Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Einige Nörgelköppe haben Jordan Peeles GET OUT fälschlicherweise unterstellt, er sei nicht mehr als eine aufgeblasene Folge aus der Twilight Zone. Den Vorwurf hätten sie sich mal lieber für Peeles neuen Film aufsparen sollen! Dabei fängt US grandios an: Die ersten fünf Minuten sind eine Masterclass in Sachen Bildgestaltung und Regie. Eine halbe Stunde lang hält der Film diese Spannung: Ausgekocht inszeniert Peele die wachsende, undefinierte Bedrohung, bis sie sich als gewaltiger Schock zu erkennen gibt. Das sitzt.
Ist die Katze aber erstmal aus dem Sack, wird US zum redundanten Home-Invasion-Reißbrett: Die bedrohte Familie setzt sich mit Schürhaken und Baseballschlägern gegen die Eindringlinge zur Wehr, das hat man alles schon tausendmal und leider auch schon deutlich intensiver gesehen. Meine Gedanken drifteten ab, zum Beispiel fragte ich mich, wo ich wohl einen Schürhaken herbekäme, um das Chips fressende Pärchen in der Reihe vor mir zu erschlagen.
Natürlich will US am Ende mehr sein als das, der doppeldeutige Titel kündigt es ja schon an. "We are Americans", deklamiert eine Figur, und genauso platt ist auch die Allegorie, die Peele hier herbeifabuliert. Egal, denn ein finaler Plot Twist straight outta Shyamalan macht die Gesellschaftsparabel komplett obsolet und ergibt bei näherer Hinsicht auch absolut keinen Sinn.
Wer einfach nur unterhaltsamen Horror erwartet, wird immerhin mit starken Bildern, schönen Details (Black Flag Shirts through the years), lustiger Musik ("I got 5 on it" als Leitmotiv, auch komplett sinnfrei) und einer tollen Lupita Nyong'o belohnt. Ich wollte irgendwie etwas mehr und hab mich sehr gelangweilt.
Fängt extrem vielversprechend an. THE HARD WAY reloaded, sogar wieder mit Stephen Lang als Böswatz. Die Szenen mit Rubinek als Agent sind sogar stimmiger als die mit Penny Marshall. Purcell erweist sich als veritabler Schlagetot, kommt auch irgendwie knuffig rüber mit den Segelohren an der Eisenbirne. Dann geht's aber zu Danny Glover (nur echt mit "too old for this shit") in den Heizungskeller und nie wieder raus. Die Shootouts und Fights sind zwar fast völlig frei von Computershit und geben richtig Gas auf der Schmadderskala, aber die Location ist einfach so schmucklos und häßlich, das Hin und Her so redundant, daß der überlange Film irgendwann auch überzäh wird. Am Ende kriegt aber Vinnie Jones ordentlich auf die Mappe und der final kill hat's auch in sich, da macht's dann wieder Laune.
Gehobenes DTV-Mittelmaß mit Amibitionen.
Malek gibt in der ersten halben Stunde nen sehr überzeugenden Mick Jagger ab. Danach spielt er Freddie so, wie Max Giermann Kinski spielt. Alle drei Sekunden schlonzt die Zunge übers Gebiß, als ob Mercury das als Hobby betrieben hätte. Switch Reloaded. Wenn man schon derart auf Mimikry-Acting abfährt, so sollte man doch bitte Nebendarsteller Gwilym Lee preisen - der gibt nämlich einen unfassbar authentischen Brian May ab, ohne je in Manierismen zu verfallen.
Der Film selber ist ne ziemliche Katastrophe. Zwecks maximalen dramatischen Effekts wird fröhlich in der Zeit hin- und hergeschoben, "We Will Rock You" erscheint drei Jahre später, "Another One Bites The Dust" gehört irgendwie zu "Hot Space" und John Reid übernahm schon in grauer Vorzeit das Management. Richtig unverschämt wird's zum großen Finish. Um Live Aid zum triumphalen Comeback hochzujizzen, wird eine Bandtrennung herbeifabuliert (in Wirklichkeit hatten Queen wenige Monate zuvor das Dreifach-Platinalbum "The Works" veröffentlicht) und eine jahrelange Abstinenz von der Bühne behauptet, obwohl die Band im selben Jahr vor 300.000 Leuten legendäre Auftritte in Rio absolviert hatte. Oben drauf gibt's die passende Aids-Diagnose (Jahre später passiert) und die Versöhnung mit dem Vater (noch viel später). Grausam.
