J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

  • 9

    Staffel 3 (Part 2) - Episoden 13 - 22

    Möchte man diesen Abschnitt innerhalb des Animes qualitativ einordnen, drängt sich mir dabei ein Vergleich mit dem letzten Drittel des ASoIaF/GoT-Romans "A Storm of Swords" förmlich auf. "Attack on Titan" zeichnet sich hier durch eine enorm dichte Handlung mit mehreren, tiefgreifenden World-Building-Ausbauten, Ereignissen und Wendungen aus und befindet sich inhaltlich, dramaturgisch und animationstechnisch auf dem qualitativen Höhepunkt.

    PARTIELLE SPOILER

    In den Episoden 13 - 22 geht es im Großen und Ganzen um die Rückeroberung der Mauer Maria und um die Folgen dieses Feldzuges.

    In Episode 14 wird der Kampf zwischen den beiden verfeindeten Parteien neben dem Aufklärungstrupp auch aus der Sicht von Reiner erzählt, man erhält einen direkten Einblick in die Gefühlswelt beider Parteien, wodurch der Ausgang des Kampfes eine größere, tiefergehende Tragweite erhält und ambivalente Emotionen im Zuschauer hervorruft. Genugtuung und Freude aufgrund des (vermeintlichen) Sieges über einen der Hauptantagonisten sind durchzogen von einer mitfühlenden und tragischen Komponente.

    Bertholds Verwandlungsexplosion in Episode 15 gleicht dem Aufsteigen eines Atompilzes. Eine treffende Metaphorik, der Kolossale Titan gilt schließlich als einer der größten und mächtigsten Titanen überhaupt, darüberhinaus ist sein Ziel die totale Vernichtung des Bezirks Shiganshina. Da es sich bei "Attack on Titan" um eine japanischen Produktion handelt, hat diese Metaphorik besonderes Gewicht, der entsprechende Bezirk trägt mit Shiganshina sogar einen japanischen Namen.

    Episode 17 fällt trotz des Sieges über Reiner und Berthold aufgrund der erschütternd großen Todeszahl ziemlich deprimierend aus, in Episode 18 wird das nochmal um ein Vielfaches gesteigert. Der inhaltliche Ausgangspunkt: Armin und Erwin sind tödlich verletzt, einer von beiden kann jedoch durch die Verwandlung in einen Titanen gerettet werden. Wer darf leben, wer muss sterben? In seiner Entscheidungsgewalt und -tragweite ein unmenschliches, in seinem Wesen aber ein zutiefst menschliches Dilemma. Im Vordergrund steht das Abwägen von kriegsrelevanten, charakterlichen Stärken (Führungskraft und Strategie gegen Analyse und Deduktion), von Emotionalem, von individuellen Gefühlen und dem Blick auf das große Ganze. Letztendlich obsiegt das Bewahren der Menschlichkeit über den kriegsbedingten Wandel hin zur Unmenschlichkeit.

    Armin träumt davon, das Meer zu sehen, hat also über den Krieg hinaus noch Pläne und Ziele sowie Spaß und Freude am einfachen Leben und der Natur. Zudem opfert er nur sich selbst. Erwin dagegen opfert als notwendiger Kriegsdämon für den Sieg seine gesamte Kompanie. Und träumt vom Erreichen des Kellers der Familie Jäger, seine Pläne und Ziele reichen also nicht (mehr) über den Kosmos des Krieges und über das Besiegen des Feindes hinaus.

    Ein Meisterwerk, bei der 18. Episode handelt es sich meiner Meinung nach um die beste der gesamten, bisherigen Serie. Dabei muss allerdings berücksichtigt werden, dass das ohne die gleichfalls meisterhafte, inhaltliche Vorbereitung in der Vorgängerepisode nicht funktioniert hätte.

