JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 6 .5
    JackoXL: Moviebreak 10.02.2015, 11:55 Geändert 14.02.2015, 01:34

    [...] Ohne lange auf der Stelle zu treten kommt der Film schnell auf die Christie-typische Ausgangslage zurück: Ein eingeschränkter Ort (diesmal weder Zug, noch Schiff, sondern eine Insel), eine Persona non grata (in dem Fall ein geldgeiles Luder, Diana Rigg, „Theater der Grauens“) und praktisch nur Leute, die ihr zu gerne den Hals umdrehen würden. Oh Wunder, genau das geschieht auch, aber es will ja wieder keiner gewesen sein. Da muss Hercule sein gottgegebenes Talent zum Schnüffeln, Bohren und Spekulieren wieder in die Waagschale werfen und am Ende standesgemäß alle Beteiligten in großer Runde zusammenkommen lassen, um vor versammelter Mannschaft stolz den Täter zu enthüllen. Würde nie jemand so machen, außer bei Agatha Christie oder Edgar Wallace, da ist das halt mal erlaubt. Daraus beziehen die Dinger auch ihren Charme und „Das Böse unter der Sonne“ hat davon durchaus einiges. Natürlich auch die Ecken und Kanten, an denen man sich prima reiben und stören kann. Dieser Film kann den groben Holzschnitt seiner Vorlage nicht ganz so elegant kaschieren wie „Tod auf dem Nil“ und wirkt deutlich pulpiger, ist in diesem Rahmen allerdings schon schnieke gemacht und weiß seine charakteristischen Mängel, seine Holzhammerfiguren mit einem stimmigen Erzählrhythmus und tollen Bildern gekonnt zu übertünchen. [...]Die Kulisse ist schon die halbe Miete, die gut aufgelegten Darsteller ¼, der Rest ergibt sich aus der Mischung von Quatsch, Rätselfreude und solider Inszenierung. Bei der Auflösung mag man, gerade aufgrund der Sicherheit von Dr. Alleswiss Poirot, verwundert den Kopf schütteln, Unterhaltungsqualitäten bietet der Film zur Genüge, um als entspannt-kniffliger Sonntagskrimi positiv hängen zu bleiben. Mehr sollte nicht erwartet werden, dann ist alles im grünen Bereich. [...]

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    • 4 .5

      [...] Grundsätzlich ist auch diese Adaption recht solide gemacht, betrachtet man nur die reinen Fakten. Regisseur Guy Hamilton (auch in der Collection noch mit „Das Böse unter der Sonne“ vertreten) versteht es eindeutig schöne Bilder zu kreieren, fängt die für die Handlung nicht unerhebliche Idylle eines kleinen, englischen Städtchens Anfang der 50er Jahre sehr treffsicher ein. Vielleicht eine Spur zu schläfrig, denn so richtig aus der Hüfte kommt auch der Film schlussendlich nicht. Wirkt alles so wie beim gemächlichen (koffeinfreien) Kaffeekränzchen bei Tante Hilde. [...] Trotz der spielfreudigen Stars entwickelt sich kein vernünftiger Spannungsbogen, der über eine (mäßige) Doppelfolge „Mord ist ihr Hobby“ hinausgeht, dazu angereichert mit schwülstig-theatralischen Momenten, die einen eher an eine 80er-Jahre-Soap-Opera erinnern. Aufgelockert durch den bereits erwähnten Grad an Selbstironie und einige handwerklich ordentliche Kniffe, das zieht den Film allerdings kaum über das Niveau eines schläfrigen Hausfrauenkrimis für das Nachmittagsprogramm. Wirkt alles sehr bieder, sehr brav, ohne echte Klasse, obwohl die prominenten Namen noch so einen dezenten Rest davon versprühen. Warum die jetzt nicht mehr auf der ganz großen Leinwand aktiv waren, wird dann aber auch recht schnell deutlich. Bei aller Liebe zu den Verfilmungen von Agatha Christie, das ist sicher nicht ihre beste Geschichte und keiner der Beteiligten weiß sie dazu entscheidend aufzuwerten. Die finale Pointe mag überraschend sein, was ihre Plausibilität nicht gerade untermauert, eher im Gegenteil. Doof überrascht in der Regel immer. Für Fans der Darsteller – auch auf ihre alten Tage – und Christie-Fanboys sicher noch machbar, der Rest könnte wegnicken, die Gefahr besteht durchaus. [...]

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      • 7
        JackoXL: Moviebreak 10.02.2015, 11:47 Geändert 10.02.2015, 23:01

        [...] Da geben sich exzentrische Egomanen die Klinke in die Hand, jeder auf seine Art ein Killer in Lauerstellung, wer hat ein wasserdichtes Alibi? Dem zu folgen macht Spaß, gerade wenn nicht mit gewissen Dingen übertrieben wird. „Tod auf dem Nil“ verzichtet nicht auf den formelhaften Figuren, die an ein Krimi-Diner oder eine Runde CLUEDO erinnern, überspitzt sie dabei aber nicht zu krass. Eine leichte Ironie und selbstverständlich Klischees zeichnen sie aus, lassen sie dabei nicht zu Karikaturen verkommen. Humor ist erlaubt, dennoch dezent, angebracht. Um am Ende (eventuell) zu überraschen, muss nicht eine völlig haarsträubende Pointe präsentiert werden, in dem hier konstruierten Universum ist das durchaus noch im Rahmen des „realistischen“.

