gelungener Weise wieder zusammenzuführen. Hinzu kommt mit Los Angeles eine weitere Komponente. Die Stadt steht Pate und verleiht erst die besondere Atmosphäre von "Heat". Sie bildet zusammen mit der ausgezeichneten Filmmusik den melancholischen und pessimistischen Grundton, der den Film lange Zeit begleitet.
Die stolze Lauflänge von gut zweieinhalb Stunden vergehen jedes Mal wie im Fluge und das heißt in diesem Genre ja etwas. "Heat" ist für mich perfektes Kino und einer der besten Filme, die jemals gemacht wurden. Sicherlich stilprägend und deshalb oft kopiert, denn wie selten konnte man einer so intensiven Thrillerhandlung beiwohnen, die mit Tiefgang, brillanten Actionsequenzen und eben de Niro und Pacino, die beide glänzen können, aufwarten kann? Eben eine cineastische Offenbarung.
"Coogans großer Bluff" war einer der ersten amerikanischen Streifen nach Eastwoods Italowesternkarriere und die erste Zusammenarbeit mit seinem Mentor Don Siegel. Die Figur, die Eastwood auf seine bekannt eigene Art interpretiert, kann man durchaus als Mix sowohl von seiner damals bekannten Westernrolle in den Leone-Filmen (Hut, Fremder in einer neuen Stadt), als auch dem späteren Dirty-Harry-Charakter (Selbstjustiz) bezeichnen. Die Geschichte um die Verfolgung des Straftäters kann einen von heutigem Standpunkt aus nicht mehr vom Hocker reißen. Da ist zum Beispiel die kleine Begegnung zwischen Coogan und der neuen Hippie-Kultur deutlich interessanter. Wenn man berücksichtigt, welche Filme das Gespann Eastwood/Siegel noch auf die Beine stellen sollten, ist dieser Film nur ein gemächlicher Aufgalopp.
In "Repo Men" wird uns eine zukünftige Welt skizziert, in der es Unternehmen gibt, die künstliche Organe allerlei Art herstellen können und für exorbitante Summen an verzweifelte Menschen verkauft werden, meist durch entsprechende Kredite inklusive. Wer später als Träger dieser Organe nicht zahlt, muss bluten. Dies ist eine zwar nicht uninteressante, allerdings doch sehr weit hergeholte Prämisse einer Dystopie, da Gesundheitsministerien oder Menschenrechtsverordnungen hier keinerlei Rolle mehr zu spielen scheinen. Trotzdem hätte es für einen spannenden Actionthriller sorgen können. Doch leider verflacht nach gutem Beginn der Film in altbekannte Konventionen mit langweiligen Passagen, der erst in der zweiten Hälfte wieder deutlich an Schwung gewinnt. Man hat hier zwar mit Law und Whitaker eigentlich zwei erstklassige Schauspieler, doch bleiben ihre Rollen eher blass, ohne Tiefgang und oftmals unplausibel. Das Drehbuch kränkelt besonders an der fehlenden Balance zwischen Ernsthaftigkeit und Komödie. Da sich der Regisseur anscheinend nicht wirklich entscheiden konnte, wirken die vermeintlich lustigen Szenen deplaziert und albern. Über das Ende kann man geteilter Meinung sein, gehört aber sicherlich noch zu den besseren Einfällen. Insgesamt ist "Repo Men" auffällig blutig geraten, überzeugt in Actionszenen und CGI-Sets, bleibt letztendlich aber nur Durchschnittsware, in der die Markenprodukte durch fast schon unverschämtes Product Placement mehr in Erinnerung bleiben als der Plot des Films.
Die Doku wurde übrigens gestern im Pay-TV-Kanal "TNT Film" um 18:40 ausgestrahlt, der Artikel kommt also einen Tag zu spät ;-) Vielleicht wird es ja irgendwann nochmal wiederholt.
Die 90er waren für Actionfans eine entscheidene Dekade. Explosionen, Verfolgungsszenen, Drahtseilakte und klassischen Stunts wichen schon bald inflationär genutzter Greenscreen und CGI, die auch heute noch oft leider billig aussieht und die Seele eines Film raubt. Zweifelsohne kränkelten schon damals viele Genrevertretern an einfältigen Drehbüchern oder stereotypen Charakteren. Doch gab es auch wunderbare Filme wie Jan De Bonts "Speed" von 1994, für mich der Klassiker eines typischen Actionfilm und stellvertretend für die Vorzüge und Eigenheiten des Genres.
