Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 7 .5

    Mit "Lohn der Angst" schuf der Franzose Henri-Georges Clouzot (Der Rabe, Die Teuflischen) einen spannungsintensiven Abenteuerfilm, der an existenziellen Fragen rührt und das Genre bis in die Gegenwart hinein prägt.

    Das kleine Dorf Las Piedras in Venezuela ist Tummelplatz für Glücksritter, Ganoven und Gelegenheitsarbeiter, die aus ganz unterschiedlichen Gründen ihrem bisherigen Leben in Europa entflohen sind. Als an einer viele hunderte Kilometer entfernten Erdölquelle ein verheerender Brand ausbricht, sucht die US-Ölgesellschaft - der einzige größere Arbeitgeber in der Nähe - nach Freiwilligen, um zwei LKW mit Nitroglyzerin zur Ölquelle zu fahren, damit das Feuer durch eine gezielte Explosion gelöscht werden kann. Der junge Korse Mario (Yves Montand), sein neuer Freund Jo (Charles Vanel) sowie der italienische Bauarbeiter Luigi (Folco Lulli) und der schweigsame Deutsche Bimba (Peter van Eyck) werden unter den Freiwilligen ausgewählt, um das waghalsige Unterfangen anzugehen. Wenn es ihnen gelingt, lebend mit dem Sprengstoff am Zielort anzukommen, winkt ihnen eine hohe Belohnung...

    Der in markante Schwarzweiß-Bilder gekleidete 50er Jahre Klassiker lässt sich zunächst sehr viel Zeit, um in aller Ausführlichkeit die vier Hauptfiguren einzuführen, ihre Beziehungen untereinander darzustellen und ihre Existenznot an diesem gottverlassenen Ort in Südamerika aufzuzeigen, welche sie dazu veranlasst, sich auf den lebensgefährlichen Transport des Sprengstoffs einzulassen. Dieses erste Drittel des Films gestaltet sich zwar durchaus interessant und bietet hier und da auch eine Prise trockenen Humors, hat aber auch ein paar Längen, sodass man als Zuschauer froh ist, wenn die vier Protagonisten endlich zu ihrer Fahrt aufbrechen.

    Sobald sich Mario und seine Mitstreiter dann auf den Weg machen, wird sehr schnell deutlich, dass es keiner so detaillierten Einführung der Charaktere bedurft hätte, zeigen die vier Männer im Angesicht der Todesangst doch ohnehin rasch ein völlig anderes Gesicht. Gleichzeitig zieht Clouzots Film die Spannungsschrauben von nun an immer fester und sorgt für viele ebenso nervenaufreibende wie spektakuläre Szenen, in denen sich die vier Männer mit ganz unterschiedlichen Hindernissen auf ihrer Fahrt konfrontiert sehen. Hierzu zählt neben einigen anderen faszinierenden Sequenzen etwa ein ungemein packendes Rangiermanöver an einer morschen Holzrampe, bei dem man sich als Zuschauer zwangsläufig fragt, wie dieses ohne die Möglichkeiten moderner Computertricks gedreht worden sein mag.

    Da zudem auch der Cast vollauf zu überzeugen weiß, wird "Lohn der Angst" nach längerer Anlaufzeit zu einem enorm fesselnden Roadmovie-Abenteuer, das mit "Atemlos vor Angst" (1977) von William Friedkin später noch ein grandioses Remake erhielt.

    36
    • 6

      "Desperado" unter der Regie von Robert Rodriguez (From Dusk Till Dawn, Sin City) ist eine bleihaltige Actionballade, die mit ihren blutigen Schießereien an die akrobatischen Feuergefechte des Hongkong-Kinos erinnert, bei all ihrer Detailverliebtheit und Freude am Zitieren jedoch bisweilen die Ausarbeitung ihrer Story vernachlässigt.

      Ein namenloser Gitarrist (Antonio Banderas) kommt auf der Suche nach Bucho (Joaquim de Almeida), dem Boss eines Drogenkartells, in eine mexikanische Kleinstadt, da er mit dem gewaltbereiten Gangster noch eine Rechnung zu begleichen hat. Unterstützung erhält der Gitarrist von der Buchhändlerin Carolina (Salma Hayek), die von Bucho und seinen Schergen unter Druck gesetzt wird...

      Die dünne Geschichte, die in Rodriguez' zweitem Langfilm erzählt wird, ist im Grunde kaum der Rede wert und bietet kaum etwas, was man nicht schon in zahlreichen anderen Actionfilmen gesehen hätte. Dafür überzeugt "Desperado" jedoch mit seinen vielen amüsanten Details und der teils skurrilen Interaktion zwischen den Charakteren. Darüber hinaus weiß neben den durchkomponierten Actionchoreografien auch der Cast vollauf zu überzeugen, dem u.a. noch Steve Buscemi (Fargo), Danny Trejo (Machete) und Quentin Tarantino (Pulp Fiction) angehören.

      Spätestens ab der Mitte des Films wird allerdings deutlich, dass Rodriguez mit der Einführung der Figuren schon einen Großteil seines Pulvers verschossen hat und die vielen Zeitlupensequenzen wohl hauptsächlich dazu dienen sollen, die zwar nicht uninteressante, aber eben auch wenig originelle Story auf Spielfilmlänge zu strecken. Da aber die teils furiosen Schusswechsel bis zum Schluss bei Laune halten und auch die schwül-heiße Mexiko-Atmosphäre zu gefallen weiß, ergibt sich letztlich trotz aller Schwächen ein mehr als ordentlicher Gesamteindruck.

      38
      • 8
        Kenduskeag 03.03.2023, 10:52 Geändert 03.03.2023, 11:07
        über Der Zug

        Der actiongeladene Kriegsthriller "Der Zug" unter der Regie von John Frankenheimer (Der Gefangene von Alcatraz, Ronin) widmet sich einem vergleichsweise selten beachteten Kapitel der Nazizeit: dem Raub von Kunstschätzen.

        Paris im August 1944: Paul Labiche (Burt Lancaster), Mitarbeiter der französischen Eisenbahngesellschaft und Mitglied der Résistance, wird von der Kuratorin Villard (Suzanne Flon) darum gebeten, die Abfahrt eines Güterzuges zu verhindern, welcher auf Anordnung des skrupellosen Oberst von Waldheim (Paul Scofield) eine unschätzbar wertvolle Gemäldesammlung mit Werken von Picasso, Cézanne und weiteren bedeutenden Malern ins Deutsche Reich befördern soll. Obwohl ihm selbst nichts an den Kunstschätzen liegt und angesichts des Heranrückens der Alliierten mit einer baldigen Befreiung der Stadt zu rechnen ist, setzt Labiche alles daran, um diesen letzten großen Beutezug der Nazis vor Kriegsende zu verhindern...

        Obwohl bei Erscheinen des Films erst 34 Jahre alt, war John Frankenheimer zur damaligen Zeit schon ein recht erfahrener Filmemacher, der mit "Der Zug" bereits seine siebte Regiearbeit vorlegte, nachdem der ursprünglich für das Projekt vorgesehene Arthur Penn von den Produzenten gefeuert worden war. Statt in Farbe zu drehen, wie es in den 60ern schon längst gang und gäbe war, setzte Frankenheimer auf kraftvolle Schwarzweiß Bilder und verzichtete auf den Einsatz von Modellen und ähnlichen Tricks - eine Kombination, die seinem Kriegsspektakel einen äußerst realistischen Anstrich verleiht.

        Benötigen Zug und Film anfangs noch eine Weile, um Fahrt aufzunehmen, entwickelt sich spätestens mit der Abfahrt aus Paris eine fesselnde Kombination aus Résistance-Abenteuer und bombastischer Materialschlacht, bei der zwar Action und Nervenkitzel im Vordergrund stehen, jedoch auch die Sinnlosigkeit des Krieges und der damit einhergehende Werteverfall beleuchtet werden. Dabei bewahrt sich Frankenheimers Film allerdings bis zum Schluss seine nüchterne Tonalität und zeigt etwa Erschießungen mit einer gewissen Beiläufigkeit statt mit Pathos und großer Dramatik.

        Trotz allen Spektakels lenkt der Film den Fokus aber auch immer wieder auf das Fernduell der beiden im Mittelpunkt stehenden Kontrahenten und lässt "Der Zug" somit auch zu einem persönlichen Duell Mann gegen Mann werden. Obwohl die Motive des von den Kunstwerken geradezu besessenen Nazi-Oberst und des tapferen Widerstandskämpfers gänzlich verschieden sind, eint beide schließlich, dass sie durch ihr Vorgehen den Tod zahlreicher Menschen herbeiführen. Dazu, dass auch diese menschliche Komponente des Films zu überzeugen weiß, tragen vor allem die ausgezeichneten Leistungen der Castmitglieder bei, zu denen u.a. noch Jeanne Moreau (Fahrstuhl zum Schafott), Wolfgang Preiss (Die Brücke von Arnheim) und Michel Simon (Es geschah am hellichten Tag) zählen.

