Julio Sacchi - Kommentare
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Alle Kommentare von Julio Sacchi
Ein Hochgenuß. Jonathan Glazer begreift das Medium Film als Kunstform und verweigert sich strikt jeglichen Erwartungen, die sein Sujet mit sich bringen könnte. Ein berückend, aber nicht ausgestellt bebildertes Stück Kopfkino, das anspruchsvoll, aber nicht prätentiös als Parabel auf Einsamkeit sowie Be- und Entfremdung fungieren kann, aber nicht muß. UNDER THE SKIN gibt einem das lang vermißte Gefühl wieder, das man beim Kinobesuch von Filmen wie ERASERHEAD oder LIQUID SKY oder den frühen Filmen David Cronenbergs hatte; ganz allein gelassen in einer anderen, in keinem Moment komfortablen Welt, verstört und verständnislos und irritiert und gleichsam begeistert. Auch die Ästhetik, die semidokumentarischen Straßenbilder und die rästelhaft langen Einstellungen, gemahnen der späten 70er/frühen 80er, exzellent orchestriert von Mica Levi, für die der Film hoffentlich das ist, was Glazers Vorgänger BIRTH für Alexandre Desplat war. UNDER THE SKIN ist auch ein weiterer nachdrücklicher Beweis der Fähigkeiten seiner Hauptdarstellerin, die eigentlich ja schon längst nichts mehr beweisen muß. Ein Film des Jahres.
Völlig verquaster Kriegsfilm, der mal das eine sagt und mal das andere. Mal tun einem die Vietnamesen leid, mal nicht, mal isses ein Scheißkrieg und mal lohnt sich's, dafür zu sterben. Irgendwie geht es auch gar nicht um den Vietnamkrieg, um die Vietnamesen schon gar nicht. Worum geht's? Weiß ich eigentlich gar nicht. Aber in den Händen von Meister Milius wird immerhin ein überaus ansehnlicher Quatsch mit tollen Action- und Flugszenen draus. Immerhin.
Emma Stone ist unerträglich. Grimassiert bis zum Erbrechen. Gesichtsdisco statt Schauspiel. Jim Carrey wirkt dagegen wie nach nem Schlaganfall. Der pure Horror, die Frau.
Launiger Italowestern mit so manch "pfiffiger" Idee, dem die totale Unantastbarkeit der Hauptfigur allerdings die Spannung nimmt. Ein rauschendes Actionfinale reißt's wieder raus.
Der Film kann absolut gar nichts. Hat keinen Plot, keine Struktur, keine Spannung, keine Charaktere. Nichts. Aaron Paul dürfte der ungeeignetste "Leading Man" der letzten 20 Jahre sein, Dominic Cooper der albernste Bösewicht und Michael Keaton als griechischer Chor der drüberste Drüber. Nur Imogen Poots rettet sich mit Charme und süßem englischen Akzent über die Runden. Musik gibt es keine, außer man will den abartig generischen Muzak, der da beständig schubbert, so nennen. Der Rest sind Autoszenen. Nein nein, keine Action. Autoszenen. Da fahren häßliche Autos durch die Gegend. Wohin, warum - weiß keiner. Die Autoszenen sind so unbeteiligt und fußlahm abgefilmt, als wären sie nie als Action konzipiert gewesen. Die sehen nämlich aus wie Werbung. Auto fährt von oben, Auto fährt von der Seite, Auto fährt an der Kamera vorbei. Immer wieder. Ach ja, und von wegen "handmade": Wenn's dann doch mal kracht (fast nie), darf der Rechner doch wieder ran. Ein Film für Autokinos, in dem sich Autos vor der Leinwand Autos auf der Leinwand anglotzen können. Ein Film für sonst niemand, außer vielleicht gehirnamputierte Action-Hasser, aber ob's die gibt?
Spannender, unsentimentaler Politthriller, der seine Ménage a trois eigentlich gar nicht nötig hätte. Ein Film, der auch Fragen zur Verantwortung von Journalisten stellt und sich im Gemenge von CIA-Strategien und mittelamerikanischen Diktaturen klar positioniert: Das Herz von UNDER FIRE schlägt für die Sandinisten. Das größte Verdienst des Films ist allerdings die Aufklärung seiner Zuschauer über Nicaragua; daß nebenbei noch ein Kabinettstückchen von Jean-Louis Trintignant und ein toller Jerry-Goldsmith-Score geliefert werden, macht es ja nur noch besser.
