jeffcostello - Kommentare

Alle Kommentare von jeffcostello

  • Liste gefällt mir sehr, hab mir deine Tipps mittlerweile fast alle besorgt!
    Aber warum lässt du denn Liberty Valance aus, hast ihn ja bewertet? :)

    • Schöne Idee! :) Ich schenke einen der ersten Zombiefilme überhaupt, den er vielleicht sogar noch gar nicht kennt:
      http://www.moviepilot.de/movies/ich-folgte-einem-zombie

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      • 7

        "Chaos Reigns" hieß es in "Antichrist", dabei würde dieser Ausspruch wesentlich besser zu Lars von Triers neustem Streich "Nymphomaniac" (gesehen: Volume 1) passen, denn hier lässt der Meister den Wahnsinn wirklich walten.
        Zwischen einer Vielzahl von grandiosen visuellen Spielereien und inszenatorischem Einfallsreichtum kreiert von Trier in einem wilden Mix aus düsterem Seelendrama und durchgeknallter Groteske, die jedoch nie Gefahr läuft in die Lächerlichkeit abzudriften, die Geschichte der Nymphomanin Joe, die der festen überzeugung ist ein "schlechter Mensch" zu sein.
        Inmitten dieses Wahnsinns, all dem Sex und den zahlreichen, (zumeist) austauschbaren Männern in Joes Leben dreht von Trier auch einen Film über die Liebe, über die Absurdität der Liebe, die Liebe als etwas Unnatürliches als Unglück und Leid, aber gleichzeitig auch als etwas Unausweichliches, dass jeden von uns heimsucht, so sehr man sich auch wehrt, einen Film von einer von Selbsthass und Schuld geschundenen Seele.
        Gerade die wichtigsten Stationen in Joes Leben, die Momente von größtem Schmerz sind jene, die von Trier am groteskesten inszeniert, eine Strategie die wunderbar aufgeht und so sind die Szenen mit Uma Thurman nicht nur die Besten, sondern auch mit Abstand die Lustigsten des Films.
        Ein grandios agierendes Ensemble, ein betörend-verrückter Sinnesrausch, Volume 2 darf gerne kommen!

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        • 10

          "Begegnungen am Ende der Welt", ein Dokumentarfilm, der am Zuschauer zehrt, der ihn entführt auf einen anderen Planeten, keine nüchternen Fakten, sondern verrückte Menschen und Träumer, und die furiose Mischung aus der unendlichen Schönheit und der unnerbittlichen Gefahr der Natur.
          Alleine Herzogs Stimme, ein Kunstwerk an sich, unendlich ruhig, vertrauenerweckend und beruhigent tönt sie aus dem Off, enzürnt über "unerträgliche" Dinge wie Aerobic, Yoga und Hippies, angewiedert von der Hässlichkeit des Forschungsstützpunkts und fasziniert von der Idee eines Affen der auf einer Ziege in die untergehende Sonne reitet.
          Herzog zwingt den Dingen seine Sicht auf, und so verwandelt er Taucher in Priester und das endlose Eismeer in eine Kathedrale, während er dem drohenden Untergang der Menschheit entgegenblickt, in langen Einstellungen, unterlegt von Kirchenmusik.
          Herzog filmt Menschen, interessante, faszinierende, verrückte Menschen, auf ihrer Reise ans Ende der Welt, oder Forscher auf ihrer Suche nach anderen Welten er lässt ihnen Zeit von sich und ihren Träumen zu erzählen und er filmt verrückte Pinguine wie sie geradewegs von ihrer Herde weg-watscheln, ins ewige Eis und den sicheren Tod.
          "Begegnungen am Ende der Welt" als Dokumentation zu bezeichen wird dem Film nicht gerecht, es ist eine traumartige Bilderflut irgendwo zwischen Malick und Tarkovsky.

