Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 7 .5

    Der durch Fotografie und die Inszenierung von Musikvideos berühmt gewordene Anton Corbijn (Control, A Most Wanted Man) schuf mit "The American" einen packenden, stilvoll gefilmten Thriller mit einem feinen Gespür für Suspense und einer Prise Action.

    Ein unter wechselnden Tarnnamen auftretender Auftragsmörder (George Clooney) soll auf Geheiß seines Bosses (Johan Leysen) vorübergehend in einem italienischen Bergdorf untertauchen und auf weitere Anweisungen warten, da seit seiner letzten Mission ein schwedisches Killerkommando hinter ihm her ist. Vor Ort erregt der Fremde die Aufmerksamkeit des Paters Benedetto (Paolo Bonacelli) und nimmt die Dienste der Prostituierten Clara (Violante Placido) in Anspruch. Außerdem soll er für die geheimnisvolle Mathilde (Thekla Reuten) eine spezielle Langwaffe mit Hohlspitzgeschossen anfertigen, die es der Frau ermöglichen soll, ihr Ziel auch aus größerer Entfernung nahezu geräuschlos zu treffen. Schon bald jedoch muss der Killer erneut um sein eigenes Leben fürchten...

    "The American" enthält einige Anspielungen auf die "James Bond"-Filme, ist den meisten Ablegern der Agentenreihe allerdings qualitativ überlegen, was neben den erlesenen Bildern der Abruzzen auch dem konsequenten Spannungsaufbau zu verdanken ist. Trotz seiner insgesamt eher ruhigen Gangart und der klassisch gehaltenen Story weiß Corbijns Thriller somit für eine gute Portion Nervenkitzel zu sorgen.

    Dazu nimmt sich der Film genügend Zeit, um jeden Schritt des abgebrühten Protagonisten nachvollziehbar darzustellen und etwa in aller Ausführlichkeit zu zeigen, wie dieser an die Einzelteile für die Waffe gelangt und diese schließlich zusammensetzt. Jederzeit verlassen kann sich Corbijn zudem auf seinen mit der Coolness eines Steve McQueen agierenden Hauptdarsteller, vermag Clooney seinem Charakter doch mit minimalen Mitteln Leben einzuhauchen.

    29
    • 7
      über Fargo

      Der von den Coen Brüdern (No Country for Old Men, True Grit) inszenierte "Fargo" versteht sich als schwarzhumorige Krimi-Groteske, die ein gleichsam liebevolles wie kurioses Porträt der Provinzbewohner im Norden der USA zeichnet.

      Autoverkäufer Jerry Lundegaard (William H. Macy) steckt in großen finanziellen Schwierigkeiten. Aus diesem Grund heuert er die Kriminellen Carl (Steve Buscemi) und Gaear (Peter Stormare) an, die Jerrys Ehefrau Jean (Kristin Rudrüd) entführen sollen, um von ihrem wohlhabenden Vater (Harve Presnell) eine hohe Lösegeldsumme zu erpressen. Schon beim Transport der Entführten zum Versteck der beiden Verbrecher kommt es jedoch zu einer blutigen Auseinandersetzung, in Folge derer die gewiefte Polizistin Marge Gunderson (Frances McDormand) auf den Fall aufmerksam wird...

      "Fargo" kombiniert auf gelungene Weise skurrile Situationen, schräge Charaktere und derbe Gewaltspitzen mit einem zwar nicht besonders innovativen, aber durchaus clever aufgezogenen Kriminalplot, der immer wieder kleinere Überraschungen bereithält. Hinzu kommt die stark eingefangene winterliche Atmosphäre des verschneiten Minnesota und ein sehr spielfreudiges Darstellerensemble, aus dem Frances McDormand als schwangere Polizeibeamtin, die eine einnehmende Herzlichkeit mit Bestimmtheit und Bauernschläue verbindet, besonders hervorsticht.

      Hier und da hätten die Coen Brüder zwar die Spannungsschrauben noch etwas fester stellen können und einige für die Haupthandlung irrelevante Szenen - wie etwa das Treffen der Polizistin mit ihrem alten Bekannten Mike (Steve Park) - auch ganz streichen dürfen, doch auch so kann "Fargo" mit seiner fein abgestimmten Mischung aus Humor und Thrill blendend unterhalten.

      35
      • 6 .5

        Mit der einfühlsam erzählten Tragikomödie "Garden State" legte 'Scrubs'-Star Zach Braff (Wish I Was Here, Abgang mit Stil) sein Regiedebüt vor und schuf ein von eigenwilligen Charakteren bevölkertes Werk über Depressionen, Kindheitstraumata und die unbändige Kraft echter Freundschaft.

        Seit eines schrecklichen Vorfalls in seiner Kindheit nimmt der mäßig erfolgreiche Schauspieler Andrew (Zach Braff) auf Anweisung seines als Psychiater arbeitenden Vaters (Ian Holm) Psychopharmaka ein und fühlt sich in Folge dessen lethargisch und abgestumpft. Zur Beerdigung seiner Mutter kehrt Andrew nach vielen Jahren in seine Heimat New Jersey zurück und trifft dort neben mehreren alten Bekannten auch die notorische Lügnerin Sam (Natalie Portman), deren leicht verquere, jedoch zugleich liebenswerte Art ihn magisch anzieht. Mit ihrer Unterstützung gelingt es Andrew nach und nach, sich den Dämonen seiner Vergangenheit zu stellen...

        Braffs mit einigen schrägen Ideen angereichertes und mit einem sich gut einfügenden Indie-Pop Soundtrack unterlegtes Debütwerk überzeugt vor allem dank der stark ausgearbeiteten Charaktere und ihren mitunter seltsamen Eigenheiten, die dem Zuschauer schnell ans Herz wachsen. Speziell Braff und Portman wissen dabei als zwei einsame Seelen, die mit der Zeit zueinander finden, sehr zu gefallen, doch auch die Nebenrollen sind mit u.a. Ann Dowd (Hereditary) und Peter Sarsgaard (Orphan - Das Waisenkind) passend besetzt.

        Während Braffs Film in den ersten beiden Dritteln noch eine ausgezeichnete Balance zwischen anrührenden und von subversivem Humor geprägten Situationen findet, gerät das letzte Drittel allzu gefühlsduselig. Andrews Charakterwandlung und der damit einhergehende Druck auf die Tränendrüse wirkt in dieser Phase zu forciert, worunter einerseits die Leichtigkeit des Films, aber vor allem auch dessen skurriler Witz leidet. Trotz dieser Schwächen ist "Garden State" allein schon dank seines verschrobenen Charmes und des bestens aufgelegten Casts allemal eine Sichtung wert.

        30
        • 4

          2001 ebbte die Welle der nach dem großen Erfolg von "Scream" (1996) erschienen Slasher schon wieder ab, sodass der von Jamie Blanks (Düstere Legenden, Long Weekend) inszenierte "Valentine" als verspäteter Trittbrettfahrer angesehen werden kann. Gleichzeitig offenbart der nach konventionellen Genreregeln funktionierende Horrorstreifen auch, warum der Hype um das Subgenre so rasch schon wieder zum Erliegen kam, ist Blanks Werk doch extrem klischeebelastet und vorhersehbar.

          Auf der Beerdigung ihrer Freundin Shelley (Katherine Heigl), die von einem Unbekannten in der Leichenhalle der Universität ermordet wurde, treffen sich die einstigen Schulkameradinnen Paige (Denise Richards), Kate (Marley Shelton), Lily (Jessica Cauffiel) und Dorothy (Jessica Capshaw) nach vielen Jahren wieder. Als die Freundinnen zum bevorstehenden Valentinstag morbide Grußkarten erhalten, denken sie sich zunächst nichts Böses dabei, doch dann schlägt der Killer abermals zu...

