Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Ami-Endzeit hat einfach nicht den Charme italienischer Postapokalypse-Graupen. Und Susan Justins Disco-Thema ist nicht nur brutal aus der Zeit gefallen, sondern passt auch überhaupt nicht! Aber Exploitation-Dynamo Santiago bringt das Ding schon ganz flott über die Bühne, er setzt nämlich mehr oder minder auf Nonstop-Action. Das geht gut bis zum monsterfaden Ballerfinale im Steinbruch. Sonst schon ganz launig alles.
Knallharte, schnelle, tighte Richard-Stark-Verfilmung mit heißem Quincy-Jones-Score über niederträchtige Männer mit niederträchtigen Motiven. Jim Brown muß hier nicht den aufrechten Schwarzen geben, sondern führt mit saftiger krimineller Energie ein traumbesetztes Panzerknacker-Team (Sutherland, Oates, Klugman, Borgnine) zum ganz großen Coup. Ein überraschender und überaus unschöner Mord dreht den Spieß des Lebens aber um, da kann nur noch ein korrupter Bulle (Gene Hackman!) ein neues Blatt austeilen. Das Ende dieses ersten R-rated Films ist entzückend unmoralisch. Highlight!
Ausgesprochen harter Rache-Western, der die interessant fehlbesetzten Stars Richard Harris und Rod Taylor bis aufs Blut aufeinander hetzt. Der blutrünstige Film hat nach einem völlig vergeigten, prätentiösen Standbild-Anfang einige spannende Konfrontationen zu bieten und hat - so waren die 70er - das Prinzip Hoffnung vom Start weg aufgegeben. Insgesamt läuft das Ganze aber eine Viertelstunde zu lang und sich daher ein wenig tot, auch der Hang zur Misogynie in der zweiten Hälfte scheint mir nicht nur Spiegelbild einer gnadenlosen Zeit zu sein. Den fehlenden halben Punkt zur vollen 7 macht aber schlußendlich die völlig unpassende Cowboymusik zunichte. Dennoch, ein kräftiger Tritt in die Eier.
Hat mir nicht gefallen. Stanton (sieht hier aus wie bereits tot) sei diese Abschiedsvorstellung gegönnt; auch das Zusammenspiel mit Weggefährten wie David Lynch und Tom Skerritt ist schön anzusehen. Aber ich finde es schon bekümmernd, daß offenbar selbst das amerikanische Indie-Kino nur noch mit dem dicken Pinsel malen kann. Jede im Ansatz möglicherweise reizvolle Metapher (die alte Schildkröte, die Lynch entlaufen ist, oder die nie gestellte, seit Jahren sinnlos blinkende Kaffeeuhr) wird ausgelutscht und durcherklärt. Nein, subtil ist dieser Film wahrlich nicht; da darf der schlimme Johnny Cash von "The Darkness" singen, wenn Lucky Angst hat, und gegen Ende gibt Stanton "Volver, volver" zum Besten: Wenn es am Schönsten ist, soll man gehen. Im Schlußbild wackelt dementsprechend auch nochmal die alte Schlildkröte durchs Bild. Kino ist magisch, wenn es Geheimnisse hat; dieser FIlm hat keine.
Ein richtiggehendes Faszinosum. Der Film wirkt mitunter so wie die kläglichen Versuche in den 60er und 70er Jahren, Superhelden auf die Leinwand zu bringen. Da quasi ausnahmlos jede Szene vor Greenscreen gedreht wurde - selbst in den Stadtpark oder ins Weizenfeld wird heutzutage offenbar keine Kamera mehr getragen - sieht der Film auf billigstmögliche Weise irreal aus, aber nicht im Sinne von "entrückt", sondern so abgetrasht wie die Dachszenen in Wiseaus THE ROOM. Die Figuren aus der Vorlage erkennt man nicht wieder: Batman ist ein verspulter Millionär im schwarzgrauen Fatsuit, Aquaman ein volltätowierter Arschprolet, der leere Flaschen ins Meer (=sein Königreich) feuert und The Flash wurde vom gewitzten Polizeilaboranten zum gestörten Nerd direkt aus der Big Bang Theory. Action gibt es in dem Sinne auch keine; es wird sich halt vor unsagbar häßlichen Computerkulissen mit gesichtlosen Computerfiguren gekloppt. Daß sich da derart schrottige Superwesen (einzig Cavill weiß, wie man sowas spielt) vor so menschenleeren wie fantasielosen Backgrounds beharken, hat mich dann doch irgendwie fasziniert. In seinem sensationellen Scheitern finde ich JUSTICE LEAGUE tatsächlich unterhaltsamer als den bonbonbunten Klamauk, den die Konkurrenz mit den neuen THOR- und BLACK-PANTHER-Quatschfilmen unters Volk wirft.
