J.F.Lannister - Kommentare

Alle Kommentare von J.F.Lannister

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    Ein fantastisches, hetero- und homosexuell aufgeladenes Horrordrama über die Konsequenz der Unsterblichkeit in einer kurzlebigen, sich stets verändernden Welt, über Menschlichkeit, Empathie und Leid sowie über die Suche nach dem Sinn und Ursprung des Lebens, welches nach 25 Jahren nichts von seiner Schönheit, Tragik und Erotik eingebüßt hat.

    Brad Pitt und Tom Cruise liefern zwei ihrer besten Schauspielleistungen ab, die damals elfjährige Kirsten Dunst spielt erstaunlich reif und erwachsen. Zum Glück scheinen sich die Remakepläne im Sand verlaufen zu haben, ich vermute, man könnte den Film aufgrund der Popularität von Pitt und Cruise selbst heute erneut erfolgreich ins Kino bringen.

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      J.F.Lannister 20.09.2019, 16:54 Geändert 20.09.2019, 19:41

      Mein Eindruck nach den ersten drei Episoden:
      (Es folgen in den nächsten Tagen Kommentare zu den weiteren Episoden als Ergäzung.)

      Eine Gesellschaftssatire, bei der einem das Lachen - falls es ob der Tragik und der Missstände überhaupt etwas zu lachen gibt - im Hals stecken bleibt. Bisweilen sehr zynisch, vulgär und brutal angelegt, erfüllt gerade das den Zweck der Satire, weil es aus inhaltlichen Gründen abstößt und weh tut.

      Zum Beispiel, wenn A-Train versehentlich die Freundin des Protagonisten Hughie umbringt, wenn The Deep vor der neuen Superheldin Starlight masturbiert, nur weil diese als Teenie in ihn verknallt war, oder Homelander, der einfach mal ein fliegendes Flugzeug zerstört, nur weil ein Passagier sich gegenüber der Superheldenfirma zu viel herausnimmt.

      Homelander, die Mischung aus Superman und Captain America, offenbart sich als die ekligste, unsympathischste, geleckteste und selbstverliebteste Prinz-Charming-Inkarnation seit Jaime Lannister zu Beginn von "Game of Thrones". Wird er zu Beginn noch als der einzig Gute und Vernünftige der etablierten Superhelden charakterisiert, entpuppt er sich schnell als das größte und schlimmste Monster von allen.

      "The Boys" stellt zur Schau, wie (Superhelden-)Franchising im Kapitalimus funktioniert, wächst und gedeiht. Die tatsächliche Weltenrettung und Bekämpfung der Kriminalität ist zweitrangig, sie dient eh nur als Mittel zum Zweck, wichtiger ist die medielle Inszenierung dieser Rettungstaten und der eigenen Superheldenidentität sowie die Dauerpräsenz in den Köpfen der Gesellschaft. Im Fernsehen, in den Kinos, auf Straßenbannern, in den Supermärkten, in den Kinderzimmern und so weiter. Werbung, Werbung, Werbung. Zur maximalen Gewinnoptimierung werden Quoten kalkuliert und ausgerechnet, welche Superhelden, welches Image und welche politische Meinung bei welcher Bevölkerungsgruppe am Besten ankommt. Hinter den Kulissen erfolgt des Weiteren die ein oder andere Schmierung oder Erpressung politischer Instanzen.

      Als entlarvend empfand ich auch die Szene mit A-Train und dem krebskranken Kind im Krankenhaus. Die Superhelden können sich nur selbst vermarkten und schauspielern. Sobald die Fassade und Oberflächlichkeit - tragisch und hart - durchbrochen wird, kommt das Nichts dahinter ans Tageslicht. Darüberhinaus weist das Wettenrennen zwischen A-Train und Shockwave amüsanterweise viele Ähnlichkeiten mit dem hochgehypten Prestige-Boxkampf zwischen Floyd Mayweather und Conor McGregor auf^^

      Darunter leiden zwangsläufig auch die wahren Identitäten der Superhelden. Als übermenschlich mächtige Wesen könnten sie locker die Kontrolle übernehmen und doch ordnen sie sich den kapitalistischen Interessen der Firma unter.