          Schon die Eröffnungsszene des Films, die uns in die gemeinsame Schulzeit der Protagonistinnen zurückführt und gleich zu Beginn eindeutige Hinweise auf den Täter liefert, strotzt nur so vor Stereotypen und wirkt auf skurrile Weise überzeichnet, sodass man sich als Zuschauer zwangsläufig fragt, ob "Valentine" ein ernstgemeinter Slasher oder nicht eher doch eine Parodie auf das Genre sein möchte. Dieser Eindruck wird im weiteren Verlauf sogar noch verstärkt, wenn etwa Shelleys Date permanent von sich selbst in der dritten Person spricht, ein notgeiler Polizist Paige belästigt oder Kate sich ihre Haare wäscht, indem sie ihren Kopf in die Toilette steckt. Was "Valentine" mit ein paar recht kreativen Mordsequenzen und einem durchaus bedrohlich wirkenden Killer an Pluspunkten einfährt, macht er sich mit solch unfreiwillig komischen Szenen wieder zunichte.

          Darüber hinaus leidet der Spannungsaufbau sehr darunter, dass die Hintergrundgeschichte des Mörders gleich zu Anfang erzählt wird und somit auch dessen Identität für die meisten Zuschauer leicht zu erraten sein dürfte. Dass die weiblichen Charaktere des Films sich extrem oberflächlich und zickig verhalten und ihre männlichen Pendants zumeist als perverse Lüstlinge skizziert werden, trägt dann auch nicht unbedingt dazu bei, dass man sich mit ihnen identifiziert oder mit ihnen mitfiebert.

          25
          • 5

            Der sich zwischen elegischem Kunstkino und von Gewalt und Brutalität geprägtem Wikingerepos bewegende "Walhalla Rising" unter der Regie des Dänen Nicolas Winding Refn (Drive, Only God Forgives) gefällt durch bildgewaltige Naturpanoramen und ein paar intensiv-dreckige Kampfszenen, erfordert aufgrund seines enorm langsamen Handlungsfortschritts gepaart mit zahlreichen Zeitlupensequenzen jedoch auch sehr viel Geduld und Durchhaltevermögen.

            Nordschottland im 11. Jahrhundert: Der schweigende Krieger Einauge (Mads Mikkelsen) wird von heidnischen Wikingern als Sklave gefangen gehalten und muss in brutalen Zweikämpfen gegen andere Gefangene antreten. Erst mit Hilfe des jungen Are (Maarten Stevenson) gelingt ihm eines Tages die Flucht. Alsbald treffen die ungleichen Weggefährten auf eine Gruppe Kreuzfahrer, die sich auf die Reise ins Heilige Land vorbereiten und Einauge und dem Jungen anbieten, sie zu begleiten. Die Fahrt gerät jedoch zu einem wahren Höllentrip...

            Refns in sechs Kapitel unterteiltes Historienepos verweigert sich gängigen Erzählstrukturen und fühlt sich über weite Strecken wie eine bloße Aneinanderreihung einzelner Fragmente an. In langen Einstellungen werden immer wieder die Gesichter der auftretenden Charaktere sowie die nebelverhangene, unwirtliche Landschaft um sie herum gezeigt, während die wenigen Dialoge mit vielen Pausen und in bedeutungsschwangerem Tonfall vorgetragen werden. Das hat bisweilen den Charme einer Theaterinszenierung, fühlt sich allerdings nicht sonderlich authentisch an und gestaltet sich in nur wenigen Momenten wirklich mitreißend.

            Zuschauer, die Wert auf erzählerische Klarheit und emotionale Ankerpunkte legen, werden deshalb zwangsläufig entnervt abschalten. Wer hingegen vollends in der mystischen Atmosphäre aufgeht und etwa nicht hinterfragt, wovon sich die Kreuzfahrer in all der Zeit ernähren, kann mit Refns religiös angehauchtem Trip in die Finsternis jedoch auf seine Kosten kommen.

            27
            • 7
              Kenduskeag 08.01.2023, 12:16 Geändert 08.01.2023, 12:27

              Nur wenige Wochen bevor Bill Clintons Affäre mit der Praktikantin Monica Lewinsky publik wurde, kam mit dem von Barry Levinson (Rain Man, Sleepers) inszenierten "Wag the Dog" eine zynische Politsatire in die amerikanischen Kinos, welche die späteren Ereignisse um Clintons Lügen und die von ihm während des Amtsenthebungsverfahrens veranlasste Operation Desert Fox im Irak gewissermaßen vorwegnahm. Obwohl Levinsons Film somit sehr schnell von der Realität eingeholt wurde, weiß die schwarzhumorige Auseinandersetzung mit dubiosen Machenschaften im US-Wahlkampf jedoch auch heute noch zu überzeugen und hat angesichts der mediengesteuerten Kriegsführung dieser Tage gar an zusätzlicher Brisanz gewonnen.

              Als die Nachrichtenagenturen zwei Wochen vor der Wahl darüber berichten, dass der US-Präsident eine Schülerin sexuell belästigt haben soll, ersucht dessen Wahlkampfteam um Winifred Ames (Anne Heche) den zwielichtigen Conrad Brean (Robert De Niro) um Rat. Um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit von dem Sexskandal abzulenken, schlägt dieser vor, zum Schein einen Krieg gegen Albanien anzuzetteln. Unter der Führung des Hollywood-Produzenten Stanley Motss (Dustin Hoffman) soll ein aufwendiges Medienspektakel inszeniert werden, welches der US-Bevölkerung eine tatsächliche Bedrohung durch die Osteuropäer vorgaukelt...

              "Wag the Dog" greift die Theorie auf, wonach die USA häufiger Kriege allein aus wahltaktischen Gründen führen und dabei den Einfluss der Medien zu Propagandazwecken zu nutzen wissen. Zugleich klingt in Levinsons Satire jedoch auch Kritik am Filmgeschäft an, in dem hohen Einspielergebnissen mehr Bedeutung beigemessen wird als dem künstlerischen Wert der Produktionen. Getragen wird der mit vielen amüsanten Ideen angereicherte Blick hinter die Kulissen der Macht dabei von einem gut aufspielenden Darstellerensemble, welchem in kleinen Nebenrollen u.a. noch Kirsten Dunst (Spider-Man), William H. Macy (Fargo) und Woody Harrelson (No Country for Old Men) angehören.

              Zwar hätte "Wag the Dog" die eine oder andere Tempoverschärfung gut getan und auch den Dialogen fehlt es zuweilen am letzten Feinschliff, doch auch so zeigt Levinsons Satire auf bissige Weise die Mechanismen des Wahlkampfzirkus' auf und hält dem voyeuristischen, nach immer neuen Skandalen gierenden Publikum den Spiegel vor.

              24
              • 6

                Zum Abschluss der „Cold Prey“-Trilogie wird die Vorgeschichte des Killers aus dem Berghotel beleuchtet. Der finale Teil der Reihe ist dabei ein wenig konventioneller inszeniert als seine Vorgänger, packt dafür aber in Sachen Spannung und Thrill sogar noch eine kleine Schippe drauf.

                1988: Hedda (Ida Marie Bakkerud) und Siri (Julie Rusti) sind mit vier weiteren Freunden in den Bergen von Jotunheimen unterwegs, da sie Gerüchte über ein mysteriöses Hotel gehört haben, in dem angeblich die Geister der früheren Besitzer umgehen sollen. Vor Ort angekommen, finden sie das Hotel allerdings so heruntergekommen und rattenverseucht vor, dass sie beschließen, lieber an einem nahegelegenen Bergsee zu übernachten. Als sich Siri und ihr Freund Knut (Sturla Rui) in der Nacht vom Lagerplatz entfernen, um ungestört Zeit zu zweit verbringen zu können, geraten sie jedoch in die Fänge des Killers…

                „Cold Prey 3“, welcher zunächst mit einer Rückblende in die Kindheit des Killers startet, wird seinem Titel nicht ganz gerecht, da in diesem finalen Teil beinahe frühlingshafte Temperaturen herrschen und die Charaktere nur noch aus Angst vor dem Mörder – jedoch nicht mehr vor Kälte – zittern müssen. Hatte sich der zweite Teil der Reihe noch „Halloween II“ (1981) zum Vorbild genommen, so orientiert sich der Abschluss der Trilogie, welcher spürbar schneller in die Vollen geht als seine Vorgänger, ein wenig am Subgenre des Backwoodhorrors und damit an Filmen wie „The Texas Chainsaw Massacre“ (1974) oder „Wrong Turn“ (2003).

