JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • Wenigstens bekommt dieser sehenswerte Film dadurch etwas Promotion. Zwar auf völlig falschem Weg, aber jetzt haben den sicher mehr Piloten auf dem Schirm. Danke, ihr homophoben Armleuchter. ;)

    3
    • 7 .5
      über Driver

      [...] Bei seinem Großstadt-Noir-Western zieht Walter Hill alle Register seines Könnens. Mit deutlich mehr als einer Pferdestärke geht es durch die Prärie aus Beton. Im Nachtlicht der anonymen Metropole ist kein Platz für gute Menschen, nur für namenloses Gesindel. Ein (positiv) stoischer Ryan O’Neal als nihilistischer Outlaw lässt sich von Gleichgesinnten anheuern, um seine Künste für ein gutes Stück vom Kuchen anzubieten. Mit ihm am Steuer ist die Flucht gemachte Sache. Mit Blechschäden ist zu rechnen, drohende Frontalzusammenstöße als Duell zwischen Männern. Hier verliert nicht wer zu langsam zieht, sondern zuerst ausweicht. [...]

      Fettreduziert, wortkarg, schnörkellos. Walter Hill ist kein Mann für geschwätzige Figuren, streckende Sideplots oder schmückendes Klimbim. Selbst die bei dem Titel zu erwartenden Verfolgungsjagden werden nur relativ dezent, dafür dann enorm wirkungsvoll eingesetzt. Mit purer, roher Kraft präsentiert, echte Autos, echte Crashs. Dazwischen vermischen sich die bereits angesprochenen Regeln des Westerns wie des Film noir, ausgetragen auf modernen, urbanen Terrain. Da darf natürlich auch ein Zug (=Eisenbahn) nicht fehlen. Als definitives Highlight dieses stilistisch erstaunlich abgeklärten wie selbstsicheren Thrillers (für den damaligen Karrierestand des Regisseurs) dient – ganz klassisch – der Showdown. Natürlich mit dem Auto. Zwischen Rasanz und schleichender Belauerung. Sensationell eingefangen. Aber die Pointe am Ende ist der eigentliche Höhepunkt. Wie war das gleich, was war das Schöne an diesem Job? Walter Hill, der macht kein großes, er macht(e) konsequent gutes Kino.

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      • 8

        [...] „Im Schatten des Zweifels“ gilt als Lieblingswerk seines Regisseurs, vielleicht auch da Alfred Hitchcock („Cocktail für eine Leiche“) hier mit sichtlichem Genuss dem Teufel Einzug in die Idylle des amerikanischen Vorstadttraums verschafft. [...]

        Ein wahrlich perfides Spiel, das Hitchcock hier mit seiner Protagonistin treibt. Wie er ihre innere Zerrissenheit, ihr Dilemma zum Hauptbestandteil der Handlung erhebt. Obwohl sie sich der Schuld ihres Onkels bewusst ist, ihn mehr oder weniger damit konfrontiert und erlebt, wie sich seine umschmeichelnde Zuneigung zu ihr in eine zwar nie direkte, dennoch unmissverständliche Bedrohung verwandelt, weiß sie nicht recht damit umzugehen. Die innige Zuneigung weicht Abscheu und Furcht, doch was kann/soll/muss sie nun machen? Ihn ans Messer zu liefern, was ihr mit dem Auftauchen zweier Detektive ein Leichtes wäre, kann sie trotz der schwelenden Gefahr nicht bedingungslos mit sich vereinbaren. Das von ihr anfangs noch als langweilig abgetane, heile Familienbild kann und will sie nicht mit einem Ruck zerstören, ihren Liebsten die Wahrheit über den Dämon in den eigenen Reihen offenbaren, sogar ihn selbst will sie (wenn auch zum Teil unbewusst) noch schützen. Verschwinden soll er, als wäre es nie passiert. Doch für ihn wäre es damit nicht getan. Mitwisser, und wenn es die eigene Nichte ist, kann man nicht dulden. Von beiden Seiten, aus ihrer jeweiligen Sicht, verständlich. Zusteuernd auf die logische Konsequenz.

        Hitchcock lässt sich ausgiebig Zeit für eine sinnvolle, angebrachte Exposition, verliert die narrative Dynamik dabei nie aus den Augen. Das beherrschte der Mann schon immer. Ebenso wie eine perfektionistische Inszenierung. Jeder Kamerawinkel, jeder Schnitt ist exakt durchdacht und arrangiert. Er steigert die Spannung konstant, tatsächlich ohne größere Überraschungen in den Plot einzubauen. Eigentlich ist es eben dieses Spiel mit den offenen Karten, die gewollte Vorhersehbarkeit des Geschehens, die für Anspannung sorgt. Was passieren wird, ist relativ schnell klar. Die Frage ist nur, kann seine Heldin sich retten oder wird sie zum Opfer ihrer Unentschlossenheit, ihrem Versuch, die Sache für alle Beteiligten halbwegs glimpflich zu beenden? [...]

