Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Mit "Blade II" ging die Horroraction um den sonnenlichtresistenten Vampirjäger nach dem Erfolg des Erstlings seinerzeit in die zweite Runde. Auf dem Regiestuhl nahm dafür der spätere Oscar-Preisträger Guillermo del Toro (Pans Labyrinth, Shape of Water) Platz, der der Fortsetzung auch sogleich seinen Stempel aufdrückte und für eine deutlich stilisiertere Optik sorgte. Wie schon der Vorgänger krankt jedoch auch "Blade II" an einer uninteressanten, allein von Kampfeinlagen geprägten Handlung sowie - im wahrsten Sinne des Wortes - blassen Charakteren.
Halbvampir Blade (Wesley Snipes) befindet sich auf der Suche nach seinem Freund und Mentor Whistler (Kris Kristofferson), welcher mit dem Vampirvirus infiziert und verschleppt wurde. Nach der erfolgreichen Befreiung und Heilung seines Freundes muss sich der Vampirjäger schon der nächsten Herausforderung stellen, ist doch eine neue Mutation im Umlauf, die Menschen und Vampire in eine neue, furchteinflößende Gattung verwandelt, die unter dem Namen 'Reaper' bekannt ist. Notgedrungen muss sich Blade mit einer Gruppe von Vampiren verbünden, um die neue Bedrohung unschädlich zu machen...
Selbst auf einem Bierdeckel ließe sich der dünne Plot von "Blade II" mühelos zweimal niederschreiben, dient die Jagd nach den Reapern doch lediglich als Aufhänger für eine schier endlose Abfolge von Kampfsequenzen, welche von recht beeindruckenden Martial Arts-Einlagen bis hin zu CGI-lastiger Luftakrobatik reichen. Mag die Action anfangs noch einigermaßen unterhalten, nutzt sich dieses immergleiche Konzept mit der Zeit zunehmend ab, sodass trotz der von del Toro gut eingefangenen Atmosphäre schon bald erste Ermüdungserscheinungen auftreten.
Hinzu kommt, dass sämtliche Charaktere vollkommen austauschbar und profillos daherkommen, was das Mitfiebern mit ihnen zusätzlich erschwert. Daran kann auch der solide agierende Cast, dem u.a. noch Leonor Varela (Der Schneider von Panama), Ron Perlman (Hellboy) und Thomas Kretschmann (A Taxi Driver) angehören, wenig ändern. Seine Stärken offenbart del Toros Film indes vor allem immer dann, wenn das kreative Kreaturendesign im Vordergrund steht und "Blade II" auf diese Weise ein wenig Bodyhorror bietet. So ist es dann auch wenig verwunderlich, dass die Autopsie eines Reapers zu den wenigen Highlights dieses ansonsten reichlich faden Blutsaugeractioners zählt.
Mit der Comicverfilmung "R.E.D. 2" unter der Regie Dean Parisots (Galaxy Quest, Dick und Jane) macht sich die Seniorenbande um den pensionierten Geheimagenten Frank Moses ein zweites Mal auf, um die Welt vor der Vernichtung zu retten. Herausgekommen ist dabei eine hektisch erzählte Fortsetzung, die sich einzig aufgrund des spielfreudigen Starensembles ins Mittelmaß rettet.
Ex-Agent Frank Moses (Bruce Willis) möchte eigentlich nur seinen Ruhestand mit seiner Lebensgefährtin Sarah (Mary-Louise Parker) genießen, wird jedoch jäh von seiner Vergangenheit eingeholt. Während des Kalten Krieges waren er und sein bester Freund Marvin (John Malkovich) an einer Geheimoperation beteiligt, bei der eine vom Physiker Dr. Edward Bailey (Anthony Hopkins) entwickelte Kernwaffe nach Russland geschmuggelt werden sollte. Nun werden Frank und seine Freunde als Terroristen gejagt und müssen an Informationen über den Verbleib der Sprengkörper gelangen, um eine Katastrophe zu verhindern...
Schon früh zeichnet sich ab, dass die haarsträubende Handlung von Parisots Actionkomödie nur dazu dient, die Protagonisten von einer skurrilen Situation zur nächsten rund um den Globus zu schicken. Zu wirr ist die Geschichte um die Jagd nach der Kernwaffe, um als Zuschauer wirklich nachvollziehen zu können, wer nun wieder wem aus welchen Gründen ans Leder will. Zudem ist auch in visueller Hinsicht ein Qualitätsabfall gegenüber dem recht charmanten Vorgänger zu spüren, sehen doch speziell die Actionsequenzen nicht mehr so ästhetisch aus wie noch unter Parisots Regievorgänger Robert Schwentke (Flightplan, Der Hauptmann).
Erschwerend hinzu kommt, dass auch die Gags nur noch selten zünden wollen, was aber durch den bestens aufgelegten Cast, welchem u.a. noch Helen Mirren (Die Queen), Catherine Zeta-Jones (Verlockende Falle) und Lee Byung-hun (I Saw the Devil) angehören, zumindest ein wenig ausgeglichen wird. Speziell der erst in der zweiten Filmhälfte auftretende Anthony Hopkins kann mit seiner Performance als gerissener Wissenschaftler so manche Schwäche der Comicverfilmung kaschieren.
Als 'Red Eye Flights' bezeichnet man im englischen Sprachraum Nachtflüge, welche bei Passagieren für gerötete Augen sorgen können. Der während eines solchen Nachtflugs spielende und von Horror-Altmeister Wes Craven (Nightmare on Elm Street, Scream) inszenierte "Red Eye" ist ein kurzweiliger, teils kammerspielartiger Thriller ohne besondere Innovationen oder überraschende Ideen.
Die Hotelangestellte Lisa Reisert (Rachel McAdams) lernt am Flughafen den charmanten Jackson Rippner (Cillian Murphy) kennen, dem sie später in der Maschine nach Miami abermals begegnet. Während des Fluges stellt sich jedoch heraus, dass das Zusammentreffen der Beiden kein Zufall ist, sondern Teil eines grausamen Plans, der von Rippner ausgeheckt wurde. Dieser benötigt Lisas Hilfe, um einen hochrangigen Minister und dessen Familie zu ermorden, die in jenem Hotel untergebracht sind, für das Lisa arbeitet. Sollte sie nicht kooperieren, so droht Rippner mit der Ermordung von Lisas Vater (Brian Cox)...
Cravens Thriller setzt von Beginn an auf Altbewährtes und kommt ohne große Umschweife zur Sache. Schon früh im Film sind die Fronten abgesteckt, sodass im weiteren Verlauf lediglich die Eskalation im Vordergrund steht. Das ist auch dank des gut aufspielenden Casts dann auch einigermaßen spannend, wenngleich "Red Eye" aus dem beengten Szenario nicht die Intensität herausholt, die man sich als Zuschauer im Idealfall wünschen würde. Auch aufgrund einiger Humorspitzen fühlt sich Cravens Flugzeugthriller nicht so düster und beklemmend an, wie es die Ausgangslage zunächst verspricht.
Dank des ebenso rasanten wie actionreichen Finales steht am Ende aber dennoch solide Thrillerkost.
Der von Sönke Wortmann (Das Wunder von Bern, Die Päpstin) inszenierte "Der Vorname" ist eine kammerspielartige Komödie und zugleich eine Neuverfilmung des gleichnamigen französischen Kinohits, welche zwar sehr vielversprechend beginnt, der aber schon zur Halbzeit spürbar die Luft ausgeht.
Der Literaturprofessor Stephan (Christoph Maria Herbst) und seine Ehefrau Elisabeth (Caroline Peters) laden zum Abendessen bei sich Zuhause ein. Neben dem Orchestermusiker René (Justus von Dohnányi), einem Freund seit Kindertagen, werden auch Elisabeths Bruder Thomas (Florian David Fitz) und seine schwangere Freundin Anna (Janina Uhse) erwartet. Schon bald kommt das Gespräch auf den Namen des ungeborenen Jungen, den die Anwesenden zu erraten versuchen. Als Thomas der Runde schließlich offenbart, dass sein Sohn den Namen 'Adolf' tragen soll, entbrennt darüber ein fürchterlicher Streit, der noch weitere Geheimnisse zu Tage fördert...
