JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

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      JackoXL: Moviebreak 16.12.2014, 01:42 Geändert 16.12.2014, 11:07

      Elf Jahre lang war Ruhe in Perfection Valley. Nach seinem Ausflug nach Mexiko ist Fred Ward nicht mehr zurückgekehrt, wer könnte es ihm verübeln, dafür Michael Gross und mit ihm der Rest vom ursprünglichen Cast, der sonst auf Conventions Autogramme schreiben muss/darf, wenn sie denn noch erkannt werden. Wie ein Klassentreffen, leider auch ähnlich unnötig und ein reines Schwelgen in Erinnerungen an bessere Tage. Konnte das direkte Sequel zum Raketenwürmer-Quatsch noch erstaunlich viel Laune verbreiten, ist dieser Aufguss verdammt peinlich geraten. Eine ABM-Maßnahme, billig gefilmt und stellenweise schon auf dem Niveau der Asylum-Schmiede. Wenn die Wurmbrut noch handgemacht ist, sehen die bereits recht bescheiden aus, das sind leider schon die Highlights und nur Momentaufnahmen. Gegen Ende kommen die Arschknaller (ja, so weit sind wir schon, die Evolution ist wortwörtlich am stinkenden Ende angekommen) aus einer vergleichbaren CGI-Tonne wie bei den Filmvergewaltigern mit dem kreativen Titeldiebstahl nah an einer Copyrightklage. Ohne Michael Gross als Waffenstricher Burt wäre hier komplett der Ofen aus. Für ein bis zwei kleine Momente kann er noch herhalten (und damit wären wir erneut bei THE ASYLUM: Die beste Szene hier wurde praktisch für das Finale von „Sharknado“ stibitzt, wie passend). Alles andere ist das, was leider zu erwarten war. Man hätte die Würmer in Mexiko beerdigen sollen. So beerdigt sich die Reihe selbst. Qualitativ, nicht faktisch. Alles hat ein Ende, nur der Wurm hat zwei.

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        [...] „Tremors – Im Land der Raketenwürmer“ ist heute pure Nostalgie und ein Musterbeispiel dafür, was aus solchen Voraussetzungen machbar ist. Heute kommen bei THE ASYLUM und Co alle möglichen Tiere aus Sand, Schnee, Meer und ganz besonders extrem beschissen aus dem Rechner, davon ist dieser liebevolle Spaß so weit entfernt wie Perfection von einem Holiday Inn. Sympathische Hinterwäldler werden von garstigen – und handgemachten - Monstern attackiert. Ernst nimmt sich die Nummer natürlich nicht, was damals nicht gleichbedeutend war mit „alles scheißegal“. Auch Quatsch kann und sollte Kunst sein. Die Kunst der großen B-Movie-Unterhaltung zelebriert „Tremors – Im Land der Raketenwürmer“ meisterlich. [...]

        [...] Niemand dürfte davon Albträume bekommen, niemand wird von unzumutbarer Lustlosigkeit belästigt (was schon längst nicht mehr selbstverständlich ist), das ist pures, reines Spaß-am-Unfug-Kino. Herrlich umgesetzt, mit richtig Pfeffer im Arsch. „Tremors – Im Land der Raketenwürmer“ ist einer dieser Filme, die aus wenig ganz viel machen und sich deshalb auch noch in zwanzig Jahren mehr als sehen lassen können. Ein Kind seiner Zeit, man wird mit ihm groß, aber nie erwachsen. Schön.

        Um „Guardians of the Galaxy“ zu zitieren: „Wir sind wie Kevin Bacon.“ „Tremors – Im Land der Raketenwürmer“ ist der Kevin Bacon unter den Wurmfilmen. Wenn es so was gibt…Ein unverschämter Spaß, ohne Gore, ohne CGI, dafür mit Raketenwürmern, einer Waffenkammer aus dem paranoiden Herz der USA…ja, und halt Kevin Bacon.

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        • Das waren eventuell die bisher besten Antworten.

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            Kaum zu glauben, aber „Tremors 2 – Die Rückkehr der Racketenwürmer“ fällt nur minimal im Vergleich zu seinem Vorgänger ab. Es riecht alles nach billigem, unnötigem DTV-Sequel, dabei ist das ein großer Spaß. Kevin Bacon ist raus, muss halt keine Würmer mehr jagen, Fred Ward schon und der bekommt zunächst einen ätzenden, neuen Sidekick gestellt, da hat man schon wenig Bock. Den Muff legt der Film von S.S. Wilson (Co-Autor des Originals) nach einer gewissen Zeit ab und überrumpelt einen mit einem hervorragenden Timing und ganz besonders mit dem nötigen frischen Wind, der diesen meist lieblos hingerotzten Spät-Sequels oft bis immer abgeht. Riesen-Buddel-Würmer, schön und gut, aber das ist nicht alles. Leider muss an einigen Stellen sehr mageres CGI bemüht werden, das lässt sich insgesamt mit einem leichten Zähneknirschen verschmerzen. Budget und Aufwand geschuldet. Wenn das Viehzeug handgemacht wird, ist alles dufte. Wie die grandiose zweite Hälfte, die locker mit dem Vorgänger mithält, wenn ihn nicht sogar teilweise übertrumpft. Der heimliche Star ist sowieso Michael Gross als Burt, der Bringer schlichthin („Ich hab nicht eine einzige Kugel mehr. Das ist mir noch nie passiert.“). Alles eine halbe Stufe ärmer, aber keinesfalls armseliger. „Tremors 2 - Die Rückkehr der Racketenwürmer“ ist eigentlich Referenzmaterial. So kann eine viel zu spät, viel zu günstig reanimierte Idee voll zünden. Wenn es Preise für überflüssige Kategorien wie DTV-Sequels geben würde, wir hätten den ewigen Gewinner. Der Film ist nicht mehr wie Kevin Bacon, aber wie Fred Ward & Michael Gross.

