Fricki76 - Kommentare
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Alle Kommentare von Fricki76
Die USA sind im Verhältnis zu ihrer Einwohnerzahl der größte Erdölverbraucher der Welt. Zudem stellt die Kontrolle über Erdöl auch ein erhebliches politisches Machtpotential dar. Immer wieder wird von linken politischen Kräften argumentiert, daß die Vereinigten Staaten zu diesem Zweck vor nichts zurückschrecken würden, weder Krieg noch Korruption. Diese These greift der aktuelle Film mit George Clooney auf.
Clooney stellt in dem Film den CIA-Nahost-Agenten Robert Barnes dar, dem bei einem Geheimdienst-Waffengeschäft eine Rakete abhanden gerät. Zurück in Washington macht er sich auf das Ende seiner Karriere gefasst, erhält aber zu seinem Erstaunen eine neue Chance: Er soll den islamisch-konservativen Prinzen Nasir (Alexander Siddig) in Beirut liquidieren. Dieser stellt eine Gefahr für die Interessen der Staaten dar, da er sich gegen den Einfluß der USA in seinem Emirat stellt, in dem große Erdölvorkommen lagern.
Der US-Ölkonzern Connex wiederum, der beim Tauziehen um neue Erdölvorkommen in dem unbekannten Emirat dem Angebot eines chinesischen Konkurrenten unterlegen ist, versucht seine Vormachtstellung in der Ölindustrie zu verteidigen, indem er mit der Erdölöfirma Killen fusioniert. Killen hat gerade die Förderrechte für ein großes Erdölvorkommen in Kasachstan erhalten. Diese unter Korruptionsverdacht stehende Fusion wird allerdings nicht nur von Staatsanwaltschaft und dem Kartellamt mit Argusaugen betrachtet, sondern auch die CIA hat ihre ganz ureigenen Interessen an den Ölvorkommen.
In einem Netz aus Korruption, Intrigen, politischem Machtkampf und Geheimdienstaktivitäten findet sich nicht nur Barnes sondern auch der Wirtschaftsberater von Nasir, Bryan Woodman (Matt Damon) als manipulierte Figur in einem schmutzigen Spiel um Macht und Öl wieder. Als Barnes dahinter steigt, daß Nasir entgegen seiner persönlichen Einschätzung dennoch liquidiert werden soll, versucht er den mächtigen Ölprinzen zu warnen. Gleichzeitig planen zwei ebenfalls manipulierte pakistanische Gastarbeiter mit der von Barnes verlorenen Rakete einen Anschlag auf die Connex-Raffinerie im persischen Golf.
Viel wurde im Vorfeld über den Polit-Thriller „Syriana“ geschrieben. Clooney, der nicht nur den Golden Globe für den Besten Darsteller erhielt, sondern auch mitproduzierte, hat sich hier einmal mehr lautstark und kritisch über die US-Außenpolitik geäußert.Das Ergebnis ist ein politischer Film, der zentrale Fragen um Macht und Korruption aufwirft. Neben seiner sehr eindringlichen Darstellung des kleinen CIA-Agenten, der von den Machthabern manipuliert wird, macht diese politische Aussage des Film seine Besonderheit aus. Großer Schwachpunkt ist aus meiner Sicht jedoch die formale Umsetzung des Filmes. Zu viele Handlungsstränge und Protagonisten, deren Motive und Ziele nicht klar genug sind, verwirren den Zuschauer trotz Konzentration sehr. Persönlich bin ich von dem Film trotz seiner mutigen politischen Aussage eher enttäuscht.
5 Jahre sind in der fiktiven Großstadt Metropolis vergangen, seit Superman (Brandon Routh) verschwunden ist. Doch nachdem er sich selbst davon überzeugt hat, dass sein Heimatplanet Krypton tatsächlich zerstört und er der einzige Überlebende ist, kehrt er zur Erde zurück. Dort hat sein ehemaliger Schwarm, die Starreporterin Lois Lane (Kate Bosworth), nicht nur geheiratet, sondern mit dem Artikel „Warum die Welt Superman nicht braucht“ sogar den Pulitzer-Preis gewonnen. Nicht gerade die besten Vorzeichen, um als Superheld wieder in altem Glanz zu erstrahlen. Und während er als Clark Kent und auch als Superman versucht, seine Traumfrau wieder auf sich aufmerksam zu machen, holt sein alter Erzfeind Lex Luthor (Kevin Spacey) zum erneuten Schlag gegen ihn aus. Mit aus Supermans Refugium in der Arktis gestohlenen Kristallen und echtem Kryptonit will er einen neuen Kontinent schaffen, der durch das Kryptonit für Superman unangreifbar ist. Wie da wohl Superman die Welt retten wird?
Es hat mich gewundert, dass es bei dem wahren Wettbewerb von Comicverfilmungen in den letzten Jahren so lange gedauert hat, bis DER Superheld schlechthin wieder zu einem neuen Filmauftritt kam. Man könnte denken, dass man mit einem alten Helden in neuem Gewand an dem finanziellen Erfolg der letzten Comicverfilmungen anknüpfen möchte und nun eben auch den Herrn mit dem roten Cape wieder aus der Mottenkiste geholt hat. Weit gefehlt: Seit Mitte der 90er Jahre wurden unzählige Drehbuchautoren, Regisseure und Darsteller verbraten, ohne dass auch nur jemals mit der Produktion begonnen wurde. Erst Ende 2004 zeichnete sich ab, dass die Geburtswehen tatsächlich überstanden waren und im Frühjahr 2005 begann die Produktion unter der Regie des comicerfahrenen „X-Men“ Regisseurs Bryan Singer. Im Sommer 2006, sieben Jahre nach der ursprünglichen Planung dann endlich der Kinostart.
Nun fragt man sich natürlich, ob sich das lange Warten gelohnt hat. Eine Frage, die sich gar nicht so leicht beantworten lässt, auch nicht dann, wenn nach 153 Minuten der Abspann über die Kinoleinwand läuft. Eins ist jedoch gewiss: Superman bleibt sich selbst treu. Das merkt man immer wieder, wenn man einen der „alten“ Superman-Filme gesehen hat. Sei es das senkrechte Schweben in der Luft, die kecke Stirnlocke oder das Kostüm, man hat nicht nur inhaltlich sondern auch formal an die Vorlagen gehalten. Je nach dem kann man das als Fan der alten Filme löblich finden oder aber als Fan von „zeitgemässeren“ X-Men, Spiderman und Co unfreiwillig komisch. Doch wie gesagt: Superman ist durch und durch gut wie eh und je. Und warum eigentlich auch nicht? Leider ist diese Tatsache neben den gigantischen Spezialeffekten auch das einzige, was wirklich erwähnenswert ist. Wenn man allerdings das Drehbuch unter die Lupe nimmt, kann man sich schon fragen, ob mit so zahlreichen zerschlissenen Autoren und einem Budget von 260 Millionen $ (was ihn zumindest momentan zum teuersten Film aller Zeiten macht) nicht etwas mehr frische Ideen (trotz der beibehaltenen Grundidee) statt Überlänge drin gewesen wären . Lediglich die Frage, ob Lois Sohn denn nur Supermans Sohn ist, sorgte bei mir für anhaltende Spannung, die erst zum Ende wirklich aufgelöst wird. „Superman Returns“ ist ein unterhaltsamer Streifen ohne größere Höhepunkte geworden. Mir persönlich hat „Batman Returns“ und auch „Spiderman“ um einiges besser gefallen.
Tausende Endzwanziger außer mir selbst sind in diesen Tagen fiebrig erregt oder mürrisch. Die fiebrig Erregten freuen sich auf den Abschluss einer Saga und die Mürrischen trauern, sind es denn echte Fans, dem Ende einer 28 Jahre dauernden sechsteiligen Science-Fiction-Reihe nach. So oder so, glasige Augen und brummende Laserschwerter sind bei „Star Wars Episode III – Die Rache der Sith“ garantiert.
„Episode II – Angriff der Klonkrieger“ endete mit einer erfolgreich geschlagenen, einzelnen Schlacht in einem Krieg, der 3 Jahre dauern sollte, der Besiegelung der verbotenen Liebe zwischen dem aufstrebenden Jedi Anakin Skywalker (Hayden Christensen) und Padme Amidala (Natalie Portman) und dem Geheimnis, wer sich hinter der dunklen Kapuze des „Darth Sidious“ versteckt. „Episode III“ beginnt inmitten einer tobenden, atemberaubenden Weltraumschlacht zwischen den Separatisten und der Republik. Dem feigen General Grievous auf der Spur, ist Anakin gemeinsam mit seinem Meister Obi-Wan Kenobi (Ewan McGregor) im Anflug auf ein Schiff, um den entführten obersten Kanzler (Ian McDiarmid) zu befreien. Was da gleich zu Beginn an „starwarsigem“ Special-Effects-Feuerwerk abgefackelt wird, lässt die bisherigen 5 Teile der Reihe beinahe ärmlich verblassen. Viel größer ist die Dichte und Anzahl der Raumschiffe, dank sich noch immer weiterentwickelnden Spezialeffekten noch todesmutiger die Flugmanöver unserer Helden. Nach gelungener Rettung des Kanzlers schließt sich die Lücke zu den bekannten, alten Star Wars Filmen immer mehr. So wird dann auch nicht Antwort auf die Frage „Was“ sondern auf die Frage „Wie“ gegeben. Wie genau wird der heissblütige Jedi Anakin Skywalker zum dunklen Darth Vader, wie werden die Jedis ausgelöscht, wie das Imperium geboren, gegen das dann später Luke und Han Solo so erbittert kämpfen. Alle diese Fragen werden in 142 Minuten beantwortet und wenn Teil 3 endet, wissen wir alle, wie es genau zu all dem kam, was sich schon in Episode II ankündigte und in Episode VI schliesslich in der Läuterung des Bösewichts endet.
Der vorliegende dritte Teil ist dramaturgisch der interessanteste und auch düsterste Teil des Star Wars Sixpacks und bringt auch die beste Star Wars Atmosphäre der neueren Trilogie auf die Leinwand. Unterstützt von der aktuellen Technik, die zugegebener Maßen noch mal deutlich besser aussieht als bei Episode II, blitzt immer wieder der alte Krieg-der-Sterne-Charme auf. Actionhöhepunkte sind die Laserschwert-Duelle zwischen Obi-Wan und dem Oberfiesling General Grievous, zwischen Yoda und dem Imperator und schließlich dem Finalen Kampf zwischen Anakin und Obi Wan und natürlich die erwähnte Weltraumschlacht gleich zu Beginn. Sowohl schauspielerisch als auch dramaturgisch begeisterte mich besonders die Rolle des Imperators, der mit seiner dezenten Verführung und süßen, genau gezielten Worten die Schlinge um Anakins Hals immer enger zieht und es schafft, ihn völlig zu blenden. So einen überzeugenden Bösewicht habe ich wirklich schon lange nicht mehr gesehen!
