J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

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    J.F.Lannister 29.07.2019, 00:14 Geändert 29.07.2019, 00:32

    Disney sollte CGI-Naturdokumentationen produzieren, was sie hier im Bezug auf die Animationen an Landschaften, Flora und Fauna auf die Leinwand bringen, ist gefühlt unvorstellbar, schlichtweg faszinierend und höchst beeindruckend. An dieser Stelle auch gleich ein Herz für die zahlreichen, süßen Tierbaby-Szenen <3

    Leider wurden die CGI-Qualitäten für eine Adaption von "Der König der Löwen" genutzt, was für mich so gut wie überhaupt nicht funktionierte. Das 1:1-Nachstellen der Zeichentrickszenen mit Hilfe photorealistischen CGIs gestaltet sich zum absoluten Cringefest, die gesprochenen Texte und insbesondere die gesungenen Lieder disharmonieren enorm mit den echt und anatomisch korrekt aussehenden Tieren. Zum Einen mangelt es den Tieren an mimischer Expression, was ihre Charakteremotionen kaum greifbar macht, zum Anderen fehlt dem realistischen CGI-Film das Cartoonhafte und Surreale des Zeichentrickfilms, kreativ-verspielte und/oder ausdrucksstarke Szenen (z.B. "Ich will jetzt gleich König sein", "Seid bereit") wirken somit im Vergleich erschreckend lahm. Einiges an Größe, Epik, Drama und Atmosphäre wird verständlichwerweise durch Hans Zimmers Score vermittelt, aber das ist keine Eigenleistung des Remakes, es ruht sich da nur auf dem Original aus.

    Bezeichnenderweise sind gerade die neuen Szenen das Interessanteste am Remake. Die "Ich will jetzt gleich König sein"-Szene widmet sich neben Simba und Nala einer Vielzahl an verschiedenen Tierbabys und lässt sie gemeinsam das Lied singen. Hier steht also die gesamte Nachfolgegeneration des Tierreichs im Vordergrund, die irgendwann ihre Eltern beerben werden, eine weitreichendere Bedeutungsebene als im Original. Die Szene mit dem fliegenden Löwenmähnenhaar veranschaulicht sehr schön das Leitmotiv des Ewigen Kreises des Lebens, das Haar wandert durch das Pflanzen- und Tierreich, von den großen bis zu den kleinen Lebewesen, und durchläuft dabei ebenfalls den biologischen Verwertungsprozess. Sinnbildlich steht das Haar natürlich dafür, dass Simba als König zurückkehren wird, um den Ewigen Kreis des Lebens zu reanimieren. "The Lions Sleeps Tonight" stellt für mich die witzigste und womöglich die beste Szene des Remakes dar, herrlich verrückt und absurd, die Szene gibt den Ton und die Atmosphäre der Timon-und-Pumbaa-Passage perfekt wieder und hätte ich gerne auch im Zeichentrickfilm gesehen. Darüberhinaus dekonstruiert die Szene ebenjene idyllische und friedliche Vorstellung des Paradieses, indem die Löwin Nala einem tödlichen, plötzlichen Schrecken gleichkommend über Timon und Pumbaa hereinbricht, wie es solche großen Raubtiere nunmal tun. Als ähnlich humorvoll wie "The Lion Sleeps Tonight" empfand ich die Szene, in der Timon einen französischen Koch imitiert und Pumbaa den Hyänen als köstliches Mahl serviert, ansonsten gefiel mir die verlängerte Kampfsequenz zwischen mit den Löwen und Hyänen im Finale des Films.

    P.S.: Welche Bewandtnis hat eurer Meinung nach das Babyschwein in der Endszene? Soll damit angedeutet werden, dass Pumbaa nun auch ein Kind hat?

    P.P.S.: Die deutsche Synchroabteilung hat es tatsächlich geschafft, Scars ikonischen Moment zu versauen. "Ich habe Mufasa getötet" anstatt "Ich tötete Mufasa", Ersteres klingt zu lang und zu weich, Letzteres ist kürzer, kompakter und klingt härter, was den Effekt der Szene deutlich verstärkt.