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        • 8
          JackoXL: Moviebreak 09.01.2015, 19:10 Geändert 09.01.2015, 20:34

          [...] Der Clou der Erzählweise liegt in der (besonders damals) unüblichen Perspektive. Anfangs gehört die gesamte Aufmerksamkeit dem Schakal. Der Zuschauer begleitet fast ausschließlich ihn, beobachtet ihn bei der minutiösen Planung seiner Aufgabe, während seine Verfolger zunächst zu Statisten degradiert werden. Es gäbe auch kaum Grund ihnen mehr Raum zu gewähren, schließlich tappen sie lange völlig im Dunkeln. Im Gegensatz zu uns, die einen enormen Wissensvorsprung genießen. Wir kennen nicht nur das Gesicht des Schakals, wir folgen ihm lange Zeit auf Schritt und Tritt. Sehen ihn bei seinen Treffen mit zwielichtigen Gestalten der europäischen Unterwelt, von Waffenschmieden bis zu Passfälschern, bekommen die Grundbausteine seines Plans serviert. Was den Reiz ausmacht: Viel schlauer sind wir trotzdem nicht. Wer sich wirklich hinter dem uns bekannten Gesicht verbirgt erfahren wir trotzdem nicht und vor allem ist uns auch nicht klar, wie sich die einzelnen Bausteine am Ende zusammensetzen werden. [...]

          Vor einer eventuellen Ermüdungserscheinung dieser narrativen Struktur bewahrt das Auftauchen von Chefermittler Lebel (Michael Lonsdale, „Herzflimmern“), mit dem sich das Blatt schrittweise wendet. Je näher der Schakal seinem Ziel kommt, desto dicker wird die Luft, das Risiko erhöht sich. Folgerichtig kommen seine Jäger ihm immer näher, aus dem anfänglichen Fischen in trüben Gewässern ergeben sich konkrete Spuren, die immer heißer werden. Immer wieder kann das Chamäleon nur um Haaresbreite entwischen. Das Netz zieht sich enger und parallel steigt selbstverständlich der Puls. Atmosphärisch bewegt sich „Der Schakal“ spätestens jetzt auf höchstem Niveau. Sogar eine Form von Zwiespalt stellt sich ein: Drückt man gerade etwa dem nie direkt sympathisierten, eindeutig als kaltblütig und unbarmherzig gezeichneten Schurken insgeheim die Daumen? Bewusst so konstruiert durch die fast intime Nähe, die einem zuteilwurde.[...]

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          • 5 .5

            [...] Während Delon und sein Ripley eindeutig als gerissener, eiskalter Mörder und Identitätsdieb angelegt war, stolpert der hier von Matt Damon verkörperte Ripley eher unfreiwillig durch das Geschehen, handelt im Affekt und reagiert nur fast reflexartig mit einer durchtriebenen Hinterlist, die ihn selbst oft erschrecken zu scheint. Natürlich erzeugt auch das eine gewisse Spannung, allerdings lange nicht so packend und intensiv. Nicht nur die Figur des Ripley, auch das Skript mutet nun oft unsicher an, lässt seinen „Helden“ immer mal wieder anders, wechselhaft auftreten. Mal panisch, hektisch und bald bemitleidenswert, dann wieder skrupellos und erstaunlich überlegt. Ambivalenz ist in solchen Filmen zwar eigentlich eine schöne Sache, nur bleibt dieser Ripley für den Zuschauer die ganze Zeit über zu wenig greifbar, in seinem Handeln zu wenig konsequent, eigenartig-unangenehm (im negativen Sinne) fremd. Was will er, was soll er sein? Der vorher bemühte, psychologische Aspekt erfährt keine schlüssige Fortführung. Zumindest nicht in dem Maß, wie es erforderlich wäre. Dazu kommt ein Matt Damon, der diese – zugegeben, nicht einfache – Rolle nicht richtig zu stemmen vermag. Man könnte annehmen, er käme gerade von der eigenen Konfirmation und wurde in die Klamotten seines großen Bruders gesteckt. Zu selten lässt er irgendetwas aufblitzen, was ihn in seiner Rolle außergewöhnlich macht, ihr diese entscheidenden Konturen verleihen kann, zu denen auch das Skript nicht recht in der Lage ist. Das ist nicht dankbar, aber machbar. Zudem wird er auch noch von den Nebendarstellern locker überflügelt. Speziell Jud Law als Dickie Greenleaf und Philip Seymour Hoffman in einer sogar recht kleinen Rolle stehlen Damon alle gemeinsamen Szenen.

            Die sich nun aufstauenden Kritikpunkte sind bedauerlich, denn die Geschichte ist nach wie vor enorm faszinierend wie im Kern großartig, die technische Umsetzung exzellent und – das muss man Minghella lassen – das Ende ist deutlich besser als damals bei Clément. Wie das aussieht und aussah, wird selbstverständlich nicht verraten. Man wird somit noch ganz versöhnlich aus „Der talentierte Mr. Ripley“ entlassen, der sicherlich auch insgesamt kein schlechter Film ist, sich jedoch eindeutig am eigenen Anspruch verhebt und besonders daran scheitert, dass es schon eine „einfachere“, in den wesentlichen Dingen (bis auf das Ende) jedoch deutlich bessere Verfilmung gibt, gegen die er nun mal keine Chance hat. Ihn sogar unnötig macht, ganz hart formuliert.

