Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Mit "Blondinen bevorzugt" schuf Regisseur Howard Hawks (Sein Mädchen für besondere Fälle, El Dorado) eine charmante Musical-Komödie, die mit mitreißenden Tanz- und Gesangseinlagen, humorvollen Wortgefechten und einer leichtfüßig erzählten Story für sehr viel Vergnügen sorgt.
Die beiden attraktiven Showgirls Dorothy (Jane Russell) und Lorelei (Marilyn Monroe) sind beste Freundinnen, unterscheiden sich jedoch auf gravierende Weise in der Wahl ihrer Männer. Während Dorothy vornehmlich auf einen freundlichen Charakter und ein hübsches Äußeres achtet, müssen Loreleis Liebhaber vor allem ein gut gefülltes Bankkonto ihr Eigen nennen. Gemeinsam reisen die beiden Freundinnen mit dem Schiff nach Frankreich, wo Lorelei den wohlhabende Gus (Tommy Noonan) heiraten will. Da Gus' Vater (Taylor Holmes) jedoch den Verdacht hegt, dass Lorelei es ausschließlich auf das Vermögen seines Sohnes abgesehen hat, setzt er den Privatdetektiv Ernie Malone (Elliott Reid) auf die verführerische Blondine an...
Hawks' 50er Jahre-Klassiker gefällt von Beginn an durch die eingängigen Showeinlagen der beiden Hauptdarstellerinnen, die in aufwendigen Kostümen ein wahres Feuerwerk aus Musik und Tanz abbrennen. Zu den Liedern, die das Duo Russell/Monroe zum Besten gibt, zählt dabei u.a. auch der Evergreen 'Diamonds Are a Girl's Best Friend', welcher durch den Film einen zusätzlichen Popularitätsschub erhielt. Angesichts dieser Vorzüge tritt die recht simpel gehaltene Handlung bisweilen zwar in den Hintergrund, vermag aber stets genug Interesse zu wecken, um ihr als Zuschauer bis zum Ende folgen zu wollen.
Der Humor des Films speist sich derweil hauptsächlich aus den gegensätzlichen Ansichten der Protagonistinnen über die Männerwelt. Während Lorelei den Prototyp der naiven Sexbombe gibt, begegnet Dorothy dem Treiben ihrer Freundin mit beißendem Zynismus, was einige urkomische Dialoge zur Folge hat. Darüber hinaus klingt auch immer wieder etwas Gesellschaftskritik an, wenn Lorelei wieder einmal ihre materialistische Lebenseinstellung betont und sich einem Millionär nach dem nächsten an den Hals wirft.
"And Soon the Darkness" ist ein Remake eines heutzutage etwas in Vergessenheit geratenen 70er Jahre Thrillers, welches erst in der zweiten Hälfte für ein wenig Spannung sorgt und bis dahin kaum mehr als ein paar hübsche Landschaftsaufnahmen und etwas Urlaubsatmosphäre bietet.
Die beiden Freundinnen Stephanie (Amber Heard) und Ellie (Odette Annable) machen eine Radtour durch Argentinien. Da Odette sich am Vorabend an den attraktiven Michael (Karl Urban) rangemacht hatte, auf den auch Stephanie ein Auge geworfen hatte und die Freundinnen aufgrund von Ellies Trödelei den Bus zum Flughafen verpasst haben, kommt es zwischen ihnen zum Streit. In Folge dessen radelt Stephanie zunächst allein weiter und lässt ihre Freundin beim Sonnenbaden zurück. Als Ellie jedoch nicht mehr auftaucht, beginnt Stephanie, sich Sorgen zu machen...
"And Soon the Darkness" startet sehr verhalten und benötigt eine ganze Weile, um Fahrt aufzunehmen. So bekommen wir zunächst reichlich Südamerika-Flair geboten und dürfen uns in aller Ruhe an den Bikini-Figuren der beiden Hauptdarstellerinnen satt sehen, ehe überhaupt etwas geschieht, was über die bloße Bebilderung eines Urlaubtrips hinausgeht. Selbst nach Ellies Verschwinden verbleibt der Film bei dieser gemächlichen Gangart und vermittelt kaum Dringlichkeit. Als kapitaler Fehler erweist sich zudem, dass der Zuschauer schon sehr früh gezeigt bekommt, wer hinter dem Fortbleiben der jungen Touristin steckt. Vielleicht hätte ein charismatischer Bösewicht - wie etwa Mick Taylor aus den "Wolf Creek"-Filmen - den Thriller noch auf ein etwas höheres Level befördern können, doch so reiht sich im letzten Drittel eine absurde Wendung an die nächste.
Da der Film jedoch zumindest über solide Leistungen der Castmitglieder verfügt und einige Passagen - wie etwa jene in der aschgrauen Geisterstadt - sogar recht stimmungsvoll daherkommen, ist "And Soon the Darkness" kein kompletter Totalausfall geworden. Halbwegs erfahrene Genreanhänger werden sich allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit über weite Strecken langweilen.
Nach dem großen Erfolg von "Carrie" hatte Regisseur Brian De Palma (The Untouchables, Mission: Impossible) wohl Blut geleckt und nahm sich in "Teufelskreis Alpha" abermals des Themas der übersinnlich begabten Jugendlichen an. Entstanden ist dabei ein eigenwilliger SciFi-Thriller, der eine abwechslungsreiche Geschichte erzählt, die neben etwas Action und Humor auch einige Härten beinhaltet.
Während eines Badeurlaubs entgeht Ex-Agent Peter Sandza (Kirk Douglas) nur knapp einem Attentat arabischer Terroristen unter der Führung von Peters ehemaligem Kollegen Ben Childress (John Cassavetes). Den Attentätern gelingt es jedoch, Peters Sohn Robin (Andrew Stevens) zu entführen, von dem sie glauben, dass er über eine besondere mentale Begabung verfügt. Auf der Suche nach seinem Sohn stößt Peter auf die Teenagerin Gillian (Amy Irving), die allmählich beginnt, ihre telepathischen Kräfte zu entdecken. Da sie diese nicht unter Kontrolle hat, wendet sich Gillian an eine Spezialklinik, welche vom skrupellosen Childress geleitet wird...
Im ersten Drittel erweist sich "Teufelskreis Alpha" als sehr actiongeladen und geradezu furios. So kommt es nur kurze Zeit nach dem Attentat am Strand noch zu einer Autoverfolgungsjagd und einer kuriosen Parkour-Szene, in der der 62-jährige Kirk Douglas in Unterhose von einer Feuerleiter zur nächsten springt. Im weiteren Verlauf werden aber zunächst einige neue Charaktere eingeführt und es geht insgesamt dialoglastiger zu, wobei sich mitunter der Eindruck aufdrängt, dass De Palma selbst noch nicht ganz klar war, wo er mit seiner Geschichte hinwollte.
Das Setting der Klinik für Jugendliche mit übersinnlichen Fähigkeiten, in welchem sich ein Großteil der weiteren Handlung abspielt, weckt derweil Assoziationen zur "X-Men"-Reihe, wobei De Palma das Ganze zusätzlich noch mit Motiven des Paranoia-Thrillers anreichert. Neben gelegentlichen Humoreinschüben kommt es dabei auch immer mal wieder zu blutigen Gewalteruptionen, welche so - auch aufgrund der starken Effektarbeit - auch bei einem Cronenberg oder Carpenter zu sehen sein könnte.
Wer über die recht krude und mitunter unfokussierte Storyentwicklung hinwegsehen kann und nicht weiter hinterfragt, warum etwa auf Robins Entwicklung zum liebeskranken Psychopathen nicht ausführlicher eingegangen wird , bekommt mit "Teufelskreis Alpha" somit einen ideenreichen SciFi-Thriller serviert, welcher auch in visueller Hinsicht zu überzeugen weiß.
In den 70er Jahren - zur Zeit von Kriegsangst, aufkommendem Terrorismus und Watergate-Skandal, war dem Subgenre des Paranoia-Thriller ein enormer Erfolg an den Kinokassen beschieden. Als Beispiele für diese Art von Filmen, in welchen zumeist unschuldige Bürger in Staatsaffären verwickelt oder von dubiosen Geheimorganisationen verfolgt wurden, können Werke wie "Der Schakal" (1973) oder "Die drei Tage des Condor" (1975) gesehen werden. Und auch der von John Schlesinger (Asphalt-Cowboy, Der Tag der Heuschrecke) inszenierte "Der Marathon-Mann" erfüllt alle Kriterien eines solchen Genrevertreters.