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              „Wenn man die Regeln der Gesellschaft missachtet, kommt man ins Gefängnis. Und wenn man im Gefängnis die Regeln nicht beachtet, kommt man zu uns.“

              [...] Das eingespielte Duo Siegel/Eastwood liefert bei der Verfilmung des Tatsachenromans von J. Campbell Bruce ganze Arbeit ab, konnten sie sich doch blind aufeinander verlassen. Siegel vertraut auf das Charisma und die Präsenz seines Zugpferdes und Eastwood darauf, dass ihn sein alter Weggefährte seinem Image entsprechend in Szene setzt. Gewohnt wortkarg knurrt und brummt sich der kernige Clint durch das Geschehen, wie man ihn kennt und liebt. Wenn er denn mal den Mund aufmacht, kommt ein trockener Spruch über die Lippen. Niemals scheint er die Kontrolle zu verlieren, ist immer Herr der Lage und hat stets den richtigen Einfall. Ein Eastwood bückt sich unter der Dusche nicht nach der Seife, er wäscht mit ihr seinen Verehrern das Maul aus. Eigentlich spielt er mal wieder nur sich selbst, doch warum auch nicht, wenn es funktioniert?

              [...] Der sadistische Direktor wird durch seine drangsalierenden Methoden und seinen nicht im Geringsten auf Resozialisierung abzielenden Führungsstil („Wir machen aus keinem einen guten Bürger, aber aus jedem einen guten Gefangenen.“) dämonisiert, die schweren Jungs dadurch glorifiziert. Nicht ihre Taten, die sie hinter Gitter brachten, die werden nur kurz erwähnt und spielen für den weiteren Verlauf überhaupt keine Geige. Sie als Menschen werden unterdrückt, hier und jetzt. Das zieht den Zuschauer selbstverständlich auf ihre Seite und nur so kann „Flucht von Alcatraz“ in seinem Hauptpart, dem akribisch geplanten und unter höchstem Risiko durchgeführten Ausbruchs, überhaupt erst diese spannungserzeugende Partizipation und Identifikation mit seinen Antihelden erzielen. Obwohl das Tempo niemals entscheidend anzieht und eventuell auch der Ausgang der Geschichte bekannt sein könnte, in seiner detaillierten Schilderung zieht einen der Film spätestens jetzt uneingeschränkt in seinen Bann.[...]

              Mit diesen einfachen, aber eben deshalb funktionellen Mitteln und ohne jeden unnötigen Firlefanz drumherum kann man auch heute noch für rundum gelungen Unterhaltung sorgen. „Flucht von Alcatraz“ ist keinesfalls spektakulär oder gar herausragend, dafür präzises, bodenständiges Handwerk des klassischen Spannungskinos. [...]

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                JackoXL: Moviebreak 10.12.2014, 18:28 Geändert 10.12.2014, 23:13
                über Geron

                [...] Bei seiner Arbeit in einem Seniorenheim, oder eher einer Aufbewahrungsanstalt, verliebt sich der junge Pfleger Lake (Newcomer Pier-Gabriel Lajoie) in den 81jährigen Mr. Peabody (wunderbar: Walter Borden). Eine nicht nur aus beruflicher Sicht äußerst heikle Liaison, die nicht lange verborgen bleibt und in ihrem Umfeld für höchste Empörung sorgt. Wer aufgrund der bisherigen Arbeiten von Bruce LaBruce nun damit rechnet das erigierte Penisse stramm Spalier stehen, dürfte von dem verhältnismäßig züchtigen Tonfall der Geschichte (vermutlich angenehm) überrascht werden. Provokant ist „Geron“ maximal durch das Tabu-Thema einer Liebe zwischen Jung und Alt, der homosexuelle Aspekt juckt dabei wohl nur die prüdesten Kleingeister mit Kruzifix über dem Bett und Schöpfungsgeschichte statt Biologieunterricht auf dem Lehrplan. Der Regisseur will hier offensichtlich kein unnötiges Fass aufmachen und inszeniert seine Liebesgeschichte trotz ihrer natürlich ungewöhnlichen Voraussetzung als relativ „normal“. [...]

                [...] Bruce LaBruce beweist mit „Geron“ das er mehr auf dem Kasten hat, als ausschließlich in der Rolle der Skandalnudel über die Stränge zu schlagen. Ein leichtes Tabupotenzial birgt sein Film selbstverständlich, allerdings geht es seinem Regisseur nicht darum, es dem Zuschauer mit möglichst viel Provokation in die Fresse zu schleudern. Im Gegenteil, er enttabuisiert das Thema durch seine diskrete Herangehensweise sogar und unterstreicht, worauf es im Leben wirklich ankommt. Zu lieben und geliebt zu werden. Egal, wen und von wem. Egal, wen das stört oder eben nicht. Die Geschichte um diese schöne Botschaft ist dann leider sehr dünn geraten, weshalb „Geron“ nicht uneingeschränkt zu empfehlen ist, aber seine Chance durchaus verdient hat.

