JackoXL - Kommentare

Alle Kommentare von JackoXL

  • 5

    Zum Klassiker des Sci-Fi-Kinos avanciertes Projekt, dessen chaotische Entstehung und Postproduktion sich im fertigen Werk deutlich wiederspiegeln. Ursprünglich als recht großes Projekt angelegt, in Farbe und 3D, blieb am Ende immerhin der Farbfilm übrig. Produzent Edward L. Alperson versuchte vehement, jegliche Art von Kostenexplosion im Keim zu ersticken, strich das Budget so gut es möglich erschien zusammen und verärgerte die Autoren, indem er deren Ende durch eine „günstige“ Variante austauschte. Heute existieren mehrere Schnittfassungen von dem Film, die europäische mit 80 Minuten ist die originalgetreueste. Als positiv Zählbares übrig geblieben ist das zeitbezogene Spiel mit der Angst der (US-amerikanischen) Gesellschaft vor der Infiltration des hinterlistigen Feindes, geschürt durch die Kommunisten-Paranoia der Ära McCarthy, sowie der unerschütterliche Optimismus und die Hingabe von Regisseur William Cameron Menzies, aus den bescheidenen Mitteln einen effektiven Film zu zaubern. Zaubern konnte er nicht, aber bemüht sich.

    Die Studiokulissen sind extrem karg und mussten mehrfach verschiedene Locations nachstellen, was kaum zu übersehen ist. Aufgefüllt wird die Handlung mit ewig gleichen Szenen von heranrückender Militärmaschinerie und – zum Ende – sich immer wiederholenden Explosionseinstellungen, wozu ein Griff ins Filmarchiv erforderlich war, selbst drehen war nicht drin. Die hölzernen Darsteller und wenig glaubwürdigen Entwicklungen (nicht nur die erschreckend leichtgläubige Psychologin, sondern auch das gesamte Militär lässt sich kinderleicht von der abstrusen Theorie eines Dreikäsehochs überzeugen) tun ihr Übriges. Trotzdem – und auch deswegen - ist „Invasion vom Mars“ total urig. Manche Szenen funktionieren sogar in der angestrebten Wirkung, manche sind schlicht retro-ulkig. Wenn der Wissenschaftler und der neunmalkluge Knabe der dummen Frau Doktor den „Weltenraum“ (so heißt das hier noch in der deutschen Synchro) erklären, wirkt das wie ein gestellter Schullehrfilm aus der damaligen Zeit. Und am Ende kommen natürlich doch noch die Aliens in den schicken Kostümen, die eine Freundin des Produzenten genäht hat (kein Scherz!). So sehen die auch aus. Kaum auszudenken, was für ein guter Film das hätte werden können. So bleibt ein unterhaltsames Relikt, das die Jahre immerhin überlebt hat. Nur vielleicht nicht so, wie einst geplant.

    11
    • 7 .5
      JackoXL: Moviebreak 17.11.2014, 18:59 Geändert 18.11.2014, 01:30

      „Ich bin nicht verrückt, ich kann nur kalte Unterwäsche nicht ausstehen“ (sprach sie und nahm den BH aus dem Ofen).

      Auf Unterwäsche, ob kalt oder gut gewärmt, hält hier niemand große Stücke und Sergio Martino von Natur aus sowieso nicht. Wie üblich dem nackten Frauenkörper äußerst zugetan lässt er in der ersten halben Stunde von „Der Killer von Wien“ keine sich bietende (oder auch nicht bietende) Gelegenheit ungenutzt, seine Damen in voller Pracht zu präsentieren. Zwischen drei und fünf Minuten muss man(n) maximal ausharren, dann hängen schon wieder Möpse im Bild. Notfalls müssen sich zwei tanzende Weibchen auf einer Party ganz „versehentlich“ in einem Handgemenge die komplette (!) Kleidung vom Leib reißen, während die männlichen Gäste drumherum (und wohl auch Martino selbst) das bejubeln. Na, wenn das nichts ist. Was Martino hier für ein fragwürdiges, bald schon beschämendes Frauenbild zeichnet, ist mit sexistisch noch schmeichelhaft bezeichnet. [...]

      [...] Zugegeben, anfangs ist das echt etwas zu viel des „Guten“ (bezogen auf den Fleischbeschau) und wird mit einigen unglaublichen dummen Dialogen noch verfeinert (-„Wie sind sie hier reingekommen?“ – „Durch die Tür…“), dafür reibt man sich danach erstaunt die Augen, wie sich „Der Killer von Wien“ ab dann entwickelt.

      Tatsächlich an Originalschauplätzen wie dem Schlossgarten gedreht, entsteht ein handwerklich fein ausgearbeiteter, undurchschaubarer und ziemlich spannender Giallo, mit dem Martino in der obersten Liga des Sub-Genres mitspielt. Ihm gelingt zwar nicht die brillante, extravagante audio-visuelle Finesse wie einem Mario Bava in dessen Prunkstück „Blutige Seide“ oder einem Dario Argento zu seinen Glanzzeiten, das Ganze ist eher bodenständiger, weit weniger abstrakter, dennoch hervorragend in Szene gesetzt.[...]

      [...] Das wahre Kunststück des Films ist es jedoch, dass er nicht nur von seinen (jetzt) eindrucksvollen Einzelsequenzen zehrt. Das Rätsel um die mysteriösen Erpresserbriefe und die Identität des Killers ist wirklich so aufregend, undurchsichtig und gut vorgetragen, dass „Der Killer von Wien“ allein durch seine Geschichte deutlich mehr Spannung erzeugt, als viele seiner Kollegen. [...]

      [...] Während sonst im Genre die finale Auflösung eher wie ein notwendiges Übel erscheint, in dem irgendeiner Figur ein haarsträubendes Motiv angedichtet werden muss wie als „Kind zu heiß gebadet“ oder ähnliches, haut „Der Killer von Wien“ eine Kehrtwende nach der anderen raus. Heute heißt das Twist und ist bald selbstverständlich, für einen Film seines Alters und seiner Zunft ist das eher verwunderlich und funktioniert in seinem Knalleffekt erschreckend gut. Okay, besonders clever oder gar intelligent ist das nicht und am Ende wird es auch damit deutlich übertrieben. Praktisch im Minutentakt wird das Ruder wieder rumgerissen, mindestens die letzte Finte hätte man sich schenken müssen, da wird es arg albern. [...]

