Framolf - Kommentare
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Alle Kommentare von Framolf
Tom Fontanas 'Oz', nicht weniger als die Mutter der aktuellen Generation von Knastserien, empfiehlt sich allein schon aus „serienhistorischen“ Gründen für eine Sichtung. Nicht zuletzt deshalb, weil es sich dabei um eine Pionierserie aus dem Hause HBO in Sachen modernen Story Tellings handelt. Viele Elemente kommen hier noch sehr experimentell daher und werden im Laufe der Serie variiert, nachjustiert, fallengelassen oder gar habitualisiert und finden somit Eingang in den HBO-Kanon der folgenden Jahre (und mitunter auch weit darüber hinaus). So gibt es beispielsweise eine Art Kommentator, der immer wieder Entwicklungen anmoderiert, mit philosophischen oder gesellschaftlichen Betrachtungen anreichert, dabei stets die vierte Wand durchbricht und darüber hinaus trotzdem Teil des Geschehens in der Binnenhandlung ist. Im Vordergrund der meisten Episoden steht dabei ein abstraktes Motto oder Thema, dem sich Großteile der jeweils präsentieren Handlung unterordnen lassen und um das sich die zugehörigen Einwürfe des Kommentators drehen.
Anfangs mögen diese und ähnliche Schrulligkeiten zwar vielleicht noch etwas ungewohnt wirken, doch im Lauf der Jahre und (sechs) Staffeln kristallisiert sich immer mehr ein fester Stil der Serie heraus, der später teilweise auch zum berühmten Stil vieler weiterer HBO-(Drama-)Serien werden wird. Zwar werden viele Geschichten recht bedächtig vorgetragen, aber immer wieder bricht sich auch ausufernde Gewalt Bahn.
Eher verworfen wurde bei den folgenden Produktionen jedoch das Konzept, von dem das Zeitgefüge hier geprägt wird. Nur schwer ist oftmals einzuschätzen, wie viel Zeit zwischen zwei Szenen oder zwei Episoden wohl vergangen sein mag, was sicherlich auch so gewollt sein könnte – angesichts eines wohl sehr subjektiven Zeitempfindens, wie man es wohl in einem Gefängnis wie diesem haben könnte. Denn die düstere Welt von Emerald City ist nicht irgendein Knast; sie orientiert sich an einem Panoptikum, das jedoch mit einem experimentellen und sozialen Anspruch daherkommt. Alternative Methoden der Gefangenenbehandlung sollen hier getestet werden und möglicherweise auch größere Erfolge versprechen (was angesichts der absurd hohen Mordraten jedoch mehr als fraglich erscheint). Dies fördert zwar auch ein paar alberne Abstrusitäten zutage (wie etwa das Alterungsmedikament, das hier getestet wird), hinterlässt aber auch insofern Spuren in der Serienlandschaft, dass sich sogar 'Orange is the New Black' in seiner sechsten Staffel eines ähnlichen Kulissendesigns bedient.
Aber zurück zum Zeitgefüge. Einen wesentlichen Haken hat das hier vertretene Konzept jedoch allemal: Die zeitlichen Relationen zwischen den einzelnen Handlungssträngen gegen manchmal nur schwerlich miteinander konform. Während in der einen Storyline vielleicht ein Monat vergeht, kann es mitunter durchaus auch mal vorkommen, dass in einem parallel erzählten Handlungsstrang nur wenige Tage erzählter Zeit vergehen – was allerdings weniger ein Problem des Drehbuches, sondern vielmehr der Montage sein dürfte. Überhaupt muss man sich hier als Zuschauer hier zunächst an ein völlig neues „teillineares“ Konzept des Erzählens gewöhnen. Oftmals fasst beispielsweise eine Person einen Plan und man sieht umgehend im Anschluss daran, wie dieser einige Zeit später umgesetzt wird.
Oz ist gespickt mit Stars aus Serien wie 'The Wire' (John Doman, Seth Gilliam, J. D. Williams, Clarke Peters, Domenick Lombardozzi, Lance Reddick), 'Lost' (Harold Perineau, Adewale Akinnuoye-Agbaje, Ken Leung, wieder Lance Reddick), 'Dexter' (Erik King, Lauren Velez, David Zayas), 'Fringe' (Kirk Acevedo und nochmal Lance Reddick) uvm. sowie reihenweise weiteren bekannten Darstellern wie Luke Perry, Luis Guzman, Lee Tegersen, Edie Falco, Zeljko Ivanek, den Brüdern Dean und Scott William Winters und Oscar Gewinner J. K. Simmons. Und sogar Peter Dinklage ist in einer Minirolle involviert. Allerdings fällt diese so kurz aus (nur wenige Sekunden), dass sie kaum der Rede wert ist. Diese Aufzählung ist noch nicht einmal ansatzweise vollständig, aber die Qualität des Casts dürfte sich daraus allemal erahnen lassen. Zwar wurden einige Gastrollen erschreckend schwach besetzt, was allerdings aufgrund der übertrieben hohen Sterblichkeitsrate in der Serie ohnehin nicht weiter ins Gewicht fällt...
