Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Einen sagenhaften Quatsch hat man sich da für Connerys wirklich allerletzten Einsatz für die Familie Broccoli ausgedacht! Eine ungemein spaßige Nummernrevue ist das geworden, die sich anfühlt wie ein wildes Comic für großherzige Erwachsene. Ernst nimmt sich hier gar nichts, das weiß man aber schon, wenn das tuntige Killerduo wie aus dem falschen Film vorbeigetuckt kommt. Die großartige deutsche Synchro kalauert sich herzallerliebst durchs Geschehen ("Döschen im Höschen", "Oh Du irisches Milchgeschäft", "Schöner Po, im Kopf nur Stroh") und verpaßt Dr. Metz einen herrlichen sächsischen Singsang! John Barry ist derweil in Hochform und läßt einen nie vergessen, daß man immer noch 007 zuschaut.
Ach ja: Ich werde nie verstehen, wieso die Szene mit dem auf zwei Rädern fahrenden Flitzer immer noch als Filmfehler gehandelt wird - man sieht doch im Close-Up ganz eindeutig, wie der Wagen auf die anderen zwei Räder kippt?!
Pierce Brosnan ist sensationell in seinem zweiten Einsatz als 007, und der Film begeistert mit starken Frauen, trockenem Humor und fantastischer Action (so etwa die Verfolgungsjagd mit einem ferngesteuerten BMW und die unglaubliche - in Thailand gedrehte - Motorrad/Hubschrauber-Hatz durch "Saigon"). Umwerfend! Leider wird auch TOMORROW NEVER DIES zum Opfer des altbekannten Bond-Virus und schließt mit einer überlangen, herzlich uninteressanten und monotonen Zerstörungsorgie ab. Ein weiterer Minuspunkt ist der von Jonathan Pryce albern gespielte Böswatz Carver, der allenfalls so bedrohlich wirkt wie eine bekloppte Eule. Mit dem von Sheryl Crow intonierten Titelsong hat man sich unter allen Einsendern (u.a. Pulp und St. Etienne) für den mit Abstand schlechtesten entschieden; auch k.d. langs "Surrender" weiß im Abstand deutlich mehr zu begeistern. Gäbe es diese Kritikpunkte nicht, müsste man von einem der besten Bonds überhaupt sprechen, so gilt das immerhin für zwei Drittel des Films.
Endzeit-Exploitation aus den Hinterhöfen der Galaxis. Fängt mit durchaus beklemmenden Szenen im Weltall vielversprechend an, wird auf der radioaktiv verseuchten Erde allerdings sofort zum schlecht ausgestatteten Langweiler mit den üblichen Pop-Apocalypse-Punks. Akzeptabel gespielt, was allerdings angesichts des wirren Verhaltens der Protagonisten kaum ins Gewicht fällt. Einziger Pluspunkt: Ein einfallsreicher, sehr hörenswerter Score des jungen Christopher Young.
Typisch italienische Söldnerschnurre, die sich allerdings keineswegs ins feine "Wildgänse"-Fahrwasser begibt, sondern todesmutig auf den Spuren von John Rambo gegen das Absaufen kämpft. Immerhin ist Manfred Lehmann hier in seiner wohl größten Rolle zu sehen! Oliver Tobias, John Steiner, Christopher Connelly und "Manne" geben ein sagenhaft unglaubwürdiges (und unsympathisches!) Vietnamveteranenquartett ab. Das Geballer ist okay, die rücksichtslose Darstellung der Vietnamesen als Untermenschen sorgt allerdings selbst in diesem Exploiter-Rahmen für ein ungutes Gefühl. Sagenhaft, was sich die Italiener da zurechtgeschummelt haben, außerdem ist Fabrizio "Larry Ludman" di Angelis wahrlich kein Margheriti!
Roger Moores Einstand ist ein kurioser Blaxploitation-Ausflug für den britischen Superagenten, dem wohl nur diejenigen Rassismus unterstellen würden, die sich die Hose mit der Kneifzange zumachen. LIVE AND LET DIE ist gleichermaßen frisch und zäh; zwar ist das alles mal was ganz anderes, aber manchmal auch nur merkwürdig und sehr schleppend erzählt. Moore, der als 007 hier vor allem an Sex und Kaputtmachen interessiert ist, gerät da manchmal sogar gänzlich in den Hintergrund. Aber ach, da ist der Titelsong, der breit angefunkte George-Martin-Score, da ist diese sagenhafte Bootsverfolgungsjagd und vor allem das Krokodil-Hopping. Das reicht allemal.