                Auf die Vorgeschichte des Killers einzugehen statt eine weitere Fortsetzung des Geschehens zu kreieren, erweist sich dabei als goldrichtige Entscheidung, obgleich auch dieser dritte Teil den vertrauten Erzählmustern des Genres folgt und keine größeren Überraschungen bietet. Doch wird der Geschichte zumindest eine minimal andere Note hinzugefügt, wenn die Gefahr aufgrund der neuen Figurenkonstellation plötzlich von mehr als einer Person ausgeht und sich das Horrorszenario statt auf den engen Fluren eines Hotels oder Krankenhauses nunmehr in den norwegischen Wäldern abspielt.

                Hier und da ist „Cold Prey 3“ ein wenig zu dunkel geraten und speziell gegen Ende treffen die Charaktere einige recht dämliche Entscheidungen, doch liegt das Prequel trotz dieser Mängel letztlich sogar hauchzart vor seinen beiden Vorgängern und erweist sich somit als überraschend gelungenes Finale der Horrortrilogie.

                30
                • 6

                  „Cold Prey 2“ knüpft inhaltlich nahtlos an seinen Vorgänger an und setzt die Geschichte um den bevorzugt mit einem Eispickel agierenden Killer und das verlassene Berghotel konsequent fort. Hauptschauplatz ist diesmal ein Krankenhaus, in dem der Killer abermals Angst und Schrecken unter seinen Opfern hervorruft.

                  Die nach den furchtbaren Ereignissen im Berghotel traumatisierte Jannicke (Ingrid Bolsø Berdal) wird auf der Straße aufgelesen und in ein nahegelegenes Hospital gebracht. Anhand ihrer Beschreibung findet die Polizei mehrere Leichen in einer Gletscherspalte, welche zur Obduktion ebenfalls in das Krankenhaus überführt werden. Voller Entsetzen muss Jannicke dort mit ansehen, wie der totgeglaubte Killer zu neuem Leben erwacht…

                  Schon „Halloween II“ (1981) wusste die von schwachem Lichtschein erhellten Krankenhausflure effektiv für sein Horrorszenario zu nutzen und so fühlt sich die „Cold Prey“-Fortsetzung über weite Strecken tatsächlich wie ein Remake des Slasher-Klassikers an. Ähnlich wie Michael Myers erhält auch der Killer aus dem Berghotel in dieser Fortsetzung zunehmend übernatürliche Fähigkeiten sowie einen Nimbus der Unbesiegbarkeit verpasst, was ihm mitunter eine geradezu mystische Aura verleiht.

                  Wie schon der Vorgänger benötigt auch „Cold Prey 2“ eine gewisse Anlaufzeit, ehe das Gemetzel so richtig losgeht, welches diesmal allerdings eine Spur blutiger und expliziter ausfällt. Abermals gestaltet sich der Handlungsverlauf weitgehend vorsehbar und die Charaktere treffen nicht immer nachvollziehbare Entscheidungen, doch weiß auch dieser Teil mit einem gut aufgelegten Cast und atmosphärischen Schneebildern zu punkten, sodass das Niveau des Vorgängers letztlich gehalten werden kann und Genrefreunde erneut auf ihre Kosten kommen.

                  26
                  • 6

                    Der von Roar Uthaug (The Wave, Troll) inszenierte „Cold Prey“ ist ein norwegischer Slasher nach altbekanntem Strickmuster, der dem Subgenre inhaltlich zwar nichts Neues hinzufügt, dank seiner eisigen Atmosphäre und einem überzeugenden Cast aber für insgesamt gelungene Horrorunterhaltung sorgt.

                    Jannicke (Ingrid Bolsø Berdal) macht sich mit vier Freunden auf, um in den Bergen von Jotunheimen Snowboard zu fahren. Als sich Morten Tobias (Rolf Kristian Larsen) dabei ein Bein bricht, begibt sich die Gruppe mit dem Verletzten zu einem verlassenen Hotel, das offenbar schon seit den 70er Jahren keine Gäste mehr empfangen hat und die Freunde notgedrungen die Nacht verbringen. Als sie am nächsten Morgen Hilfe holen wollen, fällt ihnen jedoch auf, dass sie nicht allein sind…

                    Statt auf eine innovative Geschichte oder ausufernde Gewaltexzesse setzt Uthaugs Film von Beginn an auf eine stimmungsvolle Ausarbeitung des einsam gelegenen Schauplatzes sowie einen ruhigen, aber kontinuierlichen Spannungsaufbau. Dabei benötigt „Cold Prey“ zwar eine Weile, um Fahrt aufzunehmen und gestaltet sich aufgrund der vielen bekannten Genreversatzstücke auch recht vorhersehbar, hat aber auch aufgrund der verhältnismäßig gut ausgearbeiteten Charaktere reichlich Suspense und Thrill zu bieten. Dank Uthaugs handwerklichem Geschick in Kombination mit den durchaus imposanten Bildern der norwegischen Berglandschaft hebt sich „Cold Prey“ somit ein wenig von der Masse vergleichbarer Slasherfilme ab.

                    28
                    • 6

                      13 Jahre lang werkelte Regisseur James Cameron (Terminator, Titanic) an einer Fortsetzung seines Blockbusterhits, der seinerzeit zum nach Einspielergebnis erfolgreichsten Film aller Zeiten avanciert war. Nun lässt sich "Avatar: The Way of Water" endlich in den Lichtspielhäusern begutachten und entführt sein Publikum abermals in die fantastische Welt von Pandora.

                      Über eine Dekade ist seit der großen Schlacht gegen die Menschen vergangen. Jake Sully (Sam Worthington) lebt seither als Stammesführer unter den Na'vi und hat mit seiner Frau Neytiri (Zoe Saldana) drei leibliche Kinder. Darüber hinaus hat das Paar den Menschenjungen Spider (Jack Champion) und die Jugendliche Kiri (Sigourney Weaver), die aus dem toten Avatar-Körper von Dr. Augustine geboren wurde, bei sich aufgenommen. Die Menschen um Generalin Ardmore (Edie Falco) haben derweil im Geheimen einen Plan ersonnen, um Pandora doch noch unter ihre Herrschaft zu bringen. Hierzu wurden einige der gefallenen Soldaten, darunter auch der boshafte Oberst Quaritch (Stephen Lang) als Na'vi geklont und sollen nun Jagd auf Jake und seine Familie machen...

                      Die Fortsetzung des SciFi-Spektakels lebt abermals von den beeindruckenden Bildern Pandoras und seiner Geschöpfe. Speziell den Aufnahmen der atemberaubenden Unterwasserwelt, welche ab dem zweiten Filmdrittel im Mittelpunkt des Geschehens steht, ist jederzeit anzumerken, dass in sie die ganze visionäre Kraft des Filmemachers geflossen ist. Zu den Highlights zählen dabei etwa die Auftritte der Tulkun, riesiger walähnlicher Meeresbewohner, welchen im letzten Filmdrittel eine zentrale Rolle zukommt.

                      Während "Avatar: The Way of Water" somit in Sachen Tricktechnik erneut Maßstäbe setzt, offenbart der Film in erzählerischer Hinsicht immer wieder Schwächen. Aus dem großen Konflikt zwischen Menschen und Na'vi, der noch den ersten Teil dominierte, wird in der Fortsetzung eine persönliche Fehde zwischen Jake und dem auf Rache sinnenden Oberst Quaritch. Andere menschliche Charakter treten nur noch am Rande auf und erst sehr spät im Film wird die Motivation der Invasoren ein wenig ausführlicher beleuchtet. Cameron verpasst in diesem Zusammenhang die Chance, der Welt von Pandora noch mehr Tiefe zu verleihen und stellt stattdessen das Duell Mann gegen Mann in den Vordergrund, welches jedoch schlicht nicht interessant genug ist, um über die mehr als dreistündige Laufzeit die Spannung aufrecht zu erhalten.