50 Millionen Dollar Einspielergebnis am ersten Tag (was nebenbei bemerkt ein neuer Rekord ist, den Star Wars aufgestellt hat) beweisen, dass die gute alte Heldengeschichte über Gut und Böse noch immer funktioniert, vor allem, wenn sie in einer so energiegeladenen, phantasievollen und dennoch so menschlichen Welt angesiedelt ist. Daran vermögen auch die etwas hölzernen Liebesszenen und zum Teil etwas arg pathetischen Dialoge nichts zu ändern. Möge die Macht für alle Zeit mit dem Mann sein, der es geschafft hat, eine Saga zu erschaffen, die zwei Generationen überdauerte und in der Kinogeschichte ihresgleichen sucht. George Lucas kann sich getrost auf diesen Lorbeeren ausruhen. Wie sollte er das auch noch übertreffen?
Der Engländer Alex Hughes (Alan Rickman) ist mit dem Auto in Canada unterwegs, um eine alte Bekannte in Winipeg zu besuchen. Der verschlossene Eigenbrödler wird in einem Diner von der jungen Vivienne angesprochen, die eine Mitfahrgelegenheit sucht. Zuerst wehrt Alex ab, dem nicht an Unterhaltung gelegen scheint, doch schließlich nimmt er die lebendige junge Frau doch in seinem Auto mit. Nach einem Halt zum Tanken wird das Auto von einem LKW angefahren und Vivienne stirbt. Alex ist schockiert, beschließt jedoch, Viviennes Mutter die Nachricht von deren Tod persönlich zu überbringen. Er ist überrascht, als Viviennes Mutter Linda (Sigourney Weaver) deren Tod ohne erkennbare Gefühlsregung zur Kenntnis nimmt. Von der Nachbarin Maggie (Carrie-Ann Moss) erfährt er, dass Linda Autistin ist. Auf deren Bitten hin bleibt er für eine Woche, und beschließt, die Beerdigung zu organisieren. Dabei kommt er der hübschen Nachbarin Maggie näher und bald schon erfährt der Zuschauer, dass auch Alex Leben eine ähnliche Tragödie überschattet.
Der Eröffnungsfilm der Berlinale 2006 ist ein Film, der stark an „Rain Man“ mit Tom Cruise und Dustin Hoffman erinnert. Durch das intensive Spiel von Sigourney Weaver, die sich monatelange auf ihre Rolle vorbereitete, schafft es der Film eine sensible und glaubhafte Darstellung des Autismus umzusetzen. Das faszinierende an der Geschichte ist, wie Alex durch den Kontakt mit Linda mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert wird und von der scheinbar eingeschränkten Frau die Freude an den kleinen Dingen wiederentdeckt. Die Erzählstruktur ist spannend aufgebaut, so dass man erst im Laufe des Films erfährt, warum Alex so verschlossen und traurig erscheint. Ein schöner Film zu Weihnachten, mit rührenden und komischen Augenblicken und dennoch zu keiner Zeit kitschig oder unglaubwürdig.
Kennen Sie die Horror-Komödie „Arac Attack“ von 2002? Dort hatten in einem trashigen und selbstironischen Klamauk eine Horde mutierte Achtbeiner eine kleine Stadt angegriffen. Von Zeit zu Zeit scheint Hollywood wohl so einen überzogenen Trash produzieren zu müssen. Nun sind Schlangen das böse Ungeziefer.
Der junge Motocrossbiker Sean Jones (Nathan Philipps) hat an einem abgelegenen Ort in den Bergen Hawaiis einen Mord beobachtet. Als Zeuge der Anklage soll er den asiatischen Gangsterboss Eddie Kim endgültig hinter Gitter bringen. Zu diesem Zweck wird er unter Begleitung des FBI-Agenten Nelville Flynn (Samuel L. Jackson) und dessen Kollegen an Bord einer Linienmaschine nach Los Angeles überführt. Fieserweise hat Kim dafür gesorgt, daß eine Riesenladung Gift- und Würgeschlagen an Bord gebracht wurde, um den Zeugen auszuschalten. Als der Zeitzünder aktiviert wird, wird im Laderaum das gefährlichste Terrarium geöffnet, das man sich vorstellen kann...
Bei „Snakes on a Plane“ ist der Titel Programm. Dieser schon weit vor Veröffentlichung im Internet publizierte Filmtitel sorgte durch Diskussionen in Internetblogs und -foren für einen Riesenhype, dem sich auch Hauptdarsteller Jackson wohl nicht verschließen konnte. Allein aufgrund des Filmtitels habe er die Rolle angenommen, verriert der Star in einem Interview. Wie auch bei dem schon erwähnten „Arac Attack“ wird in „Snakes on a Plane“ munter mit allen Klischees jongliert, die man in einem B-Film nur auffahren kann. Logik hat dabei keinen Platz, aber das ist auch nicht Sinn der Sache. Als Zuschauer will man schlicht und einfach sehen, wie Mr.Cool Jackson den fiesen Kriechtieren den Garaus macht. Daß dabei nicht wenige Fluggäste auf der Strecke bleiben, lässt sich nicht vermeiden. Was den Film erfrischend macht, ist die Tatsache, daß er sich selbst keine Minute zu ernst nimmt und einfach nur simpel unterhält, etliche dramatische Momente und viele coole Sprüche vom Hauptdarsteller inklusive. Selbstironischer Horror-Trash wie er nicht unterhaltsamer sein kann. Alle 3-4 Jahre...
Ein neues Jahr, eine neue Komödie von Stadtneurotiker Woody Allen. Nachdem er nach zuletzt weniger begeisternden Filmen im letzten Jahr mit „Match Point“ einen Überraschungshit gelandet, läuft nun die Komödie „Scoop“ um einen fraglichen Serienmörder.
Die junge amerikanische Journalistik-Studentin Sondra Pransky (Scarlett Johansson) verbringt ihre Ferien bei einer befreundeten Familie in London. Eines Abends besucht sie eine Vorstellung der Zauberkünstlers Sid Waterman, der sich „der große Splendini“ (Woody Allen) nennt. In seinem „Entmaterialisierer“ will er sie verschwinden lassen, was auch klappt. Allerdings begegnet Sondra im Schrank auch dem Geist des verstorbenen Star-Reporters Joe Strombel (Ian McShane), der ihr eine schier unglaubliche Geschichte erzählt. Der schon seit langem gesuchte „Tarotkarten Mörder“ soll niemand anders sein als der unbescholtene Peter Lyman (Hugh Jackman aus „X-Men“), ein erfolgreicher Oberklasse-Aufsteiger mit adeligem Stammbaum. Strobmel überredet Pransky, diesen Knüller („Scoop“) unbedingt zu recherchieren. So käme er zu seiner letzten großen Story und sie zu einem großen Karrierestart. Fortan nimmt die junge Amerikanerin die Fährte auf und schafft es sogar (mit der Hilfe von "Splendini") als „Jade Spence“ das Vertrauen und die Liebe des Verdächtigten zu gewinnen. Nur: Ist er tatsächlich ein Mörder und kann man dem Geist eines verstorbenen Sensationsreporters Glauben schenken?
„Scoop“ funktioniert wie meistens bei Allens Komödien durch die nach wie vor witzigen Dialoge und der sympathisch-neurotischen Art von Allen, auch wenn der Altmeister seinen beiden Hauptdarstellern mehr Raum lässt als in früheren Filmen. Die Geschichte selbst funktioniert ebenfalls erstaunlich gut, nicht zuletzt deshalb, weil der Zuschauer bis kurz vor dem Ende im Ungewissen gelassen wird, ob Lyman nun tatsächlich der Mörder ist. „Scoop“ ist wieder Allen-Meterware in bester Qualität und man hat fast den Eindruck, als wolle der Meister der intelligenten Komödie allen Vorhersagen entgegenschlagen, die nach dem melancholisch-genialen „Match Point“ anstanden. Allen spielt lässig und souverän seine Rolle als verschrobener Magier und genau so führt er Regie. Die sarkastischen Querhiebe auf die britische Oberklasse aus "Match Point" und das Gefühl, mit dem Film einen neuen Aufbruch zu schaffen, lässt „Scoop“ allerdings vermissen. Die Szenen zwischen Johansson und Allen sind die besten, während Jackman recht blasst bleibt. Eine nette und leichte Komödie für einen verregneten Herbstnachmittag im Kino.
Jeder Zaubertrick, der wirklich beim Publikum ankommen soll, verfügt über drei Elemente: Die Vorstellung, in der man dem Zuschauer etwas ganz gewöhnliches zeigt, aber natürlich ist es das nicht. Der zweite Teil ist die Wende, in der mit dem Gewöhnlichen etwas außergewöhnliches geschieht. Aber wer nach dem Geheimnis sucht, wird es nicht finden. Deshalb braucht es einen dritten Teil, das so genannte Prestigio, in dem alle gespannt warten, um dann etwas zu sehen, was sie noch nie zuvor gesehen haben.
Mit diesen Worten beginnt „Prestige“, aus dem Off gesprochen von Cutter (Michael Caine), der sich als Erfinder der anderen Art große Zaubertricks und die benötigten Apparaturen dazu ausdenkt. Ende des 19. Jahrhunderts arbeitet er in London mit den beiden jungen und ambitionierten Zauberkünstlern Alfred Borden (Christian Bale) und Rupert Angier (Hugh Jackman). Als bei einem Unfall auf der Bühne Angiers Ehefrau in einem Wassertank ertrinkt, gibt Angier Borden die Schuld und es kommt zum Bruch der beiden Freunde. Bald schon darauf gelingt es Borden mit Hilfe eines neuen Ausstatters, einen spektakulären, neuen Trick zu entwickeln, der ihn an die Spitze des Erfolges katapultiert. Angier ist wie besessen davon, das Geheimnis, das hinter dem Trick steckt, zu ergründen und entwickelt eine Kopie des Tricks mit einem Doppelgänger, der jedoch schon bald durch Bordens Bestechung des Doubles auffliegt. Angier setzt seine Assistentin und Geliebte Olivia (Scarelett Johansson) auf Borden an, um hinter das Geheimnis zu kommen. Die Spur führt zu Nikola Tesla (David Bowie), der für Angier eine Apparatur baut, die den Trick von Borden noch übertrifft. Nun versucht Borden seinerseits das Geheimnis hinter Angiers Apparatur herauszufinden und muss miterleben, wie Angier in einem Wassertank unter der Bühne ertrinkt. Er wird des Mordes angeklagt. Im Gefängnis erhält er das Tagebuch Angiers, das der Unschuldige Angeklagte verschlingt, um dahinter zu kommen, was wirklich passiert ist...
