jeffcostello - Kommentare
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Alle Kommentare von jeffcostello
In "Herbstsonate" zeigt sich wieder einmal Ingmar Bergmans große Meisterschaft, nämlich Abgründe auftun, in sie hinein Blicken und ungeschönt die dunkelsten Kammern der menschlichen Seele auf Film zu bannen.
Als Anstoß dient Bergman hier ein Mutter-Tochter-Konflickt den er im Laufe eines atemberaubend intensiven Kammerspiels immer weiter eskalieren lässt, nach und nach lässt Bergman die Vergoldung abblättern und enthüllt die Fäulnis darunter, ein Leben, eine Beziehung voller Schmerz, Lügen, ohne Liebe, Zärtlichkeit und Zuwendung, das Leben ist nur durch Selbstbetrug möglich, eine Persönlichkeit, die für ihr gesammtes Leben entstellt wurde.
Ein Film voller Schuld aber auch ein Film voller Verständnis, für den Menschen, für falsche Entscheidungen, für Wut und Ärger.
Die Dialog-Monster Bergmanns treffen den Zuschauer mit genauso gnadenloser Härte wie die Filmcharaktere, nicht zuletzt wegen dem absolut unfassbaren Spiel von Liv Ullman und Ingried Bergman.
Ein Meisterwerk, eines unter vielen in Bergmans Filmographie, bei dem sich später (wahrscheinlich) auch Michael Haneke bediente als er "Liebe" drehte.
Ein kleines Interveiw mit Liv Ullman über den Dreh und die beiden Bergmans:
http://www.criterion.com/current/posts/2902-liv-ullman-on-ingrid-bergman
Ein Film, der ganz ohne kämpfende und sterbende Soldaten zu zeigen, mehr über den Krieg sagen kann, also so mancher "Kriegsfilm, ein Film über Menschen die benutzt werden, gegeneinander ausgespielt werden, Menschen als bloße Schachfiguren ihrer Vorgesetzten, Gefühle und Individualität spielen schon lange keine Rolle mehr, im Krieg ist kein Platz für die Liebe, der Krieg tötet die Liebe.
Direkt am Filmanfang heißt es von Chef des britischen Geheimdienstes, der "Feind" zwinge uns zu unmoralischen Methoden, man hätte keine Wahl, eine "Philosophie" mit der man sich das Morden, Betrügen und Hintergehen nur allzu leicht macht.
Richard Burton als Geheimagent Alec Leamas ist eine wahre Wucht, ein Blick in sein hoffnungsloses, angsterfülltes Gesicht sagt mehr als tausend Worte.
In der brillanten letzten Szene des Films, wird man sich erst der völligen Tragik bewusst, wenn man erkennt, dass der schlimmste Feind im Krieg immer man Selbst ist.
"The Spy who came in from the Cold" ist desillusioniertes, großartiges Kalter-Krieg Kino, das die Vorlage von John Le Carré meisterlich umsetzt.
Persona beginnt und endet mit einer kryptischen, fiebrigen, traumartigen Sequenz die nur bedingt etwas mit dem eigentlichen Filminhalt zu tun haben scheint, - Bergman selbst sagte einmal sie sei nur ein filmisches Essasy über seinen angeschlagenen Gesundheitszustand, während dem Verfassen des Drehbuchs -, der allerdings auf den ersten Blick kaum weniger seltsam anmutet als die Eingangs-, und Schlusssequenz.
Eine Schauspielerin weigert sich zu sprechen und wird mit ihrer Krankenschwester auf die Insel Farö geschickt um sich auszukurieren, und während die Schauspielerin beharrlich schweigt, redet die Krankenschwester umso mehr, öffnet sich ihr, entblößt sich.
Beide leiden under Selbstbetrug, unter Lügen, und beide versuchen auf ihre Weise sich davon zu entledigen, die Krankenschwester, durch das Reden, dadurch dass sie versucht die Wahrheit zu sagen, und die Shauspielerin durch das Schweigen, wer nichts sagt, der muss auch nicht Lügen.
Ein sehr reduzierter Film, ein Kammerspiel, und am Ende steht die Frage nach Lüge und Wahrheit natürlich unbeantwortet im Raum, und dann begreift man, wie viel die fiebrigen Sequenzen vor und nach dem Film doch mit der Haupthandlung zu tun haben, denn sie stellen die Frage ob der Film selbst Lüge oder Wahrheit ist. Ein selbtreflexives Meisterwerk mit einmaliger Bildsprache.
