Julio Sacchi - Kommentare

Alle Kommentare von Julio Sacchi

  • 6

    Fühlt sich an wie ein Fernsehfilm aus den 90ern - schon irgendwie okay, aber eben unaufgeregt und brav, ohne echten Thrill oder wirkliches Drama. Angesichts des Bedrohungsszeanrios, das IMPERIUM mit seinen wilden Bildmontagen von Naziflaggen und KKK-Parties entwirft, ist es ja geradezu albern, wie sklavisch er sich an den Klischees des Undercoverfilms abarbeitet. Der Ablauf ist wirklich totales Reißbrett von A bis Z, man weiß genau, wann was kommt und wie. Gespielt ist das gut, besonders von Radcliffe und - ausgerechnet! - Tracey Letts, auch der Score wummert gut daher, aber letztlich ist das vor allem oberflächlich und brav und sogar ein bißchen fad.

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    • 8

      Grandioser Film. Horror in seiner reinsten Form. Unnachgiebig, unfaßbar, unbesiegbar. Horror aus der Hölle und Horror in der Familie. Mißtrauen, religiöser Wahn, Selbstaufgabe. Dazu entführt einen The Witch komplett ins Neuengland der Puritaner, mit Kostümen, Austattung und Sprache. Den Eggers muß man sich merken, der inszeniert und orchestriert diesen Abstieg ins Fegefeuer meisterhaft. Das Ende ist Apokalypse und Ekstase zugleich. Top of the pops.

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      • 7 .5

        Spitze. Raucht alle Hollywood-Katastrophenfilme der letzten 25 Jahre in der Pfeife. Ausnahme natürlich DANTE'S PEAK. Und aus denselben Gründen wie der ist auch THE WAVE super: Unterhaltsam gestalteter Slow Burn mit sympathischen, gut gezeichneten Figuren, um die man bangen mag; extrem gut gemachte Desaster-Sequenz, gefolgt von postapokalyptischer Verzweiflung und klaustrophobischen Gefahrensituationen. Hervorragend gemachte Unterhaltung mit tollen Bildern und Effekten.

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        • 5 .5

          Kassenhit der 80er, der sein Schmuddelimage von einst mittlerweile gegen das ebenso lächerliche "Schlechteste Filme aller Zeiten"-Label eingetauscht hat. Jetzt mal ganz ehrlich, allein Nestor Almendros' Kameraarbeit und der majestätische Score von Basil Poledouris tragen das Ganze über Wasser. Klar, daß die zwei Kids da auf ihrer einsamen Insel hausen wie im Club Med und sämtliche natürlichen Herausforderungen ausgespart werden, daß Brooke Shields aussieht wie vorm Fotoshooting und sich die Frage nach Essen und Trinken auch kaum stellt, das ist alles so n bißchen doof. Aber der Film muß eh als Märchen betrachtet werden, so klingt er dann eben und so sieht er auch aus. Immerhin, er behandelt seine Figuren wie das, was sie sind: Verantwortungslose Kinder ohne Weitsicht, die mit minimalem Intellekt durch ihr kleines Leben stolpern.

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          • 5 .5

            Haha der "deutsche" Titel ist ja mal wieder zum Weglaufen. Okay, der Film ist mal wieder billiger Käse mit viel zu kompliziertem Plot; die Szenen mit RZA als Ermittler sorgen jedes Mal für ne Vollbremsung. Aber der tolle Luke Goss reißt mal wieder einiges raus. Im Mittelteil gerät er zufällig in die Hände einer mega-asozialen Mädchenhändlergang, da wirds dann vorübergehend richtig saftig. Mehr davon, und wir hier hätten ne kleine Bombe.

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            • 1

              Schon der allerletzte Scheiß. Emmerichs Katastrophenszenarien sind so überzogen, da ist einfach nur noch alles egal. Ein Tanker, der in den Himmel gezogen wird, ist eindrucksvoll - 20 Tanker, 25 Flugzeuge und 80 Häuser sind wurst. Ganz London wird nebenbei für einen schlaffen One-Liner zerstört. Überhaupt ist das alles nur noch Comedy, mit überkandidelten (Spiner) und kaum anwesenden (Goldblum) Schauspielern, alles ist locker und easy und doof und absichtlich spannungslos und drüber (die Raumschiffe im ersten Teil hätten mit ihrer Masse schon Städte zum Bersten gebracht, hier reist n halber Planet an und nix passiert), nebenbei sterben Millionen, egal. Emmerich vertieft seinen Pissefetisch: Nach dem undichten Kind aus 2012 machen sich hier Hemsworth und Goldblum in die Hose und dann wird auch noch ins Alien-Raumschiff gepinkelt.
              Hier werden übrigens mittlerweile sogar Straßenszenen vor Greenscreen gedreht. Das kann echt gar nichts mehr.