Schon früh erfährt der Zuschauer vom Tode Angiers, denn der Film erzählt die Geschichte nicht chronologisch sondern in einzelne Episoden verpackt, ähnlich wie in Nolans Debüt „Memento“. Das bewährte Konzept geht auf, denn der Film ist dadurch spannend bis zur letzten Minute. Immer wieder bietet der Film erstaunliche Twists und Rätsel, die jedoch am Ende des Films im Gegensatz zu „Memento“ alle aufgelöst sind. Die beiden Hauptcharaktere sind zwei Besessene, für die nichts zählt außer dem Geheimnis des Anderen. Dabei merken sie beide nicht, dass sie im Laufe ihrer Karriere Grenzen überschreiten, die man nicht überschreiten sollte. Die Charakterzeichnung ist dennoch auch Kritik: Wenn man den Charakteren ihre Obsessionen nehmen würde, ständen sie erstaunlich eindimensional da, denn die Konflikte, die die beiden Zauberkünstler mit sich und ihrer Umwelt haben, sind zwar immer wieder angeschnitten, jedoch nie detailliert genug gezeichnet, um die 2 Hauptfiguren umfassend darzustellen. Daran können auch die überzeugenden Leistungen von Jackman, Bale, Caine, Johansson, Serkins und Bowie nichts ändern. Wäre hier noch etwas mehr Detailarbeit geleistet worden, käme der Film wohl an das Niveau von „Memento“ heran. So ist er „nur“ ein sehr spannender Fantasy-Thriller geworden.
„Titanic“ entwickelte sich nach seiner Produktion 1997 zum erfolgreichsten Film aller Zeiten. „Warum also nicht noch einmal eine alte Katastrophengeschichte für`s Kino aufwärmen?“, dachte sich wohl Deutschlands Hollywood-Export Nummer 1, Wolfgang Petersen, als er beschloss, „Die Höllenfahrt der Poseidon“, die es 1973 immerhin auch auf 9 Oscarnominierungen gebracht hatte, neu zu verfilmen.
Der Vertreter des „70er Jahre Katastrophenfilms“ nach dem Roman „Schiffbruch“ von Paul Gallico handelt von einem Luxuskreuzfahrtschiff, dass mitten auf See unerwartet von einer Riesenwelle getroffen wird und kentert. Am groben Gerüst hat Petersen nach meinen Recherchen so gut wie nichts geändert, auch wenn ich das Original leider nicht gesehen habe. Hätte er vielleicht aber sollen. Immerhin sind bei mehreren schweren Flutkatastrophen in den letzten beiden Jahren zigtausende ums Leben gekommen… Aber lassen wir das.
Die „Poseidon“, ein Luxuskreuzfahrtschiff der absoluten Oberklasse wird während des Sylvesterballes auf offener See von einer Riesenwelle zum Kentern gebracht und treibt schließlich "friedlich" kieloben auf dem Wasser. Im Inneren freilich ist das Chaos ausgebrochen: Explosionen und anschließende Brände, eindringendes Wasser und Kurzschlüsse haben viele Leben gekostet. Im Ballsaal haben sich einige Überlebende versammelt, die auf Anraten des Kapitäns auf die Rettung warten. Doch davon hält der junge John Dylan (Josh Lucas) nichts: Er beschließt, einen Weg nach draußen zu suchen. Bald schließen sich ihm der zehnjährige Jimmy mit seiner Mutter (Emmy Rossum), der ehemalige Bürgermeister Ramsey (Kurt Russell) mit seiner Tochter und deren Freund, die junge Latina Elena und der Mittfünfziger Richard Nelson (Richard Dreyfuss) an. Auf ihrem Weg nach draußen ergeben sich immer wieder dramatische Szenen und neue Hindernisse, doch schließlich kommt (fast) die ganze Gruppe draußen an und wird gerettet.
Petersens Blockbuster kommt daher wie ein einfallsloser Mix aus „Titanic“, „Flammendes Inferno“ und „Der Sturm“. Was bei Poseidon vor allen Dingen begeistert sind die tollen Special-Effects von George Lucas´ ILM. Doch bin ich ja ein kritischer Kinogänger. So beeindruckend die Bilder auch sind, ein gutes Drehbuch wiegt schwerer. Da hat „Poseidon“ aber leider nur (wenn auch manchmal spannende) Klischees zu bieten. Unter den Darstellern hat höchstens Dreyfuss eine besondere Erwähnung verdient. Fazit: Ist „Poseidon“ kurzweiliges Kino? Ja! Muss man den Film gesehen haben? Muss man nicht! Der Meinung scheinen auch andere zu sein: Bei Produktionskosten von 140 Mio. $ blieb der Film bisher beim Einspielergebnis zumindest in den USA weit hinter den finanziellen Erwartungen zurück.
Pünktlich zur Oscarverleihung, die in der kommenden Nacht um 2.00 Uhr stattfindet, kommt meine Meinung zum sechsfach nominierten mexikanischen Fantasy-Drama „Pans Labyrinth“ vom Regisseur Guillermo del Toro, der mit „Mimic“, „Blade II“ und „Hellboy“ schon mehrere Filme realisiert hat, die in punkto „düsterem Touch“ in eine ähnliche Richtung gehen.
Spanien 1944. Der Bürgerkrieg ist beendet und Diktator Franco hat die Macht übernommen. Doch in den Bergen Nordspaniens liefern sich Partisanen mit den Regierungstruppen unter Hauptmann Vidal (Sergi Lopez) einen ungleichen Kampf. Dieser hat unlängst die Witwe Carmen (Ariadna Gil) geheiratet, die ein Kind erwartet. Gemeinsam mit Carmens Tocher aus erster Ehe, Ofelia (Ivana Baquero), holt er sie zu sich in sein Lager. Ofelia hat eine besondere Affinität zu Märchen und Fantasiegeschichten. Kurz nach der Ankunft bei ihrem grausamen Stiefvater wird sie von einer Elfe in eine nahes Ruinenlabyrinth geführt, wo ihr ein uralter Faun namens Pan (Doug Jones) begegnet. Dieser erzählt ihr, dass sie die Wiedergeburt einer Prinzessin eines unterirdischen Königreiches sei und nur zu ihrem Volk zurückkehren könne, wenn sie durch drei Prüfungen den Fluch breche. Während sich Ofelia den Prüfungen stellt, in denen ihr Monster und andere eklige Kreaturen begegnen, kommt Hauptmann Vidal Verrätern in seinem eigenen Haushalt auf die Schliche. Nicht nur der Stabsarzt, sondern vor allem die Haushälterin Mercedes (Maribel Verdú) versorgen die Rebellen mit Essen, Medizin und Nachrichten. Doch Vidal hat nicht vor, sich zum Narren machen zu lassen und exekutiert den Arzt kurzerhand und auch Mercedes ist kurz davor aufzufliegen. Ofelia bekommt von all dem nur wenig mit, denn sie hat bei der zweiten Prüfung versagt und Pan wendet sich von ihr ab. Als Ofelias Bruder geboren wird, kehrt er zurück und stellt ihr eine letzte, grausame Prüfung.
Als ich nach dem Ende des Films im Kino saß, war ich von der Grausamkeit und der Kernaussage erst einmal wie gelähmt, konnte aber auf der anderen Seite meine Begeisterung spüren. „Pans Labyrinth“ macht es einem nicht einfach, eine objektive Kritik abzugeben. Zuerst sollte gesagt werden, dass der Film kein harmloses Märchen für Kinder ist! Während in der realen Welt vor allem die von der Kamera immer wieder minutiös gefilmte Grausamkeit des faschistischen Hauptmanns abstösst, sieht es in der düsteren Fantasiewelt, in der sich die naive Ofelia bewegt, genauso düster aus. Eklige Riesenkröten, ein Kinder fressendes Monster ohne Augen und jede Menge Magie, Blut, Schleim und Dreck begegnen einem da. Was den Film dennoch zu etwas besonderem macht ist nicht in erster Linie die hervorragende Umsetzung, die von den Farben über die Kamera und Musik bis zu den grandiosen Darstellern reicht, sondern die Tatsache, dass del Toro quasi ein neues Genre schafft. Es ist diese raffinierte Mischung aus Historienfilm, Fantasy und Horror, die man so noch nie auf einer Kinoleinwand gesehen hat und die schlichtweg begeistert. Denn die Gewaltmomente ziehen ihre Berechtigung aus der Kernaussage des Film, die zugegebenermassen eine sehr düstere ist und im Film von nahezu allen Charakteren entweder ausgesprochen oder sonst wie artikuliert wird. So sagt ihre Mutter zu Ofelia: „Du wirst bald verstehen, dass das wahre Leben nicht wie in deinen Märchen ist“. Doch auch die Märchenwelt ist grausam, der Faun Pan wirft bei Ofelia die Frage auf, ob sie ihm wirklich trauen kann. So ist der Film also gleichermassen eine Metapher auf das Erwachsen Werden wie auch auf den Faschismus, zugleich Historiendrama und eine düstere Version von „Alice im Wunderland“.
Nicht zu unrecht wurde "Pans Labyrinth" neben dem besten Originaldrehbuch (von Regisseur del Toro geschrieben) auch in den Kategorien bester fremdsprachiger Film, Kamera, Make-Up, Szenenbild und Filmmusik für einen Oscar nominiert. Weitere Preise und Nominierungen umfassen den spanischen Filmpreis Goya (12 Nominierungen!), den britischen BAFTA-Award sowie den Independent Spirit Preis 2007. Bei den Filmkritikern schaffte es „Pans Labyrinth“ ausserdem auf der Internetseite www.metacritic.com, die eine durchschnittliche Wertung aller veröffentlichten Filmkritiken berechnet auf eine Wertung von 98 Punkten und setzte sich so direkt an die vierte Stelle der besten Filme aller Zeiten. Wer sich also für ein düsteres Märchen für Erwachsene begeistern kann, das nur so vor Metaphorik strotzt, sollte sich „Pans Labyrinth“ unbedingt im Kino ansehen.
Der idealistische Däne Jacob (Mads Mikkelsen) leitet voller Herzblut ein Kinderheim in Indien. Doch der Einrichtung steht das Wasser bis zum Hals: Die finanziellen Mittel sind aufgebraucht und die letzte Möglichkeit das endgültige Aus zu verhindern, ist einen Sponsor zu finden. Aus diesem Grund kehrt Jacob in die fremd gewordene Heimatstadt Kopenhagen zurück, wo der Industrielle Jorgen (Rolf Lassgard) eine großzügige Spende in Aussicht gestellt hat. Doch Jacob konkurriert mit anderen Projekten um Jorgens Gunst, der noch keine endgültige Entscheidung getroffen hat. Um Jacob besser kennen zu lernen, lädt er diesen übers Wochenende kurzerhand zur Hochzeit seiner Adoptivtochter Anna ein. Auf der Hochzeit begegnet er seiner Exfreundin Helene (Sidse Babett Knudsen), die inzwischen mit Jorgen verheiratet ist. Das kann eigentlich kein Zufall sein, doch mit dem Verdacht konfrontiert, bestreitet Jorgen, das „zufällige“ Treffen arrangiert zu haben. Dann findet Jacob heraus, dass er der leibliche Vater von Anna ist und schon bald jagt ein emotionsgeladener Konflikt den nächsten...
