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Alle Kommentare von Gabster
Oh Man, dieser Film ist absolut leer und hat außer ganz netten Bildern echt nicht viel in der Hand. Eine trockene Landschaft, wirre Handlung und skurrile Außenseiter machen noch keine vernünftige Dystopie. Handwerklich sicher wertvoll und die Spezialeffekte waren geschickt eingesetzt, ein bisschen Inhalt hätte aber echt nicht geschadet.
Zach Synder ist zwar noch schlimmer aber nicht viel. Von daher absolute Zustimmung!
Das Zielpublikum wird schon in den allerersten Einstellungen augenzwinkernd bedient, wenn M'Barek nur in Unterhose durchs Haus krabbelt. Und das gerät dem Film auch zum Programm: Es werden die Erwartungen in regelmäßigen Abständen bedient, da sagt dann Haase dumme aber irgendwie auch süße Sachen, M'Barek gibt seine Prollosprüche und damit erkauft sich der Film, dazwischen halt machen zu dürfen, was er will. Dafür drosselt er etwas den Anarcho-Anstrich und fokussiert sich auf eine bunte Sketch-Parade, wo wohl erst im Schnittraum geguckt wurde, wie das alles einigermaßen nicht ganz unstimmig zusammen gebastelt werden können. Leider sind dann doch viele der Witze eher für die Sorte Mensch gemacht, die in Facebook-Posts nach Grammatikfehlern sucht und es waren weniger die Pointen als die allgemeine Flapsigkeit, die mich hier unterhalten konnte.
FACK JU GÖHTE 2 fängt spritzt an und hätte man etwas am Tempo gedrosselt und ein paar doch zu plumpe Gags rausgelassen, wäre es ein durch und durch amüsantes erstes Drittel geworden. Aber auch so hat FJG2 mehr handwerkliches Geschick und liebevollen Anstrich als Teil 1 (von den üblichen deutschen Kassenerfolgen will ich erst gar nicht anfangen). Haase und M'Barek machen mit ihrem Charme und ihrer Chemie dann auch wett, was Herforth und Riemann in ihrer Unerträglichkeit versemmeln und sind für ein paar Lacher und interessante Momente gut zu haben. Die thailändischen Stereotypen geraten hier tatsächlich auch um einiges weniger verklemmter als noch in HANGOVER 2, nur die Auseinandersetzung mit den Tsunami-Opfern war auf haarsträubende Art und Weise menschenverachtend und lässt den Film in der Mitte rapide einbrechen. Die Gruppe um Chantal und Danger reißt mit ihrer Herzlichkeit dann aber viel wieder raus und so gerät das Ende dann zwar auf lächerliche Weise rührselig aber letztendlich doch zwingend konsequent. Und es gibt ne launige Prügelei. Ist eigentlich okay.
Der größte Unterschied zu Teil 1 ist, dass FJG2 den Beruf des Pädagogen ernst nimmt und sein Figurenensemble nicht als witzige YT-Compilation sieht sondern als tatsächliche Menschen. Viele derer Probleme sind ihm immer noch egal, aber es wird. Das Ensemble ist spürbar auf einander eingespielt und das Drehbuch lässt auch den meisten n bissel Raum. Karrikaturen gibt es nach wie vor und sie stören auch gewaltig, aber es lässt sich ertragen, woran M'Barek einen großen Anteil hat, weil er viel von dem abgespacten Drehbuch und der hyperaktiven Regie erdet.
Vieles an dem Film ergibt offenkundig keinen Sinn und das ist allen Beteiligen auch ziemlich wurscht. Wenn sich M'Barek darüber aufregt, dass Herfurth herausgefunden hat, dass er ihre Kreditkarte benutzt hat (Hm, wie könnte sie da denn draufgekommen sein?) oder er mit der Umwelt-AG nach Thailand fliegen soll und schlussendlich bloß zwei Schüler aus dieser AG mitnimmt, während der Rest irgendwelche Random-Typen sind, die aus anderen Gründen dabei sind, ist das mit purer Dummheit schon nicht mehr erklärbar. Es passt aber irgendwie in das schmissige Konzept, wie FJG2 jegliches traditionelles Storytelling elegant umschifft und alles an Handlung bemüht beiläufig zu erzählen versucht, ehe er genervt zum nächsten Sketch oder eher mäandernden Erzählstrang vorspulen kann.
Ein für seine Entstehungszeit in der Indianer-Thematik sehr, sehr fortschrittlicher Film, der was das angeht, wohl auch im Jahr 2015 noch wichtig ist. Viel Raum nimmt die Frage nach dem Umgang mit Native Americans dann aber doch nicht ein und wenn, dann eher auf "Ich bin Amerikaner" - "Nein, ich bin Amerikaner" - Niveau. Eher fokussiert sich Corbucci dann schon auf seine Actionszenen, die er mit dünnem Plot und ein paar ganz interessanten Hintergrundstories anreichert. Die Stunts sind durchweg manierlich, auch wenn ich nicht in jeder Pferdeszene den Eindruck hatte, dass das hier mit rechten (heißt: tierschutzrechtlichen) Dingen zu sich ging.
Alles in allem noch näher an Ford als an sich selbst, schiebt Corbucci hier einen netten Italo-Western, der noch ein bisschen mehr Eier und Pepp haben könnte, aber sich doch gerade so über Durchschnittskost hinaus rettet. Mit einem DJANGO hat das hier aber nix zu tun, leider.
Wer schon immer sehnsüchtig auf einen Film gewartet hat, in dem eine medizinisch manipulierte Hexe mit merkwürdigen Jodelgeräuschen eine Armee an Zombies steuert, die allerdings nicht immer eine Gruppe Menschen jagt sondern durchaus auch mal von denen gejagt wird, da ihr Atem hoch benzinhaltig ist und so die einzige Möglichkeit in dieser postapokalyptischen Welt noch die Karre zum Laufen zu bringen, für den hat das Warten jetzt ein Ende.
Interessanterweise gerät WYRMWOOD trotzdem nicht trashig, weil er weder freiwillig noch unfreiwillig mit Humor bestückt ist. Dafür ist die Kombi aus Videospiel-Ästhetik, Roland Emmerich-Familienbild und knallharter Splatteraction auch einfach viel zu stimmig. Und die Frage, ob Zombies jetzt schlurfen oder rennen sollen, juckt die Macher auch nicht besonders, in diesem Konzept geht beides und schafft beides seine netten Situationen.
WYRMWOOD stört sich nicht am konventionellen Storytelling sondern baut die Handlung lose um die verschiedenen Actionszenen auf. Die sind super inszeniert und lassen den Film feinste Zombie-Unterhaltung werden, bei denen man die ersten Dreiviertel doch das Gefühl hat, alles schon mal gesehen zu haben, bis alles doch einen gewitzten Schlenker macht. Die Effekte sehen allesamt aus, als steckte ordentlich Geld hinter der Kiste und es tauchen sogar Aboriginees auf (die sogar nichtmal zuerst sterben).
