jacker - Kommentare

Alle Kommentare von jacker

  • 8

    'I have no idea where this will lead us, but I have a definite feeling it will be a place both wonderful and strange.'

    Ich fühle mich nach einmaligen Durchlauf von TWIN PEAKS nicht recht in der Lage dieses bombastische Etwas, diese 25 Stunden Humor, Mystik, Soap-Opera und Thriller irgendwie in Worte zu fassen, irgendwie auf die unzähligen inhaltlichen - versteckten wie offensichtlichen - Feinheiten einzugehen.

    Für mich ist zunächst nur so viel klar: Ich bereue es in keinster Weise mir die Gold-Edition ungesehen gekauft zu haben und es wird das erste von vielen Malen gewesen sein, dass ich mir diese Serie angesehen habe.

    Einzig in etwa vier oder fünf Folgen direkt nach der (vom Sender erzwungenen Zwangs-) Enthüllung von Laura's Mörder hatte ich das Gefühl Lynch und Frost brauchten einen Moment um die Linie wiederzufinden, bzw. eine neue LInie zu kreieren. Gespannt bin ich jedoch auf das nächste Mal und ob es mir wieder negativ (etwas übertrieben formuliert) aufstößt.

    Ansonsten bleibt zu diesem Urgestein und Göttervater der TV-Serien nur zu sagen: Damn good coffee? Damn good TV-Series!

    Jeder Charakter ist für sich genommen absolut einzigartig und ein essentieller Teil der Serie (wie essentiell fällt im Prequel TWIN PEAKS: FIRE WALK WITH ME AUF) ohne den etwas fehlen würde denn wenn TWIN PEAKS' Bewohner eines sind, dann unglaublich facetten- und abwechslungsreich gezeichnet. So auch der Stil der Serie und so auch die Achterbahnfahrt beim Anschauen der Serie.

    Wirklich großartig!

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    • 8

      [...] MARGIN CALL begeht nicht den Fehler, der nach der globalen Finanzkrise, der Bankenkrise, der Euro-Krise nahe liegend gewesen wäre, nämlich mit dem Finger zu zeigen und zu rufen: Da sind sie, die bösen Bänker die mit ihrer Gier alles zu Fall gebracht haben. Stattdessen zeigt Regisseur Chandor uns Menschen. Menschen die mit dem Feuer gespielt haben, das Risiko wohl wissentlich ignoriert und am Ende genau das versuchen, was jeder Mensch versuchen würde wenn er mit dem Rücken zum Abgrund steht: Seinen eigenen Arsch retten. Das ist nicht verwerflich, das ist nicht ungewöhnlich, das ist einfach nur menschlich. [...]

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      • Bester Arnie Oneliner (kürzer und knackiger geht es nicht):

        'WRONG!"

        Super Liste, weil sie verschiedene Bereiche und nicht nur (was am naheliegendsten ist) 80er Action abdeckt!

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        • 6

          Wie schon den Vorgänger definiert Guy Ritchie, der auch für diese Ausgabe von SHERLOCK HOLMES den Regiestuhl besetzen durfte, sein aktuelles Machwerk über extreme Gegensätze. Gegensätze die viele Zuschauer vielleicht abschrecken, ihnen fragwürdig, ja gar unpassend erscheinen - die für meinen Geschmack jedoch dem klassischen Romanstoff eine äußerst interessante Note mitgeben.

          Denn die, in der frühen ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts angesiedelte Geschichte wird bereits auf visueller Seite in einer Machart präsentiert, die per Definition so gar nicht mit dem Begriff 'klassisch' überein geht - hochpolierte, cleane und gestochen scharfe Digitaloptik, visuelle Spielereien wie Bullet-Time, dreidimensionale Kamerafahrten, Animationen, Ultra Slow-Motion - und bietet auch inhaltlich den Versuch eines Ausbruchs aus dem Korsett der Zeit.

          Sherlock, der wirklich fantastisch von Robert Downey Jr. verkörpert wird, ist eigentlich ein ziemlich abgefuckter, sozial völlig inkompetenter und von der Welt abgekapselter Typ.

          'Watson: Holmes, how many times are you going to kill my dog?'

          Zudem gesegnet mit einer übermenschlichen Wahrnehmung, Kombinationsgabe und Vorraussicht - und diese Eigenschaften führen zu höchst interessanten Weltanschauungen, einigen überzeugend in Szene gesetzten Zukunftsvisionen und kollidieren auf eine mehr als amüsante und von Wortwitz getragene Art mit der recht konservativen Weltsicht des Watson, der für Holmes genauso viel Hass wie Verbundenheit empfindet, der ihm gerne an die Gurgel springen würde, ihm aber im entscheidenden Moment doch den Rücken frei hält.

          'Watson: You seem to be-
          Holmes: Excited?
          Watson: Manic. Verging on-
          Holmes: Ecstatic?
          Watson: Psychotic. I should have brought you a sedative.'

