JackoXL - Kommentare
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Alle Kommentare von JackoXL
[...] In „Theater des Grauens“ begibt sich Vincent Price als – seiner bescheidenen Meinung völlig zu Unrecht - vom Feuilleton zerrissener und seiner unzähligen Glanzleistungen nicht entsprechender gewürdigter Shakespeare-Darsteller Edward Lionheart auf einen Rachefeldzug gegen eben diese selbstgerechten Schreiberlinge. Doch ein Genie seiner Klasse gibt sich selbstverständlich nicht mit einfachen Morden zufrieden. Um den Opfern sein Können und ihre fachliche Inkompetenz im letzten Moment ihres Daseins noch einmal süffisant aufs Brot zu schmieren, inszeniert er ihr Ableben nach den Stücken William Shakespeares, in denen es zum Teil wenig zimperlich zuging. [...]
[...] Mitunter etwas zu albern und schrill geht es hier zu, allein der Auftritt von Price als tuntiger 70er-Jahre-Friseur mit buschigem Riesen-Afro schießt deutlich übers Ziel hinaus. Dem steht dafür ein grundsätzlich ziemlich schwarzer Humor gegenüber, der über solche Ausrutscher hinwegtrösten kann. Wer jetzt aufgrund mangelnder Shakespeare-Kenntnisse abgeschreckt von dem Plot sein könnte, kann beruhigt werden. Diese sind nicht erforderlich, werden die entsprechenden Werke und Bezüge jeweils erklärt, es schadet natürlich keinesfalls und kann sicher in diversen Momenten für eine gewisse Vorfreude sorgen, wenn einem schon vorschwebt, mit welcher Gemeinheit demnächst zu rechnen ist. Auch ohne größeres Hintergrundwissen macht das einen Heidenspaß und bildet das Kernstück des Films, der sonst auch gar nicht viel zu bieten hat. Von einem Mord zum nächsten verstreicht kaum Zeit, dem Zehn-kleine-Negerlein-Prinzip wird sich praktisch ohne Abweichungen gewidmet. Dem Tempo ist das sehr förderlich, Spannung oder gar eine ausgeklügelte Geschichte sollte jedoch nicht erwartet werden. „Theater des Grauens“ ist nicht mehr als ein leicht morbider Spaß, der realistisch Betrachtet nur über eine gute Idee verfügt, diese dafür genüsslich und tatsächlich unterhaltsam auf 100 Minuten auszuwalzen weiß. Dem durch das modernen Horrorkino geprägtem Zuschauer dürfte das wohl zu bunt, verspielt und trotz einigen drastischen Momenten nicht heftig genug sein. Für die ist der Film auch nicht gemacht. [...]
[...] William Brent Bell – Regisseur des auch bei uns in den Kinos gestarteten „Devil Inside“ – nimmt sich dieser Thematik an, was nicht unbedingt für Euphorie sorgen sollte. Ganz stilecht und zunächst wenig erfreulich scheint das aktuelle Werk auch wieder auf dem ausgetrampelten Found-Footage-Pfad daher zu kommen, was allerdings eher eine Randerscheinung bleibt und dann sogar halbwegs brauchbar genutzt wird.[...] Was sich Bell vorwerfen lassen muss, und daran droht sich „Wer“ unnötigerweise lange Zeit selbst einen Strick zu drehen, ist ein ausgiebiges, fast unentschlossenes Pendeln zwischen den Genres. [...]
Uninteressant ist das per se nicht, es hapert an der Umsetzung, die wenig Glauben daran lässt, dass hier der große Knall alles auf den Kopf stellt. Ohne jetzt als Spielverderber erscheinen zu wollen – es sollte eh kein Zweifel daran bestehen, betrachtet man nur Titel, Marketing, Trailer, Inhaltsangabe und alles andere, was der Film ohnehin preisgibt -, der kommt auch nicht. Aber, und das gefällt extrem, „Wer“ fängt sich ab dem Punkt enorm, als er sich allen ambitionierten, allerdings wenig effizient genutzten Anhängseln entledigt und konsequent seine Schiene fährt. Da gelingt es William Brent Bell tatsächlich doch noch, dem ausgehungerten Genre so was wie neue Impulse zu geben, ohne einer Revolution gleich zu kommen. Doch es reicht, um „Wer“ nicht als beliebige Massenware gähnend durchzuwinken. Plötzlich funktioniert der Film auf mehreren Ebenen, sowohl als typischer Sub-Genre-Film, wie auch als eigene Auslegung. Nicht sonderlich spektakulär oder gar brillant, aber immerhin soweit individuell und reizvoll, dass man ihn kaum nicht als semi-gelungen adeln möchte. [...]
[...] Zu gewollt und mit der groben Kelle zementiert der Film das Prädikat Trash für sich, holt aus seiner schön-bekloppten Idee letztendlich viel zu wenig raus und nervt eher mit einem infantilen, vorpubertären Humorverständnis. Allein dem braungebrannten Kleiderschrank Piscopo werden ausschließlich nervige Oneliner in den Mund gelegt, von denen nur ein Bruchteil tatsächlich für ein Schmunzeln sorgen kann („Du siehst aus wie ein angebrannter Zwiebelkuchen.“). Immerhin gelingen klitzekleine Highlights, wie der Angriff einer chinesischen Speisekarte vor der Endauswertung oder das ganz nette Finale, in dem nicht nur Horrorfilm-Ikone Vincent Price auf seine ganz alten Tage nochmal sein Gesicht in die Kamera halten darf und es ein witziges MG-Duell zweier Untoter gibt, so was wie der ultimative Last-Man-Standing-Wettbewerb. Bis auf diese Sequenzen bleibt nicht viel hängen, was schon fast als fahrlässig bezeichnet werden kann, betrachtet man mal das Potenzial. Aus so einem behämmerten Stoff (und auch deutlich weniger) wurden schon Perlen des schlechten Geschmacks gemacht. Lobend können zumindest noch das Make-Up und die Effekte erwähnt werden, sehen in Anbetracht von Entstehungsjahr und Möglichkeiten sehr anständig aus.
Lee. Punkt. Soll weder Kinski noch Oldman schmälern, Lugosi wird (wie der Film) überbewertet, der Rest spielt keine Geige. Schreck steht außer Konkurrenz, sehe ihn Zeit- und Filmgeschichtlich bedingt nicht als echte Alternative. Sonst er.