          "Mich stört an dem Postulat, dass Dokumentationen ausschließlich faktenbestimmt sein müssen. Das ist öde. Dann wäre nämlich das Telefonbuch von Manhattan das Buch aller Bücher: alles verifizierbar, alles korrekt, jede Nummer ein Anschluss. Es ist aber leider nicht das spannendste Buch."
          -Werner Herzog in der "Zeit"-

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          • 7 .5

            Der Fremde am See bewegt sich elegant und scheibar schwerelos zwischen den Genres, spielt dabei ständig mit den Erwartungen des Publikums ohne sich je zu positionieren, ohne je greifbar zu werden verhandelt er eine Vielzahl von Themen und Eindrücken, ist dabei aber niemals oberflächlich oder gehetzt.
            Formal hart und mit beobachtendem jedoch immer auch empathischem Blick lässt Alain Guiraudie seine Geschichte am Zuschauer vorbeiziehen, ohne Anfang und erst recht ohne Ende, nicht mehr als ein Ausschnitt aus einem Sommer am See.
            Es ist kein Film über Homosexualität, Guiraudie behandelt sie als das was sie ist, etwas selbstverständliches. Es ist ein Film über die Liebe, wie sie unserem Leben Sinn gibt und uns unserer Sinne berauben kann und es ist auch ein Film über Freundschaft und Opferbereitschaft, von weitem betrachtet also ein Film über all die schillernden und dunklen Facetten des Liebens und des Geliebt werdens.
            Einer der besten Filme des Kinojahres, eine unerwartete Überraschung, ein komplexer, wundervoller Film, der mit jeder Sichtung wächst.

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            • 7 .5

              Aus der beschaulichen Welt der Kleinstadt "Bedford Falls" heraus, zaubert Frank Capra in "Ist das Leben nicht schön?" ein Märchen, das von den Engeln persönlich erzählt wird, das Märchen des aufrichtigen und gütigen George Bailey , der durch ein schreckliches Missgeschick ausgerechnet an Weihnachten seinen Lebensmut verliert und dem dann nur noch ein Engel zu Helfen vermag.
              Um Bailey von der Verzweiflungstat abhalten zu können, studiert der Engel die wichtigsten Stationen seines Lebens, all die Male in denen er Menschen vor Verzweiflung und Ruin rettete, all die Male in denen er seine Träume und Hoffnungen hinter das Wohl anderer gestellt hat, doch dadurch fühlt sich Bailey klein und unbedeutend, wurde zu einem unzufriedenen Menschen, der blind geworden ist, für all das Glück das ihn umgibt.
              Gekonnt führt Capra Bailey und auch den Zuschauer durch alle emotionalen Höhen und Tiefen von Baileys leben, der sich im ständigen Kampf gegen den städtischen Kapitalisten und für den "kleinen" Arbeiter befindet, oft wunderschön, manchmal düster und traurig, jedoch nie deprimierend.
              In einer beinahe surrealen Albtraumsequenz verdeutlicht der Engel Bailey und auch dem Zuschauer den Wert und die Bedeutung eines jeden Lebens, so klein und unbedeutend es auch scheinen mag und wenn Bailey am Ende im Freudentaumel, voller Lebensfreude durch die Stadt rennt, kann man sich dieser hoffnungsvollen Poesie nicht mehr enziehen.
              So unwirklich und märchenhaft dieser Film auch sein mag, gerade Heute, wenn die Weltwirtschaft durch Gier gnadenlos zusammenbricht, sollten so manche sich diesen Film wieder zu Herzen nehmen.

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              • 8 .5

                Ich wünsche allen meinen Moviepilot-Freunden frohe Weihnachten und schöne Feiertage! :)

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                • Sehr schöne Liste, Act of Killing muss ich unbedingt sehen!
                  Hab mir den Fremden am See übrigends nochmal angeschaut und war beim 2. Mal dann auch so begeistert wie du! :)