        „Tod auf dem Nil“ versteht es einfach, die etwas edleren Groschenromane seiner Autorin würdevoll und elegant auf Zelluloid zu bannen. Mit den verschrobenen Eigenarten, den simplen Strukturen, die gleichzeitig ihren Charme und Reiz ausmachen. Dazu auf die Cleverness besonnen, die diese Geschichten trotzdem inne haben. Der fantastische Cast ist da fast schon nebensächlich. Man fühlt sich direkt eingeladen, mit zu rätseln und Theorien zu spinnen, wird dabei nicht zu sehr in die Schickeria-Trash-Ecke gedrängt, denn dafür ist der Film schlicht viel zu gut gemacht. [...]

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        • 6 .5

          [...] „Ich kann den Unterschied zwischen Gut und Böse nicht erkennen. Und weißt du auch warum…? Weil es keinen Unterschied gibt!“

          Genauso ist es, denn im letzten Akt – nachdem Juan die liebe Verwandtschaft zu Kaffee und Bienenstich einlädt - verschwimmen plötzlich die Grenzen zwischen Gut und Böse vollends, werden zu einem exploitativen Brei, bei dem es teilweise extrem grob, zynisch und nihilistisch zur Sache geht. Das für den Zuschauer bis dahin augenscheinlich klar definierte Modell von „dem Guten“ und „den Bösen“ wird kräftig durcheinander geschüttelt, das Opfer-Täter-Karussell dreht sich schwindelig in alle Richtungen. Durch die einseitige Perspektive schien man sich seiner Sache sicher, nun beginnt man zu zweifeln. War der junge Mann etwa nie Opfer einer Intrige, war die schon vorher ambivalente Figur doch schon immer eine tickende Zeitbombe, zurecht weggesperrt? Ganz eindeutig wird das hier nicht beantwortet, spielt letztlich auch keine Rolle. „Weil es keinen Unterschied gibt.“ So sieht’s aus. An Boshaftigkeit und konsequenter Unmenschlichkeit überbieten sich jetzt beide Parteien, Recht oder Unrecht hat jetzt schon längt niemand mehr. „Ein Toter lacht als letzter – A Bell From Hell“ legt im Schlussspurt ein äußerst hässliches, fieses Gesicht an den Tag und diese Fratze steht ihm ausgezeichnet. Die finale Pointe wirkt allerdings ziemlich merkwürdig, da sie offensichtlich von vornherein so geplant war, obwohl das eigentlich unmöglich ist. Schmälert den positiven Gesamteindruck schon etwas, wie auch das leicht verschleppte Tempo in der ersten Stunden. [...]

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          • 7 .5

            [...] Robert Altman treibt ein ironisches Spiel mit diesem Kosmos und dem Zuschauer, indem er diese Mechanismen bloßstellt, sie überspitzt und sich in ihrer verlogenen Oberflächlichkeit über sie lustig macht, aber sich gleichzeitig ironisch-„brav“ an diese Regeln hält. „Keine Stars, nur Talent…kein Hollywoodende…das ist Realität!“ Genau. Altman propagiert in Form zweier Figuren das Eine und liefert mit seinem Film gleichzeitig exakt das Andere. Die filmische Antithese, völlig bewusst und mit einer großen Portion Sarkasmus serviert. Neben den bekannten Darstellern, die hier tatsächlich eine fiktive Figur spielen, lässt der Regisseur eine wahre Cameo-Armee aufmarschieren. Man kommt bei Mitzählen gar nicht mehr hinterher und kann auch mal schnell 10-20 Stars verpassen, die beiläufig durchs Bild huschen.

            Doch das ist nur der eine Aspekt seines Zerrspiegels, mit dem der Regisseur sich genüsslich über die gängige Doppelmoral dieser missgünstigen, narzisstischen Glitzerwelt lustig macht. Er lässt seinen arroganten Protagonisten zum Mörder werden, entwickelt einen Plot, der an den Film noir angelehnt ist um ihn am Ende mit einem Augenzwinkern aus den Angeln zu heben. Was für den unreflektierten Teil des Publikums wie eine Frechheit erscheinen mag, ist nichts anderes als die brillante Pointe eines großen Witzes. Genau das wollen wir doch alle sehen, schon vergessen? Denn „The Player“ ist natürlich auch nur ein Film. Eine große Hollywood-Seifenblase, die sich nun mal den Regeln des Spiels unterzuordnen hat. Das ist derartig clever und spitzbübisch, das kann man doch nur feiern oder sich darüber echauffieren. Und wer Letzteres tut sollte mal darüber nachdenken, was einem der Film die ganze Zeit vor Augen geführt hat. [...]

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            • 6 .5

              [...] „Der Tod weint rote Tränen“ versteht sich zwar als Hommage an den gern schmuddeligen Genrefilm, im gleichen Maß jedoch eindeutig als „echte“ Kunst. Hier ist wirklich jedes Frame bis ins kleinste Detail durchgestylt. Während sich Argento und Co meist nur auf das Wesentliche in ihren Filmen konzentrierten und das entsprechend umsetzten, gibt es hier keine ästhetischen Verschnaufpausen. Der Zuschauer wird pausenlos mit optischen und akustischen Reizen bombardiert, zum Teil atemberaubend, (alb)traumhaft schön. Das Apartmenthaus gleicht einem Labyrinth, aus dem es kein Entkommen gibt. Hinter den Türen, zwischen den Wänden verbergen sich Geheimnisse, Obsessionen, Lügen und natürlich der Tod. Was das Regieduo hier für einen expressionistischen, psychedelischen Strudel auf die Netzhaut loslässt, ist aller Ehren wert. [...] Sicher, wegen einer ausgeklügelten Geschichte hat man auch die Vorbilder nicht unbedingt geschaut, die war immer nur Mittel zum Zweck. Da könnte man es fast konsequent nennen, dass man hier darauf praktisch komplett verzichtet. Das Ganze wird dadurch allerdings auf die Dauer etwas anstrengend, mit zunehmender Zeit ziellos. Brocken eines Plots existieren natürlich, speziell zu Beginn kann dadurch auch Spannung kreiert werden, doch mehr und mehr wird deutlich, dass alle Ansätze scheinbar gewollt ins Nichts verlaufen. Interpretieren lässt sich natürlich alles, nur selbst das scheint nicht mal das Anliegen von Cattet & Forzani zu sein. Sie wollen einfach nur eine Bühne schaffen für ihr berauschendes Kaleidoskop quer durch den Genre-Garten. [...]