      Zeigt sich Superhelden-Neuling Starlight zu Beginn noch naiv-erfreut über ihren neuen, vielversprechenden Job als A-Superheldin, schlägt ihr direkt offener Sexismus und Chauvinismus entgegen. Zum Einen durch ihre Kollegen The Deep und Transluscent, zum Anderen durch die Firma selbst, welche ihr einen sexualisierten, knapp geschnittenen Superheldenanzug aufzwingt. Ironischerweise verkaufen ihr zwei männliche PR-Spezialisten den Anzug als feministisches Symbol und Empowerment. Ausgerechnet Maeve (Wonder Woman) rät ihr, sich niemals in der Öffentlichkeit weinend und schwach zu zeigen, sondern gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Was ihr selbst ebenfalls zunehmend schwer fällt, weil sie verstärkt sexuell-dominant von Homelander bedrängt wird.

      The Deep derweil leidet paradoxerweise ebenfalls unter Sexismus, weil er von der Firma und der Gesellschaft stets auf seine Muskeln reduziert wird. Darüberhinaus auf seine Wasserfähigkeiten, er wird nur zur Bekämpfung wasserbezogener oder wassernaher Verbrechen ausgesandt, niemals darf er mehr sein als das.

      A-Train leidet wegen des oben erwähnten Wettrennens unter Versagenängsten, eine Niederlage könnte ihm den Job kosten. Wer möchte schon den nur zweitschnellsten Superhelden im Top-Superheldenteam sehen?

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      • J.F.Lannister 17.09.2019, 20:24 Geändert 17.09.2019, 20:25

        Und die Moral von der Geschicht:
        Lass kleine Mädchen mit tödlichen Armbrüsten spielen, denn man kann ja nie wissen :D

        Gefallen finde ich am Kurzfilm leider nicht wirklich. Hier hat man einfach ein paar Elemente aus "Jurassic Park II" heraus- und sie zu einem Kurzfilm zusammengeschnitten, da kann ich mir dann genauso gut erneut den Langfilm ansehen.

        Das Beste am Kurzfilm ist für mich - neben der Szene mit dem Kleinkind - der Abspann, der (Youtube)-Clip-artig mit dem veränderten Szenario nach "The Fallen Kingdom" spielt.

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        • Zu "Der Leuchtturm":
          Was meint du mit Testphase?

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            J.F.Lannister 12.09.2019, 00:26 Geändert 15.09.2019, 01:25
            über Es

            Als Vorbereitung auf "Es - Teil 2" habe ich mir nun "Es" erneut angesehen, diesmal im Original und nun auch mit Kenntnis der Romanvorlage. Meine Meinung, wie ich sie 2017 nach dem Kinobesuch erläuterte, bleibt im Großen und die Ganzen die gleiche.

            https://www.moviepilot.de/movies/it/kritik/1758252

            Für mich entgegen Bill Skarsgards überzeugenden Spiels zu viele stupide Geisterbahn- und Buh-Effekte und ein zu großer Fokus auf Pennywise, zudem verkommen diverse Hauptcharaktere zu reinen Randfiguren. Mike, Stan, Henry Bowers und seine Gang, deren Charakterzüge, Handlungsweisen und Motivationen nie so ganz klar werden. Auch die Eltern werden im Film auf bevormundene Monster reduziert, das kann man allerdings auch als Einfluss von Es interpretieren, hier also keine Einwände von mir.

            Eine sehr gute Horrorszene gibt es allerdings tatsächlich. Als Pennywise in die Dias eindringt, diese schnell abspielt, sodass sich daraus ein Film entwickelt und Pennywise dadurch zum Leben erweckt wird. Filmwerdende Belebung und Erweckung des Horrors. Leider wird die Szene zum Schluss durch einen erneuten Geisterbahn- und Buh-Effekt zerstört, indem Es als riesiger Clown aus dem Dia ploppt und in der Garage wütet.