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                  • 9

                    John Ford lässt seine Geschichte nicht einfach passieren, er konsturiert extra eine in der Zukunft spielende Rahmenhandlung, in der er die Geschichte rund um die beiden Männder, die den Gangster Liberty Valance erschossen, von einem der Beteiligten erzählen lässt, sie geschieht also nicht, sie wird bloß wiedergegeben und so wird eins von Anfang an klar: Es gibt keine Helden mehr, diese Zeiten sind vorrüber, die einzige Art heute noch Helden zu begegnen ist, von ihnen zu erzählen, aus der Vergangenheit zu schöpfen.
                    Doch selbst in der Eigentlichen, längst vergangenen Geschichte entmhystifiziert Ford das Heldentum noch weiter, die Bühne hat sich geändert, die Kämpfe auf staubigen Straßen sterben aus, nur noch ein letztes Mal wird ein Duell abgehalten, Ford zieht es ins Lächerliche, entlarvt es als veraltete, wertlose Tradition, Machtkämpfe werden jetzt in den Kongresshallen und Gerichten geführt und so ist "The Man who shot Liberty Valance" ein ungewöhnlich politischer Western.
                    Hinter der beinahe unscheinbaren Geschichte von zwei Männern, die sich einem Viehbaron entgegensetzten und für die Reche der Farmer und die Liebe einer Frau kämpfen in einem kleinen städtischen Mikrokosmos, verbirgt Ford das große Ganze, nicht weniger als die Geschichte, die Entwicklung eines ganzen Landes, geboren aus einem banal erscheinenden städtischen Mosaik.
                    Ein großartiger Western, eine großartige Metahpher, nicht umsonst sagte Ingmar Bergman einmal, dass John Ford der beste Regissuer aller Zeiten sei.

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                    • 6 .5

                      Inmitten der offensichtlichen Huldigungen der Nouvelle Vague (vornehmlich Außer Atem) und Woody Allens Manhattan, schafft es Frances Ha, und das macht seine Qualität aus, eine eigene Filmsprache und vor Allem ein eigenes, wichtiges Thema zu finden, und das trotz all der Hommagen auch selbstbewusst und zielstrebig umzusetzen.
                      Wie auch Woody Allen, gelingt Noah Baumbach meist gekonnt der Spagat zwischen Witz und Ernsthaftigkeit, zwichen Komik und Tragik, die Figuren, die Menschen stehen immer im Mittelpunkt und werden nie ins Lächerliche gezogen.
                      Dabei zeichnet der Film ein erfreulich differenziertes Bild seiner Protagonistin Frances und findet eindrucksvolle Wege sein Kernthema, das Leben in der Unsicherheit, als juger Mensch, das Leben in der Schwebe, die Angst vor der Zukunft und die Unsicherheit des Moments, für den Zuschauer nachvollziehbar aufzuarbeiten.
                      Frances Ha ist leichtfüßige, charmante Großstadtpoesie, ausbalanciert zwischen Tragik und Komik, getragen von einer wirklich herausragenden Greta Gerwig.

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                      • 9

                        Gleich von der ersten Sekunde an, ist Dawn of the Dead ein hektischer, gehetzter, schneller Film, ein Film ohne stillstand, eine pausenlose Flucht, Romero gönnt weder dem Zuschauer noch seinen Figuren Atempausen, der Tod ist stets allgegenwärtig, die Bedrohung rückt ständig vor, der Untergang ist unaufhaltsam, das ist von Anfang an klar.
                        Romeros Sozialkritik ist nie subtil oder versteckt, ganz im Gegenteil, sie ist immer "Sonnenklar" (Zitat Romero), wird dem Zuschauer förmlich eingehämmert, die Folgen des eigenen Verhaltens, mit bitterer Ironie, überspitzt und schonungslos vor Augen geführt und deshalb sind es auch logischerweise nicht die Zombies, sondern die Menschen selbst, die die endgültige Katastrophe heraufbeschwören, die Untoten werden von Romero einfach instrumentalisiert, als Aufhänger für seine Politische Intension.
                        Dawn of the Dead ist der unbestritten beste Zombie-Film, er schöpft das Genre in all seienen Facetten voll aus, ein brutaler, sozialkritischer Rausch, ein Kind seiner Zeit und doch immer noch Brandaktuell (Konsumwahn, Wirtschaftskrise), gleichzeitig eine dringliche Warnung, und wenn Romero seine Figuren in eine höchst ausweglose Zukunft entlässt, wird deultlich, dass nicht viel Hoffnung übrig ist.

