Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 6 .5

    Verstehe das Genörgel ehrlich gesagt nicht. Das ist doch eine amtliche Powersause, die einem mit der überkandidelten Äktschn und den pausenlosen (leider nur behaupteten) Ortswechseln das bietet, was 007 einfach nicht mehr haben wollte: BIG FUN. Alle Schauspieler sind spitze, allen voran natürlich Chris Evans als Folterknecht mit 50er-Jahre-Dadlook. Das pomadierte Haar, der fiese Schnurri und die Kegelhemden, herrlich! Ständig passiert was Geiles oder jemand sagt was Trockenes und der Moment, in dem Gosling im entscheidenden Moment die Munition ausgeht, hab ich besonders geliebt. Das Einzige, was richtig auf dem Sack geht am Grauen Mann, sind wieder mal die gerade für eine Produktion dieses Ausmaßes wirklich VIEHISCHEN Digitaleffekte. Sonst geil.

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    • 6
      über Morbius

      Total lächerlich, diesen "Film" so zu verteufeln und tausend andere Computercomicspektakel nicht. Der hier ist zwar insgesamt total meh, nervt aber dafür nicht mit oberschlauem "Humor" und hat nicht mehr Charaktere als nötig zu präsentieren. Der Film sieht wieder mies aus noch hat er irgendwas Erinnerungswürdiges zu bieten, er unterhält halt ganz passabel, kommt aber auch nie aus seiner sehr mickrigen Komfortzone raus und die Story hat man wirklich schon eine Million Mal genau so gesehen. Den Unterschied macht vor allem Leto, der als anämisches Goth-Genie erstens eine Idealbesetzung und zweitens ein professioneller Schauspieler ist. Dank eines schlaffen Finales und völlig ausgehebelter Abspannszenen hat man das alles aber auch sofort wieder vergessen.

      6
      • 8

        Volker Heises Dokumentarmontage hat so gar nichts mit den üblichen True-Crime-Räuberpistolen bei Netflix gemein. Keine Interviews, kein Kommentar, nur sehr gekonnt montiertes Originalmaterial, verbunden durch sehr geile 80s-VHS-Dropouteffekte. Die Geschichte und die Bilder sind mir von damals noch sehr präsent und der Ablauf des Dramas nicht zuletzt dank der ARD-Verfilmung aus dem letzten Jahr wohlbekannt, aber was Heise hier nochmal auf erschütternde Weise gelingt, ist die Dokumentation des horrenden Totalversagens der Polizei und vor allem der Medien. Der dauergrinsende Pressefotograf, der sich als Vermittler andient; der schlimme Udo Röbel, der zu den Geiselnehmern ins Auto steigt; und der völlig entfesselte Kamera-Mob, der immer wieder das Leben der Geiseln in Gefahr bringt und für die geilsten Bilder krasseste Anweisungen bellt ("Halt Ihr doch nochmal die Waffe an den Kopf"). Das ist alles immer noch erschütternd, vielleicht sogar noch mehr als damals, vor allem in dieser in ein kaltes Doku-Narrativ gepressten Form. Ein großes Highlight.

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        • 4

          Wie so oft dank penetranter Überemotionalisierung primär exploitative Dokumentation eines Gewaltverbrechens, die zwar immerhin auf reales Footage statt auf Re-Enactments zurückgreift, aber die vermeintlichen Themen genauso unnachgiebig nach Hause hämmert - wie oft muss man erfahren, dass das Sexleben des betreffenden Ehepaares nicht mehr zur Zufriedenheit des späteren Opfers ausfiel? Die Authentizität der nominell interessanten Verhörszenen wird mit aufdringlicher Filmmusik komplett untergraben und auch hier wird das eigentlich interessante Thema, nämlich des hitzigen Diskurses des Falls in den sozialen Medien noch VOR dem Prozess, links liegen lassen. Das war den Machern dann wohl doch zu unangenehm, denn genau darin liegt ja letztlich der irritierende Reiz von True Crime Stoffen: Menschen schauen tief in das Leben anderer hinein und glauben sich eine Meinung darüber bilden zu können. Skip it.