Wortmanns Komödie gewinnt vor allem durch seine spannende Prämisse, die auf ein spitzzüngiges Dialogfeuerwerk im Stile von Polanskis "Der Gott des Gemetzels" (2011) hoffen lässt. Solange die Diskussion um die Namensgebung im Mittelpunkt steht, kann Wortmanns Film diese Erwartungen auch durchaus erfüllen, sorgen doch speziell die Auseinandersetzungen zwischen dem überheblichen Professor und seinem schmierigen Schwager für einige recht amüsante Wortgefechte, sodass es nur noch eine Frage der Zeit scheint, ehe sich die beiden Unsympathen an die Gurgel gehen werden. Hat der werdende Vater zunächst überhaupt keine Argumente auf seiner Seite, gelingen ihm im weiteren Verlauf einige Punktsiege, wenn er etwa anführt, dass die Angst vor dem Namen eines Massenmörders diesen unnötig verherrliche und auf einen Podest stelle (die Diskussion um den Namen Voldmorts in den Harry Potter Romanen lässt an dieser Stelle grüßen).
Dann jedoch bricht die Namensdebatte abrupt ab und der Film wendet sich ausschließlich den Befindlichkeiten und Beziehungsgeflechten der Anwesenden zu, sodass "Der Vorname" in der zweiten Hälfte merklich an Biss verliert. Die nun deutlich seltener werdenden Pointen gestalten sich immer vorhersehbarer und bringen bestenfalls noch ein müdes Lächeln hervor, sodass Wortmanns Komödie sich eher schlecht als recht bis zum moralinsauren Ende hangelt.
„Zerrissene Umarmungen“ unter der Regie des Spaniers Pedro Almodóvar (Alles über meine Mutter, Leid und Herrlichkeit) ist eine elegante Mixtur aus Liebesdrama, Thriller und Film Noir, welche mit mehreren Zeit- und Metaebenen jongliert.
Der blinde Drehbuchautor Mateo Blanco (Lluis Homar) wird durch einen Zeitungsartikel unerwartet mit seiner eigenen Vergangenheit konfrontiert. In den 90er Jahren führte er Regie bei einem Film und verliebte sich während der Dreharbeiten in seine Hauptdarstellerin Magdalena Rivero (Penélope Cruz), mit der er eine leidenschaftliche Affäre begann. Magdalenas eifersüchtiger Lebensgefährte Ernesto Martel (José Luis Gomez), der zugleich auch der Produzent des Films war, spionierte dem Paar jedoch hinterher und schreckte auch vor Gewaltanwendung nicht zurück, um Magdalena weiterhin an sich zu binden…
„Zerrissene Umarmungen“ eröffnet gleich zu Beginn zwei Handlungsstränge, die zunächst keinerlei Zusammenhänge erkennen lassen, wodurch Almodóvars Werk eine leicht mysteriöse Note erhält und die Neugierde auf das Kommende geweckt wird. Erst ganz allmählich werden die Gemeinsamkeiten zwischen den beiden Handlungsfäden ersichtlich, womit auch die eine oder andere kleinere Überraschung einhergeht. Diese verschachtelte, aber nicht zu komplizierte Erzählweise ist es dann auch, die „Zerrissene Umarmungen“ maßgeblich von vergleichbaren Liebesdramen abhebt und dafür sorgt, dass Almodóvars Film bis zum Schluss unvorhersehbar bleibt.
Neben der großartigen Kameraarbeit, welche sowohl die Vulkanlandschaft Lanzarotes als auch die farbenfrohen Inneneinrichtungen wunderbar einzufangen weiß, kann derweil vor allem das ausgezeichnete Schauspielensemble begeistern, das auch den Nebenfiguren Profil zu verleihen versteht und aus dem eine glänzend aufgelegte Penélope Cruz, die durch ihr Auftreten als Hauptdarstellerin im Film-im-Film sogar eine Doppelrolle verkörpert, noch einmal besonders hervorsticht.
Vorwerfen kann man Almodóvars Werk allenfalls, dass die eine oder andere Altherrenfantasie bedient wird, was sich speziell in einer Szene direkt zu Beginn offenbart, in der der gealterte Drehbuchautor mit einer jungen Frau im Bett landet, die er zuvor auf der Straße angegraben hatte. Außerdem mangelt es „Zerrissene Umarmungen“ im Mittelteil ein wenig an Stringenz, wenn der Film etwa allzu ausführlich den Drogenkonsum des jungen Diego (Tamar Novas) beleuchtet und so seine Hauptfiguren zeitweilig aus den Augen verliert. Wesentlich gelungener hingegen sind die Momente, in denen Almódovar dem Medium Film selbst huldigt und munter aus der Filmgeschichte zitiert.
Das von Terry Gilliam (König der Fischer, 12 Monkeys) inszenierte Fantasymärchen "Das Kabinett des Doktor Parnassus" zeichnet sich durch visuellen Einfallsreichtum und eine amüsant-schräge Geschichte aus, wirkt bisweilen aber in seiner Vielzahl behandelter Themen etwas überfrachtet und kann seine einzelnen Fragmente nicht immer zu einem stimmigen Ganzen zusammenfügen.
Dr. Parnassus (Christopher Plummer) hat einst einen Pakt mit dem Teufel (Tom Waits) geschlossen, welcher ihm die Unsterblichkeit versprach. Seit langer Zeit zieht der uralte Mann nun schon zusammen mit seiner Tochter Valentina (Lily Cole) und seinen Assistenten Percy (Verne Troyer) und Anton (Andrew Garfield) mit seinem Wandertheater durch Großbritannien, zieht damit aber kaum noch Zuschauer an. Als die Theatertruppe beim Überqueren einer Brücke auf den dort erhängten Tony (Heath Ledger) stößt, retten sie den Fremden vor dem sicheren Tod und nehmen ihn bei sich auf. Tonys charismatische Art lockt bald schon ein großes Publikum zum Theater, doch verbirgt er - ebenso wie Parnassus selbst - ein düsteres Geheimnis...
Gilliams mit unterschiedlichen Motiven geradezu vollgestopftes Werk lässt sich am ehesten als fantasievolle Fabel mit allerlei gesellschaftskritischen Zwischentönen bezeichnen, der es zwar bisweilen an einem stringenten Erzählfaden mangelt, jedoch allein schon aufgrund des kreativen Worldbuilding und der gut aufgelegten Darstellerriege, aus der überraschend der junge Andrew Garfield noch einmal besonders hervorsticht, zu unterhalten weiß. Dabei springt die Geschichte permanent von einem Konflikt zum nächsten, was eine hohe Aufmerksamkeit seitens der Zuschauer erfordert. So steht mal der Wettstreit zwischen dem Doktor und dem Teufel im Vordergrund, dann wiederum Antons Eifersucht gegenüber Tony und schließlich das angespannte Verhältnis zwischen dem Doktor und seiner Tochter.
In visueller Hinsicht wissen derweil vor allem die im heutigen London spielenden Szenen zu gefallen, während die Darstellung der Traumwelten des Doktors dagegen aufgrund der recht schwachen CGI-Effekte merklich abfällt. Hier hätte beispielsweise der Einsatz von Stop-Motion Technik - wie etwa in Tim Burtons "Beetlejuice" (1988) - das Gesamtergebnis deutlich aufgewertet.
In "Helden der Wahrscheinlichkeit" versammelt Anders Thomas Jensen (Adams Äpfel, Men & Chicken) erneut sein wahrscheinlich liebstes Schauspielensemble um sich, um eine wahnwitzige Geschichte über Trauerbewältigung, Rachsucht, Zufall und Schicksal zu erzählen, die wahrscheinlich viele Zuschauer emotional berühren, aber zugleich auch herzhaft lachen lassen wird.
Der Statistikexperte Otto (Nikolaj Lie Kaas) hat kürzlich seinen Job verloren. In der S-Bahn begegnet er der Teenagerin Mathilde (Andrea Heick Gadeberg) und ihrer Mutter, welcher er seinen Sitzplatz anbietet. Unmittelbar darauf entgleist die Bahn und Mathildes Mutter und viele andere Fahrgäste kommen ums Leben. Da sich unter den Todesopfern auch der Kronzeuge in einem Mordprozess befand, ist Otto der festen Überzeugung, dass ein Attentat auf die Bahn verübt wurde. Zusammen mit seinen Freunden Lennart (Lars Brygmann) und Emmenthaler (Nicolas Bro) wendet er sich mit seinem Verdacht an Mathildes Vater Markus (Mads Mikkelsen), einen heimgekehrten Kriegsveteran, der auf Rache für seine tote Ehefrau sinnt...