            11
            • 7

              „Fast zwei Stunden ist da unten Krieg…das ist unser Tag…“.

              Das deutsche Kino und seine Genrefilme, eine schnell erzählte Geschichte. Klammern wir mal Kinderfilme, irgendwas mit Vergangenheitsbewältigung und Männer/Frauen-Lustig-Filme aus, da bleibt praktisch nichts übrig. Auch weil sich niemand so recht dem verschrieben fühlt. Dominik Graf („Die geliebten Schwestern“) ist eine der wenigen Ausnahmen, auch wenn er sein Talent oft nur in Fernsehproduktionen zeigen darf. Dort würde heute mit großer Wahrscheinlichkeit „Die Katze“ enden. Irgendwo versteckt im Einheitsbrei der öffentlich rechtlichen TV-Unterhaltung, sang- und klanglos untergehend.

              [...] Gerade in der Gewissheit (des Zuschauers), dass Probek hier ein doppeltes Spiel spielt, sein genauer Plan und Motivation jedoch zunächst nicht ersichtlich ist, macht den geschickten Reiz des Skripts aus. Ein augenscheinliches Himmelfahrtskommando, in dem die Frau des Bankdirektors (Landgrebe) eine entscheidende Rolle spielt, soll das perfekte Verbrechen werden. Nur langsam werden neue, wichtige Details offengelegt, die zusätzlichen Sprengstoff in die Handlung und besonders in die Beziehungen der Figuren zueinander bringen. Kontinuierlich verdichtet Graf das Geschehen, ohne auf übertriebene Actioneinlagen oder zu haarsträubenden Firlefanz zu setzen, bis sich die aufgestaute Energie zum Ende hin in seiner kompakten Intensität entlädt. Hier zeigt sich, wieviel Potenzial auch in nicht aufgeplusterten, deutschen Thrillern schlummert, die sich nicht krampfhaft an Hollywood anbiedern. „Die Katze“ lebt von seiner zwar nicht spektakulären, dafür bodenständigen und clever konzipierten Geschichte, seinen kräftigen Figuren, den entsprechend agierenden Darstellern und den versierten Fähigkeiten seines Regisseurs, der die begrenzten Schauplätze als pulsierenden Hexenkessel aus Stahl, Glas und Beton inszenieren zu weiß. Aus den wesentlichen, fachgerecht vorgetragenen Elementen wird druckvolles Kino gemacht, vor dem wir uns sonst scheinbar fürchten oder zu großen Respekt haben. Oder zu geringen. [...]

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              • 7
                JackoXL: Moviebreak 03.01.2015, 01:10 Geändert 03.01.2015, 01:26

                Fast mehr Reboot als Sequel ist „Phantom Protokoll“ eine echte Überraschung. Mit neuem Team stellt Tom Cruise sich und sein Ego (etwas) zurück, ist natürlich noch die Rampensau, aber lässt seine Buddys wirklich mitspielen. Brad Bird kann nicht nur Trickfilm, warum durfte der erst jetzt so was machen? Die Story ist Standard, Michael Nyqvist als Antagonist so aufregend wie ein IKEA-Beistelltisch, der Rest macht gut Druck. Erfreulich wenig CGI-Gedöns (ja, den Kreml haben sie nicht gesprengt, aber sonst), viel handgemachte, direkte Action. Eine gute Chemie zwischen den Darstellern, zackiges Tempo und unterhaltsame Gadgets am laufenden Band. Und wie geil ist denn die Sandsturm-Sequenz bitte? „Phantom Protokoll“ ist wunderbar kurzweiliges Actionkino mit der nötigen Portion Tamtam, ohne das übertrieben wird oder die Chose auf den Wecker fällt. Gut so, weiter machen.

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                • 8 .5
                  JackoXL: Moviebreak 31.12.2014, 17:16 Geändert 04.01.2015, 02:12

                  [...] Neben der ohnehin mitreißenden, anrührenden-schmerzhaften Story und seiner formalen Klasse liegt die große Qualität von del Toros Parabel in seiner vielseitig auslegbaren Deutungsweise.

                  Bewusst lässt der Regisseur seinem Film einen gewissen Spielraum, in wie weit man für sich selbst die Ereignisse interpretieren mag. Passieren Orfelia diese Dinge wahrhaftig? Trifft sie die Elfen und den Faun in dem Labyrinth, meistert sie ihre Abenteuer tatsächlich und ist sie wirklich die lange vermisste Prinzessin, die am Ende in ihr wundervolles Königreich zurückkehren kann? Oder erleben wir nur den Einblick in einen geschundenen, kindlichen Geist, der um die furchtbare Situation zu verarbeiten einen psychologischen Schutzmechanismus hervorruft? Der die Kraft der Fantasie nutzt, um dem Schrecken zu entfliehen, die Hoffnung aufrecht zu erhalten, dass alles sich zum Guten wenden wird und am Ende die Erlösung in Form eine besseren, warmen, gerechten Existenz wartet? Beides bleibt im Rahmen des Möglichen. Dementsprechend lässt sich auch das Ende in völlig verschiedene Richtung deuten und auch die Gefühle, die es hervorruft. Zwischen tieftraurig und Balsam für das Herz liegt nur die persönliche Sicht der Dinge. Guillermo del Toro überlässt es dem Zuschauer quasi selbst, mit welchen Emotionen, mit welchem Ende er ihn aus seinem Film entlässt. Und zwar voll und ganz. Das ist so schön, nicht im Geringsten bevormundend und absolut selten, eine wahre Glanzleistung. Wie der gesamte Film.