Der Kernpunkt der Geschichte ist die beispiellose Busfahrt, eine vom ständigen Nervenkitzel durchtriebene Situation, wo jederzeit die Bombe hochgehen könnte, wenn dieser die 50 mph auf dem Tacho unterschreitet. Diese atemberaubende Sequenz ist im Wesentlichen das, was den Film durch ihre klare und ansprechende Situation im Gedächtnis vieler Actionfans haften lässt. Doch ist dies nur eine von zahlreichen Fallen und Spielchen, die der Bösewicht aus dem fernen Versteck genussvoll inszenieren lässt. Dieser wird von dem leider kürzlich verstorbenen Dennis Hopper so gut gespielt, dass man als Zuschauer einen richtigen Hass auf die Figur entwickelt. Auf der anderen Seite haben wir den couragierten und stets gehetzten Polizisten, gespielt von Keanu Reeves, als auch das "love interest" Sandra Bullock, die aber doch etwas mehr macht, nämlich den Bus um etwaige Hindernisse zu bewegen. Neben der interessanten Handlung sind die Actionszenen eine Augenweide. Ein echter Bus wird durch eine ganze Stadt gejagt, auch sonst wird fast jedes mögliche Verkehrsmittel der Stadt in Mitleidenschaft gezogen durch reichlich überzogenen Aktionen. Alles ist noch richtig "old school" umgesetzt, selbst vor den guten alten Rückprojektionen und Miniaturmodellen wird Gebrauch gemacht. Trotz der ganzen Dramatik hält der Film aber immer mit prägnanten One-Linern auch ein Augenzwinkern bereit, ohne in Albernheiten abzudriften, und macht ihn umso unterhaltsamer.
Jan De Bont macht in diesem Film viel richtig: Ein spannungsgeladener Handlungsbogen, der ohne unnötige Nebensächlichkeiten überfrachtet wird, ein guter Bösewicht und sympatische Hauptdarsteller sowie aufregende Actionszenen sind das, was "Speed" hervorhebt. Hätte er nicht danach mit einem misslungenen Sequel krampfhaft versucht, das Konzept nochmal umzusetzen, wodurch er deshalb wohl keine großen Projekte mehr bekam, hätten wir vielleicht mehr tolle Filme von ihm zu sehen bekommen. So bleibt "Speed" ein wirklicher Glanzpunkt von ihm und ist immer wieder gern gesehen.
Clint Eastwood ist einer der letzten Autorenfilmer Hollywoods. Seine Filme setzen neue Themen, scheuen keine Risiken und haben trotz einer konservativen Tendenz ungemein viel Herz und Wärme. Dazu werden seine Leistungen hinter der Kamera (Regie, Filmmusik oder Drehbuch) auch im hohen Alter noch besser und er ruft nicht wie andere nur sein Standard-Repertoire ab. Zu Lebzeiten ist Eastwood schon eine Legende.
Happy Birthday auch von mir!
Und damit ist die Vorfreude erstmal völlig dahin. Tut mir wirklich leid für del Toro, dass er seinen lang gehegten Traum aufgibt. Das ist wohl die Krux dieser mega-erfolgreichen Trilogie, alles soll jetzt perfekt und angemessen sein. An den 2012-Termin glaube ich noch nicht wirklich, vielleicht gibt es trotz der angelaufenen Pre-Production womöglich gar keinen Film (MGM!).
Ein Traum für Lena, dass sie das geschafft hat, absolut verdient. Schön war auch die gesamte Veranstaltung der Norweger, sehr angenehm und produktionstechnisch auf Topniveau.
Oft nur als Randnotiz in seinem Schaffen vermerkt, war der große Sergio Leone der maßgebende Initiator und Ideengeber dieser sehr gelungenen Westernkomödie, die nicht nur mit gelungenen Sketchen sowie einigen "Spiel mir das Lied von Tod"-Parodien auftrumpfen kann, sondern auch mit einer durchaus intelligenten Handlung über das Heldentum und dem Status in einer Gesellschaft. Terence Hill war selten besser, Henry Fonda gibt sehr würdevoll den alternden Star der Prärie und Komponist Ennio Morricone weiß erneut mit einprägsamen Melodien zu begeistern.
