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Alle Kommentare von Gabster
Toller Film von Komödien-King Richard Curtis. Mit seinem BOAT THAT ROCKED kann diese kleine RomCom-Perle zwar nicht mithalten, aus dem Gros der Genres bricht er aber trotzdem beeindruckend aus.
Ich mag es eh immer, wenn Superkräfte nicht zur Rettung der Welt genutzt werden sondern für private, familiäre Probleme oder um Rachel McAdams zu knallen. Die ist als verdutzt-unwissender Love Interest zwar bisschen unterfordert dafür dürfen ihre männlichen Mitstreiter Gleeson und Nighy umso mehr aus sich raus. Gerade Gleeson scheint einen unglaublichen Spaß an seiner Rolle gehabt zu haben, was auch völlig einleuchtet, schließlich nutzt Curtis seine Grundidee für alle komischen, tragischen und philosophischen Facetten aus, die das hergeben würde. Dabei enthält er sich jeder bitteren Moral oder Tearjerkerei. Manchmal vielleicht verrennt er sich in netten Episödchen oder kreist so um sich hin, spaßig ist aber auch das noch und wannimmer es zurück zum eigentlichen Kern der Geschichte, die wie so oft bei Curtis nicht die oberflächlich präsente Love Story sondern die zärtliche Familiengeschichte ist. Die treibt nicht nur die Entwicklung der Hauptfigur voran sondern sorgt auch für so wunderbare Comedy-Spitzen wie die Trauzeugen-Toasts. Viel mehr zu erzählen ist über diesen Film dann doch nicht, dafür ist er einfach zu nett konsumierbar. Belanglos aber schön. :)
Wäre da nicht dieser freche kleine Ameisenmann, wäre DAS ERWACHEN DER MACHT das Blockbuster-Highlight des Jahres 2015. Ich kann mich an keinen Film erinnern, der mit so einer Lockerheit und Originalität an sein Mega-Budget und existenziellen Story herangeht. Das verdient vor allem Respekt, wenn man bedenkt, welch religiöse Ausmaße hinter dem Filmzyklus STAR WARS steckt. Das scheint Abrams aber zu keiner Sekunde beeindruckt zu haben, spielerisch nutzt er Lucas' Universum für seinen unterhaltsamen Abenteuerfilm. Dabei kann DAS ERWACHEN DER MACHT leichterhands mit der Originaltrilogie mithalten und steht de in keiner Hinsicht nach.
Wahrscheinlich hilft es mir, dass ich STAR WARS zwar immer gut fand aber nie religiös verehrte, weswegen ich mit Vorfreude aber ohne Nervenkitzel ins Kino ging. Der Teil in mir, der eine Fortsetzung der STAR WARS-Geschichte wollte, wurde zufrieden gestellt. Der Teil, der einfach einen spaßigen Blockbuster sehen wollte, wurde zufrieden gestellt.
Ziemlich eindeutig hat DAS ERWACHEN DER MACHT auch seine Ecken und Kanten: Die Storyline wurde von EINE NEUE HOFFNUNG exakt kopiert und mit neuen Gesichtern geschmückt. Das schadet aber nix, zeigt nur, dass Lucas' ursprüngliche Geschichte auch dreidimensional und computergestützt noch volle Kraft hat. Immer noch krankt der Film daran, dass das STAR WARS-Universum unübersichtlicher und zerfahrender ist als andere Fantasy-Universen und noch immer werde ich mit Lichtschwertern als Waffe nicht ganz warm. Dazu kommt, dass Ridey als Hauptdarstellerin keinen Gesichtsausdruck zwischen verdutzt oder grimmig findet und die beiden besten Darsteller entweder die Hälfte der Zeit unter einer Maske oder totgeglaubt verharren.
Zum Glück kann Boyega das mit seinem humorvollen Charme auffangen und ab dem Moment, an dem Han und Chewie ihren Millenium-Falken betreten, ist alles andere eh egal. Wenn Ford und Fisher ihre zerrüttete Beziehung analysieren hat der Film dann auch seinen schönsten Moment irgendwo zwischen Nerdtum und Menschlichkeit.
Da es bei Bond schon immer um mehr ging als nur den Film an sich, sprech ich mal alle Facetten durch:
Song: Zu Recht gehasst. Hat die Musik noch eine gewisse angenehme Schwere, kommt Smiths Stimme bisher dem Kreischen einer sterbenden Katze am nächsten.
Besetzung: Es war wohl nur eine Frage der Zeit, bis Waltz mal einen Bond-Bösewicht spielen würde (jetzt kann wohl nur noch Cumberbatch folgen). Dass es dann Blofeld sein muss, wird Blofeld gerecht (und darum ging es wohl primär), Waltz aber nicht. Der hätte eine Rolle verdient, die wirklich seine eigene wäre und für die er nicht mühsam ins bisher bestehende Bond-Universum gepresst werden musste. Seydoux war als Bond-Girl auch viel zu passend als dass man sie nicht früher oder später hätte besetzen können und passt in diesen sehr europäischen Bond auch gut rein. Daneben hätte Bellucci einen interessanten Gegenpart bilden können, fällt sie sowieso aus dem typischen Bond-Girl-Muster raus. Leider hat ihre Figur kaum Raum, sie wird einmal geknallt, gibt nen wichtigen Hinweis und tschö mit ö. Nett passt auch Dave Bautista ins Ganze rein, als gute Ergänzung zum grazilen Waltz.
Pre-Title Sequence: Ganz großes Kino und das Highlight des kompletten Filmes. Von dem langen One-Shot zu Beginn, der so spielerisch wie raffiniert in den Kontext einführt bis hin zur (vielleicht ein bisschen langen) Keilerei im Helikopter gelungen.
Vorspann: Zur unpassenden Musik sehen wir wenigstens schöne Bilder. De Vorspann ist stimmungsvoll und künstlerisch hochwertig und bietet einige bekannte Gesichter aus den vorangegangenen Bonds, was ganz schön ist.
