Gabster - Kommentare

Alle Kommentare von Gabster

  • Mich ärgert vor allem auch, dass all jene, die sie mit unangebrachten Äußerungen über ihr Gewicht attackieren, all jene mit in den Dreck ziehen und unter einen Generalverdacht stellen lassen, die sie wirklich unlustig finden.

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    • 5

      Ich bin ja wahrlich kein besonders großer Tim Burton-Fan. Es ist nicht so, dass ich seine Filme nicht leiden kann, eher, dass sie mich schon grundsätzlich nicht besonders ansprechen und wenn ich mir dann doch einen gebe, find ich ihn zwar gut, brauch aber auch noch nicht gleich den nächsten. Und die, die mir dann doch wirklich gut gefallen, sind dann eher die, die der Durchschnitsburtianer nicht leiden kann (DARK SHADOWS). BIG EYES hätte also durchaus gute Chancen bei mir gehabt. Denn er ist wirklich kein typischer Burton, bis auf ein, zwei Traumszenchen findet sich seine skurrile Darkness einfach gar nicht und ich frage mich auch, ob ihn der Stoff überhaupt gereizt hätte, wenn er nicht in den bonbonfarbenen 50er passiert wäre, für die er ja bekanntlicherweise ein Faible hat. Ansonsten ist es eher ein handelsübliches Melodram, das ich eher in der Filmographie eines Herrn Soderbergh vermutet hätte. Leider konnte er mich trotzdem nicht überzeugen.
      Es ist wirklich nicht so, dass das ein schlechter Filme wäre, auf keinen Fall. Aber besonders aufregend ist er auch nicht, plätschert eher so dahin, mal vergnüglich, mal eher zäh. Dabei bleibt leider die Beziehung zwischen den beiden Protagonisten ungeheuer kalt und steril. Wieso Adams für ihre Darstellung so gelobt wird, kann ich mir beim besten Willen nicht erklären, das unscheinbare Püppchen war wirklich nichts besonders herausragendes. Waltz bleibt auch hinter seinen Möglichkeiten zurück, ist aber trotzdem das Highlight des Filmes, gerade im spektakulären Gerichtsfinale.
      Auch andere Einsprenkler des Filmes haben durchaus Charme, wie wenn Schwartzmann ein bisschen Anderson-Flair mit reinbringt oder auf der Tonspur ein paar nette Rock'n'Roll-Klassiker laufen. Im letzten Akt funktioniert BIG EYES eher auch als düsteres Horrordrama denn als sonst irgendwas (vorher war es auch schon Gaunerkomödie, Emanzipationsdrama und AMERICAN IN PARIS-Verschnitt). Da zeigt dann auch Waltz' sein Talent und gibt seinem Charakter eine traurige Gebrochenheit. Schade, dass der Film nur das Ekel in ihm sieht und nicht den gescheiterten Künstler.

      7
      • 7 .5

        Vorläufiges Ende des Ozon-Marathons. Kann ihn als Regisseur für mich nicht ganz exakt einordnen. Jeder seiner Filme war ausgesprochen gut, aber ein so richtiges Meisterwerk hab ich leider noch nicht entdeckt. 5x2 ist auf jeden Fall sein gelungenster Film, der besonders am Anfang unwahrscheinlich intensiv ist, sich allerdings ein wenig in der ruhigen Betrachtung seiner Ausgangsidee verliert, ein Problem, was ich auch schon mit RICKY hatte.
        Das rückwärtige Erzählen ist hier nicht inhaltlich motiviert wie zum Beispiel in MEMENTO und es dient auch nicht dem bloßen melodramatischen Effekt, dass die glücklichen Szenen durch das Ende der Beziehung überschattet werden würde. Dafür bleibt Ozons Erzählweise zu kalt und zu betrachtend. Er geht eher wie ein Wissenschaftler an das Zerbrechen dieser Ehe heran, der langsam eine evolutionäre Entwicklung zurückverfolgt oder ein Unternehmensberater der sachliches Backwards-Planning betreibt. Auf seine Art auf jeden Fall gut, unaufgeregt und ohne sich dem Publikum anzubiedern. Getragen wird die Geschichte auch durch die überzeugenden Darsteller und ihre Geräumigkeit, denn immer wieder streift der Film andere Charaktere und Anekdoten, die er locker in den Fluss mit aufnimmt und in der sich die Protagonisten spiegeln. Und es ist beeindruckend zu sehen, wie sie am Anfang wirklich wie eng Vertraute wirken und sich über die Zeit hinweg mehr und mehr entfremden und am Ende im hilflos distanzierten Flirtversuch enden/beginnen.