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                  • 3
                    JackoXL: Moviebreak 29.12.2014, 21:44 Geändert 04.01.2015, 02:15

                    [...] Nicht nur vom Handlungsablauf, auch stilistisch orientieren sich die Herren Hallam und Horvarth deutlich am ersten Teil, mehr als eine müde Kopie ist dabei nicht herausgekommen. Die wenigen Jumpscares verpuffen fast wirkungslos und werden in der Form seit Jahren immer wieder gebracht, eine Grundspannung stellt sich praktisch nie ein. Wo Nicholas McCarthy noch mit seiner Inszenierung über inhaltliche Abnutzungserscheinungen hinwegtrösten konnte, wissen seine Nachfolger damit keinerlei Akzente zu setzen. Somit fallen die üblichen Genreprobleme wie wenig glaubhafte Verhaltensmuster (erstaunlich schnell fügt sich die neue Protagonistin in ihr Schicksal, wo sonst jeder normal Mensch bis zu Letzt noch stark zweifeln würde) oder extreme Vorhersehbarkeit noch deutlicher ins Gewicht. Gerade der letzte Punkt ist extrem ärgerlich, besonders für Kenner des Originals. Schon die „Pointe“ (nennen wir es mal so) von Teil 1 war nicht besonders neu oder spektakulär, Teil 2 wiederholt sie praktisch. Nicht im Detail, der Schuh ist aber der selbe. Das gegen Ende versuchte Verwirrspiel ist so ein alter Hut und nicht im Geringsten überraschend, da zuckt man als erfahrener Genrefreund nicht mal mehr mit den Achseln, wäre zu viel der Mühe. [...]

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                    • 0
                      JackoXL: Moviebreak 29.12.2014, 20:45 Geändert 29.12.2014, 21:45

                      Brenda (Schauspielgöttin Ginger Lynn Allen, Nebenrolle in „Blaze of Glory“ und „The Devil’s Rejects“, sonst „spielt“ sie in Filmen mit Titeln wie „MILF Legends“, „MILF Worship 10: The Legend“ und – festhalten – „I Wanna Cum Into Your Mom 23“!) ist super toll verliebt in ihren Carl. Kein Wunder, sagt der doch so schmeichelhafte Dinge wie „Heute vor 90 Tagen haben wir uns kennengelernt. Es kommt mir vor wie eine Ewigkeit“. Wenn das kein Kompliment ist. Zur Feier des 90tägigen geht es nicht ganz klassisch zum Candle Light Diner, auf einen romantische Wochenendtrip oder zumindest auf ne schnelle Nummer in das nächstbeste Motel, Carl nimmt sein Liebchen mit auf eine satanische Messe seiner geheimen Lieblingssekte, die ihr monotones Teufelsmantra röcheln, nackte Ladys mit geschwurbelten Dolchen kitzeln und ihre Rituale grundsätzlich bei sperrangelweit geöffneter Tür abhalten. Entweder das muss so, oder die haben halt keine. Brenda ist entsetzt, dafür ist sie viel zu farbenfroh gekleidet, aber gerade noch rechtzeitig stürmt das Zwei-Mann-Sondereinsatzkommando durch die nicht vorhandene Tür. Zwar gelingt jedem der Satanisten die Flucht (richtig, ganz einfach durch die Tür, ähm, den Türrahmen), aber Brenda können sie festnehmen. Gute Arbeit. Zu Unrecht inhaftiert muss sie aber nicht lange hinter schwedischen Gardinen hocken. Ihr netter Pflichtverteidiger stellt sich vor, bürgt für sie und nimmt sie direkt bei sich auf, warum auch nicht? Selbstverständlich darf auch Brendas Knastfreundin bei ihm unterkommen, die kurz darauf spontan von einem Wärter entlassen wird (das oft gescholtene US-Justizsystem, eigentlich doch schnell und unkompliziert), wie sie von bösen Visionen geplagt und den Türlosen bedroht. Genug der Handlung, das will bestimmt jeder noch selber sehen, denn schließlich zeigt die MILF-Ginger dauernd ihre Hupen, es gibt ein Zauberamulett, das Autos aus der Spur bringt und Messer aus der Hand plumpsen lässt und nicht zu vergessen den Mega-WTF-Twist im spektakulären Finale, Corman-Scheunen-Style (es wird ein brennendes Gebäude gezeigt, das eindeutig aus dem Archiv kommt und nicht mal ansatzweise so aussieht wie das im Film). Wunderbar gefilmt, vermutlich im Keller des Regisseurs, seiner direkten Nachbarschaft oder überall dort, wo man nicht sofort ohne Genehmigung weggejagt wird, detailliert ausgestattet, hochspannend und grandios gespielt, nur leider bekomme ich von Horrorfilmen immer Angst und verstehe so anspruchsvolles Zeug nicht, deshalb 0 Punkte. Und jetzt mal ernst: Also viel mieser geht es nach menschlichem Ermessen echt nicht…