Film: SPECTRE bietet den bisher mausten Craig-Bond. Das liegt zu einen daran, dass er seine zweieinhalb Stunden Laufzeit nicht wirklich durch Drive und Pepp verknappen kann sondern eher dazu neigt, überflüssige Szenen an alle Ecken und Enden reinzubugsieren. SPECTRE wirkt oft merkwürdig zerfranst, erzählt zu viel an zu vielen Ecken, alles mit dem Gestus des bedeutungsschwangeren ohne zu einem wichtigen Punkt vorzudringen. Das beides verstärkt den Eidnruck, dass dieser Film eigentlich nichts so richtig erzählt. Es wird nochmal auf den Background-Story Zug von SKYFALL aufgesprungen, iohne dessen Geschichte noch was spannend neues hinzufügen zu können. Dafür werden eher lieblos und hanebüchen die Story-Fäden der Vorgängerfilme zusammengetackert. Trotzdem gibt es natürlich tolle Actionszenen und auch wenn ich mit Craig auch im vierten Anlauf nicht warm werde, kann der Typ auch echt Charm ausstrahlen. Es gibt ganz nette Gadgets (Auto, Uhr) und One-Liner wie zu Connery-Zeiten, das sind dann auch schon die größten Plus dieses Films. Handlwerklich halten sich die wunderschönen Bilder und die absolut unerträgliche Score konstant die Wage. es ist nicht so, dass ich mich bei SPECTRE gelangweilt hätte, aber ich war oft nah dran. Interessant ist zumindest, dass Mendes oft so für seine angeblich mangelhaften Actionszenen gehasst wird, während die für mich noch das ansprechenste in einem ansonsten absolut schwerfälligen und wirren Plot waren.
ANT-MAN ist ein herausstechend guter Superheldenfilm und der mit Abstand beste Vertreter des Marvel Universums bisher.
Dabei fängt alles fast schon ein bisschen müde an. Schnell wird hier die Hintergrundgeschichte der eigentlich zentralen und interessanten Figure Dr. Plym durchkonjugiert, die übliche verlorene Liebe und angeknackste Beziehung zur Tochter gibt's gratis oben drauf, ehe der noch sehr austauschbare Held, zu dessen Mentor Plym noch werden darf, eingeführt wird. Paktischerweise hat der euch grad seine Liebe verloren und mit der Tochter läufts auch nicht so, der Zuschauer muss sich also gar nix Neues mehr merken.
Aber dann gewinnt der Film stetig an Fahrt. Was am Anfang noch seichtes, handwerklich hübsches Allerleikino ist, wird mit jeder neuen Szene spaßiger. Ob Scott jetzt auf Dsicoboden den tanzenden Schuhen ausweichen muss oder unter einer Horde übereifriger Ameisen begraben wird, unterhaltsam wird es immer, wenn er die Größe wechselt. So ist ANT-MAN über weite Strecken super spaßiges Popcornkino von feinstem mit ein paar etwas zu dämlichen aber nicht unwitzigen Sidekicks und mit ganz netten Spezialeefekten.
Wenn das Finale dann aber nicht nur das zu erwartende (und -so gern ich den eher slimmen Heist-Plot davor mochte- auch überfällige) Actionfeuerwerk abfackelt, nicht nur mehr Drive und Speed hat als die schwerfälligen Avengers sondern auch noch wunderbaren Witz ("Ist das ein hässlicher Köter") und den richtigen Touch privaten Schicksal, ist klar, dass dieser Film über Marvel-Stangenware hinausgeht. Und wenn der finale Kampf zwischen Antie und diesem gelben Typen dann auch konsequenterweise sich zwischen der Modelleisenbahn eines Kindes statfindet und damit endlich dort angekommen ist, wo Comichelden am besten aufgehoben sind, bin ich rundum glücklich. Dazu kommt noch das schönste weil süßlichste Happy End seit CHARLIE UND DIE SCHOKOLADENFABRIK. <3
So witzig, so unterhaltsam und so smart war schon lange kein Superheldnfilm mehr. Ich bin ja schon lange davon überzeugt, dass Peyton Reed ein begandeter Regisseur ist. Wer weiß, ob ANT-MAN mit Wright (dessen Handschrift man noch hier und da erkennt) als Regisseur besser gewesen wäre. Ist auch müßig. Mit den anderen Filmen des verrückten Briten kann dieser hier aber mühelos aufnehmen. Mann, freu ich mich darauf, wenn der die Avengers aufmischen wird. :)
Nach dem MAGIC-Desaster war selbst ein glühender Verehrer des Allenschen Spätwerks wie ich ein bisschen skeptisch, was diesen jüngsten Erguss angeht. Und tatsächlich fängt der Film auch erstmal mühsam an: Phoenix, Stone, Posey, dieser Typ im Strickpulli, der immer nur so rumjammert, sie alle schienen voll und ganz am Reißbrett entworfen zu sein und so buchstabiert IRRATIONAL MAN in der Exposition auch die üblichen Stationen einer Indie-College-Dramödie durch, die Josh Radnor schon so viel schöner und stimmungsvoller dahergezaubert hat: gefeierter Dozent in Lebenskrise kommt an eine schmucke Retro-Uni mit humanistischem Touch, gefeierter Dozent nagelt gelangweilte Kollegin, gefeierter Dozent bändelt unschuldig-flirty mit einer Studentin an, die sooooo begeistert von seinen radikalen Thesen ist.
Als dann der Kriminalplot in Gange kommt, gewinnt der Film seinen Drive. Allen etabliert das Ausgangsproblem des moralischen Dilemma noch maximal lieblos und kreiiert einen Fall, der vielleicht einem überhitzten Philosophiestudenten aus dem Mund fallen würde, wenn er ein schmissiges Beispiel in einer Diskussion braucht. Kaum haben aber Phoenix und Stone das Diner verlassen und der Zuschauer fragliche Konstruktion geschluckt, bekommt der Film Tiefe und Form. Allen arbeitet sich hier wieder clever und unterhaltsam zugleich am großen Alfred Hitchcock (in diesem Fall: COCKTAIL FÜR EINE LEICHE ab) gibt den Ideen des Altmeisters aber eine etwas nachdenklichere und intelletuellere Form. Es stimmt, die meisten zitierten Denker werden nur sehr verknappt eingworfen, ohne dass deren eigentliche Ideen großen Beitrag leisten würden, aber so schafft er dem Fortgang der Handlung und vor allem, der markanten Figur des Abe Lucas zusätzliche Substanz. Der wird mit zunehmender Mordlust auch interessanter, wohingehend Stone immer mehr zur bloßen Projektionsfläche für alle moralisch nicht ganz so flexiblen Zuschauer wird. Großartig witzig sind die beiden in der Szene beim Essen mit ihren Eltern, in denen Phoenix noch jede Gelegenheit nutzt, um ihn als Mörder ausschließende Theorien zu etablieren, während sie ganz Hobby-Detektivin (da schwebt ein Hauch FENSTER ZUM HOF durch den Film) sich und ihn immer weiter in die Scheiße redet.
Da fangen dann aber auch die (gewollten?) Unstimmigkeiten an. Während Abe im Voice Over noch stolz und überzeugt von seiner Tat ist, will er sie nicht recht in seine Gedanken miteinbeziehen. Weil er sie nicht für intelligent genug hält? Weil er Angst vor weltlichem Gericht hat? Weil er seine Tat doch argumentativ nicht auf festen Boden stellen kann, mag er sich das noch so oft selber vorbeten?
