_Garfield - Kommentare
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Alle Kommentare von _Garfield
Bale und Leo spielen um die Wette und sich um den Verstand. Ausgerechnet Adams und Wahlberg holen „The Fighter“ dann schließlich auf den Boden der Tatsachen zurück. Den Weg eines Boxers auf der Suche nach Selbstbestimmung und den lang ersehnten Erfolg erzählt David O. Russell ansonsten so, wie man solche Filme eben erzählt: Mit Rock-Songs und Trainingsmontagen, authentisch-grobkörniger Elendsbebilderung und ganz viel Acting, schließlich verdient sich der Goldjunge nicht von selbst und nichts liebt Hollywood mehr als Maskentheater und Verkleidungstricks; vorzüglich abgefuckte, Milieu-geschädigte Outlaws, Trashmütter, Crack-Heads, Taugenichtse, Dürre. „The Fighter“ ist manchmal anstrengend, selten originell, erstaunlich bieder herunter-inszeniert und gelegentlich langweilig. Auch Bale ist zunächst anstrengend, wird aber besser und passt wunderbar zu Wahlberg's kleiner Idiotenrolle. Leo ist zunächst ebenfalls anstrengend, und bleibt es auch. Zumindest ist O. Russell immer bei seinem Proletariat, bei den Drogen-Opfern und verhinderten Box-Champions, den Tresen-Babes und Wasserstoff-blonden Assi-Bratzen. Ehrliches Interesse weckt der Film nämlich immer dann, wenn er sich seinem Protagonisten widmet und davon erzählt, wie er sich langsam von der Bevormundung durch Mutter und Bruder zu emanzipieren versucht, sein Schicksal in die eigenen Hände nimmt und blindlings nach vorne prescht. Das ist oft authentisch und rührend. Allerdings berichtet „The Fighter“ auch von Drogenproblemen und familiären Zwisten und opfert einen nicht unerheblichen Anteil der Laufzeit überkanditelten Milieu-Klischees. Es bleibt eben doch irgendwo der übliche Oscar-Quatsch, sensationell seichte Sonntag-Abend-Unterhaltung, die schnell wegzuschauen und noch schneller zu vergessen ist.
Vielleicht fängt den momentanen Zeitgeist kein anderer Film besser ein als "Spring Breakers"; weil er selber nur eine leere Fläche ist, auf die jeder interpretieren darf, was er möchte. Ob er die leeren, sich stetig wiederholenden Worthülsen, die aufgeblasenen Posen und andauernden Oberflächlichkeiten einer Welt voller Schwanzkompensatoren nun aber selber unhinterfragt abfeiert oder ganz gezielt dekonstruiert ist irgendwo dann auch scheißegal, dafür ist das alles zu geil, geradezu selbstbesoffen prätentiös und in seinem fragmentarischen Bilderrausch, der wie ein nervöser Fiebertraum über dich hinein-bricht einfach zu virtuos in Szene gesetzt.
Die vitale Entdecker-Phase eines gemobbten Nerds, und damit die sensationelle erste Hälfte, versteht Raimi in erster Linie als Variation bekannter Coming-of-Age-Motive. Am schmierigen Highschool-Rowdy lässt sich die gestählte Physis dann auch wunderbar demonstrieren, während selbst Parker das Wände-Krabbeln und Spinnennetz-Verschießen erst einmal erlernen muss, ehe er beflügelt vom unfassbaren Elfman-Score durch New York's Hochhaus-Schluchten schwebt.
Von den ersten Schlafanzug-Versionen seines späteren Helden-Outfits bis hin zum obergeilen Wrestling-Cage-Match (Weggefährte Campbell wird ein herrliches, erstes Cameo spendiert und anschließend zum Namensgeber ernannt) – den Findungsprozess einer Pop-kulturellen Ikone macht Raimi ganz konkret zum Thema dieses ersten Films. Schön, dass er Maguire dabei auch mal zum kleinen Arschloch mutieren lässt, ehe die unglückliche Verkettung von affektivem Fehlverhalten und Schicksals-haften Zufall sein großes, Weg-weisendes Opfer einfordert - „with great power, comes great responsibility“.
Der Comic-gemäßen Überhöhung setzt Raimi immer echte Figuren entgegen: Tante und Onkel versuchen sich finanziell über Wasser zu halten, verzweifeln am IT-regierten Arbeitsmarkt, Norman Osborn sitzen skrupellose Militärs und Kaffee-schlürfende Wirtschafts-Bonzen im Nacken und Parker wird zunächst nur zum Held der stillen Hinterhofgespräche.
Später dann, wenn Parker zu Spider-Man und „Spider-Man“ zu „Spider-Man“ wird, erweist sich der erste Ausflug des Spinnenmanns einmal mehr als Blockbuster-Kino von außergewöhnlicher Qualität; Kino voll von raffinierten Übergängen und abwechslungsreichen Action-Choreographien; kreatives, frisches Kino voll wunderbarer Figuren und dem schönsten Kuss der Filmgeschichte. „Spider-Man“ sucht in seinem knackigen Auge-um-Auge-Duell schließlich vor allem die ganz direkte physische Auseinandersetzung, statt die vorangegangenen Action-Set-Pieces nochmal potenzieren zu wollen. Und wenn Dafoe verrückt spielen darf, ist eh alles vorbei.