Eher einer der betulichen Truffaut-Dramödien. DIE AMERIKANISCHE NACHT hat guten Schwung und hat mich über seine Laufzeit super unterhalten. Truffaut mischt amüsante Anekdoten über die Tücken des Regisseur-Daseins mit ein paar interessanten Episödchen, in denen verschiedene Figuren ihr Beziehungsallerlei haben. Das es alles in allem vor allem wie ein Leaud-Film wirkt, liegt... naja, an Leaud natürlich. Leider war Truffaut immer dann am besten, wenn er seinen Figuren viel Raum und Zeit für ihre Entwicklung gab (nicht umsonst erstreckt sich sein Meisterwerk über 5 Filme). Natürlich macht er auch hier nichts falsch, er ist ein Meister der leichtfüßigen und zugleich tieftraurigen Dramen, das bleibt ihm ungenommen. Aber DIE AMERIKANISCHE NACHT war mir doch zu sehr Sammelsorium, zu sehr Daily Soap-mäßige Parallelerzählungen, dass er mich an irgendeiner Stelle wirklich vereinnahmt hatte. Und einige der Figuren waren mir doch zu anstrengend, als dass ich Anteil an deren privaten Probleme nehmen konnte und dabei hätte der Film gerade davon gelebt, dass man bei jeder Geschichte voll dabei ist. Was bleibt ist ein hintergründiges und spaßiges fiktives Making of, eine unterhaltsame Kiste, die man sich mal geben kann, bevor man dann doch die wirklich entscheidenden Truffauts einlegt.
THE SPECTACULAR NOW beginnt wie ein übliches, seichtes Selbstfindungsdrama im Teenie-Millieu. Okay, einige Unterschiede gibt es schon: Zum Beispiel, dass mit Teller, Woodley und Larsson die Protagonisten halt von richtigen Schauspielern gespielt werden und nicht von Gesichtern, die man aus den Werbekatalogen für U12-Mode rausgecastet hat. Der Held Sutter hat dann auch auf angenehme Art Persönlichkeit. Das ist nicht dieser Standard-Loser ohne markantes Profil, dem man noch zeigen muss, wie man sich die Schuhe zubindet, der den Coming of Age-Film sonst so penetrant im Griff hat (ja, ich schaue euch an ihr Eisenbergs, Maguires, Lermans und Ceras dieser Welt). Dieser Typ wird eher von Woodley verkörpert hier, dadurch, dass sie doch mit beiden Beinen im Leben steht und keine Fremdschäm-Alarmglocken läuten lässt, sei ihr das aber verziehen. Auch ist THE SPECTACULAR NOW dann doch ruhiger und authentischer als andere Teenie-Movies. Allerdings auf eher merkwürdige Art und Weise authentisch. Die Dialoge wirken nicht improvisiert sondern eher, als hätten die Darsteller Dialoge auswendig gelernt, die verkrampft auf improvisiert geschrieben wurden anstatt wirklich welche zu improvisieren.
Trotzdem ist am Schauspielensemble nix zu meckern. Allen voran Teller gibt dem Affen richtig Zucker. (Interessant, was der Teller hinkriegt, wenn ihm nicht ein J.K. Simmons mit seiner donnernden Präsenz lähmt. Dass es Schauspieler gibt, die ihre Kollegen eher beflügeln und solche, die sie eher zu Grunde dominieren, ist ja klar. Dass Simmons eher der Dominator ist, musste ja selbst ein alter Hase wie Clooney schon in Simmons einziger Szene in UP IN THE AIR schmerzhaft erfahren.
Dann wird THE SPECTACULAR NOW Stück für Stück deeper. Die Konfrontation mit dem weggerannten Vater ist zwar noch sehr nach Lehrbuch, Sutters steigender Selbsthass dann aber doch verblüffend interessant. Und die Sexszene zwischen Teller und Woodley ist so wunderbar unerotisch, liebevoll, intim und realitätsnah, so fern von jeder schüchternen Weißblende oder Schwenk zur Seite, dass ich mich fragte, wieso ich mir noch andere High School-Movies gebe.
Dann kommt der buchstäbliche Knall und ließ mich mit offenem Mund da sitzen,. Dieser Film meint es ernst mit seinem Protagonisten und erspart ihm nichts. Das kam so völlig aus dem Nichts und passte doch so stimmig in die Story, das war ganz große Kunst. Dass es danach dann wieder ein bisschen betulich und musterhaft wird, ist dann schade, kriegt die Gänsehaut aber auch nicht weg. Das Ende versucht sich dann noch an einem etwas zu runden Abschluss dieser Achterbahnfahrt, kriegt das Gefühl hier einmalig einzigartige Charaktere mit einer gleichzeitig sensiblen und schonungslosen Hand erzählt bekommen zu haben, aber auch nicht glattgebügelt. Seine Charaktere könnte Ponsoldt noch mit ein wenig mehr Liebe und Zärtlichkeit begegnen und seine großen Momenten fehlt der Atem den Film wirklich von Anfang bis Ende zu dominieren. Aber: THE SPECTACULAR NOW ist ganz große Kunst, die leider etwas zu sehr Scheu vor ihrem eigenen Mut hat. Da war noch Luft nach oben, raten würde ich doch jedem zu dem Film.
Viel hab ich erwartet von diesem Film, der sich gleich zwei meiner Regiegötter zugleich nähert. Gerade Truffauts Filme sind für mich, selbst die beschaulicheren, jedes Mal neu ergiebige Quellen und ich liebe seine Figuren allen voran natürlich Doinel. Manchmal verschlägt es mich aber auch zu Godards forschem Aktionismus und seinem frechen Prüfen, wie er jetzt die Filmgeschichte neu herausfordern kann.
GODARD TRIFFT TRUFFAUT wird als Doku seinem Thema aber nicht ganz gerecht. Zu oberflächlich bleibt die Auseinandersetzung mit der Entstehung der Nouvelle Vague und die im Zentrum stehende Freundschaft taucht ehrlich gesagt nur sporadisch auf. Oft springt der Film unkoordiniert zwischen den Episoden beider Leben und erfreut sich zu sehr an den zugegeben sehr interessanten Originalinterviewaufnahmen der zwei. Zum Beispiel, wenn Godard und Truffaut in Parallelmontage sich zu gleichen Sachverhalten äußern. Großartig ist es, wie Truffaut da vorsichtig und kokett um Selbsbeweihräucherung herumschlängelt: "Ich wollte das Kino nie revolutionieren." (Das hat nicht geklappt, Bro.) und Godard dagegen hält. "Wir wollten alles zerstören, um es neu aufzubauen." Ich versteh aber auch, wie diese Unterschiede in der Aussagekraft wohl entstanden sind, zeigt sich doch dauernd eindeutig, dass Truffaut ein wahnsinnig charismatischer und angenehmer Rhetoriker ist und Godard nicht, was ihn wohl zu populistischen Thesen neigen lassen muss, um im Gedächtnis zu bleiben. So schleudert er in einer Archivaufnahme seinen Gegenrednern beim Cannes-Boykott 68 entgegen: "Ich rede von Solidarität und ihr von Kamerafahrten und Großaufnahme? Ihr Arschlöcher!"