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      J.F.Lannister 26.07.2019, 23:50 Geändert 27.07.2019, 00:16
      über Mid90s

      Ein angenehm in 90er-Nostalgie eingebettetes Coming-of-Age-Drama über eine Gruppe Jugendliche, die sich jeden Tag zum Skaten trifft. Der Retro-Charme gerät nicht zum verklärenden Selbstzweck, stattdessen wirft "Mid90s" einen ehrlichen und authentischen Blick auf seine Protagonisten, die sich auf der Suche nach ihrem Platz in der Welt und im problembehafteten Leben befinden, dabei gute und schlechte Entscheidungen treffen und daduch Erfahrungen sammeln. Eine gelungene Sozialstudie, die im Verlauf der Handlung immer tiefer gräbt.

      Jonah Hill feiert mit "Mid90s" sein Debut als Regisseur und Drehbuchautor, beim Schreiben ließ er sich von seiner eigenen Jugend in den 90ern inspirieren, als Regisseur beweist er unter Anderem ein Händchen für gutes Casting. Neben dem Hauptdarsteller Sunny Suljic ist insbesondere der Skater Na-Kel Smith eine echte Entdeckung!

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        Nachdem ich bereits mit "Grand Budapest Hotel" (2016 gesehen) so meine Probleme hatte, wiederholt sich das nun bei "Moonrise Kingdom" und es scheint so, als ob Wes Anderson wohl leider einfach nichts für mich ist.

        Seine stilistische Vorliebe für Symmetrie, Kameraschwenks und Zooms drängt sich in "Moonrise Kingdom" viel zu sehr auf und lenkt vor Allem zu Beginn ständig vom Verfolgen der Handlung und der Charaktere ab, zudem trifft Andersons Absurditätenhumor nur selten meinen Geschmack.

        Die Coming-of-Age-Romanze ist gut geschrieben und gespielt, nett und sympathisch, kann den Film aber nur bedingt aus eigener Kraft tragen. Eine wirkliche Abenteueratmosphäre aus den Augen von Kindern oder jungen Jugendlichen kommt hier jedenfalls kaum auf.

        Gefallen fand ich allerdings daran, dass Wes Anderson - zumindest meinem Eindruck nach - diverse Szenen aus Erwachsenenfilmen nachstellt und sie an die Kinder- und Coming-of-Age-Thematik anpasst. Die Szenen im Pfadfindercamp und der Alltag der Pfadfinder erinnern an Kriegsfilme, Suzy posiert für Sams Aktmalerei wie in "Titanic" und die Versammlung der Campbewohner in gelben Kapuzenmänteln gegen Ende des Films hätte auch aus "The Village" stammen können.

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          J.F.Lannister 24.07.2019, 16:20 Geändert 24.07.2019, 16:22

          "When I was young, I dreamt of freedom, I dreamt of breaking chains. But as you get older, your choice isn't heard, though instead I gave us an empire. But I knew exactly, what I was doing. Do you know, what I hold in my hand? Absolute power. I will not share my throne with anyone!"

          Eine HBO-Miniserie über Katharina die Große von Drehbuchautor Nigel Williams ("Der Name der Rose") und Regisseur Philip Martin ("The Crown"), mit Helen Mirren in der Hauptrolle und Jason Clarke als ihr Liebhaber Grigori Potemkin.

          Trailer: https://youtu.be/D-ZH_JW_VHg

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            • Wenn ich nach dem Trailer gehe, scheint das lediglich eine Kopie des Films in Langform zu werden, nur dass man die Charaktere ausgetauscht und den weißen Hauptprotagonisten durch einen schwarzen ersetzt hat. Der Film ist meiner Meinung nach hervorragend und als 2013er-Produktion noch frisch, eine Neuadaption erschließt sich mir Stand jetzt absolut nicht.

              Einziges Highlight: Jennifer Connelly als Hauptdarstellerin.

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                über Cats

                Hitler reacts to CATS – Official Trailer

                https://www.youtube.com/watch?v=Ai9OK2H4u2A

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                  J.F.Lannister 20.07.2019, 19:56 Geändert 20.07.2019, 19:58
                  über Cats

                  Ich habe mir den Trailer mittlerweile mehr als fünfmal angesehen.