„Orphan“ reiht sich so vollkommen nahtlos, ganz ohne Ecken und Kanten, ohne Regung und Widerstand, völlig enthemmt und befreit von jeden weiteren, über Grenzen hinausreichenden Ambitionen in eine viel zu lange Liste von Filmen ein, die man gemeinhin auch als bewährte Genre-Kost zu bezeichnen pflegt; jene Filme also, die doch so kokett und gewissenhaft die Mechanismen und Klischees eines Genres spazieren tragen, das wie kein zweites mit dem billigen Plagiat zu kämpfen hat; ja sie sogar ganz gerne aufpoliert ausstellt und hier und da eifrig mit den Momenten des Herzkaspers zu jonglieren gedenkt.
Man könnte diese Symptome akuter Ideenarmut natürlich auch mit Traditionsbewusstsein übersetzen und „Orphan“ somit in eine liebevolle Hommage, eine herzliche, kleine aber feine Verbeugung vor den großen Brüdern und Schwestern seines Genres. Man kann die zum gefühlt tausendsten Male bemühten Handlungsverläufe und Wendungen, inklusive all seiner sensationell bekloppten Figuren aber auch einfach nur zum Kotzen finden und das schmierige Streber-Grinsen eines Genre-Beitrages ohne Ideen und Inspiration, ohne Kreativität und Eier am liebsten aus seiner hässlichen Fratze wischen wollen.
Viel zu schnell verliert „Orphan“ nämlich an ganz entscheidenden Stellen an Wirkung und die Figuren an Glaubwürdigkeit. Ganz besonders schlimm hat es Peter Sarsgaard's grottig geschriebene Idioten-Rolle getroffen, dessen Figurentod dann auch eher einer Erlösung gleichkommt, denn einem Schock, den es in dieser kopierten Kopie, diesem „soliden Genre-Beitrag“, diesem Brachland filmischen Einfallsreichtums sowieso nicht mehr zu finden gibt. Viel zu sehr gibt man sich mit der Wiederverwertung bekannter Motive (sie will doch nur mal anständig gevögelt werden) und alter Kniffe (einfallslose Eingangs-Sequenz) zufrieden. Viel zu selten macht „Orphan“ auch nur einen Anstand etwas über die Grenzen seines Genres hinaus entdecken zu wollen. Und viel zu oft torpediert die besondere Dummheit von Plot und Figuren die aufkommende Atmosphäre.
Empathie will man für diesen hirnverbrannten Haufen naiver Ehemänner und larmoyanter Ehefrauen, angenehmer Kinder und manipulativer Gothic-Gören sowieso nicht empfinden. Als sei es vermessen, ein gesundes Maß an Nachvollziehbarkeit in den Handlungen bedrohter Figuren zu erwarten, als sei es eine Sache der Unmöglichkeit Klischees abzustellen ohne der Wirkung solcher Filme abträglich zu sein und als hätten wir nicht schon genügend dieser Filme, die nicht müde werden den ewig-gleichen Genre-Ritus bis zur Besinnungslosigkeit durchzuexerzieren.
Die Eingangssequenz, quasi ein Massaker im Elfenbeinturm der Hochfinanz; wenn das Tötungs-Kommando anrollt und einen Mitarbeiter nach dem anderen zur Schlachtbank führt, schnürt einem buchstäblich die Magengegend zu. Überhaupt schnürt es einem die Magengegend zu, wenn man diese überbezahlten Orientierungslosen in ihren teuren Anzügen und schnellen Sportwagen sieht; mit dem Rücken zur Wand, über den Wolken New Yorks. „Margin Call“ schildert nun die Geschehnisse innerhalb einer jenen Bank, die noch vor dem großen Crash die Auswirkungen ihrer faulen Immobilienkredite begriff und mit dem Ausverkauf über Wert gehandelter Papiere als Auslöser der Finanzkrise 2008 gilt. Wer diesem Thema nur mit einem Mindestmaß an Interesse gegenübersteht, dem werden die Haare zu Berge stehen. Hochspannend, auf den Punkt gespielt und elegant gefilmt - „Margin Call“ erzählt dicht und auf 90 Minuten komprimiert vom Scheitern eines Systems, dem Fall des Kapitalismus und zuallererst von den Menschen hinter der Finanzkrise, denen im Angesicht der Leere unter ihren Füßen wohl auch schon zum Kotzen zumute sein dürfte.
