Framolf - Kommentare

Alle Kommentare von Framolf

  • 8 .5
    Framolf 09.10.2019, 16:27 Geändert 09.10.2019, 18:07

    Horrorctober 2019

    ++ Massive SPOILER ++

    Visuell meisterhaft inszeniert Regisseur Ari Aster ('Heriditary – Das Vermächtnis') die Reise einer Gruppe amerikanischer Studenten nach Schweden, wo sich absonderliche Ereignisse zutragen werden. Was zunächst vielleicht nach einem 08/15 Mainstream-Horrorplot klingen mag, erweist sich aber im Prinzip schon von der ersten Minute an als erstaunlich eigenständiges und extrem stilsicheres Werk – und das in einem Genre, in dem seit Jahren die allermeisten Beiträge entweder um sich selbst kreisen oder als Variation oder gar Wiederholung althergebrachter Verfilmungen daherkommen. 'Midsommar' kommt dabei ohne jegliche Jumpscares aus und spielt bezeichnenderweise sogar noch rund um die Sommersonnenwende. Allein schon die Tatsache, dass dieser Horrorfilm ohne die nächtliche Dunkelheit auskommt, verdient daher respektvolle Beachtung. Vielmehr geht hier der Schrecken (äußerlich) von einer heidnische Sekte und ihren Ritualen aus, von denen manche höchst plausibel wirken und andere wiederum kaum nachvollziehbar erscheinen (und innerlich von den Dämonen der beteiligten Charaktere). Dass die in dieser Sekte verpönten Emotionen durch gemeinschaftliche Teilhabe daran getilgt werden sollen und somit wohl auch eine kathartische Reinigung erfolgen soll (womit in Danis Fall ja auch eine Art Aufnahmeritual einhergeht), erscheint ebenso nachvollziehbar wie konsequent. Dasselbe gilt für die Opferung Christians(!), sowohl aus Sicht der Sekte als auch von Danis Warte aus. Der Tanzwettbewerb hingegen, durch den dem Leibhaftigen getrotzt werden soll, erscheint in seiner Motivation und vor allem in seiner Konzeption etwas fragwürdig (aber das lässt sich ja von so einigen religiösen und quasi-religiösen Ritualen behaupten). Bebildert ist die Erzählung mit einer vielschichtigen religiösen Symbolik, deren Ambilanz zum Beispiel dann sichtbar wird, wenn beim Paarungsritual zwölf Damen im Hintergrund stehen, während es inklusive der liegenden Dame dann dreizehn sind.

    Ein Großteil der Handlung an der Oberfläche kündigt sich schon recht früh an und tritt dann auch mehr oder weniger so ein – was einige der amerikanischen Touristen aber nicht daran hindert, völlig unbedarft in ihr Schicksal zu stolpern (spätestens bei der Farbe seines Getränkes hätte Christian hellhörig werden müssen). In allegorischer Hinsicht sind sicherlich mehrere Interpretationen möglich. Eine wäre die Geschichte einer jungen Frau, die ihre Familie verliert und der letztlich auch noch der Lebensgefährte abhanden kommt (wobei die emotionale Entfernung vom Partner hier die größte Rolle spielen dürfte; das Paarungsritual gibt der Beziehung dann nur noch den Rest). Als sie am Ende folgerichtig auch noch diesen (dysfunktionalen) Zopf abschneidet, ist sie grundsätzlich bereit, neu geboren zu werden und womöglich sogar zu erblühen. Ob sie es auch tun wird, steht auf einem anderen Blatt. Parallelen zum Ende von 'Heriditary' sind aber trotz aller Unterschiede unverkennbar.

    'Misommar' pustet ordentlich frischen Wind in sein Genre und in die Kinolandschaft überhaupt. Aufgeschlossenen Zuschauern sei eine Sichtung dringend ans Herz gelegt. Klassische Mainstream- und Popcornkinozuschauer werden hier aber womöglich eher achselzuckend das Weite suchen.

    8,5 von 10 Schamhaaren im Essen.