          Diese Chemie ist es, die auch Ritchie's zweiten Akt SHERLOCK HOLMES 2: SPIEL IM SCHATTEN trägt. Für mich, der ich weder des klassischen Sherlock Holmes Stoffes kenntlich bin, noch eine große Affinität zu anderen klassischen Kriminalromanen (oder Filmen) pflege, ist das exakt der richtige Fokus: weniger Kriminalgeschichte, mehr Auskostung des Moments, mehr Witz, mehr skurriles Kopfschütteln. Alles ist ein wenig schräg und es fällt nicht schwer Guy Ritchie diese Schrägheit als echt und natürlich abzukaufen. Nichts wirkt gewollt, sondern die seltsamen Figuren und aberwitzigen Dialoge sind wie aus einem Guss gemacht - aberwitzig geschrieben und durch Downey's knochentrockenes Spiel in Gold verwandelt.

          Auch auf weiblicher Seite ist SHERLOCK HOLMES 2 exzellent besetzt: Noomi Rapace überzeugt als messerwerfende Gypsy-Wahrsagerin und Kelly Reilly (die leider viel zu wenig Screentime bekommen hat) hätte als Watson's Frau auch eine Hauptrolle stemmen können.

          Kein klassischer Krimi und wahrscheinlich meilenweit vom originalen Holmes entfernt und doch ein großer, ab und an auch noch von tiefer Spannung durchzogener Spaß, der visuell Geschmackssache ist, mich aber voll überzeugt hat. Allein schon um den Grundstein der Camouflage zu ergründen und Holmes auf einem Pony durch die Alpen reiten zu sehen lohnen sich diese 130 Minuten! Und (sagt was ihr wollt) was auf jeden Fall erwähnt werden muss: Zimer's Score sitzt hier auf den Punkt! Ob spannende, ob heitere, ob sentimentale Momente, die digital-Streicher katalysieren die Stimmung und geben dem Film immer noch eine kleine Nuance mehr!

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          • Großartig, schön und ganz wundervoll !!!
            Damn good Coffee :)

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            • 6
              über Bananas

              [...] Inhaltlich schon, denn BANANAS strotzt nur so vor albern verpackter, aber dennoch bissiger Satire - auf Politik jeglicher Art, sei es die US-Außenpolitik, sei es die rote Revolutionsfront sonstwo auf der Welt - und kann auch sonst mit wahnwitzig verdrehten Dialogen, einer Fülle an Gags und denkwürdigen Zitaten im Sekundentakt für gute Laune sorgen. Sehr gute Laune, die Antrittsrede des neuen Diktators stellt ein absurdes Highlight seltenen Ausmaßes da:

              "From this day on, the official language of San Marcos will be Swedish. Silence! In addition to that, all citizens will be required to change their underwear every half-hour. Underwear will be worn on the outside so we can check. Furthermore, all children under 16 years old are now... 16 years old!" [...]

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              • HALF LIFE hat ja wenigstens inhaltlich potential..
                Bei PORTAL frage ich mich was man da auf filmlänge bringen soll, außer nem kreativen visuellen Overkill?
                Am besten verschmelzen lassen: Ein HALF LIFE film in dem die Portal-Kanone gegen ende auftaucht...

                • 2
                  über Conan

                  [...] CONAN 3D möchte gern todernst daherkommen und uns die animalische Realität von Conan's Welt zeigen, das Leid seiner Geschichte mitfühlen lassen und durch große Schauwerte beeindrucken. An, kommt von dem aber nichts. Alles schon sehr oft irgendwo wesentlich besser gesehen, da hilft auch das überproportional viele Kunst(oder CGI?)-Blut nicht, da helfen auch die zwischenzeitlich eingestreuten weiblichen Rundungen nicht (BLOOD AND SAND-Welle mit geschwommen?) und da helfen erst recht die pausenlosen und doch immer gleichen Kämpfe nicht. Kämpfe mit reichlich Gebrüll aber wenig Effekt. [...]

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                  • 8

                    Ein hochgefeierter Klassiker und das zu recht!

                    Allein schon visuell ist "Der unsichtbare Dritte" (oder doch lieber "North by Northwest"?) ein absolutes Highlight seiner Zeit. Wie Hitchcock und sein Kameramann Robert Burks hier Landschaften, Architektur und Natur einfangen ist großartig - bereits die Motive faszinieren und fesseln und die Art wie, teils in unglaublichen long-shots, die selbst Autos wie Staubkörner erscheinen lassen, die Protagonisten verloren durch diese Perspektiven hetzen erzeugt eine unheimliche Wirkung.

                    Inhaltlich ist hier eigentlich alles optimal balanciert.
                    Der gejagte Thornhill ist in ständiger Bewegung und das genau in der richtigen Geschwindigkeit: Ortswechsel, wie auch Wendungen und Überraschungen in der Handlung sind gut getimet - nichts wirkt gehetzt, nichts verliert sich in Langatmigkeit - und seine Flucht ist zu gleichen Teilen mit Spannung, wie auch leichtem Humor durchsetzt. Teilweise irrwitzige Unterhaltungen reichen sich mit rasanten und nervenaufreibenden Verfolgungsjagden die Klinke, doch der Vorteil: dieses Auf und Ab bleibt völlig unberechenbar. Gerät Thornhill zwar intervallartig in brenzlige Situationen, so ist doch die Art wie er sich aus ihnen hinaus manövriert immer verschieden und vor allem grundsätzlich interessant und überraschend inszeniert.