„Nach der Hochzeit“ ist ein ergreifendes Drama mit hervorragenden Darstellern. Wenn es um moralische Entscheidungen, verflossene Liebschaften und melancholische Idealisten geht, steht ein Film sehr in der Gefahr, kitschigem Pathos zu verfallen. Nicht so bei „Nach der Hochzeit“. Der Grund hierfür liegt vor allem an den glaubwürdigen Darstellern und dem sensiblen Drehbuch, das nicht den Fehler macht, bei den potentiellen Gefahrenpunkten ins Detail zu gehen und die Charaktere glaubhaft entwirft. Die Entscheidung, vor der Jacob steht, in Dänemark bei seiner Tochter zu bleiben oder ohne Geld zu dem Waisenjungen Pramud zurückzukehren, für den er bereits Vaterfigur ist, stellt ihn vor ein schier unlösbares Dilemma und macht einen großen Teil der spannenden Atmosphäre des Films aus. Ebenso beeindruckend ist die Bildsprache um das nur indirekt aber nichts desto trotz deutlich thematisierte Gefälle zwischen erster und dritter Welt. Wenn Jacob zu Beginn des Films Essen an arme Kinder verteilt und dann mit dem Jeep durch die Slums fährt und dann zurück in Dänemark im exklusiven Hotelzimmer und in Jorgens Landhaus nachdenklich die Einrichtung betrachtet, bekommt man ein schlechtes Gewissen. Das Drehbuch stammt von niemand geringerem als von Dänemarks Vorzeigeautor und –regisseur Anders Thomas Jensen („Adams Äpfel“, „In China essen sie Hunde“) und war für einen Oscar für den besten Fremdsprachigen Film nominiert. Jedem, der sich für tiefgründige Dramen begeistern kann, sei dieser Film ans Herz gelegt.
Eine Arbeitersiedlung im Boston der 60er Jahre. Hier sind Jimmy, Sean und Dave zu Hause. Ein Tag, der harmlos mit dem Spiel auf der Straße beginnt, läutet das Ende der unbeschwerten Kindheit der 3 Jungen ein: Beim Spielen werden sie von 2 Männern in einem Wagen angesprochen, nachdem sie ihre Namen in den feuchten Beton einer Baustelle an der Strasse geschrieben haben. Sie geben sich als Polizisten aus und fordern Dave auf, in den Wagen zu steigen, um auf die Polizeiwache gebracht werden. Völlig verängstigt und dennoch das drohende Unheil ahnend steigt Dave ein...
Später sieht der Zuschauer Dave in einem dunklen Keller auf einer schmuddligen Matratze. Die Männer sind betrunken, in Unterhemden kommen sie verächtlich grinsend auf den Kleinen zu. Der Zuschauer erfährt nicht, was Dave durchleben muss, in der nächsten Szene entkommt er durch den Wald. Und obwohl jedem klar ist, was mit Dave schreckliches passiert sein muss, gibt gerade diese Unausgesprochenheit dem Zuschauer ein beklemmendes Gefühl der Gewissheit.
30 Jahre später haben sich die einstigen Freunde aus den Augen verloren, obwohl noch alle 3 im selben Viertel wohnen. Doch ein Schauder des Schicksals bringt die 3 Männer wieder in Kontakt. Jimmys (Sean Penn) 19jährige Tochter aus erster Ehe verschwindet auf dem Nachhauseweg von einer abendlichen Feier. Sean (Kevin Bacon) ist der Detective der Mordkomission, der die unangenehme Aufgabe hat, seinem Jugendfreund den Mord an seiner Tochter mitzuteilen. Und dann ist da noch Dave (Tim Robbins), dem sein Kindheitstrauma auch als Erwachsener noch anzumerken ist. Ein völlig verstörter, hilfloser Mann, der in der Nacht des Mordes die Tochter gesehen hat und am frühen Morgen verletzt mit blutigen Händen nach Hause kommt. Und schon bald nimmt die Dynamik aus Misstrauen, Verzweiflung und der wieder zu Tage geförderten, traumatischen Kindheit einen bizarren und unheilvollen Verlauf: Gewalt liegt in der Luft...
Seit genau 40 Jahren ist Clint Eastwood inzwischen im Show-Geschäft, und kein bisschen müde. Kein Wunder, kann der gute Mann doch auf eine gleichermaßen beeindruckende Karriere als Schauspieler und Regisseur zurückblicken. Ein Ende ist nicht in Sicht, was jeden Filmfreund hocherfreuen dürfte. Und nachdem er schon Meisterwerke wie „Erbarmungslos“, „Absolute Power“ und „Die Brücken am Fluß“ abgeliefert hat, macht er seinem Ruf als Klasseregisseur nun mit „Mystic River“ erneut alle Ehre.
Eastwood schafft es mit Bravour einen hochspannenden und dichten Thriller zu erzählen, der dennoch ganz anders gestrickt ist als der „normale“ Thriller. Da kommt mit quälender Schwermut die Kindheitsgeschichte wieder zu Tage und den Protagonisten, die von den Hauptdarstellern durchweg brillant dargestellt werden, sehen sich völlig hilflos ihren eigenen Gefühlen und Ängsten ausgesetzt. Da sagt ein unbewegtes Bild, ein misstrauischer Blick oder eine Nahaufnahme sehr oft sehr viel mehr aus als alle Textzeilen es je könnten.
Und so ist „Mystic River“ dann alles zu gleichen Teilen: Thriller, Drama und Gesellschaftsporträt. Und genau diese hochgelungene Mischung macht den besonderen Reiz und die Klasse des Films aus. Selten hat mich ein so spannender und dramatischer Film gleichzeitig so nachdenklich gemacht. Das überraschende Ende mit einem völlig unerwarteten Täter und einem bittersüß-versöhnlichen Ende sind das Sahnehäubchen nach 138 Minuten Kino erster Güteklasse.
Da ist er wieder. Der gute alte Mr. Spielberg. Letzten Sommer war er noch mit Tom Cruise und dem „Krieg der Welten“ in den Kinos, nun mit seinem aktuellen Werk „München“. 5.September 1972, in München finden die Olympischen Spiele statt. Eine Gruppe palästinensischer Terroristen namens „Schwarzer September“ nehmen 11 Sportler des israelischen Olympiateams als Geiseln, die später alle ermordet werden.
Israels Antwort auf den Terrorakt ist die gezielte Ausschaltung der Hintermänner des Attentats. Die Premierministerin Golda Meir persönlich wählt den jungen Mossad-Agenten Avner (Eric Bana) als Kommandeur eines fünfköpfigen Killerkommandos aus, die die Planer des Attentats liquidieren soll. Obwohl seine Frau hochschwanger ist, entschliesst sich der junge Israelische Patriot, den Auftrag anzunehmen. Unter Leitung des knallharten Verbindungsmanns Ephraim (Geoffrey Rush) und streng geheim beginnt Avner mit 4 anderen Agenten die Suche nach den palästinensischen Terroristen. Am Anfang noch unerfahren und Schuldgefühlen geplagt erlangen die 5 Männer schon bald eine makabere Übung bei ihrem Geschäft. Als sie den französischen Informanten Louis kennen lernen, werden immer mehr Namen und Aufenthaltsorte bekannt. Doch mit zunehmendem Erfolg wird der Job auch schwieriger, denn nicht nur die PLO, sondern auch andere Geheimdienste, haben ihre eigenen Interessen. Schon bald beklagt der Mossad das erste Opfer und die PLO verübt Vergeltungsanschläge. Und Avner leidet nicht nur immer stärker unter Verfolgungswahn und Gewissensbissen, sondern auch unter der Frage, ob die Opfer wirklich die Attentäter von München sind.
„München“ brilliert als vertrackte und hochspannende Agentengeschichte mit bestechenden Darstellern. Für die Aufnahme des Films wurden 35mm Arri-Kameras verwendet, was sich unter anderem durch ein grobkörniges Bild bemerkbar macht und dem Film einen besonderen Look verschafft. Was mir an „München“ nicht gefällt ist, daß er durch seine Erzählweise (Rückblenden zum Attentat, zum Teil Originalaufnahmen) den Eindruck von hoher Authentizität suggeriert. In Wahrheit beruht das Drehbuch jedoch auf den Erzählungen eines angeblichen Mossad-Agenten, der aber in den 80er Jahren als Schwindler enttarnt wurde. Er erzählt die Handlung auf einem fiktiven oder zumindest nicht historisch belegbaren Hintergrund. Hinzu kommt, dass die Parteien für meinen Geschmack zu subjektiv dargestellt werden. Ich würde ihn zwar nicht anti-israelisch nennen, jedoch kommen die Palästinenser alles in allem deutlich besser weg. (Und das obwohl Regisseur Spielberg selbst Jude ist) Auch die angerissene Frage, ob Mord als Vergeltung legitim ist oder sein kann, wird nur angeschnitten, indem man den Hauptprotagonisten als einen gequälten Mann zeigt, der an seiner Funktion als „Soldat“ zweifelt. Alles in allem ist „München“ ein hochspannender Agententhriller mit hohem Unterhaltungswert, den politisch-moralischen Anspruch, den der Film aber indirekt erhebt, kann er aber nicht zufriedenstellend erfüllen. Gestern wurde der Film für 5 Oscars nominiert, unter anderem für die beste Regie. Vielleicht sollte dieses Jahr mal ein anderer Regisseur diese Ehrung erhalten.
Die Ehe von Herr (Brad Pitt) und Frau (Angelina Jolie) Schmidt ist nach 5 oder 6 Jahren in eine ernüchterte Phase gekommen. Der erfolgreiche Bauunternehmer und die Netzwerkbetreuerin gehen voll in ihren Jobs auf und beide Fragen sich, wohin die Romantik von früher verschwunden ist. Eine normale, alltägliche Geschichte? Wohl kaum. Denn was nur der Zuschauer erfährt: Beide sind erfolgreiche Berufskiller und jeder gaukelt dem anderen eine andere Realität vor. Das bei so einem doppelten Doppelleben die Ehrlichkeit und damit eine wichtige Grundlage einer Ehe auf der Strecke bleibt erfahren die beiden erst eine geraume Zeit nachdem sie bei einem Eheberater unangenehme Fragen über sich ergehen lassen mussten.
Nachdem nämlich die Auftraggeber herausgefunden haben, dass die beiden verheiratet sind, lassen diese die Bombe platzen: So was ist schlecht für´s Geschäft. Die Sache fliegt für die Hauptdarsteller auf, als beide auf ein und denselben fingierten Job angesetzt werden. Als die Sache schief geht, werden die beiden aufgrund dieses „Fehlers“ aufeinander angesetzt. Ein spannendes und unterhaltsames Katz-und-Maus-Spiel beginnt...