                  Er übt eine äußerst merkwürdige Faszination auf mich aus - wie ein Insekt, das vom Licht angezogen wird -, das sieht einfach so unfassbar falsch aus und unabhängig davon ist der Soundtrack Bombe. Es würde mich nicht wundern, wenn sich "Cats" als unfreiwillig bewusstseinserweiternde Erfahrung herausstellt, man stelle sich vor, man sieht den Film auf Drogen!

                  Für mich das Gruseligste: Die sexualisierte Arsch- und Tittenfellparade ohne Nippel und Genitalien, dazu diese merkwürdigen Tanzchoregraphien und Jennifer Hudsons dramatische "Give me that Oscar"-CGI-Gesichtsausdrücke während des Singens.

                  Idris Eldba scheint der einzige Schauspieler zu sein, dem dieser Look zu stehen scheint.

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                    Why Cosmic Horror is Hard To Make

                    Filmischer 'Cosmic Horror' erläutert an Beispielen wie "Bird Box", "Annihilation", "The Thing", "Alien" und "2001" und verglichen mit dem literarischen 'Cosmic Horror' von H.P. Lovecraft.

                    https://www.youtube.com/watch?v=8OTO7Rqln9Q

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                      J.F.Lannister 20.07.2019, 01:50 Geändert 20.07.2019, 01:52

                      Zwischenfazit nach den ersten drei Episoden:

                      Angenehme "The Phantom Menace"-Vibes machen sich breit, wenn John Turturro als deduktiv begabter Franziskanermönch William von Baskerville und sein Gehilfe Adson von Melk (Damian Hardung, "How To Sell Drugs Online (Fast)") ihre Ermittlungen aufnehmen und hinter die Kulissen des christlich-moralischen Gefüges der Benediktiner-Abtei blicken. Ein Meister in brauner Kapuzenkluft, der vom Aussehen her Liam Neeson ähnelt, und sein Novize.

                      Die heller und räumlich offener gestalteten Szenerien können die klaustrophobisch-düstere Atmosphäre des Annaud-Films zwar nicht einfangen, hier konnte man das Dunkle Zeitalter ja geradezu greifen, Volker Bertelmann (Hauschka) macht dies mit seinem düster-bedrohlichen Historienhorrorscore allerdings sehr gut wett.

                      Aus dieser italienisch-deutschen Produktion mit primär italienischem Cast stechen als größere Namen neben Turturro auch Rupert Everett als Bernado Gui, Michael Emerson als Abt und James Cosmo als Jorge de Burgos hervor, erzählt wird die Geschichte von Peter Davison ("Doctor Who").

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                      • J.F.Lannister 19.07.2019, 19:43 Geändert 19.07.2019, 19:45

                        Linda Hamilton und Edward Furlong machen noch lange keinen guten "Terminator", die Begeisterung hier in den Kommentaren kann ich nicht so recht nachvollziehen.

                        All das, was bisher vom Film zu sehen war, sah für mich ziemlich bescheiden aus, Hamilton änderte daran nichts.

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                        • J.F.Lannister 19.07.2019, 19:30 Geändert 19.07.2019, 19:34

                          "The north is no place for a child." - James McAvoy als Lord Asriel
                          "We believe, there is an organisation, that's stealing children and taking north." - James Cosmo als Farder Coram

                          HBO möchte sich wohl nicht die Chance entgehen lassen, mit dem Trailer auch die GoT-Fans anzusprechen^^ Aber wer kann ihnen das verübeln, zumal es sich hier ja ebenfalls um eine Fantasyserie handelt und es sich inhaltlich nunmal anbietet.

                          Der Trailer sieht - für mich als Buch-Fan - jedenfalls sehr vielversprechend und hochwertig produziert aus, ich hoffe, dass die Trilogie nun dann auch komplett verfilmt und die Serie nicht bereits nach Staffel 1 abgesetzt wird.

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                            J.F.Lannister 18.07.2019, 22:37 Geändert 18.07.2019, 22:48

                            "How To Sell Drugs Online (Fast)" ist eine deutsche Coming-of-Age-Serie, welche die Wesenhaftigkeit der Generation Z sowie deren Wechselbeziehung mit dem Internet und speziell den sozialen Medien erforscht und dabei in die satirischen, dramatischen und deprimierenden Sphären von "Black Mirror" vordringt. Überraschend tiefsinnig. Der an "Breaking Bad" erinnernde und an sich spannende Drogendealer-Plot fungiert lediglich als Handlungsgerüst.