        Auf diese Weise ergibt sich ein begeisternder Genrefilm, der an diversen Moralfragen rührt und bis heute nichts von seiner adrenalintreibenden Kraft eingebüßt hat.

        29
        • 5 .5

          Der vom Norweger Morten Tyldum (Headhunters, The Imitation Game) inszenierte "Passengers" ist ein romantisch angehauchtes SciFi Drama, das durch ein aufwendiges Setdesign und gute Castleistungen gefällt, seine aufgeworfenen Moralfragen jedoch zunächst nur oberflächlich abarbeitet und schließlich zugunsten eines generischen Blockbusterfinales gänzlich über Bord wirft.

          Das Raumschiff 'Avalon' befindet sich auf einer 120 Jahre dauernden Reise von der Erde zum Planeten 'Homestead II', als durch einen Asteroidenschauer die Systeme überlastet werden und sich in Folge dessen die Schlafkapsel des Mechanikers Jim Preston (Chris Pratt) 90 Jahre vor der geplanten Weckzeit öffnet. Weil sich die rund 5000 anderen Passagiere weiterhin im Hyperschlaf befinden, ist der als Barkeeper arbeitende Android Arthur (Michael Sheen) nunmehr Jims einziger Ansprechpartner. Da sämtliche Versuche, seine Schlafkapsel zu reaktivieren, scheitern, beschließt der einsame Mechaniker, die attraktive Schriftstellerin Aurora (Jennifer Lawrence) zu wecken...

          "Passengers" legt von Beginn an ein recht gemächliches Tempo vor und treibt die Handlung der Robinsonade im All nur ganz langsam voran. Entsprechend befasst sich das erste Drittel ausschließlich mit den Versuchen des Protagonisten, einen Ausweg aus seiner verteufelten Lage zu finden. Wenn dann schließlich Aurora aus ihrem Dornröschenschlaf erwacht, verspricht Tyldums Film zu einem packenden Zwei-Personen-Stück voller zwischenmenschlicher Konflikte zu werden, doch werden den existenziellen Fragen, die sich angesichts des egoistischen Handelns des Protagonisten stellen, nicht ausreichend Aufmerksamkeit geschenkt.

          An anderer Stelle wiederum hätte "Passengers" eine deutliche Straffung gut getan, gibt es speziell im Mittelteil doch viele Szenen, die sich untereinander extrem ähneln. So oft etwa wie die beiden Protagonisten im Verlauf des Films in die als Reminiszenz an "Shining" (1980) gedachte Bar kommen, um sich beim Androiden einen Drink zu bestellen, könnte "Passengers" glatt als Alkoholikerdrama durchgehen.

          Somit kann Tyldums SciFi Drama zwar dank der luxuriösen Ausstattung und den stilvollen Weltraumbildern immer wieder visuelle Glanzpunkte setzen, kommt jedoch inhaltlich kaum über Einheitsbrei für die Holzklasse hinaus.

          31
          • 8
            Kenduskeag 28.02.2023, 10:40 Geändert 01.03.2023, 14:40

            Der in Deutschland unter dem Titel "Blutgericht in Texas" firmierende "The Texas Chainsaw Massacre" unter der Regie von Tobe Hooper (Brennen muss Salem, Poltergeist) ist ein ungemein intensiver und verstörender Vorreiter des Terrorfilms, der sich durch geradezu pittoreske Bilder sowie eine unheilvoll-morbide Atmosphäre auszeichnet und zugleich eine der größten Ikonen des Horrors hervorbrachte.

            Sally (Marilyn Burns) befindet sich mit ihrem auf einen Rollstuhl angewiesenen Bruder Franklin (Paul A. Partain), ihrem Freund Jerry (Allen Danziger) und einem befreundeten Pärchen auf der Suche nach dem leerstehenden Haus ihrer Großeltern in der texanischen Provinz, wovon auch die Nachrichtenberichte über unheimliche Grabschändungen in der Nähe die jungen Leute nicht abhalten können. Als es jedoch zuerst zu einer unliebsamen Konfrontation mit einem seltsamen Anhalter (Edwin Neal) kommt und ihrem Kleinbus dann auch noch das Benzin ausgeht, nimmt das Unheil allmählich seinen Lauf...

            Hoopers Low Budget-Schocker weiß sein Publikum durch seine bedrückende Stimmung und sein feines Gespür für einen konsequenten Spannungsaufbau von Anfang an in den Bann zu ziehen. Dies beginnt schon mit dem blitzlichtartigen Vorspann, in dem von den furchteinflößenden Grabschändungen berichtet wird, und der David Fincher später als Inspiration für den Start von "Sieben" (1995) gedient haben dürfte. Zugleich erhält der Film auf diese Weise einen semi-dokumentarischen Anstrich, was die folgenden Ereignisse ebenso real wie unmittelbar erscheinen lässt.

            Eingehüllt in sonnendurchflutete Bilder des texanischen Hinterlands entfaltet sich so ein nervenzerfetzender Überlebenskampf, der mit seiner rohen Inszenierung und den plötzlichen Gewalteruptionen für Furcht und Entsetzen sorgt. Zugleich überlässt Hooper jedoch auch viele Dinge der Fantasie des Zuschauers, was die Taten des ekelerregenden Leatherface und seiner Redneck Familie umso alptraumhafter erscheinen lässt. Hierzu trägt auch die eindringliche Soundkulisse in entscheidender Weise bei, werden doch immer wieder dissonante Töne mit dem bedrohlichen Geräusch der Kettensäge vermischt.

            So ergibt sich ein erbarmungsloser Höllentrip, der auch Jahrzehnte später nichts von seiner Wirkung eingebüßt hat und der dem American Dream mit seinem Wunsch nach der Heile Welt-Familie in Zeiten von Vietnamkrieg und Watergate-Affäre die hässliche Fratze der USA vorhielt.

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            • 5 .5

              Von "Es geschah in einer Nacht" unter der Regie Frank Capras (Mr. Smith geht nach Washington, Ist das Leben nicht schön?) hört man häufig, wenn es um besondere Oscar-Rekorde geht, konnte der Komödienklassiker doch als einer von bis heute nur drei Filmen neben "Einer flog über das Kuckucksnest" (1975) und "Das Schweigen der Lämmer" (1991) die sogenannten Big Five - bestehend aus 'Bester Film', 'Beste Regie', 'Bester Hauptdarsteller', 'Beste Hauptdarstellerin' und 'Bestes Drehbuch' gewinnen. Auch fast neunzig Jahre nach seinem Erscheinen verfügt Capras Werk noch über einen gewissen Charme und ein paar relativ amüsante Dialoge, enthält jedoch auch einige sehr zähe Passagen.

              Die steinreiche Bankierstochter Ellie Andrews (Claudette Colbert) wird von ihrem besitzergreifenden Vater (Walter Connolly) dazu gedrängt, ihre kürzlich geschlossene Ehe mit King Westley (Jameson Thomas) aufzulösen. Ellie entzieht sich jedoch dem Zugriff ihres Vaters und will mit dem Bus zu ihrem Ehemann nach New York reisen. Unterwegs macht sie Bekanntschaft mit dem gescheiterten Journalisten Peter Warne (Clark Gable), der die prominente junge Frau erkennt und seine Chance sieht, aus der schlagzeilenträchtigen Geschichte Kapital zu schlagen. Die nach einem Kofferdiebstahl mittellose Ellie willigt schließlich ein, dem Reporter einen Exklusivbericht über ihre Flucht zu geben, wenn er ihr im Gegenzug hilft, nach New York zu gelangen...

              Capras Film gilt zwar als eines der ersten Beispiele der Screwball-Komödie, doch mangelt es ihm im Vergleich zu späteren Genrevertreter noch an Tempo und Dynamik, sodass sich immer wieder langatmige Szenen einschleichen, in denen kaum mehr passiert, als dass das Protagonistenpaar - das sich im Laufe der Handlung natürlich näherkommt - ein Motelzimmer bezieht oder eine einsame Landstraße entlang läuft. Mit der Rasanz und dem Wortwitz, die der über eine ähnliche Figurenkonstellation verfügende "Sein Mädchen für besondere Fälle" (1940) nur wenige Jahre später an den Tag legte, kann "Es geschah in einer Nacht" jedenfalls nicht mithalten. Auch sorgen einige Anschlussfehler im Schnitt dafür, dass sich die Erzählweise des Films zuweilen etwas holprig anfühlt. Zudem gestaltet sich auch die Entwicklung der Charaktere nicht immer nachvollziehbar, da insbesondere Ellies plötzliche Entscheidung, ihren Ehemann zu verlassen und sich stattdessen dem mitunter rüpelhaft auftretenden Journalisten zuzuwenden, beim Zuschauer für einige Fragezeichen sorgt.

              Somit kann "Es geschah in einer Nacht" zwar für seine Vorreiterrolle im Genre nach wie vor gewürdigt werden, bietet jedoch mit seiner wenig schwungvollen Story nur noch mittelprächtige Unterhaltung.