Also ehrlich. So unrealistisch die Idee auch Klang: Ich fand die Grundidee zu diesem Drehbuch grandios. Viel humoristisches und actionhaltiges, aber auch dramatisches Potential liegt in einem solch auf die Spitze getriebenen Rollenkonflikt im Rahmen der Handlung. Und dieses Potential haben die Macher ganz ordentlich umgesetzt: Eine heitere Mischung aus sehenswerter Action und Spannung sowie skurille Situationskomik sind dabei herausgekommen. Zwischen Ehrgeiz, den „Job“ zu erfüllen und dem Dilemma der Gefühle, die im Spiel sind erhält die Handlung eine tolle Dynamik. Die Dialoge sind vielleicht nicht Nobelpreiswürdig, unterstützen die skurille Atmosphäre jedoch sehr treffend, so wenn Mrs. Smith nach einem abgefeuerten Magazin durchs zerschossene Treppenhaus ruft: „Lebst du noch, Schatz?“ Doch bei aller Situationskomik kommt die Action nicht zu kurz. Heiße Kugelgewitter und Verfolgungsjagden sind garantiert. Die Schauspielerische Leistung ist dem Projekt angemessen, man spürt den Darstellern den Spaß an, den sie beim Dreh der grandiosen Mischung aus Action, Komödie und Liebesgeschichte wohl gehabt haben müssen. Wie die Geschichte dann endet, wird nicht verraten. Sehr unvorhersehbar ist das Ende zwar nicht, aber knapp 140 Minuten Popcorn-Hollywoodunterhaltung braucht ja nicht Unmengen von Innovationen. Dennoch war ich angenehm überrascht, dass „Mr. & Mrs. Smith“ ihren Job gar nicht mal so schlecht machen.
Wer hätte gedacht, daß sich „Mr. James Bond“ Pierce Brosnan höchstpersönlich mitsamt seinem Action-Image mal selbst auf den Arm nehmen würde?Beim renommierten Sundance-Festival hatte „Mord und Margaritas“ vor einem Jahr Weltpremiere. Nun läuft der Film um einen Auftragskiller mit Sinnkrise seit letzter Woche in den deutschen Kinos.
Julian Noble (Pierce Brosnan) ist ein eiskalter Auftragskiller, nennt sich selbst selbstgefällig einen „Vermittler von Todesfällen“. Seit über 20 Jahren im Geschäft und damit ein routinierter alter Hase, kann ihm keiner das Wasser reichen. Er jettet um die Welt, lebt in Hotels und zwischen Margaritas und Schäferstündchen mit jungen Schönheiten erledigt er seine Aufträge ohne jeden Tadel. Auf einer „Geschäftsreise“ nach Mexiko lernt er den sympathischen Loser Danny Wright (Greg Kinnear) an der Hotelbar kennen. Sein Geburtstag erfüllt den Killer mit dem weichen Kern mit einer gewissen Melancholie und so will er den Tag mit ein paar Margaritas an der Hotelbar ausklingen lassen. Geschäftsmann Danny dagegen begießt ein gelungenes Geschäftsgespräch. Man kommt sich näher und trifft sich am nächsten Tag beim Stierkampf, wo Julian von seinem Beruf erzählt und Danny einen „Crashkurs“ als Killer gibt, als dieser ihm nicht glaubt. Bald trennen sich die Wege und Julian geht wieder seinen „Geschäften“ nach. Doch als den scheinbar knallharten Killer ein „Burnoutsyndrom“ inklusive Sinnkrise ereilt, läufts im Job nicht mehr so gut. Als er dann auch noch 2 Aufträge vermasselt, landet er selbst auf der Abschussliste. Da erinnert er sich an Danny, mit dem er im Urlaub Freundschaft geschlossen hat. Er bittet ihn um Hilfe, seinen letzten Job zu erledigen.
Ich bin von der kleinen Produktion „Mord und Margaritas“ angenehm überrascht. Beim Independent-Filmfestival Sundance war der Film vor einem guten Jahr der Publikumsliebling. Das kann man gut nachempfinden, wenn man ihn gesehen hat. Es ist klar, daß der Film trotz talentierter Nebendarsteller von Pierce Brosnan getragen wird, der treffend und mit sichtlich viel Freude sein James Bond Image ad absurdum führt. Wenn man ihn heulend im Treppenhaus zusammengesunken miterlebt, weil er einfach nicht den Abzug ziehen kann, dann muß man schon heftig grinsen, wenn man ihn als James Bond im Hinterkopf hat. Die gute Laune wächst, wenn Brosnan noch und noch sein eigenes Denkmal demontiert und sich das klebrige Geheimagenten Image abstreift. Nach dieser Darstellung dürfte er sich für andere Rollen nachdrücklich empfohlen haben. Die Geschichte hingegen, wenn auch ganz amüsant, konnte mich nicht wirklich überzeugen. Zu unglaubwürdig, daß der Vorstadt-Looser Kinnear zum Killer-Versteher über sich hinauswächst, war er doch vorher noch selbst ein Häufchen Elend. Aber das hat dann am Ende gar nicht so viel Gewicht, denn man genießt einfach die komischen Situationen, die sich immer wieder ergeben, wenn Brosnan als Killer Julian vergeblich versucht, weiterhin der harte Typ zu sein.
Ende der achtziger Jahre sorgte im Südosten der USA eine mysteriöse Serienmörderin für Aufsehen. Männer wurden an entlegenen Stellen erschossen aufgefunden. Schon bald wird die Prostituierte Aileen Wuornos der Morde an 6 ihrer Freier überführt und im Jahr 2002 wird nach 12 Jahren Todeszelle das ausgesprochene Todesurteil an ihr vollstreckt.
So weit das Ende dieser wahren Geschichte. Das alles schon viel früher begann, nämlich schon in Aileens Kindheit und Jugend, erfährt man recht früh in einer rückblickenden Erzählung der erwachsenen Aileen. (Charlize Theron, Oscar für beste Hauptdarstellerin 2003) In ihrer sozial schwach gestellten Familie emotional und körperlich missbraucht und misshandelt, reißt sie mit 13 von zu Hause aus. Gelernt hat sie bis dahin nur 2 Dinge: Dass sie Männern nicht trauen und sie sich nur auf sich selbst verlassen kann.
Schlechte Startbedingungen für ein junges Leben und so endet Aileen schließlich völlig desillusioniert als alkoholkranke Bordsteinschwalbe, die ihren Körper für ein paar Dollar auf dem Straßenstrich verkauft. Dort kommt es dann zu einem weiteren einschneidenden Erlebnis: Aus Notwehr erschießt sie einen Freier, klaut seinen Wagen und lässt seine Leiche verschwinden. Aus Liebe zur lesbischen Selby (Christina Ricci) versucht sie verzweifelt, vom Strich und den Drogen wegzukommen. Doch ohne Ausbildung und Referenzen und mit zweifelhaftem Gebaren und unpassender Garderobe erkennt sie jeder nur als das, was ihr bisheriges Leben aus ihr gemacht hat. Keine Chance, den ernst gemeinten Ausstieg aus der Unterschicht zu schaffen, begeht sie einen weiteren Mord. Nach dem zweiten Mal erkennt sie, dass sie damit sogar durchkommen könnte und entwickelt eine makabere Freude an dieser Art des „Broterwerbs“, nicht ohne noch zu der Einsicht zu kommen, dass nicht jeder, der eine Anhalterin mitnimmt, ein gewalttätiger Frauenhasser ist. Doch da ist schon die Wut gegen die Welt, die ihr nie eine Chance liess, entfesselt. Wie schon bisher in ihrem Leben, hat Aileen keine Chance, ihrem Schicksal zu entkommen.
Über die Frage streiten sich seit Jahrzehnten die Gelehrten: Wie sehr macht die Umwelt und deren Einflüsse einen Menschen zu dem, was er ist und tut? In der im Film erzählten Geschichte ist plastisch und einfühlsam dargestellt, wie wenig Chance manche Menschen doch im Leben haben, ihr Schicksal selbst zu bestimmen oder es zu ändern. Dabei kommt der Film ohne „Das-Arme-Mädchen-das-nie-eine Chance-hatte-Momente“ aus, sondern zeigt Frau Wuornos als eine kaltblütige Mörderin, sieht jedoch den Menschen hinter dem „Monster“, zu dem die Regenbogenpresse sie machte.
Theron spielt diese verbrauchte Frau, verzweifelt auf der Suche nach Halt und Liebe, so überzeugend, dass einem das authentische Schicksal nahe geht. Burschikose Freundin, angeekelte Hure, eiskalte Rächerin, all das vermag Theron bravourös glaubhaft darzustellen. Der lässige-unfeine Gang und das alles andere als jugendfreie Vokabular trägt dazu genauso bei wie die Künste der Maskenbildner. Ricci überzeugt nicht viel weniger in der Rolle der naiven und hilflosen Selby, die erst zu spät erkennt, welche Dynamik die hoffnungslose Liebe entwickelt hat.
„Monster“ ist das packende Porträt einer verzweifelten Frau auf der Suche nach Respekt und Liebe. Und so ist der Film dann nicht nur scharfe Gesellschaftskritik sondern auch eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Absolut fantastisch ist die schauspielerische Leistung von Charlize Theron, die mit diesem Film aller Welt zeigt, dass sie mehr kann als blendend aussehende Blondchen spielen.. Das sie in der Lage ist, eine anspruchsvolle Charakterrolle zu spielen hat sie mit „Monster“ bewiesen und für diese Leistung zu recht zahlreiche Auszeichnungen, unter anderem den Oscar, erhalten.
„Cobra, übernehmen Sie!“ heißt die inzwischen legendäre Agenten-Fernsehserie aus den späten 60er Jahren. Anfang der 90er Jahre wurde die Serie mit einem erfolgreichen Kinofilm von niemand anderem als Mr. Tom Cruise als Produzent wiederbelebt. Nach der Fortsetzung unter der Regie von John Woo im Jahr 2000 ist nun der dritte Teil in den Kinos angelaufen. Mehr Tiefgang um die Charaktere war im Vorfeld in der Presse angekündigt worden. Eine Aussage, zu der ich mir eine persönliche Meinung bilden wollte.