Interessant ist vor allem eine kurze Szene, in der Abe im Gespräch mit einer Studentin die Kontinentalphilosophie der Existenzialisten gegenüber der analytischen Philosophie wegen dem stärkeren Subjektbezug verteidigt und sich so ein Schlupfloch für seine morbide Selbstfindung in deren Werke reininterpretiert. Denn immer wieder wird deutlich wie wenig Abe es eigentlich um moralisch richtiges Handeln geht und wie sehr dann doch darum, sich selber seine eigene Macht zu beweisen. Konsequenterweise bricht dann seine eigene Philosophie (die er am Anfang noch nonchalant als "verbale Masturbation" bezeichnet hat) in sich zusammen, als es um seinen eigenen Kopf geht.Hier entlarvt sich hinter dem geistigen Riesen mit dem Selbstverständnis eines Übermenschen dann doch ein zutiefst feiger Mörder. Ob das dem Film jetzt gerecht wird, da bin ich mir ehrlich gesagt unschlüssig. Auf jeden Fall macht der Film dadurch in der letzten Viertelstunde einen Schlenker in schon fast Wittgensteinsche Philosophiekritik und gibt dem Gag mit der "verbalen Masturbation" handfeste Belege. Der Schlussgag mit der Taschenlampe war dann leider ein bisschen aufgesetzt, fast so als würde Allen seinen eigenen zynischen Schlusspointen der Vergangenheit nacheifern wollen (meine Lieblinge hierbei: GELIEBTE APHRODITE und natürlich MATCH POINT). Beim verlogenen Happy End war er dann aber wieder ganz bei sich und hier schälte sich der Film dann auch einmalig aus seiner theoretischen Fassade und erzählte uns wirklich was. Denn bis dato gehörten die Figuren sicher nicht zu den Highlights Allens und auch der Humor war dünner als gewohnt. Was unbestreitbar bleibt, ist Allens überragendes Gespür für Schauspieler. Trotzdem wäre es jetzt endlich an der Zeit, dass Stone nicht nur gut ist sondern auch eine gute Rolle in einem wirklich von A bis Z guten Allen-Film bekommt. Sehenswert ist der Film maßgeblich wegen seines theoretischen Subtextes, eingebettet in eine nette Komödie. Das muss manchmal reichen. Selbst im Werk eines der größten Regisseure aller Zeiten.
Teil 1 und 2 im Director's Cut zusammen gesehen:
In der Schlussszene offenbart von Trier dann auch endlich, worauf er mit all den müden Wiederholungen und oberflächlichen Diskussionen eigentlich hinauswollte: männlicher Selbsthass. Er lässt Seligmann noch die lächerlichste mögliche Deutung des Geschehen und Joes Innenleben anstellen (Es lebe die Küchenpsychologie!) bevor er dann mit dem Arsch voran seine eigenen edlen Thesen niederreißt und von Triers bisher schwachsten Film als hohle Stammtischparole entlarvt. Wo Teil 1 also belanglos war, ist Teil 2 schlicht stumpfsinnig.
Zugeben muss ich, dass die Seligmann-Szenen in diesem Teil ungleich mehr Hand und Fuß hatten als in Teil 1. Ihre Gespräche kreisen anstelle von Teelöffeln und Fliegenfischen (da die Metaphern leider nicht zünden, geht es nämlich exakt darum) jetzt um Abtreibung, Pädophilie und legitime Diktaturen. Das ist deutlich spannender aber nur in den wenigsten Momenten mehr als oberflächlich.
Passenderweise sind dann auch die Rückblenden missratener: Weder ihr krampfhaftes Vögeln auf Teufel komm raus noch die SM-Szenen gehen über visuelles Andersseinwollen hinaus. Die Selbsthilfegruppe genauso wie der unstimmige Gangster-Subplot wirken eher als hätte jemand versucht von Trier zu imitieren als wirklich sein eigenes Werk. Und immer mal wieder kam mir von Trier hier dann doch wie eine genitalfixierte Ausgabe von Terrence Malick vor.
Wurde Teil 1 noch mit steigender Laufzeit besser wird Teil 2 nach vielversprechendem Start konsequent schlechter und mündet in eine absolut albernen Demütigungssequenz, in der von Trier krampfhaft versucht, sich selber an Nihilismus und Drastik zu übertreffen, dabei aber nur unfreiwillig komisch wird.
Viel mehr habe ich über diesen Film dann auch gar nicht mal zu sagen.
Teil 1 und 2 im Director's Cut zusammen gesehen:
Von Trier hat mit MANDERLAY den vermutlich klügsten Film der Filmgeschichte gedreht und auch sonst gibt es wenige Triersche Momente (außerhalb von DANCER IN THE DARK) die mich nicht nachdrücklich beschäftigt haben. Das letzte, was ich von diesem Mann erwartet hätte, war ein Film, der so unglaublich in Belanglosigkeit versinkt.
NYMPHOMANIAC beginnt schon als absolute Pseudokunst: Der schwarze Bildschirm zu Anfang, die langen Einstellungen von Regen, die grotesk verrenkte Gainsbourg am Boden, hier hat jemand den Studiengang Avantgarde nach dem ersten Semester abgebrochen. Für mich als Rammstein-Verehrer hatte die Einleitung dann natürlich doch ihren Reiz und schauspielerisch lässt sich zumindest sagen, dass Skarsgard von der ersten Sekunde an ganz groß ist, auch, oder gerade weil, seine Rolle eigentlich nur so rumsitzt. Beruhigenderweise lässt sich sagen, dass von Trier seine Fähigkeit, ein brillianter Schauspielregisseur zu sein, nicht verlassen hat. Trotzdem macht er aus seiner Muse Gainsbourg hier fatal wenig. Oder Gainsbourg kommt irgendwie nicht so auf Touren wie sonst. Was ihr nicht zu verdenken wäre, betrachtet man doch mal die hohlen Phrasen, die der Meister ihr hier in den Mund legt. Die Wortgefechte mit Skarsgard kratzen nicht einmal an der Oberfläche und geben den betont bedeutungsschwangeren Rückblenden eigentlich keinen großen Mehrwert hinzu.
Der Film hat einen hohen visuellen Einfallswillen, der immer wieder für Spaß sorgt, ansonsten ist es eher buntes Springen zwischen verschiedenen Assoziationen, die den Charakter Joe nicht wirklich formen können. Es bleibt die interessante Frage, wie glaubhaft ihre Erzählung bei all der zufälligen Gedankenketten und Sprünge ist, aber von jemandem wie Lars erwarte ich mehr als einen fünfstündiges "Your world might not be real"-Gag. Skarsgard hört wie gesagt einfach zu und guckt dabei zumindest mimisch interessant. (Schlechte Filme haben ja immer den Vorteil, dass man sich an den kleinen Stärken erfreuen kann.)