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              • 4

                [...] Nee, mal ernsthaft, ist das öde. Was soll das denn sein? Ist ja nicht so ein dahergelaufenes TV-Filmchen, da sind echt fähige Menschen involviert. Der leider Im letzten Jahr verstorbene Mike Nichols („Die Reifeprüfung“) hat schon richtig gute Filme gemacht, Martin Scorsese’s einstiger Stammkameramann Michael Ballhaus an der Linse (darf immerhin zu Beginn einen schönen Shot von New York einfangen, aber man denke nur mal an seine Wahnsinnssequenzen in „GoodFellas – Drei Jahrzehnte in der Mafia“, muss dem langweilig gewesen sein), dazu ein sehr prominenter Cast. Klingt vielversprechend, gerade zu der Zeit. Ein Jahr vorher hielt Oliver Stone mit „Wall Street“ der 80er-Jahre-Yuppie-Generation den Spiegel vor, zeigte die hässliche Fratze des Highspeed-Kapitalismus, schüttete einen fetten Kübel Zynismus, Gift und Galle aus, ohne die Realität zu sehr zu verzerren. „Die Waffen der Frauen“ ist die Feel-Good-Cinderella-Version davon, ohne Biss und Eier. Die wohlmöglich als satirisch angelegte Idee ist weichgespült und zartgepudert, von der ersten Sekunde vorhersehbar und siecht in bald narkotischer Langeweile vor sich hin. Weder Drama, noch Komödie, noch Satire, welches Genre wird hier eigentlich bedient? Wenn das die Waffen der Frauen sind, Männer, keine Bange. Der einzig sichtbare Angriff kommt von Drei Wetter Taft. Bad-Hair-Day-Alarm, von Joan Cusack („Grosse Pointe Blank“) zusätzlich mit mutigem Make-Up auf die Spitze des schlechten Geschmacks getrieben. Die ist wenigstens nicht so oft im Bild, wäre auch kaum auszuhalten. [...] Nicht nur deutlich schlecht gealtert, eher sogar damals schon nicht gut gemacht. „Die Waffen der Frauen“ vertraut auf seine Star-Power und das Prinzip der seichten Baukasten-Unterhaltung, anstatt sein Potenzial ergiebig zu nutzen. Erstaunlich, dass der Film auch heute noch einen so guten Ruf genießt. Nostalgie ist ein unschlagbares Argument, aber sonst?

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                • 5
                  JackoXL: Moviebreak 02.02.2015, 13:10 Geändert 02.02.2015, 22:05

                  [...] „Mea Culpa – Im Auge des Verbrechens“ macht in seinem Rahmen wenig falsch und genauso wenig richtig gut. Das ist sein Problem. Die besonders in den letzten Jahren x-fach variierte, plumpe Ausgangslage ist nicht mehr als ein grobes Gerüst, lockt niemanden mehr hinter dem Ofen vor, außer da zünden Details auf ihre Weise. Hier ist das nicht der Fall. Er bietet gleichzeitig kaum Angriffsfläche. Ganz nüchtern betrachtet. Wenn hier was passiert, ist das völlig okay und total stabil. Aber das kennt man doch alles, da fehlt dieses Wiedererkennungsmerkmal. Um es deutlich zu machen: In wenigen Wochen oder Monaten wird dieser Film als Beilage einer Fernsehzeitung enden. Ganz sicher. Das muss nicht immer schlecht sein und in dem Fall wäre es ein guter Deal. Kaufst dir das Teil mit, siehst es zur späten Stunde ohne Erwartung an, wirst halbwegs unterhalten, fertig. Hängen bleibt da gar nichts. So wird auch die Scheibe irgendwann vergessen, verschenkt, verloren oder aus Platzgründen weggeworfen. Klingt nach herber Kritik, man muss das alles in Relation sehen. Würde hierzulande so was veröffentlicht werden, die Freude wäre deutlich höher. Die Franzosen haben ihre Latte höher hängen und können das klar besser. Auch Fred Cavayé. Kann man mal machen, dann ist auch gut. [...]