"Nevada-Pass" ist eine wirkliche Überraschung. Lange fragt man sich hier, ob man hier ein Meisterwerk oder völligen Quatsch vor sich hat. Wahrscheinlich liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte. Das Drehbuch ist wahrlich ausgeklügelt und unterscheidet sich sehr von anderen Genre-Vertretern. Keinesfalls darf man hier einen klassischen Western erwarten, wohl eher einen Krimi im Zug. Leider fallen bei näherer Betrachtung einige Ungereimtheiten und Logiklöcher auf, unterhaltsam und spannend ist er trotzdem. Gute Actioneinlagen, eine tolle Filmmusik von Goldsmith und Charles Bronson als undurchsichtiger Hauptdarsteller sind die großen Pluspunkte. Am besten ist, wenn man vorher nichts über den Film weiß, dann macht er am meisten Spaß.
John Sturges' vorletzter Film ist ein sehr bedächtiger und melancholischer Spätwestern über Macht(losigkeit), fehlender Heimat und Einsamkeit, dessen Hauptfiguren gut harmonieren und dem Zuschauer schnell sympathisch werden. Zum einen Valdez (Charles Bronson), der bisher ohne Familie alleine seine wilden Pferde durch die Landschaft jagt und auch mal so aufbrausend wie eben jene sein kann, dann der Ausreißer Jamie (der damals erst 15-jährige Vincent Van Patten macht seine Sache erstaunlich gut), der bei Valdez arbeiten darf und beide eine Vater-Sohn-Beziehung aufbauen und schließlich Catherine, gespielt von Bronsons Ehefrau Jill Ireland, die bei ihm Reitstunden nehmen will. Harmonie ist das passende Stichwort, denn die gibt es in diesem Film über (zu) weite Strecken, der lange bevorstehende Konflikt zwischen Valdez und dem Bruder seiner neuen Eroberung kommt erst spät zur Eskalation. Das Drehbuch ist leider nicht die Stärke des Films, manche Szenen wirken plump, zudem wird der Mensch-Pferd-Vergleich arg strapaziert. Wegen eines wahrscheinlich geringen Budgets (Film ist überraschenderweise eine italienische Produktion) ist dieser Western auch nicht so bildgewaltig wie andere Sturges-Filme, man könnte ihn fast mit TV-Niveau vergleichen. Für Bronson-Fans ist er aber sicherlich ein Blick wert.
Und täglich grüßt das Murmeltier. Ohne Recorder ist man als Filmfan schon lange verloren. Ärgerlich ist allerdings, dass fast zeitgleich (DO, 23:15 Uhr) der WDR den Platz für neue Filme reserviert hat, wie z.B. "Ben X" in der letzten Woche.
Ist diese Ideenarmut auch im Sci-Fi-Genre schon so verbreitet? Wo sind nur die gescheiten Drehbuchautoren hin?
Als man schon glaubte, der Italowestern wäre schon längst tot, lieferte 1976 Enzo G. Castellari den bemerkenswerten Abgesang "Keoma" ab. Selten wie nie zuvor nahm ein Western eine solch melancholische Grundstimmung ein, sei es in den Handlungssträngen, der Gewalt, den verfallenen und heruntergekommenen Häusern, der kargen Landschaft oder der denkwürdigen und auf jede Situation Bezug nehmenden Filmmusik der De Angelis. Jederzeit bekommt man die elegische und trostlose Stimmung auf allen erdenklichen Kanälen transportiert. Trotz allem ist es nicht nur visuell ein Genuss, diesen Film in seinem Ganzen zu erleben. Franco Nero spielt die gewagte Rolle des Indianermischlings ziemlich überzeugend, besonders durch die denkwürdigen One-Linern oder den wunderbar inszenierten Kampfszenen. Solche beeindruckenden Zeitlupenaufnahmen hat man zuletzt wohl nur in "The Wild Bunch" gesehen. Auch gibt es gute Nebendarsteller, zum Beispiel das bekannte Gesicht Woody Strode, der hier eine nicht beneidenswerte Rolle einnimmt. Castellari nimmt aber nicht nur aufgrund der Zeitlupen oder der Besetzung Bezüge zu älteren Filmen auf, er zollt einem ganzen Genre Respekt und Anerkennung. Italowestern-Fans sollten "Keoma" auf jeden Fall gesehen haben.