                    Inhaltlich bietet dieser Film nichts neues, ähnliche Stoffe hatte Hitchcock ja beispielsweise in "Saboteure" bereits selbst durchexerziert, allerdings verstand er es wahrlich Filme über seine Inszenierung, die Wahl der Schauspieler und sein exaktes Timing für ein breites Publikum zu drehen und simple Stoffe interessant zu gestalten!

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                    • 8

                      Ein Familiendrama als Karikatur seiner selbst - in seiner Stilistik so sehr auf eine Überzeichnung der üblichen Muster heruntergebrochen, dass der Standard zur abnormen Farce und das Gängige zur völligen Groteske wird.

                      Nichts hier ist 'normal', 'sinnvoll', oder 'nachvollziehbar' - Schauspiel was keines ist wirkt in seiner plumpen Laienhaftigkeit zunächst lächerlich, dann absurd und in finaler Konsequenz nur noch belustigend. Und Schlingensief weiß das natürlich, vor allem will er das. Die völlige Dekonstruktion des standardisierten Geplänkels wie es alltäglich über die Schirme flimmert. Er sitzt in der Ecke, zeigt mit dem Finger drauf und lacht.

                      Wenn man dieses bunte Treiben zunächst mal als das was es ist analysiert - gewollter Trash, ganz nah an der Grenze zum psychotischen Aufschrei - und es dann ein wenig reflektiert, stellt sich natürlich die Frage nach dem 'warum' und formt sich schnell der Vorwurf des bloßen Stänkerers, welcher lediglich Krawall macht ohne ein besseres Konzept zu liefern. Doch das will Schlingensief mit Unterstützung von Helge Schneider, Udo Kier und einer handvoll üblicher Verdächtiger gar nicht. Der Kritiker darf auch kritisieren ohne ein objektiv besseres Produkt anzubieten - seine Kritik ist bereits gut wenn sie den Schwächen des kritisierten Werkes den Spiegel vorhält, sie heraus filetiert, seziert und sie als Legitimation für sein klares Statement nutzt.

                      Und treffender als in "Mutter's Maske" kann das eigentlich kaum gelingen!

                      Von familiär-idyllischer Fassade, über Brüderzwists, verkitsche Groschenromantik in staubiger Erzählweise, bis zur Bloßstellung elementarer Erzählstrukturen wird hier alles durchexerziert und durch den Wolf gejagt. Mit viel, sehr viel Geschrei, in absurder Kulisse und durch nahezu surreal anmutende Darstellung in die Synapsen gebrannt darf Udo Kier Kinderlieder singen, Helge in seinem jugendlichen Antlitz den Säbel schwingen, Sergej Gleitmann mit medizinischem Fachwissen auftrumpfen und wir alle uns nach diesen eineinhalb Stunden fragen was wir da gerade gesehen haben:

                      Große Kunst oder extremen Müll?

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                      • 8

                        "Carlito's Way" - ein erfrischend anderes Gangster-Epos.
                        Anders, weil es hier nicht um den klassischen Aufstieg des Kleingangsters zum Mafia-Boss, des Straßen-Pushers zum Drogenbaron geht, sondern um das was danach kommt, "Carlito's Way" handelt von einem der das alles schon hinter sich hat.

                        'Carlito man, you're a legend, a hero!'

                        Er war ganz oben, hat seine Strafe bekommen, sie abgesessen und nun will er raus aus diesem Strudel der Kriminalität, der Drogen, der Gewalt. Ein 'normales' Leben, sich auf den Bahamas in eine anständige Firma einkaufen und seine Ruhe haben. Damit stößt er jedoch überwiegend auf Unverständnis.

                        'I'm out, i'm retired!'
                        'Come on Carlito, you're joking?'
                        'Remember this guy from the bahamas? He promised me i could buy myself in. 75 Grand and i'm in.'
                        'So you're going to rent cars?! Hahahaha!'
                        'What you're laughing at?'

                        Wie schwer, wie nah an der Unmöglichkeit diese Flucht aus den alten Mustern ist, zeigt uns De Palma mit einem großartigen Pacino in der Hauptrolle. Der Kampf mit dem Umfeld, der Kampf mit dem täglichen Terror und zuletzt der Kampf mit sich selbst. Schwer ist es für Carlito der Versuchung zu widerstehen, noch schwerer loyal zu bleiben und trotzdem clean und am schwersten den alten Hitzkopf am Ausbruch zu hindern - manchmal fast unmöglich.

                        'Dumb move, man. Dumb move. But it's like them old reflexes comin' back.'

                        Die Bilder die uns De Palma hier vorsetzt sind ähnlich wie in "Scarface" äußerst ambivalent: Auf der einen Seite Verbrecher, Mörder, Drogendealer - die abgefuckte Seite der Realität - auf der anderen Seite bunte Neonlichter, Clubs, Discomusik und ausgelassene Stimmung. Im Vergleich zu "Scarface" (dem sich dieser Film aufgrund von Regisseur, Millieu, Hautdarsteller, Epoche, etc. einfach stellen muss) wirkt dieses Setting sogar noch wesentlich passender, denn in der Figur des Carlito gibt es diese gute Seite - den Carlito der ein normales und nettes Leben will, mit Job, mit Frau und auch mit Kind - in Tony Montana gab es sie nicht.