Jensens neuester Streich vereint Dramaelemente, Gewalteskalation und viel makabren Humor zu einem gleichsam nachdenklichen wie unterhaltsamen Werk, das auch auf visueller Ebene zu überzeugen weiß und von Jensens Stammpersonal an hochkarätigen dänischen Schauspielern getragen wird. Dabei ist "Helden der Wahrscheinlichkeit" trotz aller Derbheit und Brutalität geprägt von einer sympathischen Herzlichkeit, die sich vor allem aus dem wunderbaren Zusammenspiel der skurrilen Charaktere ergibt, sodass es auch nicht sonderlich negativ auffällt, dass nicht jede Pointe ins Schwarze trifft und die Übergänge zwischen humorvollen und ernsten Momenten manchmal etwas holprig sind.
Wer Filme mag, die gleichsam bitterböse wie bewegend sind und dazu noch mit ein paar krachenden Actionszenen aufwarten können, wird mit Jensens Werk mit großer Wahrscheinlichkeit auf seine Kosten kommen.
An einen Horrorklassiker wie Kubricks "Shining" ebenso wie an die Romanvorlage von Stephen King anzuknüpfen und es dabei letztlich allen Zuschauer gleichermaßen recht zu machen, dürfte vom Schwierigkeitsgrad her der Quadratur des Kreises gleichkommen. Regisseur Mike Flanagan (Oculus, Das Spiel) wagte sich an das ambitionierte Unterfangen und schuf mit "Doctor Sleeps Erwachen" einen durchaus unterhaltsamen Mix aus Alkoholikerdrama und Mysteryhorror, der allerdings den sich zwangsläufig aufdrängenden Vergleich mit dem Vorgänger klar verliert.
Der inzwischen erwachsene Danny Torrance (Ewan McGregor) ist wie einst sein Vater dem Alkohol verfallen und versucht, seine mit dem Shining einhergehenden Fähigkeiten vor seiner Umwelt zu verbergen. Spontan entschließt er sich zu einer Busfahrt in die Kleinstadt Frazier, wo sich der hilfsbereite Billy Freeman (Cliff Curtis) seiner annimmt, ihn zu den Treffen der Anonymen Alkoholiker einlädt und ihm einen Job im Hospiz vermittelt, wo Danny aufgrund seines empathischen Umgangs mit den Sterbenden schon bald als 'Doctor Sleep' bekannt ist. Über eine Wandtafel in seiner Wohnung kommuniziert Danny mit der jungen Abra Stone (Kyliegh Curran), einem Mädchen, dessen Shining noch ausgeprägter als Dannys ist. Unterdessen zieht eine sich der "Wahre Knoten" nennende Gruppe von Nomaden unter der Führung der durchtriebenen Rose the Hat (Rebecca Ferguson) durchs Land und sucht nach Menschen, die über außergewöhnliche Begabungen verfügen...
Setzte Kubrick in seinem Horrorklassiker vor allem auf eine beinahe kammerspielartige Atmosphäre und ein überschaubares Figurenensemble, erzählt Flanagan nun in beinahe epischer Breite eine mehrere Handlungsstränge umfassende und sich über verschiedene Bundesstaaten erstreckende Geschichte, die neben den Horrorelementen auch recht viel Effektaction bietet. So beginnt "Doctors Sleeps Erwachen" zunächst mit einer längeren Einführungsphase, in der das weitere Leben des kleinen Danny und seiner Mutter nach den schrecklichen Ereignissen im Overlook Hotel beleuchtet wird. Dieser Part wirkt insofern etwas befremdlich, als dass die aus "Shining" bekannten Charaktere nunmehr von anderen Darstellern verkörpert werden, zugleich aber Frisuren und Kleidung 1 zu 1 aus Kubricks Vorgänger übernommen wurden.
Etwas interessanter als dieser Rückblick in Dannys Kindheit fällt da schon die Einführung der Antagonistin Rose und ihrer Gefährten aus, zumal Rebecca Ferguson in ihrer Schurkenrolle vollkommen aufgeht und für die meisten schauspielerischen Highlights des Films verantwortlich ist. Schon in der Szene, in der ein neues Mitglied für ihre Gemeinschaft rekrutiert wird, deutet sich jedoch an, dass Flanagans ausufernde Erzählweise zu einigen Längen führen wird, ist der grobe Ablauf der Geschichte doch zu vorhersehbar, um eine solch stolze Laufzeit zu rechtfertigen. Zu Gute halten kann man Flanagan und King aber immerhin, dass sie durchaus etwas Neues und Eigenständiges auf die Beine stellen wollen und trotz zahlreicher Anspielungen und Querverweise nicht nur eine bloße Kopie des Vorgängers erstellen.
Erwähnenswert ist außerdem der Umgang mit einem alten Konflikt, der stets dazu führte, dass sich King von Kubricks Werk distanzierte, ist Jack Torrance in Kings Roman doch anders als in Kubricks Verfilmung kein wahnsinniger Psychopath, der im Overlook Hotel endgültig Amok läuft, sondern vielmehr ein Opfer des von dunklen Mächten heimgesuchten Ortes. "Doctor Sleeps Erwachen" rehabilitiert Jack Torrance nun in gewisser Weise, indem der Film das Hotel selbst als Quelle des Bösen herausstellt und Danny in einer emotionalen Szene bei den Anonymen Alkoholikern seines Vaters gedenken lässt. Hätte sich Flanagan noch mehr auf die Dramenaspekte fokussiert und das zum Teil überbordende Actiongetöse reduziert, hätte womöglich gar erneut ein Genreklassiker entstehen können.
"Eine Frage der Ehre" unter der Regie von Rob Reiner (Stand by Me, Misery) ist ein recht langatmiges Gerichtsdrama, das trotz seiner handwerklichen Qualitäten und seines Star-Aufgebots nur phasenweise Spannung zu erzeugen weiß und eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der von strikter Hierarchie und blindem Befehlsgehorsam geprägten Welt des US-Militärs vermissen lässt.
Auf dem Marinestützpunkt Guantanamo Bay ist ein Soldat ums Leben gekommen, nachdem er von zwei Kameraden auf grausame Weise misshandelt wurde. Die beiden mutmaßlichen Täter müssen sich nunmehr vor dem Militärgericht wegen Mordes verantworten. Überraschend wird der unerfahrene Navy-Offizier Daniel Kaffee (Tom Cruise) mit der Verteidigung der beiden Angeklagten betraut, wobei ihm die ranghöhere JoAnne Galloway (Demi Moore) zur Seite steht. Gemeinsam wollen sie beweisen, dass es sich bei der Attacke auf den getöteten Soldaten um eine gezielte Strafaktion handelte, die von Colonel Nathan Jessep (Jack Nicholson), dem Kommandeur der Bodentruppen in Guantanamo Bay, befohlen wurde...
Reiners Werk unterscheidet sich von vergleichbaren Justizfilmen vor allem dadurch, dass der im Mittelpunkt stehende Prozess vor einem Militärgericht und somit unter völlig anderen Bedingungen stattfindet. Nur in wenigen Szenen des Films gelingt es Reiner jedoch, die Besonderheiten dieser nach eigenen Regeln geführten Parallelwelt herauszustellen und zu hinterfragen. Vielmehr verschiebt sich der Fokus schon bald fort von der furchtbaren Tat und dem dahintersteckenden Motiv hin zu einem diffusen Ehrbegriff, an dem sich Reiners Film insbesondere in Person des Angeklagten Dawson (Wolfgang Bodison) abarbeitet. Obwohl die unterschiedlichen Positionen bereits früh abgesteckt sind, benötigt "Eine Frage der Ehre" in der Folge sehr lange, um wirklich in Schwung zu kommen. Stattdessen drehen sich die Dialoge lange Zeit über im Kreis, da es der Verteidigung an Beweisen mangelt, um die Gegenseite festzunageln.