Erstaunlicherweise sorgt auch die Inszenierung für lange Gesichter. Der Film sieht in Dialogszenen verblüffend billo aus und schreckt mit absurden CGI-Shots auch die härtesten Eier ab. Der oscargekrönte Schnitt spottet jeder Beschreibung: Immer aufn Ball, bei Gesprächen wird immer auf den geschnitten, der irgendwie reagiert, wie für Kinder oder im Cartoon. Unterirdisch. Von der 20minütigen Mini-Playback-Show vor einem CGI-Wembley voller Computermenschen will ich gar nicht erst anfangen, das ist eher Tief- als Höhepunkt.
Der Rest ist ein fades Abhaken unzähliger Hits, die nie kontextualisiert werden und über deren Entstehung man nichts erfährt, was über Klischees hinausgeht. Roger Taylor und besonders John Deacon werden zu Flitzpiepen degradiert. Absurd. Ein 130minütiger Werbespot für eine Band, die diese Werbung gar nicht braucht und der weder ihr noch ihrem schillernden Sänger gerecht wird.
Nachdem Hitchcock in FRENZY nochmal seine sardonische Seite gezeigt hatte, setzte er in seinem Film auf seine andere große Stärke: Eine vorgeblich leichte, tatsächlich hintersinnige Kriminalkomödie mit amüsanten Charakteren und zahllosen sexuellen Anspielungen. Sein goldenes Händchen für Casting und Schauspielführung sollte sich auch hier bis in die kleinste Nebenrolle auszahlen. Dazu füllt er diese herrliche Plotte auch noch mit Regie-Kabinettstückchen, die nach wie vor in jedes Lehrbuch gehören. FAMILY PLOT wird oft als schwacher Abschied wegsortiert, ist aber tatsächlich ein letzter Beweis für Hitchcocks Einmaligkeit. Niemand konnte sowas so wie er.
Hitchcocks Comeback, eine Liebeserklärung an seine englische Heimat, verblüfft immer noch mit seiner Schärfe; es ist die zynische, gemeine, hinterhältige Seite des Genies, die sich in diesem saftigen, durch und durch sexualisierten Rundumschlag nochmal richtig Bahn bricht. "Der Film eines jungen Mannes", bemerkte Truffaut, und das stimmt: Hitchcock leistet sich hier ausgefuchste Regieeinfälle, die sich die Filmemacher seiner Generation selbst als junge Wilde nicht getraut hätten. Ein mieses, durchtriebenes, misanthropes Vergnügen; eine fast unerträgliche Mordszene und der morbide Slapstick auf dem Kartoffellaster sind nur zwei der vielen memorablen Momente. Grandios.
Fraglos ein Höhepunkt nicht nur des Horrorgenres, sondern des amerikanischen Kinos. Whale greift weitere Elemente aus Mary Shelleys Vorlage auf, verzichtet aber auf deren philosophische Tonlage und erzählt die tragische Geschichte schwarzhumorig und mit doppeltem Boden. Die Sequenz am Ende, in der die Braut erschaffen wird, lässt mit Schnitt, Licht und Effekten immer noch jedes CGI-Feuerwerk locker hinter sich. Insgesamt ist dieses Werk vor allem ein Film über seinen Schöpfer; wer etwas über James Whale erfahren will, über den Menschen und den Künstler, wird hier eine Schatzkiste vorfinden.
Bekloppter geht's kaum: Der verblichene Bruce Lee (Bruce Leong) hängt im Limbo fest. Er will zurück ins Leben und nicht in die Hölle, aber da hat der König der Unterwelt was dagegen. Also mobilisiert er seine Kumpels, unter anderem Dracula, den Exorzisten, James Bond 007, den Paten, den Mann ohne Namen aus den Leone-Filmen und Emmanuelle.
Ja wirklich.