Der New Yorker Geschichtsstudent Babe Levy (Dustin Hoffman) bereitet sich auf seine Doktorarbeit vor, in welcher er sich mit der McCarthy-Ära auseinandersetzen will. Hierzu arbeitet Babe auch die eigene Vergangenheit auf, hatte er doch als Kind mit ansehen müssen, wie sein Vater aus Angst vor Verfolgung durch das Untersuchungskomitee Selbstmord beging. Einen Ausgleich zum Studium findet Babe im Marathon-Training, wobei er die an sich selbst gestellten Erwartungen jedoch nicht erfüllen kann. Als er auf seiner üblichen Laufstrecke aus der Ferne einen tödlichen Verkehrsunfall beobachtet, ahnt er noch nicht, welch folgenschwere Ereignisse dieser Vorfall in Gang setzen wird...
Schlesingers Thriller startet reichlich kurios. So geht dem erwähnten Verkehrsunfall ein Autorennen zwischen zwei Senioren voraus, die sich gegenseitig Beleidigungen zurufen und dann beide ungebremst in einen Öl-Laster rasen. Bis hierhin könnte man meinen, versehentlich an eine Komödie des ZAZ-Trios (Top Secret!, Die nackte Kanone) geraten zu sein. Im weiteren Verlauf schlägt "Der Marathon-Mann" dann jedoch deutlich ernstere Töne an, lässt sein Publikum allerdings noch für lange Zeit im Unklaren darüber, in welchem Zusammenhang die dargestellten Geschehnisse stehen.
Sind die wichtigsten Handlungsfäden schließlich erst einmal entwirrt, wartet Schlesingers Thriller mit einem guten Maß an Spannung und Nervenkitzel auf, welche in der berühmten Folterszene einen vorläufigen Höhepunkt erfahren. Hierzu tragen auch die starken Leistungen der Darstellerriege bei, zu denen u.a. noch Roy Scheider (Der weiße Hai), William Devane (Space Cowboys) und ein ungemein diabolisch aufspielender Laurence Olivier (Rebecca) gehören.
Zugleich stolpert man als Zuschauer jedoch immer wieder über einige Ungereimtheiten. So erscheint es nicht sonderlich nachvollziehbar, dass ein gesuchter KZ-Arzt durch ein hauptsächlich von Juden bewohntes Viertel spaziert, nur um den Wert seiner Diamanten schätzen zu lassen. Darüber hinaus wird bis zum Schluss nicht ganz deutlich, warum es Babes Verfolger ausgerechnet auf ihn abgesehen haben und auch die Lovestory des Protagonisten mit seiner Kommilitonin Elsa (Marthe Keller) fügt sich nicht ganz stimmig in das Gesamtgefüge ein.
Da Schlesinger die Geschichte durch immer neue Wendungen in Kombination mit ein paar packenden Actionszenen kontinuierlich vorantreibt, lässt sich über diese Logikschwächen jedoch halbwegs hinwegsehen.
Mit "Burning" adaptierte der Südkoreaner Lee Chang-dong (Peppermint Candy, Secret Sunshine) eine Kurzgeschichte des renommierten Schriftstellers Haruki Murakami für die große Leinwand und schuf einen in atmosphärische Bilder getauchten Hybrid aus Drama und Thriller, der mit einer rätselhaften Dreiecksgeschichte zu gefallen weiß, gleichzeitig aber auch Durchhaltevermögen abverlangt.
Jongsu (Yoo Ah-in) hält sich nach Abschluss seines Studiums mit kleinen Nebenjobs über Wasser und geht seinem wegen Körperverletzung und weiterer Delikte vor Gericht stehenden Vater (Choi Seung-ho) auf dessen Farm zur Hand. Insgeheim träumt der junge Mann von einer Karriere als Romanautor, hat allerdings bisher noch nichts zu Papier gebracht. Zufällig begegnet er in einer Einkaufsmeile einer attraktiven Frau, die angibt, seine nach einer Schönheits-OP äußerlich veränderte ehemalige Mitschülerin Haemi (Jeon Jong-seo) zu sein. Jongsu verliebt sich Hals über Kopf in Haemi, doch diese plant für einige Zeit nach Afrika zu reisen, um dort auf Sinnsuche zu gehen. Bei ihrer Rückkehr nach Südkorea bringt Haemi überraschend den wohlhabenden Ben (Steven Yeun) mit, der ein sorgenfreies Leben im Luxus zu führen scheint und der fortan bei all ihren gemeinsamen Aktivitäten dabei ist...
"Burning" verfügt über einen nur langsamen Handlungsfortschritt, was in Kombination mit der stolzen Laufzeit immer wieder zu einigen eher zähen Passagen führt. Gleichzeitig ist die ebenso undurchschaubare wie metaphernreiche Geschichte jedoch interessant genug, als dass man als Zuschauer gerne bis zum Schluss dabei bleibt. Zu den Themen, die Lees Drama-Thriller-Mischung aufgreift, gehören derweil Klassenunterschiede, Eifersucht und Neid sowie die Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft. Statt die damit verbundenen Verhaltensweisen des Protagonisten-Trios nach und nach aufzuschlüsseln, belässt es "Burning" allerdings bei vagen Andeutungen, welche zur eigenen Interpretation des Gesehenen einladen. Als roter Faden dient dem Zuschauer dabei vor allem die Metapher des Unsichtbaren, welche im Verlauf der Handlung immer wieder aufgegriffen wird und sich wahlweise anhand von Pantomime, einer Katze oder eines Brunnens ausdrückt.
Letztlich kommt Lees Film jedoch nie über den Zustand eines Schwelbrands hinaus, sodass all diejenigen enttäuscht sein werden, die sich am Ende einen großen Feuerball erhoffen.
Ehe er mit seiner Neuauflage des Horror-Meilensteins "ES" einen exorbitanten Kassenhit landete, legte der Argentinier Andy Muschietti mit "Mama" sein von der lateinamerikanischen 'La Llorona'-Legende inspiriertes Langfilmdebüt vor. Herausgekommen ist dabei jedoch nicht mehr als ebenso fade wie vorhersehbare Einheitskost, der es an kreativen Ideen und hervorstechenden Schauwerten mangelt.
Der vor dem finanziellen Ruin stehende Geschäftsmann Jeffrey (Nikolaj Coster-Waldau) plant einen erweiterten Suizid. Nachdem er bereits seine Ehefrau umgebracht hat, fährt er mit seinen beiden kleinen Töchtern Victoria (Megan Charpentier) und Lilly (Isabelle Nélisse) zu einer abgelegenen Waldhütte, wo er die Mädchen und sich selbst erschießen will. Dabei kommt Jeffrey allerdings eine schattenhafte Gestalt zuvor, die ihn erwürgt und seine Töchter bei sich aufnimmt. Erst fünf Jahre darauf werden die beiden Mädchen in verwildertem Zustand gefunden und ihrem Onkel Lucas (Coster-Waldau in einer Doppelrolle) übergeben, der sie gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Annabel (Jessica Chastain) aufziehen will. Das Paar ahnt jedoch nicht, dass sie sich zusammen mit den Mädchen auch das mysteriöse Wesen ins Haus geholt haben, welches von Victoria und Lilly nur 'Mama' genannt wird...
"Mama" ist ein reichlich generischer Horrorfilm geworden, dessen weiterer Verlauf sich bereits sehr früh abzeichnet und dem anzumerken ist, dass Muschietti die Idee seines eigenen Kurzfilms auf 100 Min. ausgewalzt hat. So geschieht nach dem durchaus reizvollen Beginn für lange Zeit nicht viel mehr, als dass die Hauptfiguren durch ihr permanent verdunkeltes Haus laufen und stets kurz davor stehen, der seltsamen Schattengestalt zu begegnen. Anstatt etwa die Hintergründe von Jeffreys Tod und dem Mord an seiner Frau aufzuklären oder sich näher mit der Eingewöhnung der Mädchen an ein Familienleben abseits der Wildnis zu befassen, setzt Muschietti vielmehr fast ausschließlich auf plumpe Schockeffekte.
Selbst in den Details wirkt "Mama" kaum überzeugend, fragt man sich als Zuschauer doch, warum Lucas unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus ohne Licht oder fremde Hilfe durch den Wald irrt, statt sich um seine Lebensgefährtin und seine Nichten zu sorgen oder warum ausgerechnet die Großtante derart auf das Sorgerecht für die Mädchen besteht.
Auf diese Weise schleppt sich Muschiettis Film mehr schlecht als recht bis zum finalen Showdown, welcher dann auch noch recht rührselig und CGI-überladen ausfällt.