Über die Handlung an sich hat man in meinem Kommentar zwar jetzt nicht viel erfahren, aber dafür gibt es ja schon einige hilfreiche Kommentare anderer Moviepiloten. :-)
Inhaltlich zwischen 'Disturbia' und 'Stranger Things' zu verorten, erzählt 'Summer of 84' zwar eine Geschichte, die alles andere als innovativ daherkommt, aber dennoch zu fesseln weiß – soweit man sich darauf auch einlassen mag. Hilfreich ist dabei natürlich eine gewisse Affinität zu den 80er Jahren oder zumindest zu den Filmen und Serien aus dieser Dekade.
Einige Jungen ermitteln auf eigene Faust im Fall eines Serienmörders und verdächtigen dabei einen Polizisten aus ihrer Nachbarschaft. Weite Teil der Spieldauer beschäftigen sich mit den Hobby-Ermittlungen der Clique und den derben Sprüchen, die sich die Jungs um die Ohren hauen. Aber allein schon dank der versiert in Szene gesetzten Atmosphäre und des 80er-Jahre-Flairs, das auch mit einigen visuellen und akustischen Kniffen dieser Zeit (wenn auch deutlich stilisiert) eingefangen wird, kommen dabei keine unnötigen Längen auf. Das unerwartet rohe Ende rundet das Ganze noch ab und lässt keinen Zweifel mehr daran, wer als Zielgruppe für diese Produktion angedacht ist: Mit 'Summer of 84' wenden sich die Filmemacher, auf deren Konto schon 'Turbo Kid' geht, erneut an ein erwachsenes Publikum, das sich mit auf eine Zeitreise nehmen lassen möchte. Wer dazu bereit ist, sollte schnell noch seinen Fluxkompensator checken und ab geht die Fahrt. :-)
6,5 Punkte für die Geschichte sowie jeweils einen Bonuspunkt für das 80er Jahre Setting und die hervorragend in Szene gesetzte Atmosphäre (inklusive der perfekt passenden Synthieklänge).
Autorenfilmer Destin Daniel Cretton liefert mit dem relativ realitätsnah gehaltenen Drama 'Short Term 12' einen überzeugenden Erstling ab (in seiner Eigenschaft als Autor), für dessen Verfilmung er einen hochkarätigen Cast gewinnen konnte. Wohl auch deshalb, weil zur Zeit der Verfilmung einige seiner Darsteller noch vor ihrem großen Durchbruch standen. Dies gilt sowohl für die späteren Oscar Gewinner Rami Malek und Brie Larson, als auch für John Gallagher Jr. ('The Newsroom') und Kaitlyn Dever ('Last Man Standing').
Fast schon semidokumentarisch folgt er dabei einigen Betreuern bei ihrer täglichen Arbeit mit Kindern und Jugendlichen, die es alles andere als leicht haben in ihrem Leben. Dabei arbeitet er auf überzeugende Weise heraus, dass auch manche Erzieher von den Schatten ihrer jeweiligen Vergangenheit gequält werden und dass die Ursachen zahlreicher Probleme so viel tiefer sitzen als nur in der bloßen Existenz einiger boshafter Elternteile. Vielmehr werden (aus welchen Gründen auch immer) ganz offensichtlich immer wieder neue Problemfälle „produziert“, derer man sich tunlichst annehmen sollte. An die Ränder der Gesellschaft gedrängt, irrlichtern viele Jugendliche ohne Halt durch ihr Leben und haben oftmals niemand anderen als diese Betreuer. Crettons Film ist eine Verneigung vor diesen Erziehern und zugleich die Bitte um ein verständnisvolles Miteinander mit den Jugendlichen - ohne dabei jemals den Zeigefinger zu erheben. Hut ab!
Atmosphärisch dichter Mysterythriller über eine Familie, der offenbar unheilvolle Tage bevorstehen. Zumindest erahnt die Mutter allerlei schlimme Dinge, deren Vor-Erleben sich beängstigend real für sie anfühlt. 'Die Vorahnung' beschäftigt sich insofern mit einem Thema, das schon in so manchen antiken Mythen eine große Rolle spielte, und kombiniert es mit einigen erzählerischen Kniffen der (Post)Moderne.
→ Stilsichere und ruhige, aber spannende Inszenierung eines soliden Drehbuches.