            Des Weiteren muss ich meine Kritik an den Gewaltszenen und Goreeffekten (Georgies Tod, Bens Messernarbe, Bevs Badezimmer, usw) redividieren. Diese wirken nur im Vergleich mit dem 90er-Film unnötig und übertrieben brutal, die Passagen im Buch geben die Szenen jedoch getreu und gut wieder.

            Ansonsten muss ich erneut ein großes Lob für die Kinderschauspieler, die Gruppendynamik und das Coming-of-Age-Drama aussprechen, insbesondere gegen Ende finden sich mit Bills Ermordung von Es-Georgie als Überwindung seines Traumas, der Gruppenumarmung um den trauernden Bill herum sowie dem Blutpakt ziemlich starke Szenen. Auch wie der Film symbolisch mit Beverlys Angst vor ihrem Vater und dem Erblühen bzw. Betonen ihrer Weiblichkeit (Monatsblutung, Haare) spielt, hat mir sehr gefallen, keine Ahnung, ob mir das bei der Erstsichtung schon auffiel.

            Ich würde jetzt auf leicht überdurchschnittliche 5,5/10 hochgehen.

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            • Jetzt muss ich mir "Her" mit Jeremy Renner und weiterhin der Stimme von Scarlett Johansson vorstellen.

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              • Black Sails
                The Last Kingdom
                The White Queen
                Kingdom

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                • J.F.Lannister 06.09.2019, 17:00 Geändert 15.09.2019, 12:46

                  Mein aktuelles Ranking:

                  01) The Shining
                  02) Die Verurteilten

                  03) Friedhof der Kuscheltiere (1989)
                  04) Das Spiel

                  05) 1922
                  06) Stand by Me
                  07) Cujo
                  08) Carrie (1976)

                  09) The Running Man
                  10) Es (1990)

                  11) Es (2017)
                  12) The Green Mile
                  13) Es - Teil 2 (2019)

                  14) Der Dunkle Turm

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                  • 5 .5
                    J.F.Lannister 04.09.2019, 00:16 Geändert 04.09.2019, 00:19
                    über Climax

                    "Climax" eignet sich als Double Feature mit "Project X".

                    In der ersten Hälfte gestaltet sich "Climax" als professioneller Tanzfilm (die Schauspieler sind zum Großteil auch echte Tänzer) mit einer unglaublich atmosphärischen Sogwirkung, die Tanzchoreographien und die Electro-Musikuntermalung - eingefangen von einer statischen Kamera - werden vollkommen eins. Noé erschafft das Gefühl eines Konzerts oder einer Party, auf dem/der die Band oder der DJ die Menge richtig am Haken hängen hat und diese zur Musik ordentlich abtanzt. Besser als hier kann man das in einem Film meiner Meinung nach nicht umsetzen.

                    In der zweiten Hälfte erfolgt dann ein inhaltlicher und stilistischer Bruch, Noé stellt hier radikal zur Schau, wie (studentische) Hauspartys als Folge von zu hartem Alkohol- und Drogenkonsum umkippen, den Bach runter gehen und sogar richtig eskalieren können. Dabei hebt Noé im Gegensatz zu "Project X" glücklichweise nicht den moralischen Zeigefinger, er arbeitet dennoch durchgehend mit Übertreibungen. Im Großen und Ganzen ist das von Vorteil, manche Spitzen hätte er sich meiner Meinung nach aber sparen können - Stichwort Abtreibung, Stichwort Kind oder manche der spastischen Anfälle gegen Ende des Films. Gleiches gilt für die Kalenderweisheiten, die immer mal wieder als Textfeld eingeblendet werden.

                    Ein weiteres Problem hatte ich mit Noés Experimentalstil (Kamerafahrten, Schnitt) in der zweiten Hälfte, vielleicht hätte ich mir "Climax" besoffen, bekifft oder auf LSD ansehen sollen, vielleicht ist mein Filmgeschmack manchmal zu konservativ, hier hätte ich mir jedenfalls einen klassischeren Erzähl- und Inszenierungsstil wie in der ersten Filmhälfte gewünscht, der die Charaktere vertieft und die Charaktere sowie das Elend mehr ins Zentrum rückt. Als Ausdruckselement des Chaos, der Eskalation und des Triebischen funktioniert die wilde Kameraarbeit sehr gut, mich erreichte das leider nur partiell.