      [...] „Der Killer von Wien“ ist auf seine Art ein wirklich verblüffender Giallo. Schmuddeliger, bald schon übertriebener Sleaze und echt Klasse geben sich so selbstverständlich die Klinke in die Hand wie eine erstaunlich überlegt konstruierte Geschichte und ein trotzdem überdrehtes Twist-Gewitter mit eigentlich dämlicher Schlusspointe. Diese Kombination ist derart kurios, erzeugt einen wahnsinnigen Sog und funktioniert vielleicht wegen seiner Gegensätze so grandios, dass man sich dem Reiz dieser Wiener Melange mit Titten-Häupchen und Schlitzer-Keks kaum entziehen kann. Zurecht als ein Highlight seines Fachs gefeiert, dieses Allerlei aus Schund und Kunst.

      20
      • 6

        [...] Western-Motive setzt Jack Paltrow sehr bewusst und durchaus wirkungsvoll ein, vielmehr ist „Young Ones“ jedoch ein klassisches, altmodisches Familiendrama im Stil der 50er Jahre, eingebettet in ein modernes Sci-Fi-Setting. Dabei kommt sein kleiner Film natürlich ohne große Effekte oder besonders futuristisches Beiwerk aus, lediglich der für die Handlung an Bedeutung gewinnende Arbeitsroboter verdeutlicht uns, dass die Story so nicht unbedingt in den nächsten ein, zwei Jahren vorstellbar wäre. Thematisch könnte sie an einem x-beliebigen Zeitpunkt der letzten 200 Jahre angesiedelt sein. Es geht um innerfamiliäre Konflikte, dem Streben nach einer besseren Zukunft in schweren Zeiten, Gier, Lügen, Geheimnisse und Dämonen der Vergangenheit, die schon lange an einem nagen oder irgendwann ans Tageslicht kommen. Das Genre ist hier mehr Kulisse, dient eigentlich nur um die Weichen und Grundlagen zu stellen, was daraus entsteht, ist zeitloser Natur.

        Paltrow’s unaufgeregte, ruhige, visuell einnehmende Inszenierung weiß zu gefallen, zeigt großes Talent für eventuell mal wirklich episches Kino, das „Young Ones“ im kleinen Rahmen durchaus versucht. Viele Ansätze können sich absolut sehen lassen, woran es im Endeffekt leicht scheitert, ist die selbstauferlegte Komplexität und der Anspruch. Es scheint so, als wenn der Regisseur/Autor seinen Film gerne verkünstelter und „wichtiger“ vortragen will, als er schlussendlich ist. [...]

        [...] Sanfte Dystopie als Gleitmittel für eine klassische Tragödie. Schön gefilmt und überzeugend gespielt, mit vielen bemerkenswerten Ansätzen, unterm Strich stolpert das Ganze über seinen dann doch konventionellen und dafür nicht prägnant wie nachhaltig genug wirkenden Inhalt. Einen Blick ist „Young Ones“ zweifelsfrei wert und was Jack Paltrow in Zukunft noch machen wird bleibt interessant. Vielleicht ein Name, den man sich merken sollte.

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        • 7

          Lieber arm dran als Arm ab? Naja, bei „Dead Snow 2: Red vs. Dead“ gilt eher das Gegenteil.

          Fünf Jahre und einen mittelprächtigen, wenn auch durchaus erfolgreichen Ausflug in die Gefilden des US-Mainstreamkinos („Hänsel & Gretel: Hexenjäger“) später, lässt Tommy Wirkola die Gammel-Nazis wieder strammstehen. Vorfreude aufgrund des amüsanten, wenn auch nicht grandiosen Vorgängers wie Skepsis gingen seit der Ankündigung Hand in Hand. Hat Wirkola bei seinem harmlosen Hollywoodauftritt seine wüste Unverkrampftheit verloren oder fällt ihm überhaupt noch etwas ein, damit bei seinem Sequel nicht nur die Antagonisten wie die trashige Grundidee neu aufgetaut werden und dem Zuschauer die gleiche Chose praktisch identisch vorgeklatscht wird? Die Antwort lautet Gott sei Dank: Nein. „Dead Snow 2: Red vs. Dead“ ist eine Fortsetzung geworden, da träumt nicht unbedingt der Führer von, dafür alle Freunde des temporeichen Fun-Splatters, der sich nicht nur durch äußerst blutrünstige Momenten definiert, sondern dazu noch einen pechschwarzen, extrem biestigen Humor, nette Anspielungen und sogar eine feine Inszenierung an den Tag legt, ganz ohne blendendes Blockbuster-Gedöns, das Wirkola’s US-Debüt dominierte. [...]

          [...] Besonders harmlos ist das Ganze nicht im Entferntesten. Nicht nur der Blutzoll wird Sequel-typisch noch um einige Liter aufgestockt, in Sachen bewusster, selten durchgezogener Tabubrüche macht der Regisseur keine halben Sachen. Kinder, Senioren, Behinderte, für den strengen Arm der Herrenrasse gibt es keinen Minderheiten- und Anstandsschutz. Ganz im Gegenteil. Mit voller Absicht, dafür mit einem breiten Grinsen auf dem Gesicht, feiert „Dead Snow 2: Red vs. Dead“ ethische Geschmacklosigkeiten wie Kinderfasching. Muss man sich schlecht fühlen, wenn man als Zuschauer bei weggebombten Kinderwagen sein Lachen kaum unterdrücken kann? Nun, das muss letztlich jeder mit sich selbst ausmachen, Wirkola macht es einem mit seinem niemals ernsten und höchst augenzwinkernden Spaß dabei erstaunlich einfach. Eine hohe, treffsichere Gagrate, hemmungsloser Gröl-Splatter und liebenswerte Nebenfiguren – wie das selbsternannte Nerd-Sondereinsatzkommando von Muttis Dachboden oder ganz besonders der wohl knuffigte Zombie-Sidekick ever, der mindestens so schön wie Willem Dafoe die Arme theatralisch gen Himmel reckt – sind die Garantie für eine mordsmäßige Gaudi, die den schon spaßigen Vorgänger locker übertrumpft. Allein das Ende, wenn „Total Eclipse of the Heart“ von Bonnie Tyler in einem irrwitzigen Kontext verwendet wird, lohnt schon bald das Ansehen. Das wird den Song für ewig in ein ganz anderes Licht rücken, versprochen. [...]

          15
          • 6

            [...] Das Grundgerüst des Plots blieb unverändert, dafür wurden im Remake etliche Details ergänzt oder runderneuert. Der Ausgangsort der Handlung war hier noch das winterliche St. Moritz, später wurde er unter die glühende Sonne Marokkos verlegt. In seiner zweiten Version erzählte Hitchcock seine Geschichte wesentlich ausführlicher, während hier vieles – speziell zu Beginn – enorm hastig, gehetzt, mitunter sogar sprunghaft wirkt. In straffe 75 Minuten mussten nun mal alles verpackt werden, da blieb das wohl kaum aus. Dementsprechend hoch ist das Tempo, wenngleich dies an diversen Stellen nicht unbedingt als positiv anzurechnen ist, aufgrund der Ruck-Zuck-Dramaturgie. [...]