Die in Neonfarben gehüllte Romanverfilmung "Bullet Train" unter der Regie von David Leitch (Atomic Blonde, Deadpool 2) stellt eine mit zahlreichen Albernheiten gespickte Actionkomödie dar, die trotz einer gut aufgelegten Darstellerriege und ein paar amüsanter Kampfsequenzen allenfalls punktuell zu gefallen weiß.
Der leicht schusselige Profikiller Ladybug (Brad Pitt) erhält in Tokio den Auftrag, aus einem Shinkansen-Zug einen Aktenkoffer voller Geld zu stehlen. Dieser befindet sich im Besitz der beiden Auftragsmörder Lemon (Brian Tyree-Henry) und Tangerine (Aaron Taylor-Johnson), welche den aus der Gefangenschaft der Triaden befreiten Sohn eines Unterweltbosses mit samt des Lösegeldkoffers in Kyoto übergeben wollen. Weder sie noch Ladybug ahnen jedoch, dass sich im Zug noch weitere Killer aufhalten, die alle ihre jeweils eigenen Interessen verfolgen...
In Zeiten, in denen Hollywood vorgibt, sich mehr und mehr um Diversität zu bemühen, ist es schon erstaunlich, dass ein in Japan spielender und auf einer japanischen Vorlage basierender Blockbuster vornehmlich mit amerikanischen und britischen Schauspielern besetzt wird. So erscheint es schon ein wenig befremdlich, wenn etwa Michael Shannon (Knives Out) und Logan Lerman (Vielleicht lieber morgen) als japanischer Gangsterboss und dessen Sohn auftreten und sich auch sonst kaum japanische Reisegäste im Shinkansen befinden.
Derweil lebt die reichlich abstruse Geschichte, die Leitchs Film seinem Publikum präsentiert, hauptsächlich vom gegenseitigen Abjagen des Koffers und dem Auftreten immer neuer Charaktere, die alle in viel zu lang geratenen Rückblenden vorgestellt werden. Obgleich "Bullet Train" in den Actionsequenzen auf Realismus pfeift und speziell gegen Ende auch auf ziemlich billig aussehendes CGI zurückgreift, gehören die an das Hongkong-Kino erinnernden Auseinandersetzungen der Killer doch zu den wenigen Highlights während der ansonsten eher spannungsarmen Zugfahrt.
Als größter Schwachpunkt erweisen sich indes die von infantilem Humor dominierten Dialoge, von denen Leitchs Actionkomödie nur so strotzt und die dazu führen, dass jede halbwegs brauchbare Pointe regelrecht zerredet wird. Wenn etwa Auftragsmörder Lemon zum gefühlt hundertsten Mal die Kinderserie 'Thomas, die kleine Lokomotive' für einen Vergleich anführt, ist das keineswegs witzig, sondern schlicht nur noch nervig.
Der vornehmlich für seine SciFi- und Horrorwerke bekannte Jack Arnold (Der Schrecken vom Amazonas, Tarantula) wagte mit "Auf der Kugel stand kein Name" erfolgreich einen Ausritt ins Westerngenre, welcher statt von wilden Schießereien und romantischen Landschaftspanoramen von einer nuancierten Figurenzeichnung und diversen Fragen über Moral und Gerechtigkeit geprägt ist.
Als der berüchtigte Auftragskiller John Gant (Audie Murphy) in Lordsburg auftaucht, verbreitet sich die Kunde wie ein Lauffeuer unter den Kleinstadtbewohnern. Da unklar ist, wen der Killer als sein nächstes Ziel auserkoren hat, machen sich schon bald Angst und Panik breit. Einzig der Arzt Luke Canfield (Charles Drake) versucht einen kühlen Kopf zu bewahren und dem Neuankömmling unvoreingenommen zu begegnen. Schon bald jedoch führt die bloße Anwesenheit des Killers zu Tumulten und bewaffneten Aufständen und das Blutvergießen scheint unausweichlich...
Anders als zahlreiche andere Genrevertreter verfügt "Auf der Kugel stand kein Name" über keine klare Einteilung in Gut und Böse, sondern lässt die Grenzen zwischen beiden Polen verschwimmen. Entsprechend lebt Arnolds Film in erster Linie von seinen cleveren Dialogen, in denen die Beweggründe des Killers in aller Ausführlichkeit dargelegt und sein Verständnis von Täter- und Opferrollen diskutiert werden. Zusätzlich bezieht der Film sehr viel Spannung aus den Fragen, für welchen der Kleinstadtbewohner Gants Kugel denn nun gedacht ist, ob es möglich sein wird, den Mord zu verhindern und ob Gant nicht etwa ungeschoren davonkommt, da er womöglich in Notwehr handeln könnte.
Mit seinem detaillierten Porträt einer Ansammlung von Feiglingen und zwielichtigen Gestalten, die in der Not nur ihre eigene Haut retten wollen, erinnert Arnolds Western zuweilen an den Zinnemann-Klassiker "Zwölf Uhr mittags" (1952), mit welchem er auch die knappe Laufzeit gemeinsam hat. Lediglich dem Finale hätte noch die eine oder andere überraschende Wendung gut getan.
Mit seinem Roman "Im Westen nichts Neues" gelang Autor Erich Maria Remarque 1928 ein eindringliches Antikriegsplädoyer, welches den Schrecken des 1. Weltkriegs für nachfolgende Generationen erfahrbar machte und mit über 20 Mio. verkauften Exemplaren in über 50 Sprachen zu einem internationalen Bestseller geriet. Schon zwei Jahre nach Veröffentlichung des Buches kam eine erste Verfilmung unter der Regie Lewis Milestones (Von Mäusen und Menschen, Meuterei auf der Bounty) in die Kinos. Während Milestones Werk in den USA ein enormer Erfolg beschieden war und bei der Oscarverleihung u.a. mit dem Award für den Besten Film ausgezeichnet wurde, kam es bei der deutschen Erstaufführung zum Eklat, als Schlägertrupps auf Geheiß des damaligen NSDAP-Gauleiters Joseph Goebbels zahlreiche Besucher am Einlass in den Kinosaal hinderten. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden Buch und Film dann schließlich ganz verboten und zahlreiche Exemplare des Romans bei den Bücherverbrennungen von 1933 ein Opfer der Flammen.
Der junge Gymnasiast Paul Bäumer (Lew Ayres) meldet sich zu Beginn des 1. Weltkriegs gemeinsam mit seinen Mitschülern freiwillig zum Armeedienst, nachdem ihr Lehrer Prof. Kantorek (Arnold Lucy) der Klasse in seinen patriotischen Reden die Vorzüge des Soldatenlebens in aller Ausführlichkeit dargelegt hat. Schon die Grundausbildung unter dem einstigen Briefträger Himmelstoß (John Wray), der die Jungen Tag und Nacht drangsaliert, gerät jedoch so ganz anders, als Paul und seine Kameraden sie sich ausgemalt hatten. Als sie schließlich die Front erreichen, erwartet die Jugendlichen das nackte Grauen, liefern sich Deutsche und Franzosen doch einen erbarmungslosen Stellungskrieg, in dem es keinerlei Fortschritte zu verzeichnen gibt...
Neben seinem großen handwerklichen Geschick, welches etwa in den spektakulären Massenszenen deutlich wird, zeichnet sich Milestones Romanverfilmung vor allem durch ihren enormen Mut aus, seinerzeit kaum einmal öffentlich behandelte Themen - wie etwa die psychischen Auswirkungen des Kampfes oder auch die Kriegsmüdigkeit der deutschen Soldaten - anzusprechen und zugleich mit Mythen von Heldentum und Kameradschaft aufzuräumen. Die desillusionierende Wirkung des Films offenbart sich exemplarisch anhand einer Szene, in der ein Paar Stiefel von einem Soldaten zum nächsten gelangen, nachdem der jeweilige Vorbesitzer das Zeitliche gesegnet hat.
Während das erste Drittel des Films noch hauptsächlich dazu dient, den Zuschauern einen allgemeinen Überblick über das Kriegsgeschehen zu verschaffen, nimmt die Geschichte an Fahrt auf, sobald sich der Film mehr auf seinen Protagonisten Paul Bäumer und seine persönlichen Erlebnisse fokussiert. Obwohl er den Terror des Krieges zu keiner Zeit verharmlost, ist "Im Westen nichts Neues" dabei doch nicht nur um Anspruch, sondern auch um einen großen Unterhaltungsfaktor bemüht. So gibt es erstaunlich viele heitere Momente, wozu etwa einige skurrile Szenen im Krankenlager oder auch der Besuch bei drei hübschen Französinnen zählen.
