jacker - Kommentare

Alle Kommentare von jacker

  • 8

    Ein melancholischer, unheilvoller Score setzt ein. Die ersten Bilder, eine karge Eiswüste, so zerfurcht und roh, dass sie fast surreal erscheint, ein Tuch saugt sich voll Blut, ein Mensch verreibt es auf einem Hemd - unscharf, mysteriös. Bereits diese ersten Sekunden in INSOMNIA lassen unmissverständlich durchscheinen, dass sich unheilvolles anbahnt. [...] Pacino und die Art wie er spielt muss man sicher mögen, doch sein leichter Hang zur Übertreibung, die explosiven Ausbrüche, all das trägt hier zu einer absoluten Glanzleistung bei. Den allmählichen Verfall der Sinne bringt er großartig rüber, jeder der schon mal sehr lange wach war wird hier einiges wiedererkennen. Gepaart mit der (für Nolan'sche Verhältnisse) geradezu feinfühligen Stilistik - die kurzen Flashs und Erscheinungen, aufgrund der Übermüdung werden keineswegs inflationär gesetzt und behalten so voll ihre Wirkung - tut sein Spiel sein übriges um die dichte und unklare Atmosphäre zu festigen. Atmosphärisch ist INSOMNIA nämlich allemal und hauptsächlich. Es handelt sich nicht um eine verschachtelte, undurchsichtige Mördersuche, viel mehr ist die Frage nach dem 'wer' recht schnell beantwortet und die Inszenierung kippt in ein intensives Ping-Pong Spiel auf psychologischer Ebene. Zwei Männer die ein gefährliches Geheimnis des anderen kennen, jeder darauf bedacht die Situation zu seinem Vorteil zu wandeln, unbemerkt und heil aus der Sache raus zu kommen. [...]

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      • 1
        • 3

          Eine gewisse Atmosphäre kann man DEVIL INSIDE nicht absprechen, auch dass die wenigen Exorzismus-Szenen ganz gut gelungen sind. Das liegt aber mehr an der Natur der Sache, als der Umsetzung. Menschen die ich so seltsam, verkrampft und unnormal bewegen wirken einfach spooky. Und trotzdem war DEVIL INSIDE nicht spooky, denn dazu fehlt eigentlich alles. Man hätte an so ziemlich jeder Kante noch eine Menge feilen müssen.

          Macht der found-footage Stil den Film realistischer? Nein!
          Gruseliger? Erst recht nicht!
          Weiß ich was ich da groß zu schreiben soll? Schon gar nicht.

          Wohl weder für Genre-Fans noch Menschen wie mich, die nur sporadisch mal Abstecher auf das Gebiet machen ein Highlight. Zu dem Thema gibt es wohl einen Haufen bessere Filme!

          8
          • 8

            Ferris Bueller, ein Schelm wie er im Buche steht - in jeder Situation direkt einen durchgeknallten Plan zur Lösung parat, wortgewandt, smart und schlitzohrig veranlagt und sich dem Wert seines Lebens durchaus bewusst: 'Life moves pretty fast. If you don't stop to look around once in a while, you could miss it!'

            Und damit das nicht passiert macht Ferris blau, was dank seiner aufopferungsvoll liebenden Eltern, die er mit begnadeter Schaupielkunst von seinem schweren Leiden überzeugt, kein Problem ist. Ganz zu seiner Freude, ganz zum Ärger seiner verkopften Schwester, die ihm dafür nicht das erste Mal an die Gurgel gehen möchte.

            Was folgt ist ein rasanter und höchst amüsanter Tag, den Ferris mit seinem dauerkranken, psychisch verschüchterten Kumpel Cameron und seiner, in einer spektakulären Befreiungsaktion der Schulpflicht entrissenen Freundin Sloane verbringt. In bester 80er Jahre Komödien-Manier! Völlig entkoppelt davon wie die Welt wirklich ist, wie das Leben wirklich läuft, zeigt Ferris - der uns Zuschauer auch gern mal direkt anspricht um den ein oder anderen gut gemeinten Rat mit auf den Weg zu geben - uns einen Tag wie er sein könnte. Nämlich frei und jenseits von dem was die Gesellschaft uns auferlegt hat. Wir kriegen hier einen Haufen Möglichkeiten serviert.