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                  • Überfällig wäre die Zusammenarbeit der Scorsese-Lieblinge nicht, denn sie haben bereits (zweifach) miteinander gedreht. ;)

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                      Der zweite Spielfilm vom kindsköpfigen Tausendsassa Robert Rodriguez („Machete“) nach seinem Ultra-Low-Budget-Debüt „El Mariachi“ dürfte sein unbekanntestes Werk sein. Kein Wunder, denn seine erste US-Arbeit entstand im Rahmen einer TV-Reihe, die als Hommage an die Rebellen-Filme der 50er Jahre gedacht war. [...] Rodriguez bekam halt die Chance, sich in den USA seine Sporen zu verdienen, mal mit etwas mehr als 7.000 Dollar und unter professionellen Bedingungen zu arbeiten. Kann man ihm kaum verübeln, schließlich stand mit „Desperado“ sein erstes Millionenprojekt vor der Tür und so konnte er sich schon mal ausprobieren. Außerdem wollte er „Roadracers“ nutzen, um die Studiobossen von Columbia Pictures von Salma Hayek („Savages“) zu überzeugen, was nachweislich funktioniert hat. Unter dem Gesichtspunkt der Fingerübung und Karrierestarthilfe (neben Hayek auch für David Arquette, „Scream“, und John Hawkes, „Identität“) somit als Erfolg zu verbuchen, losgelöst davon war und ist der Film absolut belanglos. [...] In nur 13 Drehtagen wurde die Sache durchgekurbelt, großartige Postproduktion nicht möglich, da muss man vorrausschauend drehen, um sich Arbeit am Schneidetisch zu ersparen. Das konnte Rodriguez schon immer und rudimentär lassen sich hier schon Dinge erkennen, die seine späteren Arbeiten so immens cool machten. Mehr als diese technischen Fähigkeiten gibt es dann kaum positiv vorzuheben. Ohne markante Höhepunkte schleppt sich die gedrosselte Milchzahn-Nummer mit teils zu überzeichneten Figuren und witzlosen Humoreinlagen blutleer dahin. „Roadracers“ wirkt so schnell geschrieben wie gedreht und vermag seiner Geschichte nie den entscheidenden Kick zu versetzen, um wirklich Interesse an der dutzendfach gesehenen Variation des Themas aufzubauen. [...] Von „Roadracers“ sollte ohnehin nicht zu viel erwartet werden, mehr als nur einen schnellen Job und Tutorial für das eigene Handwerk hatte der Rodriguez wohl nie vor. Dementsprechend banal ist das Resultat. Eine hübsch anzusehende Salma Hayek, engagierte Jungdarsteller, ein zugegeben sehr passend ausgesuchter Soundtrack und das grobe Handwerk des Regisseurs können halbwegs überzeugen, in den wesentlichsten Dingen erleidet der Film leider Motoschaden: Er ist eigentlich total uninteressant und letztlich scheißegal.

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                      • 8

                        [...] Schnell legt Melville scheinbar seine Karten offen auf den Tisch, lässt die Masken augenscheinlich fallen, nur um den Zuschauer im Anschluss mit unvorhergesehenen Handlungen seiner Figuren noch mehr zu irritieren. Speziell im Fall von Belmondo, der sich von der anfänglichen Nebenfigur zum glasklaren Protagonisten dieser bedacht konstruierten und enorm cleveren Geschichte entwickelt. In den Folgejahren manifestierte Bebel sein Image als stolzer, von Testosteron strotzender Gockel, wurde zum Prinz Cool des französischen Männerkinos, hier zeigt er sich noch wenig festgelegt, kaum durchschaubar. Zwischen berechnend hinterhältig, dann wieder plötzlich ungeahnt herzlich, bald verletzlich und im Gegenzug ruckartig skrupellos. Wer ist dieser Kerl, diese nicht greifbare Figur? Belmondos Charakter ist durchgehend geprägt von einer bald glitschigen Ambivalenz, man kann ihn nie festnageln, obwohl man meint es bereits getan zu haben. Von ihm großartig verkörpert, jederzeit glaubhaft. Ein großes Fragezeichen schwebt durchgehend über seiner Rolle und obwohl scheinbar eindeutige Indizien vorliegen, so richtig gelingt es einem nicht, seinen nächsten Zug voraus zu sehen. Damit spielt Jean-Pierre Melville natürlich exzellent, wiegt in vermeintliche Sicherheit und täuscht immer wieder an, manipuliert mit als eindeutig geahndeten Perspektiven, was nicht negativ gemeint ist. Ganz und gar nicht, das macht die enorme Klasse seines Films erst aus.

                        Das Finale, in dem sich das eigentlich schon lange gefestigte und nur leicht unscharfe Bild in ein komplexes Puzzle verwandelt, erzeugt in wenigen Minuten eine fast schockierende, auch jeden Fall ergreifende Tragik. Jetzt erst wird jedem klar, wie wunderbar und gleichzeitig hinterhältig man hier in Sicherheiten gewogen wurde, wie man auf einfache Illusionen hereingefallen ist und wie simpel es doch letztlich ist. Das Schlimme dabei: Für uns hat es den positiven Effekt der Überraschung, für die Figuren ist es nun zu spät. Die Kettenreaktion wurde schon gestartet und sie aufzuhalten scheint unmöglich. Hier schließt sich wieder der Kreis. Vertrauen und Misstrauen, Loyalität und Verrat, Freundschaft und Feindschaft, Leben und Tod. Alles liegt so dicht beieinander. [...]