Lernen kann man dabei auch etwas: EXTREMER SPOILER Hätte Linda ihrem Ehemann sein Sexabenteuer gegönnt, wären der Familie womöglich auch die fatalen Entwicklungen erspart geblieben. ...kleiner Spaß. ;-D Aber im Ernst: Das Vermeiden des Unvermeidlichen zieht sich wie ein roter Faden durch die Literatur- und Kulturgeschichte, aber nur selten gelingt es auch... Wobei Linda ja durchaus schon auf der richtigen Spur war. Was sich daraus mitnehmen lässt: „Kleinere“ Schicksalsschläge können oftmals enorm schmerzen, aber wer weiß, wofür es manchmal gut ist. Das Leben ist ein derart komplexes Gebilde aus Zufällen und Entscheidungen, dass sich seriöse „Was wäre wenn?“-Betrachtungen vermutlich ohnehin nie anstellen lassen.
Gerade noch 8 Punkte
Schnörkelloser Rachethriller, der sich bei der Inszenierung einiger Arthouse-Stilmittel bedient, aber im Grunde eine klassische Spaghetti-Western-Geschichte erzählt - die allerdings in der Gegenwart spielt.
[EXTREME SPOILER] Ein Mann, dessen Eltern getötet wurden, nimmt Rache am Clan des Täters... Bereits während der Sichtung zeichnet sich für den geneigten Westernfan ein bestimmtes Ende am Horizont ab – und genauso kommt es dann auch (Stichwort Bauchschuss). Und auch hier gilt der altbekannte Satz: Wer sich auf einen Rachefeldzug begibt, sollte immer zwei Gräber ausheben... [SPOILER ENDE]
In einem trostlosen Umfeld wandelt der Protagonist, der eher Getriebener seiner eigenen Dämonen und Rachegelüste ist, fast schon taumelnd auf seinem Rachezug umher und holt sich mit bemerkenswerter Gelassenheit einen Gegner nach dem anderen. Zugegebenerweise machen es ihm diese auch nicht allzu schwer, aber wenn es darauf ankommt ist er zur Stelle. Statt auf einem alternden Gaul bewegt er sich in einer Rostlaube fort, die heruntergekommener kaum sein könnte.
Mit höchst überschaubarem finanziellen Aufwand (kolportiert sind weniger als eine halbe Million US-Dollar) setzt Regisseur Jeremy Saulnier ('Green Room') seine blutige Mär hier mehr als ansprechend um. Davor kann man gar nicht genug Hüte ziehen. Gerne mehr davon.
[SPOILER] Klassischer Thriller mit Jennifer Lawrence und Elisabeth Shue über einen dubiosen Nachbarn mit möglicherweise dunkler Vergangenheit. Eine Mutter zieht mit ihrer Tochter in eine neue Umgebung und gerät dabei an einen Nachbarn, der von den meisten restlichen Bewohnern gemieden wird, da seine Eltern vor Jahren einem Verbrechen zum Opfer fielen. Wie zu erwarten ist, geht die Tochter dabei der Sache insofern auf den Grund, dass sie sich (entgegen der Bedenken der Mutter) mit ihm anfreundet und ihn dabei näher kennenlernt. [SPOILER ENDE]
'The House at the End of The Street' spielt genretypisch mit den Erwartungen der Zuschauer und gibt Stück für Stück etwas mehr Einblick auf die ominöse Vergangenheit des titelgebenden Hauses frei. Kreative Bäume werden hier zwar nicht unbedingt ausgerissen, aber wirklich langweilig wird es auch nicht. Klassische Thrillerunterhaltung eben. JL#1
++ MINIMALE SPOILER ++
Europäische Co-Produktion mehrerer Länder, deren Titel fast ein wenig irreführend ist. In fast schon typisch portugiesischer Manier (in stilistischer Hinsicht) wird hier Vergangenheitsbewältigung betrieben, wie man sie aus der jüngeren Vergangenheit etwa auch aus 'Der Fall Collini' kennt. Der von Jeremy Irons gespielte Charakter, ein Lehrer, begibt sich dabei spontan nach Portugal, um gleichzeitig der Geschichte einer jungen Frau, aber auch eines Autors auf den Grund zu gehen. Und wie das (Film)Leben so spielt, gelingt ihm gewissermaßen auch beides... Zumindest insofern, dass er immer weitere Kenntnisse über die portugiesische Vergangenheit zutage fördert und ihm damit ein gewisser schemenhafter Abriss einiger zurückliegender gesellschaftlicher Phänomene gelingt.
Die „Besetzungspolitik“ dieser Produktion ist nicht wirklich leicht zu durchschauen (mir offenbart sie sich jedenfalls nicht), aber im Großen und Ganzen werden hier durchaus ordentliche Qualität und auch grundsolide Unterhaltung geboten.