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                        • 6 .5

                          Romy Schneider hat mal gesagt:
                          "Die Erinnerung ist oft das Schönste im Leben, glaube ich".
                          Der Film zum Zitat, wunderschön!

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                          • 8

                            "Die Jungfrauenquelle" ist eine Adaption einer mittelalterlichen schwedischen Sage, um die Vergewaltigung einer Jungfrau, die auf dem Weg zur Kirche ist und die anschließende Rache ihres Vaters, die Bergman in einen schnörkellosen, äußerst verstörenden, ganz und gar hoffnungslosen Film verwandelt.
                            Es ist ein Film über Menschliche Abgründe, über Gewalt und Rachsucht, ein Film darüber, das man Menschen mit Hass infizieren kann, ein Film der auch die scheinbaren Auswege Religion und Nächstenliebe entmystifiziert und als Irrwege entlarvt.
                            Gerade diese Ausweglosigkeit, macht Die Jungfrauenquelle zu einem so schweren und hoffnungslosen Film, ein Film voller Bitterkeit, in verwaschenem Schwarz-Weiß, und tristen Bildern, der nie zu einer Anklage gegen die Menschen verkommt, sondern immer ein distanziertes, nüchternes Portrait bleibt, ein Portrait das die menschliche Seele mit all ihren Facetten, den guten wie auch den schlechten einfängt. Meisterlich in allen Belangen.

                            [Der großartige Horror-Regisseur Wes Craven drehte 1972 mit seinem Regiedebut "Das letzte Haus links" ein Remake zu "Die Jungfrauenquelle", das, in die Gegenwart versetzt, auf ebenso intelligente und verstörende Weise dieselben Themen wie Bergmans Original behandelt.]

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                            • Idee hat was, Umsetzung leider ganz schlimm!

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                              • 6 .5

                                Wieder einmal dreht Cronenberg einen Film über Eskapismus, diesmal in Form des Fernesehns, als Flucht aus der Realität die unweigerlich in der Selbstzerstörung endet. Wie so oft in seinen Filmen nimmt die Zerstörung zuerst den Geist und dannach auch unerbittlich den Körper ein, bis sprichwörtlich nichts mehr übrig ist. Interessanterweise ist Cronenbergs Protagonist Max Renn Besitzer eines Fernsehsenders, eine Figur, die sich im Laufe des Films sozusagen selbst auf den Leim geht, in die eigene Falle tappt.
                                Videodrome ist einer der unangenehmsten Filme von Cronenberg, es ist ein albtraumhafter Rausch, bei dem man als Zuschauer ab einem gewissen Punkt unweigerlich die "Realität" aus den Augen verliert, wie eine Sucht, an der man zugrunde geht, zieht Videodrome seinen Zuschauer in einen dunklen, tiefen Schlund hinein.
                                Cronenberg läd den Zuschauer dazu ein jedes Bild zu hinterfragen, und somit auch den Film und seinen Sinn und Zweck zu erfragen, er läd uns dazu ein kritisch zu sein, selbstständig Nachzudenken.
                                Die Beeinflussung und Manipulation, die vom Fernsehen ausgeht wurden nie deutlicher und abschreckender, aber auch nie treffender verbildlicht als hier, Cronenberg schafft es diese Gefahr völlig zu visualisieren.
                                Videodrome ist ein Film, der weit weg von gängigen narrativen Mitteln den Wahnsinn eines Mannes und eines Systems präzise einfängt, ein Film der bis heute aktuell ist, ein Film als Warnung.