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                        • 4
                          JackoXL: Moviebreak 26.01.2015, 18:30 Geändert 01.02.2015, 07:44

                          [...] Strukturell ist „Terror Eyes – Der Frauenköpfer“ da deutlicher bei seinen europäischen Verwandten. Ein maskierter Killer mit schwarzen Handschuhen (hier in Motoradkluft) jagt mit einer phallischen Waffe (hier: einer Machete) hübsche Frauen (jung, aber keine Teenager), die nicht als Protagonisten den Film tragen, sondern lediglich zum Dahinscheiden in der Handlung auftauchen. Im Mittelpunkt stehen die ermittelnden Gesetzeshüter, die den Killer dingfest machen wollen und selbstverständlich die Mordszenen. Diese fallen zwar für die damalige Zeit recht drastisch aus, allerdings im Vergleich mit der bereits erwähnten Konkurrenz lange nicht so explizit-brachial und aufgrund des immer gleichen Vorgehens leider auch nicht besonders abwechslungsreich. [...] Die Ermittlungen der blassen Darsteller interessieren nun wohl wirklich niemanden, zumindest in dieser drögen Form. Furchtbar billig oder lieblos gemacht wirkt der Film niemals, die Bemühungen aller Beteiligten mag man nicht anzweifeln. Nur kann er einfach kaum Spannung erzeugen oder sich den unterhaltsamen Schuh der Teen-Slasher anziehen. Irgendwie ist er weder Giallo noch Slasher, irgendwo dazwischen, was ihn für beide Lager nicht befriedigend macht. Er läuft so durch und ist dabei schrecklich banal, gibt nie Vollgas und wenn er vorbei ist, hat man ihn auch fast schon wieder vergessen. [...] Bedauerlich, mag man bei dem auf Krawall gebürsteten deutschen Titel und einem köpfenden Killer doch mindestens mit ordentlich Schwung rechnen. [...]

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                          • 5

                            Nicolas Cage spürt den Engel in sich und wir sehen den totalen Wahnsinn nicht nur in seinen wie immer weit aufgerissenen Augen, sondern gleich noch in diesem unfassbaren Gesamtprodukt. Das so was wie „Ghost Rider 2: Spirit of Vengeance“ in der Form überhaupt grünes Licht bekommen hat, da fällt man doch vom Glauben ab. Der Erstling war schon völliger Schrott und man griff sich verwundert an die Rübe, wieso eine verhältnismäßig große Produktion sich derartig käsig präsentieren konnte. Spirit of Irrsinn toppt das locker, in allen Belangen. Und siehe da, er macht dadurch sowas ähnliches wie Spaß. Selbstredend ist das Bullshit hoch zehn, braucht man gar nicht drumrum reden. Wie auch? Mit 200 Klamotten und ohne Resthirn unterm Helm ballert diese Dünnschiss konsequent neben der Spur, von den Krawallbrüdern Neveldine/Taylor als hemmungslos chaotischer Nervenzusammenbruch hingerotzt. Alter Schwede, ist das sick! Unter normalen Bedingungen stimmt hier gar nichts, doch gerade das macht den unerklärlichen Charme dieser hektischen Aneinanderreihung von Bildern aus. Kaum als Film im eigentlichen Sinne zu bezeichnen, eher als Bühne der blanken Unzurechnungsfähigkeit. Endlich mal DIE Rahmenbedingungen für Nicolas Cage, der mit seinen Possen hier gar nicht mehr negativ auffallen kann, sie passen perfekt in diesen ADHS-Kindergeburtstag. Tatsächlich chargiert ihn Ciarán Hinds als Beelzebub noch an die Wand, wo gibt’s denn so was? Natürlich hier, wo sonst. Da taucht sogar Christopher Lambert – quasi das lethargische Euro-Pendant von Dachschaden-Nicki – als zugekritzelter Mönch auf. Knaller. Cineastisch ein einziges Desaster, schlechter Geschmack in Reinkultur. „Ghost Rider 2: Spirit of Vengeance“ macht alles falsch und dadurch mehr richtig als der blöde Vorgänger. Der hier traut sich was, kann zwar nix, aber gerade das musst du erst mal bringen. So daneben, so volle Kanne, geht ja fast schon wieder klar. Natürlich nur fast…

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                            • 2

                              [...] Schade, dass wir uns nicht irgendwann Ende der 90er befinden und somit nicht aufgrund der ersten Szenen schon grob erahnen könnten, was uns am Ende für eine faustdicke Überraschung droht. Anschnallen, Tische in eine aufrechte Position bringen, da droht es geil zu werden. Von wegen. „The Second Coming – Die Wiederkehr“ ist über 2/3 der Laufzeit nichts weiter als ein schnarch-langweiliger „Mädchen-besessen-von-auch-egal“-Heuler, der keinerlei Spannung erzeugt, sondern sich ausschließlich über seine spärlich eingestreuten Jumpscares definiert. Die mögen anfangs sogar durch ihr bizarres Auftreten zumindest Aufmerksamkeit erzeugen, erschreckend sind die wie ein zerplatzender Luftballon mit Vorankündigung und Ohrenzuhalten. Dieses dürftige Konzept ist natürlich schnell durchschaubar und unglaublich öde, der Film drumherum total egal, aber so richtig in den Sack haut er sich dann im Schlussspurt, bei dem man zwischen ungläubigen Lachen und peinlich berührten Kopfschütteln gar nicht mehr weiß wo links und rechts ist. Die Auflösung um das grüne Dingens im Glas und besonders, wie und warum das dort zu finden war (jetzt schon ein heißer Anwärter auf den „Geht’s-noch-Moment“ des frühen Filmjahres), inklusive superb-peinlichen Anschlussszenen jagt einem den Fremdscham über den Buckel, aber Momentchen mal, da war doch was?! Richtig, die sofort geahnte und aufgrund der unmittelbar vorher abgezogenen Gurken-Nummer fast schon verdrängte Knaller-Pointe, die den Kreis nahtlos schließt. Vielleicht sollte das als Rechtfertigung gelten für den unfassbaren Blödsinn, doch selbst das ist doch jenseits von Gut und Böse. [...]