    28
    • 6

      'Get Lucky' beginnt wie eine deutsche Version von 'The Inbetweeners', an deren Drehbuch sowohl Oswalt Kolle als auch Fips Asmussen mitgewirkt haben... (An die Jugendlichen, die das hier lesen: Schaut lieber nicht nach, wer diese beiden sind. ;-D ) Eine Gruppe von Jugendlichen macht Urlaub auf der „Jungferninsel“ und übernachtet dabei bei einer Sexologin. Als wäre diese Prämisse nicht schon bescheuert genug, drehen sich quasi sämtliche Dialoge um das Thema Sex und eine Zote jagt die nächste. Besonders die erste Stunde erinnert dabei dann auch sehr an so manche „Premium-Produktionen“ aus dem Hause The Asylum, wie etwa '18 und immer (noch) Jungfrau'. Durchsetzt wird das Ganze aber immer wieder von eingestreuten Aufklärungsversuchen durch die Sexologin, die Jugendlichen nahebringen will, wie man verhütet, diverse Spielzeuge benutzt und dergleichen mehr... Nach ungefähr zwei Dritteln der Laufzeit kippt der Erzählton dann mehr oder weniger unvermittelt in Richtung Drama um, wobei aber nach wie vor einige trashige Szenen gezeigt werden, die den Zuschauer eigentlich nur die Hände über dem Kopf zusammenschlagen lassen (wie etwa das Stolpern an der Klippe und die anschließende Rettung).

      'Get Lucky' versucht, durch eine völlig bescheuerte Komödienhandlung Zugang zu einem jüngeren Publikum zu bekommen und diesem dann den einen oder anderen gut gemeinten Aufklärungsratschlag zukommen zu lassen. Das Ergebnis ist einerseits völlig cheesy und erinnert vom Ansatz her etwas an die 70er Jahre, andererseits aber auch durchaus legitim und auf der guilty pleasure Schiene fast schon wieder unterhaltsam. Zumindest insofern, dass man einen Film wie diesen eigentlich noch nicht (oder nur sehr selten) gesehen hat. Die Figurenzeichnung ist ein schlechter Witz und ein Großteil der Dialoge hat allenfalls das Niveau eines Schundcomics. Andererseits werden durchaus auch einige gute Werte vermittelt und es wird ein gewisser didaktischer Ansatz verfolgt.

      → Ambitionierter und berechtigter Ansatz, in der Umsetzung jedoch nur mit Abstrichen (hihi) geglückt.

      20
      • 6

        Schräger Titel. Hier haben die Übersetzungskünstler des deutschen Verleihs mal wieder mit voller Wucht zugeschlagen. Der Originaltitel lautet übrigens ganz trocken 'En liberté'... Der Film an sich ist allerdings nicht minder skurril als der deutsche Name dieser Produktion, denn es handelt sich hierbei um eine Tagikkomödie mit Actioneinlagen, in deren Fokus eine Polizistin und ein entlassener Häftling stehen. So etwas kann es vermutlich nur aus Frankreich geben...

        Der Humor ist dabei völlig bekloppt und Motivationen, die den Handlungen der Protagonistin zugrunde liegen, ergeben nur wenig bis gar keinen Sinn. Andererseits ist dieser krude Mix so schräg, dass man nie so recht weiß, was wohl als nächstes kommen wird, sodass eigentlich keine Langeweile aufzukommen vermag, sofern man sich als Zuschauer auf dieses irrwitzige Projekt einlässt. 'Lieber Antoine als gar keinen Ärger' ist vollgestopft mit bescheuerten Ideen, von denen manche beiläufig, andere fast schon aufdringlich als Running Gags präsentiert werden (wie etwa der der Serienkiller und der wohl schlechteste Polizist der Welt, der scheinbar grundsätzlich niemals zuhört).

        → Vogelwilder Genremix mit absurden Ideen und einer recht ordentlichen Besetzung (Adele Haenel, Pio Marmai, Audrey Tautou).

        19
        • 6 .5

          Liebesdrama über zwei Leute, die sich fast ausschließlich per Mail miteinander unterhalten. Besondere Qualitäten zeigen sich vor allem dann, wenn die beiden Protagonisten auf vermeintlich kleine Wendungen oder Entwicklungen der Handlung mit größter Aufmerksamkeit reagieren. Wie es eben auch im realen Leben auch manchmal der Fall sein kann. Als haarsträubend erweist sich hingegen die Montage der Drehorte. Dass in der Kölner Uni völlig unsinnige Wege gegangen werden und Leo dort scheinbar zwei Büros besitzt, fällt nicht weiter ins Gewicht und dürfte wahrscheinlich auch kaum jemanden interessieren. Wie abenteuerlich hier allerdings verschiedene Städte aufeinander geschnitten werden, ist schon jenseits von Gut und Böse. Abgesehen davon fällt die Inszenierung allerdings kurzweilig aus und bringt auch die eine oder andere kleine Wahrheit auf die Leinwand.