Enttäuschend. Lawrence will zwar, kann aber nicht so richtig, die Action ist wirr, verwackelt und verschnitten, die Effekte äußerst schäbig, die Figuren eine einzige Frechheit und selbst wenn ich kein Freund von Logikfehler-Kritik bin, hier ist sie angemessen: Da hockt die Lawrence schon auf 'nem Baum und die Teene-Clique schafft es selbst dann und mit Bogen nicht, sie da herunterzuholen. Und die Veranstalter riskieren kurz zuvor natürlich auch, sie mit Feuerbällen auszuradieren, nur um sie auf die „richtige“ Fährte zu führen. In Nazi-Panem tragen außerdem alle doofe Hüte und sogar Kravitz glitzernden Lidschatten. Tucci ist aber mal wieder ganz toll! Ansonsten gibt’s unangenehmen Schmalz, erstaunlich viele Klischees (ist die Vorlage ähnlich beschissen?) und ein Happy-End, bei dem man zumindest einmal laut lachen darf.
Äußerst schade. Jackson erweist sich zwar einmal mehr als begnadeter Handwerker, aber eben einer mit dem Holzhammer bewaffnet. Ein Ärgernis ist das, betrachtet man hier so manche Sequenz, die in ihrer Qualität mit dem Gesamterzeugnis „In meinem Himmel“ so gar nichts gemein hat. Auch ärgerlich, weil sich Jackson nach vier epischen Leinwand-Abenteuern endlich einmal wieder jener kleineren Sorte Film widmet, die er schon vor seiner Abkehr vom Fun-Splatter hin zum vorbildlichen Literatur-Adapteur so erstklassig zu erschaffen wusste („Heavenly Creatures“).
Denn so wirklich wird man das Gefühl nicht los, dass Jackson der Abschied von großem Bombast- und Effekt-Kino doch merklich schwerer fällt, als zunächst angenommen. Dabei scheint doch gerade der Stoff, der sich dem Neuseeländer mit dem Roman Sebold's bietet, prädestiniert für einen Regisseur, der Schauspieler schon immer zu Höchstleistungen anzutreiben imstande war und selbst inmitten phantastischer Schlachtgemälde nie den Sinn für leise Emotionen verlor (Sam & Frodo), zumal er seit jeher ein Kind Spielberg's war, was er mit einigen großartigen Sequenzen in der Nebel-durchfluteten Vorstadt-Idylle abermals unter Beweis stellt.
Das Problem Jackson's ist diesmal ein ganz anderes und es überrascht dies gerade jenem Mann anzukreiden, der selbst in überbordendem Bombast-Kino noch immer auf der Suche nach ganz wahrhaftigen Emotionen war: „In meinem Himmel“ fühlt sich falsch an. Es fällt schwer sich in diese synthetischen CGI-Welten einer überraschend schmierigen „Alice im Wunderland“-Version fallenzulassen, ebenso wie sich das leider viel zu oft in Kitsch verlierende Drehbuch dem Eindruck platter Manipulation erwehren kann.
Umso störender ist das, weil es Jackson durchaus zuzutrauen wäre, einen solchen - prinzipiell spannenden und gerne auch sentimentalen - Stoff adäquat und fernab filmischer Brechstangen-Methoden auf die Leinwand zu übertragen. Stattdessen macht sich vor allem der offenbar bewusst übermäßige Gebrauch von künstlichen Computer-Animationen bemerkbar, bügelt dieser doch fast gänzlich jeden psychologischen Reiz aus einer erzählenswerten Geschichte und interessanten Figurenkonstellationen; zumal mit der faszinierenden Saoirse Ronan und einem repressiv-fiesen Stanley Tucci ein überaus fähiger Cast zur Verfügung stand.
Gerne würde man Jackson also für dessen imponierende Hemmungslosigkeit mit Mut zum ausladenden Gefühlskitsch belohnen, aber es ist immer etwas zu viel, etwas zu gewollt und zu konstruiert, als dass man diesen Film lieben könnte. Er versäumt es zwischen einer handwerklich hochklassigen Umsetzung der Vorlage auch gleichzeitig die Emotionen, die hier viel zu oft aufdringlich heraufbeschworen werden sollen, zu vermitteln. „In meinem Himmel“ verliert sich in der generischen Aneinanderreihung möglichst emotional aufgeladener Zeitraffer-Montagen und schwülstigem Esoterik-Gefasel.
Und dabei hat Jackson doch so viel mehr zu bieten. Dabei kreiert er doch selbst hier, gemeinsam mit seinem exzellenten Cast und einem einmaligen Gespür für Spannung und Timing, einige ganz memorable Momente. Etwa jenes, vor Spannung fast berstendes Vier-Augen-Gespräch in der erdig-leuchtenden Hölle, dem anschließenden Akt des Zerstörens, der viel wirksamer außerhalb unseres Blickfeldes von statten geht und dessen zügellose Brutalität sich uns erst in der Präsentation einiger, von blutigem Matsch verhangener Klamotten offenbart.
Oder der Eintritt in die Zwischenwelt, als das später folgende Bonbon-Universum in diesem fiesen, leisen Vorstadt-Thriller noch undenkbar schien und welcher in der Badezimmer-Szene nicht zufällig und ganz konkret an Frodo's fatale Begegnung mit den fünf Ring-Geistern auf der Wetter-Spitze erinnert. Es sollen bis zuletzt die stärksten Szenen bleiben und vielleicht haben wir einen der letzten, großen Geschichtenerzähler Hollywoods nun endgültig an den Bombast von Mittelerde verloren. Es wäre schade drum - äußerst schade.