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                              • 6

                                [...] „These Final Hours“ dürfte bei vielen Menschen eine (zumindest semi-)falsche Erwartungshaltung wecken. Ein apokalyptischer Katastrophenfilm, ein Endzeitreißer, all das ist der Film und doch nur am Rande. Es ist nicht die Frage, ob oder wann es zum großen Knall kommt, das tragische Schicksal aller Beteiligten irgendwie abgewendet werden kann. Wo sind Bruce Willis und seine wackeren Ölbohr-Crashkurs-Astronauten, wenn man sie mal braucht? Mit so einem Kappes beschäftigt sich Regisseur und Autor Zak Hilditch ebenso wenig wie mit knalligen Effekt-Bonbons, sogar auf eine genauere Erläuterung der Umstände verzichtet er. Was die Menschheit binnen der nächsten Stunden dahinraffen wird, alles nur sehr rudimentär erklärt, zu sehen gibt es schon mal gar nichts. Nur der Kommentar eines standhaften Radiomoderators liefert die nötigsten Fakten und dient als eine Art Countdown, wann auch Down Under von einem verheerenden Feuersturm überrollt werden wird. Wie es dazu kommen, wie lange man sich darauf vorbereiten konnte und was alles unternommen wurde um die Katastrophe abzuwenden, völlig unbekannt und für den Film eigentlich auch irrelevant. [...]

                                [...] An diversen Stellen deutet der Regisseur an, wie nachhaltig sein Werk hätte werden können. Auch ohne großes Brimborium können einige Szenen enorm erschüttern. Ohne jetzt zu sehr ins Detail zu gehen. Gleichzeitig zuckt mal derber Galgenhumor auf, um als Stichwort ein heiteres Russisch Roulette Spielchen zu nennen, dessen Ausgang selbst die Beteiligten kaum interessiert. Warum auch? Der Partyspaß für kurz vor zwölf, verlieren kann hier eh niemand ernsthaft. Daraus wäre noch deutlich mehr machbar gewesen, wie aus eigentlich allen halbwegs relevanten Nebenfiguren, die nur als Staffage dabei sind. Und ja, der extreme Gelbstich der Bilder ist als handlungsbezogenes Farbkonzept sichtlich zu erkennen, ändert jedoch wenig daran, dass er in seiner Penetranz und Künstlichkeit irgendwann ziemlich nervt. „These Final Hours“ ist wirklich interessant, verfügt über gute Ideen und unterhält, regt sogar teilweise zum Nachdenken an. Der Apokalypse mit einer Fuck-You-Attitüde entgegen feiern, sich und seine Liebsten vorzeitig zu verabschieden oder dem bitteren Ende mit klarem Kopf und reinem Gewissen gegenübertreten? Alles irgendwo verständlich. Ein beachtenswerter, wenn auch noch ausbaufähiger Film.

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                                • 5 .5

                                  [...] Bei seinem Debütfilm legt Jonas Alexander Arnby nicht nur viel Wert auf Atmosphäre, er will sich vor allem einer klassischen Genrezugehörigkeit verweigern. Zumindest ersteres gelingt ihm ausnahmslos. Stilsicher fotografiert erschafft er eine bedrückende Stimmung voller Melancholie, mit einer unausgesprochenen Bedrohlichkeit hinter der Ruhe seiner augenscheinlich harmlosen Kulisse. Das Szenario wirkt in seiner Stille beunruhigend, entrückt und unwirtlich. [...] Problematisch wird es, wenn „When Animals Dream“ den Beweis antreten muss, dass er sich nicht gängigen Konventionen unterwirft. Genau daran scheitert der Film bedauerlicherweise. Das hier eine Coming-of-Age-Geschichte, der Prozess des Frauwerden, im Korsett des Horrorfilms vorgetragen wird ist – bei allem gebührenden Respekt – nun wirklich nicht mehr neu. Schon „Ginger Snaps - Das Biest in dir“verwendete diese Thematik und auch „So finster die Nacht“ ist grob vergleichbar mit dem Vorhaben hier. Was diese beiden Beispiele richtig machten, gelingt Arnby bei allen Ambitionen nicht. [...] Mit seiner sehr sehenswerten Ästhetik und dem grundsätzlichen guten Willen ist es nun mal nicht getan. Der fertige Film scheint mehr wie eine bemühte Fingerübung seines Regisseurs, der sich dafür zwar ein reizvolles, allerdings nicht vernünftig zum Schlusspunkt gebrachtes Drehbuch ausgesucht hat. „When Animals Dream“ knackt sich selbst durch seine selbstauferlegte Bürde, mehr zu sein als „nur“ ein Werwolf-Film. So steht er zwischen den Stühlen und findet nirgendwo seinen Platz. Zumindest keinen, auf dem er sicher sitzt. [...]