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              • 7

                Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten floh der jüdische Regisseur Robert Siodmak (Menschen am Sonntag, Rächer der Unterwelt) zunächst nach Frankreich und wanderte später in die USA aus, wo er einige seiner größten Erfolge feiern konnte. Zu diesen zählt auch der sich durch eine dichte Gruselatmosphäre auszeichnende Psychothriller "Die Wendeltreppe" über eine stumme Hausdame, die sich gegen einen skrupellosen Serienkiller zur Wehr setzen muss.

                Neuengland zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Seit einem traumatischen Ereignis in ihrer Kindheit leidet die auf einem alten Landsitz als Hausdame arbeitende Helen (Dorothy McGuire) unter dem Verlust ihrer Stimme. Da im Ort ein Serienmörder sein Unwesen treibt, der bereits drei junge Frauen auf dem Gewissen hat, ermahnt der leitende Inspektor (James Bell) die Bewohner des Anwesens dazu, alle Fenster und Türen zu verschließen und besonders auf Helen aufzupassen, scheint es der Killer doch vornehmlich auf Frauen mit einer Behinderung oder einem körperlichen Makel abgesehen zu haben. Die junge Hausdame entwickelt unterdessen Gefühle für den charmanten Dr. Parry (Kent Smith), der sie dazu drängt, mit ihm zu kommen, um sich in Boston behandeln zu lassen...

                Siodmaks Psychothriller weiß von Beginn an durch seine bedrohliche Stimmung sowie dem gekonnten Spiel mit Licht und Schatten zu punkten und nimmt auf diese Weise bereits viele Ideen und Motive vorweg, die sich bis heute in vielen Slasher- und Haunted House-Filmen finden lassen. Während die teils recht rabiaten therapeutischen Methoden des Arztes etwa Assoziationen zu Hitchcocks "Marnie" (1964) wecken, konnte man stumme Protagonistinnen auf der Flucht vor eiskalten Killern später noch in "Stumme Zeugin" (1994) und "Still" (2016) bewundern. Neben diesen genreprägenden Motiven vermag zudem auch der gut aufspielende Cast zu überzeugen, welchem in weiteren Rollen u.a. noch Ethel Barrymore (Der Fall Paradin), Elsa Lanchester (Zeugin der Anklage) und George Brent (Der bunte Schleier) angehören.

                Mit seiner knappen Laufzeit von nur 83 Min. gestaltet sich "Die Wendeltreppe" außerdem angenehm kurzweilig, sodass es auch nicht sonderlich ins Gewicht fällt, dass das Drehbuch nicht ganz mit Siodmaks handwerklichem Können mithalten kann. Hier und da allerdings hätte es dem Film gut getan, wenn er die Motivation der Figuren nicht so oft bis ins Detail erklärte, sondern sich noch mehr auf die Kraft der unheimlichen Bilder verließe, finden sich hierfür doch mit dem mehrmaligen Zoom auf das Auge des Mörders sowie die Einbindung der titelgebenden Treppe einige hervorragende Ansätze.

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                • 6 .5

                  "Der Stern des Gesetzes" unter der Regie des genreerfahrenen Anthony Mann (Meuterei am Schlangenfluss, Nackte Gewalt) ist ein in stilvolle Schwarzweiß-Bilder gekleideter Western über Außenseitertum, von Gewalt geprägte Gesellschaftsmechanismen und die Ehre der amerikanischen Gesetzeshüter.

                  Kopfgeldjäger Morgan Hickman (Henry Fonda) kommt mit der Leiche eines gesuchten Verbrechers in eine Kleinstadt, um sich seine Belohnung auszahlen zu lassen. Da der kürzlich zum Sheriff bestimmte Ben Owens (Anthony Perkins) zunächst jedoch die Identität des Verbrechers verifizieren muss, bleibt Hickman trotz der feindseligen Stimmung für einige Zeit im Ort. Der junge Sheriff entpuppt sich als ebenso unerfahrener wie zögerlicher Mann, dessen Autorität insbesondere durch den großmäuligen Bart Bogardus (Neville Brand) immer wieder in Frage gestellt wird. Der mit allen Wassern gewaschene Kopfgeldjäger nimmt sich daher des Sheriffs an, um ihm das Handwerk eines Gesetzeshüters beizubringen und ihn bei der Auseinandersetzung mit Bogardus sowie den räuberischen Brüdern Ed (Lee Van Cleef) und Zeke (Peter Baldwin) zu unterstützen...

                  Manns Western enthält nur vergleichsweise wenige Actionszenen und lebt in erster Linie von seiner faszinierenden Figurendynamik sowie den damit verbundenen Themen wie Fremdenhass, Lynchjustiz und die Bedeutung des Sheriffamts. Dies gestaltet sich über weite Strecken sehr interessant, bringt jedoch auch einige allzu vorhersehbare Entwicklungen mit sich, zumal die Konstellation des alternden Haudegen, der einen jüngeren Mann unter seine Fittiche nimmt, seither im Kino auf vielfache Weise kopiert wurde.

                  Da sich Bildsprache, Kameraarbeit und Schnitt jedoch auf sehr hohem Niveau bewegen und auch der Cast um Fonda und Perkins zu überzeugen weiß, ist man als Zuschauer jedoch gewillt, Manns Film für einige weniger spannende Passagen sowie sein allzu banales Finale zu verzeihen.

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                  • 4

                    Bei "Captain Marvel" handelt es sich um den 21. Beitrag innerhalb des MCU, welcher seinerzeit den Nährboden für das große Finale von Phase 3 legen sollte. Die von Anna Boden und Ryan Fleck (Sugar, It's Kind of a Funny Story) inszenierte Einführung der Superhelden-Kriegerin gerät jedoch reichlich ungelenk und spannungsarm und verkommt über weite Strecken zu einer uninspirierten CGI-Schlacht.

                    Die auf dem Heimatplaneten der Kree lebende Kriegerin Vers (Brie Larson) gerät bei einer von ihrem Mentor Yon-Rogg (Jude Law) angeführten Mission in einen Hinterhalt der feindlichen Skrull und wird von diesen gefangen genommen. Talos (Ben Mendelsohn), der Anführer der Skrull, schließt Vers an eine Maschine an, mit der er die Erinnerungen der Kriegerin durchforsten kann, erhofft er sich doch aus diesen kriegsentscheidende Informationen zu gewinnen. Vers gelingt es jedoch, sich zu befreien und stürzt auf der Erde ab, wo sie Bekanntschaft mit S.H.I.E.L.D.-Agent Fury (Samuel L. Jackson) macht, der ihr im Kampf gegen Talos beistehen will...

                    Der Auftakt zu diesem 21. MCU-Abenteuer muss als gründlich misslungen bezeichnet werden, können doch zunächst weder die von Larson verkörperte Hauptfigur noch ihr von einem lustlos agierenden Jude Law gespielter Mentor das Interesse des Publikums wecken. Hinzu kommt, dass die Heimat der außerirdischen Kree extrem einfallslos gestaltet wurde und entsprechend überhaupt keinen Eindruck hinterlässt.

                    Sobald die Protagonistin auf der Erde landet und auf Agent Fury trifft, steigert sich "Captain Marvel" zumindest ein wenig, weiß das vergnügliche Zusammenspiel von Larson und Jackson doch phasenweise durchaus zu gefallen, obgleich die meisten ihrer Dialoge nur bemüht witzig daherkommen. Der visuelle Stil bleibt jedoch weiterhin sehr fade und austauschbar, sodass auf die wenigen gelungenen Szenen immer wieder ein in Nebelschwaden gehülltes CGI-Gewitter folgt und die zeitliche Verortung in den 90ern allein aufgrund der eingestreuten Musik und einiger jahrzehnttypischer Requisiten zum Tragen kommt.

                    Obwohl die Geschichte um die verfeindeten Rassen der Kree und der Skrull mit einer recht sympathischen Wendung aufwartet, weiß "Captain Marvel" auch im weiteren Verlauf kaum zu überzeugen. Zu unausgereift erscheinen die Charaktere, zu unnötig verkompliziert die nonlineare Struktur der Geschichte. Da zudem auch die Actionsequenzen extrem generisch ausfallen, erweist sich der erste Auftritt der Superheldin mit den Laserhänden als ein MCU-Beitrag, den man auch problemlos überspringen kann.

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                    • Statics Gästebuch:

                      IUsedToBeAUser vor etwa 13 Jahren
                      Treibst dich ja doch noch hier rum. ^^

                      Martin Jurgeluks vor etwa 2 Jahren
                      Hey, danke für deine Anfrage. Wie komme ich denn zu der Ehre?
                      Grüße

                      RoosterCogburn vor etwa 1 Jahren
                      Auch so ein Alt-Mitglied. Da ist eine Anfrage nicht verkehrt.