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                  „Verrückte haben keine Angst vor Waffen…Verrückte haben Angst vor Verrückten.“

                  [...] Keshales und Pupashado vergreifen sich bei ihren pechschwarzen Humorattacken nicht an wehrlosen Opfer und gehen geschickt der größten Stolperfalle aus dem Weg. Die abscheuliche Verbrechensserie wird nicht verharmlost, was gleichzeitig auch das Handeln aller Beteiligten zumindest nachvollziehbar gestaltet. Über geschändete, ermordete Kinder wird sich nicht amüsiert. Nur wer selbst Dreck am Stecken hat, wird nicht in Schutz genommen. Mit zynischen, ätzenden Pointen und Dialogen geizen sie nicht, auch vor der nicht unbedingt toleranten Einstellung Israels zu gewissen Bevölkerungsgruppen wird bewusst kein Halt gemacht. Wie schon bei „Rabies – A Big Slasher Massacre“ greifen sich die beiden Regisseure ein angesagtes Genre – hier eben den in Mode gekommenen „Torture-Porn“ – und drehen ihn nach ihrer Fasson durch den Wolf. Folgen einigen Regeln, ignorieren dafür andere und überraschen durch ihre selbstbewusste Art, sich nicht zu sehr in Klischees und Erwartungshaltungen zu verlieren. Dafür muss ihnen großer Respekt gezollt werden, von der sauberen Inszenierung ganz zu schweigen, die locker auf dem Niveau gestandener US-Produktionen steht. Das ist abgewichst, das ist straight, nur am Ende kann das tolle Konstrukt nicht ganz stabil stehen. Es mangelt nicht am Stil, nicht an der grundlegenden Herangehensweise wie Umsetzung, es ist viel einfacher: Der Schlusspunkt ist leider weder überraschend, noch wird das entscheidende i-Tüpfelchen gesetzt.

                  Ausgerechnet auf den letzten Meter enttäuscht „Big Bad Wolves“, allerdings nicht mit einem Frontalzusammenstoß. Das aufgebaute Niveau kann schlicht nicht gehalten werden und gerade weil alles vorher so schmissig aufgetischt wurde, erwartet man einfach mehr, als schlussendlich geboten wird. Auch damit haben sich Keshales & Pupashado wieder über Erwartungshaltungen hinweggesetzt, diesmal allerdings im negativen Sinne. Doch die Fallhöhe ist lange nicht so krass wie bei dem bereits angesprochenen „Prisoners“. [...]

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                    JackoXL: Moviebreak 09.12.2014, 17:10 Geändert 11.12.2014, 02:21

                    [...] Seine tristen, in tiefster Melancholie getränkten und gleichzeitig ungemein soghaften Schwarz-Weiß-Bilder erzeugen eine unwirtliche Stimmung, die perfekt zu der dargestellten Region und Zeit passt. Dem eigentlichen Star des Films. Diese beiden Faktoren sind nicht nur Rahmen der Geschichte, sie sind für sie mindestens so wichtig wie die Figuren. Protagonist Alois Nebel, ein introvertierter Fahrdienstleiter einer kleinen Bahnstation im Grenzgebiet der Tschechoslowakei zu Polen im Herbst 1989, wird nachts von den Schatten der Vergangenheit heimgesucht. Den seiner eigenen, wie der Gegend, dem ehemaligen Sudetenland. Unrecht, Leid und ungesühnte Verbrechen während der Besatzung des Dritten Reichs wie der anschließenden Vertreibung der deutschen Einwohner nach Kriegsende liegen wie dunkle Schatten, wie böse Geister über dem inzwischen kaum besiedelten Landstrich. Das persönliche Schicksal des in leichten Zügen fast autistisch wirkenden Alois ist nur eines von vielen und genau genommen das des ganzen Gebiets. Behutsam, still und leise erzählt diese kluge Parabel von niemals stattgefundenen Verarbeitungsprozessen, tief verwurzelten Traumata und unausgesprochenen Wahrheiten, die mit dem Auftauchen eines stummen Fremden langsam an die Oberfläche drängen. [...]

                    [...] Die Handlung von „Alois Nebel“ mag ziemlich unspektakulär, langsam und oberflächlich betrachtet sehr reduziert sein, ist dabei jedoch ungemein reflektiert, subtil und eine einzige, große Metapher. Durch die Person von Alois, dem Stummen und noch einigen anderen Figuren wird die dunkle Geschichte eines Landes aufgearbeitet und sich mit Themen auseinandergesetzt, die sowohl von menschlicher wie politisch-historischer Relevanz sind. Irgendwann ist der Zeitpunkt gekommen, um mit der Vergangenheit aufzuräumen. Ob man sie hinter sich lässt um in eine vielleicht bessere Zukunft zu blicken, sich ihr stellt um späte Genugtuung zu erfahren oder von ihr letztlich eingeholt wird. Ganz einfache Kost ist der Film sicher nicht, fordert sein Publikum zum Mitdenken auf und verlangt von diesem zumindest ein Mindestmaß an Hintergrundwissen, um alle zeithistorischen Aspekte besser einordnen und ihre Wichtigkeit für das Geschehen erkennen zu können. Wer dazu bereit ist, wird mit einem faszinierenden und nachhallenden Film belohnt, den es so nicht oft zu sehen gibt. [...]

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                    • 3 .5

                      Ein Wahnsinnssetting, nur leider sieht man davon nicht viel, Found Footage sei Dank. Dafür bekommt man die wohl dümmste Story der letzten Wackel-Filme aufgetischt, die der Film an sich gar nicht nötig gehabt hätte. Jage einfach irgendwelche Vögel aus einem x-beliebigen Grund (und wenn es nur der übliche Bock-auf-abgefahrenen-Shit-YOLO-Blödsinn ist) in den Untergrund von Paris, fertig ist die Laube. Warum die da runter gehen, wenn interessiert das wirklich? Eigentlich niemanden, aber was ist denn bitte das? Weiblicher Indiana Jones-Verschnitt hat mit ihrem On/Off-Lover, noch so ein Adventure-Schlaukopf, den Da Vinci Code oder so ähnlich entschlüsselt und wissen nun als einzige Menschen auf der Welt, dass da unten – festhalten – der Stein der Weisen liegt! Ach ja, und ganz viel Gold und andere Klunker, aber das ist ja nur was für ungebildete Prolls, wer braucht das schon. Klingt das doof? Aber hallo, ist es auch. Wäre auch nur semi-schlimm, wenn das Wesentliche wenigstens brauchbar wäre. Statt klaustrophobisches Survival-Feeling zu bieten, wird der Zuschauer nur von der hektischen Kamera ohnmächtig geschunkelt und sich später fleißig bei bekannten Horrorfilmen bedient, die diese Thematik um infernale Manifestation von Schuld und inneren Dämonen schon deutlich intensiver und weniger albern („Haben die hier unten Telefon?“ Du ahnst es nicht…) aufgetischt haben. Alles schon mal dagewesen, alles schon mal deutlich besser und selbst wenn vereinzelte Momente mal kurz ganz stimmig sein mögen, spätestens mit diesem lächerlichen Ende ist man wieder an dem Punkt, wo das Kopfschütteln einst begann: So ein Quark!