          4
          • 4

            Genau wie GIRL IN THE PICTURE schlachtet auch Skye Borgmans wohl bekanntester Film ABDUCTED IN PLAIN SIGHT ein unfassbar abgründiges Verbrechen nachgerade exploitativ aus. Borgman scheint sich auf diese Art "Dokumentarfilm" spezialisiert zu haben, was einen ausgewiesenen Mangel an Empathie vermuten lässt: Außer der verblüffenden Offenheit der Beteiligten und bis über die Grenze der Geschmacklosigkeit ausgespielten Re-Enactments der Vorgänge hat auch dieser Film wenig zu bieten, schon gar keinen Erkenntnisgewinn. Die eigentlich verstörende Seite dieser Mißbrauchsgeschichte, nämlich die Manipulation der streng gläubigen Eltern durch den Täter und vor allem deren kompletten Realitätsverlust, wird von Borgman nur dokumentiert, aber nicht untersucht. Am Ende versucht sie zwanghaft, unterstützt von der auch hier omnipräsenten Filmmusik, so etwas wie ein Happy Ending zu erzwingen - was nur unterstreicht, wie wenig sie der eigentliche Fall berührt: Auf zur nächsten krassen True Crime Story. Hey, it's a living.

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            • 5

              Geschickt erzählte True-Crime-Doc, die die entsetzlichen Geheimnisse um den vermeintlichen Unfalltod einer Stripperin nach und nach entblättert und dabei immerhin verschiedene Erzählstränge über Menschen mit wechselnden Identitäten verbinden muss. Das bekommt Regisseurin Skye Borgman sehr gut hin. Was sie allerdings auch sehr gut hinbekommt, ist das Triggern der niedersten voyeuristischen Instinkte des Zuschauers; mit sehr manipulativen Re-Enactments emotionalisiert sie die Unglaublich- und Abscheulichkeiten dieser tieftragischen Geschichte und bedient sich rücksichtslos suggestiver Elemente wie einer aufdringlichen Musik und spielfilmähnlichen Montagen. THE GIRL IN THE PICTURE ist ein gutes, also schlechtes Beispiel für den zwiespältigen Reiz dieser Art von Netflix-Filmen: Im Grunde haben wir es hier mit lupenreiner Exploitation zu tun.

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              • 5
                über Dune

                Der Borelord gibt's den Seinen. Das mag ja an meinem persönlichen Geschmack liegen, aber für mich steckt in Villeneuves supercleanen monochromen Bildern einfach keine Movie Magic (vgl. auch Kollege Nolan). Alles hat dasselbe überschaubare Farbspektrum, alles sieht aus wie frisch durchgewischt. Alles wird so steif und staatstragend und bedeutungsschwanger und engärschig gespielt, humorlos und angestrengt wie eine Bundestagssitzung zum Thema Agrarpolitik, da kommt ja auch nichts bei rum. Da sorgen die komplett fehlbesetzten Bumsbirnen Brolin, Bautista und Momoa schon fast für dringend notwendige Erleichterung. Leben kommt nur mit Javier Bardem in die Bude, der einen mit einem prächtigen Kurzauftritt daran erinnert, dass Kino ja auch Freude machen kann.
                Klar, es gibt ein paar schöne Bilder, es gibt auch sehr achtbare Spezialeffektszene, in denen gekonnt und clever mit Unschärfen gespielt wird, aber dem vermeintlich komplexen Ränkespiel geht nach der Hälfte komplett die Puste aus. Da fühlt man sich dann wirklich wie im Sandkasten, keiner mehr da, ab nach Hause. Und ich weiß ja nicht, wie es anderen geht, aber die bei Villeneuve (und Nolan) mittlerweile obligatorische Zimmersche Dauerbeschallung sorgt bei mir dafür, dass ich komplett unberührt zuschaue, weil die Musik alles irgendwann gleichschaltet. Filmmusik ist mittlerweile eh viel zu präsent, aber hier weiß man gar nicht mehr, was spannend oder dramatisch oder emotional sein soll, weil der Klangteppich einfach alles auf dasselbe Level buttert. Folgerichtig hört der Film dann einfach auf, auch egal.
                Hervorheben möchte ich nur noch die großartige Rebecca Ferguson, der ich selbst in diesem (übrigens teils recht harzig geschnittenen) Blockbuster für trübe Tassen gerne zuschaue, bei allem, was sie macht.