                      Pippi_Langstrumpf vor etwa 1 Jahren
                      Hi, ich freue mich riesig, dass du angenommen hast! Dein Profilbild macht echt Laune und bei 68% Geschmacksnähe ist eine Anfrage unumgänglich! :)

                      daOnki vor etwa 1 Jahren
                      Danke für die Anfrage, die ich sehr gerne annehme. :-)

                      Sigrun vor etwa 1 Jahren
                      High Life von Denis habe ich noch vor mir. Mal sehen, wann der Film passt. Dein Kommentar ist toll und auch Deine Beiträge in *<frenzy-punks Rubriken.
                      LG, Sigrun
                      Static vor etwa 1 Jahren
                      Na dann warte ich mal gespannt auf deine Meinung, wenn du den Film gesichtet hast :) und vielen Dank :)
                      Sigrun vor etwa 1 Jahren
                      Danke Dir!!

                      nasenschleuder vor etwa 1 Jahren
                      Danke! Es ist sehr gut, dass ich nun keinen Kommentar mehr von Dir verpasse 😊
                      Static vor etwa 1 Jahren
                      Das kann ich ohne Frage zurück geben :) Dem Dashboard sei Dank ^^

                      Maniac vor einem Jahr
                      Briefkasten geöffnet und die frohe Botschaft dankend entgegen genommen .
                      Gern bestätigt !
                      Danke für die Anfrage ...

                      Chris12zero vor einem Jahr
                      Vielen Dank für die Annahme! Ich freue mich ebenfalls mehr auf meinem Dash von dir zu lesen. ;-)
                      Regreetz!

                      Ioosh698 vor einem Jahr
                      Hey Static!
                      Ich weiß nicht warum, aber aus irgendwelchen Gründen kann ich dir nicht auf deine Nachrichten antworten. Ich habe es auf allen möglichen Wegen versucht, aber es funktioniert einfach nicht…:(
                      Ich versuche es natürlich weiter, wollte dich aber nur darüber informieren, damit du nicht denkst, dass der alte Ioosh deine Nachrichten ignoriert…;)
                      Ioosh698 vor einem Jahr
                      Hey Static!
                      Ich schreibe dir aus dem gleichen Grund wie vor 17 Tagen, denn ich versuche seit nunmehr gut einer Woche vergeblich, dir eine Nachricht zu senden. Meine Antwort an dich geht einfach nicht raus, egal was ich versuche… Tut mir leid :/

                      Dady vor einem Jahr
                      Guten Abend,
                      Ich hoffe meine Anfrage kommt nicht zu plötzlich. Vielleicht schaffst du es wieder etwas mehr Leben auf mein Dashboard zu bringen 😉
                      Scheinbar hast du Potential 😁
                      Liebe Grüße....

                      ProfessorAbronsius vor 12 Monaten
                      Und natürlich gerne angenommen :)
                      LG 🤙

                      tschunasun vor 12 Monaten
                      Hallo Static, ein Urgestein wie Dich hätte ich gerne als Buddy hier! Du hast einiges an Schwergewichten bei Deinen Favors, die ich auch sehr gut finde wie: "The Crow", "Joker", "Into the wild", "Die Klapperschlange", "Reservoir dogs". Auch hast Du viele interessante Kommis bei meinen Buddys geschrieben...
                      Ich freue mich auf gemeinsame Zeiten...., wenn Du zustimmst!

                      Stefan Ishii vor 12 Monaten Geändert vor 12 Monaten
                      Ich hab deine Anfrage gerne angenommen.
                      Ich bin hier zwar leider nicht mehr so aktiv wie früher - und wie ich es mir selbst wünschen würde - aber vielleicht kommt es ja trotzdem zu einer Form von Austausch. Gerne auch per persönlicher Nachricht :-)
                      LG. Stefan
                      Static vor 12 Monaten
                      Ich danke dir für die Annahme :)
                      Mir ist aufgefallen das die Aktivität weniger ist, aber das ist ja generell kein Hindernis :)
                      Natürlich kann man sich da auch via Nachricht austauschen, ich freue mich auf jeden Fall!

                      Chionati vor 11 Monaten
                      Hi @Static,
                      du läufst mir hier so häufig durch die Kommentare meiner Buddys über den Weg, jetzt sende ich Dir mal eine Freundschaftsanfrage.
                      Ausserdem schaue ich die ganze Zeit, ob Du "Ghostland" (FR/CA - 2018) kommentiert hast. Damit ich das und anderes nicht mehr verpasse, würde ich mich sehr über eine Annahme freuen.
                      LG Chio

                      Cpt.Tremors vor 10 Monaten
                      Hi Static,
                      hab dir mal ne Freundschaftsanfrage dargelassen. Grund? Natürlich die tollen Kommentare :)
                      Vorhin erst über deinen epischen Kommentar zur The Dark Knight gestolpert - Respekt. Dazu ein breiter guter Filmgeschmack - würd mich freuen, dich auf dem Dashboard zu lesen.
                      LG Cpt.Tremors
                      Static vor 10 Monaten
                      Hey Cpt.
                      vielen Dank für deine Anfrage, die ich gerne annehme und mein Dash mit deinen Kommentaren gerne weiter ausbaue :)
                      Cool wenn dir der Kommentar gefallen hat, das freut mich zu lesen.
                      Dann lesen und sehen wir uns sicher auf dem Dashboard :D!

                      vanilla vor 9 Monaten
                      Jemand der noch länger dabei ist als ich??
                      Wahnsinn, dann so vom Veteran zu Veteran.....bisch dabei?
                      LG Joe

                      Lydia Huxley vor 9 Monaten
                      Hey Cassidy 😎
                      schön mal wieder was anderes im Briefkasten zu haben als Supermarkt-Prospekte. Dann auf eine fröhliche Filmfreundschaft! Wie nennst du dich denn bei Letterboxd?
                      Liebe Grüße, Lydi
                      Static vor 9 Monaten
                      Siehst du das dachte ich auch 😊 immer nur Werbung ist ja auch doof. Vielen Dank für die Annahme ☺
                      Auf Letterboxd bin ich unter Neo_Static zu finden ☺
                      LG

                      young-amani vor 7 Monaten
                      Hey,
                      gleiches Alter, ungefähr genauso lange dabei und 74% Übereinstimmung?
                      Die Rahmenbedingungen stimmen!
                      Danke für die Anfrage :)
                      LG

                      Reli vor 7 Monaten
                      Und sowas von gerne angenommen - du bist mir mit deinen Kommentaren auch schon des Öfteren über den Weg gelaufen und positiv aufgefallen :) Auf schöne Anregungen, herzlich Reli

                      vorhees103 vor 5 Monaten
                      Habe Dich schon öfter gelesen und mir gefällt, was Du schreibst.
                      Da lasse ich doch gerne mal eine Anfrage da.

                      Chev-Chelios vor 4 Monaten
                      Da häufig deine Kommentare gelesen habe, sie aber durch die neusten Umstellungen hier nicht mehr zu sehen bekomme, lasse ich einfach mal eine Anfrage da, dann sehe ich sie wenigstens wieder auf meinem Dashboard :)
                      Gruß Chev

                      dazlious vor einem Monat
                      <3 <3 <3

                      Chainsaw Charlie vor einem Monat
                      Mach's gut mein Freund :`(

                      young-amani vor einem Monat
                      RIP :(

                      *frenzy_punk<3: Passion of Arts vor einem Monat
                      Ich vermisse dich so sehr, ich kann es nicht in Worte fassen :'( </3

                      GlorreicherHalunke vor einem Monat
                      Es war toll, sich mit dir über Graphic Novels auszutauschen.

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                      • Super Idee, Alexandra!

                        Mir kam eben der Gedanke, ob es vielleicht sinnig ist, das Gästebuch von Static zu retten, bevor es abgeschaltet wird.
                        Was meint ihr dazu?

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                        • 6 .5

                          In jüngerer Vergangenheit scheint Regisseur Clint Eastwood (Erbarmungslos, Gran Torino) Gefallen daran gefunden zu haben, die Heldentaten des kleinen Mannes auf die große Leinwand zu bringen und so nahm er sich nach Pilot Sullenberger und der Notlandung auf dem Hudson River sowie den mutigen Rettern beim Anschlag auf den Thalys-Zug erneut eines realen Ereignisses an, beim dem ein Einzelner durch sein Handeln eine noch größere Katastrophe verhindern konnte.

                          Der von einer Polizeikarriere träumende Richard Jewell (Paul Walter Hauser) hat kürzlich seinen Job als Wachmann an einem College verloren, konnte nun aber eine Anstellung für einen privaten Sicherheitsdienst bei den Olympischen Spielen in Atlanta ergattern. Richard, der noch Zuhause bei seiner Mutter Barbara (Kathy Bates) wohnt, hat einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn gepaart mit einem ebenso starken Geltungsbedürfnis, weshalb er bei seiner Arbeit immer wieder aneckt und von seinen Kollegen als penibel und kleinkariert wahrgenommen wird. Eines Abends jedoch entdeckt Richard im Olympia Park einen verdächtigen Rucksack, in dem sich tatsächlich eine Bombe befindet...