        5
        • 6 .5

          Allein für diese Grundidee muss ich den Film schon einfach mal lieben. Dass er das oft eher konfus nutzt und irgendwie nicht richtig weiß, wohin mit dieser Geschichte, steht auf einem anderen Blatt. Ozon dekliniert eher die üblichen Stationen durch, als aus dem titelgebenden Wunder irgendwas zu machen. Dabei ist vor allem das letzte Drittel wenig aussagekräftig. Bis dahin ist RICKY auf jeden Fall schwer unterhaltsam und dreht sich nicht nur um ein skurriles Märchen sondern beinhaltet sogar eine außergewöhnlich schöne Liebesgeschichte. Trotz sozialrealistischem Einschlag ist es kein neorealistischer Das Glück der kleinen Leute-Film, es wirkt eher wie Zufall, dass dieses Baby in prekären Verhältnissen aufwächst. Auch verschließt er sich jeglichen religiösen oder esoterischen Erklärungsversuchen, was ihn angenehm unprätentiös macht. RICKY lässt sich vor allem als Parabel auf Akzeptanz Behinderter lesen.
          Ozon lässt dieses besondere Kind in einen hermetisch abgeriegelten Schutzraum groß werden, ein von zwei starken Frauen gegenüber den Mächten der Außenwelt behütetes kleines Apartment, aus dem folgerichtig der einzige Mann (bezeichnenderweise ein Immigrant) rausgeekelt wird. Als die Familie dann ihr heiliges Domizil verlässt kommt es auch erwartbarerweise zur Katastrophe. Dann driftet der Film schwer ab, die Mutti gerät in Hysterie und er kriegt im zerfahrenen Ende kein Bein mehr auf den Boden. Schade um einen Film, der sehr ruhig und gelassen begann.

          3
          • 6 .5

            Ich könnts nicht beschwören, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass der Film auf folgende Art und Weise entstanden ist:

            Ozon hat sich mit einem namentlich unbekannten Mitarbeiter seines Vertrauens irgendwo eingeschlossen, um sich die gesammelten Werke Fassbinders zu geben. Nachdem einige Wochen später dann das Licht wieder anging, fand wohl folgender Dialog statt:

            "Fassbinder hat schon ne ganze Stange Filme gedreht in seinem Leben."

            "Schon. Aber zu wenig sind es immer noch."

            "Hm... Auch wieder wahr. Sag mal... Wie wäre es denn, wenn wir einfach da machen, wo er aufgehört hat. Und einen richtigen Fassbinder-Film drehen?"

            "Geile Idee! Genug Zutaten dafür gibt es ja."

            "Natürlich verzichten wir auf eine gelungene Ästhetik sondern machen eher so was halbgares daraus."

            "Natürlich."

            "Und gute Schauspieler sind auch verzichtbar."

            "Völlig klar."

            "Dafür ballern wir die intensivste Threesome-Szene raus, die die Menschheit je gesehen hat."

            "Und die ganzen Fassbinder-Fans werden es eh abfeiern wie nix."

            "Läuft bei uns."

            Und Recht haben sie gehabt. :D

            3
            • 5

              Ging ganz akzeptabel ab. Der Film hätte natürlich ein bisschen mehr darauf achten können, dass der Zuschauer seine Figuren kennenlernt (oder auseinander halten könnte), das hätte grade den Thriller-Passagen einiges an Spannung gegeben. Dafür lag aber eindeutig zu sehr das Augenmerk auf Blut spucken und Menschen durch die Gegen werfen. Das kann er auch, sieht zwar immer ein bisschen aus, wie unbearbeitete Werbung für einen extrem dickflüssigen Energy-Drink aber das ist immer noch besser als der unerträgliche Weichzeichner, unter dem so viele Horrorfilme zurzeit durchzuscheinen versuchen müssen.
              Grundsätzlich war die Handlung ein bisschen krude: Eine Cheerleaderin stirbt und im Team rückt ihre etwas gespenstige Freundin nach. Dann gibt es ne gute Ecke Gezicke, eine dramaturgisch unmotivierte Keilerei mit den Football-Jungs ehe das schöne Geschlecht samt und sonders in nen Fluss kegelt. So weit so irgendwie nachvollziehbar. Danach muss ich kurz nachdenken: Irgendwie schafft es eine von den Mädels die anderen zurück ins Leben zu holen. Hauptsächlich in dem sie ihnen irgendwelche Steine in den Körper implantiert und dann Sex mit ihnen hat (oder war das einfach nur, weil sie Spaß daran hatte?). Im Prinzip ne coole Sache, wird nur von einigen unschönen Nebenwirkungen begleitet, wie zum Beispiel, dass zwei Damen ihre Körper getauscht haben oder dass sie sich alle nur noch von Blut ernähren können und dauernd zu den unpassendsten Gelegenheit spontane Orgasmen bekommen. Ansonsten geht es feuchtfröhlich weiter in der Teeniewelt und die Mädels haben ihre Beziehungsproblemchen, von denen die Macher richtig erkannt haben, dass sie nicht wirklich interessant sind und von daher auch nie konsequent durcherzählt werden. Dann wird sich wieder gegenseitig gegen Bäume geschmissen und am Ende kriegen dann nochmal besagte Steine ihren Rappel.
              Um das Genre wirklich wie beabsichtigt vom Chauvinismus zu reinigen, hätte man vielleicht mehr Fokus auf sexuelle Gewalt und feministische Selbstbestimmung als auf halbnackte Lesben und blutkotzende Cheerleader setzen sollen, aber es hat dem Genre wenigstens gesagt: Ok, ihr seid hohl und vielleicht kommen wir auch nicht ganz davon ab, aber wenigstens haben wir es verstanden.
              Konfuse Handlung und halbgare Message aber sicher nicht ohne nötiges Tempo, Spaß und netten Hau-drauf-Horror. Für grundsolides Entertainment kann ich dem Film nicht sauer sein. Lange in meiner Erinnerung wird er aber auch nicht bleiben.