Natürlich werden all diese Figuren von Asiaten gespielt, man kann sie auch beim besten Willen nicht erkennen, das muß man schon wissen, wer da wer ist. Na gut, Dracula erkennt man an den Zähnen, aber der läuft zum Beispiel fröhlich bei Tageslicht rum. Alle wollen Bruce auf die Omme hauen, der leuchtet den Pseudopromis aber ganz schnell nach Hause. Seine Kicks und Schläge werden dabei per Untertitel als "Fists of Fury" oder "Enter the Dragon" betitelt, der finale Supermove heißt dann, autsch, "The third leg of Bruce".
Als der böse King am Ende aber auch noch einen Haufen Mumien herbeizaubert, die dann einen Mullbinden-Ringelreihen (das ist so, wie ich das schreibe) veranstalten, braucht Bruce Hilfe. Und die kommt in Gestalt von Cain (aus der Serie KUNG FU) und - festhalten - Popeye. I shit you not. Popeye. Eric Tsang, später Top-Star von Knallern wie INFERNAL AFFAIRS, langt hier in die Spinatdose und verteilt ein Watschengewitter. Der siegreiche Bruce darf dann wieder ins Leben fliegen. Tschüüüs!
Das klingt natürlich alles unwiderstehlich crazy, aber der Film selbst ist leider nur albern und fad. Die mittelprächtigen Fights finden vornehmlich im Steinbruch statt, der Rest ist lumpiges Bauerntheater in der Kneipe. Auch wenn das hier der vermutlich absurdeste Bruceploiter sein mag, ich hab da schon wesentlich unterhaltsameres gesehen.
Über die schauspielerischen Leistungen wurde sich zur Awards Season bereits ausgiebig ausgelassen, und zwar völlig zu Recht. Die wahre Show ist aber Lanthimos selbst! Befreit von den Zwängen des Drehbuchschreibens zieht er alle verfügbaren inszenatorischen Register, um THE FAVOURITE den Kostümfilmstaub vom Antlitz zu wedeln: Fischauge, extreme Weitwinkel, heftige Reißschwenks, mutige Ausleuchtung und eine berückend ausgeklügelte Tonspur. Hier zeigt sich erneut ein Filmemacher, der um jeden Preis Kino machen will und dessen Mittel so sicher beherrscht wie ein genialer Pianist die Tasten des Klaviers.
Und am Ende holt er auch noch den von mir heissgeliebten, prähistorischen Elton-John-Song "Skyline Pigeon" aus der Mottenkiste. Ich bin entzückt!
Fängt unfaßbar räudig an. Megabillige Schrottmusik aus dem GEMA-freien Pisseeimer, dazu eben das, was sich Burgerfresser so unter Family vorstellen: Fotos Fotos Fotos Videos Videos Videos, da wird sogar beim Kacken noch gefilmt, außerdem Leistung Leistung Leistung Regeln Regeln Regeln, Jogging, Klavierstunden und dann auch noch das abgehangenste Klischee der Welt, die Krebserkrankung, hier natürlich auch maximal auf Sülzstulle gebürstet. Ultra schlecht und der maximale Abtörn.
Der Film fängt sich danach aber ziemlich schnell und setzt das Online-Leben und die Suche nach den dort hinterlassenen Spuren effektiv ein, das macht Spaß. Leider wird die Auflösung bereits nach einer guten Viertelstunde mit Pauken und Trompeten angekündigt - wer das Ende nicht kommen sieht, ist entweder gerade erst geboren worden oder lacht noch bei der Langnese-Werbung.
Am Ende kommt auch die megabillige Schrottmusik wieder und das zuvor gut umgesetzte Konzept wird über den Haufen geworfen - plötzlich geht alles, auch Fernsehnachrichten, somit ist die Grundidee komplett obsolet. Schade.
Insgesamt aber unterhaltsam, File under doof aber okay.
Hab mich amüsiert, aber weniger mit dem Film als über den Film. Totaler Throwback zu den unterbudgetierten Comicverfilmungen der 90er, irgendwo zwischen SPAWN und THE SHADOW, völliger Murks mit zweifelhaften Effekten und altbacken inszenierter Action. Tatsächlich ist ausgerechnet Nuschelbirne Tom Hardy der Hauptgewinn, der spielt das, als wär's ne Riesengaudi und steckt dabei auch noch die tolle Michelle Williams an. Kino, das man sich früher vorsichtshalber erst aus der Videothek geholt hat. Insofern hat sich nicht viel geändert.