                      Abseits des Konflikts zwischen Jake und Quaritch fühlt sich die "Avatar"-Fortsetzung über weite Strecken wie ein Coming of Age-Werk an, nimmt sich der Film doch sehr viel Zeit, um sich mit Jake und Neytiris (Adoptiv-)Kindern und ihren Sorgen, Ängsten und Streitereien zu beschäftigen. Mehr als jedes andere Werk des Regisseurs zuvor ist "Avatar: The Way of Water" daher auf ein jugendliches Zielpublikum zugeschnitten, welches mit Themen wie Mobbing, Außenseitertum und dem Aufbegehren gegen die Elterngeneration hier viele Identifikationsmöglichkeiten findet. Alsbald beginnen diese immergleichen Konfliktsituationen allerdings ein wenig zu langweilen, wenn sich etwa zum wiederholten Male ein Kind ohne Erlaubnis allein davongemacht hat und sich die verbliebenen Familienmitglieder nun erneut auf die Suche begeben. In diesem Zusammenhang fällt zudem auf, dass der sonst für seine starken Frauencharaktere bekannte Cameron in "Avatar: The Way of Water" ein streng patriarchales Familienbild zeichnet, bei dem das Wort des Vaters als Gesetz gilt.

                      Zuschauer, die sich schon für den Vorgänger begeistern konnten, werden somit voraussichtlich auch an der Fortsetzung ihre Freude haben. Wer jedoch auf eine erzählerische Weiterentwicklung gehofft hatte, könnte mit der Rückkehr nach Pandora eine kleine Enttäuschung erleben.

                      33
                      • 8 .5

                        Als "Brokeback Mountain" 2005 erschien, kam die Geschichte über zwei schwule Cowboys einem Tabubruch gleich, weshalb der Film unter der Regie von Ang Lee (Der Eissturm, Life of Pi) speziell in den USA kontroverse Debatten auslöste. Unabhängig von seiner politischen und gesellschaftlichen Brisanz und seinem Vorläuferstatus für vergleichbare Werke ist Lee ein ungemein intensives und berührendes Westerndrama gelungen, welches durch hervorragende Darstellerleistungen, malerische Landschaftsaufnahmen und eine mit sehr viel Fingerspitzengefühl erzählte Geschichte besticht.

                        Wyoming 1963: Der junge Rancher Ennis Del Mar (Heath Ledger) und der etwa gleichaltrige Rodeoreiter Jack Twist (Jake Gyllenhaal) heuern bei einem Schafzuchtbetrieb an, um über den Sommer hinweg eine Schafherde auf dem Brokeback Mountain zu hüten. Bei der Arbeit auf dem Berg kommen sich die beiden Männer näher und verlieben sich schließlich ineinander. Die strikten Gesellschaftskonventionen und Moralvorstellungen in der Provinz machen es ihnen jedoch unmöglich, ihre Liebe öffentlich auszuleben, zumal Ennis kurz vor der Hochzeit mit seiner Verlobten Alma (Michelle Williams) steht. Obwohl Ennis und Jack sehr darum bemüht sind, den Schein zu wahren und Niemanden von ihrem Geheimnis erfahren zu lassen, lässt sie doch ihre Zuneigung füreinander auch in den nächsten Jahren nicht los...

                        "Brokeback Mountain" erzählt auf ebenso nachvollziehbare wie einfühlsame Weise eine tragische Liebesgeschichte, die mit dem Klischee des harten Cowboys bricht, der keine Emotionen zeigt und ausschließlich den Frauen nachsteigt. Getragen von einem ausgezeichneten Ensemble, dem in weiteren Rollen u.a. noch Anne Hathaway (Interstellar), Linda Cardellini (Green Book) und Randy Quaid (Schöne Bescherung) angehören, entwickelt sich so ein ergreifendes Filmerlebnis, dessen Handlung einen Zeitraum von rund zwanzig Jahren umfasst und welches somit als sensibles Porträt zweier in den gesellschaftlichen Verhaltensnormen gefangener Männer zu begeistern weiß.

                        Neben seiner enormen Bildgewalt und der detaillierten 60er und 70er Jahre Ausstattung zeichnet sich Lees Film zudem dadurch aus, dass auch die Nebenfiguren sehr facettenreich angelegt sind. So zählen zu den spannungsreichsten Szenen des Films etwa jene, in der sich Jack beim Familienessen mit seinem Schwiegervater (Graham Beckel) anlegt oder auch jene, in der Ennis zu Besuch bei Jacks Eltern ist, schwingt in diesen Momenten doch stets das Gefühl mit, dass die Lage jederzeit eskalieren könnte und sich die Beteiligten womöglich gegenseitig an die Gurgel gehen.

                        29
                        • 7

                          Der vorweihnachtliche Episodenfilm "Tatsächlich...Liebe" unter der Regie von Richard Curtis (Radio Rock Revolution, Alles eine Frage der Zeit) erzählt in neun lose miteinander verknüpften Geschichten vom schönsten und zugleich schmerzhaftesten Gefühl der Welt. Der starbesetzte Liebesreigen zeichnet sich dabei durch reichlich Situationskomik, ein emotionales Auf und Ab sowie sehr viel britischen Charme aus.

                          Der alternde Rockstar Billy Mack (Bill Nighy) will es noch einmal wissen und hat einen weihnachtlichen Coversong aufgenommen. Auf der anschließenden Promotour nimmt Billy -sehr zum Missfallen seines langjährigen Managers Joe (Gregor Fisher) - kein Blatt vor den Mund und gibt unumwunden zu, dass es sich um eine Platte von mangelhafter Qualität handelt.
                          Derweil muss sich der frisch gewählte Premierminister David (Hugh Grant) erst mit seinen neuen Aufgaben vertraut machen. Bei seiner Ankunft in der Downing Street verliebt er sich in die Hausangestellte Natalie (Martine McCutcheon), hält jedoch aufgrund ihres Arbeitsverhältnisses eine gemeinsame Zukunft für unmöglich.
                          Indes müssen Daniel (Liam Neeson) und sein Stiefsohn Sam (Thomas Brodie-Sangster) den Tod der Ehefrau und Mutter verarbeiten. Daniel ist sehr besorgt, da sich Sam seit der Beerdigung fortwährend in seinem Zimmer einschließt, findet jedoch schließlich heraus, dass nicht allein der Verlust der Mutter den Jungen bedrückt...

                          "Tatsächlich...Liebe" ist nicht frei von Kitsch, begeistert allerdings mit vielen witzigen Ideen, mitreißenden Musikeinlagen, pointierten Dialogen und einem bestens aufgelegten Cast. Die einzelnen Episoden sind dabei von unterschiedlicher Qualität, wobei aber nur der Handlungsstrang um den in die USA reisenden Botenjungen deutlich abfällt. Zu den Highlights zählt derweil etwa die Episode über das Ehepaar Harry (Alan Rickman) und Karen (Emma Thompson), die den Zuschauer auf eine wahre Achterbahn der Gefühle schickt. Den beiden Schauspielschwergewichten Rickman und Thompson ist dabei jederzeit anzumerken, dass sie in ihrer Karriere schon häufig zusammengearbeitet haben und sie sich mühelos die Bälle zuspielen können.

                          Die Episode um Juliet (Keira Knightley) und Mark (Andrew Lincoln) fängt hingegen mit einer starken Hochzeitssequenz an, baut aber im weiteren Verlauf ein wenig ab. Ähnliches gilt für die Geschichte von Sarah (Laura Linney) und Karl (Rodrigo Santoro), die zu keinem befriedigenden Ende geführt wird. Genau andersherum verhält es sich mit der Episode um den Premierminister oder auch jener um den einsamen Schriftsteller Jamie (Colin Firth), welche im Finale noch einmal richtig Fahrt aufnehmen. Die wohl skurrilste Episode stellt derweil jene über die Bodydoubles John (Martin Freeman) und Judy (Joanna Page) dar, die sich bei ihrer Arbeit näherkommen.

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                          • 7 .5

                            Mit "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" schuf Genreveteran John Ford (Höllenfahrt nach Santa Fe, Früchte des Zorns) einen gleichsam kritischen wie wehmütigen Abgesang auf den Wilden Westen, der sich mit Themen wie Legendenbildung, Pressefreiheit und der Gründung einer neuen Zivilisation auseinandersetzt und dabei durch ausgezeichnete Darstellerleistungen, atmosphärische Schwarzweiß-Bilder sowie eine differenzierte Charakterzeichnung besticht.