                      20
                      • 8 .5
                        über Platoon

                        [...] Oliver Stone setzt weder auf eine großartig ausgefeilte Geschichte, irgendeiner Form von Subtilität oder gehobenen, künstlerischen Anspruch, sein Werk bezieht seine Klasse durch seine reine Authentizität. Seine persönliche Teilnahme an diesem Krieg ist unübersehbar. Stone zeigt das, was er selbst erlebt hat, manifestiert nur in den klar definierten Gut-und-Böse-Figuren von Barnes und Elias die perverse Negation jeglicher Normen, Werte, Moral. Wie man es von ihm auch später gewohnt war, nicht durch die Blume, sondern direkt in die vernarbte, traumatisierte Fresse der USA. Ein schier endloser, im Endeffekt total unnötiger Krieg, der tausende von Leben opferte und wahrscheinlich ebenso viele Seelen zusätzlich zerstörte. „Platoon“ schildert unmissverständlich, ungefiltert die Sinnlosigkeit dieses Irrsinns, die Hilflosigkeit der Beteiligten und die Folgen, wenn Menschen nicht mehr trennen können, was gut oder böse, richtig oder falsch noch bedeutet. Atmosphärisch so dicht wie das vernebelte, undurchsichtige Grün des Schlachtfeldes, in einnehmenden Bildern exzellent fotografiert und durch die Bank hervorragend gespielt. [...] Kritisieren könnte man gelegentlich nicht zu leugnenden Pathos, auch bei der sonst tollen Musikuntermalung, nur ernsthaft stören tut das kaum. Schließlich ist dies wohl auch der logischerweise nicht distanzierten Sichtweise des Regisseurs und seinem grundsätzlichen Anliegen wie Stil geschuldet, bloß nicht irgendwas im Unklaren zu lassen. Hier nervt das nicht, es unterstreicht nur die Priorität, das Herzblut von Stone für dieses Projekt.

                        „Platoon“ ist definitiv nicht der beste Vietnamfilm, einen „Apocalype Now“ wird wohl niemals jemand übertreffen. Und auch „Die Verdammten des Krieges“ von Brian De Palma kann er nicht erreichen, da dieser die bestialische Transformation von Mensch zu Monster noch wesentlich direkter, schockierender und emotional ergreifender darstellte. Aber dann sollte dieser Film genannt werden („Full Metal Jacket“ im gleichen Atemzug). Mit „JFK – Tatort Dallas“ der beste Film von Oliver Stone und das hieß mal was. Bevor er mit dem „World Trade Center“ eingestürzt ist…

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                        • 8
                          JackoXL: Moviebreak 29.12.2014, 00:18 Geändert 04.01.2015, 02:20

                          [...] Das letzte Ticken der Dienstuhr, das (Akten)Lebenswerk auf dem Müll, die Marotten des eigentlich geliebten Partners als plötzlich unerträglicher Schleifstein, der einen langsam zermürbt. Als Schmidt sich ein Ziel, einen Ausweg aus dieser hässlich-schönen Hölle wünscht, bekommt er es auf die undankbarste Weise serviert. Alles fällt in sich zusammen, jede Konstante, das Nichts ist allgegenwärtiger und in seiner Endgültigkeit präsenter denn je. Was tut man nun? Man lässt das Schlachtschiff zu Wasser, segelt auf die letzte, sinnergebende Mission…und findet, ganz anders als erwartet, darin die Bestätigung für das eigene Dasein. Klingt das anstrengend? Durchaus. Ist es das? Niemals. Alexander Payne kreiert ein herzliches, melancholisches und ein zu nicht geringem Anteil urkomische Roadmovie, das ganz behutsam zwischen Spaß und Ernst wechselt, spielend leichtfüßig, sich nie in auf einer Spur festfährt. Manchmal hat es den Anschein, doch genau im richtigen Moment wird das Ruder nie ruckartig herumgerissen, um diesen fließenden, scheinbar einfachen Pfad zu treffen, der eigentlich unglaublich schwierig ist.

                          Der alles zusammenhaltende Baustein ist (natürlich) Jack Nicholson, der nicht nur eine grandiose Performance abliefert, sondern gleichzeitig ein altes Image demontiert. Hochbegabt, das wusste und hat man oft gesehen, aber auch eitel. Davon ist hier nichts zu sehen. Mad-Jack geht mit seinem Alter, mit dem natürlichen Erscheinungsbild offensiv um, schert sich einen Dreck um sein Ego und diverse Allüren, investiert alles für die Rolle, stemmt den Film auf seinen runzligen Schultern. [...]

                          Der schönste, wichtigste Moment wird eh am Ende gesetzt. Als die Odyssee schon als unbefriedigender Erfahrungsbericht abgestempelt ist, der müde Warren droht wieder in sein Loch zu fallen, werden ihm die Augen geöffnet. Obwohl klar vorhersehbar, das ist schön. Treffend. Und einfach ehrlich, richtig. Am Ende ist es der ganze Film. [...]

