Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

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    Kenduskeag 19.04.2023, 15:02 Geändert 19.04.2023, 15:03

    Der fünfte Aufguss des „Halloween“-Franchises gehört zu den kuriosesten Einträgen innerhalb der Reihe und lässt die Qualitäten der besseren Teile weitgehend vermissen.

    Jamie (Danielle Harris) wird seit ihrer grauenvollen Begegnung mit Michael Myers (Don Shanks) im Kinderkrankenhaus von Haddonfield behandelt. Der Serienmörder hat den Sturz in den Schacht sowie die anschließende Explosion überlebt und kehrt in die Kleinstadt zurück, um seine Nichte zu finden und umzubringen. Dr. Loomis (Donald Pleasence) erkennt derweil die übernatürliche Verbindung zwischen Jamie und Michael und will sie nutzen, um den Killer endgültig unschädlich zu machen…

    „Halloween 5“ ist ein extrem generischer und mit vielen abstrusen Ideen versehener Slasher, der als Mittelteil der als Trilogie konzipierten Teile 4-6 angelegt ist und als eigenständiges Werk dementsprechend kaum funktioniert. Statt an das durchaus mutige und vielversprechende Ende des Vorgängers anzuknüpfen, feiert Michael Myers hier jedoch abermals seine Auferstehung, sodass der Film alsbald den ausgetretenen Pfaden der Reihe folgt und den Killer auf arglose Teenager loslässt. Der größte Unterschied zu den Vorgängern besteht derweil darin, dass Michael offenbar inzwischen seine Führerscheinprüfung absolviert hat und nun bevorzugt mit dem Auto bei seinen Opfern vorfährt.

    Trotz einiger harter Mordsequenzen und einer recht starken Performance der jungen Hauptdarstellerin kommt so nur selten Spannung auf, bewegt sich das Geschehen doch die meiste Zeit über zwischen eintönig und unfreiwillig komisch. Und auch die gedeckten Herbstfarben des Originals sind inzwischen einer 80er Jahre Optik gewichen, die besser zum „Nightmare on Elm Street“-Franchise gepasst hätte.

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    • 7

      Basierend auf Peter Morgans Theaterstück schuf Allrounder Ron Howard (Apollo 13, Rush) mit "Frost/Nixon" einen teils kammerspielartigen Politthriller über das wohl berühmteste Interview der US-Geschichte, welcher auf packende Art und Weise die Wirkungsmacht der TV-Bilder offenbart und dabei mit hervorragenden Darstellerleistungen aufwartet.

      Seit seine Sendung im US-Fernsehen abgesetzt wurde, befindet sich der Stern des britischen Moderators David Frost (Michael Sheen) im Sinkflug. Ein ebenso prestigeträchtiges wie finanziell lukratives Comeback erhofft er sich durch eine Interview-Reihe mit dem ehemaligen Präsidenten Richard Nixon (Frank Langella), welcher im Zuge der Watergate-Affäre von seinem Amt zurückgetreten ist und der sich seither weitgehend aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hat. Als Nixon nach längerem Zögern schließlich zusagt, muss Frost sehr bald feststellen, dass sein Gegenüber ein äußerst versierter Rhetoriker ist, der das Interview statt für ein Schuldeingeständnis vielmehr als Bühne für seine erneute Kandidatur als Präsident zu nutzen weiß...

      Um dem verbalen Schlagabtausch zwischen Moderator und Ex-Präsident folgen zu können, ist kein besonderes Vorwissen über den Watergate-Skandal von Nöten, beschäftigt sich Howards Film doch vielmehr mit den Mechanismen der Medienlandschaft und dem taktischen Kalkül eines solchen TV-Duells statt sich eingehender mit politischen Inhalten zu befassen. Entsprechend hat "Frost/Nixon" mitunter etwas von einem Western, bei dem sich zwei Revolverhelden mit geladenen Waffen zum Showdown gegenüberstehen.

      Getragen wird Howards Thriller dabei von seinen zur Höchstform auflaufenden Hauptdarstellern, welche ihre jeweiligen Rollen auch schon in dem zugrundeliegenden Theaterstück verkörperten. Angesichts dieser Fokussierung auf das zentrale Duell fallen die Nebenrollen vergleichsweise unbedeutend aus, obgleich diese mit u.a. Rebecca Hall (The Town), Sam Rockwell (The Green Mile) und Kevin Bacon (Mystic River) ebenfalls stark besetzt sind.

      Als wenig gewinnbringend erweisen sich derweil die eingeschobenen Kommentare im Doku-Stil, welche im Grunde nur noch einmal ausformulieren, was der Zuschauer ohnehin zu sehen bekommt und die man zugunsten einer noch strafferen Inszenierung ruhig hätte weglassen können. An einigen Stellen fällt zudem auf, dass ein brillanter Kameramann womöglich noch mehr aus dem Rededuell hätte herauskitzeln können, lässt sich die Arbeit von Howards Stammkraft Salvatore Torino doch lediglich als routiniert bezeichnen. Doch auch so steht am Ende ein fesselndes Filmvergnügen über ein absolutes Highlight amerikanischer TV-Historie.

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      • 6

        Mit „Hitcher, der Highway Killer“ feierte Robert Harmon (Ohne Ausweg, Der Untergang der Cosa Nostra) ein erfolgreiches Langfilmdebüt und schuf zugleich einen populären Vertreter des Terrorkinos, welcher durch atmosphärische Bilder der kalifornischen Wüstenlandschaft sowie einen enorm diabolischen Antagonisten besticht.

        Der Jugendliche Jim Halsey (C. Thomas Howell) hat den Auftrag angenommen, einen Wagen von Chicago nach San Diego zu überführen. Da es in Strömen regnet, entschließt er sich entgegen seiner Gewohnheit, den Anhalter John Ryder (Rutger Hauer) mitzunehmen. Dieser entpuppt sich rasch als psychopathischer Serienmörder, der sich auf dem Highway neue Opfer sucht. Als es Jim gelingt, den Killer vorläufig loszuwerden, setzt dieser alles daran, ihm seine Taten in die Schuhe zu schieben. Einzig die Kellnerin Nash (Jennifer Jason Leigh) scheint Jims Schilderungen über den Highway Killer zu glauben…

        Was zunächst wie ein Slasher anmutet, ist tatsächlich vielmehr die Geschichte eines zu Unrecht Verfolgten, der die Polizei von seiner Unschuld überzeugen muss. Entsprechend setzt Harmons Film mehr auf wilde Verfolgungsjagden und spektakuläre Stunts statt auf blutrünstige Schockeffekte und explizite Gewaltdarstellungen. Auch der titelgebende Highway Killer hat dabei gar nicht so viel Screentime, wie man zunächst vermuten könnte, doch gewinnt der Film immer dann an Spannung und Intensität, wenn er wieder einmal auf der Bildfläche erscheint.

        Die Phasen hingegen, in denen Jims Auseinandersetzungen mit der Polizei im Vordergrund stehen, sind deutlich weniger packend, was auch der Tatsache geschuldet ist, dass das Verhalten der Beamten die meiste Zeit über sehr naiv und unglaubwürdig wirkt. Überhaupt scheint sich der Film nicht so recht entscheiden zu können, ob er nun ein realistischer Thriller oder doch eher eine mit übernatürlichen Elementen versehene Mysterygeschichte sein will. Besonders deutlich wird dies anhand des Antagonisten, der anfangs noch wie ein gewöhnlicher Psychopath daherkommt, später jedoch geradezu übermenschliche Fähigkeiten entwickelt und immer wieder scheinbar aus dem Nichts auftaucht.

        Wer die Logik des Geschehens nicht allzu sehr hinterfragt, bekommt somit einen leicht psychedelisch angehauchten Terrortrip geboten, in dem Rutger Hauer seine ganze schauspielerische Klasse unter Beweis stellen darf.

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        • 6

          Der im Stile eines modernen Märchens inszenierte "Wo die wilden Menschen jagen" unter der Regie des Neuseeländers Taika Waititi (5 Zimmer Küche Sarg, Jojo Rabbit) ist eine amüsante Abenteuerkomödie, die zwar keine sonderlich innovative Geschichte erzählt, dafür aber mit visuellem Einfallsreichtum sowie einem gut aufgelegten Cast punktet.