                    Daher bin ich zwischen 5 und 6 von 10 Punkten hin- und hergerissen.

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                    • J.F.Lannister 31.08.2019, 20:53 Geändert 31.08.2019, 22:15

                      Wenn ich ein Ranking erstellen müsste:

                      01) Die Rückkehr des Königs
                      02) Die Gefährten
                      03) Die Zwei Türme

                      04) Angriff der Klonkrieger
                      05) Die Rache der Sith
                      06) Die Dunkle Bedrohung
                      07) Eine unerwartete Reise

                      08) Das Imperium schlägt zurück
                      09) Eine neue Hoffnung
                      10) Die Rückkehr der Jedi-Ritter
                      11) Die letzten Jedi

                      12) Das Erwachen der Macht
                      13) Smaugs Einöde
                      14) Solo

                      15) Rogue One
                      16) Der Schlacht der Fünf Heere

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                      • Nun, auch die "Genisys"-Trailer sahen nicht so toll aus und der Film stellte sich für mich dann überraschend als die mit Abstand beste und einzig wirklich gute Nicht-Cameron-Fortsetzung heraus, daher sollte ich meiner "Dark Fate"-Skepsis eigentlich ebenfalls mit Skepsis begegnen. Eigentlich. Denn ich kann mir leider nach den Trailern echt nicht vorstellen, dass das ein guter Film wird. Ich werde es wohl einfach mit zugekiffenen Augen auf die zukommen lassen...

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                          J.F.Lannister 30.08.2019, 16:02 Geändert 30.08.2019, 16:06

                          Zuletzt in Eli Roths Folterkammer unterwegs ("Knock Knock", "Hostel"), dachte ich mir, mache ich mal mit einem Horrorfilm weiter, der des Öfteren mit "Knock Knock" verglichen wird.

                          "Girlhouse" ist ein von "Halloween" inspirierter Slasher, was man ihm stilistisch im positiven Sinne deutlich anmerkt, der sich mit den Themen Webcam-Pornographie und Online-Anonymität auseinandersetzt. Finanzschwache, junge Frauen erhalten von einem "Hugh Hefner des 21. Jahrhunderts" das Jobangebot, in einer Big-Brother-artigen Villa zu leben, um dort auf freiwilliger Basis Voyeurismus, Striptease, Live-Pornographie und Sex zu verkaufen. Ein psychopathischer Misogyn mit dem Onlinenamen Loverboy verliebt sich in die Hauptprotagonistin, stalkt sie und entschließt sich wegen der Zurückweisung irgendwann zu einem Amoklauf.

                          Die gesamten ersten 60 Minuten verbringt der Film damit, die Frauen in der Villa zu charakterisieren, eine Liebesbeziehung zwischen der Hauptprotagonistin und einem ehemaligen Schulfreund zu etablieren sowie die Psyche und Motivation des Antagonisten zu beleuchten. Der Amoklauf geschieht erst in den letzten 30 Minuten.

                          Glücklicherweise verkommt "Girlhouse" dabei nicht zu einem reaktionären Slasher, der die Frauen für ihr sündiges Verhalten bestrafen möchte. Stattdessen geht es darum, einen Erklärungsversuch anzubieten, warum es zu so einer misogynen, psychopathischen Tat kommt, der als dicker und hässlicher Freak zurückgewiesene und sozial sowie sexuell verunsicherte Antagonist erinnert hinsichtlich seines Aussehens, seiner Psyche und seines Verhaltens an Harold Lauder aus Stephen Kings "The Stand".