              5
              • 7 .5
                über Grease

                Hab endlich dann auch mal diese Lücke in meiner filmischen Bildung geschlossen. Und was soll ich sagen? Ich war begeistert! Nicht nur, wie 90 Prozent der Einstellungen extra so gesetzt werden, dass Travoltas Frisur besonders gut zu sehen ist, GREASE schafft es auf unverwechselbare Art und Weise sich bis zum Schluss jeglicher Form von Handlung zu verweigern. Ne warte, hier und da gibt es doch einige Storyelemente: Irgendwann bauen sie mal ein Auto zusammen und am Ende fahren sie damit rum. Die eine denkt mal sie wär schwanger und dann wieder doch nicht.
                Und trotzdem scheint der Film es ausgesprochen eilig zu haben: Emotionen wechseln im Sekundentakt, Entscheidungen werden blanko aus der Luft her getroffen und Travoltas Herzliebchen hat mit jedem Mal, wenn sie den Mund aufmacht eine andere Meinung von ihm. Das gibt GREASE eine schrille Künstlichkeit, die einfach herzerfrischend ist, denn seien wir mal ehrlich: Die meisten Filme sind dann am langweiligsten, wenn sie realistisch sein wollen...
                Die Musicalsequenzen sind hübsch und stimmig (nicht alle, aber hm...) und Travolta hat ein beeindruckendes Spektrum an Tanzmoves (die meisten drehen sich allerdings darum, sich möglichst liebevoll die Haare zu kämmen). Wenn die Songs mich jetzt auch noch musikalisch angesprochen hätten und nicht nur dramaturgisch, wärs perfekt geworden. Grundsätzlich hab ich aber ein großes Herz für Look und Stil der 50er Jahre Jugend. Und für "Die letzten Wochen auf der High School bevor wir endgültig nicht wissen, wohin in unserem Leben"-Filme sowieso.
                Klar, GREASE könnte gerne auch noch schriller, bunter oder allgemein bollywoodesker sein aber well, well, was soll ich meckern bei einem Film, der mir anderthalb Stunden lange gut gefallen hat. :)

                7
                • 6 .5

                  Der Film leidet wohl vor allem daran, dass 2010 mit Carpenter und Scorsese zwei Altmeister quasi denselben Film vorlegten und im direkten Vergleich zu SHUTTER ISLAND muss THE WARD dann doch zurückstecken. Ein unterhaltsames Gruselfilmchen ist es aber so oder so, nur wäre ich jetzt nicht unbedingt von selber auf die Idee gekommen, dass hier einer der größten Regisseure überhaupt am Werk ist. Dafür ist alles zu glatt, zu handzahm (einen "Ich wollte Vanille-Nuss"-Moment sucht man hier vegebens) und zu oft greift Carpenter auf Tricks zurück, die eindeutig unter seinem Niveau sind etwa die ebenso platte wie hübsche Schlusseinstellung oder die hochstilisierten Rückblenden. Trotzdem schafft er eine angenehm unheimliche Athmosphäre, die den ganzen Film über gut hält und was musikalische Untermalung angeht, ist er immer noch genrebeherrschend. Außerdem hat es nachweislich noch keinem Film geschadet, wenn sich zwei Frauen, von denen eine blond und hübsch und die andere größtenteils verrottet ist, quer durch ein Gebäude prügeln. Dann ist es auch nicht so wichtig, wie lieblos der Film am Ende die "Your world is not real"-Schiene fährt. Da das dort aufzulösende Rätsel in der filmischen Dramaturgie schon immer eher unter ferner liefen zu finden war, kann diese Auflösung auch nicht wirklich enttäuschen. Wichtiger ist es, dass Carpenter hier noch einmal tief in seine filmische Trickkiste greift, seine alten Späße auskramt, abstaubt und uns grinsend nochmal hinhält.
                  Es stimmt, Carpenter hat seine hohe Intelligenz, die ihn anno dazumal erst das ganze Genre prägen ließ, irgendwie am Eingang zum Set abgegeben, sein handwerkliches Geschick und seine Liebe zum reinen Schaudern ist ihm aber erhalten und das ist gleich schon mal ne Menge mehr als bei vielen seiner jungen Kollegen. So verbaut sich Carpy die Chance mit ausgestrecktem Mittelfinger aus dem metaphorischen Grab wieder aufzusteigen und dem Kino nochmal zu zeigen, wer hier die Frauen wirklich zum Kreischen bringt. Höflich und zurückhaltend wie man ihn kennt, hat er sich entschieden, dass er das Genre jetzt schon oft genug revolutioniert hat und reiht einen gut schaubaren Grusler zu den anderen gut schaubaren Gruslern ein. Ist legitim.