Als beispielhaft für die pazifistische Grundhaltung des Films kann derweil Pauls gegen Ende gehaltene Rede vor einer Schulklasse angesehen werden, die einen klaren Gegenentwurf zu den nationalistisch geprägten Monologen seines Lehrers darstellt.
Basierend auf einer Erzählung von Daphne du Maurier, welche zuvor u.a. schon die Vorlagen für "Rebecca" (1940) und "Die Vögel" (1963) lieferte, schuf Nicolas Roeg (Walkabout, Hexen hexen) mit "Wenn die Gondeln Trauer tragen" einen gleichsam bildgewaltigen wie vielschichtigen Horrorfilm, der Verlustangst, Traumatabewältigung und den Widerstreit zwischen Rationalität und Intuition thematisiert und sich dabei durch eine dichte Atmosphäre und einen hohen Symbolgehalt auszeichnet.
Der Restaurator John Baxter (Donald Sutherland) und seine Frau Laura (Julie Christie) leben gemeinsam mit ihren beiden Kindern in einem ländlich gelegenen Teil Englands. Während sich die Eltern im Haus aufhalten, fällt ihre Tochter Christine (Sharon Williams) beim Spielen in den Gartenteich. Der durch eine Vorahnung aufgeschreckte John versucht noch das Mädchen vor dem Ertrinken zu retten, kann seine Tochter jedoch nur noch tot aus dem Teich bergen. Einige Monate später reist das von den Ereignissen schwer mitgenommene Ehepaar nach Venedig, wo John die Restaurierung einer Kirche leitet. Dort treffen sie in einem Restaurant auf zwei mysteriöse alte Damen, die behaupten, eine Verbindung zur Seele der verstorbenen Tochter der Baxters hergestellt zu haben...
"Wenn die Gondeln Trauer tragen" erzählt auf einnehmende Art und Weise vom Umgang des Protagonistenpaares mit dem Tod der Tochter, welcher gleichermaßen von Verdrängung wie dem Wunsch nach Erinnerung geprägt ist. Als Anhaltspunkte in der rätselhaften, nonlinearen Geschichte, die ebenso labyrinthisch erscheint wie die mit Handkameras eingefangenen Gassen Venedigs, dienen dem Zuschauer wiederkehrende visuelle Metaphern (rote Farbe, Wasser, Scherben etc.), die von Roeg durch clevere Bildmontagen miteinander verwoben werden und so die unheilschwangere Atmosphäre zusätzlich untermauern.
Obwohl insgesamt eher ruhig angelegt, vermag Roegs psychologisch ausgefeiltes Werk doch immer wieder für intensive Spannungsmomente zu sorgen, wozu das undurchsichtige Personengeflecht und der unvorhersehbare Handlungsverlauf einen entscheidenden Beitrag leisten. Darüber hinaus wissen auch die Hauptdarsteller Sutherland und Christie mit ihren eindringlichen Performances zu gefallen.
So steht am Ende ein nachdenklich stimmender Horrorklassiker, der mit seinen vielfältigen Motiven so unterschiedliche Filme wie "Blair Witch Project" (1999), "Brügge sehen...und sterben?" (2008) oder auch die Werke David Lynchs inspiriert haben dürfte.
"The Lodge" unter der Regie des österreichischen Duos Veronika Franz und Severin Fiala (Ich seh Ich seh) ist ein verstörendes Psychodrama, welches mit seiner unheimlichen, teils kammerspielartigen Atmosphäre in Kombination mit einigen intensiven Gewalt- und Schockmomenten ein starkes Beklemmungsgefühl heraufzubeschwören vermag, sich dabei jedoch zuweilen zu sehr an typische Genretropen klammert.
Nachdem sich Familienvater Richard (Richard Armitage) von seiner Ehefrau Laura (Alicia Silverstone) getrennt hat, möchte er unbedingt erreichen, dass seine Kinder Aidan (Jaeden Martell) und Mia (Lia McHugh) ihre baldige Stiefmutter Grace (Riley Keough) akzeptieren. Um einander besser kennenzulernen besteht er darauf, über die Weihnachtsfeiertage zur abgelegenen Familienlodge zu fahren. Aidan und Mia sind jedoch alles andere als angetan von der neuen Frau an der Seite ihres Vaters und schon bald kommt auch Grace' düstere Vergangenheit mehr und mehr ans Licht...
Schon gleich zu Beginn setzt "The Lodge" ein erstes Ausrufezeichen und gibt mit einem harten Schlag in die Magengrube die Richtung für den weiteren Verlauf der Handlung vor. So erzeugt das Psychodrama von Anfang an eine extrem schwermütige und belastende Stimmung, welche durch einige ungewöhnliche Kamerafahrten und Perspektiven noch zusätzlich gesteigert wird. Franz und Fiala lassen sich dabei ausgiebig Zeit, um die Charaktere im Einzelnen vorzustellen, um anschließend ihre größtenteils von Abneigung geprägte Haltung zueinander in aller Ruhe auszuspielen. Dabei erinnert das Setting des Familiendomizils in der einsamen Winterlandschaft in Verbindung mit der unheilverkündenden Figurendynamik in den stärksten Momenten des Films an Werke wie "Shining" (1980) oder "Hereditary" (2018), wobei sich der Vergleich zu Letzterem allein schon aufgrund der symbolträchtigen Einblicke in Mias Puppenhaus aufdrängt.
Vorwerfen kann man den Machern derweil vor allem, dass sie es zuweilen mit jener - meist religiös geprägten - Symbolik etwas übertreiben, hätte ein subtileres Vorgehen "The Lodge" doch in dieser Hinsicht besser zu Gesicht gestanden. Auch sind einige Passagen des Films arg dunkel ausgefallen, sodass sich nur erahnen lässt, was genau vor sich geht. Darüber hinaus erscheint auch das Verhalten der Charaktere nicht immer ganz nachvollziehbar. So lässt sich etwa kaum begreifen, warum Richard seine Freundin und die Kinder trotz des Wissens um ihren Gemütszustand für mehrere Tage alleine lässt und ihnen auch noch eine Schusswaffe da lässt.
Wer über diese Ungereimtheiten allerdings einigermaßen hinwegsehen kann, bekommt auch dank der starken Darstellerleistungen einen über weite Phasen packenden Horrortrip geboten.
Wenn es einem Film gelingt, seinem Publikum eine Tätigkeit näher zu bringen, für die es sonst keinerlei Interesse zeigt, hat er in jedem Fall sehr viel richtig gemacht. So verhält es sich mit dem poetischen Drama "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" unter der Regie Robert Redfords (Eine ganz normale Familie, Quiz Show), welches von zwei ungleichen Brüdern handelt, die eine große Leidenschaft für das Fliegenfischen hegen.
Montana zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der sensible Norman (Craig Sheffer) und sein jüngerer Bruder, der draufgängerische Paul (Brad Pitt) werden von Kindesbeinen an von ihrem Vater (Tom Skerritt), einem presbyterianischen Pfarrer, in der Kunst des Fliegenfischens unterrichtet. Als Erwachsene trennen sich die Wege der Brüder dann eine Zeit lang, da Norman nach New Hampshire geht, um Literatur zu studieren, während Paul eine Stelle als Lokalreporter annimmt. Nach seiner Rückkehr in die Heimat lernt Norman die hübsche Jessie (Emily Lloyd) kennen und verliebt sich in sie. Derweil hat Paul zwar im Fliegenfischen geradezu Perfektion erreicht, ist jedoch zugleich auch dem Alkohol verfallen und hat beim Poker viel Geld verloren...
Redfords dritte Regiearbeit ist ein ruhiges, beinahe meditatives Werk, welches sich durch eindrucksvolle Bilder der Bergwelt Montanas und eine zwar unspektakuläre, aber dafür emotional berührende Geschichte auszeichnet. Darüber hinaus punktet der Film mit einem einnehmenden Voiceover, welches die Prosa des realen Norman Maclean wunderbar einfängt sowie mit guten Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Brenda Blethyn (Hexen hexen) und Stephen Shellen (Nur noch 60 Sekunden) sowie der junge Joseph Gordon-Levitt (The Walk) bei seinem Spielfilmdebüt zählen.
Zwar fragt man sich zuweilen, warum etwa Jessies Bruder derart viel Aufmerksamkeit gewidmet wird oder warum Pauls indigene Freundin so plötzlich wieder aus dem Film verschwindet, doch schaden diese kleineren Schwächen dem Gesamteindruck kaum. Wer sich auf die Geschichte der zwei Brüder einlassen kann und diese nicht als bloßen Kitsch abtut, wird dafür mit einem sehr gefühlvollen Filmerlebnis belohnt.