Ethan Hunt (Tom Cruise) hat sich aus dem aktiven Dienst bei IMF zurückgezogen und arbeitet nur noch als Ausbilder. Der Grund für seine Umorientierung ist sein Privatleben: Der ehemalige Geheimagent plant die über seine Vergangenheit unwissende Krankenschwester Julia (Michelle Monaghan) zu heiraten. Während einer Party wird Ethan kontaktiert, da eine seiner Schülerinnen seit einem Einsatz in Berlin vermisst wird. Er soll sie mit einem kleinen Team zurückbringen und Informationen über ihren Kidnapper, den eiskalten Waffenhändler Owen Davian (Philip Seymour Hoffman) beschaffen. Die Befreiung der Agentin gelingt und bei einem spektakulären Einsatz im Vatikan gelingt es Hunts Team auch, Davian zu entführen. Als dieser jedoch kurz darauf befreit wird, sieht sich Hunt mit 2 riesigen Problemen konfrontiert: Bei IMF scheint es einen Verräter zu geben und Julia schwebt in Todesgefahr, denn Davian schwört nach seiner Gefangennahme sadistische Rache an Hunt.
Neben der angekündigten tiefgründigeren Geschichte hatte mich vor allem der frischgebackene Oscarpreistäger Hoffman als Bösewicht an „Mission Impossible III“ gereizt.
Doch Schritt für Schritt: Es ist tatsächlich so, dass das Drehbuch eine neue Komponente erhält. Neu für Mission Impossible wohlgemerkt, denn nach Sean Connery als James Bond haben auch schon zahlreiche andere Geheimagenten die Liebe gewagt. So ganz neu ist dieses Thema dann eben doch nicht, auch wenn es der Serie durchaus etwas frischen Wind gibt.
Bei anderen Themen war man dagegen weniger experimentierfreudig: Zum dritten Mal geht es um einen abtrünnigen Agenten oder einen Verräter in den eigenen Reihen. Da frage ich mich doch, ob man Spannung nicht auch anders aufbauen kann, zumal die Wendung bezüglich dem „Maulwurf“ nicht sehr überraschend daher kommt. Abgesehen vom Plot kann „MI3“ jedoch wirklich überzeugen und bietet 2 Stunden hochklassiges Action Kino. Denn auf die Action wurde natürlich großes Gewicht gelegt. Routinier Abrams („Alias“) sorgt für rundum glückliche Gesichter bei den Action Fans: Schöne Frauen, exotische Schauplätze, viel Kawumm und ein atemberaubender Showdown auf einem Hochhaus in Shanghai lassen keinen Wunsch offen.
Mich hat vor allen Dingen die Darstellung des diabolischen Davian durch Philip Seymour Hoffman beeindruckt, der noch vor kurzem als schwuler Schriftsteller im oscargekrönten Biopic „Capote“ überzeugte. Leider muss man sagen, dass Hoffman seiner Rolle trotz allen Stunts und Heldenmut von Cruise einiges mehr an Charakter verleiht als der Hauptdarsteller und sowohl seine Vorgänger als auch etliche andere Filmbösewichte merkwürdig brav aussehen lässt. Auch wenn „Mission Impossible III“ 2 Stunden hochwertiges Actionkino bietet und sehr unterhaltsam ist, der heimliche Star ist für mich Hoffman. Ich befürchte, dass ich lange Zeit keinen so schaurig bösen Bösewicht mehr im Kino sehen werde.
Hillary Swanks Name ist noch weit davon entfernt, von jedem sofort erkannt zu werden. Doch das ist ja auch nur die Definition von „Star“, und längst nicht jeder „Schauspieler-Star“ ist ein „Star-Schauspieler“. Davon abgesehen legt Hillary Swank mit „Million Dollar Baby“ erst ihre zweite wirkliche Hauptrolle vor. Die Tatsache, daß sie für beide dieser Rollen einen Oscar als „Beste Hauptdarstellerin“ erhalten hat, macht dann wohl klar, womit die gute Dame punkten will: Mit Qualität statt Quantität.
Maggie Fitzgerald (Hillary Swank) kommt aus der weißen Unterschicht, in America etwas abschätzig „White Trash“ genannt. Mit 30 Jahren hat sie es nicht wirklich zu viel gebracht. Immerhin ist sie vom mütterlichen Wohnwagenpark im Gegensatz zu ihrer Schwester in die große Stadt gezogen, um zielstrebig ihren Traum zu verfolgen: Eine erfolgreiche Boxerin zu werden. In der Boxschule von Frankie Dunn (Clint Eastwood) trainiert die Kellnerin abend für abend verbissen aber wenig erfolgreich, bis sie dem ehemaligen Boxchampion und Hausmeister Scrap (Morgan Freeman) auffällt, der gleichzeitig Frankies bester Freund ist. Er erkennt den eisernen Willen der jungen Frau und überredet Frankie entgegen dessen Prinzipien, die junge Frau zu trainieren.
Anfänglich noch sehr reserviert und beladen mit unverarbeitetem seelischen Ballast sind seine ersten Trainingseinheiten mit Maggie geprägt von Pessimismus, Mürrigkeit und einem ordentlichen Gefälle in der Gleichberechtigung. Doch schon bald merkt er, dass seine Schülerin über genauso viel Ehrgeiz wie Talent verfügt. Parallel entwickelt sich eine väterliche Freundschaft zwischen den beiden, während Maggie von einem Sieg zum nächsten eilt und schließlich im mit einer Million Dollar dotierten Weltmeisterschaftskampf steht, wo das Schicksal eine unerwartete Wendung herbeiführt und sich die entstandene Freundschaft bewähren muß.
Weite Teile des Films manövriert das Drehbuch dicht an klassischen Klischees eines Boxfilmes entlang. Vor allem die packenden schauspielerischen Leistungen von Eastwood, Swank und Freeman in ihrer jeweiligen Rolle trägt den Film die erste Hälfte über. Die Tatsache, dass Swank nicht Maggie spielt sondern Maggie ist, lässt sich nicht nur an der Tatsache festmachen, dass sie für die Rolle ein, hartes, drei Monate dauerndes Boxtraining absolviert hat (und beeindruckende Muskeln aufgebaut hat), sondern zuerst an der oscarprämierten, hochauthentischen Darstellung der zielstrebig-optimistischen aber nicht naiven Kellnerin mit dem großen Traum zu verdanken. Ebenfalls beeindruckend die Leistung von Morgan Freeman als beider enger Freund Scrap, der die gute Seele im Hintergrund darstellt und ebenfalls mit einem Oscar als „Bester Nebendarsteller“ bedacht wurde. Eastwood erhält nach „Mystic River“ zu recht den Oscar für seine Regie, denn dem Altmeister ist es erneut gelungen, mit seiner sensiblen Charakterzeichnung die Nuancen der Persönlichkeiten und der Handlung herauszustellen. Ein packendes Drama über die Zielstrebigkeit, seinen Traum zu verwirklichen, über Loyalität und Freundschaft.
Es ist 1989. Ich bin 13 Jahre. Meine Eltern haben den Fernseher in unserer Familie abgeschafft. Doch auf dem Speicher steht noch ein alter schwarz-weiß Fernseher, den ich einmal die Woche heimlich in mein Zimmer schmuggle und nach 22 Uhr meine damalige Lieblingsserie anschaue: „Miami Vice“. 17 Jahre später sind nicht nur Don Johnson und Co in der Versenkung verschwunden, sondern ich freue mich auch über ein filmisches Remake, dazu noch von einem meiner Lieblingsregisseure: Michael Mann, dessen „Collateral“ ich vor 2 Jahren hervorragend fand.
„Sonny“ Crockett (Colin Farell) und „Rico“ Tubbs (Jamie Foxx) sind wie schon in der 80er Jahre Serie Zivilermittler der Drogenfahndung von Miami. Nachdem bei FBI-Ermittlungen etliche Undercover-Agenten und die Familie eines mit Sonny befreundeten Informanten getötet wurden, vermutet die Bundespolizei eine undichte Stelle in den eigenen Reihen. Da man neue Gesichter braucht, werden Crockett und Tubbs beauftragt, sich in einen internationalen Waffen- und Drogenschmugglerring einzuschleusen. Zuerst auf den brutalen José Yero (John Ortiz) angesetzt, merken die beiden Freunde bald, dass in Wirklichkeit „Der Erzengel“ Jesus Montoya (Luis Tosar) die Fäden zieht, mit ausgezeichneten Verbindungen in die USA und bestens bewaffnet. Bei der Kontaktaufnahme zu Yero verliebt sich Crockett ausgerechnet in Montoyas Freundin Isabella (Gong Li), die ebenfalls eine wichtige Position in der Organisation inne hat.
Mit Sonne, Meer, Palmen und Ferraris schafft es „Miami Vice“ gleichzeitig Reminiszenz an die Serie und trotzdem neu und anders zu sein. Wenn auch Don Johnson und Jan Michael Philip noch so schwierige Situationen zu meistern hatten, so war alles doch immer sehr stark von einer Leichtigkeit und Lebensfreude geprägt. Mann´s Verfilmung setzt den Schwerpunkt im vorgegebenen Rahmen völlig anders: Die Hauptdarsteller sind menschliche, aber auch tragische Figuren, auch wenn es ihnen nicht an Entschlossenheit fehlt. Crockett verliebt sich in seine Gegenspielerin, eine Liebe die letztlich unerfüllt bleiben muss. Und Tubbs sieht seine Freundin Trudy ins Geschehen gezogen, als diese von Yero gekidnappt und bei der Befreiung schwer verletzt wird. Diese Schwermut fängt Mann mit seiner bewährten, ganz eigenen Farbgebung und Kameraführung hervorragend ein. Doch auch abgesehen von den Figuren, die bis in die Nebenrollen hochkarätig besetzt sind, ist der Film alles andere „leicht“. An Action und Blut wird nicht gespart, was den „harten“ Gesamteindruck nur verstärkt. (Für meinen Geschmack zu) viele und relativ lange Sexszenen zeichnen ebenfalls ein anderes Bild als die prägende Fernsehserie. Zuletzt ist das Tempo des Films nicht sehr hoch und steuert 146 Minuten auf einen fulminanten, wenn auch vorhersehbaren Höhepunkt zu. „Miami Vice“ 2006 ist knallhart und kalt. Und genau deshalb ein echter Michael Mann.
Wir erinnern uns: Die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist nichts anderes als ein riesiges Computerprogramm, das der Menschheit eine mehr oder weniger heile Welt vorgaukeln soll.
Im ersten Teil haben einige unverbesserliche Idealisten um deren charismatischen Anführer Morpheus den Computerhacker „Neo“ aus der Matrix befreit, um in der Wirklichen Welt und in der Matrix gegen die Maschinen zu kämpfen.
Im zweiten Teil fand Neo heraus, dass er der „Auserwählte“ ist, sich in die schöne Trinity verliebt und erklärte den Maschinen mit ihren intelligenten Computerprogrammen „Agent Smith“, dem „Merowinger“ und den hässlichen Riesenkaulquappen, den „Suchern“ den Krieg. Am Ende des zweiten Teils lernte Neo den „Architekten“ kennen, der die Matrix entwickelt hat.