                  7
                  • 7

                    WHIPLASH ist ein Film, den man auf keinen Fall einfach so weggucken sollte, sondern der wie kein zweiter verlangt, dass man ihn kritisch hinterfragt und mit eingeschaltetem Verstand guckt. Ob ich das jetzt gut oder schlecht finden soll, weiß ich irgendwie nicht so sicher.
                    Klar sind Filme langweilig, die dem Zuschauer alles vorkauen, ihm von Anfang an sagen, was richtig ist und was falsch. Aber manche Filme scheinen sich auch dahinter zu verstecken, den Zuschauer fordern zu wollen, zeigen dann Menschenverachtendes und sagen: Soll der Zuschauer halt selber denken. Film und Zuschauer sollten sich doch beide in der Pflicht sehen, das Thema angemessen zu verarbeiten.
                    WHIPLASH schafft das nicht. Und das ist sehr gefährlich und im gewissen Maße kann ich das dem Film auch nicht verzeihen. Aber es fügt sich doch irgendwie stimmig zusammen mit dem Reiz, den dieser Film auch hat: Genau wie sein Protagonist fällt auch der Film immer wieder auf diesen Fletcher hinein, stilisiert ihn zum Gott hoch, entwickelt eine kranke, düstere Faszination für diesen Schweinehund und staunt einfach über ihn und seine Kraft. Und ja, ich gebe zu, auch ich war ein wenig fasziniert von ihm. Dabei sollte weder Protagonist, noch Film, noch Ich mehr als Abscheu für diesen Kerl empfinden, der rücksichtslos für sein Ego über Leichen geht. Leider gibt der Film ihm und seiner faschistischen Logik in der Schlussszene dann recht und opfert den letzten Rest Menschlichkeit dem melodramatischen Effekt.
                    Gleichzeitig steht dieselbe Schlussszene auch für alles, was diesen Film so außergewöhnlich und sehenswert macht: Da wäre zum einen mitreißende handwerkliche Perfektion, die die Power der Musik auch bildlich widerspiegeln kann und selbst mich, der ich musikalisch völlig am Jazz vorbei gepolt bin, begeistert hat. Ton und Bild sind perfekt geschnitten und inszeniert und vergesst alles, was ihr über das Wort Dramatik zu wissen glaubt. Hier gehts noch mal ne Ecke schärfer zu. Und dann gibt es auch hier wieder diesen merkwürdigen Dualismus, diesen abgründigen Teufelskreis, der diesen Film ausmacht: Je mehr Andrew Fletcher hasst und ihn versucht zu vernichten, desto mehr gibt er ihm Recht und desto mehr wird er Spielball in Fletchers Plan. Das ist ungeheuer beeindruckend. Wer ist noch mal dieser Frank Underwood? :P
                    Vieles an WHIPLASH ist zugegeben auch sehr plump, wie etwa Andrews Beziehung zu dem Kinomädel, die aus dem ganzen doch noch so eine Art Coming of Age-Kitsch machen sollte. Zog bei mir leider nicht ganz so. Generell fehlte mir auch die Bezugsperson, Andrew ist unsympathisch bis dort hinaus, Fletcher das absolute Böse und die einzig sympathische Figur (Andrews Vater) steht eigentlich nur rum.
                    Immerhin bleibt ein Film, der immerhin handwerklich perfekt, emotional mitreißend, wenn auch inhaltlich bedenklich ist. Und Simmons spielt wie gewohnt überirdisch gut, den Oscar hätt ich dieses Jahr aber nach wie vor Edward Norton gegönnt.

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                    • MP misses: Arakis runtergerocktes Erstlingswerk DREI VERIRRTE IN DER NACHT. Prinzipiell ne saubere Sache, charmant ambitionslos. Die Story ist dieselbe wie sonst auch: Ein gelangweiltes Pärchen und dessen schwuler und sack-unterbelichteter Freund erkennen, dass sie eigentlich alle drei aufeinander geil sind und dann gib ihm! Leider mit etwas weniger abgeschlagenen Köpfen als in THE DOOM GENERATION und weniger Schmalzigkeit als in SPLENDOR. Die Schauspieler sind etwa so mitreißend wie meine Oma wenn sie vorsokratische Verse in japanischer Übersetzung vorliest und dank mangelnder Bildquali sind knapp 70 Prozent des Gezeigten hauptsächlich zu erahnen. Die omnipräsente Hintergrundmusik und das ewige Gekuschel der Hauptdarsteller, das war aber schon sehr, sehr greggy. Und die Dinerszenen brachten auch noch eine angenehme Prise AMERICAN GRAFFITI mit rein. Trotz vielversprechender Zutaten jetzt aber nicht der erwartete Oberhammer, weil Araki da nicht mehr draus macht als halt nötig. Lässt sich gut runtergucken und als Fingerübung für spätere Top-Filme nicht zu verachten. Da steckte schon damals ne coole Socke hinter der Kamera. 6/10

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                      • 4

                        Wenn versucht wird, mit wissenschaftlichen Methoden religiöse Ideen zu beweisen, krieg ich naturgegeben gleich das kalte Kotzen. Zum Glück passiert das hier nicht mit moralischem Zeigefinger und Oberlehrerduktus. Der Film sagt eher: Joa, wir würden voll gern an was Übernatürliches glauben, aber gleichzeitig so jung und modern sein und uns voll cool rational und nüchtern fühlen. Können wir das? Er ist also nicht gefährlich sondern eher feige und das ist im direkten Vergleich dann doch etwas wert.
                        Außerdem gibt es einfach viel, was an I ORIGINS Spaß macht: Die kleinen skurrilen Einfälle zum Beispiel, die gerade gegen Anfang eigentlich nirgendwo hinführen aber einfach da sind und gut klargehen. Un der Moment, in dem ihn seine Frau erwischt wie er auf seine tote Ex wichst, ist sicher einer der schönsten Filmmomente, die ich seit langem gesehen hab. :)
                        I ORIGINS stellt mehr Fragen als er beantwortet und das ist etwas, das ich an Filmen immer sehr schätze. Im Grunde auch hier, nur hätte ich mir doch ein bisschen mehr Sicherheit gewünscht, ob das ganze jetzt Mystery, Trauerarbeit oder Love Story sein sollen. Dem Film fehlt eindeutig der Mut irgendwas richtig zu sein. Hier mal Nolan-Tribute aber dann doch zu post-post-modern um nur unterhalten zu wollen, hier billige Indieperle aber sieht dann doch aus wie aus dem Ei gepellt. Alles zu glatt, um Charakter zu haben. Schade.
                        Britt Marling soll ja eine der vielversprechensten jungen Frolleins sein derzeit. Kannte sie bisher tatsächlich noch nicht, aber hier ist sie in einer Rolle gefangen, die eigentlich immer nur den Helden angaffen darf und dann mit tränenschwerer Stimme ihr eigenes Glück opfert. Für die Wissenschaft. Oder den Glauben. Oder die Liebe. Irgendwas voll cooles halt.