[...] Über der Ödnis der nordirischen Wälder liegt subtiler, schleichender Horror wie ein dunkler Schleier, ein unsichtbares Damoklesschwert baumelt über den Protagonisten, ohne dass sie und wir uns das zunächst faktisch belegen können. Durch seinen authentischen Look, dem ruhigen, dennoch treibenden Score und wohl überlegte, in ihrer Normalität so beunruhigenden Bildern und Einstellungen vermittelt „In Fear“ genau das, was seinem Titel gerecht wird. Angst. Unerklärliche Angst vor jemanden oder irgendetwas. Als wenn dort draußen etwas lauern würde. Die engen Waldwege werden zum ausweglosen Labyrinth, das junge Pärchen schrittweise zermürbt, mit der Dämmerung steigern sich Panik und mögliche Paranoia so sehr, dass die Grenzen zwischen Wahn und Wirklichkeit verschwimmen und für den angespannten Zuschauer nicht mehr klar zu trennen sind. Ist die Furcht angebracht, müssen Tom und Lucy tatsächlich um ihr Leben fürchten oder sind es nur die Situation und ihre inzwischen labile Wahrnehmung, die ihnen einen grausamen Streich spielen? So lange Lovering mit diesen Ansätzen hantiert, lässt einen „In Fear“ mehrfach flach atmen und nervös zusammenzucken. [...]
[...] Auch wenn „In Fear“ letztlich nicht ganz die durch seinen bärenstarken Beginn geschürten Erwartungen erfüllen kann und etwas zu konventionell endet (was er nicht unbedingt nötig gehabt hätte), Genrefreunde sollten sich diesen kompakten, kurzweiligen und in seiner bedrückenden Stimmung manchmal sogar erstklassigen Beitrag lieber nicht entgehen lassen. [...]
[...] Exotisch, wie man bei dem Blick auf das Entstehungsland vielleicht annehmen könnte, ist „Macabre“ dabei ganz und gar nicht, mit westlichen Darstellern ausgestattet würde den Unterschied niemand bemerken. Ist wohl auch Sinn und Zweck der Übung, um sich seine Chancen auf dem internationalen (Video)Markt nicht zu erschweren. Vom grobmaschigen Strickmuster identisch mit der Konkurrenz bzw. den Vorbildern aus den USA und Europa (vornehmlich Frankreich) sägt, sticht und bohrt sich der Film ohne Rücksicht auf Verluste in das Herz von Blut und Innereien geblendeter Gore-Fetischisten, denen außer der Befriedigung niedrigster Gelüste so ziemlich alles schnuppe ist. Nach einer halbstündigen, notdürftigen Exposition werden die kompromisslos bedient, „o’zapft is“, auf das die Suppe fließen mag. Offen zur Schau gestelltes Leid, grausamste Folter und exzessive Brutalität werden mit eindringlichem Terror verwechselt, Spannungsaufbau und Identifikation, Partizipation mit den geschundenen Figuren findet nicht statt. Zu plump und rein auf seinen Blutrausch konzentriert nimmt das Schlachtfest seinen Lauf, fährt zwar ein gehobenes Tempo, kommt trotzdem kaum von der Stelle, inhaltlich dreht es sich wie ein blutgetränkter Brummkreisel um die eigene, kümmerliche Achse. Obwohl andauernd jemanden unter Schmerzensschreien der Garaus gemacht und sich keine Zeit für Verschnaufpausen genommen wird, verliert sich der Film in seinem eintönigen Amoklauf, ist monoton-ermüdend und ekelt bald nicht mal mehr, so erschöpft sich das Ganze. [...]
[...] Alberne, mehr als freie 80er-Jahre US-Version von „Zatôichi monogatari“, in der Rutger Hauer erkennen lässt, dass seine größte Zeit schon vorbei war, als sie gerade erst richtig angefangen hatte. Am charismatischen Niederländer liegt das ganz und gar nicht, der macht wie gewohnt das Beste aus dem flotten, aber natürlich vollkommen bescheuerten Quatsch, der seinen Fähigkeiten nicht im Geringsten gerecht wird. Sei es drum, irgendwer muss ja zunächst das wohl erzogene Balg retten (Lieblingsbeschäftigungen: Blinden den Stinkefinger zeigen, mit Steinen füttern und die Brieftasche klauen) und dann den alten Kameraden (Original-„Stepfather“ Terry O’Quinn) aus der Gefangenschaft der Drogen- und Glücksspielmafia befreien. Als dessen Ehefrau hat Meg Foster leider nur einen sehr kleinen Auftritt, dabei passt die mit ihrem von Natur aus Blinden-Look doch eigentlich prima zum US-Samurai mit der Kraft der vier Restsinne. Sollte vielleicht nicht den Zuschauer irritieren, wer denn hier genau eine „Sehschwäche“ hat. Die behindert unseren Nick übrigens rein gar nicht, die verbliebene Wahrnehmung ist mindestens so scharf wie seine Klinge. Seine überwiegend fettleibigen, extrem ungewaschenen und fast schon als geistig zurückgeblieben einzustufenden Gegenspieler machen es ihm aber auch recht einfach. Wer sich bei einer Verfolgungsjagd im Maisfeld das Popcorn (!) nicht verkneifen kann braucht sich nicht wundern, dass einen das Super-Ohr am Mampfen orten kann. [...]
[...] Dank seines nicht eine Sekunde verschenkenden Tempos, seinem (zumindest damals noch) immer souveränen Hauptdarstellers und einigen, nicht unbedingt gewollten Lachern doch halbwegs unterhaltsam geraten, insgesamt trotzdem kein guter Film. Gibt aber größere Zeitverschwendungen.
Das Takashi Miike bei den Eiern noch die Hose zubekommt, grenzt an ein Wunder. Natürlich muss ihm bewusst gewesen sein, wie schnell und leicht man ihn allein für die letzte halbe Stunde von „Lesson of the Evil“ ans Kreuz nageln könnte (und bestimmt zum Teil auch wird), doch schert ihn das scheinbar einen feuchten Dreck. Nur auf gesundes Selbstbewusstsein ist das natürlich nicht begründet, denn er erwartet schlicht eine differenzierte Auseinandersetzung mit diesem Knüppel, dem er darauf nicht vorbereiteten Zuschauer zwischen die Beine wirft. Ähnlich dem ebenfalls mehrfach missverstandenen und auf seine drastische Brutalität reduzierten „Battle Royale“ ist das hier eine Abrechnung mit gesellschaftlichen Strukturen, kulturellen Eigenheiten (diesmal nicht nur rein auf Japan gemünzt) und global-übergreifenden, aktuellen Zuständen, ein gezielter Tabubruch, trotz seiner Extreme und schockierender Härte so überdreht und teils surreal vorgetragen, dass er kaum nicht als Satire, als sicher grenzüberschreitende Farce interpretiert werden kann. Sein sich erstaunlich bedacht entwickelnder Plot zieht erst langsam das Tempo an, bildet mit seiner schleichenden, subtilen Bedrohung und hinterlistigen Manipulation durch den charmanten Lehrer (hervorragend: Hideaki Ito) erst das unverzichtbare Fundament für das explosionsartiger Finale, in dem Miike die bitter-bösen Grotesk in einen wahren Exzess steigert. Viel radikaler geht es eigentlich gar nicht. Das sein Film sich nicht gänzlich in ihm verliert und daran letztlich scheitert, ist fast schon ein Kunstwerk.