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                          • 6 .5

                            Eine nette Botschaft verpackt in hervorragende Animationen und braven Witz, der nicht viel wagt, aber auch nicht so bieder verkniffen daher kommt wie bei so vielen Kollegen. Knuffige Figuren, clever gesetzte Details, halt der Animationsfilm für Genre-Muffel, die eigentlich nur „Shrek“ mögen (natürlich deutlich darunter). Mal ganz „unpersönlich“ formuliert…

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                            • 5

                              Theoretisch ist hier alles dufte. José Giovanni, der ein Jahr später mit „Endstation Schafott“ ein Meisterwerk inszenierte, verfilmt seinen eigenen Roman, hat dafür mit Bebel sowie der rattenscharfen Granate Claudia Cardinale zwei Hochkaräter an Bord und dann so was. Auf 2 ½ bis 3 Stunden erzählt wäre das wohl kein Thema. Nur bei knapp 100 Minuten wird so heftig gesprungen, komprimiert und zusammengebastelt, dass der Erzählfluss glatt durchfällt. In Buchform ergibt das (hoffentlich) Hand und Fuß, als gestauchter Schnell-Schnell-Film passt hier nix zusammen. Hat sogar eine deplatziert trashige Note, die sicher nicht so beabsichtigt war. Da taucht mal wer auf, ist dann wieder weg, dann kommen schwarze Ghetto-Gauner, durch die kann man auch bald die Nudeln abgießen, im Knast vergehen Jahre in Minuten, es werden Minen geräumt, stopp…was will der Film eigentlich von mir? Ehrlich, es ist total konfus. Könnte locker ein erstklassiges Epos sein, ist de facto eine gehetzte, sich überschlagende Posse mit einem mehrfach gekappten roten Faden, ersichtlicher Bemühung, dafür leider zu verschludertem Potenzial, in allen Belangen. Belmondo spielt eh immer Belmondo, wenn er aber mit der Doppelwumme um sich ballert, sieht das unangemessen albern aus. Cardinale sieht schick aus und mehr irgendwie auch nicht, aber wenn die Geschichte nur grob in einem vernünftigen Rahmen vorgetragen wäre, eventuell wäre das ein toller Film. So wird einem mit dem wirren Rohbau vor der Nase rumgefuchtelt und wie der blöde Esel läuft man hinterher. Dann ist Schluss, und wo ist die Möhre?

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                              • 4 .5

                                Nicht Popcorn, nicht Arthouse, irgendwo in der unentschlossenen Mitte sucht sich Christopher Nolan seine Nische und strandet damit in den unendlichen Weiten der Belanglosigkeit. Technisch natürlich wie aus einem Guss, aalglatt und porentief rein, tanzt sein selbsternannt wichtiges Epos dank triefendem Pathos und „Sendung mit der Maus“-Charakter („Wie geht eigentlich Weltraum…) teilweise sogar am Rande der Lächerlichkeit, wo er doch eigentlich große Emotionen kreieren will. Schon bei seinem persönlichen Tiefpunkt „The Dark Knight Rises“ wollte der bis dato immer sehenswerte Filmemacher (ihn kann man immerhin noch als einen solchen bezeichnen) zu viel und verhob sich gewaltig. „Interstellar“ ist davon noch eine Steigerung. Dazu orgelt sich Hans Zimmer den Wolf, als wäre heute Gottesdienst. Der Storyansatz (und wirklich NUR der) klingt fein, in drei Stunden gibt es den ein oder anderen gelungenen Moment, dafür werden andere mit viel Tamtam künstlich zum großen Event aufgeblasen. Wie der Film insgesamt. Der Rest ist weder Fisch noch Fleisch. „Gravity“ hatte kaum Geschichte und machte daraus viel, „Interstellar“ ist das genaue Gegenteil.

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                                • 3 .5

                                  In Transsylvanien ist ohnehin nicht die gute Laune zuhause, jetzt ist in der Region aber die Stimmung richtig im Keller: Die Türken stehen vor der Tür und wollen den heimischen Nachwuchs rekrutieren. Um den Sohnemann zu schützen, erwirbt The Artist Formely Known As Vlad der Pfähler dämonische Kräfte mit dreitägigem Umtauschrecht...wenn er denn nicht nascht. So wird der gutmütige Herrscher mit der verkniffenen Stirnrunzelmiene (Luke Evans schaut durchgehend drein, als würde er gerade angestrengt sein großes Geschäft verrichten) zum wütenden Fledermausdompteur, der mit den Osmanen Blindekuh spielt. Die Idee? Joa, warum eigentlich nicht. Die Umsetzung? Genau deshalb dann lieber doch nicht. Lieblos wirkender, rein auf seine Effekte schielender Reißbrettfilm, der selbst in der Beziehung nicht wirklich toll aussieht. So humorlos und verbissen wie sein Hauptdarsteller, was manche Szenen noch deplatzierter wirken lässt. Wenn sich Fürst Sauertopf als Ein-Mann-Armee durch tausend Morgenländer bohrt, erinnert das eher an Asterix & Obelix als an irgendwas mit dem Namen Dracula. Da der Plot so kurz und knapp wie irgend möglich gehalten wurde, ist das Ding zumindest befreit von jeglichen Längen und schnell wieder vorbei. Als Horrorfilm (aber das war von vornherein klar) völlig unbrauchbar, als Fantasykrawall auch nur ganz mau. Glück für „Dracula Untold“ und Luke Evans: Neben Dario Argentos Totalausfall und der hinreißenden Jahrhundertperformance von seinem Kretschula kann man gar nicht richtig scheiße aussehen.