            Natürlich ist das fernab jeglichen Realismus angesiedelt, doch das macht nichts - gerade die völlige Übertreibung und der wahnsinnige Spaß den Ferris an seinem blauen Tag hat (als Sänger auf der Parade, bei Spazierfahrten im restaurierten Ferrari, bei Nobel-Essen durch erschummelte Restaurantplätze) helfen das Fundament der Geschichte zu zementieren und uns die Aussage näher zu bringen: Regeln sind zwar wichtig, ohne sie geht es nicht, doch wir müssen aufpassen, dass bei aller Reglementation und Gesellschaftsnorm nicht das Leben an uns vorbei zieht. Einfach mal die Fünf gerade sein lassen, zu dem was WIR wollen stehen und ab und an auch mal über die Stränge schlagen. Sonst bleibt der Spaß irgendwann auf der Strecke und wir verkümmern. Das Schulschwänzen ist hier eher Metapher, die auf andere Lebensbereiche angewandt gesehen werden muss.

            Klingt jetzt ernster als es ist, denn trotz wichtiger Grundaussage ist FERRIS MACHT BLAU mit reichlich Klamauk verziert. Dabei geht es zwar oft recht albern zu, doch auf eine so liebenswerte Art, dass man John Hughes für diesen Angriff auf die Bauchmuskeln nur dankbar sein kann. Spaßiger Classic mit wertvollem Kern!

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            • 8

              [...] Optisch wirkt CONFESSIONS als hätte Debütant Clooney sich noch weit mehr als den einen oder anderen Rat bei Kumpel Soderbergh geholt – die Bildsprache und Kulissengestaltung ist noch nicht wirklich eigen zu nennen (intensive Farben, etc.), gut ist sie jedoch allemal und daher machen diese (zeitlich optimal dosierten) 100 Minuten optisch eine Menge Spaß. Auch an starker Besetzung mangelt es nicht: Sam Rockwell ist gewohnt überdurchschnittlich unterwegs und verkörpert Barris in allen Lebensabschnitten (jung, voller Ideen und Tatendrang, doch später paranoid, gebrochen und abgeranzt) wirklich glaubhaft und intensiv. An seiner Seite Drew Barrymore, die mir mal wieder zeigt, dass sie für gut gelaunte, quietschig-überdrehte Rollen wie gemacht ist. Clooney hält sich als mysteriöser, von klassischem Schnauzbart definierter C.I.A. – Anwerber etwas im Hintergrund, überzeugt aber trotzdem (wie auch Julia Roberts) in seiner Agentenrolle. [...]

              10
              • 5

                Der INDIANA JONES Kult schafft es wohl nicht mich aufzusaugen und mitzureißen. Dem Piloten konnte ich noch problemlos das Prädikat 'sehenswert' verleihen, allerdings ohne in Lobeshymnen und tief ehrfürchtige Huldigungen zu verfallen. Die Fortsetzung INDIANA JONES AND THE TEMPLE OF DOOM war nun kaum noch mein Ding.

                Fakt ist zwar: Ford ist verdammt cool! Und zudem legt der Film einen wirklich guten Start hin. Die Eröffnungsszene und die darauf folgende erste halbe Stunde machen richtig Spaß, geizen nicht mit Humor und sind zackig inszeniert. Das war es dann aber auch. Was man Spielberg lassen muss, ist ein Händchen für schöne, großangelegte Landschaftsaufnahmen und eine ungeheure Detailverliebtheit bei der Kulissenwahl bzw. -gestaltung. Was man ihm leider auch lassen muss, ist die Tatsache dass er eben einer der größten Hollywood-Regisseure war und genau diesen Fakt hier bestätigt, da er recht oberflächliches Kino kreiert, welches genau diesem Stempel - Hollywood - entspricht.