[...] Der graue Wolf Lee Marvin mag fast etwas zu alt für seine Rolle wirken, beißt jedoch alle Zweifler weg, knurrt sich knochentrocken durch diesen gereiften, nicht gealterten Reißer. Immer noch impulsiv und pulsierend, energiegeladen, fettreduziert und dadurch nicht mager, sondern kraftstrotzend. Die besten Geschichten sind immer noch die, die in ihrer Schlichtheit perfekt vorgetragen werden. Ohne Schlenker wie Schnörkel, direkt und druckvoll. Fast eine Blaupause zu später folgenden, das Genre gänzlich umkrempelnden Beiträgen wie „Dirt Harry“ oder „French Connection – Brennpunkt Brooklyn“, von seiner Intensität schon gleichwertig. Kompaktes Männerkino, in dem nicht etwa um das untreue Weib getrauert wird, so was hat hier kein Platz. Der Verrat des besten Freundes wiegt viel schwerer, doch noch wichtiger ist der wohl verdiente Lohn (auf den Cent, so stolz ist man natürlich) und das Testosteron-schwangere Prinzip von Gerechtigkeit, die so nicht im Gesetzbuch steht. Gebt mir was mir zusteht und ich verschwinde im Dunkeln, macht ihr Zicken, mach ich euch platt, ohne mit der Wimper zu zucken. Marvin verkörpert den stoisch-geradlinigen Urtyp des kompromisslosen, dennoch einzig „ehrenhaften“ Schurken in einer Welt aus Betrug, Feigheit und Gier, kippt nicht um und zieht sein Ding durch. Ein Mann unter Männlein, die gerne welche wären und schier hilflos wirken, wenn sie von der grauen Eminenz überrollt werden. Wie ein Untoter, ein böser Fluch, der erst bereit ist zu gehen, wenn er seinen Besitz mit ins Grab nehmen kann. [...]
[...] Unabhängig von der tranig-unmotivierten de la Huerta hat „Nurse 3D“ zwar eine ganz interessante Idee und eine handvoll solider Momente, speziell das temporeiche und erstaunlich rüde, wild-splatterige Finale kann durchaus unterhalten. Besonders einfallsreich gestaltet sich der Rest eher nicht, obwohl ganz ordentlich inszeniert. Schmerzlich wird besonders der Humor vermisst, den ähnlich gelagerte Filme in der Regel zu bieten haben. Augenzwinkernd ist das selbstverständlich, mehr dann eben nicht. Kein Vergleich zu Thriller-Grotesken wie z.B. „Serial Mom“ (deren Hauptdarstellerin Kathleen Turner einen kurzen Auftritt hat, die Karriere ist leider auch schon lange vorbei), bissiger Witz geht dem hier nahezu völlig ab, was ihm deutlich gut getan hätte. Aufgemotzt durch unnütze 3D-Spielerein, damit dem kaufwilligen Kunden noch der ein oder andere Euro mehr aus der Tasche gekitzelt werden kann. Wie oft in diesen Fällen ist das purer Mumpitz und Geldschneiderei. Zumindest wird alles so kurzweilig und ohne größere Längen vorgetragen, dass sich während der überschaubaren Laufzeit keine Ermüdungserscheinungen einstellen. „Nurse 3D“ lässt sich ohne jeglichen Anspruch mal so nebenbei weggucken und verursacht keine größeren Kopfschmerzen, ist letztendlich aber voll verzichtbar. [...]
„Vielleicht klingt es komisch, aber ich habe meinen Arm daher, wo sie ihre Beine herhaben.“ [...]
[...] In den finalen Minuten erinnert „Body Parts“ unweigerlich an Stuart Gordon’s Genre-Knaller „Re-Animator“, liefert wie dieser eine Art moderne Frankenstein-Interpretation ab und garniert sie mit einigen sehenswert getrickste Gore-Effekte. Schön und gut fürs Fan-Herz, gerade da der Horrorfilm der frühen 90er nicht gerade mit zahlreichen Empfehlungen aufwarten konnte, der Weg bis zu diesem kurzen Aufzucken ist allerdings gepflastert mit einem drögen Eiertanz um die goldene Ananas. Worauf der Film mehr oder weniger hinauslaufen wird, dürfte relativ früh klar sein und kann ja durchaus Spaß machen, nur aus unerfindlichen Gründen zögert es der Streifen quälend lange und absolut unnötig hinaus. [...]
[...] Nett ist die letzte Viertelstunde und beinhaltet quasi alles, was an „Body Parts“ Freude bereitet. Ein ähnliches Problem wie bei „Society“ (1989) von Brian Yuzna, der einen gut eine Stunde lang zum Abschalten aufforderte und plötzlich ein Finale auf den Tisch knallte, das mit der Zunge schnalzen ließ. Retten konnte es das Gesamtwerk nur bedingt, machte den Film insgesamt trotzdem nicht gut. Bei „Body Parts“ ist das grob vergleichbar, wobei der Schlussspurt keineswegs so wie damals aus den Puschen haut. Er zeigt nur, wie der Film insgesamt deutlich besser funktioniert hätte und was da machbar gewesen wäre. [...]