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                        [...] Mit Klischees wird keineswegs gegeizt, da ist alles Gängige in Hülle und Fülle vorhanden. Klar, dieses verfluchte Handynetz, telefonieren ist nicht (mit dieser Ausrede muss sich seit gut 20 Jahren praktisch jeder Horrorfilm behelfen, sonst wäre der Spuk oft schnell vorbei und Rettung nah) und wer lässt sich schon die Chance für den berühmten Jumpscare mit der Kühlschranktür durch die Lappen gehen? Wenn dann auch noch die Grusel-Kinder-Nummer und der dämonische Stimmenverzerrer bemüht werden, möchte man schon bald mit den Augen rollen. Nach dem hoffnungsvollen Start stellt sich etwa nach der Hälfte der Zeit schon das unliebsame Gefühl ein, „Gallows Hill“ wäre dann doch nur einer dieser Voll-Egal-Streifen. Statt mit der Ungewissheit zu spielen, werden die Karten eigentlich viel zu früh auf den Tisch gelegt und das gezeigte Blatt ist eher ein schwaches Pärchen als ein Full House mit Assen. Nun sind wir gedanklich schon voll im Zehn-kleine-Jägermeister-Modus, mehr als das wohlsortierte Ableben der Figuren dürfte nicht mehr passieren. Chance vertan, next please.

                        [...] Der Film scheint bereits abgestempelt, doch dann bekommt er irgendwie noch die Kurve. Ohne jetzt zu sehr in Euphorie zu verfallen, natürlich wird hier nicht mit Innovationen und Originalität um sich geschmissen, gesehen hat man das alles schon, allerdings mehrfach um einiges monotoner und belangloser. Genau genommen hat „Gallows Hill“ nur eine recht pfiffige (wenn auch nicht wirklich neue) Idee, die dafür prima funktioniert und geschickt ausgespielt wird. Beflügelt dadurch erzeugt er im letzten Drittel ein sehr vernünftiges Tempo, zeigt sich an einigen Stellen schön garstig und hält vor allem ein extrem konsequentes Ende parat, bei dem sich der Kreis auf perfide Art und Weise schließt. [...]

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                        • Fuck, hab den 1. Buchstaben geschickt. Ahhh.... :(

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                            Zwei der interessantesten Namen der jüngeren Horrorfilmgeschichte – Ti West und Eli Roth- tun sich zusammen, um ihre Version des berühmten Sektenmassakers von Jonestown aus dem Jahr 1978 darzubieten. Roth nur im Hintergrund, um das Projekt mit seinem der breiten Masse geläufigeren Namen zu schmücken, West als kreative und ausführende Kraft. Der reale Vorfall wird nicht direkt verfilmt, er dient lediglich als deutliche Vorlage. An den bekannten Fakten wird sich stark orientiert, in Bezug auf den Ablauf wird zum Teil 1:1 übernommen, andere Details (wie Zeit, Ort und Personen) verändert. Auch wenn es sich somit nicht um eine offizielle Adaption handelt, mehr Einblick hinter die unfassbaren Ereignisse hätte man sich von „The Sacrament“ vielleicht doch erhofft. Die hat er nicht zu bieten und versteht sich wohl auch nicht als Film der Interpretation, der Erklärungsansätze.

                            Im Mockumentary/Found-Footage-Stil erzählt geht es nicht um das Aufdecken neuer Erkenntnisse, lediglich das Verstörende dieser Tragödie ungeschönt und möglichst eindringlich auf die Leinwand zu transportieren. Und das gelingt Ti West niederschmetternd grausam. Das allgemein überstrapazierte Stilmittel verkommt ausnahmsweise mal nicht zur verwackelten, künstlich Hektik erzeugenden und das Fehlen echter Intensität kaschierenden Beleuchtungskatastrophe, diesem Gewurschtel geht West gottlob aus dem Weg. Sinn macht die Wahl der Waffen nicht nur aufgrund der Parallele zu den tatsächlichen Geschehnissen, durch den Reportage- und Interviewcharakter wird im ersten Akt die Unbehaglichkeit, die schwelende Bedrohung hinter dem selbstgeschaffenen, angeblich von jeglicher „Zivilisationskrankheit“ gesäuberten Utopia treffend inszeniert. Was zunächst nicht unbedingt subtil, dennoch behutsam aufgebaut wird, entwickelt sich dann zum schauderhaft-bedrückenden Terror-Gottesdienst, der seine angestrebte Wirkung keinesfalls verfehlt. War man von den letzten Ti-West-Arbeiten eher ein indirektes Vorgehen gewohnt, geht hier das Grauen direkt durchs Auge in den Kopf. Vor eindeutigen, radikalen Momenten schreckt der Regisseur nicht zurück. Beängstigender und leider in seiner Unverständlichkeit zudem noch viel schockierender (da auch heute und wohl immer wieder ein Thema), ist die gottesgleiche, unantastbare Vaterfigur, von Gene Jones hervorragend dargestellt. Mit seinem rhetorischen Geschick und seiner manipulativen Kraft gelingt es ihm, trotz eindeutiger Geisteskrankheit, seine Herde zu einer gefügigen, willenlosen Masse gleichzuschalten. Diese Phänomen erscheint glaubhaft, auch ohne näher auf das Wie und Warum einzugehen.