                Mir fehlen einfach ein paar richtige Charaktere, die ein Stück über den obligatorischen coolen Spruch oder guten Gag hinaus gehen. Ford bleibt cool, das muss wohl reichen, seine unfreiwillige Begleitung Willie ist eigentlich für kaum mehr als ein Höchstmaß an Gekreische zuständig (und dementsprechend nervig) und der kleine Shorty darf leider viel zu selten seine Sprüche bringen.
                Und mir fehlt in gleichem Maß eine Story, die mehr ist als eine kurze Einleitung, gefolgt von einer bloßen Aneinanderreihung von wenig überraschenden, viel zu langen und in endloser Schleife aufeinander folgenden Action-Szenen. Diese viele Action ist zwar ohne Frage zwischenzeitlich nett choreografiert, aber einfach extrem vorhersehbar und aufgrund ihrer Dominanz gegen Ende nur noch öde. Keine Linie drin, der es Spaß macht zu folgen.

                Den dritten Teil frische ich auch noch mal auf und hoffe, dass auch das Skript (und nicht nur das Knall-Bumm) wieder die Qualitäten des Piloten erlangt, TEMPLE OF DOOM empfand ich nämlich primär als eins: langweilig. Zu viel Action hat einfach den gegenteiligen Effekt und da man in der gesamten Laufzeit nicht einen Frame lang Zweifel hat, dass der Held am Ende die bösen Buben besiegt und die blonde Frau bekommt, fällt es schwer bei der Sache zu bleiben (und grenzte bei mir sogar in Einschlafen).

                7
                • 10

                  Dieser optisch brillante Animationsfilm im Knetfigurenstil ist - ohne jegliche Einschränkung - einfach wundervoll!

                  Inhaltlich schwankt die Erzählung in verschiedenste Extreme. Auf der einen Seite ist da die niedliche und herzerwärmende Geschichte über Freundschaft und die Erkenntnis wie wertvoll sie ist, auf der anderen Seite auch ein tiefer Blick in zwei verletzte, ausgeschlossene und allein kaum lebensfähige Seelen, die der geringste Stups schon längerfristig aus der Bahn werfen kann.

                  Ersterer Charakter des Films amüsiert köstlich und ist in Verbindung mit der wirklich schönen (für mich in Animationsfilmen bis jetzt schönsten) optischen Umsetzung Balsam für die Seele des Filmfreunds. Zweiteres geht auf emotionaler Ebene so nah, dass mich MARY & MAX weitaus mehr berührt hat als das meiste, was ich in letzter Zeit mit realen Schauspielern sehen durfte. Das Maß an Wahrheit in dieser Tragikkomödie ist imens, denn die Abhandlung der beiden verletzten bzw. kranken Gemüter geht tief. Weit tiefer als es von einem solchen Film zu erwarten gewesen wäre!

                  Was MARY & MAX aber trotzdem Leichtigkeit verleiht und den Film eben nicht zu einem tonnenschweren Klos im Hals werden lässt, ist die knuddelige Unbedarftheit mit der Mary dargestellt ist, die kindliche Ehrlichkeit mit der sie ihrem Brieffreund Max die herrlichsten Fragen um die Ohren wirft ('Zahlt der Fahrer einem Geld wenn das Taxi rückwärts fährt') und auch die Verschrobenen Eigenarten von Max, den man direkt ins Herz schließt und gerade aufgrund seiner Neurosen und Zwänge gern hat. Doch auch ohne Klos: so witzig wie er zeitweise ist, so rührend ist er doppelt.

                  Der absolute Beweis, dass Animation und Comic nicht nur für Kinder ist, sondern aufgrund seiner optischen Möglichkeiten in der Lage ist wirklich schwere Stoffe mit der nötigen Portion Hoffnung und Leichtigkeit zu versehen. Besonders schön ist neben den detailreichen und liebevoll geschaffenen Figuren und Settings die Schwarz-Weiß/Farbfilm-Trennung, mit deren Hilfe zwischen der jungen, trotz Außenseiterdasein noch hoffnungsvollen Welt der kleinen MARY und der trostlosen, von selbst gewählter Isolation bestimmten New Yorker Welt von MAX unterschieden wird.