Drastisch wurde die Spannung erhöht während der beiden ersten Filme der Trilogie. Es wurde nicht gespart an coolen und weisen Sprüchen, pseudoapokalyptischen Andeutung und jeder Menge Action. Kurzum: Die Erwartungen an das Finale wurden gehörig in die Höhe getrieben.
Der dritte Teil beginnt damit, dass Neo in einer Art Koma ist, gefangen zwischen der Matrix und der wirklichen Welt. Währenddessen haben die Maschinen nicht geschlafen und sich mit gigantischen Bohrern ihren Weg ins Erdinnere nach Zion, der letzten Bastion der Menschheit, gebahnt.
Als in Zion die letzte, alles entscheidende Schlacht beginnt, findet Neo schließlich den Weg zurück in die Realität und macht sich mit Trinity auf den Weg in die Höhle des Löwen: Die Hauptstadt der Maschinen.
Was war ich gespannt auf einen hochtrabend philosophischen Schluss der Geschichte, der einige der Fragen einigermaßen innovativ beantwortet, die bis dahin aufgeworfen wurden. Doch was der Zuschauer im Endeffekt serviert bekommt, ist weit von den geheimnisvollen, intellektuellen Anfängen der Matrix-Geschichte entfernt. Nach einem zugegebenermaßen tricktechnisch niveauvollen Action-Marathon in der finalen Schlacht zwischen den Maschinen und den menschlichen Verteidigern Zions landet Neo mit seinen übersinnlichen Fähigkeiten und schwerverletzt in der Hauptstadt der Maschinen und schließt mit dem Anführer der Maschinen in Gestalt eines überdimensionierten Cyber-Seeigels Frieden. Zugegeben, damit hätte wahrscheinlich keiner gerechnet, aber genauso wenig wie sich das irgend jemand für das Ende der Filmtrilogie gewünscht hätte, wird es den Erwartungen gerecht, die die Wachowski-Brüder stundenlang angeheizt haben. Und selbst wenn jemand behauptet, der Film wäre sehenswert wegen der tollen, inzwischen legendären Action und ihrer Machart, dann muss ich entgegenhalten. Zuviel des guten macht einen Film oft nur noch unglaubwürdiger, vor allem wenn das Drehbuch wie im vorliegenden Fall so vor Pathos trieft, dass einem fast schlecht wird.
Mit der Präzision eines Schweizer Uhrwerks beschert uns Regie-Urgestein Woody Allen Jahr für Jahr einen neuen Film. Als Kenner vieler seiner Filme muss ich sagen, daß seine geliebten Werke in den letzten Jahren etwas an Biss fehlen ließen. Vor allem dem Wortwitz in den Dialogen seiner Drehbücher, eines seiner Markenzeichen, fehlte es in den letzten Filmen. Mit „Match Point“ beschreitet der Meister jetzt sogar neue, ungewohnte Wege.
Der ehemalige Tennisprofi Chris Wilton (J. Rhys-Meyers) hat es im internationalen Tenniszirkus weit gebracht, aber der wirkliche Durchbruch ist ihm nicht gelungen. Frisch in London angekommen, verdingt er sich als Tennislehrer, bis sich neue Wege auftun. Über deren Bruder lernt er die liebenswerte Chloe (Emily Mortimer) kennen und lieben. Sie ist nicht nur nett und lieb, sondern auch eine echt gute Partie. Chris hat keinen Grund sich zu beschweren, bis er Nola (Scarlett Johansson) kennen lernt und sich heftig verliebt. Doch als diese von ihrem Verlobten, dem Bruder von Chloe, abserviert wird, verliert Chris sie aus den Augen. Inzwischen in der Firma von Chloes Vater in der Karriereleiter gestiegen, heiratet er Chloe und genießt sein äußerst komfortables Leben. Doch eines Tages taucht unerwartet Nola wieder auf, und Chris kann dem erotisch-temperamentvollen Charme der Amerikanerin erneut nicht widerstehen. Während sich Chloes Kinderwunsch ironischerweise nicht erfüllt, wird die Affäre zu Nola schon bald von einer ungewollten Schwangerschaft überschattet. Als Nola auf eine Klärung der Situation pocht, verliert Chris langsam die Kontrolle über das anstrengende Doppelspiel.
„Match Point“ ist anders als alles, was ich erwartet hätte. Und das nicht nur, weil der Film völlig untypisch nicht in „seinem“ New York sondern in London spielt und gedreht wurde. Der Meister der intelligenten neurotischen Komödie hat sich auch inhaltlich völlig neu orientiert. Angelehnt an Dostojewskis „Schuld und Sühne“ entwickelt Allen eine gelungene Mischung aus lebensnahem Drama, tragischem Thriller und Gesellschaftsstudie mit pointiertem Humor. Zu Beginn des Films vergleicht Chris das Leben mit dem Matchball eines Tennisspiels: Ob der Netzroller beim entscheidenden Punkt auf die linke oder rechte Seite des Netzes falle, sei reine Glückssache. Allen schlägt von dieser Anfangsthese zwei Stunden lang einen Bogen zum Ende, wo man sich fragen muss, ob Chris am Ende nun Glück oder Pech hatte. Dazwischen beeindrucken hervorragende Hauptdarsteller in ihren Rollen als untreuer Ehemann, gehörnte und arglose Ehefrau und temperamentvolle Geliebte. Nebenbei wirft Allen einen feinen Blick auf den britischen Geldadel und erfreut den Zuschauer mit beinahe unmerklichen Nadelstichen gegen deren selbstherrliche Oberflächlichkeit und Bornierheit. Gegen Ende lässt Autor Allen in seinem Drehbuch die Handlungsebenen zu einem spannenden Höhepunkt zusammenlaufen.
Mir gefällt der „neue“ Woody Allen. Vor allen Dingen, weil trotz allem die Urqualitäten auch in seinem neuen Werk durchscheinen. Man muss nur genauer hinsehen. Völlig zu Recht wurde der Film unlängst für 4 Golden Globes nominiert. Allens 36. Film ist definitiv der beste der letzten Jahre, auch wenn er anders als viele seiner Komödien an einem dunklen Wintertag nicht dazu angetan ist, die Melancholie zu vertreiben.
Der Augustinermönch und spätere Theologie-Professor Martin Luther hat wie kein anderer die Kirche von heute geprägt und beendete die Denk- und Machtstrukturen des Mittelalters.
Der Film des britischen Regisseurs Eric Till, der zuletzt mit „Bonhoeffer – Die letzte Stufe“ einen ähnlichen Stoff verfilmte, erzählt als historischer Abenteuerfilm das Leben und Wirken Luthers und der frühen Reformationsgeschichte.
Der Film steht und fällt mit der darstellerischen Brillanz von Joseph Fiennes, der einen tiefgläubigen, aber von den suppressiven Dogmen der katholischen Kirche gequälten Mann spielt. Er entwickelt sich zu einem selbstbewussten Botschafter Gottes, der sich nur seinem Gewissen vor Gott, nicht aber den von Intrigen und Habgier bestimmten Machenschaften der päpstlichen Kurie verpflichtet fühlt.
Als Ketzer von der Kirchenobrigkeit verfolgt, von seinem Landesfürsten Friedrich von Sachsen (Peter Ustinov) protegiert und vom einfachen Volk bald wie ein heutiger Popstar verehrt, geht Luther kompromisslos seinen Weg und hat an den Kosten der von ihm ausgelösten Reformation (Bauernkrieg) schwer zu tragen, ohne diese im Grundsatz in Frage zu stellen.
Während der Film zu Beginn etwas schwer in die Gänge kommt, entwickelt er sich bald zu einer spannend-unterhaltsamen Geschichtslektion, die neben der durch klassisch dramaturgische Elemente erzeugten Spannung vor allem durch das hohe schauspielerische Niveau seiner Darsteller besticht. Neben Fiennes glänzen vor allem Ustinov als schelmisch-listenreicher Friedrich von Sachsen sowie Bruno Ganz als Luthers väterlicher Freund von Staupitz. Trotz der erwähnten Dramaturgie kommt „Luther“ als ein chronologisch und biographisch hochauthentischer Abenteuerfilm daher, der bei etwas vorhandenem Geschichtsinteresse absolut überzeugen kann.
Das hohe Budget von über 10 Millionen Euro sieht man dem Film bei Ausstattung, Kostümen und der Cinematographie deutlich an und machen ihn zu eine optischen hochgelungenen Historienabenteuer.
Japan. Das Land des Lächelns. Auf heimischem Terrain bringt man damit kleine, wild fotografierende Menschein in Zusammenhang. Kampfsport und Samurai-Ehre. Doch Japan ist weit mehr als das. Und das bedeutet nicht zwangsläufig, dass man diese Menschen oder deren so völlig fremdartiges Verhalten dann in deren Land besser verstehen würde. Und diese Verlorenheit zweier Amerikaner im anonymen Großstadtdschugel Tokios ist dann auch, wie der Titel schon sagt, das Thema dieser etwas anderen Komödie, die dieser Tage von allen Filmkritikern über den Klee gelobt wird.
Bob Harris (Bill Murray), ein alternder US-TV-Star inmitten der besten Midlife-Crisis, hat das hochbezahlte Werbeangebot einer japanischen Whisky-Marke angenommen und reist für eben diese Werbeaufnahmen nach Tokio. Nach einem Tag Fotoshooting lernt er schlaflos vom Jetlag an der Hotelbar die frischverheiratete Charlotte (Scarlett Johansson) kennen. Diese begleitet ihren Mann, einen erfolgreichen Fotografen auf einer Geschäftsreise in Japan und verbringt so viel Zeit alleine, wenn ihr Mann bei der Arbeit ist. Bob dagegen ist von dem desillusionierten Dasein seiner eigenen Ehe völlig angeödet. Und so kommen sich die beiden verlorenen Seelen in der Fremde auf einer freundschaftlich-platonischen Ebene näher und verbringen von nun an viel Zeit mit gemeinsamen Unternehmungen. Man gibt sich gegenseitig Halt in der Verlorenheit und Einsamkeit in der Fremde.
Das außergewöhnliche daran ist, dass „Lost in Translation“ keine Liebesgeschichte ist. Immer wieder erwartet man den entscheidenden Kuss, aber der kommt nicht. Muss er auch nicht. Denn wie gesagt ist dies kein Liebesfilm. Es ist eine Komödie, wenn man den trockenen Witz Murrays als Maßstab nimmt, es ist ein berührendes Drama der anderen Art, wenn man die durch die fantastische Bildersprache eingefangene Verlorenheit der Hauptdarsteller in einem völlig fremden Land nimmt und es ist gleichermaßen ein treffendes Soziogramm des modernen Japans und eine anrührende Metapher auf die Einsamkeit jedes Einzelnen.
Und genau diese Elemente bzw. deren Mischung sind es dann auch, die das besondere an diesem Film ausmachen.