                          Darüberhinaus stellt "Girlhouse" die Vor- und Nachteile von Online-Anonymität heraus, als Propunkte werden Daten- und Identitätsschutz aufgeführt, als Kontrapunkte die verzerrte Wahrnehmung des Gegenübers, die Anfälligkeit für Hacker und die Isolation im Notfall. Hinsichtlich der Nachteile kommt der physische und psychische Slasherhorror wunderbar zum Einsatz. Auch die Porno-Nutzer schließt der Film nicht aus der Gleichung aus, beziehungsweise diese schließen sich entlarvend selbst aus, indem sie den Bildschirm einfach herunterklappen oder ausschalten. Zu Hilfe kommen nur der tatsächliche Loverboy der Hauptprotagonistin und dessen Mitbewohner.

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                            J.F.Lannister 29.08.2019, 16:29 Geändert 06.10.2022, 11:59

                            (Mein Review zu "Blade II" mit Einschüben zu "Blade" und "Blade - Trinity".)

                            "Blade" etablierte 1998 in Hollywood viele der Stilemenente, die in den Jahren danach ebenfalls von "The Matrix" (und "Underworld") aufgegriffen wurden - eine Kombination aus Martial-Arts- und Pistolenaction, gravitationserleichterte Kämpfe, Ledermäntel und Sonnenbrillen, untermalt mit einem Techno- und Electro-Score. Anstelle von Programmen wird hier gegen Vampire gekämpft, Wesley Snipes präsentiert sich dabei stoisch und cool wie Arnold Schwarzenegger.

                            "Blade" hat leider kaum mehr als das zu bieten, zudem leidet die Action unter dem hektischen Schnitt, zu rasanten Kamerafahrten und albernen Humoreinschüben, die CGI-Effekte sind aus heutiger Sicht so schlecht gealtert, dass "Blade" wie ein Trashfilm wirkt.

                            "Blade II" wurde von Guillermo del Toro gedreht, dessen Einfluss sich deutlich bemerkbar macht. Die Kämpfe und die Welt der Vampire werden bildgestalterisch hochwertiger, detaillierter und tiefergehender ausgearbeitet, Elemente wie Blutkokain, Blutswimmingpools und Zungenküsse mit Rasierklingen im Mund beleuchten z.B. das Vergnügungsleben der Vampire. Die Inszenierung und Choreographierung der Action wird besser ausgearbeitet, del Toro setzt zudem verstärkt auf immer noch gut aussehende praktische Masken und Effekte anstelle von CGI, Teil 2 trumpft zudem mit erinnerungswürdigen und unterhaltsamen Nebencharakteren auf.

                            Norman Reedus spielt eine Mischung aus einem nerdigen Technikgenie-Sidekick und seiner Rolle als pistolenschwingender Killer in "Der blutige Pfad Gottes". Des Weiteren hat "Blade II" ein cooles und multikulturelles Vampir-Arschloch-Gangster-Suicide Squad (u.A. Ron Perlman, Matt Schulze und Donnie Yen) zu bieten, die eigentlich Jagd auf Blade machen, sich wegen eines gemeinsamen Feindes aber mit ihm zusammenschließen.

                            Im Gegensatz zu "Blade" verfügt "Blade II" auch über einen interessanten Inhalt. Vampirismus als allegorische Drogensucht wird angeschnitten, aber leider nicht allzu sehr vertieft. Den Fokus legt Teil 2 stattdessen auf das ideologische Charakterisieren der Vampirgesellschaft. An die Stelle des simplen Handlungsgerüsts "Blade vs Vampire" treten oft rassistisch geprägte Machtkämpfe innerhalb der Vampirgesellschaft, es geht um das Züchten eines vampirischen Herrenrasse bzw. eine Übervampirs. Hinter dem Antagonisten Nomak verbirgt sich dahingehend Einiges an Tragik und Ambivalenz.
                            Die normalen Vampire haben darüberhinaus Angst davor, ihre Stellung als höchstes Glied der Nahrungskette (Spitzenprädator) an die "Herrenrasse" abtreten zu müssen. Passenderweise ähneln die neuen, stärkeren und robusteren Vampire (Knoblauch- und Silberresistenz) im Hinblick auf ihre Gesichtsanatomie den Predatoren und Aliens aus den beiden Horrorfilmenreihen.