Der vom genreerfahrenen Howard Hawks (Red River, Ein Goldfisch an der Leine) inszenierte "El Dorado" ist ein etwas betulicher Western klassischer Prägung, der neben herrlichen Landschaftsbildern und einer Prise Action vor allem von den amüsanten Scharmützeln der Hauptfiguren lebt.
Nach Jahren treffen sich der Revolverheld Cole Thornton (John Wayne) und sein alter Freund, der Sheriff J.P. Harrah (Robert Mitchum) im Provinznest El Dorado wieder. Thornton wird von einem Viehbaron angeheuert, der eine in der Nähe ansässige Siedlerfamilie einschüchtern möchte, lehnt den Auftrag jedoch auf Anraten seines Freundes ab. Nahe der mexikanischen Grenze trifft er auf einen jungen Mann (James Caan), der von allen nur 'Mississippi' genannt wird und schließt Freundschaft mit ihm. Gemeinsam reiten sie zurück nach El Dorado, um dem inzwischen dem Alkohol verfallenen Sheriff beizustehen, der die Siedlerfamilie vor dem kaltblütigen Nelse McLeod (Christopher George) beschützen möchte, der den ursprünglich für Thornton gedachten Auftrag des Viehbarons angenommen hat...
Hawks' Western, der sich lose an dem ebenfalls von ihm inszenierten "Rio Bravo" (1959) anlehnt, benötigt eine ganze Weile, um so richtig in die Gänge zu kommen und stellt zunächst auf eher ungelenke Weise die verschiedenen Charaktere und ihre jeweiligen Interessenslagen vor. So dauert es fast bis zur Mitte, ehe sich die Handlung verdichtet und allmählich klar wird, wovon "El Dorado" überhaupt erzählen möchte. Über diese Längen hinweg hilft dem Film vor allem das gut harmonierende Darstellerensemble um Wayne und Mitchum, welche ihr eigenes Image als harte Revolvermänner mit sichtlicher Freude durch den Kakao ziehen und dabei auch immer wieder auf ihr fortgeschrittenes Alter anspielen.
Neben dem augenzwinkernden Humor überzeugen zudem auch die vergleichsweise knapp gehaltenen Actionsequenzen, wozu etwa ein packender Shootout in einer Kirche zählt. Insgesamt ist die Geschichte jedoch zu klischeebelastet und das Erzähltempo zu schleppend, um "El Dorado" auf den Olymp des Genres zu heben.
Schöne Idee, kidhan! Bei folgenden Filmen hatte ich was im Auge:
1. Blow
2. Der Elefantenmensch
3. Shoplifters
4. Sieben Minuten nach Mitternacht
5. Systemsprenger
Are you going to Scarborough Fair?
Parsley, sage, rosemary and thyme,
Remember me to one who lives there,
For she once was a true love of mine.
"Die Reifeprüfung" unter der Regie von Mike Nichols (Wer hat Angst vor Virginia Woolf?, Catch-22) ist eine wunderbar ausbalancierte Mischung aus Coming of Age Drama und Gesellschaftssatire, die sich durch großartige Schauspielleistungen, eine intelligente Symbiose von Bild und Ton sowie sehr viel feinsinnigen Humor auszeichnet.
Nach erfolgreichem College-Abschluss kehrt der 20-Jährige Benjamin Braddock (Dustin Hoffman) in sein Elternhaus zurück, wo eine Party zu seinen Ehren stattfindet, auf der sich auch Mrs. Robinson (Anne Bancroft), die Ehefrau eines Geschäftspartners von Benjamins Vater, aufhält. Diese bittet den unerfahrenen jungen Mann alsbald, sie nach Hause zu fahren, wo sie mit einem Mal versucht, ihn zu verführen, worauf Benjamin jedoch zunächst nicht eingeht. Einige Tage später nimmt er dann aber doch Mrs. Robinsons Angebot an und beginnt eine Affäre mit ihr. Verkompliziert wird die Situation dadurch, dass Benjamins Eltern ihn dazu drängen, mit Elaine (Katharine Ross), der Tochter der Robinsons, auszugehen...
Nichols Film, der zusammen mit Werken wie "Bonnie und Clyde" (1967) und "Easy Rider" (1969) einen völlig neuen Erzählstil etablierte und so die New Hollywood Ära einläutete, befasst sich mit Themen wie Identitätsfindung und der Auseinandersetzung der Generationen und nimmt dazu gezielt die konservativen Moralvorstellungen der US-Amerikaner auf die Schippe. Welch enormen Einfluss "Die Reifeprüfung" dabei auf nachfolgende Filme hatte, wird derweil schon in der Eröffnungsszene deutlich, welche später von Tarantino in "Jackie Brown" (1997) zitiert wurde. Und auch viele spätere Coming of Age Werke wie "Ferris macht blau" (1986) dürften sich hier viel abgeschaut haben.
Neben den ausgezeichneten Performances von Hoffman, Bancroft und Co. besticht Nichols Film vor allem durch sehr viel Dialogwitz sowie ideenreiche Bildmontagen und Szenenübergänge. So rotiert der Protagonist etwa in einer Szene immer wieder zwischen Pool und Bett, während in einer anderen der eingängige Simon & Garfunkel Soundtrack zeitgleich zum Motor von Benjamins Auto zu stottern beginnt. Kreative Einfälle wie diese heben die im Grunde simple Story auf ein höheres Level und sorgen für ein noch heute begeisterndes Filmerlebnis, welches den Zuschauer gemeinsam mit dem jungen Protagonisten mit auf eine wahre Achterbahn der Gefühle nimmt.
Spätestens seit seinem Oscar-Abräumer "Parasite" ist Regisseur Bong Joon-Ho (Snowpiercer, Okja) in aller Munde. 2006 gelang ihm mit "The Host" ein Überraschungshit an den Kinokassen, avancierte der ungewöhnliche Monsterfilm doch zum bis dahin erfolgreichsten südkoreanischen Film aller Zeiten.
Sechs Jahre nachdem von einem amerikanischen Militärstützpunkt aus Formaldehyd in den Han-Fluss gekippt wurde, ist im Wasser eine gigantische, echsenähnliche Kreatur herangewachsen, die nun die Menschen an der Flusspromenade attackiert. Auf der Flucht vor dem Ungetüm verliert der einfältige Kang-du (Song Kang-ho) seine Tochter Hyun-seo (Ko Ah-sung) aus den Augen, die unmittelbar darauf von der Kreatur geschnappt wird. Da die Behörden von der Gefahr einer Virus-Epidemie ausgehen, werden kurz darauf alle, die mit dem Monster Kontakt hatten, in Quarantäne gesteckt. Während Kang-du noch um seine Tochter trauert, sendet diese ein überraschendes Lebenszeichen aus der Kanalisation, wohin sie von der Kreatur verschleppt wurde. Da Polizei und Ärzte ihnen keinen Glauben schenken wollen, machen sich Kang-du und die übrigen Familienmitglieder entgegen der Quarantänevorschriften selbst auf, um Hyun-seo zu retten...
"The Host" vermischt auf mitunter bizarre Art und Weise unterschiedliche Genres, kombiniert klassisches Creature Feature mit Komödienelementen und Sozialkritik. Dazu bedient sich Bong Joon-Ho bei populären Vorbildern wie "King Kong" und "Godzilla", verleiht seinem Werk aber dennoch genügend Eigenständigkeit. Das im Mittelpunkt stehende Monster, welches Ähnlichkeiten mit der Kreatur aufweist, welche in "Das Relikt" (1997) ein Museum unsicher machte, wird dabei schon erstaunlich früh enthüllt, was dazu führt, dass auch die Action schon entsprechend früh losgeht. Trotz einiger eher schlecht gealterter CGI-Effekte macht die muntere Monsterhatz dabei auch heute noch Spaß, zumal auch die politische Dimension des Films einige interessante Ideen mit sich bringt.
Das größte Manko von "The Host" stellt indes die deutlich zu lang geratene Laufzeit dar, welche immer wieder zu einigen zähen Passagen führt. Auch hätte der Gruselfaktor ruhig noch etwas verstärkt werden können, wofür sich speziell die Szenen in der Kanalisation angeboten hätten. Deutlich gelungener fällt hingegen die abwechslungsreiche Dynamik zwischen den einzelnen Familienmitgliedern aus, welche sich gemeinsam gegen den Staat verbünden, um die kleine Hyun-seo zu befreien.
Wir ham kein Ronaldinho,
Wir brauchen keinen Becks,
Wir ham den Florian Kringe,
Der Fette mit die Sechs!
