_Garfield - Kommentare
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Alle Kommentare von _Garfield
Farblos. Weil Weiß keine Farbe ist. Leute mit Komplexen im aseptisch-kühlen Anstalt-Komplex. Spinner, Verwirrte, verzerrte Gestalten in Möbius-Schleifchen. Und die Tagespläne werden in Monotonie ertränkt, die Sitzungen drehen sich und drehen sich und drehen sich – im Kreis. Ihr Reich. Der Seelenklempner als isolierter Monarch im angestaubten Aktenturm, das durchtriebene Schwesterchen als pedantischer Drachen mit dem tödlichen Blick. Und Orang-Utan-Clowns im Schergen-Kostüm. Es sind diktatorische Zustände im schlichten Blütenweiß: Aufstände gegen die bestehende Herrschaftsklasse werden gewaltsam niedergeschlagen, aus der Reihe Tänzelnde wieder gerade gerückt, sexuelle Erfahrungen unverzüglich geläutert. Bis der widerspenstige Revoluzzer die Theaterbühne betritt, denn nichts anderes ist „One Flew Over The Cuckoo’s Nest“ - abgefilmtes Theater, blankes Dialogkino ohne Verzierungen, ohne filmästhetische Reize, fragmentarisch und etwas inkohärent. Ein Film gegen das Vergessen, für am Rande positionierte und dafür sich ihnen auf Augenhöhe anzunehmen, sich seiner eigenen Verantwortung gegenüber ganzer Existenzen bewusst zu sein. Dafür sie mit dieser Welt zu konfrontieren, statt sie als Teil des Problems einfach auszublenden. Und vielleicht auch dafür mal wieder mit ihnen Angeln zu gehen, sich mit ihnen zu besaufen und Lösungsansätze über pharmazeutische Müdemacher hinausgehen zu lassen. Perspektiven aufzeigen und Suizid nicht zur Option geraten lassen – hehre Ansprüche. Ein unglaublich reicher, vielsagender Film, ein großer Spaß voller kluger Szenen und verrückter Typen.
„Is that crazy enough for ya'? Want me to take a shit on the floor?“
Überraschend, dass „Nemesis“ seinerzeit derart negativ aufgenommen wurde, kam er nach dem eher schwachen „Insurrection“ doch strategisch zu einer guten Zeit. Finanziell kam man gerade noch mit dem Schrecken davon und konnte zumindest die Produktionskosten wieder amortisieren, künstlerisch wurde dem mittlerweile zehnten Enterprise-Einsatz jedoch keinerlei Bedeutung beigemessen - zu Unrecht! Sowohl die Doppelgänger-Konfrontation um Charisma-Bombe Tom Hardy (damals noch sichtlich in den Kinderschuhen steckend), als auch die Entscheidung fast ausschließlich das Weltall zum Schauplatz unausgegoren dargelegter Zwiste zu erheben, erweisen sich als zentrale und gut funktionierende Eckpfeiler von „Nemesis“, die bis auf den gelegentlichen Leerlauf nach der ersten Hälfte, durchaus imstande sind, einen ganzen Kinofilm zu tragen. Zwar gelingt es der Crew um Captain Picard auch im vierten Auftritt nicht, sich vollständig aus dem Schatten der ikonischen Vorgänger-Figuren zu lösen, trotzdem machen die Abenteuer der neuen Generation Spaß, während ausgerechnet Data – als wissbegieriger Android viel zu oft zum Comic-Relief degradiert – in dieser letzten, gemeinsamen Reise zum heimlichen Helden avanciert. Mit dem Vermächtnis Roddenberry's hat dieses „Star Trek“ natürlich nicht mehr viel gemein und wo „Insurrection“ bei Konzept und Idee noch durchaus bei seinem Urvater war, nimmt „Nemesis“ in gewisserweise jene Entwicklung voraus, die die Filmreihe unter Abrams 2009 schließlich endgültig nahm. „Nemesis“ ist teure, deutlich Action-lastigere Science-Fiction-Unterhaltung und nie sahen Weltall-Schlachten besser aus. Immerhin.
Mag die Ausgangsidee um alternative Lebensentwürfe und geschichtliche Déjà-vu's zunächst noch durchaus interessant erscheinen, muss sich dieser anfänglich wunderbar flapsige neunte Teil sehr schnell dramaturgischen Schwächen beugen. Mehr als wenige Dialogzeilen gesteht „Insurrection“ der eigentlich hochspannenden Prämisse nicht zu. Wie es ein solches Privileg denn nun zu nutzen und schützen gilt und ob der Nutzen Vieler nicht doch dem der Wenigen vorzuziehen wäre, will das Skript überhaupt nicht verhandeln. Stattdessen sorgt ein Lifting-süchtiger Standard-Bösewicht für klare Seitenverhältnisse, seichter Kommunen-Kitsch ist ja sowieso viel schöner. Die besten Momente hält „Insurrection“ lediglich am Rande seines seltsam gehemmten Handlungskonstrukts bereit: Picard flirtet was das Zeug hält, Data sucht weiterhin nach dem Menschen in sich und Worf spürt „aggressive Tendenzen“. Nachvollziehbar, ob der verschwendeten Idee.