    Episode 19 enthält eine schön animierte und inhaltlich bedeutsame Szene, die im Zeichen der Aufklärung steht und sowohl wort- als auch sprichwörtlich Licht ins Dunkel bringt. Im stockfinsteren Keller der Familie Jäger wird von einem Mitglied des Aufklärungstrupps eine Lampe entzündet, deren Licht sich stufenweise und episodenhaft ausbreitet und den Keller letztendlich vollkommen ausleuchtet. Ich möchte hier gar nicht ins Detail gehen, aber wem als Zuschauer in den Staffeln 1 & 2 noch nicht aufgefallen ist, dass sich "Attack on Titan" als Serie hauptthematisch um gesellschaftlich-strukturellen Antisemitismus dreht, dem wird das nun in der Endszene der 19. Episode und insbesondere in den Episoden 20 & 21 offenbart.

    Mit dem ein Jahr später spielenden Epilog in Episode 22 stellt sich die dritte Staffel abermals als animationstechnisches Wunderwerk heraus, die farblich satten und hellen Zeichnungen erzeugen in Verbindung mit dem inhaltlichen Status Quo ein angenehm-melancholisches Schlussbild (nebenher wird die Liebesbeziehung zwischen Ymir und Historia bestätigt), gleichzeitig deutet der Zukunftsausblick in der Mid-Credit-Szene drastisch auf erneut drohendes und kommendes Unheil, Leid und Grauen hin. Mit Staffel 4 wird "Attack on Titan" beendet.

    9
    • J.F.Lannister 24.11.2019, 19:14 Geändert 24.11.2019, 19:14

      Zu "Succesion":

      "Game of Thrones" ok. Ist die Serie ansonsten in irgendeiner Form mit "Die Buddenbrooks" vergleichbar? Die MP-Inhaltsangabe erweckt bei mir zumindest den Eindruck^^

      2
      • Warum macht Keanu Reeves eigentlich keine Werbung für Wick-Hustenbonbons?

        20
        • Wow! Den Film macht das zwar nicht besser, aus filmtechnologischer Sicht ist das aber hochinteressant.

          5
          • 3
            J.F.Lannister 22.11.2019, 14:18 Geändert 22.11.2019, 14:21

            Eine Verfilmung der Romulus-und-Remus-Sage und der Entstehungsgeschichte Roms, vom italienischen Regisseur und Drehbuchautor Matteo Rovere als pulpiges Barbaren-Historiendrama angelegt. Halbnackte Männer sprechen archaisches Latein und bekämpfen sich in einer archaischen Welt brutal im Dreck und Schlamm, die FSK18-Beschränkung ist dabei mehr als gerechtfertigt. Die Protagonisten werden von einem schurkischen Reich versklavt, können ausbrechen und fliehen in Begleitung einer seherischen Priesterin, Remus schwingt sich daraufhin zum Anführer und später auch zum König der Befreiten auf.

            Dahingehend erinnert "The First King" stark an "Conan, der Barbar", "Apocalypto" und "Walhalla Rising", die beiden letztgenannten Filme dienten sogar als tatsächliche Inspirationsquellen, leider erreicht Roveres Werk nie deren inszenatorische und audiovisuelle Stärke, Größe und Wucht. Ansonsten nimmt sich "The First King" leider viel zu wichtig und ernst und ist mit einer Laufzeit von 120 Minuten vor Allem viel zu lang. Als Drama funktioniert der Film für mich aufgrund seiner Pulpigkeit sowie der unzureichenden Ausarbeitung des Inhalts und der Charaktere überhaupt nicht, über Romulus und Remus sowie über die Entstehung Roms hat "The First King" kaum etwas Spannendes zu erzählen.

            17
            • Also im Interview mit Latino Review meinte Martin Campbell 2005, Henry Cavill wäre wegen seines noch sehr jungen Alters von 22 Jahren nicht gecastet worden. Das widerspricht nun der obigen Aussage Cavills.