Ein Mann, dessen Frau bei einem Waldbrand ums Leben kam. Sein Sohn war Zeuge des Unglücks und hat sich danach vom Vater entfremdet. Nun ist der Sohn angeblich tot, bei einer Schießerei in Kanada umgekommen, und der Mann versucht zu ergründen, wie es dazu kommen konnte. Das alles transportiert der großartige Lino Ventura in seinem müden, schweren Gesicht wie kein Zweiter. Leider hat Claude Pinoteaus unaufregender Krimi außer der wie immer tollen Angie Dickinson sonst nichts zu bieten.
Ungemütlicher, unzugänglicher Film, der mit saftig-ockerbraunen Herbstfarben ein ländliches Idyll vortäuscht. Identifikationsfiguren? Fehlanzeige. Stattdessen behandelt THE OTHER nicht nur "den Anderen", sondern auch "das Andere", am offensichtlichsten in einer sehr wirkungsvollen Sideshow-Szene. Daß Mulligans Grusler so recht nicht zünden mag, liegt vor allem an der Masse an "Plot Twist"-Filmen der letzten 15 Jahre - die Auflösung ist jedem halbwegs wachen Zuschauer leider schon nach 5 Minuten glasklar. Dafür kann der Film nichts. Aber ich auch nicht.
Straffer Kammerspiel-Thriller mit hübschen, nicht zu offensiv eingesetzten getrackten Motion Graphics. Neeson macht sich gut als kalt verschwitzter Alki und hat in Julianne Moore eine kompetente Partnerin. Der Film hält zwar nicht unbedingt, was er mit der herausragenden Inszenierung der ersten paar Minuten verspricht, und die Auflösung ist so behämmert wie das Computercrash-Finale - aber bis dahin gibt's durchweg spannendes Entertainment.
Corey Haim sieht schon ganz schön verboten aus mit seinen gezupften Augenbrauen und dem dauerschwitzigen Glänzgesicht. Frau Dolenz schaut man da schon lieber an! Richtig Bock machen aber die Bösen, die sind lustig und so wunderbar uneins. Lustig ist auch, wie ein Riesenalarm ums Zusammentreiben der Fabrikangestellten gemacht wird und da schließlich acht Leute stehen! Zum launigen Action-Einerlei gesellen sich ein paar Härten (Abfackeln, Aufspießen, Aufplatzen) und lümmeliger Collegehumor. Teil 1 war besser.
Das ging voll in die Hose. Was im Trailer nach ner geilen Actionsause aussieht, entpuppt sich als räudiges Kammerspiel und Laberhängerfestival. Die Äktschn spielt sich nämlich fast ausschließlich in Flashbacks und "was wäre wenn"-Sequenzen ab, irgendwann wird sogar einer auf "na wie war's wirklich"-Rashomon gemacht. Irrsinnig öde. Chan guckt wieder mal, als hätte ihm jemand die Rabattmarken geklaut. Oder als wollte er sagen: "Warum krieg ich immer auf die Omme?" Sonst wird halt in rumpeligem Nachtclubambiente gelabert und gelabert und gelabert. Hölle!
Ultrafieser Kriegsporno aus der "America, FUCK YEAH!"-Propagandaabteilung. Nur ein toter Turbanträger ist ein guter Turbanträger! Die knallharten Killer-Amis sterben als Märtyrer im Gegenlicht, nachdem sie gefühlt sechsunddreißig Kugeln geschluckt haben, während die Bombenleger natürlich mit splattrigen Kopfschüssen im Sekundentakt aus dem Leben gestrichen werden. Ambivalenzen sucht man vergebens, LONE SURVIVOR schwenkt einfach nur die US-Flagge und verklärt Soldaten zu Heroes (im Abspann darf sogar Bowies Song vergewaltigt werden). Dagegen waren die trotzigen Machofantasien der Vietnam-Aufräumer Stallone und Norris ein lustiger Sandkastenspaß. Die Action ist okay, aber nicht großartig, und als dann mal eine eindrückliche Szene kommt - die Marines kullern spürbar schmerzhaft einen Abgang runter - wird das ad absurdum geführt, als 10 Minuten später dasselbe nochmal passiert. Dazu lömpern Explosions In The Sky zusammen mit Verbrecher Steve Jablonsky den cheesy Score. Im Grunde ist das der bisher ehrlichste Film zum Engagement der USA in Afghanistan, und genau deshalb ist er auch nochmal so widerlich. Daß die US-Presse sich in Jubelarien verstieg, zeigt nur, wie gehirngewaschen dieses Land mittlerweile ist.