Der Ton ist von Anfang an ein anderer. „Star Trek“ ist grimmiger geworden und emanzipiert sich zusehends vom Image bunter und immer etwas trashiger Weltraum-Unterhaltung. „First Contact“ verschwendet keine Zeit, eröffnet den achten Film gleich mit einem dynamischen Weltraum-Gefecht, ehe das gallige Borg-Kollektiv als alles assimilierende Antagonisten-Schar ein erstes Mal die Leinwand betritt. Fast logisch erscheint es da, dass man den Mythos des überlegenden Cyborg-Volks zumindest stellenweise entmystifizieren musste. So überlegen ist die stetig expandierende Schwarm-Intelligenz dann auch wieder nicht (zu Beginn werden gleich zwei Raumschiffe zerstört) und zu dramaturgischen Zwecken scheint es ebenso unerlässlich der Bedrohung ein Gesicht zu geben (Borg-Königin). Eine gute und wichtige Entscheidung, sorgt sie doch für Rhythmus und Dynamik und räumt den toll gestalteten Borg (kaltes, feuchtes Fleisch, samt Körper-Modifikationen – großartig!) und der wunderbaren Alice Krige wertvolle Screentime ein. Ja, selbst für Humor ist in diesem dreckigen Überlebenskampf noch Platz ohne je den ernst der Lage um Picard (wieder grandios: Patrick Stewart) zu konterkarieren. „First Contact“ bleibt fortwährend erwachsene, schmuddelige Science-Fiction ohne Kompromisse und selbstverständlich der beste Film der neuen Crew.
Ganz zu Anfang übernimmt die alte Garde noch ein allerletztes Mal das Ruder, ehe der Staffelstab nach 15 Jahren und 6 Kinoauftritten endgültig an die neue Generation übergeben wird. Natürlich kreist in diesem siebten Film alles um den vollzogenen Generationswechsel, die neue Crew (Data gefällt emotionslos besser als im aufgedrehten ADS-Modus) und ganz besonders den neuen Captain der Enterprise (B): Picard. Und dieser neue, menschlichere Captain darf sogar ganz hemmungslos Gefühle zeigen, auch mal eine Träne verdrücken und ist weniger als sein ikonischer Vorgänger Shatner um die große Pose bemüht. Überhaupt erweist sich „Generations“ vor allem als ein Film über seinen Captain, der im Gegensatz zum Duo Spock/Kirk auch ganz für sich alleine stehen kann. Für Handlung ist in diesem emotionalen und nun wirklich ganz endgültigen Abschiednehmen sowieso nicht viel Platz; und das ist auch völlig okay. Dafür sind die wunderbaren esoterisch-melancholischen Nexus-Sequenzen (Whoopie Goldberg!) einfach viel zu schön und „Star Trek“ in diesen Momenten ganz und gar bei seiner interessanten Hauptfigur. Die scheidende Generation berichtet von ihren Verfehlungen und geplatzten Träumen und darf ein letztes Mal die Welt retten. Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart – in „Generations“ trifft alles zusammen.
Der stille Pedant sortiert ihr Leben, während sie seinem wieder einen Sinn verleiht. Ein dreisprachiges Kommunikations-Gewirr aus dem jeder seinen Nutzen zieht; und das irgendwie auch zu Freundschaft und Liebe führt. Reihen-geschaltetes Suizid-Versagen und Gecko-Metapher. Strick, Knarre, Brücke, Messer. Und immer kommt irgendetwas dazwischen. „Ruang rak noi nid mahasan“ - eine Liebesgeschichte, mehr oder weniger. Vielleicht auch nur ein Film über zwei unterschiedliche Menschen, ohne Liebe. Ein Blut-spratzender Yakuza-Streifen und eine eigenwillige Räuber-Pistole. Er hinter Bücher-Türmen in Monotonie-erstrahlender Tristesse, sie auf einem Schlachtfeld aus fatalen Zwangsbindungen und unerwarteter Verlust-Bewältigung. Natürlich unerwartet. Wortkarg und voller Symbolkraft. Ob schwebende Bücher-Fetzen oder ikonische Sofa-Situation. Ich weiß nicht, ob „Last Life in the Universe“ viel erzählt, aber es fühlt sich gut an.