Roger Moore gab unlängst zu, er sei "400 Jahre zu alt" für seinen letzten Bond gewesen, und man sieht ihm im Film auch an, daß er das weiß; mit seiner plastisch korrigierten Augenpartie wirkt er wie ein gläsern starrender Zombie. Erstaunlicherweise steht er ausgerechnet dieses Mal nicht permanent augenzwinkernd neben der Rolle, sondern bemüht sich, James Bond noch einmal wirklich zu verkörpern. Der Film indes ist ihm keine Hilfe; der Einsatz von "California Girls" in der schwachen Anfangssequenz gibt schon den allzu albernen Tonfall an, und statt exotischer Locations bekommen wir Slapstick-Autojagden und ulkige Kloppereien zu sehen. Unter John Glens gemächlicher Regie wirkt das alles doch sehr gediegen, wozu ein ältlicher Nebendarsteller wie Patrick Macnee auch noch beiträgt. Walken und Grace Jones sind ein herrlich exzentrisches Bösewichtpärchen, kriegen aber allzu wenig zu tun. James Bond wirkt in San Francisco ungewohnt klein und verloren - man will ihn auch nicht ständig mit Reiterkappe oder Schutzhelm sehen und schon gar nicht mit einer selbstgemachten Quiche du Cabinet in den behandschuhten Händen.
Die Eröffnungssequenz macht großen Spaß, setzt aber auch den allzu leichtfüßigen Tonfall des Films: OCTOPUSSY treibt es - trotz einiger immer noch sehr gelungener Gags - zu weit mit den Albernheiten und der Selbstparodie, gibt sich allgemein einfach zu freundlich und gemütlich und betreibt mit der Kostümierung James Bonds als Messerwerfer, Gorilla und schließlich sogar Clown eine regelrechte Entwürdigung der Figur. Natürlich ist der offenkundige Willen der Macher, dem Pubikum eine Riesensause zu bieten, angesichts der indischen Locations und der einfallsreichen und besonders im Finale beeindruckenden Stunts durchaus sympathisch. Aber es stellt sich in dieser allzu kompliziert und sonnig erzählten Plotte nie ein echtes Gefühl für Gefahr ein, und Roger Moore wirkt dementsprechend manchmal wie ein desinteressierter Tourist. Immerhin ist das alles immer noch "bondig" genug für ein sehr unterhaltsames Filmerlebnis.
Hat man irgendwie als Stinker aus den 80ern in Erinnerung - auch wenn ich als Kind durchaus beeindruckt im Kino saß - und natürlich ist KRULL nur ein dreist zusammengeklauter Fantasyquark. Aber dennoch bin ich für eine Neubewertung des Films. Unter der Regie des notorischen Langweilers Peter Yates entspinnt sich hier eine sehr atmosphärische, manchmal sogar bedrückende Fabel, die ihre gelegentlichen Längen immer wieder mit memorablen Momenten vergessen macht - besonders die tieftraurige Sequenz mit der "Widow of the Web" bleibt für immer in Erinnerung. Hinzu kommen traumhafte Landschaften, deren endlose Leere die darin so verlorenen Protagonisten überwältigt, und die wunderbaren Sets und Kostüme mit ihrer merkwürdig-stimmigen Mischung aus Märchen und Science-Fiction. Highlight ist diesbezüglich fraglos die total surreale "Schwarze Festung". Im Grunde gerät dieses düstere Drama mit späteren Stars wie Robbie Coltrane und Liam Neeson in frühen Rollen nur dann furchtbar ins Schlingern, wenn sich Yates in Humor versucht. Aber selbst das übersteht man, wenn James Horner mit seinem eindrucksvollen, mitreißenden Score den Himmel voller Geigen hängt.