Gavin Hoods Sprungbrettsfilm nach Hollywood will eine Milieustudie über die Verhältnisse in den ärmlichen Vierteln von Johannesburg sein, entpuppt sich jedoch als Vertreter bekannter Genrekonventionen, wo ein Schwerstkrimineller durch ein bestimmtes Ereignis eine Läuterung erfährt und schließlich ein guter Mensch werden will. Das wäre nun gar nicht so schlimm, wenn die Handlungen des Hauptdarstellers, dessen Motivation auch noch durch gezeigte Flashbacks einer schweren Kindheit herrühren sollen, nicht so unplausibel und sinnlos wären, wodurch ich zu keiner Zeit Empathie mit der Hauptfigur entwickeln konnte. Zudem kommt die besagte Wendung sehr kitschig rüber, was schließlich in einem lächerlichen Finale endet. An sich ist der Film sehr schön gefilmt worden, kann allerdings nicht über die sehr schwache Dramaturgie hinwegtäuschen.
Ridley Scott hat es mit seinen nunmehr 72 Jahren sich nicht nehmen lassen, auf Anraten seines Stammschauspieler Russell Crowe eine erneute Adaption des Robin-Hood-Mythos zu drehen, diesmal jedoch nicht die allseits bekannte Rahmenhandlung, sondern die Vorgeschichte mit Intrigen, Ausbeutungen und großen Schlachten zwischen England und Frankreich. Man würde endlich zu sehen bekommen, wie und warum Robin Hood ein Gesetzloser werden würde. Dass nach Kenntnis von Scotts vorherigen historischen Werken wie "Gladiator" oder "Königreich der Himmel" man eine abermals blutige und epochale Version bekommen würde, konnte man nach dem ersten Teaser-Trailer schon erwarten.
Dies ist auch das Schicksal der letzten Filmen von Ridley Scott: Man bekommt genau das, was man erwarten konnte, nicht weniger, aber leider auch nicht mehr. Die Geschichte ist ordentlich erzählt und ohne Längen behaftet. Hinzu kommen nicht wenige Kampfszenen, die von Scott gewohnt sehr ansehnlich geworden sind. Die Schauspielerriege ist wie mit William Hurt, Max von Sydow oder Cate Blanchett gut besetzt, jeder stellt sich voll in den Dienst seines Charakters. Was etwas auffällt, ist der verglichen mit anderen Robin-Hood-Filmen relativ ernste Ton. Aufhänger dieses Prequels ist zuallererst der Konflikt zweier Länder, erst daraus entwickelt sich das Einzelschicksal Robin Hoods. Das wird besonders auffällig zum Ende des Films, wo etwas holprig und schwierig nachvollziehbar die Entscheidung des Königs über den vermeintlichen Helden getroffen wird. Entweder ist diese Drehbuchentscheidung bewusst getroffen worden, um die Unehrenhaftigkeit und Idiotie des neuen Königs darzulegen oder es ist nur ein Notnagel, um den Bogen zu Robin Hoods bekannten Daseins zu schlagen. Dass bis zu diesem Zeitpunkt eben auch ein ganz anderer der Held der Geschichte hätte sein können, ist das kleine Dilemma von Scotts Film.
Ein anderer Punkt ist die Rolle des Russell Crowe. Ich sehe ihn zwar sehr gerne auf der Leinwand, doch es ist mittlerweile das fünfte gemeinsame Projekt zwischen Hauptdarsteller und Regisseur, wodurch man automatisch Vergleiche zu vorherigen Filmen zieht. Die äußerliche Erscheinung des Robin Hood, sei es die Athletik oder auch die Kurzhaarfrisur, erinnern sehr an Maximus aus "Gladiator"; zudem wurden Szenen (im Wald) aus beiden Filmen an dem selben Ort gedreht. Lieber hätte ich den Film mit den ursprünglichen Plänen mit Crowe in einer Doppelrolle als Robin sowie als Sheriff von Nottingham gesehen. So hat Scott den Film den zweifelsohne sicheren Weg gewählt, wenngleich nicht den innovativeren und interessanteren Weg, wie es die Vergleichsmöglichkeiten in Scotts Œuvre zeigen.
Über manche Punkte kann man zurecht spektisch sein, doch das Endprodukt wirkt dennoch nicht so, als wenn zuvor das ganze Konzept schon einmal über den Haufen geworfen wäre. Der neue "Robin Hood" ist Popcornkino ohne großen Anspruch, aufgrund des gelungenen Settings und guten Darstellern aber jederzeit unterhaltsam und sehenswert.