                            Vorwerfen muss sich „The Sacrament“ neben einigen, bald unvermeidlichen Sub-Genre-Problemchen (die hier allerdings weit weniger stören als bei vergleichbaren Werken) und leichten Logik-Defiziten, das er sich eigentlich rein auf die vernichtende Wirkung seines Hintergrunds verlässt, als ihn tiefer zu beleuchten oder sinnig auszubauen. Die letztliche Motivation für das entscheidende Handeln wirkt etwas hurtig und – ganz im Gegensatz zu dem offensichtlich akribisch geplanten, psychologisch geschickt gesteuerten und straff organisierten Aufbau und Erhalt der „Glaubensgemeinde“ – überstürzt, kopflos und eher unnötig aus dem Ärmel geschüttelt. Ob das damals in Jonestown auch nicht anders war, lässt sich konkret nur mutmaßen. Überbewertet sollten diese Kritikpunkte jedoch nicht werden. Dafür ist „The Sacrament“ zu gut gemacht und effektiv in seinem Auftreten.

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                              JackoXL: Moviebreak 01.12.2014, 11:16 Geändert 01.12.2014, 13:33

                              „Ich ließe mich gerne mal vergewaltigen.“

                              Selbstverständlich, welche Frau denkt denn insgeheim nicht so? Meine Herren(Magazine), bei seinem Debütfilm vergreift sich Luciano Ercoli einige Male heftig im Ton und zeichnet ein mehr als fragwürdiges Frauenbild. Feministinnen dürften nicht nur beim deutschen Titel (dafür kann Signori Ercoli ja nun nichts) gar nicht mehr von der Palme runterkommen. So reißerisch und direkt wie es der deutsche Verleih seinerzeit verscherbeln wollte, geht es dennoch beileibe nicht zu. Wer jetzt auf unzählige nackte und explizit bis auf die Nippel gefolterte Damen hofft, kann die Taschentücher ruhig stecken lassen. Für das einhändige Schleudertrauma gänzlich ungeeignet. Da haben Kollegen wie z.B. Sergio Martino („Der Killer von Wien“) viel deutlicher mit einer Hand in der Hose gedreht und akute Unterkühlung ihrer Darstellerinnen schamlos in Kauf genommen. Wenig Fleischbeschau, trotzdem ist Sexismus hier nicht nur eine blanke Unterstellung. Eine gute Ehefrau weiß ihren Göttergatten mit allem was sie spreizen kann zu verteidigen (warum auch immer, besonders sympathisch oder liebevoll kommt der Kerl nicht unbedingt rüber, dann eventuell nachvollziehbar) und bloß nicht nachfragen oder mal kurz nachdenken. Wie es so schön gesagt wird: „Du kannst ihr nicht vorwerfen, dass sie wie eine Frau gehandelt hat.“

                              So übel und schwer daneben das eigentlich ist, „Frauen bis zum Wahnsinn gequält“ ist rein formal ein Traum, und zwar kein feuchter. Optisch ein einziger Genuss. Wunderbar fotografiert, minutiös Ausgestattet. Da stimmt jedes Detail, sei es im Farbarrangement, Design oder der Beleuchtung. Dazu wird mit Dagmar Lassander („Das Haus an der Friedhofsmauer“) eine anbetungswürdige Hauptdarstellerin präsentiert, fügt sich nahtlos in den perfekten Augenschmaus ein. Von seiner Präsentation so brillant wie von seiner Aussage schlüpfrig, wie ein frivoles Schmuddelheft ausgestellt als faszinierendes Gemälde in einer Kunstgalerie. [...]

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                                [...] Oliver Assayas („Carlos – Der Schakal“) bringt zum Jahresende einen der intelligentesten Filme 2014 auf unsere Leinwände. Juliette Binoche, inzwischen schon fast als eine Grand Dame des internationalen Films zu bezeichnen, glänzt als in die Jahre gekommenen Schauspielerin Maria, die bei der Vorbereitung auf ihr neues/altes Stück (zwanzig Jahre zuvor gelang ihr damit der große Durchbruch) in der Abgeschiedenheit der Schweizer Alpen sich intensiver mit der Rolle und sich selbst befasst, als es eigentlich geplant war. Assayas gelingt eine gleitende Verschmelzung der Handlungsebenen, ohne großartig in surreale oder (alb)traumhafte Szenarien abzudriften. Während der Leseproben mit ihrer Assistentin Val (endlich mal völlig überzeugend, darstellerisch mit ungeahnter Qualität: Kristen Stewart) greifen reale und fiktive Konflikte leise ineinander, sind kaum klar zu trennen. Was als trockene Übung beginnt, mausert sich zum Akt der Selbsterkenntnis. Schon in diesen Momenten sind es eigentlich nicht nur Maria und Val, die miteinander interagieren, es sind bereits Sigrid und Helena involviert, die Figuren des Stücks. Dessen Handlung beinhaltet elementare Punkte über die Beziehung zwischen den beiden Frauen, ohne dass sie es sich zunächst direkt bewusst sind. Mit dem Auftreten der eigentlichen Bühnenpartnerin Jo-Ann (Chloë Grace Moretz) wird das zwischenmenschliche Geflecht noch um einiges komplexer, die Dramaturgie des Drehbuchs verstörend real.

                                [...] Olivier Assayas hat ein fantastisches Skript verfasst, das eine deutliche Abneigung gegen das moderne Hollywood-Kino und dessen Methoden dem Zuschauer ins Gesicht schreit. Doch statt in Polemik, Zynismus und giftiger Satire zu enden, erschafft er ein authentisches, differenziert ausgearbeitetes Psychogramm, mit dem er seinen Hauptdarstellerinnen eine ebenso sensible, nuancierte Darbietung abverlangt. [...]