Wie jeder der ersten vier Roger-Moore-Bonds orientiert sich auch GOLDEN GUN am Kino-Zeitgeist und begibt sich ins Martial-Arts-Fahrwasser. Das steht 007 auch gut zu Gesicht: Großartige Locations, gelungene Gags und waghalsige Stunts machen dieses Mal sogar die normalerweise obligatorischen Gadgets überflüssig. Christopher Lee gibt dabei als dunkle Seite von Bond einen formidablen Bösewicht ab. Roger Moore gibt sich zwar auch hier schon in gefährlichen Situationen vor allem indigniert, seine aalglatte Fassade erfährt durch groben Chauvinismus und den ruppigen Umgang mit Frauen und Kindern aber spannende Brüche. Stark unterschätzes 007-Abenteuer.
Da ich sowohl Mike Malloy als auch Franco Nero kenne, kann ich sagen:
1. Das ist keine Ente
2. Das könnte gut werden.
Selten dämlicher Ost-West-Quatsch, der ein herrlich absurdes Bild der DDR zeichnet und nach Mauerfall aus Ex-Stasiagenten einfach mal Neonazis macht. Die Besetzung des Oberbösewichts mit David Soul ist zum Schreien - überhaupt ist es mal wieder unverständlich, wieso Amis deutsche Dialogsätze phonetisch radebrechen müssen. Mittendrin Lundgren, schauspielerisch überfordert und irgendwie vielleicht auch sich selbst darüber bewußt, was für ne Gurke er hier abzuliefern hat. Von Bruce Malmuth hätte man durchaus mehr erwarten können.
Ein grimmiger Timothy Dalton gibt in seinem 007-Debüt den Superagenten als pragmatischen Profi, der aber auch Emotionen zuzulassen bereit ist - eine willkommene Abwechslung von Roger Moores über Gebühr ironischem Ulknudel-Bond. THE LIVING DAYLIGHTS weiß zudem mit guter (auch gut platzierter) Action, ungewohnt interessantem Figurenpersonal und einer cleveren Story zu überzeugen. Leider schmiert dieser Film, wie so manche Bonds, im letzten Drittel böse ab: Der Afghanistan-Teil ist zu lang, zu unfokussiert und dem gewitzten Plot schlicht abträglich. Dennoch ein sehr sehenswerter Abenteuerfilm.
Dieser 007-Blockbuster ist leider nur noch albernste Comedy und selbstzerstörerische Verarsche, die mit dem Start ins All im letzten Drittel auch noch bitter in die Knie geht. Bonds "Ermittlungen" könnte ein Sechsjähriger genauso gut durchführen, würde dabei aber nicht haufenweise Staatsgelder für First-Class-Flüge und die Präsidentensuite verballern. Dementsprechend nimmt Roger Moore das Ganze nun überhaupt nicht mehr ernst und stakst durch die Szenerie wie ein steifer Dressman, der sich allzu offensichtlich über seine müden Kalauer freut. Dennoch, es gibt so viel zu lieben an MOONRAKER: Die atemberaubende Pre-Title-Sequenz; die berauschenden Drehorte; das fantastische Set Design von Ken Adams; Derek Meddings' überragende Modelleffekte; das erstaunlich düstere Schicksal Corinne Clérys; eine knallige Bootsverfolgungsjagd - und überhaupt den Willen, eine ganz große Sause zu bieten. Irgendwie dann doch zu toll, um ihn zu hassen.
GRAVITY in gut. Sogar in sehr gut: Statt aufgepropfter Backstory für Reißbrettcharaktere, künstlichen Computereffekten und eitlen Botox-Stars geht es hier nur ums nackte Überleben und um das, was der Survivalkampf mit Körper und Geist anrichtet. Im Mittelpunkt natürlich Redford, der vor der Linse zu altern scheint und alle Stufen des Abstiegs zur Hölle fühlbar macht: Verärgerung, Pragmatismus, Angst, Erschöpfung, Verzweiflung, Resignation. Chandor hält die Naturgewalten und Gefahrensituationen klug auf realistischem Level und verklärt auch die Einsamkeit nicht zur Selbsterfahrung. Ein gewaltiger Film, der eine vieldeutige Coda setzt und auch damit so viel klüger ist als der Blockbustertrumm aus dem Weltall.
Diese unverblümte "Hamlet"-Abkoche bietet zwar eine berückend schöne Fotografie in satten, bunten Farben und zeigt Altmeister Enzo G. Castellari in früher, guter Form - aber Sergio Corbuccis Story trägt den alten Shakespeare nur mühsam in den wilden Spaghettiwestern. Der Film ist einfach furchtbar langweilig! Bis auf Horst Franks genießerischen Bösewicht ist auch schauspielerisch Sense, besonders Titelheld Andrea Giordana bleibt megaflach. Schade!