Eine Schwäche des Films besteht außerdem im Mangel an Sympathieträgern, mimt Tom Cruise den Junganwalt doch mit einer großen Portion Überheblichkeit und Arroganz, während der ihm gegenüber stehende Colonel als durch und durch bösartig charakterisiert wird und auch die beiden Angeklagten aufgrund ihres Mangels an Schuldbewusstsein und Reue keine Sympathiepunkte einfahren können. Die von Demi Moore verkörperte Lt. Commander Galloway wird zwar anfangs noch als unabhängig und tough eingeführt, verkommt aber im Verlauf der Handlung zur bloßen Stichwortgeberin für den Protagonisten. Ironischer Weise ist es neben den visuellen Qualitäten vor allem der gut aufspielende Cast, dem u.a. noch Kevin Bacon (Mystic River), Kevin Pollak (Hostage) und J.T. Walsh (Breakdown) angehören, der "Eine Frage der Ehre" letztlich noch ins Mittelmaß hievt.
Angelehnt an den Fall des Zodiac-Killers, der Ende der 60er Jahre in der San Francisco Bay Area mehrere Menschen ermordete und die Presselandschaft mit grotesken Briefen in Atem hielt, schuf Regisseur Don Siegel (Coogans großer Bluff, Flucht von Alcatraz) mit "Dirty Harry" einen grimmigen Polizeithriller, der sich durch einen psychologisch ambivalenten Hauptcharakter und eine ebenso rohe wie abgründige Atmosphäre auszeichnet.
Inspektor Harry Callahan (Clint Eastwood) ist ein zynischer Einzelgänger, der sich vor keiner Schmutzarbeit scheut und auch vor Gewalt nicht zurückschreckt, was ihm den Spitznamen 'Dirty Harry' eingebracht hat. Als ein im Stile eines Heckenschützen agierender Serienkiller San Francisco unsicher macht, wird Callahan auf den Fall angesetzt, um den sich selbst 'Scorpio' (Andrew Robinson) nennenden Mörder dingfest zu machen. Gemeinsam mit seinem neuen mexikanischen Partner Chico Gonzales (Reni Santoni) nimmt Callahan die Spur des Killers auf, muss jedoch schon bald feststellen, dass dieser die Polizeibeamten an der Nase herumzuführen versteht...
Siegels genreprägender Polizeithriller wurde bei Erscheinen kontrovers diskutiert, schien er doch eine konservative Antwort auf die seinerzeit aufkommende gegenkulturelle Jugendbewegung darzustellen und zugleich rechte Ideale zu repräsentieren. Darüber hinaus sahen Kritiker in der brutalen Vorgehensweise des Protagonisten einen Aufruf zu Selbstjustiz. Siegel verherrlicht die Methoden des schroffen Hauptcharakters allerdings keineswegs, sondern distanziert sich trotz aller Coolness, die Harry Callahan umgibt, doch an den entscheidenden Stellen immer wieder von dessen Taten. Vielmehr als an einer politischen Auseinandersetzung scheint Siegel daran interessiert, ein umfassendes Porträt der Stadt San Francisco zu zeichnen, indem er den Zuschauer sehr oft aus der Vogelperspektive heraus auf das Geschehen hinabblicken lässt und somit auch in dieser Hinsicht auf Abstand zu den Figuren geht.
Von Beginn an legt "Dirty Harry" ein recht hohes Tempo vor und reiht eine Actionszene an die nächste, da der Killer den Polizeibeamten kaum eine Verschnaufpause gewährt. Unter visuellen Gesichtspunkten ist Siegels Film dabei sehr gut gealtert und überzeugt mit einigen handgemachten Stunts. Lediglich die Nachtaufnahmen sind mitunter etwas zu dunkel geraten, sorgen aber gleichzeitig auch für einige sehr atmosphärische Bilder der kalifornischen Metropole.
Hauptdarsteller Clint Eastwood ist die Rolle des wortkargen Zynikers derweil wie auf den Leib geschrieben. Dank einiger lakonischer Oneliner sorgt "Dirty Harry" zudem trotz des pessimistischen Grundtons für das eine oder andere Schmunzeln.
Nachdem er im dritten Teil eine Runde aussetzen musste, ist Meuchelmörder Michael Myers für Teil 4 des "Halloween"-Franchise zurück im Spiel. Die von Dwight H. Little (Zum Töten freigegeben, Mord im Weißen Haus) inszenierte Wiederkehr der Slasher-Ikone entpuppt sich jedoch als maximal durchschnittliche Horrorkost, der es vor allem an frischen Ideen fehlt.
Michael Myers (George P. Wilbur) hat die letzten zehn Jahre in einer psychiatrischen Klinik in Richmond verbracht und soll nun in eine andere Einrichtung verlegt wird. Während der Fahrt mit dem Krankentransport gelingt dem Serienkiller allerdings die Flucht und er macht sich erneut auf in seinen Heimatort Haddonfield, wo seine Nichte Jamie (Danielle Harris), seine letzte noch lebende Verwandte, wohnt. Als Dr. Loomis (Donald Pleasence) von Michaels Flucht erfährt, macht auch er sich auf den Weg, um dem Killer Einhalt zu gebieten...
Nachdem das Experiment des dritten Teils, das Franchise ohne Myers fortzusetzen, an den Kinokassen Schiffbruch erlitt, setzt Teil 4 wieder auf Altbewährtes und scheint vor allem darum bemüht, bloß kein Risiko mehr einzugehen und die Fans dadurch womöglich erneut zu verprellen. Dies hat jedoch zur Folge, dass "Halloween 4" ein reichlich generischer Slasherbeitrag geworden ist, der der Geschichte um den Killer von Haddonfield kaum etwas Neues hinzufügt. So entkommt Michael wie schon in John Carpenters Original dem Zugriff der für ihn zuständigen Krankenpfleger und hat es abermals auf eine Babysitterin und ihren Schützling abgesehen. Dass sich zwischenzeitlich eine Bürgerwehr in Haddonfield formiert, um dem Killer endgültig den Garaus zu machen, liest sich auf dem Papier zwar nach einem vielversprechenden Ansatz, wird aber letztlich nur halbherzig umgesetzt.
Dafür nimmt der bis dahin eher spannungsarme Film im letzten Drittel noch einmal deutlich an Fahrt auf und bietet ein sehr ordentliches Finale, das für Grusel und Nervenkitzel sorgt und das mit einem unerwarteten Paukenschlag endet, dem es leider aber an einer befriedigenden Begründung mangelt.
Zu den letzten noch in seiner britischen Heimat entstandenen Spielfilmen Alfred Hitchcocks zählt der mit sehr viel Humor und Wortwitz angereicherte Mysterythriller „Eine Dame verschwindet“, dessen großer Einfluss auf nachfolgende Genrevertreter in jeder Minute des Films spürbar ist.
Da eine Lawine die Weiterfahrt des Zuges von Budapest nach Basel unmöglich macht, sieht sich eine heterogene Reisegruppe gezwungen, in einem überfüllten Gasthof zu übernachten. Zu den Hotelgästen zählt auch die junge Iris Henderson (Margaret Lockwood), Tochter eines Marmeladenfabrikanten, die sich auf dem Weg zu ihrem Verlobten befindet. Als der Zug seine Weiterfahrt schließlich fortsetzen kann, lernt Iris am Bahnsteig Miss Froy (May Whitty), eine gutherzige Gouvernante älteren Semesters, kennen. Noch ehe sie in den Zug steigt, wird Iris jedoch von einem herabfallenden Blumenkasten am Kopf getroffen, woraufhin sich die hilfsbereite alte Dame ihrer annimmt und ihr auf der Fahrt Gesellschaft leistet. Als Iris nach kurzem Schlaf in ihrem Abteil erwacht, ist Miss Froy allerdings plötzlich wie vom Erdboden verschwunden. Mehr noch: Sämtliche Mitreisenden geben an, die alte Dame nie gesehen zu haben und behaupten, Iris sei einer Halluzination erlegen. Während die junge Frau allmählich an ihrem Verstand zu zweifeln beginnt, scheint einzig der Volksliedforscher Gilbert (Michael Redgrave) ihr Glauben zu schenken…
Selbst im Vergleich zu vielen anderen Werken des Regisseurs zeichnet sich „Eine Dame verschwindet“ von Beginn an durch sehr viel verschmitzten Humor und skurrilen Charme aus. So sorgt bereits das erste Aufeinandertreffen der Zugreisenden in der überfüllten Herberge für einige witzige Wortgefechte und gelungene Situationskomik. Die Ausgangslage mit der verschwundenen Person, an die sich außer der Hauptfigur niemand zu erinnern scheint, dürfte zur Entstehungszeit des Films noch recht unverbraucht gewesen sein, wurde inzwischen aber schon häufiger aufgegriffen. Ein bekanntes Beispiel aus jüngerer Vergangenheit stellt etwa der Thriller „Flightplan“ (2005) mit Jodie Foster dar. Hitchcock versteht es jedoch ausgezeichnet, aus der bekannten Prämisse nahezu das Maximum an Spannung und Suspense herauszuholen. Darüber hinaus wartet die Geschichte im weiteren Verlauf immer wieder mit einigen kleinen Twists auf, die zusätzlich für Dramatik und Abwechslung sorgen.