          Ob die Dialoge tatsächlich so intelligent sind, wie es der Trailer behauptet (der sich mit entsprechenden Pressezitaten schmückt), sei mal dahingestellt. Die Vermittlung von Kenntnissen an den Zuschauer findet tatsächlich recht elegant statt, die Gespräche zwischen Emmi und Leo sind aber in dieser Hinsicht nicht der Rede wert.

          → Deutschsprachiges Liebesdrama, dessen Inszenierung sowohl einige Stärken als auch Schwächen aufweist. Für Genrefans und aufgeschlossene Zuschauer kein schlechter Griff, für alle anderen wohl eher Zeitverschwendung.

          18
          • 6
            Framolf 07.10.2019, 17:21 Geändert 08.10.2019, 14:21

            Horrorctober 2019

            ++ Enthält SPOILER ++

            ♫ "Deep in the woods, where the night is so cold, you are lost far from home..." ♫

            Diese Textzeile stammt zwar aus einem völlig anderen Umfeld, passt aber trotzdem hervorragend zu diesem Film.

            Zwar ist 'Deep in the Woods – Verschleppt und Geschändet' eine Mischung aus Historiendrama und Psychothriller, aber da von der Handlung auch ein gewisser Schrecken ausgeht, lässt sich dieser Film gerade noch in den Horrorctober einreihen. Die Handlung dreht sich um eine junge Frau, die von einem Landstreicher sexuell missbraucht und entführt wird – und zwar unter dem Einfluss von Hypnose. So lautet zumindest der Vorwurf. Inwieweit hier bei den vielen einzelnen Vorkommnissen der freie Wille beeinflusst wurde, ist dann im späteren Verlauf der Handlung eine maßgebliche Frage, die aber natürlich nicht abschließend geklärt werden kann.

            Die Geschichte von 'Deep in the Woods' wird ruhig erzählt, wodurch sie allerdings umso realistischer wirkt. Empfehlen kann man diesen doch etwas speziellen Film am ehesten noch Dramenfans. Wer in erster Linie temporeichen Thrill oder plakativen Horror sucht, wird eher nicht fündig werden, da beides hier recht bedächtig präsentiert wird. Dafür erhält man einen flüchtigen Einblick in die Seele eines Menschen, der allerdings mehr Fragen aufwirft, als er beantwortet.

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            • 5 .5
              Framolf 07.10.2019, 17:13 Geändert 07.10.2019, 17:14

              Horrorctober 2019

              Eine Western-Zombie-Komödie. Mal was anderes. Heiter, kurzweilig, bisweilen etwas schräg und angereichert mit zahlreichen flotten Sprüchen versuchen in dieser Geschichte zwei Möchtegern-Cowboys, einer immer größer werdenden Armee von Untoten zu trotzen. Die Zombies können sprechen und ändern ihren äußerlichen Zustand je nachdem, wie viel Hunger sie gerade haben. Auf der anderen Seite stehen mit den beiden Protagonisten zwei Menschen, die sich mitunter hirnverbrannter Verhalten als die lebenden Toten selbst. Nicht die schlechteste Konstellation für eine heitere Komödie und nicht zuletzt auch daher eine nette Auflockerung des Horrorctobers.

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              • 6

                Horrorctober 2019

                Rätselhaftes Mysterydrama mit Thriller- und Horrorelementen, für das ganz offensichtlich Lynch, Cronenberg und einige andere nonkonformistische Regisseure Pate standen. 'The Rambler' erzählt die Geschichte eines Mannes, dem nach seiner Entlassung aus der Haft auf einer Reise allerlei seltsame Dinge widerfahren. Lange Zeit lässt sich nur schwer erahnen, wo hier die Realität endet und der Wahn beginnt. Und es stellt sich auch dir Frage, ob sich beides überhaupt klar voneinander abgrenzen lässt. Erst gegen Ende hin zeichnet sich ein etwas aufschlussreicheres Bild ab, das aber direkt wieder zu einigen weiterführenden Fragen führt.

                Für Knobelfreunde sicher nicht die schlechteste Wahl. Allerdings könnte es selbst unter ihnen auch einige lange Gesichter geben, denn vieles bleibt seltsam nebulös und kann allenfalls höchst spekulativ interpretiert werden. Möglicherweise macht hier eine Zweitsichtung durchaus Sinn, aber so manche Fragezeichen werden vermutlich auch danach noch bestehen bleiben.