Farblos. Weil Weiß keine Farbe ist. Leute mit Komplexen im aseptisch-kühlen Anstalt-Komplex. Spinner, Verwirrte, verzerrte Gestalten in Möbius-Schleifchen. Und die Tagespläne werden in Monotonie ertränkt, die Sitzungen drehen sich und drehen sich und drehen sich – im Kreis. Ihr Reich. Der Seelenklempner als isolierter Monarch im angestaubten Aktenturm, das durchtriebene Schwesterchen als pedantischer Drachen mit dem tödlichen Blick. Und Orang-Utan-Clowns im Schergen-Kostüm. Es sind diktatorische Zustände im schlichten Blütenweiß: Aufstände gegen die bestehende Herrschaftsklasse werden gewaltsam niedergeschlagen, aus der Reihe Tänzelnde wieder gerade gerückt, sexuelle Erfahrungen unverzüglich geläutert. Bis der widerspenstige Revoluzzer die Theaterbühne betritt, denn nichts anderes ist „One Flew Over The Cuckoo’s Nest“ - abgefilmtes Theater, blankes Dialogkino ohne Verzierungen, ohne filmästhetische Reize, fragmentarisch und etwas inkohärent. Ein Film gegen das Vergessen, für am Rande positionierte und dafür sich ihnen auf Augenhöhe anzunehmen, sich seiner eigenen Verantwortung gegenüber ganzer Existenzen bewusst zu sein. Dafür sie mit dieser Welt zu konfrontieren, statt sie als Teil des Problems einfach auszublenden. Und vielleicht auch dafür mal wieder mit ihnen Angeln zu gehen, sich mit ihnen zu besaufen und Lösungsansätze über pharmazeutische Müdemacher hinausgehen zu lassen. Perspektiven aufzeigen und Suizid nicht zur Option geraten lassen – hehre Ansprüche. Ein unglaublich reicher, vielsagender Film, ein großer Spaß voller kluger Szenen und verrückter Typen.
„Is that crazy enough for ya'? Want me to take a shit on the floor?“
Überraschend, dass „Nemesis“ seinerzeit derart negativ aufgenommen wurde, kam er nach dem eher schwachen „Insurrection“ doch strategisch zu einer guten Zeit. Finanziell kam man gerade noch mit dem Schrecken davon und konnte zumindest die Produktionskosten wieder amortisieren, künstlerisch wurde dem mittlerweile zehnten Enterprise-Einsatz jedoch keinerlei Bedeutung beigemessen - zu Unrecht! Sowohl die Doppelgänger-Konfrontation um Charisma-Bombe Tom Hardy (damals noch sichtlich in den Kinderschuhen steckend), als auch die Entscheidung fast ausschließlich das Weltall zum Schauplatz unausgegoren dargelegter Zwiste zu erheben, erweisen sich als zentrale und gut funktionierende Eckpfeiler von „Nemesis“, die bis auf den gelegentlichen Leerlauf nach der ersten Hälfte, durchaus imstande sind, einen ganzen Kinofilm zu tragen. Zwar gelingt es der Crew um Captain Picard auch im vierten Auftritt nicht, sich vollständig aus dem Schatten der ikonischen Vorgänger-Figuren zu lösen, trotzdem machen die Abenteuer der neuen Generation Spaß, während ausgerechnet Data – als wissbegieriger Android viel zu oft zum Comic-Relief degradiert – in dieser letzten, gemeinsamen Reise zum heimlichen Helden avanciert. Mit dem Vermächtnis Roddenberry's hat dieses „Star Trek“ natürlich nicht mehr viel gemein und wo „Insurrection“ bei Konzept und Idee noch durchaus bei seinem Urvater war, nimmt „Nemesis“ in gewisserweise jene Entwicklung voraus, die die Filmreihe unter Abrams 2009 schließlich endgültig nahm. „Nemesis“ ist teure, deutlich Action-lastigere Science-Fiction-Unterhaltung und nie sahen Weltall-Schlachten besser aus. Immerhin.
Mag die Ausgangsidee um alternative Lebensentwürfe und geschichtliche Déjà-vu's zunächst noch durchaus interessant erscheinen, muss sich dieser anfänglich wunderbar flapsige neunte Teil sehr schnell dramaturgischen Schwächen beugen. Mehr als wenige Dialogzeilen gesteht „Insurrection“ der eigentlich hochspannenden Prämisse nicht zu. Wie es ein solches Privileg denn nun zu nutzen und schützen gilt und ob der Nutzen Vieler nicht doch dem der Wenigen vorzuziehen wäre, will das Skript überhaupt nicht verhandeln. Stattdessen sorgt ein Lifting-süchtiger Standard-Bösewicht für klare Seitenverhältnisse, seichter Kommunen-Kitsch ist ja sowieso viel schöner. Die besten Momente hält „Insurrection“ lediglich am Rande seines seltsam gehemmten Handlungskonstrukts bereit: Picard flirtet was das Zeug hält, Data sucht weiterhin nach dem Menschen in sich und Worf spürt „aggressive Tendenzen“. Nachvollziehbar, ob der verschwendeten Idee.