PS: Der Abspann begann 19 Minuten vor Filmende. Das ist schon echt beachtlich.
Sinatra als harte Sau, der ein halbes Kriegsgefangenenlager mit dem Zug durch feindliche Linien steuert. Spannender Kriegsactioner, der mit zunehmender Laufzeit immer fester auf die Tube drückt. Highlight u.a. Mulhare, der sich als strammer Nazi ausgibt. Interessanterweise erweisen sich die aus moralischen Skrupeln getroffenen Eintscheidungen Sinatras immer wieder als gravierende Fehler, obwohl sich der Film recht klar auf seine Seite stellt.
Starker U-Boot-Thriller, der seine Spannung aus dem Konflikt zwischen zwei Superstars bezieht, daneben aber auch noch mit erstaunlichen Spezialeffekten punkten kann. Keiner kann mir erzählen, daß die heutigen Computerjollen besser aussehen als die hier zerlegten Modelle.
Zunächst haarsträubend räudig: Hundsgemeine Rückpros (Robinson auf dem Flughafen!), wacklige Beauty Shots und ein haarsträubender Schnitt. Mit Start des Plots fängt sich aber auch der Film und schickt ein vorzügliches Figurenpersonal auf die Jagd nach den brasilianischen Diamanten. Was zunächst amüsiert, wird zum tighten Heist Thriller und verblüfft am Ende mal wieder mit europäischer Kaltschnäuzigkeit. Vielleicht nicht allzu elegant, aber durchgängig spannend und unnachgiebig. Toll.
Ein weiteres Beispiel für das wunderbar durchgeknallte Horror-Universum der ausgehenden 80er Jahre. Was man damals noch als massakrierten Torso im Kino zu sehen bekam, strahlt einem heute in all seiner schmutzigen Pracht entgegen. Isaacs Film ist genau das, was sein Titel ankündigt: Eine HORROR SHOW. Die ganze Zeit wird auf Geisterbahn gemacht, irgendwo liegt immer ein Leichtenteil herum oder Hackfresse Brion James springt mit Hackmesser ins Bild. Lance Henriksen erträgt das stoisch, sogar der sprechende Truthahn wird mutig weggespielt! Die Blutwurst kreist wie verrückt durch diese irre Plotte, natürlich ist das alles bekloppt, aber eben auch einfallsreich und beherzt. Im Grunde der bessere SHOCKER.
Bißchen wirr, erstaunlich blutrünstig, schön abstoßende Bösewichte - aber eben auch ein bißchen blöd, die Gangster suchen ne Disk, das hat alles nicht die Dringlichkeit von den White Power Assholes des Vorgängers (zu dem es bis auf den Hauptdarsteller eh keine Verbindung gibt). Highlight: Ein ausgiebiger Fight auf der Matte, bei dem Rhee schließlich zum Degen greift. OK.
Erster Auftritt von Rhee: Immediate gay icon. Selbst für 90s Action Heroes erstaunlich schwul. Auch im Endfight geht's zur Sache, wenn der Böswatz mit nacktem Oberkörper und den Jeans in schwarzen Stiefeln auf den angeblich verhassten Hero eindreschen will. Ansonsten ist der Film, obwohl in seiner behaupteten Dramatik auch ein bißchen zum Piepen (Gina Gershons Townhall Speech, haha), nicht ungeschickt: Ungewohnt lange wird hier ein Konflikt aufgebaut und sich Zeit genommen, die White-Power-Prolls als absoluten Abschaum zu etablieren. Rhee lässt sich lange bitten, bis er erstmals auf die Omme haut, aber dafür entlädt sich alles am Ende in einem 20minütigen Action-Feuerwerk, das sich absolut gewaschen hat. Geil.
Ein aufstrebender Politiker gerät ins Trudeln, als sein Sohn einen behinderten Jungen überfährt. Der Vater des Toten gibt sich mit der Anklage des mißratenen Bengels nicht zufrieden und sucht nach Zeugen, während die schwangere Schwiegertochter um ihr Leben fürchten muß. Das ist aber natürlich erst der Anfang!