              "We had that very young chap named Henry Cavill who was really good but I think at the end he was too young, he's 22. But Henry believe me he is going to be a big talent, very good looking, very strong physically and a good actor but he's too young for this Bond basically that was it. When he gets a little more acting experience under his belt he'll be terrific."

              https://web.archive.org/web/20070418142549/http://www.latinoreview.com/films_2005/sonypictures/zorro2/mc-interview.html

              9
              • 6
                über Silence

                Silence - The Deconstruction of Faith

                https://www.youtube.com/watch?v=Yj7SGe7FcYE

                (@moviesforlife, RobertTerwilliger, Batman, Petr)

                4
                • 5 .5

                  Allzu viel Neues und Spannendes über Alyssa und James hat die aus acht Episoden bestehende Staffel 2 leider nicht zu erzählen, am Stärksten fällt diebezüglich die Finalepisode aus, die sich intensiver mit Alyssas scheiternder Verarbeitung der traumatischen Erlebnisse in der vorherigen Staffel sowie James Liebe zu Alyssa und seiner Angst vor einem Suizid ihrerseits beschäftigt. Verdichtet in 2-3 Episoden hätte das ein wesentlich stimmigeres und fokussierteres Drama abgegeben.

                  Als interessanter stellt sich dagegen der Handlungsstrang über Bonnie, die "Lebensgefährtin" des in Staffel 1 von James getöteten Philosophieprofessors Clive Koch, heraus. Bei den Episoden 1 & 7, welche Bonnies Psyche und psychischen Probleme, ihre Sehnsucht nach Liebe sowie ihre Trauer beleuchten, handelt es sich meiner Meinung nach neben der Finalepisode um die Besten der Staffel. Bezeichnenderweise treten Alsyssa und James in der ersten Episode auch überhaupt nicht auf.
                  Als Kind prägte Bonnie die autoritäre Erziehung ihrer Mutter, Bestrafung sieht sie dahingehend als Akt der Liebe an, mitunter infolgedessen wächst in ihr als junge Erwachsene eine gestört-manische Liebe zum oben genannten Professor. Als sie schließlich die Wahrheit über den Professor erfährt, bricht diese Liebe wie ein Kartenhaus in sich zusammen oder anders gesagt: Diverse Puzzleteile fügen sich zusammen, die sie vorher bereits wahrnahm, aber nicht wahrhaben wollte.

                  Die größten Probleme hatte ich hier allerdings nicht mit dem Alyssa-James-Handlungsstrang sondern mit der stilistischen Umsetzung der Staffel. Ich weiß nicht, ob ich das in Staffel 1 einfach nur anders empfand oder ob es hier nun extreme Ausmaße annimmt, jedenfalls kann die zweite Staffel kaum still sein. Der Inhalt und die Charaktere können nur selten für sich stehen und aus sich selbst heraus eine Wirkung entfalten, gefühlt immer muss dies von Indiepop- und rockmusik begleitet werden. Was sogar nur halb so schlimm wäre, würden die Liedtexte nicht ständig redundant das wiedergeben, was das Drehbuch, die Schauspieler und die Kameraarbeit bereits verhandeln, damit es auch der letzte Zuschauer begreift.

                  12
                  • Wie der Donner-Cut von "Superman II" wird auch der Snyder-Cut von "Justice League" erst 25 Jahre nach dem Kinostart erscheinen.

                    6
                    • Bei dir läuft tatsächlich McDonalds-Werbung im Kino?
                      Mein Beileid^^

                      3
                      • 8 .5
                        J.F.Lannister 18.11.2019, 17:28 Geändert 18.11.2019, 17:33

                        Für meinen MP-Buddy Batman habe ich mal mein Review aus dem Mai 2014 ausgegraben.
                        Den cringy Schreibstil von damals habe ich teils schon entschärft, den restlichen Teil möge man mir verzeihen :D

                        Monsters - besser bekannt als Menschen

                        Ich kann die ganzen negativen Kritiken zum Film nicht nachvollziehen, wie auch bei Edwards (damals) neuem Werk "Godzilla" ist dies hier eher ein Fall falscher Erwartungen an den Film.

                        Wie bei einem Debutfilm üblich, hat Gareth Edwards dieses Werk als Regisseur, Drehbuchautor, Kameramann und VFX-Entwickler zum Großteil alleine gestemmt, für ein Budget von unter 500000 US-Dollar handelt es sich bei den Effekten um eine regelrechte Meisterleistung. Natürlich sehen sie nicht perfekt aus und man erkennt sie auch klar als Animation, sie erzeugen aber dennoch eine packendere Atmosphäre als so mancher großer Blockbuster.