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              • 7

                Von Egoyan sehr, sagen wir es mal freundlich, ökonomisch effizient in ausgesucht häßlichen Locations gedrehter Memento-Thriller, der einen absurd wackligen Plot und einen recht früh durchschaubaren Twist über die Bühne bringen muß. Das sorgt interessanterweise für eine fast satirische Anmutung, so richtig ernst nehmen kann man das nicht. Eigentlich. Kann man aber irgendwie doch, was vor allem an Plummers akkurater und sehr einnehmender Darstellung eines Dementen liegt. So eben doch sehenswert als großer Ulk mit schauspielerischer Gravitas.

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                • 5
                  über Arrival

                  Der Borelord rollt den nächsten Harzer aus. In seiner neuesten Schnulze bringt Amy Adams außerirdischen Computerkraken Englisch bei. Nein, keine Universalsprache, ENGLISCH. Villeneuve zieht seinen Lieblingstrick ab: Mit ein paar guten Szenen anteasen, dann Boredom bis Hose runter. Am Ende gibts nen superschlauen Twist, der fünf Minuten lang zu Schnulligeigen ausbuchstabiert wird. Verhält sich zu 2001 (Vergleich nicht von mir) wie Milram-Gouda zu Gruyère Premier Cru.
                  Wer sich jetzt noch auf Blade Runner 2 freut, stellt zum Nikolaus auch n Schuh raus.

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                    • 8

                      Ein Lieblingsfilm 2016. Studie eines Arbeitslosen, den die Gesetze der Marktwirtschaft mit immer neuen Demütigungen an den Rand der Gesellschaft treiben. Lange Einstellungen, keine Musik, keine Klischees, ohne Emotionalisierung erzählt und fast ausschließlich mit Laien besetzt. Mittendrin der große Vincent Lindon, an dem ich mich schon längst nicht mehr sattsehen kann. Der spielt das frei von eitlen Aufregungen praktisch nur mit seinem Blick. Ergreifend.

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                      • 7

                        Schöner Dokumentarfilm über zwei Freunde im Iran, die das Auflegen als Weg in die Freiheit begreifen. Tolle, rührende Protagonisten und ein schön heimlich eingefangenes Gefühl von Gefahr und Unterdrückung. Kleiner Wermutstropfen: Die DJ-Sets vergeigt der Film total.

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                        • 7 .5

                          Ja. Guter Film. Im Grunde ne straighte Bad Guy vs Worse Guys-Sause. Daß Jean-François Richet das kann, wissen wir. Aber die Show ist natürlich Mel Gibson. Vollbärtig, tätowiert, hart wie Nägel. Ein Faltengesicht, das ein ganzes Leben erzählt. Wenn er am Anfang als trockener Alki seine Sünden aufzählt, weiß man: Der spricht von sich sich selbst. Gibson tut Buße und teil doch direkt wieder aus. Ein richtiger Mann halt, keine weichgemachte Botoxfresse. Geil.

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                          • 7 .5

                            Extrem gut gemachter Powergrusel mit einigen inszenatorischen Kabinettstückchen. Das hat Wan einfach drauf, da leuchtet er den angeblichen Shooting Stars mal ganz schnell nach Hause. Wie er Szenen baut wie die mit dem Jungen, der nach dem Zelt am Ende des Flurs schielt, oder jene, in der Patrick Wilson erstmals mit dem Dämon spricht - das hat Klasse. Dank des emotionalen Überbaus und der Melancholie, die das gebeutelte Geisterjäger-Couple umgibt, gerät CONJURING 2 mitunter regelrecht spannend; diesen Menschen wünscht man nichts Böses. Da hat mich das unverstellte Ende ohne cheap shock richtig erfreut. So vergißt man auch für zwei Stunden, daß das alles haargenau ist wie immer.