                6 von 10 explodierenden Köpfen.

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                • 5
                  Framolf 06.10.2019, 15:26 Geändert 06.10.2019, 15:29

                  Horrorctober 2019

                  Ein B-Movie, wie es im Buche steht. Zwei Studenten, die unbedarfter kaum sein könnten, melden sich freiwillig zu einer Arzneimittelstudie an, die – wie der Titel schon sagst – völlig aus den Fugen gerät. Zwar ziemlich vorhersehbar, aber dennoch mit einem gewissen B-Movie-Charme gesegnet, wird die Geschichte von einem zusammengewürfelten Haufen an Teilnehmern an dem Experiment erzählt, die sich allerlei erstaunlichen Wirkungen und Nebenwirkungen ausgesetzt sehen und dabei von einem hoffnungslos überfordertem Medizin- und Wissenschaftsteam betreut werden. Und so kann der Horror ungebremst seinen Lauf nehmen und nebenbei auch die eine oder andere skurrile Szene zutage fördern.

                  5 von 10 angeknabberten und mit Maden übersäten Kadavern.

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                  • 6 .5

                    Horrorctober 2019

                    Drama über einen mehr oder weniger bettlägerigen Jungen, der durch seine Eltern von der Außenwelt abgeschottet wird – bis er eines Tages Besuch von einem Mädchen in seinem Alter bekommt.

                    Aber wie der Titel und die Einbettung in den Horrorctober schon erahnen lassen, ist da natürlich noch mehr als nur das. Ziemlich genau nach der Hälfte der Laufzeit kippt die Geschichte in Richtung Psychothriller mit Horrorelementen um und die Spannungsschrauben werden deutlich angezogen. Aus einem betrüblichen Krankendrama wird plötzlich ein veritabler Thriller, der zwar gemächlich erzählt wird, aber doch recht gut funktioniert, sofern man sich darauf einlassen will. Zwar ergeben einige Teilaspekte der Handlung nur bedingt Sinn (leider kann man darauf nicht näher eingehen, ohne gewaltig zu spoilern), aber im Großen und Ganzen stimmt der Unterhaltungsfaktor, womit schon mal viel gewonnen ist.

                    6,5 von 10 Spritzen, von denen man nicht so recht weiß, was tatsächlich drin ist.

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                    • 6

                      Horrorctober 2019

                      Noch mehr als seine beiden Vorgänger präsentiert sich '3 From Hell' als eine Zeitreise zurück in die Ära der Bahnhofskinos. Zu Beginn sind die Farben noch eher kalt und der Erzählton einigermaßen trocken gehalten. Die Ausgangslage und die ersten Entwicklungen der Handlung könnten kruder kaum sein. Ungefähr nach der Hälfte der Laufzeit (ab der Verlagerung der Handlung nach Mexiko) wechselt die Tonart der Erzählung schlagartig. Plötzlich wirkt alles deutlich heiterer, immer wieder werden Witze eingestreut und irgendwie fühlt man sich ein wenig an so manchen Film von Robert Rodriguez erinnert. In bester B-Movie Manier wird dabei literweise Blut vergossen und natürlich darf auch das eine oder andere Nackedei nicht fehlen. Die Ästhetik geht dabei (sagen wir mal) so manche Wege abseits des Massengeschmacks und so richtig logisch ist auch nicht immer alles. Soll es wohl aber auch gar nicht sein, denn Rob Zombies aktueller Streich ist Verneigung vor und Parodie auf den Exploitationfilm zugleich. Wirklich neu ist daran so ziemlich gar nichts, unterhaltsam kann dieser überdrehte Spaß aber durchaus sein – sofern man sich darauf einlassen mag.

                      6 von 10 angepissten Clowns.

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                      • 5 .5
                        Framolf 04.10.2019, 16:36 Geändert 05.10.2019, 00:48

                        Horrorctober 2019

                        Überdrehte Gewaltorgie, die deutlich mehr Struktur aufweist als ihr Vorgänger (bzw. überhaupt eine). Die Firefly Familie zieht ihre blutige Spur quer durch den Staat und lässt ihrem Sadismus freien Lauf. Gejagt werden sie dabei von „Gesetzeshütern“, die diese Bezeichnung aber eigentlich auch nicht mal ansatzweise verdienen. Es ist schwer, dabei überhaupt für irgendjemanden Sympathien zu hegen. Man schaut eher schulterzuckend dem Treiben zu und lässt sich von dem Reigen der Gewalt berieseln.