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                                  JackoXL: Moviebreak 29.11.2014, 03:39 Geändert 29.11.2014, 11:04

                                  „Ich bin ganz Ohr.“

                                  Bei seinem US-Debüt schwenkt Roland Emmerich noch nicht die patriotische Blockbuster-Flagge, klöppelt stattdessen geradliniges, zum Teil sogar sehr zynisches Actionkino zusammen, dem es nicht am nötigen Quäntchen Bums fehlt. Beginnt etwas schleppend und ja, aus der geilen Idee wird nicht alles rausgeholt, dafür steigert sich der Streifen um quasi Zombie-Soldaten mit traumatischen Erinnerungssplittern extrem konsequent und ist spätestens in der letzten halben Stunde wunderbar ruppiges, wenig zaghaftes B-Gedresche auf gehobenen Niveau. Könnte mit mehr Feinschliff - wie auch der überraschend starke, letzte Ableger „Day of Reckoning“ - noch deutlicher in der Endabrechnung gewinnen, aber sei es drum. Wenn der Roland nicht die breite Maße und die volle Kasse vor Augen hat, kann der durchaus feine Sachen machen, mag man heute gar nicht mehr glauben.

                                  „Gute Nacht, Arschloch!“

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                                    JackoXL: Moviebreak 27.11.2014, 16:08 Geändert 27.11.2014, 16:14

                                    [...] Interessanter wäre es ohne Zweifel, wenn Carpenter himself sein Werk fortgesetzt hätte, gerade wegen des nahtlosen Übergangs der Geschichte. Ohne jeden Zeitverlust setzt das Sequel am Finale des Originals an und sorgt so für die Illusion, es mit einer geschlossenen, als Gesamtes konzipierten Geschichte zu tun zu haben, was im heutigen Blockbusterkino gang und gäbe ist, ganz aktuell in „Die Tribute von Panem – Mockingjay Teil 1“. Eigentlich ein Leckerbissen für Fans des Erstlings, die man mit einem offenen und kribbeligen Ende zurückließ. Dort wurde der von Dr. Loomis bereits in den Raum gemutmaßte Zweifel an der Menschlichkeit von Michael Myers praktisch bestätigt, zumindest ein starkes Indiz dafür geliefert. Damals ein kleiner Paukenschlag als Schlusspunkt, nun musst man damit arbeiten. Inhaltlich somit nah am Vorgänger – näher als jeder andere Nachfolger - und durchaus auch stilistisch bemüht macht „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ in einigen Belangen eine leicht unentschlossene, zum Teil sogar unglückliche Figur. Myers ist hier von Anfang an deutlich präsenter, nicht mehr nur die Silhouette hinter der Hecke, dennoch setzt der Film zunächst weniger auf rohe Gewalt und steigende Opferzahlen wie die jüngste Konkurrenz. An der Stelle soll wohl der Geist der Vorlage bemüht werden, sein bedrohlicher, konstant steigender Spannungsbogen kann jedoch zu keiner Zeit erreicht werden. Das liegt sicher nicht nur am Regiewechsel, Carpenter muss das deutlich schwächere Skript schließlich selbst verantworten, doch Rosenthal spielt von seiner inszenatorischen Finesse eindeutig in einer ganz anderen Liga. [...]

                                    [...] So pendelt dieser Teil zwischen dem Anspruch auf mehr Blutzoll und dem Erhalt der ursprünglichen Stimmung irgendwie hin und her, ohne eines der Lager vollends zufrieden zu stellen. Das klingt jetzt alles nach harscher Kritik, die zweifelsfrei auch angebracht ist, doch summa summarum bleibt dies die wohl gelungenste Fortsetzung der gesamten Reihe (das inoffizielle Remake von Rob Zombie ausgenommen). In all seiner Fehlerhaftigkeit macht „Halloween II – Das Grauen kehrt zurück“ dann doch gerade so viel richtig, um – natürlich auch mit Fanbonus ausgestattet – seine Daseinsberechtigung zu haben.

                                    Diesen Film – was naheliegt – ausschließlich am Original zu messen, ist schlicht nicht der richtige Weg. Unmöglich kann er dessen Qualität erreichen und tut dies definitiv auch nicht. Aber er kopiert die Stimmung partiell recht ordentlich. Er erzählt die Geschichte weiter, liefert einen interessanten, neuen Ansatz (der nachträglich sogar für die TV-Version des Vorgängers per Nachdrehs eingearbeitet wurde) und kann – besonders im Vergleich mit dem damaligen Genre-Output – noch Spannung und Atmosphäre kreieren, alles eben auf einem nicht mehr grandiosen Niveau. Zum Teil eng und beklemmend vorgetragen, noch unverkennbar durch den europäischen Giallo geprägt, vom ikonischen Ausbau der Figur Michael Myers ganz zu schweigen. Die Serie hat in späteren Jahren noch einige verzichtbare Teile hervorgebracht, dieser hier zählt nicht dazu. Was er hätte werden können, steht auf einem ganz anderen Blatt.

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                                    • 6 .5

                                      [...] „Looker“ (den unsinnigen, mit der Handlung kaum in Bezug zu bringenden deutschen Titel ignorieren wir einfach mal) hat sicherlich so seine Macken und die Jahre nicht ganz unbeschadet überstanden. An einigen Stellen wirkt der Film unfreiwillig drollig, schnell könnte das Wörtchen Trash in den Raum geworfen werden. Auch wenn die Geschichte im ersten Moment nach groben Unfug klingen mag, ganz abwegig ist das Ganze (erschreckenderweise) gar nicht mal, von Crichton zudem geschickt aufgebaut und mit einer garstigen, cleveren Ironie versehen. Versatzstücke des 70er-Jahre-Paranoia-Kinos werden mit Science-Fiction, Suspense sowie Medien- und Gesellschaftsschelte gekreuzt, heraus kommt ein einfallsreicher und spannender Plot, der nicht mit Kritik an der schönen, neuen Welt geizt. Schönheitswahn, befremdlicher Perfektionismus, Gleichschaltung, mediale Dauerberieselung, künstliche Realität, Manipulation der Massen. Crichton teilt kräftig aus und ist mit seiner Geschichte dabei näher dran an damaligen und aktuellen Zuständen, als wir uns alle eingestehen wollen. Undenkbar ist das Szenario schon lange nicht mehr und man möchte eigentlich gar nicht wissen, wie sehr wir tatsächlich Tag für Tag durch psychologische Tricks gelenkt und beeinflusst werden. Und wie weit das noch gehen könnte, wenn keine Kontrolle stattfinden würde. [...]

