Kenduskeag - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Dept. QDept. Q ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Scott Frank mit Matthew Goode und Alexej Manvelov.+25 Kommentare
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+18 Kommentare
-
Das ReservatDas Reservat ist eine Drama aus dem Jahr 2025 von Ingeborg Topsøe mit Marie Bach Hansen und Danica Curcic.+15 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
28 Years Later390 Vormerkungen
-
The Fantastic Four: First Steps94 Vormerkungen
-
Jurassic World 4: Die Wiedergeburt93 Vormerkungen
-
Weapons - Die Stunde des Verschwindens87 Vormerkungen
Alle Kommentare von Kenduskeag
Der ungeklärte Mordfall auf dem Einödhof Hinterkaifeck zählt auch mehr als hundert Jahre später noch zu den bekanntesten Tötungsdelikten Deutschlands und ist Gegenstand zahlreicher Spekulationen. In der Nacht auf den 1. April 1922 wurden auf dem abgeschiedenen Anwesen in Oberbayern sechs Menschen mit einer Hacke erschlagen. Neben den kaltblütigen Morden selbst sorgte auch das Nachtatverhalten für Aufsehen, hielten sich der oder die Täter doch anschließend noch längere Zeit auf dem Hof auf, versorgten das Vieh und bedienten sich aus der Vorratskammer. 2006 nahm Andrea Maria Schenkel die grausamen Geschehnisse als Grundlage für ihr Romandebüt "Tannöd", welches von Bettina Oberli (Im Nordwind, Die Herbstzeitlosen) unter gleichem Namen auf die große Leinwand gebracht wurde.
Zur Beerdigung ihrer Mutter kehrt Kathrin (Julia Jentsch) nach langer Abwesenheit in ihr Heimatdorf zurück. Seit einem furchtbaren Mehrfachmord vor zwei Jahren, bei dem die verhasste Bauernfamilie Danner samt Kindern und Magd erschlagen wurde, herrschen im Ort Angst und Zwietracht, da sich alle Dorfbewohner gegenseitig der Tat bezichtigen. Von der übellaunigen Traudl (Monica Bleibtreu), Schwester der getöteten Magd, erfährt Kathrin die Hintergründe der Mordnacht und kommt schließlich einem dunklen Familiengeheimnis auf die Spur...
Die filmische Umsetzung von Schenkels Bestseller, der schlaglichtartig und unzusammenhängend aus der Perspektive von Opfern, Ortsansässigen und Täter erzählt, dürfte die Macher von "Tannöd" vor enorme Schwierigkeiten gestellt haben. Diese sind dem Endergebnis letztlich auch deutlich anzumerken, fühlt sich Oberlis Werk aufgrund der vielen Rückblenden und Perspektivwechsel doch sehr unstrukturiert an und findet nie zu seinem Rhythmus. So ist "Tannöd" aufgrund der fehlenden Dramaturgie eher eine Milieustudie geworden, die die von Misstrauen und gegenseitigen Verdächtigungen geprägte Dorfmentalität beleuchtet. Entsprechend wenig überrascht es, dass eine Szene, in der sich die Ortsbewohner beim gemeinsamen Leichenschmaus Beschuldigungen an den Kopf werfen, zu den einprägsamsten des ganzen Films gehört.
Bisweilen gelingen Oberli zwar durchaus stimmungsvolle Aufnahmen des einsamen Hofes und seiner Umgebung, doch macht die recht unruhige Kameraführung einen Teil davon wieder zunichte. So kann "Tannöd" allenfalls noch mit den guten Leistungen des Darstellerensembles punkten, dem u.a. noch Brigitte Hobmeier (Die Hebamme - Auf Leben und Tod), Volker Bruch (Babylon Berlin) und Filip Peeters (Loft - Tödliche Affären) angehören.
"Joint Security Area" ist eine ungewöhnliche Mischung aus Militärthriller und Politdrama, die sich durch inszenatorischen Einfallsreichtum und eine eindeutig humanistische Botschaft auszeichnet und zugleich den internationalen Durchbruch für Regisseur Park Chan-wook (Oldboy, Die Taschendiebin) bedeutete.
In der 'Joint Security Area', die sich als Teil der demilitarisierten Zone an der Grenze zwischen Nord- und Südkorea befindet, werden die Leichen von zwei nordkoreanischen Soldaten aufgefunden. Die Neutrale Überwachungskommission aus Schweden und der Schweiz wird alarmiert, um die Gewalttat zu untersuchen und eine diplomatische Krise zwischen den verfeindeten Staaten zu verhindern. Die in der Schweiz geborene Sophie Jean (Lee Yeong-ae), welche die Untersuchung leitet, deckt durch die Befragungen der in den Vorfall involvierten Soldaten überraschende Vorgänge an der Grenze auf...
"Joint Security Area" ist in drei Kapitel eingeteilt, wobei das zweite Kapitel eine Rückblende darstellt und seine Verbindung zu den Kapiteln 1 und 3 erst nach und nach ersichtlich wird. Da Park darauf verzichtet, die politische Gemengelage im Detail zu erläutern, fordert sein Film ein entsprechend hohes Maß an Aufmerksamkeit, um der Handlung bis zum Schluss folgen zu können. Im Zentrum der Handlung steht dabei eine ungewöhnliche Freundschaft, welche als stellvertretend für die Versöhnung von Nord- und Südkorea gesehen werden kann und zugleich den Wunsch nach einer Wiedervereinigung der beiden Länder repräsentiert.
Zwar steht man als westlicher Zuschauer speziell im ersten Drittel auf verlorenem Posten und hier und da hat "Joint Security Area" auch mit ein paar Längen zu kämpfen, doch dafür weiß der Film durch seinen interessanten Mix aus Action, Humor und Dramatik aus der Masse hervorzustechen. Dass Parks Werk angesichts dieser Kombination verschiedener Genres stets den richtigen Ton trifft, ist dabei auch dem überzeugenden Cast zu verdanken, dem u.a. noch Lee Byung-hun (I Saw the Devil), Shin Ha-kyun (Sympathy for Mr. Vengeance) und Song Kang-ho (Parasite) angehören.
Die schaurige Literaturverfilmung "Ring" unter der Regie Hideo Nakatas (Dark Water, White Lily) trat um die Jahrtausendwende eine regelrechte Welle des J-Horrors los und weiß dank ihrer unheimlichen Atmosphäre, der wendungsreichen Story und einigen wahrhaft ikonischen Schockmomenten auch heute noch für Gänsehaut zu sorgen.
Im Umfeld der Reporterin Reiko Asakawa (Nanako Matsushima) geht ein Gerücht über ein rätselhaftes Videoband um, welches jedem, der es sich ansieht, nach sieben Tagen den Tod bringt. Als Reiko auf der Trauerfeier für ihre verstorbene Nichte Tomoko (Yuko Takeuchi) erfährt, dass auch diese sich das Band angeschaut hatte, geht sie gemeinsam mit ihrem Ex-Mann Ryuji (Sanada Hiroyuki) der Sache nach. Die Spur führt Reiko zu einer Blockhütte auf der Izu-Halbinsel, wo sie tatsächlich auf das mysteriöse Band stößt und es sich ansieht - mit fatalen Folgen...
Nakatas Horrordrama verzichtet nahezu vollständig auf Jumpscares, Blut und Gewalt und setzt ausschließlich auf die Wirkung seiner ebenso verstörenden wie unvorhersehbaren Geschichte, bei der unterschwellig auch immer etwas Medienkritik mitschwingt. Voraussetzung für den Genuss des Films ist dabei lediglich, dass der Zuschauer akzeptiert, dass die Charaktere die Macht des Videobands so gut wie nie in Frage stellen und all die damit verbundenen Ereignisse als logische Folge dieser erachten. Wer nicht damit klar kommt, dass die Charaktere das Übernatürliche als Teil ihrer Welt anerkennen, sollte daher lieber zu Gore Verbinskis US-Remake greifen, welches einen kriminalistischen Ansatz wählt und sich sehr viel Zeit nimmt, um die Hintergründe der grauenvollen Vorgänge in aller Ausführlichkeit zu veranschaulichen.