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                            • 2

                              Caans Ex-Frau muß ihm ja tatsächlich die Haare vom Kopp gefressen haben. Daß der mal durch so nen Quasi-Paranormal-Activity-Schlock geistert. Film ist an sich völlig gaga. Zwei Teenie-Arschgeigen machen in Caans Wohnung Huibuh, um irgendwas zu beweisen (Experiment). Tatsächlich gibts ne Backstory, da ist man aber schon eingepennt. Grusel oder Thrill null, ist eher ne Mischung aus Drama und Scheiße. Mit Schieflage zu Scheiße. Jimmy liefert trotzdem ordentlich, sieht aber so komisch aus - hamse dem ne Nase angeklebt?

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                              • 6

                                Fand den nicht gerade 'special'. Hat so ein generelles STARMAN-Feeling, ist dabei aber merkwürdigerweise gleichzeitig sentimental und emotionslos. An die Figuren kommt er nicht ran, Betonbirne Shannon ist stoisch wie immer. Fühlt sich an, als hätte Nichols gerne einen "größeren" Film gemacht - dafür reichen aber weder die Digitaleffekte noch das simple Drehbuch. Obwohl der Film das Herz am rechten Fleck hat und auch nie falsche Töne spielt, fand ich ihn mitunter sogar langweilig. Schade. Von Nichols würde ich gern mal einen Actionthriller sehen, ich glaube, der könnte das.
                                Musik ist super.

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                                • 3
                                  über 31

                                  [...] Was mich so irritiert an diesem letztlich vor allem furchtbar langweiligen Film - den Zombie allen Ernstes als Arm/Reich-Allegorie verstanden wissen will - ist das unangenehme Gefühl, das mich auch bei seinem anderen Machwerken beschlich: Irgendwie macht Zombie das geil. Wie er sich ewig delektiert an einer Szene, in der Obersadist Doom-Head (ächz) eine Frau runterputzt, mit der er gerade vögelt; daß sie sich doch zwei Finger in ihr "aufgescheuertes Loch" stecken möge, nachdem sie ihren "stinkenden Arsch" nach Hause geschafft habe - das ist schon irgendwie merkwürdig.

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                                  • 7

                                    Kalter, unnahbarer Film, der Fitzgeralds Romanfragment auch als Fragment verfilmt; im Grunde erzählt Kazans Adaption noch weniger als die Vorlage. De Niro ist großartig als leerer Mensch, der heimlich nach Leben sucht und es partout nicht finden kann. Eine sagenhafte Besetzung tut ihr Übriges. Kein Spaß, aber besonders.

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                                    • 4

                                      Um Äktschn bemüht, aber leider volldigital. Rest boring. Sah Mischa Barton mal gut aus? Luke Goss kriegt echt nicht die Filme, die er verdient.

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                                        Kathleen Turner liegt mit ihrer Interpretation meilenweit neben Sara Paretskys Romanfigur, aus der burschikos-unnahbaren Detektivin wird hier die großherzige Supermutti. Schade! Dennoch macht Turner Spaß, die Whiskey-Stimme ist einfach spitze und bellt auch die richtigen Sachen raus, wenn ihr irgendein Schwabbel ans Leder will. Der Rest ist leidlich unterhaltsame, aber schon sehr generische Krimikost mit aufgewecktem Kind und Bootsverfolgungsjagd. Hinweis für Hardcore-Synchronfreaks: Die deutsche Fassung bügelt dem Film wirklich ausnahmslos JEDEN Gag aus.

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                                        • 6

                                          Stephen Frears versucht sich als Frank-Capra-Emulator. Das gelingt ihm, nicht nur dank eines altmodischen Scores und den beliebten Schlagzeilen-Montagen, auch über weite Strecken gar nicht so schlecht! Leider geht dem überlangen Film nach zwei Dritteln komplett die Luft aus, und so richtig kann er sich nie zwischen Komödie und Tragödie entscheiden, weswegen er keins so richtig ist. Schade! Geena Davis ist toll.