Bin mittlerweile offenbar verrrückt geworden, der hat mir nämlich Spaß gemacht. Mehr Spaß auf jeden Fall als die letzten Emmerichs oder der Computerschwachsinn, in den The Rock so gestellt wird. Der Film ist auch entschieden besser inszeniert, der sieht mitunter richtig nach bewusst gewählter Ästhetik aus. Der Plot ist zwar sagenhaft bescheuert, aber immerhin gibt es einen, und den nimmt der Film auch noch überraschend ernst. Die Effektszenen sind überkandidelt und digital, werden aber klugerweise nur angerissen und fallen daher nicht so negativ auf wie die CGI-Showreels der Kollegen; außerdem wird immer auf den Zusammenhang mit "realen" Personen geachtet. Da die Grundstimmung eher serious aufällt, gehen auch die Gags nicht automatisch baden. Am lustigsten ist aber, daß man in einem Film mit Andy Garcia und Ed Harris ernsthaft glauben soll, Garcia sei der Böse.
Alles in allem natürlich himmelschreiender Blödsinn, aber deutlich unterhaltsamer und irgendwie in seiner Doofheit auch herzlicher als die Konkurrenz.
Mit Jackie werd ich einfach nicht warm. Natürlich sind die Fights und die damit verbundene Akrobatik einmalig, aber dazwischen gibt es halt immer wieder extrem nervenaufreibende Slapstick-Szenen, in denen Chan grimassiert wie ein Bekloppter. Dem ca. 40 Jahre alten Jackie die Rolle als verunsichertem Twen abzunehmen, fällt dazu reichlich schwer. Die Mischung aus albernem Humor und plötzlichen Folter-EInschüben fand ich auch etwas unglücklich, alle chargieren auch bis über die Grenzen des Erträglichen. Nur Anita Mui hat mir extrem gut gefallen, die bringt mal richtig Power ans Set. Mit dem legendären Endkampf empfiehlt sich Chan dann aber doch noch als legitimer Nachfolger von Buster Keaton und Harold Lloyd, da klappt einem wiederholt die Kinnlade runter.
Copkrimi für Showtimes, vom zuverlässigen John Flynn allerdings kinogerecht aufbereitet: Ruppig, krawallig, nah dran und mit dem Geruch der Straße. Eigentlich ein handelsüblicher Plot, aber Dennis Hopper bollert als Harry Nails wie eine Dampfwalze durch den Film. Anfangs unglaublich ätzend und anstrengend - bei Hopper weiß man irgendwie nie, ob der jetzt ausgesprochen gut oder ausgesprochen schlecht spielt - aber dann doch mit Humor und einigen sehr schönen Schlagabtäuschen mit Tomas Milian und Charles Hallahan. Und welcher Schauspieler läuft sonst schon nackt und schmerbäuchig auf die Strasse? Die Craziness von Hopper/Nails trägt den Film letztlich über den Durchschnitt.
Ist die Wortwahl des Autoren Absicht und ein smarter Seitenhieb auf die Weltübernahme durch Disney - oder einfach nur unsensibel und bescheuert?
Wie so oft macht Hickox das Beste aus der Situation. Ein Sequel zum stinköden Zauberquark von Borelord Steve Miner, da kann man doch nur verlieren. Muß man aber nicht. Bis auf die Hauptfigur des Yuppie-Zauberers (von Julian Sands, wie alle seine Rollen, gespielt als erfolgloser Modeschöpfer) hat er einfach nichts behalten stattdessen erschafft ereine neue Mythologie und versorgt den Warlock mit episodenhaften Mordszenen (manche sogar gut, zum Beispiel die mit der tollen Joanna Pacula) und unerträglichen Wisecracks. Der Film an sich hat mir insgesamt früher besser gefallen, die Spezialeffekte sehen in diesem Fall wirklich haarsträubend aus, aber eine hübsche Horrorsause ist das immer noch. Paula Marschall findet Hickox wohl genauso ansprechend wie ich, zumindest setzt er sie immer betont unbetont lasziv in Szene. Lustig auch der Score, der zitiert nämlich bei der Ausbildung des jungen Kriegers immer kräftig Star Wars!