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                • 5
                  über Vanessa

                  Olivia Pascal als unschuldig-verzagte Klosterschülerin, die zu ihrer eigenen Überraschung ein großes Erbe in Hong Kong anzutreten hat und vom dortigen Mannsvolk angehimmelt wird. So weit, so Rosamunde Pilcher, aber so manches würde man so nicht am Sonntagabend im ZDF zu sehen bekommen: Das zu erbende Business entpuppt sich als Bordell-Imperium, die nächste Verwandtschaft als dauergeil sabbernde Softsexgirls und der einen Erbstreit anzettelnde Halbbruder (?) als veritables Schwein. Schon bei der ersten Gelegenheit will er die schöne Olivia brutal schänden, was nur der stets mit einer Gerte herumlaufende Verwalter verhindern kann. Zwei Minuten später wird schon wieder gelächelt, keine Ahnung. In Rückblenden erfährt man, dass die Klosterschülerin dank sexueller Erfahrungen mit den Ordensschwestern doch nicht so unschuldig-verzagt ist, und am Ende stellt sie sich, bereit zum Auspeitschen, freiwillig in die Foltervorrichtung des flagellanten Verwalters. Hier und da kommt tatsächlich ein bißchen erotisches Flair auf - ein bedauernswertes Mädchen räkelt sich unter einem Regen von ungekochtem Reis usw. - aber ein bißchen fad ist das alles schon auch.

                  • 5
                    Julio Sacchi: Das Manifest 04.07.2022, 16:58 Geändert 04.07.2022, 16:58

                    Da wollte der Österreicher Norbert Meisel seiner Gattin, der erheblich bekannteren Nancy Kwan, wohl was Gutes tun. Die Frau, die einst als Suzie Wong den Kopf von William Holden verdrehte, geht hier in den unattraktiveren Vierteln von LA auf Rachefeldzug und zieht dabei einen vom Leben enttäuschten Taxifahrer mit rein. Robert Forster gibt hier einen selten armseligen Loser, der einem eigentlich nur leid tun kann. Nach einem verblüffend brutalen ersten Shootout passiert allerdings außer den Kabbeleien zwischen Kwan und Forster nicht mehr viel, und so kann man dem Film, der von Meisel teils wirklich viehisch schlecht inszeniert wurde, bis auf das Spiel seiner Stars nicht viel abgewinnen. Immerhin ist der Boss der Band der unvergleichliche Joe Spinell, der hier mal wieder ausgesucht widerlich daherkommt!

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                    • 4 .5

                      Schwachbrüstige Adaption des Justizskandals um die unschuldig der Vergewaltigung bezichtigten Scottsboro Boys. Eine planlose Regie, die sich zu oft mit Schnickschnack retten will, ein allzu flaches Drehbuch und teilweise sehr breites Schauspiel - Timothy Hutton greift hier komplett ins Klo - verschenken eine brisante und tragische Geschichte. Nur in einer Szene erwacht der Film kurz zum Leben, als es Hutton im Diner nicht mehr auf seinem Stuhl hält. "What's wrong with you people?"

                      • 4 .5

                        Der versoffene Sheriff einer von Verbrechern unterjochten Gemeinde bekommt unerwünschte Verstärkung durch einen ambitionierten Deputy. Eigentlich eine ganz gute Storybasis, die sich Fernando Di Leo hier ausgedacht hat. Hier und da erlaubt sich der Film auch den einen oder anderen Tiefschlag, so weint etwa eine junge Mutter um ihr im Schußwechsel tödlich verwundetes Baby. Oder die Szene, in der der Bandenboss die entführte junge Frau schänden will und sofort das Interesse verliert, als sie sich ihm hingibt - da stellt er sie lieber seiner kompletten Rowdybande zur Verfügung. Krass! Ansonsten ist das aber ein überaus langweiliger Verhau, dessen hochprofessionelle Synchro sich achtbar jeglicher Blödheiten enthält, aber dadurch auch irgendwie "betulich" (Christian Keßler) wirkt. Keine Zigarre!