Neben den vielen erinnerungswürdigen Charakteren, zu denen etwa auch zwei (homosexuelle?) Cricket-Enthusiasten gehören, die angesichts ihrer Begeisterung für den Sport alles um sie herum vergessen, ist zudem das actionreiche Finale hervorzuheben, in dem Hitchcock die beengte Zugkulisse effektiv für seine Zwecke zu nutzen weiß.
Mit dem Boxerdrama "Rocky" erklomm der zuvor weitgehend unbekannte Sylvester Stallone 1976 über Nacht den Kino-Olymp, entwickelte sich die Geschichte des Außenseiters, der zum Kampf gegen den Schwergewichtsweltmeister in den Ring steigt, doch zu einem enormen Überraschungserfolg bei Publikum und Kritikern und gewann mehrere Auszeichnungen.
Der aus einfachen Verhältnissen stammende Rocky Balboa (Sylvester Stallone) lebt im Armenviertel von Philadelphia, wo er sich als Geldeintreiber sowie durch vereinzelte Amateurkämpfe seinen Lebensunterhalt verdient, da er seinen ursprünglichen Traum von der großen Karriere als Profiboxer längst aufgegeben hat. Während der verbitterte junge Mann darum bemüht ist, das Herz der schüchternen Zoogeschäft-Verkäuferin Adrianna (Talia Shire) zu gewinnen, sucht der amtierende Schwergewichts-Champion Apollo Creed (Carl Weathers) nach einem unerwarteten Ausfall nach einem neuen Herausforderer für den auf den Neujahrstag datierten Kampf um die Weltmeisterschaft...
Das von John G. Avildsen (Karate Kid, Der knallharte Prinzipal) inszenierte Drama erzählt eine im Grunde simple Geschichte über den American Dream, besticht dabei jedoch durch differenzierte Charakterdarstellungen und eine stimmige Milieuzeichnung und schafft es so, das Publikum auf die Seite des von Stallone stark verkörperten Außenseiters zu ziehen, der sich entgegen aller Widerstände an die Spitze kämpft. Entsprechend stehen in "Rocky" die Boxkämpfe weniger im Vordergrund als vielmehr die Beziehungen der einzelnen Charaktere, ihre Träume und Schicksalsschläge. Über weite Strecken befasst sich das von Stallone persönlich verfasste Drehbuch gar ausschließlich mit der langsamen Annäherung von Rocky und Adrianna, weshalb sich der Film durchaus auch als Romanze einstufen lässt. Erwähnenswert sind neben dem grandiosen Soundtrack zudem auch die stark aufspielenden Nebendarsteller, zu denen u.a. Joe Spinell (Maniac), Burt Young (Convoy) und Burgess Meredith (Batman hält die Welt in Atem) zählen.
So steht am Ende eine zwar überraschungsfreie, aber dafür emotional mitreißende Charakterstudie.
Der von Robert Zemeckis (Zurück in die Zukunft, Contact) inszenierte "Allied" ist ein Weltkriegsmelodram klassischer Prägung, das einige spektakuläre Schauwerte und große Emotionen bietet, dabei aber nicht immer den richtigen Tonfall trifft und mitunter sehr dick aufträgt.
Marokko 1942: Der kanadische Geheimdienstoffizier Max Vatan (Brad Pitt) begegnet in Casablanca der französischen Widerstandskämpferin Marianne Beauséjour (Marion Cotillard). Beide haben den Auftrag erhalten, den deutschen Botschafter in Marokko umzubringen. Zu diesem Zweck geben Max und Marianne vor, ein Ehepaar zu sein und hegen schon nach kurzer Zeit aufrichtige Gefühle füreinander. Nach dem erfolgreichen Attentat ziehen die beiden Agenten schließlich nach London, doch schon bald holt sie ihre Vergangenheit wieder ein, wird Max doch mit einer furchtbaren Anschuldigung konfrontiert...
"Allied" ist insgesamt handwerklich routiniert in Szene gesetzt, obgleich Zemeckis mit dem Gebrauch des Weichzeichners mitunter etwas übertreibt und seine Spionageromanze deshalb zuweilen allzu künstlich aussieht. Auch über die Performances der Darsteller lässt sich kaum meckern, wenngleich weder Pitt noch Cotillard Glanzleistungen abliefern und unter den Nebendarstellern lediglich August Diehl als undurchsichtiger Nazi-Offizier hervorsticht. Als im negativen Sinn auffälliger hingegen erweist sich die etwas holprige Dramaturgie sowie die schwankende Tonalität. So erscheint es, als ob Zemeckis zuweilen selbst nicht wisse, ob er nun ein düsteres Kriegsepos oder doch eher einen munteren Agentenactionfilm im Stile von "Mr. & Mrs. Smith" (2005) vor sich habe. Wenn die beiden Protagonisten sich etwa während eines Sandsturms im Auto lieben oder während eines Fliegerangriffs ein Kind zur Welt gebracht wird, wähnt man sich als Zuschauer jedenfalls eher in einem absurden Groschenroman. Und auch Max' Fähigkeiten beim Kartenmischen hätten besser in einen Film wie "Die Unfassbaren" (2013) gepasst.
Bei aller Kritik ist "Allied" aber dennoch über weite Strecken recht spannend und unterhaltsam geraten und sorgt mit abwechslungsreichen Schauplätzen und seiner grundsoliden Spionagestory für ein letztlich doch gelungenes Filmerlebnis.
"Die Farbe des Geldes" basiert auf einem Roman von Walter Tevis, der auch die Vorlagen zum SciFi-Klassiker "Der Mann, der vom Himmel fiel" (1963) und der Miniserie "Das Damengambit" (2020) schrieb. Das von Martin Scorsese (Taxi Driver, The Wolf of Wall Street) inszenierte Sportdrama knüpft dabei an "Haie der Großstadt" (1961) an, in welchem ebenfalls Paul Newman in der Hauptrolle zu sehen war.
Der inzwischen in einer Bar arbeitende ehemalige Poolbillard-Profi Eddie Felson (Paul Newman) entdeckt zufällig das große Talent des jungen Vincent (Tom Cruise) und nimmt den ungestümen Draufgänger unter seine Fittiche. Gemeinsam mit Vincents Freundin Carmen (Mary Elizabeth Mastrantonio) ziehen die beiden Männer von einer Billardhalle zur nächsten, wobei Eddie seinem Schützling beibringt, wie er durch geschickte Wetteinsätze und absichtliche Niederlagen andere Spieler abzocken kann. Auf diese Weise will Eddie den jungen Heißsporn einerseits in die Kunst des Bluffens einweisen und andererseits auf die Billardmeisterschaft in Atlantic City vorbereiten...
"Die Farbe des Geldes" lebt weniger von der eher gewöhnlich daherkommenden Geschichte als von den hervorragend ausgearbeiteten Charakteren und ihren Konflikten sowie den damit einhergehenden Fragestellungen über Anstand und Moral, Alter und Jugend, Eitelkeit und Demut. Im Vergleich zu vielen anderen Werken des Regisseurs ist Scorseses Sportdrama daher deutlich intimer angelegt, fokussiert sich fast ausschließlich auf die Dynamik zwischen den drei Hauptcharakteren.