                          Eastwoods auf den realen Begebenheiten des Bombenanschlags auf die Olympischen Spiele 1996 basierendes Drama lebt vor allem von seiner emotional ergreifenden Geschichte, die Empörung über das Handeln von FBI und Pressevertretern auslöst, die das Leben des Protagonisten im weiteren Verlauf der Handlung zu einem regelrechten Spießrutenlauf werden lassen. Speziell in der ersten Hälfte entfaltet "Der Fall Richard Jewell" dabei eine gewisse Sogwirkung und sorgt für Anspannung und Nervenkitzel. Da man von Anfang an um seine Unschuld weiß, steht man als Zuschauer automatisch auf Richards Seite, obgleich der autoritätshörige Waffennarr auch einige Charakterzüge offenbart, die ihn nicht sonderlich sympathisch erscheinen lassen.

                          In der zweiten Hälfte tritt Eastwoods Film zwar kurzzeitig auf der Stelle, doch tut dies dem Unterhaltungswert insgesamt keinen Abbruch. Als schwerwiegender erweist sich hingegen, dass die von Olivia Wilde (Don't Worry Darling) und John Hamm (Top Gun: Maverick) verkörperten Nebenfiguren sehr eindimensional gezeichnet sind und der Film somit eine allzu vereinfachte Einteilung in Gut und Böse vornimmt. Ein wenig kaschiert wird dies durch einen gewohnt charismatisch auftretenden Sam Rockwell (The Green Mile) in der Rolle als Richards unerfahrener Anwalt, der dem Protagonisten beherzt unter die Arme greift, was für einige berührende Einzelmomente sorgt.

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                          • 5 .5
                            über Elle

                            Der zwischen Psychodrama und Groteske wandelnde "Elle" von Paul Verhoeven (Total Recall, Starship Troopers) weiß mit einer nuanciert agierenden Hauptdarstellerin und reichlich schwarzem Humor zu gefallen, ist jedoch mit einer Vielzahl an nur halbherzig angegangenen Themen und wenig interessanten Nebenfiguren überfrachtet.

                            Die alleinstehende Computerspiel-Unternehmerin Michèle (Isabelle Huppert) wird in ihrem Zuhause von einem maskierten Mann überfallen und brutal vergewaltigt. Sie meldet die Tat jedoch nicht der Polizei, da sie seit den traumatischen Ereignissen in ihrer Kindheit kein Vertrauen in die Behörden mehr hat. Damals zog ihr psychopathischer Vater mordend durch die Nachbarschaft und tötete scheinbar wahllos 27 Menschen. Michèle trifft daher nur einige Sicherheitsvorkehrungen und vertraut sich lediglich einigen Freunden um ihren Ex-Mann Richard (Charles Berling) an. Dann aber meldet sich der Vergewaltiger mit anzüglichen Textnachrichten bei ihr...

                            "Elle" profitiert in erster Linie von einer stark aufspielenden Isabelle Huppert, die das ebenso komplexe wie facettenreiche Innenleben der toughen Unternehmerin, die kein Blatt vor den Mund nimmt und mit allen Wassern gewaschen zu sein scheint, glaubhaft darzustellen weiß. Statt sich allerdings auf die Aufarbeitung der Vergewaltigung und die damit einhergehenden sexuellen Fantasien der Protagonistin zu konzentrieren, macht Verhoeven im weiteren Verlauf immer neue Baustellen auf und lässt Michèle mit jeder noch so unbedeutenden Nebenfigur aneinandergeraten. Obgleich von ihrer Affäre Robert (Christian Berkel) über den Lover ihrer Mutter (Raphaël Lenglet) bis hin zu einem heimlich in sie verliebten Arbeitskollegen (Arthur Mazet) so ziemlich jede männliche Figur des Films ein Motiv für die Tat hätte, stellt sich zu keiner Zeit ein wirkliches Whodunit-Feeling ein. Vielmehr fragt man sich als Zuschauer, welche absurde Wendung der Film wohl als nächstes nehmen wird.

                            Hätte sich Verhoeven auf einige wesentliche Aspekte beschränkt, hätte "Elle" zweifellos das Potenzial für ein differenziertes Psychogramm gehabt. So aber erweckt sein Film den Eindruck, als ob viele Themen allein um der Provokation willen angeschnitten werden, ein Großteil dieser jedoch letztlich ins Leere läuft.

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                            • 7

                              Der auf einem Roman von Robert Harris basierende "Der Ghostwriter" unter der Regie von Roman Polanski (Chinatown, Der Pianist) ist ein in stilvolle Bilder gehüllter Politthriller, der trotz seines ruhigen Erzähltempos zu fesseln weiß und dabei bis zum Schluss unvorhersehbar bleibt.

                              Nur widerwillig lässt sich der Ghostwriter (Ewan McGregor) auf den Auftrag ein, den sein Agent Rick Ricardelli (John Bernthal) für ihn an Land gezogen hat. Er soll die Memoiren des ehemaligen britischen Premierministers Adam Lang (Pierce Brosnan) fertigstellen, dessen früherer Ghostwriter unter mysteriösen Umständen ums Leben gekommen ist. Lang steht wegen seiner Rolle im Irakkrieg unter gewaltigem Druck, da ihm vorgeworfen wird, Terrorverdächtige an die USA ausgeliefert zu haben, welche dort zu Tode gefoltert wurden. Um dem Zugriff von Presse, internationalem Strafgerichtshof und aufgebrachten Angehörigen der im Krieg gefallenen Soldaten zu entkommen, hat sich der Ex-Premier daher in seine Ferienvilla auf der Insel Martha's Vineyard zurückgezogen. Vor Ort angekommen, wird auch der Ghostwriter schon bald in das politische Ränkespiel hineingezogen und muss um sein eigenes Leben fürchten...

                              Polanskis Thriller befasst sich auf ebenso nuancierte wie spannungsgeladene Art und Weise mit den Mechanismen der Macht sowie dem dazugehörigen Intrigenspiel und setzt dabei immer wieder zynische Seitenhiebe gegen das politische Establishment - speziell gegen die Regierungen von George W. Bush und Tony Blair. Ohnehin ist "Der Ghostwriter" trotz all der düsteren Verschwörungen und Mordkomplotte ein Film, der auch immer wieder Anflüge trockenen Humors zeigt und so manchen gelungenen Oneliner bereithält.

                              Ein Actionfeuerwerk sollte man als Zuschauer hingegen nicht erwarten. Vielmehr lebt Polanskis Film von seiner ausführlichen Charakterzeichnung, den bissigen Dialogen und den immer neuen Wendungen. Als besonders lobenswert erweisen sich zudem der von Alexandre Desplat (Grand Budapest Hotel, Shape of Water) komponierte Score sowie die starken Performances der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Olivia Williams (The Sixth Sense) und Tom Wilkinson (Batman Begins) sowie Eli Wallach (Zwei glorreiche Halunken) in einer seiner letzten Rollen gehören.

                              Störend hingegen fällt auf, dass es sich Polanski dann und wann zu einfach macht, wenn es um den Informationsfortschritt des Protagonisten geht. So gelangt dieser etwa durch eine kurze Internetrecherche an Geheimnisse, von denen selbst der Ex-Außenminister (Robert Pugh) nichts gewusst haben will und kann nur deshalb die letzten Stunden seines Ghostwriter-Vorgängers rekonstruieren, weil dessen Navi praktischerweise noch seine letzte Zieladresse abgespeichert hatte. Wer sich jedoch an solch kleineren Drehbuchschwächen nicht stört und sich auf das eher gemächliche Tempo des Films einlassen kann, bekommt mit "Der Ghostwriter" packende Thrillerunterhaltung mit politischem Zündstoff geboten.

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                              • über Forum

                                "...ist unsere aktualisierte Startseite, die nicht nur deutlich moderner aussieht und übersichtlicher ist, sondern auch mehr Raum für redaktionelle Inhalte bietet..."
                                ~ Lisa Ludwig, Chefredakteurin ~

                                Wenn schon von der Community keine positiven Reaktionen auf die jüngsten Änderungen kommen, muss man sich als Chefredakteurin wohl fleißig selbst auf die Schulter klopfen. Die Meinung, dass die Startseite jetzt deutlich moderner und übersichtlicher ist, dürfte Frau Ludwig jedenfalls ziemlich exklusiv haben.

                                Die Erklärung dafür, warum die Gästebuch-Funktion in letzter Zeit weniger genutzt wurde, erscheint mir auch ganz simpel. Als Neuling auf dieser Seite findet man schlicht kaum noch andere User, da ja die Kommentarspalte auf der Startseite so stark eingeschränkt wurde. Da muss man sich schon eine ganze Weile durchklicken, bis man auf die Community stößt und sich mit anderen vernetzen kann. Wenn ich neu auf MP wäre, würde mir wahrscheinlich gar nicht auffallen, dass man hier selbst Kommentare zu Filmen und Serien schreiben und sich in den Unterkommentaren mit anderen Usern darüber austauschen kann.

