jacker - Kommentare

Alle Kommentare von jacker

  • 9
    über Her

    [...] Obwohl jede denkbare Formulierung streng genommen viel zu technisch bleibt (und damit diesem warmen Werk in keinster Weise gerecht wird) mal der Versuch einer Assoziationskette: Wenn es möglich wird eine künstliche Lebensform zu erschaffen, wo ist die Grenze zur Gleichwertigkeit? Der Mensch ist durch sein Wesen und durch seinen Körper, also durch die Gemeinsamkeit dieser zwei Eigenschaften definiert – wenn nun künstlich eine dieser Eigenschaften simuliert wird, erscheint nur ein Fall einfach: Ein künstlicher Körper mit allen unseren Eigenschaften ist nicht mehr als ein Roboter und als dieser zu behandeln. Auch programmiertes Verhalten bleibt programmiert und somit nur Werk seiner Schöpfer. Kompliziert (und deshalb in Meilensteinen wie BLADE RUNNER bereits tiefgehend hinterfragt) wird der nächste Schritt – der künstliche Körper, kombiniert mit künstlicher Intelligenz. Warum sollte etwas das lebt und denkt kein Leben, also nicht wertvoll, sein, nur weil der Schöpfungsprozess kein Natürlicher war? Ist es überhaupt unnatürlich, wenn wir, die wir doch auf diesem Planeten nach und nach entstanden sind, unsere Entwicklung nutzen um etwas Neues zu schaffen? Spike Jonze geht aber mit HER sogar noch weiter: Ist der Körper überhaupt im geglaubten Maße relevant, oder ist es nur der Geist, das Wesen, (die Seele?), was uns ausmacht, also den Menschen, also LEBEN ausmacht? Kann man einer körperlosen Form des Daseins mit Gefühlen, Entwicklung, Launen, einfach allem was auch in einem Menschen steckt, absprechen lebendig zu sein? Ein Beispiel aus unserer Lebensreälität: Ein Mensch mit schwersten Behinderungen, dessen Körper jegliche Beweglichkeit eingebüst hat (um bei Filmen zu bleiben, z.B. Ramón aus DAS MEER IN MIR), ist trotzdem kein weniger wertvoller Mensch. Im Science-Fiction Kontext weitergesponnen folgt: Des Körpers endgültig beraubt, aber aller sonstigen MENSCHLICHEN Eigenschaften habhaft – ist diese Lebensform nun auch ebenbürtig? Warum sollte sie es nicht sein? Oder ist Materie in einer materiellen Welt doch zu essentiell? [...]

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    • 9

      Ich übertreibe nicht ein Bißchen, wenn ich sage, dass mich noch nie ein Film mit der Intensität emotional getroffen hat wie THE BROKEN CIRCLE. Mich berührt hat, ergriffen und nicht mehr losgelassen! An irgendeinen Punkt in mir, an den bis jetzt noch nie ein filmisches Werk vorgedrungen ist, eine so intensive Kette von Gefühlen ausgelöst hat, dass das einzige Wort, welches auch nur annähernd zu beschreiben vermag, was während der Betrachtung dieses Meisterwerks durch mein Herz lief, "unbegreiflich" ist.

      Unbegreiflich.
      Nicht mehr zu greifen, weil nur noch pures Herz, ohne Kopf.
      Nicht mehr rational, oder überhaupt mit Gedanken zu erfassen, sondern viel intensiver und schmerzlicher als es Worte und Gedanken zu beschreiben vermögen.

      THE BROKEN CIRCLE ist der intensivste und traurigste Film, den ich je gesehen habe - sowohl Tortur, als auch Märchen. Die Ebene auf der hier das Schicksal eines Paares gezeichnet wird, die direkte Gegenüberstellung von Momenten des absoluten Glücks und einem Leben, was jeglichen Wert verloren hat, ist so direkt und menschlich - ein Schicksal was ausnahmslos jedem passieren könnte, weil es höhrer Gewalt ist, an der niemand auch nur irgendetwas ändern kann - dass all das Gesehene noch viel brutaler, als jedes x-beliebige filmische Konstrukt einschlägt.