                        Auf dieser Basis und getragen von visuell und dramaturgisch solider bis mitreißender Umsetzung vergehen die zweieinhalb Stunden überwiegend wie im Fluge. Leider verliert sich De Palma ab und an (speziell in Bezug auf Stichworte wie Romantik / Spannung) etwas zu sehr in opulenter Hollywoodhaftigkeit. Da hätte etwas weniger kitschige Musik, oder ein Gang weniger Dramatik bei der Verfolgungsjagd den gewünschten Zweck noch lange erfüllt. Ein bisschen zu viel, dennoch ist das Kritik auf hohem Niveau - "Carlito's Way" ist stark inszeniert und macht auch so noch Spaß (sicher auch bei mehrmaligem Sehen), auch weil man Carlito im Gegensatz zu Montana wirklich ein wenig mögen kann!

                        Ein nachdenklicher Gangster-Streifen, denn seine Statements zum Ausbruch aus dem Teufelskreis der eigenen Vergangenheit (die man sicher auch auf andere Szenarien anwenden kann) wirken realistisch, bedrückend und nachvollziehbar.

                        Kleiner Nachtrag: Sean Penn, den ich beim Verfassen der Kommentars irgendwie völlig vergessen habe (wie konnte das passieren?) beweißt mir hier endgültig, dass er nicht nur inhaltlich, sondern auch optisch einer der Allergrößten ist! Wirklich beeindruckend, vergleicht man seine Filme hat man wirklich das Gefühl in allen Aspekten einen anderen Menschen vor sich zu haben!

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                        • 10

                          'I've seen things, you people wouldn't believe...'

                          Das ist Science-Fiction, das ist wahre Dystopie, das ist perfekte Zeitlosigkeit.
                          Auch nach 30 Jahren wirkt in Scott's düsterer Zukunftsvision noch alles wie es soll, nichts an der optischen Umsetzung macht den Anschein technisch überholt worden zu sein, nichts an der inhaltlichen Umsetzung hat die gewünschte Wirkung eingebüßt.

                          '...Attack ships on fire off the shoulder of Orion...'

                          Und diese Wirkung ist wirklich herausragend stark.
                          Nichts wird allzu offen, oder gar plump thematisiert und doch formt sich das Bild der Zukunft und vor allem ihrer Gesellschaft umso klarer. Die dunkle, nasse, hektische Version von Los Angeles könnte anonymer, egoistischer und emotional kälter nicht sein - das Individuum versinkt in einem dreckigen Moloch, zur Bedeutungslosigkeit degradiert, zum langsamen krepieren freigegeben, durch hyperdimensionierte Werbung in Neon-Lettern zum Konsum aufgefordert. Das Dasein nur Treibstoff im Motor des Systems. Ein Dasein in Regen und in Dunkelheit, denn die Natur scheint in dieser Zukunftshypothese schon lange keinen Widerstand mehr gegen die ausbeuterischen Kräfte ihrer Bewohner leisten zu können und wer Geld hat - das nötige Geld - weilt schon lange nicht mehr in diesem Hexenkessel sondern in der 'Off-World', auf anderen Planeten wo es besser ist (wo der Kreislauf von vorne los geht?).

                          '...I watched C-beams glitter in the dark near the Tannhauser gate...'

                          Am meisten begeistert mich neben der Atmosphäre der Stadt und dem Detailreichtum der Kulissen der Fakt, dass Scott sich hier einfach Zeit nimmt: Zeit um seine (K. Dick's) Geschichte des einsamen Deckards atmen zu lassen, sich entwickeln zu lassen, Zeit um Figuren nicht nur Platzhalter sondern Charaktere sein zu lassen. Und das sind sie: Harrison Ford spielt groß auf und auch Rutger Hauer und Sean Young verkörpern ihre Replikanten perfekt - die Gratwanderung zwischen programmierter Menschlichkeit und daseinsbedingter Emotionslosigkeit gelingt, wie sie besser nicht gelingen könnte.

                          '...All those moments will be lost in time... like tears in rain...'

                          Doch die ganze Mystik, Undurchsichtigkeit und Tristesse wäre nur halb so gut, hätte Vangelis hier nicht einen absoluten Meilenstein an klanglicher Untermalung abgeliefert. Es gibt Musik, die eine gewisse Stimmung erzeugen soll, es gibt Musik, die nötig ist um einer Szene eine Richtung zu verleihen, aber es gibt - und das ist wahre Kunst - auch Filmmusik, die in optimaler Symbiose Hand in Hand mit der Bildsprache geht. So hier. Bild, Ton (und auch das was im Kopf des Zuschauers passiert) greifen ineinander, beißen sich fest, verwachsen und fusionieren zu einer neuen, stärkeren Einheit - zu etwas Untrennbarem, in dem eins nicht mehr ohne das andere Existieren kann, weil es für sich genommen (nachdem man das Ganze betrachten durfte) keinen Sinn mehr ergeben kann.

                          '...Time to die.'

                          Ein Meilenstein.
                          Ein Meisterwerk!

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                            über Priest

                            "Priest" - ein großer Haufen an verschenktem Potential, der mit den meisten nötigen Komponenten sehr sparsam umgeht, im Gegenzug aber von zwei Dingen viel zu viel vorzuweisen hat: Dunkel- und Helligkeit!