Unter seiner bewusst sperrigen, wenig erläuternden und gleichzeitig so wunderschönen Haut versteckt sich eine der Perlen dieses Filmjahres. „Under the Skin“ fasziniert und verstört gleichermaßen, macht neugierig und hält auf Distanz, beunruhigt in seiner Ruhe, zieht an und stößt ab. In manchen Momenten verstörender als so mancher (guter) Horrorfilm (das Kind am Strand, dieser nervös-pulsierende, beunruhigende Score), dann wieder so nahbar, emotional und kurz darauf wieder so kühl und entfremdend. Gerade das macht seinen Reiz aus, der sich manchen sicher völlig entzieht. Jonathan Glazer will keinen Film machen, der leicht zu konsumieren ist, der den Massengeschmack trifft. Ohne Frage wird er auf viel Gegenwehr stoßen. Er lädt quasi dazu ein, sich an ihm zu scheiden. Doch wenn man ihm verfällt, dann mit Haut und Haar. Entweder er verschluckt einen oder spuckt ihn unverdaut wieder aus. Kaum zu beschreiben, wenn man es nicht selbst ausprobiert hat. Ein sinnliches Erlebnis über eine abtrünnige Jägerin, eine Sirene, ein Werkzeug auf ihrer Flucht hin zum Individuum, was ihr Schicksal besiegelt, geschlagen von den eigenen Waffen. Halt lange nach und wird sicher nie schwächer, eher besser werden. Ganz große Klasse.
Es ist nur zu erahnen, speziell ohne Kenntnis der literarischen Vorlage, ob den Machern von „Zulu“ tatsächlich das vorschwebte, was am Ende dabei rausgekommen ist. Falls ja, vielen Dank, falls nicht, herzlichen Glückwunsch. Denn das ist ruppiges, reinrassiges Exploitation-Kino, Pulp im schicken Anzug. Genauso gut hätte das Ding auch in den 70er Jahren mit schmuddeligem Look und ohne seinen sozial-politischen Backround daher kommen können, der hier eh nur Mittel zum Zweck ist. Auch wenn er sich natürlich auf wahre, grausame historische Details und Eckpfeiler beruft, Südafrika nicht nur wegen dem malerischen Ambiente als Schauplatz wählt. Sobald sich die Geschichte um Mord, Drogen, Dämonen der Vergangenheit und ethnische Säuberungen dem Zuschauer komplett offenlegt, ist das auch nicht mehr als Groschenroman-Unfug. Stört das? Gott bewahre, nicht die Bohne. Dafür peitscht „Zulu“ so straight und konsequent nach vorne, teilt (ab einem gewissen Punkt) mit so einem Wums aus, das er einer Explosion gleich kommt. Aufgeladen bis in die Haarspitzen, wütend und kompromisslos. Der Druck im Kessel steigt von Minute zu Minute, die Einschläge werden heftiger, irgendwann kennt „Zulu“ gar kein Halten mehr und scheißt auf jeglichen Ballast. Ein hitzig-fiebriger Reißer, dessen Showdown einem Sam Peckinpah alle Ehre macht. Wenn Forest Whitaker schlussendlich seinen Mann steht, was ihm einst genommen schien, und seinen Widersacher stellvertretend für all seinen Schmerz und Leid in die Wüste schickt, kommt das einem Western gleich und weckt Erinnerungen an längt vergangene Tage. Der wahre Star, oder eher die Überraschung, ist allerdings Orlando Bloom, der sich mit einem Ruck von seinem androgynen Weichspüler und High-School-Abschluss-Image befreit, von dem brachialen Treiben nicht überrollt wird, sondern es kernig auf seinen Schultern mitstemmt. „Zulu“ ist kein Film für Feingeister, er ist auch nicht der politisch-geschichtliche Thriller, der er erst vorgaukelt zu sein. „Zulu“ ist die Reinkarnation eines waschechten Exploiters im augenscheinlich falschen Körper. Gerade das macht den so geil.
[...] Statt einem gepfefferten Horror-Jux der Marke „Shaun of the Dead“ oder dessen sozialistischem Genossen „Juan of the Dead“ – den man mit etwas positiver Einstellung vielleicht in abgespeckter Version vorsichtig erhofft hatte – ist das ein optisch befremdlich-künstlich wirkender Rohrkrepierer, der sogar keine brauchbaren Menschenfresser aufbieten kann. Sind eher dunkelhäutige, wenig gastfreundliche Inselbewohner (die scheinbar auch als Muttersprache Russisch sprechen, komisches Volk), die lediglich zum Finale kurz aus dem Hut gezaubert werden, damit zumindest irgendwas noch passiert. Mit einer Parodie auf die Filme der Mondo-Welle aus den 70ern und 80ern hat das überhaupt nichts zu tun und ist so überflüssig und verschenkt wie das Gesamtprodukt. Aus dem Ansatz wäre absolut was machbar gewesen, nur den verfolgt der Streifen irgendwann gar nicht mehr ernsthaft, bekommt keine vernünftige Pointe hin und ist schon auf halber Strecke längst verhungert. Kein Wunder, dass auch den „Kannibalen“ da der Appetit vergangen ist. [...]
[...] Story für den Eimer, benötigt man in so einem Film ja auch nicht unbedingt, dafür stimmt dann sicher die Action. Schön wär’s gewesen. Nach einer Massenkeilerei zu Beginn, die auch nicht wirklich cool ist, wird sich mit dem Abspulen der lahmen, einfallslosen Geschichte beschäftigt. Verzuckert wird die Schlaftablette mit einer endlosen Aneinanderreihung von gekünstelten Soap-Dialogen und lächerlichen Glückskeks-Weisheiten: „Im Kampf überlebt man, oder man stirbt.“ Sag bloß, really? Mit so einem Dünnpfiff quält einen der Streifen durchgehend, irgendwann reden alle der entweder stocksteifen oder absurd grimassierenden Mimen nur noch so einen gestelzten Schrott vor sich her, dazu wahlweise das furchtbare „Achtung-nun-wird’s-sentimental“-Geklimper oder der ewig gleich „Ready-to-Rumble“-Score. Gegen Ende wird sich dann der einzig sinnvollen Konfliktlösung bedacht, immer flott aufs Maul. Das selbst die Kampfszenen einen – nicht nur im Jahr von „The Raid 2“, sondern auch ganz grundsätzlich – nicht mal annährend vom Hocker hauen, gibt dieser Martial-Arts-Gurke dann endgültig den Rest. Tausendmal schon gesehen und viel zu oft schon wesentlich besser wie spektakulärer, das braucht so echt kein Mensch mehr. So richtig schlecht sind die zwar nicht, dabei auch weit entfernt von gut oder gar eindrucksvoll. Weder als Actionfilm und erst recht nicht als Drama oder was das Gesülze und das alberne Ende uns sonst so suggerieren wollen auch nur halbwegs akzeptabel. [...]