                        5,5 von 10 bedenklich dreckigen Unterhosen.

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                        • 3 .5
                          Framolf 04.10.2019, 16:33 Geändert 04.10.2019, 16:37

                          Horrorctober 2019

                          Eigentlich ein typischer Rob Zombie Film. Eine reine Freakshow. Bis zur Unwirklichkeit skurril.

                          Zombie spult in seinem 'Haus der 1000 Leichen' ein durchgeknalltes Gewaltprogramm ab, das überdrehter kaum sein könnte. „Handlung? Spannungsaufbau? Figurenzeichnung? Drauf geschissen, brauchen wir nicht!“ So oder so ähnlich dürfte wohl die Autorenbesprechung ausgesehen haben. Und genauso präsentiert sich dann auch der fertige Film. Offenbar finden viele Zuschauer großes Vergnügen daran, doch mir ist es das alles etwas zu sehr over top. Allein schon das Overacting... Aber immerhin haben mir die Fortsetzungen dann doch deutlich mehr zugesagt. :-)

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                          • 6

                            Horrorctober 2019

                            Mystery-Horror nach dem Schema F, das aber zumindest durch ein paar religionskritische Spitzen angereichert wurde. Mit etwas mehr Mut zu eigenen Ideen (die grundsätzlich ja ganz offensichtlich vorhanden waren) hätte vielleicht sogar eine kleine Genreperle aus 'From Within' werden können. Das Produktionsteam holt aus dem etwas kruden und nicht gerade einfallsreichen Drehbuch einiges heraus. Die Atmosphäre kann sich sehen lassen und überhaupt sehen viele der Bilder recht schick aus. Das Ende und der Abspann setzen dann auch noch einen recht garstigen Schlusspunkt.

                            -> Wenn man sich auf die doch recht simpel gestrickte Prämisse einlassen will, ein durchaus guter Griff. Mit allerletzter Kraft noch 6 Punkte.

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                            • 4

                              Horrorctober

                              Fortsetzung, die gerade noch das hält, was der erste Teil versprochen hat. Wie schon beim ersten Teil gilt: Erst durch das Mitwirken einiger Darsteller aus der 'Police Academy' Reihe und einiger anderer Filme aus den 80er Jahren wird dieser Film halbwegs interessant. Ansonsten ist es eben typischer Tierhorrortrash. Ein paar witzige Dialoge, einige (vermutlich sogar absichtlich) eingestreute Goofs, wie etwa eine Person, die kurz nach ihrem Ableben doch wieder ganz kurz unter den Statisten auftaucht, und legendär schlechte Effekte. Und sogar 'Alligator Dundee' ist mit dabei...

                              Für einen launigen Trashfilmabend durchaus geeignet, für Tierhorrorfans und manche(!) Anhänger der 'Police Academy' Filme mit Abstrichen ebenso. Alle anderen: Finger weg!

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                              • 6
                                Framolf 26.09.2019, 16:01 Geändert 26.09.2019, 16:02

                                Trübe Mischung aus dreckigem Drama und Gangsterthriller aus Belgien. Sozusagen auf Zelluloid gebannte Perspektivlosigkeit. Trostlos, pessimistisch und mitunter auch brutal wird hier eine Geschichte zweier Brüder erzählt, die ungehobelter kaum sein könnte (genau wie auch die beiden Geschwister selbst). Schön ist das nicht, atmosphärisch ansprechend jedoch allemal. Auch wenn das schäbige Setting sicherlich nicht jedermanns Sache sein dürfte. Der Score ist im Prinzip genauso prollig wie die beteiligten Charaktere. 'New Kids Turbo' in unlustig...

                                Wer Filme wie 'Bullhead' mag, könnte womöglich auch hieran Gefallen finden.

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                                • 3

                                  Belgischer Animationsfilm. Klarer Fall von „gut gemeint“. Dass die visuelle Umsetzung etwas an ihrer relativen Unterfinanzierung krankt, ist 'Royal Corgi' nicht vorzuwerfen. Seine Unentschlossenheit bezüglich der Zielgruppe, an die er sich wenden will, dann aber doch. Während manche Animationsfilme den Spagat, die ganze Familie zufriedenstellend zu bedienen, recht gut hinbekommen, wirkt die hier präsentierte Mischung leider etwas holprig. Zumindest kommt es mir so vor. Immer wieder wechselt der Tonfall der Scherze ganz abrupt. Wer damit zurecht kommt, kann es ruhig mal versuchen; zumal der Film ja auch einige gute Bewertungen und Kritiken eingefahren hat.