      Da ich kein Bedürfnis habe Van Groeningens Werk im Folgenden nach klassischen Maßstäben zu analysieren oder einzuordnen, soll nur noch so viel gesagt werden: Es liegt nicht nur inhaltlich ein selten konsequentes, absolut bitteres Drama vor, sondern die Geschichte wird zudem in vollkommener inszenatorischer Perfektion präsentiert. Bild, Schnitt, Musik, Schauspiel - jeder einzelne Faktor ist von gleicher Wichtigkeit und verschmilzt im Fluss des Werks zu einem perfekten Ganzen. Besonders die Verkettung von Musik und Inhalt ist hier zu nennen: Jedes einzelne Lied das Didier mit seiner Bluegrass-Band spielt, steht textlich in essentieller Verbindung zum Inhalt. Die tragischen Songs sind nicht wegzudenkender Teil und geben diesem emotional kaum erträglichen Film die allerletzte Wucht.

      Perfekt in allen Belangen.

      [http://weltamdraht.blogsport.de/2014/03/30/the-broken-circle-2013]

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      • 6

        [...] Doch obwohl auch die, die es ausbaden zu Wort kommen, in indischen Slums, auf afrikanischen Baumwollfeldern, oder in den dortigen Goldminen gefilmt und interviewt wird, verfehlt es LET’S MAKE MONEY, speziell in der ersten Hälfte, ein wenig die tatsächliche Wucht dieses heutzutage omnipräsenten Themas zu vermitteln. Vielleicht tut der extrem reduzierte Stil, obwohl eine offenkundig neutral ausgelegte Herangehensweise im Doku-Fach an sich von Vorteil ist, dem Ganzen nicht besonders gut? Oft filmt Wagenhöfer lange an Orten, die es genauso geben würde, ohne dass die betreffenden Länder durch finanzielle bzw. Rohstoff-Ausbeute gebunden sind und liefert nur wenig „belastendes“ Interview-Material nach, welches den gesehenen Szenen eine zusätzliche Intensität geben könnte. Vielleicht ist es auch einfach die vorgenommene Gratwanderung: Das Thema in all seinen Facetten zu zeigen, dabei objektiv zu berichten ohne in reißerische Michael Moore-Verhaltensweisen zu verfallen, dabei aber den Kern der Sache so zu treffen, dass im Zuschauer das notwendige, ungute Gefühl entsteht – einfach ist das sicher nicht und hier leider nur partiell geglückt. [...]

        Den Rest lesen: http://jackers2cents.de/dokumentation-lets-make-money-2008

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        • 7

          [...] Nic Cage gone wild. Doppelt und dreifach. Jenseits von Gut und Böse!

          Was der Mann hier (mal wieder) liefert, ist vielleicht die unterhaltsamste Performance seit Menschengedenken, ganz sicher ist es die Sternstunde seiner Karriere: Archaische Gesichtsakrobatik, hysterische Lachanfälle, eine Körperhaltung, die einen 80 jährigen im Vergleich vital erscheinen lässt – all das formt den titelgebenden, dauerdruffen „Bad Lieutenant“ – die Wumme (natürlich hat er statt der regulären Dienstwaffe eines Cops eine stattliche 44er Magnum) immer gefährlich nah am Gemächt, die Frisur ständig in lässiger Geste gebändigt, der Anzug frivol-flatternd – Cage wirkt wie ein uraltes Relikt auf längst vergangenen Thriller-Tagen.

          In perfekter Harmonie zu einem Skript, welches wohl am ehesten als großes, wirres Sammelsurium an unzähligen (in und außerhalb des Protagonisten-Hirns stattfindenden) Sinnlosigkeiten beschrieben werden kann, spielt Cage auf was nur geht und lässt keine Zweifel, dass der Titel des Werks Programm ist: Es geht um ihn und zwar nur um ihn. [...]

          Den Rest lesen: http://jackers2cents.de/film-bad-lieutenant-port-of-call-new-orleans-2009

          28
          • 8

            [...] Entgegen der gängigen „Genre-Mechanismen“, arbeitet Drehbuchautor und Regisseur Richard Curtis hier mit dem Time-hopping in eine vollkommen andere Richtung – zunächst dreht sich viel um Liebe und ABOUT TIME hat den reinen Charme eine gelungenen Komödie. Mit zunehmender Laufzeit kommen jedoch zunächst familiäre Dramen und später tiefgehende seelische Konflikte des armen Tim dazu. Die Fähigkeit zur Zeitreise löst in ihm den unbändigen Wunsch, immer alles richtig zu machen aus. Jede Situation perfekt gelöst, jeder Konflikt vermieden, jeder ihm nah stehende Mensch beschützt und in Sicherheit. Doch wie wahrscheinlich sämtliche Zeitreisefilme uns lehren: in der Realität geht das nicht. Jede Entscheidung für, ist auch die Entscheidung gegen etwas. Wir stehen immer an der Weiche, die Gleichung geht nie vollkommen perfekt für alle Beteiligten auf. Das muss Tim nach und nach (durch einige sehr, sehr schmerzhafte Erfahrungen) lernen und Richard Curtis nutzt diese Erkenntnisse um seinen Film fließend in eine bestimmte Richtung zu formen. [...]