Trotz der im Vergleich zum Remake kürzeren Laufzeit hat Nakatas Film durchaus mit ein paar Spannungsdurchhängern zu kämpfen und kann auch nicht von der schauspielerischen Klasse einer Naomi Watts zehren. Spätestens im schockierenden Finale weiß "Ring" sein Publikum jedoch wieder vor das TV-Gerät zu bannen, zumal die japanische Version im Gegensatz zum US-Remake auch noch auf einer bitterbösen Schlusspointe endet.
Das auf realen Begebenheiten basierende Justizdrama "Lucia" widmet sich der Aufarbeitung eines der spektakulärsten Kriminalfälle der niederländischen Geschichte, verpasst aber aufgrund der recht drögen Inszenierung und des einfallslosen Drehbuchs die große Chance, mehr als eine bloße Aneinanderreihung der wichtigsten Stationen dieses Falles zu liefern.
Lucia de Berk (Ariane Schluter) arbeitet mit großem Engagement als Krankenschwester auf der Säuglingsstation einer Klinik in Den Haag. Ihre Kolleginnen sehen in ihr eine sonderbare Einzelgängerin, die anderen gerne Vorschriften macht und nur selten über ihre dunkle Vergangenheit spricht. Als ein Säugling auf der Station unter scheinbar mysteriösen Umständen zu Tode kommt, fällt der Verdacht daher bald auf die eigenbrötlerische Krankenschwester. Nach und nach decken die Ermittler weitere ungeklärte Todesfälle in Lucias Umfeld auf, sodass die Staatsanwaltschaft schließlich Anklage wegen mehrfachen Mordes erhebt. Lediglich der jungen Anwaltsgehilfin Judith Jansen (Sallie Harmsen) kommen Zweifel an Lucias Schuld...
Dem von Paula van der Oest (Black Butterflies, The Bay of Silence) inszenierten Drama liegt ein Kriminalfall zugrunde, der Justiz und Medien über mehrere Jahre hinweg in Atem hielt. Obwohl immer wieder durchscheint, dass "Lucia" das Potenzial für einen packenden Gerichtsfilm gehabt hätte, der auf einnehmende Weise das skandalöse Vorgehen von Polizei und Staatsanwaltschaft sowie die angedeutete Manipulation des Verfahrens von Seiten der Klinikleitung beleuchtet, gelingt es van der Oest nicht, die Dringlichkeit und Tragweite des Geschehens angemessen zu vermitteln. Dass eine Frau aufgrund von derart fadenscheinigen Indizien - wie etwa Lucias Vorliebe für Tarotkarten und Horrorromane - zu einer lebenslänglichen Haftstrafe verurteilt wird, erscheint allerdings auch dermaßen absurd, dass man sich als Zuschauer kaum vorstellen kann, dass dies alles sich tatsächlich so zugetragen hat.
Da van der Oest das Thrillerpotenzial dieser modernen Hexenjagd jedoch nicht auszuschöpfen versteht, funktioniert "Lucia" am ehesten noch als ruhiges Charakterporträt, stellt die starke Performance der Hauptdarstellerin doch den mit Abstand größten Pluspunkt dieses ansonsten eher im biederen Stil eines TV-Krimis gehaltenen Dramas dar.
Das türkische Coming-of-Age-Drama "Mustang" erzählt auf sensible Weise vom Freiheitsdrang fünf junger Mädchen, die sich mit aller Macht gegen die Restriktionen einer patriarchal geprägten Gesellschaft stemmen. Deniz Gamze Ergüvens Langfilmdebüt weiß mit sonnendurchfluteten Bildern, guten Schauspielleistungen sowie einer zwar eher konventionellen, aber durchaus fesselnden Handlung zu gefallen.
Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wächst Lale (Günes Sensoy) mit ihren vier älteren Schwestern bei ihrem Onkel (Ayberk Pekcan) und ihrer Großmutter (Nihal Koldas) in einem kleinen Dorf an der Schwarzmeerküste auf. Da ihr Kleidungsstil nicht den Konventionen entspricht, sie sich in ihrer Freizeit mit Jungs verabreden und sich gegen die Vorschriften der Erwachsenen auflehnen, ecken die Mädchen bei Familie und Nachbarn immer wieder an und werden zur Strafe mit tagelangem Hausarrest belegt. Als ihre Schwestern dann auch noch nach und nach zwangsverheiratet werden, schmiedet Lale einen Plan, um der Gefangenschaft zu entkommen...
Ergüvens Drama, dessen Handlung zahlreiche Parallelen zu Sofia Coppolas "The Virgin Suicides" (1999) aufweist, besticht zwar nicht so sehr durch Innovation, überzeugt aber durch gut ausgearbeitete Charakter und kann speziell im letzten Drittel auch ein hohes Maß an Spannung erzeugen. In aller Ausführlichkeit zeigt "Mustang" den Konflikt zwischen Tradition und Moderne in einer von Männern dominierten Welt und stellt gleichzeitig den unbändigen Freiheitswillen und die Lebensfreude der Mädchen heraus, was neben all der Traurigkeit und der Wut auch zu einigen humorvollen Momenten führt.
Eingehüllt in flirrende Bilder von Trabzon und Umgebung und mit einem sehnsuchtsvollen Score von Warren Ellis (The Road, Wind River) unterlegt, ergibt sich so ein emotional bewegendes Werk, dem jederzeit anzumerken ist, dass es eine echte Herzensangelegenheit der Regisseurin darstellt.
Als einer der wenigen Vertreter seines Genres erhielt das Wuxia-Epos "Tiger & Dragon" unter der Regie von Ang Lee (Der Eissturm, Life of Pi) auch im Westen große Aufmerksamkeit und konnte u.a. vier Oscar-Trophäen einheimsen. Die positive Rezeption im Westen verwundert im Nachhinein jedoch gar nicht so sehr, fühlt sich Lees Werk doch über weite Strecken wie der Versuch an, fernöstliche Filmtradition mit amerikanischem Blockbuster-Kino zu verbinden.
Das chinesische Kaiserreich im Jahr 1779: Li Mu Bai (Chow Yun-Fat) und Yu Xiu Lian (Michelle Yeoh) sind berühmte Schwertkämpfer, die schon seit vielen Jahren heimlich Gefühle füreinander hegen, diese aber bisher nicht offen ausgesprochen haben. Als Li Mu Bai von einer Meditation in die Stadt zurückkehrt, bittet er seine Freundin, sein wertvolles Schwert zu verschenken, ist er des Kämpfens doch mit der Zeit überdrüssig geworden. Schon kurz nach der Übergabe des Schwertes wird dieses jedoch von einer Diebin gestohlen, welche sich als die junge Gouverneurstochter Yu Jiao Long (Zhang Ziyi) entpuppt. Diese verfügt über enorme Fähigkeiten, die selbst den beiden erfahrenen Schwertkämpfern ebenbürtig sind, besitzt jedoch auch ein ungezügeltes Temperament, das sie in große Gefahr bringt...