                        7
                        • 3 .5
                          über Serena

                          Susanne Bier gehört zu meinen absoluten Lieblingsregisseuren und jeder ihrer Filme, die ich bisher gesehen habe, sind für mich absolute Meisterwerke. Wie an der Punktzahl hier unschwer zu sehen ist, trifft das auf SERENA nicht zu. Und bis ihr Name im Abspann erschien, weigerte ich mich auch zu glauben, dass der wirklich von Bier ist. Da muss ich mich irgendwie vertan haben, dachte ich.
                          Aber nein, dieses nichtssagende Melodram ist tatsächlich von dieser brillanten, unnachgiebigen und klugen Frau gedreht worden. Und das ist schon sehr traurig. In der ersten Hälfte ist der Film die ganze Zeit so: Wow, eine starke Frau, guck mal, die kann sogar nen Baum fällen. Krass! Das geht dann eine Stunde so. Dann dreht Serena n bisschen durch, behandelt ihren Mann wie Scheiße und als sie dann eine Fehlgeburt hat, sind bei ihr endgültig die Lichter aus. Das ist nicht nur unfassbar plump und erwartbar sondern auch ziemlich misogyn. Oh, eine starke Frau, die raucht und weiß, was Geld ist. Sie wird sicher früher oder später mal ihr Haus abfackeln. Jap. völlig klar, so ist das mit dem weiblichen Geschlecht, habt ihr gut erkannt. :P Ein bisschen ist es, als wollte Bier ihrem Landsmann Lars von Trier mal ein bisschen den Frauenhass ausspannen, nur ohne an dessen Qualitäten und Provokationen heranzukommen.
                          Außerdem hab ich mir vor allem von Lawrence viel, viel mehr erwartet. Ein bisschen beschleicht mich langsam das Gefühl, dass sie nur gut ist, wenn David O. Russel dabei ist. Cooper spielt dafür aber als wär er Gott. Oh wartet mal, da kommt eine Eilmeldung rein: Hm, wie? Ah achso, ich hör gerade, er ist Gott?! Ja, dann ist ok. Nur die Chemie aus SILVER LININGS (stimmt es, dass SL später gedreht wurde?) zwischen den beiden ist hier mal gar nicht zu finden. Vielleicht weil Lawrence den Kopf nicht bewegen darf, um ihre Frisur nicht zerstören (im Wald arbeiten ist ok, aber wehe das zerzaust die Haare) und Cooper dauernd von Männern und Bären umgeben ist, die alle charmanter sind als seine Angetraute. Eins davon wirds sein.
                          Ich muss bei all dem Käse und der Langeweile dem Film aber auch zu gute gehalten, dass er sehr glatt und strukturiert geschrieben ist. Er hat kein Gramm Fett zu viel und alles fügt sich ineinander, was den Film zum einen etwas konstruiert zum anderen aber auch sehr stimmig macht. Und die Smokey Mountains können sich einfach sehen lassen. Die Kostüme und Jenny natürlich erst Recht.

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                          • Dann also doch die steife Künstlichkeit eines Birdmans statt der wunderschönen Ehrlichkeit eines Boyhoods... Schade, liebe Academy, ihr hättet mein Herz fast erobert.

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                            • 6

                              Hugh Jackman mag ich ja ganz gerne, auch wenn seine Film meistens ziemlich dämlich sind. Hier füllt er den ganzen Film, in dem er eine ganze Menge Männerkrams macht: Er lässt sich bei jeder Gelegenheit anschießen, operiert sich selbst mit bloßen Händen am Herz (das Übliche eben) und hackt dauernd grundlos Holz. Alles Oberkörper frei natürlich. Zwischendurch flirtet er noch mit Asiatinnen und hadert mit dem Sinn des Lebens, weil in einem echten Mann darf ja der weiche Kern nicht fehlen. Wenn er dann aufdreht und Leute vermöbelt, wird der Film richtig dope. Mangold zeigt mal wieder, dass er ein guter Handwerker für solide Unterhaltung ist. Und Jackman kann grimmig gucken. Toller Film und um Welten besser als ORIGINS.