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                                • Wunderbare Idee, comme toujours! Für mich bitte 12 Angry Men. :)

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                                  • 8

                                    Der vom Theater kommende Alfred Hitchcock liebte Kammerspiele, Szenareien auf kleinstem Raum, und sein erstes davon war "Lifeboat", dem später Meisterwerke wie "Rope", "Dial M for Murder" und "Rear Window" folgten, doch nie war der Raum so begrenzt wie bei "Lifeboat" auch wenn es nicht ganz an die von Hitchcock stets angestrebte Telefonzelle heranreichte.
                                    Hier wird ein Sammelsurium von Figuren inszeniert, die zusammen einen Querschnitt durch die damalige amerikanische Bevölkerung darstellen: eine Reporterin, eine Ärtztin, ein Industrieller, und Vertreter der Arbeiterklasse und alle sind sie auf engstem Raum mit einem Nazi zuammengepfercht, umgeben vom endlosen Ozean.
                                    Mit dieser Situation zeigt Hitchcock die damaligen Spannungen, sowohl die innerhalb einer Nation, als auch die zwischen den Nationen und schafft beinahe einen eigenen politischen Mikrokosmos auf diesem Boot.
                                    Über die Politik hinaus vergisst Hitchcock aber auch die Menschen nicht und so sehr diese auch Stereotypen repräsentieren, so menschlich und nachvollziehbar agieren sie in dieser beinahe hoffnungslosen Situation und so schafft Hitchcock sowohl eine zwischenmenschliche als auch eine politische Suspensesituation.
                                    "Lifeboat" ist großartiges Kino, Kino das trotz der enormen Limitierung des Ortes ständig in Bewegung zu sein scheint, ein Film wie nur Alfred Hitchcock ihn machen konnte.

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                                    • 9
                                      über Caché

                                      In "Caché" benutzt Michael Haneke das Medium Film als Angriff, als Angriff auf seine Zuschauer, auf Genrekonventionen, auf Sehgewohnheiten aber vor allem auf die scheinbar intakte Famile, auf die Sicherheiten in ihrem Leben.
                                      Es geht Haneke, neben seinen üblichen Themen wie die Gefahren des Filmens und Gefilmt werdens, vor allem um Schuld, und wie man mit ihr umgeht, im Angesicht dessen was man im Leben zu verlieren hat.

                                      "Was tut man nicht alles, um nichts zu verlieren".

                                      Die Schuld ist immer schon da, es ist unmöglich sich im Leben nicht schuldig zu machen, es geht Haneke in Caché einzig und alleine um den Umgang mit der Schuld, dem sich bekennen zur Schuld oder dem Verleugnen und natürlich um die Angst die die Schuld zwangsläufig mit sich bringt.
                                      Sein beliebtes Thema der medialen Manipulation verwebt Haneke hier sehr geschickt mit seinem eigentlichen Schuldthema, denn es sind einzig und allein Videokassetten, die die Tragödie heraufbeschwören, alleine diese Kassetten haben die Kraft, der Familie ihre scheinbaren Sicherheiten zu nehmen.
                                      Spannung zieht Caché meistens aus den stillen, ruhigen Momenten, dann immer wird er bedrohlich, denn das ist die Ruhe vor dem Sturm.
                                      Wenn Daniel Auteils Charakter, am Ende des Films, um schlafen zu können, eine Tablette nehmen muss, dann ist klar, dass es wenig Hoffnung gibt für die Gesellschaft und die Frage nach dem Absender der Videobänder bleibt natürlich unbeantwortet im Raum stehen, die kann sich nur der Zuschauer selbst beantworten, genau wie die bleischwere Frage der Schuld.
                                      Eine großartige Studie über eine erkaltete Gesellschaft (es gibt nur eine einzge zärtliche Berührung des Ehepaares im gesamten Film), die Schuld und Verantwortung verlernt hat.