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                                • 7

                                  "Seraphim Falls" ist ein geradlinig erzählter, mit einigen Gewaltspitzen versehener Western unter der Regie des 2021 verstorbenen David Von Ancken, der hauptsächlich für seine Mitarbeit an TV-Serien (u.a. "Californication" und "The Order") bekannt war.

                                  Drei Jahre nach Ende des amerikanischen Bürgerkriegs wird Gideon (Pierce Brosnan) vom grimmigen Mr. Carver (Liam Neeson) und weiteren Männern über die verschneiten Berge Nevadas gejagt. Seine Flucht führt den Trapper, der sich nur mit einem Jagdmesser gegen seine ihm offenkundig nach dem Leben trachtenden Verfolger zur Wehr setzen kann, durch die menschenleere Wildnis...

                                  Von Anckens einziger Kinofilm bietet ein klassisches Verfolgungsszenario, welches dank der zahlreichen Finten des Verfolgten jedoch genügend Abwechslung bereithält, sodass man gerne bis zum Schluss mitfiebert. Seinen besonderen Reiz bezieht "Seraphim Falls" zudem daraus, dass lange Zeit nichts über die Hintergründe der Hetzjagd erzählt wird und man somit als Zuschauer nicht genau weiß, wem man nun die Daumen drücken soll. Und selbst dann, wenn die vielen Andeutungen allmählich ein Gesamtbild ergeben, bleibt das Verhältnis zu den Charakteren doch immer noch ambivalent, gehen mit ihrer Hintergrundgeschichte doch komplexe Fragen um Schuld, Sühne und Selbstjustiz einher.

                                  Da Von Anckens Western neben herrlichen Landschaftsaufnahmen und überzeugenden Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Anjelica Huston (Hexen hexen), Ed Lauter (Geboren am 4. Juli) und Michael Wincott (The Crow) zählen, auch immer wieder mit neuen Plotideen aufwartet, verzeiht man ihm auch ein paar Längen sowie den sehr episodisch wirkenden Handlungsaufbau. Speziell Fans von "The Revenant" (2015) sollten unbedingt einen Blick riskieren, scheint sich Iñárritu doch in mancherlei Hinsicht von Von Anckens Werk inspiriert haben zu lassen.

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                                  • 6 .5
                                    über Life

                                    "Life" von Daniél Espinosa (Safe House, Morbius) ist ein über weite Strecken fesselnder SciFi-Horrorfilm, der zwar nicht besonders originell daherkommt, dafür aber bekannte Genremotive gekonnt variiert.

                                    Ein sechsköpfiges Team der internationalen Raumstation ISS unter der Leitung von Dr. Miranda North (Rebecca Ferguson) wird damit beauftragt, eine Bodenprobe vom Mars zu untersuchen. Dabei stoßen sie auf einen außerirdischen Organismus in Form eines Einzellers, welcher durch den Mikrobiologen Dr. Derry (Ariyon Bakare) wieder aufgepäppelt wird. Schon bald zeigt sich jedoch, dass die Crew die Gefahr, welche von dem stetig größer werdenden Organismus ausgeht, gewaltig unterschätzt hat...

                                    Espisonas Werk zeichnet sich nicht durch besondere Innovationen aus und liefert auf inhaltlicher Ebene im Grunde nur Altbekanntes, punktet dafür aber mit einer straffen Inszenierung, die "Life" zu einem sehr kurzweiligen Filmvergnügen macht, das den Puls seiner Zuschauer auch dank seines klaustrophobischen Settings immer wieder in die Höhe zu treiben versteht. Dabei kann sich Espinosa auch auf sein Darstellerensemble verlassen, welchem u.a. noch Ryan Reynolds (Deadpool) und Jake Gyllenhaal (Nightcrawler) angehören.

                                    Mögen einige Dialoge auch etwas gekünstelt oder pathetisch klingen und die einzelnen Charaktere relativ austauschbar und unterentwickelt erscheinen, ergibt sich doch ein schnörkelloser SciFi-Schocker, der dank guter Special Effects und einigen hübschen Weltraumimpressionen auch visuell überzeugen kann.

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                                    • 8 .5

                                      Der einst mit seiner brutalen Rache-Trilogie berühmt gewordene Park Chan-wook (Oldboy, Die Taschendiebin) schlägt in seinen Filmen schon seit geraumer Zeit andere Töne an. Statt drastischer Bilder von roher Gewalt dominiert nunmehr eine tiefe Sinnlichkeit, die jedoch zugleich von Argwohn und Zweifeln begleitet wird. Und so ist auch der neueste Streich des Südkoreaners eine ebenso zärtliche wie tragische Mischung aus Liebesdrama und Kriminalthriller, was "Die Frau im Nebel" zu einem der großen Highlights des Kinojahres werden lässt.

                                      Hae-Jun (Park Hae-il) ist ein von chronischen Schlafstörungen geplagter Kommissar in der Küstenstadt Busan, der seine in Ipo wohnende Ehefrau (Lee Jung-hyun) nur an den Wochenenden sehen kann. Eines Tages wird er mit dem Fall eines passionierten Bergsteigers (Yoo Seung-mo) betraut, der allem Anschein nach beim Klettern in den Tod gestürzt ist. Schon bald gerät jedoch Song Seo-rae (Tang Wei), die als Altenpflegerin arbeitende Witwe des Verstorbenen, ins Visier der Ermittler, weshalb Hae-Jun sie mehrmals verhört und bis tief in die Nacht observiert. Nach und nach fühlt sich der Kommissar immer mehr zu der geheimnisvollen Verdächtigen hingezogen...

                                      Speziell zu Beginn legt Parks noirartige Thrillerromanze ein sehr hohes Tempo vor und wirft sein Publikum direkt mitten ins Geschehen. Da nebenbei auch andere Fälle des Kommissars thematisiert werden, erhält der Zuschauer somit eine Vielzahl an Informationen, die eine hohe Aufmerksamkeit erforderlich machen. Ohnehin ist "Die Frau im Nebel" so detailreich und geradezu überbordend in seinem Reichtum an behandelten Themen und Ideen, dass eine Sichtung unmöglich ausreicht, um sämtliche Einzelheiten des Films zu erfassen.

                                      Gleiches gilt auch für die zahlreichen visuellen Kniffe, zeichnet sich der Film doch durch viele raffinierte Kamerafahrten und Szenenübergänge aus, die für sich genommen schon zum Staunen einladen, zugleich aber auch immer eine Bedeutung für die Geschichte haben. Insofern werden vor allem diejenigen Zuschauer bei Parks Werk auf ihre Kosten kommen, die Freude am Entschlüsseln der teils kryptischen Bildsprache haben.

                                      Bei aller Tragik und Melancholie, die Parks Film und besonders die im Mittelpunkt stehende Beziehung der beiden Hauptfiguren durchzieht, verfügt "Die Frau im Nebel" jedoch auch über auflockernden Humor, etwa bei einer kuriosen Verfolgungsjagd mit einem Schildkrötendieb oder bei der Anwendung eines schrägen Massagegeräts. Erwähnenswert sind darüber hinaus der treibende Score, der allein schon die Spannung immer wieder in die Höhe steigen lässt, sowie die guten Leistungen der Castmitglieder, unter denen Tang Wei als mysteriöse Witwe in dieser fintenreichen Variation von Hitchcocks "Vertigo" (1958) noch einmal besonders hervorsticht.

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                                      • 8 .5

                                        Mit dem auf Michael Blakes gleichnamigem Roman basierenden „Der mit dem Wolf tanzt“ feierte Kevin Costner (Postman, Open Range) sein viel umjubeltes Regiedebüt und schuf ein bildgewaltiges Westernepos, welches als eindringliches Plädoyer für Toleranz und Völkerverständigung dient.

                                        Unionslieutenant John Dunbar (Kevin Costner) hat sich im Amerikanischen Bürgerkrieg eine schwere Verletzung zugezogen, weshalb ihm nun die Amputation eines Beines droht. Todessehnsüchtig reitet er über das Schlachtfeld auf die feindlichen Soldaten der Konföderation zu, wird von ihren Kugeln jedoch verfehlt, woraufhin die als Freitod gedachte Aktion von seinen Vorgesetzten als Heldentat gefeiert wird, aufgrund derer die Union den Sieg erringt. Zur Belohnung darf sich Dunbar seinen nächsten Einsatzort selbst aussuchen und wählt den im Grenzland zu den Indianern gelegenen Außenposten Fort Sedgwick. Durch eine Verkettung unglücklicher Umstände erfährt jedoch niemand in der Armee von Dunbars Aufenthaltsort, sodass der Lieutenant vergeblich auf Unterstützung wartet. Schließlich beschließt er, auf eigene Faust in Kontakt mit den Sioux um den aufgeschlossenen Schamanen Strampelnder Vogel (Graham Greene) und den misstrauischen Krieger Wind in seinem Haar (Rodney A. Grant) zu treten…

                                        Costners imposanter Spätwestern beeindruckt mit herrlichen Landschaftspanoramen, einer ebenso fesselnden wie emotional berührenden Geschichte sowie einem hohen Maß an Authentizität. Letztere wird u.a. dadurch erreicht, dass sämtliche Indianerrollen mit Nachfahren der amerikanischen Ureinwohner besetzt wurden und zahlreiche Dialoge in der Lakota-Sprache geführt werden.