Neben dem teils melancholischen, teils mitreißenden Blues- und Rock-Soundtrack und der virtuosen Kameraführung von Michael Ballhaus bleiben vor allem die starken Leistungen der Castmitglieder im Gedächtnis, zu denen in kleineren Nebenrollen u.a. noch Helen Shaver (Amityville Horror), Forest Whitaker (Panic Room) und John Turturro (The Big Lebowski) gehören. Insbesondere Paul Newman in der Rolle des lustlos gewordenen Mentors, der es angesichts der ungezügelten Art seines Schützlings selbst noch einmal wissen will, liefert eine beeindruckende Performance ab und hebt die im Grunde recht simple Story auf ein höheres Level.
Der von Howard Hawks (Scarface, Ein Goldfisch an der Leine) inszenierte Westernklassiker "Red River" besticht durch eine in teils spektakuläre Bilder gehüllte Geschichte über den amerikanischen Gründermythos sowie den Konflikt zwischen Alt und Jung, gestaltet sich dabei aber auch etwas langatmig und inkonsequent.
Thomas Dunson (John Wayne) hat es sich in den Kopf gesetzt, gemeinsam mit seinem Gehilfen Groot (Walter Brennan) und seinem Ziehsohn Matt (Montgomery Clift) in Texas nach geeignetem Land zu suchen, um eine große Rinderranch aufzubauen. Nach vierzehn Jahren harter Arbeit ist es den Männern schließlich gelungen, eine Viehherde mit über 9000 Tieren heranzuzüchten, doch ist die Nachfrage nach Rindfleisch in Folge des Sezessionskriegs inzwischen stark gesunken, sodass Dunson den Plan fasst, die gesamte Herde über den Red River nach Missouri zu führen, um die Tiere dort gewinnbringend zu verkaufen. Schon bald erweist sich das riskante Unternehmen als ebenso strapaziös wie gefährlich...
"Red River" punktet mit beeindruckenden Aufnahmen der weiten Prärielandschaft, wozu auch eine aufsehenerregende Sequenz gehört, in der die Herde in Panik die Flucht ergreift und so eine Stampede auslöst. Außerdem wissen auch die Leistungen der Darstellerriege zu gefallen, wobei Montgomery Clift als sich gegen seinen diktatorischen Ziehvater auflehnende junge Führungspersönlichkeit die interessanteste Rolle zufällt, während Walter Brennan als gebissloser Kauz hauptsächlich für humorvolle Auflockerung zuständig ist. Hawks' Film fühlt sich trotz des Settings sowie einiger Schießereien dabei gar nicht so sehr nach einem typischen Genrebeitrag an, sondern erweckt eher den Eindruck, eine Geschichte über die amerikanische Historie sowie die damit einhergehenden Generationenkonflikte erzählen zu wollen, was durch den häufigen Einsatz der Erzählerstimme noch verstärkt wird.
Dabei schleicht sich angesichts der stolzen Laufzeit von über 130 Minuten durchaus die eine oder andere Länge ein, zumal Dunsons Auseinandersetzungen mit seinen Wegbegleitern immer dem gleichen Muster folgen und dementsprechend vorhersehbar sind. Hinzu kommt, dass den wenigen Frauenfiguren im Film eigentlich eine bedeutsame Rolle zukommt, diese dafür aber im Vergleich zu ihren männlichen Pendants schlicht nicht gut genug ausgearbeitet wurden. Dies macht sich spätestens im halbgaren Finale bemerkbar, welches die letzte Konsequenz vermissen lässt und somit nicht die gewünschte Wirkung entfalten kann.
"Knives Out" unter der Regie Rian Johnsons (Brick, Looper) ist ein sich mitunter am Rande der Selbstparodie bewegender Kriminalfilm, der das klassische Whodunit-Konzept auf gelungene Weise ins 21. Jahrhundert transferiert und dabei mit einer recht ausgeklügelten Geschichte, einer farbenprächtigen Ausstattung und einem gut aufgelegten Star-Cast punkten kann.
Harlan Thrombey (Christopher Plummer) hat als erfolgreicher Autor von Kriminalromanen ein beträchtliches Vermögen angehäuft. Als der greise Patriarch am Morgen nach der Feier seines 85. Geburtstags tot in der Dachkammer seines Anwesens aufgefunden wird, deutet für die zuständigen Polizeibeamten alles auf einen Suizid hin. Dem von einem unbekannten Auftraggeber herbeibestellten Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) kommen jedoch rasch Zweifel an dieser Hypothese, sodass er die verbliebenen Familienmitglieder eingehend befragt. Ein besonderes Augenmerk richtet der Detektiv dabei auf Thrombeys Pflegerin Marta (Ana de Armas), die dem Verstorbenen eine gute Freundin war und sich noch in der Nacht seines Todes bei ihm aufhielt...
"Knives Out" widmet sich im ersten Drittel hauptsächlich der Einführung der vielen Charaktere und ihrer teils sehr schrulligen Eigenheiten und schafft es so, die Atmosphäre einer typischen Agatha Christie Verfilmung aufzubauen. Der Großteil der in dieser Phase angesprochenen Details spielt im weiteren Verlauf jedoch keine Rolle mehr, sodass sich diese Einführungsphase zwar durchaus unterhaltsam gestaltet, aber eben auch recht losgelöst vom weiteren Verlauf des Films anmutet. Erst wenn dann zu Beginn des zweiten Akts die Umstände der Todesnacht näher beleuchtet werden, nimmt Johnsons Krimi deutlich an Fahrt auf und entwickelt trotz des eher langsamen Erzähltempos eine fesselnde Sogwirkung. Dies ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass der Zuschauer lange Zeit über einen Wissensvorsprung gegenüber dem Ermittler besitzt und so gleichermaßen mit der tatverdächtigen Person als auch mit dem Detektiv mitfiebert. Da fällt es auch nicht allzu negativ ins Gewicht, dass der eigenwillige Humor nicht immer zünden will und einzelne Entwicklungen - wie etwa der Inhalt von Thrombeys Testament - sehr früh vorherzusehen sind.
Neben der guten Kameraführung und dem verspielten Produktionsdesign weiß indes auch der prominente Cast zu überzeugen, obgleich die u.a. in weiteren Rollen auftretenden Jamie Lee Curtis (Halloween), Toni Collette (Hereditary), Chris Evans (Snowpiercer) und Don Johnson (Django Unchained) nicht alle gleichermaßen viel zu tun bekommen und die eine oder andere Nebenfigur zugunsten einer etwas strafferen Inszenierung gerne auch gänzlich gestrichen hätte werden können. Positiv hingegen ist noch hervorzuheben, dass es Johnson bei aller Ironie und allem Klamauk sogar noch gelingt, ein paar treffsichere Spitzen in Richtung der amerikanischen Einwanderungspolitik abzufeuern.
"Der Eissturm" unter der Regie des Taiwanesen Ang Lee (Tiger & Dragon, Life of Pi) ist eine atmosphärisch dichte Kombination aus Ehedrama, Coming of Age-Geschichte und Gesellschaftssatire, die mittels einer detailreichen Erzählweise und eines hervorragenden Casts ein präzises Porträt der amerikanischen Mittelschicht in Zeiten von Watergate-Affäre und Vietnamtrauma zeichnet.
November 1973: Der schüchterne Teenager Paul Hood (Tobey Maguire) besucht ein Internat fernab seiner Heimat Connecticut, wo er erste Erfahrungen mit Drogen macht und sich in seine attraktive Mitschülerin Libbets (Katie Holmes) verliebt hat. Er begeistert sich für die Comics der Fantastic Four, die eine heile Familienwelt repräsentieren, die er Zuhause bei seiner eigenen Familie nicht mehr vorfindet, bei welcher er das bevorstehende Thanksgiving-Wochenende verbringen wird. Während Pauls Vater (Kevin Kline) seine Frau Elena (Joan Allen) mit der Nachbarin (Sigourney Weaver) betrügt, macht seine jüngere Schwester Wendy (Christina Ricci) erste sexuelle Erfahrungen mit den Jungs aus der Gegend. Da die Wetterdienste zudem extreme Kälte und Blitzeis prophezeien, verspricht es ein in gleich mehrfacher Hinsicht ungemütliches Feiertagswochenende zu werden...