          Der junge Ricky Baker (Julian Dennison) ist alles andere als begeistert, als die für ihn zuständige Sozialarbeiterin (Rachel House) ihm seine neuen Pflegeeltern vorstellt, die auf einer abgelegenen Farm auf der neuseeländischen Nordinsel wohnen. Nur widerwillig akzeptiert er seine gluckenhafte Pflegemutter Bella (Rima Te Wiata) und ihren mürrischen Ehemann Hector (Sam Neill). Als Bella jedoch überraschend verstirbt, müssen sich der eigenbrötlerische Hobbyjäger und der bereits mehrfach straffällig gewordene Jugendliche zusammenraufen, um den Fängen der Kinderfürsorge zu entkommen...

          Mit seiner fantasievollen Fluchtgeschichte erinnert Waititis Werk an Filme wie "Moonrise Kingdom" (2012), wirkt aber im Vergleich weniger detailreich und ganz auf die beiden Hauptfiguren konzentriert. Obwohl sich schon früh abzeichnet, wohin die Reise für den alten Griesgram und den jungen Möchtegern-Gangster letztlich gehen wird, weiß ihre Flucht durch den neuseeländischen Busch dank einiger skurriler Ideen, vielen witzigen Filmzitaten sowie einer Prise Action doch durchgängig zu unterhalten. Wirklich herzerwärmend wird es allerdings nur selten, ist Waititis Film doch hierfür zu sehr auf schrägen Humor ausgerichtet, was besonders in der Beerdigungsszene deutlich wird, in welcher der Regisseur selbst einen ulkigen Cameo Auftritt hat.

          Wer sich jedoch an den farbenfrohen Bildern und der stimmigen Chemie zwischen den zwei Hauptcharakteren erfreuen kann, bekommt ein charmantes Abenteuer geboten, das trotz aller Vorhersehbarkeit für gute Laune sorgt.

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          • 5

            „10 Cloverfield Lane“ unter der Regie von Dan Trachtenberg (Prey) knüpft dem Namen nach an J.J. Abrams Found-Footage Katastrophenfilm an, hat mit diesem inhaltlich jedoch nur sehr wenig gemein und versteht sich vielmehr als kammerspielartiger Psychothriller.

            Nach einem schweren Autounfall erwacht Michelle (Mary Elizabeth Winstead) angekettet in einer verriegelten Zelle. Schon bald wird sie von dem ehemaligen Satellitentechniker Howard (John Goodman) begrüßt, der ihr erklärt, dass er sie aus dem Autowrack gerettet und in einen unterirdischen Bunker gebracht habe, da die Erde in Folge eines mysteriösen Angriffs unbewohnbar geworden sei. Michelle schenkt Howards Worten zunächst keinen Glauben und vermutet stattdessen, dass der korpulente Mann sie entführt habe. Als sie allerdings den sich ebenfalls im Bunker befindlichen Emmett (John Gallagher jr.) kennenlernt und dieser Howards Ausführungen bestätigt, kommen der jungen Frau erste Zweifel, ob eine Flucht aus der unterirdischen Anlage womöglich doch keine so gute Idee darstellt…

            Trachtenbergs Psychothriller lebt in erster Linie von seiner vielversprechenden Prämisse und den guten Leistungen der drei Hauptdarsteller. Insbesondere John Goodman liefert als Verschwörungstheoretiker eine starke Performance ab, erscheint sein Charakter doch wie ein schlummernder Vulkan, der jederzeit dazu imstande scheint, auszubrechen. Leider weiß „10 Cloverfield Lane“ mit diesen guten Ansätzen jedoch nicht allzu viel anzufangen, sodass die Spannung immer weiter abnimmt, je mehr man als Zuschauer über die Vorgänge im Bunker und auf der Erdoberfläche erfährt.

            Erschwerend hinzu kommt, dass die Handlung an vielen Stellen arg konstruiert wirkt und auch die Entscheidungen der einzelnen Figuren nicht immer nachvollziehbar sind. Als besonders verwunderlich erscheint in diesem Zusammenhang, dass die Protagonistin nicht viel mehr Fragen über den angeblichen Angriff und die Vergangenheit ihrer neuen Mitbewohner stellt und viele Dinge einfach als gegeben akzeptiert.

            Als größtes Manko des Films erweist sich schließlich das platte Finale, welches allzu offensichtlich auf eine Fortsetzung schielt und kaum eines der zuvor aufgeworfenen Mysterien beantwortet. So ist es letztlich der enormen Präsenz John Goodmans zu verdanken, dass sich „10 Cloverfield Lane“ trotz aller Schwächen doch noch ins Mittelmaß rettet.

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            • 7

              Nur ein Jahr nach „Eine Frage der Ehre“ schlüpfte Tom Cruise für den von Sydney Pollack (Die drei Tage des Condor, Tootsie) inszenierten „Die Firma“ abermals in die Rolle eines Junganwalts, der mit der Macht des Gesetzes gegen dubiose Machenschaften ankämpft. Zugleich bildete der packende Verschwörungsthriller auch den Auftakt für eine ganze Reihe von John Grisham Verfilmungen, die in den 90ern Hochkonjunktur hatten.

              Jurastudent Mitch McDeere (Tom Cruise) sieht sich am Ziel seiner Träume, als er ein enorm lukratives Jobangebot einer renommierten Anwaltskanzlei mit Sitz in Memphis erhält, die sich allem Anschein nach sehr um ein familiäres Arbeitsklima und das persönliche Wohlergehen ihrer Mitarbeiter bemüht. Um das bevorstehende Juraexamen zu bestehen, erhält Mitch zudem mit dem erfahrenen Avery Tolar (Gene Hackman) einen eigenen Mentor zur Seite gestellt, der ihm hilft, sich in seine neue Anwaltstätigkeit einzuarbeiten. Mitchs Frau Abby (Jeanne Tripplehorn) begegnet den teils sehr persönlichen Fragen der Arbeitgeber ihres Mannes zwar mit Skepsis, ist aber zunächst ebenso begeistert von ihrem neuen Leben in Luxus. Als dann jedoch zwei Kollegen von Mitch bei einem mysteriösen Bootsunglück zu Tode kommen, regen sich in dem Junganwalt erste Zweifel, ob in der Kanzlei womöglich doch nicht alles mit rechten Dingen zugeht…

              „Die Firma“ bietet trotz der stolzen Laufzeit von rund 150 Min. durchgängig unterhaltsame Thrillerkost, die durch eine recht abwechslungsreiche Geschichte, ein edles Setdesign sowie eine gut aufgelegte Starriege besticht, der u.a. noch Holly Hunter (Das Piano), Hal Holbrook (The Fog) und Ed Harris (Apollo 13) angehören.
              Trotz der ernsten Thematik bewahrt sich Pollacks Film zudem einen heiteren und schwungvollen Tonfall, was neben Strahlemann Cruise und den teils sehr witzigen Wortgefechten vor allem auch dem jazzigen Soundtrack geschuldet ist. Auf diese Weise grenzt sich der Film deutlich von den düsteren Paranoia-Thrillern der 70er ab, durch die der in einer sehr ambivalenten Nebenrolle agierende Gene Hackman einst berühmt wurde. Darüber hinaus enthält Pollacks Thriller im letzten Drittel auch ein paar dynamisch in Szene gesetzte Actionsequenzen, die dem Katz-und-Maus-Spiel zusätzlich Würze verleihen.

              Angesichts dieser Vorzüge lässt sich leicht darüber hinwegsehen, dass der Zuschauer dem Protagonisten speziell in der Anfangsphase gedanklich schon ein paar Schritte voraus ist und sehr viel schneller als dieser bemerkt, dass sein Arbeitgeber ein falsches Spiel treibt.

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              • 6 .5

                Der von Scott Cooper (Crazy Heart, Feinde – Hostiles) inszenierte „Auge um Auge“ ist eine starbesetzte, mit einigen Gewaltspitzen versehene Milieustudie über die amerikanische Arbeiterklasse, die gegen Ende immer mehr Züge eines Thrillers annimmt und dabei durch starke Schauspielleistungen und eine ansprechende Bildästhetik zu gefallen weiß.