Interessant waren auch die Einblicke in das Tauziehen der beiden um Leaud und ihr gegenläufiges Verhalten in den Studentenunruhen. Vielleicht hätten noch einige Weggefährten zur Wort kommen können, dann hätte man nicht allein den Thesen des Voice Overs trauen müssen. ;)
Baumbach macht sich wieder auf in die privaten Räume moderner Stadtneurotiker, diesmal leider ohne Gerwig und wieder mit Stiller. GEFÜHLT MITTE ZWANZIG ist der für mich bisher enttäuschenste Ausflug ins Baumbachsche Werk. Da ist zum einen das ständige Unentschlossensein zwischen den Genres, hier eine Szene Humor, da eine Szene Romantik, dann wieder einen Klecks Krimi. Das ergibt noch lange keinen abwechslungsreichen Film, es strengt vielmehr eher an.
Baumbachs Figuren lebten ja ein Stück weit schon immer von ihrem unsympathischen Charakter. Was in den anderen Filmen aber noch sehr menschlich und intim wirkte, nervt hier eher. Und auch der Generationenkonflikt, in dem die vermeintlich so jugendlichen Mitvierziger zwischen der spießigen Eltern- und Kindgeneration sich selber irgendwie verloren fühlen, gibt als popkultureller Running Gag der letzten Jahre auch nicht mehr viel her. Driver ist für seine Rolle natürlich wie immer die zwischen Ekelhaftigkeit und Charme balancierende Idealbesetzung und auch Stiller macht seine Sache sehr angenehm. Das tatsächlich auch Seyfried und Watts schauspielern können, ignoriert der Film konsequent.
Die Ziellosigkeit des Protagonisten und seine seltsame Verlorenheit fängt der Film sehr schön an und am Ende siegt er in Sachen Sympathie dann doch über die karrieregeilen Vertreter der ganz Alten und ganz Jungen. Natürlich liegt mir FRANCES HA und DER TINTENFISCH UND DER WAL auch schon deshalb näher als GEFÜHLT MITTE ZWANZIG und GREENBERG, weil ich mich in meinem Alltag noch eher selten mit Faltencremes und Kinderwünschen auseinandersetze und doch eher mit Job- und Wohnungssuche. Ich will es nicht allein auf die Biologie schieben, warum GEFÜHLT MITTE ZWANZIG bei mir nicht zündet, aber einen gewissen Anteil gibt es bestimmt. Ansonsten konnte ich mich an dem feinsinnigen Humor schon erfreuen und nicht alle Spitzen zum Generationskonflikt waren platt. Und der Sountrack war reines Gold, das sei noch mal erwähnt.
Die besten Glückwünsche an einen wirklich außergewöhnlichen Filmemacher mit dem ich bisher leider noch nicht so viel anfangen konnte wie mit seinen Kollegen Bava und Fulci.
Leider nicht ganz das neue große Meisterwerk der Coens, das nochmal ne Schippe auf ihr bisheriges Werk legt. Eher eine Art A SERIOUS MAN light, in dem wieder einem armen Tollpatsch jeder nur denkbare Scheiß passiert und er sich durch sein tumbes Verhalten da auch nicht gerade aus dem Sumpf zieht. Eigentlich hätte es so gut funktionieren müssen: Eine Abwandlung der bisher interessantesten Coen-Story aus ihrem eher langweiligen Suburb-Flair rausgeholt in die Folkszene der 60er. Funktioniert noch immer, hat sicher jede Menge klasse Szene, ist aber nicht dasselbe. Vielleicht, weil Llewyn einfach kein netter Typ ist: Arrogant gegenüber Schwester und Fickfreundin, undankbar gegenüber Gönnern und Freunden. Da schmerzt sein Pech weniger als bei dem herzergreifend unschuldigen Larry Gopnik (vom grundsympatischen Dude mal ganz zu schweigen). Seine Musik fand ich aber sehr angenehm und Isaac ist sicher nicht verkehrt. Vielleicht fehlt auch ein bisschen die existenzielle Dimension, die in A SERIOUS MAN noch die Religion reingebracht hat. Hier gibt es einen Mann mit Gitarre, der unzufrieden ist. Läuft.
Manchmal wirkt INSIDE LLEWYN DAVIS wie eine Mischung aus CRAZY HEART (nicht, nur weil ein Typ dauernd mit seiner Gitarre rumrennt) und FRANCES HA (nicht nur wegen Adam Driver). Oft hat er aber auch den typischen Coen-Humor (Goodman <3) und deren verschrobenen Meta-Thoughts (Katze). Der Film zieht es auch konsequent durch, sich Musiknerdness zu entziehen, auch wenn am Ende kurz Bob Dylan zu sehen sein darf und konzentriert sich auf seinen Anti-Helden und all seinen Prohblemen. Und derer hat er genug: Kein Geld, kein Job, keine Wohnung, kein Glück, dafür schwangere Frau, anstrengende Katze, nörgelnde Freunde. Und eine etwas zu entspannte Art mit Problemen umzugehen. Immerhin verzeihen ihm die Menschen um ihn herum quasi alles, da kann er sich aufführen wie die letzte Ratte, er kommt damit durch.
Ganz großes Kino waren die Szenen bei seinem Agenten Mel, genauso wie Timberlake und Brody, die mit voller Ernsthaftigkeit einen schwachsinnigen Text übers Weltraumfahren singen. Da gleitet der Film auf wunderbar eigene Art zwischen Albernheit und Realismus hin und her.
Denn ja, auf jeden Fall, INSIDE LLEWYN DAVIS ist charmant, hat originelle Einfälle und den hübschen Deakins-Look, obwohl die Kameraarbeit nicht mal von Deakins stammt. Es ist ganz erkennbar ein Coen-Film, aber fast schon so, als hätten die Coens hier auch einen Coen-Film konzipiert, anstatt dass er aus ihnen einfach herausgekommen wäre. Darüber zu klagen wäre Schwachsinn, deswegen mit offenem Mund dazusitzen wie nach jeder Sichtung von BURN AFTER READING oder THE BIG LEBOWSKI aber auch.