                        Allein die Anfangssequenz fällt schon überragend aus. Beginnend mit einem Info-Text über die Herkunft der Aliens, wechselt der Film zu einer Found-Footage-Sequenz über den Kampf einiger Soldaten gegen ein Alien. Unter normalen Umständen würde man nun einen Monster-Actionfilm erwarten, Garreth Edwards legt seinen Film jedoch fast ausschließlich als ruhig erzähltes und charaktergetriebenes SciFi-Drama an. Dies funktioniert vor Allem aufgrund der Chemie zwischen den beiden Hauptdarstellern Whitney Able und Scoot McNairy. Andrew (McNairy) ist ein Journalist auf der Suche nach schockierenden Alien-Stories, der die Tochter seines Chefs (Able) auf der Rückreise von Mexiko in die Staaten begleiten soll - Nord-Mexiko wurde als "Infizierte Zone" abgesperrt. Nach und nach erfahren sie (und somit auch der Zuschauer) mehr über das Leben des jeweils Anderen. Als Zuschauer beginnt man, eine Bindung zu beiden Parteien herzustellen.

                        Die Aliens selbst treten nur sporadisch in Erscheinung (in den wenigen Momenten evozieren sie jedoch sofort Spannung), ihr Glänzen durch Abwesenheit hat jedoch eine inhaltlichen, tiefergehende Bedeutung. Bei diesen Kreaturen handelt es sich zwar um Aliens, sie gleichen in ihrem Verhalten allerdings nahezu exakt den Tieren auf der Erde. Wer es schon einmal versucht hat, Tiere in freier Wildbahn zu beobachten, wird wissen, wie schwierig das ist, Misstrauen und Aggressivität dem Menschen gegenüber kommen nicht von ungefähr. Es wird schnell klar, wer hier die eigentlichen Monster sind. Wenn man ständig mit zum Beispiel Maschinengewehren und Giftbomben beschossen wird, schlägt man irgendwann auch zurück. Ein ähnliches Verhalten kann in der realen Tierwelt ebenfalls beobachtet werden.

                        Gleichzeitig kann sich dieses Verhalten aber auch wieder ändern, wenn der Mensch gleichfalls zu Veränderungen bereit ist, als Beispiel seien hier mal die Wale angeführt. Früher von den Menschen gnadenlos niedergeschlachtet, haben es die Wale gelernt, dem Menschen mit Angst und Misstrauen zu begegnen. Heute kann dagegen des Öfteren beobachtet werden, dass sich Wale und Menschen wieder vermehrt einander annähern, wenn die Menschen in friedlicher Mission unterwegs sind (z.B. zur Forschung). Ältere Tiere sind zumeist noch skeptisch, weil sie die alten Zeiten kennen und danach erzogen wurden. Bei jüngeren Tieren siegt aber die Neugier, sie lassen sich mehr auf die Menschen ein und lehren die älteren Tiere eines Besseren. Das Vertrauen wächst stetig. Vom Weg des Bekämpfens müssen sich die Menschen in "Monsters" abkehren, das Miteinanderleben ist die Lösung (pefekt in Bilder gefasst in der Szene des Paarungsrituals der Aliens).

                        Das Ende des Films kommt mit einer weiteren Überraschung daher, Edwards inszeniert hier einen kleinen Story-Twist, der dem Zuschauer einen leichten Schlag in die Magengrube verpasst. Eine bittere Pille, aber dafür ein großartiges Ende.

                        22
                        • Wenn es nach mir ginge, könnte man alle Filme außer "Thor: Love and Thunder" und "GotG Vol. 3" auf Eis legen.

                          5
                          • 7
                            J.F.Lannister 17.11.2019, 00:25 Geändert 17.11.2019, 00:46

                            Im Großen und Ganzen ein konventionelles Hollywood-Sportdrama mit Rennfahrt-Actionszenen, dafür allerdings mit Ausnahme weniger offenkundiger CGI-Sequenzen inszenatorisch und schauspielerisch gut umgesetzt.