Die meisten der Rückblenden sind furchtbar banal, was durch deren absurde Länge nicht besser gemacht wird. Die Angelei im Zug kann ich gerade noch so als langweilig durchgehen lassen, die La Beauf-Episode war nicht einmal mehr das.
In der zweiten Hälfte kommt der Film ein wenig stärker voran, die Episode der Mrs. H war nicht wirklich gut, gehört aber noch zu den interessanteren Parts, was wir von Triers Schonungslosigkeit ebenso verdanken wie Uma Thurman, die in diesem Film die mit Abstand beste Performance liefert, mich aber auch wehmütig an einen anderen, umso viel besseren Zweiteiler erinnert hat. In der Delirium-Episode driftete er mir ein wenig zu sehr in die DANCER-Richtung ab. Hier wie da unglaublich effektvoll aber so manipulativ, dass es stinkt. Manchmal wäre weniger mehr...
Filmisch extrem gelungen und auch inhaltlich stimmiger als der Rest ist dann der Schlussteil, in dem anhand von Bach Joes verschiedene Liebhaber charakterisiert wurden. Das ist sehr unterhaltsam und irgendwie schmissig. Generell ist das hier sicher von Triers witzigster Film, was nicht viel heißen mag aber doch immerhin für einige Schmunzler gut ist. Gerne hätte er den vermutlich noch witziger gestaltet, dafür war mir der visuelle Humor aber oft zu platt. Witz hin oder her, von dem alles überragenden Intellekt und seiner handwerklichen Virtuosität seiner früheren Werke ist er in NYMPHOMANIAC (Teil 1 und 2 btw) so weit weg wie man es sich nur vorstellen kann.
Obwohl ich eine große Abneigung gegen Biopics habe, hab ich mich auf diesen Film sehr gefreut. Zu interessant schien die theaterhafte Struktur, zu vielversprechend die Kombination Boyle-Sorkin und zu fastzinierend wirkte Fassbender als alles einnehmender Narziss im Trailer.
Und all das stellte sich auch als richtig heraus. Dabei blieb es dann aber auch. Das Kammerspiel STEVE JOBS kann eine große Dynamik entfalten, wiederhoilt sich aber in den Gesprächen zwischen Umkleidekabine, Technikraum und Parkplatz wieder und wieder. Dass STEVE JOBS übliche biografische Stationen ausklammert war ein kluger Schritt, so wirkt der Film selbst wie ein "geschlossenes System". Leider opfert er dafür spannende Garagenszenen in sekundenschnellen Rückblenden und gibt der Figur Wozniak so gut wie gar keinen Raum. Generell ist neben dem Titelhelden hier nicht viel zu holen, von ein, zwei ganz guten John Sculley-Momenten mal abgesehen. Das fantastische Ensemble spielt hier zumeist völlig überraschungsarme, platte Sidekicks, die über dauerbrabbelnde Requisiten nicht hinauskommen. Besonders der Sub-Plot mit seiner Tochter unterbrach die zügige Handlung oft für viel zu seichte Reoißbretttearjerker. So nimmt Fassbender mit seiner Performance hier jeden Raum ein und dominiert den Film in jeder einzelnen Sekunde. Sein Jobs ist ein ebenso interedssanter wie dämonischer Charakter, der von zwei, drei Paulus-Momenten abgesehen immer ebenso unsympatisch wie anziehend wirkt.
Generell macht der Film aus seiner Abneigung gegenüber seinem Helden keinen Hehl und feiert ihn dennoch für seine Erfolge und seinen Einfluss auf die Menschen um ihn herum oder vor ihren heimischen Macs. Er lässt es sich auch nicht nehmen, eine der inspirierensten Stehauf-Geschichten der letzten Jahrzehnte als diabolischer und kindischer Racheplan zu entlarven. Hier entwirft er einen überdimensionalen Helden und einer der spannesten Filmfiguren des Jahres.
Horrorctober #6:
Eins gleich mal vorweg: BAGHEAD ist der klügste, interessanteste und ambitionierteste Horrorfilm der letzten Jahre. Und nichts desto trotz bin ich (auf anderer Ebene) etwas enttäuscht.
BAGHEAD ist Meta. Er ist so Meta, dass selbst Wes Craven sagen würde: Wtf geht denn bei euch, Dudes?! Er nutzt seine Meta-Ebene aber nicht zu überheblichem Selbstbewichse sondern zu einer unaufdringlichen Reflektion über Schein und Sein im Kino.
Die Story ist schnell erzählt: Eine Gruppe erfolgloser Schauspieler sperrt sich übers Wochenende in einer Waldhütte ein, um den Film zu schreiben, der sie alle zu Stars machen soll. Als dann plötzlich die Gestalt aus ihrem Horrorfilm vor der Tür steht, rasten sie leicht aus.
Die erste Hälfte kommt nur sehr langsam vom Fleck. Hier ist der Zweitling meiner geliebten Duplass Brothers noch sehr dem klassischen Mumblecore a la THE PUFFY CHAIR verpflichtet, ohne, dass die Figuren vergleichbare Tiefe und Identifikationspotenzial entwickeln können. Dafür sind sie doch zu platt und nach altbekanntem Schema (was sich später als Meta-Gag mit Kollateralschaden herausstellt). Gerwig spielt natürlich wie gewohnt besser als irgendjemand vor oder nach ihr, lässt ihre Co-Stars aber nur umso blasser aussehen. Nett sind die Einblicke in die No-Budget-Filmszene aber allemal, insbesondere Jett Gardners Selbstparodie ist für einige Schmunzler gut.
Dann fallen die Schockeruptionen wohldosiert und unblutig auf uns ein. Das plötzliche Aufbrechen reiner archaischer Gewalt gerät für die vier Neurotiker zur Katharsis und lässt mich als Zuschauer ungläubig fragen, was für weichgespültes Gruseln ich sonst so abfeier.
Und dann dieser Schlussakkord! Mag der Twist noch eher brav und nicht zwingend überraschend sein, machen die Duplass mit ihrem feinen Gespür für Menschen daraus ein intellektuelles und emotionales Fest. Wenn sie alle im Krankenhaus liegen und ihre eigenen Schreie in Todesangst auf ner Mini-DV-Kamera mitverfolgen, spürt man, dass das Kino wohl einer wirklich würdigen Auseinandersetzung mit medialer Gewalt nie näher gekommen ist. Dafür wurde für mich die zärtliche Annäherung an normalsterbliche Alltgäglichkeiten geopfert, aber das war es wert.