Der Ton ist von Anfang an ein anderer. „Star Trek“ ist grimmiger geworden und emanzipiert sich zusehends vom Image bunter und immer etwas trashiger Weltraum-Unterhaltung. „First Contact“ verschwendet keine Zeit, eröffnet den achten Film gleich mit einem dynamischen Weltraum-Gefecht, ehe das gallige Borg-Kollektiv als alles assimilierende Antagonisten-Schar ein erstes Mal die Leinwand betritt. Fast logisch erscheint es da, dass man den Mythos des überlegenden Cyborg-Volks zumindest stellenweise entmystifizieren musste. So überlegen ist die stetig expandierende Schwarm-Intelligenz dann auch wieder nicht (zu Beginn werden gleich zwei Raumschiffe zerstört) und zu dramaturgischen Zwecken scheint es ebenso unerlässlich der Bedrohung ein Gesicht zu geben (Borg-Königin). Eine gute und wichtige Entscheidung, sorgt sie doch für Rhythmus und Dynamik und räumt den toll gestalteten Borg (kaltes, feuchtes Fleisch, samt Körper-Modifikationen – großartig!) und der wunderbaren Alice Krige wertvolle Screentime ein. Ja, selbst für Humor ist in diesem dreckigen Überlebenskampf noch Platz ohne je den ernst der Lage um Picard (wieder grandios: Patrick Stewart) zu konterkarieren. „First Contact“ bleibt fortwährend erwachsene, schmuddelige Science-Fiction ohne Kompromisse und selbstverständlich der beste Film der neuen Crew.
Ganz zu Anfang übernimmt die alte Garde noch ein allerletztes Mal das Ruder, ehe der Staffelstab nach 15 Jahren und 6 Kinoauftritten endgültig an die neue Generation übergeben wird. Natürlich kreist in diesem siebten Film alles um den vollzogenen Generationswechsel, die neue Crew (Data gefällt emotionslos besser als im aufgedrehten ADS-Modus) und ganz besonders den neuen Captain der Enterprise (B): Picard. Und dieser neue, menschlichere Captain darf sogar ganz hemmungslos Gefühle zeigen, auch mal eine Träne verdrücken und ist weniger als sein ikonischer Vorgänger Shatner um die große Pose bemüht. Überhaupt erweist sich „Generations“ vor allem als ein Film über seinen Captain, der im Gegensatz zum Duo Spock/Kirk auch ganz für sich alleine stehen kann. Für Handlung ist in diesem emotionalen und nun wirklich ganz endgültigen Abschiednehmen sowieso nicht viel Platz; und das ist auch völlig okay. Dafür sind die wunderbaren esoterisch-melancholischen Nexus-Sequenzen (Whoopie Goldberg!) einfach viel zu schön und „Star Trek“ in diesen Momenten ganz und gar bei seiner interessanten Hauptfigur. Die scheidende Generation berichtet von ihren Verfehlungen und geplatzten Träumen und darf ein letztes Mal die Welt retten. Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart – in „Generations“ trifft alles zusammen.
Der stille Pedant sortiert ihr Leben, während sie seinem wieder einen Sinn verleiht. Ein dreisprachiges Kommunikations-Gewirr aus dem jeder seinen Nutzen zieht; und das irgendwie auch zu Freundschaft und Liebe führt. Reihen-geschaltetes Suizid-Versagen und Gecko-Metapher. Strick, Knarre, Brücke, Messer. Und immer kommt irgendetwas dazwischen. „Ruang rak noi nid mahasan“ - eine Liebesgeschichte, mehr oder weniger. Vielleicht auch nur ein Film über zwei unterschiedliche Menschen, ohne Liebe. Ein Blut-spratzender Yakuza-Streifen und eine eigenwillige Räuber-Pistole. Er hinter Bücher-Türmen in Monotonie-erstrahlender Tristesse, sie auf einem Schlachtfeld aus fatalen Zwangsbindungen und unerwarteter Verlust-Bewältigung. Natürlich unerwartet. Wortkarg und voller Symbolkraft. Ob schwebende Bücher-Fetzen oder ikonische Sofa-Situation. Ich weiß nicht, ob „Last Life in the Universe“ viel erzählt, aber es fühlt sich gut an.