Buch wird auf jeden Fall gekauft und nebenbei ein großes Lob an Moviepilot, genau wegen solcher Artikel bin ich hier!
Aki Kaurismäkis Blick geht immer nach Unten, nur dort findet er Wahrhaftigkeit, er ist ganz nahe dran, an seinen Figuren, Menschen, die sich am Abend des einen Tages überlegen müssen, wie sie den nächsten überstehen, Menschen am Rande der Existenz.
In seiner emphatischen Sicht auf die Dinge, zaubert Kaurismäki eine Ode an die Menschlichkeit und die Nächstenliebe und fängt das Leben so ein wie es ist, nie einfach, nie einseitig, Leiden und Freuden immer in Ko-Existenz, nie geschönigt, nie verlogen, immer durchzogen von lakonischem Humor und großer Wärme.
In der kalten, tristen Welt, rührt die Wärme in Kaurismäkis Film einzig von den Menschen selbst, der Liebe und der Kust her, darin finden sie Frieden.
Kaurismäki, für mich das Bindeglied zwischen Jim Jarmush und Krysztof Kieslowski, dreht Filme, die mich durch ihren unumstößlichen Glauben an die Menschheit und der von innen kommenden, ehrlichen Wärme stets in Hochstimmung zurücklassen.
Das Regiedebüt von Sidney Lumet und die Einfachheit des Films, nicht mehr als 12 Menschen in einem kleinen Raum, mehr braucht es nicht, nichts ist hier überflüssig.
Trotz des begrenzten Raumes ist alles in diesem Film ständig in Bewegung, die Körper und die Gedanken, alles verändert sich im Sekundentakt, ein schneller, pulsierender Film.
Ein Blick, sprichwörtlich in die Hinterzimmer des amerikanischen Justizsystems, ein Film, der die oberflächliche Schuldfrage rasch hinter sich lässt und ein wahrhaftiges, dringliches Plädoyer für Menschlichkeit und Gerechtigkeit, aber auch für Reue und Vergebung ist.
Es ist faszinierend wie intelligent Lumet mit der Rolle des Zuschauers umgeht, mit ihm spielt, ihn förmlich in das Geschehen mit einbezieht.
Man braucht über "12 Angry Men" eigentlich nicht viele Worte zu verlieren, denn es ist ein Film der bereits alles Nötige gesagt hat.
Wie auch in Stalker sind die Protagonisten in "Solaris" Forschende, Menschen auf der suche nach etwas, gierig nach Wissen und Fortschritt, und paradoxerweise ist es der Fortschritt selbst der uns mit unserer Vergangenheit und mit unseren Ängsten konfrontiert, es ist der Fortschritt, der Wissensdurst, das Streben nach Glück, das uns zwingt uns selbst zu betrachten, uns unsere Ängste offenbart, das war in Stalker so und ist auch in Solaris nicht anders.
Der Ursprung der Selbstreflexion ist der Ozean, der Ursprung allen Lebens, damit der beste Spiegel den man den Menschen vorhalten kann.
In der Versuchsanordnugsartigen Abstracktheit seiner Darstellungen wirft Tarkowskij einen unsagbar klaren und unverfälshten Blick auf das menschliche Wesen mit seinen Träumen, Hoffnungen und Sehnsüchten.
Selbstbetrug, die Reflektion seiner toten Frau ist ganz anders als sie es war, nur eine idealisierte Vorstellung, Trauer, Leid, aber auch Hoffnung findet man auf diesem traumartigen Trip durch die Raumstation, großartig fotographiert vom kürzlich verstorbenen Wadim Jussow, düster unterlegt von Eduard Artemjew.
Nach Stalker schafft es Tarkovskij ein zweites Mal seine Charaktere sowie seine Zuschauer an den Rand menschlicher Existenz zu führen und bringt mich ein weiteres Mal dazu nicht nur zu schauen sondern auch zu sehen.
"Kommst du niemals zur Ruhe"?
"Wieso sollte ich"?