Die rüstigen Rentner sind wieder da. Das Genre der "zweiter Frühlings-Komödien" gehört ja zu den von mir am meist gehassten überhaupt. Gut, dass AM ENDE EIN FEST da so gar nicht mitspielen will. Auch hier geht es um eine Clique Altersheimbewohner, die sich von den ganzen jungen Pflegern und Angehörigen nicht sagen lassen wollen, wie der Hase läuft. Anders ist hier, dass in diesem Fall die Alten diejenigen sind, die klar sagen, dass es vorbei ist und nicht die Jungen. Auf den Tod warten wollen sie aber trotzdem nicht und da fängt das Ganze an dramatisch zu werden.
AM ENDE EIN FEST nähert sich dem Thema Tod und Krankheit auf denkbar sensible Art und haucht seinen (immer noch mitunter albernen Charakteren) echtes Leben und echtes Sterben ein. Dass er das Thema Sterbehilfe sehr einseitig angeht und den Vertretern des juristisch rechten Weges nichts als Verachtung entgegen bringt ist sehr plump, gibt dem Film aber in letzter Distanz erst seine Tiefe. AM ENDE EIN FEST ist ein wütendes Statement, das das Leben feiert und den Tod akzeptiert. Getragen von passenden Grautönen und wunderbaren Darsteller ist AM ENDE EIN FEST sehr kurzweilig und sehr schön anzusehen.
Trotzdem bleibt er zu oberflächlich, zu angenehm. Der Sterbewunsch bekommt nur in einem Fall existenzielle Auswüchse und ansonsten ließen sich die Abschiedsvideos oft auch einfach zu beliebig sehen. Irgendwie wollte sich der Film dann doch nicht die Hände schmutzig machen und seine ganze Tiefe zeigen. Da musste der kurze, lächelnde Blick in den Abgrund reichen. Sicher ein wichtiger Beitrag, aus dem noch mehr wäre rauszuholen gewesen.
Horrorctober #5:
Den ersten Teil kenn ich nicht, von Teil 2 weiß ich nur, dass ich ihn gesehen habe. An mehr erinner ich mich nicht. Klassischer Hier-rein-da-raus Film, der keinen bleibenden Eindruck hinterlässt. Das lässt sich von LEFT FOR DEAD nicht sagen. Hauptsächlich, weil er so mies ist. Und das sagt jemand, für den die Bewertungsskala bei Backwood-Slashern in der Regel bei 7/10 anfängt.
Ich könnte mich jetzt hier schon über die missratenen Effekte, die untalentierten Schauspieler und die hanebüchenden Dialoge aufregen. Aber das würde der immensen Langeweile des Mittelteils nicht im Ansatz gerecht werden. Die Knastigruppe war mir egal bis sonst wohin und das schloss jeden der mitwatschelnden Polizisten mit ein. Nicht genug, dass mir jeder dieser laufenden gelben Anzüge wurscht war, die Antagonisten sahen darüber hinaus auch noch aus wie kleine Kinder an Halloween und hatten auch vergleichsweise Grips. Dass man das zickige Final Girl der ersten sieben Sekunden dann im letzten Drittel noch irgendwo zwischen Jungfrau in Nöten, Love Interest und Protagonistin quetschen wollte, hat halt nicht geholfen. Ja, am Ende kam dann Pfeffer auf, aber das bringt mir die verlorene Lebenszeit der 90 Minuten davor auch nicht zurück.
Ich hab ja ein großes Herz für klassische Hollywoodkomödien und auch, was ich bisher von Frau Meyers gesehen habe, hat mir sehr zugesagt. THE INTERN baut auf einer Grundprämisse auf, die es eigentlich gar nicht gibt, und nach dem Satz, dass ein sich im Markt etablierendes Start Up jetzt Senioren als Praktikanten einstellt ist von der Story her alles gesagt.
Der daraus resultierende Clash der Generationen bevölkert ja derzeit alles, was Leinwand oder Mattscheibe ist. Meyers versucht sich mal unaufdringlich, mal etwas kalauerig daran, ebenfalls ihr Statement irgendwo zwischen Klischee und Charme zu setzen. Dabei hilft natürlich, das De Niro a priori großartig ist, in dem was er tut, und auch die jungen Darsteller ihren Reiz haben. Lange plätschert der Film einfach nur so vor sich hin, schrammt hier und da ein paar nette Anekdötchen und wird nicht müde zu betonen, was für überirdisch perfekte Menschen Hathaway und De Niro auf ihre jeweilige Art sind. Die Episode mit dem Computerklau war dann auch unfassbar trivial aber nicht völlig spaßfrei.
Am Ende kommt der Film dann auch zu einem entspannt wenig moralisierenden Schluss, in dem es auch okay sein kann Fehler zu machen, seien sie, sich selber kaputt zu arbeiten oder seine Frau zu betrügen. Die absolut dämliche Yoga-Selbstfindung im Park hätte der Film dann auch nicht mehr gebraucht und zog ihn eher unnötig ins Lächerliche.
Horrorctober #4:
EINE JUNGFRAU IN DEN KRALLEN VON ZOMBIES ist auf nette und verschrobene Weise andersartig. Dabei kommt die Story noch sehr handelsüblich daher: Eine hübsche und nicht primär mit Intellekt gesegnete Blondine bereist das alte Haus ihrer Familie, weil ihr Vater ihr irgendwas vererben will. Auf dem Weg dahin rät man ihr schon fleißig davon ab und kaum angekommen, sind die ansässigen Familienmitglieder auch eher unkonventionell gepolt. Dass sie alle eiskalt sind, kann sie ja noch akzeptieren, dass sie offenbar die einzige ist, die sie sieht und sich ihre Familie auch bevorzugt davon ernährt, nackten Frauen Blut aus der Brust zu lutschen, ist da schon ein wenig verwirrender. Francos Horrorfamilie hat aber trotz des deutschen Titels mit bekannten Zombies wenig zu tun und schwanken eher irgendwo zwischen Vampir und Sexmaschine. Die Spannung fällt immer wieder zugunsten von eher lieblosen Nacktszenen oder langen Plaudereien ab, was sehr bedauerlich ist, vor allem, da der Film eh nicht besonders lang ist. Keiner der Schauspieler hat den richtigen Beruf gewählt und obwohl die Athmosphäre relativ stimmig ist, hielt sie mich nicht von A bis Z bei der Stange. Der finale Twist ist dann auch hanebüchener nicht vorstellbar und vielleicht gerade durch seine Kinderbuchdimension passend. Durch den vorangegangenen Schlussakkord fügt er sich mit dem Rest des Filmes zwar zusammen, kann aber trotzdem nicht wirklich ernstgemeint sein.
Der Gott des German Mumblecore, Axel Ranisch, schlägt wieder zu. Hoch waren nach seinem lebensverändernden Meisterwerk ICH FÜHL MICH DISCO die Erwartungen bei mir und auch wenn sich ALKI ALKI nicht dieselbe Bedeutung erschwingen konnte, ist er doch einer der besten Filme, die ich in diesem Jahr sehen durfte.