                Russell Baze (Christian Bale) verdient sich seinen Lebensunterhalt im örtlichen Stahlwerk und kümmert sich zudem mit seinem Bruder Rodney (Casey Affleck), der aus dem Irakkrieg heimgekehrt ist, um den schwerkranken Vater (Bingo O’Malley). Nachdem er in alkoholisiertem Zustand in einen schweren Verkehrsunfall verwickelt wird, muss Russell eine längere Haftstrafe antreten. Unterdessen lässt sich sein verschuldeter Bruder auf illegale Straßenkämpfe ein und kommt dabei dem brutalen Hillbilly Harlan DeGroat (Woody Harrelson) in die Quere…

                „Auge um Auge“ ist kein Film der großen Überraschungen. Schon früh kann sich der Zuschauer ausmalen, worauf die simple Rachegeschichte wahrscheinlich hinauslaufen wird. Der Weg dorthin gestaltet sich trotz des sehr gemächlichen Erzähltempos inklusive vieler langer Kameraeinstellungen jedoch durchaus packend und intensiv, was vor allem dem nuancierten Spiel der Castmitglieder zu verdanken ist, zu denen in weiteren Rollen u.a. noch Zoë Saldana (Avatar), Forest Whitaker (The Crying Game) und Willem Dafoe (Platoon) zählen. Auch weiß Coopers Film den rauen Charme und das entbehrungsreiche Leben der Arbeiterklasse so einzufangen, dass sich „Auge um Auge“ nicht nach einer bloßen Aneinanderreihung von Klischees anfühlt, auch wenn speziell die Darstellung der gewaltbereiten Hügelbewohner längst nicht so differenziert ausfällt wie die der hart arbeitenden Stadtmenschen und sie in erster Linie als klassisches Feindbild herhalten müssen.

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                • 4 .5

                  Der deutsche Titel ist wieder einmal bloße Täuschung – „Die toten Augen des Dr. Dracula“ unter der Regie von Genreexperte Mario Bava (Blutige Seide, Baron Blood) hat nichts mit dem legendären Vampirfürsten zu tun, sondern erzählt eine klassische Geistergeschichte mit Gothic-Elementen.

                  Der Gerichtsmediziner Paul Eswai (Giacomo Rossi-Stuart) wird in ein kleines Dorf in den Karpaten gerufen, in dem eine Serie von Todesfällen im Gange ist. Während sich die meisten Dorfbewohner ihm gegenüber abweisend verhalten, erfährt er von der jungen Medizinstudentin Monica (Erika Blanc) von einem mysteriösen Fluch, der angeblich auf dem Ort lastet und dessen Ursprung in der Villa Graps zu finden ist…

                  „Die toten Augen des Dr. Dracula“ lebt von seiner altmodischen Gruselatmosphäre inklusive stilvoller Kameraarbeit und farbig ausgeleuchteter Kulissen – eine Kombination, die durchaus faszinierende Bilder heraufzubeschwören weiß. Die Erzählung jedoch benötigt sehr lange, um in Fahrt zu kommen, sodass die erste Filmhälfte extrem dröge und ereignisarm verläuft. Sobald sich das Geschehen mehr und mehr in die alte Villa verlagert, gewinnt Bavas Horrorwerk zwar ein wenig an Dynamik, gestaltet sich aber weiterhin vorhersehbar und eindimensional, sodass nur in seltenen Einzelmomenten Spannung aufkommt.

                  Als weiterer Malus erweisen sich zudem die wenig interessanten Charaktere. Speziell der von Rossi-Stuart verkörperte Protagonist entpuppt sich als regelrechtes Paradebeispiel für einen Hauptcharakter, dessen Dasein keinerlei Relevanz für den Fortgang der Geschichte hat und der dementsprechend vollkommen blass und austauschbar wirkt.

                  So bleibt abseits der von dichten Nebelschwaden, dunklen Seitengassen und langen Schlosskorridore dominierten Bilder nicht sehr viel übrig, was Bavas Oldschool-Grusler empfehlenswert macht.

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                  • 7

                    Selbst wer „Der dritte Mann“ nie gesehen hat, dürfte mit hoher Wahrscheinlichkeit die berühmten Zither-Klänge von Anton Karas kennen, die den von Carol Reed (Kleines Herz in Not, Oliver!) inszenierten Noir-Klassiker musikalisch untermalen, entwickelte sich die Single doch zu einem wahren Chartstürmer und gilt bis heute als eines der meistverkauften Instrumentalstücke, von dem inzwischen weit über 50 Coverversionen existieren.

                    Nach Ende des Zweiten Weltkriegs ist Wien in vier Besatzungszonen unterteilt. Ein fünfter Sektor unterliegt der gemeinsamen Verwaltung der Hauptsiegermächte. Der amerikanische Autor Holly Martins (Joseph Cotten) kommt in jenes Zentrum dieser sich im Wiederaufbau befindliche Stadt, um ein Jobangebot seines Jugendfreundes Harry Lime anzunehmen, muss zu seiner Bestürzung jedoch feststellen, dass Harry kurz zuvor bei einem Verkehrsunfall ums Leben gekommen ist. Darüber hinaus erfährt er vom zuständigen Ermittler Calloway (Trevor Howard), dass sein Freund offenbar in dubiose Machenschaften verstrickt war. Martins beginnt daraufhin, auf eigene Faust zu recherchieren und trifft dabei die Theaterschauspielerin Anna Schmidt (Alida Valli), mit der der Verstorbene ein Verhältnis hatte. Gemeinsam kommen sie einem dunklen Geheimnis auf die Spur…

                    Reeds Noir-Thriller hebt sich vor allem durch seinen stilvoll in Szene gesetzten Schauplatz von vergleichbaren Produktionen ab, erzeugt das dunkle Wien der Nachkriegszeit mit seinen zerstörten Häuserfassaden, dem feuchten Kopfsteinpflaster und der weitläufigen Kanalisation doch eine ganz eigene, sonderbare Atmosphäre. Zudem punktet der Film mit seinen ungewöhnlichen Kameraeinstellungen, die sich am Deutschen Expressionismus der 20er Jahre orientieren sowie den ausgezeichneten Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Bernard Lee (James Bond-Reihe), Paul Hörbiger (Die Deutschmeister) und natürlich Orson Welles (Citizen Kane) zählen.

                    Die Story selbst hingegen folgt in weiten Teilen altbekannten Krimimustern und verzichtet auf einen politischen Subtext. So besteht die erste Hälfte des Films größtenteils aus Befragungen der Unfallzeugen, ehe es im Mittelteil zu einer überraschenden Wendung kommt und das Geschehen sich von nun an deutlich fesselnder gestaltet. Als absolutes Highlight des Films erweist sich schließlich das hervorragende Finale, welches mit seiner enormen Spannungsintensität auch heute noch zu begeistern weiß und über die etwas schleppende Anfangsphase hinwegsehen lässt.

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                    • 6

                      Dem ungeschriebenen Gesetz der Filmbranche nach muss auf einen Kassenschlager auch immer eine Fortsetzung folgen und so durfte das Publikum nur zwei Jahre nach Erscheinen des Originals mit dem von Ted Post (Hängt ihn höher, Dirty Harry 2) inszenierten Nachfolger abermals eine Reise zum Planet der Affen antreten.

                      Der Astronaut Brent (James Franciscus) überlebt als einziges Besatzungsmitglied die Bruchlandung seines Raumschiffs auf einem ihm unbekannten Planeten. Dort trifft er auf die stumme Nova (Linda Harrison), die die Erkennungsmarke des als verschollen geltenden Taylor (Charlton Heston) um den Hals trägt und die Brent zur Stadt der Affen führt, wo Gorilla-General Ursus (James Gregory) seine Eroberungspläne vorantreibt, um auch die letzten verbliebenen Menschen aufzuspüren und zu töten. Brent gelingt es zunächst, dem Zugriff der Gorillas zu entkommen, macht dann aber in der sogenannten 'Verbotenen Zone' eine furchteinflößende Entdeckung...

                      "Rückkehr zum Planet der Affen" knüpft nahtlos an den Vorgänger an und wiederholt zu Beginn sogar noch einmal dessen Endsequenz. Die anschließende Einführung des neuen Protagonisten, die wohl nur nötig wurde, weil Charlton Heston keine Lust mehr auf die Hauptrolle hatte, vollzieht sich zunächst recht ungelenk. Sobald Brent und Nova aber in der Affenstadt ankommen, gewinnt der Film an Spannung und Dynamik.

                      Deutlich mehr als sein Vorgänger setzt der zweite Teil fortan auf Verfolgungsjagden und Zweikämpfe, was die Fortsetzung zwar einerseits actionreicher, in Ermangelung tiefgreifender Dialoge aber auch wesentlich weniger gehaltvoll erscheinen lässt. Dafür punktet der SciFi-Streifen jedoch mit einem recht hohen Erzähltempo und bleibt auch dank der knappen Laufzeit angenehm kurzweilig.