                              6
                              • 7

                                Ein großer Spaß ist der Film auf alle Fälle. Ozon spielt mit mehr als einem doppelten Boden und mischt fröhlich alle denkbaren Spiel- und Erzählformen. Dabei fängt er den Zuschauer immer wieder, wenn er bewusst auf Klischees und Erwartungshaltungen zurückkommt, die dann auf der einen Ebene bricht und auf der anderen noch ironisch kommentiert. Da reiht sich dann Meta- an Metaebene und alles wird erzähltheoretisch ausdiskutiert. Wer hier eine durchgängige Story erwartet, der wird vielleicht von diesem fragmentarischen Film, der sich immer selbst genug ist, ein bisschen enttäuscht, wer sich darauf einlassen kann, der kann sich zurücklehnen und genießen..
                                Ich hätte mir manchmal ein paar mehr Abgründe gewünscht, dass der Film seine Figuren noch härter anpackt und auch mal genauer in ihre Psyche reinblickt. Oft bleibt alles nette Staffage und hübsch zuzusehen. Ein bisschen wenig, finde ich.
                                Luchini kann halt nur diese eine Rolle, dafür kann die halt keiner so wie er. Das tröstet auch darüber hinweg, dass Scott Thomas neben ihm völlig verschenkt ist und eine Rolle hat, die auch von einem netten Ziertisch hätte verkörpert werden müssen. (Tatsächlich lässt sie sich die meiste Zeit über was von Luchini vorlesen).
                                Die Unterhaltungen über Literatur fand ich sehr nett, auch wenn ich das Anna Karenina-Bashing schwer ertragen konnte. Dabei blickt Ozon immer mit viel Liebe und gleichzeitig süffisanter Kritik auf seine schon etwas satirischen Figuren: Das emotional undurchschaubare Wunderkind, der kulturpessimistische Literaturliebhaber, die neureichen Kunstbanausen. Und dann ist das auch noch ein Film, der sich damit auseinandersetzt, wie man skurrile Figuren warmherzig auftreten lassen kann. Er ist also auch immer gleich ein Kommentar zu sich selbst. Und ein treffender noch dazu. Das muss man erstmal können!

                                7
                                • 4 .5

                                  Erstmal kurzes Statusupdate, was die Schauspieler angeht:
                                  Bill Murray war mal cool, ist jetzt aber hauptsächlich langweilig. Aber, wie er um seine Frau weint, war dope. Absolute Extraklasse.
                                  Melissa McCarthy beweist mal wieder, dass sie die wohl untalentierteste und überflüssigste Schauspielerin ihrer Generation ist.
                                  Naomi Watts hat ihre irrsinnige Begabung gegen einen furchtbar schlechten russischen Akzent eingetauscht.
                                  Chris O'Dowd spielt mal wieder wie ein junger Gott.
                                  Das olle Balg sollte die Schauspielerei besser lassen.

                                  ST. VINCENT ist vielleicht ein wenig rauer und ehrlicher als die anderen Vertreter dieses Schmonzetten-Genres und gewinnt gegen Ende auch stark an Wirkung. Da hab ich mich aber schon durch eine Stunde "alter Mann gibt weichgespülte Flüche von sich und kleiner Junge guckt süß und bedröppelt" durchgestanden. Alte Menschen, denen der Sinn des Lebens noch mal klar wird und kleine Kinder, die krampfhaft auf jedermanns Tränendrüse rumhüpfen wollen, gehören eh zu meinen bevorzugten Gründen, einen Film zu haten. Ach ne, einen gibt es da ja noch: Melissa McCarthy...

                                  Dafür kann der Film dann aber doch gehörig mehr. Was zum einen daran liegt, dass der Humor gut getimet ist, auch wenn der Film visuell einfach keine Aussage hat und zum anderen, dass man, was Murrays Charakter angeht, auch wirkliche Tiefe nicht gescheut hat. Das hier ist nicht nur der alte Sacke der plötzlich bei nem Glas Bier mit nassem Blick sagt, dass er wohl auch mal ne Frau hatte, die is aber tot. Wir sehen ihn durch wirkliche Probleme waten, finanzielle und emotionale. Und der Film hat auch noch Eier genug, einem nuschelnden Schlaganfallopfer ein boshaftes "Arschloch" entgegen raunen zu lassen. Das ist alles in allem zwar sehr wenig, aber immerhin. Es ist was.

                                  5
                                  • Beste. Neuigkeit. Seit. Fucking. Ewig.