Es wird sich viel getrennt in diesem Film. Bei einer genüßlichen Überfahrt trennt sich ein Mann von seinem Arm (da verliessen ein paar friedliebende Besucher den Zoo-Palast), später verliert eine junge Dame den Kopf und am Ende verabschiedet sich ein bemitleidenswerter Geselle von seinem Penis.
Wie so oft im asiatischen Kino verweigert sich IDOL jeder Vorhersehbarkeit, und das gilt nicht nur für die Handlung: Mal wähnt man sich in einem trockenen Drama, mal in einem harten Thriller, dann im Horrorfilm, dann wieder in einer absurden Komödie - und das alles in berückender, strenger Ästhetik.
Diese Tugend wird aber irgendwann zum Problem, der Film schlägt ein paar Haken zuviel, bei endlosen 140 Minuten Laufzeit wird der Bogen irgendwann überspannt und das Interesse erlischt. Mich hat der Film mal verloren, mal zurückgewonnen, dann wieder verloren.
Aber dennoch, da sind schon ein paar echt geile Szenen drin.
Spannender, gut gemachter Kalter-Krieg-Thriller, der eine gute Story um einen mysteriösen Vorfall aus der russischen Geschichte webt. Regisseur Robinson vergreift sich allerdings mitunter im Ton - die Flashbacks scheinen aus einem Horrorfilm zu kommen, die beknackte Schlußszene gar aus einem Geister-Movie! Hervorragend gespielt von allen Beteiligten, vor allem aber von Ed Harris, den ich schon oft gut, aber noch nie so gut gesehen habe.
In Island ist Alkohol so teuer, daß Jugendliche ihn sich nicht leisten können. Man ist stolz auf die geringe Anzahl jugendlicher Säufer. Weniger gern redet man über die Tatsache, daß die Kids stattdessen vermehrt zu harten Drogen greifen.
Der Sensationserfolg LET ME FALL hat im vergangenen Jahr an der heimatlichen Kinokasse alle Hollywood-Blockbuster in die Schranken gewiesen. Erzählt wird von zwei Mädchen, die nach und nach bis auf den Boden der Todesspirale Drogensucht abstürzen. Parallel zeigt sie der Film als Mittdreißigerinnen und macht damit unmißverständlich klar, daß diese Hölle niemals endet.
135 Minuten Sucht, Gewalt, Mißbrauch, Lügen und falsche Entscheidungen. Ein Brett, das eine einfallsreiche Regie mit eindrücklichen Bildern und tollen Ideen (besonders schön: Magnea schaut POLTERGEIST von Anfang bis Ende in einer 30sekündigen Einstellung) immer wieder zu Kintopp macht. Nicht alles wird auszerzählt, Fährten werden mutig im Jetzt gelegt und nicht im Damals. Ich mag so gefordert werden. Und nebenbei wird hier eine lesbische Liebesgeschichte ganz unaufdringlich als Selbstverständlichkeit gezeigt.
Am Ende war es mir persönlich eine Drehung zuviel, der scheußliche Nick-Cave-Song zu dicke. Aber das wird weniger abgewichste Zuschauer nach zwei Stunden unnachgiebiger Nierenhaken wohl weniger stören als mich.
Drogendrama, seinerzeit vom Privatkrieg zwischen seinen Stars überschattet und von der Kritik grösstenteils als Bauchlandung verlacht. Letzteres trifft aber in Wahrheit nur auf das erste Drittel des Films zu, das tatsächlich wie eine Parodie auf Yuppie/Cocaine-Stories wirkt und sich mitunter unfreiwillig komisch abgedroschener Klischees bedient. Noch problematischer ist aber James Woods' Darstellung: Genau wie bei Jack Nicholson in THE SHINING lässt sich praktisch kein Vorher/Nachher-Effekt erkennen. Woods' Lenny Brown ist auch ohne Kokain schon so überspannt und nervös, daß die Figur wirkt wie im Dauer-Overdrive und damit vor allem anstrengt.
Dann aber findet Woods sein Maß und der Film seine Mitte. Nicht zuletzt dank Sean Youngs zurückgenommenen Spiels - immer um das Wohl ihres Mannes bemüht, ihm voller Liebe zugeneigt und darum auf dem besten Weg in die Selbstvernichtung - geht THE BOOST zunehmend an die Nieren. Ein ernsthafter, nie verurteilender Blick in die Hölle Drogensucht, der nur zu einem erschütternden Ende kommen kann. Wirkt nach.