Die gesamte erste Hälfte von Antonionis Film ist durchzogen von schier unendlich langen Szenen an der Börse, hektische, gierige Menschen die sich gegenseitig anschreien, hassen, am liebsten zerfleischen würden, für die menschliche Beziehungen nur für die Dauer eines gehetzten Telefongespräches bestehen und beim Auflegen enden, Menschen die niemals zur Ruhe kommen. Antonioni macht klar, dass es in dieser schnellebigen Welt für so etwas zärtliches wie Liebe kaum noch Hofnung gibt, und dementsprechend hoffnungslos wird dann auch die Beziehung in der zweiten Filmhälfte inszeniert. Der Versuch stehenzubleiben, zu Ruhen, die Angst vor der Enttäuschung, vor der Verletzung, vor dem Leiden, all das drückt Antonioni durch seine unglaublich starken, brillanten Bilder aus, Bilder die mehr Kraft besitzen als Worte es jeh könnten.
Am Ende, da ist die Leere, die Leere in der Welt und in der Seele, ein trauriges, ehrliches Meisterwerk.
Versteckt Cronenberg die tiefe Menschlichkeit und Tragik seiner Filme sonst meistens unter einer Hülle aus Horror und Ekel, kommt "Dead Zone" beinahe komplett ohne eine solche Hülle aus, und erweist sich als ruhig inszenierte, leise, zärtliche Charakterstudie, fernab von Cronenbergs ausschweifendem Body-Horror.
Nachdem der Lehrer Johnny Smith nach 5 Jahre Koma wieder erwacht, steht er vor den Trümmern seines ehemaligen Lebens, gesegnet, bzw. verflucht mit der Gabe die Zukunft eines Menschen sehen und diese auch verändern zu können. Anstatt diese Fähigkeit erstmal aktiv für die Handlung zu nutzen, ist Cronenberg viel eher an der charakterlichen Entwicklung von Johnny interessiert und stellt die Fähigkeiten und deren Auswirkung erst einmal zurück, zugunsten des persönlichen Leidenswegs von Johnny, der Beziehung zu seiner mittlerweile erheirateten Ex-Freundin, zu seinem Vater und zu sich selbst.
Wir sehen einem Mann zu, der ein Leben lebt, das ihm gar nicht mehr zu gehören scheint, das bis zur Unkenntlichkeit zerstört wurde und eigentlich gar nicht mehr lebenswert ist.
In düsteren, verschneiten Bildern fängt Cronenberg ungefilterte Menschlichkeit, große Tragik und den großen Christopher Walken in einer seiner besten Rollen ein.
Ein zartes, unglaublich tragisches Meisterwerk.
It's over. You're finished
Sehr schöne Antworten! :) Insbesondere das Proble mit der Filmwahl bei Filmabenden mit weniger cinephilen Freunden kenne ich leider nur zu gut...
Freilich kann man "Drive" einiges vorwerfen, vom "Klauen" bei großen Vorbildern, inklusive dem Scheitern an ihnen, über purer Style over Substance, bis hin zu einer selbstverliebten Inszenierung, und ja, natürlich erreicht Refn nicht den präzisen und wunderbar klaren Stil von Melville, schafft es nicht die unendliche Verlorenheit der Figuren so tragisch zu inszenieren wie Fuller, und auch seine Gewaltdarstellung ist nicht so intelligent und roh wie die eines Sam Peckinpah, auch Tiraden wie "Hipster-Kino kann man "Drive" hinterherwerfen, gerecht wird man dem Film damit allerdings nicht.
Drive funktioniert in erster Linie als Studie über Einsamkeit und Isolation, nicht nur der Driver selbst ist davon betroffen, alle Figuren in Film leiden darunter, es muss an der kalten, emotionslosen, modernen Welt liegen, die Refn inszeniert, in der kein Platz für Interaktion und Menschlichkeit scheint. Beinahe jede Berührung, ja, beinahe schon jedes Wort, das der Driver mit seiner Nachbarin wechselt, wird von Refn als ein kleines Wunder angesehen, bricht man doch so aus dieser kalten, allgegenwärtigen Dunkelheit, diesem urbanen Schattenreich aus, und lässt das Unglück kurzzeitig hinter sich.
In dieser kühlen, pessimistischen Welt legt Refn seine tragische Gewaltballade an, beachtlich gespielt von Gosling, wunderschön musiziert von Cliff Martinez, inklusive der besonderen Freude wenn gegen Ende Riz Ortolanis "Oh my Love" erklingt.