                      Nachfolgend SPOILER:

                      Die späteren Entwicklungen rund um die im Untergrund lebenden Mutanten erscheinen auf den ersten Blick extrem grotesk, fügen sich mit ihrer religionskritischen Botschaft aber dennoch recht gut in das Franchise ein. So haben die Vorgänge rund um die an moderne Sekten und ihren Drang zur (Selbst-)Tötung erinnernde Gemeinschaft ebenso ihren Reiz wie die Vorstellung eines Gottes in Form einer Atombombe und somit der Anbetung der totalen Vernichtung.

                      Auch aufgrund der teils sehr schwachen Effektarbeit reicht der zweite Teil der Affensaga letztlich nicht an das grandiose Original heran, gewährt aber zumindest neue Einblicke in die postapokalyptische Welt und steuert mit bemerkenswerter Konsequenz auf sein radikales Finale zu.

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                      • 7

                        Während die Reise zum Mond längst erfolgreich angetreten wurde und eine Weltumrundung in weniger als 80 Tagen heutzutage für jedermann mit dem nötigen Kleingeld möglich ist, gilt eine Reise zum Erdkern immer noch als Utopie, weshalb auch von der Verfilmung der fantastischen Jules Verne Erzählung immer noch eine gewisse Faszination ausgeht.

                        Schottland 1880: Der Geologie-Professor Oliver Lindenbrook (James Mason) erhält von seinem Studenten Alec (Pat Boone) einen ungewöhnlich schweren Lava-Brocken geschenkt. Bei dessen Untersuchung stößt der Professor auf eine versteckte Nachricht eines isländischen Forschers, der dreihundert Jahre zuvor zu einer Expedition zum Mittelpunkt der Erde aufbrach, von dieser jedoch nie zurückkehrte. Den Hinweisen des Gelehrten folgend, machen sich Lindenbrook und sein Student auf nach Island, wo sie in einem erloschenen Vulkan den Zugang ins Erdinnere vermuten. Unterstützt werden sie dabei von Carla Goetaborg (Arlene Dahl), der Witwe eines Kollegen Lindenbrooks, sowie dem Isländer Hans (Peter Ronson) und seiner klugen Ente...

                        Die von Henry Levin (Der Bandit und die Königin, Unser Mann in Rio) inszenierte Romanverfilmung punktet mit sehr viel nostalgischem Charme und einer zeitlos spannenden Geschichte, die mit den damaligen Möglichkeiten der Tricktechnik aufgemotzt wurde und nach wie vor für gelungene Abenteuerunterhaltung sorgt. Trotz einiger Gefahrensituationen, die die Forschergruppe im Laufe der Reise zu bewältigen hat, bleibt der Tonfall des Films stets vergnüglich, sodass "Die Reise zum Mittelpunkt der Erde" auch für ein junges Publikum bestens geeignet ist.

                        Bis Lindenbrook und seine Gefährten allerdings in den Vulkan steigen, dauert es eine ganze Weile, befasst sich der Film doch zunächst u.a. mit der Verlobung von Alec und seiner Freundin Jenny (Diane Baker) sowie dem Mord an Prof. Goetaborg (Ivan Triesault) durch einen Nachfahren des isländischen Forschers (Thayer David). Während diese kleinen Nebenhandlungen zu gefallen wissen, fällt lediglich Lindenbrooks misogyner Charakter negativ auf, kritisiert er doch fortwährend die einzige Frau auf der Expedition, was wiederum zu einigen Diskussionen führt. Ein wenig schade ist auch, dass nur so wenige fantastische Kreaturen im Film auftauchen, hätte Vernes Vorlage in dieser Hinsicht doch noch sehr viel Potenzial geboten.

                        Ungeachtet dieser Mängel bereitet die Expedition zum Erdmittelpunkt aber immer noch sehr viel Vergnügen und weiß dabei die Fantasie des Zuschauers zu beflügeln.

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                        • 6

                          Vom deutschen Titel sollte man sich nicht irritieren lassen - "Die Stunde, wenn Dracula kommt" hat wenig mit Vampiren und gar nichts mit dem berühmten Roman von Bram Stoker zu tun. Vielmehr erzählt der in Schwarzweiß gedrehte Horrorklassiker, mit dem der Italiener Mario Bava (Blutige Seide, Im Blutrausch des Satans) seinen Durchbruch feierte, eine an eine russische Erzählung angelehnte Schauermär über Hexen und Wiedergänger.

                          1630: Die junge Fürstentochter Asa (Barbara Steele) und ihr Geliebter Javutich (Arturo Dominici) werden von einem Inquisitionsgericht der Hexerei bezichtigt und zum Tode auf dem Scheiterhaufen verurteilt. Dazu werden ihnen mit Dornen versehene Masken auf ihre Gesichter geschlagen, wodurch sie qualvoll ums Leben kommen. Da ein plötzlich einsetzendes Gewitter die Verbrennung der Leichname verhindert, wird Asas Körper anschließend in der Familiengruft beigesetzt. 200 Jähre später befinden sich Prof. Krubajan (Andrea Checchi) und sein Assistent Gorobec (John Richardson) auf dem Weg zu einer Kongresssitzung, als ihre Kutsche wegen eines gebrochenen Rades ganz in der Nähe der Grabstätte liegen bleibt. Aus Neugier betreten die beiden Männer die uralte Gruft und stören dabei die Totenruhe der dämonischen Hexe...

                          Bereits die Eröffnungsszene von Bavas Erstlingswerk, in der die Hexe unter Höllenqualen auf dem Scheiterhaufen zu Tode gefoltert wird und dabei einen Fluch gegen ihre eigene Familie ausstößt, erweist sich als eines der atmosphärischen Highlights des Films. Sehr schauderhaft wird es später dann noch einmal, wenn der Professor und sein Assistent die dunkle Grabkammer betreten, wo die Hexe in einem Sarg mit gläsernem Kopfteil aufgebahrt liegt.

                          Sobald dann allerdings Asas Nachkommen und der Familienfluch im Mittelpunkt stehen, kann Bavas Film das Niveau der Anfangsphase nicht mehr ganz halten und es schleichen sich einige weniger interessante Passagen ein. Auch bietet die Geschichte keine größeren inhaltlichen Überraschungen, sodass für den erfahrenen Horrorfan schon früh klar ist, wohin die Reise gehen wird.

                          Punkten kann "Die Stunde, wenn Dracula" dafür neben seinem Gothic-Charme und der detaillierten Ausstattung auch mit der eindringlichen Performance der in einer Doppelrolle agierenden Hauptdarstellerin Barbara Steele. Der restliche Cast allerdings fällt neben ihr ein wenig ab. Speziell Arturo Dominici als Geliebter der Hexe strahlt nicht die nötige Bedrohlichkeit aus und wirkt eher wie ein tumber Erfüllungsgehilfe.

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                          • 6

                            Mit "The Missing" wagte sich Hollywoods Allzweckwaffe Ron Howard (Apollo 13, Rush) in Westerngefilde vor und schuf einen zwar etwas langatmigen, dank der gut aufgelegten Darsteller, den prächtigen Landschaftsbildern und der recht ungewöhnlichen Figurenkonstellation aber durchaus überzeugenden Genrebeitrag.

                            New Mexico gegen Ende des 19. Jahrhunderts: Die als Heilerin wirkende Maggie Gilkeson (Cate Blanchett) lebt mit ihren Töchtern Lilly (Evan Rachel Wood) und Dot (Jenna Boyd) auf einer abgeschiedenen Farm. Seit kurzer Zeit führt sie eine Beziehung mit ihrem Nachbarn Brake (Aaron Eckhart), der sie unterstützt. Als Brake und die beiden Mädchen ausreiten, um die Rinder brandmarken zu lassen, werden sie von einer Bande desertierter Apachen-Scouts um den finsteren Medizinmann Chidin (Eric Schweig) überfallen, Brake auf grausame Weise getötet und Lilly verschleppt. In ihrer Verzweiflung bittet Maggie ihren Vater Samuel (Tommy Lee Jones) um Hilfe, der sie einst verließ, um sich den Indianern anzuschließen und zu dem sie seither ein extrem angespanntes Verhältnis hat. Gemeinsam nehmen sie die Fährte der Apachen auf, um Lilly aus der Gefangenschaft zu befreien...