Historien-Kriminalthriller (mit John Cusack, Brendan Gleeson und Luke Evans), der ausgehend von ein paar realen bzw. belegbaren Fakten eine fiktive Geschichte entspinnt, die von der Verwicklung Edgar Allan Poes in die Ermittlungen einer Verbrechensserie handelt. Dabei werden Poes literarisches Schaffen und die Taten eines Serienkillers miteinander verwoben. Die Auflösung kommt zwar alles andere als überraschend, aber der Weg ist hier das Ziel. In einem düsteren Baltimore des 19. Jahrhunderts gehen die Ermittler dabei auf eine Art Schnitzeljagd und folgen Spuren, von denen von Anfang an klar ist, dass sie der Täter ganz bewusst ausgelegt hat. Ungefähr nach der Hälfte der Laufzeit steigern sich das Tempo und die Intensität der Erzählung kontinuierlich und alles steuert auf das schier unvermeidliche Ende zu.
→ Klare Empfehlung für Fans von Thrillern, die sich mit Serienkillern beschäftigen. Wer Filme wie 'From Hell' mag, sollte vielleicht ebenfalls eine Sichtung in Erwägung ziehen.
'Affären à la Carte' beschäftigt sich mit einem Freundeskreis (oder besser: Bekanntenkreis), der überwiegend aus Paaren, aber auch ein paar Singles besteht, die sich zu einem gemeinsamen Essen treffen. Schnell wird klar, dass jeder von ihnen so seine Problemchen mit sich herumschleppt. Der Erzählton ist halbwegs heiter, aber dennoch handelt es sich hierbei eher um ein Drama. Allerdings um eines, das eher an der Oberfläche kratzt, statt den Dingen auch tatsächlich auf den Grund zu gehen.
Schlecht ist das alles nicht, aber am Ende bleibt man als Zuschauer doch etwas ratlos zurück, was man aus diesem Film nun mitnehmen soll. Dass jeder - hinter einer mehr oder weniger glänzenden Fassade - so seine Leichen im Keller hat? Dass das Leben ständigen Veränderungen unterliegt? Das hätte man auch einfach in einer Texttafel nach fünf Minuten Laufzeit einblenden können; dann hätte man nach diesem Kurzfilm noch etwas anderes sichten können...
Mit Ach und Krach gerade noch 5 Punkte.
Mal ehrlich, was soll das? 'The Legend of Lucy Keyes' wirkt so, als hätte man in einem Drehbuchseminar (für Anfänger!) die Aufgabe ausgegeben, eine Geschichte zu schreiben, die als typischer Vertreter für ihr Genre gelten kann. Kein Klischee wird hier ausgelassen und wirklich nichts ist hier originell. Das hat zwar den Vorteil, dass man zwar kaum eigene Fehler machen kann, aber so liefert man eben nur eine gefühlte Nacherzählung zahlreicher bereits vorhandener Geschichten. In den 80er Jahren wäre das sicher kein schlechter Film gewesen, aber so kommt er (2005 veröffentlicht) schlichtweg 20 Jahre zu spät. Da retten auch halbwegs namhafte Darsteller wie Justin Theroux, Mark Boone Junior und die hier recht engagiert auftretende Julie Delpy nicht mehr viel.
-> Grundsätzlich nicht wirklich schlecht, aber so extrem unoriginell, dass es kaum noch Sinn macht. Allerdings: Klare Empfehlung an alle Leute, die in ihrem Leben bisher weniger als 5 solcher Hybriden aus Drama und Thriller gesehen haben...
Nach einem kurzen Abstecher zu einer Hochzeitsfeier wird hier nun die Handlung der bisherigen drei Teile zusammengeführt. In Sachen Spannung ist die Luft mittlerweile mehr oder weniger raus. Die dämonische Seuche wütet nun auf einem Schiff, ansonsten bleibt alles mehr oder weniger beim Alten. Was soll man dazu noch groß schreiben? Keine Ahnung, aber was soll`s, Essen ist sowieso gleich fertig (aber selbstverständlich aus der eigenen Küche und nicht dieser ominösen Schiffskombüse aus dem Film). ;-)
Man ist sichtlich darum bemüht, etwas frischen Wind in die Filmreihe zu pusten - mit allen damit verbundenen Vor- und Nachteilen. Schauplatz der Apokalypse ist dieses mal eine Hochzeitsfeier und die Erzählung punktet vor allem mit skurrilen Requisiten und Kostümen (Ritterrüstung, Schwert etc.). Der Titel ist ein wenig irreführend, da nicht wirklich die Ursprünge gezeigt werden, sondern eher eine Handlung, die mehr oder weniger parallel zu der der ersten beiden Episoden stattfindet. Der Unterhaltungsfaktor stimmt und man bekommt im Großen und Ganzen auch das, was man erwarten durfte. Klammheimlich verabschiedet man sich mitten im Film vom Found Footage Prinzip (und behält diese Abkehr dann auch in der finalen Episode bei).