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            • 8

              [...] Dabei ist DRUG WAR von Johnnie To ganz klar kein Film, der sich primär über die wenigen handfesten Action-Szenen definiert, viel mehr sind es die leisen Töne zwischen den Schüssen, welche die leicht fiebrige Atmosphäre formen und einen unvergleichlichen Sog auslösen. Es ist eine für mich (in dieser Konsequenz) bis jetzt einzigartige Straightness, die vollkommen in den Bann der Ereignisse zu ziehen vermag. Man hat es in Filmen dieser Art schon zur Genüge gesehen, es existiert gar eine Blaupause: Ermittlerteams ermitteln, Gangster ziehen ihren Hals gerade so aus der Schlinge und entgehen der Polizei. Da wird mit allem was geht als Einsatz verhandelt, übel getrickst und im erstbesten Moment in den Rücken gefallen. Drumherum das übliche Beiwerk: Private Probleme der Cops, ständig Druck, auf den Versagensängste antworten, die inneren Zwists erschweren alles, die Herren stehen sich selbst im Weg . Oft kommen auch noch plötzlich Familien ins Spiel, Ehefrauen die flehen den gefährlichen Job aufzugeben, Kinder die als Druckmittel gekidnappt werden. Die Liste der Tropes ist endlos.

              In DRUG WAR gibt es das alles nicht, denn DRUG WAR braucht das alles nicht – es herrscht genau EIN THEMA vor und dominiert ALLES: Den Krieg der chinesischen Spezialeinheiten gegen die Drogenkartelle. Punkt. [...]

              Den Rest lesen: http://jackers2cents.de/?p=442

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              • 4

                Zähe kleine Geschichte, über eine/n der/die gestrandet ist und Probleme damit hat, wieder auf die Beine zu kommen.

                Familie weg, Lebenssinn weg, aber durch die nette Dame von (n)irgendwo, die jeden Mittwoch zum bumsen vorbeikommt, gestaltet sich das alles für Jay erträglich. Es gibt ihm sogar ein wenig neue Hoffnung, vor allem da sie aus freien Stücken kommt. Die stille Claire sieht das aber anders, denn sie hat selber ganz andere Sorgen. Und der dauerdruffe Kumpel Viktor erst recht.

                Vielleicht kann man in INTIMACY viel Bedeutung reinlesen - über Selbstverwirklichung, Scheitern, (fehlende) Intimität, Verlorenheit, Aufgabe, Ziellosigkeit, Hingabe, etc. Vielleicht kann man sogar etwas über die zunehmend entmenschlichte (un-intime?) Gesellschaft ableiten, wenn man stundenlang zuschaut, wie Claire und jay in seinem Drecksloch namens Wohnung übereinander herfallen? Vielleicht kann man aber auch einfach behaupten, INTIMACY sei ein viel zu lang geratener Film, ohne besonders gelungene Atmosphäre oder andere Herausstellungsmerkmale.
                Zu letzterem tendiere ich.

                Tat nicht weh, aber auch ein gehaltvoller Kern hilft nicht, wenn er so karg und unansprechend verpackt wird.

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                • 8

                  Ganz selten im großen, globalen Film- und Serienkosmos hat man als unbedarfter Zuschauer das Gefühl, in dem was Studios, Drehbuchautoren, Regisseure und Produzenten uns vorsetzen eine authentische Version der Geschichten, die die Realität schreibt zu sehen. Eine Version, die abzeichnet, wie etwas in dieser Welt IST, nicht uns eine von Hollywood, einem Cable-Network, oder sonstwem zweckdienlich verformte Variante auftischt. THE WIRE zeigt in der ersten Staffel genau so eine Welt:

                  Die Narcotics Unit der Baltimore Police ist hinter Avon Barksdale, dem Boss einer halb Baltimore mit Smack versorgenden Gang her. Doch Barksdale kennt das "Game" zu gut um sich leicht schnappen zu lassen. "No talking in the car", "Payphones only", das Stash-House wechselt täglich, das Geld wird auf verschiedensten Wegen gewaschen - nicht mal das Aussehen von Barksdale ist den Cops bekannt. Was folgt ist ein langwieriger Prozess, den jeder nur erdenkliche Stolperstein zusätzlich erschwert. In Kleinst-Schritten kommen die Beamten ihren Zielen näher. Durch stunden-, tage-, wochenlange Observation von Hausdächern, gezielte Telefonüberwachung, hartes Verhandeln, Entschlüsselung von Pager-Codes, präzise Instrumentalisierung von potentiellen Snitches, etc. etc.