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                                  • 6

                                    Ziemlich schräge Räuberpistole, von der laut eigenen Angaben "das meiste" wahr ist. 'Ein Gauner & Gentleman' handelt von einem alternden Berufsverbrecher, der in seinem Leben Dutzende Banken überfallen hat und aus nicht sehr viel weniger Straf- und Erziehungsanstalten ausgebrochen ist. Die Geschichte wird sehr gemächlich erzählt und auch der Score fällt entsprechend unaufgeregt aus. Selbst bei einer Verfolgungsjagd werden dabei eher ruhige Töne angeschlagen...

                                    Die Besetzung fällt mit Robert Redford, Casey Affleck, Sissy Spacek, Danny Glover, Elisabeth Moss, Keith Carradine und Tom Waits sehr erlesen aus. Gangsterfilme über alternde Verbrecher haben derzeit eben Hochkonjunktur. 'Abgang mit Stil', 'The Mule' und 'Ein letzter Job' lassen grüßen. Und auch der prominent besetzte Rohrkrepierer 'Das ist erst der Anfang' passt teilweise auch in diese Liste.

                                    -> Gemütlicher und augenzwinkernder Trip in die frühen 80er, in dessen Zentrum ein notorischer Bankräuber steht, der es einfach nicht lassen kann und großen Wert darauf legt, bei den Überfällen auch seinen Charme spielen zu lassen.

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                                    • 6
                                      Framolf 25.09.2019, 18:15 Geändert 25.09.2019, 18:15

                                      Dystopische Geschichte über die (Un)Möglichkeit einer Liebe in einer Zeit, in der Liebe und Empathie als Krankheit gelten, die es zu heilen gilt. Nicholas Hoult und Kristen Stewart verkörpern die beiden Protagonisten, die sich hier etwas näher kommen und diverse Gemeinsamkeiten beim jeweils anderen entdecken. Das sterile Setting zeigt viele Kulissen, die von geometrischen (und oftmals symmetrischen) Formen dominiert werden, was natürlich auch die angestrebte emotionale Aufgeräumt widerspiegeln soll.

                                      → An sich kein schlechter Film, aber angesichts der Prämisse beschleicht einen beim Zuschauen das Gefühl, dass hier noch etwas mehr Tiefgang möglich gewesen wäre. Vielleicht hätte man noch stärker einen Bezug zur Gegenwart herausarbeiten können. Auch eine deutlichere Fokussierung auf (allgemein) zwischenmenschliche Aspekte sowie eine noch deutlicher allegorische Erzählung wären vielleicht möglich gewesen. Doch so ist es eben in erster Linie „nur“ ein Film über zwei Individuen in einem schwierigen Umfeld. Auch gut, aber es wäre noch etwas mehr drin gewesen.

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                                      • 6 .5

                                        'A Gang Story – Eine Frage der Ehre' springt mitunter recht wild zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her, was einerseits den Drive der Story etwas ausbremst, aber andererseits natürlich viele Komponenten der Geschichte aussät, die im späteren Verlauf dann geerntet werden können. Die Atmopshäre wirkt stimmig, das etwas grobkörnige Bild passt gut zur Schroffheit der Erzählung und die Ausstattung wirkt stimmig.

                                        → Sehenswerter Gangsterfilm aus Frankreich, dem bisher aber offenbar noch nicht die Aufmerksamkeit zuteil wurde, die er eigentlich verdient hätte. Kleiner Geheimtipp für Genrefans.

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                                        • 6 .5
                                          Framolf 24.09.2019, 17:53 Geändert 24.09.2019, 17:54
                                          über Skin

                                          Basierend wahren Begebenheiten. Was auch immer das in diesem Fall konkret heißen mag...