MP misses: COCKTAIL (2012), nette RomCom irgendwo zwischen britischer Sozialkritik und Bollywoodkitsch, mit einer Handlung, die die exorbitante Laufzeit nur zu einem guten Fünftel füllt, was Adajania aber nicht davon abhält, lustvoll wieder und wieder dasselbe zu erzählen:
Eine junge, schüchterne Inderin kommt nach England, um ihren Verlobten zu suchen. Der hat aber inzwischen irgendwie gar nicht mehr so viel Lust, sie zu sehen und stellt sich als aggressiver Schläger heraus. Das lässt sie ein wenig perplex zurück, was der Zuschauer dann auch im letzten Drittel gut nachvollziehen kann, wenn besagter Typ seine zweite Szene hat und plötzlich den charmanten Gentleman gibt. Glücklicherweise trifft sie weinend auf dem Klo eine völlig zugeknallte Partymaus, die sich for no reason ihrer annimmt und bei sich einziehen lässt. Es hat schon etwas herzerfrischendes wie abrupt die beiden Damen von Wer zur Hölle bist du? zu Ich kann mir ein Leben ohne dich nicht vorstellen wechseln können. Als die Partymaus dann noch anfängt, den örtlichen Hallodri zu vögeln, ist das trio infernale komplett.
Die Chemie zwischen den dreien stimmt durchgehend, was zum einen am exaltierten, lustvollen Schauspiel liegt und zum anderen daran, wie viel Raum den Figuren gegeben wird, sich nicht zu entwickeln. Da merkt man, wie viel die üblichen 90minütigen Komödien verschenken, in dem sie tatsächlich nur erzählen, was nötig ist. Das kann auch dadurch nicht getrübt werden, dass ich bis zuletzt die beiden Frauen quasi nicht auseinander halten konnte.
COCKTAIL bietet einigen Culture-Clash Humor, der ein bisschen nach den komödiantischen Stellen aus GEGEN DIE WAND erinnert und Musiksequenzen, die auch als Werbeclip für Partygetränke durchgehen können und irgendwie jedes mal neu skurril aus der sonst so zurückhaltenen Bildsprache rausfallen. COCKTAIL macht Spaß, nimmt seine Figuren an den richtigen Stellen ernst und lässt sie dafür auch an den richtigen Stellen in Travestiekleidung vor der eigenen Mutter herumtanzen.
7/10
Zeitlosestes Kino überhaupt! Dieser Film könnte heute ganz exakt noch einmal so gedreht werden und würde als Bestandsaufnahme der deutschen Gesellschaft wohl immer noch hinhauen. Das mag vielleicht für Fassbinder sprechen, spricht aber wahrscheinlich noch mehr gegen dieses Land. Leider gibt es genug Leute, die dafür sorgen, dass wir heute dieselben Debatten führen wie vor 40 Jahren.
Ich nehme mal an, der Artikel war augenzwinkernd gemeint und ist nicht so bierernst aufzufassen, wie es hier viele Kommentatoren tun. Dann find ich ihn auch recht unterhaltsam, auch wenn man noch einige Kategorien mehr ergänzen kann. Anhand Lieblingsregisseure und Beschreibung lieg ich wohl irgendwo zwischen B und C (Paul W.S. <3). :D
Der zweite Abstecher in die WG-Küche dieser ebenso superstarken wie kindischen Rasselbande gerät wie erwartet angenehm spaßig. Auch er kann sich der Dunkler, Lauter, Schneller-Logik von IRON MAN 3 oder THOR 2 nicht ganz verwehren und wirkt doch irgendwie dünner und weniger bombastisch als sein Vorgänger. Das liegt vielleicht zum einen daran, dass der finale Kampf ein bisschen so wirkte, als hätte Kevin Feige panisch Joss Whedon angerufen und gesagt: Scheiße, scheiße, ich hab grad gesehen, die X-Men lassen ein Footballstadion fliegen, was machen wir denn jetzt? Okay, was ist krasser als ein Stadion? Hm, eine Stadt vielleicht...
Das wirkt dann ein bisschen erzwungen und sieht manchmal eher nach einem metaphorischen Terrence Malick-Bild als nach funktionierender Actionaus. Oder es liegt daran, dass Ultron als Bösewicht nicht so ganz Herr der Lage ist. Nicht nur, dass seine scharfen Kommentare gegen die "Wichs mich nicht von der Seite an"-Attitude eines Tony Stakrs ziemlich abstinken. Wenn man Bond-Villain Sätze von sich gibt, dabei aber klingt wie der Werbesprecher von ProSieben und aussieht wie, das, was Altmetallhändler zum Valentinstag ihren Frauen schenken, zieht das irgendwie nicht so recht.
Und trotzdem gleitet AGE OF ULTRON angenehm dahin, das fängt mit der hübschen Verfolgungsjagd im Schnee zu Anfang an und dann hat er doch glatt noch Zeit mindestens zwei Dritteln der Bande eine menschliche Facette zu gönnen. Dass mein grüner Liebling am Ende nicht nur den entscheidenden Fight sondern auch das Mädchen bekommt, hat mich ganz besonders gefreut. Und auch, dass es Raum gibt, die Bande einfach nur sitzen und tratschen zu lassen. Der Dialog über Thors Hammer wirkt dann auch glatt wie aus TBBT kopiert. Da wird wieder eindrucksvoll klar, dass hier ein echter Fanboy hinter der Kamera hockt, der bei jeder intertextuellen Anspielung wahrscheinlich wie ein Schulmädchen zu kichern beginnt.
Ja, noch immer sind Ruffalos Verwandlungen und Downeys Undrstatement die eigentlichen Highlights des Filmes, werden von Whedon dann aber doch manchmal zu sehr auf die Pinkelpausenstellen verlegt. Und noch immer haben die Avengers diesen spielerischen Touch, aber leider ist dem Ton des Filmes ein bisschen das selbsbewichsende Grinsen abhandengekommen. Dafür starren jetzt doch zu viele Leute, denen offensichtlich jeder Spaß im Leben verboten wurde, mit Verstopfungsmine auf Schuttwüsten hinaus und lamentieren dabei über das Ende der Welt (bzw. das Ende eines kleinen Kaffes, dass sich auch hätte evakuieren lassen anstatt es durch die Wolken fliegen zu lassen).
angenehm geerdet wurde der Film durch Hawkeyes Farmfamlie nach bestem Clark Kent Vorbild im Mittelteil, was nicht nur zu einigen sarkastischen Stark-Lines sondern auch zu existenziellen Fragen von Seiten Natashas führte. Ein bisschen gewundert hat mich schon, seit wann dieser Hawkeye eigentlich irgendjemanden interessiert und zu mehr gut ist, als geneigte Zuschauer an HÄNSEL UND GRETEL: HEXENJÄGER zu erinnern, aber auch nicht mehr als die Frage, wieso diese russische Trulla, die keine Sau kennt, plötzlich krasser ist als jeder andere.
MP misses: CAITLIN PLAYS HERSELF (2011) und MARRIAGE MATERIAL (2012), zwei besonders feine No-Budget-Perlen dieses Meister des Mumblecores.