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                                  • 7 .5

                                    [...] Narrativ ist „Tenebre“ bald lächerlich. Vor allem so unnötig umständlich. Die Story ist super simpel, trotzdem wird sie viel zu holperig vorgetragen. Es gibt Passagen (in nur 97 Minuten), da passiert entweder zu wenig, oder es wird sehr träge präsentiert. Weil sich kein rechter Fluss einstellen will. Der Rhythmus ist unausgegoren hoch zehn. Konfus ist das eh, gleichzeitig wird das Tempo teilweise so verschleppt, man möchte dem Dario selbst im Drehbuch rumkritzeln. Eigentlich fatal, doch dann ballert er wieder aus allen Rohren auf den Bug. Die entscheidenden Sequenzen sind ein Giall-O-rgasmus. Die Kamera bewegt sich dann mit der Eleganz eines perversen Voyeurs; fährt; treibt; gleitet. Leitet den Tod ein. Von den surrealen Sequenzen seiner direkten Vorgängern weit entfernt, ohne das bezirzende Farbenspiel, dabei nicht geringer berauschend beleuchtet. [...] Bis auf die bekanntesten Darsteller (TV-Veteran Anthony Franciosa, „Nightmare“-Papa John Saxon und Italo-Beau Giuliano Gemma) wird hier sehr dürftiges Schauspiel präsentiert, der schmierige Sleaze läuft wie Flüssigseife über die blanken Nippel, die Dialoge sind (an ausgewählten Stellen) nur knapp von einem Braune-Tütchen-Film entfernt (die schäbige deutsche Synchro hat daran großen Anteil). Und dieses Finale, absurd. Das wird ein Twist hingerotzt, man möchte das spoilern, so übel ist dieser Unfug. Aber hey, schon wieder fast geil. Ehrlich. Spielt eh keine Rolle mehr, weil Goblin die brillanten Argento-Killer-Szenen mit einem Score unterlegen, der zwischen morbide angehauchter Euro-Disco und bedrohlicher Terror-Attacke hin und her wechselt. Die Gewalt so roh und ruppig daherkommt, wie es Argento bis dahin noch nicht wagte, das Blut als ästhetisches Stilmittel nutzt. Alles in allem ist das auch nur Quark, aber der ist so irre angerichtet, ein Genuss. [...]

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                                    • Hab nicht mitgezählt, schätze es werden "GoodFellas", "Trainspotting", "Angel Heart" und der erste "Halloween" sein.

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                                      • 7 .5

                                        "Du musst wissen, furchtbare Dinge geschehen oft ganz natürlich."

                                        [...] Das Szenario gleicht einem Gemälde, das seine Finsternis nicht über die Augen transportiert, sondern sie tief vergraben hat in den Herzen und Seelen seiner Figuren, getarnt hinter dieser trügerischen Schönheit. Philip Ridleys Studium der Malerei kommt hier deutlich zum Tragen. Er versteht es das unheilvolle Böse, seine tonnenschwere Tragödie mit irritierend-beruhigender Ästhetik vorzutragen. Somit gelingt es ihm erschreckend gekonnt, den Zuschauer in die Perspektive eines Kindes zu versetzen, was für das Verständnis und Wirkung der Films unabdingbar ist. Wir sehen das Eine, aber spüren dennoch das Andere. Weil wir es noch können. Die schreckliche Realität nicht erfassen, uns an dem orientieren, was wir kennen und glauben, den Umgang mit dem Tod und dem unbekannten Wahnsinn des Lebens erlernen, obwohl wir dafür noch nicht reif sind. Mit enormer Empathie und kluger Psychologie verwebt der Regisseur Zeitgeist und Historie (nicht umsonst ist die Handlung in den 50er Jahren angesiedelt), menschliche Dramen und fantastische Elemente zu einem insgesamt außergewöhnlichen Film, der mit kindlichen (Verlust)Ängsten, Entwicklungs- und Wahrnehmungsprozessen spielt, als wäre es das einfachste von der Welt. Natürlich ist es genau das nicht und in dem Punkt ist „Schrei in der Stille“ geradezu meisterlich. Vergleichbar ist das in etwa mit „Pans Labyrinth“, nur mit anderer Ausgangslage. Weniger verträumt, deutlich subtiler, künstlerisch enorm ambitioniert und über weite Strecken fast brillant. Lediglich in einem Punkt verhebt sich diese mutige Arbeit leider zum Teil extrem. Sie wirkt stellenweise höchst selbstverliebt, unter(oder eher über)streicht sein eigentlich intelligentes Konzept mit übertriebenem Pathos und wird dann zu laut, wenn es die ganz leisen Töne locker gerichtet hätten. Besonders das Ende, so bitter und nachhaltig es ist, droht fast an seiner zu schmetternden Darbietung bald zu kippen. Der Film hat jedes Recht, sich verdammt geil zu finden, aber ausgerechnet dann wäre weniger sehr viel mehr gewesen. [...]

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                                        • "Boogie Nights" wird er nie wieder toppen. Bezogen auf seine Leistung wie die Qualität des Films.

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                                          • 5 .5
                                            über Killers

                                            [...] Die Darsteller agieren auf gehobenem Niveau, bei der musikalischen Untermalung wird zwischen klassischen Streichern und wummernd-pochenden Klangteppichen situationsbedingt und stets effektiv gewechselt, die Optik ist ästhetisch, die Kamera agil und in Kombination mit dem Schnitt zwischen gut und ganz hervorragend. Allein dadurch werden einige bald grandiose Momente erschaffen, allein der Abschnitt im Hotel ist sagenhaft inszeniert. Dieser beinhaltet die generell beste Szene des gesamten Films, auf die Darbietung bezogen. Der enge Flur-Fight erinnert grob an die Hammer-Sequenz aus „Oldboy“. Was für eine Dynamik, klasse. Eine Momentaufnahme, leider. Denn wann immer es „Killers“ gelingt, den Zuschauer scheinbar doch von seinen Stärken überzeugen zu können, humpelt er postwendend mindestens einen Schritt zurück. An Ansätzen mangelt es nicht, die sind in Hülle und Fülle vorhanden.