Lees Film weiß vor allem in visueller Hinsicht zu gefallen und bietet neben herrlichen Landschaftaufnahmen auch mehrere stark choreografierte Schwertkämpfe. Letztere unterscheiden sich von den meisten Martial Arts-Werken speziell wegen ihrer fantastischen Elemente, können die Figuren doch etwa meterweit springen oder leichtfüßig in Baumkronen stehen. Deutlich weniger originell erscheint derweil der Handlungsverlauf, geschieht abseits der Kampfsequenzen doch nicht viel mehr, als dass Li Mu Bai und Yu Xiu Lian immer wieder auf die widerwillige Schwertdiebin einreden und sie davon überzeugen wollen, sich von ihnen unterrichten zu lassen. Besonders dann, wenn in einer langen Rückblende die Vergangenheit der jungen Diebin und ihre Liebe zu einem Wüsten-Banditen (Chang Chen) beleuchtet wird, zerfasert die Handlung regelrecht und entfernt sich für eine ganze Weile von den beiden Hauptcharakteren. In dieser Phase vermag der Film nicht die gewünschten Emotionen beim Zuschauer hervorzurufen, zumal die junge Diebin mit ihrer aufsässigen Art kaum Sympathien wecken kann.
Erst im atmosphärischen Finale in einer Tropfsteinhöhle kann "Tiger & Dragon" schließlich wieder mehr überzeugen und bringt die Geschichte doch noch zu einem insgesamt gelungenen Ende.
Mit "Der Tod und das Mädchen" schuf Regisseur Roman Polanski (Chinatown, Der Pianist) einen kammerspielartigen Psychothriller, der sich auf intensive Weise mit Themen wie Schuld, Rache und einer komplexen Täter-Opfer-Dynamik auseinandersetzt.
Südamerika nach dem Ende der Militärdiktatur: Paulina Escobar (Sigourney Weaver) wohnt mit ihrem Ehemann Gerardo (Stuart Wilson), der alsbald den Vorsitz im Komitee zur Aufklärung von Menschenrechtsverletzungen innehaben wird, in einem abgelegenen Haus an der Küste. Als Gerardo auf dem Heimweg eine Reifenpanne hat, hilft ihm der Arzt Dr. Miranda (Ben Kingsley) und fährt ihn nach Hause. Während sich die beiden Männer auf Anhieb gut verstehen, glaubt Paulina in dem nächtlichen Besucher eine Person aus ihrer Vergangenheit wiederzuerkennen...
Der Titel von Polanskis Film bezieht sich auf das jahrhundertealte Motiv, welches immer wieder in verschiedenen Kunstrichtungen verarbeitet wird und den personifizierten Tod als Liebhaber einer jungen Frau darstellt. Passend hierzu kommt auch dem gleichnamigen Streichquartett von Franz Schubert innerhalb der Handlung eine bedeutsame Rolle zu.
Der fast ausschließlich in und um das Wohnhaus der Protagonistin spielende Thriller lebt dabei vor allem von den eindringlichen Performances des Hauptdarsteller-Trios, der düster-beklemmenden Atmosphäre sowie den geschliffenen Dialogen, die sich mit Recht und Unrecht, Vergebung und Vergeltung, Folter und Selbstjustiz befassen. Irritierend erscheint in diesem Zusammenhang lediglich, dass die Hauptrollen trotz des Südamerika-Schauplatzes nicht mit südamerikanischen Darstellern besetzt wurden, hätte dies doch in jedem Fall zur Authentizität des Geschehens beigetragen.
Doch auch so ist Polanski ein packender Psychothriller über ein im US-Film eher selten behandeltes Kapitel des 20. Jahrhunderts gelungen.
Das poetische Liebesdrama "In the Mood for Love" unter der Regie von Wong Kar-Wai (Chungking Express, Fallen Angels) besticht durch erlesene Bildästhetik, nuanciertes Schauspiel und eine bittersüße Geschichte, welche um Themen wie Sehnsucht, soziale Zwänge und unerfüllte Wünsche kreist.
Hongkong 1962: Der Zeitungsredakteur Chow Mo-wan (Tony Leung) und die Sekretärin Su Li-zhen Chan (Maggie Cheung) ziehen am gleichen Tag mit ihren jeweiligen Ehepartnern in ein beengtes Mehrparteienhaus ein und wohnen fortan Tür an Tür. Da Li-zhens Mann häufig auf Geschäftsreise ist und Mo-wans Frau Schichtarbeit in einem Hotel leistet, kommt es mehr und mehr zu einer Entfremdung zwischen den Eheleuten. Gleichzeitig nähern sich Mo-wan und Li-zhen bei ihren alltäglichen Begegnungen im Haus und auf dem Heimweg immer mehr an, und beginnen, Gefühle für einander zu entwickeln...
"In the Mood for Love" ist ein ruhiges, einfühlsam erzähltes Werk, welches in aller Ausführlichkeit und Differenziertheit das Seelenleben der beiden Protagonisten beleuchtet. Dabei lebt Wong Kar-Wais Drama vor allem vom Unausgesprochenen und Unsichtbaren, von kleinen Gesten und den sehnsuchtsvollen Blick der zwei Liebenden, die wir häufig nur durch Türrahmen oder Fensterscheiben sehen und deren jeweilige Ehepartner wir sogar überhaupt nicht zu Gesicht bekommen.
Auch wenn Mo-wan und Li-zhen mit der Zeit herausfinden, dass ihre Partner eine Affäre miteinander haben, geht es hier nicht um Rachegelüste und auch Lust und Sexualität spielen eine eher untergeordnete Rolle. Vielmehr stehen gegenseitiger Respekt und Verständnis sowie der Wunsch nach einem Ausbruch aus den gesellschaftlichen Konventionen im Vordergrund, womit der Film auch auf die Historie Hongkongs und die Unterdrückung des Landes zur Zeit der britischen Kolonialherrschaft anspielt.
Unterlegt mit einem ungewöhnlichen Soundtrack, der spanische und fernöstliche Klänge mischt und in satte Rot- und Grüntöne gehüllt, ergibt sich so ein ungemein stimmungsvolles, noir-artiges Drama von enormer Schönheit.
Das von Michail Kalatosow (Die Kraniche ziehen, Ich bin Kuba) inszenierte Survival-Abenteuer "Das rote Zelt" zeigt den auf realen Begebenheiten basierenden Überlebenskampf einer Gruppe Männer im ewigen Eis und befasst sich zugleich auf eindringliche Weise mit Fragen über Schuld und Sühne.
Dem alternden und von Reuegefühlen geplagten General Nobile (Peter Finch) erscheinen die Geister der Vergangenheit, die zusammengekommen sind, um ein Urteil über seine Taten zu fällen. Im Mai 1928 hatte Nobile den Versuch unternommen, als erster Mensch mit einem Luftschiff den Nordpol zu erreichen und dort auszusteigen. Dabei gerieten sie jedoch in einen fürchterlichen Sturm, der die Besatzung zu einer Bruchlandung zwang. Fortan sahen Nobile und die anderen Teilnehmer der Expedition, zu denen auch der Forscher Finn Malmgren (Eduard Marzewitsch) und der Funker Biagi (Mario Adorf) gehörten, dem sicheren Tod im eisigen Nirgendwo entgegen...
Von Kalatosows fesselndem Survival-Film existieren zwei verschiedene Schnittfassungen (eine sowjetische und eine italienische), die sich in vielen Punkten voneinander unterscheiden. Die italienische Fassung, für die Ennio Morricone den Hauptscore von Alexander Sazepin ergänzte, startet mit einem Prolog, der zunächst etwas irritiert und in dem in aller Kürze diverse Charaktere eingeführt werden, die zum Teil erst viel später noch eine Rolle spielen werden. Dieser Prolog bildet die Grundlage für die Rahmenhandlung um den gealterten General Nobile, der auf seine Nordpol-Expedition zurückblickt und seine damaligen Entscheidungen hinterfragt.