                            Die örtliche Presse ist in Alarmbereitschaft versetzt, als der alte Senator Ransom Stoddard (James Stewart) mit seiner Ehefrau Hallie (Vera Miles) überraschend in der Kleinstadt Shinbone im Westen der USA eintrifft. Niemand scheint sich einen Reim darauf machen zu können, warum der angesehene Politiker die weite Reise aus Washington auf sich genommen hat, um nach Shinbone zu kommen. Den neugierigen Journalisten erklärt der Senator, dass er zur Beerdigung seines langjährigen Freundes Tom Doniphon (John Wayne) angereist ist, woraufhin die Pressevertreter die Geschichte hören wollen, welche die beiden Männer verband. Stoddard erzählt ihnen, wie er als junger Juraabsolvent in den Westen kam. Damals wurde die Postkutsche in der er saß, von dem gefürchteten Banditen Liberty Valance (Lee Marvin) und dessen Gefolgsleuten überfallen, er selbst jedoch von dem vorbeikommenden Tom Doniphon gerettet. Während der idealistische Stoddard den Banditen nun unbedingt vor Gericht stellen und hinter Gittern bringen wollte, vertrat Doniphon die Ansicht, dass Valance nur durch Waffengewalt zu besiegen sei...

                            Fords Spätwestern brachte erstmals die beiden Genrelegenden Stewart und Wayne zusammen, welche hier beide den jeweiligen Rollentypus verkörpern, der sie berühmt gemacht hatte. Während Stewart den aufrechten und gesetzestreuen Idealisten repräsentiert, stellt Wayne den leicht ruppigen, aber herzensguten Mann der Tat dar, der seine Angelegenheiten lieber mit dem Colt statt mit Wortgewalt löst. Stewarts Figur steht damit stellvertretend für ein neues, zivilisiertes Amerika, derweil Waynes Charakter die Werte verkörpert, die im alten Westen gefragt waren. Das Aufeinanderprallen dieser Gegensätze zieht sich entsprechend wie ein roter Faden durch den gesamten Film.

                            Ein ebenso bedeutsames Thema in Fords Western, welches ebenfalls eng mit dem dargestellten Epochenumbruch verknüpft ist, ist die für das Genre typische Mythenbildung und die Heroisierung einzelner Charaktere. Auf eindrückliche Weise gelingt es Ford darzulegen, dass sich hinter den meisten dieser Westernmythen kaum mehr als Schall und Rauch verbirgt und das Handeln der alten Legenden längst nicht immer so heldenhaft war. Hierbei spricht Ford insbesondere auch die Rolle der Presse an. Ein Aspekt, welcher in Zeiten von Fake-News und alternativen Fakten zusätzlich an Brisanz gewonnen hat.

                            Hier und da trägt Fords Western auch aufgrund des schwermütigen Soundtracks vielleicht ein wenig zu dick auf, doch fällt dies angesichts seiner zahlreichen Stärken kaum ins Gewicht. Als Genrefreund sollte man lediglich darauf eingestellt sein, dass man hier nur wenig Action und keine weiten Landschaftspanoramen zu sehen bekommt, ist "Der Mann, der Liberty Valance erschoss" doch eher ein dialoggetriebenes Drama, welches sich vornehmlich in Innenräumen abspielt. Das einzige echte Manko des Films ist somit das Alter des Hauptdarstellers, ist der damalige Mittfünfziger James Stewart doch schlicht zu alt, als dass man ihm die Rolle des jungen Collegeabsolventen abnehmen könnte. Die schauspielerische Klasse Stewarts und aller weiteren Castmitglieder lässt aber auch über diesen Malus einigermaßen hinwegsehen.

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                              Kenduskeag 13.12.2022, 12:40 Geändert 13.12.2022, 12:42

                              Der von Tim Burton (Sleepy Hollow, Big Fish) inszenierte "Mars Attacks!" versteht sich als schrullige Hommage an SciFi-Comics und B-Movies der 50er Jahre und kann dabei mit einigen skurrilen Ideen sowie einem spielfreudigen Ensemble überzeugen.

                              Als unzählige fliegende Untertassen mit unbekannter Absicht vom Mars auf die Erde zusteuern, beruft US-Präsident James Dale (Jack Nicholson) eine Krisensitzung im Weißen Haus ein, um auf die Ankunft der Außerirdischen vorbereitet zu sein. Während der bärbeißige General Decker (Rod Steiger) zu einem Präventivschlag rät, können Pressesprecher Jerry Ross (Martin Short) und Prof. Kessler (Pierce Brosnan), Vorsitzender der Raumfahrtakademie, den Präsidenten davon überzeugen, den Marsianern einen freundlichen Empfang zu bereiten. Somit wird ein Begrüßungskomitee in die Wüste Nevadas entsandt, welches die Neuankömmlinge willkommen heißen soll...

                              Ähnlich wie viele Katastrophenfilme verfügt "Mars Attacks!" über ein sehr großes Figurenensemble, welches zunächst in aller Ausführlichkeit vorgestellt wird. Dem prominenten Cast, welcher zu den größten Vorzügen von Burtons SciFi-Parodie zählt, gehören dabei u.a. noch Glenn Close (Eine verhängnisvolle Affäre), Annette Bening (American Beauty), Natalie Portman (V wie Vendetta) und Michael J. Fox (Zurück in die Zukunft) an. Das gut aufgelegte Ensemble ist es dann auch, welches einige schwache oder schlecht gealterte Pointen halbwegs auszugleichen vermag. Diese fallen neben den gelungenen Gags umso mehr auf, da "Mars Attacks!" zeitweise wie eine Sitcom geschnitten ist, bei der nur noch die Lacher aus der Konserve fehlen. Weniger stark ins Gewicht fallen hingegen einige schwache CGI-Effekte, da diese glücklicherweise keinen allzu großen Anteil am Film ausmachen und Burton auch immer wieder auf detailreiche Setbauten und praktische Effekte setzt.

                              Seine stärksten Momente hat Burtons Film derweil immer dann, wenn er auf muntere Weise Filme wie "Kampf der Welten" (1953), "Angriff der Killertomaten" (1978) oder auch die "Godzilla"-Reihe zitiert, weshalb speziell Fans abseitiger oder auch trashiger SciFi-Kost ihre Freude an "Mars Attacks!" haben dürften. Verbunden wird dies mit einer zynischen Sichtweise auf Politik und Gesellschaft, zeichnen sich die Regierungsvertreter in Burtons Film doch in erster Linie durch ihre Naivität im Angesicht der Bedrohung durch die Marsianer aus. So könnte man dem Film gar eine Geisteshaltung zusprechen, laut der das Streben nach friedlichen Lösungen im Angesicht von Krieg und Terror nicht mehr als gutgläubiges Wunschdenken ist.

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                              • Kenduskeag 08.12.2022, 17:07 Geändert 08.12.2022, 17:07

                                So weit draußen gehe ich dann doch eher selten fischen, aber ein paar Filme hab ich dann doch zusammen bekommen. Hab alle genommen, denen ich mindestens 7 Punkte (=sehenswert) gegeben habe und die bei unter 500 Bewertungen stehen.

                                https://letterboxd.com/castlerock/list/filmempfehlungslistennetzwerk/

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                                  Der englische Begriff 'Deadlock' bezeichnet ein Türschloss, das sich nur zu einer Seite hin öffnen lässt. In solch eine ausweglose Lage geraten drei Männer in dem von Roland Klick (Supermarkt, White Star) inszenierten Spätwestern gleichen Namens, der Gesellschaftskritik mit einer düsteren Endzeitstimmung kombiniert.

                                  Charles Dump (Mario Adorf) ist einer der letzten Bewohner einer stillgelegten Minensiedlung. In der Wüste stößt er eines Tages auf den schwer verletzten Kid (Marquard Bohm), der einen Koffer voller Geld mit sich führt. Wie sich bald herausstellt, stammt das Geld aus einem Bankraub, den der junge Mann mit seinem älteren Partner, dem skrupellosen Mr. Sunshine (Anthony Dawson), verübt hat. Statt Kid zu töten und das Geld an sich zu nehmen, wie er es ursprünglich vor hatte, zeigt Charles jedoch Mitleid mit dem Schwerverletzten und nimmt ihn mit nach Hause. Bald darauf taucht jedoch auch Mr. Sunshine in der Minensiedlung auf und will unbedingt das Geld zurück, um das sein Partner ihn betrogen hat...