Gewinnerin ist hier vor allem Sandra Bullock, der man eine solche Performance (gerade in Anbetracht einer eigentlich schwachen Rolle) überhaupt nicht mehr zugetraut hätte und der stetig pumpende, elektrisierende Score von Steven Price. Cuarón scheut überdies nie den Weg leiser Sentimentalitäten und großer Gesten. Überhaupt ist „Gravity“ ein zutiefst amerikanischer Film, der immer an einen Ausweg, eine alles zum Guten wendende Lösung glaubt; und wenn das nicht klappt, gilt es dem Tod zumindest mit einem Lächeln zu begegnen. Lediglich Clooney's flache Figur, der man gerade zum Einstieg und in der Folge ein, zwei Sprüche zu viel spendiert, trifft nicht immer die eigentlich lethargische Tonalität des Films. Solche Bilder jedenfalls – wieder einmal erschaffen vom beeindruckenden Emmanuel Lubezki – hat man so noch nie gesehen und man fragt sich, wie das alles, Kino im Schwebezustand quasi, überhaupt gedreht worden ist; vielleicht das größte Kompliment, dass man einem Kinofilm momentan noch machen kann.
Inhaltlich sicherlich nicht ohne Schwächen, dafür aber erneut ungemein virtuos in Szene gesetzt. Selbst hinter kurzen Tagtraum-Sequenzen steckt bei Jackson ein kaum vergleichbares Maß an visueller Ausdruckswut. Diese wunderbar klassische Form des Geschichtenerzählens, ganz ohne Hemmungen zum ausladenden Melodram, hat etwas zeitloses. „Heavenly Creatures“ verbindet Kino in seiner inbrünstigsten Form mit der Aufarbeitung reeller Kriminalgeschichte und einer obsessiven Mädchen-Freundschaft.
Und wieder ist es diese atemberaubend dynamische Kamera ("The Frighteners"), die hier das Tempo bestimmt, sich verheißungsvoll den Protagonisten nähert oder gemeinsam mit einer exzellent arrangierten Soundkulisse in nur wenigen Sekunden jene Form von Suspense evoziert, die sich über den Moment hinaus wie ein nihilistischer Schatten unter weitere Verläufe legt. Der phantastische Überbau stellt die unwirkliche Beziehung der beiden Teenager dabei nur heraus. Und anders als im 15 Jahre später folgenden „Lovely Bones“ verliert sich Jackson selten im Kitsch seiner heiß geliebten Traum-Sequenzen.
Die Betrachtung dieser Freundschaft bedeutet gleichzeitig auch das Betreten fremder Spähren, einer ganz eigenen und schließlich auch sehr konkret visualisierten Märchen-Welt, die ihren ganz eigenen, im Grunde nicht existenten Regeln folgt. Ganz und gar deplatziert erscheint es dann auch nicht, wenn die beiden Protagonistinnen (Melanie Lynskey und Kate Winslet) stellenweise tatsächlich ein wenig wie Satan's jüngste Töchter anmuten.
Dennoch versagt sich „Heavenly Creatures“ einer Verklärung der Tat durch den Subjektivismus der Täterinnen, und obwohl die Sicht auf diese Gesellschaft eine verrückte ist (im buchstäblichen Sinne), eine arg eingegrenzte und zudem überaus egoistische, bewahrt sich Jackson durch differenzierte Figurenkonstellationen eine gesunde, kritische Distanz. An Faszination büßt der Film ausgerechnet bei seinen beileibe nicht schlecht agierenden, aber eben auch nie ganz faszinierenden Hauptdarstellerinnen ein.
Die alles bedeutende Freundschaft, das undurchdringbare Band zweier Existenzen, die aus einer ebenso indoktrinierten, wie prüden Gesellschaftsordnung auszubrechen versuchen, wird nur ausgestellt und in groß angelegter Dramatik bebildert, aber eben nie wirklich ernsthaft artikuliert. Juliet und Pauline bleiben zu weit weg. Der Blick auf die Beiden bleibt der eines Parteilosen, eines Beobachters, der ab und an durch das Fenster schauen darf, aber nie wirklich einen Zugang zu diesen Figuren finden wird. Dennoch vermag „Heavenly Creatures“ zu fesseln und in der surrealistischen Darstellung geteilter Ängste und entdeckter Lust sogar zu verstören.