                                          Schroffes Drama, das im Verlauf der Handlung aber auch immer wieder in Richtung Thriller tendiert. Jaime Bell verkörpert hier einen Neonazi, in dem sich nach der Bekanntschaft mit einer jungen Frau erste Zweifel an seiner Gruppierung regen (deren Anführer sich ebenfalls Mom und Dad nennen lassen). Die erste Hälfte, während der man in erster Linie den Alltag der Skinhead Gruppe zu sehen bekommt, gestaltet sich etwas zäh, doch je näher man dem Abspann kommt, desto intensiver und spannender wird die Geschichte. Hier und da entsteht vielleicht der Eindruck, dass vielleicht etwas dick aufgetragen worden sein könnte, aber selbst wenn sich nur die Hälfte davon tatsächlich auch so zugetragen hat, ist es natürlich schon eine sehr raue und brutale Welt, die dort skizziert wird.

                                          Handwerklich gibt es nur wenig zu meckern (abgesehen vielleicht von der Tatsache, dass durch zahlreiche Vorblenden schon recht früh klar ist, wie die Geschichte wohl enden wird). Die Nebenrollen sind mit Danielle MacDonald, Vera Farmiga und Bill Camp recht prominent besetzt, was dieser Verfilmung sichtlich guttut. Hervorzuheben wäre auch noch der Score, der die gezeigten Dissonanzen und das sich aufbauende Unbehagen hörbar macht.

                                          → Unbequem und lange Zeit etwas diffus, aber gegen Ende hin dann auch spannender und etwas eindeutiger in seiner Aussage.

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                                          • 6 .5
                                            Framolf 23.09.2019, 16:37 Geändert 23.09.2019, 16:38

                                            Der letzte MP-Kommentar zu diesem argentinischen Thriller liegt bereits sieben Jahre zurück. Das muss schnellstens geändert werden! :-)

                                            'Buenos Aires 1977', das auf wahren Begebenheiten basiert, beginnt mit der Entführung und Folter eines Fußballtorwarts durch einige Schergen der damaligen Militärregierung. Dem Zuschauer wird es offenbar ganz bewusst nicht einfach gemacht, wenn er den langen und (selbst schon beim Zuschauen) anstrengenden Verhören der vermeintlichen Regierungsgegner folgen muss. In zweiten Hälfte kippt jedoch die Handlung und es wird bis zum Schluss durchweg spannend und atmosphärisch enorm intensiv. Einen derart radikalen Wechseln habe ich (zumindest in der Form) seit Jahren nicht mehr erlebt.

                                            Die Qualität von 'Buenos Aires 1977' liegt nicht nur in der Nacherzählung von realen Begebenheiten, sondern auch in einer eindringlichen Wiedergabe der Angst und des Misstrauens, das viele Einwohner zu dieser Zeit beschlichen haben muss.

                                            → Eindringliches Zeitdokument, das man keinesfalls vorschnell abbrechen sollte.

                                            In einigen Kommentaren unter mir und in der Filmbeschreibung durch MP wird das Ende gespoilert. Wer zuvor mit dem Fall noch nicht vertraut war, sollte ggf. auf das Lesen dieser Spoiler vor der Sichtung verzichten, denn dadurch könnte sich die Spannung in der zweiten Hälfte der Erzählung ungemein erhöhen.

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                                              Framolf 23.09.2019, 16:31 Geändert 23.09.2019, 16:33

                                              Sehr kurzweilige Musikdoku, die zwar nicht allzu tief schürft, bei genauerem Hinsehen aber dennoch über sehenswerte Qualitäten verfügt. Gezeigt werden die Fantastischen Vier bei einigen neueren Arbeiten (Konzerte, Studiosessions, Medienauftritte etc.), es werden einige ältere Aufnahmen eingespielt und zwischendurch werden kleine private Einspieler über Michi Beck, Smudo, Thomas D und And.Ypsilon eingespielt. Dabei treffen sie einige Aussagen mit geradezu entwaffnender Offenheit (von Thomas D vielleicht abgesehen).

                                              Natürlich findet auch hier die für biographische Formate unvermeidliche Stilisierung statt. Wenn man 30 Jahre in einen hundertminütigen Film pressen muss, bleibt es nicht aus, Entscheidungen zu fällen, welche Aspekte man zeigt und welche man weglässt. Dadurch wird die Band natürlich auch zwangsläufig in irgendein Licht gerückt. Hier jedoch fällt diese Stilisierung deutlich moderater aus als in vielen anderen Produktionen. An vielen Stellen dieser Doku findet sie auch eher über das statt, was nicht gesagt wird, als über etwaige Selbstbeweihräucherungen. Ganz im Gegenteil: Die vier Protagonisten scheinen kein Problem damit zu haben, auch offenkundige Fehler einzugestehen und diese klar zu benennen, wodurch sie deutlich menschlicher wirken als so manch andere Musiker, die bereits in der Vergangenheit portraitiert wurden. Auf diese Weise gelingt ihnen der Spagat, sich zwar als ganz normale Jungs von nebenan, aber gleichzeitig auch als berühmte und beliebte Künstler zu präsentieren. Zwar ist natürlich auch das wieder eine gewisse Art der (Selbst)Stilisierung, aber irgendetwas müssen sie ja sagen. :-)

                                              → Für Fans ein Muss, für Musik- oder Dokufans (allgemein) aber ebenfalls eine Sichtung wert.