            [...] Besonders der wunderbare, dezent eingestreute Humor funktioniert prächtig. Eigentlich bedauerlich, dass die lange Vita des Meisters kaum Komödien aufzuweisen hat. Mitunter ist der Film hier (bewusst) witziger, als so manch reine Ulknummer. Wenn sich z.B. aus einem geheimen Treffen der Verschwörer plötzlich ein wildes Stuhlgefecht entwickelt und zum Übertönen heiter die Orgel gespielt wird, ist das einfach saukomisch und nimmt dem Film dabei keinesfalls seine Stimmung. Und dann wäre da ja noch dieser fantastische Peter Lorre. Als kettenrauchender, zwielichtiger Schurke mal wieder ein echter Hingucker. Bemerkenswert vor allem, da Lorre zu dem Zeitpunkt noch gar kein Englisch sprach. Er musste den Text auswendig lernen, was man überhaupt nicht merkt. Bis auf den putzigen Akzent und die etwas harte Aussprache wirkt das nicht wie von jemanden, der die Sprache nicht beherrscht, selbst bei Betonung und Rhythmus. [...]

            [...] Hitchcock präsentierte sich bereits ein Jahr später mit „Die 39 Stufen“ wesentlich reifer und abgebrühter. Unübersehbar hat nicht nur der Zahn der Zeit schon heftig an „Der Mann, der zuviel wusste“ genagt – deutlich mehr, als an einigen anderen Filmen dieser Zeit – er war sicher auch damals noch weit von perfekt entfernt. Zudem gibt es ja nun mal die „überarbeitete“ Version, die heute selbst schon als Klassiker gilt. Für Hitchcock-Fans dennoch ein Must-See, allein um sich den Werdegang dieses Ausnahmekünstlers zu verdeutlichen. Ein Film mit Fehlern, aber ein Hitchcock durch und durch. Und dann ist doch (fast) alles schön.

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            • 8

              [...] Zu den hypnotischen Klängen von TANGERINE DREAM tingeln unsere Liebenden und der halbe Cast von „Aliens – Die Rückkehr“ (Lance Henriksen, Jenette Goldstein, Bill Paxton) – den sich Bigelow von ihrem damaligen Ehemann James Cameron kurzerhand „ausgeliehen“ hat – in einem Wohnmobil durch die USA. Jeder der Mitreisenden hat seine eigene Geschichte, ist in einer anderen Epoche zu dem gemacht worden, was er nun für alle Ewigkeiten verdammt ist zu sein. Für immer der Südstaatengeneral, der Halbstarke aus den 50ern oder ein kleiner Junge, im Leben nach dem Tod können sie sich nur anpassen, aber nicht aus ihrer Haut. Nicht wachsen, nicht sterben. Nur Leben auslöschen, um selbst weiter zu existieren. In diese Rolle gepresst muss Caleb sich nun schnell fügen. Die Nacht hat ihren Preis, so verführerisch die Unsterblichkeit auch sein mag, es ist ein Fluch, kein Segen. Gerade wenn Moral und Menschlichkeit nicht nur noch eine Relikt aus längst vergangenen Tagen ist, sondern gestern noch selbstverständlich.

              Wie wilde Hunde streunt der Clan des Blutes quer durchs Land, ernährt sich von armen Pechvögeln, die ihren Weg kreuzen. Bigelow fängt ihr Treiben in teils unvergesslichen Momenten ein. Wenn es die Brut aus dem Nebel in einer abgelegenen Spelunke verschlägt und sie dort ihren Durst stillen, befindet sich der Vampirfilm der 80er auf seinem Höhepunkt („Nur das Glas.“). Statt sich rein der Lovestory zu widmen und deshalb seine Thematik, sein Genre an den Rand zu drängen, vermischt die wohl „männlichste“ Regisseurin Hollywoods beides in äußerst gekonnter Form. Diese Vampire wollen zwar unbemerkt bleiben, sich deshalb aber nicht integrieren . Sie glitzern nicht im Sonnenlicht und verleugnen nicht, was sie sind. Sie jagen, töten, brennen. [...]

              [...] „Near Dark“ atmet – im positivsten Sinne – den rüden Geist der 80er. Eine Vampir-Western-Roadmovie-Romanze, die nicht den Schwanz einzieht, nicht stumpf runtergekurbelt wurde, sondern ein immer noch relevanter Beweis dafür ist, was aus dem oft belächelten Genre alles machbar ist, wie ihm neue Facetten abgewinnen werden können und wie stilprägend so ein Film sein kann , ohne nur blind an der Gore-Schraube zu drehen. Ein kleines Stück Kulturgut und jetzt schon ein Klassiker, der in dieser Form viel zu weit entfernt scheint. [...]

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              • Das Oscar-Gewimmer kann ich langsam nicht mehr hören. Wenn es eine messbare Richtlinie für diesen Preis geben würde, ja, er wäre mal dran. Die gibt es aber nicht und da wurden ganz andere schon übergangen. Wen interessiert das denn ernsthaft? Ein schöner Staubfänger, gerade wenn man sich die Preisträger (in allen Kategorien) ansieht und besonders, wer nicht gewonnen bzw. nicht mal nominiert wurde. Hinten scheißt die Ente und da wird oft geadelt. Guter Mann, weiter so, passt schon.

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                • 3

                  Da kann auch die Rückkehr von 10-Sekunden-Tom nichts mehr retten: Das bis dato prächtig harmonierende Duo Sandler/Barrymore hat seine Chemie verloren. Eine auf zwei Stunden aufgeblasene Folge einer 60er-Jahre-Patworkfamilien-Serie, deren müde Gags mindestens so antiquiert sind wie das gesamte Strickmuster. Mal kein Fäkalhumor, dafür kein Stück niveauvoller, mit einem miesen Timing und unverschämt niedriger Trefferquote. Die Stars wirken gelangweilt, nur Terry Crews zeigt in seinen kurzen Auftritten enorme Spielfreude, die für ein Schmunzeln sorgt. Aufgewärmter Kaffee von vorgestern, mit lustig-doofen Bimbo-Karikaturen und einer selten dämlich konstruierten Ausgangslage. Hier wirken alle urlaubsreif, wenigstens der Titel passt.