Ein erfreulicher und beachtlicher Film.
Wenn Gott nicht existiert, ist das irdische Leben ohne Sinn, eine nutzlose Plackerei, so der Kreuzritter Antonius Block. Daher ist es auch nur bedingt die Angst vor dem Ende der irdischen Existenz, scheint Antonius Block doch Lebenssatt zu sein, die ihn dazu bringt den Tod auf eine Partie Schach herauszufordern, als dieser ihn heimsucht, vielmehr ist es die Angst, das all das Leid und all die Mühen, die Grausamkeiten auf der Erde vollkommen sinnlos waren, und so begibt er sich für die Dauer der Schachpartie auf die endgültige Suche nach Gott, und damit auf die Suche nach einem Sinn.
Beinahe alle Figuren von Bergman, allen Personen, denen Antonius Block bei der Odyssee durch sein Restleben begegnet sind unendlich Verloren, und Verzweifelt, doch einmal unterbricht Bergmann diese Verzweiflung, lässt Block für eine kurze Zeit Erlösung verspüren, und schafft eine Szene von unglaublicher Schönheit.
Auch diesmal ist Bergmanns Fim ein visueller Augenschmaus, düstere, hoffnungslose schwarz-weiß Bilder, Close-Ups von Max von Sydows desillusioniertem, traurigem Gesicht und der finale Totentanz.
Bergmanns Kino ist kein hoffnungsvolles oder gar optimistisches, aber es ist ein ungemein menschliches und gerade deswegen so angenehm und heilsam.
"The image that later became famous of the Dance of Death beneath the dark cloud was improvised in only a few minutes. That's how things can happen on the set."
Bergman wäre heute 95 Jahre alt geworden.
Der Horror in Andrzej Zulawskis "Possession" geht vollständig vom Menschen aus, die gesamte destruktive Kraft ist in den Menschen von Anfang an vorhanden, sie braucht nur die richtige Gelegenheit um freigesetzt zu werden, dann kann jeder Mensch für den anderen zur Hölle auf Erden werden.
Zulawski sucht und findet den Horror in einer sterbenden Beziehung, einer Trennung, inszeniert im geteilten Berlin, er legt den Hass dar, den Wunsch sich gegenseitig zu zerfleischen, aber auch die Gewissensbisse, den Zweifel, den Kampf mit sich selbst, den eine Trennung immer mit sich bringt, auch die Angst vor Einsamkeit, und das Gefühl, das das eigene Leben um einen herum zusammenbricht.
Immer abstrakter wird der Film, immer ungreifbarer, unberechenbarer, gefährlicher und wilder, mehr und mehr verlieren die Figuren die Kontrolle über sich selbst, die Situation eskaliert und mündet in eine wahrhaft apokalyptisches Finale.
Die völlig freie, entfesselte Kamera von Bruno Nuytten erzeugt hektische, düstere soghafte Bilder, die Schauspieler gehen bis an ihre psychischen und physischen Grenzen, das dauerhaft "übertriebene" Acting schafft eine unglaubliche Intensität, vor allem Isabelle Adjanis Darbietung ist denkwürdig.
Possession ist ein wütendes, grausames Meisterwerk ein absolut einmaliger Film.
"Gott ist wie ein Bankkassierer, gibt es sauber heraus und bekommt es schmutzig zurück".
Düstere Bilder, verwaschenes Schwarz-Weiß, der Pessimismus, die Trauer und die Verlorenheit der Figuren schlagen sich in Sven Nykvists Bildern nieder. Die Natur tut ihr Übriges, die Kälte frisst sich in die Menschen hinein, jede Hoffnung scheint verloren in der Gemeinde von Pastor Tomas Ericsson, der resigniert feststellt: "Gott ist die Stille".
Bergman gibt keine Antworten, keine Hinweise, der Film endet wie er beginnt, mit einer Predigt, alle Fragen nach wie vor offen, universelle Antworten existieren nicht, nur in den Menschen selbst, in jedem einzelnen eine andere.
Das christliche Erretter-Motiv projiziert Bergman auf den Menschen selbst, vielleicht können wir uns nur gegenseitig retten, erlösen.
Hart und kalt scheint der Film, aber nie unmenschlich, kurz und knapp, aber nie gehetzt oder zu schnell.