                                  "Deadlock" begeistert durch dystopische Bilder der weiten Wüstenlandschaft sowie einem dazu passenden, psychedelischen Soundtrack der Kölner Krautrock-Band Can. Hinzu kommen starke Performances der wenigen auftretenden Darsteller und eine zwar simpel gehaltene, aber effektiv erzählte Geschichte über Bosheit, Gier und die sadistische Freude an den Qualen der Schwächeren. Auf diese Weise entwickelt sich eine intensive Jagd um den Geldkoffer, der sinnbildlich für die Hoffnung der drei Männer steht, ihrem erbärmlichen Dasein entfliehen zu können.

                                  Hier und da hätte das Drehbuch zwar gerne noch etwas mehr Raffinesse vertragen können, gestaltet sich das gegenseitige Abjagen des Koffers doch zumeist nicht sonderlich ideenreich, doch auch so ist Klick ein ebenso atmosphärisches wie einnehmendes Werk gelungen, welches zahlreiche Elemente des zynischen Italo-Westerns in die Bundesrepublik brachte.

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                                  • 6 .5

                                    "Sunshine" unter der Regie des Briten Danny Boyle (Slumdog Millionär, Yesterday) ist ein über weite Strecken packender SciFi-Thriller in beeindruckenden Bildern, dem es jedoch an einer differenzierten Ausarbeitung der Charaktere und großen Überraschungsmomenten mangelt.

                                    In naher Zukunft droht die Sonne zu erlöschen und die Erde somit einzufrieren. Daher wird eine achtköpfige Besatzung um den Physiker Capa (Cillian Murphy) an Bord des Raumschiffs Icarus II ausgesandt, um durch die Zündung einer gewaltigen Bombe das Fusionsfeuer von Neuem zu entfachen. Auf ihrer Reise empfängt die Crew unerwartet Signale der als verschollen geltenden Icarus I, die vor einigen Jahren mit dem gleichen Auftrag losgeschickt worden war, deren Mission allerdings aus unbekannten Gründen scheiterte. Capa entscheidet sich dafür, den Signalen der Icarus I zu folgen, um im Notfall eine zweite Bombe zur Verfügung zu haben und bringt damit sich und die anderen Crewmitglieder in höchste Gefahr...

                                    Boyles Ausflug in das SciFi-Genre weiß vor allem in visueller Hinsicht zu begeistern und bringt viele eindrucksvolle Aufnahmen hervor, obgleich sein eigenwilliger Stil inklusive vieler flirrender oder verzerrter Einstellungen in Kombination mit den schnellen Schnitten sicherlich nicht nach jedermanns Geschmack sein dürfte. Die Story indes verfügt zwar über eine spannende Prämisse, verläuft jedoch größtenteils nach bewährten Mustern und hält keine besonderen Wendungen parat.

                                    Auch hätte eine genauere Ausarbeitung der Figuren "Sunshine" gut zu Gesicht gestanden, sind es doch neben spektakulären Außenbordeinsätzen - wie der Reparatur des Hitzeschildes - vor allem die immer wieder aufkeimenden Moraldebatten der Crew, die zu den intensivsten Momenten des Films gehören. Das prominente Darstellerensemble, zu welchem u.a. noch Michelle Yeoh (Tiger & Dragon), Rose Byrne (Insidious) und Chris Evans (Knives Out) zählen, kann diese fehlende Figurentiefe mit seinen ansprechenden Performances jedoch recht gut kaschieren, sodass "Sunshine" trotz dieser Schwächen insgesamt gelungene SciFi-Unterhaltung bietet.

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                                    • 6

                                      Der zwischen Verschwörungsthriller und Psychodrama wandelnde "23" unter der Regie von Hans-Christian Schmid (Crazy, Wir sind dann wohl die Angehörigen) stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass das Leben selbst oftmals die unglaublichsten Drehbücher schreibt, wird hier doch eine derart abenteuerliche Geschichte erzählt, dass man als Zuschauer kaum glauben kann, dass diese auf realen Begebenheiten beruht.

                                      Hannover in den 80er Jahren: Als kleiner Junge hat der sich für die noch in den Kinderschuhen steckende Computertechnik begeisternde Karl Koch (August Diehl) von seinem streng-konservativen Vater (Hanns Zischler) ein Buch über die Illuminaten und ihre Geheimzahl - die 23 - geschenkt bekommen. Seither glaubt er, dass der uralte Geheimbund bis heute fortbesteht und aus dem Untergrund die Geschicke der Welt lenkt. Aus der Überzeugung heraus, auf diese Weise für Gerechtigkeit zwischen den Mächten zu sorgen, werden Karl und sein Freund David (Fabian Busch) zu Spionen für den KGB, indem sie sich in westliche Computersysteme einhacken. Schon bald jedoch verschwimmen für den in die Drogenabhängigkeit abgleitenden Karl immer häufiger die Grenzen zwischen Wahn und Realität...

                                      Schmids Film ist als Thriller weder besonders spannend, noch als Drama außergewöhnlich intensiv und emotional, funktioniert dafür aber als detailgenaue Aufarbeitung der Ereignisse, die als 'KGB-Hack' in die deutsche Geschichte eingingen. Darüber hinaus kann "23" mit einem stark agierenden Hauptdarsteller punkten, weiß August Diehl mit seiner Performance doch den Facettenreichtum des Protagonisten, dessen jugendlicher Idealismus alsbald in krankhafte Besessenheit umschlägt, eindrücklich zu porträtieren.

                                      Angesichts dieser Vorzüge lässt sich auch einigermaßen darüber hinweg sehen, dass der Handlungsabschnitt um den NDR-Journalisten sich nicht stimmig in das Gesamtbild einfügen will und den Streitigkeiten innerhalb der Hacker-Gruppe mitunter zu viel Platz eingeräumt wird, zumal die hier stattfindende Auseinandersetzung mit Verschwörungstheorien heute aktueller denn je wirkt.

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                                        Der von Walter Hill (Nur 48 Stunden, Red Heat) inszenierte "Johnny Handsome" ist ein noirartiger Hybrid aus Actionthriller und Außenseiterdrama, der über recht atmosphärische Bilder und einen prominenten Cast verfügt, nach einem gelungenen Auftakt jedoch nur noch erzählerisches Mittelmaß bietet.

                                        Der Kriminelle John Sedley (Mickey Rourke) hat von Geburt an ein entstelltes Gesicht. Nach einem missglückten Überfall, bei dem er von seinen Komplizen Sunny (Ellen Barkin) und Rafe (Lance Henriksen) hintergangen wurde, landet er im Gefängnis, wo sich der Arzt Dr. Resher (Forest Whitaker) seiner annimmt. Dr. Resher bietet Johnny eine umfangreiche Gesichtsoperation an, die sein äußeres Erscheinungsbild von Grund auf verändern soll. Darüber hinaus soll Johnny eine neue Identität als ehemaliger Marineoffizier erhalten. Auf diese Weise erhofft sich der Arzt, aus dem Gangster einen besseren Menschen zu machen...

                                        Nach dem großen Erfolg von "Der Elefantenmensch" (1980) waren Filme über Menschen mit entstellten Gesichtern über mehrere Jahre hinweg in Mode. Bekannte Beispiele hierfür sind etwa "Die Maske" (1985) mit Cher und "Der Mann ohne Gesicht" (1993) mit Mel Gibson. "Johnny Handsome" vermischt die typischen Motive des Einzelgängerdramas mit Elementen des Gangsterthrillers und weiß damit im ersten Drittel eine spannende Ausgangslage zu kreieren, welche beim Zuschauer die Neugierde auf das Kommende schürt.

                                        Ist Johnnys äußere Verwandlung jedoch erst einmal abgeschlossen, gehen Hills Werk sehr schnell die Ideen aus und es schließt sich ein sehr zäher und ereignisarmer Mittelteil an, in dem die Lovestory zwischen dem Protagonisten und seiner neuen Arbeitskollegin (Elizabeth McGovern) als einziger kleiner Lichtblick taugt. Neben dem sehr langsamen Handlungsfortschritt lässt sich zudem Johnnys mangelhaft ausgearbeitete Motivation kritisieren, bleibt doch für den Zuschauer vollkommen unverständlich, warum dieser nach seinem Läuterungsprozess plötzlich doch wieder zu seinen Komplizen zurückkehrt und statt sich für den Verrat an ihnen zu rächen auch noch erneut mit ihnen zusammenarbeitet.