Hat man diese recht unzusammenhängend wirkende Einleitung erst einmal überstanden, folgt ein enorm packender und teils spektakulärer Hauptteil, der vom Absturz des Luftschiffs und den sich daran anschließenden Rettungsversuchen erzählt. Neben den gewaltigen Bildern der endlosen Polarlandschaft und der geschickten Zusammenführung mehrerer Handlungsstränge kann dabei auch der internationale Cast begeistern, zu dem u.a. noch Claudia Cardinale (Spiel mir das Lied vom Tod), Hardy Krüger sen. (Der Flug des Phoenix) und Sean Connery (The Untouchables) zählen. Während die Lovestory zwischen der von Cardinale verkörperten Krankenschwester und dem von Marzewitsch gespielten Forscher zwar für eine zusätzliche emotionale Komponente sorgt, aber insgesamt etwas zu knapp abgehandelt wird, ist es vor allem Connerys Auftritt als Südpol-Pionier Roald Amundsen, der dem Geschehen eine weitere besondere Tragweite verleiht.
Somit ist "Das rote Zelt" nicht nur für Freunde aufwendiger Katastrophenfilme in jedem Fall eine Sichtung wert.
Der sich zwischen Gothic-Horror und Romantikdrama bewegende "Crimson Peak" unter der Regie Guillermo del Toros (Pans Labyrinth, Shape of Water) gefällt durch detailverliebte Setbauten, aufsehenerregende Kostüme und elegante Kamerafahrten, lässt aber nach vielversprechendem Beginn seine interessanten Erzählansätze zugunsten der Oberflächenreize fallen.
Buffalo um 1900: Die junge Edith Cushing (Mia Wasikowska), Tochter eines Bauunternehmers, schreibt seit Kindesbeinen an gerne Gruselgeschichten und träumt von einer Karriere als Schriftstellerin. Eines Tages macht sie Bekanntschaft mit Thomas Sharpe (Tom Hiddleston), der sich auf der Suche nach Investoren für eine selbstentwickelte Maschine befindet, mit der er die Tonmineralien seines Anwesens in England gewinnbringend verarbeiten will. Während sich Edith Hals über Kopf in den charmanten Adeligen verliebt, stellt ihr Vater (Jim Beaver) Nachforschungen über Thomas und dessen Schwester (Jessica Chastain) an und fördert dabei ein dunkles Geheimnis zu Tage...
"Crimson Peak" startet mit einem stimmungsvollen Prolog, in dem Edith als kleines Mädchen auf den Geist ihrer verstorbenen Mutter trifft, der eine eindringliche Warnung ausspricht, die Edith aber zunächst nicht versteht. In der Folge sehen wir Edith als junge Frau, die ihren Traum von der Autorenkarriere in einer von Männern dominierten Welt unbedingt verwirklichen will und sich dabei auch gegen ihren Vater durchsetzen muss. Mit dem Auftreten von Thomas und seiner Schwester ergibt sich dann eine neue, spannende Gemengelage, scheint der charismatische Mann von Übersee die junge Frau doch regelrecht um den Finger zu wickeln und ihr Leben in völlig andere Bahnen zu lenken.
Leider greift del Toros Film viele dieser verheißungsvollen Ansätze im späteren Verlauf nicht mehr auf, sodass sich "Crimson Peak" zu einer zwar visuell ansprechenden, jedoch erzählerisch eher mittelprächtigen Schauermär entwickelt, sobald die Protagonistin mit dem Geschwisterpaar in das baufällige Anwesen gezogen ist. Fortan bestimmen altbekannte Versatzstücke wie verschlossene Türen, geheime Kellergewölbe und düstere Familiengeheimnisse den Plot und aus der anfangs noch so selbstbewussten Protagonistin wird eine naive Jungfrau in Nöten.
Als noch größerer Malus erweist sich allerdings die Vorhersehbarkeit der Handlung, ist man als Zuschauer den Figuren doch gedanklich stets zwei Schritte voraus und kann früh erahnen, wohin die Reise gehen wird. So sind es letztlich vor allem die beeindruckende Optik und del Toros feines Gespür für eine schaurige Atmosphäre, die den Zuschauer bis zum Finale am Ball bleiben lassen.
'Drei Racheengel für Charlie' - so könnte ein Alternativtitel für "Extremities" in Anspielung auf die bekannteste Rolle der Hauptdarstellerin lauten. Der von Robert M. Young (Im Netz der Gewalt, Nicht von schlechten Eltern) inszenierte Thriller hebt sich zwar auf wohltuende Weise aus der Masse der Rape-and-Revenge-Produktionen hervor, verliert sich in der zweiten Hälfte jedoch in einer absurden Moraldebatte.
Marjorie (Farrah Fawcett) wohnt mit ihren Freundinnen Patricia (Alfre Woodard) und Terry (Diana Scarwid) in einer WG. Eines Nachts wird sie in ihrem Auto von einem Unbekannten (James Russo) attackiert, der versucht, die junge Frau zu vergewaltigen. Marjorie kann jedoch fliehen und wendet sich an die Polizei, die ihr aufgrund mangelnder Beweise aber die Hilfe verwehrt. Da er ihre Brieftasche mitgenommen hat, macht der Angreifer schon bald darauf Marjories Wohnadresse ausfindig...
Der sehr atmosphärische Auftakt zu "Extremities" stellt gleichzeitig das größte Highlight des Films dar. Aus der Perspektive des Täters sehen wir, wie dieser durch die Nacht streift und sich ein Opfer aussucht. Anschließend kommt es zu der Beinahe-Vergewaltigung im Auto, welcher die Protagonistin nur mit letzter Kraft entkommen kann. Obgleich der Täter schon kurz darauf bei Marjories Zuhause auftaucht und auch dort zunächst ein durchaus packender Überlebenskampf entbrennt, kann Youngs Thriller das Niveau der starken Anfangssequenz im weiteren Verlauf nicht halten.
So hat Marjorie den Täter schon nach relativ kurzer Zeit außer Gefecht gesetzt und mittels eines Bettgitters im Kamin eingesperrt. Fortan kreist "Extremities" nur noch um die Frage, was nun mit dem Mann geschehen soll, da Marjories Vertrauen in die Polizei nach dem ersten Vorfall erschüttert ist. Diese Diskussion, an der sich alsbald auch Marjories Mitbewohnerinnen beteiligen, hat jedoch mehr von einem peinlichen Zickenkrieg als von einer ernsthaften Auseinandersetzung mit Moral und Selbstjustiz und gerät mitunter unfreiwillig komisch. Erschwerend hinzu kommt, dass der plötzliche Charakterwandel der Protagonistin trotz Fawcetts guter Schauspielleistung einfach nicht glaubwürdig wirkt, da dieser viel zu überhastet erfolgt und vorher nicht gut vorbereitet wurde.
So verpasst "Extremities" letztlich die Chance, mehr als nur ein reißerischer Thriller zu sein und endet schließlich gar mit dem peinlichen Versuch, auch noch Mitgefühl für den Täter erzeugen zu wollen.
Vom Fall des 'Spiegel'-Reporters Claas Relotius inspiriert, bringt Michael 'Bully' Herbig (Der Schuh des Manitu, Ballon) mit "Tausend Zeilen" eine unterhaltsame Mediensatire ins Kino, der es zwar bisweilen etwas an Biss und Schärfe mangelt, die dafür aber mit einer großen Bandbreite an cineastischen Stilmitteln und einem gut aufgelegten Darstellerensemble punkten kann.
Für einen Artikel über Flüchtlinge an der mexikanischen Grenze soll der freie Journalist Juan Romero (Elyas M'Barek) mit seinem Kollegen Lars Bogenius (Jonas Nay) zusammenarbeiten, der dank seiner preisgekrönten Recherchen kurz davor steht, zum Ressortleiter des Magazins 'Die Chronik' aufzusteigen, für welches beide Männer tätig sind. Als Romero jedoch immer mehr Unstimmigkeiten in den spektakulären Beschreibungen seines Kollegen entdeckt, fürchtet er einem gewaltigen Skandal auf der Spur zu sein, der auch das Ende seiner eigenen beruflichen Laufbahn bedeuten könnte...