So sangen einst die Fans des BVB über Florian Kringe, einen Spieler, der es von der C-Jugend des Vereins bis ins Profi-Team geschafft hatte und Dortmund schließlich 2012 als Doublesieger verließ. Die Dokumentation "Nachspiel" des Regie-Duos Christoph Hübner und Gabriele Voss (Die Champions, Halbzeit) beleuchtet den Werdegang Kringes und zweier anderer früherer Juniorenspieler des BVB über einen Zeitraum von mehr als zwanzig Jahren und zeigt dabei drei erstaunlich reflektierte Ex-Kicker, die auf ebenso selbstkritische wie eloquente Weise auf die eigene Karriere zurückblicken und gleichzeitig Pläne für die Zukunft schmieden.
Schlaglichtartig werden dazu einschneidende Ereignisse der drei ganz unterschiedlich verlaufenen Karrieren präsentiert. Während Kringe der Durchbruch zum Profi gelang, er aber häufig von Verletzungen zurückgeworfen wurde und schon mit 34 Jahren ein künstliches Hüftgelenk eingesetzt bekam, schaffte es Heiko Hesse nur mit Müh und Not in die zweite Mannschaft des BVB, legte dafür aber anschließend eine steile Akademikerkarriere hin und arbeitet heute für die Finanzdirektion der Europäischen Kommission in Brüssel. Als Dritten im Bunde präsentiert die Dokumentation Mohammed Abdulai, der im Teenageralter aus Ghana nach Dortmund kam, sich aber beim BVB nicht durchsetzen konnte und später u.a. für Uerdingen und Wattenscheid kickte. Seine Situation gestaltete sich insofern besonders dramatisch, als dass die Aufenthaltsgenehmigung des heutigen Busfahrers viele Jahre lang an einen Spielervertrag geknüpft war, sodass er für den Fall, dass er keinen neuen Verein gefunden hätte, sofort ausgewiesen worden wäre.
Neben den drei Ex-Spielern kommen außerdem u.a. noch BVB-Jugendkoordinator Lars Ricken und Spielerberater Thomas Kroth zu Wort, wobei das Wiedersehen zwischen Kringe und Ricken im Footbonaut - einem modernen Trainingskäfig mit programmierten Ballmaschinen - zu den emotionalen Highlights der melancholisch angehauchten Dokumentation zählen dürfte.
Der Thriller "Sabotage" zählt zur frühen Schaffensphase von Alfred Hitchcock (Der unsichtbare Dritte, Psycho) und bietet innerhalb seiner knappen Laufzeit von nur 74 Minuten effektives Spannungskino, welches sein Publikum mit ungeahnter Grausamkeit und Brutalität schockiert.
Carl Verloc (Oskar Homolka) betreibt mit seiner Frau Sylvia (Sylvia Sidney) und ihrem kleinen Bruder Steve (Desmond Tester) ein Kino im Herzen von London. Der nach außen hin unscheinbare Mann führt insgeheim ein Doppelleben und verübt im Auftrag einer in der Stadt ansässigen Terrorzelle diverse Sabotageakte. Neben Verlocs Kino befindet sich ein Obstladen, in dem der aufgeschlossene Ted Spencer (John Loder) arbeitet, welcher ein Auge auf die verheiratete Sylvia geworfen hat. Als ein von Verloc herbeigeführter Stromausfall, der kurzzeitig die gesamte Stadt lahmlegt, nicht die von seinen Auftraggebern gewünschte Wirkung bei der Bevölkerung erzielt, entschließen sich diese, von nun an zu noch drastischeren Mitteln zu greifen. Dabei kommt Verloc ausgerechnet sein Nachbar, der Obsthändler, in die Quere...
"Sabotage" startet trotz des gleich zu Beginn stattfindenden Blackouts eher unspektakulär, ja beinahe dröge. Was in heutiger Zeit wohl einen ganzen Katastrophenblockbuster füllen würde, wird hier innerhalb von wenigen Minuten abgehandelt und hat scheinbar kaum mehr als ein paar nörgelnde Kinobesucher zur Folge. Anschließend lässt sich Hitchcock ausgiebig Zeit, um die wichtigsten Charaktere zu etablieren und gibt dem Zuschauer dabei wie gewohnt auch schon einen Wissensvorsprung gegenüber der Polizei und der ahnungslosen Ehefrau des Kinobetreibers. Da Hitchcock sehr viel Dialogwitz einbaut, gestaltet sich die Anfangsphase seines Thrillers trotz der Terrorthematik fast schon heiter und amüsant, was die nachfolgenden Ereignisse umso entsetzlicher wirken lässt.
In der Mitte des bis dahin grundsoliden, aber nicht sonderlich hervorstechenden Films kommt es dann zu einer längeren Suspense-Sequenz, die wohl mit zu den besten und intensivsten in der Karriere des Regisseurs gehören dürfte und die in ihrer überraschenden Konsequenz selbst heutige Zuschauer noch zu verblüffen vermag. Wie Hitchcock hier mit ganz einfachen Mitteln die Spannung bis zum Äußersten treibt, ist schlichtweg genial, weshalb diese Sequenz das große Highlight von "Sabotage" darstellt und dem damaligen Publikum unmissverständlich klargemacht haben dürfte, dass bei diesem Regisseur in Zukunft mit allem zu rechnen ist.
Erwähnenswert sind außerdem noch einige Querverweise zu Hitchcocks späteren Werken. So gibt es hier einen Obsthändler mit falscher Identität (wie in "Frenzy" (1972)) und eine Vogelhandlung, von der eine Bedrohung ausgeht (wie in "Die Vögel" (1963)).
Mit "Ein (un)möglicher Härtefall" probierten sich die Coen-Brüder (The Big Lebowski, True Grit) an einer Romantischen Komödie über Ehebruch und Scheidungsrecht, welche die amerikanische Upper-Class durch den Kakao zieht. Das Endergebnis fällt jedoch nur mittelmäßig aus, mangelt es der Komödie doch sowohl an Biss als auch an raffinierten Ideen.
Der erfolgreiche Scheidungsanwalt Miles Massey (George Clooney) vertritt den wohlhabenden Rex Rexroth (Edward Herrmann), welcher anhand von Videoaufnahmen durch seine Frau Marilyn (Catherine Zeta-Jones) des Ehebruchs überführt wurde und nun droht, sein gesamtes Vermögen zu verlieren. Miles, der sich schon bald selbst zu der attraktiven Marilyn hingezogen fühlt, gelingt es jedoch, einen Zeugen ausfindig zu machen, welcher vor Gericht aussagt, dass die Betrogene ihren Mann nur deshalb geheiratet hat, um ihm das Geld aus der Tasche zu ziehen. Daraufhin heckt die nun leer ausgehende Marilyn einen Plan aus, um es dem Scheidungsanwalt heimzuzahlen…
„Ein (un)möglicher Härtefall“ gefällt durch ansprechende Bilder und einen passenden Soundtrack mit bekannten Songs von Simon & Garfunkel, Edith Piaf und Elvis Presley. Darüber hinaus wissen auch die Darsteller, zu denen u.a. noch Richard Jenkins (Bone Tomahawk), Billy Bob Thornton (Sling Blade) und Cedric The Entertainer (Be Cool) zählen, insgesamt zu überzeugen, obgleich die Chemie zwischen Clooney und Zeta-Jones nicht immer hundertprozentig stimmig ist.
Die Story allerdings erscheint von Beginn an reichlich hanebüchen und enthält einige logische Ungereimtheiten. So werden etwa Eheverträge allein dadurch ungültig, dass eine der Parteien sie zerreißt oder aufisst. Auch stellt sich die Frage, warum die Coens so viel Zeit mit belanglosen Nebenschauplätzen verschwenden, spielen doch weder der von Geoffrey Rush verkörperte Ehemann, der seine Frau in flagranti erwischt, noch Marilyns schwerreiche Freundinnen für den weiteren Verlauf der Handlung eine entscheidende Rolle. Und auch die schwülstige Rede des Protagonisten vor dem Fachkongress der Scheidungsanwälte hätte es nicht wirklich gebraucht. Auf diese Weise entstehen immer wieder Phasen, in denen die Geschichte kaum vorankommt und in denen auch viel zu viel Zeit bis zur nächsten Pointe vergeht, welche dann meist auch noch ziemlich vorhersehbar ausfällt.
Mit „Zwei glorreiche Halunken“ führt Regisseur Sergio Leone seine populäre Dollar-Trilogie zu einem gleichsam epochalen wie spektakulären Abschluss und schuf zugleich einen der einflussreichsten Western der Filmgeschichte.