                                    • 5 .5

                                      Es stimmt, dass ich, was Visualität angeht, sehr leicht zu manipulieren bin und die einfache Faustregel Je länger die Einstellungen eines Filmes sind desto besser gefällt er mir, schon irgendwie stimmt. Klar, dass ich auf BIRDMAN heiß war wie nix, soll er doch nur aus einer einzigen Einstellung bestehen (und zumindest bis 5 Minuten vor Schluss stimmt das auch). Dabei hätte ich es eigentlich ahnen müssen, dass es sich damit verhält wie mit leckerem Kuchen: zu viel ist zu viel. Und die penetrante Künstlichkeit dieses technischen Gimmicks ging mir dann auch auf die Nerven. Offensichtlich hatte diese Machart nicht mehr das Ziel, den Schauspielern mehr Freiheit zu lassen, da der Film zwar in einer Einstellung zu sehen ist aber logischerweise nicht also solches gedreht wurde. Im Gegenteil, ich glaube, das Ensemble wurde durch die Machart eher eingeengt. Nicht, dass man das an schwacher Schauspielleistung merken würde aber nunja. Und wenn das keinen weiteren Effekt hat, als dass die Crew sich gegenseitig sabbernd auf die Schulter schlagen kann und ob der eigenen Handwerkskunst n Ständer hat, dann ist mir das ein bisschen zu wenig. Viele Bilder nahm ich kaum mehr als Filmkunst wahr sondern eher als Bewerbungsfotos für die Oscars. Sehr traurig, denn das hätte der Film, der durchaus was zu erzählen hat und auch zum Nachdenken anregen kann, beileibe nicht nötig gehabt.
                                      Fernab der technischen Spielerei gefiel mir Thematik und Story sehr gut. Zugegeben ist die Hauptfigur ein wandelndes Klischee und Sammelsorium altbekannter Zugaben (dann auch noch mit Ex-Bats Michael Keaton besetzt, als wollte Inarritu selbst dem dümmsten Zuschauer noch zurufen: Na, checkt ihrs? Checkt ihrs?) But well, gescheiterte Künstlerexistenzen sind meine Welt und ich seh ihrem nihilistischen Treiben immer gerne zu. Besonders wenn sie so fantastisch gespielt sind. Keaton zeigt, dass er durchaus was kann, wird von Norton aber so an die Wand gespielt, dass er mir fast schon Leid tat. Eddie wird für mich jetzt nicht mehr der Typ aus Fight Club sein, denn das hier toppt fast alles, was ich in letzter Zeit gesehen habe und katapultiert diesen Knaben, den ich immer als unscheinbar wahrgenommen habe, über die die A-Klasse von Schauspielern noch weit hinaus. Generell ist Nortons Rolle der eigentlich interessante Aspekt des Filmes. Hier spiegelt sich alles viel klüger, viel reflektierter und weniger anbiedernd wieder, was Inarritu versucht bei Keatons Figur mit Kalendersprüchen und Hau drauf-Metaphorik zu belegen. Jeder Satz, den Norton sagt, hat mein Gehirn zum Rattern gebracht und meine Phantasie angeregt und in jeder Mimik steckte pure Menschlichkeit. Der rettet -so viel sei gesagt- den ganzen Film. Galifanakis war amüsant und nett, Stone wie immer anbetungswürdig, Watts blieb unter ihrem Niveau.
                                      Hemmungslos geärgert hat mich das Ende. Bis zu dem Punkt, an dem der Film anfing in banale Satire abzudriften (abgeschossene Nase? feuerspuckender Vogel? gefühlt vierzig selbstmordversuche per minute? Whatta fuck is wrong with you guys???), war es tatsächlich eine starke Reflexion über Kunst und Künstlichkeit in der Post-Post(-Post?)Moderne. Ab dann wurds n bissel gewollt und ich dachte mir irgendwann nur noch: Mann, ich will jetzt nach Hause und Carver lesen, Leute. Da wurds dümmlich und zeigt wieder, dass Inarritu nicht gerade der subtilste Herr ist, der auf dieser Erde wandelt und Dinge lieber tausend mal erklärt, als sie einfach nur zu zeigen. Bisschen eigenes Denken hättste mir ruhig zutrauen können, Alex.
                                      Als Liebhaber des Theaters fand ich all die Szenen um die Proben und das backstage Geklüngel sehr faszinierend, auch wenn es oft ein paar Klischees zu viel waren für meinen Geschmack. Aber Norton, der Keaton seinen Text erklärt oder Watts live on stage besteigen will, das war den Kinobesuch auf jeden Fall wert. Fraglich, ob Inarritu da wirklich verstanden hat, was er da zeigt, schön war es auf jeden Fall. Und dann gab es da doch noch die Momente von Zärtlichkeit, die ich dem Film eigentlich schon währenddessen abgesprochen hatte: Keaton beichtet seiner Exfrau einen Selbstmordversuch (in seinem Leben eigentlich was flockig Alltägliches) oder Stone und Norton spielen "Wahrheit oder Pflicht" (während sie sich btw umbringen will (wenn es jemals einen Film gab, der ne Therapie braucht, dann der hier :D)). Trotzdem: Der ungute Eindruck, das hier ein müder Alfonso Cuaron ein schwaches Woody Allen-Skript verfilmt hat, bleibt irgendwie…

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                                      • 6

                                        Die Kostümabteilung hat es sich bei diesem Film entspannt einfach gemacht und lässt die Figuren die meiste Zeit über einfach nackt sein. Die Drehbuchautoren hatten auch nicht unbedingt ihren fleißigsten Tag und so wird quasi nicht geredet. Das wird aber auch nicht dadurch kompensiert, dass irgendwas passieren würde. Stattdessen sehen wir die Figuren eigentlich fast nur beim Sex. Wobei nein, Sex ist es auch nicht wirklich, was wir sehen. Sie liegen eigentlich immer nur nebeneinander im Bett und streichen sich gegenseitig über diverse Körperbehaarung. Das anderthalb Stunden lang kann langweilig werden und ist es manchmal auch. Der Charakter der Hauptperson ist leicht bis mittelschwer uninteressant und hat außer ihre Vorliebe für stark behaarte Sexpartner nicht wirklich viele Charakterzüge. Hüller spielt diese Schlaftablette mal mit unfassbarer großen Brillianz, manchmal wirkt es eher so, als hätte sie spontan ihr Po-Double einspringen lassen. Und wie sie leidet der ganze Film an dieser qualitativen Sinuskurve.
                                        Leopold ist auf jeden Fall eine großartige Regisseurin und versteht es darauf, langsame und schöne Atmosphäre zu kreieren. Dass es ihr rattenegal ist, ob sie dabei noch was erzählt oder nicht, muss ich ihr dann einfach mal verzeihen. Denn, was sie filmt hat irgendwie Kraft und irgendwie ist es stimmig. Und die Szenen beim Therapeuten waren einfach fucking intense. Da spielt es kaum mehr eine Rolle, dass die zentrale Beziehung eigentlich eher Schablone bleibt. Mit krampfhaft zugedrücktem Auge sinds mal 6 Punkte.

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                                        • Könnte Shyamalans Übermeisterwerk THE HAPPENING sein, oder Elvis Presley als Kühe ansingender Indianer in STAY AWAY, JOE.

                                          • Eine Amazon-Serie???? :O Woody, wo bleibt dein Kulturpessimismus?