                            Am Besten ist das Finale, in welchem offenbart wird, dass der Ford-Chefetage inklusive der Wirtschafts- und Marketingabteilung letztendlich nur der gleichförmige, glattgeschliffene Profit und das Prestige der Firma und Marke Ford am Herzen liegt. Individualität, Draufgängertum und Eigenwilligkeit werden nur dann akzeptiert, wenn diese Eigenschaften Früchte tragen. Honoriert werden sie allerdings nicht, die Chefetage greift die Früchte im Namen der Firma ab, ohne die Menschen zu würdigen, die das bewerkstelligt haben.

                            Interessanterweise erscheint daher Enzo Ferrari zum Schluss als der Sympath, obwohl er den ganzen Film über als der eindeutige Unsympath dargestellt wurde. Trotz und im Angesicht seiner Niederlage zieht er vor dem Ausnahme- und Rekordrennfahrer Ken Miles (Christian Bale) wortwörtlich seinen Hut, während die Ford-Chefetage Miles' Individualsieg aberkennt und lediglich den allgemeinen Firmensieg feiert. Die Charakterentwicklung Henry Fords II. ist eine vom Unsympathen hin zu einem Sympathen und wieder zurück zum Unsympathen.

                            15
                            • 8

                              In diesem lose auf William Shakespeares "Hendriade" basierendem Historiendrama hinterlässt der sterbende, englische König Henry IV. (Ben Mendelsohn) das Land nach Kriegen und Rebellionen im Zwiespalt, sein idealistischer Sohn Henry V. (Timothée Chalamet) tritt - später dann auch als König - bewusst aus den Fußstapfen seines Vaters heraus und möchte England wieder vereinen und befrieden. Sein Idealismus wird dabei allerdings nach und nach von Macht, Intrigen und Krieg korrumpiert.

                              Aufgrund seines beobachtenden, monarchie- und kriegskritischen Charakters entfaltet "The King" eine ziemlich pessimistische Wirkung mit Nachhall, nicht nur der Inhalt und mittelalterliche Themenkomplex erinnern dabei an "Game of Thrones", inszenatorisch und musikalisch scheint man sich - im positiven Sinne - ebenfalls deutlich an der HBO-Serie orientiert zu haben. Während der Schlacht von Azincourt wird zum Beispiel oft indirekt und teilweise direkt die Schlacht der Bastarde zitiert. Kameramann Adam Arkapaw ("Macbeth") kreiert in Zusammenspiel mit dem von Nicolas Britell ("Moonlight") geschriebenen Score eine düstere, dreckige und audiovisuell kraftvolle Atmosphäre.

                              Eine der größten Stärken ist für mich der Cast. Wie oben erwähnt mit Timothée Chalamet als Henry V. und Ben Mendelsohn als Henry IV., hinzukommen zum Beispiel Joel Edgerton als John Falstaff und Sean Harris ("Macbeth", "Mission: Impossible 5 & 6") als William Gascoigne, Dean-Charles Chapman (Tommen Baratheon) spielt Henrys kleinen Bruder Thomas und Lily-Rose Depp die französische Königstochter Catherine. Robert Pattinsons Performance als Dauphin empfand ich zwar als etwas überstilisiert angelegt, letztendlich überzeugt aber auch er.

                              16
                              • Ach, das soll tatsächlich eine Adaption des Romans von H.G, Wells sein? Wenn es nicht im Artikel und in den Kommentaren stehen würde, wäre ich da echt nicht drauf gekommen...

                                Ein klassischer, historisch und/oder viktorianisch anmutender Horrorfilm mit Science-Fiction-Elementen würde mir hier wesentlich besser gefallen, so wie im Trailer sieht das bisher leider wie 08/15-Trauma-Haunted-House-Horror aus.

                                6
                                • 5
                                  • 4

                                    Ein paar gelungene Schocker und Charaktermomente sind durchaus vorhanden, ansonsten handelt es sich hierbei um eine reichlich unnötige und uninspirierte Neuverfilmung, inhaltlich eingedampft und einfach gehalten. In den 90ern wäre das eine dieser typischen, zweitklassigen King-Fernsehproduktionen gewesen. Freilich habe ich die 1989er-Adaption vor ein paar Jahren noch ohne Vergleich mit der Romanvorlage gesehen, als Horrordrama dürfte der Film unabhängig davon aber dennoch wesentlich besser funktionieren und hochwertiger ausfallen als die 2019er-Version.