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                        • 6 .5

                          Kaltschnäuzig erzählter "Caveman Day" zweier Provinz-Jocks in LA: Sheen als empathieloser Möchtegern-Stecher, der über Sex nur in Verbindung mit Gewalt reden kann, und Caulfield im voll ausgebildeten Psycho-Modus. Spheeris interessiert sich nicht für Background oder gar Erklärungen für den gewalttätigen Wahnsinn dieses scheußlichen Duos; bis auf eine kurze Szene mit Caulfields absentem Vater ist hier Essig mit der Frage nach "warum". Der Film ist ein hartes Stück Ausweglosigkeit ohne Zugeständnisse ans Publikum; ein Höllentrip ins Jenseits, wo selbst die Cops ihr Mitgefühl längst aufgegeben haben. Leider dröhnt ein total umpassender 80er-Score den Film am Ende zum Äktschn-Spaß runter, was den Gesamteindruck hart nach unten zieht.

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                          • 2

                            Eimer Pisse, aber randvoll bis obenhin. Schrott für Leute, die ihre Filme am liebsten durchspulen, AMBULANCE spult sich nämlich selber durch. Klar, Bay findet immer mal wieder mächtige Bilder, aber weil er so ein hyperaktiver ADHS-Egon ist, steht keines davon länger als eine Sekunde, nach ein paar Frames wird Michi schon hart ungeduldig. Das bedeutet in der Konsequenz natürlich, dass der Schnitt völlig unrhythmisch ist und sich alles gegenseitig aufhebt und nichts mehr wichtig ist. Ach ja: Michi hat jetzt auch die Drohne für sich entdeckt und macht damit auch 2-3 spektakuläre Sachen., aber nach dem fünften Kreiselflug hat sich das dann auch erledigt und nervt nur noch, zumal es keinerlei Zweck erfüllt außer "Ey Leute, ich hab ne Drohne".
                            Auch darüber hinaus ist Essig: Schwach besetzt, schwach gespielt, null charakterisiert; die Hauptdarstellerin wird von Bay wie üblich schon fast zwanghaft in jeder Einstellung als absolutes Mega-Babe inszeniert, Haare, Lippen, große Augen, offener Mund und wenn's geht auch mal den Arsch einfangen. Über grotesk lange zwei Stunden plus soll man sich mit diesem Trottel-Trio im Tatütata beschäftigen, während Klaus Badelts Bollerscore einem pausenlos Kitsch und Krach um die Ohren haut und actionmäßig weniger passiert als in jedem durchschnittlichen Pepin/Merhi-Heuler: Mangels Budget werden hauptsächlich Gemüsestände und Obstkörbe gecrasht.
                            Fraglos der anstrengendste und mit Abstand langweiligste Film des Jahres, den kann man wirklich nur noch durchspulen, denn obwohl er sich selber durchspult, tritt er permanent auf der Stelle mit seiner hektischen Wackelkamera und dem flashy Backlight und all dem Lärm. Dieser Lärm!

                            Wer das chaotische Piffpaff vor der Bank mit dem Shootout in HEAT vergleicht, sieht auch keinen Unterschied zwischen Ed Hardy und Tom Ford.

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                            • 5

                              Nach French Connection ein weiterer Einblick in die Tagebücher des Polizisten Eddie Egan. Statt Gene Hackman als Popeye Doyle pflügt dieses Mal Robert Duvall mit immerhin noch trocken nach hinten gekämmtem Resthaar durch die New Yorker Unterwelt. Die Doppelbödigkeit des Friedkinschen Psycho-Cops sucht man hier allerdings vergeblich, Duvall darf offen rassistisch sein und trotzdem den Hero machen. Die Puertoricaner haben doch eh alle Dreck am Stecken! Im Privatleben spielt er lieber mit seiner Kanone als mit der süß verliebten Verna Bloom, im Job kriegt er auch nichts auf die Kette und kann einer Bande von Straßengangstern nicht mal mit einer Amokfahrt im Linienbus entkommen. Diese Verfolgungsjagd wirkt im direkten Vergleich zu der in French Connection übrigens wie eine Busfahrt durch Oer-Erkenschwik. Eddie Egan fand alles aber scheinbar ganz okay, immerhin spielt er hier mehr oder minder Duvalls Sidekick. Der armen Verna pfeift am Ende der Wind durch die Einschusslöcher und das Finale gibt's am Containerhafen. Langweilig!