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                                      • 8 .5

                                        Geschickt inszeniert Kaurismäki den Wandel der Zeit, wenn das alteingesessene Reataurant "Dubrovnik" einem Ketten-Restaurant weichen muss, Menschlichkeit und Nächstenliebe müssen der Moderne weichen und so verleiren Ilona und Lauri nach und nach ihre Arbeit und driften ab in Armut und Existenznot.
                                        Die Suche nach neuer Arbeit inszeniert Kaurismäki als grausame Odysee, er lässt Kati Outinen, sie ist wie immer herzzereisend großartig, durch die Stadt ziehen, durch die Lokale, die Büros, die Banken auf der erfolglosen Suche nach Arbeit, eine endlose Elendsreise.
                                        Anders als in vielen anderen seiner Filme schlägt Kaurismäki hier einen wesentlich ernsteren und hoffnungsloseren Ton an, hier geht die meiste Zeit über alles schief was schief gehen kann, das Ehepaar fällt immer tiefer und tiefer, die Politik hat versagt, das Leid wird immer größer.
                                        Das einzige was noch Hoffnung gibt ist der Mensch selbst, der Ehemann, die Fmailie, die übrigen Leidensgenossen, die anderen die von der Moderne und der Gier verdrängt wurden.
                                        Ein typischer Kaurismäki, doch auch ganz anders als seine anderen Filme, wesentlich bitterer und trauriger, weniger Märchen und mehr Realität, doch so sehr er es auch versucht, Kaurismäki kann keine unmenschlichen FIlme drehen und so schmerzvoll sein Film auch sein mag, im Kern heilt er den Zuschauer.

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                                        • Tolle Idee, tolle Umfrage! :)
                                          Bei mir wirds Alien und Re-Animator dieses Jahr.

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                                          • 9

                                            Fred Zinnenmanns "High Noon" beginnt ganz ruhig und langsam, harmonisch, der Sherriff Kane heiratet seine Freundin Amy, und legt, wenn auch mit einer Restwiderwilligkeit, sein Amt nieder um mit ihr die Stadt zu verlassen und ein ruhiges Leben zu führen. Wenn die Nachricht, dass um 12 Uhr Mittags ein Gangster mit dem Zug ankommen wird, um mit Kane eine alte Rechnung zu begleichen, in Umlauf kommt, ändert sich der Film schlagartig, es wird ein Film über die Unerbittlichkeit der Zeit, die einem wegläuft, komme was wolle. Es ist bemerkenswert wie großartig Zinnenman das inhaltliche Motiv der Zeit formal darstellt, durch absolut perfekte Montage und Schnitt, so wird High Noon zu einem pulsierenden, schnellen, gehetzten Film, der es schafft, die Zeit zu einem der Protagonisten zu erheben, sie so erschreckend zu inszenieren wie ein Raubtier.
                                            Immer wieder gibt es Close-Ups von Gary Coopers verängstigtem, hoffnungslosem Gesicht, der wie ein verfolgtes Tier durch die Stadt läuft auf der verzweifelten Suche nach Rettung.
                                            Innerhalb des Mikrokosmos der Stadt zerlegt Zinnenmann die Handlung auf verschiedene Schauplätze, was die Intensität des Filmes abermals steigert.
                                            Durch die Einheit der Zeit und des Ortes wird High Noon zu einer Art griechischen Tragödie im Wilden Westen, meisterlich umgesetzt und ein bissiger Kommentar zur McCarthy Ära.

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                                            • 8

                                              Bei der Betrachtung von "Le Havre" muss eins von vorhe herein klar sein: Kaurismäki gibt nie vor, das dass was er zeigt die Realität ist, das es ehrlich ist, ganz im Gegenteil, Kaurismäki ist in keiner Sekunde an der Realität interessiert und so inszeniert er "Le Havre" von der Ersten bis zur Letzten Sekunde als Märchen.
                                              Wie alle Kaurismäki Filme ist auch Le Havre ein wohlig nostalgischer Film, ein sehnsüchtiger Film, der es geschickt schafft, brandaktuelle politische Problematiken mit seiner altmodisch-märchenhaften Handlung zu verweben, ohne dabei den Zynismus und die Unfähigkeit der aktuellen Politik auszublenden.
                                              Die Protgonisten sind wie immer einfache und hart arbeitende, ehrliche Menschen, die in Kaurismäkis Mikrokosmos "Le Havre" täglich ums überleben kämpfen und trotzdem einander helfen wo sie nur können.
                                              Eine Ode an Hilfsbereitschaft und Nächstenliebe, ein Film der schier unumstößlich an den Menschen glaubt, ein Film in dem alles was gut gehen kann auch gut geht, eine bittersüße Utopie, die den Zuschauer sehr unentschlossen zurückläst, einerseits in Hochstimmung aber andererseits auch in Ernüchterung wenn man sich nach ausschalten des Fernsehers wieder in die kalte Realität zurückbegeben muss, wenn Kaurismäkis Märchen zuende ist.