                                            • Pocahontas. Fands recht chillig. Seitdem nicht mehr gesehen und kaum Bedürfnis danach. :D

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                                              • "Aber als Nebendarstellerin hätten die Oscar-Wähler zum Beispiel auch Carmen Ejogos Performance als Coretta Scott King in Selma würdigen können, oder Miyavis Leistung in Unbroken. Aber sie alle waren offenbar nicht männlich oder nicht Weiß genug."

                                                Wie kann man denn nicht männlich genug für die NebendarstellerIN-Kategorie sein? :D

                                                Ich hab jetzt leider noch keinen von den hier vorgeschlagenen Filmen gesehen, die laut Autor hätten nominiert werden sollen, deshalb kann ich mich auch nicht für die einsetzen, aber das Problem ist natürlich nicht neu. Die Academy pickt sich ja nur allzu gerne all die Filme raus, die möglichst wenig Alleinstellungsmerkmal haben, sowohl inhaltlich als auch was die Besetzung angeht. Aber das ganze fängt ja schon vorher an, nämlich, dass Frauen und Schwarze viel schwieriger an Studiogelder kommen. Als würde das irgendeinen Zuschauer davon abhalten, sich den Film zu geben. Naja... wenn die Alternative ist, dass 12 years a slave gewinnt, dann doch lieber das Modell von diesem Jahr. :P

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                                                • Dürfte auf Soul Kitchen oder Die Gefährten rauslaufen.

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                                                    Geil, einfach nur geil!
                                                    Dieser Film war doch ganz anders als erwartet und doch mindestens genauso gut wie erhofft. Irgendwie hab ich mit einem surrealen, nachdenklichen Drama gerechnet (und hab ich das nicht vielleicht sogar bekommen...) aber gesehen habe ich die witzigste, unterhaltsamste und kurzweiligste Komödie seit gefühlt einer halben Ewigkeit. Anderssons Humor ist kein klassischer Pointenhumor, er ist eher auf die Art witzig wie es Kafka sein kann oder Woody Allen in seinen Dramen immer noch ein Stück weit ist. Witzig sind viele seiner Szenen, weil der Film den Figuren (die meisten davon ohne nennenswerten Charakter) mit einer so großen Liebe begegnet, dass ich sie am liebsten knuddeln wollte. Da unterhalten sich eine Gruppe Passanten an der Bushaltestelle, ob denn nu Donnerstag ist oder nicht und pochen immer wieder auf die Allwissenheit des Kalenders. In Anderssons liebevoller Langsamkeit und in seinem fast ein wenig gespenstischen Paralleluniversum wird aus dieser fast nervtötend trivialen Unterhaltung ein Moment schieren Kinoglücks und das gilt ebenso für all die Gelegenheiten an denen random Menschen irgendwie erfreut waren, dass es irgendjemandem an irgendeinem Telefon gut geht. Völlig banal aber ich lag am Boden vor Lachen.
                                                    Es gibt Momente in diesem Film von solch widerwärtiger und abstoßender Grausamkeit, dass es mir noch kalt den Rücken runterläuft und ich keine Lust habe, diese Szenen zu beschrieben. Aber Andersson hält drauf, er sieht den Menschen einfach ins Gesicht, guckt nicht weg, egal, was sie tun, sagen oder was ihnen an apeshit passiert. Das macht er mehr noch als Haneke (auch wenn die beiden Regisseure sonst wohl kaum was gemein haben), das macht er schon, wenn er mit dem vielleicht schönsten, weil humorvollsten, traurigsten, unangenehmsten und desillusionierensten Filmtod aller Zeiten beginnt und dann gleich noch zwei schönere, humorvollere, traurigere, unangenehmere und desillusionierendere draufpackt.
                                                    Es gibt viele Themen, die sich durch den ganzen Film ziehen, die Sehnsucht nach Liebe zum Beispiel, die Frage, was nach dem Tod passiert oder auch die Einsamkeit in einer technokratischen Welt. Zugegeben, alles keine furchtbar neuartigen Themen, jap, einiges davon wurde hier und da schon mal erwähnt aber alles zusammen in einem Film so furchtbar stimmig, so kurzweilig und so anregend? Never seen before. Das prägnanteste Thema ist aber wohl die Autoritätshörigkeit, wirklich zum Schreien komisch ins Bild gesetzt, wenn völlig anachronistisch Karl der zwölfte mit seiner Leibgarde in eine Bar gereitet kommt und grundlos jemanden auspeitschen lässt. Der kleine Mann buckelt in diesem Film nach allen Seiten und es scheint ihm ums Verrecken beschissen dabei zu gehen. Andersson will hier aber gar nicht zu Revolution oder Anarchie aufrufen, er will den kleinen Mann nur in die Arme schließen und ihn akzeptieren wie er ist. Der alte Gutmensch. :D
                                                    Nicht selten hab ich mich gefragt, was für Drogen sich Andersson beim Schreiben und Drehen dieses Films wohl hat schmeißen müssen, um solch wirren Gedankengänge und solch abgefahrenen Ideen zu kommen. Aber wahrscheinlich denkt er einfach viel weniger in herkömmlichen Bahnen als wir anderen und das macht seinen Film so erfrischend.
                                                    Und so ist dieser Film wie seine beiden Protagonisten, die fast chaplinesken Scherzartikelverkäufer, die mit bierernstem Gesicht alberne Dinge verkaufen, hinter denen sich doch mehr Wahrheit versteckt als zunächst gedacht. Welch ein Film außer diesem grandiosen Meisterwerk kann schon von sich behaupten, Herz, Hirn und Zwerchfell gleichermaßen auszureizen. Wohl keiner.

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