Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Der englische Begriff 'Deadlock' bezeichnet ein Türschloss, das sich nur zu einer Seite hin öffnen lässt. In solch eine ausweglose Lage geraten drei Männer in dem von Roland Klick (Supermarkt, White Star) inszenierten Spätwestern gleichen Namens, der Gesellschaftskritik mit einer düsteren Endzeitstimmung kombiniert.
Charles Dump (Mario Adorf) ist einer der letzten Bewohner einer stillgelegten Minensiedlung. In der Wüste stößt er eines Tages auf den schwer verletzten Kid (Marquard Bohm), der einen Koffer voller Geld mit sich führt. Wie sich bald herausstellt, stammt das Geld aus einem Bankraub, den der junge Mann mit seinem älteren Partner, dem skrupellosen Mr. Sunshine (Anthony Dawson), verübt hat. Statt Kid zu töten und das Geld an sich zu nehmen, wie er es ursprünglich vor hatte, zeigt Charles jedoch Mitleid mit dem Schwerverletzten und nimmt ihn mit nach Hause. Bald darauf taucht jedoch auch Mr. Sunshine in der Minensiedlung auf und will unbedingt das Geld zurück, um das sein Partner ihn betrogen hat...
"Deadlock" begeistert durch dystopische Bilder der weiten Wüstenlandschaft sowie einem dazu passenden, psychedelischen Soundtrack der Kölner Krautrock-Band Can. Hinzu kommen starke Performances der wenigen auftretenden Darsteller und eine zwar simpel gehaltene, aber effektiv erzählte Geschichte über Bosheit, Gier und die sadistische Freude an den Qualen der Schwächeren. Auf diese Weise entwickelt sich eine intensive Jagd um den Geldkoffer, der sinnbildlich für die Hoffnung der drei Männer steht, ihrem erbärmlichen Dasein entfliehen zu können.
Hier und da hätte das Drehbuch zwar gerne noch etwas mehr Raffinesse vertragen können, gestaltet sich das gegenseitige Abjagen des Koffers doch zumeist nicht sonderlich ideenreich, doch auch so ist Klick ein ebenso atmosphärisches wie einnehmendes Werk gelungen, welches zahlreiche Elemente des zynischen Italo-Westerns in die Bundesrepublik brachte.
"Sunshine" unter der Regie des Briten Danny Boyle (Slumdog Millionär, Yesterday) ist ein über weite Strecken packender SciFi-Thriller in beeindruckenden Bildern, dem es jedoch an einer differenzierten Ausarbeitung der Charaktere und großen Überraschungsmomenten mangelt.
In naher Zukunft droht die Sonne zu erlöschen und die Erde somit einzufrieren. Daher wird eine achtköpfige Besatzung um den Physiker Capa (Cillian Murphy) an Bord des Raumschiffs Icarus II ausgesandt, um durch die Zündung einer gewaltigen Bombe das Fusionsfeuer von Neuem zu entfachen. Auf ihrer Reise empfängt die Crew unerwartet Signale der als verschollen geltenden Icarus I, die vor einigen Jahren mit dem gleichen Auftrag losgeschickt worden war, deren Mission allerdings aus unbekannten Gründen scheiterte. Capa entscheidet sich dafür, den Signalen der Icarus I zu folgen, um im Notfall eine zweite Bombe zur Verfügung zu haben und bringt damit sich und die anderen Crewmitglieder in höchste Gefahr...
Boyles Ausflug in das SciFi-Genre weiß vor allem in visueller Hinsicht zu begeistern und bringt viele eindrucksvolle Aufnahmen hervor, obgleich sein eigenwilliger Stil inklusive vieler flirrender oder verzerrter Einstellungen in Kombination mit den schnellen Schnitten sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack sein dürfte. Die Story indes verfügt zwar über eine spannende Prämisse, verläuft jedoch größtenteils nach bewährten Mustern und hält keine besonderen Wendungen parat.
Auch hätte eine genauere Ausarbeitung der Figuren "Sunshine" gut zu Gesicht gestanden, sind es doch neben spektakulären Außenbordeinsätzen - wie der Reparatur des Hitzeschildes - vor allem die immer wieder aufkeimenden Moraldebatten der Crew, die zu den intensivsten Momenten des Films gehören. Das prominente Darstellerensemble, zu welchem u.a. noch Michelle Yeoh (Tiger & Dragon), Rose Byrne (Insidious) und Chris Evans (Knives Out) zählen, kann diese fehlende Figurentiefe mit seinen ansprechenden Performances jedoch recht gut kaschieren, sodass "Sunshine" trotz dieser Schwächen insgesamt gelungene SciFi-Unterhaltung bietet.
Der zwischen Verschwörungsthriller und Psychodrama wandelnde "23" unter der Regie von Hans-Christian Schmid (Crazy, Wir sind dann wohl die Angehörigen) stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass das Leben selbst oftmals die unglaublichsten Drehbücher schreibt, wird hier doch eine derart abenteuerliche Geschichte erzählt, dass man als Zuschauer kaum glauben kann, dass diese auf realen Begebenheiten beruht.
Hannover in den 80er Jahren: Als kleiner Junge hat der sich für die noch in den Kinderschuhen steckende Computertechnik begeisternde Karl Koch (August Diehl) von seinem streng-konservativen Vater (Hanns Zischler) ein Buch über die Illuminaten und ihre Geheimzahl - die 23 - geschenkt bekommen. Seither glaubt er, dass der uralte Geheimbund bis heute fortbesteht und aus dem Untergrund die Geschicke der Welt lenkt. Aus der Überzeugung heraus, auf diese Weise für Gerechtigkeit zwischen den Mächten zu sorgen, werden Karl und sein Freund David (Fabian Busch) zu Spionen für den KGB, indem sie sich in westliche Computersysteme einhacken. Schon bald jedoch verschwimmen für den in die Drogenabhängigkeit abgleitenden Karl immer häufiger die Grenzen zwischen Wahn und Realität...
Schmids Film ist als Thriller weder besonders spannend, noch als Drama außergewöhnlich intensiv und emotional, funktioniert dafür aber als detailgenaue Aufarbeitung der Ereignisse, die als 'KGB-Hack' in die deutsche Geschichte eingingen. Darüber hinaus kann "23" mit einem stark agierenden Hauptdarsteller punkten, weiß August Diehl mit seiner Performance doch den Facettenreichtum des Protagonisten, dessen jugendlicher Idealismus alsbald in krankhafte Besessenheit umschlägt, eindrücklich zu porträtieren.
Angesichts dieser Vorzüge lässt sich auch einigermaßen darüber hinweg sehen, dass der Handlungsabschnitt um den NDR-Journalisten sich nicht stimmig in das Gesamtbild einfügen will und den Streitigkeiten innerhalb der Hacker-Gruppe mitunter zu viel Platz eingeräumt wird, zumal die hier stattfindende Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien heute aktueller denn je wirkt.
Der von Walter Hill (Nur 48 Stunden, Red Heat) inszenierte "Johnny Handsome" ist ein noirartiger Hybrid aus Actionthriller und Außenseiterdrama, der über recht atmosphärische Bilder und einen prominenten Cast verfügt, nach einem gelungenen Auftakt jedoch nur noch erzählerisches Mittelmaß bietet.
Der Kriminelle John Sedley (Mickey Rourke) hat von Geburt an ein entstelltes Gesicht. Nach einem missglückten Überfall, bei dem er von seinen Komplizen Sunny (Ellen Barkin) und Rafe (Lance Henriksen) hintergangen wurde, landet er im Gefängnis, wo sich der Arzt Dr. Resher (Forest Whitaker) seiner annimmt. Dr. Resher bietet Johnny eine umfangreiche Gesichtsoperation an, die sein äußeres Erscheinungsbild von Grund auf verändern soll. Darüber hinaus soll Johnny eine neue Identität als ehemaliger Marineoffizier erhalten. Auf diese Weise erhofft sich der Arzt, aus dem Gangster einen besseren Menschen zu machen...