                            Für Netflix produziert und geschrieben wurde "How To Sell Drugs Online (Fast)" von der bildundtonfabrik (u.A. "Roche & Böhmermann", "Neo Magazin Royale", "Schulz & Böhmermann"), Regie führen Lars Montag und Arne Feldhusen ("Der Tatortreiniger") und Bjarne Mädel spielt einen Drogenpimp, wobei ich ihn hier für eine Fehlbesetzung halte. Da kommt leider zu sehr der Schotty in ihm durch.

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                            • Da fällt mir wieder Folgendes ein^^

                              "Oh man, I shot the redshirt in the face!"

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                              • Ich bin ja jemand, dem Staffel 8 sehr gut gefallen hat, aber selbst jene GoT-Schauer, welche Staffel 8 verreißen, kritisieren dabei in den meisten Fällen nur das Drehbuch. Der Großteil der Nominierungen ist vollkommen berechtigt, im Folgenden liste ich mal jene auf, die man meiner Meinung nach kritisch betrachten kann:

                                Outstanding Lead Actor / Actress: Kit Harrington und Emilia Clarke
                                ---> es dürfte wohl bekannt sein, dass die beiden das schwache Glied des Casts bilden

                                Outstanding Directing: "The Long Night"
                                ---> viel zu hektisch geschnitten und eine zu dunkle Beleuchtung
                                ---> stattdessen "The Bells" nominieren

                                Outstanding Writing; "The Iron Throne"
                                ---> nur partiell nominierungswürdig
                                ---> "A Knight of the Seven Kingdoms" von Bryan Cogman ist mit Abstand das beste Drehbuch der Staffel

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                                • J.F.Lannister 17.07.2019, 17:33 Geändert 17.07.2019, 17:36

                                  Matthias Schweighöfer wird in "Army of the Dead", dem kommenden Netflix-Film von Zack Snyder, mitspielen.

                                  Ob diese Rolle ähnlich ikonisch ausfallen wird wie jene von Til Schweiger in Quentin Tarantinos "Inglourious Basterds"? ^^

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                                    J.F.Lannister 17.07.2019, 00:11 Geändert 18.07.2019, 19:02

                                    Nachdem sich Staffel 2 bereits als größer angelegtes Quasi-Remake von Staffel 1 entpuppte, hätte "Stranger Things" in Staffel 3 dringend eine inhaltliche Frischzellenkur nötig gehabt. Das ist leider nicht eingetreten.

                                    Böse Wissenschaftler öffnen einen Dimensionsspalt, ein Monster tritt über, Will wird befallen und Hopper, Joyce, die Teenager und insbesondere Eleven müssen die Wissenschaftler und die Monster aufhalten. Zwar in abgewandelter Form, aber das hat man eben bereits zweimal gesehen. Zudem fehlt der Staffel im Bezug auf den Mystery- und Monster-Plot die Dringlichkeit und das gewisse Etwas, bis zur fünften Episode bleibt es auf dem Niveau einer Exposition, erst ab Episode 6 nehmen Plot und Spannung Fahrt auf. Mit der achten Episode erhält die Staffel schließlich ein gutes und emotionales Finale, welches auch perfekt als Serienfinale hätte dienen können. Beziehungsweise hätte besser dienen sollen, dann wäre Hoppers Tod oder Verschwinden vielleicht endgültiger ausgefallen und hätte eine noch emotionalere Wirkung gehabt.

                                    So fällt Hoppers Nicht-Tod an sich überdeutlich aus. Im Gegensatz zu den Russen wird nicht gezeigt, wie Hoppers Körper zerfetzt wird, die Kamera hält nochmal lange auf den sich langsam schließenden Dimensionsspalt und in der Post-Credit-Szene in Russland ist dann noch von einem gefangenen US-Amerikaner die Rede.