An sich passables SF-Drama, das als Sequel eines tollen Vorgängers aber ziemlich enttäuscht: Die gruseligen Geniekinder aus DAS DORF DER VERDAMMTEN sind hier zu mehr oder minder freundlichen Pazifismusblagen geworden, die nur aggressiv reagieren, wenn man sie angreift. Da lügt sich der Film allerdings selbst in die Tasche: Am Anfang treibt der fiese Paul, der aussieht wie ein kleiner Pocher, seine arme Mutter beinahe in den Tod!
Dank irrsinniger Starbesetzung (Audrey Hepburn, Ben Gazzara, Romy Schneider, Gert Fröbe, Omar Sharif, Claudia Mori, Irene Papas, Maurice Ronet, James Mason) weiß diese von Terence Young gewohnt schwach inszenierte Flughafenliteraturverfilmung als quatschige High-Society-Unterhaltung sogar zu unterhalten - bis ein unfaßbar bekloppter Schluß, der absolut keine der zahllosen offenen Fragen zu beantworten Bock hat, einen zur Kiste mit den faulen Eiern greifen lässt. Pfui! Schöner Score von Ennio Morricone.
Deodato schmeißt einfach alles außer der Küchenspüle ins Rennen (Assault on Precinct 13, Mad Max 2 und den Fantasyquatsch der frühen 80er) und gewinnt: Ein derart hemmungslos gewürztes Gebräu aus Geballer, Gelaber und Gesplatter kriegt man selten zu sehen! Psychotronischer Blödsinn der Extraklasse zu aufreizenden Discosounds - Italo-Exploitation vom Feinsten!
Schon sehr amüsant, wie sehr diese gallige Business-Satire beim Kinostart als ernsthafter Kommentar zum Thema "sexuelle Belästigung am Arbeitsplatz" mißverstanden wurde. Zum Glück hat DISCLOSURE neben wohlig konfektioniertem Mystery-Thrill auch jede Menge scharfsinnigen Humor zu bieten und zwinkert einem stets verschmitzt zu. Douglas wirkt hier ungewohnt verbraucht und läßt sich dabei schön uneitel auf die Rolle des mittelschlauen Karrieristen ein, während Moore eine wunderbar trashige Femme Fatale abgibt. Ein Vergnügen, jedes Mal wieder.
Ganz possierlich, wie Petersen hier dem großen Vorbild Hitchcock nacheifert und in manchen Momenten mit seinen schattigen Bildern und der Frage nach der eigenen Unschuld die erhoffte Stimmung sogar evozieren kann. Leider lassen nicht nur Klamotte und Frisuren, sondern auch Personenkonstellation und -verhalten mitunter eher an FALCON CREST als an Hochglanzthrill denken. Sympathische Unterhaltung ist das aber allemal.
Belmondos zweitgrößter Erfolg in seinem Heimatland überhaupt (nach DAS SUPERHIRN)! DAS AS DER ASSE räumte derartig ab, daß die französische Kritik ihm absurderweise vorwarf, Jacques Demys UNE CHAMBRE EN VILLE die Zuschauer geklaut zu haben. Bebel konterte gewitzt, er habe sich auch nicht beklagt, irgendwer hätte ihm das Publikum für STAVISKY gestohlen. Die irrsinnige Popularität des Films, der in Deutschland immerhin auch noch anderthalb Millionen Kinobesucher zählte, läßt sich heute nicht mehr so ganz nachvollziehen: Eine ganz vergnügliche Posse ohne echten Plot ist das, eine bessere Nummernrevue nach dem Muster damaliger Ulknudeln und damit auch nicht allzu weit weg von Celentano oder gar Gottschalk/Krüger. Mittendrin gibt es zwar waghalsige, von Belmondo selbst absolvierte Rémy-Julienne-Stunts zu bestaunen, aber statt eines rauschenden Finales steigt der Film ab in die Niederungen der Verwechslungs- und Verkleidungsklamotte.