Zunehmend unglaubwürdiger, sogar ein wenig unverständlicher Thriller (alle wollen Steiger an der Durchführung seines Selbstmordattentats hindern, warum arbeiten sie dann konsequent gegeneinander), der diese Minuspunkte aber mit guten Darstellern und hoher Spannung weitestgehend auszugleichen weiß. Steiger und Remick mühen sich sympathisch am irischen Accent ab. Der Anfang ist so hart, daß man Rod Steigers Verbitterung und seine Sucht nach Rache zu keinem Zeitpunkt zu hinterfragen wagt, zumal er einem trotz Mordlust näher bleibt als seine Häscher - allen voran Richard Johnson als eiskalter und rücksichtsloser Ermittler. Das Pünktchen auf dem I sind natürlich die realen Aufnahmen der Queen, deren Freigabe die Regierung nach Erscheinen des Films bitter bereut hat!
Ein wenig bekanntes, aber mitunter packendes Drama von Routinier Don Sharp, das sich der IRA gegenüber verblüffend zugeneigt orientiert.
Jean Gabin als eisenharter Polizist, der sich auf der Jagd nach Geldtransporträubern jede menschliche Regung komplett versagt. Sein rücksichtsloses Durchgreifen, möglicherweise ein Kommentar zu überkommenen Autoritätssystemen, wurde vorm Filmstart entschärft. Keine gute Entscheidung, LE PACHA wirkt nun ein wenig kraftlos, oder vielmehr schlicht deskriptiv: Der Flic will den Bösen, am Ende kriegt er ihn auch. Trotz der Beteiligung von Stunt-Gott Rémy Julienne und einem Gastauftritt von Serge Gainsbourg, der mit "Réquiem pour un con" einen sehr passenden (und tollen) Song zum Besten gibt, geriet der Film recht zäh, und das bei einer Laufzeit von knapp über 80 Minuten. Dommage!
Der glücklose Polizist Max (Michel Piccoli) ist so versessen auf einen Ermittlungserfolg, daß er sich dazu entschließt, das Verbrechen selbst zu provozieren. Die Kriminellen rund um die strahlende Romy Schneider sind ein Haufen Loser, aber sie sind ausgelassen, lebenslustig und voller Hunger auf etwas Besseres. Piccoli sieht hingegen mit seiner aschfahlen Haut und den strengen Zweireihern aus wie ein Toter. Aus dieser Diskrepanz gewinnt Claude Sautet die Spannung, die Kriminalhandlung ist dabei nur ein notwendiges Übel. Daß das alles in eine Katastrophe mündet, ist keine Überraschung - wohl aber deren Ausmaß. Extrem sehenswert.
Ein Außerirdischer wird zum Menschen "degradiert" und tauscht fortan Köppe mit armen Teufeln (und nem Hund!). Diese bekloppte Prämisse inszeniert McNaughton mit erstaunlich viel Style und viel skurrilem Humor und gibt seinen Schauspielern Raum für überdurchschnittliches Acting, insbesondere Rae Dawn Chong. Aber irgendwie kommt der Film nie recht zu Potte, fast bleiern wirkt er nach einer Weile und am Ende isser einfach nur vorbei. Für Schmadderfans und Freunde des galligen und entgrenzten Genrefilms dieser Zeit sicherlich dennoch ein Hingucker. Apropos Hingucker: Ein Kurzauftritt von der überirdischen Mädchen Amick sorgt mal wieder für große Augen.
Erstklassiger Film. James B. Harris inszeniert dieses eiskalte Kriegs- und Kriegerdrama hochkonzentriert und mit kühler Strenge als unwirtliche Höllenfahrt - keine falschen Emotionen, keine Musik, keine künstliche Dramatik. Schauspielerisch ist das durch die Bank herausragend, dabei brillieren insbesondere Widmark als unbelehrbares Kanonenboot und Martin Balsam in der Rolle eines sensiblen Arztes, der an den Demütigungen des drakonischen Kapitäns verzweifelt. Der Schluß haut dann die Wurst vom Teller - so eindringlich hat ein Film selten vor verhärteten Kriegsfronten gewarnt. Top.