Ranisch nähert sich wie gewohnt seinen gebrochenen Figuren und deren Problemen mit ausgestreckten Armen und hat sie selbst da noch lieb, wenn niemand mehr zu ihnen steht oder sie sich völlig unverständlich verhalten.
Pinkowski fängt mit seinem Spiel wieder da an, wo das Fassungsvermögen des Zuschauers aufhört und ich fands wunderschön zu sehen, wie das komplette Ensemble von DICKE MÄDCHEN und ICH FÜHL MICH DISCO hier mit von der Partie war.
Die Sucht ist bei Ranisch kein abstraktes, düsteres Konzept, kein verkniffenes Theater oder Lehrbuchtext-Gequatsche. Die Sucht wird hier personifiziert durch gesellige Charaktere von Peter Trabner über Christian Steiffen bis hin zu Dietrich Brüggemann. Die Sucht als einziger Weggefährte in schwierigen Zeiten, nie wirkte diese Formel so bedrückend real wie hier und nie war sie so lauinig wie durch Trabners One-Liner und spätestens, wenn Pinkowski mit seinem Flasche in homoerotischem Kuss auf die Matratze sinkt, ist das ganze Ausmaß dieser Sucht klar. Dem Ganzen setzt Robert Gwisdek als One-Man-Chor, der diese griechische Dramödie melancholisch kommentiert, die Spitze auf.
Ich hatte zwar gedacht, es würde noch einige Zeit vergehen, bis ich Iris Berben, eine Helikopter-Aufnahme und historische Kostüme in einem Ranisch-Film zu sehen bekäme, aber die Mischung aus sozialrealistischem Humor und überbordernder Fantasie funktionierte fast immer gut (mit einigen plumpen Ausnahmen). Natürlich durchbricht Ranisch damit seiner extreme Authentizität, bei der der Schauspieler nie mehr wissen soll als seine Figuren, wenn die Fantasie der einzelnen doch am Set und on screen für alle offen steht. Noch immer sind seine Dialoge aber so wunderschön alltagspoetisch, das keine geskriptete Pointe da mithalten kann.
Die Story klingt nach furchtbarem Kitsch und Klischees aber der Trailer gehört zu dem Beeindruckensten, was ich seit langem gesehen habe. Ich kann gar nicht genau benennen wieso... aber der Film wird sehnlichst erwartet!
Horrorctober #3:
Der Film wirkt als hätte Regisseur Tukel sich einen Marathon Allen- und Coen-Filme gegeben und sich dann in einer zugekifften Nacht ans Drehbuch gesetzt. Als er dann halb fertig war, rief ihn ein Kumpel an, der beruflich mit Bluteffekten zu tun hat und bittet ihn um einen Job. Und Tukel schrieb in der zweiten Hälfte des Filmes dann noch die entsprechende Dosis Splatter rein.
Das Konzept geht auf. SUMMER OF BLOOD ist eine charmante Komödie und ein stimmungsvoller Mumblegore. Tukel spielt Erik einen Typen, den man mit Fug und Recht als Lappen bezeichnen können: Er hat jetzt nicht gerade massiv Erfolg im Job, was vielleicht daran liegt, dass er dauernd seinen Boss (mich sehr gefreut: Alex Karpovsky) beleidigt und schnallt auch meistens nicht, was sein Gegenüber gerade meint oder ob der überhaupt noch zu den Lebenden gehört bzw. vielleicht doch eher ein Vampir ist. Ne ganz süße Freundin hat er nichtsdestotrotz. Nutzt ihm aber wenig, weil er auf die denkbar unbeholfen uncharmanteste Art und Weise reagiert als sie ihm einen Heiratsantrag macht, was sie spontan dazu inspiriert, ihn für ihren Ex sitzen zu lassen. Dann wird er auch noch von einem Vampir gebissen. Läuft bei ihm.
So ein Untotendasein hat aber auch seine Vorteile. Zum einen kann man mit Blut auf dem Hemd seine Arbeitskollegen noch besser schocken. Und man wird zum Tier im Bett. Das kostet Tukel im Mittelteil auch voll aus und reiht leicht abstrakte Sexszene an leicht abstrakte Sexszene, was den Übergang von Stadtneurotiker-Komödie hin zum Fun-Splatter noch etwas merkwürdiger macht. Am Ende wirds dann noch einen Hauch kitschig. :)
SUMMER OF BLOOD durchzieht ein feiner Humor, der vor allem an Tukels sympatischen Spiel liegt und alles ist in tollen Bildern gefilmt. Die Gags lutschen sich auch länger nicht aus und auch wenn der Film manchmal etwas zu viel will oder Erik es nicht immer schafft, sich dem Zuschauer gegenüber verständlich zu machen, ist das hier ein rundum akzeptables Filmvergnügen.
Horrorctober #2
Nach dem kathastrophalen Einstand habe ich dann doch erstmal auf safe play gesetzt und das erwartete Meisterwerk bekommen. Bava erfindet wir gewohnt storytechnisch das Rad nicht neu, zaubert visuell aber wieder seine bestechende Mischung aus Fassbinder und Hitchcock auf die Leinwand. Diese Farben, diese Klänge, dieser Fluss an Bildern!
Bava ist natürlich klarer Stilist und hat mit allen anderen Facetten des Filmemachens wenig am Hut. Hier bestimmt wirklich die Form den Inhalt, treibt ihn voran und erzählt ihn erst. Wenn seine virtuosen Kamerafahrten das belanglose Geplänkel der Models einfängt und so schon den auf den drohenden Plotverlauf verweisenden MacGuffin spielerisch vorausdeutet. Oder wenn die Kamera in einer augenzwinkernd frechen Szene schnell vom Ort des Geschehens weghuscht, ohne dass das von einer Figur oder Vorfall gerechtfertigt wird, um uns entscheidende Informationen vorzuenthalten. Hier spielt der Film mit uns, um uns weiter hinzuhalten. So ehrlich war Meta-Horror wirklich selten.
BLUTIGE SEIDE ästhetisiert den Gore zwar, geizt aber nicht daran. Lange Würgekämpfe im Regen gehören da ebenso zur Selbstverständlichkeit wie verbrannte Gesichter. Seine Mordszenen umgarnt der Film dabei so begierig, dass man schon fast von Torture Porn sprechen könnte (rein dramaturgisch) und bastelt die Handlung eher hastig darumherum. So überrascht es mich auch kaum, dass ich die totgeweihten Mädels allesamt nicht auseinander halten konnte und irgendwie das finale Motiv nicht ganz mitbekommen habe.