Natürlich ist dieser „Summer Wars“ schon einigermaßen bescheuert. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, weil er sich seinem phantastischen Thema mit einem Maß an Hingabe und Ernst widmet, dass es mir schon wieder imponiert. So ungehemmt und wunderbar maßlos können auch nur die Japaner mit Kitsch und Pathos um sich werfen. Musikalisch ist auch dieser Anime wie gewohnt mitreißend unterlegt, wunderbar theatralisch und zudem mit sympathischen Figuren und einer spannenden Zukunftsidee ausgestattet. Das Finale ist dann eh nur noch grell-blumiger Pop mit dem man entweder etwas anfangen kann oder eben nicht.
Sichtlich geprägt von den GAU's und Revolutionen im Herzen Europas, erhebt „The Undiscovered Country“ Star Trek erstmals ganz konkret in einen politischen Kontext. Fiktionalisierte Zeitgeschichte sozusagen, deren Integration in den Mikrokosmos "Star Trek" geradezu logisch erscheint. Die Klingonen stecken nach ihrem ganz persönlichen Tschernobyl mitten in der Wirtschaftskrise, die interplanetaren Beziehungen sind zerrüttet und finden schließlich ihre direkte Konfrontation in einem angespannten Arbeitsessen, an dessen Anschluss der Mordanschlag auf den klingonischen Kanzler die Friedensbemühungen endgültig torpediert. Von Shakespeare-Referenzen und Justizdrama in der ersten Hälfte, zum Gefängnis- und Verschwörungs-Thriller in der zweiten - „The Undiscovered Country“ schlägt nach zwei hemmungslos trashigen Vergnügungsfahrten (zum Glück) wieder ernstere Töne an. Am hin-konstruierten Plot-Aufhänger kann man sich stoßen, trotzdem sorgt er für Zug und den nötigen Drive in der Dramaturgie, ehe Meyer das Tempo mit der Gerichtsverhandlung wieder spürbar drosselt. Den Handlungsspielraum anschließend um den Aufenthalt im Strafgefangenenlager zu erweitern, hilft „The Undiscovered Country“ dabei ebenso sehr, wie es ihm schadet, gerät Meyer doch etwas aus der Spur, ehe das konventionelle Finale um den vereitelten Attentatsversuch und die anschließende, schnörkellose Auflösung das Ding effektiv nach Hause fährt. Nostalgisch wird dieser sechste und damit letzte gemeinsame Auftritt der Original-Crew nur zu seinen letzten Minuten und auch da sind es eher die wehmütigen Blicke der Brücken-Mannschaft, die den Abschied schwerer machen als erwartet. Bis zum Morgengrauen und noch viel weiter. Oder so.
Achtung Trash-Granate! Ein getriebener Fanatiker schart ahnungslose Beduinen und weite Teile der okkupierten Enterprise-Crew um sich, um dann in den Ursprung allen Seins vorzustoßen. Nach zwei überdurchschnittlichen Nimoy-Arbeiten, übernimmt der Captain nun auch hinter der Kamera endgültig das Ruder. Das muss nicht zwangsläufig einen schlechten Film bedeuten. Shatner, der auch am Drehbuch beteiligt war, erweist sich in sofern zumindest als professioneller Handwerker, der „The Final Frontier“ formal ideenlos, aber sauber in Szene zu setzen weiß. Haarig wird’s immer dann, wenn dieser fünfte Franchise-Wurf versucht eine Geschichte zu erzählen. Die ist nämlich selbst für „Star Trek“-Verhältnisse ziemlicher Blödsinn und gipfelt schließlich mit einer Blitze-verschießenden Lichtgestalt, ehe Super-Ego Shatner auch dem leuchtenden Riesenkopf das Fürchten lehrt. Die sekundäre Klingonen-Bedrohung wirkt zudem deplatziert, die evozierte Figurendynamik oft nur bemüht. Trotzdem wäre es gelogen, würde man behaupten dieser heillos trashige Weltraum-Ausflug versprühe nicht dennoch einen gewissen Charme.
Sie müssen zurück! Zurück in die Gegenwart, um das Schicksal der todgeweihten Erde doch noch zum Guten zu wenden, denn deren ökologischen Versäumnisse drohen sie nun endgültig einzuholen und ihnen ein für alle mal den gar auszumachen. Wegen der Buckelwale natürlich, ist doch klar! - Welch kolossales Fiasko stünde uns mit „The Voyage Home“ ins Haus, hätte man diese Ausgangslage ernst genommen. Und die Möglichkeit bestand, schließlich waren das die 80er. Man beschritt dann aber doch einen anderen Weg. „The Voyage Home“ ist nämlich eine Komödie, eine gute noch dazu. Spock erweist sich als Meister der subtilen Verkleidungskunst, Scotty hämmert auf die „rückständige“ Tastatur ein und Pille verzweifelt am „mittelalterlichen“ Medizinwesen des 20. Jahrhunderts. Mehr noch als seine Vorgänger zeigt Teil 4 die großen Unterschiede zum immer etwas grimmigeren und eskapistischen „Star Wars“-Franchise auf. Rettet-die-Wale, Humor und doch gleichzeitige Ernsthaftigkeit miteinander zu vereinbaren, das schafft wirklich nur „Star Trek“; auch wenn die Möglichkeiten der Zeitreise-Idee nicht einmal ansatzweise ausgereizt wurden - geschenkt.