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                                              • 8 .5

                                                "Moonlight and love songs
                                                Never out of date"

                                                So heißt es in "As Time goes by", und diese Zeile kann man auch auf den Film selbst beziehen, auch er wird niemals aus der Mode kommen, denn im Kern ist das was er erzählt völlig Zeitlos, der Kampf gegen das Böse auf der Welt, die unerfüllte Liebe und der Held der gar keiner sein will, legendär gespielt von Humphry Bogart, zeitlose Elemente in einer zeitlosen Geschichte.
                                                Das Zentrum der Erzählung ist Ricks Café Americain, in dem allerlei zwielichtige Gestalten ein und ausgehen und schließlich findet auch Ilsa die große Liebe des verbitterten Zynikers Rick den Weg nach Casablanca in Ricks Cafe, zwingt Rick wieder zu Fühlen und sich zu Positionieren, inmitten des mehr und mehr von Nazis verseuchten Casablanca.
                                                Wenn dann in Ricks Café ein Nazilied angestimmt wird, das von der Marseillaise übertönt wird, dann blüht Casablanca völlig auf, eine der großartigsten Filmszenen überhaupt.
                                                Casablanca ist ein großer Film, in allen Belangen, er erzählt von einer großen Bedrohung, einer großen Liebe und von großen Helden, Helden die das Kino und auch die Zuschauer einfach von Zeit zu Zeit brauchen.

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                                                • jeffcostello 04.10.2013, 22:49 Geändert 08.02.2015, 18:00

                                                  Cuarón macht Halt bei Criterion und nimmt einige DVDs mit. Recht geschmackssicher der Mann, wie es scheint.

                                                  https://www.youtube.com/watch?feature=player_embedded&v=BGvcB42YnM8#t=82

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                                                    über Gravity

                                                    Lange wurde "Gravity" erwartet, das neue Werk des mexikanischen Regisseurs Alfonso Cuarón, der seinen letzten Film, das Meisterstück "Children of Men" im Jahr 2006 präsentierte. Der Anfang von Gravity weiß wahrlich zu beeindrucken, die schwerelose Kamera, die atemberaubende Plansequenz, da wird der Kinobesuch seit langer Zeit wieder zum Erlebnis, weil wir etwas Neues bestaunen dürfen, etwas was in dieser Perfektion tatsächlich noch nie präsentiert wurde, das Aufsetzen der 3D-Brille lohnt hier wirklich.
                                                    Nach der eindrucksvollen Einführungssequenz allerdings, verliert Gravity deutlich an Intensität und braucht bis zum Mittelteil um wieder zu begeistern, nämlich dann, wenn Cuarón seinen Figuren etwas Platz einräumt, ihre Einsamkeit und Isolation deutlich macht und Sandra Bullocks Tränen langsam durch das Bild schweben, dann findet der Film wieder zu sich, und dann fühlt auch der Zuschauer die Einsamkeit und das zehrende Gefühl der Hilflosigkeit.
                                                    In der wunderbaren letzten Szene, eine Hommage an die letzte Szene von Kubricks "2001", wird klar, dass es in Gravity um Tod und (Wieder)Geburt geht, den Kreislauf des Seins.
                                                    Überraschend solide gespielt von Bullock, die hier tatsächlich die beste Leistung ihrer Karriere zeigt, gewohnt gut gespielt von Clooney und stimmig musiziert von Steve Price ist "Gravity" ein wirklich sehenswerter Film, teilweise grandios, teilweise mit Durchhängern, der einige der eindrucksvollsten Szenen des Kinojahres bietet, aber dennoch weit entfernt von Cuaróns Opus Magnum "Children of Men" ist.

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