Horrorctober #1:
Na, das geht ja gut los hier... GERMAN ANGST besteht aus drei aufeinanderfolgenden Kurzfilmen, die kein stimmiges Gesamtkonzept ergeben (wollen) aber auch für sich genommen nicht funktionieren. Allerdings sind auch nicht alle auf dem gleichen Level schlecht, von daher der Reihe nach:
FINAL GIRL: Die Episode, die mich von der Story her am meisten angesprochen hat. Leider reißt Buttgereit mit dem Arsch voran wieder ein, was er sich vorher clever überlegt hat. FINAL GIRL feiert sich viel zu selbstgefällig für die Drastik seiner Grundidee, als dass er sich die Mühe machen würde, darüber hinaus noch was zu erzählen. Der Gag mit dem Meerschweinchen war einmal ganz nett, aber wenn ich einen Vortrag über Tiermedizin hören will, besuch ich einen Vortrag über Tiermedizin. Der anfängliche sozialrealistische Anspruch, den dieser Horror haben soll, wird durch die trashigen Bluteffekte und das sinnlos weirde Ende ruiniert. Die Andeutungen in Richtung Missbrauch, Rachefantasie oder religiösen Wahn, der dem Ganzen eine interessante Dimension hätte verleihen können, vergisst das Drehbuch leider nach einem Satz wieder und zeigt die Protagonistin dann wieder beim Klogang oder Meerschweinchenstreicheln. Die Stimmung des Filmes hatte was angenehm Graues, würde Buttgereit sich nicht so sehr daran aufgeilen, dass er das technische Know-How für extreme Detailaufnahmen hat. Ich mein, ich ess auch gern Cornflakes, trotzdem muss ich dadrin nicht die Moleküle zählen können.
2,5/10
MAKE A WISH: Versucht sich wie der erste Teil auch an einer Verbindung von dezent übernatürlichem Horror mit harter Realität und macht das auch deutlich stimmiger als Buttgereit. Anfänglich scheint MAKE A WISH noch wie ein dunkler und origineller Slasher, ehe uns die Weltkriegs-Rückblende rapide herausreißt (im guten Sinne). Hier prescht Kosakowski auch gut voran und zeigt in seiner Drastik 99% der Holocaust-Filmen wo der Hammer hängt. (Wir reden hier von deutschen Soldaten, die Neugeborene gegen Baumstämme schlagen.) Das reißt den Zuschauer schonungslos aus dem Entertainment-Flow, wirkt mit den nachfolgenden Szenen dann aber verdammt zynisch. Peinlich bleibt es trotzdem, dass ein relativ trashiger Horrorfilm das beste Bild von Nazigräuel seit gefühlt ewig vermittelt. Shame on you, deutscher Film! Zurück in der Gegenwart fällt der Film dann rapide ab. Der Neonazi-Terror wirkt nach der Rückblende auch einfach zu harmlos, um richtiges Potenzial zu entwickeln (auch wenn manches wirklich nicht zimperlich ist). Die Idee mit dem Body-Switch ist eher schwach und als übernatürliches Einsprengsel zu verhalten. Dass das Ganze dann in Meta-Diskussionen und bemüht existenzielle Fragen ausartet, tut dem Film keinen Gefallen. Spannend war der Gedanke schon, da Kosakowski allerdings keinerlei Interesse daran hatte, seine Ideen auch auszuführen und sie lieber einfach nur behauptet, hab ich dann bei dem Geheule am Ende doch schwer auf die Uhr schauen müssen.
4/10
ALRAUNE: Dieser Film sammelt Ungereimtheiten und merkwürdige Zufälle, ohne sie nutzen zu können. Die Figuren machen merkwürdige Sachen, der Film nickt es ab. Hinten und vorne sprießen die "Hä"s nur so raus, aber der Film fährt fort seine echt coole und schmissige Gothic-Story zu erzählen. Gefilmt in perfekten Bildern und Welsh ist ein wunderbarer Schauspieler. Aber was am Anfang auch noch als düsteres Drama super funktioniert mit einigen tollen Clubaufnahmen artet bald in einen hanebüchenen EYES WIDE SHUT-Verschnitt aus. Und für mich als einen, der schon das Original nicht mochte, kann der Abklatsch auch vertrackt wenig. Wenn Welsh dann aber wieder gedankenverloren vor sich hin erzählt, gewinnt der Film wieder an Profil. Und die Badewannenszene war exakt die richtige Mischung aus Grusel, Schock und Melancholie. Handwerklich auf hohem Niveau verdient sie sich trotz eindeutiger Schwächen doch den Titel als der beste der drei. Immer noch knapp an gut vorbei aber tröstet doch über einiges hinweg.
4,5/10
Der kann schon einiges. So als hätte man LOLA RENNT ordentlich Härte eingesetzt. Ein bisschen hangelt sich der Film schon von Klischee zu Klischee, da ist hier die tickende Uhr, da der unbarmherzig-schleimige Gangsterboss, da das schützenswerte Kind, aber dabei hat er so viel Schwung und Speed, dass das gar nicht auffällt. Der zornige Blick von Bronchinson tut da sein Übriges. Das alles sieht perfekt aus und ist topstylisiert und nur manchmal merkt man, dass Regisseur Herbulot eigentlich viel lieber Refn oder Ritchie wäre als eine eigene Handschrift zu entwickeln. Auch wenn er an seine Vorbilder nicht ganz rankommt, packt er, hat Pfeffer und einige unangenehme Szenen. Wie ein Actionfilm sein sollte, nicht mehr, nicht weniger.
Hab im Oktober leider wirklich kaum Zeit, aber wenn ich mir für ein Genre die Zeit nehm dann sicher dieses. Von daher werf ich mal auf ne Liste, was in meinem Regal/dem von Freunden so steht und geb mein Bestes:
http://www.moviepilot.de/liste/gabsters-horrorctober-2015-gabster
Gut gemeinter Vorschlag an alle, die glauben, der Film wird den realen Ereignissen nicht gerecht (wohl ohne ihn ja schon gesehen zu haben): Dreht euren eigenen Film darüber. Wird bestimmt besser und das Internet ist dann auch nicht so mit Zickenkriegen wie diesem hier vollgestopft.
So ganz war den Beteiligten hier glaub ich nicht klar, ob sie lieber einen kafkaesken Mysterythriller voller spaciger Symbolik und WTF-Faces oder doch eher einen semi-psychologischen Torture Porn drehen wollten, bei dem Cinephile und Gorehounds beide auf ihre Kosten kommen sollen. Sie sind glaube ich letzte zu der Entscheidung gekommen, einfach nichts davon zu machen und eher auf random Gewaltakte und überflüssige Dialoge zu setzen.