                            Liebe (Horror-)Filmemacher, ich habe es euch schon nach den kläglichen "Alien vs Predator" Filmen immer wieder gesagt, aber ihr wollt einfach nicht hören: Dunkel bedeutet nicht zwangsweise gruselig!
                            Erst recht nicht so dunkel, dass man eigentlich außer kleinen Elementen gar nichts mehr erkennen kann. Das verärgert nur den Zuschauer, denn der sieht ja euren Film um was zu sehen. Soll nur ein kleiner Hinweis für die Zukunft sein.
                            Und übrigens: gnadenlos hell, förmlich blendend und maximal überkontrastiert ist auch nicht so prall. Klar, die Endzeit-Ödland-Wüste (wie ihr sie hier in eurem Genre-Salat so schön eingebaut habt) sieht dann zwar noch trockener, karger und trostloser aus, doch meine Pupille dankt es euch einfach nicht. Die war ja schließlich noch aufgrund der vorherigen Dunkelheit maximal geweitet und jetzt sehe ich Widescreen-förmige, grün/lila/rosa-Schimmernde Blendflecken auf meiner Netzhaut. Den Arzt zahlt ihr.

                            Genug über das visuelle gemeckert - nein halt doch nicht:
                            Die 'Vampire' in "Priest" sehen wirklich fürchterlich aus. Haarlose Ratten? Und davon abgesehen habe ich das Gefühl diesen Typus Monster in dem Design schon etwa 976588 mal gesehen zu haben. Aber kann ja gar nicht sein, so viele Filme kenne ich ja gar nicht.

                            Abseits davon hatte ich anfangs ein ganz gutes Gefühl, speziell während der Stadtszenen. Diese wirkte wie ein ziemlich dystopisch-totalitärer Moloch (in dem halt die Kirche der Big Brother ist) und war, über die offensichtliche CGI hinweg gesehen, tatsächlich recht atmosphärisch dargestellt. Auf den ersten Blick zumindest, wenn man zwei Stunden vorher "Blade Runner" gesehen hat ist es doch noch sehr präsent wie man solch eine dauerdunkle Megacity großartig darstellt..
                            Auf der Seite - totalitäre Kirchenwelt - wäre ein gewisses Potential gelegen, leider wählt Regisseur Stewart den standardisierten und hier (wortwörtlich) sehr farblosen Weg der 08/15 Monsterjagd.

                            Das liefert anfangs (erste Motorradfahrt) auch noch schöne, (fast) beeindruckende Bilder aus der felsigen, kargen Landschaft, im weiteren Verlauf jedoch überwiegend einfallslose Kampfszenen, quasi-Dialoge und Charaktere denen eigentlich alles an Würze fehlt, einen ziemlich spannungslosen Verlauf und offensichtlich als 3D-Effekthascherei angelegte Slow-Motion Sequenzen, die in 2D einfach nur seltsam wirken. Die kleinen Diebstähle an Western, Steampunk und zahlreichen anderen Genres werten den Brei auch nicht maßgeblich auf.

                            Kurz vor der Grenze zur Langeweile und ganz knapp an Zeitverschwendung vorbeigeschlittert.

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                            • 6

                              Ein kultureller Clash der Extraklasse!
                              Moslem Mahmut, der alles andere als nach den Regeln des heiligen Korans lebt und es mit dem Praktizieren seiner Religion auch nicht allzu ernst nimmt steht vor einem Scherbenhaufen:
                              Nicht dass es reichen würde, dass sein Sohn eine Frau heiraten will deren Schwiegervater ein von ihm und seinem Umfeld geächteter fundamentalistischer Prediger ist, nach dem Tod seiner Mutter findet er eine Adoptionsurkunde mit seinem Namen und ein wenig schnelle Recherche ergibt das unbegreifliche - Mahmut ist gebürtiger Jude.

                              Wie geht man, selber mit Vorurteilen groß geworden, die im eigenen Kopf und im Umfeld zutiefst verankert sind, damit um? Zunächst mal geheim halten und daraus entsteht im Folgenden eine Menge Zündstoff!

                              "Alles Koscher" porträtiert bewusst überzogen, teilweise urkomisch, die abstruse Suche Mahmut bzw. Solli's nach seinen Wurzeln, seiner Religion und zuletzt auch nach sich selbst, überzeichnet die gängigen Klischees maßlos - und das ganz bewusst - um im Resultat aufzuzeigen wie falsch und sinnlos sie und sämtliche Vorurteile eigentlich sind. Wenn Solli / Mahmut unter seiner muslimischen Gebetskappe die jüdische Kippa trägt, um je nach Bedarf und Umfeld wechseln zu können, spätestens aber als er zwischen den aufgeschaukelt, gröhlenden Mobs steht - links Moslems, rechts Juden - und je nachdem was er gerade darstellt von der einen oder der anderen Seite ausgebuht wird, ist klar: Ein Mensch ist und bleibt der Mensch der er ist, da ändert auch keine Religion, keine Kopfbedeckung und nicht die Sprache des Gebetes etwas. Und dafür soll und muss man einen Mensch achten, schätzen (oder je nach Person auch verabscheuen): Primär für seinen Charakter, nicht seine Religion!