Nach dem großen Erfolg von "Der Elefantenmensch" (1980) waren Filme über Menschen mit entstellten Gesichtern über mehrere Jahre hinweg in Mode. Bekannte Beispiele hierfür sind etwa "Die Maske" (1985) mit Cher und "Der Mann ohne Gesicht" (1993) mit Mel Gibson. "Johnny Handsome" vermischt die typischen Motive des Einzelgängerdramas mit Elementen des Gangsterthrillers und weiß damit im ersten Drittel eine spannende Ausgangslage zu kreieren, welche beim Zuschauer die Neugierde auf das Kommende schürt.
Ist Johnnys äußere Verwandlung jedoch erst einmal abgeschlossen, gehen Hills Werk sehr schnell die Ideen aus und es schließt sich ein sehr zäher und ereignisarmer Mittelteil an, in dem die Lovestory zwischen dem Protagonisten und seiner neuen Arbeitskollegin (Elizabeth McGovern) als einziger kleiner Lichtblick taugt. Neben dem sehr langsamen Handlungsfortschritt lässt sich zudem Johnnys mangelhaft ausgearbeitete Motivation kritisieren, bleibt doch für den Zuschauer vollkommen unverständlich, warum dieser nach seinem Läuterungsprozess plötzlich doch wieder zu seinen Komplizen zurückkehrt und statt sich für den Verrat an ihnen zu rächen auch noch erneut mit ihnen zusammenarbeitet.
Dank des gut aufspielenden Darstellerensembles, welchem in weiteren Rollen u.a. noch Scott Wilson (Kaltblütig) und der damals noch weitgehend unbekannte Morgan Freeman (Die Verurteilten) angehören sowie eines recht überzeugenden Finales, hinterlässt Hills Film trotz dieser eklatanten Schwächen letztlich aber doch noch einen ganz passablen Eindruck.
Mit "Ein himmlischer Sünder" schuf Regisseur Ernst Lubitsch (Sein oder Nichtsein, Ninotschka) eine charmante Mischung aus romantischer Komödie und gesellschaftskritischer Persiflage, welche die strengen amerikanischen Moralvorstellungen seiner Zeit gekonnt auf die Schippe nimmt.
Lebemann Henry Van Cleve (Don Ameche) war zeitlebens ein Schwindler und Frauenheld und erwartet nun nach seinem Tod, vom Teufel (Laird Cregar) in die Hölle aufgenommen zu werden. Dieser jedoch zweifelt daran, dass Henry tatsächlich dort hingehört und möchte sich zunächst die Lebensgeschichte des Verstorbenen anhören. Also erzählt Henry ihm von seiner wohlbehüteten Kindheit, seinen amourösen Abenteuern und seiner großen Liebe Martha (Gene Tierney), der Verlobten seines Cousins Albert (Allyn Joslyn)...
Lubitschs frivoler Genremix begeistert durch eine markante Farbgebung, eine liebenswerte Erzählweise und pointiert-bissige Dialoge. Die im Stile eines Biopic aufgezogene Geschichte gestaltet sich abwechslungsreich und enthält einige Kniffe und Wendungen, die "Ein himmlischer Sünder" trotz des durch die Rahmenhandlung vorgegebenen Ausgangs zu einem recht unvorhersehbaren Filmerlebnis werden lassen. Als weiterer Pluspunkt erweisen sich die vielen schrulligen Charaktere, wozu neben dem mit der Mentalität eines langweiligen Buchmachers ausgestatteten Albert auch Marthas fortwährend streitende Eltern und Henrys spitzbübischer Großvater zählen.
Zwar lässt die Gagdichte innerhalb der zweiten Filmhälfte ein wenig nach, da Lubitschs Film angesichts des fortschreitenden Alters des Protagonisten nun häufiger melancholische Töne anschlägt, doch weiß die märchenhaft anmutende Geschichte über menschliche Schwächen und die Widrigkeiten des Ehelebens bis zum Schluss für gelungene Unterhaltung zu sorgen.
Der von Don Siegel (Dirty Harry, Flucht von Alcatraz) inszenierte "Ein Fressen für die Geier" ist ein charmanter Western mit komödiantischen Elementen, der zwar eine recht dünne, nach bewährten Mustern funktionierende Geschichte erzählt, dafür aber mit hervorragenden Landschaftsaufnahmen, amüsanten Dialogen und explosiver Action punktet.
Mexiko zur Zeit der französischen Intervention: Auf seinem Ritt durch die Wüste trifft der Söldner Hogan (Clint Eastwood) auf die junge Sara (Shirley MacLaine), die er davor bewahrt, von drei Männern vergewaltigt zu werden. Zu Hogans großem Erstaunen entpuppt sich die Gerettete als Nonne, die sich am Freiheitskampf der Mexikaner beteiligt und sich derzeit auf der Flucht vor den französischen Besatzern befindet. Als der Söldner und die Ordensfrau erkennen, dass ihr gemeinsames Ziel die Garnisonstadt Chihuahua ist, schmieden sie Pläne, um die mexikanischen Unabhängigkeitskämpfer zu unterstützen...
Obwohl es sich um eine US-Produktion handelt, orientiert sich "Ein Fressen für die Geier" spürbar am Italo-Western. Neben dem von Zynismus geprägten Humor und den mitunter blutigen Gewaltdarstellungen wird dies vor allem anhand des Hauptdarstellers deutlich, trägt Eastwood doch hier einen ähnlichen Poncho wie in Leones Dollar-Trilogie und agiert auch den gesamten Film über auf vergleichbare Weise.
Neben der excellenten Kameraarbeit und einem gewohnt eingängigen Morricone-Score sind es derweil vor allem die bissigen Wortgefechte und skurrilen Ideen, die den Zuschauer bei Laune halten und auch über ein paar eher zähe Passagen hinweghelfen, in denen nicht viel Aufregendes geschieht. Allein schon MacLaines Ritt auf einem sehr kleinen Packesel, bei dem ihre Beine fast über den Boden schleifen, weiß dabei für einige Lacher zu sorgen.
Eher routiniert als sonderlich gewitzt fühlt sich hingegen das Finale des Films an, bei dem es zwar ordentlich kracht und knallt, darüber hinaus aber kaum etwas geschieht, was man in ähnlicher Form nicht schon häufiger gesehen hätte.
Mit "Miami Vice" kehrte Regisseur Michael Mann (Heat, Collateral) zu seinen Wurzeln zurück, war er doch in 80ern als ausführender Produzent an der populären TV-Serie beteiligt. Manns Filmversion bringt die beiden Ermittler Sonny und Ricardo ins neue Jahrtausend, lässt es bei all der Coolness und all den stylishen Bildern aber an Substanz vermissen.
James 'Sonny' Crocket (Colin Farrell) und sein Partner Ricardo 'Rico' Tubbs (Jamie Foxx) sind erfahrene Drogenfahnder der Polizei von Miami. Nachdem bei einem groß angelegten FBI-Einsatz einer ihrer Informanten ums Leben kommt, werden die beiden Ermittler undercover in ein kolumbianisches Drogenkartell eingeschleust, um einem möglichen Spitzel in den eigenen Reihen auf die Schliche zu kommen. Schon bald gewinnen sie das Vertrauen des Drogenbarons Archangel (Luis Tosar) und seiner Geliebten Isabella (Gong Li). Archangels Mittelsmann und enger Vertrauter Yero (John Ortiz) schöpft jedoch Verdacht...