Dieses Ergebnis ist dann doch eher wirr. Nicht auf die gute Art wirr, nicht so, dass ich darüber nachgrübeln wollte oder mich an verschlungenen Plots aufgeilen kann sondern so wirr, dass ich mir eher denke, so langsam könnte ich mir wieder ne Stoiber-Rede reinpfeifen, um mal was strukturiertes und verständliches zu haben.
Der Look war ja schon ganz adrett, so düster und runtergerockt und die Rückblenden mit der Mutter hatten schon ihren Teil Creepiness. Aber irgendwann ist die Phase dann auch rum, wo man noch denkt aus all den netten Ansätzen wird nochmal so etwas wie ein Konzept entstehen. Ab da sieht man dann nicht mehr offene Fragen oder subtile Rätsel sondern einfach nur nen verwirrt schreienden Typ, der durch ein Hintlerwäldler-Dorf rennt. Da kann ich auch meinen Opa besuchen, wenn ich sowas sehen will. :D
MP misses: OVER YOUR DEAD BODY (2015), irgendwo zwischen abgedrehten Camp und düsterer Gewalt ein Film, der alle Miike-Extreme verbinden kann. Die Story bewegt sich auf so vielen Meta-Ebenen, dass einem schwummrig werden kann (Theaterstück, Traum, Fantasie, etc.) und eigentlich ist auch nie ganz klar, wo wir uns befinden. Ist auch nicht ganz so tragisch, denn es ist fantastisch gefilmt in edlen Bildern, die weder vor Drastik noch vor Poesie zurückschrecken. Dass sich alles hinter den Kulissen einer Theatergruppe abspielt, fällt bald nicht mehr ins Gewicht, wenn sich die Eifersuchtsdramen und Paranoia der Darsteller mit ihren Rollen verschmelzen und wir uns vielleicht manchmal zu sehr in den großartigen Kulissen verlieren.
Natürlich ist das noch immer ein Miike-Film mit Miike-Einfällen: Das reicht von Leuten, die sich ihre eitrigen Beulen runterreißen bis hin zu verspeisten Babys. Und wer auch dem dreißigsten negativen Schwangerschaftstest nicht glauben will, schaut einfach mal selber mit nem Tranchiermesser nach.
Das verschrobene letzte Drittel macht dann auch vor gar nix mehr halt. Leider bleiben bis dahin die Figuren absolut fremd, weshalb außer der reinen Schockwirkung nicht viel rüberkommt. Ist aber bei gerade erwähnten Szenen immer noch recht tough. Und die Effekte sind einfach perfektes Handwerk, das passt visuell auch einfach in den düsteren Flow, der am Anfang noch mit prächtigen Kostümen begann. Dass die Hndlung manchmal etwas zu weit ab vom Schuss war, verzeih ich da doch. 7,5/10
Über Chaplin hab ich mal irgendwo den Satz gelesen: "Stumm war das Kino nie." Das mag auf den traurigen Tramp sicher auch zutreffen, ganz besonders und immer wieder aber für diesen filmischen Schlag in meine arrogante Fresse, der ich doch tatsächlich dachte, relativ hart im Nehmen zu sein.
THE TRIBE hat die Ruhe weg. Im doppelten Wortsinn: Die distanzierten langen Einstellungen, die die Protagonisten immer beobachtend, zurückhaltend einfangen und bei ihrem Treiben folgen, waren großartige Inszenierungskunst. Passend dazu wird in THE TRIBE kein Wort gesprochen. Es wird geredet, natürlich, in Zeichensprache, in der ich kein Wort verstehe und wohl eindeutig auch nicht muss, denn die Bilder, die Taten und die Blicke sagen hier alles aus. Jedes Wort würde nur relativieren, jeder Score würde verkitschen. So bleibt der Zuschauer mit dem Gezeigten allein, kann sich dem nur aussetzen, nicht einmal das schnelle Weggucken eines Schnittes bleibt uns vergönnt.
Wenn keiner spricht, kann sich auch keiner beklagen. Nicht die jungen Mädchen, die als Prostituierte zwischen den LKW-Fahrern hin und hergereicht werden, nicht die Jungs, die aufeinander eindreschen, nicht unser Held, dessen Freundin weiterhin Freiwild für alle zu sein scheint, nicht unsere Heldin, die sich einer nicht ganz koscheren Abtreibung unterziehen muss. Wenn sie sich beklagen könnten, dann hätten wir wenigstens die Gewissheit dass selbst in dieser abstrus fremden Welt Dinge wie diese ein Unrecht darstellen und Menschlichkeit dasselbe bedeutet wie hier. Da sich niemand beklagt, wirkt alles auf abartige Art selbstverständlich, der Gang auf dem Strich wie der Gang zu Becker, der bestialische Mordakt wie ein kleiner Streich unter Freunden.
Unfassbar packend, erschütternd, handwerklich auf aller höchstem Niveau, ein Film, der es locker mit dem vergleichbar gelagerten und ähnlich erschütterndem TORE TANZT aufnehmen kann. Bisher definitiv einer DER Filme des Jahres und eine spannende Frage, ob noch wirklich viele diese Wucht werden übertreffen können. Natürlich blieb mir der Film durch all sein Grauen und der Protagonist in all seinem Schweigen unangenehm fremd, wobei ich nicht weiß, ob ich ihn dadurch leichter oder schwerer abschütteln konnte... leicht war es auf keinen Fall.
Als Mischung aus Parodie, Kopie und Hommage ziemlich spaßiges Giallo-Revival. THE EDITOR vereint genau die Art tumb-skurrile Figuren mit krassgreller Ästhetik, die so ein Konzept erwarten lässt. Dabei hat der Film am Anfang noch jede Menge Pfeffer, wenn zwischen behind the scenes Aufnahmen und realer Mordserie die Meta-Ebenen nur so flattern. Irgendwann nudelt er sich aber stark in seiner Redundanz ab und ich müsste lügen, würde ich behaupten keine der Szenen hätte mich hart genervt.
Die typische Gewaltästhetik lässt sich hier ebenso finden wie ein nett verschlungener Plot, der massenweise Figuren umrahmen kann, bis es im Endspurt dann doch ein bisschen zerfranst. Zitiert wird hier sowieso in einer Tour, was aber nie zum Selbsbewichse gerät und unterhalten kann der Film auch, wenn man vom Tuten und Blasen keine Ahnung hat. Das alles ein wenig lang ist und deshalb vieles doppelt erzählt wird, kann man dem Film genauso verzeihen wie manche Albernheit. Denn wer mal wieder Bock auf Giallo-Bilder und straighten Thriller-Plot hat, aber nicht zum dutzendsten Mal die Bava-Box öffnen will, der ist hier gar nicht so falsch beraten. ;) Und kriegt danach bestimmt doch noch massiv Bock auf die alten Teile.