                                        Dabei zählt „Der mit dem Wolf tanzt“ zu jener Sorte von Filmen, die beweisen, dass ein langsames Erzähltempo in Kombination mit einer langen Laufzeit nicht zwangsläufig einen langweilen Film ergeben muss. Obwohl sich Costner sehr viel Zeit nimmt, um Figuren und Schauplätze einzuführen und die Annäherung zwischen dem Lieutenant und den Sioux nur ganz allmählich vonstattengeht, weiß der Film stets die Neugier des Zuschauers auf das Kommende wach zu halten. Hierzu trägt auch der gut ausgewählte Cast in entscheidender Weise bei, zu welchem u.a. noch Mary McDonnell (Independence Day), Wes Studi (Feinde – Hostiles) und Floyd Westerman (The Doors) gehören.

                                        Getragen von einem einnehmenden Score des James Bond-Stammkomponisten John Barry ergibt sich so ein monumentales Filmerlebnis, welches hinsichtlich seiner differenzierten Darstellung der amerikanischen Ureinwohner in der Tradition von Werken wie „Der gebrochene Pfeil“ (1950) steht und seinerseits über Genregrenzen hinweg auf Filme wie „Last Samurai“ (2003) und „Avatar“ (2009) Einfluss nahm.

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                                        • 4

                                          Bei „Hexenkessel“ handelt es sich um eine frühe Regiearbeit von Martin Scorsese (Shutter Island, The Wolf of Wall Street), welche erstmals die Mafia ins Zentrum des Geschehens rückte, ein Thema, welchem Scorsese bis ins Alter treu bleiben sollte. Darüber hinaus stellt der Film auch die erste Zusammenarbeit mit Scorseses Stammschauspieler Robert De Niro dar, dem die Darstellung des neurotischen Ganoven Johnny Boy zum Durchbruch verhalf.

                                          Der Kleinkriminelle Charlie (Harvey Keitel) arbeitet als Schuldeneintreiber für seinen Onkel Giovanni (Cesare Danova), einem hochrangigen Mitglied der La Cosa Nostra. Da sein Onkel sehr zufrieden mit Charlies Arbeit ist, will er ihm die Leitung eines Restaurants im Manhattaner Stadtviertel Littly Italy übertragen. Ärger bereitet dem aufstrebenden Ganoven vor allem sein unzuverlässiger Cousin Johnny Boy (Robert De Niro), der bei dem zwielichtigen Michael (Richard Romanus) in der Kreide steht. Außerdem will Charlie die Beziehung mit seiner an Epilepsie leidenden Nachbarin Teresa (Amy Robinson) vor seinem Onkel verheimlichen…

                                          „Hexenkessel“ dürfte aus heutiger Sicht beinahe nur noch für Filmhistoriker und hartgesottene Scorsese-Fans, die die Anfänge der Regielegende ergründen wollen, reizvoll sein, finden sich hier doch bereits nahezu sämtliche Merkmale, welche auch sein späteres Schaffen kennzeichnen. Dazu zählen etwa die markanten Kamerafahrten oder der Einsatz von Rockmusik. Auch führt uns der Film bereits an die Orte, an denen auch viele spätere Werke Scorseses spielen: Ins Kino, ins Restaurant, in die Kirche, an den Billardtisch, auf die nächtlichen Straßen von New York.

                                          Doch kann auch die stimmige Milieuatmosphäre nicht verbergen, dass „Hexenkessel“ auf der Handlungsebene nur sehr wenig zu bieten hat. Speziell die extrem zähe erste Hälfte des Films fühlt sich wie eine bloße Aneinanderreihung von unzusammenhängenden Anekdoten aus der Mafiawelt an, die gar keinen richtigen Erzählfluss aufkommen lassen.

                                          Hinzu kommt, dass die Gespräche zwischen den beiden Protagonisten fortwährend um die gleichen Themen kreisen. Immer wieder ermahnt Charlie seinen Cousin, endlich seine Schulden zu begleichen, doch dieser zieht sich jedes Mal wieder aus der Affäre. Nur unterbrochen von einigen kurzen Gewalteruptionen schleppt sich die Geschichte auf diese Weise ihrem Ende entgegen.

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                                            über Basic

                                            Die Erzählform des unzuverlässigen Erzählens gewann durch diverse Kinoerfolge in den 90er Jahren zunehmend an Popularität, sodass sich beinahe ein eigenes Subgenre herausbildete, bei dem Geschichten erzählt wurden, die sich letztlich als unwahr entpuppten. Auch der von Actionexperte John McTiernan (Predator, Stirb langsam) inszenierte Thriller „Basic“ bedient sich dieser besonderen Erzählform, macht seinem Publikum jedoch anders als die meisten Filme dieser Art schon früh klar, dass ihm hier zahlreiche Ammenmärchen aufgetischt werden.

                                            Der inzwischen als Ermittler für die Drogenbekämpfungsbehörde arbeitende frühere Army Ranger Tom Hardy (John Travolta) wird zu einem Militärstützpunkt in Panama gerufen, wo er gemeinsam mit Julia Osborne (Connie Nielsen), Kommandeurin der Militärpolizei, den Tod von Sergeant West (Samuel L. Jackson) aufklären soll, der während einer von ihm angeführten Übungsmission im Regenwald zusammen mit vier jungen Soldaten ums Leben gekommen ist. Hardy und Osborne befragen daher die Soldaten Dunbar (Brian Van Holt) und Kendall (Giovanni Ribisi), welche als Einzige von der Übungsmission lebend zurückgekehrt sind. Während der Vernehmung verstricken sich die beiden Soldaten allerdings zunehmend in Widersprüche…

                                            Wie schon zuvor in „Wehrlos – Die Tochter des Generals“ (1999) mimt Travolta in McTiernans Thriller einen süffisant agierenden Militärermittler, der an einem Armeestützpunkt in einem mysteriösen Mordfall ermittelt. Ohnehin erweckt „Basic“ von Beginn an den Eindruck, als habe man ähnliche Szenarien zuvor schon häufiger gesehen – Filme wie „Eine Frage der Ehre“ (1992) oder „Joint Security Area“ (2000) lassen grüßen.

                                            Vor allem in Bezug auf das hier aufgezogene Verwirrspiel und die damit einhergehenden Wendungen scheint „Basic“ jedoch unbedingt noch einen draufsetzen zu wollen und schlägt im weiteren Verlauf einen Haken nach dem nächsten. Dieses Rätselraten birgt zwar durchaus einen gewissen Unterhaltungswert, doch übertreibt es McTiernans im Dauerregen von Panama spielender Thriller alsbald mit seinen immer neuen Wendungen und büßt damit sehr viel an Glaubwürdigkeit ein.

                                            Erschwerend hinzu kommt, dass die Charaktere entweder zu unsympathisch oder zu unterentwickelt sind, als dass sich der Zuschauer großartig dafür interessieren würde, wer den sadistischen Sergeant denn nun auf dem Gewissen hat. „Basic“ fehlt es somit schlicht an emotionalem Tiefgang, um mit seinen mehr oder weniger überraschenden Wendungen für Verblüffung beim Zuschauer sorgen zu können und hinterlässt daher einen allenfalls mittelmäßigen Eindruck.

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                                            • 6

                                              Aus heutiger Sicht überrascht es, dass es überhaupt bis ins Jahr 1999 dauerte, ehe die erste großangelegte Star Trek-Parodie in die Lichtspielhäuser kam, flimmerte die Original-Serie doch immerhin schon in den 60er Jahren über die heimischen Bildschirme. Das lange Warten dürfte sich für die meisten Trekkies aber durchaus gelohnt haben, stellt der von Dean Parisot (Dick und Jane, R.E.D. 2) inszenierte „Galaxy Quest“ doch eine charmante Hommage dar, die einerseits respektvoll mit dem Original umgeht, andererseits aber auch eigene Ideen einbringt.

                                              Jason Nesmith (Tim Allen), Gwen DeMarco (Sigourney Weaver) und Alexander Dane (Alan Rickman) bildeten vor vielen Jahren das Starensemble einer populären SciFi-Fernsehserie. Inzwischen sind sie und ihre einstigen Mitstreiter zu ihrem Unmut aber nur noch bei Fan-Conventions gefragt. Als Jason jedoch von einer Gruppe uniformierter Personen, die sich als außerirdische Thermianer entpuppen, um Hilfe gebeten wird, finden sich die Seriendarsteller plötzlich in einer sehr realen Weltraumschlacht wieder, bei der sie den Kampf gegen den reptiloiden General Sarris (Robin Sachs) aufnehmen müssen…

                                              Parisot wählt für seine SciFi-Parodie einen recht umständlichen Einstieg, sodass es einige Zeit dauert, bis „Galaxy Quest“ so richtig Fahrt aufnimmt. Ist die recht lahme Anfangsphase, die wohl hauptsächlich dazu dient, die Beziehungsdynamiken innerhalb des Protagonistenteams zu beleuchten, allerdings erst einmal überstanden, entwickelt sich ein durchaus spaßiges und phasenweise auch spannendes Abenteuer, bei dem das Star Trek-Franchise und seine Anhängerschaft auf die Schippe genommen wird, ohne dabei den nötigen Respekt zu verlieren oder allzu sehr in Klamauk abzudriften.