                                            [...] Bei der Charakterisierung holpern die Mo Brothers gewaltig, obwohl sie mit 138 Minuten eigentlich genug Zeit für sowas hätten. Gerade die konträr verlaufende Entwicklung der beiden Protagonisten birgt interessante Möglichkeiten. Während „Profi“ Numora, die perfekt arrangierte, absolut skrupellose Killermaschine, langsam die Kontrolle über die Situation verliert und sich durch für ihn untypische Fehler selbst mehrfach ein Bein stellt, wird der „Amateur“ Bayu von seinem bösen Ich praktisch überrumpelt, geht dafür recht schnell und wenig zimperlich zur Sache. Vom Mensch zum Monster und andersherum, das hätte was. Nur ist das nicht konsequent und wirkt schlussendlich sogar kaum beabsichtigt. Alles so halbgar, unfertig. „Killers“ kommt kaum über seine groben Ideen hinaus. [...] Das ist nicht schlecht, das könnte super funktionieren, kurz ist man geneigt das echt zu mögen, aber letztlich ist das nur sehr gut gemeint. [...]

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                                            • 7

                                              [...] Eine packende Ausgangslage, die von Richard Marquand gekonnt inszeniert wird. Trotz ruhiger Passagen büßt der Film seinen Erzählfluss niemals ein, lebt von der Anspannung, die sowohl von Faber als auch von seinen Jägern ausgeht. Er steht kurz vor der Erfüllung seines wichtigsten Auftrags, was gleichbedeutend mit einer verheerenden Niederlage für die Alliierten wäre. Minuten können womöglich über den Ausgang des Krieges entscheiden. Obwohl es nicht dauernd erwähnt wird, genau diese Gefühl vermittelt „Die Nadel“ in jedem Moment. Das stimmungsvolle Setting trägt einen großen Teil zur Atmosphäre bei. Die eigentlich beschauliche Idylle von Storm Island wirkt, dem Namen entsprechend, wie die Ruhe vor dem Sturm. Mit wunderbaren Landschaftsimpressionen bebildert. Aber was bzw. wer den ganzen Laden erst richtig zusammenhält, ist eindeutig Donald Sutherland („Wenn die Gondeln Trauer tragen“), dem die Rolle des Faber wie auf den Leib geschneidert ist. Seine Art zu spielen, seine Ausstrahlung passt perfekt. Von einer Sekunde auf die andere kann er von charmant auf dämonisch umswitchen, man würde ihm den liebenswerten Kerl sofort abkaufen, wenn man als Zuschauer nicht sein diabolisches Ich kennen würde. Sein Blick sticht wie tausend Nadeln. Zwischen warm und eiskalt liegen nur Wimpernschläge. Ohne ihn würde der Film sicherlich nicht so gut funktionieren. [...]

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                                              • 3
                                                über Lucy

                                                Luc Besson hat scheinbar wieder Bock auf den Regiestuhl bekommen. Eigentlich eine feine Sache, war er doch bis zum Ende der 90er einer der wenigen europäischen Genreregisseure, die mit Blick auf den überregionalen, großen Mainstream oft viel Freude bereitet haben. Dann kam die Jahrtausendwende, er wurde zum eifrigen Produzenten von meist stumpfer Action- und Klamaukware (positive Ausreißer natürlich inbegriffen), wagte sich nur noch selten direkt an die Front. 2014 schon das zweite Mal…hätte er es doch bleiben lassen. Noch viel verwunderlicher, dass sich mit Scarlett Johansson, Morgan Freeman und Min-sik Choi gleich drei große (und gute) Namen in diesen ultra-cheesigen Dummfug verlaufen. Gerade die Scarlett. Beteiligt an zwei der besten Filme des vergangenen Jahres und dann so was. Choi will auf dem westlichen Markt Fuß fassen, passiert, und Papa Morgan füllt seit Jahren mit wenig Einsatz erfolgreich sein Renten-Kopfkissen, kann man auch gerade so nachvollziehen. Wie immer: Er sieht weise aus, redet schlaues Zeug und erfährt wohl auch erst hinterher, was in dem restlichen Film sonst so los war. Aber Scarlett… Tut das Not? Das man es hier mit kompletten Schwachsinn zu tun bekommt, kein Problem, klingt ja recht unterhaltsam. Sollte man annehmen. Stattdessen wird es ein von der ersten Sekunde an nervtötender, ohne jede vorhandene Substanz überstilisierter Voll-Quark, der selbst in seiner inneren, natürlich arg begrenzten Logik es noch schafft praktisch alles falsch zu machen (wieso braucht Super-Brain-Übermensch-Bitch Scarlett überhaupt noch Unterstützung, wenn sie schon auf Stufe 1 praktisch alles kann?). Und dann wird diese Tröte auch noch so lächerlich (also noch mehr als vorher), ohne witzig zu sein. Das schlimme Lächerlich. Dieses Finale, du liebe Güte. Peinlich. Für alle. Außer Papa Morgan. Mit knapp 80 darf man das, wenn die Kohle stimmt. Der lacht sich doch selbst über diese Scheiße tot, mit Sicherheit.

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                                                • Auch wenn ich die meisten Filme von Nolan mag, manche sogar sehr, was du über "Interstellar" sagst könnte auch aus meinem Mund kommen.

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                                                  • Glückwunsch zum KdW. Der Film gammelt hier schon ewig rum, vor gefühlt tausend Jahren auf VHS gesehen, für gut befunden und dann irgendwann vom Schnappertisch mitgenommen, muss mal neu geprüft werden.

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