Lees Milieustudie lässt die Zeit der Lavalampen, Langhaarfrisuren und Flokatiteppiche wieder auferstehen und schafft so ein metaphernreiches Sittengemälde, in dem sich tragische und komische Momente stetig abwechseln. Neben den großartig eingefangenen Bildern der kalten Novemberlandschaft stechen dabei besonders die ausgezeichneten Leistungen des Darstellerensembles hervor, zu welchem u.a. noch Elijah Wood (Hooligans), Adam Hann-Byrd (Jumanji) und Henry Czerny (Mission: Impossible) zählen.
Trotz der dramatischen Entwicklungen, welche die auf dem gleichnamigen Roman von Rick Moody basierende Geschichte schließlich nimmt, bleibt Lee seiner Linie bis zum Schluss treu und fokussiert sich ganz auf die kleinen Nuancen, statt sich unnötigerweise in Pathos zu ergehen. Umso größer ist letztlich die berührende Wirkung dieses stillen Film-Kleinods.
Die britisch-südafrikanische Koproduktion "Tiger House" ist ein mittelmäßiger Homeinvasion-Thriller, der kaum ein Klischee auslässt und recht bieder inszeniert wirkt, dafür aber mit einer gut aufgelegten Hauptdarstellerin punktet.
Die junge Turnerin Kelly (Kaya Scodelario) muss ihren Traum von der großen Sportkarriere begraben, da ihr Freund Mark (Daniel Boyd) ihr versehentlich einen Armbrustpfeil ins Bein geschossen hat. Der Beziehung des jungen Paares konnte dieser Vorfall jedoch ebenso wenig anhaben wie der Argwohn von Marks kontrollsüchtiger Mutter Lynn (Julie Summers), die strikt dagegen ist, dass ihr Sohn sich mit dem aus einfachen Verhältnissen stammenden Mädchen trifft. Eines Abends schleicht sich Kelly heimlich in Marks Zimmer, um ihren Freund anlässlich seines bevorstehenden Geburtstags zu überraschen, als plötzlich vier mit Gasmasken getarnte Einbrecher in das Haus eindringen...
Der Auftakt des Thrillers gestaltet sich unfreiwillig komisch, was vor allem der Tatsache geschuldet ist, dass Scodelario und Boyd viel zu alt für die Rollen sind, die sie verkörpern. Entsprechend absurd wirkt es, wenn der junge Mann von seiner Film-Mutter mit Hausarrest bestraft wird und ganz verschüchtert auf ihre Kritik an seiner Freundin reagiert. Sobald dann aber erstmal die Einbrecher ins Spiel kommen, bietet "Tiger House" durchaus etwas Nervenkitzel, obgleich auch die Verbrecher mit ihrem teils sehr tölpelhaften Verhalten mitunter für unfreiwillige Komik sorgen.
Größter Pluspunkt des Thrillers ist indes die überzeugende Hauptdarstellerin, die eine ganz ähnliche Rolle als toughe Sportlerin in Not später auch in Alexandre Ajas "Crawl" (2019) spielte. Wie sie den Antagonisten mittels ihrer Fähigkeiten als Turnerin immer wieder entkommt, weiß über weite Phasen recht ordentlich zu unterhalten und lässt dabei über so manch dämliche Drehbuchentscheidung einigermaßen hinwegsehen.
Für "Chucky 3" kehrte die berühmt-berüchtigte Mörderpuppe abermals von den Toten zurück, um ihre ahnungslosen Opfer in Angst und Schrecken zu versetzen. Der dritte Teil der Reihe unter der Regie des vornehmlich durch sein Mitwirken an der Mysteryserie "Lost" bekannten Jack Bender bietet jedoch nicht mehr als fade Durchschnittskost, der es an frischen Ideen, kreativen Kills und einem funktionierenden Spannungsbogen mangelt.
Die Machthaber des Spielzeugherstellers 'Good Guy' wollen ihr einstiges Erfolgsprodukt wieder auf den Markt bringen und nehmen daher die Produktion der sprechenden Puppen wieder auf. Auch die Überreste von Chucky (Stimme: Brad Dourif) werden dabei wieder verarbeitet, sodass die Mörderpuppe zu neuem Leben erwacht. Chuckys einstiger Widersacher Andy (Justin Whalin) ist derweil zu einem jungen Mann herangewachsen und besucht nach Jahren bei wechselnden Pflegefamilien nun eine Militärschule. In Windeseile hat Chucky diese ausfindig gemacht und stattet ihr einen Besuch ab. Diesmal hat er es jedoch nicht auf Andy, sondern auf dessen kleinen Freund Tyler (Jeremy Sylvers) abgesehen...
"Chucky 3" wiederholt das aus den beiden Vorgängern bekannte Konzept der mordlüsternen Killerpuppe, die ein Ritual an einem kleinen Jungen vollziehen will, um aus ihrem Plastikkörper zu entkommen, ohne der Geschichte neue Aspekte hinzuzufügen. Die Wahl einer Militärschule als Schauplatz für das blutige Treiben erweist sich zwar als recht ungewöhnlich, funktioniert aber letztlich so gut wie gar nicht, da die Mörderpuppe doch sehr viel von ihrer entsetzlichen Wirkung verliert, sobald sie sich an solch einem belebten Ort mit derart vielen bewaffneten Erwachsenen aufhält. Spätestens dann, wenn Chucky selbst zur Pistole greift und sich im schwachen Finale Schusswechsel mit den Militärschülern liefert, sind Spannung und Grusel auf dem absoluten Tiefpunkt angelangt.
Ein wenig besser glückt hingegen die Darstellung der zwischenmenschlichen Beziehungen. So leidet man durchaus mit Andy mit, wenn er vom fiesen Shelton (Travis Fine) zur Schnecke gemacht wird und auch die Lovestory zwischen ihm und De Silva (Perrey Reeves) sorgt für ein paar niedliche Momente, wenn die toughe junge Frau dem schüchternen Andy etwa entgegen aller Klischees den Umgang mit der Waffe beibringt.
In "Chucky 2" kehrt die wahnsinnige Mörderpuppe zurück, um erneut Jagd auf den kleinen Andy zu machen und somit aus dem Puppenkörper zu entfliehen. Regisseur John Lafia (Monster, The Rats) schuf ein recht solides Sequel, dessen Handlung zwar in weiten Teilen vorhersehbar ausfällt, das dafür aber mit plastischer Effektarbeit und einer guten Portion schwarzen Humors daherkommt.
Nach seinen grauenvollen Erlebnissen mit der Mörderpuppe Chucky (Stimme: Brad Dourif) ist Andy (Alex Vincent) bei Pflegeeltern untergekommen. Niemand glaubt ihm seine Geschichte von der bösartigen Puppe, in die der Geist eines Serienkillers gefahren ist, sodass auch seine Pflegeeltern unsicher sind, ob Andy nicht doch weiterer therapeutischer Hilfe bedarf. Derweil sind die verbrannten Überreste Chuckys in die Spielzeugfabrik zurückgebracht worden, wo die 'Good Guy'-Puppe wiederhergestellt wurde. Schon bald darauf hat diese Andys neuen Wohnort ausfindig gemacht...
Schon der Vorgänger war alles andere als ein Meisterwerk des Horrors, verfügte aber über einen leicht trashigen Charme und avancierte rasch zum Kulthit, dem noch viele Fortsetzungen folgen sollten. "Chucky 2" steht indes zu Beginn vor der schwierigen Aufgabe, eine halbwegs plausible Erklärung für das erneute Aufeinandertreffen zwischen kleinem Jungen und Killerspielzeug zu finden, was eher schlecht als recht gelingt. Das eine Investorengruppe irgendeinen Nutzen darin sehen sollte, einen Haufen Asche wieder in eine funktionstüchtige 'Good Guy'-Puppe zu verwandeln, erscheint jedenfalls alles andere als logisch.
Hat man den schwachen Einleitungsteil aber erstmal hinter sich gebracht, nimmt Chuckys zweiter Streich durchaus an Fahrt auf und sorgt für zwar vollkommen überraschungsfreie, aber doch halbwegs launige Horrorunterhaltung, welche in einem unerwartet starken Finale in der Spielzeugfabrik schließlich ihren Höhepunkt findet, in dem sich Spannung, Ekel und ätzender Humor auf gelungene Weise verbinden.