Gewinnerin ist hier vor allem Sandra Bullock, der man eine solche Performance (gerade in Anbetracht einer eigentlich schwachen Rolle) überhaupt nicht mehr zugetraut hätte und der stetig pumpende, elektrisierende Score von Steven Price. Cuarón scheut überdies nie den Weg leiser Sentimentalitäten und großer Gesten. Überhaupt ist „Gravity“ ein zutiefst amerikanischer Film, der immer an einen Ausweg, eine alles zum Guten wendende Lösung glaubt; und wenn das nicht klappt, gilt es dem Tod zumindest mit einem Lächeln zu begegnen. Lediglich Clooney's flache Figur, der man gerade zum Einstieg und in der Folge ein, zwei Sprüche zu viel spendiert, trifft nicht immer die eigentlich lethargische Tonalität des Films. Solche Bilder jedenfalls – wieder einmal erschaffen vom beeindruckenden Emmanuel Lubezki – hat man so noch nie gesehen und man fragt sich, wie das alles, Kino im Schwebezustand quasi, überhaupt gedreht worden ist; vielleicht das größte Kompliment, dass man einem Kinofilm momentan noch machen kann.
Inhaltlich sicherlich nicht ohne Schwächen, dafür aber erneut ungemein virtuos in Szene gesetzt. Selbst hinter kurzen Tagtraum-Sequenzen steckt bei Jackson ein kaum vergleichbares Maß an visueller Ausdruckswut. Diese wunderbar klassische Form des Geschichtenerzählens, ganz ohne Hemmungen zum ausladenden Melodram, hat etwas zeitloses. „Heavenly Creatures“ verbindet Kino in seiner inbrünstigsten Form mit der Aufarbeitung reeller Kriminalgeschichte und einer obsessiven Mädchen-Freundschaft.
Und wieder ist es diese atemberaubend dynamische Kamera ("The Frighteners"), die hier das Tempo bestimmt, sich verheißungsvoll den Protagonisten nähert oder gemeinsam mit einer exzellent arrangierten Soundkulisse in nur wenigen Sekunden jene Form von Suspense evoziert, die sich über den Moment hinaus wie ein nihilistischer Schatten unter weitere Verläufe legt. Der phantastische Überbau stellt die unwirkliche Beziehung der beiden Teenager dabei nur heraus. Und anders als im 15 Jahre später folgenden „Lovely Bones“ verliert sich Jackson selten im Kitsch seiner heiß geliebten Traum-Sequenzen.
Die Betrachtung dieser Freundschaft bedeutet gleichzeitig auch das Betreten fremder Spähren, einer ganz eigenen und schließlich auch sehr konkret visualisierten Märchen-Welt, die ihren ganz eigenen, im Grunde nicht existenten Regeln folgt. Ganz und gar deplatziert erscheint es dann auch nicht, wenn die beiden Protagonistinnen (Melanie Lynskey und Kate Winslet) stellenweise tatsächlich ein wenig wie Satan's jüngste Töchter anmuten.
Dennoch versagt sich „Heavenly Creatures“ einer Verklärung der Tat durch den Subjektivismus der Täterinnen, und obwohl die Sicht auf diese Gesellschaft eine verrückte ist (im buchstäblichen Sinne), eine arg eingegrenzte und zudem überaus egoistische, bewahrt sich Jackson durch differenzierte Figurenkonstellationen eine gesunde, kritische Distanz. An Faszination büßt der Film ausgerechnet bei seinen beileibe nicht schlecht agierenden, aber eben auch nie ganz faszinierenden Hauptdarstellerinnen ein.
Die alles bedeutende Freundschaft, das undurchdringbare Band zweier Existenzen, die aus einer ebenso indoktrinierten, wie prüden Gesellschaftsordnung auszubrechen versuchen, wird nur ausgestellt und in groß angelegter Dramatik bebildert, aber eben nie wirklich ernsthaft artikuliert. Juliet und Pauline bleiben zu weit weg. Der Blick auf die Beiden bleibt der eines Parteilosen, eines Beobachters, der ab und an durch das Fenster schauen darf, aber nie wirklich einen Zugang zu diesen Figuren finden wird. Dennoch vermag „Heavenly Creatures“ zu fesseln und in der surrealistischen Darstellung geteilter Ängste und entdeckter Lust sogar zu verstören.
Natürlich ist dieser „Summer Wars“ schon einigermaßen bescheuert. Das ist aber überhaupt nicht schlimm, weil er sich seinem phantastischen Thema mit einem Maß an Hingabe und Ernst widmet, dass es mir schon wieder imponiert. So ungehemmt und wunderbar maßlos können auch nur die Japaner mit Kitsch und Pathos um sich werfen. Musikalisch ist auch dieser Anime wie gewohnt mitreißend unterlegt, wunderbar theatralisch und zudem mit sympathischen Figuren und einer spannenden Zukunftsidee ausgestattet. Das Finale ist dann eh nur noch grell-blumiger Pop mit dem man entweder etwas anfangen kann oder eben nicht.