John Sturges wird unterschätzt. Seine Vita hat viele Kriegsfilme und Western aufzuweisen, die zurecht als Klassiker gelten. Doch immer standen die sehr namhaften Schauspieler im Vordergrund, nicht der Regisseur. Dabei war er es, der den Darstellern erst den richtigen Boden und Raum gab, um glänzen zu können. So auch in den "Glorreichen Sieben", der noch heute zu den beliebtesten Western zählt.
Das Aufgebot ist gewaltig: Namen wie Yul Brynner, Steve McQueen, James Coburn oder Charles Bronson dürften jedem Filminteressierten geläufig sein. Hinzu kommen Brad Dexter, Robert Vaughn und schließlich Horst Buchholz, dem heimlichen Star des Films. Diese Sieben haben es mit dem großartigen Eli Wallach als Antagonisten zu tun, dessen Bande es regelmäßig auf ein mexikanisches Örtchen abgesehen hat, um sich jedes Mal reich zu bestücken. Da irgendwann die Bewohner sich zur Wehr setzen wollen, werden die sieben Männer schließlich engagiert, damit dieses Dorf verteidigt wird. Diese einfache Rahmenhandlung wird wunderbar in etwas über zwei unterhaltsamen Stunden umgesetzt. Dabei handelt es sich um ein Remake des Kurosawa-Films "Die sieben Samurai". Amerikanische Neuverfilmungen haben ja heute nicht zu Unrecht einen schlechten Beigeschmack bei der großen Anzahl von oft minderwertigen Produktionen, die in die Kinos kommen. Doch wenn es so respektvoll gemacht wird wie in diesem Fall, bin ich sehr einverstanden mit Remakes, wurde doch ein Samurai-Film auf eine ganz eigene Weise in einen Western übersetzt.
Die Moral spielt in diesem Film eine große Rolle, verfügen die vermeintlichen Helden doch über genug Selbstreflexion um zu erkennen, dass dieses rastlose Leben und Nomadendasein nicht sehr erfüllend sein kann. Das mexikanische Dorfvolk wird nicht wie Haufen Angsthasen dargestellt, sondern als ganz normale Bürger, die Familie und Land schützen wollen. Diese moralischen Vorstellungen werden sogar am Ende selbst angesprochen, was nicht frei von Ambivalenz ist. Nichtsdestotrotz behält der Film trotz einiger blutiger Szenen den positiven und optimistischen Grundton bei. Den humoristischen Part ist zum größten Teil der Rolle des Horst Buchholz zugeordnet. Seine naive und kindliche Sicht und das stets couragierte und smarte Auftreten kommt beim Zuschauer sofort an. Doch eigentlich jeder der glorreichen Sieben bekommt seine eigene kleine Hintergrundgeschichte spendiert.
"Die glorreichen Sieben" ist ähnlich wie "Gesprengte Ketten" ein Sturges-Film, den ich erst bei wiederholter Sichtung richtig zu schätzen weiß. Durch das Cinemascope als visuellen Augenschmaus und natürlich Elmer Bernsteins genialen Soundtrack ist es einfach schwer, dieses Werk nicht sympatisch zu finden.
Die Geschichte über Robin Hood fasziniert seit jeher die Zuschauer, im besonderen auch das Kino, weshalb in bestimmten Abständen es immer wieder eine neue Verfilmung auf die Leinwände schafft. So auch 1991 mit Kevin Costner in der Hauptrolle unter der Regie von Kevin Reynolds, die später auch gemeinsam die cineastische Perle "Waterworld" hervorbringen sollten. Doch fällt es mir schwer, dieser Robin-Hood-Interpretation etwas wirklich Positives abzugewinnen, da ich nun wahrlich kein Costner-Fan bin. Der mag zwar optisch die Bedingungen erfüllen, kann aber als Typ mich hier einfach nicht mitreißen. Zudem bleibt alles, was man hier zu sehen bekommt, in seiner Machart konventionell und wirkt ziemlich auf Popcorn-Kino abgestimmt. Schon ab der Mitte des Films kann man den weiteren Verlauf des Film sehr leicht erahnen. Es fehlt mir der Charme und das Herz. Etwas, was bspw. die großen Stärken des überlegenen Klassikers mit Errol Flynn war. Zumindest bietet Alan Rickman herrlichstes Over-Acting.