                            "The Missing" benötigt eine ganze Weile, um in Gang zu kommen und begnügt sich zunächst damit, die Konfliktsituation zwischen der Protagonistin und ihrem Vater aufzuzeigen. So vergeht über eine halbe Stunde der Laufzeit, ehe es zu dem verhängnisvollen Überfall kommt und Howards Western allmählich an Spannung und Nervenkitzel gewinnt. Dadurch, dass der Film immer wieder auch die teils wenig interessanten Aktionen der Bösewichte ausführlich darstellt, wird jedoch auch in der Folge das Tempo einige Male verschleppt.

                            Diese Längen einigermaßen auszugleichen gelingt vor allem dank der starken Performances von Cate Blanchett und Tommy Lee Jones, die die zerrüttete Vater-Tochter-Beziehung glaubhaft transportieren können. Zudem weiß auch Eric Schweig als grobschlächtiger Antagonist zu gefallen, wenngleich die brutalen Gewalttaten und die unheilvollen Voodoo-Künste seines Charakters sich nicht ganz stimmig in die Gesamtatmosphäre einfügen wollen und besser in einen Film wie Zahlers "Bone Tomahawk" (2015) gepasst hätten.

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                              Basierend auf einer Novelle von Henry James schuf der Brite Jack Clayton (Der Weg nach oben, Das Böse kommt auf leisen Sohlen) mit "Schloß des Schreckens" einen psychologisch vielschichtigen Klassiker des Gruselfilms, der sich durch hervorragende Schwarzweiß Bilder, eine dichte Schaueratmosphäre sowie eine vielseitig interpretierbare Geschichte auszeichnet.

                              England im 19. Jahrhundert: Miss Giddens (Deborah Kerr) wird als neue Gouvernante auf einem herrschaftlichen Landsitz angestellt, wo sie die Verantwortung für die kleine Flora (Pamela Franklin) übernehmen soll. Schon bald kehrt auch Floras älterer Bruder Miles (Martin Stephens) nach Hause zurück, da er aus unbekannten Gründen aus dem Internat verwiesen wurde. Fortan hat Miss Giddens somit gleich zwei Kinder in ihrer Obhut und muss sich allein mit der Unterstützung der Haushälterin Mrs. Grose (Megs Jenkins) um deren Wohlergehen kümmern, da sich der als Vormund eingesetzte Onkel (Michael Redgrave) nicht für die Kinder interessiert. Erscheint das Leben in dem weitläufigen Anwesen zunächst noch friedvoll und unbekümmert, werden die Gouvernante und ihre Schützlinge alsbald von einer dunklen Vergangenheit eingeholt...

                              Schon der Beginn von "Schloß des Schreckens" erweist sich als außergewöhnlich, bleibt das Bild doch zunächst schwarz, während wir eine kindliche Melodie hören, welcher im späteren Verlauf des Films noch eine bedeutsame Rolle zukommt. Da erst nach dieser Melodie das 20th Century Fox Logo eingeblendet wird, waren viele damalige Kinobetreiber so irritiert, dass sie verdutzt die Filmrollen überprüften.

                              Von da an entspinnt sich eine ebenso rätselhafte wie schwer zu durchschauende Geschichte, die sich auf fesselnde Weise von der Masse der Haunted House Produktionen abhebt und dabei durch eine detaillierte Figurenzeichnung in Verbindung mit einer subtilen Gruselstimmung besticht. Besonders hervorzuheben ist in diesem Zusammenhang die ausgezeichnete Kameraarbeit von Freddie Francis, der später häufiger mit David Lynch zusammenarbeitete und etwa bei "Der Elefantenmensch" (1980) und "The Straight Story" (1999) die Kamera führte.

                              Darüber hinaus wissen auch die Performances der Castmitglieder um Hauptdarstellerin Deborah Kerr zu begeistern, gelingt es ihnen doch auf eindringliche Weise, den Schrecken, der in und um diesem alten Landsitz lauert, für das Publikum fühlbar werden zu lassen. Somit steht am Ende eine extrem beklemmende Komposition des Grauens, deren psychologische Komponenten ganz unterschiedliche Deutungen zulassen und den Zuschauer auch lange danach noch beschäftigen.

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                                über Driver

                                "Driver" unter der Regie von Walter Hill (Nur 48 Stunden, Red Heat) ist ein ebenso rasanter wie minimalistisch gehaltener Actionthriller über einen wortkargen Fluchtwagenfahrer, welcher mit adrenalingetränkten Verfolgungsjagden und stilvollen Bildern des nächtlichen L.A. auftrumpft.

                                Bereits seit geraumer Zeit hat die Polizei von Los Angeles einen bestimmten Fluchtwagenfahrer (Ryan O' Neal) im Visier, der die Beamten mit seinen riskanten Fahrmanövern regelmäßig abschüttelt und seinen kriminellen Auftraggebern damit zum Erfolg verhilft. Als es endlich so aussieht, als habe man den Driver dingfest machen können, wird er durch eine junge Augenzeugin (Isabelle Adjani) entlastet, sodass der leitende Ermittler (Bruce Dern) ihn wieder laufen lassen muss. Um den Driver doch noch hinter Gitter zu bringen, stellt ihm die Polizei daraufhin eine Falle...

                                Walter Hill verzichtet für seinen Actionkracher nahezu gänzlich auf die übliche filmische Ausstaffierung und lässt statt echter Charaktere lieber namenlose Archetypen gegeneinander antreten. Entsprechend wenig erfährt man über den sehr schweigsamen und unterkühlt wirkenden Protagonisten und seine Motive.

                                Wer sich darauf einlassen kann, dass Hill hier alles diesem unbedingten Stilwillen unterordnet und abseits der brillant gefilmten Autoverfolgungsjagden nicht allzu viel zu erzählen hat, wird mit einem Filmerlebnis belohnt, dem die Coolness aus jeder Pore tropft. Welch großen Einfluss Hills Werk bis heute auf das Actionkino ausübt, zeigt sich indes schon allein daran, dass Filme wie "The Transporter" (2002), "Drive" (2011) und "Baby Driver" (2017) Szenen aus "Driver" teils 1 zu 1 übernommen haben und damit diesem Vorreiter der quietschenden Reifen und bis zum Anschlag durchgedrückten Gaspedale die Ehre erweisen.

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                                  "Der Mann aus Laramie" bildete seinerzeit die fünfte und letzte Zusammenarbeit von Regisseur Anthony Mann (Nackte Gewalt, Der Stern des Gesetzes) und Hauptdarsteller James Stewart. Entstanden ist dabei ein visuell ansprechender Western, der jedoch eine reichlich klischeebehaftete und in weiten Teilen spannungsarme Geschichte erzählt.

                                  Will Lockhart (James Stewart) aus Laramie in Wyoming kommt auf der Suche nach den Mördern seines Bruders in die Kleinstadt Coronado, in der der alte Rancher Alec Waggoman (Donald Crisp) das Sagen hat. Lockhart macht Bekanntschaft mit der Kaufladenbesitzerin Barbara (Cathy O'Donnell), die ihm einen Hinweis gibt, wo es in der Gegend Salzvorräte zu finden gibt, mit denen Lockhart seine Wagen füllen und zurück nach Laramie fahren will. Daran wird er jedoch durch Waggomans Sohn Dave (Alex Nicol) gehindert, der den Abtransport des Salzes als Diebstahl betrachtet und in seinem Zorn Lockharts Tiere töten und seine Wagen verbrennen lässt, wovon ihn auch Vic Hansboro (Arthur Kennedy), die rechte Hand seines Vaters, nicht abbringen kann. Fortan sinnt Lockhart auf Rache für seinen Verlust...

                                  Schon die Ausgangslage von Manns Western, bei der ein Fremder in eine Stadt kommt, um den Tod eines Familienangehörigen zu rächen, klingt nicht unbedingt nach einer besonderen Innovation im Genre. Und auch im weiteren Handlungsverlauf bietet "Der Mann aus Laramie" nicht sehr viel mehr als eine wiederkehrende Abfolge von Gewalt und Gegengewalt.

                                  Erschwerend hinzu kommt, dass auch die Charaktere kaum das Interesse des Zuschauers wecken können. So erscheint etwa der Protagonist wie ein reichlich unbesonnener Raufbold, wenn er als Reaktion auf den Verlust von Tieren und Wagen zunächst einmal eine wilde Schlägerei anzettelt, statt seinem Gegenüber durch gewieftes Taktieren beizukommen. Sein Widersacher indes ist ein derart weinerlicher und von der Entscheidungsgewalt seines Vaters abhängiger Mann, dass man ihn als Gegenspieler kaum ernst nehmen kann. Da zudem auch die Figur der Kaufladenbesitzerin kaum mehr als eine Stichwortgeberin ist und die zwangsläufige Liebesgeschichte zwischen Lockhart und ihr reichlich halbgar ausfällt, verbleibt der alte Rancher, der allmählich zu erblinden droht und um sein Vermächtnis bangt, als einziger mehrdimensionaler Charakter.