Nachdem er zuletzt mit "Ballon" (2018) unter Beweis stellte, dass er auch dramatische Stoffe auf packende Weise zu inszenieren versteht, kehrt Bully mit "Tausend Zeilen" nun zumindest teilweise zu seinen Comedy-Wurzeln zurück und liefert eine augenzwinkernde Mischung aus Schelmenstück und Enthüllungsdrama, das in seinen besten Momenten an Helmut Dietls "Schtonk!" (1992) erinnert. Schon anhand der einleitenden Texttafel wird dabei klar, dass Bully keine subtile Herangehensweise plant, sodass die Rollen von Beginn an eindeutig verteilt sind und das Publikum stets einen Wissensvorsprung gegenüber dem Protagonisten hat, welcher das Ausmaß der Betrügereien seines Kollegen erst nach und nach erkennt.
Um die potenziell trockene Thematik aufzupeppen, lässt Bully seine Figuren die vierte Wand durchbrechen, schneidet mehrere Szene ineinander und erweckt die Fantasiegebilde des am Laptop in der Sonne sitzenden Bogenius zum Leben. Anders als in vielen US-Filmen der jüngeren Vergangenheit sind diese Stilmittel bei Bully jedoch kein bloßes Gimmick, sondern ergeben sich auf sinnvolle Weise aus der Geschichte.
Schwächen offenbart "Tausend Zeilen" indes immer dann, wenn er die Recherchearbeit des Protagonisten aus den Augen verliert und sich mehr auf sein Privatleben und die Streitigkeiten mit seiner Ehefrau (Marie Burchard) fokussiert, welche im Finale in einer allzu kitschigen Dankesrede ihr Ende finden. Und schließlich erweist sich der Film auch in visueller Hinsicht als kleiner Rückschritt, vermag Bully doch nicht ganz an die atmosphärischen Bilder anzuknüpfen, die noch seinen Vorgängerfilm "Ballon" auszeichneten.
Bester Film:
Der Herr der Ringe: Die Gefährten (2001)
Almost Famous (2000)
The Dark Knight (2008)
Königreich der Himmel (2005)
Zodiac - Die Spur des Killers (2007)
Das weiße Band (2009)
Memento (2000)
Harry Potter und der Gefangene von Askaban (2004)
Inglourious Basterds (2009)
Das Leben der Anderen (2006)
Bester Animationsfilm:
Oben (2009)
Shrek (2001)
Findet Nemo (2003)
Ice Age (2002)
Die Simpsons - Der Film (2007)
Beste Serie:
Lost
24
Bester Schauspieler:
Heath Ledger (The Dark Knight)
Ulrich Mühe (Das Leben der Anderen)
Leonardo DiCaprio (Aviator)
Mads Mikkelsen (Nach der Hochzeit)
Christoph Waltz (Inglourious Basterds)
Beste Schauspielerin:
Noomi Rapace (Verblendung)
Tang Wei (Gefahr und Begierde)
Hilary Swank (Million Dollar Baby)
Angelina Jolie (Der fremde Sohn)
Meryl Streep (Glaubensfrage)
Bester Soundtrack:
Fluch der Karibik (2003)
Der Herr der Ringe: Die Gefährten (2001)
Harry Potter und der Stein der Weisen (2001)
Crazy Heart (2009)
Die Ermordung des Jesse James durch den Feigling Robert Ford (2007)
Mit "Der Zauber von Malèna" schuf der Italiener Giuseppe Tornatore (Eine reine Formalität, Die Legende vom Ozeanpianisten) ein erotisch angehauchtes Drama, das wie der feuchte Traum eines Pubertierenden beginnt, nach und nach aber die Scheinheiligkeit einer vom Faschismus geprägten Dorfgemeinschaft offenlegt.
Sizilien in den 40er Jahren: Die bildhübsche Malèna (Monica Bellucci), Tochter eines Lateinlehrers, ist das Objekt der Begierde im kleinen Ort Castelcutò. Wenn sie vorbeigeht, regt sich bei den Männern die Lust, während die Frauen vor Neid erblassen. Auch der mitten in der Pubertät steckende Renato (Giuseppe Sulfaro) beginnt für die dunkelhaarige Schönheit zu schwärmen und stellt ihr heimlich nach. Dabei findet er heraus, dass hinter Malènas unnahbarer Fassade eine einsame Witwe steckt, die um ihren in Nordafrika gefallenen Gatten trauert. Als sich Malèna wegen einer vermeintlichen Liebesaffäre mit einem verheirateten Mann vor Gericht verantworten muss, scheint ihr Ansehen im Ort mit einem Schlag zu schwinden...
Tornatores mit sehr viel italienischem Flair ausgestatteter und mit einem schwelgerischen Morricone-Score unterlegter Film findet eine ausgewogene Balance zwischen Momenten grotesker Überzeichnung und erschütternder Dramatik. Während Situationen wie jene, in denen Renato sein Bettgestell ölt, damit er ungestört masturbieren kann, für Heiterkeit sorgen, stellt etwa ein plötzlicher Luftangriff klar, dass auch das Grauen des Zweiten Weltkriegs seinen Platz in diesem Film findet. Dank der knappen Laufzeit ist "Der Zauber von Malèna" zudem angenehm kurzweilig und treibt seine recht unvorhersehbare Geschichte konsequent voran.
Sicherlich kann sich Tornatores Drama vom Vorwurf der Verklärung nicht ganz freimachen, doch wird allein schon anhand der Tatsache, dass die Geschichte als Rückblende eines alten Mannes auf seine Jugend erzählt wird, deutlich, dass Malènas Zauber mit sehr viel Glorifizierung verbunden ist und Teile der Erzählung nur männlichem Wunschdenken entsprungen sind.
Der tragikomische "A Serious Man" unter der Regie der Coen-Brüder (The Big Lebowski, True Grit) erzählt auf mitunter groteske Weise eine moderne Hiobsgeschichte über einen Physikprofessor auf Sinnsuche, die sich durch schrullige Charaktere und pointierten Witz auszeichnet.
Die heile Welt des jüdischen Familienvaters Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg) droht wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen, als seine Ehefrau Judith (Sari Lennick) ihm eröffnet, dass sie eine Affäre hat und sich von ihm scheiden lassen will. Darüber hinaus befürchtet Larry, dass sein Traum von einer Festanstellung als Physikprofessor im letzten Moment platzen könnte, da seinem Arbeitgeber anonyme Briefe zugesandt wurden, die ihn kompromittieren. Seelsorgerliche Hilfe erhofft sich der verzweifelte Familienvater bei verschiedenen Rabbinern, deren seltsame Ratschläge ihm jedoch Rätsel aufgeben...
"A Serious Man" startet mit einer düsteren Szene in einem polnischen Schtetl, welche glatt aus einem Horrorfilm stammen könnte und in der eine Frau auf einen greisen Besucher einsticht, den sie für einen bösartigen Totengeist hält. Die Szene lässt die Deutung zu, dass durch diese Tat ein böser Fluch über Larrys Familie gekommen ist, der sich Jahrzehnte später schließlich bahnbricht. Möglich ist allerdings auch eine religionskritische Interpretation, die den (Aber)glauben der Frau als bloßes Hirngespinst sieht, was wiederum großes Leid heraufbeschwört.
Ähnlich anspruchsvoll zu dechiffrieren sind auch viele weitere Szenen des Films, doch sorgt der skurrile Humor, der zwischendurch immer wieder aufblitzt, dafür, dass "A Serious Man" auch dann zu gefallen weiß, wenn man sich nicht auf eine tiefergehende Analyse einlassen möchte. Will man doch die Doppelbödigkeit hinter einzelnen Szenen zumindest ein wenig verstehen, hilft es, sich das von Larry zu Beginn erwähnte Gedankenexperiment 'Schrödingers Katze' vor Augen zu führen, welches sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung zieht.