Michael Manns Stil nach der Jahrtausendwende ist sehr gewöhnungsbedürftig und wird einige Zuschauer von vornherein abschrecken. So verzichtet Mann komplett auf den Einsatz von Steadicams und bleibt mit der wackligen Handkamera stets sehr nah bei den Figuren, sodass man jedes Barthaar von Farrell zählen und jede Hautpore von Foxx erkennen kann. Hierdurch erreicht Manns Thriller in seinen besten Momenten eine enorme Intensität, welche vor allem bei den packenden Shootouts zum Tragen kommt. Insgesamt enthält "Miami Vice" jedoch gar nicht so viele Actionszenen, sondern weidet sich lieber an den Bildern seines Protagonistenduos, welches wahlweise im Auto, Flugzeug oder Schnellboot unterwegs ist oder sich mit seinen Bettgefährtinnen in den Laken wälzt.
So ultracool die Inszenierung auch ist, so konventionell und von Stereotypen dominiert fällt die Handlung aus, verläuft der Undercover-Einsatz der beiden Ermittler doch nach altbekannten Mustern. Dank Manns handwerklichem Gespür und den guten Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Naomie Harris (28 Days Later), Ciarán Hinds (Road to Perdition) und Barry Shabaka Henley (Terminal) zählen, kommt aber dennoch keine Langeweile auf.
Mit Nicolas Cage durch die Nächte des Wahnsinns. Als New Yorker Rettungssanitäter in "Bringing Out the Dead" unter der Regie von Martin Scorsese (Shutter Island, The Wolf of Wall Street) erlebt er hautnah den Irrsinn einer von Drogensucht, Gewalt und Prostitution geprägten Großstadt, deren Bewohner die Pforte zur Hölle weit offengestoßen haben.
Sanitäter Frank Pierce (Nicolas Cage) droht an seiner Arbeit zu zerbrechen. Diese besteht in letzter Zeit fast ausschließlich darin, Tote aufzusammeln, hat er doch schon lange keinen Menschen mehr retten können. Gemeinsam mit seinen ebenfalls vor dem mentalen Zusammenbruch stehenden Kollegen rast Frank durch die Nacht, hetzt von einem Notfalleinsatz zum nächsten. Bei der Reanimation eines Herzinfarktpatienten lernt er dessen Tochter Mary (Patricia Arquette) kennen und freundet sich mit ihr an. Doch auch diese Begegnung scheint nicht mehr als ein schwacher Hoffnungsschimmer inmitten des Infernos zu sein...
"Bringing Out the Dead" setzt vornehmlich auf die Vermittlung von Stimmung und Atmosphäre und versteht sich sowohl als Psychogramm des völlig ausgebrannten Protagonisten wie auch als beklemmende Milieustudie. In manchen Momenten erinnert dies an Scorseses "Taxi Driver" (1976), allerdings mit dem großen Unterschied, dass Frank mit Resignation statt Aggression auf die Geschehnisse auf den New Yorker Straßen reagiert. Dabei ergeht sich der Film jedoch keineswegs nur in Melancholie, sondern wird von einem beißenden Zynismus bestimmt, der einige starke Lacher hervorbringt, zu welchen speziell Franks skurrile Kollegen beitragen, die von John Goodman (The Big Lebowski), Ving Rhames (Pulp Fiction) und Tom Sizemore (Das Relikt) verkörpert werden. Hinzu kommen wild-virtuose Kamerafahrten und verwaschene, vom Licht der Straßenlaternen und Reklametafeln dominierte Bilder.
Auch wenn Scorsese die Spannungsschrauben hier nur selten fest anzieht, ist ihm mit "Bringing Out the Dead" ein über weite Strecken mitreißender Trip ins Herz der Finsternis gelungen.
Als einer der ersten US-Western war "Der gebrochene Pfeil" unter der Regie von Delmer Daves (Zähl bis drei und bete, Die Sommerinsel) um ein differenziertes Bild der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen weißen Siedlern und amerikanischen Ureinwohnern bemüht, werden Letztere hier doch nicht mehr als bösartige Wilde dargestellt, denen der Sinn nur nach Mord und Todschlag steht. Während diese filmhistorische Leistung wohl gar nicht genug Anerkennung verdienen kann, sind andere Bestandteile von Daves' Western weniger gut gealtert.
Auf der Suche nach Gold trifft der Abenteurer und ehemalige Kurier Tom Jeffords (James Stewart) auf den verletzten Apachenjungen Machogee (Robert Foster Dover) und pflegt ihn gesund, wodurch er sich den Respekt von dessen Stammesgenossen verdient. Positiv angetan von dieser Begegnung, möchte Tom fortan im Konflikt zwischen Apachen und Weißen vermitteln und sucht daher den Häuptling Cochise (Jeff Chandler) auf, um mit ihm zu verhandeln. Im Zuge dessen lernt er auch die Schamanin Sonseeahray (Debra Paget) kennen und verliebt sich in sie...
Während die allermeisten Western der Goldenen Ära Hollywoods auf ein klassisches Gut-Böse-Schema setzten und die Ureinwohner stets als angriffslustiges Kollektiv zeigten, bricht Daves' Film mit diesen ungeschriebenen Gesetzen und versucht zum einen, die Schuld für den Konflikt zwischen beiden Parteien nicht allein bei den Ureinwohnern zu suchen und diese zum anderen als Individuen mit unterschiedlichen Positionen darzustellen. Zwar bleibt es in mancher Hinsicht allein bei gutgemeinten Ansätzen, kann "Der gebrochene Pfeil" auf einige Stereotype doch nicht gänzlich verzichten, doch sind allein schon diese Ansätze aller Ehren wert.
Als weniger gelungen erweisen sich hingegen jene Passagen, in denen Daves' Film zu stark von den historischen Gegebenheiten abweicht. Zu diesen Abweichungen zählt insbesondere die recht schmalzige Liebesgeschichte, die man am besten ganz rausgelassen hätte, zumal das erzwungene Melodram letztlich nicht zur Aussage des Films passen will. Stattdessen hätten die Drehbuchschreiber etwa stärker auf die Vorgeschichte des Protagonisten eingehen sollen, wundert man sich als Zuschauer doch, wieso Tom Jeffords die Sprache der Apachen beherrscht und über ihre Riten und Gewohnheiten Bescheid weiß, obwohl er vorher nie näheren Kontakt zu den Ureinwohnern hatte.
Speziell wegen seiner wegweisenden Versöhnungsbotschaft, aber auch wegen den souveränen Darstellerleistungen und den ansprechenden Landschaftsaufnahmen kann sich eine Sichtung von Daves' Western jedoch auch heute noch lohnen.
Lange Zeit über galt das Thema Mars in Hollywood als absolutes Kassengift. Filme wie "Red Planet" (2000), "Mission to Mars" (2000), "Ghosts of Mars" (2001) oder "John Carter" (2012) erwiesen sich als katastrophale Box Office-Flops und konnten auch die Kritiker nur selten überzeugen. So musste erst der genreerfahrene Altmeister Ridley Scott (Alien, Blade Runner) kommen, um mit seiner Romanverfilmung "Der Marsianer" dem roten Planeten doch noch zu einem Erfolg an den Kinokassen zu verhelfen.
Der Astronaut und Botanikexperte Mark Watney (Matt Damon) ist Teil der Crew der Raumfahrtmission 'Ares III', welche mit der Erforschung des Mars' betraut wurde. Als ein gewaltiger Sandsturm das Team zum Abbruch ihrer Arbeiten zwingt, ordnet die befehlshabende Kommandantin Lewis (Jessica Chastain) die sofortige Rückkehr zur Erde an. Auf dem Weg zum Rückkehr-Modul wird Mark jedoch von einer umherfliegenden Antenne getroffen und bleibt verletzt und außerhalb der Sichtweite der anderen Crewmitglieder liegen. Im Glauben er sei tot, treten diese daher die Heimreise an. Als die NASA um Direktor Teddy Sanders (Jeff Daniels) anhand von Satellitenbildern erkennt, dass Mark Watney noch lebt, muss binnen kürzester Zeit ein Rettungsplan her...