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                  • 7
                    JackoXL: Moviebreak 11.11.2014, 00:09 Geändert 14.11.2014, 20:59

                    Nach einem nicht näher erläuterten Zivilisationskollaps ist in Down Under nicht mehr viel los. Postapokalyptischer Ausi-Western mit einem wortkargen, knurrigen Guy Pearce als desillusioniertes Rachegespenst und Robert Pattinson als geistig minderbemittelter Weggefährte. In staubig-tristen Bildern, mit einem exzellenten Sounddesign bedrückend-pessimistisch ummantelt und bewusst angezogener Handbremse inszeniert David Michôd eine Arthouse-Version vom ersten „Mad Max“, dessen gedrosseltes Tempo und wenig auf Action fokussierte Erzählweise so viele Zuschauer sicher angeödet am Straßenrand stehen lassen wird, wie gleichzeitig durch seine grandiose Stimmung aufsaugen. Eine oft stille, durch knackige Gewalteruptionen kurz aufheulende Charakterstudie zweier ungleicher Männer, aus deren unfreiwilliger Zweckgemeinschaft sich eine enge Bindung entwickelt, auch wenn sie nicht von langer Dauer sein wird. Wie alles in dieser toten Welt. Alles, was vor dem großen Knall richtig und wichtig war, scheint nur noch eine verblasste Erinnerung. Es gilt das letzte Überbleibsel aus dieser zu verteidigen, zurückzuerobern, denn was bleibt einem sonst? So kalt und roh „The Rover“ wirken mag, er ist eigentlich nur tief-traurig und erschreckend ehrlich. Während der letzten Minuten kann Gänsehaut aufkommen, so sehr rückt einem der bis dahin distanzierte Eric plötzlich ans Herz. Toller Film, mit dem Robert Pattinson nach „Cosmopolis“ wieder einen gehörigen Schritt weg vom Twinkle-Twinkle-Twilight-Sternchen macht.

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                    • 1

                      Es ist nur eine Mutmaßung, aber wahrscheinlich hat Charles Band früher wohl lieber mit Puppen als mit Autos gespielt. Irgendwas in der Richtung, auf jeden Fall ist er voll darauf hängen geblieben. Als ausführender Produzent war er schon an der Entstehung von Stuart Gordon’s „Dolls“ sowie der gesamten „Puppet Master“-Reihe beteiligt. Mit „Blood Dolls“ durfte er 1999 mal selbst dieser Leidenschaft als Regisseur nachgehen, das Resultat ist einfach fürchterlich, nicht zu verwechseln mit „zum Fürchten“.

                      Beim Blick auf seine filmische Vita sollte das nicht weiter verwundern. Unter seinen unzähligen Produktionen taucht zwar immer mal ein guter Film auf (z.B. „From Beyond“, wie „Dolls“ auch von Stuart Gordon, oder der Slasher-Spaß „Bloodnight“ von Scott Spiegel), seine Regiearbeiten stammen alle vom Boden der Grabbelkiste, irgendwo im Keller hinter den Einmachgläsern mit der angeschimmelten Quittenmarmelade von Oma kurz nach dem Krieg. [...]

                      [...] Die gewollte Skurrilität wirkt nicht unterhaltsam, das ist einfach bescheuert hoch zehn und unglaublich nervig. Dazu haben die Figuren – speziell gegen Schluss – auch noch einen erhöhten Redebedarf und zeigen sich so geschwätzig, dass es zum Finale nicht mal einen „Höhepunkt“ (oder was sich unter diesen Bedingungen erwarten ließe) gibt. Der Clou: Da ist man froh, dass das Elend endlich vorbei ist und was macht Charles Band? Er spendiert seiner Puppenkiste gleich noch ein alternatives Ende. Nicht etwa als Bonusmaterial der DVD, nein, es gibt einfach zwei. Nette Idee? Joa, schon, wenn denn auch nur eines besser wäre als das andere. So bekommt man immerhin 80 Minuten voll und quält den Zuschauer zusätzlich, der alte Sadist. [...]

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                      • Film, Text und Autor...ich gebe 10 Punkte.

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                        • 4 .5
                          über Inbred

                          -„Die verdammten inzüchtigen Wichser haben angefangen.“
                          -„Hey, nicht alle hier sind Wichser, ist das klar?“

                          [...] Ab der zweiten Hälfte ist das nichts für Zimperliesen. Fan-Service für die Gorehound-Front, ohne Kompromisse. Reduziert auf seinen Härtegrat eine echte Hausnummer, in allen anderen Punkten jedoch bei weitem nicht so konsequent. Unentschlossen taumelt das Werk zwischen (offenbar) angepeiltem Backwood-Terror und böser Farce, ist dabei nichts so richtig oder zumindest nicht richtig gelungen. [...]

                          [...] Wer wann und überhaupt stirbt, bleibt relativ egal, Augenmerk wird eh nur auf das Wie gelegt. Da wird dann dem hemmungslosen Sadismus gefrönt. Genüsslich wird mit vollem Effekteinsatz drauflos gesplattert, in dem Bereich kennt der Film echt nichts. Bewusst wird nun alles auf grotesk angelegt, was die abscheuliche Gewalt jedoch keinesfalls abschwächt noch den Film irgendwie intensiv oder gar beängstigend gestaltet. Es ist schlichtes Ergötzen an möglichst expliziten Gore. [...]

                          [...] Zu bemüht schielt „Inbred“ auf große Vorbilder und ist selbst nicht mehr als heftiger Hackepeter. Rob Zombie für Arme. [...]

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                          • Überprüfe mal die Jahresangabe bei Punkt 8. ;)

                            • 5 .5

                              [...] Ein Slasher-Musical, warum nicht?

                              Ganz fehlerfrei ist das Vorhaben selbstverständlich nicht, denn wen soll dieser Film gänzlich zufriedenstellen? Für den geneigten Slasher-Fan dürfte das zu viel Geträller beinhalten, der reine Musical-Freund könnte sich an den wenigen, dann aber (für eine 16er-Freigabe der FSK) doch recht blutigen Szenen stören. Insgesamt besticht „Stage Fright“ nicht durch seine Gesamtqualität, in beiden Bereichen ist das nichts Besonderes. Die Kreuzung hat trotzdem einen unbestreitbaren Reiz. Zum Glück nimmt sich das Projekt keine Sekunde ernst und kann ab und an mit einigen satirischen Spitzen ein kurzes Lächeln aufs Gesicht zaubern. [...]

                              [...] Die erste Musical-Nummer ist ein wahrer Knaller: „We’re gay, we’re gay, but not in that way…“. Das wird leider nicht in auf diesem Niveau fortgeführt, dann wäre hier auch deutlich mehr machbar gewesen. Wenn es zur Täterenthüllung kommt, ist das auch nur strunzdoof und würde bei jedem herkömmlichen Genre-Beitrag kaum mehr als ein gelangweiltes Augenrollen erzeugen. Doch eben das, herkömmlich, ist Sable’s Debüt halt nicht. [...]