                                        Dank des gut aufspielenden Darstellerensembles, welchem in weiteren Rollen u.a. noch Scott Wilson (Kaltblütig) und der damals noch weitgehend unbekannte Morgan Freeman (Die Verurteilten) angehören sowie eines recht überzeugenden Finales, hinterlässt Hills Film trotz dieser eklatanten Schwächen letztlich aber doch noch einen ganz passablen Eindruck.

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                                        • 7 .5

                                          Mit "Ein himmlischer Sünder" schuf Regisseur Ernst Lubitsch (Sein oder Nichtsein, Ninotschka) eine charmante Mischung aus romantischer Komödie und gesellschaftskritischer Persiflage, welche die strengen amerikanischen Moralvorstellungen seiner Zeit gekonnt auf die Schippe nimmt.

                                          Lebemann Henry Van Cleve (Don Ameche) war zeitlebens ein Schwindler und Frauenheld und erwartet nun nach seinem Tod, vom Teufel (Laird Cregar) in die Hölle aufgenommen zu werden. Dieser jedoch zweifelt daran, dass Henry tatsächlich dort hingehört und möchte sich zunächst die Lebensgeschichte des Verstorbenen anhören. Also erzählt Henry ihm von seiner wohlbehüteten Kindheit, seinen amourösen Abenteuern und seiner großen Liebe Martha (Gene Tierney), der Verlobten seines Cousins Albert (Allyn Joslyn)...

                                          Lubitschs frivoler Genremix begeistert durch eine markante Farbgebung, eine liebenswerte Erzählweise und pointiert-bissige Dialoge. Die im Stile eines Biopic aufgezogene Geschichte gestaltet sich abwechslungsreich und enthält einige Kniffe und Wendungen, die "Ein himmlischer Sünder" trotz des durch die Rahmenhandlung vorgegebenen Ausgangs zu einem recht unvorhersehbaren Filmerlebnis werden lassen. Als weiterer Pluspunkt erweisen sich die vielen schrulligen Charaktere, wozu neben dem mit der Mentalität eines langweiligen Buchmachers ausgestatteten Albert auch Marthas fortwährend streitende Eltern und Henrys spitzbübischer Großvater zählen.

                                          Zwar lässt die Gagdichte innerhalb der zweiten Filmhälfte ein wenig nach, da Lubitschs Film angesichts des fortschreitenden Alters des Protagonisten nun häufiger melancholische Töne anschlägt, doch weiß die märchenhaft anmutende Geschichte über menschliche Schwächen und die Widrigkeiten des Ehelebens bis zum Schluss für gelungene Unterhaltung zu sorgen.

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                                          • 7

                                            Der von Don Siegel (Dirty Harry, Flucht von Alcatraz) inszenierte "Ein Fressen für die Geier" ist ein charmanter Western mit komödiantischen Elementen, der zwar eine recht dünne, nach bewährten Mustern funktionierende Geschichte erzählt, dafür aber mit hervorragenden Landschaftsaufnahmen, amüsanten Dialogen und explosiver Action punktet.

                                            Mexiko zur Zeit der französischen Intervention: Auf seinem Ritt durch die Wüste trifft der Söldner Hogan (Clint Eastwood) auf die junge Sara (Shirley MacLaine), die er davor bewahrt, von drei Männern vergewaltigt zu werden. Zu Hogans großem Erstaunen entpuppt sich die Gerettete als Nonne, die sich am Freiheitskampf der Mexikaner beteiligt und sich derzeit auf der Flucht vor den französischen Besatzern befindet. Als der Söldner und die Ordensfrau erkennen, dass ihr gemeinsames Ziel die Garnisonstadt Chihuahua ist, schmieden sie Pläne, um die mexikanischen Unabhängigkeitskämpfer zu unterstützen...

                                            Obwohl es sich um eine US-Produktion handelt, orientiert sich "Ein Fressen für die Geier" spürbar am Italo-Western. Neben dem von Zynismus geprägten Humor und den mitunter blutigen Gewaltdarstellungen wird dies vor allem anhand des Hauptdarstellers deutlich, trägt Eastwood doch hier einen ähnlichen Poncho wie in Leones Dollar-Trilogie und agiert auch den gesamten Film über auf vergleichbare Weise.

                                            Neben der excellenten Kameraarbeit und einem gewohnt eingängigen Morricone-Score sind es derweil vor allem die bissigen Wortgefechte und skurrilen Ideen, die den Zuschauer bei Laune halten und auch über ein paar eher zähe Passagen hinweghelfen, in denen nicht viel Aufregendes geschieht. Allein schon MacLaines Ritt auf einem sehr kleinen Packesel, bei dem ihre Beine fast über den Boden schleifen, weiß dabei für einige Lacher zu sorgen.

                                            Eher routiniert als sonderlich gewitzt fühlt sich hingegen das Finale des Films an, bei dem es zwar ordentlich kracht und knallt, darüber hinaus aber kaum etwas geschieht, was man in ähnlicher Form nicht schon häufiger gesehen hätte.

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                                            • 6

                                              Mit "Miami Vice" kehrte Regisseur Michael Mann (Heat, Collateral) zu seinen Wurzeln zurück, war er doch in 80ern als ausführender Produzent an der populären TV-Serie beteiligt. Manns Filmversion bringt die beiden Ermittler Sonny und Ricardo ins neue Jahrtausend, lässt es bei all der Coolness und all den stylishen Bildern aber an Substanz vermissen.

                                              James 'Sonny' Crocket (Colin Farrell) und sein Partner Ricardo 'Rico' Tubbs (Jamie Foxx) sind erfahrene Drogenfahnder der Polizei von Miami. Nachdem bei einem groß angelegten FBI-Einsatz einer ihrer Informanten ums Leben kommt, werden die beiden Ermittler undercover in ein kolumbianisches Drogenkartell eingeschleust, um einem möglichen Spitzel in den eigenen Reihen auf die Schliche zu kommen. Schon bald gewinnen sie das Vertrauen des Drogenbarons Archangel (Luis Tosar) und seiner Geliebten Isabella (Gong Li). Archangels Mittelsmann und enger Vertrauter Yero (John Ortiz) schöpft jedoch Verdacht...

                                              Michael Manns Stil nach der Jahrtausendwende ist sehr gewöhnungsbedürftig und wird einige Zuschauer von vornherein abschrecken. So verzichtet Mann komplett auf den Einsatz von Steadicams und bleibt mit der wackligen Handkamera stets sehr nah bei den Figuren, sodass man jedes Barthaar von Farrell zählen und jede Hautpore von Foxx erkennen kann. Hierdurch erreicht Manns Thriller in seinen besten Momenten eine enorme Intensität, welche vor allem bei den packenden Shootouts zum Tragen kommt. Insgesamt enthält "Miami Vice" jedoch gar nicht so viele Actionszenen, sondern weidet sich lieber an den Bildern seines Protagonistenduos, welches wahlweise im Auto, Flugzeug oder Schnellboot unterwegs ist oder sich mit seinen Bettgefährtinnen in den Laken wälzt.

                                              So ultracool die Inszenierung auch ist, so konventionell und von Stereotypen dominiert fällt die Handlung aus, verläuft der Undercover-Einsatz der beiden Ermittler doch nach altbekannten Mustern. Dank Manns handwerklichem Gespür und den guten Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Naomie Harris (28 Days Later), Ciarán Hinds (Road to Perdition) und Barry Shabaka Henley (Terminal) zählen, kommt aber dennoch keine Langeweile auf.

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                                              • 7

                                                Mit Nicolas Cage durch die Nächte des Wahnsinns. Als New Yorker Rettungssanitäter in "Bringing Out the Dead" unter der Regie von Martin Scorsese (Shutter Island, The Wolf of Wall Street) erlebt er hautnah den Irrsinn einer von Drogensucht, Gewalt und Prostitution geprägten Großstadt, deren Bewohner die Pforte zur Hölle weit offengestoßen haben.