'[REC]²' ist einer jener Filme, die bei der Bewertung (zumindest in meinen Augen) ein wenig davon profitieren, wenn man sie sich unmittelbar nach der Sichtung des Vorgängerfilmes einverleibt. Die Geschichte der ersten Episode wird nahtlos weitererzählt und die Handlung setzt genau dort ein, wo der erste Film endet. Der große Vorteil ist, dass damit sofort in medias res gegangen werden kann. Leider wird dieser "Bonus" durch zwei erzählerische Taschenspielertricks auch wieder recht schnell verschenkt: Zum einen werden nacheinander zwei Geschichten erzählt, die sich mehr oder weniger parallel zugetragen haben dürften - was an sich auch gar nicht mal so schlecht ist, hier jedoch ein wenig den Eindruck erweckt, dass etwas Zeit geschunden werden soll. Zum Zweiten unterlaufen den Beteiligten einige schier unfassbare Fehler, die zwar die Handlung vorantreiben, den Zuschauer aber gelegentlich auch den Kopf schütteln lassen.
Das kolportierte Budget soll hier in etwa knapp vier mal so hoch sein wie noch beim initialen Teil der Reihe. Das führt zu der skurrilen Situation, dass hier die Einsatzkräfte mit scheinbar um Klassen hochwertigeren Kameras unterwegs sind, als es das Fernsehteam war...
-> Würdige Fortsetzung, die besonders dann zur Geltung kommt, wenn man sie kurz nach der Sichtung von '[REC]' in den Player legt. Zwar auch mit ein paar neuen Stärken und Schwächen behaftet, aber im Großen und Ganzen eine würdige Fortsetzung in der Tradition des Filmes von 2007.
Spanischer Found Footage Film, der nach einem eher gemächlichem Beginn (dann vor allem gegen Ende hin) ordentlich Fahrt aufnimmt. Zwar für alte Genrehasen in manchen Facetten etwas vorhersehbar, aber dennoch unterhaltsam. Seine relative Unterfinanzierung (die im Vergleich zu vielen anderen FF-Filmen aber nicht so gravierend ausfällt), merkt man [REC] in einigen Szenen durchaus an. Etwa dann, wenn die Kamera immer ausgerechnet dann wegschwenkt oder verwackelt wird, wenn das zu zeigende eher kostspielig umzusetzen wäre. Andererseits zeugt es aber natürlich auch von einer gewissen Qualität, mit den vorhanden Mitteln effizient umgehen zu können.
-> Ordentlicher Auftakt zu einer blutigen Filmreihe.
Halbwegs düsterer Mix aus Action, Thrill, Drama, Roadmovie und Science Fiction, der so manche Assoziationen an 'Midnight Special' weckt. Auch Spuren von 'Terminator' lassen sich hier finden. Ein Junge findet eine mysteriöse Waffe und dann nimmt eine Geschichte ihren Lauf, die in manchen Facetten vorhersehbar erscheint, aber dennoch für gelegentliche Wendungen gut ist. 'Kin' lebt zwar mehr von seiner Atmosphäre als seiner Story oder seinen Darstellern, aber wirklich schlecht ist der Film eigentlich in keiner Kategorie. Zwar kommen einige Elemente der Handlung etwas holprig daher, aber dabei geht es eher um Nebenaspekte. Alles in allem durchaus mal eine Sichtung wert - sofern man eine gewisse Aufgeschlossenheit gegenüber Genrehybriden mitbringt.
Craig Mazin, der sich bisher als Produzent und Drehbuchautor von Filmen wie 'Scary Movie 4' oder 'Superhero Movie' (hier auch Regisseur) einen eher durchwachsenen Ruf erarbeitete, überrascht durch 'Chernobyl' das Publikum mit einem der wohl ambitioniertesten Polit-, Historien- und Gesellschaftsdramen der jüngeren TV-Geschichte. In atmosphärischer Hinsicht dürfte es sich hierbei um eine der intensivsten Produktionen handeln, die in den letzten Jahren veröffentlicht wurden. Und auch der Inhalt steht dem in nichts nach. Ein historisch „vorgegebenes“ und doch schwer umzusetzendes Thema wird hier mit kühlem Kopf und großem handwerklichem Geschick, aber dennoch höchst packend einem breiten Publikum vermittelt, ohne der Versuchung zu verfallen, die Erzählung flach, reißerisch und plakativ aufzuziehen. Nicht auszudenken, wie diese Verfilmung aussehen würde, wenn sich Roland Emmerich oder gar RTL in einem TV Movie (natürlich mit Hannes Jaennicke!) ihrer angenommen hätte...