                                  Ungeachtet dieser inhaltlichen Schwächen verfügt der im CinemaScope-Verfahren gedrehte Western über herrliche Landschaftspanoramen und einige nach wie vor sehr dynamisch wirkende Actionszenen. Darüber hinaus vermag auch die Darstellerriege um den genreerfahrenen James Stewart zu überzeugen, sodass Manns Western insgesamt noch solide Unterhaltung liefert.

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                                    Filme, in denen Seuchen, Impfungen und Massengräber eine Rolle spielen, haben durch die Corona-Pandemie in den letzten Jahren zusätzlich an Brisanz gewonnen. Ein Beispiel für solch ein älteres Werk, das aus heutiger Perspektive noch einmal eine andere Wirkung entfaltet, ist auch der von einer tollwurtartigen Epidemie handelnde "Rabid", der zwar über diverse handwerkliche Schwächen verfügt, zugleich aber auch einige sehr einprägsame Bilder heraufbeschwört.

                                    Rose (Marilyn Chambers) und ihr Freund Hart (Frank Moore) haben auf einer Landstraße einen schweren Motorradunfall. Rose trägt dabei gravierende Verletzungen davon und wird deshalb in ein nahegelegenes Institut für plastische Chirurgie gebracht. Der Klinikleiter (Howard Ryshpan) entschließt sich kurzerhand, ein neuartiges Verfahren zur Gewebetransplantation anzuwenden, um das Leben seiner Patientin zu retten. Als Rose nach einem Monat aus dem Koma erwacht, scheint sie zunächst wieder ganz gesund. Schon bald jedoch stellt sie fest, dass sie Nahrung nicht mehr auf gewohntem Wege zu sich nehmen kann, sondern nunmehr den starken Drang verspürt, anderer Menschen Blut auszusaugen. Ihre Opfer mutieren daraufhin zu zombieartigen Wesen, die die Krankheit durch Bisse weiterverbreiten...

                                    Dieses Frühwerk von David Cronenberg (Dead Zone, Crash) enthält bereits zahlreiche Themen und Motive, die für die spätere Karriere des Regisseurs maßgeblich werden sollten, wozu etwa grauenerregende Mutationen, dubiose Mediziner und sexuelle Grenzüberschreitungen zählen. Kombiniert werden diese mit einer apokalyptischen Atmosphäre, die bisweilen an die Werke des Zombievaters George A. Romero (Night of the Living Dead, Dawn of the Dead) erinnert.

                                    Während die stimmungsvollen Bilder des nächtlichen Montreal ebenso zu gefallen wissen wie die Castleistungen um die als Pornodarstellerin bekannt gewordene Marilyn Chambers, kommt der Erzählfluss so einige Male ins Stocken. Dies hängt vor allem damit zusammen, dass Cronenbergs Seuchenhorror sehr häufig von einem Schauplatz zum nächsten springt und viele Charaktere nur in einer oder zwei Szenen auftauchen, ehe sie der blutdürstigen Protagonistin oder einem anderen Infizierten zum Opfer fallen. Entsprechend abgehackt fühlt sich die Szenenfolge von "Rabid" bisweilen an.

                                    Obwohl man Cronenbergs ungewöhnlichen Blick auf weibliche Lust und Selbstbestimmung durchaus auch kritisch betrachten kann, treten hierbei die Stärken des Films doch am deutlichsten zu Tage. So reagiert die Protagonistin auf männliche Begierde ihrerseits mit kraftvoller Sexualität und Gewalt, welche durch die phallusähnliche Wucherung, die ihr nach der Operation in der Achselhöhle wächst, auch eine körperliche Entsprechung finden.

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                                      Kenduskeag 19.03.2023, 11:25 Geändert 19.03.2023, 11:28

                                      Mit dem mystisch angehauchten "Badlands" feierte Regisseur Terrence Malick (Der schmale Grat, Ein verborgenes Leben) ein beeindruckendes Langfilmdebüt, welches sich lose am realen Fall des Teenager-Killerpärchens Charles Starkweather und Caril Ann Fugate orientiert, welches Ende der 50er Jahre mordend durch den Mittelwesten der USA zog.

                                      Die 15-Jährige Schülerin Holly Sargis (Sissy Spacek) lebt mit ihrem verwitweten Vater (Warren Oates) in einer Kleinstadt in South Dakota. Eines Tages wird sie von dem bei der Müllabfuhr arbeitenden Kit (Martin Sheen) angesprochen und verliebt sich in den unangepassten jungen Mann. Hollys strenger Vater jedoch ist gegen die Beziehung und tötet zur Strafe Hollys Hund. Anschließend bricht Kit in das Haus der Familie Sargis ein, um mit seiner Freundin zu fliehen. Als Hollys Vater dies nicht zulassen will, wird er von Kit erschossen, woraufhin für die beiden Liebenden eine gefahrvolle Flucht vor der Polizei beginnt...

                                      "Badlands" erzählt im Kern eine simple Variation von 'Bonnie und Clide', wird unter Malicks Regie jedoch zugleich ein an existenziellen Fragen rührendes Werk von enormer poetischer Kraft. So setzt sich der Film anhand seines zwischen jugendlicher Naivität und gewaltiger krimineller Energie wandelnden Protagonistenpaares etwa damit auseinander, ob ein kurzes Leben, das eine Bedeutung hatte, einem langen Leben, an das sich später niemand mehr erinnert, vorzuziehen ist. Und zugleich veranschaulicht Malicks Debütfilm, welcher später Quentin Tarantino als Vorlage für seine Drehbücher zu "True Romance" (1993) und "Natural Born Killers" (1994) dienen sollte, dass der Weg aus einer Abhängigkeit oftmals in eine neue Abhängigkeit führt.

                                      Eingehüllt in romantische Naturbilder und von teils psychedelisch anmutender Musik sowie einem träumerischen Voiceover begleitet, entwickelt sich so ein mit dosierten Actionsequenzen und rabenschwarzem Humor angereichertes Roadmovie, das die innere Leere und das Gefühl des Ausgestoßenseins seiner beiden Hauptfiguren für den Zuschauer unmittelbar fühlbar werden lässt, wozu auch die starken Performances von Spacek und Sheen in entscheidender Weise beitragen. Als sehr charmant erweisen sich dabei nicht zuletzt auch einige Details: So betritt Kit in einer Szene einen Automaten von der Größe einer Telefonzelle, der seine gesprochenen Worte auf Schalplatte bannt - eine Technik, die aus heutiger Sicht wie aus einer anderen Galaxie zu stammen scheint.

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                                        Der auf dem gleichnamigen Roman basierende "Nevada-Pass" ist ein routiniert in Szene gesetzter Western von Tom Gries (Der Mann ohne Nerven, Helter Skelter), der zudem einige Krimielemente enthält und sich bisweilen wie eine Actionvariante von "Mord im Orient Express" (1974) anfühlt.

                                        Ein mit Versorgungsgütern beladener Zug befindet sich auf dem Weg zu einem Stützpunkt der US Army, an dem die Diphtherie ausgebrochen sein soll. Mit an Bord befindet sich auch der Falschspieler John Deakin (Charles Bronson), welcher für den Anschlag auf einen Armeetransport verantwortlich gemacht wird und durch Marshal Pearce (Ben Johnson) dem zuständigen Militärgericht übergeben werden soll. Als sich während der Fahrt durch die Rocky Mountains jedoch mehrere tödliche Zwischenfälle ereignen, werden die medizinischen Kenntnisse des Gefangenen benötigt, welcher schon bald spürt, dass eine mörderische Verschwörung im Gange ist...

                                        "Nevada-Pass" bietet eine unterhaltsame Mörderjagd vor verschneiter Bergkulisse, die mit einigen mehr oder weniger spektakulären Stunts, einer schnörkellos erzählten Geschichte sowie guten Leistungen der Castmitglieder aufwartet, zu denen u.a. noch Jill Ireland (Der aus dem Regen kam), Ed Lauter (Seraphim Falls) und Richard Crenna (Rambo) zählen.