CAITLIN (7/10):
Joey stellt wieder irgendwo die Kamera auf, schnappt sich n Mädchen und filmt los. Dieses Mal geht es um Caitlin, irgendwie recht antrieblose junge Schauspielerin/Bühnenautorin/Regisseurin/Dia-Betrachterin. Joe spielt den Freund der Betreffenden. Der findet es erst noch recht unentspannt, dass das neue Stück seiner Freundin maßgeblich aus deren nackten Körper besteht. Später kriselt die Beziehung dann auch heftig, vielleicht weil er sich so abweisend verhält, vielleicht weil sie sich sexuell gern mal anderswo umschaut. Ähnlich wie Swanbergs Frühwerk
es so an sich hatte, macht einen großen Reizes des Filmes die vollständig abwesende Kameraarbeit aus und manchmal wird nicht ganz ersichtlich, ob wir wirklich bei realen Dreharbeiten zugegen sind oder Swanberg einfach nach nem Arbeitstag vergessen hat, die Kamera abzuschalten und versehentlich jetzt die Crew beim Essen filmt. Und dass die Figuren alle derselben Profession wie ihre nicht-professionellen Darsteller nachgehen, gibt der Sache den Rest. Geredet wird wieder nach dem Wer-zuerst-blinzelt-Prinzip, so lange halt, bis einem der Beteiligten nix mehr einfällt. Aber Swanbergs trockenen Three-letter-answers und Caitlins ostentatives Selbstbetrachten haben einen wundervollen Charme. Dass das Ganze früher oder später ins episodenhafte abrutscht, deren einzelne Bestandteile merklich an Relevanz verlieren, ist doch irgendwie verzeihbar. Für einen echten Swanberg kratzt der Film aber ein bisschen zu sehr an der Oberfläche, spaßig ja, aber kein Vergleich zu dem umwerfenden
MARRIAGE MATERIAL (9/10)
Dasselbe stilistische Prinzip, ähnliche Figuren. Leichte Abänderungen im Setting (wir befinden uns suburb), der Aufnahmemethode (man erkennt tatsächlich alles im Bild) und den Darstellern (mein Gott Kentucker Audley ist mit von der Partie). Es geht um ein Paar an der Schwelle hin zu Jetzt-macht-ne-Trennung-auch-keinen-Sinn-mehr, die zu allem Überfluss noch das Baby ihrer Freunde hüten müssen. Man kann sich also Johnson und Kendrick aus DRINKING BUDDIES vorstellen, die mit Lynskey und Swanberg aus HAPPY CHRISTMAS befreundet sind ;). So weit so Swanny. Die Dialoge hier gehen richtig in die Tiefe, es werden Fragen gestellt, die mich mit angehaltenem Atem auf die Antwort warten ließen und erdet moderne Romantik verschmitzt in unser aller Lebensrealität ohne sie zu denunzieren. Manchmal braucht Liebe klare Worte jenseits von I really, really like you. Für Sex ist auch Platz, aber gelabert wird bis einer weint. Es steckt vielleicht sogar mehr Audley als Swanberg in diesem Filmchen, heißt für mich aber nur noch besseres. Es ist auf jeden Fall seine Hood, dieser ländliche Südstaatenlook mit den kurzen Hosen und den rumrennenden Hunden. Und der Swanbergsche Humor fehlt ein bisschen. Dafür schlendert er mit vertraut-schlurfigem Gang durch diese kleine, feine Geschichte. Mehr Redeanteil als in CAITLIN hat er auch, was ein weiteres Plus dieses Filmes ist.
Ich mag diese Frau Scherfig, sie macht super Filme. Oft eher seicht aber immer mit viel Herz. Das hat sie sich für dieses Filmchen hier gleich mal abgewöhnt. War sie sonst immer sehr nah an ihren Figuren und hat sich auch noch für den subtilsten ihrer Charakterzüge interessiert, lässt sich hier jegliche Figurenbildung gleich mal links liegen und interessiert sich mehr für Vorfälle, für Wirkung, für Schauwerte. Ist ne Umstellung, muss ich zugeben. Denn das hier ist denkbar weit weg von dem mäandernden Charme eines ITALIENISCH FÜR ANFÄNGER oder dem liebevollen Verständnis eines AN EDUCATION. Dafür hat er hier so was wie gesellschaftliche Relevanz. Brauch ich bei Filmen in der Regel nicht unbedingt, aber manch einer ja schon.
THE RIOT CLUB beginnt als kalte Satire auf britische College-Oberflächlichkeiten und schafft es leider auch nicht, sich selber der Oberflächlichkeit zu verwehren. Langsam aber sicher wirft er dann doch interessante Fragen auf: Wie verhält es sich eigentlich mit diesem Geld, das die Jungs immer wieder sich und anderen entgegen strecken mit der selbstgefälligen Gewissheit, keinerlei weiterer Worte zu benötigen? Und wie steht es zu ihren Exzessen, ihren Hang zur Zerstörung und ihrer Wut? Ist es etwas anderes als ein Punk, der gegen ein Polizeiauto pisst? Nur, weil der Punk sich nicht gönnerhaft freikaufen kann, nur weil der Punk nicht in einem Sonnenkönig-Anzug steckt und tut, als sei er das Maß der Dinge? Und wo liegt der Unterschied, ob man sich mit Bier betrinkt oder mit Champagner? Ob man ein Schaufenster zerschlägt oder eine Porzellanvitrine? Doch nur im Geld. Wieso werde ich dann beim Riot Club das Gefühl der Übelkeit nicht los, während ich den Punk romantisiere? Liegt das an mir? Möglich wärs.
Und weiter gehen die Fragen:
Was muss passieren, was muss schieflaufen in einer Gesellschaft, in einer Erziehung, in einem Menschen, ehe er Sätze sagt, wie: "I am sick to death of poor people." (Und da ist es wahrscheinlich schon besser (wenn auch noch lange nicht gut) zu sagen: I am sick to death of rich people...). Und wieso ist es irgendwie immer noch falsch, etwas zu zerschlagen, auch wenn man es ersetzt? Wieso kann in dieser Logik irgendetwas nicht ganz stimmen?
Scherfig stellt eine ganze Weile einfach diese Fragen, in dem sie den Club bei ihren abendlichen "Vergnügungen" beobachtet und der Film bohrte sich mir ein. Eben, weil er das Thema Geld so unbequem anfasst, ohne von sich aus zu verdammen. Aber dann kippt er. Gleichzeitig mit der Stimmung kippt auch seine Nachdenklichkeit hin ins Gefällige, hin zur austauschbaren Crime Story, die einfach eine Spur zu extrem ausfiel. So ließen sich die Charaktere doch noch menschlich erden, weil selbst diesen Deppen vom Dienst klar wurde, dass das nicht in Ordnung ging. Gerade durch ihre unmenschliche Tat wurden sie zu Menschen anstatt Monstern. Das passte nicht ins anfängliche Konzept. Und dann hört der Film auch auf interessant zu sein (beklemmend ist er aber noch immer), gerade als er mit dem Satz des Wirtes "Oh my God, people let you do this" seinen Finger ganz tief in der Wunde hatte. Darin liegt all die Sprachlosigkeit gegenüber sozialer Ungleichheit, menschlicher Korrumpierbarkeit und entfesselter Marktwirtschaft, die denkbar sei. Dann gibts auf die Fresse und das ganze verkommt zur Telenovela.