                                      [...] Trotz einiger Mängel und den unverkennbaren Abnutzungserscheinungen lohnt sich diese Wiederentdeckung. Wer sich nicht an geringer Action, gemäßigtem Tempo und leicht antiquierten Momenten großartig stört, dürfte mit Michael Crichton’s klugen und leicht provokanten Sci-Fi-Thriller durchaus seine Freude haben. [...]

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                                      • 5 .5

                                        Als Bonusmaterial eine gute Sache, als eigenständige Doku nicht unbedingt der Hit. 83 Minuten sind für eine ausführliche Abhandlung von 8 Filmen nicht wirklich viel, gerade zum Original könnte man die fast alleine nutzen. Immerhin bekommt jeder Teil seine eigene Plattform und auch (selbst)kritische Töne werden angeschlagen, speziell zu Teil 5 & 6 (die das auch mehr als verdient haben). Besser als die belanglose "Freitag, der 13."-Doku "His Name was Jason" (die ja inzwischen mit "Crystal Lake Memories" umfangreiche Konkurrenz bekommen hat), aber kein Vergleich zum 4-Stunden-Mammutwerk "Never Sleep Again", in der die "Nightmare on Elm Street"-Reihe mustergültig seziert wurde. Lustige Parallele: Sowohl Michael Myers als auch Freddy Kruger wurden 1989 ohne fertiges Skript in einen fünften Teil geschubst, der dementsprechen konfus wurde. Ja, selbst solche Filme brauchen Drehbücher, kaum zu glauben.

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                                        • 5
                                          über Oculus

                                          [...] Wie schon einige seiner Kollegen vorher bekam Flanagan hier die Möglichkeit, einen seiner eigenen No-Budget-Kurzfilme auf Spielfilmlänge aufzublähen („Oculus: Chapter 3 – The Man with the Plan“ ist auch im Bonusmaterial der DVD/BR enthalten). Dem ursprünglichen Ein-Personen-Stück wurden etwas Rahmenhandlung und zusätzliche Figuren hinzugefügt, entscheidend neue Ideen leider nicht. Dabei werden zu Beginn noch Hoffnungen geweckt, dass es sich vielleicht nicht um den üblichen Geisterkram aus der Konserve handelt. Tim (Brenton Thwaites) klammert sich vehement an seine erfolgreiche Therapie und widerlegt zunächst standhaft jedwede Theorien seiner Schwester mit Logik und psychologischen Verdrängungsmechanismen. Als Zuschauer ist man durchaus geneigt ihm Glauben zu schenken und gerade die Ungewissheit, ob wir es wirklich mit übernatürlichen Phänomenen oder einer ausgeprägten Psychose zu tun haben macht einen nicht zu leugnenden Reiz aus. Lange hält der nicht vor, denn selbstverständlich bewegt man sich bei „Oculus“ auf ganz herkömmlichen, ausgetrampelten Genrepfaden. [...]

                                          [...] In einem Punkt geht Flanagan dann jedoch relativ geschickt vor: Rückblenden auf die Geschehnisse der Vergangenheit und der aktuelle Psychoterror werden parallel vorgetragen, überlappen sich immer wieder und sorgen so für ein schwungvolles Tempo. Narrativ zeigt sich der Film erstaunlich spritzig und abgeklärt, obwohl er de facto eigentlich nichts erzählt, was jetzt wahnsinnig interessant wäre. So wird einer 08/15-Geisterbahn mehr Leben eingehaucht, als ihr eigentlich zustehen würde. Handwerklich und darstellerisch wird sich ohnehin grundsolide präsentiert, da mag man kaum großartig kritisieren. In den Bereichen wurde man schon weitaus dürftiger bedient, speziell in dem Genre und bei der Größenordnung der Produktion. So verhältnismäßig beliebig „Oculus“ in den meisten Belangen ist, er hat seine Momente. [...]

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                                          • Buh, Details, Details. In Berlin bekommt man für einen lauwarmen Döner (den man nicht mal bezahlen kann)... was genau? Was für ein schmieriger Cliffhanger, pfui!

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                                            • 6

                                              [...] ... für einen Thriller im eigentlichen Sinne ist „Die heiße Spur“ nicht sonderlich spannend und funktioniert als solcher maximal in den letzten zwanzig Minuten, als plötzlich doch noch etwas Bewegung in den seichten Plot kommt. Interessant wird das Ganze eher durch sein Zeitkolorit und Milieu, mit dem Regieroutinier Arthur Penn („Little Big Man“) eventuell etwas Dampf ablassen wollte. Einige Jahre zuvor gehörte er mit seiner legendären Gangsterballade „Bonnie und Clyde“ zu den Mitbegründern der New-Hollywood-Ära, als der muffig-spießigen Traumfabrik durch das Brechen mit gewohnten Konventionen neuer Schwung verliehen wurde. Nun spielt sich die Geschichte in genau dieser Szene ab und entlarvt dieses Völkchen als einen Haufen undurchsichtiger und verlogener Halunken. Eher zwischen den Zeilen, nicht unbedingt als direkter Gift-und-Galle-Kübel ausgekippt, dennoch lässt „Die heiße Spur“ kaum ein gutes Haar an der angeblich schillernden Welt von Stars, Sternchen und Möchtegerns. [...]