                                    19
                                    • 4
                                      J.F.Lannister 08.11.2019, 20:51 Geändert 08.11.2019, 21:21

                                      Wegen des Kampfspruchs "Kill the Rich" in "Joker" hatte ich tatsächlich Lust, mir Uwe Bolls Rampage-Trilogie anzuschauen, dieser Kampfspruch findet sich auch in "Rampage 2", darüberhinaus zitierte Uwe Boll seinen eigenen Film in seinem Rage-Video gegen Hollywood: "We need to kill the fucking rich!"

                                      In den Filmen verübt der querfrontlerische bis linksextremistische Terrorist Bill Williamson (Uwe Boll selbst bezeichnet ihn als Rechtsanarchisten) Amokläufe und Attentate in den USA, um gesellschaftliche und systemische Missstände anzuprangern und um die US-Bevölkerung aufzurütteln.

                                      Das reicht von Kritik am reichen Establishment (Politiker, Wirtschaftsbosse, Hollywood-Filmschaffende, Musiker, ...), Lügenpresse, Volksverdummung, US-Außenpolitik, Polizeigewalt, Lobbyarbeit bishin zur Kritik am lockeren US-Waffengesetz, Kritik an der undemokratischen und unmenschlichen Gefängnispolitk inklusive des Einsatzes von Folter, Kritik an der zu harten Bestrafung von Drogenkonsum, Kritik am strukturellen Rassismus und Islamophobie in der US-Gesellschaft sowie einer Kritik an der Vernachlässigung des Klimawandels. Teil 2 & 3 sind des Weiteren interessant, weil Boll die Handung und Thematik nun auch in die heutige, digitalisierte Welt einbettet und Bill Williamson als Youtuber mit Community darstellt. Williamson kritisiert in seinen Videos sogar seine eigene Community, weil sie ihm und seiner Waffenvernarrtheit auf den Leim gegangen ist, er sieht sich selbst und seine Taten unter Anderem als Folge der Waffenlobby und des US-Waffengesetzes an.

                                      In Teil 3 widmet sich Boll insbesondere religiös motivierter Politik und dem religiösen Terrorismus. Williamson ist Atheist und zählt die Religionen zu den größten Gesellschaftsspaltern und Kriegsverursachern, in Teil 3 attackieren die USA, Russland und China Pakistan, Indonesien und den Nahen Osten, um ISIS und allgemein den radikalen Islam auszulöschen. In den USA werden Moscheen geschlossen und muslimische Gemeinschaften verhaftet, das alles sind US-Reaktionen auf diverse zuvor im Film behandelte ISIS-Attentate, unter Anderem eines in Berlin mit 79 Toten.

                                      Ansonsten lässt Boll seine sonstigen Charaktere in Teil 2 & 3 auf die Taten Williamsons reagieren und lässt sie darüber diskutieren, ob und inwiefern er mit seinen Kernbotschaften und seiner Gesellschafts- und Systemkritik Recht hat. In Teil 3 prallen dahingehend zum Beispiel ein linker und ein rechter FBI-Agent aufeinander, die eigentlich gemeinsam die Fahndung nach Williamson leiten. Der linke Agent kritisiert, dass die Polizei und Gerichte verschärft Afroamerikaner beobachten, verhaften und verurteilen würden, der rechte Agent argumentiert mit der höheren Kriminalitätsrate unter Afroamerikanern und meint, die afroamerikanische Bevölkerung müsse das eigene Kriminalitätsproblem auch selbst angehen. In Teil 2 spielt Boll persönlich den Produzenten eines TV-Senders, dessen Moderator dazu gezwungen wird, eine Videobotschaft Williamsons im TV auszustrahlen, bezeichnenderweise stimmt Bolls Charakter Williamsons Kritik vollkommen zu.