                                        Dass schon relativ früh abzusehen ist, wer hinter der ominösen Mordserie steckt, schadet dem Filmgenuss derweil nur minimal, machen die diversen Tricks und Finten des Protagonisten in Kombination mit einigen Faustkämpfen und Schießereien doch durchaus Laune und sorgen schließlich dafür, dass man den Kauf dieses Zugtickets keinesfalls bereut.

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                                          "30 seconds after you're born you have a past and 60 seconds after that you begin to lie to yourself about it."

                                          Der von David Cronenberg (Videodrome, Eastern Promises) inszenierte "Die Brut" startet als feinfühliges Drama über eine zerrüttete Familie, welches sich mit jeder Sekunde mehr zu einem fesselnden Horrorschocker transformiert, in dem Body- und Psychohorror eine verstörende Symbiose eingehen.

                                          Architekt Frank Carveth (Art Hindle) lebt in Scheidung von seiner psychisch labilen Frau Nola (Samantha Eggar), die in einem abgelegenen Institut im Wald von Psychotherapeut Hal Raglan (Oliver Reed) behandelt wird. Dr. Raglan hat eine neuartige Methode namens 'Psychoplasmic' entwickelt, bei der mentale Störungen als körperliche Krankheiten nach außen hin sichtbar gemacht werden, um die Patienten anschließend auf konventionellem Wege heilen zu können. Als Franks 5-Jährige Tochter Candy (Cindy Hinds) von einem Besuch bei ihrer Mutter mit diversen Verletzungen zurückkehrt, macht der aufgewühlte Vater dem Arzt schwere Vorwürfe und drängt auf einen sofortigen Abbruch der Therapie, ist er doch der festen Überzeugung, dass Nola selbst ihre Tochter misshandelt hat. Als dann auch noch eine unerklärliche Mordserie in ihrem Umfeld beginnt, scheint endgültig das Grauen über Frank und seine kleine Tochter hereingebrochen zu sein...

                                          Cronenbergs in ästhetische Bilder winterlicher Landstriche gehüllter Horrorfilm widmet sich auf eindringliche Weise einer Verkörperung des Geistigen, verbindet Gore-Elemente mit psychologischem Suspense. Die intensive Beschäftigung mit dem Seelenleben der unter der Trennung leidenden Familienmitglieder sorgt dabei dafür, dass die späteren Ereignisse des Films eine umso beängstigendere Wirkung entfalten. Dass der Zuschauer dem Protagonisten mitunter gedanklich schon einen Schritt voraus ist und die Auflösung bereits relativ früh erahnen kann, fällt derweil überhaupt nicht ins Gewicht, gestaltet sich doch der Weg bis zu jener finalen Auflösung ebenso spannend wie auch emotional packend.

                                          Neben dem treibenden Score von Cronenbergs Stammkomponist Howard Shore und der starken Effektarbeit sind indes auch die guten Leistungen der Castmitglieder zu loben, die diesem beklemmenden Familienalptraum ihren Stempel aufdrücken.

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                                            Mit dem in Deutschland unter dem schlichten Titel "Das Böse" bekannten "Phantasm" schuf Don Coscarelli (Bubba Ho-Tep, John Dies at the End) einen eigenwilligen Vertreter des SciFi-Horrors, der mit zahlreichen skurrilen Ideen und einer ungewöhnlichen Geschichte daherkommt.

                                            Nach dem Tod ihrer Eltern lebt der 13-Jährige Mike (A. Michael Baldwin) allein mit seinem erwachsenen Bruder Jody (Bill Thornbury), der als Gitarrist in einer Band spielt. Als eines der Bandmitglieder unter mysteriösen Umständen ums Leben kommt, beobachtet Mike den offenbar übermenschlich starken Bestatter (Angus Scrimm) und weitere seltsame Vorgänge rund um den Friedhof und die dazugehörige Leichenhalle. Jody will den Worten seines jüngeren Bruders zunächst keinen Glauben schenken, muss jedoch schon bald erkennen, dass Mike dunklen Mächten auf der Spur ist...

                                            Der Start in Coscarellis nach eigenem Drehbuch entstandenes und mit geringem Budget umgesetztes Genrestück gestaltet sich recht sprunghaft und holprig, sodass es einige Zeit dauert, bis man als Zuschauer die Zusammenhänge zwischen einzelnen Szenen und die Verbindungen zwischen den verschiedenen Charakteren versteht. Kennt man jedoch die finale Auflösung des Films, ergibt dieser wirr anmutende Anfang mit seinen abrupt eingeschobenen Rückblenden und mehrfachem Voiceover Einsatz durchaus Sinn.

                                            Spätestens dann, wenn sich der jugendliche Protagonist bei Nacht und Nebel ein erstes Mal in die Leichenhalle schleicht, nimmt "Phantasm" deutlich an Fahrt auf und entwickelt sich zu einem ebenso fantasievollen wie unterhaltsamen Horrorvergnügen, welches dazu mit einem stilsicheren Setdesign, gelungenen Effekten und angenehm altmodischer Gruselatmosphäre aufwartet.

                                            Als ein großer Schwachpunkt des Films erweist sich derweil das recht hölzerne Schauspiel, was in diesem Fall besonders schwer wiegt, da "Phantasm" auch Züge eines Coming of Age Dramas enthält, die emotionale Tragweite des Geschehens aufgrund der mäßigen Performances aber nicht beim Zuschauer ankommt. Dafür entschädigt Coscarellis Werk allerdings mit reichlich Kreativität sowie einer gut abgestimmten Mischung aus sanftem Grusel und einigen wenigen blutigen Gewaltspitzen.

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                                              Mit "Scanners" feierte der Kanadier David Cronenberg (Die Fliege, A History of Violence) zu Beginn der 80er Jahre seinen internationalen Durchbruch. Die Kombination aus mit verstörenden Spezialeffekten angereichertem SciFi-Horror und nach bewährten Erzählmustern funktionierendem Verschwörungsthriller lebt dabei hauptsächlich von der vielversprechenden Prämisse, leidet jedoch mitunter an einem Mangel an Spannung und Intensität.

                                              Nachdem er unfreiwillig den Anfall einer Frau in einem Einkaufszentrum herbeigeführt hat, wird der heruntergekommene Cameron Vale (Stephen Lack) gefangen genommen und in die von Dr. Paul Ruth (Patrick McGoohan) geleitete Forschungseinrichtung des ConSec-Rüstungskonzerns gebracht, wo man ihm offenbart, dass er zu den sogenannten 'Scannern' gehört, die über enorme telepathische Kräfte verfügen. Dr. Ruth möchte mit Camerons Hilfe sämtliche Scanner für die Dienste des Unternehmens gewinnen, wird daran jedoch durch den skrupellosen Darryl Revok (Michael Ironside) gehindert, welcher als der Mächtigste unter den Scannern gilt und im Geheimen eine Armee der Telepathiebegabten aufstellt, die nach der Weltherrschaft strebt...

                                              Cronenbergs Film steigt ohne Umschweife in sein Thema ein und bietet eine packende Anfangsphase, in der zunächst die Flucht des Protagonisten und seine Gefangennahme durch die Mitarbeiter des Konzerns gezeigt werden, um anschließend in der für lange Zeit markantesten Szene des Films den Antagonisten und dessen erschreckende Fähigkeiten einzuführen. Daran schließt sich jedoch ein wenig spannender Mittelteil an, der Camerons Suche nach dem inzwischen untergetauchten Bösewicht zeigt und der hauptsächlich von eher belanglosen Dialogen und ein paar recht konventionellen Actionszenen geprägt ist. Erst im letzten Drittel dreht "Scanners" dann noch einmal auf und sorgt mit einem spektakulären Body-Horror Finale doch noch für ein versöhnliches Ende.

                                              Während vor allem die Arbeit der Effektkünstler positiv hervorzuheben ist und auch der von Howard Shore komponierte Score zu gefallen weiß, sticht unter den Darstellern besonders Michael Ironside als machtbesessener Gegenspieler hervor, der mit seiner diabolischen Performance zuweilen an Jack Nicholsons Darbietung in "Shining" (1980) erinnert. Neben ihm weiß vor allem Patrick McGoohan als zwielichtiger Doktor Akzente zu setzen, während Stephen Lack in der Hauptrolle relativ blass bleibt.

                                              Inhaltlich greift "Scanners" derweil viele der für den Regisseur typischen Motive auf, welche von körperlichem Verfall über die Dualität von Gut und Böse bis hin zum Verhältnis von Mensch und Maschine reichen. In den meisten Fällen kommt der Film allerdings nicht über interessante Ansätze hinaus und schafft es nicht, den Zuschauer dauerhaft für das Geschehen zu begeistern und mit den eher schablonenhaft angelegten Charakteren mitzufiebern.