"Tampeko" von Giorgio Ferroni fängt zwar ganz solide an, schafft es dann aber nicht, einen konsequenten Spannungsbogen zu erzeugen, wodurch die sowieso nicht sehr interessante Geschichte rund um den amerikanischen Bürgerkrieg nur wenig an Schwung gewinnt. Durch die zahlreichen Ortswechsel und zahlreichen Prügelszenen wirkt der Film manchmal wie ein Road-Movie. Hauptdarsteller Giuliano Gemma arbeitet sich sprichwörtlich durch den Film und muss so manche Erniedrigung und Quälereien über sich ergehen lassen, kann aber auch zum richtigen Punkt austeilen. Positiv hervorzuheben ist das Setting, das glaubwürdig und nicht billig wirkt, sowie eine gelungene musikalische Untermalung eines Gianni Ferrio, an der auch Ennio Morricone seine Hände im Spiel gehabt hat (Titelmusik), wenn man dem italienischen Filmplakat Glauben schenken will. Insgesamt jedoch schmälern zur Mitte einige wirklich miese Szenen (Kutsche am Fluss) und zum Schluss ein arg überhastetes Finale das Filmvergnügen und deshalb bleibt der Film nur unterdurchschnittlich und nicht lang im Gedächtnis haften.
Wer den altehrwürdigen Leslie Nielsen mal als jungen Hüpfer sehen will, sollte mal einen Blick in diesen Film wagen. Als Gegner des neu angekommenden Schafhüters Lieblich (Glenn Ford) in einem kleinen Dorf versucht er mit allen Mitteln, die Gemeinde wieder "schaffrei" zu bekommen. Den Stempel drückt aber eindeutig jener Glenn Ford auf, der mit markigen Sprüchen und couragiertem Auftreten den Zuschauer unterhalten kann. Ansonsten ist diese Westernkomödie ziemlich harmlose, aber kurzweilige Kost mit manch witzigen Momenten.
"eXistenZ" ist ein Spiel für die Darsteller im Film, aber noch viel mehr ein Spiel für den Zuschauer. Mit relativ wenigen Mitteln erschafft David Croenenberg ein Mysterium von Parallelwelten ohne hochgezüchtetes CGI, sondern mit einer gelungenen Kameraarbeit, viel wabbeliges und ekliges Tierkadaver und zwei gut harmonierenden Schauspielern wie Jude Law als unwissendes Versuchskaninchen und Jennifer Jason Leigh als vermeintlich gutgerüstete Tutorial-Anführerin. Ein sehr mitreißender, manchmal verwirrender und stets spannender Thriller, unterlegt mit leicht erotischen Tendenzen sowie philosophischen Gedankengängen und folglich ein typischer und zugleich untypischer Cronenberg-Film.
Der Revolutionswestern und Heist-Movie "Die fünf Gefürchteten" ist mit großen Namen wie Bud Spencer oder Peter Graves und großen Plänen wie mit dem Raub des Eisenbahngoldes ausgestattet, kann aber das vorhandene Potenzial aufgrund vorhersehbarer Drehbuchkniffe und stereotypen Charakteren leider nicht ausschöpfen und ist daher nur ein durchschnittlicher Italowestern mit einem weiteren gelungenen Morricone-Score.
Die Filme von Sergio Corbucci sind ja immer so eine Sache: Mal stoisch und karg wie in "Leichen pflastern seinen Weg", zynisch und brutal wie in "Django" oder auch absolut albern wie in "Der Supercop". Ich würde mich (bisher) nicht als Fan seiner Regiekunst bezeichnen, sei es auch aufgrund der oftmals merkwürdigen Drehbücher, manch schwachen Charakterzeichnungen oder atypische Kamerabewegungen. Auch im sogenannten Revolutionswestern "Mercenario" aus dem denkwürdigen Jahr 1968 fallen diese Punkte teilweise auf. Das Heranzoomen für extreme Close-Ups oder schnelle Wegzoomen sieht man hier sehr häufig, fast schon inflationär, woran man sich erst einmal gewöhnen muss. Der eigentliche Plot gestaltet sich zuerst als ziemlich einfach. Der Söldner Sergej (Franco Nero) bildet in der mexikanischen Revolutionsclique um Paco (Tony Musante) den maßgeblichen Kampfstrategen gegen das Establishment, lässt sich jedoch fürstlich dafür belohnen, was später zu Problemen führen sollte. Daneben gibt es noch mit Jack Palance als Ricciolo einen vermeintlich genialen Bösewicht, wird von Corbucci leider nicht allzu oft in Szene gesetzt. Das Hauptensemble komplett macht schließlich die bezaubernde Giovanna Ralli, die Mitte des Films dazustößt.