                              Diese Kernaussage will der Film vermitteln und schafft das, trotz etwas zäher Passagen und einem sehr formel- und hollywoodhaften Schlussplädoyer ziemlich gut und vor allem mörderisch witzig.

                              7
                              • 7

                                Ein ehrlicher Film, in dem viel wahres über Familie, Zusammengehörigkeit und Liebe, aber auch Enttäuschung, hohe Erwartungen und Egoismus steckt.

                                Der Junge Xiao ist enorm begabt auf der Geige und sein Vater (ein einfacher Bauer vom Lande) hofft er könne den großen Durchbruch schaffen. Dafür will er alles in Kauf nehmen, stellt sich selbst völlig zurück und will auf der Suche nach Erfolg bringenden Optionen u.A. auch seinen Sohn bei einem bekannten Star-Professor als Schüler unterbringen. Aber will Xiao das?
                                Er spielt die Geige seiner verstorbenen Mutter, die er nie kennengelernt hat - sein Spiel ist Ausdruck einer Sehnsucht nach einem Leben das er nicht hat leben dürfen, nach Momenten die im verwehrt blieben - Erfolg will er eigentlich nicht. Er will gehört werden, anerkannt und wahrgenommen. Und diese Anerkennung bekommt er nicht von Professoren die in einer anderen Welt leben und bloß seine Karriere einfädeln wollen, sondern von seiner Nachbarin und seinem armen und launenhaften Lahrer Chaing.

                                Schön und auch ein wenig tragisch verläuft dieser (Musik)film, der in seiner Metaphorik - die Wahl des Weges: entweder der sichere Erfolg, oder die schönere und vielleicht interessantere Suche nach dem Selbst, nach der Verwirklichung der eigenen Ideen - sicher auch die aktuellen Zustände in China aufgreift und im übertragenden Sinne eine umfassende Reflektion der Möglichkeiten dortiger Künstler bietet.

                                Als Bonbon obendrauf: Wirklich schöne klassische Musik, die die jungen Virtuosen auf ihren Violinen zaubern.

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                                • 8
                                  über Bin-Jip

                                  Leise, gefühlvoll und vorsichtig umschleicht "Bin-Jip" den Zuschauer und nimmt ihn mit - auf eine Reise in die Stille, auf eine Suche nach dem Yang fürs eigene Ying, auf eine philosophische Abhandlung der Begriffe Traum und Realität und auf eine Erkundung unserer Welt, der Bereiche die uns sonst verborgen bleiben.

                                  Was anfänglich noch wie das Portrait eines Querdenkers wirkt - eines Mannes der beschlossen hat nicht so wie der Rest zu leben, sich nicht den üblichen Zwängen und Normen hinzugeben, nicht mit dem Strom zu schwimmen und auf sichere, aber dadurch auch unspannende Werte zu setzen - entpuppt sich im weiteren Verlauf als eine zunächst herzerwärmende und dann auch sehr traurige Liebesgeschichte.

                                  Tae-suk hat keine Wohnung und keinen Job und doch ist er reich. An Erfahrungen und Eindrücken, denn jede Nacht lebt er in einer anderen Wohnung. Er bricht ein, doch nicht um zu stehlen, oder zu zerstören: er bricht ein um sich eine Nacht lang wie jemand anders zu fühlen - wie der Mensch, der eigentlich diese Wohnung behaust - Einblicke in ein fremdes Leben zu bekommen, auszubrechen aus dem eigenen. Um sich dieser Person, die er nie gesehen hat verbunden zu fühlen und kurzzeitig sie zu werden. Er liegt in den Betten, betrachtet Erinnerungsstücke und wäscht die Wäsche, wie der Bewohner der Wohnung - und dann ist sie da!
                                  DIE eine Person.
                                  Die Verbundenheit die er immer gesucht hat. Das Gegenstück zu ihm, das Ziel der Reise. Zusammen leben sie sein Leben weiter, es wird nur gesagt was gesagt werden muss - nämlich nichts, nicht ein Wort - denn aus der losen Gemeinsamkeit ist sofort auch blindes Verständnis geworden.

                                  Unglaublich wie Kim Ki-Duk das Verhältnis von Sun und Tae entstehen und wachsen lässt, ohne dass gesprochen wird. Über Bilder, Stimmung und kleine Gesten wird mehr vermittelt als jedes Wort es könnte. Und je mehr ihre Liebe, Sehnsucht und Zusammengehörigkeit wächst, umso mehr verschwimmen die Grenzen aus Traum, Realität, Wunsch und Fiktion.
                                  Es fühlt sich an als sei jemand da..
                                  War überhaupt jemals jemand da?
                                  Was ist 'da'?

                                  Äußerst empfehlenswert für Freunde des leisen und langsamen Films!

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                                    Ein Film, der mich in keiner Weise berührt hat, im Gegenzug aber schon beinahe etwas verärgert!

                                    Ich suche jetzt eine Weile, aber mir fällt kaum positives ein was ich über "Badlands" sagen kann. Einzig winzige Momente von grandioser visueller Tragweite keimen hier und da mal auf - hier wäre Malick vielleicht als Fotograf besser beraten gewesen, denn dann hätte man sich diese schönen Motive frei und nach eigenem Ermessen einverleiben können - die Wüstenaufnahmen, die Natur sind stark eingefangen und auch abseits davon weiß die Kamera in manchen Szenen wirklich was sie tut. Allerdings spielt Malick diese visuellen Trümpfe in einem quantitativen Maße aus, welches nicht ansatzweise ausreicht, um die durchgehende Unbeteiligtheit die ich beim sehen dieser 90 Minuten verspürt habe auszugleichen oder gar aufzuwiegen.