Sichtlich geprägt von den GAU's und Revolutionen im Herzen Europas, erhebt „The Undiscovered Country“ Star Trek erstmals ganz konkret in einen politischen Kontext. Fiktionalisierte Zeitgeschichte sozusagen, deren Integration in den Mikrokosmos "Star Trek" geradezu logisch erscheint. Die Klingonen stecken nach ihrem ganz persönlichen Tschernobyl mitten in der Wirtschaftskrise, die interplanetaren Beziehungen sind zerrüttet und finden schließlich ihre direkte Konfrontation in einem angespannten Arbeitsessen, an dessen Anschluss der Mordanschlag auf den klingonischen Kanzler die Friedensbemühungen endgültig torpediert. Von Shakespeare-Referenzen und Justizdrama in der ersten Hälfte, zum Gefängnis- und Verschwörungs-Thriller in der zweiten - „The Undiscovered Country“ schlägt nach zwei hemmungslos trashigen Vergnügungsfahrten (zum Glück) wieder ernstere Töne an. Am hin-konstruierten Plot-Aufhänger kann man sich stoßen, trotzdem sorgt er für Zug und den nötigen Drive in der Dramaturgie, ehe Meyer das Tempo mit der Gerichtsverhandlung wieder spürbar drosselt. Den Handlungsspielraum anschließend um den Aufenthalt im Strafgefangenenlager zu erweitern, hilft „The Undiscovered Country“ dabei ebenso sehr, wie es ihm schadet, gerät Meyer doch etwas aus der Spur, ehe das konventionelle Finale um den vereitelten Attentatsversuch und die anschließende, schnörkellose Auflösung das Ding effektiv nach Hause fährt. Nostalgisch wird dieser sechste und damit letzte gemeinsame Auftritt der Original-Crew nur zu seinen letzten Minuten und auch da sind es eher die wehmütigen Blicke der Brücken-Mannschaft, die den Abschied schwerer machen als erwartet. Bis zum Morgengrauen und noch viel weiter. Oder so.
Achtung Trash-Granate! Ein getriebener Fanatiker schart ahnungslose Beduinen und weite Teile der okkupierten Enterprise-Crew um sich, um dann in den Ursprung allen Seins vorzustoßen. Nach zwei überdurchschnittlichen Nimoy-Arbeiten, übernimmt der Captain nun auch hinter der Kamera endgültig das Ruder. Das muss nicht zwangsläufig einen schlechten Film bedeuten. Shatner, der auch am Drehbuch beteiligt war, erweist sich in sofern zumindest als professioneller Handwerker, der „The Final Frontier“ formal ideenlos, aber sauber in Szene zu setzen weiß. Haarig wird’s immer dann, wenn dieser fünfte Franchise-Wurf versucht eine Geschichte zu erzählen. Die ist nämlich selbst für „Star Trek“-Verhältnisse ziemlicher Blödsinn und gipfelt schließlich mit einer Blitze-verschießenden Lichtgestalt, ehe Super-Ego Shatner auch dem leuchtenden Riesenkopf das Fürchten lehrt. Die sekundäre Klingonen-Bedrohung wirkt zudem deplatziert, die evozierte Figurendynamik oft nur bemüht. Trotzdem wäre es gelogen, würde man behaupten dieser heillos trashige Weltraum-Ausflug versprühe nicht dennoch einen gewissen Charme.
Sie müssen zurück! Zurück in die Gegenwart, um das Schicksal der todgeweihten Erde doch noch zum Guten zu wenden, denn deren ökologischen Versäumnisse drohen sie nun endgültig einzuholen und ihnen ein für alle mal den gar auszumachen. Wegen der Buckelwale natürlich, ist doch klar! - Welch kolossales Fiasko stünde uns mit „The Voyage Home“ ins Haus, hätte man diese Ausgangslage ernst genommen. Und die Möglichkeit bestand, schließlich waren das die 80er. Man beschritt dann aber doch einen anderen Weg. „The Voyage Home“ ist nämlich eine Komödie, eine gute noch dazu. Spock erweist sich als Meister der subtilen Verkleidungskunst, Scotty hämmert auf die „rückständige“ Tastatur ein und Pille verzweifelt am „mittelalterlichen“ Medizinwesen des 20. Jahrhunderts. Mehr noch als seine Vorgänger zeigt Teil 4 die großen Unterschiede zum immer etwas grimmigeren und eskapistischen „Star Wars“-Franchise auf. Rettet-die-Wale, Humor und doch gleichzeitige Ernsthaftigkeit miteinander zu vereinbaren, das schafft wirklich nur „Star Trek“; auch wenn die Möglichkeiten der Zeitreise-Idee nicht einmal ansatzweise ausgereizt wurden - geschenkt.