                              [...] Aufgeschlossene Genre-Liebhaber, die sich nicht zu sehr an gewisse Dinge klammern, keine Wunder erwarten und mal etwas Abwechslung nicht abgeneigt sind, sollten diesen Film allerdings nicht gänzlich von der To-Watch-Liste streichen. Es muss nicht umgehend sein, aber allein für seine exotische Idee, die ganz liebevolle Umsetzung und einige gelungene Momente hat es diese Produktion zumindest verdient, zur Kenntnis genommen zu werden. [...]

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                              • 5 .5
                                JackoXL: Moviebreak 05.11.2014, 17:37 Geändert 18.12.2015, 02:07

                                Was passiert eigentlich, wenn ein Zombie von einem Kannibalen gefressen wird? Wird der Kannibale dann auch zum Zombie? Oder fressen Kannibalen überhaupt Zombies, sind das noch Menschen? Fast schon so philosophische Fragen, wie die mit dem Huhn und dem Ei, auf die „Zombies unter Kannibalen“ leider nicht die erhofften Antworten liefert. Dafür ein skurriles Genre-Crossover. Menschenfressende Wilde, Zombies und ein Mad Scientist, alles mit dabei. Beginnt wie jeder andere Mondo-Film: Aus irgendeinem blöden Grund (diesmal: Kannibalismusvorfälle in einer New Yorker Klinik) reist ein kleines Grüppchen zur aufklärenden Mission an einen Ort der Welt, wo man sonst seinen schlimmsten Feind nicht hin wünschen würde. Diesmal ausnahmsweise nicht nach Südamerika, sondern Südostasien, genauer gesagt auf die Inseln der Molukken. Dort werden sie natürlich irgendwann von garstigen Feinschmeckern „überrascht“, die das tun, was sie am besten können. Alles soweit Standard an der Mondo-Front, bis aus dem Unterholz auch noch Untote auftauchen, deren Make-Up preisverdächtig ist. Mit dem Kopf in den Sandkasten gedrückt, nass machen, trocknen, fertig. Vor denen haben alle schiss, sogar die Kannibalen. Pest oder Cholera für unsere Abenteurer: Wer frisst einen wohl schmerzloser auf? Billig wie immer, mit grob-ekelhaften Gore-Effekten, aber halt dieser bescheuerten Idee und viel unfreiwilligem Humor. Macht schon Spaß, dieser geschmacklose Exploitation-Quatsch, auf sehr grenzwertigem Niveau. Zudem auch mal was für Tierfreunde: Ganz gegen die sonstigen Gepflogenheiten wird auf Tier-Snuff gänzlich verzichtet. Dafür gibt’s das PETA-Gütesiegel.

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                                • Allen Gewinner herzlichen Glückwunsch, besonders natürlich Kollege kobbi. Rocky-Box, bitte alle am Stück schauen und kommentieren. Besonders auf Teil 4 bin ich gespannt. ;)

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                                  • 8 .5
                                    JackoXL: Moviebreak 04.11.2014, 18:20 Geändert 04.11.2014, 20:08

                                    [...] Unverkennbar bewegt sich der Regisseur hier auf bekannten Terrain, kennt die Straßen von Boston, seine Einwohner, das gesamte geschilderte Milieu aus dem Effeff. Selten wurde in einer größeren US-Produktion – die nicht im Hillbilly-Hinterwäldler-Land in Red-Neck-County spielt – so zahlreich fettleibige, vom Leben gezeichnete, ungeschliffen-rohe Figuren gezeigt, die nicht vorgeführt werden, sondern absolut authentisch wirken. Normalerweise präsentieren sich die USA ja gerne als das Land der hübschen Menschen, nur Schurken und zwielichtige Gestalten scheinen die „Hässlichkeit“ für sich gepachtet zu haben. Hier zeigen sie den Alltag, das pralle, nicht immer bilderbuchreife Leben. Vor dieser ungeschminkten Kulisse erzählt „Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel“ seine Geschichte, die auch nur hier die entsprechende Wirkung entfalten kann.[...]

                                    [...] Kein stylisches Schnittgewitter, kein hastiges, überdrehtes Tempo, es herrscht ein natürlicher Erzählfluss, der auf einer clever konzipierten Story beruht. Vorschnell könnte das unschöne Wort „überkonstruiert“ in den Raum geworfen werden, doch gerade das ist es eben nicht. Sicher, der Plot nimmt immer wieder geschickte und wenig offensichtliche Wendungen, die (Gott sei Dank) nicht unbedingt dem üblichen Alltag entsprechen, aber – und das ist das Ding – es wäre so tatsächlich glaubhaft, geht in seiner inneren Logik voll und schlüssig auf. Letztlich gibt es deshalb doch Filme. Um solche Geschichten zu erzählen und wenn sie am Ende trotzdem noch real wirken, wurde alles richtig gemacht. „Gone Baby Gone – Kein Kinderspiel“ taucht in einen verzwickten Sumpf um Entführung, Erpressung, Pädophilie, Drogen und Geheimisse ein, hält dadurch wahnsinnig gekonnt bei der Stange und schafft es im Finale sogar, eine ungemein wichtige Frage zu stellen. Was ist am Ende des Tages eigentlich richtig oder falsch? Gibt es diese ultimative Antwort oder muss man sich für die eine Seite der Medaille entscheiden, mit allen Konsequenzen, um sich danach noch im Spiegel ansehen zu können? Und wenn, wie schwer wiegt der Einsatz?

                                    Grandios, dass selbst diese Antwort dem Zuschauer nicht als einzig richtige Wahrheit zum Wohlfühlen vorgekaut wird. Ambivalenter waren Hollywoodfilme, besonders in den letzten Jahren, mit ihrem Ende kaum. Er zeigt eine Option, nicht die Lösung und definiert auch nicht die Alternative als richtig oder falsch. Das überlässt er jedem selbst.[...]

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                                    • 1 .5
                                      JackoXL: Moviebreak 04.11.2014, 15:58 Geändert 08.11.2014, 15:37

                                      [...] Ein junger Mann dreht bei den Klängen von Disco-Musik durch und macht junge Frauen platt. Klingt herrlich doof, in dem Fall muss man leider „herrlich“ streichen. Der Film wirkt erstaunlich ernst gemeint, anstatt seine bekloppte Idee als griffig-ironische Parodie auf das Genre durchzuziehen. Tatsächlich war es wohl so, dass Gauthier zwar eine Hommage an Filme wie „Maniac“ und Co vorschwebte, dies jedoch nicht albern anlegen wollte. Erst im Nachhinein fiel ihm selbst auf, wie Banane das alles ist und versuchte durch notdürftige Ausbesserungen noch auf den abgefahrenen Zug aufzuspringen. Dem fertigen Produkt merkt man das trotzdem kaum an und lässt ihn eher noch planloser, konfuser und deplatzierter wirken. [...]