[...] Tiefe – ausgerechnet – fehlt es auch „Inside Deep Throat“ an ausgewählten Stellen, was insgesamt der deutlichen Fokussierung auf gewisse Themenschwerpunkte geschuldet ist. Im Wesentlichen werden Hype und Hexenjagd des berüchtigten Films behandelt, der selbst zwei Jahre nach seiner Premiere noch Platz 11 der US-Kinocharts belegte, in einer Zeit, als große Studios um ihre Existenz bangen mussten und notgedrungen (wie dankenswerterweise) auf junge, unverbrauchte Filmemacher setzen mussten, die heute teilweise zu Legenden geworden sind. Genau zu diesem Zeitpunkt strömten die Massen (auch die Promis, z.B. Jackie Kennedy) in einen Film, von dem selbst sein Regisseur sagte, dass es „kein guter Film“ sei. Gut vielleicht nicht im klassischen Sinne, aber ein mutiger, außergewöhnlicher Film auf jeden Fall. Als Hardcore-Filme sich noch unter dem doppelmoralischen Deckmäntelchen der „Aufklärung“ ihre Existenzberechtigung erschleichen mussten, verzichtete „Deep Throat“ auf diesen Unfug und schaffte es damit beinahe, die Pornoindustrie mit den großen Studios kopulieren zu lassen. Soweit kam es schlussendlich doch nicht, aber es wurde sich dezent befummelt, was lange (und heute erst recht) undenkbar erschien. Damit – besonders durch seine gesellschaftliche Akzeptanz, die sich in nackten Zahlen niederschlug – wurden natürlich die Sittenwächter der Nixon-Regierung auf den Plan gerufen, die öffentlichkeitswirksam das „Teufelswerk“ zunächst verbannen und letztlich sogar verbieten ließen, was völlig absurde Ausmaße annahm. Hauptdarsteller Harry Reems wurde als einzig greifbarer Sündenbock sogar zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt, was die Hilflosigkeit einer prüden, auf Exempel abzielenden Regierung darstellte, die selbst genug, deutlich schmutzigeren Dreck am Stecken hatte, den man nicht mehr unter den eigenen Teppich kehren konnte, also musste das Gemüt der sicheren, blinden Wählerschafft gestreichelt werden. Das dafür ein armer Tropf kriminalisiert und fast zerstört wurde, spricht mehr als tausend wissenschaftliche Berichte über den „Schaden“ von Pornographie, die von der Regierung selbst in Auftrag gegeben und später unter Verschluss gehalten wurden, da die Ergebnisse (quelle surprise) nicht nach ihrem Gusto waren. [...]
[...] Unter der Regie von Fachmann Christopher Ray („2-Headed Shark Attack“ und ähnliche Meisterwerke, hier als Christopher Douglas Olen Ray) – Sohn des gefürchteten Billig-Filmers Fred Olen Ray, bestimmt Papa’s ganzer Stolz – geben sich Zoë Bell („Death Proof – Todsicher“), Kristanna Loken („Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“), Vivica A. Fox („Kill Bill Vol.1“, heftig heruntergekommen, du liebe Güte), Cynthia Rothrock („China O´Brien“) und last but not least die einzigartige Dschungelqueen Brigitte Nielsen („Red Sonja“) die „Ehre“. Gerade Letztere ist schon fast einen Blick wert und kann ohne Zweifel als Highlight – oder wie auch immer man das nennen kann – bezeichnet werden.
Die ehemalige Sex-Bombe sieht inzwischen aus wie der im Reagenzglas gezeugt Sohn von David Bowie, Billy Idol und Skeletor und darf mal wieder ihre Paraderolle als sowjetische Terror-Tante vom Dienst spielen, oder wie sie so blumig bezeichnet wird, als „paranoide Rebellen-Schlampe“. Keiner rollt das R so schön und lächerlich wie Brrrrrrigitte, die das Töchterchen von Mr. Prrrrrrrresident entführrrrrrrrrrrt hat. Da man das Leben der First-Daughter ja nicht jedem in die Hände legt und die „Festung“ (dazu kommen wir noch) von Ulrika (so heißt die Brigitte hier, niedlich) ach so „uneinnehmbar“ ist (wie gesagt, gleich…), setzt man praktisch alle Hebel in Bewegung, versteht sich von selbst. EINE Trulla (Cynthia Rothrock, mit den dritten Zähnen und schickem Hosenanzug, darf genau einen Kick austeilen, etwa in Höhe des Schienbeins, bravo) und EIN Lakai rekrutieren vier Knast-Julen zur Rettung, weil alles sonst auch wenig Sinn machen würde, ist doch klar. Hoffentlich wird nicht mal eine noch wichtigere Person entführt, nicht auszudenken was dann los ist. [...]
[...] Alles ist so entsetzlich schlampig und lustlos runtergekurbelt, immer auf den gleichen, kargen und zutiefst öden Schauplätzen, ohne Esprit, ohne nur den Anflug von Bemühen, die übliche Scheiße halt. Immerhin kann das absurde, völlig überdrehte Spiel der gruseligen Brigitte Nielsen und der nicht minder chargierenden Vivica A. Fox ab und an für ein Grinsen sorgen, inklusive einiger unglaublich bescheuerter One-Liner („Vielleicht ficke ich sogar George Clooney mit einem fetten Dildo“ oder, auch schön: „Kontrolliere die fetteste Pussy in der Region…“). [...]
Zwei Jahre nach seinem hypnotisch-phantastischen Meisterwerk „Picknick am Valentinstag“ widmet sich der Australier Peter Weir dem reizvollen Culture-Clash zwischen den Ureinwohner seiner Heimat und dem weißen Mann, ausgetragen auf urbanen Terrain. In seiner hochinteressanten und durchwegs faszinierenden Mischung aus Justiz-Krimi, Mystery-Thriller und Katastrophenfilm kann er erneut durch surreale, (diesmal nicht nur) subtil-bedrohliche Sequenzen den Zuschauer in seinen Bann ziehen, ganz homogen abgestimmt wirkt „Die letzte Flut“ unterm Strich leider doch nicht, lässt etwas unbefriedigt zurück.