                                    Die mangelnde Dringlingkeit führe ich unter Anderem darauf zurück, dass die Staffel teilweise zu viel Zeit verschwendet und die verschiedenen Handlungsstränge nicht gut aufeinander abgestimmt sind. Einerseits die Erwachsenen und die Russen, andererseits die Teenager und die Russen, einen der Handlungsstränge hätte man im Prinzip auch weglassen können, das Endergebnis wäre das Gleiche gewesen. Und dann speziell der Hopper-Joyce-Plot... Erst müssen sie sich mit dem Terminator-Russen auseinandersetzen, die Rekreierung der "Terminator"-Szenen sollen klar eine Hommage sein, erwecken aber viel mehr den Eindruck einer trashigen Parodie. Danach folgt dann der "humoristische" Part mit dem Russen Alexei, der kein Englisch kann, der Wanderung durch den Wald und mit dem paranoiden Weirdo Murray, der Angst vor Russen hat. Das alles führt nirgendwo hin, warum kann der Russe eigentlich kein Englisch? Wenn ich undercover im Feindesgebiet arbeite, sollte das doch Grundvoraussetzung sein. Episode 6 hatte seine speziellen fünf Minuten aufgrund dieses dämlichen Kirsch-Shakes... Inhaltlich ohne Mehrwert, manche mögen das durchaus witzig finden, meinen Humor trifft es aber nicht.

                                    Als Murray in der siebsten Episode Joyce und Hopper über deren Gefühle füreinander aufklärte und sich danach mit Alexei den Arsch ablachte, weil Joyce und Hopper kindisch drumherum tanzen, obwohl es offentlich ist, das fand ich schon ziemlich witzig. Dramaturgisch toll auch, dass Murray nun seine Angst und Vorurteile gegenüber Russen abbauen konnte - und dafür prompt mit einem Schlag in die Magengrube bezahlt. Der Tod von Alexei.

                                    Die ersten drei Episoden sind geprägt von merkwürdigen, unpassenden Charakterwandeln und übertriebenen Überzeichnungen, "Stranger Things" verkommt hier zu einer unfreiwilligen, aber immerhin immens komischen Parodie seiner Selbst.

                                    Jim Hopper fällt dabei am Denkwürdigsten aus. Ein grummelnder, weinerlicher, selbstgerechter und cholerischer Vater, der seine Tochter Eleven vor dem bösen Geknutsche mit ihrem Freund Mike beschützen möchte (den er zufällig schon dessen ganzes Leben lang kennt), dabei kein Klischee dieser Figurentrope auslässt und Mike gegen Ende der ersten Episode einen haarsträubenden Vortrag hält. In Episode 2 frisst er grinsend sein Müsli, weil Eleven wegen Mikes Verhalten verwirrt und verletzt ist und singt danach im Auto "Don´t mess around with Jim" :D :D Bemerkenswert auch die Tatsache, dass Hopper zu Beginn der ersten Episode im Sessel sitzend so inszeniert wird, als sei er der Antagonist in einem B-Movie-Slasher.

                                    Steve Harrington hat sich vom Frauenschwarm zu einem sozial unbeholfenen Freak gewandelt, der nicht mit Frauen reden kann, woraus sich dann allerdings eine sympathische und ruhig aufgebaute Beziehung zwischen Steve und Robin entwickelt, diese Beziehung gefällt mir innerhalb der Staffel am Besten. Am Ende kommen Steve und Robin wider Erwarten leider nicht zusammen, weil sich Robin als lesbisch outet, aber hey, damit müssen auch Heteros lernen umzugehen. Homosexuellen geschieht das weitaus häufiger^^

                                    Das hier jemand zufällig die Coming-of-Age-Serie "Everything Sucks!" gesehen? <3
                                    https://www.youtube.com/watch?v=QsVyBHJrNQw

                                    Nancy Wheelers sexistische Arbeitskollegen verhalten sich so offensichtlich und überzeichnet sexistisch, dass es einfach nur albern wirkt. Der Sexismus-Subplot ist auch tatsächlich nur auf Nancy zugeschnitten, von den anderen Frauen, die bei der Hawkins Post arbeiten, und wie mit diesen umgegangen wird, sieht man nämlich überhaupt nichts. Da hätten die Duffer-Brüder einen komplexeren und strukturelleren Konflikt schreiben können, wenn sie gewollt hätten.