                                      [...] Wenn denn mal ausversehen etwas als ganz lustig wahrgenommen werden könnte, schwappt das schnell in den peinlich berührten Bereich. Dabei sind es ja oft die eigentlich unfreiwillig blöden Filme, die als zweckentfremdete Geheimwaffen sich ein zweites Standbein aufbauen. „Discopath“ kippt durch seine offenkundige Unfähigkeit und nicht vorhandenen Unterhaltungswert sogar auf dem um. Das „Highlight“ stellt da sicher noch die Ursache für den Plattensprung des Protagonisten dar. Traumatische Kindheitserlebnisse, so wie immer, aber DAS schlägt dem Fass den Boden aus. Wenn sich sogar darüber nicht schmunzeln lässt, läuft irgendwas ganz falsch. Immerhin, bei einem Satz (von einem Polizisten zu der Freundin eines Opfers) bleibt ein Grinsen kaum aus: „Hören sie auf zu weinen. Sie ist tot.“

                                      Armseliger, auf Retro bemühter Low-Budget-Slasher, der über ungefähr eine halbe Idee verfügt und daraus nicht das Geringste machen kann. [...]

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                                        über WolfCop

                                        [...] Für lumpige 1.000.000 (kanadische) Dollar inszeniert Regisseur und Autor Lowell Dean ein reines Trash-Spektakel, das halbwegs originelle, verspielte Ansätze liefert und für seine Mittel sich eigentlich gar nicht so schlecht präsentiert.[...]

                                        [...] Sobald Officer Flachmann dann endlich als haariges Ungetüm auf Verbrecherjagd geht, macht „WolfCop“ plötzlich doch, auf sehr tiefem Niveau, schon etwas Spaß. In seinen besten Momenten erinnert das stark an die Geschmacksverirrungen aus dem Hause TROMA, wenn auch nie so radikal und konsequent. Allein eine absurde „Erotik-Szene“ ruft ganz kurz den Schrottplatz-Fick von „The Toxic Avenger“ ins Gedächtnis. So ganz lässt sich der Vergleich nicht von der Hand weisen und gegenüber den meisten heutigen Möchtegern-Trash-Heulern, ist das zumindest mal wieder ein Herzblutfilm, der nicht nur mit Blick auf eine möglichst große Gewinnspanne lieblos runtergerotzt wurde.

                                        Schon ersichtlich wird dies an einer sehr erfreulichen und längst nicht mehr selbstverständlichen Tatsache: Während sich sonst mit billigstem CGI beholfen wird, gibt es bei „WolfCop“ noch handgemachte Effekte und echte Masken zu sehen. Gut, der fertige Wolfsmensch sieht auch nur aus wie ein ganz ordentliches Halloween-Kostüm, doch hat man mit mehr gerechnet? Eher sogar mit weniger. Die Verwandlungsszenen sind in Anbetracht der Rahmenbedingungen sogar relativ gut und bei den Goreeffekten zeigt sich der Film auch nicht gerade zimperlich. Warum die FSK da gnädig die 16er-Freigabe zückte, ist bei deren Maßstäben etwas verwunderlich. Der Humor ist und bleibt auf Bodennähe, auf mehr legt es dieser Film ganz sicher nicht an. Dennoch, irgendwie ist „WolfCop“ dann doch noch recht sympathisch geworden. [...]

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                                          Remakes populärer und beliebter Filme sind selten eine gute Idee. Zu groß ist die Gefahr, daran zwangsläufig scheitern zu müssen. Die Neuauflage weniger bekannter Schinken ist da schon sinnvoller, dachten sich wohl auch die Verantwortlichen hinter „Silent Night“, der bereits 2012 abgedreht wurde und bei uns einen Tag vor Nikolaus im Handel erscheinen wird. Als (lose) Vorlage dient der B-Film „Stille Nacht, Horror Nacht“ („Silent Night, Deadly Night“) aus dem Jahr 1984, der trotz zwei Sequels wohl wirklich nur eingefleischten Genrefans ein Begriff sein wird. [...]

                                          [...] Das Werk will als düster und brachial wahrgenommen werden und untermauert das mit ultra-brutalen Gore-Szenen, bei denen den FSK-Prüfern wohl der Hagebuttentee aus der Nase gelaufen ist. Nicht so unverständlich, in dem Bereich kennt man hier gar nichts. Immer feste druff, wer abblendet ist eine Pussy. Kopfkino ist nicht die Intention von „Silent Night“, der will alles zeigen. Gorehounds bekommen die volle Packung. Vom Pickel in die Klöten, dem Häcksler für nackte Koks-Trullas und zu Pampe verarbeiteten Köpfen ist alles dabei und in voller Pracht zu bestaunen. Dementsprechend schaffte nur eine gekürzte Fassung die 18er-Freigabe, die ungeschnittene SPIO-Version wird über kurz oder lang mit Sicherheit beschlagnahmt werden. Sogar auf das ungeschriebene Gesetz des Welpenschutz wird gepflegt geschissen, das traut sich nicht jeder. Also, wer rein auf Exzess aus ist, schnell kaufen, wird nicht billiger. Mehr als das wird nämlich nicht geboten. Auf Spannungsmomente wird gepfiffen, lieber hangelt man sich von einer Bluttat zur nächsten. Dazwischen werden potenzielle Verdächtige gestreut, die zur absoluten Überraschung auch nur aufgeschobene Opfer sind, ohne dass diese Info jetzt als Spoiler zu bezeichnen ist. Wer daran ernsthaft Zweifel hegt, muss gerade erst vom Baum gefallen sein. Zusätzlich nervig sind die bescheuerten Oneliner, von denen besonders Malcolm MacDowell in der Rolle des Dorfsheriffs nicht verschont bleibt. Genau einer davon ist sogar ganz lustig („Big mistake. Bringing a flamethrower to a gunfight.“), sonst hat der beim Drehbuchlesen wohl auch nur peinlich berührt auf den Gehaltsscheck geschielt. Getoppt wird er nur noch von diesem affigen Priester, selten so eine überzeichnete Figur in letzter Zeit gesehen.
                                          [...]