                                          • 5

                                            Hab langsam das Gefühl, daß es für diese Art Film nur noch ein einziges Drehbuch gibt, bei dem seit BLADE wahlweise nur ein paar Namen geändert werden. Hier ist wirklich al-les genau wie immer und in keiner einzigen Szene stellt sich sowas wie ein sense of wonder ein. Nur einmal will Diesel den Bösen hauen und die Faust knallt überraschenderweise in magisches Glas, da denkt man kurz HUCH, dann pennt man weiter. Bißchen besser als vergleichbare Gurken fand ich den Hexenjäger aber doch, weil Diesel sich endlich mal entspannter gibt als sonst (Riddick/Toretto halt) und ich Rose Leslie ganz sweet fand. Naja.

                                            • 7
                                              Julio Sacchi: Das Manifest 25.10.2016, 15:35 Geändert 25.10.2016, 15:36
                                              über Mad End

                                              Im Grunde I SPIT ON YOUR GRAVE nochmal, aber full tilt boogie. Trashmaster Ciro Santiago dreht alles auf Anschlag. Die arme Karla muß mit ansehen, wie ihr Mann von einem fiesen Frauenschläger in Fetzen geschossen wird. Auf der Suche nach Ruhe in ihrem Heimatkaff wird sie von ausnahmslos jedem Typ gegängelt, bedrängt, beleidigt und begrabscht. Nach dem ultrabrutalen Gang Rape ballern die fiesen Schänder auch noch Karlas Eltern über den Haufen. Nun ist es genug. Rache ist hier nicht Kalkül, sondern Flucht in den Wahnsinn. Die Schweine werden von Karla abgefackelt, kastriert, zerhäckselt und zerquetscht, Hoffnung gibt es am Ende keine. Deborah Tranelli (ja, aus DALLAS) spielt all das so echt, daß es weh tut. Exploitation mit dem Mittelfinger an eine schlechte Welt - klarer Standpunkt, klare Mittel. Fight the system.

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                                                Langweiliger Exploiter im Gewand eines Arthouse-Films. Nur die schlichtesten Gemüter nennen einen Film schon feministisch, wenn Frauen die Hauptrolle spielen. In KEEPING ROOM will Daniel Barber schön rumschocken, was aber schlecht gesetzt ist und mitunter voll in die Binsen geht. Die Digitaleffekte sind nicht hilfreich. Ein Schuß in den Ofen.

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                                                • 6 .5
                                                  Julio Sacchi: Das Manifest 25.10.2016, 15:17 Geändert 25.10.2016, 15:18

                                                  Atemloses, weitestgehend auch wirklich sehr unterhaltsames Potpourri, das sich leider nie so recht zwischen Geschäftskritik und selbsterhaltendem Schulterklopfen entscheiden kann. Richtig gut ist SEDUCED AND ABANDONED immer dann, wenn es um Geld geht, wenn die Starpower von Baldwin hinterfragt wird und Budgets eingeschätzt werden; wenn Avi Lerner kommt und über den Gedanken, Film könne Kunst sein, verächtlich drüberwalzt. Dazwischen feiert eine eindrucksvolle Riege prominenter Filmschaffender sich selbst ab, was für rein anekdotische Zwischenspiele ohne echten Wert sorgt. Der sympathisch europhile Schwabbel-Häßlon Toback und sein geil ungeduldiger Begleiter Baldwin geben dabei eine US-Version von Beisenherz und Polak mit umgekehrten Vorzeichen ab. Immerhin: Man lernt tatsächlich einige Stars nochmal ganz anders kennen, etwa Jessica Chastain als sehr herzig, Diane Heidkrüger als wahnsinnig ernst und Ryan Gosling als völlig super.

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                                                  • 7 .5

                                                    Besser hätte man die ohnehin an Highlights nicht eben arme Rocky-Saga nicht fortsetzen können. CREED setzt klug auf das, was Balboa immer ausgemacht hat, und sprenkelt immer wieder vertraute Elemente und Details ein, um sich offen und sympathisch zur Nostalgie zu bekennen. Spitzentrumpf ist, wieder und wieder, der gute alte Stallone, der die Rolle des gutmütig-schlichten Boxers jetzt schon seit Jahrzehnten immer wieder aufs Rührendste mit Authentizität und Leben füllt. Da fällt es nicht ganz so schlimm ins Gewicht, daß Jordan für einen Wirtschaftsprofi mit Top-Abschluß extrem dumpf daherkommt. Musik ist übrigens auch gut!

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