"Der Marsianer" ist eine nach bewährten Erzählmustern funktionierende Robinsonade im All, die sich durch spektakuläre Bilder, eine gute Portion Spannung und Humor sowie einen souverän agierenden Cast auszeichnet, zu welchem u.a. noch Kate Mara (Transsiberian), Chiwetel Ejiofor (12 Years a Slave) und Sean Bean (Die Insel) zählen. Scott versteht es dabei, einerseits die Dringlichkeit der im Zentrum stehenden Rettungsmission auch für den Raumfahrtlaien zu vermitteln und andererseits das Szenario so fachbezogen und geerdet zu halten, dass der Film sich durchgängig in einem realistisch anmutenden Rahmen bewegt und zu keiner Zeit an Glaubwürdigkeit einbüßt.
Kritisieren lässt sich neben dem Mangel an Reibungspunkten unter den Figuren - selbst die Chinesen bieten hier im Gegenzug für einen Astronautenplatz bei künftigen Missionen ihre Mithilfe an - vor allem die zu üppig ausgefallene Laufzeit. So scheint es bisweilen, als ob Scott sich an den eigenen Mars-Panoramen gar nicht satt sehen könne und er selbst dem unbedeutendsten Nebencharakter noch seinen Heldenmoment spendieren wolle. Da "Der Marsianer" dankenswerterweise jedoch auf allzu viel Pathos verzichtet und der Protagonist neben seinen cleveren Tricks auch mit seiner ansteckend guten Laune begeistert, ergibt sich somit ein unterhaltsamer Überlebenskampf auf dem roten Planeten.
Der ungeklärte Mordfall auf dem Einödhof Hinterkaifeck zählt auch mehr als hundert Jahre später noch zu den bekanntesten Tötungsdelikten Deutschlands und ist Gegenstand zahlreicher Spekulationen. In der Nacht auf den 1. April 1922 wurden auf dem abgeschiedenen Anwesen in Oberbayern sechs Menschen mit einer Hacke erschlagen. Neben den kaltblütigen Morden selbst sorgte auch das Nachtatverhalten für Aufsehen, hielten sich der oder die Täter doch anschließend noch längere Zeit auf dem Hof auf, versorgten das Vieh und bedienten sich aus der Vorratskammer. 2006 nahm Andrea Maria Schenkel die grausamen Geschehnisse als Grundlage für ihr Romandebüt "Tannöd", welches von Bettina Oberli (Im Nordwind, Die Herbstzeitlosen) unter gleichem Namen auf die große Leinwand gebracht wurde.
Zur Beerdigung ihrer Mutter kehrt Kathrin (Julia Jentsch) nach langer Abwesenheit in ihr Heimatdorf zurück. Seit einem furchtbaren Mehrfachmord vor zwei Jahren, bei dem die verhasste Bauernfamilie Danner samt Kindern und Magd erschlagen wurde, herrschen im Ort Angst und Zwietracht, da sich alle Dorfbewohner gegenseitig der Tat bezichtigen. Von der übellaunigen Traudl (Monica Bleibtreu), Schwester der getöteten Magd, erfährt Kathrin die Hintergründe der Mordnacht und kommt schließlich einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur...
Die filmische Umsetzung von Schenkels Bestseller, der schlaglichtartig und unzusammenhängend aus der Perspektive von Opfern, Ortsansässigen und Täter erzählt, dürfte die Macher von "Tannöd" vor enorme Schwierigkeiten gestellt haben. Diese sind dem Endergebnis letztlich auch deutlich anzumerken, fühlt sich Oberlis Werk aufgrund der vielen Rückblenden und Perspektivwechsel doch sehr unstrukturiert an und findet nie zu seinem Rhythmus. So ist "Tannöd" aufgrund der fehlenden Dramaturgie eher eine Milieustudie geworden, die die von Misstrauen und gegenseitigen Verdächtigungen geprägte Dorfmentalität beleuchtet. Entsprechend wenig überrascht es, dass eine Szene, in der sich die Ortsbewohner beim gemeinsamen Leichenschmaus Beschuldigungen an den Kopf werfen, zu den einprägsamsten des ganzen Films gehört.
Bisweilen gelingen Oberli zwar durchaus stimmungsvolle Aufnahmen des einsamen Hofes und seiner Umgebung, doch macht die recht unruhige Kameraführung einen Teil davon wieder zunichte. So kann "Tannöd" allenfalls noch mit den guten Leistungen des Darstellerensembles punkten, dem u.a. noch Brigitte Hobmeier (Die Hebamme - Auf Leben und Tod), Volker Bruch (Babylon Berlin) und Filip Peeters (Loft - Tödliche Affären) angehören.
"Joint Security Area" ist eine ungewöhnliche Mischung aus Militärthriller und Politdrama, die sich durch inszenatorischen Einfallsreichtum und eine eindeutig humanistische Botschaft auszeichnet und zugleich den internationalen Durchbruch für Regisseur Park Chan-wook (Oldboy, Die Taschendiebin) bedeutete.
In der 'Joint Security Area', die sich als Teil der demilitarisierten Zone an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea befindet, werden die Leichen von zwei nordkoreanischen Soldaten aufgefunden. Die Neutrale Überwachungskommission aus Schweden und der Schweiz wird alarmiert, um die Gewalttat zu untersuchen und eine diplomatische Krise zwischen den verfeindeten Staaten zu verhindern. Die in der Schweiz geborene Sophie Jean (Lee Yeong-ae), welche die Untersuchung leitet, deckt durch die Befragungen der in den Vorfall involvierten Soldaten überraschende Vorgänge an der Grenze auf...
"Joint Security Area" ist in drei Kapitel eingeteilt, wobei das zweite Kapitel eine Rückblende darstellt und seine Verbindung zu den Kapiteln 1 und 3 erst nach und nach ersichtlich wird. Da Park darauf verzichtet, die politische Gemengelage im Detail zu erläutern, fordert sein Film ein entsprechend hohes Maß an Aufmerksamkeit, um der Handlung bis zum Schluss folgen zu können. Im Zentrum der Handlung steht dabei eine ungewöhnliche Freundschaft, welche als stellvertretend für die Versöhnung von Nord- und Südkorea gesehen werden kann und zugleich den Wunsch nach einer Wiedervereinigung der beiden Länder repräsentiert.
Zwar steht man als westlicher Zuschauer speziell im ersten Drittel auf verlorenem Posten und hier und da hat "Joint Security Area" auch mit ein paar Längen zu kämpfen, doch dafür weiß der Film durch seinen interessanten Mix aus Action, Humor und Dramatik aus der Masse hervorzustechen. Dass Parks Werk angesichts dieser Kombination verschiedener Genres stets den richtigen Ton trifft, ist dabei auch dem überzeugenden Cast zu verdanken, dem u.a. noch Lee Byung-hun (I Saw the Devil), Shin Ha-kyun (Sympathy for Mr. Vengeance) und Song Kang-ho (Parasite) angehören.
Die schaurige Literaturverfilmung "Ring" unter der Regie Hideo Nakatas (Dark Water, White Lily) trat um die Jahrtausendwende eine regelrechte Welle des J-Horrors los und weiß dank ihrer unheimlichen Atmosphäre, der wendungsreichen Story und einigen wahrhaft ikonischen Schockmomenten auch heute noch für Gänsehaut zu sorgen.
Im Umfeld der Reporterin Reiko Asakawa (Nanako Matsushima) geht ein Gerücht über ein rätselhaftes Videoband um, welches jedem, der es sich ansieht, nach sieben Tagen den Tod bringt. Als Reiko auf der Trauerfeier für ihre verstorbene Nichte Tomoko (Yuko Takeuchi) erfährt, dass auch diese sich das Band angeschaut hatte, geht sie gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Ryuji (Sanada Hiroyuki) der Sache nach. Die Spur führt Reiko zu einer Blockhütte auf der Izu-Halbinsel, wo sie tatsächlich auf das mysteriöse Band stößt und es sich ansieht - mit fatalen Folgen...