Tatsächlich im Grunde nicht unsympathisch, da wollte einer großes klassisches Abenteuerkino machen. Ändert natürlich nichts daran, daß der Film ein echter Stinkkäse ist. Total langweilig, ohne Schauwerte (am Ende fliegt ein ungefickter Fantasydrachen durch die Nacht, naja), anämisch gespielt (Keanu!) und noch nicht mal sonderlich ansprechend inszeniert. Wer da wen warum killen will, ist einem herzlich Wurst, da ist das saudoofe Ende auch nur noch egal. Für Allesgucker!
Exzellent gedrehtes Thrillerdrama mit einem herausragenden Richard Gere als strauchelndem Millionär, der sich durch ein finanzielles und ethisches Dilemma zu navigieren versucht. Das Tolle an ARBITRAGE ist die völlige Abwesenheit von moralischen Verurteilungsmechanismen, tatsächlich wünscht man dem den eigenen Regeln unterworfenen Geschäftsmann mitunter Glück bei seiner Perfidie (was auch an wunderbaren Schlagabtäuschen mit seinen Widersachern liegt) - wäre da nicht die Figur des unschuldigen Helfers wider Willen, der als einziger Protagonist noch einer eigene Ethik verpflichtet ist. In einer Nebenrolle glänzt der lange nicht mehr gesehene Stuart Margolin, aber gut gespielt ist das Ganze eh durch die Bank. Sehenswert.
Schlecht ist der nicht. Der Film leidet halt unter den befürchteten und bereits sattsam ausdiskutierten Defiziten. 1. Jugendfrei-Rating: Das blutleere Geballer passt einfach nicht zu Figur und Sujet. 2. Hauptdarsteller: Kann wirklich überhaupt nix, da sieht man mal wieder, wie wichtig Wellers Kinn war. 3. Action: Nicht schlecht, aber zu wenig, zu unspektakulär, zu zahm. Daß der neue ROBOCOP trotzdem keine Gurke ist, liegt daran, daß er sich nicht auf "dasselbe nochmal" beschränkt, sondern neue, nicht weniger relevante Themen findet und verfolgt. Oldman, Healy und besonders der lispelnde Keaton bringen das mit Verve auf die Leinwand und mit dem ersten "Auseinandernehmen" Murphys ist eine richtig starke Szene entstanden. Also ok.
Aufgeblasenes und langweiliges Nichts, das über drei Stunden ohne Sinn und Verstand die Exzesse einer filmisch längst abgefrühstückten Branche abfeiert. Opa Scorsese empfiehlt sich als nächster Seth-Rogen-Regisseur: Nichts passiert, aber davon viel. Die improvisierten Dialoge über Schamhaar und behinderte Kinder sind zäh wie die Outtakes eines Will-Ferrell-Films, von Thelma Schoonmaker wie immer mit dem Mähdrescher geschnitten. Die Songauswahl kommt mittlerweile nur noch willkürlich (reinblenden, rausblenden) und außer daß "Marty" die Super-SloMo für sich entdeckt hat, gibt es auch inszenatorisch nichts Aufregendes zu vermelden. Der an sich verlässliche DiCaprio wird von seinem Regisseur zum Dauerüberdrehen genötigt und bietet somit keine erwähnenswerte Leistung. Die bringt nur ein schön aufgespannter Matthew McConaughey, der kurz andeutet, wie diese eintönige Celebration von reichen Asis als Farce hätte aussehen können. Da ist der Film allerdings erst 10 Minuten alt und McConaughey wieder weg.
Läuft sicher gut in Studentenverbindungen.
Schöner Film, der ruhig und präzise die klassischen Tugenden amerikanischen Erzählkinos nutzt, um etwas über Jungs und Männer zu erzählen. Ansprechend, aber nicht aufgesetzt gedreht und auch so gespielt, mit interessanten Frauenfiguren und grollenden alten Kerlen (Sam Shepard, Joe Don Baker). Irgendwo zwischen STAND BY ME und ULEE'S GOLD.
Schade: Nach amtlichem Krawumms-Beginn sieht alles nach zünftiger Actionsause aus, aber leider will 3 DAYS TO KILL auch noch familiäre Konflikte verhandeln. Dies geschieht auf denkbar abgedroschene Art und Weise, ohne echte Entwicklung und mit gehöriger Redundanz (aha, Costner kommt seiner Tochter näher, indem er ihr das Radfahren beibringt. Fünf Minuten später bringt er ihr auch noch das Tanzen bei?!). So eiert der schön anzusehende, in manchen Szenen aber auch ganz schön hakelig inszenierte Filme eine halbe Stunde zu lang um sich selbst und unterminiert die knackigen Krawallszenen. Alles andere ist die immergleiche Luc-Besson-Kost: Franzosenhaß, schlechte Gags (die Pasta-Szene!) und frühreife Töchter (von TRUE GRIT-Kind Steinfeld annehmbar gespielt). Sehenswert ist allerdings - neben der gewohnt heißen Amber Heard - ein gereifter Kevin Costner, der im Alter nicht nur spitze aussieht, sondern auch immer besser wird.