My name is Blond, James Blond -http://cdn.videogum.com/files/2012/11/daniel_craig_long_hair.jpg
Am Ende werden die Drogen weiterhin Hände-reichend vertickt, sind die kleinen und großen Fische immer noch da draußen, warten auf das ganz große Geld oder planen eifrig das profitable Comeback. Das Leben dreht sich weiter. Das eng verzahnte System dreht sich weiter. Baltimore dreht sich weiter. Und fast scheint es so, als hätte das Team um Detective McNulty das Drogen-Karussell lediglich etwas aus seiner unbeständigen Ordnung geworfen, ein wenig an der Oberfläche gekratzt, hinter der sich die wahren, kriminellen Strukturen verbergen. Die Gewinnkette führt bis nach ganz Oben, bis in die Spitze, bis in die eigenen Reihen. Vermutlich. Die Welt in Season 1 als einen Mikrokosmos zu begreifen liegt also nahe. Das große Ganze, die gesamten Ausmaße, alle Hebel in Bewegung setzenden Protagonisten in diesem ambivalenten Spiel um Geld und Macht haben wir noch nicht kennengelernt. Die Kaffee-saufenden Workoholics, die Kellerkinder auf der Polizei-Wache, das herrlich bunte Figurenkabinett des „The Wire“-Teams aber kennen wir nun. Und die „Niggers“ (rassistisch?) aus der Hood, von ganz Oben bis nach ganz Unten, vom Laufburschen zum Family-Leader. Die Gewinner und Verlierer. Die Verbindungen und Zusammenhänge. Das „Game“. Die Regeln. Den Kosmos einer hochinteressanten Serie.
Ein wunderschöner, poetischer Film, dessen Hang zum mitreißenden Melodram durch die Augen dreier junger Menschen geradezu logisch erscheint. Angesiedelt im Großstadtstrom der Millionenmetropole Chengdu, vor dem Hintergrund einer nationalen Erdbeben-Katastrophe, die jedoch alsbald die Perspektive ganz persönlicher Katastrophe einnimmt. Eine Perspektive, die uns erst das ganze Ausmaß solcher Tragödien erahnen lässt. Ein Film voller musikalischer, darstellerischer und thematischer Facetten; einer dieser Filme von denen man sich tragen lässt – von diesen großen und kleinen Bildern, den perfekt photographierten Landschaftspanoramen, der Elektrizität, der Stille, den Blicken und Gesten, der warmen Umarmung, der treibenden Musik. „Guan yin shan“ eröffnet einen dieser raren, wahrhaftigen Einblicke in das moderne China; den Blick auf eine Jugend, die nichts von der unseren unterscheidet, in der gute Freunde Blödsinn machen, naiv die Gleise entlang-tänzeln, schreien, feiern, saufen oder einfach den Kopf nach hinten legen und den Wind durch ihre Haare fahren lassen.
Es wäre unpassend bei „Friday the 13th“ von einer Handlung zu sprechen. Es gibt keine Handlung, nur die knappe (nebenbei ziemlich sinnfreie) Exposition, welche die Ausgangslage (Camp Crystal Lake) forciert, von der aus sich Jason bzw. dessen Frau Mutter durch lüsterne Teenie-Körper schlachtet. „Friday the 13th“ ist zudem einigermaßen holprig gespielt, haarsträubend dilettantisch geschrieben und vereint gewissenhaft all jene später zum Klischee verkommenden Zutaten, die auch damals schon einfach nur dämlich waren. Auch damals bedeutete Sex den baldig folgenden Qualentod und meuchelnde Verfolger wurden, nachdem man sie KO gehauen hat, einfach liegengelassen. Auch gibt es sicherlich eine ganze Reihe guter Alternativen, die den Spannungsmoment effektiver inszenieren, als Cunningham, der die POV-Perspektive Carpenter's nichtsdestotrotz sinnig auf den gesamten Film auszuweiten weiß. Und doch versprüht dieser zweifelhafte Klassiker den Charme einer leidenschaftlichen Studenten-Arbeit, irgendwo zwischen billigem Gekröse und sinnlicher Sexyness, „Psycho“-Score und „Psycho“-Motivik, Trash und Genre-Exploitation.