Auch das Drehbuch schien mit dieser Wendung nicht ganz klar zu kommen, kippt er doch erst fast hin ins Stereotype, wo der einzig Integre von der schlechten Gruppe wegen seiner guten Intentionen geopfert wird, ehe ihm das wohl doch zu billig war und er ins völlig Aussagelose abdriftet.
Es bleiben viele unbeantwortete Fragen und ein Film, der doch schon näher dran war an Haneke als an Hornby. Hätt ich von Lone nicht gedacht. Kann sie aber auch. Wenn ich mich entscheiden muss, geb ich mir aber doch eher nochmal ZWEI AN EINEM TAG. Aber nur, weil ich nicht tough genug bin. Ist leider so.
Nicht bloß für einen Film, der offensichtlich nur existiert, um einen Titel mit akzeptablen Wortspiel zu haben, sehr gelungen sondern auch für sich betrachtet ein guter Film. Ich muss sagen, dass meine Erwartungen nach einer entsprechenden "Empfehlung" meines Bruders auch denkbar tief gesteckt waren. Da hat mich dieser Streifen dann doch gut überrascht.
Ein nicht zu überspielendes Manko ist, dass die Figuren in etwa so viel Identifikationspotenzial besitzen wie eine Analfistel und sich auch mit selbigen Intelligenzquotienten schmücken können. Die Mädels nerven nach vier Minuten bis zum geht nicht mehr und die Jungs tauchen ausschließlich auf, um sich um die Handwerksarbeiten und die Orgasmen der Damen zu kümmern.
Ansonsten hat der Film aber viel zu bieten: Seien es die dreist gegen jede moderne Sehgewohnheit verstoßenden, ästhetisch vergewaltigten Biber, die ich mit nem Edding realistischer auf den Bildschirm hätte zeichnen können und die ein wenig klingen wie magenkranke Mäuse oder das umwerfend witzige weil sinnlose Ende, das den ganzen Film in eine der liebevollsten Rahmenhandlungen überhaupt bettet.
("Und dann gucken sie einen gleich an, als hätte man auf den Tisch gekackt." - "Jo, ich hab auf den Tisch gekackt.")
Glücklicherweise sind die Figuren nicht nur grützunsympathisch sondern auch gewitzt gegen die Genretraditionen gebügelt. Fängt mit der Kaltschnäuzigkeit an, mit der sie ihren Hund den Angreifern zum Köder hin werfen und findet ihren Höhepunkt darin, dass die Macher tatsächlich die Chuzpe hatten, letztlich die Antagonistin zum final girl zu stilisieren, während die eigentliche Hauptperson noch mittendrin im Vorbeifahren mit den Worten "Ich konnte die Schlampe noch nie leiden" aus dem Weg geräumt wurde. Die freizügigen Party-Teens werden dann auch mit einer augenzwinkernden Unerotik präsentiert und deren zwischenmenschliche Probleme sind auch eher zum Füllen der Pinkelpausen gedacht. Dazwischen liegt zugegebenerweise viel infantiler Humor, eine etwas uninspirierte Dramaturgie und viel, viel übertriebenes Geschrei. Sollte man aber auf keinen Fall mit Nonsense-Trash ohne Hirn und Herz in eine Tüte schmeißen.
Absolut nicht spoilerfrei, für alle, die sich daran stören:
MARTYRS setzt sich zusammen, aus einer klaren 10-Punkte ersten Stunde und baut dann leider abrupt ab, was vielleicht auch ganz gut war, denn noch länger hätte das mein Nervensystem nicht durchgehalten. Aus 10 Punkte für die erste Stunde und 5 für die letzte halbe Stunde ergeben sich im Gesamten 8
Aber der Reihe nach:
In der furiosen Exposition zeigt MARTYRS zu was das Kino fähig ist, wenn jemand hinter der Kamera sitzt, der Filmsprache einzusetzen weiß: MARTYRS ist in dieser Phase kein Film, er ist eine Erfahrung, eine körperliche Herausforderung der Extraklasse, so unangenehm kommt er daher. Dabei ist es weniger die reine körperliche Gewalt und das Blut, das ihn so wirkungsvoll macht. Klar gibt es das auch, aber da war so manch ein blutigerer Film bekömmlicher. Es ist die raue Direktheit, die ihn auszeichnet, das fängt mit den satten Grautönen der Inszenierung an, geht weiter darüber, dass endlich das allgegenwärtige Kreische gegen verzweifeltest Schluchzen eingetauscht wurde und setzte sich spätestens in der Rasanz fort, mit der der Film hier durch seine Handlung brettert. Da wird die Familie im Schnelldurchgang charakterisiert, bevor das Jagdgewehr sie schnörkellos und effizient um die Ecke bringt. An Identifikation gibt es da natürlich nicht viel zu bestaunen, aber das wird durch die unerwartete Plötzlichkeit der Gewalteruption locker wettgemacht. Vorher war es vor allem das Nebeneinander zwischen schockierendem Kindesmissbrauch und filmgeschichtlich erprobten Gruselkniffs, die diesen Film so wirkungsvoll gemacht haben. Dann wäre auch nach knapp 15 Minuten der Rape and Revenge Plot abgehandelt, ich schon gut schweißdurchnässt und alle Fragen offen.
MARTYRS gönnt uns hier und da ein paar Sekunden zum Verschnaufen, durch die konstante unbenennbare Bedrohung, die über allem schwebt und von niemandem so genau auszugehen scheint, ist das aber nicht besonders nachhaltig. Und hier kommt dem Film auch zugute, dass die beiden Protagonistinnen quasi charakterlich nicht skizziert wurden und es keine Figur gibt, an der wir uns festhalten oder die uns ein bisschen Sympathie in diesen filmgewordenen Alptraum bringen würde. (Auch hieran bricht der Film später zusammen, denn sobald wir Mitleid mit Anna haben, ist die Unbarmherzigkeit perdu.)
Insgesamt ist das genau der Kniff, den MARTYRS anstellt: Den Menschen völlig seiner Menschlichkeit zu berauben, ihn entweder tierisch durch das riesige Haus (ist das eigentlich in jedem französischen Horrorfilm dasselbe? :D) hasten oder mit maschinenhafter Präzision foltern und sezieren lassen.
Den wichtigsten Schritt, den MARTYRS geht, ist aber der, die Lust am Horror oder Schaudern komplett zu opfern. Mit dem lustvollen Camp eines HOSTEL hat er nichts mehr zu tun. Stattdessen macht er sich die Hände schmutzig genug, das Grauen grauenhaft sein zu lassen, kein wohliges Gefühl des Schauerns mehr hervorrufen zu wollen. Leid soll den Zuschauer leiden lassen, Unterhaltung my ass.