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                  • 9

                    [...] Und auch der weitere Verlauf – die rastlose Reise der Seele, das Schweben über der Stadt, die Beobachtung der Liebsten, ohne eingreifen und vor allem ohne loslassen zu können – hält diese Klasse aufrecht. Von vielen als viel zu lang, von mir wenn überhaupt als zu kurz angesehen, zeigt Noé uns den Rest des Films in gleitenden Vogelperspektiven (die wir weiterhin in der Egoperspektive erleben), wilden Kamerafahrten und ständigem Eintauchen in das gleißende gelbe Licht die letzten Tage der traurigen Seele in dieser Welt, unfähig den Weg ins Nirvana anzutreten. Diese lange Passage läuft keineswegs nur vor sich hin – sofern man es schaffen konnte in diesen Sog aus Bildern und Klang einzutauchen, fällt auf wie die Verzweiflung immer präsenter wird, die Wahrnehmung des nächtlichen Tokyos immer fremder und die Reise (mit Gipfel in der pulsierenden, bedrückend-psychedelischen Darstellung des Love-Hotels) immer mehr zum (Zitat Alex: “Horror”-)Trip wird. Die Wiedergeburt wird der einzige mögliche Ausweg aus dieser Gefangenschaft. [...]

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                    • 8

                      JOHNNY FLASH habe ich das erste Mal gesehen, als ich schon längst mit dem Helge-Virus infiziert war und seine (damals drei) anderen Filme bereits mehrfach in voller Länge und als Event zelebriert gesehen hatte. Damals schon, hatte JOHNNY FLASH für mich den Charakter eines nicht annähernd so sinnfreien, doch im direkten Vergleich nicht weniger amüsanten Frühwerks. Ich war der Meinung da schon eine ganze Menge Helge (nicht nur körperlich) drin zu sehen. Allein schon die minutenlange Fahrradfahrt spricht eine eigene Sprache.

                      Diese Meinung kann ich über 10 Jahre später und ein wenig reflektierter, nur noch bedingt aufrecht erhalten. JOHNNY FLASH ist schräg, das steht nicht zur Debatte: allein die Idee, den Streifen über 77 Minuten und in Form von etlichen Rollen, fast ausschließlich mit Helge und Andreas Kunze zu besetzen ist genial. Aber dennoch spielt Helge hier mehr seine Rolle(n) in einem Film aus (recht offensichtlich) anderer Feder, als dass sein späterer Hardcore-Dadaismus hier schon zu finden wäre. Helge noch nicht auf 100%.

                      Spaßig ist das trotzdem allemal!
                      Irgendwo zwischen treffend satirischer Schlager-Parodie, absolutem Schwachsinn ('ich hab die Brille kaputt'), visuell höchst experimentell verpackten Szenen (Jazz-Band / Bett-Szene) und fast schon groteskem Wahnsinn (Helge als Dreimann-Band) pendelt sich Werner Nekes' Werk ein. In altbekannt professioneller Maske darf Andreas Kunze (wie so oft) das Geschlecht wechseln und seinem (ihrem) Sohn Jürgen gut gemeinte und hochmotivierende Ratschläge für die berufliche Karriere mit auf den Weg geben. Der will aber nichts davon wissen, denn er wär lieber Schlagersänger geworden. Und das wird er auch. Mit atemberaubend mitreißenden Songs!

                      Ganz so wunderbar wie Helge's spätere Solo-Eskapaden ist das alles noch nicht und die 77 Minuten Laufzeit reichen lang hin, im Endeffekt ist JOHNNY FLASH aber für den Helge-Fan ein Muss und auch für manch anderen dürfte es eine gewisse Freude bereiten hier zuzusehen, wie ein Haufen Menschen mit einem Kopf voll Ideen sich ausprobieren und gänzlich unernst ausloten was man filmisch eigentlich so machen kann!

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                      • 4
                        über 21

                        Es gibt diese Filme, die objektiv gesehen wirklich nicht der Bringer sind. Filme die einer tiefer gehenden Prüfung des Drehbuchs, der schauspielerischen Qualitäten eines Großteils der Besetzung und vor allem des Faktors 'Originalität' der Inszenierung / Dramaturgie kaum standhalten können - und doch irgendetwas haben, was sie sehr unterhaltsam oder sogar interessant macht.

                        So hier.
                        Denn 21 ist unter genannten Aspekten (vom großartigen Kevin Spacey in einer recht flachen Rolle abgesehen) wahrlich recht dünn. Keiner der Jungschauspieler haut mich um, auch der ein oder andere Twist kann die Story nicht auf ein überdurchschnittliches Maß hoch hieven, einzig die Inszenierung ist durch einige visuelle Kniffe und sehr solide Kameraarbeit wirklich gelungen. Doch 21 kann auch abseits dieser Parameter bestehen, weil er für mich schlicht und ergreifen als 'interessant' einzustufen ist!