Da die Tragikomödie neben der gewohnt großartigen Kameraarbeit von Roger Deakins auch durch starke Darstellerleistungen besticht, lohnen sich in jedem Fall auch mehrfache Sichtungen, die womöglich mehr Licht ins Dunkel bringen.
Das auf Jan Guillous autobiografischem Roman basierende Sozialdrama "Evil" unter der Regie von Mikael Håfström (Zimmer 1408, Escape Plan) befasst sich auf eindringliche Weise mit von Gewalt und Demütigung bestimmten Erziehungsmethoden im Schweden der 50er Jahre.
Nachdem er zum wiederholten Male einen Mitschüler brutal verprügelt hat, wird der 16 Jährige Erik (Andreas Wilson) auf das Internat Stjärnsberg geschickt, welches für ihn die letzte Chance darstellt, doch noch seinen Schulabschluss zu erwerben. In Stjärnsberg gilt ein System, welches als "Kameradschaftserziehung" bezeichnet wird. Während die Schüler der älteren Jahrgänge die Jüngeren nach Lust und Laune bestrafen dürfen, lassen die Lehrer sie gewähren und greifen nur in seltenen Fällen zu erzieherischen Maßnahmen. Schon bald haben die älteren Schüler um den arroganten Otto (Gustaf Skarsgård) den widerstandsfähigen Erik und seinen neuen Freund Pierre (Henrik Lundstöm) zur Zielscheibe erkoren...
"Evil" erzählt keine sonderlich innovative Geschichte und bedient sich so mancher Stereotypen des Genres, besticht jedoch gleichzeitig durch Intensität und weiß auch emotional zu berühren. Mag der Plot oberflächlich betrachtet fast ausschließlich aus dem Wechselspiel von Gewalt und Gegengewalt bestehen, so schlummert darunter doch eine scharfe Gesellschaftskritik, zeigt Håfströms Drama doch auf ungeschönte Weise auf, dass im sich betont neutral gebenden Schweden der Nachkriegszeit sehr wohl faschistische Denkweisen dominierten und Erziehung vor allem dem Aufbau einer vom Geburtsrecht geprägten Hierarchie diente.
Auf diese Weise funktioniert der auch dank der guten Darstellerleistungen überzeugende Film nicht nur als Coming of Age-Werk, sondern mehr noch als Sittengemälde eines Landes, dessen offiziell neutrale Position in den Weltkriegen eine Kultur des Wegsehens gefördert hat.
"Casino" unter der Regie von Altmeister Martin Scorsese (Taxi Driver, Shutter Island) ist eine über weite Strecken kühle Milieustudie, die auf beinahe dokumentarische Weise die Mechanismen der Mafia im Las Vegas der 70er und 80er Jahre beleuchtet.
Aufgrund seiner enormen Erfolge als Falschspieler wird der mit allen Wassern gewaschene Sam 'Ace' Rothstein (Robert De Niro) mit der Leitung eines neuen Kasinos in der Glücksspielmetropole Las Vegas betraut. Dank seiner akribischen Arbeit gelingt es Sam alsbald, die Umsätze des Kasinos zu verdoppeln, wovon auch die Mafiabosse der Stadt profitieren. Zu Sams Schutz schicken diese seinen alten Jugendfreund Nicky Santoro (Joe Pesci) nach Vegas, welcher durch seine kriminellen Aktivitäten schnell zu einem der mächtigsten Männer der Stadt aufsteigt. Als Sam sich in das Callgirl Ginger (Sharon Stone) verliebt und diese sogar heiratet, scheint die Glückssträhne der beiden Jugendfreunde jedoch ein jähes Ende zu finden...
"Casino" startet mit einer rund einstündigen, mit den Off-Kommentaren der beiden männlichen Hauptfiguren unterlegten Exposition, in der in aller Ausführlichkeit dargelegt wird, wie die Geschäfte in Sams Kasino laufen, wer davon profitiert und auf welche Weise Störenfriede beseitigt werden. Um derart umfangreichen Erklärungen etwas abgewinnen zu können, sollte man als Zuschauer am besten wohl ein gewisses Grundinteresse an Glücksspiel und Mafiastrukturen mitbringen, wird man sich andernfalls in dieser Phase doch hoffnungslos langweilen. Nicht nur aufgrund der abermaligen Besetzung von De Niro und Pesci, sondern auch aufgrund der ähnlichen, mit Rückblenden arbeitenden Erzählstruktur erinnert "Casino" daher in vielen Momenten an Scorseses anderes Mafiaepos "GoodFellas" (1990).
Die erst ab der Mitte so richtig Fahrt aufnehmende Kernhandlung setzt dann aber durchaus ein paar neue Akzente und wandelt sich im letzten Drittel gar immer mehr zum erschütternden Ehedrama. Neben den großartigen Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch James Woods (Es war einmal in Amerika), Kevin Pollak (End of Days) und Don Rickles (Stoßtrupp Gold) zählen, besticht Scorseses Film dabei vor allem durch eine ausgereifte Schnitttechnik und virtuose Kamerafahrten. Darüber hinaus wissen auch Ausstattung und Kostüme zu gefallen.
Störend hingegen fällt der geradezu penetrante 70er Jahre Soundtrack auf, der für eine regelrechte Dauerbeschallung sorgt und nur selten zu den gezeigten Bildern passen will. Und auch die zahlreichen Streitgespräche der Protagonisten, die immer wieder um die gleichen Themen kreisen, können auf Dauer enervierend wirken.
Schon mit "Jennifer's Body" konnte Regisseurin Karyn Kusama andeuten, dass sie ein gutes Gespür dafür besitzt, Horror mit gesellschaftskritischen Themen zu verknüpfen und ihre Filme mit vielschichtigen Charaktere zu bevölkern. Mit "The Invitation" wandte sie sich einige Jahre später abermals dem Genre zu und schuf ein beklemmendes Kammerspiel, das trotz einiger vorhersehbarer Entwicklungen für packende Unterhaltung sorgt.
Will (Logan Marshall-Green) und seine Freundin Kira (Emayatzy Corinealdi) folgen einer Einladung von Wills Ex-Frau Eden (Tammy Blanchard) und ihrem neuen Ehemann David (Michiel Huisman) zu einer Dinner-Party in ihrem Haus in den Hollywood Hills. Will und Eden, die gemeinsam einen schweren Schicksalsschlag verkraften mussten, hatten sich vor zwei Jahren getrennt und sich seither nicht mehr gesehen. Beim abendlichen Zusammensein kommt es auch zu einem Wiedersehen mit weiteren Freunden, die Will ebenfalls lange nicht mehr getroffen hat. Als David den Anwesenden ein Video der Selbsthilfegruppe zeigt, in der Eden und er sich kennengelernt haben, keimt in Will jedoch der Verdacht auf, dass die Gastgeber ihren Gästen nicht so wohlgesonnen sind, wie es zunächst den Anschein hat...
Von Beginn an versetzt "The Invitation" sein Publikum in die subjektive Perspektive des Protagonisten, der durch die Einladung seiner Ex-Frau in eine Drucksituation gerät, die über das unangenehme Gefühl, welches das gegenseitige Vorstellen der neuen Partner mit sich bringen kann, deutlich hinausgeht. Dass diese Einladung sehr viele negative Emotionen in Will aufsteigen lässt, wird schon in der Eröffnungsszene ersichtlich, in der es zu einem Verkehrsunfall mit einem Kojoten kommt und Will das Tier kurzerhand mit einem Radschlüssel erschlägt. Im späteren Verlauf baut Kusama dann immer wieder kurze Erinnerungsfetzen ein, die den Verdacht erhärten, dass die Hauptfiguren in der Vergangenheit etwas Schreckliches erlebt haben müssen. Obgleich der Zuschauer schon früh erahnen kann, in welche Richtung sich der Film schließlich entwickeln wird, sorgt eben dieser Umstand doch für eine gewisse Suspense-Wirkung.