Mit dem Einkehren der schwarzgekleideten Mannschaft in dem Haus fällt der Film dann leider in sich zusammen und spätestens wenn die "Mademoiselle" beginnt, alles zu erklären und in ihren esoterischen Kontext zu verorten, stellt sich der Film in üblichen Genrekonstrukte zurück. Hat eigentlich bisher nur Haneke verstanden, dass alles, was begründet werden kann, erklärt werden kann und alles, was erklärt werden kann, gefällig wird? Natürlich lässt der Film mir noch immer ein kaltes Schauern zurück, wenn ich höre, mit welcher Selbstverständlichkeit hier über das systematische und optimierte Foltern gesprochen wird. Und genau diese Selbstverständlichkeit ist es dann auch, die die letzte halbe Stunde noch wirken lässt, sei es bei den Alltäglichkeiten der Sektenmitglieder oder der Häutung Annas. Trotzdem gibt er sich in diesem Teil zu oft der Lächerlichkeit oder Langeweile preis. Torture Pron als wissenschaftliche Untersuchung zum Leben nach dem Tod haut halt einfach irgendwie nicht hin und ich finde es immer noch zu billig, es einfach mit sektenhaften Wahn zu erklären, wenn spießige Mittelstandsfamilien plötzlich zu Monstern werden. Dieses "Sehen Sie sich ihre Augen an"-Geschwurbel hab ich auch nicht gerafft (hab mir die Augen angesehen, waren halt Augen) und irgendwie hat mich die Schlussszene zu sehr an die Alienkonferenz aus BAD TASTE erinnert, als dass ich sie ernst nehmen konnte. Ach und für alle, die wissen wollen, wie es nach dem Tod ist, sich durch die Grausamkeit dieses Filmes aber nicht kämpfen wollen: Es ist ein bisschen wie die letzte halbe Stunde von 2001 nur ohne LSD.
Mit Philosophie hat das übrigens rein gar nichts zu tun, denn dafür reicht es nicht, einfach alibimäßig existenzielle Fragen zu erwähnen, man muss sie auch stellen, man muss den Zuschauer auch damit konfrontieren und nicht esoterisch in den Raum werfen.
Und trotzdem ist MARTYRS der wirkungsvollste Horrorfilm, den ich in letzter Zeit gesehen habe, trotzdem bringt er die Darstellbarkeit von zwischenmenschlicher Gewalt auf ein neues Level. Trotzdem hat er mich emotional und körperlich aufgewirbelt und mir vor Augen gehalten, dass ich wohl nicht so hart im Nehmen und abgebrüht was filmische Gewalt angeht wie gedacht.
Es gibt Filme, die lange nachwirken. Und es gibt Filme, die mir auch noch Tage danach ein leicht flaues Gefühl der Schockiertheit geben, ohne, dass ich wirlich etwas Schockierendes gesehen hätte oder das Gefühl sonstwie zuordnen könnte. VICTORIA ist letzteres.
Einen Großteil seiner Wirkung erlangt er natürlich durch die Machart. Dabei geht es nicht allein um das "Wie haben sie das gemacht?" (srsly: WIE????) sondern das eigentlich Verstörende ist vielmehr, dass zwischen ausgelassenem Geplänkel zu Beginn und blutigem Finale kein einziger Schnitt, keine Pause, kein Luftholen liegt. Der Absturz ist unaufhaltbar, niemand kann abspringen. VICTORIA ist eine einzige Spirale, eine einzige irrwitzige Fahrt des Rausches, ein Kraftakt von Film und da ist es auch umso passender, dass die Laufzeit ziemlich genau dem enstpricht, was ein professioneller Marathonläufer für seine Strecke benötigt.
Durch die Einheit von Handlung, Zeit und (technischem) Ort wirkt VICTORIA wie wohl kein anderer Film wie ein abgeschlossenes Kunstwerk, das sich nicht in einzelne Szenen oder Momente, in Höhen oder Tiefen einteilen lassen kann. VICTORIA ist VICTORIA ist VICTORIA.
Und dabei thematisiert sich der Film an jeder Stelle selbst. So real, so nah, so unmittelbar war das Kino noch nie. Wenn die Figuren am Ende völlig entkräftet zusammensacken, dann kann man davon ausgehen, dass sich die Schauspieler nicht wirklich bemühen mussten, das zu spielen. Wenn die Kamera in den rasanten Szenen nur schwer hinterherkommt, dann ist auch das Teil des Herstellungsprozesses und wenn Lau sich mit seinem Vorschulenglisch verhaspelt, dann deal with it motherfucker, deswegen fängt die Crew sicher nicht nochmal von vorne an. VICTORIA lässt sich von seiner Produktionsweise nicht trennen, die Dreharbeiten und die gezeigte Handlung sind fast eins. Und dasselbe gilt für die Proben, die dieser Film natürlich mehr gebraucht hat als jeder andere: In einer der interessantesten Szenen sehen wir dann auch die Probe eines Banküberfalls, die ein blondierter Obergangster als Regie-Ersatz dann auch konstruktiv kommentiert. VICTORIA macht also keinen Hehl aus seinem Experimentstatus und das, obwohl er zusätzlich noch eine Menge zu erzählen hat: Zum Beispiel darüber, was passiert, wenn ein Weltbürger in die Nabelschau Berlin platzt, wie wunderschön zärtlich sich eine Liebe entwickeln kann, wenn man sie nicht durch Schnitte oder Zeitsprünge unterbricht. Oder schlicht und ergreifend die intensivste Gangsterfilm-Erafrhung seit PUSHER 3.
Da fällt kaum ins Gewicht, dass die finale Flucht so hanebüchen ist, dass es schon 72 STUNDEN-Potenzial hat und Victoria Motive immer leicht undurchschaubar wirken (aber wahrscheinlich ist die archaische Wildheit der vier Männer einfach nur der perfekte Ausgleich zu ihrer stickigen, engen Welt des Konservatoriums). Alle Schwächen werden aber schon allein durch Laus und Costas umwerfendes Spiel übertönt. Und nicht zu vergessen, der Soundtrack.