                        Der Film öffnet - ihm Rahmen seiner hollywoodhaft abgesteckten Grenzen - ein kleines Sichtfenster in eine Welt, die mir völlig fremd und bis dato völlig unbekannt ist: Karten zählen beim Black Jack. Bis jetzt war mir das tatsächlich nur durch den - in 21 ja sogar zitierten - RAIN MAN bekannt, als Laie fragt man sich natürlich ohne weitergehende Recherche direkt: Wie soll das gehen?
                        Und da es ja Leute können - also klar ist, dass es möglich ist - direkt darauf: Was für außergewöhnliche Talente muss man haben um das zu können?

                        Erklärt wird das natürlich nicht (ich schätze das wäre Film füllend) und ich muss zugeben, dass ich ganz schnell ausgestiegen bin (bzw. den Faden verloren habe) als die Bande ihre Technik für den Neuling erläutert. Nichtsdestotrotz ist auch, oder gerade aufgrund des fehlenden Verständnisses für das, was die Gruppe da erfolgreich tut, bei mir eine dauerhafte Faszination entstanden. Addiert man nun die trikreich inszenierte, farbenfrohe Vegas-Bilderflut und als Kontrastprogramm den grauen, oberflächlich viel weniger aufregenden Uni-Alltag des Nachwuchs-Genies, so machen der Werdegang des Protagonisten und sein drohender moralischer Selbst-Verlust in dieser neuen, glitzernden Welt aus Gewinner-sein und Beachtet-werden schon ziemlich Sinn!

                        Am Ende kommt durchaus sehenswerter Film raus. Nichts tiefgehendes, aber irgendwie faszinierend (sofern man sich im klaren bleibt, dass das sicher nicht die Wahrheit ist).

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                        • 6

                          HEAR NO EVIL, SEE NO EVIL, völlig unpassend eingedeutscht in DIE GLÜCKSJÄGER, ist eine dieser Komödien die von einer unsagbar schrägen Grundidee zehren, ihr Potential aber leider nur streckenweise ausschöpfen und im Resultat dann 'ganz nett', doch leider nicht viel mehr sind. Mag sein, dass die Art des Humors einfach ein wenig aus der Zeit gekommen ist - nicht viele dieser 80er Jahre Komödien funktionieren für mich heute noch, sofern ich sie nicht schon aus früher Kindheit liebe.

                          Das Duo Wilder & Pryor passt eigentlich wirklich gut zusammen - die Chemie stimmt und auch die Sprüche bzw. Eistüten, die die Zwei sich um die Ohren hauen, amüsieren schon ganz gut. Herrlich schräg ist es tatsächlich, wie die zwei Eigenbrötler unbedingt auf eigenen Füßen stehen wollen und immer wieder und in den unpassendsten Situation ihr Handicap vertuschen wollen.

                          Aber die Möglichkeiten der Kombination aus einem Blinden und einem Tauben nutzen die Macher selten voll und wenn, dann zu offensichtlich aus. Natürlich sitzt bei der Flucht im Auto der Blinde am Steuer, natürlich steht beim Einbruch der Blinde schmiere um den Tauben zu rufen wenn er jemanden kommen 'sieht', usw. Und genau das Konzept funktioniert leider in vielen Szenen nur bedingt, denn die Resultate sind zumeist recht überdreht, in Ausnahmen sogar fast platt.

                          Tendentiell brauche ich keine mordsmäßig hohe Gag-Dichte - eine leichte Grundatmosphäre, die mich zum Dauergrinsen bringt reicht. Hier herrscht zwischen den mal mehr mal weniger köstlichen Highlights oft ein leicht dröger Leerlauf und es kann sich kein rechter Fluss entwickeln. Schade, denn die Idee klingt auf Anhieb wunderbar skurril!

                          Highlights des Films aber: Spacey's Pornobalken!
                          So waren sie wohl, die 80er.