Zur Zeit des Amerikanischen Bürgerkriegs haben ein von allen nur ‚der Blonde‘ genannter Revolvermann (Clint Eastwood) und der Bandit Tuco (Eli Wallach) eine raffinierte Masche erdacht, um sich zu bereichern. Dazu liefert der Revolvermann den steckbrieflich gesuchten Banditen regelmäßig beim jeweiligen Sheriff eines Ortes ab, kassiert dafür die Belohnung und rettet Tuco stets unmittelbar vor dessen Hinrichtung. Anschließend fliehen die beiden Männer gemeinsam mit der Beute, welche sie untereinander aufteilen. Als Tuco jedoch aufgrund des für ihn deutlich höheren Risikos einen höheren Anteil fordert, wird er vom Revolvermann in der Wüste zurückgelassen, woraufhin der Bandit ihm blutige Rache schwört. Unterdessen ist der Auftragskiller Sentenza (Lee Van Cleef) auf der Suche nach einem Soldaten, der die Regimentskasse im Wert von 200.000 Dollar veruntreut haben soll. Schon bald kreuzen sich die Wege der drei ungleichen Männer…
Leones legendärer Italowestern erzählt eine großangelegte Geschichte mit gigantischen Schauwerten und einem hervorragenden Ensemble, zu dem u.a. noch Mario Brega (Mein Name ist Nobody) und Ex-Fußballer Antonio Casas (Blutiges Blei) gehören. Dabei enthält das Finale der Dollar-Trilogie neben den klassischen Westernmotiven auch Elemente des Antikriegs- und des Buddyfilms und verfügt abermals über einen herausragenden Morricone Score. Trotz der fast dreistündigen Laufzeit bleibt „Zwei glorreiche Halunken“ dazu durchgängig spannend und unterhaltsam und besticht neben packender Action auch wieder durch mehr zynischen Humor als noch der Vorgänger.
Abermals werden hier die Grundwerte des traditionellen Westernkinos über den Haufen geworfen und machen Platz für zwielichtige Gestalten, die aus Habgier und Eigensinn handeln. Mit seiner lockeren, von den Sticheleien der Hauptcharaktere geprägten Tonalität bildet „Zwei glorreiche Halunken“ zudem einen interessanten Kontrast zu Leones darauffolgendem Werk, in dem ein namenloser Mundharmonikaspieler das Lied vom Tod anklingen lassen sollte.
Selten war ein Filmtitel passender gewählt als der des zweiten Teils von Sergio Leones Dollar-Trilogie, geht es doch in diesem anders als noch im Vorgänger nicht nur um ein paar Geldsäcke, sondern um fünfstellige Kopfgeldbeträge sowie einen Banküberfall. Darüber hinaus hatte Leone für seine Produktion ein deutlich höheres Budget zur Verfügung und auch an den Kinokassen spielte der zweite Teil ein paar Dollar mehr ein.
Der Kopfgeldjäger Douglas Mortimer (Lee Van Cleef) befindet sich auf dem Weg nach Tucumcari, einem kleinen Ort an der Grenze zu New Mexico, wo er auf der Suche nach neuen Verdienstmöglichkeiten ist. Bei seinem jüngsten Auftrag kommt ihm jedoch einer seiner Konkurrenten, der einseitig gelähmte Monco (Clint Eastwood) zuvor und kassiert die Prämie. Zur gleichen Zeit wird der berüchtigte Gangster 'El Indio' (Gian Maria Volonté) von seiner Bande aus dem Gefängnis befreit und schmiedet den Plan, die Bank von El Paso auszurauben, die als sicherste der ganzen Gegend gilt. Als die beiden Kopfgeldjäger davon erfahren, beschließen sie, gemeinsame Sache zu machen und das Kopfgeld für 'El Indio' und seine Bande unter sich aufzuteilen...
"Für ein paar Dollar mehr" ist in vielerlei Hinsicht deutlich größer angelegt als der Erstling, wartet der Film doch u.a. mit mehr Schauplätzen und einem breiter aufgestellten Figurenensemble auf. Aus heutiger Sicht ungewöhnlich erscheint dabei die Entscheidung, abermals Clint Eastwood für die Hauptrolle zu besetzen und ihn eine ähnliche, jedoch nicht die identische Rolle wie im ersten Teil spielen zu lassen. Ebenso wie Eastwood ist auch Gian Maria Volonté wieder mit von der Partie und begeistert abermals in der Rolle des Bösewichts. Als kluge Entscheidung erweist sich zudem die Besetzung des genreerfahrenen Lee Van Cleef, welcher den Film als zweiter Hauptcharakter neben Eastwood zu bereichern weiß. In weiteren Rollen sind außerdem u.a. Luigi Pistilli (Im Blutrausch des Satans) und Klaus Kinski (Leichen pflastern seinen Weg) zu sehen.
Insgesamt fällt der zweite Teil der Trilogie zwar nicht mehr ganz so packend und spannungsintensiv wie noch der überragende Vorgänger aus, bewegt sich aber dennoch auf einem sehr guten Niveau. Die eine oder andere Szene - wie das kuriose Hutduell - ist schlicht ein wenig zu lang geraten und auch der lakonische Humor ist hier spürbar seltener zu finden. Auch vermisst man ein wenig die gewitzten Aktionen wie sie der Vorgänger etwa mit den beiden drapierten Leichen auf dem Friedhof besaß. Dafür erscheinen die Bilder ein wenig detailreicher und auch Morricones Soundtrack wirkt im direkten Vergleich zum Vorgänger noch eine Spur verfeinert.
Mit dem stilprägenden Italowestern "Für eine Handvoll Dollar" schuf Regisseur Sergio Leone (Spiel mir das Lied vom Tod, Es war einmal in Amerika) einen grimmigen und kompromisslosen Filmmeilenstein, der mit nahezu allen zuvor geltenden Gesetzen des Genres und der Glorifizierung seiner Helden brach und seinen Hauptdarsteller zunächst in Europa und später auch in den USA zum Star werden ließ.
Auf der Suche nach einer lukrativen Einnahmequelle kommt Revolvermann Joe (Clint Eastwood) in den mexikanischen Wüstenort San Miguel, welcher von zwei rivalisierenden Familienclans beherrscht wird. Auf der einen Seite steht der von Sheriff John Baxter (Wolfgang Lukschy) angeführte, angloamerikanische Clan der Baxters, ihnen gegenüber der vom skrupellosen Ramón (Gian Maria Volonté) angeführte Clan der mexikanischen Rojos. Frühzeitig erkennt Joe, dass sein Platz in der Mitte sein muss und er nur an sein Ziel gelangt, indem er die verfeindeten Parteien gegeneinander ausspielt...
Leones Film, der zum Auftakt für seine erfolgreiche Dollar-Trilogie werden sollte, orientiert sich an der Handlung von Akira Kurosawas Samuraiklassiker "Yojimbo - Der Leibwächter" (1961) und transferiert diese auf clevere Art und Weise in den Wilden Westen. Mit ganz einfachen Mitteln gelingt Leone so ein ebenso hartes wie ungemein spannungsintensives Werk, das neben packender Action und einer zügig voranschreitenden Handlung sogar noch etwas Zeit für lakonischen Humor findet. Während die heruntergekommenen Behausungen im Wüstenkaff für ein hohes Maß an Authentizität sorgen und Ennio Morricones legendärer Score für die passende musikalische Untermalung sorgt, weiß auch der Cast, dem in weiteren Rollen u.a. noch Marianne Koch (Des Teufels General), Sieghardt Rupp (Unter Geiern) und Joseph Egger (Sissi - Die junge Kaiserin) angehören, vollauf zu überzeugen.
Dank der knappen Laufzeit von etwa 100 Minuten ist "Für eine Handvoll Dollar" darüber hinaus auch sehr kurzweilig und weniger ausufernd und pompös als spätere Werke des Regisseurs. Grade diese rohe Ungeschliffenheit macht jedoch den großen Reiz dieses herausragenden Westernklassikers aus.
"Godsend" unter der Regie von Nick Hamm (The Hole, Killing Bono) ist ein mit vielversprechenden Grundzutaten ausgestatteter Thriller mit Horror und SciFi Elementen, der sein Potenzial jedoch nicht auszuschöpfen versteht und letztlich im Mittelmaß versinkt.
Nachdem ihr Sohn Adam (Cameron Bright) bei einem Verkehrsunfall zu Tode gekommen ist, werden Paul (Greg Kinnear) und Jessie (Rebecca Romijn) vom Wissenschaftler Dr. Wells (Robert De Niro) aufgesucht, welcher das sogenannte 'Godsend Institute' leitet und behauptet, den verstorbenen Adam klonen zu können. Die verzweifelten Eltern gehen auf das Angebot ein, ahnen dabei jedoch nicht, dass ihr wiedergeborener Sohn sich in einigen Punkten sehr stark vom ersten Adam unterscheidet...