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                                            [...] Die Schauspieler können wenig bis nichts, die Inszenierung ist, naja, „zweckdienlich“, die Story total albern und der „psychologische“ Aspekt so haarsträubend primitiv (immer, wenn er Möpse sah…), das geht kaum flacher. Trotzdem, voll egal. Hier ist so viel Charme und Unterhaltungswert drin, einfach mal Fünfe gerade sein lassen. Manche Szenen sind schlicht zum Schreien, wie der flotte Zusammenschnitt von Billy’s Arbeitsantritt. Das könnte auch der Vorspann zu einer 80er-Jahre-Familienserie sein, voll im falschen Film, total super. Sobald dem Weihnachtsmann wider Willen alle Kontakte durchgeschmort sind (was sehr schnell und in der Konsequenz sehr drastisch geschieht, why not?), wird böse bestraft. Strafe ist wichtig, Strafe ist gut. Das wird Billy auch nicht müde zu erwähnen, eigentlich sagt er bis auf „deine Strafe“ nichts mehr im Film, das dafür recht oft. Ab jetzt werden alle die nicht brav waren von ihm höchstpersönlich bestraft. Mit der Lichterkette, mit der Axt, dem Hirschgeweih an der Wand oder auch mal mit dem Flitzebogen aus dem Warensortiment, dessen Pfeile erwachsene Menschen mühelos durchbohren. Und das aus einem Spielzeugladen, so was gibt es wohl nur in den USA. [...]

                                            [...] Heftiger Unfug aus der Hochphase der Fließbandslasher, der durch sein Thema und seine dusselig-liebenswerte Art erstaunlich viel Freude bereitet. [...]

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                                              JackoXL: Moviebreak 31.10.2014, 22:18 Geändert 31.10.2014, 22:27

                                              Kreuzzüge, Pest, Hexerei. Mittendrin und gewohnt neben sich: B-Movie-Stricher Nicolas Cage, wie immer top frisiert und deplatziert. Als desertierter Kreuzritter (nicht Tempelritter, wie es uns der schlitzohrige deutsche Titel vorschwindelt) ist der in etwa so glaubwürdig wie ´ne Folge „Frauentausch“, aber der merkt wahrscheinlich auch erst bei der Kostümprobe, was genau er eigentlich im Moment dreht. An sich auch völlig egal, hier geht sowieso alles drunter und drüber, einzig Kampfkoloss Ron Perlman bringt etwas Selbstironie mit. Sonst prügelt Dominic Sena seinen fahrigen Fantasy-Blödsinn ohne Rücksicht auf die offensichtliche Qualität bierernst und bockig-stur durch. Wie heftig kann man denn eigentlich noch mit der Selbstwahrnehmung daneben liegen um nicht mal zu versuchen, diesen Humbug irgendwie witzig zu gestalten? Unfreiwillig ulkig wird die Chose leider auch nicht, bis auf das Finale, da lässt sich schon mal prima johlen, wenn Cage und seine Gefährten den Kampf mit Wesen und Effekten aus der Hölle aufnehmen. Auf dem langen und tranigen Weg dahin passiert herzlich wenig, bis auf eine kurze Wolfsattacke und das Überqueren einer wackeligen Brücke. Na super, so was konnte man im Kinderprogramm anno 1960 bringen, da war das sicher mörderspannend. Mit mehr Budget, echtem Genrebezug- und können oder zumindest dem Mut zum handfesten Schwachsinn wäre sogar was machbar gewesen, so blamieren sich alle Beteiligten nur bis auf die Knochen. Bis auf Christopher Lee. Der macht’s richtig: Lässt sich kaum erkennbar unter einer Maske vergraben, sagt seinen kurzen Text auf und ist dann mit der Gage schon wieder über alle Berge, während für Cage bereits der Lockenstab heiß gemacht wird. Guter Mann.

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                                                [...] „H20“ erlaubt sich den Luxus, alle Filme nach dem zweiten völlig zu ignorieren, eigentlich als niemals existent zu verleugnen und baut seine Story einzig und allein auf der Basis der ersten beiden Teile auf. Kein Sterbenswort davon, dass es nach den Vorfällen um Laurie Strode in der Halloweennacht von 1978 noch dutzende andere Morde gab, Myers schien wirklich seit 20 Jahren von der Bildfläche verschwunden zu sein. Eine interessante, sicher gewagte, allerdings aufgrund des hanebüchenen letzten Teils eine vollkommen richtige Entscheidung.[...]

                                                [...] Insgesamt orientiert sich der Film stilistisch deutlicher an dem grandiosen Original von John Carpenter als praktisch alle anderen Nachfolger, mit Ausnahme vielleicht des direkt anschließenden zweiten Teils, ohne dabei jemals dessen Klasse zu erreichen. [...]

                                                [...] ... auch dort war Myers lange nur eine fast unsichtbare Bedrohung, die im Dunkeln oder hinter einer Hecke lauerte, die unheilvolle Grundspannung kommt dabei nur nicht auf. Interessanter wäre es wohl gewesen, die Paranoia von Laurie geschickter auszuspielen, dem Zuschauer zu suggerieren, dass ihr vielleicht wirklich nur die gestörte Psyche einen bösen Streich spielt. Durch den Auftakt und die unbestreitbare Existenz von Myers funktioniert das selbstverständlich nicht und schürt eher die Ungeduld, wann es denn endlich losgeht. Problematisch ist in der Hinsicht besonders die knappe Laufzeit von gerade mal 80 Minuten. Wenn Michael letztlich seiner Passion nachgeht, ist der Film schon zu zwei Dritteln vorbei und hat kaum noch Luft, um richtig Gas zu geben. Schnell müssen die verzichtbarsten Personen über den Jordan geschickt werden, das wirkt zu rasch und gehetzt, einfach unverhältnismäßig zur gesamten Länge. „H20“ steht klar sein gegen Ende einfallslos wirkendes Skript im Weg, welches das unbestreitbar vorhandene Potenzial wenig nutzt. Durch die geringe Anzahl der Figuren und den begrenzten zeitlichen Spielraum fällt der Bodycount für einen „Halloween“-Film sogar extrem gering aus und beschränkt sich auf ein kurzes Zeitfenster, der Showdown kommt zu plötzlich und wirkt knapp gehalten, der Film hätte locker 20 Minuten mehr vertragen können, um nicht so abrupt beendet und ungeschickt abgestimmt zu erscheinen.

                                                [...] Letztlich ist „H20“ zwar ambitioniert und versteht sich wohl eher als Spannungsfilm denn als typischer Slasher, kann dafür aber eben kaum Spannung erzeugen. Bemüht wirkt er, hat seine Ideen und vereinzelte Momente, ist handwerklich stabil gemacht, wirkt aber irgendwie unfertig oder eher nicht engagiert zu Ende gedacht. [...]