Oh Dietrich, der Trailer sieht aber schon mal aaaaarg kalauerig aus. :( Wehe, der ist wirklich so doof, dann muss ich 3 ZIMMER/KÜCHE/BAD solange auf Loop gucken, bis die DVD bricht. Das hast du dann davon. :P
Solide überbewerteter Klassiker mit einigen ganz markanten Szenen. Angefangen mit dem uninspiriertesten Helden-Duo seit der Erfindung der "Knock Knock"-Witze hangelt sich der Film doch über eine leicht schaurige Anfangs-Athmosphäre hinüber zum eher handelsüblichen Plot, in denen Nase eins nach dem gewaltsamen Tod von Nase zwei als einziger an eine übernatürliche Theorie glaubt, ohne zu wissen, dass er selber schon Teil derselben ist. Dann feiert AMERICAN WEREWOLF die klassischen Werwolf-Filme, noch mehr aber die Möglichkeit, in jeder zweiten Szene halbverrottete Leute durchs Bild stratzen lassen, nur kurz unterbrochen durch eine ziemlich abgefahrene Transformationsszene. Der Humor bleibt eher nebensächlich und fließt auch eher über lockere Stimmung als krachende Pointen ein. So hundertprozentig geht die Mixtur aus respektvollen Humor und atmosphärischer Wiederbeschwörung aber nicht immer auf. Außerdem lässt Landis es sich auch nicht nehmen, existenzielle Schuldfragen zu stellen und das Animalische mit den Auswirkungen seiner Triebe zu konfrontieren, ironischerweise auch noch in einer Kinoszene, als solle Landis' Werwolf hier stellvertretend für all seine Vorgänger angeklagt werden. Der finale Showdown wirkt dann ein bisschen wie KING KONG in weniger effektvoll, weil ein Riesenaffe, der vom Empire State Building fällt, doch mehr Wirkung hat, als ein nackter Mann, der auf offener Straße niedergeschossen wird.
IN EINEM JAHR MIT 13 MONDEN reiht sich nahtlos in die Liste niederschmetternder Kinoperlen ein, in denen Fassbinder seine eigenen Gefühlen und Beziehungen aufarbeitet. Wie schon bei PETRA VON KANT kommt er und sein filmisches Pendant dabei denkbar schlecht weg und das Mitleid des Zuschauers liegt die ganze Zeit über bei Elvira, die für Fassbinders Ex-Freund Armin Meier steht, der sich im Zuge der Trennung das Leben nahm.
Es herrscht kein wirkliches narratives Konzept hinter diesem Film, er folgt Elvira nur in ihren letzten Tagen, gibt Raum für einige Schwenks und Anekdoten und lässt seine Protagonistin von Szene zu Szene mehr leiden. Auch der Zuschauer bekommt kaum Luft. Der Film fängt schon mit einem gewaltsamen Übergriff an, nach dem das Opfer dessen von seinem Lebensgefährten auch noch gedemütigt und verlassen wird. Später schauen wir noch minutenlang einer Schlachterei bei der Arbeit zu oder lauschen einem Bericht von Elviras liebloser Kindheit. Aber, wer sich aufbauen möchte, guckt wohl eh nicht Fassbinder.
Der Film betrachtet Elvira und seine Begleiterin, die rote Zora, mit einer unbeschreiblichen Liebe und Güte, während alle anderen Figuren grotesk, verschlossen und bitter durch ihre Szenen stolpern. Durch das Zerfranste und Anekdotenhafte verliert IN EINEM JAHR MIT 13 MONATEN manchmal den konzentrierten Zynismus, den Fassbinder ausmacht, wirkungsvoll bleibt er aber auch hier. Und so schafft Fassbinder hier in einem Film zwei völlig unterschiedliche Funktionen zu erfüllen: Abschied von Armin Meier und Polemik gegenüber Frankfurt, die er hier als herzlose und unmenschliche Wirtschaftsmetropole skizziert. Klar, eine wie Elvira, dieses verletzliche und melancholische Wesen, das sich allein aufgrund einer unbedachten Bemerkung das Geschlecht umwandeln lässt, findet hier keinen Platz. Und niemand, nicht Frankfurt, nicht Fassbinder, kann einen Menschen wie diesen retten.
Ich halte Kevin Smith für einen der größten Regisseure unserer Zeit und sein CLERKS gehört locker zu meinen vier, fünf Lieblingsfilmen überhaupt. Danach hat er es mit MARLLRATS etwas ruhiger angehen lassen, wahrscheinlich wollte er die Filmgeschichte nicht gleich komplett umkrempeln.
Die Handlung ist Smith-typisch von großen Wendungen eher befreit: zwei Hallodris laufen die Freundinnen weg, dem einen, weil er einfach nicht erwachsen werden will, dem anderen, weil er versehentlich den Tod einer ihrer Freundinnen verschuldet hat (beide Gründe sind wohl den meisten Männern vertraut :D). In Ermangelung irgendeiner besseren Tätigkeit rennen die Jungs ins Einkaufszentrum und tun... erstmal nichts. Dann bauen sie ne Menge Scheiße und versuchen sich ihre Mädels in einer Fernsehshow zu klären.
Jay und Silent Bob sind selbstverständlich auch mit von der Partie, fügen sich aber eher gewollt ins allgemeine Gefüge. Richtig gut zur Geltung kommt aber dafür der von mir ansonsten eher abgelehnte Ben Affleck ("Was sie war erst 15? Ich dachte, sie wäre 36.") Jason Lee spielt hier seine bewährte Rolle als leicht sexualfixierter und aufbrausender Turbo-Nerd, der dadurch leicht gestresste Freund an seiner Seite wird diesmal von Jeremy London verkörpert. Ginge besser aber auch weitaus schlimmer.
Ich muss sagen, nicht jeder Hand im Hintern und nicht jeder Ethan Suplee hätte sein müssen und oft wirkt es eher wie ein gut gemeintes Smith-Imitat, aber um den Film schlecht zu nennen, gab es dann doch zu viele gelungene Szenen, sei es Stan Lee als Paartherapeut, Silent Bob, der in Joey Adamy Kabine kracht oder der Kitsch-Overkill am Ende.
Leider ergeht es diesem Film im Vergleich zu CLERKS wie es einer seelenlosen Mall im Vergleich zu einem schnuckeligen kleinen Drugstore mit anhängender Videothek geht: Ja, man findet alles, was man braucht, ja, es hat einen gewissen Flair aber es stinkt doch irgendwie ab.
De Palma krempelt die Ärmel hoch und hinterfragt die Funktionsmechanismen des Kinos. Schönes Gerät! Und was böte sich bei einer Reflektion unser Wahrnehmung besser an als ein doppelbödiger Thriller. Dass der hanebüchen as fuck ist, fällt dabei kaum wirklich ins Gewicht. Kurz zur Story: Irgendsojemand beauftragt einen dubiosen Typen, um pikante Photos von einem bedeutenden Politiker zu schießen. Der denkt sich aber, es wäre entspannter, den einfach zu erschießen. Dabei hört zufällig Travolta zu, weil er mit seinem Mikro Frösche aufgenommen hat.
Der Film beginnt mit einem Film in Film, der im Laufe des Filmes mehrfach als kacke dargestellt ward, den ich aber grandios fand. Irgendwie carpentermäßig. Und auch wenn die reale Filmhandlung da hinter zurückbleibt, ist das ein ästhetisch wunderbarer und hochspannender Thriller, der Travolta von seiner besten Seite zeigt. Und dabei gibt es auch noch eine Menger böser Humor über das Filmgeschäft, wie zum Beispiel:
Regisseur: Wie lange kennen wir uns jetzt?
Travolta zählt 4,5 Filme auf.
Regisseur: Ah, also fast 2 Jahre.