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                                  • Arnie hätte wenigstens mit den Terroristen in deren Muttersprache kommunizieren können. "Schieß dem Fenster" hätte aber auch von ihm kommen können. Allerdings wäre er wohl im Lüftungsschacht stecken geblieben.

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                                    • "Her"! Der stärkste Konkurrent "Enemy" hat es (natürlich) nicht in die Liste geschafft.

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                                      • Wenig davon gesehen, daher für "Sabotage" gestimmt, wäre aber ein verdienter "Sieger". Was hat eigentlich ein guter Film wie "In Fear" hier zu suchen? Klar, beruht auf den Durchschnittswertungen, trotzdem unverständlich.

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                                        • 6 .5
                                          JackoXL: Moviebreak 19.12.2014, 23:36 Geändert 19.12.2014, 23:58

                                          [...] Auf dem Papier nur ein B-Movie, nutzt Sirk das neuentwickelte Cinemascope-Verfahren um seinen Film einen leicht epischen Anstrich zu geben. In strahlendem Technicolor und tatsächlich vor irischen Originalschauplätzen gedreht (für damalige US-Produktionen völlig unüblich), fängt der Regisseur eindrucksvolle Aufnahmen der traumhaften Landschaft ein, die ihn Zeit seines Lebens faszinierte. Kein Wunder, strahlen die satten, grünen Wiesen, die antiken Bauten und das malerische Ambiente einen unkopierbaren Zauber aus, den Sirk vortrefflich durch die neue Technik zu transportieren weiß. Obwohl es keine gigantischen Massenszenen, spektakuläre Kämpfe, eine extrem aufwändige Ausstattung oder andere Merkmale für hochbudgetierte Genrefilme zu sehen gibt, wird allein durch das Auge, Händchen und Talent des Regisseurs eine Form von Größe vorgegaukelt. [...]

                                          [...] (Rock) Hudson wird von seinem Spezi wirkungsvoll in Szene gesetzt. Ungestüm, aufbrausend, gleichzeitig durch und durch ehrenhaft. Kernig, attraktiv, bereit für seine Ideale und die gute Sache alles zu geben. Der typische Held des klassischen Hollywoodkinos, den Männer respektieren und die Frauen zu Füßen liegen. Dementsprechend wird hier recht wenig Wert auf Ambivalenz (zumindest bei den Hauptfiguren) gelegt und manche Verhaltensweisen bzw. Selbstverständlichkeiten wirken aus heutiger Sicht zweifellos antiquiert. Manchmal haben Frauen ein kleines bisschen Haue gern. Da muss der schmucke Rock halt dem vorlauten Frauenzimmer erst ordentlich-erzieherisch den Popo versohlen, damit sie ihre ziegig-widerspenstige Art ablegt, sich (natürlich) Hals über Kopf in ihn verliebt und zum getreuen, schmachtenden Weibchen mutiert. Generell, Frauen sollte man nichts Wichtiges anvertrauen, die sind so unbedacht und naiv, Captain Thunderbolt mahnt nicht umsonst. Im zeitlichen Kontext ist das keinesfalls böse gemeint, erscheint nur recht drollig. Ebenso ein Faustkampf unter Männern, der dank fröhlicher Musikuntermalung wie ein heiteres Tänzchen anmutet. In den Punkten ist „Wenn die Ketten brechen“ unbestreitbar leicht angestaubt. [...]

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                                              Das (bisherige) Finale der Raketenwurmsaga. Ein Prequel, na klar, allerdings gar keine so dumme Idee. Der Drops war nach dem fatalen dritten Teil eh gelutscht, als im Wilden Westen angelegte Vorgeschichte ist da durchaus noch was rauszuholen. S.S. Wilson übernimmt nach dem starken zweiten Teil wieder die Regie und es ist zu erkennen, dass er sich mehr Mühe gibt als sein Autorenkollege Brent Maddock, der bei Teil 3 Regie führen durfte und ihn zur billigen, CGI-geschwängerten Lachnummer verkommen ließ. Vielleicht auch abgeschreckt dadurch geht Wilson das Projekt viel zu ernst an, der Witz der Vorgänger (der nur beim letzten Auftritt zu blöd war) wird stark vermisst. Ein gewisser Charme in Form durch Anspielungen auf die vorherigen Teile ist klar vorhanden (allein, dass einem Gummer erst das Schießen beigebracht werden muss, beste Idee des Films), generell gefällt die Kreuzung aus Western und Creature-Film. Lange nicht so schäbig hingerotzt wie der direkte Vorgänger, nur wirklich nötig oder gar gut ist auch „Tremors 4 – Wie alles begann“ nicht. Bemüht, das könnte man noch gelten lassen. Richtig schön und dem Retro-Setting angepasst: Die Monster sind wieder handgemacht. Schon deshalb eine Steigerung. Es gibt viel schlimmere Sequels bzw. Prequels, hier wurde sich noch halbwegs angestrengt. Das kann man von wenigen DTV-Nachlegern in der dritten Generation behaupten. Gemessen an dem Standard ist selbst ein „Tremors 4 – Wie alles begann“ recht solide. Braucht kein Mensch, aber hey, wer braucht schon so einige aktuelle Kinofilme? In Anbetracht dessen bald lieber so was.