                  Die NARCs und die Barksdale-Gang - zwei Kontrahenten, verbunden wie die Seiten einer Medaille - der eine existiert nur aufgrund der Existenz des anderen - die Cops organisieren sich um die Pusher zu verhaften, die Pusher orgeanisieren sich um vor den Cops unsichtbar zu bleiben. Komplementäre Funktionsweise, aber in Aspekten wie Hierarchie, Macht, Kontrolle und Misstrauen von Weitem völlig identisch. Das große Ganze in Baltimore existiert durch eine, sich ständig in Richtung eines der Extreme verschiebende Coexistenz: Narcotics-Department und Heroin-Thugs sind (um zur Münze zurück zu kommen) mit dem Rücken aneinander gestellt, die Jäger unfähig sich umzudrehen, die Gejagten unfähig der Konstellation zu entfliehen. Doch wie erreicht nun Seite A (Drogenfahndung) die Seite B (Drogenring)? Auch Rücken an Rücken kann man den Hals noch drehen. Und was die Augen dann ganz weit außen, im letzten Winkel vernehmen - verschwommen, vage, undefiniert - muss reichen um Rückschlüsse zu ziehen. Ein sehr, sehr mühsamer Weg auf einem zermürbenden Pfad, den sich die Ermittler durch ein Terrain graben, welches eigentlich keinen Durchgang vorsieht.

                  In den ersten dreizehn Episoden dieser Serie wird nichts zu dramaturgischen Zwecken aufpoliert, geschönt, oder für ein erhöhtes Viewing-Pleasure konsumierbar gemacht - die langwierige Polizeiarbeit in den Projects von Baltimore ist das genaue Gegenteil von heldenhaften One-Man-Armys und Puzzlen die sich wie von selbst lösen. Alles hier ist Kleinstarbeit, in der jedes Detail eine verborgene, vielleicht maßgebliche information sein kann. Hier heißt ermitteln nicht wahllos die Ghettos zu stürmen, große Funde zu machen und sich fix mit Siegesruhm und Ehrungen einzudecken - hier bedeutet es, zu warten, zu analysieren, auf den entscheidenden Einfall zu hoffen. Stundenlang in Autos zu sitzen. In Wechselschicht mit dem fernglas öffentliche Telefone zu beobachten. Und weil das nicht reicht: Sich immer wieder mit der eigenen Administrative herumschlagen zu müssen, da schnell klar wird, dass ganz weit da oben verschiedenste Leute recht wenig Interesse daran haben, vollkommenes Licht ins Dunkel der "Low Rises" zu bringen. Denn irgendwie ist THE WIRE auch hier ein angenehm authentisches Abbild der Realität:

                  Es sind nicht nur die Gangster, die aufgrund von Brutalität und Härte hier das Prädikat "böse" verliehen bekommen. Hier hat es jeder Faustdick ausgefressen - Cops, die bei fehlendem Willen zu Plaudern den Verhörten auch mal krankenhausreif prügeln, bei Bedarf auch beliebige Personen in den Projects, Polizeichefs die mit aller Kraft versuchen die Aktionen auszuhebeln, weil ihr Department zuviel Dreck am stecken hat, Politiker die den Daumen auf die Abhöraktion von Detective McNulty und Lieutenant Daniels pressen, weil ihre eigene Weste dadurch droht ihren weißen Glanz zu verlieren. Hier ist jeder Held und Antiheld zugleich, (mit Ausnahmen) jeder sowohl sympathisch, als auch ein dreckiger Bastard. Alles nicht ganz so einfach wie es Filme sonst verkaufen. Und da liegt die Stärke:

                  THE WIRE geht nähert sich dem Thema von der entgegengesetzten Seite - sperrig, authentisch, roh und durch die eigene Detailiertheit vollkommen packend. Wer in der Lage ist Augen und Ohren aufmerksam zu spitzen, wird eingesogen und ist mittendrin.
                  Das ist Crime-TV mal so erfrischend anders, das kann man eigentlich nur mögen.
                  Nein, MUSS man mögen!

                  Season 2 wartet..