Die politische Note des Films wird natürlich überdeutlich, nicht zuletzt in der denkwürdigen "Kopf-Rücken-Po-Szene", bei der mal ganz grundsätzlich die Ursachen und Folgen einer Revolution erklärt wird. Diese Art von Humor ist auch eines der großen Stärken des Films, besonders durch die wechselhafte Laune von Tony Musantes Charakter. Hinzu kommen nette Explosions- und Schussszenen, unterlegt mit einem wieder einmal hervorragenden Score des Meisterkomponisten Ennio Morricone, dessen mexikanischen Klänge einen schon im Vorspann mitreißen. Lässt man die vereinzelten Hänger im zweiten Drittel des Films außen vor, dann bekommt man einen sehenswerten und unterhaltsamen Italowestern serviert.
Was soll man noch über dieses vielzitierte Meisterwerk schreiben? Sergio Leone schafft es nach seiner furiosen Dollar-Trilogie, welches schon ein ganzes Subgenre einleitete, einen weiteren Höhepunkt der Filmgeschichte zu begründen. Nur ist es diesmal weniger eine ausschließlich ironische und zynische Sicht auf alte Westernhelden, sondern der Auftakt einer neuen Trilogie, der Geschichte von Amerika oder auch der Verwirklichung der Träume eines italienischen Regisseurs.
"Spiel mir das Lied vom Tod" wird aufgrund seiner audiovisuellen Inszenierung und seines Tempos oft als eine Art Oper bezeichnet. Dem kann man zwar zustimmen, jedoch zeigt er eigentlich umso mehr auch die Vorzüge und Essenz des Kinos auf: Das gelungene Zusammenspiel von Bild und Ton. In diesem Fall die optimale Verwendung des Techniscope-Formats, einem wortkargen Drehbuch und einem grandiosen Morricone-Score. Bestes Indiz ist, dass der Film eigentlich auch komplett ohne Dialog funktionieren würde. Leones Bildsprache ist grandios und stets im Einklang zu den Tönen seines Komponisten. Dabei muss es nicht nur die Musik sein. Hierfür können auch Umgebungsgeräusche dienen, die einem bestimmten Rythmus folgen. Stellvertretend ist die bekannte rund elfminütige Eröffnungssequenz, das Warten der drei Ganoven am Bahnhof auf den Kerl ohne Namen, aber einer Mundharmonika. Dabei zeigt sich auch Leones größtes Talent, nämlich die Inszenierung von schlichten Wartezeiten, das Herannahen von etwas, sei es auf einen prägnanten Dialog oder einem blutigen Gewaltexzess. Unter anderem deshalb sind seine Filme zwar lang, jedoch niemals langweilig.
Die Handlung an sich ist trotz der relativ wenigen Dialogzeilen umfangreich und episch angelegt. Hervorgehoben sind dabei vier Charaktere, jeweils mit vier einprägsamen Musikthemen unterlegt, die auch immer die Gefühlswelten der Personen verstärken und einordnen. Es lohnt sich eigentlich nicht, einen der vier besonders hervorzuheben, da alle ihre Rolle genial verkörpern. Bronson als der einsame Rächer, aber auch Zuschauer des Geschehens, Robards als der umtriebene Cheyenne mit Charisma und Witz, Fonda entgegen seines vorigen Darstellerschematas als der ultimative und gnadenlose Bösewicht Frank, und schließlich Cardinale als Angelpunkt der Geschichte in der Rolle der wunderhübschen und selbstbewussten Jill. Jeder der vier Charaktere bekommt eine unverwechselbare Einführungsszene spendiert. Neben der erwähnten Bronson-Szene zu Beginn ist auch der erste Auftritt von Frank am Haus der McBains neben dem Showdown wohl einer der (brutalen) Höhepunkte des Films und so ungemein intensiv, wie es selten ein Film geschafft hat.