Über zwei Drittel hinweg hat "The Invitation" mehr von einem dialoggetriebenen Drama, das uns auf sensible Weise die Gefühlswelt der Charaktere näherbringt und das sich dabei zu jeder Zeit auf den stark agierenden Cast, dem u.a. noch Michelle Krusiec (Far North) und John Carroll Lynch (Shutter Island) angehören, verlassen kann. Kusama versteht es dabei, durch falsche Fährten und mehr oder weniger subtile Vorausdeutungen (man achte etwa auf die Zähne der Gastgeberin) für steigende Anspannung zu sorgen, ehe zu Beginn des letzten Drittels der Tonfall noch einmal vollkommen umschlägt und "The Invitation" endgültig zum harten Psychothriller wird.
Vorwerfen kann man Kusamas Film derweil, dass Kiras Charakter im Vergleich zu den anderen sehr vernachlässigt wird und sie angesichts der seltsamen Vorkommnisse um sie herum viel zu selten Position bezieht. Auch fehlt "The Invitation" der große Überraschungseffekt, sodass man als Zuschauer hauptsächlich auf den genauen Zeitpunkt der Eskalation wartet. Und schließlich hätte es auch die Schlusseinstellung nicht gebraucht, dient diese doch allein dem Zweck, das Publikum mit einem plumpen Schockeffekt zu entlassen.
Die von makabrem Humor geprägten Geschichten des Briten Roald Dahl lieferten schon die Vorlage für Filme wie "Matilda" (1996), "Charlie und die Schokoladenfabrik" (1971+2005) und "Der fantastische Mr. Fox" (2009). 1990 adaptierte Regisseur Nicolas Roeg (Walkabout, Wenn die Gondeln Trauer tragen) Dahls Kinderbuch "Hexen hexen" für die große Leinwand und schuf ein fantasievolles Gruselabenteuer, welches vor allem durch schaurige Spezialeffekte aus der Schmiede von "Muppet Show"-Gründer Jim Henson besticht.
Nach dem Unfalltod seiner Eltern wächst der kleine Luke (Jasen Fisher) bei seiner Großmutter Helga (Mai Zetterling) auf, die ihm Gruselgeschichten über Hexen und ihre dunklen Absichten erzählt. Als Oma und Enkel gemeinsam nach Großbritannien reisen, gerät Luke in dem Hotel, in welchem die beiden übernachten, zufällig in die Konferenz einer Organisation, die vorgibt, Kinder vor Misshandlung schützen zu wollen. In Wahrheit steckt hinter der Tagung jedoch ein geheimer Hexenkongress, der von der diabolischen Oberhexe Eva (Anjelica Huston) geleitet wird, welche den Plan verfolgt, alle Kinder des Landes in Mäuse zu verwandeln...
"Hexen hexen" gehört zu jener Sorte Film, die sich einerseits an ein junges Publikum richtet, andererseits mit den grauenhaften Masken und den plastischen Effekten bei den Kleinsten für furchtbare Alpträume sorgen könnte. Darstellern wie Mai Zetterling als gutherzige Oma und der für humorvolle Auflockerung sorgende Rowan Atkinson als trotteliger Hotelmanager kommen daher besonders wichtige Rollen zu, da die Szenen mit ihnen ein Gegengewicht zu den teils nervenaufreibenden Gruselmomenten bilden.
Erwachsene Zuschauer werden sich eventuell am vorhersehbaren Handlungsverlauf und der eindimensionalen Charakterzeichnung stören, kommen dank der recht schwungvollen Inszenierung und einer bestens aufgelegten Anjelica Huston aber durchaus auch auf ihre Kosten.
Als aktives Communitymitglied würde mich sehr interessieren, wie die Zukunft von Moviepilot aussehen soll. Die Veränderungen an der Startseite deuten für mich stark darauf hin, dass hier kein Austausch unter Filmfreunden mehr erwünscht ist bzw dieser nur noch eine sehr untergeordnete Rolle spielen soll. Wer neu auf diese Seite kommt, wird maximal noch über Umwege auf Kommentare der Community stoßen. Sollte der Kommentar-Feed nun dauerhaft von der Startseite verschwinden, wird auch eine Vernetzung der Community untereinander massiv erschwert.
Es wäre wünschenswert, wenn die Moviepilot-Redaktion sich transparent zeigen würde und bevorstehende Änderungen zumindest ankündigen würde. Im Idealfall sollte ein Forum auf der Seite geschaffen werden, in dem Redakteure und Community miteinander in Kontakt treten und sich über Fragen und Probleme austauschen können.
Sollte eine aktive Community hier nicht mehr erwünscht sein, wäre es gegebenenfalls wohl sogar besser, dies offen zu kommunizieren. Nach aktuellem Stand ist nicht ganz eindeutig, ob Moviepilot sich nur noch als reine Newsseite versteht, die mit Artikeln zu Dschungelcampern und Sommerhausmenschen möglichst viele Klicks generieren möchte oder ob das Bewerten und Kommentieren von Filmen und Serien auch in Zukunft noch fester Bestandteil dieser Seite sein wird.
Die Filme des 2013 verstorbenen David R. Ellis, zu welchen neben dem Actionthriller "Final Call" und dem Hai-Horror "Shark Night 3D" auch zwei Einträge der "Final Destination"-Reihe gehören, zeichnen sich zwar selten durch inszenatorische Finesse oder geistreiche Dialoge, wohl aber durch einen gewissen B-Movie Charme aus, der auch "Snakes on a Plane" zu einem geeigneten Werk für eine bierselige Runde macht.
Nachdem er auf Hawaii Zeuge eines Mordes geworden ist, soll der unbedarfte Surfer Sean Jones (Nathan Phillips) vor Gericht gegen die Täter aussagen, weshalb er unter der Obhut des FBI-Agenten Neville Flynn (Samuel L. Jackson) per Flugzeug nach Los Angeles überführt wird. Den Killern ist es jedoch unbemerkt gelungen, einen Behälter mit Giftschlangen an Bord der Maschine zu schmuggeln und den Halsschmuck der Passagiere mit Pheromonen zu besprühen, um die Tiere zusätzlich aggressiv zu machen. Als sich während des Fluges der Behälter mit den Giftschlangen öffnet, bricht Chaos über den Wolken aus...
"Snakes on a Plane" macht von Beginn an keinen Hehl daraus, dass er auf Logik und Glaubwürdigkeit pfeift und einzig auf seichte Unterhaltung aus ist. So befinden sich die beiden Hauptfiguren nach einer sehr zügigen Einleitung schon nach wenigen Minuten am Flughafen, wo dann nach und nach die mitreisenden Passagiere vorgestellt werden, zu denen neben einem Mann mit Flugangst, zwei minderjährigen Brüdern und einer Paris-Hilton-Kopie mit Handtaschen-Hündchen auch ein Rapper mit Anzeichen von Hypochondrie zählt. Ist die Katze dann erstmal aus dem Sack - oder besser: die Schlangen aus dem Behälter - fallen diese in bester Slasher-Tradition über die Fluggäste her.
Da Ellis' Film jedoch alsbald die verrückten Ideen ausgehen und "Snakes on a Plane" mit einer Laufzeit von etwa 100 Minuten auch spürbar zu lang geraten ist, können die Reptilien-Attacken nicht durchgängig bei Laune halten. So entwickelt sich ab der Mitte ein beinahe konventionelles Katastrophenszenario, wie man es schon in besseren Werken allzu häufig genug gesehen hat. Zudem vermitteln viele Szenen den Eindruck, als ob Ellis sich nicht ganz entscheiden konnte, ob er die Handlung nun in halbwegs ernstzunehmende Bahnen lenken möchte oder ob "Snakes on a Plane" endgültig zum abstrusen Trash-Fest werden soll.