Hochspannungsthriller für ein erwachsenes Publikum, das einen nicht zuletzt dank Greengrass' quasidokumentarischem Stil total in seinen Bann schlägt. Dem Film gelingt darüber hinaus das Kunststück, die somalischen Piraten weder zu dämonisieren noch zu glorifizieren. Nicht genug zu preisen ist Hanks: Unglaublich, wieviel Kraft das hat, wenn man diesen Mann blutüberströmt und verzweifelt um Fassung ringen sieht. Eins der großen Filmhighlights des Jahres 2013.
Sieht zunächst nach 08/15 aus, traumatisierter Ermittler jagt Serienkiller mit Biedermann-Maske. Interessiert sich aber tatsächlich für seine Figuren - insbesondere das Opfer - und bietet damit Plattform für herausragende Darstellerleistungen: Cusack gelingt das Kunststück, sein Image als verquerer Sympath vergessen zu machen und verschwindet komplett im Monster mit den schwarzen Augen; Cage spielt solide und komplett hampelfrei als gerechtigkeitsfanatischer Workaholic - und Vanessa Hudgens ist als vom Leben mißbrauchtes Leidensmädchen schlichtweg sensationell. Wer so viel in seine Charaktere investiert, kann auch Spannung aufbauen, und die steigt im letzten Drittel bis zum Anschlag. Klar, der Film hat inszenatorische Schwächen - überflüssige Wackel-Cam - aber findet im frostigen Alaska und im unwirtlichen Rotmilieu ein authentisches Gefühl der Menschenfeindlichkeit.
Sicher kein Meisterwerk, aber in seinem Segment herausragend.
Ist zwar mitunter zu klamaukig, besonders was die Kinder angeht (psychopathische Tochter, hä?), und im Franzosenhaß etwas anstrengend, aber weitestgehend sympathisch, recht heiter und in unwiderstehlichem Sonntagnachmittagambiente berückend eingefangen. Das reflexartige De Niro-Bashing kann jetzt auch mal wieder in den Schrank, der Mann ist hier locker, agil und einnehmend und holt aus Pfeiffer und Jones das Beste raus. Toll! Da waren die Kritiker doch etwas zu haßerfüllt, mir hat der Film zumindest Spaß gemacht. In weiten Teilen. Mehr will der auch nich.
Brutalklamotte, die gegen alles und jeden schießt und dabei auch noch ein paar Treffer landet. Alte, Dicke, Weiße, Doofe, Schwarze, Bimbo-Blondinen, Juden, Christen, Schwule; irgendwann darf sogar ein Zwerg einen Rollstuhlfahrer treten! Bay macht sich sogar über seinen eigenen Inszenierungsstil lustig, was einem zu denken gibt - weiß der Typ doch, was er da macht? Auf jeden Fall ergibt in dieser abgewichsten Troma-Sause erstmals alles Sinn, was Michael Bay an Inszenierungsmanierismen auf die Leinwand feuert; alles ist grell und grenzgenial durchkomponiert, Bay genügt manchmal nur ein Bild, um einen Seitenstrang zu erzählen, aber dann eben auch das richtige Bild. Ein ausgestreckter Mittelfinger ins Gesicht Amerikas, verstörender als alles, was South Park und Konsorten je gewagt haben. Unfaßbar, wie sich Wahlberg, Johnson und die anderen Darsteller da mitreißen lassen, eine Mordsgaudi ist das!
Schade nur, daß das Rad sich in der zweiten Hälfte überdreht und man sich doch nur noch fühlt wie immer bei Bay; die Tatsache, daß er alle homophoben Elemente selbst in die "true story" gedengelt hat, erzählt einem vor allem, daß er alles Schwule immer noch zum Schreien komisch findet. Wie akkurat das Ganze ist, spielt bis auf die völlige Abwesenheit von Respekt für die Opfer und deren Angehörige kaum eine Rolle; ob das nun eine aus mehreren echten Menschen zusammengebastelte halbfiktionale Figur ist, die am Ende Leichtenteile auf einem Weber-Grill und nicht in einem Faß abfackelt, ist egal; Fakt ist, da hat wirklich jemand Hände und Füße von Toten im Vorgarten gegrillt!
Zumindest die erste Hälfte würde man wahrscheinlich als American Masterpiece of Satire abfeiern, käme sie von Augenbrauen-Marty, und allein deshalb ist diese unfaßbare Sause irgendwie sehenswert. Haß brennt mit heißer Flamme. Warum auch nicht?