In den hervorragend inszenierten Traum- und Halluzinationssequenzen sowie der stetigen, schleichend-apokalyptischen Bedrohung liegen die großen Stärken des Films. Beschränkt auf diese unheimlichen, in düsteren Bildern und mit einem grandiosen Sounddesign ausgeschmückten Momente, lässt sich dem Film wenig vorwerfen, im Gegenteil. Weir spielt mit religiösen Symbolen, Motiven des Öko-Horrors und Katastrophenfilms, prangert gleichzeitig die Verdrängung der Aborigines durch den weißen Mann an. Ein Gefühl von Gerechtigkeit bleibt unvermeidlich, wenn Richard Chamberlain am Ende die Prophezeiung unaufhaltsam auf sich und seine Welt zurollen sieht. Auf dem Weg zu diesem absolut nachhaltigen, von Ohnmacht und Hilflosigkeit geprägtem Finale verschenkt Weir jedoch einiges, ohne Zweifel hätte „Die letzte Flut“ Potenzial gehabt, sich kaum hinter „Picknick am Valentinstag“ verstecken zu müssen. Die Ermittlungsarbeiten von Anwalt Burton sind nicht unbedingt von großer Spannung getrieben, seine Figurenentwicklung erscheint etwas sprunghaft und das bedeutungsschwangere Geschwurbel um Aborigine-Hokuspokus wirkt dann doch an einigen Stellen eher anstrengend und zu dick aufgetragen. Somit bleiben die Grundstimmung, beklemmende Momente und das Finale sicher langfristig im Gedächtnis, der Film im Gesamten nur durch sie.
Romanverfilmungen liegt immer die Bürde auf, sich an der Vorlage messen lassen zu müssen. Um den nun mal völlig unterschiedlichen Medien und den damit einhergehenden, meist unabdingbaren Differenzen fair zu begegnen, sollte man sich grundsätzlich nicht zu sehr an die Vorlage klammern und einfach folgende Frage beantworten: Funktioniert der Film als solcher, wurde die Geschichte im Rahmen der Möglichkeiten adäquat adaptiert? Das Absurde bei „Friedhof der Kuscheltiere“: Obwohl Stephen King selbst das Drehbuch verfasste und sich vom Ablauf streng an den eigenen Roman hielt (der zweifelsohne zu den besten Werken seiner Karriere gehört), ist der Film einerseits eine wahnsinnige Enttäuschung, fast schon ein Ärgernis für Kenner des Buches und andererseits als eigenständiges Produkt nur knapp am völligen Fehlschlag vorbei.
King arbeitet zwar brav jeden Punkt der Geschichte ab, wie bei einer Schnitzeljagd, in dem die grundsätzlichen Handlungsdetails abgehakt werden, weiter geht’s. All das, was sein Buch eigentlich so großartig, wirklich fesselnd und erschreckend machte, lässt er außer Acht. Hat King etwa selbst nicht verstanden, was die größte Qualität seiner Geschichte war, was sie ausmachte? Es hat bald den Anschein. Wahrscheinlicher ist, dass King es einfach nicht versteht, sich in einem Skript entsprechend auszudrücken, es wirklich nur als Bebildern einer Handlung versteht, ohne die Feinheiten zu beherrschen. Natürlich lässt sich in einem Film schwerer in das Gemüt, in den Kopf eines Menschen blicken. Es können nicht in aller Ausführlichkeit Gedanken und innere Konflikte dargestellt werden, Figuren nicht so greifbar und direkt, ungefiltert verständlich gestaltet werden. Zumindest nicht, wenn man dieser Kunst nicht mächtig ist. Der Roman wirkte so bitter und hochspannend, da gerade die tiefe Trauer, Verzweiflung und die aus diesen Gefühlen resultierenden, fatalen Entscheidungen von Familienvater Louis Creed dem Leser nah gebracht und sogar verständlich gemacht wurden, obwohl man die Katastrophe natürlich kommen sah. Im Film fällt das nahezu unter den Tisch bzw. wird nur so grob und platt angerissen, dass es sich nur erahnen lässt. Daher – und deshalb auch unabhängig vom Buch – wirkt hier so manches Handeln unsinnig oder zumindest nur schwer nachvollziehbar. Warum weiht Nachbar Jud beispielsweise Louis in das düstere Geheimnis ein, was hinter dem schwer passierbaren Pfad abseits des Tierfriedhofs lauert, obwohl er sich der davon ausgehenden Gefahr bewusst ist? In einem Halbsatz wird das mal kurz erläutert, stimmig ist das so keineswegs. Auch das, wozu sich Louis in seiner Hilflosigkeit letztlich gezwungen sieht, wirkt - nur mit dem filmischen Wissen vor Augen – sagenhaft dämlich, überhaupt nicht nachvollziehbar. Klar, was seine Figur dazu antreibt ist grob verständlich, der Film gibt sich allerdings gar keine Mühe, dies irgendwie deutlich zu machen.
King beraubt sich somit selbst seiner stärksten Waffe, den Schmerz und die daraus entstehende, endgültige Vernichtung der heilen Familie auf den Zuschauer einwirken zu lassen. Nicht nur das, auch Nebenfiguren verkommen, bezogen auf den Film, zur reinen Staffage. Zelda, die an MS erkrankte Schwester von Rachel Creed, wird zwar recht creepy in Szene gesetzt, was sie eigentlich zu Handlung beitragen soll, versteht man als reiner Filmkonsument kaum bis gar nicht. Noch drastischer bei Haushälterin Missy. Sie bleiben der Umsetzung erhalten, ohne ihren Sinn für die Geschichte herauszuarbeiten. Grobe Schnitzer, die den Film mit unnötigen Fragezeichen bestücken. Passend dazu inszeniert Regisseurin Mary Lambert – bei der es nicht verwundert, dass dieser Film als ihr größter Erfolg bezeichnet werden muss – das alles so unattraktiv und hölzern wie die Folge einer 80er Jahre Fernsehserie. Kein Gespür für die Stimmung, die bittere Essenz der Thematik oder nur die geringsten, inszenatorischen Feinheiten sind zu erkennen. Wenn die Kamera alles im Bild hat und die Darsteller ihren Text gesagt haben, ist die Szene im Kasten, so ungefähr. Ähnlich blass agieren die Darsteller, nur Charakterkopf Fred Gwynne als Nachbar Jud kann voll überzeugen. Wenn dann noch einige Szenen unfreiwillig albern wirken, obwohl gerade die für Furcht und Spannung sorgen sollten (Stichwort: Rückblende, der aus dem Krieg zurückgekehrte Sohn oder einige Momente gegen Schluss), lässt sich kaum noch ein lobendes Wort für den Film finden. Was ihn gerade so noch rettet, allerdings nur vor der totalen Katastrophe: Die Geschichte an sich ist natürlich immer noch unglaublich böse und faszinierend, das Ende auch in der verhunzten Fassung konsequent, grausam und nachhaltig und minimale Punkte wie die Effekte und das Make-Up sind gut gelungen.