Aber ernsthaft: Wissensvermittlung bzw. Geschichtsauffrischung und eine zeitgemäße Aufbereitung für ein breites Publikum gehen hier Hand in Hand. Natürlich wäre es naiv, zu glauben, dass sich eine Katastrophe wie diese schon per se nur in der Sowjetunion ereignen konnte. Zwar wurde sie hier zweifellos durch eine fatale Mischung aus Kadavergehorsam, Angst, Mangelverwaltung, Prestigesucht, mangelnder Qualifikation und Sparzwängen begünstigt; viele dieser Faktoren wären grundsätzlich aber auch durchaus in anderen Ländern oder politischen Systemen denkbar. Vielleicht nicht in einer derart geballten Ausprägung, aber sicherlich schwerwiegend genug, um unter widrigen Umständen das Zeug zu einer ernsthaften Bedrohung haben zu können.
Wie auch immer, sollte jemals eine Liste mit Miniserien erstellt werden, die jeder in seinem Leben gesehen haben muss, kann man nur hoffen, dass 'Chernobyl' darauf stehen wird. Und zwar sehr weit oben.
Fun Facts: Jared Harris, der in 'Fringe' noch für die Verkörperung eines durchgeknallten deutschen „Wissenschaftsterroristen“ herhalten musste, verkörpert hier den russischen Chemiker Valery Legasov. Fares Fares (bekannt aus den Morck-Krimis) ist in einer Nebenrolle involviert. Besondere Erwähnung verdienen überdies Emily Watson und Stellan Skarsgard, die in tragenden Rollen diese Produktion zusätzlich aufwerten.
Im Stile von 'Spring Breakers' erzählt Sam Levisons 'Assassination Nation' eine Geschichte über flüchtigen Fame, Mobbing und Sexismus. Etwas rauschhaft und satirisch werden hier Episoden aus dem Alltag einiger Jugendlicher (und ihres Umfelds) überzeichnet. Immer wieder blitzt dabei Gesellschaftskritik auf, die oftmals jedoch derart überzogen präsentiert wird, dass sie ein Teil des Publikums kaum noch ernst nehmen dürfte (siehe zum Beispiel Lilys Rauswurf). Das unvermeidliche Ende gerät (obwohl es grundsätzlich konsequent erscheint) etwas konfus. Und leider lädt das Drehbuch auch geradezu dazu ein, falsch verstanden zu werden.
→ Levinson legt hier ganz bewusst den Finger in diverse Wunden, opfert die Vermittlung seiner Aussagen aber hier und da lieber einer zugleich übertrieben plakativen, aber auch verzerrten Darstellung und legt es damit offenbar ganz bewusst auf eine kontroverse Rezeption an. Kann man so machen, muss man aber nicht. Ein gewisser Grad an Aufmerksamkeit ist/war ihm damit aber allemal gewiss...
Etwas vorhersehbares Erotikdrama, das sich zwar an seiner Ästhetik labt, den Zuschauer aber auch etwas ratlos zurücklässt. Zwar wird hier eine Situation angesprochen, die gegenwärtig in Frankreich wieder recht akut zu sein scheint, nennenswerte Erkenntnisse fördert Ozon hier aber nicht zutage. Eher lakonisch beschreibt er den Ist-Zustand. Schulterzuckend folgt man dieser Geschichte, die durchaus das Potential zum Ausgangspunkt für etwas tiefere Betrachtungen hätte, dieses aber letztlich nicht abruft (oder nicht abrufen will).
Das Ende kann in der Form eigentlich nur ein Mann geschrieben haben (und so ist dann ja auch tatsächlich).
In einer Mischung aus 'Inherent Vice' und '23 – Nichts ist, wie es scheint', ermittelt ein abgebrannter junger Mann in einem Kriminalfall auf eigene Faust. Dabei geht er allen möglichen Spuren nach, die er selbst für Hinweise hält, verzettelt sich ein ums andere mal in Nebensächlichkeiten, zweifelt zwischendurch immer wieder an seinem eigenen Verstand und dringt dennoch immer weiter vor in eine Welt, die ihm bis dato verschlossen war.