                                              [...] Penn erfordert mit seinem Film unbestreitbar Geduld beim Zuschauer, ganz besonders aus heutiger Sicht. Mit ruhiger, abgeklärter Hand inszeniert er seine Handlung und verzichtet dabei auf einen durchgehend aufrechten Spannungsbogen. Statt auf gezielte Höhepunkte zu setzen, überzeugt er eher durch eine detaillierte Charakterzeichnung seiner Hauptfigur, von einem Gene Hackman auf dem Höhepunkt seiner „ersten Karriere“ (obwohl nie ganz von der A-Liste verschwunden kam durch „Erbarmungslos“ in den frühen 90ern noch ein deutlicher Schub) souverän verkörpert, sowie der Zeichnung der damaligen, zeitbezogenen Stimmung, die den Film unverkennbar prägt. [...]

                                              [...] Kein spektakulärer oder wirklich hochspannender Thriller und unter diesen Kritikpunkten wohl nur als durchschnittlich zu bezeichnen. Durch seinen Subtext und Zeitbezug allerdings durchaus gelungen, wenn man sich eher auf Details und Stimmung konzentriert.

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                                                JackoXL: Moviebreak 22.11.2014, 01:57 Geändert 22.11.2014, 01:59
                                                über Enemy

                                                Anfangs bekommt man die Erkenntnis auf dem Silbertablett serviert, möchte am liebsten seine Augen vor ihr verschließen. Bevor sie einen erreicht hat, wird sie von dem alles dominierenden Trieb (mal wieder) zerdrückt. Wenn man sich der bitteren Wahrheit konfrontiert sieht und der Konflikt auf dem Höhepunkt ist, erhebt sie sich überlebensgroß und unübersehbar, um am Ende doch alles zu verschlucken. Wie es „Enemy“ mit dem Zuschauer macht. Nichts ist abgründiger als das eigene Bewusstsein, die Verdrängung und der menschliche Geist, der einen vor der Realität „schützt“, und ihn so erst selbstzerstört. Und wenn man glaubt seinen Feind endlich besiegt zu haben, ist es nur von kurzer Dauer. Verleugnung, Betrug, wie alles zuvor. Du kannst nicht aus deiner Haut, nicht aus deinem Kopf. Lost Highway 2.0. Danke, Denis Villeneuve.

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                                                • 3

                                                  [...] Träge schleppt sich das Geschehen dahin und wird von Demme auch noch ungelenk inszeniert. Zu keiner Zeit entwickelt der Film einen vernünftigen Antrieb, hangelt sich nur an der schlichten Dramaturgie entlang. Mit der Rasanz eines gedrosselten Traktors tuckert das Geschehen so vor sich hin. Nebenfiguren wie der Sohnemann von Tom oder seine neue Perle tragen überhaupt nichts zur Handlung bei, sind einfach anwesend. Alles scheint lust- und planlos runtergenudelt. Anstatt einfach gepflegt und munter über die Stränge zu schlagen, verkauft sich der Film erstaunlich ernst, trocken und dadurch völlig belanglos. Normalerweise zahlt man bei Corman eigentlich nur für diese ungehobelten Ausreißer. Welche Ambitionen hinter diesem Langeweiler stecken, nicht auszumachen. Es passt nichts, weder freiwillig noch unfreiwillig. Sogar die spärlichen Actionszenen sind unspektakulär und schwach umgesetzt. Was soll das Ganze? Als ernsthafter Thriller zu spannungsarm und ohne jede Dynamik, als rüder Unterhaltungsfilm viel zu handzahm. Hätte ein handfester, grober Klopper sein können, ist letztlich kaum die Erwähnung wert und es verwundert kein Stück, dass er erst jetzt seinen Weg auf DVD gefunden hat. Die VHS wurde sicher damals schon überspielt, wenn man die neueste Folge von „Alf“ nicht verpassen wollte. [...]

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                                                    JackoXL: Moviebreak 18.11.2014, 20:44 Geändert 18.11.2014, 23:43

                                                    Mit (natürlich) deutlich mehr Mitteln ausgestattet durfte Tobe Hooper bei seiner zweiten Arbeit für CANNON (nach „Lifeforce“) sich an diesem Remake versuchen. Trotz des betriebenen Aufwands und niemand geringerem als Dan O’Bannon für das Skript (immerhin in dieser Funktion auch an „Alien“ und „Total Recall“ beteiligt), ein finanzieller Super-Flop. So ganz mag man das dem Publikum nicht verübeln, denn mehr als charmanter Quatsch ist dabei nicht raus gekommen. Stark orientiert man sich am Original (beim Blick aus dem Kinderzimmerfenster sieht man die gleiche, gemalte Kulisse für den Weg zum Sandberg), ändert und ergänzt die Geschichte nur in Details und setzt deutlich mehr auf Effekte. Die können sich wirklich sehen lassen, was den Film trotzdem nicht vor seinem cheesigen Auftreten bewahrt. Kreativ wurde man zumindest beim Alien-Design. Keine grünen Männchen in beschissenen Kostümen, dafür klopsige Großmaul-Viecher, die zwar abgefahrener, aber kein Stück weniger albern aussehen. Den Vogel schießen eindeutig die weiblichen Stars ab. Karen Black reißt mehrfach ihren Silberblick bis zum Anschlag auf, kreischt hysterisch rum und chargiert mit (Oscarpreisträgerin!) Louise Fletcher als Frosch-fressender Lehrerin-Drache um die Wette. Sagenhaft. Offensichtlich hat das Teil hier niemand ernst genommen oder einiges lief gehörig schief, aber was soll’s? Das fertige Produkt macht eigentlich deshalb relativ viel Laune. Semi-Big-Budget-Trash mit typischem 80er-Feeling, flott, doof, kurzweilig, einfach sympathisch.

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