Am Ende ist der Film die Stille, die Stille der kollektiven Unwissenheit, des kollektiven Zweifels, in der aber auch die Hoffnung mitschwingt, wie ein zarter Lichtstrahl im dunklen Winter.
I hope I never get so old I get religious. -Ingmar Bergman-
Schöne Liste, hab noch viel zu tun, im deutschen Film :D
Als Tipp noch Lautlos ( http://www.moviepilot.de/movies/lautlos ) , ein wirklich sehenswerter Film. :)
Cronenberg gönnt dem Zuschauer keine wirkliche Exposition, in der man sich in einer Realität zurecht finden könnte, sofort wird man in die Handlung hinein katapultiert, er verwischt die Grenzen zwischen Spiel und Wirklichkeit, schafft von Anfang an ein Gefühl von Unsicherheit und fehlendem Halt.
Wie so oft in Cronenbergs Werk geht es um Eskapismus, um die Flucht aus dem normalen, alltäglichen Leben, in eine andere Realität und nach Piratsender-Programmen in "Videodrome", Unfall-Extremerfahrungen in "Crash" und Drogen in "Naked Lunch", geht es in eXistenZ um Videospiele, man kann ihn als Weiterführung, bzw. Ergänzung zu Videodrome sehen.
Mit Besorgnis schaut Cronenberg in eine Zukunft in der die Technik, in eXistenZ die Technik der Videospiele, immer mehr mit dem menschlichen Körper verschmilzt, von ihm Besitz ergreift, was eine dauerhafte Verwischung der Grenzen zwischen Realität und Spiel als Folge hat, Cronenberg'scher Body Horror par exellance.
Cronenbergs Film schafft es die Welt des Spiels in düsteren, albtraumhaften Bilden darzustellen, großartig untermalt von Howard Shores Soundtrack, und versteckt wie immer unter der Horror-Oberfläche, den tief-menschlichen Wunsch aus seiner Lebenswirklichkeit und dem Alltag auszubrechen, in einer Welt zu leben, in der man mehr sein kann, als man ist.
Videodrome zu Beginn des 21. Jahrhunderts, an den Kinokassen sträflich untergegangen, ist eXistenZ ein weiteres Meisterwerk von David Cronenberg.
"It's easy to direct while acting—there’s one less person to argue with" -Roman Polanski-
"The Tenant", der dritte Teil von Polanskis "Mieter-Trilogie", nach "Ekel" und "Rosemaries Baby", steht immer ein wenig im Schatten der beiden großen Werke und konnte leider auch nie deren Bekannt-, und Beliebtheit erreichen, obgleich er den ersten beiden Filmen in Nichts nachsteht.
Polanski entwirft von Anfang an, eine verkommene Welt, voller verkommener, manipulativer Menschen, und packt den schüchternen, unsicheren, introvertierten Monsieur Trelkovsky, grandios verkörpert von ihm selbst, mitten herein.
Dieser ist Wachs für die von Polanski inszenierte Welt, in albtraumhaften düsteren Bildern, wird langsam die kafkaeske Geschichte um Verwandlung erzählt, der fortschreitende Wahnsinn, die Entfremdung vom eigenen Selbst, meisterlich inszeniert.
Neben Polanski selbst, brilliert Isabelle Adjani, und die furchteinfößenden, dunklen Bilder von Bergmanns Stamm-Kameramann Sven Nykvist.
Ein großer, kleiner Film, schockierend und düster, ein grandioser Abschluss der "Mieter Trilogie".
"Long Weekend" kommt im Gewand eines Horrorfilms daher, darin versteckt sich jedoch ein Drama über eine gescheiterte Beziehung, eine Analyse ihrer Dynamik.
Sofort drängen sich Vergleiche zu Lars von Triers "Antichrist" auf, ist doch die Handlung von Long Weekend teilweise sogar bis in Details mit der von Antichrist identisch, zweifellos eine der wichtigsten Inspirationsquellen für von Trier.
In "Long Weekend" geht der Horror in erster Linie vom Menschen selbst aus, die Beziehung als Hölle, die Menschen als Tiere, die sich gegenseitig zerfleischen, bis nichts mehr übrig ist. Die Unvollkommenheit des Menschen, der Perfektion und Schönheit der Natur gegenübergestellt, der Mensch als Schandfleck, der nur beschmutzen kann, die Überlegenheit der Natur, komme was wolle.