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                                                  „Ich hatte niemals wieder solche Freunde wie damals, als ich zwölf war. Aber bei Gott, wer hat die schon?“

                                                  Filme aus der eigenen Jugendzeit sieht man in der Regel mit anderen Augen. Sie haben einen in jungen Jahren geprägt, zum Lachen, Weinen oder Staunen gebracht. Unzählige Male hat man sie gesehen, an einigen auch sattgesehen. Sich Jahre oder gar Jahrzehnte später wieder an sie ran zu wagen, kann zu herber Ernüchterung führen. Den Film fand man wirklich mal gut? Immer gefährlich so was, aber das gehört nun mal zum Leben, zum Erwachsenwerden dazu. Doch manchmal gibt es sie noch: Diese Filme, die mit einem zusammen erwachsen werden. Egal in welchem Alter, sie erzeugen immer wieder die gleichen Gefühle in dir. Man selbst ist älter geworden, natürlich haben sich der Geschmack, die Wahrnehmung und auch die Perspektive verändert, während der Film selbstverständlich noch derselbe ist. Dennoch funktionieren sie, da sie einerseits das Kind in dir wieder wecken, andererseits eine altersunabhängige Botschaft vermitteln, die nie etwas von ihrer Relevanz einbüßen wird. Diese Filme erlauben einen Blick auf sie aus den Augen eines Kindes wie eines Erwachsenen, für die Einen auf Augenhöhe, für die Anderen mit der Erinnerung an die eigene Jugend im Herzen, beides in nahezu gleicher Qualität. Selten, dann dafür besonders schön.

                                                  „Stand by Me“ ist so ein besonderes Exemplar. Rob Reiner macht aus Stephen King’s ordentlichen, wenn auch nicht ernsthaft bemerkenswerten Kurzgeschichte „Die Leiche“ eine Ode an die Freundschaft. Vier Jungs auf ihrer letzten gemeinsamen Reise, bevor der Sommer und auch ihre innige Gemeinschaft sich dem Ende neigen. Man wird sich auseinanderleben, wie es so oft und leider unvermeidlich ist. Freundschaften kommen und gehen, selbst die engsten Beziehungen überstehen nicht zwangsläufig die ganz normalen Gabelungen auf dem Weg zum Erwachsenendasein. Das ahnen sie bereits, zumindest einige von ihnen, doch dieses Abenteuer lassen sie sich nicht nehmen. Es wird für sie eine unvergessliche Erfahrung. Sie lernen füreinander da zu sein, sich Herausforderungen zu stellen und das oft der Weg das Ziel ist. Ihre Expedition ist, auch wenn es ihnen vielleicht nicht vordergründig bewusst sein mag, nicht nur eine reine Spaßveranstaltung. Eigentlich ist es auch eine Flucht. Aus ihrem Alltag, in dem es nicht nur die unbeschwerten Momente im Baumhaus gibt. Jeder von ihnen (vielleicht mit Ausnahme des naiven Vern) hat daheim einen schwierigen Stand, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Nur in ihrer Gruppe können sie diese Sorgen hinter sich lassen, den kranken Vater in der Klapse oder den toten Bruder, dessen Geist wie eine tonnenschwere Bürde auf einem lastet und zum „Unsichtbaren“ werden ließ. Diese Last schleppen sie mit sich rum, über die verbotenen Schrottplätze und die gefährlichen Bahntrassen im beschaulichen Maine, wie einen bösen Fluch, der niemals gänzlich verschwinden wird, aber durch dieses Erlebnis zumindest geteilt und für den Moment nicht so wichtig erscheint.

                                                  Reiner - der vier Jahre später mit „Misery“ eine weiter gelungene King-Adaption abliefern sollte - lässt den Zuschauer von 8 bis 88 so nah ran an seine Figuren, dass sie einem zwangsläufig ans Herz wachsen und verstanden werden, unabhängig vom jeweiligen Lebensabschnitt. Wer da nicht mitgeht, kann keine natürliche Kindheit erlebt haben, zumindest schwer glaubhaft. Jeder sollte sich, mindestens zu kleinen Teilen, in einem der Jungs wiedererkennen. „Stand by Me“ ist nicht nur ein wundervoller Film über Freundschaft, Kindheit und die Schwelle zum Erwachsenwerden, er ist fast ein romantisches Relikt. Wäre so eine Geschichte transportiert in die heutige Zeit überhaupt noch vorstellbar? Wohl kaum. Kinder würden nicht für die Hoffnung auf kurzen Ruhm und Anerkennung einen beschwerlichen Fußmarsch auf sich nehmen, sie posten lieber irgendeinen peinlichen Quatsch auf Facebook und zählen die Likes oder rennen zur nächstbesten Castingshow, um sich dort im Rampenlicht zum Affen zu machen. Sie würden sich keine selbstausgedachten Geschichten am Lagerfeuer erzählen, sie würden sich YouTube-Videos auf dem Smartphone anschauen, draußen schon mal ganz und gar nicht, außer sie warten auf den Bus. Das klingt jetzt womöglich nach „früher war alles besser“, nicht unbedingt. Früher war vieles ganz anders und manches davon war gar nicht so verkehrt.

                                                  Es macht einfach immer wieder Spaß, dieses Quartett auf ihrem Weg zu begleiten. Damals wäre man am liebsten direkt das fünfte Rad am Wagen gewesen, heute lehnt man sich zurück und genießt einen Film, der das abgenudelte Prädikat „für Jung und Alt“ verdient wie kaum ein zweiter. Ein zeitloser Klassiker seiner Zunft, der „pädagogisch wertvoll“ nicht mit belehrendem Moralgeseusel verwechselt.

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                                                    [...] Insgesamt wird die ganze Zeit über bemüht zu Werke gegangen, atmosphärisch wie handwerklich bewegt sich „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ auf gehobenen, klar überdurchschnittlichen Niveau seines Sujets, gerade mit Blick auf den Produktionsrahmen. Angesiedelt in der britischen Provinz entsteht der Flair klassischer Gruselfilme. Die kaum besiedelte Landschaft erinnert an die bereits erwähnten Hammer-Filme, der stimmige Score tut sein Übriges. Als Ursprung des Bösen wird, ganz typisch für seine Zeit, etwas Öko-Horror und Strahlungsphobie genutzt. Lange Zeit spart sich der Film bestialische Gore-Einlagen, für Blutfetischisten dürfte das etwas wenig sein, besonders wenn man die folgenden Streifen als Maßstab nimmt. Wenn, dann geht es allerdings heftig zur Sache. Die selten und erst spät eingesetzten Effekte können sich sehen lassen und dürften dem Film auf ewig seinen Platz unter der Ladentheke sichern.

                                                    Alles in allem eigentlich eine ganz runden Sache, würde der Film nicht so behäbig in die Gänge kommen und sich durch seinen trägen Spannungsbogen selbst im Weg stehen. [...]

                                                    [...] „Das Leichenhaus der lebenden Toten“ erreicht niemals die beklemmende Wirkung und vernichtende Spannung eines George A. Romero, noch den schroffen, radikalen Stil eines Lucio Fulci, kann jedoch immerhin partiell an sie heranreichen. Wenn das mehr als nur Momentaufnahmen wären, wohl ohne große Einschränkungen eine klare Empfehlung. [...]

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