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                          • Sehr schöner Text.
                            Bei INTO THE WILD weiß ich allerdings nicht, ob ich dir da zustimmen würde.
                            Ich habe ihn zwar nur ein Mal gesehen, fand aber keineswegs, dass der Film einem 'massentauglich Freiheit verspricht und verkauft'. Ich habe ihn als völlig wertungsfrei wahrgenommen. Schöne Bilder hat er, einen bitteren Nachgeschmack aber auch und das wohl austariert - danach muss man sehr wohl reflektieren was man von der ganzen Reise, dem nahezu egoistischen Freiheitsdrang und auch der Militanz, mit der der Protagonists seinen Traum erzielen will hält.

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                            • Juhu, endlich mal jemand der zu den 7 Fragen Romane schreibt!
                              Ich frag mich sonst teilweise trotz sympathischer Antworten, warum die Teilnehmer denn so wenig zu erzählen haben?! Hat vielleicht was damit zu tun ob man lange Texte gern liest oder nicht..

                              Auf jeden Fall sehr bedachte Sicht auf das Medium, mit den OVs früh die richtige Entscheidung getroffen und gute Worte über Nolan und Zimmer sind auch immer gern glesen! I Like!

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                                  David Lynch #7 - 1984: DUNE

                                  "Some thoughts, have a certain sound." [...] Bleibt die Frage, wie viel Lynch eigentlich in DUNE steckt. Wie viele Abgründe, wie viel Psychologie, wie viel Ausarbeitung spontaner Ideen? Ich würde sagen, dass man Lynch hier wohl am Stärksten auf Seite der Audiovisualität und daraus entspringender Atmosphäre fühlt: Meditative Voice-overs (die sicher nicht Jedermanns Sache sind) und nach und nach ein immer tieferes Voranschreiten in die Psyche der Hauptfigur, Kontrolle der Emotion, Spiel mit Angst und dem Loslassen. Das alles IST Lynch und er schuf hier ein atmosphärisch unheimlich dichtes, immer wieder in mystische Traumartigkeit abdriftendes Werk, dem man dramaturgisch den ein oder anderen Purzelbaum verzeihen muss [...] "'I must not fear. Fear is the mind killer."

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                                    über Stalker

                                    Was hier drin steckt ist ist nicht weniger als eine mögliche Variante der vollkommenen Wahrheit über uns alle, das Leben, den Geist des Menschen!

                                    Und genau deswegen hat STALKER mich in meiner aktuellen Lebenssituation einfach maßlos überfordert! Es gibt hier nicht nur eine, sondern unzählige Ebenen in die man gleiten kann, die man erkunden will und die man zu verstehen sucht..

                                    Im Wissen, dass es eigentlich (viel?) zu wenig ist, gibt es erstmal 8 Punkte und sehr bald (mit wesentlich freierem Kopf) noch einen (zwei-, drei-) Durchga(ä)ng(e).

                                    Auch wenn ich kaum glaube, dass es eine Möglichkeit gibt das alles zu verinnerlichen, zu 'verstehen' und zu verarbeiten, verbleibe ich vorerst mit:
                                    'Ich schaute nur, doch ich sah noch nichts'

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                                    • Friedberg & Seltzer Filmen darf man mit gutem Gewissen 0 Punkte geben, auch wenn man jeweils nur einen Bruchteil, oder den Anfang gesehen hat. Denn: kennst du 5 min. kennst du den Film. Der ist vorher so und bleibt so. Lässt sich auch auf die verschiedenen Filme übertragen: kennst du einen, kennst du alle ;)

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                                        Believe it or not: Die Hauptfigur in CURSE OF THE JADE SCORPION ist nicht Autor - weder von Romanen, noch Drehbüchern, noch Gedichten - war nie Autor und möchte auch kein Autor werden.
                                        Believe it or not die Zweite: Die Hauptfigur in CURSE OF THE JADE SCORPION plappert zwar eine Menge Zeug vor sich hin, ist aber weder neurotisch, noch von der Vergänglichkeit des eigenen Lebens besessen, noch bitterböser Zyniker.
                                        Believe it or not die Dritte (und letzte): Die Hauptfigur in CURSE OF THE JADE SCORPION verliebt sich zwar im Laufe des Films, aber das ist nicht die Haupthandlung und verläuft auch weitestgehend ohne Komplikationen.