Nakatas Horrordrama verzichtet nahezu vollständig auf Jumpscares, Blut und Gewalt und setzt ausschließlich auf die Wirkung seiner ebenso verstörenden wie unvorhersehbaren Geschichte, bei der unterschwellig auch immer etwas Medienkritik mitschwingt. Voraussetzung für den Genuss des Films ist dabei lediglich, dass der Zuschauer akzeptiert, dass die Charaktere die Macht des Videobands so gut wie nie in Frage stellen und all die damit verbundenen Ereignisse als logische Folge dieser erachten. Wer nicht damit klar kommt, dass die Charaktere das Übernatürliche als Teil ihrer Welt anerkennen, sollte daher lieber zu Gore Verbinskis US-Remake greifen, welches einen kriminalistischen Ansatz wählt und sich sehr viel Zeit nimmt, um die Hintergründe der grauenvollen Vorgänge in aller Ausführlichkeit zu veranschaulichen.
Trotz der im Vergleich zum Remake kürzeren Laufzeit hat Nakatas Film durchaus mit ein paar Spannungsdurchhängern zu kämpfen und kann auch nicht von der schauspielerischen Klasse einer Naomi Watts zehren. Spätestens im schockierenden Finale weiß "Ring" sein Publikum jedoch wieder vor das TV-Gerät zu bannen, zumal die japanische Version im Gegensatz zum US-Remake auch noch auf einer bitterbösen Schlusspointe endet.
Das auf realen Begebenheiten basierende Justizdrama "Lucia" widmet sich der Aufarbeitung eines der spektakulärsten Kriminalfälle der niederländischen Geschichte, verpasst aber aufgrund der recht drögen Inszenierung und des einfallslosen Drehbuchs die große Chance, mehr als eine bloße Aneinanderreihung der wichtigsten Stationen dieses Falles zu liefern.
Lucia de Berk (Ariane Schluter) arbeitet mit großem Engagement als Krankenschwester auf der Säuglingsstation einer Klinik in Den Haag. Ihre Kolleginnen sehen in ihr eine sonderbare Einzelgängerin, die anderen gerne Vorschriften macht und nur selten über ihre dunkle Vergangenheit spricht. Als ein Säugling auf der Station unter scheinbar mysteriösen Umständen zu Tode kommt, fällt der Verdacht daher bald auf die eigenbrötlerische Krankenschwester. Nach und nach decken die Ermittler weitere ungeklärte Todesfälle in Lucias Umfeld auf, sodass die Staatsanwaltschaft schließlich Anklage wegen mehrfachen Mordes erhebt. Lediglich der jungen Anwaltsgehilfin Judith Jansen (Sallie Harmsen) kommen Zweifel an Lucias Schuld...
Dem von Paula van der Oest (Black Butterflies, The Bay of Silence) inszenierten Drama liegt ein Kriminalfall zugrunde, der Justiz und Medien über mehrere Jahre hinweg in Atem hielt. Obwohl immer wieder durchscheint, dass "Lucia" das Potenzial für einen packenden Gerichtsfilm gehabt hätte, der auf einnehmende Weise das skandalöse Vorgehen von Polizei und Staatsanwaltschaft sowie die angedeutete Manipulation des Verfahrens von Seiten der Klinikleitung beleuchtet, gelingt es van der Oest nicht, die Dringlichkeit und Tragweite des Geschehens angemessen zu vermitteln. Dass eine Frau aufgrund von derart fadenscheinigen Indizien - wie etwa Lucias Vorliebe für Tarotkarten und Horrorromane - zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wird, erscheint allerdings auch dermaßen absurd, dass man sich als Zuschauer kaum vorstellen kann, dass dies alles sich tatsächlich so zugetragen hat.
Da van der Oest das Thrillerpotenzial dieser modernen Hexenjagd jedoch nicht auszuschöpfen versteht, funktioniert "Lucia" am ehesten noch als ruhiges Charakterporträt, stellt die starke Performance der Hauptdarstellerin doch den mit Abstand größten Pluspunkt dieses ansonsten eher im biederen Stil eines TV-Krimis gehaltenen Dramas dar.
Das türkische Coming-of-Age-Drama "Mustang" erzählt auf sensible Weise vom Freiheitsdrang fünf junger Mädchen, die sich mit aller Macht gegen die Restriktionen einer patriarchal geprägten Gesellschaft stemmen. Deniz Gamze Ergüvens Langfilmdebüt weiß mit sonnendurchfluteten Bildern, guten Schauspielleistungen sowie einer zwar eher konventionellen, aber durchaus fesselnden Handlung zu gefallen.
Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wächst Lale (Günes Sensoy) mit ihren vier älteren Schwestern bei ihrem Onkel (Ayberk Pekcan) und ihrer Großmutter (Nihal Koldas) in einem kleinen Dorf an der Schwarzmeerküste auf. Da ihr Kleidungsstil nicht den Konventionen entspricht, sie sich in ihrer Freizeit mit Jungs verabreden und sich gegen die Vorschriften der Erwachsenen auflehnen, ecken die Mädchen bei Familie und Nachbarn immer wieder an und werden zur Strafe mit tagelangem Hausarrest belegt. Als ihre Schwestern dann auch noch nach und nach zwangsverheiratet werden, schmiedet Lale einen Plan, um der Gefangenschaft zu entkommen...
Ergüvens Drama, dessen Handlung zahlreiche Parallelen zu Sofia Coppolas "The Virgin Suicides" (1999) aufweist, besticht zwar nicht so sehr durch Innovation, überzeugt aber durch gut ausgearbeitete Charakter und kann speziell im letzten Drittel auch ein hohes Maß an Spannung erzeugen. In aller Ausführlichkeit zeigt "Mustang" den Konflikt zwischen Tradition und Moderne in einer von Männern dominierten Welt und stellt gleichzeitig den unbändigen Freiheitswillen und die Lebensfreude der Mädchen heraus, was neben all der Traurigkeit und der Wut auch zu einigen humorvollen Momenten führt.
Eingehüllt in flirrende Bilder von Trabzon und Umgebung und mit einem sehnsuchtsvollen Score von Warren Ellis (The Road, Wind River) unterlegt, ergibt sich so ein emotional bewegendes Werk, dem jederzeit anzumerken ist, dass es eine echte Herzensangelegenheit der Regisseurin darstellt.
Als einer der wenigen Vertreter seines Genres erhielt das Wuxia-Epos "Tiger & Dragon" unter der Regie von Ang Lee (Der Eissturm, Life of Pi) auch im Westen große Aufmerksamkeit und konnte u.a. vier Oscar-Trophäen einheimsen. Die positive Rezeption im Westen verwundert im Nachhinein jedoch gar nicht so sehr, fühlt sich Lees Werk doch über weite Strecken wie der Versuch an, fernöstliche Filmtradition mit amerikanischem Blockbuster-Kino zu verbinden.
Das chinesische Kaiserreich im Jahr 1779: Li Mu Bai (Chow Yun-Fat) und Yu Xiu Lian (Michelle Yeoh) sind berühmte Schwertkämpfer, die schon seit vielen Jahren heimlich Gefühle füreinander hegen, diese aber bisher nicht offen ausgesprochen haben. Als Li Mu Bai von einer Meditation in die Stadt zurückkehrt, bittet er seine Freundin, sein wertvolles Schwert zu verschenken, ist er des Kämpfens doch mit der Zeit überdrüssig geworden. Schon kurz nach der Übergabe des Schwertes wird dieses jedoch von einer Diebin gestohlen, welche sich als die junge Gouverneurstochter Yu Jiao Long (Zhang Ziyi) entpuppt. Diese verfügt über enorme Fähigkeiten, die selbst den beiden erfahrenen Schwertkämpfern ebenbürtig sind, besitzt jedoch auch ein ungezügeltes Temperament, das sie in große Gefahr bringt...