Alle vier Hauptpersonen beschäftigen mehr oder weniger stark der sichtbare Fortschritt und Entwicklung der neuen Stadt Sweetwater, die bald Anschluss an das Schienennetz erhalten sollte. Resultierend daraus will jeder etwas vom Kuchen abhaben, wer schafft es in die neue urkapitalistischen Welt und wer bleibt auf der Strecke. Leone würdigt nicht nur anhand des Subtextes, dem symbolträchtigen Bau der Eisenbahnlinie, die klassische Sicht auf den Wilden Westen. Auffällig vielen Referenzen und Reminiszenzen auf alte Western-Filme finden sich in dem Film und hält besonders für Fans des Genres eine Entdeckungsreise mit bekannte Namen, Orten oder Kameraeinstellungen und Geräuschen bereit. Eine liebevolle Zusammenfassung einer ganzen Epoche der Filmgeschichte, ähnlich wie es später Quentin Tarantino mit seinen "Zitat-Filmen" machen sollte. Und doch bleibt der Film bis heute einzigartig in seiner Atmosphäre. Man fiebert, weint, lacht oder leidet mit den Figuren, es haut einen sprichwörtlich bei jeder Aufführung erneut um, sobald das erste Mal Morricones Musik angestimmt wird. "Spiel mir das Lied vom Tod" ist ein Film ohne erkennbaren Schwächen, zurecht ein Klassiker und Meilenstein. Und wer es noch nicht bemerkt hat, natürlich einer meiner Lieblingsfilme.
Wer die Hollywood-Maschinerie etwas verfolgt, dem war klar, dass die erfolgreiche erste "Iron Man"-Verfilmung eine Fortsetzung nach sich ziehen würde. Regisseur und Hauptdarsteller blieben die gleichen, die Erwartungen war entsprechend hoch, doch leider ist der Film zwar mit Stärken, aber auch einigen Schwächen behaftet und kann an die Qualität des Vorgängers nicht anknüpfen.
Die Stärken resultieren ganz klar aus den schon bekannten Motiven: "Iron Man"-Darsteller Robert Downey Jr. ist, wer hätte es anders erwartet, erneut überzeugend und auch gibt es oftmals den sehr geschätzten Humor dieser Comic-Adaption. Ersatz Don Cheadle macht in der Figur des Rhodey seine Sache besser als der abgesprungene Terence Howard, Gwyneth Paltrow als Pepper Potts oder Jon Favreau als Happy Hogan gefallen wieder als erheiternde Side-Kicks. Neu hinzu kommt diesmal Scarlett Johansson, die nicht nur als hübsche Assistentin von Tony Stark eine gute Figur macht, der leider nur wenig Screentime vergönnt ist. Neu hinzu kommt aber auch ein neuer Bösewicht, Ivan Vanko, gespielt von Mickey Rourke. Wenn man jedoch sagt, dass ein Film nur so stark ist wie sein Bösewicht, dann hat Iron Man 2 ein Problem. Sein Auftreten, seine Prämisse bzw. dessen kompletter Handlungsstrang erweist sich als absoluter Schwachpunkt im Film. Die Geschichte nimmt jedes Mal einiges an Fahrt heraus und wirkt nicht zuletzt in Verbindung und Kooperation mit dem anderen Antagonisten Hammer nicht überzeugend und uninteressant (Wenn die Hammer-Figur wirklich so nervig sein sollte, dann hat Sam Rockwell wirklich gute Arbeit geleistet). Hier stellen zur Mitte des Films auch einige Längen heraus, die den Filmgenuss erheblich stören. Da auch die Actionsequenzen auf dem Kampf zwischen Iron Man und Vanko beruhen, wirken diese nur wenig dramatisch. Die Szenen sind sehr solide bis gut umgesetzt und sind dankeshalber nicht so quälend lang wie in anderen Genrevertretern, lassen einen aber auch nicht gerade den Atem stocken. Zumindest rockt der ACDC-Soundtrack.
"Iron Man 2" ist im Ganzen ein nett anzuschauender Film, mehr aber auch nicht. Und wie schon so oft haben wir es mit einem Sequel zu tun, das etwas mehr sein wollte (Story, Figuren, Laufzeit), in der Umsetzung und Ausgewogenheit aber in der Summe nicht in dem Maße überzeugen kann wie der Erstling. Der Fortsetzungswahn wird so oder so nicht aufzuhalten sein. Die Verträge zum dritten Teil sollen schon unterschrieben sein. Also auf ein Neues.