                                    In Episode 5 erhält der Sexismus-Subplot aber doch noch Substanz und Tiefe, dafür müssen nichtmal die Aktionen der sexistischen Männer gezeigt werden, das Wissen um deren Existenz reicht schon aus. Nancy wird gefeuert, weil sie sich über die Anweisungen ihres Chefs hinweggesetzt hat und sich ihre Story anscheinend als heiße Luft herausstellt, deswegen befindet sie sich nun in einem inneren Zwiespalt. Verfolgt sie die Story weiter, öffnet sie sich und macht sich angreifbar, lässt sie es bleiben, ist sie zwar auf der sicheren Seite, bestätigt gleichzeitig aber das Bild als dumme und inkompetente Frau, welches die Männer von ihr haben. Nach einem aufbauenden Gespräch mit ihrer Mutter über das harte Leben, eine missgönnende Gesellschaft sowie den Lohn des Aufstehens und Kämpfens entschließt sich Nancy für Ersteres.
                                    Ein bedeutungsschweres Gespräch, da sich Karen Wheeler in den Episoden zuvor gegen eine Affäre mit Billy und für ihre Familie entschieden hat. Nun ist sie für ihre Tochter Nancy da. Solche Charaktermomente sind es, für die ich "Stranger Things" liebe und für die ich die Serie trotz diverser Schwächen in den Fortsetzungsstaffeln bis zum Ende weiterschauen werde.

                                    Toll fand ich auch die Mall-Szene in Episode 2 mit Eleven und Max, einfach mal unbefangen und ungezwungen Spaß haben und Quatsch machen. Bemerkenswert und interessant, dass "Stranger Things" als 80er-Retroserie mit dem Episodentitel "The Mall Rats" auf Kevin Smiths 90er-Film "Mallrats" anspielen könnte.

                                    Will Byers ist für mich der interessanteste und spannendste Charakter der Staffel. Zu Beginn möchte er einfach nur eine Partie Dungeons and Dragons spielen, während sich Mike, Lucas und Dustin nur um ihre Freudinnen scheren. Egal, ob er nun homosexuell, asexuell oder ein pubertärer Late Bloomer ist oder ob er aufgrund seiner Erlebnisse im Upside Down an psychisch-traumatischen Störungen leidet, die ihn in der Kindheit festhalten, Will kann einem hier nur leid tun. Sein innerer Konflikt bezogen auf die Angst, seine Freunde an deren Freundinnen zu verlieren sowie erwachsen zu werden, wird in Episode 3 weiter vorangetrieben und entlädt sich erstmals in einem heftigen Streit mit Mike und Lucas. Dies und sein emotionaler Zusammenbruch inklusive der Zerstörung von Byer Castle gingen mir schon sehr nahe. Als Teenager hatte ich ebenfalls Angst davor, dass ich von meinen Freunden abgehängt werden könnte und sie dann nur noch Zeit für ihre Partnerinnen hätten, ich kann mich da also sehr gut mit Will identifizieren.

                                    Fazit: Wie ich oben schon schrieb, für die Charaktermomente liebe ich "Stranger Things" und werde die Serie deshalb trotz diverser Schwächen in den Fortsetzungsstaffeln bis zum Ende weiterschauen. Auch für die Schauspieler, insbesondere wegen der großartigen Winona Ryder als sympathische, liebenswürdige und verspielte Joyce Byers. Große Hoffnungen auf eine qualitativ hochwertige Staffel 4 hege ich zwar nicht (mehr), aber die Post-Credit-Szene deutet zumindest schonmal auf ein neues Setting in Russland hin. Also mal abwarten.

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                                      • Vollkommende Zustimmung. So wie Hopper in den ersten beiden Episoden dargestellt wurde, empfand ich als - immerhin immens komische - Selbstparodie seines Charakters.

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                                        • "Bayernwatch" feat. Lothar Matthäus

                                          Wer braucht schon The Hoff oder The Rock, wenn man auch Loddar als Rettungsschwimmer haben kann? :D Eine überraschend gelungene Baywatch-Parodie des FC Bayern als Werbung für ihre Summer Tour 2019 in Los Angeles.

                                          https://www.youtube.com/watch?v=PpOo_9M6_Kg

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                                          • Warum ist Hildur Guðnadóttir hier als männlich eingetragen?

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                                              Seit zwei Tagen höre ich mir nun schon Hildur Guðnadóttirs "Vichnaya Pamyat" gefühlt in Dauerschleife an. Ein absolutes, musikalisches Meisterstück.