                            "Blade - Trinity" zeichnet sich lediglich durch zwei gute inhaltliche Elemente aus. Zum Einen das Betreten der Blutfarm, in welcher die Vampire die Menschen lebend aber hirntot zur Blutgewinnung halten, was an Massentierhaltung und das Halten der Menschen in "The Matrix" erinnert. Zum Anderen die Dualität des Spitz-Vampires, im Normalzustand möchte man den süßen, kleinen Hund einfach nur knuddeln, bis er dann sein Predator-Alien-artiges Maul aufreißt und den Menschen ans Blut möchte^^

                            Fazit: Sehenswert ist meiner Meinung nach nur "Blade II", den man glücklicherweise auch ohne Kenntnis des Vorgängers schauen kann, weil Guillermo del Toro und David S. Goyer hier einen eigenständigen Film entworfen haben. "Blade II" kann man dann auch perfekt mit "Underworld 1-3" kombinieren; Fantasyaction-B-Movies, die atmosphärisch in ihre Welten eintauchen und dabei Vampir- und Werwolfgesellschaften charaktersieren.

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                              J.F.Lannister 28.08.2019, 00:52 Geändert 28.08.2019, 10:04

                              "Bruder, du glaubst vielleicht an Maschinen, aber wir glauben an Menschen. Ihr mögt alle Technik dieser Welt haben, aber wir haben Herz. Keine Maschine kann das ersetzen."

                              "Hobbs & Shaw" ist reines, unterhaltsames Übermenschen-Actionkino.
                              Analoge, altmodische und klassische Actionhelden (Jason Statham und The Rock) kämpfen gegen einen evolutionären, digitalisiert-technologischen und neumodischen Comic-Superschurken (Idris Elba), eine Mischung aus einem Cyborg, Iron Man und Superman. Als Höhepunkt dessen stellt sich der finale Showdown auf Samoa heraus, in dem The Rock mit seinen samoanischen Mitmenschen einen Haka tanzt und sie Idris Elbas Technik-Henchmen mit traditionell-samoanischen Kriegswaffen entgegentreten. Zudem finden sich im Film des Öfteren Anspielungen auf Stathams und Johnsons ikonische Actionrollen der 2000er Jahre ("Transporter", "The Italian Job", "Welcome to the Jungle"). Eine chronische Angst vor dem Fortschritt, der Digitalisierung, Technologisierung und dem Transhumanismus kann man "Hobbs & Shaw" nicht absprechen, gleichzeitig spricht sich der Film aber auch für die Produktion von klassischen Actionfilmen (Arnie, Willis, Statham, The Rock) abseits der heutzutage üblichen Superheldenthematik aus und das finde ich dann doch ziemlich sympathisch.

                              Ansonsten bleibt "Hobbs & Shaw" der Tradition der "Fast & Furious"-Reihe treu und widmet sich dem Familiären, in dem jeweils die Familien Shaw und Hobbs wiedervereinigt werden. Vanessa Kirby überzeugt nach "Mission: Impossible 6" in einem weiteren Actionfilm und mausert sich zu einer ebenso sehenswerten Hollywood-Actionactrice wie Charlize Theron und Gal Gadot. Als überraschendes und humoristisches Highlight entpuppt sich Kevin Hart als Air Marshal, der sich ständig in den Vordergrund drängt und mit von der Partie sein möchte, was von Hobbs und Shaw mit einem Lächeln quittiert wird. Mir scheint es so, als handele es sich hierbei um eine Parodie auf Tyrese Gibson und dessen Verhalten gegenüber der Reihe und dem Hauptcast^^

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                                Ein Artikel über Burt Reynolds (im Film von James Marsden gespielt, aber für die Kinofassung herausgeschnitten) und seinen Stuntman Hal Needham, deren Freundschaft Quentin Tarantino inspirierte.

                                https://www.mirror.co.uk/3am/celebrity-news/how-macho-hellraisers-burt-reynolds-18943350

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                                • Bruce Willis endlich mal wieder in einem Film, den man nicht in die Trash-, B-Movie- und/oder Direct-to-DVD-Schublade stecken kann.