Höchst beklemmend und furchteinflößend, eine Naturgewlt von Horrorfilm.
Sträflich unbekannt, mit nur 36 Bewertungen hier auf Moviepilot, kann ich diesen Film nur jedem ans Herz legen!
Nur 2 Jahre nach dem großartigen "Lohn der Angst" schuf Henri-Georges Clouzot mit dem wegweisenden Psychothriller "Les Diaboliques" ein weiteres Meisterwerk der Suspense.
Langsam, detailverliebt und hochspannend entwickelt Clouzot die Geschichte zweier Frauen, die den Direktor einer Privatschule umbringen wollen, eine Geschichte in der niemand wirklich unschuldig ist, ein doppelbödiges Verwirrspiel, in immer albtraumhafteren, düsteren, hypnotischen schwarz-weiß Bildern.
Hier wird nicht nur der Psychothriller begründet, sondern ebenfalls der Prototyp des "Inspector Columbo" entwickelt.
Clouzots Charaktere schwanken zwischen zärtlicher Tragik und abgrundtiefer Bosheit, während die Spannungsschraube gnadenlos immer weiter angezogen wird, bis zum großartigen, grausamen Finale.
Ein Meilensein des Psychothrillers, den nicht mal Hitchcock selbst hätte besser machen können.
Die Community Wertung von 5,4 ist wider mal wieder sehr deprimierend!
Eine Taxifahrt in die Hölle, auf dem schnellsten Weg! Scorsese nimmt den Zuschauer mit auf diese Irrfahrt in die Hölle, in die untersten Gefilde der Gesellschaft voller Drogen, Gewalt, Hass und Prostitution.
Die Hauptfigur, der geisteskranke Travis Bickle, der Antiheld, Vietnamkriegs Veteran mit Schlafstörungen, ist ein Vulkan, dessen endgültiger Ausbruch, die vollkommene Entfesslung des Wahnsinns, durch den Taxi Fahrer Job ausgelöst wird, wenn er sich Nacht für Nacht in den Moloch der Gesellschaft begibt. Nacht für Nacht wächst sein Hass, seine Wut und seine Unberechenbarkeit, er ist eine Verlorene Seele, die mit der Welt nicht mehr zurecht kommt und in seinem wahnsinnigen Rachefeldzug gegen die Gesellschaft die ultimative Erfüllung seines Daseins sieht. Die Krankheit versucht die Krankheit zu vernichten.
Der vielzitierte Ausspruch "You talking to me?", wenn er mit seiner Magnum auf sein Spiegelbild zielt, und dann darauf schießt, zeigt, das der Kampf gegen die Gesellschaft in letzter Konsequenz für Travis auch einen Kampf gegen sich selbst bedeuten muss.
Die größte und aggressivste Spitze platziert Scorsese allerdings nach dem blutdurchdrängten Shootout, nach dem endgültigen explodieren der Zeitbombe "Travis Bickle", wenn er zeigt, das Travis von der Presse zum Helden stilisiert wurde.
Eine eiskalte Abrechnung mit der Gesellschaft, ein Film der unendlich oft zitiert und hommagiert wurde, durch Scorseses brillante Regie, DeNiros Spiel und Hermanns Score formvollendet.
Eindeutig Scorseses Opus Magnum.
"The Great Gatsby" strotzt nur so vor angenehmem Größenwahn, das schnellebige New York der 20ger, mit all seinen Trinkgelagen und wilden Partys, wird mit betörend entfesselter Kamera rauschhaft und überaus beeindruckend in Szene gesetzt.
Bei allem inszenatorisch Überschwang verliert Luhrmanns "Great Gatsby" jedoch zu keiner Sekunde seine Figuren und ihre Geschichte aus den Augen. Das Kernthema um die Liebe und der verzweifelte Versuch innere sowie gesellschaftliche Schranken aufzubrechen wird von Luhrmann auf beachtliche Art und Weise mit seiner wilden und schnellen Inszenierung verknüpft und von dem großartigen Darsteller-Trio glaubhaft dargeboten, DiCaprio kann wider einmal zeigen, dass er aktuell zu den besten seiner Zunft zählt.