Hamms Thriller gefällt durch seine atmosphärischen Bilder einsamer Landstraßen und karger Wälder, welche die Stimmung der trauernden Eltern gut zu transportieren wissen. Darüber hinaus gibt es auch an den Leistungen der Castmitglieder wenig auszusetzen. So vermag Cameron Bright (Butterfly Effect) durchaus anzudeuten, dass er seinerzeit zu den talentierteren Kinderdarsteller gehörte und selbst die sonst eher als Model bekannte Rebecca Romijn (X-Men) macht ihre Sache neben den routiniert agierenden Kinnear und De Niro sehr ordentlich.
Das große Manko des Films stellt jedoch das recht spannungsarme und mit zahlreichen Logiklücken versehene Drehbuch dar, welches von Anfang an auf wackligen Beinen steht und gegen Ende dann auch noch eine reichlich abstruse Wendung bereithält. So fragt man sich als Zuschauer etwa, warum das Elternpaar schon unmittelbar nach der Beerdigung des Sohnes auf das Angebot des Wissenschaftlers eingeht und dabei nahezu keine Bedenken zu haben scheint, so als ob es völlig normal wäre, den Klon des eigenen Kindes aufzuziehen, ihm den gleichen Namen zu geben und alles Vergangene unter den Teppich zu kehren. In diesem Zusammenhang erscheint auch unglaubwürdig, dass Paul und Jessie offenbar jede Verbindung zu ihrem alten Leben kappen können, ohne dass Freunde oder Verwandte sich nach ihnen erkundigen.
So entwickelt sich im weiteren Verlauf eine unausgewogene Gruselmischung mit Motiven aus "Das Omen" (1976) und "Friedhof der Kuscheltiere" (1989), die speziell im letzten Drittel noch einmal stark abbaut.
Der von M. Night Shyamalan (The Sixth Sense, Unbreakable) inszenierte "The Village" ist ein fesselnder Mysterythriller mit sozialkritischen Aspekten, der mit einem prominenten Schauspielensemble und einer dichten, teils märchenhaften Atmosphäre aufwartet und sich dabei mit Themen wie Isolation, Verdrängung, Weltflucht und Selbsttäuschung auseinandersetzt.
Die blinde Ivy Walker (Bryce Dallas Howard) und der wortkarge Lucius Hunt (Joaquin Phoenix) sind Teil der Dorfgemeinschaft von Covington, einem sehr abgeschiedenen Ort, der von dichten Wäldern umgeben ist, in welchen bösartige Kreaturen lauern. Diese Ungeheuer, welche 'die Unaussprechlichen' genannt werden, haben mit den Dorfbewohnern einen Pakt geschlossen, wonach diese von den Kreaturen in Ruhe gelassen werden, sofern sie keinen Fuß in den Wald setzen. Lucius möchte dieses Gesetz nun brechen, um für den geistig behinderten Noah Percy (Adrien Brody) Medikamente aus der Stadt zu besorgen. Sein Anliegen wird vom Ältestenrat der Dorfgemeinschaft jedoch abgewiesen, da die Unternehmung ein zu großes Risiko darstelle. Als sich Lucius entgegen aller Warnungen dennoch in den Wald begibt, drohen die Ungeheuer über Covington herzufallen...
Shyamalans Thriller setzt mehr auf den Aufbau einer intensiven Gruselatmosphäre als auf einen schnellen Handlungsfortschritt und stellt zunächst in aller Ausführlichkeit die wichtigsten Charaktere und ihre Lebenssituation vor, wozu auch eine Dreiecksromanze zwischen Ivy, Lucius und Ivys Schwester Kitty (Judy Greer) gehört. Von Beginn an wird dabei deutlich, dass es innerhalb der Gemeinschaft nicht mit rechten Dingen zugeht und ein Geheimnis über dem Ort zu liegen scheint. Im weiteren Verlauf spielt Shyamalan dann auf geschickte Weise mit den Erwartungen der Zuschauer und lässt sie darüber im Unklaren, ob sich "The Village" eher zu einem Psychodrama oder zu einem waschechten Creature Feature entwickeln wird.
Getragen wird Shyamalans Film dabei von einem ausgezeichneten Cast, zu dem u.a. noch Sigourney Weaver (Alien), Brendan Gleeson (Brügge sehen...und sterben?) und William Hurt (Gottes vergessene Kinder) zählen. Neben der großartigen Kameraarbeit von Roger Deakins (No Country for Old Men, Sicario) fällt zudem besonders die Farbgebung ins Auge, weiß Shyamalan doch speziell die für die Handlung relevanten Rot- und Gelbtöne markant hervorzuheben.
Zwar hätten einige Themenfelder des Films durchaus noch etwas differenzierter behandelt werden können, doch auch so ist "The Village" als sehr gelungen zu bezeichnen.
Der von Zynismus geprägte und sich am Vorbild der großen Italo-Western orientierende "Ein Fremder ohne Namen" zählt zu den ersten Regiearbeiten von Clint Eastwood (Erbarmungslos, Million Dollar Baby), der hier abermals in seiner Paraderolle des wortkargen Rächers zu sehen ist. Während Eastwoods Film in visueller Hinsicht vollauf zu überzeugen weiß, erweist sich die recht einfallslose und moralisch fragwürdige Geschichte als großer Schwachpunkt.
Ein namenloser Fremder (Clint Eastwood) kommt in eine kleine Goldminenstadt und erschießt drei Revolvermänner, welche die Stadt zuvor tyrannisiert hatten. Die übrigen Bewohner des Ortes, die ihm mit einer Mischung aus Furcht und Bewunderung begegnen, unterbreiten dem Fremden nun ein Angebot: Er darf alle Annehmlichkeiten der Stadt genießen, wenn er im Gegenzug drei Gesetzlose ausschaltet, die in Kürze aus dem Gefängnis entlassen und schon bald in der Stadt erwartet werden. Der Fremde willigt ein und schwingt sich schon nach kurzer Zeit zum Herrscher über den ganzen Ort auf...
Für einen US-Western ist "Ein Fremder ohne Namen" ungewöhnlich hart und frei von jener Romantik, die den meisten früheren Genrebeiträgen innewohnt. Vielmehr trägt hier jede Figur ein dunkles Geheimnis mit sich und bewegt sich abseits von Nächstenliebe und Moral. Die Geschichte um einen fremden Revolverhelden, der in eine Stadt kommt, um dort aufzuräumen, dürfte indes bereits in den 70ern ein alter Hut gewesen sein, wenngleich Eastwood das Motiv ein wenig variiert. So dauert es dann auch eine ganze Weile, bis der Film so richtig Fahrt aufnimmt, verlegt sich Eastwood doch zunächst darauf, in aller Ausführlichkeit die Überlegenheit und Dominanz des Fremden gegenüber den feigen und einfältig erscheinenden Ortsbewohnern zu zelebrieren.
Mögen einige dieser Szenen sogar noch recht amüsant ausfallen, so gestaltet sich besonders der Umgang des Fremden mit den Frauen des Ortes als extrem entwürdigend. Gleich zu Beginn etwa gibt es eine Szene, in der eine Prostituierte den Fremden anrempelt, was dieser als Einladung versteht, sie in einem Stall zu vergewaltigen. So als ob der Film in übertriebener Weise die Männlichkeit des Protagonisten betonen müsse, genießt die Frau die Vergewaltigung schließlich nach einer Weile. Als ähnlich frauenverachtend erweist sich auch eine spätere Szene mit einer Hotelbetreiberin, die der Fremde in ihr Schlafzimmer zerrt und ebenfalls vergewaltigt. Diese Frau sorgt sich nach der Vergewaltigung gar um das Wohlergehen des Fremden und scheint von jetzt auf gleich romantische Gefühle für ihn entwickelt zu haben.
Abstoßende und zudem für den Fortgang der Handlung völlig irrelevante Szenen wie diese bremsen Eastwoods Western immer wieder aus und ziehen ihn unnötig in die Länge. Erschwerend hinzu kommt, dass die Hauptfigur als derart übermenschlich stark und treffsicher dargestellt wird, dass sie den Verbrechern haushoch überlegen ist und somit selbst im finalen Showdown kaum Spannung aufkommen will. Somit lohnt sich eine Sichtung von "Ein Fremder ohne Namen" hauptsächlich wegen des sehr schön eingefangenen Schauplatzes und der damit verbundenen Atmosphäre.