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                                                Der auf Ira Levins gleichnamigen Roman basierende "Die Frauen von Stepford" unter der Regie von Bryan Forbes (An einem trüben Nachmittag, Flüsternde Wände) ist ein im Spießbürgermilieu angesiedelter Mysterythriller mit feministischer Botschaft, in dem sich Schrecken und Paranoia auf leisen Sohlen an den Zuschauer heranschleichen, um ihn schließlich hinterrücks zu überfallen.

                                                Joanna (Katharine Ross) lebt mit ihrem als Rechtsanwalt arbeitenden Ehemann Walter (Peter Masterson) und ihren beiden Kindern in New York und träumt von einer Karriere als Fotografin. Ohne sich vorher mit seiner Frau darüber abzusprechen, hat Walter jedoch ein Haus in der Kleinstadt Stepford gekauft, welche in ihrer ländlichen Abgeschiedenheit einer Gated Community gleicht und einen starken Kontrast zum Lärm der Großstadt bildet. Während ihr Ehemann alsbald Anschluss beim örtlichen Männerverein findet, fühlt sich Joanna sehr unwohl in der neuen Umgebung, zumal ihr das Auftreten der anderen Ortsbewohner zunehmend seltsam vorkommt. Gemeinsam mit der schlagfertigen Bobby (Paula Prentiss), die ebenfalls kürzlich in die Stadt gezogen ist, versucht Joanna hinter das Geheimnis von Stepford zu kommen...

                                                Forbes' von sonnendurchfluteten Bildern kleiner Villen und perfekt getrimmter Vorgärten dominierter Mysterythriller kreiert eine vermeintliche Kleinstadtidylle, hinter deren Fassade Ungeheuerliches vor sich geht. Im Mittelpunkt stehen dabei Themen wie Emanzipation und der Ausbruch aus einer patriarchal geprägten Gesellschaft, in der Frauen dazu verdammt sind, als braves Heimchen am Herd ohne Recht auf eine eigene Meinung funktionieren zu müssen. Dabei lebt der Film vornehmlich von seinen gesellschaftskritischen Dialogen, die dem in seinen Alltagsroutinen gefangenen Bürgertum den Spiegel vorhalten und dabei auch immer wieder Anflüge zynischen Humors erkennen lassen.

                                                Wer sich auf die eher ruhige und bedächtige Inszenierung einlassen kann, wird somit mit einem wirkungsvollen Thrillererlebnis belohnt, bei dem auch der Cast um Ross und Prentiss vollauf zu überzeugen weiß.

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                                                  Horrorexperte Wes Craven (A Nightmare on Elm Street, Scream) hat zweifellos seine Fußabdrücke im Genre hinterlassen und mit seinen Werken viele nachfolgende Filmemacher inspiriert. Gleichwohl hat nicht jeder seiner Filme den Test der Zeit bestanden und vermag heute noch zu gruseln oder zu schockieren. So verhält es sich auch mit seinem Frühwerk "Hügel der blutigen Augen", der als harter Terrorreißer inzwischen nur noch bedingt funktioniert und einige handwerkliche Mängel offenbart.

                                                  Doug (Martin Speer) ist mit seiner Ehefrau Lynne (Dee Wallace) und dem gemeinsamen Kind sowie Lynns Eltern und Geschwistern mit Auto und Wohnanhänger auf dem Weg in den Sommerurlaub. Entgegen der eindringlichen Warnung eines alten Tankwarts (John Steadman) beschließen sie, eine menschenleere Wüste zu durchqueren, die von der Air Force als Testgelände für Atomversuche genutzt wird. Als das Auto aufgrund eines Achsbruchs in der unwirtlichen Gegend liegen bleibt, ahnt die Familie noch nicht, dass sie von den Hügeln aus beobachtet wird...

                                                  "Hügel der blutigen Augen" knüpft an die in den 70er Jahren durch Filme wie "Beim Sterben ist jeder der Erste" (1972) und "The Texas Chainsaw Massacre" (1974) losgetretene Terrorwelle an und lässt abermals unbedarfte Großstädter auf am Rande der Zivilisation hausende, bösartige Außenseiter treffen. Als unglückliche Drehbuchentscheidung erweist sich hierbei jedoch, nicht mit der Großstadtfamilie zu starten, sondern zunächst ein Gespräch zwischen dem Tankwart und seiner Enkelin Ruby (Janus Blythe) zu zeigen, hat der Zuschauer doch somit einen erheblichen Wissensvorsprung gegenüber den Protagonisten, was die nachfolgenden Ereignisse somit deutlich vorhersehbarer werden lässt.

                                                  Auch im weiteren Verlauf leidet Cravens Film einige Male unter seiner ungelenken Erzählweise sowie den nur schwer nachvollziehbaren Entscheidungen der Charaktere. Dies beginnt schon damit, dass die Familie ohne jede Not und trotz aller Vorwarnungen in das Testgebiet fährt und sich nach der Autopanne auch noch aufteilt, wobei der herzkranke Big Bob (Russ Grieve) lange Zeit in der Dunkelheit herumirrt, ohne dass sich seine Familie allzu viele Sorgen um ihn macht. Als ebenfalls recht unglückliche Entscheidung erweist sich zudem, so viel von den reichlich planlos erscheinenden Aktivitäten der Antagonisten zu zeigen, wird diesen doch somit ein Großteil ihres Schreckens genommen.

                                                  Erschwerend hinzu kommt, dass auch die Darstellerriege auf allenfalls mittelmäßigem Niveau agiert, weshalb es nicht verwundert, dass den meisten unter ihnen keine größere Karriere vergönnt war. Punkten kann Cravens Horrorschocker aber zumindest mit seiner in grobkörnigen Bildern eingefangenen Atmosphäre und dem hohen Erzähltempo, welches in Kombination mit der knappen Laufzeit zumindest keine Langeweile aufkommen lässt.

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                                                    Der auf einer Idee von Sergio Leone beruhende "Mein Name ist Nobody" unter der Regie von Tonino Valerii (Der Tod ritt dienstags, Blutiges Blei) ist eine amüsante Westernkomödie, die einerseits die parodistischen Elemente enthält, für die Hauptdarsteller Terence Hill in erster Linie bekannt geworden ist, zugleich aber auch einen von Melancholie geprägten Abgesang auf den klassischen Western darstellt, für den der in der zweiten Hauptrolle des Films agierende Henry Fonda stellvertretend steht.

                                                    Der schlitzohrige Nobody (Terence Hill) ist ein großer Bewunderer des alternden Revolverhelden Jack Beauregard (Henry Fonda), der sich nun aber in Europa zur Ruhe setzen will. Um seinem Idol einen aus seiner Sicht würdigen Abgang zu verschaffen, sorgt Nobody für eine Konfrontation mit der 'Wilden Horde', einer 150 Mann starken Bande Gesetzloser, die mit dem zwielichtigen Sullivan (Jean Martin) im Bunde stehen. Obwohl Beauregard das Aufeinandertreffen mit den Verbrechern scheut, lässt ihm der trickreiche Nobody bald keine andere Wahl, als sich auf den Kampf einzulassen...

                                                    "Mein Name ist Nobody" startet mit einer enorm starken Eröffnungsszene in einem Barbiergeschäft, die mit ihrem konsequenten Spannungsaufbau an Leones große Genreklassiker wie "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968) erinnert. Das hohe Niveau dieser ersten Szene kann der Film im weiteren Verlauf zwar nicht halten, doch versteht es Valeriis Westernkomödie vor allem dank des gut harmonierenden Hauptdarstellerduos bis zum Schluss bei Laune zu halten.

                                                    Wer sich allerdings eine stringente Handlung erhofft, wartet lange Zeit über vergebens, da speziell die erste Filmhälfte vielmehr aus einer bloßen Aneinanderreihung von mehr oder weniger zusammenhängenden Einzelmomenten besteht. Erst wenn Nobody seinem großen Vorbild beim gemeinsamen Billardspiel seine Beweggründe offenbart, verdichtet sich die auf die finale Konfrontation mit der 'Wilden Horde' hinauslaufende Handlung allmählich.

                                                    Aufgewertet wird der Film neben einigen herrlichen Präriebildern vor allem durch den großartigen Ennio Morricone Score, in dem sich u.a. auch Motive aus Richard Wagners 'Ritt der Walküren' und Frank Sinatras 'My Way' finden lassen.

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