Lees Film weiß vor allem in visueller Hinsicht zu gefallen und bietet neben herrlichen Landschaftaufnahmen auch mehrere stark choreografierte Schwertkämpfe. Letztere unterscheiden sich von den meisten Martial Arts-Werken speziell wegen ihrer fantastischen Elemente, können die Figuren doch etwa meterweit springen oder leichtfüßig in Baumkronen stehen. Deutlich weniger originell erscheint derweil der Handlungsverlauf, geschieht abseits der Kampfsequenzen doch nicht viel mehr, als dass Li Mu Bai und Yu Xiu Lian immer wieder auf die widerwillige Schwertdiebin einreden und sie davon überzeugen wollen, sich von ihnen unterrichten zu lassen. Besonders dann, wenn in einer langen Rückblende die Vergangenheit der jungen Diebin und ihre Liebe zu einem Wüsten-Banditen (Chang Chen) beleuchtet wird, zerfasert die Handlung regelrecht und entfernt sich für eine ganze Weile von den beiden Hauptcharakteren. In dieser Phase vermag der Film nicht die gewünschten Emotionen beim Zuschauer hervorzurufen, zumal die junge Diebin mit ihrer aufsässigen Art kaum Sympathien wecken kann.
Erst im atmosphärischen Finale in einer Tropfsteinhöhle kann "Tiger & Dragon" schließlich wieder mehr überzeugen und bringt die Geschichte doch noch zu einem insgesamt gelungenen Ende.
Mit "Der Tod und das Mädchen" schuf Regisseur Roman Polanski (Chinatown, Der Pianist) einen kammerspielartigen Psychothriller, der sich auf intensive Weise mit Themen wie Schuld, Rache und einer komplexen Täter-Opfer-Dynamik auseinandersetzt.
Südamerika nach dem Ende der Militärdiktatur: Paulina Escobar (Sigourney Weaver) wohnt mit ihrem Ehemann Gerardo (Stuart Wilson), der alsbald den Vorsitz im Komitee zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen innehaben wird, in einem abgelegenen Haus an der Küste. Als Gerardo auf dem Heimweg eine Reifenpanne hat, hilft ihm der Arzt Dr. Miranda (Ben Kingsley) und fährt ihn nach Hause. Während sich die beiden Männer auf Anhieb gut verstehen, glaubt Paulina in dem nächtlichen Besucher eine Person aus ihrer Vergangenheit wiederzuerkennen...
Der Titel von Polanskis Film bezieht sich auf das jahrhundertealte Motiv, welches immer wieder in verschiedenen Kunstrichtungen verarbeitet wird und den personifizierten Tod als Liebhaber einer jungen Frau darstellt. Passend hierzu kommt auch dem gleichnamigen Streichquartett von Franz Schubert innerhalb der Handlung eine bedeutsame Rolle zu.
Der fast ausschließlich in und um das Wohnhaus der Protagonistin spielende Thriller lebt dabei vor allem von den eindringlichen Performances des Hauptdarsteller-Trios, der düster-beklemmenden Atmosphäre sowie den geschliffenen Dialogen, die sich mit Recht und Unrecht, Vergebung und Vergeltung, Folter und Selbstjustiz befassen. Irritierend erscheint in diesem Zusammenhang lediglich, dass die Hauptrollen trotz des Südamerika-Schauplatzes nicht mit südamerikanischen Darstellern besetzt wurden, hätte dies doch in jedem Fall zur Authentizität des Geschehens beigetragen.
Doch auch so ist Polanski ein packender Psychothriller über ein im US-Film eher selten behandeltes Kapitel des 20. Jahrhunderts gelungen.
Das poetische Liebesdrama "In the Mood for Love" unter der Regie von Wong Kar-Wai (Chungking Express, Fallen Angels) besticht durch erlesene Bildästhetik, nuanciertes Schauspiel und eine bittersüße Geschichte, welche um Themen wie Sehnsucht, soziale Zwänge und unerfüllte Wünsche kreist.
Hongkong 1962: Der Zeitungsredakteur Chow Mo-wan (Tony Leung) und die Sekretärin Su Li-zhen Chan (Maggie Cheung) ziehen am gleichen Tag mit ihren jeweiligen Ehepartnern in ein beengtes Mehrparteienhaus ein und wohnen fortan Tür an Tür. Da Li-zhens Mann häufig auf Geschäftsreise ist und Mo-wans Frau Schichtarbeit in einem Hotel leistet, kommt es mehr und mehr zu einer Entfremdung zwischen den Eheleuten. Gleichzeitig nähern sich Mo-wan und Li-zhen bei ihren alltäglichen Begegnungen im Haus und auf dem Heimweg immer mehr an, und beginnen, Gefühle für einander zu entwickeln...
"In the Mood for Love" ist ein ruhiges, einfühlsam erzähltes Werk, welches in aller Ausführlichkeit und Differenziertheit das Seelenleben der beiden Protagonisten beleuchtet. Dabei lebt Wong Kar-Wais Drama vor allem vom Unausgesprochenen und Unsichtbaren, von kleinen Gesten und den sehnsuchtsvollen Blick der zwei Liebenden, die wir häufig nur durch Türrahmen oder Fensterscheiben sehen und deren jeweilige Ehepartner wir sogar überhaupt nicht zu Gesicht bekommen.
Auch wenn Mo-wan und Li-zhen mit der Zeit herausfinden, dass ihre Partner eine Affäre miteinander haben, geht es hier nicht um Rachegelüste und auch Lust und Sexualität spielen eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr stehen gegenseitiger Respekt und Verständnis sowie der Wunsch nach einem Ausbruch aus den gesellschaftlichen Konventionen im Vordergrund, womit der Film auch auf die Historie Hongkongs und die Unterdrückung des Landes zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft anspielt.
Unterlegt mit einem ungewöhnlichen Soundtrack, der spanische und fernöstliche Klänge mischt und in satte Rot- und Grüntöne gehüllt, ergibt sich so ein ungemein stimmungsvolles, noir-artiges Drama von enormer Schönheit.
Das von Michail Kalatosow (Die Kraniche ziehen, Ich bin Kuba) inszenierte Survival-Abenteuer "Das rote Zelt" zeigt den auf realen Begebenheiten basierenden Überlebenskampf einer Gruppe Männer im ewigen Eis und befasst sich zugleich auf eindringliche Weise mit Fragen über Schuld und Sühne.
Dem alternden und von Reuegefühlen geplagten General Nobile (Peter Finch) erscheinen die Geister der Vergangenheit, die zusammengekommen sind, um ein Urteil über seine Taten zu fällen. Im Mai 1928 hatte Nobile den Versuch unternommen, als erster Mensch mit einem Luftschiff den Nordpol zu erreichen und dort auszusteigen. Dabei gerieten sie jedoch in einen fürchterlichen Sturm, der die Besatzung zu einer Bruchlandung zwang. Fortan sahen Nobile und die anderen Teilnehmer der Expedition, zu denen auch der Forscher Finn Malmgren (Eduard Marzewitsch) und der Funker Biagi (Mario Adorf) gehörten, dem sicheren Tod im eisigen Nirgendwo entgegen...
Von Kalatosows fesselndem Survival-Film existieren zwei verschiedene Schnittfassungen (eine sowjetische und eine italienische), die sich in vielen Punkten voneinander unterscheiden. Die italienische Fassung, für die Ennio Morricone den Hauptscore von Alexander Sazepin ergänzte, startet mit einem Prolog, der zunächst etwas irritiert und in dem in aller Kürze diverse Charaktere eingeführt werden, die zum Teil erst viel später noch eine Rolle spielen werden. Dieser Prolog bildet die Grundlage für die Rahmenhandlung um den gealterten General Nobile, der auf seine Nordpol-Expedition zurückblickt und seine damaligen Entscheidungen hinterfragt.