Als hätte jemand frontal an die Leinwand gekackt.
Wie die erste, richtige Fortsetzung fühlt sich dieser dritte, federleichte „Star Trek“-Film an. Denn zum ersten Mal wird auch ganz konkret Bezug zum Vorgänger genommen und die einschneidenden Ereignisse aus „Wrath of Khan“ vor dem Hintergrund des geglückten und dann doch wieder kolossal verunglückten Genesis-Experiment weitergesponnen. Khan hat Spuren und sichtliche Lücken hinterlassen, die die forschenden Gesetzes-Treuen kurzerhand zu sabotierenden Gesetzes-Untreuen mutieren lässt. Visuell wird Kino-“Star Trek" immer imposanter, stimmlich schaltet Nimoy – der nach seinem superben Abgang im zweiten Film das erste Mal den Regiestuhl wärmt – dagegen mehrere Gänge zurück und hüllt die Enterprise-Crew in kollektive Nostalgie, ehe es gegen drollige Weltraum-Mongolen und selbst-zerstörischere Planeten geht. Nimoy gefällt sich in seiner eigenen, atmosphärisch angenehm zurückgenommenen Auferstehung und findet im apokalyptischen Fiasko von Genesis (die gekaperte Enterprise geht in einem lodernden Feuerball nieder) sehr schnell zu einer eigenen Handschrift. Dennoch ist „The Search for Spock“ im Grunde genommen nur eine verlängerte TV-Folge. Eine gute TV-Folge.
Bordeaux-rote Edel-Uniformen, satte Seefahrer-Romantik, Midlife-Crisis. Die Crew wird älter. Kirk wird älter. Und alsbald holt sie die (Serien-)Vergangenheit ein: Khan will Rache - für seine verstorbene Geliebte, den verletzten Stolz und überhaupt. Von der Schwere der ersten, angestrengten Gehversuche hat sich „Star Trek“ dennoch gänzlich emanzipiert. Anders als „The Motion Picture“ - der die Problematik, einen Episoden-Plot auf Spielfilm-Länge aufzublasen nie so wirklich überwand – weiß Meyer weitaus mehr mit dem breit gefächerten Figurengefüge um die Enterprise-Cew anzufangen. Spritzige Dialog-Action, Skyline-umrahmte Kamin-Gespräche über das Älterwerden und Sätze, die man so schnell nicht mehr vergisst ("Ich war es und werde es immer sein, Ihr Freund.") - „Star Trek II: The Wrath of Khan“ spielt mit seinen Figuren, lässt sie auch mal ironisch zwinkern und herumalbern, gerät aber trotz der zunächst vorherrschenden Leichtigkeit nicht zum Weltraum-Spaziergang. Dafür sorgt die galaktische Kelly-Family um den rachsüchtigen Khan, dessen Feuer aber nach einem ersten, erinnerungswürdigen Auftritt sehr schnell erloschen scheint. Der figurale Facettenreichtum fängt diese Enttäuschung glücklicherweise zu großen Teilen auf und die letzte Viertelstunde ist dann sowieso nur noch Dialog-getriebenes Spannungskino in Reinkultur. Und ein bisschen Gänsehaut.
Die Ouvertüre: Opening Credits, schwerelos schwebende Metall-Module, tänzelnde Goldsmith-Partitur, Kubrick'sche Weltraum-Elegie. Spock scheitert am vulkanischen „Logik-Zeremonial“, Shatner gibt den reanimierten, zunächst zweifelnden, aber fortwährend wunderbar un-perfekten Captain der Raumschiff Enterprise. „Star Trek: The Motion Picture“ ist ein erster, kleiner Schritt auf die große Bühne, weg von der seriellen Abendunterhaltung - die auf Kosten dieser Franchise-Premiere sowieso eingestampft wurde – hin zur großen Leinwand; dort, wo das ganz große Geld ruft, in die Konkurrenz-regierten Kinosäle eben. Der Plot ist ein kluger, alter Schuh, Epik evozieren die knalligen, Budget-fressenden Weltraum-Animationen und die Spannung speist sich aus einer erstaunt drein-blickenden Brücken-Crew. Hälfte Nummer Eins in kurz: Kammerspiel-artiger Minimalismus, ungelenke Studio-Action und erstaunlich grimmige Kommunikationskultur. Hälfte Zwei ist besser: Schöpfungsgeschichte stellt „The Motion Picture“ dann in den Kontext eines allwissenden Cyber-Netzwerks und ausgerechnet der Vulkanier formuliert eine Abkehr vom maschinellen „Brachland“ und der puren Logik hin zur irrationalen Emotion, zum Gefühl, dem Unfassbaren, das auch über den Grenzen-auslotenen Wissensdurst einer sich verselbstständigen Entität hinaus währt. „Star Trek“ stellt die ganz großen Fragen und gibt kleine, schöne Antworten.