                                      Inhaltlich stößt Uwe Boll hier also - unabhängig von seiner eigenen Ansicht - politische Debatten zu diversen Themen an und möchte den Zuschauer zu Selbigem animieren, als Drehbuchautor und Regisseur gelingt es ihm allerdings leider überhaupt nicht, das sensibel und hochwertig - oder wenigstens durchschnittlich - umzusetzen und vernünftig zu Ende zu denken. Dass sich die US-Bevölkerung im Finale der Trilogie kollektiv revolutionär auflehnt, zu den Waffen greift und ausschließlich, sowie erfolgreich das Establishment umbringt, zählt zu den größten Peinlichkeiten innerhalb der Filmographie Uwe Bolls.

                                      Teil 1: 0,5 von 10 Punkten
                                      Teil 2: 3 von 10 Punkten
                                      Teil 3: 4 von 10 Punkten

                                      8
                                      • 9
                                        J.F.Lannister 08.11.2019, 16:29 Geändert 08.11.2019, 16:34

                                        Episode 12: "Night of the Battle to Retake the Wall"

                                        "Ausflug hinter die Mauer Rose" oder"Auf Wiedersehen auf der Mauer Maria", so oder so ähnlich könnte man die Endszene der Episode betiteln. Die Bevölkerung des Bezirks Trost jubelt dem Aufklärungstrupp zu und dieser jubelt zurück, mit großen und emotionalen Gesten verkündet Kommandant Erwin Smith den Beginn des Rückeroberungsfeldzuges, worauf der Aufklärungstrupp ausreitet - alles untermalt mit pathetischer Musik. Was soll schon schiefgehen? Trotz der zahlreichen und tragischen Verluste in der Vergangenheit des andauernden Kampfes gegen die Titanen ist es ein Leichtes, diesem Pathos zu verfallen, zu verlockend und verblendend gestalten sich der Optimismus und der Wunsch nach einem Sieg der Menschheit über die Titanen. Erst recht, wenn eine solche Pathosszene in ein schönes, romantisches Outro übergeht.

                                        Wäre da nicht die Mid-Outro-Szene. In Optimismus schwelgend und gedanklich bereits abschaltend wird man den Anfang der Szene als Zuschauer womöglich gar nicht bewusst oder das Bewegtbildflackern als einmaligen Abspielfehler wahrnehmen, beim zweiten Flackern drängt sich dann der ungute Gedanke auf, dass hier doch irgendetwas - im technischen Bereich - im Argen liegt. Was folgt, ist ein inhaltlich schockierender Zukunftsausblick, der obigen Optimismus sofort vertreibt und den Zuschauer zurück auf den Boden, zurück in die Realität holt. Der militärische und filmische Pathos wird durch das Zusammenspiel beider Szenen als vereinigende und motivierende, aber gleichzeitig auch als verklärende Fiktion offenbart, die im Ernstfall jederzeit in sich zusammenbrechen kann.

                                        6
                                        • 6
                                          • 3

                                            Der Verriss von Screen Junkies im Honest Trailer spricht mir aus der Seele^^

                                            https://www.youtube.com/watch?v=67W7JCohZMo

                                            7
                                            • "When you give me my Oscar, could you introduce me as Joker?"

                                              8
                                              • In den Kurzgeschichten ging es nie primär um die Monster oder das Monsterjagen, diese waren immer nur der Ausgangspunkt für das darauffolgende Charakterdrama und/oder die Gesellschaftskritik. Solange sich die Serie nicht als Monsteractionserie versteht, was mich enttäuschen würde, sollte man selbiges also nicht erwarten.

                                                6
                                                • 9
                                                  über Joker

                                                  Ein Review von Slavoj Zizek
                                                  (Amüsanterweise ist Wolfgang Schmitt mal nicht seiner Meinung^^)

                                                  'System deadlock': Joker artistically diagnoses modern world's ills

                                                  https://www.rt.com/news/472541-joker-movie-horror-violence-zizek/

                                                  7
                                                  • 9
                                                    J.F.Lannister 02.11.2019, 15:48 Geändert 02.11.2019, 18:36
                                                    über Joker

                                                    Joker - A Breaking Bad Movie

                                                    Im Prinzip wurde schon alles zum Film geschrieben, "Joker" zeigt eindrucksvoll, unschön und radikal, wohin eine kapitalistische Gesellschaft mit mangelhaftem Arbeits- und Sozialsystem führen kann. Überragend gespielt von Joaquin Phoenix und ebenso hochwertig musikalisch untermalt von Hildur Guðnadóttir ("Chernobyl", "Sicario 2"), die ihren Score im Bezug auf das Pompöse und Melodische zum Teil an Hans Zimmers "The Dark Knight"-Score angelehnt hat.