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                                    J.F.Lannister 22.08.2019, 00:03 Geändert 22.08.2019, 16:01

                                    Info: Anmerkungen und weitere Interpretationsansätze, die den Film in ein besseres Licht rücken, unten in den Kommentaren. Erhöhung von 2,5 auf 4/10.
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                                    Ein Home-Invasion-Horrorthriller, der die Geschlechterrollen umkehrt. Zwei junge, attraktive Frauen (Ana de Armas, Lorenza Izzo) dringen in das Haus des unschuldigen, bildungsbürgerlichen Familienvaters Evan (Keanu Reeves) ein und verführen, vergewaltigen und foltern ihn im Verlauf der Handlung.

                                    An sich ein partiell unterhaltsamer, gut gemachter und gut gespielter Genrefilm (Keanu Reeves entdeckt in der zweiten Filmhälfte seinen inneren Nicolas Cage), wenn da nicht der Subtext wäre.

                                    Die beiden Frauen verfolgen nämlich ein bestimmtes Ziel. Sie wollen beweisen und anklagen, dass Männer insgeheim doch nur perverse und schwanzgesteuerte Wesen seien, die sexuellen Reizen auch außerhalb der Ehe erliegen. Der Film unterstützt sie dabei tatkräftig, am Ende ist Evans Existenz vollkommen zerstört und Roth macht sich sogar noch lustig darüber. "Hihi, er kann das Video nicht löschen und drückt versehentlich auf "Gefällt mir", loool."

                                    Die Moral von der Geschicht: Männer sind Schweine, sexuelle Lust und freie Liebe sind unsittsam.

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                                      J.F.Lannister 20.08.2019, 16:06 Geändert 20.08.2019, 16:06

                                      Das 15. Jahrhundert in den Alpen: Eine Frau, deren Mutter als Hexe galt, lebt als Ziegenhirtin alleine in einer Berghütte, Kontakt mit dem Dorf hat sie nur, wenn sie die Ziegenmilch verkauft.

                                      "Hagazussa" ist ein audiovisuell herausragendes Historien(erotik)horrordrama, auf dessen mäandernden, sperrigen und psychedelischen Erzählstil man sich allerdings einlassen können muss. Dialoge gibt es kaum, das meiste vermittelt der Film über seine Symbol- und Bildsprache. In einer Kritik las ich bezüglich des Films von einem "feministischen Eraserhead".

                                      Zum Einen handelt es sich bei "Hagazussa" um einen Film über Einsamkeit und das Wahnsinnig Werden. Wenn man von den Dorfbewohnern und dem Priester lange genug gesagt bekommt, man sei eine Hexe, der Totenschädel der "Hexenmutter" dominant und mahnend im eigenen Heim ausgestellt ist und man alleine im Wald lebt, kann man schonmal den Verstand verlieren.

                                      Zum Anderen setzt sich "Hagazussa" kritisch mit dem christlichen Frauenbild, (dem Erwachen) weiblicher Sexualität und dem sündigen Verständnis dessen auseinander. Das betrifft Masturbation sowie Sex als Spaß, Leidenschaft und Ekstase. Mutterschaft wird von der christlichen Gesellschaft gefordert, alleinstehend bzw. alleinerziehend darf die Mutter jedoch nicht sein. Abtreibung gilt ebenfalls als sündig.

                                      Die Erotikszene mit der Ziege stellt sich als überraschend-erregendes Highlight des Films heraus, so ein Gefühl kannte ich bisher nur aus dem Comig-of-Age-Aussteigerdrama "Wild" von Nicolette Krebitz, in dem es eine Erotikszene mit einem Wolf gibt.

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                                      • J.F.Lannister 20.08.2019, 01:10 Geändert 20.08.2019, 01:11

                                        Ich kann mich da nur wiederholen.