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                              • 2

                                Einst gab es einen taiwanesischen Film namens GIRL WITH A GUN. Dieser Film ist ein komplett unverschämtes Rip-Off von Ferraras MS. 45, das den Originalfilm Szene für Szene billig kopiert und ein bisschen Blödsinn oben drauf packt. Außerdem verkleidet sich die Heldin nicht als Nonne. Eine Polizistin aber schon! Das Ding als solches ist schon irgendwie okay, es gibt auch viel schöne Musik aus besseren Filmen, aber vom Hocker haut einen nix. Das dachte sich auch Godfrey Ho und sagte sich: Was dieser Film braucht, sind ein Cop und ein Satanskult! Und so besteht CRACKDOWN MISSION aus zwei inhaltlich und optisch komplett disparaten Filmen. Im einen haut ein kaukasischer Bulle irgendwelchen Böswatzen auf die Omme und im anderen rächt sich eine junge Frau an der verrotteten Männerwelt. Und damit das irgendwie passt, wird man im Ho-Film darüber aufgeklärt, dass die junge Frau ein "Kind Satans" sei und im Auftrag des Teufels mordet! Irgendwann gibt es sogar eine Verhörszene mit dem Cop aus dem einen und der jungen Frau aus dem anderen Film! Da werden einfach die zwei Gesichter gegeneinander geschnitten. Und was der ganzen Sache unheimlich hilft, ist die Tatsache, dass die junge Frau stumm ist und daher nur gucken muss!
                                Absoluter Irrsinn, quasi unguckbar und sagenhaft bescheuert.

                                • 7

                                  Richard Harrison bleibt mit seinem wie ein Bild von Jackson Pollock bemalten VW Käfer in der absoluten Pampa liegen. Ausgestattet mit einer Schiebermütze, einer Krücke und einem unhandlichen Sack mit unbekanntem Inhalt macht er sich auf die Suche nach dem nächsten Dorf. Was er findet, ist ein verstaubtes Kaff, in dem eine Handvoll totaler Asis unter der Knute Gordon Mitchells knechten. Es gibt auch eine Frau für die 7 Bastarde (siehe Originaltitel), und zwar die sinnliche Dagmar Lassander, die mit ihrem aufreizenden Gehabe die ranzigen Penner zum Sabbern bringt, aber keinen ranlässt, vor allem nicht ihren Ehegatten. Oder vielleicht lässt sie auch jeden ran außer ihrem Ehegatten, sie hat auf jeden Fall schwer Bock auf Harrison. Der will aber irgendwas anderes, was bis zum Schluss nicht klar wird.
                                  Mario Bianchis Vater Roberto hat hier im Grunde die maximal asoziale Version von Eastwoods HIGH PLAINS DRIFTER hingelegt, und der war auch schon kein Kaffeekränzchen. Was sich hier für Widerlinge tummeln, geht auf keine Kuhhaut! Einer brüstet sich damit, eine Achtjährige geschändet zu haben und macht sich danach über den Dorftrottel her - Loch ist Loch - was Krücken-Richie aber zu verhindern weiß ("Du schwule Drecksau!"). Da es sich hier um waschechten Sleaze handelt, bezieht der Film seine Spannung unter anderem aus der Frage, wer als erstes über Lassander herfällt, aber in diesem Panoptikum der Niedertracht wünscht man eigentlich jedem die Affenpocken an den Sack. Hier taxiert sich der absolute Abschaum in den Kulissen einer komplett runtergekommenen Westernstadt und haut sich schlußendlich die Mistgabeln in den Wanst. Dazu gibt es schmissige Musik aus dem Hause Micalizzi. Für Fans solcher Ware - und das bin ich - ein Fest.

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                                  • 3

                                    Poirot bekommt jetzt auch ne Backstory, gleich mit Trauma und Trauer und zerschossenem Gesicht (daher der Schnurri!). Was soll sowas?! Ein Ägypten-Krimi, komplett in britischen Studios gedreht und mit Computerhintergründen gedreht, die die Corona-Ausflüge des Traumschiffs wie Effektreferenzen aussehen lassen. Unfassbar! Branagh schafft es auch, mit einer theaterhaften Inszenierung das Leben komplett aus Christies schöner Story rauszuledern. Wo sich Gullermins 78er Verfilmung mit Rashomon-Rückblenden Spannung verschaffte, darf Poriot hier einfach nur labern, die ganze Zeit, und das in Branaghs unglaublich anstrengendem Vortragsduktus. Die erste Stunde passiert erst einmal gar nichts und dann ist es nur noch langweilig. Die Schauspieler werden zu überzogenem Gehampel für die letzten Reihen angetrieben (Bening?!) oder lassen Zweifel an ihrer Berufswahl aufkommen (Gadot hier mal wirklich ein Totalausfall). Der totale Bore-Out, wirklich ein Jammer.