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                                                „Herzflimmern“ von Nouvelle Vague Regisseur Louis Malle („Fahrstuhl zum Schafott“) sorgte seinerzeit für einiges Aufsehen und wurde durchaus kontrovers aufgenommen. Neben großen Lob durch die Kritik und Bestätigung in Form von Nominierungen für die Goldene Palme wie für den Oscar (für das beste Originaldrehbuch) erfuhr der Film heftigen Gegenwind und wurde in einigen Länder gar eine Zeit lang indiziert. Sein Tabubruch in Bezug auf eine sehr intime Beziehung zwischen einem minderjährigen Sohn und seiner Mutter, der final sogar in einem inzestuösen Akt gipfelt, ist fraglos eine gewagte Angelegenheit und auch heute kein beliebiges Thema, das sich mal eben so beiläufig erzählen lässt. [...]

                                                Dieser Junge ist Laurent, der in seiner Familie einen schweren Stand hat. Ein außergewöhnlich intelligenter, auf intellektueller Ebene unglaublich reifer Knabe, der um Anerkennung kämpft. Sein erzkonservativer, ultra-autoritärer Vater bringt ihm weder Zuneigung noch Respekt entgegen. Seine älteren Brüder bemühen sich zwar um sein „Mannwerden“, nehmen ihn grundsätzlich jedoch auch nicht ernst und sehen in ihm eher eine Art lebendiges Spielzeug, mit dem man seinen Spaß haben kann. Nur seine Mutter ist ihm eine echte Bezugsperson. Clara ist das komplette Gegenteil zu ihrem Gatten. Eine junggebliebene, attraktive Frau, fast kindlich verspielt, sehr herzlich und liebevoll. Während Laurent von jedem in seinem Umfeld als Erwachsener wahrgenommen werden will und sich dementsprechend ihnen gegenüber versucht zu profilieren, verfällt er in ihrer Gegenwart in gänzlich konträre Verhaltensmuster. Ein kleinkindliches Bedürfnis nach Nähe, Geborgenheit, innigem Körperkontakt, Bestätigung in Form uneingeschränkter Mutterliebe. Nicht bereit, diese mit irgendwem zu teilen, Eifersucht und Verlustängste sind die Folge, wenn er „Konkurrenz“ zu fürchten hat. Schon jetzt liegt in den gemeinsamen Szenen von Mutter und Sohn eine unausgesprochene, sexuelle Spannung in der Luft, mit ödipalen Tendenzen. Bis zum letzten, grenzüberschreitenden Schritt scheint es nicht mehr fern und dann wieder doch.

                                                [...] Dieser Prozess - unter Berücksichtigung aller sozialen, strukturellen, psychologischen und persönlichen Komponenten – ist so lebensnah und nachvollziehbar, dass das Unvorstellbare sich fast wie selbstverständlich als logische Konsequenz ergibt. Diese Leichtigkeit, die den gesamten Film prägt, scheint in diesem Punkt unmöglich. Und doch gelingt es Malle.

                                                Ganz einfach macht er es dem Publikum damit natürlich nicht. Das Ende umgeht jede eigene Wertung, rechtfertigt und verteufelt nicht. Gerade bei dieser sensiblen, schwierigen Thematik ist das mutig, gleichzeitig aber vielleicht auch etwas zu wenig. Ein leicht befremdliches Gefühl macht sich breit, wenn der Film beendet ist. Befremdlich, weil alles zu gut und richtig scheint. [...]

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                                                    über Oscar

                                                    [...] Manche Gags sind dezent affig, alles komplett überzeichnet, diese Ausrutscher fuchtelt de Funès spielend in den Hintergrund. Im Gegensatz zu so manchen seiner Vehikel basiert „Oscar“ sogar auf einem smarten Skript, dass nicht nur für einige bissige, pointierte Dialoge sorgt (sogar in der deutschen Synchro, speziell bei französischen Filmen nicht so einfach), sondern durch seine hohe Schlagzahl an immer neuen, strapazierenden 180-Grad-Drehungen für mächtig Bambule sorgt. Zwischendurch mal kurz auf die Toilette gehen ist ohne Pausetaste fatal, ein bis zwei neue Baustellen in dieser furiosen Wundertüte werden mindestens verpasst. Gerade das zeichnet diesen Film - neben seinem Hauptdarsteller - aus. Ein Feuerwerk, natürlich auch mit unspektakulären Knallfröschen, gleichzeitig mit Gag-Raketen, die noch glühen wenn schon die nächste Lunte brennt. Der gesamte Wahnsinn wird in einem Zitat wunderbar auf den Punkt gebracht: „Oscar, der hat den Schmuck des Dienstbolzen mitgehen lassen und jetzt forscht er am Südpol, denn er erwartet ein Kind in einem Koffer…Und mit der Mitgift gehen Sie in die Sauna!“ Alles klar? [...]

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