Der Schausteller und Sklavenhändler, der Gaffer und Tuschelnde, das deformierte Schreckgespenst in unseren Köpfen, das sich anmaßt über Wert und Wertlosigkeit zu richten, steckt in jedem von uns. Aber auch die helfende Hand, die wahrhaftige Furchtlosigkeit, die gelebte, nicht die verlautbarte Toleranz. Lynch legt Zeugnis ab; über eine Gesellschaft heuchelnder Egomanen und das Porträt einer geschundenen, nicht aber verlorenen Seele. Vor dem Hintergrund rauchender Fabrikschloten, inmitten eines fauchenden Ungetüms, maschineller Revolution in klinischer Kälte. Elefantenmenschen waren die wenigsten von uns. Und waren wir nicht der Schausteller, die geistige Missgeburt, so waren wir alle schon mal Gaffer, Tuschelnde, schweigende Schläfer, die das deformierte Schreckgespenst weiterleben ließen, als der Dicke 'nen Spruch abbekam oder das Arschloch ein Bein stehen ließ. Hilfe erfährt hier auch nur jene Kreatur, die sich als Anschauungsobjekt medizinischer Sensation erweist, womit Lynch auch den noblen Beweggründen der gesellschaftlichen Oberschicht einen Strich durch die Rechnung macht. „The Elephant Man“ bedeutet durch und durch subjektives Schildern von Lebensgeschichte, dessen dokumentarische Objektivität schnell Platz macht für hemmungslose Sentimentalitäten und echte Gefühle. „I am a human being!“ - herzzerreißend.
Weite Handlungsteile rücken bei Petzold immer wieder in den Hintergrund; stattdessen verbannt er sie ins Off und eröffnet somit vor allem einen uneingeschränkten Blick auf die Figur der Jeanne (authentisch: Julia Hummer). Es ist ihre Perspektive, die diesen Film bestimmt und nicht die vordergründige Geschichte um ehemalige RAF-Terroristen, aufreibende Landesflucht und stetige Überwachungsangst.
Es ist die Einsamkeit und die erste Liebe, die Petzold zum Thema macht. Deshalb ist „Die innere Sicherheit“ trotz seines augenscheinlich darauf ausgelegten Plot-Konstruktes auch kein Thriller; überhaupt sollte der durchschnittliche „Tatort“-Zuschauer seine Erwartungen an einen herkömmlichen Kriminalausflug ganz gewaltig korrigieren.
Eine entscheidende Rolle spielt die Angst der Protagonisten: Angst vor einem unermüdlichen Justizapparat, Angst vor gerechter Strafe und ganz besonders die Angst um den Verlust der eigenen Freiheit, wobei sich gerade hierbei die Frage stellt, wie frei diese getriebenen Existenzen denn nun wirklich sind und ob ein Ende ihrer 15 Jahre währenden Flucht nicht gleichzeitig auch Erlösung bedeuten würde. Die moralische Fragwürdigkeit seines Elternmodells (toll: Richy Müller und Barbara Auer) verklärt Petzold dabei auch viel weniger, als dass er sie in stillen Totalen und pointierten Dialogabschnitten zu erforschen weiß.
Gewalt und Verbrechen (obwohl selten vorkommend) wird immer auch die Ambivalenz der Zusammenhänge von Motiv und Aktion als ganz zentraler und für eine differenzierte Betrachtung unerlässlicher Aspekt hinzugefügt. Der Verantwortung gegenüber der eigenen Tochter und dem sehnlichen Wunsch nach einer Ordnung in einem von Rastlosigkeit geprägten Dasein setzt Petzold auch die Verantwortung gegenüber der eigenen Vergangenheit und den begangenen Verbrechen entgegen.
Widersprüche, die sich schließlich auch in der Situation von Jeanne wiederfinden, wenn sie sich vor der Entscheidung zwischen ihren Eltern und einer flüchtigen Liebschaft stehen sieht. Der Illusion der wahren und einzigen Liebe versagt sich der Film auch hier deutlich und begreift Jeanne's Beziehung vor allem als Ausdruck entdeckter Sexualität und andauernder Einsamkeit. Für großes Glück ist in diesem Spiel auf Zeit ebenso wenig Platz, wie für wahre Freiheit. Sicher ist hier nichts und ein Ende findet ihre Reise schließlich so oder so.