Luhrmanns Film ist von der ersten Sekunde an so Over-the-Top, so schnell, so berauschend, dieser Faszination kann man sich nur schwerlich entziehen.
"The Texas Chainsaw Massacre" ist ein dreckiges, rohes Stück Terrorfilm, mit grobkörnigen, hitzigen Bilden, in dem Tobe Hooper mit laut knatternder Kettensäge die, in das texanische Hinterland der USA vordringende Love and Peace Mentalität der Hippies zerstört und dabei die Fäulnis und die Impotenz eines ganzen Landes nach dem Vietnam-Trauma entblößt.
Wirkliche Eruptionen der Gewalt sucht man in Hoopes Werk vergeblich, die Gewalt spielt sich alleine im Kopf des Zuschauers ab, auf der Leinwand entfesselt Hooper eine Atmosphäre, mit albtraumhaften Bildern und einem grandiosen "Soundtrack" der eigentlich eher eine Geräuschkulisse ist, die bis Heute ihresgleichen sucht.
Ein Meilenstein, ein Meisterwerk, dessen Bedeutung für den Horrorfilm gar nicht hoch genug eingeschätzt werden kann.
Gibt natürlich ein paar Differenzen (Possession, The Thing...), aber größtenteils Zustimung (endlich mal jemand der Django Unchained nicht abfeiert!)! :)
Genau wie bei seinem Vorgängerfilm "L'anée dernière a Marienbad" ist auch Alain Resnais "Hiroshima Mon Amour" ein Film in dem mehrere Zeit-, und Realitätsbenen verschmelzen und dem Film so eine traumartige Note verleihen.
Ursprünglich wollte Resnais eine Dokumentation über Hiroshima drehen, doch er entschied sich die Originalaufnahmen mit der Geschichte einer französischen Schauspielerin zu verweben, die beinhe 15 Jahre nach dem Abwurf der Bombe in Hiroshima eine Affäre mit einem japanischen Architekten beginnt.
Wie auch bei "Letztes Jahr in Marienbad" geht es in "Hiroshima mon Amour" im Kern wieder um die Liebe.
Es geht um die Gefahr sich in der Liebe zu verlieren, von ihr gefangen zu sein und so das Leben zu verpassen.
Der Hauptteil des Films, nach der Exposition, in der Resnais den Zuschauer mit den traumatischen Bildern der Opfer von Hiroshima und der zerstörten Stadt konfrontiert, erzählt von der letzten Nacht der Schauspielerin in Hiroshima, bevor sie am nächsten Tag abreist, in der ihr Japanischer Freund verzweifelt versucht sie von den Fesseln der Vergangenheit zu lösen, und somit zum bei ihm bleiben bewegen möchte.
Virtuos schneidet er zwischen der Gegenwart in Hiroshima, dem Abwurf der Bombe und der Vergangenheit der Französin in ihrem Heimatdorf.
Nach "Marienbad" ist auch "Hiroshima mon Amour" wieder ein verwirrendes, mysteriöses, sinnliches und ganz und gar brilantes Meisterwerk.
Bereits im Prolog von "The Third Man", zeigt uns Carol Reed, dass die Menschen damals, in der vom Krieg geschwächten und verängstigten Welt doch voller Hoffnung waren, es waren "ganz brave Burschen", und unser Protgonist, der Amerikaner Holly Martins kommt "vergnügt wie eine Haubenlerche" im geteilten Wien an. Schnell jedoch zerstört Reed jeden Funken Hoffnung, er inszeniert das geteilte Wien als expressionistischen Albtraum, wo ein Menschenleben nichts Wert ist. Er dekonstruiert das kindlich naive Weltbild Holly Martins, der auf seiner Odyssee durch die Stadt mit der tristen Wirklichkeit konfrontiert wird.
Reed zeigt uns Menschen, die, ganz gleich welche Handlungsoption sie wählen, zwangsläufig zum Scheitern verurteilt sind.
Die genialen Bilder von Robert Krasker lassen die Kulisse des zerstörten Wien zu einem düsteren, beängstigenden Schattenreich werden, untermalt von der genialen Musik von Anton Karas, den Carol Reed durch eine glückliche Fügung in einer Gaststätte spielen hörte und ihn spontan engangierte.
"The Third Man" ist brillantes, pessimistisches Nachkrigskino, und vermutich der beste englische Film aller Zeiten.