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                                    • 6

                                      Emmerichs Mash-Up seiner eigenen Kinoverbrechen (INDEPENDENCE DAY + 2012) macht mehr Spaß als die Originale. Sein erster Film mit ansprechendem Look! MOONFALL gibt vom Fleck weg Vollgas und seine Starbesetzung aus der zweiten Reihe hängt sich rein, als ginge es um irgendwas. Nach dem CGI-Alptraum DEATH ON THE NILE fand ich die Effekte auch teilweise ganz beachtlich. Die Story ist so bescheuert, dass man nur noch den Hut ziehen und die Waffen strecken kann. Schade, dass in der zweiten Hälfte wieder der Fehler begangen wird, sich ausgiebig zwei Nebenhandlungssträngen zu widmen, anstatt bei der eigentlichen Mission die Spannung zu halten. Bei Josh Gad in seiner üblichen Rolle als fette Nervensäge hab ich erst im Abspann gesehen, dass das gar nicht Josh Gad war. Mir hat's Spaß gemacht!

                                      • 1 .5

                                        Downey als erfolgreicher Anwalt mit Eheproblemen. Der kann echt nur noch Tony Stark. Herablassend, selbstverliebt, unfassbar unsympathisch. Der Film ist auf seiner Seite; wenn seine Frau (die natürlich fremdgegangen ist) ihm erklärt, warum er ein mieser Vater ist, wird der Ton weggeblendet. Zuhause in der Pampa in Oregon oder Indiana oder keine Ahnung ist die Kacke am Dampfen, obwohl ultrakitschige Bilder das ultimative Lebensidyll vorgaukeln (fröhliche Kinder, freundliche Menschen). Downeys Vater ist Robert Duvall und der soll in den Knast, weil er sich mal wieder das hinten zu lange Haupthaar mit dem feuchten Kamm angeschmiert hat. Nee, der soll wen umgebracht haben! Superlawyer Downey nimmt sich der Sache an, da guckt der supertrottelige Dorfanwalt (Running Gag: Muss vor jedem Gerichtstermin kotzen) in die Röhre und mit der Jugendliebe Vera Farmiga knistert es auch wieder ordentlich. Der Film schafft es nebenbei, in den Kästchen Rassismus, Homophobie und Sexismus jeweils ein Kreuzchen zu machen.
                                        Schier unerträglicher, unfassbar dummer Schmalz mit einem schrecklichen Hauptdarsteller, beschissener Bluegrass-Musik und einem Hohelied auf "alte Werte". Immerhin kann sich THE JUDGE (inszeniert von Dramenspezialist David Dobkin, WEDDING CRASHERS und so) auf die Fahne schreiben, dass man sehen darf, wie Robert Duvall sich einscheißt und Downey die Scheiße wegduscht. Ehrlich.

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                                        • 6 .5
                                          über Hero

                                          Einer der Handvoll Filme rund um CROUCHING TIGER, HIDDEN DRAGON, die das Martial-Arts-Kino vom Schnarchklopper-Ruf befreiten. HERO stand in der untertitelten Originalfassung auf Platz 1 der amerikanischen Kinocharts und spielte in den USA sagenhafte 56 Millionen Dollar ein. Nach Ansicht des Films kann man dieses Ergebnis so gar nicht mehr fassen: Statt launigem Kung Fu gibt es hier kompliziert erzähltes RASHOMON-Arthouse mit elegisch-poetischer Atmosphäre. Die Bilder sind wirklich zum Niederknien; man kann über Christopher Doyle sagen was man will, zum Beispiel, dass er ein unangenehmer Spritti und passionierter Sextourist ist, aber Bilder, meine Herren, Bilder kann er. Der visuelle Rausch dieses von Regisseur Zhang Yimou in Farbspektren aufgebrochenen Dramas ist unbeschreiblich, die Botschaft allerdings diffus bis irritierend (Totalitarismus fuck yeah?!) und die emotionale Ebene dank der steinernen Performance von Jet Li eher flach. Da können sich die famos aufspielenden Kollegen Maggie Cheung, Zhang Ziyi und Tony Leung noch so ins Zeug legen. So ein bißchen Schnarchklopper ist das alles leider auch ein bißchen. Ein bißchen!