Das zwischen Tragik und Komik wandelnde Familiendrama "The Descendants" unter der Regie von Alexander Payne (Election, Nebraska) weiß dank einer herzerwärmenden Geschichte, scharfzüngigen Dialogen und hervorragenden Schauspielleistungen ein umfangreiches Spektrum an Emotionen hervorzurufen und versteht es dabei gekonnt, Fallstricke zu umgehen und nie in Kitsch abzudriften.
Matt King (George Clooney) hat als Nachfahre einer hawaiischen Prinzessin ein großes, bislang unberührtes Stück Land auf Kaua'i geerbt. Gemeinsam mit seinen Cousins und Cousinen steht er vor der schwierigen Frage, was mit dem Erbe geschehen soll, welches er seit dem Tod seiner Eltern als alleiniger Treuhänder verwaltet. Als seine Frau Elizabeth (Patricia Hastie) nach einem Bootsunfall ins Koma fällt, fühlt sich Matt mit der Erziehung seiner kleinen Tochter Scottie (Amara Miller) zunehmend überfordert. Hilfe erhofft er sich von seiner älteren Tochter Alexandra (Shainlene Woodley), die in einem Internat auf einer der Nachbarinseln lebt und mit Alkohol und Drogen experimentiert. Da eröffnet Alexandra ihrem überraschten Vater, dass seine Frau vor ihrem Unfall eine Affäre hatte...
Was wie das Biopic eines privilegierten Anwalts, dessen einzige Sorge zu sein scheint, was er mit seinem vielen Geld anfangen will, beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem gleichermaßen humorvollen wie berührenden Familienporträt, bei dem Payne ein ausgezeichnetes Gespür für die feinen, zwischenmenschlichen Nuancen unter Beweis stellt. Getragen wird das vor paradiesischer Inselkulisse spielende Werk dabei von einem großartig aufspielenden Cast, dem in weiteren Rollen u.a. noch Judy Greer (Halloween Kills), Matthew Lillard (Scream) und Robert Forster (Jackie Brown) angehören und dem es gelingt, selbst wenig bedeutsamen Nebenfiguren sehr viel Leben einzuhauchen.
Angesichts dieser Vorzüge fällt es auch nicht sonderlich negativ ins Gewicht, dass der weitere Verlauf der Handlung in groben Zügen bereits früh vorauszuahnen ist, versteht es "The Descendants" doch dafür umso besser, seinen Charakteren immer neue, überraschende Facetten abzugewinnen und so für ein emotional ergreifendes Filmerlebnis zu sorgen.
When they had the earthquake in San Francisco
Back in nineteen-six
They said that Mother Nature
Was up to her old tricks
That's the story that went around
But here's the real low-down
Put the blame on Mame, boys
Put the blame on Mame
Mit dem im Stil des Film noir inszenierten "Gilda" unter der Regie von Charles Vidor (Es tanzt die Göttin, Der Schwan) zementierte Hollywood-Legende Rita Hayworth ihren Ruf als einer der größten Leinwandstars der 40er Jahre. Ihre Performance als verführerische Femme fatale - inklusive erotischem Handschuh-Striptease - prägte das Genre maßgeblich und rief zahlreiche Nachahmer auf den Plan.
Der junge Johnny Farrell (Glenn Ford) hält sich in Buenos Aires mit Betrügereien beim Glücksspiel über Wasser. Als der Casinobetreiber Ballin Mundson (George Macready) auf ihn aufmerksam wird, kann Johnny den schwerreichen Geschäftsmann davon überzeugen, ihn bei sich einzustellen. Schon bald wird Johnny zu Mundsons engstem Vertrauten, teilen die beiden Männer doch eine ähnliche Weltanschauung. Seine Glückssträhne scheint jedoch ein jähes Ende zu finden, als Mundson von einer Geschäftsreise als verheirateter Ehemann zurückkehrt, ist seine Auserwählte doch ausgerechnet Johnnys Ex-Geliebte Gilda (Rita Hayworth), von der er glaubt, dass sie alles daransetzen wird, um sein Leben zur Hölle zu machen...
"Gilda" lässt sich als im Casino-Milieu angesiedelte Kombination aus Kriminalfilm und Melodram beschreiben, die von einer von Hassliebe dominierten Dreiecksbeziehung erzählt, welche im Verlauf der Handlung eine geradezu zerstörerische Kraft entfaltet. Während die atmosphärischen Schwarzweiß-Bilder, die vereinzelten Gesangsauftritte und die scharfen Wortduelle zu begeistern wissen, kommt die Geschichte selbst nur ganz allmählich in Gang und tritt im Mittelteil gar für eine ganze Weile auf der Stelle. Auch dank der ausgezeichneten Darstellerleistungen lässt sich jedoch über so manche Länge einigermaßen hinwegsehen.
Ohnehin zeichnet sich Vidors Film noir weniger durch einen wendungsreichen Handlungsverlauf, als vielmehr durch seine zwielichtigen Charaktere sowie ihre Intrigen und Machtspielchen aus.
"Hogwarts ist nicht Hogwarts ohne dich!"
Der auf einer Buchvorlage von Harry Harrison basierende "Soylent Green", welcher im deutschsprachigen Raum unter dem kruden Titel "...Jahr 2022...die überleben wollen" firmiert, ist ein dystopischer Öko-Thriller, der anhand einer recht simplen Kriminalstory Themen wie Umweltzerstörung, Klimawandel, Überbevölkerung und Werteverlust anschneidet und so ein ungemein beklemmendes Schreckensszenario entwirft.
New York im Jahr 2022: In der 40 Mio. Einwohner beherbergenden Metropole mangelt es an Wohnraum, Wasser und Nahrung. Nur sehr wohlhabende Bürger können sich große Wohnungen leisten, zu denen auch Konkubinen gehören, die ihren Besitzern wie Sklavinnen dienen müssen. Der Polizist Robert Thorn (Charlton Heston), der mit seinem greisen Freund Sol (Edward G. Robinson) in einem kleinen Appartement haust, wird in eine solch luxuriöse Wohnung gerufen, wo der reiche William R. Simonson (Joseph Cotten) erschlagen aufgefunden wurde. Schon bald findet Thorn heraus, dass der Ermordete für den Lebensmittelkonzern 'Soylent' tätig war, welcher die Versorgung der halben Weltbevölkerung kontrolliert. Im Zuge seiner Ermittlungen fördert Thorn Ungeheuerliches über den Konzern zu Tage...
Der genreerfahrene Richard Fleischer (20.000 Meilen unter dem Meer, Die phantastische Reise) zeichnete mit "Soylent Green" eine düstere Zukunftsvision über eine ethisch verkommene Gesellschaft, welcher der jahrzehntelange Raubbau an ihrem Heimatplaneten nun zum Verhängnis wird. Die Kriminalgeschichte, welche vor allem die erste Hälfte des Films dominiert, ist dabei für sich genommen gar nicht so besonders spannend, liefert aber eine gute Basis für die folgenden Geschehnisse, welche in der finalen Wendung ihren Höhepunkt erfahren.
Während die allzu ausführlich behandelte Annäherung zwischen Thorn und der Konkubine Shiri (Leigh Taylor-Young) Fleischers Film etwas ausbremst, sind es vor allem die Szenen mit dem großartig aufspielenden Edward G. Robinson in seiner letzten Rolle, die zu den stärksten des ganzen Films gehören und im späteren Verlauf für ein Wechselbad der Emotionen sorgen. Mag der apokalyptische SciFi-Thriller in Bezug auf Ausstattung und Kostüme auch erkennbar ein Kind der 70er Jahre sein, ist seine Botschaft doch nach wie vor von erschreckender Aktualität.