                  [http://weltamdraht.blogsport.de/2014/03/20/the-wire-season-1-2002]

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                  • Das sowas geschrieben wird, zeigt dass nach wie vor ein Problem in unserer Gesellschaft besteht. Demnächst: "Top7 der erfolgreichsten Juden"

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                      • Fügt sich nahtlos an den ersten Artikel an und schlägt wahrscheinlich auch wieder nahtlos die Brücke zum nächsten.. Fein!

                        • 4

                          [...] Gelingt es, das Setting als gegeben anzunehmen – ein Mal im Jahr wird für ein Nacht, also 12 Stunden die vollkommene Gesetzlosigkeit ausgerufen und alle Menschen dürfen ihre niederen Instinkte ausleben und meucheln, morden, schlitzen, ballern was das Zeug hält – entsteht sogar zunächst eine ziemlich beklemmende Atmosphäre. Stichwort Empathie: Wie wäre das, sich in seinem Haus einzuschließen und plötzlich gehen draußen in der Ferne dumpf die Schüsse los, mehren sich langsam und erzeugen immer mehr das Gefühl in einem Käfig gefangen zu sein, der den Fahrstuhl in den Tod bedeuten könnte? Wie stark muss diese Beklemmung sein? Das sind interessante, sehr morbide Gedanken, die James DeMonaco zumindest noch partiell in die Amygdala der Betrachter zu transportieren vermag. Doch je mehr THE PURGE seinen Lauf nimmt, umso dünner wird die Summe am Ende der Gleichung, denn es ist die Situation an sich, nicht das Verhalten der Figuren, dass diese Stimmung erschafft. Recht früh scheint zwar durch, dass die Kinder der Familie dem „Purge“ noch wesentlich skeptischer (= moralisch richtiger) als ihre gewöhnten, leicht abgestumpften Eltern gegenüber stehen – eine kurzes Aufflammen der Moralfrage: Kann das alles so richtig sein? Doch dabei bleibt es und im Weiteren weder die Psychologie der „teilnehmenden“ Mörder durchleuchtet, noch die der passiven Beobachter, allesamt stille Befürworter, die zum Preis der Unmenschlichkeit die eigene Sicherheit aufrecht erhalten wollen. [...]

                          Den Rest lesen: http://jackers2cents.de/film-the-purge-die-saeuberung-2013

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                          • 7

                            [...] Schweiger inszeniert sich, bzw. Alvart ihn, oder wer da nun auch immer irgendetwas gedreht hat, als knallharten Hund – die Türken-Mafia im Rücken, das Ziel vor Augen. Reihenweise beißt die Chefetage der Familien-Clans ins Gras, hier wird geschossen, da gestochen, dort mal jemand erhängt – der Kiez-Krieg hat begonnen. Die nervige Familiengeschichte von Kommissar Tschiller fährt glücklicherweise auf ein Mimimum runter (positiver Nebeneffekt: Die menschgewordenene Qual XYZ Schweigerbratze ist so gut wie nie im Bild) und so hat KOPFGELD 90 Minuten Zeit um in ausnahmslos jedem Frame kalkuliert over-the-top zu sein: Vermummte exekutions-Kommandos im Krankenhaus, verfaulte Gangster im Container, ein reverse-Snitch der ein ganz besonderes Schicksal wählt. Außerdem ist Sidekick Fahri Yardim geekig am Handy-Hacken und bringt dazu knackige One-Liner, die überraschend selten die Hand zur Stirn wandern lassen. [...]

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                            • 8

                              [...] Anfangs hat Schöpfer Mike Kelley noch leichte Probleme einen gesunden Fluss zu finden, was auch maßgeblich an der Not liegt, die vielen notwendigen Plot-relevanten Informationen in den Pilot zu stopfen müssen. Too much information. Nach ausgiebiger und gelungener Einführung der meisten Charaktere, bleibt zudem nur noch das denkbar uninspirierteste Mittel übrig, um die geheimnisvollen Ereignisse der Vergangenheit anzuteasern: Verbale Narration aus dem Off. Schlechter Abgang in der B-Note, in Anbetracht dessen welcher Thrill sich noch auftut jedoch nur ein kleiner Kunstfehler, denn nach und nach steigert sich REVENGE zu einer durchweg exzellent inszenierten Serie. Sowohl optisch als auch inhaltlich beweisen die wechselnden Regisseure ein stilsicheres Händchen – es glänzt und glamourt das sich die Balken biegen und kein untergehende-Sonne Shot wird ausgelassen, all dessen ist man sich jedoch bewusst und zelebriert die Übertreibung. [...]

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                              • Gerade ca. die Hälfte davon bestellt :)
                                Vielen Dank für diese Auflistung!!