Der zum Frühwerk von Regielegende Alfred Hitchcock (Das Fenster zum Hof, Die Vögel) zählende "Die 39 Stufen" ist ein temporeicher Verfolgungsthriller mit einer unrealistischen, mitunter geradezu absurden Story, der aber auch dank seines trockenen britischen Humors für charmante Unterhaltung sorgt.
Richard Hannay (Robert Donat) besucht eine Veranstaltung in der Londoner Music Hall, als während des Auftritts eines Gedächtniskünstlers plötzlich Schüsse fallen und es zu einer Massenpanik kommt. Dabei lernt Richard die geheimnisvolle Annabelle Smith (Lucie Mannheim) kennen und lädt die attraktive junge Frau zu sich nach Hause ein. Dort offenbart Annabelle ihm schließlich, dass sie die Schüsse in der Music Hall abgegeben habe, da sie eine Geheimagentin sei und von einer ausländischen Organisation verfolgt werde. Noch ehe Richard sich jedoch einen Reim auf die Sache machen kann, wird Annabelle von zwei unbekannten Männern erstochen. Da allerdings alle Indizien gegen ihn sprechen, wird Richard nunmehr von der Polizei als vermeintlicher Mörder gejagt. Als einzige Anhaltspunkte um seine Unschuld zu beweisen, dienen ihm ein auf einer Landkarte markierter Ort in Schottland und Annabelles Hinweis auf die '39 Stufen'...
Anders als in vielen späteren Werken verzichtet Hitchcock in "Die 39 Stufen" auf eine tiefergehende Psychologisierung der Figuren und setzt stattdessen vollkommen auf das Muster des unschuldig Verfolgten, der seinen Häschern durch Tricks und Raffinesse immer wieder zu entkommen versucht. Die titelgebenden 39 Stufen entpuppen sich indes rasch als MacGuffin, welcher aber längst nicht so elegant eingebaut wird wie später etwa das Hotel in "Vertigo" (1958) oder die 40.000 Dollar in "Psycho" (1960). Ohnehin opfert Hitchcock hier die Logik des Geschehens so einige Male zugunsten einer Aneinanderreihung spannender Einzelmomente.
Für etwas Auflockerung sorgen derweil einige zynische Oneliner des Protagonisten, welche der recht abstrusen Handlung eine ironische Note verleihen. Im letzten Drittel schließlich, in welchem Richards Zugbekanntschaft Pamela (Madeleine Carroll) noch eine unerwartet große Rolle spielt, entwickelt sich der zuvor hauptsächlich von Verfolgungsjagden geprägte Film gar phasenweise zu einer waschechten RomCom. So bietet "Die 39 Stufen" letztlich kurzweilige Unterhaltung, fühlt sich aber speziell im Vergleich zu späteren Filmen des Regisseurs noch nach einem etwas unausgereiften Prototyp an.
Das von Jonathan Glazer (Sexy Beast, Under the Skin) inszenierte Mysterydrama "Birth" befasst sich auf intensive Weise mit Themen wie Reinkarnation, Eifersucht und Trauerbewältigung und zeichnet sich dabei durch stilvoll-düstere Bilder, einen einnehmenden Soundtrack sowie ausgezeichnete Darstellerleistungen aus.
Zehn Jahre nach dem plötzlichen Tod ihres Ehemanns steht Anna (Nicole Kidman) kurz vor der Hochzeit mit ihrem neuen Freund Joseph (Danny Huston). Da taucht auf einer Geburtstagsfeier plötzlich ein mysteriöser Junge (Cameron Bright) auf, der behauptet, Annas verstorbener Ehemann Sean zu sein und der sie dazu auffordert, die Hochzeit mit Joseph platzen zu lassen. Glaubt Anna zunächst noch an einen makabren Scherz, kommen ihr nach und nach immer mehr Zweifel, ob der seltsame Junge nicht doch ihr wiedergeborener Ehemann sein könnte...
"Birth" ist ein ruhiges, in teils langen Kameraeinstellungen erzähltes Werk mit einer dichten, teils schaurigen Atmosphäre, welches sich hauptsächlich in einem großen New Yorker Appartementkomplex abspielt, der Assoziationen zu Polanskis Horrorklassiker "Rosemaries Baby" (1968) weckt. Die ebenso vielschichtige wie emotionale Geschichte wird dabei zwar nur langsam vorangetrieben, sorgt aber allein schon aufgrund der ungewöhnlichen Prämisse von Beginn an für Faszination. Regisseur Glazer versteht es zudem hervorragend, nicht alle Details haarklein durchzukauen, sondern genügend Rätsel und offene Fragen für den Zuschauer zu lassen, damit dieser das Puzzle selbstständig zusammensetzen kann. Besonders zu loben sind außerdem die großartigen Performances der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Lauren Bacall (Tote schlafen fest), Anne Heche (Ich weiß, was du letzten Sommer getan hast) und Peter Stormare (Fargo) zählen.
So steht am Ende ein elegant gefilmtes, teils verstörendes Werk, das den Zuschauer trotz seines gemächlichen Erzähltempos in seinen Bann zieht und auch im Nachgang noch genügend Diskussionsstoff bietet.
"Ein Hauch von Nerz" unter der Regie Delbert Manns (Marty, Ein Pyjama für Zwei) ist eine reichlich biedere RomCom, der es an Esprit, Tempo und zündenden Ideen mangelt.
Die arbeitslose Cathy Timberlake (Doris Day) steht an einer Straßenecke, als sie von einem vorbeifahrenden Auto mit Schmutzwasser bespritzt und ihre Kleidung dadurch ruiniert wird. Der auf Wiedergutmachung sinnende Besitzer des Wagens entpuppt sich als der wohlhabende Junggeselle Philip Shayne (Cary Grant), Eigentümer eines großen Firmenimperiums. Cathy ist vom ersten Augenblick an Feuer und Flamme für den attraktiven Philip, der ihr teure Geschenke macht und ihr anbietet, ihn auf seinen Geschäftsreisen zu begleiten. Gleichzeitig jedoch überfällt Cathy eine große Nervosität, sobald Philip sich ihr annähert...
Manns Film fühlt sich von Anfang an nach einem sehr konventionellen Genrevertreter an, in dem nahezu sämtliche bekannten Stereotypen verarbeitet werden. Der Kampf der Geschlechter fällt hier allerdings sehr zahm aus, da die von Doris Day verkörperte Protagonistin dem machohaften Aufreißer kaum einmal Kontra gibt. Entsprechend sorgt "Ein Hauch von Nerz" zwar hier und da für ein Schmunzeln, produziert aber nur sehr wenige wirklich starke Pointen. Etwas gelungener als die vorhersehbare und eher schleppend vorgetragene Haupthandlung ist da schon das Geschehen rund um Philips Mitarbeiter Roger (Gig Young) und dessen Therapiesitzungen bei seinem Psychiater.
Insgesamt jedoch erweist sich "Ein Hauch von Nerz" als zu brav und zu einfallslos, um durchgängig bei Laune zu halten, woran auch das durchaus charmante Sixties-Ambiente nichts zu ändern vermag.
Bester Film:
Die zwölf Geschworenen
Sunset Boulevard
Anatomie eines Mordes
Das Fenster zum Hof
Zeugin der Anklage
Vertigo
Die Nacht des Jägers
Bester Darsteller:
Gregory Peck (Moby Dick)
Charles Laughton (Zeugin der Anklage)
Arthur O'Connell (Anatomie eines Mordes)
James Stewart (Das Fenster zum Hof)
Werner Peters (Der Untertan)
Beste Darstellerin:
Marlene Dietrich (Zeugin der Anklage)
Gloria Swanson (Sunset Boulevard)
Simone Signoret (Die Teuflischen)
Audrey Hepburn (Ein Herz und eine Krone)
Brigitte Fossey (Verbotene Spiele)
Beste Musik:
Orfeu Negro
Ben Hur
Zwölf Uhr mittags
Der Mann, der zuviel wusste
Die Nacht des Jägers
Lieblingsstar:
James Stewart
Audrey Hepburn
Gert Fröbe
Jack Lemmon
Grace Kelly
Lieblingsregisseur:
Alfred Hitchcock
Billy Wilder