Hat man diese recht unzusammenhängend wirkende Einleitung erst einmal überstanden, folgt ein enorm packender und teils spektakulärer Hauptteil, der vom Absturz des Luftschiffs und den sich daran anschließenden Rettungsversuchen erzählt. Neben den gewaltigen Bildern der endlosen Polarlandschaft und der geschickten Zusammenführung mehrerer Handlungsstränge kann dabei auch der internationale Cast begeistern, zu dem u.a. noch Claudia Cardinale (Spiel mir das Lied vom Tod), Hardy Krüger sen. (Der Flug des Phoenix) und Sean Connery (The Untouchables) zählen. Während die Lovestory zwischen der von Cardinale verkörperten Krankenschwester und dem von Marzewitsch gespielten Forscher zwar für eine zusätzliche emotionale Komponente sorgt, aber insgesamt etwas zu knapp abgehandelt wird, ist es vor allem Connerys Auftritt als Südpol-Pionier Roald Amundsen, der dem Geschehen eine weitere besondere Tragweite verleiht.
Somit ist "Das rote Zelt" nicht nur für Freunde aufwendiger Katastrophenfilme in jedem Fall eine Sichtung wert.
Der sich zwischen Gothic-Horror und Romantikdrama bewegende "Crimson Peak" unter der Regie Guillermo del Toros (Pans Labyrinth, Shape of Water) gefällt durch detailverliebte Setbauten, aufsehenerregende Kostüme und elegante Kamerafahrten, lässt aber nach vielversprechendem Beginn seine interessanten Erzählansätze zugunsten der Oberflächenreize fallen.
Buffalo um 1900: Die junge Edith Cushing (Mia Wasikowska), Tochter eines Bauunternehmers, schreibt seit Kindesbeinen an gerne Gruselgeschichten und träumt von einer Karriere als Schriftstellerin. Eines Tages macht sie Bekanntschaft mit Thomas Sharpe (Tom Hiddleston), der sich auf der Suche nach Investoren für eine selbstentwickelte Maschine befindet, mit der er die Tonmineralien seines Anwesens in England gewinnbringend verarbeiten will. Während sich Edith Hals über Kopf in den charmanten Adeligen verliebt, stellt ihr Vater (Jim Beaver) Nachforschungen über Thomas und dessen Schwester (Jessica Chastain) an und fördert dabei ein dunkles Geheimnis zu Tage...
"Crimson Peak" startet mit einem stimmungsvollen Prolog, in dem Edith als kleines Mädchen auf den Geist ihrer verstorbenen Mutter trifft, der eine eindringliche Warnung ausspricht, die Edith aber zunächst nicht versteht. In der Folge sehen wir Edith als junge Frau, die ihren Traum von der Autorenkarriere in einer von Männern dominierten Welt unbedingt verwirklichen will und sich dabei auch gegen ihren Vater durchsetzen muss. Mit dem Auftreten von Thomas und seiner Schwester ergibt sich dann eine neue, spannende Gemengelage, scheint der charismatische Mann von Übersee die junge Frau doch regelrecht um den Finger zu wickeln und ihr Leben in völlig andere Bahnen zu lenken.
Leider greift del Toros Film viele dieser verheißungsvollen Ansätze im späteren Verlauf nicht mehr auf, sodass sich "Crimson Peak" zu einer zwar visuell ansprechenden, jedoch erzählerisch eher mittelprächtigen Schauermär entwickelt, sobald die Protagonistin mit dem Geschwisterpaar in das baufällige Anwesen gezogen ist. Fortan bestimmen altbekannte Versatzstücke wie verschlossene Türen, geheime Kellergewölbe und düstere Familiengeheimnisse den Plot und aus der anfangs noch so selbstbewussten Protagonistin wird eine naive Jungfrau in Nöten.
Als noch größerer Malus erweist sich allerdings die Vorhersehbarkeit der Handlung, ist man als Zuschauer den Figuren doch gedanklich stets zwei Schritte voraus und kann früh erahnen, wohin die Reise gehen wird. So sind es letztlich vor allem die beeindruckende Optik und del Toros feines Gespür für eine schaurige Atmosphäre, die den Zuschauer bis zum Finale am Ball bleiben lassen.
'Drei Racheengel für Charlie' - so könnte ein Alternativtitel für "Extremities" in Anspielung auf die bekannteste Rolle der Hauptdarstellerin lauten. Der von Robert M. Young (Im Netz der Gewalt, Nicht von schlechten Eltern) inszenierte Thriller hebt sich zwar auf wohltuende Weise aus der Masse der Rape-and-Revenge-Produktionen hervor, verliert sich in der zweiten Hälfte jedoch in einer absurden Moraldebatte.
Marjorie (Farrah Fawcett) wohnt mit ihren Freundinnen Patricia (Alfre Woodard) und Terry (Diana Scarwid) in einer WG. Eines Nachts wird sie in ihrem Auto von einem Unbekannten (James Russo) attackiert, der versucht, die junge Frau zu vergewaltigen. Marjorie kann jedoch fliehen und wendet sich an die Polizei, die ihr aufgrund mangelnder Beweise aber die Hilfe verwehrt. Da er ihre Brieftasche mitgenommen hat, macht der Angreifer schon bald darauf Marjories Wohnadresse ausfindig...
Der sehr atmosphärische Auftakt zu "Extremities" stellt gleichzeitig das größte Highlight des Films dar. Aus der Perspektive des Täters sehen wir, wie dieser durch die Nacht streift und sich ein Opfer aussucht. Anschließend kommt es zu der Beinahe-Vergewaltigung im Auto, welcher die Protagonistin nur mit letzter Kraft entkommen kann. Obgleich der Täter schon kurz darauf bei Marjories Zuhause auftaucht und auch dort zunächst ein durchaus packender Überlebenskampf entbrennt, kann Youngs Thriller das Niveau der starken Anfangssequenz im weiteren Verlauf nicht halten.
So hat Marjorie den Täter schon nach relativ kurzer Zeit außer Gefecht gesetzt und mittels eines Bettgitters im Kamin eingesperrt. Fortan kreist "Extremities" nur noch um die Frage, was nun mit dem Mann geschehen soll, da Marjories Vertrauen in die Polizei nach dem ersten Vorfall erschüttert ist. Diese Diskussion, an der sich alsbald auch Marjories Mitbewohnerinnen beteiligen, hat jedoch mehr von einem peinlichen Zickenkrieg als von einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Moral und Selbstjustiz und gerät mitunter unfreiwillig komisch. Erschwerend hinzu kommt, dass der plötzliche Charakterwandel der Protagonistin trotz Fawcetts guter Schauspielleistung einfach nicht glaubwürdig wirkt, da dieser viel zu überhastet erfolgt und vorher nicht gut vorbereitet wurde.
So verpasst "Extremities" letztlich die Chance, mehr als nur ein reißerischer Thriller zu sein und endet schließlich gar mit dem peinlichen Versuch, auch noch Mitgefühl für den Täter erzeugen zu wollen.
Vom Fall des 'Spiegel'-Reporters Claas Relotius inspiriert, bringt Michael 'Bully' Herbig (Der Schuh des Manitu, Ballon) mit "Tausend Zeilen" eine unterhaltsame Mediensatire ins Kino, der es zwar bisweilen etwas an Biss und Schärfe mangelt, die dafür aber mit einer großen Bandbreite an cineastischen Stilmitteln und einem gut aufgelegten Darstellerensemble punkten kann.
Für einen Artikel über Flüchtlinge an der mexikanischen Grenze soll der freie Journalist Juan Romero (Elyas M'Barek) mit seinem Kollegen Lars Bogenius (Jonas Nay) zusammenarbeiten, der dank seiner preisgekrönten Recherchen kurz davor steht, zum Ressortleiter des Magazins 'Die Chronik' aufzusteigen, für welches beide Männer tätig sind. Als Romero jedoch immer mehr Unstimmigkeiten in den spektakulären Beschreibungen seines Kollegen entdeckt, fürchtet er einem gewaltigen Skandal auf der Spur zu sein, der auch das Ende seiner eigenen beruflichen Laufbahn bedeuten könnte...