                                • 4

                                  [...] Vielleicht sprechen mich die Themen überhaupt nicht an (ich grüble wenig über den allumfassenden Sinn, weil ich daran Glaube etwas aus dem „jetzt“ zu machen, kann das Leben problemlos als endlich akzeptieren und bin mit der Antwort „Zufall“ auf die Frage nach dem großen „Warum?“ zufrieden), vielleicht ist es meine leichte Abneigung gegen „Historien“filme (sobald ich diese Kostüme sehe, bin ich schon abgeturnt) – aber faktisch konnte ich nichts aus dem Film ziehen, nicht inhaltlich und nicht inszenatorisch (im Sinne von „viewing-pleasure“). [...]

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                                  • Schöner Auftakt, zu einer interessanten Artikel-Reihe. Comic-Adaptionen sind ja mittlerweile elementarer Bestandteil der wöchentlichen Kinostarts - da kann man gern den Werdegang mal aufzeigen! Lese gespannt weiter!

                                    • 7

                                      [...] Es ist dieser eine Zufall, der alles verändert und Regisseur/Autor Carlos Sorin spielt genau mit diesem Gedanken. BOMBÓN handelt von dem einen, ungeahnten Impuls, der nötig ist, um eine tiefe Leere plötzlich zu füllen, um dem strudelnden Herumtreiben eine neue Richtung zu geben. Ein einziger Moment der weitreichende Folgen hat. Offensiv thematisieren tut der Film das nicht, durch den Subtext werden aber Gedanken in genau diese Richtung angestoßen. Schicksal? Gibt es das? Gehen wir unseren Weg selbstbestimmt? Auch wenn die Antwort unmöglich zu treffen ist (und somit natürlich in jedem selbst liegt) lohnt es doch, immer wieder mal kleine Gedankenexperimente um diese Thematik herum anzusiedeln. Gestern noch arbeitslos in der argentinischen Weite, heute auf Hundewettkämpfen unterwegs, morgen Wachmann – sollte das so sein? [...]

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                                      • Quasi alle technischen Auszeichnungen für GRAVITY. Ein bißchen Sinn und Verstand haben die ja noch :)

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                                        • 1

                                          J'ai riré...

                                          ...PAS!

                                          Wenn Friedberg und Seltzer Franzosen wären, käme so ein grenzenlos infantiler Schrott dabei raus. Macht einen weiten Bogen um dieses Machwerk!

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                                          • 8

                                            [...] Wer Allens Schaffen chronologisch begutachtet wird feststellen, dass STARDUST MEMORIES zu einer Zeit entstanden ist, in der Allen genau diese Wendung selbst durchgemacht hat. Die Menschen mochten wohl seine „early movies, the funny ones“, den frühen Slapstick und auch noch den sprühenden Charme von ANNIE HALL. Mit MANHATTEN und INTERIORS hatte er aber bereits mehrere (leicht bis sehr) ernste Filme vorgelegt und reflektiert nun vielleicht deren Außenwirkung und Rezeption? Möglich. Fakt ist, dass sein Skript hier meisterhaft mit der Diskrepanz zwischen öffentlich wirksamer Fassade und seelischer Aufgewühltheit spielt. Smile for the Camera, auch wenn in dir ein Sturm tobt. [...]

                                            Den Rest lesen: http://jackers2cents.de/film-stardust-memories-1980

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                                            • 7

                                              "- It's your shift now!
                                              - I'm in the middle of a Superset!"

                                              28.02.14 - Testosteron-Friday!

                                              15.00 Uhr - Treffen im Studio, Hardcore Workout, überall ne Scheibe mehr drauf, Pumpen bis zum Kollaps
                                              17.30 Uhr - Zwischenstop in Supermarkt und Videothek
                                              18.00 Uhr - pro Person ein halbes Kilo Chicken plus 500 ml Protein Shake
                                              18.30 Uhr - PAIN & GAIN !!!

                                              Läuft..

                                              Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass Michael Bay in der Lage ist einen so unterhaltsamen, humorvollen und nahezu perfekt inszenierten Streifen runterzufilmen!
                                              Chapeau!
                                              Natürlich bin ich (als regelmäßiger Gast in der Muckibude) der Thematik wahrscheinlich besonders geneigt, aber auch abseits von Kokettieren sämtlicher Klischees des Pumper-Milieus, macht PAIN & GAIN eigentlich alles richtig - Pacing, Skript, Figurenzeichnung, Optik, ich wüsste nicht was sich kritisieren sollte.