                                                    Folgend ein paar Beobachtungen und Gedanken meinerseits, die ich noch zum Ausdruck bringen möchte:

                                                    Der "The Killing Joke" referenzierende Dialog zwischen Arthur Fleck und der Psychotherapeutin in der Endszene des Films stellt sich als außergewöhnlich pointiertes Schlussbild heraus, welches nicht nur Arthur Flecks Geisteszustand und seine Entwicklung hin zum Joker resümiert, sondern darüberhinaus auch Bruce Waynes Geisteszustand und dessen Wandel hin zu Batman allumfassend skizziert bzw. vorankündigt. In der Szene fängt Arthur an zu lachen und die Therapeutin fragt, was so witzig sei. Arthur meint, ihm sei ein Witz eingefallen, den sie aber nicht verstehen würde. Darauf folgt ein Schnitt zu Bruce neben seinen toten Eltern, meiner Einschätzung nach kann hier also nur der Witz gemeint sein, den der Joker Batman in "The Killing Joke" erzählt. Den Witz kann eben nur jemand verstehen, der Traumatisches erlebt hat und psychisch so kaputt ist wie Arthur, zudem schwingt sich wie Arthur Fleck auch Bruce Wayne zu einem maskierten Rächer auf, der von der Bevölkerung gefeiert und nachgeahmt wird.

                                                    Zu den oft genannten Kritikpunkten zählt das abermalige Ausbuchstabieren des Mordes an Thomas und Martha Wayne, eine implizite Andeutung wäre viel schöner gewesen. Da bin ich anderer Meinung, das eindeutige Zeigen des Mordes fungiert wunderbar als inhaltliches und formales Ausdruckselement des Realitäts-Psychosen-Gefüges, mit nichts weiter als einer Andeutung hätte das weniger gut funktioniert. Arthur Fleck leidet unter Psychosen, die medikamentös behandelt werden, im Verlauf der Handlung werden in Gotham allerdings die Sozialleistungen gekürzt, sodass seine nun arbeitslose Psychiaterin ihm keine Medikamente mehr verschreiben kann. Infolgedessen verschlechtert sich sein Geisteszustand, Psychosen treten häufiger auf, in der ersten Filmhälfte werden die Psychosen noch durch Plottwists entlarvt, in der zweiten Hälfte verzichtet der Film allerdings darauf oder bessert gesagt: Es gelingt dem Film nicht mehr, zwischen der Realität und den Psychosen zu unterscheiden. Sowohl die Realität als auch die Psychosen werden von Todd Phillips gleich deutlich und ausbuchstabierend (in der Kritik: unsubtil) inszeniert, hätte er den Mord an den Waynes also nur implizit angedeutet, würde das dementsprechend eine inszenatorische Anomalie darstellen und deutlicher als Realität zu erkennen sein.
                                                    Diese Mehrdeutigkeit in der zweiten Filmhälfte finde ich ziemlich faszinierend, es ist nie genau klar, ob Arthur Flecks Morde, die gesellschaftlichen Aufstände und Arthurs Wandel zum maskierten Rächer und Volkshelden tatsächlich geschehen oder nur seinem psychotischen Minderwertigkeitskomplex entspringen.

                                                    Die Vergleiche mit "Taxi Driver" kann ich übrigens kaum nachvollziehen, explizit könnte ich keine speziellen Szenen nennen, die an den Scorsese-Film erinnern. Ähnlich ist hier nur die allgemeine Rahmenhandlung, also dass Arthur Fleck psychisch durchdreht und sich an der Gesellschaft rächt. Abseits davon finden sich vermehrt Verweise auf "The King of Comedy", nicht zuletzt das Casting Robert De Niros als von Arthur Fleck geliebter Comedian und Host eine Late-Night-Show, ansonsten musste ich persönlich anstelle von "Taxi Driver" wie oben erwähnt mehr an "Breaking Bad" denken.

                                                    14