Durchzogen von zahlreichen Metaphern, Symbolen und (Leit-)Motiven wie etwa Hunden, Stinktieren, Zeichnungen und einem (vermeintlich) mysteriösen See irrlichtert der Protagonist durch die Stadt, die Ziel so vieler Hoffnungen ist und in der nahezu ebenso viele Träume begraben liegen. Die Grenzen zwischen Sein und Schein wirken dabei fließend, und doch durchziehen offenbar zahllose unsichtbare Mauern die gesamte Stadt. Leute, die mit einem Bein in der Obdachlosigkeit stehen, tummeln sich hier auf Millionärsparties, während die wirklich Superreichen in andere Sphären entschwinden. Klingt aberwitzig – und ist es auch. Ein irrer Trip durch eine irre gewordene Welt. But it all makes sense now. At least for anyone...
Zeitgemäße Geschichtsstunde mit passender Ausstattung und grundsoliden Darstellerleistungen, die allerdings mehr von ihrer Prämisse als ihrer Dramaturgie lebt. Erschreckend ist die Verbissenheit, mit der sich „das System“ hier selbst gegen die leiseste Kritik von Schülern wehrt und wie viel Zeit dafür aufgewandt wird. So ganz weit ist man damit ja auch nicht von einigen bestehenden Gesellschaftssystemen rund um den Planeten entfernt, wodurch diese Geschichte ohne Zweifel auch nach wie vor eine enorme Relevanz aufweist. Besonders am Anfang als auch gegen Ende der Geschichte lässt sich die damalige Anspannung regelrecht greifen. Daher durchaus mal eine Sichtung wert.
++ Enthält SPOILER ++
Quentin Tarantino bettet seine hervorragend besetzte Geschichte in ein höchst ansehnliches Setting, reichert sie mit allerlei (zumeist wohl frei erfundenen) cinephilen Anekdoten an und schmückt sie mit einer Ausstattung aus, die auch der sonstigen visuellen Gestaltung (Kamera, Montage) in nichts nachsteht. Dass auch hier wieder allerlei namhafte Darsteller mitwirken, versteht sich von selbst.
Die Geschichte an sich schlängelt sich zunächst eine ganze Weile (scheinbar) eher ziellos, aber keinesfalls langatmig, durch die fortschreitende Spieldauer. Lange Zeit rätselt man als Zuschauer, wozu die Verquickung von realen und fiktiven Handlungselementen hier denn gut sein soll. Bis dann das faustdicke Ende kommt. In seiner Blutrünstigkeit zwar komplett vorhersehbar, in seinem genauen Verlauf dann aber doch weit mehr als nur erstaunlich. In gewisser Weise inszeniert Tarantino hier Hollywoods Sieg über Mansons Schergen. Leinwanddarsteller leben vielleicht nicht ewig, aber ihr Ruf kann sehr lange nachhallen und durchgeknallte Verbecher überdauern sie in dieser Hinsicht allemal.
++ Leichte SPOILER ++
In meinen Augen wieder etwas besser als der Mumpitz, der im direkten Vorgänger geboten wurde. Den Präsidenten recht schnell aus dem (Action)Spiel zu nehmen, indem man ihn ins Koma verfachtet, tut der Geschichte eher gut als schlecht. Holprige dramaturgische Momente finden sich allerdings auch so noch genug... Die Handlung ergibt stellenweise nicht wirklich Sinn und ist ganz bewusst auf Krawall aus. Die Waldepisode weckt sogar fast schon Erinnerungen an Uwe Bolls 'Rampage 3'...
Aber im Ernst: Die Action wurde kurzweilig in Szene gesetzt (wenn auch hier und da mit allerlei filmischen Taschenspielertricks) und die temporeiche Erzählung lässt kaum Längen aufkommen. Gegen Ende hin wird sogar noch hemmungslos drauf los gealbert. Wer bei den ersten beiden Teilen nicht das Weite gesucht hat, bekommt hier mehr oder weniger zuverlässigen Fanservice geliefert. Allzu viele neue Zuschauer wird man mit dieser Produktion aber ziemlich sicher nicht erschließen können...