Meine Fresse, ist der plump. Aber wirklich in allem. Wie der Held nicht nur sofort als ultimativer Badass aufgepumpt wird, sondern auch als fun guy, denn alle lieb haben und der jeden Saufwettbewerb gewinnt. Dabei sieht's ja tief drin ganz traurig aus. Alles an dem Film ist völlig over the top: Humor, Emotionen, Pathos, Kitsch, Patriotismus. Leider auch die Gewalt: Mir zumindest waren es ziemlich bald entschieden zu viele Unschuldige, die hier en passant blutig ins Jenseits befördert werden - Frauen, Kinder, Schwangere, egal. Also eigentlich ein ganz fürchterlicher Scheiß mit üblem Propaganda-Beigeschmack. Aber die Action. Klar, zuviel echt schlechte Digitaleffekte. Aber auch ganz schön viel geiler Krawumms. Die Township-Verfolgungsjagd haut echt die Wurst vom Teller. Tja.
Die Story ist haarsträubendes Wish Fulfillment für die damalige black audience: Ein irrer Rassist mit Weltherrschaftsallüren will die schwarze Bevölkerung mittels vergiftetem Trinkwasser auslöschen. Da hat er aber die Rechnung ohne die drei Blaxploitation-Titanen Brown, Kelly und Williamson gemacht! Der Hammer schießt und prügelt hier mit Zigarre und Jim Kelly hat die schönsten Kung-Fu-Kreischlaute seit Bruce Lee. Der Film gibt mit hemdsärmeliger Action mitunter richtig Gas und sorgt mit unverstellten Nazis als Bösewichte für wohliges Gruseln. Ein definitives Highlight dieses an Highlights nicht armen Subgenres. Die Songs (und der Auftritt) der Impressions machen natürlich extrem Laune. Toll!
Technisch ist das einfach eine absolute Meisterleistung. Der definitive U-Boot-Film. Beklemmend, dreckig, verschwitzt, nass. Petersen hat hier sein formales Können zur Reife gebracht. Danach verließ er sich meistens nur noch auf die Technik, aber hier dampft noch alles. Daß der Film zum Kinostart von der hiesigen, damals immer sehr angespitzten Kritik mitunter in Richtung "Kriegsverherrlichung" geschoben wurde, nimmt doch Wunder. Die vermeintlich heroischen Unternehmungen der Besatzung sind eindeutig nur Ausdruck von Wut oder Frust und erweisen sich als mindestens selbstmörderisch, schlußendlich aber sogar als komplett sinnlos. Trotz aller filmischer Kraft bleibt DAS BOOT aber trotzdem seltsam seelenlos; das Unterfangen kann sich zwischen atemloser Spannung und nüchterner Beobachtung nicht so recht entscheiden und landet schließlich bei "alles Scheiße Deine Elli". Fraglos absolut sehenswert und auf gewisse Weise ein Meilenstein nicht nur der deutschen Filmgeschichte, aber quasi frei von emotionalem Impact. Vielleicht ist das auch gut so.
Ich beziehe mich auf den sogenannten Director's Cut, den ich auch ne halbe Stunde zu lang fand alles in allem.
Anfangs sehr launige U-Boot-Posse mit knalligen Kriegsszenen (die der deutsche Verleih damals vorsichtshalber komplett eliminiert hat). Tony Curtis interpretiert die Rolle des gewitzten Beschaffungsoffiziers erfreulicherweise als offen schwul. Dieses Konzept wird aber über Bord (pun intended) geworfen, als sich die Krankenschwestern im Boot einfinden und der Weg frei gemacht wird für allermüdeste Altherrenwitze über Brüste und BHs. Nun muß auch der fesche Tony dem Lockruf des Weibes folgen. Ein Jammer, nach einer Stunde säuft der Film so nämlich ab.