                                                Sanitäter Frank Pierce (Nicolas Cage) droht an seiner Arbeit zu zerbrechen. Diese besteht in letzter Zeit fast ausschließlich darin, Tote aufzusammeln, hat er doch schon lange keinen Menschen mehr retten können. Gemeinsam mit seinen ebenfalls vor dem mentalen Zusammenbruch stehenden Kollegen rast Frank durch die Nacht, hetzt von einem Notfalleinsatz zum nächsten. Bei der Reanimation eines Herzinfarktpatienten lernt er dessen Tochter Mary (Patricia Arquette) kennen und freundet sich mit ihr an. Doch auch diese Begegnung scheint nicht mehr als ein schwacher Hoffnungsschimmer inmitten des Infernos zu sein...

                                                "Bringing Out the Dead" setzt vornehmlich auf die Vermittlung von Stimmung und Atmosphäre und versteht sich sowohl als Psychogramm des völlig ausgebrannten Protagonisten wie auch als beklemmende Milieustudie. In manchen Momenten erinnert dies an Scorseses "Taxi Driver" (1976), allerdings mit dem großen Unterschied, dass Frank mit Resignation statt Aggression auf die Geschehnisse auf den New Yorker Straßen reagiert. Dabei ergeht sich der Film jedoch keineswegs nur in Melancholie, sondern wird von einem beißenden Zynismus bestimmt, der einige starke Lacher hervorbringt, zu welchen speziell Franks skurrile Kollegen beitragen, die von John Goodman (The Big Lebowski), Ving Rhames (Pulp Fiction) und Tom Sizemore (Das Relikt) verkörpert werden. Hinzu kommen wild-virtuose Kamerafahrten und verwaschene, vom Licht der Straßenlaternen und Reklametafeln dominierte Bilder.

                                                Auch wenn Scorsese die Spannungsschrauben hier nur selten fest anzieht, ist ihm mit "Bringing Out the Dead" ein über weite Strecken mitreißender Trip ins Herz der Finsternis gelungen.

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                                                  Als einer der ersten US-Western war "Der gebrochene Pfeil" unter der Regie von Delmer Daves (Zähl bis drei und bete, Die Sommerinsel) um ein differenziertes Bild der kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen weißen Siedlern und amerikanischen Ureinwohnern bemüht, werden Letztere hier doch nicht mehr als bösartige Wilde dargestellt, denen der Sinn nur nach Mord und Todschlag steht. Während diese filmhistorische Leistung wohl gar nicht genug Anerkennung verdienen kann, sind andere Bestandteile von Daves' Western weniger gut gealtert.

                                                  Auf der Suche nach Gold trifft der Abenteurer und ehemalige Kurier Tom Jeffords (James Stewart) auf den verletzten Apachenjungen Machogee (Robert Foster Dover) und pflegt ihn gesund, wodurch er sich den Respekt von dessen Stammesgenossen verdient. Positiv angetan von dieser Begegnung, möchte Tom fortan im Konflikt zwischen Apachen und Weißen vermitteln und sucht daher den Häuptling Cochise (Jeff Chandler) auf, um mit ihm zu verhandeln. Im Zuge dessen lernt er auch die Schamanin Sonseeahray (Debra Paget) kennen und verliebt sich in sie...

                                                  Während die allermeisten Western der Goldenen Ära Hollywoods auf ein klassisches Gut-Böse-Schema setzten und die Ureinwohner stets als angriffslustiges Kollektiv zeigten, bricht Daves' Film mit diesen ungeschriebenen Gesetzen und versucht zum einen, die Schuld für den Konflikt zwischen beiden Parteien nicht allein bei den Ureinwohnern zu suchen und diese zum anderen als Individuen mit unterschiedlichen Positionen darzustellen. Zwar bleibt es in mancher Hinsicht allein bei gutgemeinten Ansätzen, kann "Der gebrochene Pfeil" auf einige Stereotype doch nicht gänzlich verzichten, doch sind allein schon diese Ansätze aller Ehren wert.

                                                  Als weniger gelungen erweisen sich hingegen jene Passagen, in denen Daves' Film zu stark von den historischen Gegebenheiten abweicht. Zu diesen Abweichungen zählt insbesondere die recht schmalzige Liebesgeschichte, die man am besten ganz rausgelassen hätte, zumal das erzwungene Melodram letztlich nicht zur Aussage des Films passen will. Stattdessen hätten die Drehbuchschreiber etwa stärker auf die Vorgeschichte des Protagonisten eingehen sollen, wundert man sich als Zuschauer doch, wieso Tom Jeffords die Sprache der Apachen beherrscht und über ihre Riten und Gewohnheiten Bescheid weiß, obwohl er vorher nie näheren Kontakt zu den Ureinwohnern hatte.

                                                  Speziell wegen seiner wegweisenden Versöhnungsbotschaft, aber auch wegen den souveränen Darstellerleistungen und den ansprechenden Landschaftsaufnahmen kann sich eine Sichtung von Daves' Western jedoch auch heute noch lohnen.

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                                                    Kenduskeag 16.11.2022, 11:02 Geändert 16.11.2022, 14:58

                                                    Lange Zeit über galt das Thema Mars in Hollywood als absolutes Kassengift. Filme wie "Red Planet" (2000), "Mission to Mars" (2000), "Ghosts of Mars" (2001) oder "John Carter" (2012) erwiesen sich als katastrophale Box Office-Flops und konnten auch die Kritiker nur selten überzeugen. So musste erst der genreerfahrene Altmeister Ridley Scott (Alien, Blade Runner) kommen, um mit seiner Romanverfilmung "Der Marsianer" dem roten Planeten doch noch zu einem Erfolg an den Kinokassen zu verhelfen.

                                                    Der Astronaut und Botanikexperte Mark Watney (Matt Damon) ist Teil der Crew der Raumfahrtmission 'Ares III', welche mit der Erforschung des Mars' betraut wurde. Als ein gewaltiger Sandsturm das Team zum Abbruch ihrer Arbeiten zwingt, ordnet die befehlshabende Kommandantin Lewis (Jessica Chastain) die sofortige Rückkehr zur Erde an. Auf dem Weg zum Rückkehr-Modul wird Mark jedoch von einer umherfliegenden Antenne getroffen und bleibt verletzt und außerhalb der Sichtweite der anderen Crewmitglieder liegen. Im Glauben er sei tot, treten diese daher die Heimreise an. Als die NASA um Direktor Teddy Sanders (Jeff Daniels) anhand von Satellitenbildern erkennt, dass Mark Watney noch lebt, muss binnen kürzester Zeit ein Rettungsplan her...

                                                    "Der Marsianer" ist eine nach bewährten Erzählmustern funktionierende Robinsonade im All, die sich durch spektakuläre Bilder, eine gute Portion Spannung und Humor sowie einen souverän agierenden Cast auszeichnet, zu welchem u.a. noch Kate Mara (Transsiberian), Chiwetel Ejiofor (12 Years a Slave) und Sean Bean (Die Insel) zählen. Scott versteht es dabei, einerseits die Dringlichkeit der im Zentrum stehenden Rettungsmission auch für den Raumfahrtlaien zu vermitteln und andererseits das Szenario so fachbezogen und geerdet zu halten, dass der Film sich durchgängig in einem realistisch anmutenden Rahmen bewegt und zu keiner Zeit an Glaubwürdigkeit einbüßt.

                                                    Kritisieren lässt sich neben dem Mangel an Reibungspunkten unter den Figuren - selbst die Chinesen bieten hier im Gegenzug für einen Astronautenplatz bei künftigen Missionen ihre Mithilfe an - vor allem die zu üppig ausgefallene Laufzeit. So scheint es bisweilen, als ob Scott sich an den eigenen Mars-Panoramen gar nicht satt sehen könne und er selbst dem unbedeutendsten Nebencharakter noch seinen Heldenmoment spendieren wolle. Da "Der Marsianer" dankenswerterweise jedoch auf allzu viel Pathos verzichtet und der Protagonist neben seinen cleveren Tricks auch mit seiner ansteckend guten Laune begeistert, ergibt sich somit ein unterhaltsamer Überlebenskampf auf dem roten Planeten.

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