                                              Zwei Vollhonks und ein Schaf im Wolfspelz wollen den großen Coup landen - schade nur, dass die allerhellste Leuchte der drei Kasper mit der Planung beauftragt wurde. Wie formulierte schon Murphy's Law so treffend: "Waht can go wrong, WILL go wrong". Die stümperhafte Entführung in diesem Film gibt diesem Satz eine neue Dimension! Der Level an Fail ist geradezu grotesk, das Spiel von Wahlberg und (vor allem) Dwayne Johnson, dessen Körpermaße so gar nicht zu seinem zarten, Jesus-liebenden Wesen passen überzeugt voll und Bay's überraschend humorvolle Einwürfe ("This ist STILL a true true Story") sorgen für Laune.

                                              Absolut herrliches Stück Film!
                                              Wird definitiv nochmal angeschaut (mit vorherigem Training versteht sich: "I need a Pump!")

                                              Ach und nochwas:
                                              22.00 Uhr - PHANTOM COMMANDO!!
                                              Testosteron-Friday /over and out..

                                              [http://weltamdraht.blogsport.de/2014/03/16/pain-gain-2013]

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                                                „Weiber.. Überall wollen sie Gleichberechtigung, aber wenn das Schiff sinkt, heißt es Frauen und Kinder zuerst!“ – Bernd Stromberg

                                                [...] Die typische Episodenstruktur der Serie ist zwar im Groben beibehalten – Bernd ist zunächst wie immer Arschloch, wittert allerdings fiese Konsequenzen, es scheint durch, dass doch irgendwie Gutes in ihm steckt, ein wenig zumindest, er beginnt zurück zu wedeln, zettelt irgendetwas absurdes an, verstrickt sich dabei immer mehr in den Irrungen und Wirrungen des selbstgeschaffenen Chaos und am Ende folgt die große Katastrophe – aber sinnvoll auf Kinofilm-Länge angepasst worden. Um die grobe Handlung herum, sind etliche kleinere Subplots angesiedelt, die auch den Nebenfiguren reichlich notwendigen Raum geben (wir haben sie doch mittlerweile alle ins Herz geschlossen), satirische Seitenhiebe in Richtung der Manager-Eliten austeilen und eine schöne Mischung aus notwendiger Auflockerung, reinem Fan-Service und Referenzen an die Vergangenheit der Serie bilden. [...]

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                                                  "Alfed: Why bats Master Wayne? ...

                                                  Wir schreiben 2005 - Burtons BATMAN ist über 20 Jahre her, Schumacher ist [wann war das noch? Es ist weg, wie ausgeblendet. Vielleicht nie passiert? Muss wohl so sein, vergessen wir das].. Also:
                                                  Wir schreiben 2005 und der letzte ernstzunehmende BATMAN-Film ist 23 Jahre alt - genug Zeit vergangen, um dem Helden aus den DC Comics langsam einen neuen Anstrich zu verpassen. Von Grund auf neu, wie sich zeigte: düsterer, gebrochener, weniger comichaft, realer.
                                                  Ein dunkler Held, der sein Innerstes nach außen projiziert.

                                                  ... Bruce: Cause I was afraid of them. And now it's time to share my dread."

                                                  Auf dem Regiestuhl sitzt Christopher Nolan, zu dem Zeitpunkt durch MEMENTO und INSOMNIA bereits für viele bereits irgendwo zwischen Geheimtipp und heißem Eisen im Hollywood des neuen Jahrtausends gehandelt, als Bruce Wayne / Batman arbeitet Christian Bale zum ersten Mal mit Nolan zusammen, das Skript lieferte ebenfalls Nolan (in Zusammenarbeit mit David S. Goyer). Unter diesen Vorzeichen war bereits im Vorfeld klar, dass BATMAN BEGINS nicht in die Fußstapfen des überdrehten Burton-Ansatzes (und erst recht nicht des bunt-albernen Schumacher-Verbrechens) treten würde - doch die Überraschung war trotzdem enorm, denn mit dem, was man bis 2005 gemeinhin als Comic-Adaption verstand, hatte BATMAN BEGINS leidlich wenig zu tun. Weil es um weit mehr als nur Kostüme und Explosionen geht!

                                                  "Why do we fall? ...