                                        Madagaskar / Konstantinopel

                                        Jacker befiehlt euch die obigen Zeilen mit einem Augenzwinkern zu verstehen, dann fallt ihr in einen tiefen erholsamen Schlaf und wacht auf als ob nichts gewesen ist!

                                        Mir ist natürlich bewusst, dass Allen's Gesamtwerk so einige Filme umfasst, die weit über oben genannte (autobiografische und selbst-reflektierende) Kernthemen hinaus gehen. Trotzdem empfand ich es hier schon überraschend wie sehr der Film doch bloß eine leichte, auch etwas romantische Krimi-Komödie ist. Weder pechschwarz, noch zynisch. Und das steht dem Woody wohl ab und an auch mal ganz gut - CURSE OF THE JADE SCORPION macht nämlich richtig Spaß, geht locker von der Hand und unterhält blendend.

                                        Bezeichnend ist, dass Allen der für abgefahrene Mono- und Dialoge schon immer ein Händchen hatte, nach 40 Jahren Schreib- und Leinwanderfahrung einfach genau weiß was er sich und seinen Gegenübern in den Mund zu legen hat um zu überzeugen. Genaugenommen serviert er einen konstanten Level an offensichtlichen, versteckten, chiffrierten und durchweg großartigen Gags, dass der Spaß-Faktor gar nicht aufhört zu steigen. Hier ist tatsächlich jeder Satz aus Allen's Mund Gold wert, teils kommen die großartig gewürzten micro-Pointen in so kurzem Abstand, dass das Spaßzentrum der Großhirnrinde kaum noch mitkommt - hier Zitate zu bringen wäre ein Fass ohne Boden und würde in einem herunterbeten des gesamten Skripts enden.

                                        Abseits von Allen in Person ist sein zweiter Streifen aus den Nuller Jahren interessant und charismatisch besetzt: Helen Hunt bietet als eiskalte, selbstsichere Tyrannin einen interessanten Gegenpart, die Chemie der beiden stimmt von Sekunde eins an und Dan Akroyd als Chef der Abteilung und geheimer Lover der Betty Ann überzeugt genauso.

                                        Allein aufgrund des Wortwitzes bereits ein Film zum immer wieder sehen!

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                                          [...] Wie realistisch oder authentisch das hier gezeigte ist – das gnadenlos überfüllte Krankenhaus, die Sanitäter die ihre höheren Ziele bereits resigniert abgelegt haben und gemütlich die Treppen zum Patienten mit Kreislaufstillstand hochspazieren, anstatt wichtige Sekunden zu sparen, etc. – kann ich nicht einschätzen (nur hoffen, dass es bewusst übertrieben dargestellt ist). Für den Kern des Films, der ein tiefer Tauchgang in Frank’s Psyche ist, eine bittere und bewegende Abhandlung seiner Selbstzweifel und Schuldgefühle, tut das aber gar nichts zur Sache. Die Umstände verdeutlichen umso mehr was ihn quält und was ihm das Leben unerträglich macht. [...]

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                                            Transzendenz.
                                            Ein traumartiger Zustand den ich nicht verstehen, nicht greifen und erst recht nicht rational erklären kann.
                                            Ich fühle ihn, fühlte ihn, werde ihn fühlen. Denn Zeit hat keine Bedeutung mehr.
                                            Gesichter ähneln sich, die Welt verändert sich, meine Erlebnisse rezitiere ich pulsierend vor dem inneren Auge.
                                            Krieg, Frieden, Liebe, Schmerz, Gesundheit, Qual.

                                            Viele Frage-, wenige Ausrufezeichen bleiben in meinem Hinterkopf stehen!
                                            Fortsetzung folgt...

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                                            • 9

                                              [...] Es geht um Vampire, doch Thomas Alfredson gewinnt in SO FINSTER DIE NACHT nahezu jedem Aspekt, nahezu jedem Genre-Fragment und nahezu jeder Kameraeinstellung die er einfängt etwas besonderes und frisches ab. Etwas, was sich von Gruften in Transylvanien ebenso emanzipiert, wie von blutiger, triefender B-Film Exploitation. An was denkt man beim Stichwort Vampirfilm? Oder Coming-of-Age Film? Oder Sozialdrama? An vieles, doch all jedes denkbare Bild liegt zunächst weit entfernt von dieser kleinen schwedischen Filmperle, die durch Atmosphäre ebenso punktet, wie durch Empathie einfordernde Figuren.