Granate. Gewohnt überladenes Hongkong-Kino, das sich mit den Themen Organhandel, Korruption und Vater-Konflikten nicht zufrieden geben will und auch noch schicksalhafte Verbindungen zwischen den handelnden Personen erzwingt - und in einer Nebenrolle auch noch übersinnliche Fähigkeiten andeutet. Dank unpackbar geiler Fights verzeiht man PARADOX aber auch den irrsten Schlenker und genießt Wilson Yips stylishe Inzenierung und Sammo Hungs brettharte Kampfchoreografien, die vom Hackebeil bis zum gebrochenen Arm des Gegners alles zur Waffe machen. Tony Jaa darf dieses Mal nur assistieren, macht sich aber mit einem Rooftop-Festival der Handkanten unentbehrlich. Ein Traum, das alles.
Italowestern vom vertrauenswürdigen Ferdinando Baldi, der unter Fans ein hohes Ansehen genießt (also beide, der Film und Baldi). Mir hat er nicht so gut gefallen; die griechische Tragödie war mir zu überladen und die in weiten Teilen auch noch unpassende Schnulzmusik zu penetrant. Obwohl sich hier durchaus gute Bilder und miese Machenschaften die Hand geben, fehlt mir der entscheidende Grip. Schade!
Da sage nochmal einer, alte Filme wären "langsam erzählt". Im Irrsinnstempo rast LADY KILLER durch seine unmoralischen Kapriolen und wird vom Gaunerstück zur Hollywoodposse - alles noch vor den Richtlinien des Hays Code, so daß Cagney sich hier ungestraft aufführen kann wie die Axt im Walde. Statt schwedischer Gardinen wartet das märchenhafte Happy Ending! Eine dolle Sause.
Unglaublich anstrengender Katastrophenfilm, dessen sagenhaft flache Albernheiten und albernen Reißbrett-Figuren die echte Katastrophe darstellen. Mühsam werden infantile moralische Konflikte aufgebaut und am Ende dann doch nur wahllos weggekillt. Die Welle hat es auch nicht unbedingt in sich, die Spezialeffekte wechseln von Asylum zu überkandidelt. Eine Qual.
Finde den ganz, ganz toll. Hat all das, was Marvel und die neuen Star-Wars-Filme nicht mehr auf die Leinwand bringen: Fantasie und den "sense of wonder". Ständig schaut eine andere Lebensform um die Ecke und ein neues Abenteuer beginnt, die Bilderwelten sind detailverliebt und endlos. Dabei verwurstet Besson gewitzt auch noch das komplette Europa-Universum, wenn er seine Regie-Handlanger wie Letterier und Megaton auftreten lässt oder das Telefonat aus TAKEN zitiert. Großartig auch das Duo De Haan/Delevigne, die einen total begeistern und mitreißen - hier ist die starke Frau, die man der doofen WONDER WOMAN nur nachsagt. Ein rundum erfüllendes Kinoerlebnis, bei dem sich zur Abwechslung mal wieder ein Künstler und nicht nur ein Auftragsrealisator auf dem Regiestuhl eingefunden hat. Und bitte, wer castet Herbie Hancock so genial?
Spitzenfilm! Pierce Brosnan überragend als irischer Deputy Minister, der sich zwischen politischem Kalkül und IRA-Vergangenheit aufreibt. Jackie Chan rüpelt in dieses Spannungsfeld rein wie ne Handgranate. Als von Rachegedanken besinnungsloser Papi läuft er angemessen dropsig durch die Szenerie; wenn's drauf ankommt, kickt er aber noch wie Beckham. Die Show gehört allerdings Brosnan, der hiercmit hausgemachtem irischen Akzent wutschnaubend im ideologischen Treibsand strampelt. Knallhart, gut geschrieben, character-driven und von 007-Routinier Campbell mit Druck aufm Kessel inszeniert. Cliff Martinez bespielt das geschmackssicher mit einem Tangerine-Dream-Gedächtnisscore. Mucho love!