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                                          • 5 .5

                                            Abgeschmackte Schnulze mit zu jeder Zeit vorhersehbaren Story- und Charakterentwicklungen, schwer nach unten gezogen von einer abartigen Filmmusik. Als Trauma muss dann gleich ein Kindstod herhalten, damit man Affleck die Saufexzesse irgendwie doch noch nachsieht. Fatfleck spielt das aber gut und besonders in den Alk-Szenen fühlt sich das alles auch echt an. Am Ende steht immerhin nicht der ganz große Triumph, das fand ich gut.

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                                            • 5 .5

                                              Absurd breit ausgewalztes Geschichtchen ohne den geringsten Sinn für Balance und Rhythmus. Verstehe ich nicht: Del Toro verfilmt ein episches Buch und nimmt dem Buch alles Epische. Alles hier ist absolut künstlich, das Computerfeuer am Anfang setzt schon den richtigen (falschen) Ton. Das gilt auch für die üblichen Overactors wie Dafoe und Blanchett, die die guten Leistungen von Cooper, Mara, Colette, Strathairn und Jenkins fast über die Klippe schieben. Musik nervt auch bis zur Scheiße. Der grundsätzliche Nihilismus hat mich aber doch irgendwie reingezogen, ich wollte immer wissen, wie es weitergeht, obwohl absolut nichts passiert, von dem man nicht schon die ganze Zeit wusste, dass es passiert. Die Oscar-Nominierungen sind ein Witz.

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                                              • 3 .5
                                                über Contra

                                                Die erste Szene im Hörsaal lässt hoffen, aber dann geht es rapide abwärts ins Lummerland. Die Debattierszenen fühlen sich unecht und steif an, Antagonisten werden schon durch Äußeres definiert und wenn das Thema Islam heißt, muss die Kontrahentin natürlich gleich aus dem ganz rechten Lager kommen. Herbsts Professor Higgins darf nie so richtig böse werden, eine traurige Backstory (schon wieder Kindstod) hat er auch noch, und seine Fair Lady Farooq kommt argumentativ auch nie in die Bredouille - obwohl Pro und Contra angeblich ausgelost werden, steht sie immer auf der "richtigen" Seite des Konfliktthemas. Wäre es nicht viel spannender gewesen, rhetorisches Geschick gegen die eigene Überzeugung zu beweisen? Der Film malt mal wieder mit dem ganz dicken Pinsel und sorgt so für dauerhaftes Groaning. Und Sönke Wortmann macht die wirklich mit Abstand schlechtesten Musikmontagen der Welt.

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                                                • 3 .5

                                                  Öder Stinker von Demofilo Fidani, gedreht auf Gordon Mitchells kleinem Studiogelände. Mitchell heißt hier "Ironhead" und spielt auch so. Die anderen Charaktere heißen allen Ernstes "Butch Cassidy", "Sundance Kid" und "Macho Callagan"! Jeff Cameron (= Giovanni Scarciofolio) nimmt es als Macho mit Hunt Powers und Giancarlo Prete auf. Es gibt einen Hufeisenwettbewerb und einen für die Handlung komplett überflüssigen Gastauftritt von Klaus Kinski, der hier von Randolf Kronberg zu sprechen versucht wird. Kinski hat die einzig erinnerungswürdige Szene, er beißt nämlich in einen Apfel und das abgebissene Stück ist selbst für Kinskis Fresse viel zu groß. Kinski gibt aber nicht auf und versucht, das Apfelstück irgendwie ins Maul zu bugsieren und zu zermalmen, was ihm allerdings nicht gelingt. Schön!
                                                  Die mir vorliegende DVD von Carol Media setzt neue Standards: Schwammiges 4:3 Bild, aus dem mitunter sämtliche Farben komplett den Polnischen gemacht haben.