                                                  Bodenloses Fallen.
                                                  In die endlosen Tiefen der Trauer, der Wut und des Hasses.
                                                  Bruce Wayne hat seine Eltern verloren und ist zu einem kalten, bitteren und auf Rache gierenden Mann geworden - als ihm dann sogar diese verwehrt wird, kehrt er Gotham City, dem Wohnsitz seiner nichtmehr vorhandenen Familie den Rücken und lässt sich über die Kontinente treiben, besessen vom Gedanken die schlechten Menschen dieser Welt für seinen Schmerz bluten zu lassen. Er prügelt, läst sich einsperren, ist in der Heimat bereits verschollen und für tot erklärt. Als ihn dann die Figur des Henry Ducard (intensiv gespielt von Liam Neeson) aufsucht, nimmt sein Schicksal eine entscheidende Wendung.

                                                  ... So that we can learn to pick ourselves up."

                                                  Der Fall und das zwingend darauf folgende Aufrappeln, sind wohl die zwei zentralen Themen in Nolans Batman-Ansatz. Lässt man sich vom Hass gefangen nehmen, oder macht man seinen Frieden und kanalisiert die Energie ihn in die richtigen Bahnen, um Kraft draus zu schöpfen? Ist Blutrache der einzige Weg? Wie erreicht man Gerechtigkeit? Was ist überhaupt Gerechtigkeit in den Augen des Gepeinigten? Fragen die Bruce tief in ihm bewegen, bis er im entscheidenden Moment an einer Gabelung steht und einen Weg einschlagen muss.

                                                  "Rachel: You're not talking about justice. You're talking about revenge.
                                                  Bruce: Sometimes they're the same."

                                                  BATMAN BEGINS startet mit Bruce auf seinen Streifzügen durch Asien, eingesperrt in einem tibetischen Knast. Nach seinem Beitritt zur Legion Of Shadows, wird in Rückblenden die Geschichte des jungen Bruce geformt. Die Fledermäuse, die Angst, der Tod der Eltern, die Schuld. Nolan erzählt hier nicht viel mehr als er muss, aber exakt so viel es braucht, um Bruce zu verstehen - wie er ist, wie er sich wandelt und wie er wird. Nach einem frühen Höhepunkt - sowohl inhaltlich wie inszenatorisch - kehrt er nach Gotham zurück und seine bereits eingeleitete Wandlung nimmt ihren Lauf.

                                                  "It's not what I am underneath. It's what I do, that defines me."

                                                  Stark an Nolans Geschichte ist neben der sehr greifbaren, mit wenig CGI auskommenden Inszenierung die Stringenz mit der er Batman entstehen und wachsen lässt. Seine Motivation ist klar, der Weg zu seinen vielen Gadgets ist sinnvoll ausgearbeitet, sein emotionaler Status scheint immer genug durch, um ihn nachvollziehbar handeln zu lassen. Eine Origin-Story wie sie sein muss - hier wird nicht nur die Fähigkeit eines Superhelden begründet, hier wird eine ambivalente Figur mit allen dazugehörigen Stärken und Schwächen erschaffen.

                                                  "Taste of your medicine Doctor?"

                                                  Ungewohnt und angenehm sticht Nolans sparsamer Umgang mit jeglicher Form der Effekte hervor. Die Action ist überwiegend handgemacht, greifbar und oft in Form von Faustkämpfen sehr körperlich und roh, der Umgang mit CGI ist bedacht, wohldosiert und passig - anstatt inflationär mit Optik um sich zu werfen, sind selbst beeindruckende Bilder wie die verstörenden Scarecrow-Trips immer nur kurz, teilweise nur für Sekundenbruchteile im Bild. Das verleiht dem ganzen insgesamt einen sehr kargen und reduzierten Look - böse Zungen könnten es als unspektakulär abtun - der sich durch bewusste Zurückhaltung positiv vom Bombast moderner Blockbuster abhebt.

                                                  "Nice coat!"

                                                  Was an Nolans Inszenierung zudem überrascht, sind neben der bis dato im Superhelden-Genre ungeahnten Ernsthaftigkeit, die dennoch nicht von der Hand zu weisenden Comic-Anleihen. Gesprächaufbau (und Inhalt), Schnitt, Perspektiven und vor allem die Taktung erinnern oftmals sehr an klassische Comic-Panels. Auch durch den immer wieder spärlich eingeflochtenen One-Liner Humor (der nicht immer ins Ziel trifft), fühlt sich BB als Trilogie-Auftakt noch einen Deut leichter als die zwei (im positiven Sinne) bleischweren Nachfolger TDK und TDKR an. Ein Quäntchen, denn für den Großteil dieses sehr gelungenen, spannend-intensiven Filmes ist ein einziges Zitat exemplarisch:

                                                  "Does it come.. in black?"

                                                  It does!

                                                  [http://weltamdraht.blogsport.de/2014/02/27/batman-begins-2005]

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