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                                                Wie kann es sein, dass eine (Tragik-)Komödie mit einem vergleichsweise bekannten Cast (Amy Poehler, Richard Jenkins, Jessica Alba, Adam Scott, Mary Elizabeth Winstead u.a.) in den fünf Jahren seit der Veröffentlichung derart wenig Aufmerksamkeit erfuhr? Wer den Film gesehen hat, kann es nachvollziehen. Humor ist zwar durchaus vorhanden, aber er ist so speziell, dass es sicher auch viele Zuschauer geben wird, die dabei keine Miene verziehen. Dazu kommt, dass das die Geschichte von 'Adult Child of Divorce' (erwachsene Scheidungskinder) eher unbequemer Natur ist und sich mit familiären Problemen beschäftigt. Von Feelgood Anwandlungen keine Spur. Von überzeugender Melancholie, in der man sich baden könnte, allerdings auch nicht. Dafür ist das Thema – bei allem Verständnis für den Protagonisten – dann einfach nicht wuchtig genug. Ohne Frage: Biographien wie diese lassen sich gewiss zuhauf finden, aber um etwas mehr an die Empathie der Zuschauer zu appellieren, wäre es vielleicht hilfreich, die gezeigten Alltagssituationen noch etwas detailverliebter zu erzählen.

                                                → Unaufgeregte und augenzwinkernde Bewältigung persönlicher Probleme, die aber über weite Strecken auch etwas farblos bleibt. Es gibt bestimmt ein Publikum für solche Filme (denn schlecht ist er nicht), aber wirklich viele Leute sind das ganz offensichtlich nicht.

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                                                  Framolf 22.09.2019, 13:27 Geändert 22.09.2019, 13:28

                                                  Tim Burton goes colorful. Der Meister der filmischen Grautöne und der dunklen Ästhetik widmet sich der Biographie eines Ehepaares, das im Bereich der Malerei aus verschiedenen Gründen für Furore gesorgt hat. Christoph Waltz und Amy Adams verkörpern dabei Walter und Margaret Keane, die mit der Malerei und dem Verkauf von Bildern ein bemerkenswertes Kapitel in der Kunstgeschichte des 20. Jahrhunderts geschrieben haben. Wer mit dem Fall nicht vertraut ist, sollte sich vorher besser auch gar nicht weiter informieren und die Geschichte einfach auf sich wirklich lassen. Besonders gegen Ende wird es reichlich skurril. 'Big Eyes' überzeugt vor allem mit seiner sehenswerten Ausstattung (besonders das Haus der Keanes) und seinen guten Darstellern. Neben den beiden Hauptdarstellern sind beispielsweise auch Krysten Ritter und Jason Schwartzman in Nebenrollen mit dabei.

                                                  6,5 Punkte für den Film und einen halben Bonuspunkt für die vielen ästhetischen Spielereien und Amy Adams überzeugendes Schauspiel.

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                                                    Drama mit leichten Anleihen beim Krininalthriller von und mit Ewan McGregor, der hier Regie führt bei dieser Verfilmung des gleichnamigen Romanes von Philip Roth, bei der auch Dakota Fanning, Jennifer Connelly, David Strathairn und Peter Riegert mit zum Cast gehören. Die Handlung liefert einen zeitgeschichtlichen Abriss über diverse gesellschaftliche Entwicklungen im Amerika der 60er Jahre, indem sie die Beziehung eines Vaters zu seiner (vorsichtig formuliert) politisch engagierten Tochter in den Fokus nimmt.

                                                    'Amerikanische Idyll' punktet mit guten Darstellerleistungen, einer passenden Atmosphäre und einem sich langsam steigerndem Spannungsaufbau. Auch wenn die Geschichte vielleicht ein wenig über das Ziel hinausschießt, lohnt sich eine Sichtung (vor allem für Genrefans) aber fraglos dennoch!

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