Wer die Vorlage nicht kennt, kann sich eventuell noch von der hervorragenden Geschichte treiben lassen, sollte aber auf einige Ungereimtheiten (die keine wären, wenn vernünftig umgesetzt) und eine sehr müde Inszenierung gefasst machen. Fans des Buches machen besser einen ganz weiten Bogen. Warum ausgerechnet dieser gerne als ein der gelungensten King-Filme bezeichnet wird, ist mehr als unverständlich.
Bei seinem zweiten US-Film zeigt der Spanier Gonzalo López-Gallego („Apollo 18“) das eigentlich abgenutzte Motive durch eine geschickte Herangehensweise noch interessant verkauft werden können. Neues hat „Open Grave“ nicht zu bieten, sei es das gerne verwendete Amnesie-Thema und besonders das, auf was das Ganze schlussendlich hinausläuft. Die Verquickung von beidem funktioniert allerdings ausgezeichnet, da der Spannungsbogen von Beginn an straff und konsequent gehalten wird. „Open Grave“ kann jederzeit das Interesse am sich langsam zusammensetzenden Erinnerungspuzzle aufrechterhalten, ist für ein B-Movie insgesamt äußerst überdurchschnittlich inszeniert wie gespielt und weiß vor allem, wo seine Stärken liegen. Auch wenn die Pointe nicht originell ist, „Open Grave“ schadet das wenig. Man möge sich nur mal vorstellen wie beliebig der Film wäre, wenn er nicht so gut erzählt werden würde. Das wussten die Verantwortlichen wohl und machen durch ihren Weg, der hier eindeutig das Ziel ist, nahezu alles richtig. Eine richtig feine, spannende DTV-Premiere, die so manchen Kinofilm locker in die Tasche steckt.
[...] Was nützen Charme, Körpersprache und Unmengen von natürlichen Sympathiepunkten, wenn sie für so einen biederen, hundertfach durchgekauten Reißbrettschrott verschwendet werden? James als der Dicke mit Herz „spielt“ das Gleiche wie immer, ob er nun als Zoowärter, Dachdecker oder Postbote auftreten würde, vollkommen egal. Hauptsache einer von uns, nicht so ein abgehobener Erfolgstyp. Dass er nun ausgerechnet diesen Berufsstand vertritt hat nur einen Grund und das ist das wohl KOMISCHSTE auf der Welt: Sprechende Tiere. Ja Mensch, super, was ein Brüller. Immer ein Heidenspaß so was. Ein Affe, ein Elefant, Bären, die können sprechen und sagen so lustige Dinge, da liegst du am Boden. W-A-H-N-S-I-N-N. Wo nehmen die immer nur diese Ideen her? Und das ist noch nicht alles, festhalten: Der Dicke will seine Traumfrau erobern. Hat ihn zwar mal böse sitzengelassen und ist eine unfassbar ätzende Kuh, dabei gibt es doch da diese bodenständige Tierärztin, die sind sich doch viel ähnlicher, wenn da mal nicht…aber psst, nicht den Twist verraten, das nimmt doch die ganze Spannung. Muss man so eine abgedroschene, gegen einen frisch gelegten Elefantenhaufen bei Gegenwind noch zu riechende Dramaturgie in dieser Sorte Film mit der Höchststrafe belegen? Grundsätzlich sicher nicht, gehört zu dieser Art irgendwie dazu und spricht nun mal ein Publikum an, das dies wohl so haben will. Bitte, soll es geben. Dann muss es aber ab und an auch mal komisch oder zumindest ganz lustig sein. James soll Lacher generieren, in dem er entweder irgendwo runterfällt, gegenläuft, beim Pinkeln erwischt wird oder einfach, weil er da ist und mit Tieren spricht. Mit Komik hat das nicht viel zu tun. [...]
Die nur vom Titel direkte Fortsetzung zu Umberto Lenzi’s Kannibalen-Startschuss kommt deutlich böser, stringenter und griffiger daher, ist in seinen besten Momenten ein durchaus packender Survival-Thriller, der allerdings ausgerechnet im Kannibalen-trächtigen Mittelpart spannungstechnisch eher auf der Felge kaut und an einigen Stellen so radikal (und bewusst) den guten Geschmack in Stücke reißt, dass man ihn schwer als echten Genuss bezeichnen will. Ruggero Deodato, der wenige Jahre später mit „Nackt und zerfleischt“ den wohl besten Film des Sub-Genres drehen sollte, beginnt zackig, atmosphärisch beklemmend und erweist sich als souveräner Handwerker. Bis die in der Steinzeit hängen gebliebenen Wilden den „Vogelmenschen“ Robert Harper (Massimo Foschi, der gar keine schlechte Figur abgibt) in ihre Gewalt bringen, ihm am Pimmelchen ziehen und anpinkeln, macht der Film durchaus Druck und kann überzeugen. Erst mit seiner Flucht aus der Kannibalen-Höhle, samt deren einzig hübschen Weibchen (Me Me Lai, auch bei Lenzi schon die Rose unter dem ganzen Unkraut), zieht das Tempo wieder an. Unterwegs wird dann noch Kumpel Rolf (Ivan Rassimov, im „Erstling“ noch der blonde Platzhirsch) aufgegabelt und gemeinsam die Flucht aus der grünen Hölle angestrebt. Wäre Deodato durchgehend so dabei wie in den ersten und letzten Minuten, „Mondo Cannibale 2 – Der Vogelmensch“ hätte deutlich besser funktioniert. Störend zudem: Einige extrem abstoßende Momente (womit NICHT die krassen Gore- und Fressszenen gemeint sind) werden sehr kalkuliert und für die Story nicht mal annährend nötig eingeworfen, um möglichst skandalös zu erscheinen. Sorry, aber ein Neugeborenes einem Krokodil vorzuwerfen (auch wenn nicht direkt gezeigt), ist schlicht ekelhaft, ebenso eine deplatziert wirkende Vergewaltigungsszene. Sicher, Deodato will damit wohl die unter den Bedingungen entstandene Verrohung des eigentlich zivilisierten Menschen darstellen, aber doch bitte nicht so plump. Insgesamt ein klar überdurchschnittlicher Film seines Genres, der leider an einigen Stellen zu übel aufstößt (ohne das es unbeholfen oder naiv, sondern eindeutig gezielt wirkt), um ihn richtig zu mögen.