Billboards ist ein zynischer, herablassender und ausgesprochen doofer Film. Wenn Rockwell den verhassten Werbetafel-Vermieter verdrischt, ihn aus dem Fenster wirft und dann auch noch seiner Assistentin ins Gesicht schlägt, wird das als glorioser One-Take abgefeiert und auch noch mit aufgedrehtem Schweinerock heroisiert. Ist schon ganz klar, wo hier die Sympathien liegen. Auch McDormand bekommt ja ständig Szenen zu spielen, in denen sie Gewalt ausübt (Schulkinder treten oder - völlig gaga - den Zahnarzt anbohren), die vor allem humorig sein sollen und ihre Figur als "stark" darstellen. Billboards propagiert Gewalt als Lösungsmittel für alles, ungebrochener und gleichzeitig verlogener als jeder Vigilante-Thriller. Jeder andere Charakter ist ein Loser und ne Lachnummer, über Dinklage in der "Lustiger Zwerg"-Rolle straight from the 80s komm ich überhaupt nicht weg. Die Neue vom Ex-Mann ist natürlich dumm wie Holz, Harrelsons Frau ist ein stummes Top-Model und der neue Polizeichef vorsichtshalber mal schwarz. Eine fiese Mischung aus behaupteter Diversity und ausgewiesener Menschenverachtung.
Sehr gut. Kriegt tatsächlich die Kurve, was schon was heißen will bei dieser kruden Mischung aus Albernheiten und Ultrabrutalem. Adkins hält das Ganze zusammen, ihm nimmt man auch die dramatische Tiefe ab, die so ein Knallfrosch braucht. Besonders gelungen sind die Rückblenden in seine Jugend mit Ausbilder Stevenson, was auch daran liegt, daß man sich "A Town Called Malice" und "That's Entertainment" geleistet hat. Endgegner ist ne Frau, was ja auch mal ein gutes Zeichen für die Zukunft sein könnte. Sehr unterhaltsam, gut gemacht, manchmal sogar lustig. Ein weiteres Highlight mit Scottie.
LE SOLITAIRE, in Deutschland frech als "Der Profi 2" vermarktet, ist ein überaus unwürdiger Schlußpunkt von Bebels Action-Phase. Es gibt so gut wie keine Story, nur halt Belmondo, der auf der Suche nach dem betont ekligen Böswatz Schneider schnauzepolierend durch Paris pflügt. Albern, wie sich ihm dabei blutjunge Girls an den Hals werfen. Außer der halbwegs sweeten Interaktion mit seinem Patenkind und einem Shotgun-Finish hat dieser Rohrkrepierer von Jacques Deray (dem auch nichts dazu einfällt) nichts zu bieten. Für 80er-Freaks gibt's noch abartig häßliche Blousons und ein paar unpackbar schlechte Frenchpop-Nummern. Ein Reinfall.
Der klassische Belmondo-Blockbuster par excellence. Ist gut gealtert, gefällt mir heute sogar besser als damals. Zu Anfang interessant erzählt; man erfährt erst nach 15 sehr reduzierten Minuten, wer dieser Joss eigentlich ist. Danach entspinnt sich eine frühe Bourne-Plotte, in der Regierung und Geheimdienst ihren eigenen Killer-Frankenstein nicht mehr stoppen können. Der Umgang mit Frauen läßt einen, wie so oft im Frankreich der 80er, sprachlos staunen; abgesehen davon aber gefällt die fatalistische Kritik an der Staatsräson und natürlich die ruppigen Prügeleien und die obligatorische Rémy-Julienne-Verfolgungsjagd. Trumpfkarte ist - neben Morricones etwas zu dauerpräsentem "Chi Mai" - Robert Hossein als eiskalter Widersacher Rosenne, da gefriert einem das Blut in den Adern. Auch Belmondos Rolle wird nicht glorifiziert, immer wieder machen ihn die anderen Figuren auf die Sinnlosigkeit seines Tuns aufmerksam. Sehr gut.
Die deutsche Syncho haut hingegen mal wieder die Wurst vom Teller. Rainer Brandt räuspert sich albern wie einst als Tony Curtis und macht z.B. aus dem Satz "Le croissant, c'est pour mon ami" folgendes:
"Den trockenen Augenwischer zahlt übrigens der blonde Wichser da!"
Stöhn.
Schon ein Kuriosum, auf vielerlei Arten: Ein Heldenepos, das sich selbst die Heldenverehrung stets verweigert; eine Charakterstudie, die sich keinem Charakter allzu sehr nähern will; eine Verbeugung vor mutigen Piloten und genialen Erfindern, die jedoch fast jede handelnde Person zur Karikatur degradiert; ein Flieger- und Spacespektakel mit unerhört grandiosen Effekten, das jedoch nie mit diesen Sequenzen prahlt - ja, ein merkwürdiger, einfallsreich und ambitioniert erzählter Film, der vor allem trotz seiner immensen Laufzeit niemals langweilig wird.