                                    90 Minuten. Ich hätte es ja nicht für möglich gehalten so etwas mal zu sagen - denn sonst beschwere ich mich hier ja in regelmäßigen Abständen über zu lange Filme (die oft nur knapp über zwei Stunden laufen) - aber irgendwie war das zu kurz und einiges ist mir hier auf inszenatorischer Seite viel zu kurz gekommen. Hier wäre etwas mehr Laufzeit nötig gewesen. Oder zumindest eine andere Gewichtung in der Darstellung. Ich präzisiere:

                                    Die Kennenlernphase der zwei Hauptfiguren wirkt tatsächlich wie im Zeitraffer, und dadurch verläuft auch die Charaktereichnung der Zwei im Schnelldurchlauf und entsprechend ungenügend. Auch die Off-Kommentare (während derer ich erstmalig nachempfinden konnte was die "Tree of Life"-Hasser als 'das esoterische Off-Geschwafel' empfinden) konnten nicht helfen mir den Prozess des kennen- und liebenlernens der beiden irgendwie näher zu bringen, ihn mich nachFÜHLEN zu lassen, hier floss mir auf jeder Kante des Dreiecks Kit/Holly/Ich zu wenig Substanz (das kann u.A. auch in der anfänglich sehr dürftigen Leistung von Sissy Spacek begründet sein). Mag sein, dass die Figuren bewusst als emotionsarm angelegt sind, aber der Knackpunkt dieser fehlenden Nachfühlbarkeit ist: Ein Maß an Bindung zwischen Kitt und Holly, wie auch ein Maß an Distanz und Abneigung zwischen Holly und ihrem Vater, welches rechtfertigen würde dass sie still und ruhig zuschaut wie Kit ihren Vater erschießt, ohne eine Regung zu zeigen, ohne zu weinen, ohne einen Hass auf Kit zu bekommen, wird hier nicht verbildlicht. Das fehlende Verhältnis zum Dad wird anfänglich in einem (!!) gesprochenen Off-Satz thematisiert - reicht das um nachvollziehbar zu machen, dass eine Tochter sihc dem Mörder ihres Vaters liebend anschließt anstatt ihn zu verdammen und zu hassen? Lange Rede: Im Resultat wirkt dieser Schlüsselpunkt der Handlung für mich einfach nicht nachvollziehbar, grotesk und an den Haaren herbei gezogen. Im Nachhinein habe ich gelesen, dass es die zwei wirklich gab. Das ändert aber nichts, denn egal wie kaltblütig eine Figur in einem Film handelt, oder worauf sie basiert, ihr Charakter und ihre Beweggründe müssen vorher in einem Maße ausformuliert werden, der mich ihre Handlungen als plausibel einstufen lässt (oder es müssen sich im nachhinein Abgründe auftun, die es mich rückwirkend verstehen lassen)!

                                    Das hat mich schon extrem dran gehindert überhaupt in den Film reinzufinden.
                                    Im weiteren Verlauf lies mich (bis auf die Emotion, beide Hauptfiguren abgrundtief zu verabscheuen) dann alles Gesehene sehr kalt. Ungewöhnlich kalt, beachtet man den Umstand, dass Kit durch die Lande zieht und kaltblütig einen Menschen nach dem anderen erschießt - ohne Grund, ohne Rechtfertigung, ohne Sinn. Da wundere ich mich schon, wenn zwischen mir und dem Film eine so tiefe Kluft besteht, dass ich entgegen meinem Naturell so verabscheuungswürdige Taten kaum als solche wahrnehme.
                                    Mag ein Ansatz sein, absolut keine Wertung zu vermitteln - das fände ich bei so brutalen Verbrechen aber sehr fragwürdig, da würde es für mich ein Dokumentarfilm, der um Neutralität bemüht sagt: 'Mach dir selbst dein Bild!' besser treffen!
                                    Auch an denkbarem kritischem Kontext entdecke ich nichts - die Zwei sind halt so. Punkt.

                                    Gegen Ende hat sich meine Begeisterung tatsächlich umgekehrt proportional zur Filmlänge verhalten (bemerkbar durch mehrmaliges Schielen auf die Laufzeitanzeige) und die 90 Minuten fühlten sich wie zäher Gummi an. Kein Wunder, wenn es nicht mehr tangiert was da passiert (und das liegt nicht generell an der Abneigung gegenüber der Protagonisten, "Raging Bull" z.B. funktioniert ganz wunderbar mit einem Protagonisten den ich hasse)..

                                    Fazit: Ich sehe hier (für mich und mein Empfinden!!!) beim besten Willen keine Filmkunst. Oder ist es Kunst den Zuschauer unbeteiligt zu lassen? Wenn ja beherrscht Haneke diese Kunst besser (wie er in "Caché" bewiesen hat. Man kann wohl nicht jedes 'Meisterwerk' mögen!