Launige Krimikolportage aus deutschen Landen, die zeittypisch mit ranzigen Rassismen und Sexismen um sich wirft. Am Anfang muß Manfred Schott sogar einen einführenden Text wie beim "Schulmädchen-Report" zum Besten geben! Blacky Fuchsberger soll hier als ganz flotter Hund auftrumpfen, wirkt dabei aber vor allem ausgesprochen unsympathisch. Das tragische Ende kommt wie Kai aus der Kiste und riecht vor allem nach Vorlagenautor Reinecker. Trotzdem, auch dank pittoresker Kulissen, ein durchaus unterhaltsamer Schmierfilm mit blanken Busen und gestellten Faustkämpfen.
Sagenhaft schöner Text.
Etwas hüftsteife Sidney-Sheldon-Verfilmung, die drei Jahre älter aussieht, als sie ist. Wie es sich für eine "seriöse" Cannon-Veröffentlichung gehört, bevölkern knarzige Altstars (Steiger, Gould, Carney) die Szenerie. Der Thrill is allerdings schon lange vor Schluß gone, als sich nämlich die vermeintliche Psychoplotte als albernes Mafia-Einerlei zu erkennen gibt. Tut allerdings gut, Roger Moore mal unironisch zu sehen und auf schlechte Nachrichten nicht nur indigniert, sondern auch betroffen reagieren zu sehen.
Fürchterliche Schnulze, die ihre reaktionäre Botschaft rücksichtslos auf die Leinwand bringt und das Dilemma des gegenwärtigen US-Erzählkinos nachdrücklich unter Beweis stellt: Ein Drehbuch mit Reißbrettcharakteren, das kein noch so abgehangenes Klischee auslässt und jeden Schritt in so vorhersehbaren und ausgetretenen Pfaden latscht; brüllend dickärschig kommentierende Filmmusik und restlos auserzählte Rotzdialoge aus der Kitschfabrik. Schlimm. Eastwood growlt sich genauso tattrig und eindimensional durch diesen Müll wie durch GRAN TORINO, der schon Vorbote des Grauens war. Hast Großes geleistet, Clint; jetzt ist es wohl Zeit, die Pferde zu satteln.
Anfangs wirkungsvoll bedrückende Dystopie mit schönen SF-Bauten von Derek Meddings, die allerdings vor der heftigen Drohkulisse etwas zu schnell kapituliert und sich in beinahe seifenoperige Konfliktsituationen flüchtet. Während Chaplin etwas zuviel leidet, bringt Ollie Reed mal wieder sehr eindrücklich einen Mann kurz vor der Explosion auf die Leinwand. Das Ende reizt die Grenzen der Glaubwürdigkeit allzu mutig aus; dennoch bleibt ein durchaus nachhaltiges Gefühl von Traurigkeit.
Zumindest in der zweistündigen Originalversion ein durchaus gelungener Versuch, den Film Noir ins Frankreich der beginnenden 80er zu transportieren. Delon manipuliert sich durch ein unüberschaubares Figurendickicht und gibt der minderjährig wirkenden Lebensgefährtin Anne Parillaud ausreichend Gelegenheit zur selbstzweckhaften Fleischbeschau. Die stimmige Musikbegleitung und das frankophile Unterweltflair sorgen für nicht allzu gediegenes, manchmal sogar schön asoziales Krimivergnügen. Ein unterschätzter Film des stahlblauen Egomanen.
Häßliche Brutalvergewaltigung einer legendären Comicfigur, die Frank Miller seinem abgehangenen und völlig unpassenden SIN CITY-Look unterjocht. Ein "Look" übrigens, der schon nach zwei Minuten nervt und so geschmacklos aussieht wie ein Airbrush-Benzintank. Miller, der seinen Ruf spätestens mit diesem Sondermüll endgültig ramponierte, hat kein Gefühl für Inszenierung oder Schauspielführung. THE SPIRIT ist ein enervierendes Garnix mit anstrengenden Schauspielern und unanhörbarem Gebrabbel, eine abartige Vollkatastrophe ohne Sinn und Verstand. Wer sowas erträglich findet, ist blind und taub und doof.