                                              Und auch wenn längst nicht jede Pointe ins Schwarze trifft, so kann sich Parisot doch jederzeit auf seinen bestens aufgelegten Cast verlassen, zu welchem u.a. noch Tony Shalhoub (Monk), Justin Long (Jeepers Creepers) und Sam Rockwell (Jojo Rabbit) zählen. Da zudem auch die Effekte insgesamt überzeugen können, ergibt sich trotz mancher Schwächen eine muntere Komödie im All.

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                                                "African Queen" von John Huston (Die Spur des Falken, Moby Dick) ist ein aus heutiger Sicht recht beschaulicher Abenteuerklassiker, der vor allem von seinem sich wunderbar ergänzenden Hauptdarstellerpaar, den amüsanten Dialogen und einer Prise Romantik lebt.

                                                Deutsch-Ostafrika 1914: Rose Sayer (Katharine Hepburn) wirkt gemeinsam mit ihrem Pastorenbruder Samuel (Robert Morley) als Missionarin in einer kleinen Siedlung am Fluss Ulanga, wo sie der raubeinige Kapitän Allnutt (Humpfrey Bogart) von Zeit zu Zeit mit Proviant versorgt. Als dann jedoch der 1. Weltkrieg ausbricht und deutsche Soldaten in das Dorf einfallen, wird Samuel niedergeschlagen und erliegt kurz darauf seinen Kopfverletzungen. Allnutt und Rose fliehen daraufhin aus der zerstörten Siedlung und fahren mit Allnutts kleinem Dampfboot 'African Queen' den als unüberwindlich geltenden Fluss hinab, da Rose sich in den Kopf gesetzt hat, mit selbst gebauten Torpedos ein strategisch wichtiges Schiff der Deutschen zu versenken...

                                                Die Ausgangslage von Hustons Klassiker mag zunächst nach einem spektakulären Kriegsfilm klingen, doch ist "African Queen" über weite Strecken ein eher ruhiges Zweipersonenstück, welches vom Schlagabtausch der beiden ungleichen Hauptfiguren lebt. Dieser verläuft zwar ohne große Überraschungen und kommt bisweilen auch ein wenig schmalzig daher, sorgt aber dank der bestens aufgelegten Hepburn und Bogart auch für viel Heiterkeit.

                                                Darüber hinaus ist jederzeit spürbar, welch großen Einfluss Hustons Film bis heute auf das Abenteuergenre ausstrahlt, ist doch erst kürzlich mit "Jungle Cruise" (2021) ein Quasi-Remake in die Kinos gekommen. Erwähnenswert ist zudem die aufsehenerregende Entstehungsgeschichte des Films, hatte die Crew um Regisseur Huston es doch seinerzeit in Uganda mit extrem widrigen Drehbedingungen zu tun, welche wiederum Clint Eastwood für "Weißer Jäger, schwarzes Herz" (1990) als Vorlage dienten.

                                                Wer sich somit darauf einstellt, dass "African Queen" nur wenig Action bietet und in erster Linie vom munteren Geschlechterkampf geprägt ist, kann mit Hustons Klassiker trotz kleinerer Längen und einer undifferenzierten Darstellung der Deutschen als tumbe Bösewichte dennoch recht viel Freude haben.

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                                                • 7 .5

                                                  Die während der Regency-Epoche spielende Romanverfilmung "Sinn und Sinnlichkeit" unter der Regie von Ang Lee (Der Eissturm, Tiger & Dragon) behandelt auf sensible Weise Konfliktfelder zwischen Tradition und Moderne, Armut und Reichtum, Leidenschaft und Pflichterfüllung und kombiniert diese mit einer zu Herzen gehenden Geschichte, hervorragenden Castleistungen und erlesenen Bildern der südenglischen Landschaft.

                                                  Die ungleichen Schwestern Elinor (Emma Thompson) und Marianne (Kate Winslet) müssen gemeinsam mit ihrer Mutter (Gemma Jones) und dem Nesthäkchen Margaret (Myriam Francois-Cerrah) ihr Zuhause verlassen, da nach dem Tod des Vaters dessen gesamtes Erbe ihrem älteren Halbbruder (James Fleet) zufällt. Nur durch Heirat könnten die nunmehr nahezu mittellosen Schwestern finanzielle Sicherheit erreichen. Sowohl für Elinor als auch für Marianne kommt jedoch nur eine Liebesheirat in Frage. Ihre Beziehungen scheinen allerdings unter keinem guten Stern zu stehen...

                                                  Lees elegant inszeniertes Werk besticht vor allem durch seine präzise Charakterzeichnung, welche die vornehmen Damen und Herren des frühen 19. Jahrhunderts zum Leben erweckt und dem Zuschauer das so unterschiedliche Schwesternduo rasch ans Herz wachsen lässt. Getragen wird "Sinn und Sinnlichkeit" dabei vom damaligen Who's Who britischer Schauspielkunst, zu dem in weiteren Rollen u.a. noch Imelda Staunton (Downtown Abbey), Hugh Grant (Paddington 2) und Alan Rickman (Stirb langsam) gehören, wobei besonders Rickman mit seinem nuancierten Spiel neben den beiden Hauptdarstellerinnen Thompson und Winslet für einige sehr berührende Momente zu sorgen weiß.

                                                  Überraschenderweise ist Lees Film dabei gar nicht so ernst und trocken geraten, wie es auf den ersten Blick vielleicht scheinen mag. Vielmehr zeichnet sich vor allem die erste Filmhälfte durch sehr viele bissige Dialoge und lakonischen Witz aus und hält zudem unter den verschiedenen Verwandten der Schwestern einige herrlich komische Nebenfiguren parat. Angesichts dieser vielen Vorzüge fällt es auch nicht sonderlich negativ ins Gewicht, dass einige Beziehungsgeflechte - wie etwa die gemeinsame Vergangenheit des von Rickman verkörperten Colonels mit Mariannes Verehrer John Willoughby (Greg Wise) - hätten noch intensiver ausgearbeitet werden können.

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                                                  • 6

                                                    Der von Sam Raimi (Tanz der Teufel, Ein einfacher Plan) inszenierte "Schneller als der Tod" ist ein zwar weitgehend vorhersehbarer, aber durchaus unterhaltsamer 90er Jahre Western, der vor allem mit seiner gut eingefangenen Atmosphäre und dem prominenten Schauspielensemble punktet.

                                                    Ellen (Sharon Stone) trifft im Wüstennest Redemption ein, wo ein Wettbewerb für Duellanten stattfindet, zu dem Revolverhelden aus nah und fern in die Stadt kommen. Zu den Teilnehmern gehören auch der tyrannische Bürgermeister Herod (Gene Hackman), dessen Sohn Fee (Leonardo DiCaprio) sowie Herods frühere rechte Hand Cort (Russell Crowe), der nun zum Glauben gefunden hat. Auch Ellen lässt sich für den Wettbewerb einschreiben, da sie mit dem Bürgermeister noch eine alte Rechnung zu begleichen hat...

                                                    Die Handlung von Raimis bislang einzigem Ausritt ins Westerngenre gestaltet sich recht eindimensional und hangelt sich fast ausschließlich von einer Duellrunde zur nächsten. Da in den meisten Fällen schon vorher klar ist, wer diese für sich entscheidet, schlägt das Spannungsbarometer entsprechend selten aus. Einen gewissen Unterhaltungswert hat das mit einigen für den Regisseur typischen Gewaltspitzen versehene Treiben aber dennoch, was vor allem am gut agierenden Cast liegt, dem u.a. noch Tobin Bell (Saw), Lance Henriksen (Aliens) und Gary Sinise (Forrest Gump) angehören. Besonders Gene Hackman hat sichtbar Spaß an seiner Bösewichtrolle und gibt den fiesen Bürgermeister mit sehr viel Charisma. Darüber hinaus wissen auch die zahlreichen Anspielungen auf Genreklassiker wie "Spiel mir das Lied vom Tod" (1968) zu gefallen.

                                                    Die Motive der einzelnen Charaktere wurden hingegen weniger gut ausgearbeitet. So wandelt speziell der von Crowe verkörperte Priester auf seltsame Weise zwischen rückgratlosem Feigling und mutigem Rebell und auch das Handeln von Ellen, Herod und Co. ist für den Zuschauer nicht immer ganz nachvollziehbar. Dank Raimis flüssiger Inszenierung in Kombination mit einem stimmigen Alan Silvestri Score ergibt sich letztlich aber dennoch ein mehr als passabler Gesamteindruck.

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