                                              Der Film reißt mit - das liegt zum einen an der ungewöhnlichen, tieftraurigen Geschichte - die Lorbeeren dafür gehen natürlich, da es sich um ein adaptiertes Drehbuch handelt, an den Autoren der Vorlage John Ajvide Lindqvist - welche gemessen an Genre-Stereotypen und der sonst üblichen, inhaltlichen Herangehensweise mindestens überraschend, wenn nicht gar sensationell Elemente aus verschiedenen Welten verwebt. In den Grundfesten ist dies alles zwar schon oft anderswo erzählt worden, doch die selbstverständlich wirkenden Grenzüberschreitungen auf Vampir-untypisches Terrain holen viel (sonst) unmögliches aus dem Stoff heraus. [...]

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                                              • Hab gerade deinen Verweis unter ANdy's BOOT Kommentar gesehen..
                                                Schöne Liste, da fehlen mir noch ein paar, die werde ich mir mal merken!

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                                                • Yeah!
                                                  Ich dachte gerade 'ich kenne den doch'.
                                                  Ein Klick bestätigte, dass darunter eine Endlosdiskussion zwischen mir, Uli_Kunkel und TheDrPepperPower über die grundsätzliche Lynch-Kunst abging..

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                                                    Hmm..
                                                    Ziemlich unausgegoren was Lynch uns hier als Prequel zur großartigen Serie TWIN PEAKS vorsetzt. Unausgegoren, weil der Film quasi zweigeteilt ist und nach einem halbstündigen, ziemlich guten FBI-Segment das sich mit dem (in der Serie immer nur flüchtig angesprochenen) Mord an Teresa Banks und den Ermittlungen des FBI beschäftigt, dann eine Geschichte erzählt, die zwar ab und an durch intensive Mystery- und Horror-Elemente im Limbus einschlägt, aber inhaltlich und inszenatorisch weder neues, noch sonderlich interessantes bringt.

                                                    Ich präzisiere: Laura's Vorgeschichte wurde in der Serie wirklich bis ins kleinste Detail analysiert, rekonstruiert und nachvollzogen. Ihr Doppelleben, ihre Verweigerung gegenüber Bob, selbst der Ablauf der Mordnacht. Nun zeigt uns Lynch genau das noch mal in Bildern, die zuvor sogar schon mal fragmentarisch in Flashbacks, Träumen und düsteren Ahnungen von Agent Cooper dargestellt wurden und ansonsten bei jedem halbwegs gefesselten Zuschauer von TWIN PEAKS vor dem inneren Auge abgelaufen sein sollten. Ergänzungen zum schon bekannten suche ich zumindest vergebens. Potential hätte beispielsweise die Ambivalenz der Laura Palmer geboten, hier wird aber zu 90% nur auf ihre Dunkle Seite eingegangen und sie snifft, kreischt und heult sich 7 Tage durch die falsche Idylle ihres Heimatortes.

                                                    Es werden keine offenen Fragen beantwortet lautet ein gängiger Kritikpunkt. Für mich blieb in TWIN PEAKS eigentlich gar nichts essentielles offen was einer absoluten, nicht spekulativen Erklärung bedurft hätte! Die Fragen im Nachhinein sind Fragen die durch eine definitive Antwort völlig ihre Mystik und Spiritualität verlieren würden, von daher bin ich froh, dass nichts beantwortet wurde.

                                                    Im Fazit empfinde ich den Film als ziemlich unnötig. Zum Glück schafft Lynch es unnötiges in ziemlich verdrehender Form zu präsentieren - atmosphärisch gehen die Bob-/Black-Lodge Szenen absolut klar, obwohl sie wirken als hätte man einfach noch mal die krassen Szenen der Serie ein wenig dicker und ohne TV-Limitierung raushauen wollen. Ganz großes Manko zudem: Von allen Charakteren des TWIN PEAKS Universums ist die Laura in FIRE WALK WITH ME mit Abstand diejenige die mir am egalsten ist. Und von diesen ganzen Charakteren die mir mehr am Herz lagen vermisse ich mehr als die Hälfte.

                                                    Nee, da sehe ich mir doch lieber die Serie an und belasse es dabei!

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