Und so lässt sich dann auch verstehen, warum dieser Film vor ein paar Tagen für die 4 wichtigsten Oscars (Hauptdarsteller, Film, Regie und Drehbuch) nominiert wurde. Und wenn sicher jede dieser Kategorien ein Recht auf den Preis hätte: Die Regie von Sophie Coppola, die das hervorragende Drehbuch so zu einem Gesamtwerk zusammenzustellen wusste, und Murray mit seinem trockenen Charme, würden, hätte ich dies zu entscheiden, ohne eine Sekunde des Zögerns mit diesem filmischen Ritterschlag belohnt. Für mich die besten Leistungen im vergangenen Jahr in den beiden erwähnten Kategorien.
Ich glaube, es gibt keinen Schauspieler, der so gut wie Nicolas Cage einen herausfordernden Spagat schafft: Solide Leistungen in Blockbustern von der Stange à la "Nur noch 60 Sekunden" und herausragende Leistungen, die ihn zweifellos an die Spitze von Hollywoods Charakterdarstellern steigen ließen. Denn dass der Neffe von Francis Ford Coppola ein brillanter Mime auf Oscar-Niveau ist, steht nicht erst seit "Leaving Las Vegas" fest, für den Cage 1995 seinen ersten Oscar erhielt. Aktuell ist Cage neben "The Weather Man" auch in der Politsatire "Lord of War" im Kino.
Yuri Orlov (Nicolas Cage), ein in New Yorks Stadtteil Little Odessa aufgewachsener Einwanderersohn aus der Ukraine, ist der Prototyp eines gewissenlosen Waffenhändlers. Vom kleinen Fisch, der in New York seine ersten Uzis verkauft, steigt er im Laufe der 18 Jahre, die der Film erzählt, zum größten Mann in seinem blutigen Business auf. "Statistisch gesehen besitzt jeder 16te Mensch eine Handfeuerwaffe. Da drängt sich mir doch eine Frage auf: Wie bewaffnet man die restlichen 15?" philosophiert Orlov in der Einleitung des Filmes, auf einem Meer von Patronenhülsen stehend. Rückblickend erzählt er dann seine Geschichte, von den ersten Anfängen in Little Odessa steigt er über seine Kontakte in der Ukraine nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion zu den ganz Großen in seinem Geschäft auf und kann trotz Rückschlägen sogar seinen ärgsten Konkurrenten Simeon Weisz (hervorragend minimalistisch: Ian Holm) überflügeln. Seine besten Geschäfte macht er dann mit dem Liberianischen Diktator Andre Baptiste (Eamonn Walker), der ihm wiederum Kontakte in andern afrikanischen Staaten verschafft.
Doch in je größerem Stil er seine Geschäfte abwickelt, desto ärger sitzt ihm ATF-Agent Jack Valentine (Ethan Hawke) im Nacken. Bei den Konfrontationen der beiden Gegenspieler, die Orlov dank seiner Skrupellosigkeit und seiner Cleverness immer wieder als Sieger verlässt, treffen zwei Männer aufeinander, wie sie unterschiedlicher nicht sein können: Der völlig gewissenlose Waffenhändler, der keine Kritik und keine Moral gelten lässt und der ehrgeizige Moralist Valentine, der Orlov immer einen Schritt hinterher ist. Zur zynisch-politischen Aussage des Filmes passt es, dass es Regisseur Niccol schafft, dass sich der Zuschauer statt mit dem "guten" Valentine, mit dem gewitzten aber skrupellosen Waffenschieber Yuri Orlov identifiziert. Auch die Charakterzeichnung der Rolle des Waffenhändlers (der an echte Waffenhändler und deren Methoden angelehnt ist) ist hervorragend, stellt sie doch einen eigentlich menschlich und moralisch einsamen Mann dar, der aus seinem Können im Waffengeschäft seinen ganzen Selbstwert zieht. Menschlich dagegen ist er ein Versager: Sei es die betrogene Ehefrau, die nichts von seinen Geschäften weiß, sein kleiner Sohn, den er praktisch nie sieht, oder sein drogenabhängiger Bruder – stetig ist Orlov menschlich gesehen überfordert.
Bei allem Unterhaltungswert, den der Film vor allem aus dem Katz-und-Maus-Spiel der zwei Protagonisten, dem gelungenen Spannungsbogen der Geschichte in der Rückschau, den bildgewaltigen und authentischen Drehorten und seiner starken Darsteller zieht, sticht der überzogene Zynismus und die blutigen Szenen, die der Film immer wieder bietet, gewaltig ins politische Gewissen. Grandios unerwartet trotzdem das Ende, das die knallharte und höchst reale Politische Aussage des Filmes in nur einer Szene und einem kurzen Dialog auf einen so dichten und niederschmetternden Punkt bringt, dass einem für die nächsten Tage nicht nach globalpolitischen Themen zumute ist. Tolles Unterhaltungskino und treffsichere Politsatire in 120 Minuten. Unbedingt ansehen!
Vor einigen Jahren kamen sie das erste Mal ins Kino, die Helden meiner jugendlichen Nachmittage: Duffy Duck, Bugs Bunny und der Rest der Looney Tunes. Damals hatten die witzigen Comicfiguren Basketball spielen lernen müssen, um der Versklavung durch Aliens zu entgehen. Nun sind sie wieder da: Looney Tunes – Back in Action.
Wesentlich innovativer als bei „Space Jam“ ist sie nicht, die zugrunde liegende Handlung. Doch mal Hand aufs Herz: Bei einem guten, klassisch umgesetzten Trickfilm-Klamauk zählen andere Qualitäten als ein tolles Drehbuch. Und so ist die Geschichte dann auch banal bis zum „Geht-Nicht-Mehr“: Der Bösewicht, umwerfend peinlich dargestellt von Steve Martin benötigt einen sagenhaften Edelstein, den „Blauen Affen“, mit dessen überirdischen Kräften er alle Erdbewohner in Affen verwandeln möchte, um sich anschliessend an der „Zurückverwandlung“ zu bereichern.
Und so macht sich Brendan Fraser gemeinsam mit dem arbeitslosen Duffy auf den Weg, um das Juwel zu finden. Eine große Hilfe ist er dabei nicht gerade und so trifft es sich gut, daß sie bald verstärkt durch Jenna Elfman und Bugs Bunny Hilfe erhalten. Gemeinsam machen sich die vier auf die Suche, doch die anderen Tunes in Diensten des Bösewichtes wollen sie daran hindern. Der Riesenspaß ist vorprogrammiert.
Eines muss man wirklich sagen: Auch an Bugs, Duffy und Co sind die Neuerungen der Computertricks nicht spurlos vorübergegangen. Unglaublich, wie agil die beiden Trickfilm Oldtimer dank modernster Animationstechnik durch ihr Abenteuer sausen.
Geschickt miteinander verknüpfte Real- und Trickfilm-Anteile sind eigentlich den ganzen Film über zu sehen und wirklich voller grandioser Ideen: Besonders sehenswert ist die Verfolgungsjagd per Auto durch Las Vegas sowie eine per Pedes durch den Louvre, wobei sich die Comicfiguren durch verschiedene Kunstwerke verschiedenster Stilrichtungen jagen und diese buchstäblich ganz praktisch am eigenen Leibe erfahren.
Bei all dem sind die Witze eigentlich die Alten geblieben: Der großmaulige Duffy unterliegt das eine um`s andere Mal dem cleveren Bugs, Roadrunner ist immer noch schneller als Coyote und Elmer der Jäger hat es noch immer nicht geschafft, Ente oder Hase zu erlegen. Die Art und Weise, wie sie das jedoch tun, ist grandios. Eine komische Situation ist an die nächste gereiht, und dabei ist es völlig unerheblich, ob man die Witze zum hundertsten Mal sieht: Man muss einfach lachen, wenn Duffy wieder mal der Schnabel wegfliegt oder wenn Bugs mit links seine Verfolger wieder und wieder abschüttelt. Bei alledem machen auch die Nebendarsteller (die Menschen) eine recht gute Figur. Getragen wird der Film jedoch von Bugs Bunny und Duffy Duck, wie wir sie kennen und lieben. Wenn einem also der Nonsense-Spaß nicht grundsätzlich ein Dorn im Auge ist, sind 2 Stunden Zwerchfell-Attacke mit „Looney Tunes – Back in Action“ garantiert.
Die Hoovers sind alles andere als eine normale Familie und dennoch nimmt man ihr mit einem Augenzwinkern ab, dass sie eine amerikanische Durchschnittsfamilie sind.
Vater Richard (Greg Kinnear) hat ein nicht zu schlagendes Neun-Stufen-Erfolgskonzept entwickelt, mit dem er tagtäglich seine Familie plagt. Nur leider funktioniert es weder in seiner eigenen, leicht chaotischen Familie, noch hat irgend jemand Interesse daran, seine Idee zu kaufen, weshalb die Nerven von Mutter Sheryl (Toni Colette) blank liegen.. Doch während im Hause Hoover mal wieder der Haussegen schief hängt, erhält Olive (Abigail Breslin), die Jüngste, einen sehnlich erwarteten Anruf: Die begeisterte Siebenjährige darf an der Nationalen Ausscheidung zur „Little Miss Sunshine“ teilnehmen. Also macht sich die ganze, schräge Baggage im uralten VW-Bus auf den Weg nach Kalifornien. Mit an Bord neben Vater, Mutter und Tochter ist außerdem der neurotische Onkel Frank, der gerade einen Selbstmordversuch hinter sich hat, weil sein ärgster Konkurrent den Preis als bester Proust-Kenner gewonnen hat. Komplettiert wird das Chaos durch den drogensüchtigen Opa (Alan Arkin), der aus dem Altersheim geflogen ist und Olives Bruder Dwayne, der die Welt hasst und seit sieben Monaten nicht mehr gesprochen hat. Daß auf dem Roadtrip des ungewöhnlichen Sextetts plötzlich der alte VW-Bus Macken macht, ist aber bald das kleinste Problem der Familie. Und die Zeit drängt, den bei Miss-Wahlen wird nicht auf Nachzügler gewartet.
Ich habe „Little Miss Sunshine“ bei seiner Europa-Premiere beim Festival von Locarno gesehen, wo das Publikum die intelligente Mischung aus Roadmovie und Gesellschaftssatire genauso mit stehenden Ovationen feierte wie auf dem renommierten Sundance-Festival. Das ist nicht verwunderlich, denn der Film ist zugleich komisch und realistisch, zugleich Satire, Unterhaltung und Parabel darüber, dass nicht der Erfolg, sondern der Zusammenhalt der Familie zählt. Die Charaktere sind wirklich sehr lustig und durchgehend hervorragend gespielt und wirken doch wie aus dem Leben gegriffen. Und die talentiere Abigail Breslin schließlich ist die süßeste pummlige Siebenjährige, die je das Herz eines Kinopublikums erobert hat. Unbedingt ansehen!