Nachdem er zuletzt mit "Ballon" (2018) unter Beweis stellte, dass er auch dramatische Stoffe auf packende Weise zu inszenieren versteht, kehrt Bully mit "Tausend Zeilen" nun zumindest teilweise zu seinen Comedy-Wurzeln zurück und liefert eine augenzwinkernde Mischung aus Schelmenstück und Enthüllungsdrama, das in seinen besten Momenten an Helmut Dietls "Schtonk!" (1992) erinnert. Schon anhand der einleitenden Texttafel wird dabei klar, dass Bully keine subtile Herangehensweise plant, sodass die Rollen von Beginn an eindeutig verteilt sind und das Publikum stets einen Wissensvorsprung gegenüber dem Protagonisten hat, welcher das Ausmaß der Betrügereien seines Kollegen erst nach und nach erkennt.
Um die potenziell trockene Thematik aufzupeppen, lässt Bully seine Figuren die vierte Wand durchbrechen, schneidet mehrere Szene ineinander und erweckt die Fantasiegebilde des am Laptop in der Sonne sitzenden Bogenius zum Leben. Anders als in vielen US-Filmen der jüngeren Vergangenheit sind diese Stilmittel bei Bully jedoch kein bloßes Gimmick, sondern ergeben sich auf sinnvolle Weise aus der Geschichte.
Schwächen offenbart "Tausend Zeilen" indes immer dann, wenn er die Recherchearbeit des Protagonisten aus den Augen verliert und sich mehr auf sein Privatleben und die Streitigkeiten mit seiner Ehefrau (Marie Burchard) fokussiert, welche im Finale in einer allzu kitschigen Dankesrede ihr Ende finden. Und schließlich erweist sich der Film auch in visueller Hinsicht als kleiner Rückschritt, vermag Bully doch nicht ganz an die atmosphärischen Bilder anzuknüpfen, die noch seinen Vorgängerfilm "Ballon" auszeichneten.
Bester Film:
Der Herr der Ringe: Die Gefährten (2001)
Almost Famous (2000)
The Dark Knight (2008)
Königreich der Himmel (2005)
Zodiac - Die Spur des Killers (2007)
Das weiße Band (2009)
Memento (2000)
Harry Potter und der Gefangene von Askaban (2004)
Inglourious Basterds (2009)
Das Leben der Anderen (2006)
Bester Animationsfilm:
Oben (2009)
Shrek (2001)
Findet Nemo (2003)
Ice Age (2002)
Die Simpsons - Der Film (2007)
Beste Serie:
Lost
24
Bester Schauspieler:
Heath Ledger (The Dark Knight)
Ulrich Mühe (Das Leben der Anderen)
Leonardo DiCaprio (Aviator)
Mads Mikkelsen (Nach der Hochzeit)
Christoph Waltz (Inglourious Basterds)
Beste Schauspielerin:
Noomi Rapace (Verblendung)
Tang Wei (Gefahr und Begierde)
Hilary Swank (Million Dollar Baby)
Angelina Jolie (Der fremde Sohn)
Meryl Streep (Glaubensfrage)
Bester Soundtrack:
Fluch der Karibik (2003)
Der Herr der Ringe: Die Gefährten (2001)
Harry Potter und der Stein der Weisen (2001)
Crazy Heart (2009)
Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford (2007)
Mit "Der Zauber von Malèna" schuf der Italiener Giuseppe Tornatore (Eine reine Formalität, Die Legende vom Ozeanpianisten) ein erotisch angehauchtes Drama, das wie der feuchte Traum eines Pubertierenden beginnt, nach und nach aber die Scheinheiligkeit einer vom Faschismus geprägten Dorfgemeinschaft offenlegt.
Sizilien in den 40er Jahren: Die bildhübsche Malèna (Monica Bellucci), Tochter eines Lateinlehrers, ist das Objekt der Begierde im kleinen Ort Castelcutò. Wenn sie vorbeigeht, regt sich bei den Männern die Lust, während die Frauen vor Neid erblassen. Auch der mitten in der Pubertät steckende Renato (Giuseppe Sulfaro) beginnt für die dunkelhaarige Schönheit zu schwärmen und stellt ihr heimlich nach. Dabei findet er heraus, dass hinter Malènas unnahbarer Fassade eine einsame Witwe steckt, die um ihren in Nordafrika gefallenen Gatten trauert. Als sich Malèna wegen einer vermeintlichen Liebesaffäre mit einem verheirateten Mann vor Gericht verantworten muss, scheint ihr Ansehen im Ort mit einem Schlag zu schwinden...
Tornatores mit sehr viel italienischem Flair ausgestatteter und mit einem schwelgerischen Morricone-Score unterlegter Film findet eine ausgewogene Balance zwischen Momenten grotesker Überzeichnung und erschütternder Dramatik. Während Situationen wie jene, in denen Renato sein Bettgestell ölt, damit er ungestört masturbieren kann, für Heiterkeit sorgen, stellt etwa ein plötzlicher Luftangriff klar, dass auch das Grauen des Zweiten Weltkriegs seinen Platz in diesem Film findet. Dank der knappen Laufzeit ist "Der Zauber von Malèna" zudem angenehm kurzweilig und treibt seine recht unvorhersehbare Geschichte konsequent voran.
Sicherlich kann sich Tornatores Drama vom Vorwurf der Verklärung nicht ganz freimachen, doch wird allein schon anhand der Tatsache, dass die Geschichte als Rückblende eines alten Mannes auf seine Jugend erzählt wird, deutlich, dass Malènas Zauber mit sehr viel Glorifizierung verbunden ist und Teile der Erzählung nur männlichem Wunschdenken entsprungen sind.
Der tragikomische "A Serious Man" unter der Regie der Coen-Brüder (The Big Lebowski, True Grit) erzählt auf mitunter groteske Weise eine moderne Hiobsgeschichte über einen Physikprofessor auf Sinnsuche, die sich durch schrullige Charaktere und pointierten Witz auszeichnet.
Die heile Welt des jüdischen Familienvaters Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg) droht wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen, als seine Ehefrau Judith (Sari Lennick) ihm eröffnet, dass sie eine Affäre hat und sich von ihm scheiden lassen will. Darüber hinaus befürchtet Larry, dass sein Traum von einer Festanstellung als Physikprofessor im letzten Moment platzen könnte, da seinem Arbeitgeber anonyme Briefe zugesandt wurden, die ihn kompromittieren. Seelsorgerliche Hilfe erhofft sich der verzweifelte Familienvater bei verschiedenen Rabbinern, deren seltsame Ratschläge ihm jedoch Rätsel aufgeben...
"A Serious Man" startet mit einer düsteren Szene in einem polnischen Schtetl, welche glatt aus einem Horrorfilm stammen könnte und in der eine Frau auf einen greisen Besucher einsticht, den sie für einen bösartigen Totengeist hält. Die Szene lässt die Deutung zu, dass durch diese Tat ein böser Fluch über Larrys Familie gekommen ist, der sich Jahrzehnte später schließlich bahnbricht. Möglich ist allerdings auch eine religionskritische Interpretation, die den (Aber)glauben der Frau als bloßes Hirngespinst sieht, was wiederum großes Leid heraufbeschwört.
Ähnlich anspruchsvoll zu dechiffrieren sind auch viele weitere Szenen des Films, doch sorgt der skurrile Humor, der zwischendurch immer wieder aufblitzt, dafür, dass "A Serious Man" auch dann zu gefallen weiß, wenn man sich nicht auf eine tiefergehende Analyse einlassen möchte. Will man doch die Doppelbödigkeit hinter einzelnen Szenen zumindest ein wenig verstehen, hilft es, sich das von Larry zu Beginn erwähnte Gedankenexperiment 'Schrödingers Katze' vor Augen zu führen, welches sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung zieht.
Da die Tragikomödie neben der gewohnt großartigen Kameraarbeit von Roger Deakins auch durch starke Darstellerleistungen besticht, lohnen sich in jedem Fall auch mehrfache Sichtungen, die womöglich mehr Licht ins Dunkel bringen.