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                                    • Wenn "Sweet and Lowdown" hier nicht gestanden hätte, wär die Welt verkehrt!

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                                      • Paul Giamatti also.
                                        Dann komm ich an dem Sequel wohl doch nicht vorbei :/

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                                        • Absolut großartige, verstörende und (alp)traumartige Reise dieser Film.
                                          Völlig Baff bin ich!

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                                          • 'Dicke Muckie, fette Knarren, viele Tote '
                                            Mauahahahaha!
                                            Groß!

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                                              Das Bewusstsein löst sich.
                                              Visionen. Der Nebel umschmiegt uns, nimmt uns auf, verschlingt uns. Pulsieren in der Ferne. Oder ganz nah? Angst. Unsicherheit. Ungewissheit.
                                              Hunger, Durst, Isolation, Qual. Befreiung? Der Glaube treibt uns an. Aber wohin?
                                              Das Bewusstsein schwebt, tanzt, verliert sich, entmaterialisiert sich.
                                              Die Reise wird zum Trip, der Trip zur Erkenntnis. Das Land heilig? Oder verdammt! Was ist das Ziel?
                                              Die Sonne geht auf. Erlösung? Berfreiung? Erleuchtung!
                                              Die Stätte der Krieger erreicht. "Walhalla Rising".

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                                              • Das könnte alles genau nach meinem Geschmack sein, denn die vier die ich kenne sind es absolut!
                                                Guter Name auch, 'denken optional erlaubt' beschreibt wohl genau das Problem was viele mit solchen Filmen ahben!!

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                                                    'We're reviving a canceled undercover project from the '80s and revamping it for modern times. The people behind this lack creativity and they've run out of ideas, so what they do now is just recycle shit from the past and hope that nobody will notice.'

                                                    Dieser Satz fällt relativ früh im Film und klärt bereits im Vorfeld so einiges - die eigene Vorgehensweise so offen und ehrlich zu thematisieren stellt die Weichen für den Rest dieser sehr amüsanten 110 Minuten in die richtige Richtung: Hier wird sich selbst nicht allzu ernst genommen, allerdings noch ernst genug - Selbstgeiselung als offensive Strategie und "21 Jump Street" erwacht nach dieser Schelte zu neuem, eigenen Leben.
                                                    Weil es nicht beim Augenzwinkern als Rechtfertigung für eine bloße Abarbeitung von klischeehaften Ideen bleibt. Stattdessen funktioniert der Film als eigenständige 'Action'-Komödie ungemein gut, formt zugängliche und sympathische Charaktere und schafft es, nur in den entscheidenden Momenten Klischees als Parodie ihrer Selbst zu bringen.

                                                    'Doesn't it explode? I really think it would explode!'

                                                    'Spielt mit seinen Klischees' - ein Satz den man in letzter Zeit immer öfter liest und der für Filmemacher auch schnell zur Falle werden kann. Denn nur mit Klischees zu spielen schirmt den Film vor eigenen Ideen, eigenen Impulsen und eigener Herangehensweise ab. Das ist hier anders, denn klassische Rollenverteilungen des Genres werden zunächst humoristisch eingeführt, nur um im weiteren Verlauf dekonstruiert und verdreht zu werden: Der große, starke und übercoole Held wird gezwungenermaßen in eine Welt gesetzt, in der die Konstanten seines Lebens an Bedeutung verloren haben - 7 Jahre nach dem Highschool-Abschluss ist nichts mehr wie es mal war - die beiden Undercover-Cops mitte 20 und die High-School Generation trennen Welten.

                                                    Mustang fahren? Umweltsünde, denn: 'You don't care about the environment? That's fucked up, man!'
                                                    Außenseiter auslachen? Fehlanzeige, denn: 'This School is weird, i mean, it's cool to be tolerant here!'
                                                    Süße chicks anrufen? Nee, denn: 'It's so weird that you CALL me, usually only very old relatives CALL!'
                                                    Warum sind die überhaupt auf der Highschool?
                                                    'You are here simply because you look young. You some Justin Bieber, Miley Cyrus lookin' motherfuckers.'

                                                    Natürlich ist der Humor hier Geschmackssache, aber ich steh drauf - teilweise leicht prollig, teilweise sogar recht dämlich, aber trotzdem irgendwie liebenswürdig und ohne Fremdscham konsumierbar. Mag auch am Cast und zu großen Teilen an Jonah Hill liegen, denn der Typ ist einfach herrlich. Er braucht eigentlich nur da sitzen und ist witzig. Hier tut er natürlich viel mehr als das, das Skript bietet endlos viele großartige Zitate und Sprüche, die er und der dauermuffelnde Legasteniker Tatum mal trocken, mal mit viel Esprit raushauen. Dazu ncoh Ice Cube als cholerischer Ghetto-Captain.. Passt!

                                                    Eigentlich wollte ich "21 Jump Street" sogar glatte acht Punkte geben. Jetzt sind es sieben - dieser eine Punkt Abzug ist bewusst gewählt und liegt in der ultimativ geschmacklosen Szene kurz vor Schluss begründet. Da kam leider die amerikanische 08/15-Wir-Lachen-über-Peniswitze-Komödie durch.
                                                    Schade, denn eigentlich 'ausgezeichnet'.!

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