Erst kam der Fremde, nach ihm der Schnee und als niemand mehr rauskam erklangen die Totenglocken.
Wenn sich „Das finstere Tal“ etwas kritisch vorwerfen lassen muss, dann maximal seine an sich wenig originelle Handlung oder viel mehr sein Grundgerüst, welches den typischen Motiven des Westerns entspricht. Der Lonesome Rider kommt in die Stadt, in dem Fall das Bergdorf, natürlich nicht ganz zufällig und so fremd wie angenommen. Rache ist sein Antrieb, bedingungslos wird er ihr folgen, bis zum großen Showdown. Andreas Prochaska huldigt den wenig romantischen, schonungslosen Vertretern des Genres und natürlich verbindet man unwillkürlich das verschneite, hoffnungslose Ambiente von Sergio Corbucci’s Meisterwerk „Leichen pflastern seinen Weg“ mit den gezeigten Bildern. Was seinem Film in Bezug auf die Handlung an Individualität abgesprochen werden könnte – wobei das in einem Genre-Film nicht zwingend ausschlaggebend sein sollte – kompensiert er nicht nur locker durch seine formale Klasse, sondern mindestens ebenso durch sein Setting und Lokalkolorit, was ihn tatsächlich enorm authentisch macht. Kein Karl-May-Pseudo-Western, der versucht Cowboy-und-Indianer-Geschichten im Harz nachzustellen, „Das finstere Tal“ erzählt ein pessimistisches, zu tiefst bitteres Alpen-Drama um eine von der Außenwelt abgekapselten, unterjochten Gesellschaft, bedient sich nur den klassischen Stilmitteln. Wortkarg wie ihr Protagonist, dafür und dadurch so immens ausdrucksstark, von erdrückender Intensität und absoluter Kompromisslosigkeit geprägt, faszinierend und wuchtig in seinem Auftreten. Deutschsprachiges Genre-Kino geht also doch, sogar auf der großen Leinwand, das sollte und darf nicht ein einmaliger „Ausrutscher“ bleiben. Übrigens: Bei der FSK war wohl gerade Betriebsausflug oder die stufen tatsächlich ungesehen nach Erwartungshaltung ein, wie dieser Film mit einer 12er-Freigabe durchkommen konnte, aber nun gut, soll den erwachsenen Endverbraucher ja nicht stören. Wundern darf man sich trotzdem.
[...] Bei den ulkigen Sprüchen in rotzig-blödem Schnodder-Deutsch muss man gelegentlich einfach grinsen (-„Ah, meine Leber.“ – „Muskelkater angesoffen?“). Dafür kann der Streifen im Original ja nun mal nichts und retten kann es den Kaperkram keineswegs, nur minimal erträglicher machen. Warum auch immer, aber merkwürdigerweise scheint zumindest Nero seinen Spaß an dieser völlig dämlichen Parodie (im Ansatz) von „Spiel mir das Lied vom Tod“ zu haben. Hier erbt nicht eine hübsche Witwe, sondern ersteht Zwiebel-Fetischist Jack ein Farmland, hinter dem auch ein skrupelloser Konzernchef her ist. Martin Balsam könnte als „Mann mit dem goldenen Arm“ genauso gut auch ein fünftklassiger James-Bond-Bösewicht sein, sollte vielleicht mal darüber nachdenken, seinen Agenten für solche Rollenangebote zu ohrfeigen, darf aber immerhin einen tuntigen Adolf Hitler (ernsthaft!) seinen Untertanen nennen. [...]
[...] Eine affige Italo-Western-Persiflage mit Kindergartenhumor, eine Prise „Mr. Ed“ (warum der Gaul spricht und warum das komisch sein soll, keine Ahnung), abgeschmeckt mit Benny-Hill-Verfolgungsjagden, billigstem Klamauk, zeitgeschichtlichen, deshalb noch lange nicht lustigen Anspielungen und ganz schlimmen, hochnotpeinlichen Schwulen-Witzchen, die man bald schon homophob nennen könnte. [...]
[...] Manipulativ ist die Geschichte um Andy Dufresne sicher, sehr gezielt, setzt in seiner Inszenierung oft auf überflüssige Elemente (die musikalische Untermalung wirkt mehr als einmal extrem überzuckert, obwohl diverse Szenen OHNE Musik wesentlich besser funktionieren würden), kippt gegen Ende etwas zu sehr in Wohlfühlkitsch, aber bis dahin sind alle Kritikpunkte reines Erbsenzählen. So effektiv und kurzweilig Darabont die Geschichte von dem geborenen Märchenonkel Morgan Freeman vortragen lässt (die ersten 90 Minuten fühlen sich wie maximal 25 an), ist auf höchstem, narrativem Niveau. Bedrückender, konstruierter, aber sicher nicht überdramatisierter Knastalltag werden perfekt in einen stimmigen Erzählfluss integriert, die menschlichen Aspekte in den Vordergrund gestellt. King’s Kurzgeschichte wird weggetreu umgesetzt und gezielt ergänzt, dadurch entstehen 2 ½ Stunden beste Unterhaltung. [...]
[...] 20 Jahre Bau vergehend wie im Flug, dank der flotten, dennoch detaillierten Inszenierung, den hervorragenden Darstellern und dem Verständnis für altmodisches, gleichzeitig zeitgemäßes Erzählkino, was heute oft auf der Strecke bleibt. „Die Verurteilten“ richtet sich gezielt an die Empathie des Zuschauers, macht es ihm aber verhältnismäßig leicht, sich in ihm und seiner Dynamik zu verlieren. Man fühlt sich nicht an der Hand gezerrt, sondern eingeladen, an dem Schicksal der sympathischen Charaktere teilzuhaben. Sie können einen kaum kalt lassen, selbst wenn man es wollen würde. Viele Filme betteln um Teilhabe, dieser schafft es bald beiläufig. Man kann Darabont speziell zum Ende überdeutliche Taschenspielertricks vorwerfen, doch selbst die gehen in der homogenen und einfühlsamen Dramaturgie fast unter. So sensibel, stimmig und im Paket funktionell wie hier ist das selten, spricht für hohes Talent des Geschichtenerzählens, was Darabont zweifellos beherrscht.
Er schafft es, aus einer interessanten, aber nicht unbedingt dafür prädestinierten Vorlage, einen abendfüllenden, jederzeit spannenden Film zu kreieren, der unglaublich gezielt die gröbsten Schlaglöcher überspringt und zeitgleich die kleinen Nuancen mitnimmt, um nicht als Edelkitsch zu sterben. [...]