„How can we hang on to a dream; How can it ever be the way it seems“
Überbordend kreativ in Szene gesetzt, erfreulich unsentimental und gerade von Carrey angenehm nuanciert gespielt. Ein assoziativer Bilderrausch, der wie die eigenen Gedanken immer wieder hin und her springt, dynamisch, willkürlich Fragmente, Erinnerungen in sich langsam verblassenden Bildern entlädt, pulsierend nach vorne prescht oder inne hält, ehe auch das letzte Stück Vergangenheit endgültig in seine Einzelteile zerfallen ist. Von Jon Brion darüber hinaus musikalisch mitreißend arrangiert und begleitet, rührend erzählt und immer ganz bei seinem ausgeglichenen Ensemble. Toller Film.
Was läge nach all den Zitaten, Verneigungen und schließlich dem Quasi-Western „No Country For Old Men“ näher, als sich einfach ganz konkret in jenem Genre zu verewigen, welches sowieso schon seit einigen Jahren ein beachtliches Revival feierte und das Schaffen der Coens seit jeher – mal mehr oder weniger konkret - begleitete. Mit „True Grit“ bereiten sich nun also auch die Meister lakonischer Gauner-Balladen ihr ganz konkretes Debüt im Western-Genre - mit bewährter Lakonie, alten Freunden (Duderino) und einer Entdeckung.
Hailee Steinfeld (damals 13 bzw. 14 Jahre alt) ist weniger eine schauspielerische Sensation, als schlichtweg die Rettung für diesen Film. Dem Konservatismus der Coens fügt die erfrischend authentische Nachwuchs-Darstellerin nämlich ein ganz entscheidendes Element hinzu: Innovation. Die emanzipatorische Entschlossenheit eines naiven Teenagers bewahrt „True Grit“ vor der Beliebigkeit und macht zudem den ganz besonderen Reiz dieses (Anti-)Western aus: Wie der avantgardistische Geist folgender Moderne fegt Mattie durch bekannte Western-Motive, ringt sogar den Bösewichten ein respektvolles Kopfnicken ab und sorgt inmitten rauer Western-Tage für ein ungewohntes Maß an Empathie.
Dies gipfelt schließlich in einem rührenden Post-Showdown, wenn Bridges (von kauzig bis seltsam ungreifbar) wie ein besorgter Vater alles für die Errettung der jungen Protagonistin tut. Mit „True Grit“ erhält der Humanismus wieder Einzug in ein Genre, das sich nur allzu gerne mit dem Ausstellen bekannter Motive und konservativer Rollenvorstellungen begnügt oder gar das Zitat eben jener künstlerischen Stagnation in den unverdienten Mittelpunkt rückt. Auch die Coens speisen sich sowohl aus bekannten Plot-Versatzstücken, als auch aus einer selten packenden, dramaturgischen Struktur und treten narrativ ein ums andere Mal gehörig auf der Stelle.
Der immer öfter seltsam angeklebt wirkende (Slapstick-)Humor fällt zusätzlich auf, während gerade Damon als herrlich gegen den Strich besetzter Texas-Ranger überaus positiv aus der Reihe tanzt. Finanziell wurde diese fehlende – und womöglich auch überhaupt nicht angepeilte – Weiterentwicklung mit Rekordeinnahmen belohnt, künstlerisch bleibt „True Grit“ weitgehend bedeutungslos. Trotzdem: Als Unterhaltungs-Produkt funktioniert auch dieser Coen fast ausnahmslos und ist selbstverständlich etwaigen Krawall-Alternativen vorzuziehen.
Eine Generation im Schwebezustand; und auf der Suche: nach einem Sinn, einer Bestimmung oder zumindest einem Weg. Dem sexuellen Reifeprozess als Ausdruck aufstrebender Rebellion folgt alsbald ein spiritueller, dem Ausbruch aus dem Vorstadt -Paradies als Metapher für den Wandel einer ganzen Gesellschaft folgt die offene Eskalation unter Gottes Pforten. Der Revision einstiger Konventionen folgt ein Sturm der Entrüstung, ein Aufschrei der geplatzten Träume, bitteren Schicksale und enttäuschten Affären. Eine Revolution in zwei Akten. Ein Film über Jugend und Zukunft; und darüber orientierungslos zu torkeln, zu schwanken und zu zweifeln. Ein Film über das Verloren-Sein und Überfordert-Sein, über das naive Streben nach Geistern, das Unverständnis und natürlich auch über die Liebe. Ein so warmer, herzlicher Film voller Symbolkraft und eruptiver Rauschzustände. Voller Rasanz und Wahrhaftigkeit. Ein unsterblicher, für ewig zeitloser Film über das Erwachsen-Werden und damit über einen jeden von uns. Wohl auch das, was man einen Klassiker nennt.