                                        Den Cast und die Musik wird man nie gleichwertig ersetzen können, aber eine Serien-Neuverfilmung brächte den Vorteil mit sich, dass man die Geschichte stilistisch einheitlicher gestalten und bezüglich des Inhalts und der Charaktere mehr ins Detail und die Tiefe gehen könnte. Das dürften wohl die größten Kritikpunkte im Vergeich mit den Büchern sein.

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                                          J.F.Lannister 20.08.2019, 00:57 Geändert 20.08.2019, 10:37
                                          über Speed

                                          Ein rasanter und spannender Actionfilm mit ordentlich Bumms (wenig verwunderlich von "Runaway Train" inspiriert), dem man so gut wie gar nicht anmerkt, dass Jan de Bont nicht John McTiernan ist, sondern "nur" dessen früherer Kameramann. Manchmal wünscht man sich die 90er dann doch zurück!

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                                          • 7 .5

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                                            Warum hat Kyle Chandler hier eigentlich nicht mitgespielt? ^^

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                                            • Das wird ein sehr langer Staubsauger-Werbespot mit Obi-Wan als Staubsaugervertreter auf Tatooine.

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                                                Dämlich, mit einem unnötigen Twist am Ende und ohne den (reaktionären) Hintersinn des "Originals", als Thriller mit spannenden Rätseln funktionierte "Escape Room" für mich dennoch erstaunlich gut. Damit zeigt der Film dann übrigens auch, dass für einen solchen Thrill keine Torture-Porn-Umsetzung notwendig ist.

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                                                    J.F.Lannister 15.08.2019, 00:10 Geändert 15.08.2019, 09:43

                                                    Wenn "Under the Shadow" etwas nicht ist, dann ein gut umgesetzter, origineller oder kreativer Geisterhorrorfilm. Mehr als simple Buheffekte und repetitives Auftreten des Dschinns hat der Film nicht zu bieten, das letzte Viertel - der Geisterhorrorteil - stellt sich als das Langweiligste, Uninteressanteste und Schwächste am Film heraus.

                                                    Um einen allgemein guten Film handelt es sich hier meiner Meinung nach aber dennoch. Seine Stärken entwickelt "Under the Shadow" daraus, welche Themen der Film an den Geisterhorror im Subtext anknüpft, wie er das symbolsprachlich umsetzt (z.B. die Puppe, der Schleier oder der Wind) und wie das von den beiden Hauptdarstellerinnen Narges Rashidi als Ehefrau und Mutter Shideh sowie Avin Manshadi als ihre Tochter Dorsa gespielt wird.

                                                    Der Horror der Heimatfront im Teheran während des Ersten Golfkrieges in den 80er Jahren, der Horror der Bombenangriffe, der Horror und Wahnsinn der Einsamkeit und der Isolation in der Wohnung, im Hochhaus und im Schutzbunker, der Horror des Religiösen (der Koran berichtet über Dschinns, also sind sie wahr), der Horror einer repressiven Gesellschaft gegenüber linkspolitischem Aktivismus (Shideh darf nicht weiter studieren) und gegenüber Frauen (Shideh muss sich z.B. kleidungstechnisch immer dem Gesellschaftsleben anpassen).

                                                    Zur Puppe: SPOILER

                                                    Die Puppe, die Dorsa von ihrem Vater geschenkt bekam, verschwindet im Verlauf der Handlung, "Sie haben sie geholt", meint Dorsa. Mit "sie" könnten zum Einen die angreifenden Irakis gemeint sein, zum Anderen aber auch die Iraner selbst, die ihren Vater erneut als Soldaten eingezogen und diesmal direkt ins Kriegsgebiet geschickt haben. Zum Schluss ist die Puppe enthauptet, sie ist "tot", laut Dorsa. Das Schicksal des Vaters bleibt ungewiss, aber das könnte schon eine Andeutung seines Todes sein. Des Weiteren vergessen Shideh und Dorsa die enthauptete Puppe bei ihrer Flucht aus dem Hochhaus, solange der Dschinn einen persönlichen Gegenstand besitzt, wird er die Besitzer weiterverfolgen. Der Erste Golfkrieg ist noch nicht beendet, Shideh und Dorsa werden ihm weiterhin ausgesetzt sein.

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