++ Enthält SPOILER ++
Autorenfilmerin Sophie Kluge liefert mit 'Golden Twenties' ein sehr ambitioniertes Regiedebüt für ein allerdings doch recht schmal zugeschnittenes Publikumssegment. Die hier erzählte Geschichte dreht sich um eine Frau Mitte Zwanzig, die (ohne nennenswertes eigenes Verschulden) sowohl in ihrem Privat- als auch im Berufsleben eher umherschlittert, als selbst agieren zu können. Die große Stärke des Drehbuchs liegt dabei im Erfassen (vermeintlich kleiner) alltäglicher Situationen und den Konsequenzen, die daraus erwachsen. Mit offenbar ziemlich genauen Instruktionen ausgestattet, gelingt Hauptdarstellerin Henriette Corfurius dabei eine Vorstellung, vor der man gar nicht genügend Hüte ziehen kann. Kluge scheint sich dessen ziemlich genau bewusst zu sein, zumal sie sich auf ironische Weise auch (zurecht) über manche doch eher planlose Kollegen lustig macht. In erster Linie skizziert sie in der Theaterepisode jedoch ein Bild von einer Branche, in der manch eine(r) nach unten tritt, so gut er/sie nur kann, das sicherlich auch für sehr viele andere Bereiche des Berufslebens gelten dürfte. Nach einer absurden (und doch erschreckend realitätsbezogenen) Bewerbungsphase erhält Protagonistin Ava mittels Vitamin B eine Hospitantenstelle, die sie jedoch umgehend wieder verliert, als das Projekt scheitert. Eine Stelle in ihrer darauf folgenden eigenen Produktion möchte ihr ihre Vorgesetzte aber dann lieber nicht bieten; schließlich zeigt sich Ava für ihren Geschmack etwas zu ambitioniert, indem sie sich gelegentlich Notizen macht...
Ähnlich verhält es sich in Bezug auf Avas Privatleben: Ihre Mutter beordert sie von einem Besuch bei ihrem Vater, den sie nur selten sieht, zurück. Als Ava in der Wohnung der Mutter ankommt, ist diese aber scheinbar verreist. Als Ava dann selbst einen weiteren Kurztripp antritt wird sie bei ihrer Rückkehr von ihrer Mutter vorwurfsvoll gefragt, wo sie denn gewesen sei. Die Ereignisse um die Beziehung ihrer besten Freundin, die sich sehenden Auges in eine kaputte Beziehung stürzt, deuten in eine ähnliche Richtung.
Lange Rede, kurzer Sinn: Große Ereignisse und dick aufgetragene Gefühle sollte man von 'Golden Twenties' nicht erwarten. Freuen dürfen sich Genrefans jedoch auf eine genaue Beobachtungsgabe und detailverliebt inszenierte Begebenheiten sowie eine Geschichte, die relativ geräuschlos den Finger in so manche (gesellschaftliche und zwischenmenschliche) Wunde legt und ein nuanciertes Spiel von Henriette Confurius. Sicherlich nicht jedermanns Sache, aber für ein Arthousepublikum oder für Fans von dialoglastigen Filmen wie '303' durchaus eine Sichtung wert.
Fun Fact: Blixa Bargeld ist in einer Nebenrolle als Avas Nachbar mit dabei.
Boshafter kleiner Horrorthriller mit Ausflügen in den Bereich der Komödie, der die wohl grimmigste Axt-Oma der jüngeren Filmgeschichte bieten dürfte. ^^ Das Setting kann sich sehen lassen und auch der Gorefaktor kommt in einigen Szenen nicht zu kurz. Der Look von Samara Weaving in einigen Sequenzen hat fast schon Kultpotential. Leider entwertet das Ende die Allegorie über die Dekadenz des Geldadels wieder ein wenig und überhaupt schwenkt der Erzählton im Verlauf des Filmes mehr und mehr in Richtung böser Witze, was zwar an sich nicht schlecht ist, der (möglichen) Rohheit der Erzählung aber auch ein wenig den Zahn zieht. Für meinen Geschmack hätten sowohl die Protagonistin als auch einige Nebenfiguren (wie etwa der Butler) durchaus noch etwas konsequenter zu Werk gehen dürfen, denn dadurch gingen für die jeweilige Gegenseite immer wieder Optionen auf, die sich in dieser Form eigentlich gar nicht hätten eröffnen dürfen.
-> Unterhaltsamer Trip in menschliche Abgründe, der zwar stellenweise etwas vorhersehbar ist, aber dennoch zum absoluten Pflichtprogramm für Horrorfans (besonders für Fans von Filmen wie 'You're Next' und 'The House of the Devil') gehören sollte.
Gerade noch 7 Punkte.
Die Inszenierung lässt keinerlei Erzählfluss zu. Zwar ist erkennbar, welchem Zweck, das Ineinandergreifen von „aktuellem“ Geschehen und Rückblenden dient, aber letztlich wirkt die Erzählung dadurch stark fragmentiert. Die ehelichen und familiären Probleme, die hier besprochen werden, dürften zwar sicherlich auch im Alltag einiger Menschen eine Rolle spielen, aber im Großen und Ganzen wird nur an der Oberfläche gekratzt und dem Publikum auch nichts Wesentliches mit auf den Weg gegeben. Saoirse Ronan spielt ihre Rolle ordentlich, kann damit aber auch nicht mehr allzu viel retten. Eine gewisse Qualität ist in dieser Produktion zwar durchaus enthalten, aber das Potential wird nicht einmal annähernd ausgereizt.