                                              https://www.youtube.com/watch?v=i0ijhe3M5Lk

                                              Geht es jemandem ähnlich?

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                                              • 7

                                                Realer Horror und ein Schlag in die Magengrube.

                                                Die Darstellung des Brandes, der ersten Folgen sowie der ersten Aufklärungs- und Vertuschungsaktionen in der ersten Episode hat es bereits in sich, das Ende der zweiten Episode sticht als purer Horror heraus. Drei Männer in der Kühlwasseranlage des Reaktors, ein Knistersturm des Geigerzählers, die Handlampen geben ihren Geist auf, Dunkelheit, gedämpfte Angstschreie.

                                                Die vierte Episode kommt einem absoluten Downer gleich. Die Soldaten, die innerhalb der Sperrzone ausziehen, um kontaminierte Haus- und Wildtiere zu erschießen. Die schwangere Frau, die wegen der Strahlung nach ihrem Feuerwehr-Ehemann nun auch ihr Kind verliert, weil es die Strahlung im Mutterleib absorbierte. Kinder sterben für ihre Eltern. Die sowjetische Staatspartei, die aufgrund ihres Selbstbildes als überlegene Weltmacht bewusst Informationen zurückhielt bzw. -hält (Gefahrenpotential des Reaktors, Ausmaß der tatsächlichen Strahlung), somit mitverantwortlich für Explosion ist und die Liquidierung der radioaktiven Trümmerteile behindert. Der westdeutsche Roboter versagt wegen falscher Angaben, also müssen Menschen (Bioroboter) die Arbeit erledigen.

                                                Die finale, fünfte Episode bietet ein hervorragendes, hochspannendes und mahnendes Gerichtsdrama mit Flashbacks zurück zu den Stunden, Minuten und Sekunden vor der Explosion, welches den Ablauf und die Gründe der Katastrophe rekonstruiert sowie die Gefahr von institutionellen Lügen offenlegt. Abgerundet wird dies durch reale Filmaufnahmen von Tschernobyl und der in der Serie auftretenden Personen, inklusive Texteinblendungen, welche über die Geschehnisse und Werdegänge nach dem Gerichtsprozess informieren.

                                                In der Gesamtbetrachtung der Miniserie ist die finale Episode durchaus mit "Vergebung" als Abschluss der Millennium-Trilogie vergleichbar.

                                                Ansonsten empfehle ich, sich nach der fünften Episode erneut die erste Episode anzuschauen, weil hier ein narrativer Zirkelschluss vorliegt und einem als Zuschauer Details auffallen, die man vorher eventuell nicht bemerkt hat. Die erste Episode knüpft nahtlos an die Flashbacks an, Waleri Legassows Tonbandaufnahmen in der Endszene der Serie werden direkt im Prolog der Serie fortgesetzt.

                                                Charakterlich und schauspielerisch gefällt mir das Duell zwischen Jared Harris als Legassow und Stellan Skarsgard als Boris Schtscherbina, welches sich im Verlauf der Handlung weiterentwickelt, außerordentlich gut.

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                                                  Ein argentinisch-US-amerikanischer Barbaren-Sword-and-Sorcery-Film aus den 80er Jahren, produziert von Roger Corman. Wenn "Conan the Barbarian" ein B-Movie ist, dann ist "Deathstalker" gefühlt ein C-Movie. Sämtliche Klischees des Barbaren- und Sword-and-Sorcery-Films erfüllend, unterhält "Deathstalker" auf seine eigene, unfreiwillig komische Weise sehr. Lasst euch da von der Bewertung also nicht abschrecken^^

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                                                  • 6
                                                    J.F.Lannister 07.07.2019, 00:07 Geändert 07.07.2019, 00:15
                                                    über Anima

                                                    Ein von der Langeweile und Müdigkeit des Alltagsrythmus, von den Zwängen der Welt und der Gesellschaft befreiter Lebens- und Liebestanz. Inszeniert von Paul Thomas Anderson und untermalt mit elegischer, pulsierender und atmosphärischer Elektromusik von Radiohead-Sänger Thom Yorke, der hier auch die Hauptrolle spielt.

                                                    (Ein 15-minütiges Musikvideo auf Netflix.)

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