My name is Blond, James Blond -http://cdn.videogum.com/files/2012/11/daniel_craig_long_hair.jpg
Am Ende werden die Drogen weiterhin Hände-reichend vertickt, sind die kleinen und großen Fische immer noch da draußen, warten auf das ganz große Geld oder planen eifrig das profitable Comeback. Das Leben dreht sich weiter. Das eng verzahnte System dreht sich weiter. Baltimore dreht sich weiter. Und fast scheint es so, als hätte das Team um Detective McNulty das Drogen-Karussell lediglich etwas aus seiner unbeständigen Ordnung geworfen, ein wenig an der Oberfläche gekratzt, hinter der sich die wahren, kriminellen Strukturen verbergen. Die Gewinnkette führt bis nach ganz Oben, bis in die Spitze, bis in die eigenen Reihen. Vermutlich. Die Welt in Season 1 als einen Mikrokosmos zu begreifen liegt also nahe. Das große Ganze, die gesamten Ausmaße, alle Hebel in Bewegung setzenden Protagonisten in diesem ambivalenten Spiel um Geld und Macht haben wir noch nicht kennengelernt. Die Kaffee-saufenden Workoholics, die Kellerkinder auf der Polizei-Wache, das herrlich bunte Figurenkabinett des „The Wire“-Teams aber kennen wir nun. Und die „Niggers“ (rassistisch?) aus der Hood, von ganz Oben bis nach ganz Unten, vom Laufburschen zum Family-Leader. Die Gewinner und Verlierer. Die Verbindungen und Zusammenhänge. Das „Game“. Die Regeln. Den Kosmos einer hochinteressanten Serie.
Ein wunderschöner, poetischer Film, dessen Hang zum mitreißenden Melodram durch die Augen dreier junger Menschen geradezu logisch erscheint. Angesiedelt im Großstadtstrom der Millionenmetropole Chengdu, vor dem Hintergrund einer nationalen Erdbeben-Katastrophe, die jedoch alsbald die Perspektive ganz persönlicher Katastrophe einnimmt. Eine Perspektive, die uns erst das ganze Ausmaß solcher Tragödien erahnen lässt. Ein Film voller musikalischer, darstellerischer und thematischer Facetten; einer dieser Filme von denen man sich tragen lässt – von diesen großen und kleinen Bildern, den perfekt photographierten Landschaftspanoramen, der Elektrizität, der Stille, den Blicken und Gesten, der warmen Umarmung, der treibenden Musik. „Guan yin shan“ eröffnet einen dieser raren, wahrhaftigen Einblicke in das moderne China; den Blick auf eine Jugend, die nichts von der unseren unterscheidet, in der gute Freunde Blödsinn machen, naiv die Gleise entlang-tänzeln, schreien, feiern, saufen oder einfach den Kopf nach hinten legen und den Wind durch ihre Haare fahren lassen.
Es wäre unpassend bei „Friday the 13th“ von einer Handlung zu sprechen. Es gibt keine Handlung, nur die knappe (nebenbei ziemlich sinnfreie) Exposition, welche die Ausgangslage (Camp Crystal Lake) forciert, von der aus sich Jason bzw. dessen Frau Mutter durch lüsterne Teenie-Körper schlachtet. „Friday the 13th“ ist zudem einigermaßen holprig gespielt, haarsträubend dilettantisch geschrieben und vereint gewissenhaft all jene später zum Klischee verkommenden Zutaten, die auch damals schon einfach nur dämlich waren. Auch damals bedeutete Sex den baldig folgenden Qualentod und meuchelnde Verfolger wurden, nachdem man sie KO gehauen hat, einfach liegengelassen. Auch gibt es sicherlich eine ganze Reihe guter Alternativen, die den Spannungsmoment effektiver inszenieren, als Cunningham, der die POV-Perspektive Carpenter's nichtsdestotrotz sinnig auf den gesamten Film auszuweiten weiß. Und doch versprüht dieser zweifelhafte Klassiker den Charme einer leidenschaftlichen Studenten-Arbeit, irgendwo zwischen billigem Gekröse und sinnlicher Sexyness, „Psycho“-Score und „Psycho“-Motivik, Trash und Genre-Exploitation.
Als hätte jemand frontal an die Leinwand gekackt.
Wie die erste, richtige Fortsetzung fühlt sich dieser dritte, federleichte „Star Trek“-Film an. Denn zum ersten Mal wird auch ganz konkret Bezug zum Vorgänger genommen und die einschneidenden Ereignisse aus „Wrath of Khan“ vor dem Hintergrund des geglückten und dann doch wieder kolossal verunglückten Genesis-Experiment weitergesponnen. Khan hat Spuren und sichtliche Lücken hinterlassen, die die forschenden Gesetzes-Treuen kurzerhand zu sabotierenden Gesetzes-Untreuen mutieren lässt. Visuell wird Kino-“Star Trek" immer imposanter, stimmlich schaltet Nimoy – der nach seinem superben Abgang im zweiten Film das erste Mal den Regiestuhl wärmt – dagegen mehrere Gänge zurück und hüllt die Enterprise-Crew in kollektive Nostalgie, ehe es gegen drollige Weltraum-Mongolen und selbst-zerstörischere Planeten geht. Nimoy gefällt sich in seiner eigenen, atmosphärisch angenehm zurückgenommenen Auferstehung und findet im apokalyptischen Fiasko von Genesis (die gekaperte Enterprise geht in einem lodernden Feuerball nieder) sehr schnell zu einer eigenen Handschrift. Dennoch ist „The Search for Spock“ im Grunde genommen nur eine verlängerte TV-Folge. Eine gute TV-Folge.