Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • Bester Film:
    Stand by me
    Das Geheimnis des verborgenen Tempels
    Zurück in die Zukunft
    Der Elefantenmensch
    Paris, Texas
    Mission
    Birdy
    Rain Man
    Rambo
    Der Name der Rose

    Bester Animationsfilm:
    Feivel, der Mauwanderer
    Arielle, die Meerjungfrau
    Mein Nachbar Totoro

    Beste Serie:
    Die Gummibärenbande
    Alfred J. Kwak
    Das A-Team
    Knight Rider
    Magnum

    Bester Soundtrack:
    Mission
    Das Boot
    Fame
    Blues Brothers
    Top Gun

    Bester Schauspieler:
    Harry Dean Stanton (Paris, Texas)
    Dustin Hoffman (Rain Man)
    F. Murray Abraham (Amadeus)
    Matthew Modine (Birdy)
    Joe Spinell (Maniac)

    Beste Schauspielerin:
    Nastassja Kinski (Paris, Texas)
    Anne Bancroft (Der Elefantenmensch)
    Linda Hamilton (Terminator)
    Glenn Close (Eine verhängnisvolle Affäre)
    Sigourney Weaver (Gorillas im Nebel)

    30
    • Statt bei meiner Freundin zu übernachten, mache ich mich auf den Weg nach Hause. Ich werde sie erst viele Jahre später wiedersehen.

      Wer bin ich?

      19
      • 5
        Kenduskeag 18.05.2022, 11:24 Geändert 18.05.2022, 12:12

        Der vom inzwischen verstorbenen Altmeister Wes Craven (A Nightmare on Elm Street, Scream) inszenierte „Verflucht“ bietet passable Horrorkost mit ein paar humorigen Elementen, sorgt aber weder für sonderlich viel Grusel noch fügt er dem Werwolf-Subgenre etwas wirklich Neues hinzu.

        Los Angeles: Ellie (Christina Ricci) und ihr jüngerer Bruder Jimmy (Jesse Eisenberg) werden auf dem Mulholland Drive in einen schweren Autounfall verwickelt. Während sie versuchen, der in ihrem Fahrzeug eingeklemmten Insassin des anderen Unfallwagens zu helfen, taucht eine riesige Bestie auf, reißt die Frau in Stücke und verletzt auch die Geschwister. Jimmy ist fortan der festen Überzeugung, dass es sich bei der Bestie um einen Werwolf handelt, Ellie jedoch schenkt ihrem Bruder zunächst keinen Glauben. Nach und nach mehren sich allerdings bei ihnen seltsame Symptome…

        Wie so manchem populären Teenhorrorfilm jener Zeit liegt auch „Verflucht“ ein Drehbuch von Kevin Williamson zu Grunde. Anders als etwa noch „Scream“ (1996) oder „The Faculty“ (1998) mangelt es diesem aber spürbar an Raffinesse und zündenden Ideen, sodass der Werwolf-Schocker deutlich weniger spannend daherkommt und sich weitgehend vorhersehbar gestaltet. Darüber hinaus entsprechen auch die Charaktere den typischen Genre-Schablonen, sodass sich recht früh absehen lässt, wem hier letztlich welche Rolle zugedacht ist. Dem solide agierenden Cast, welchem u.a. noch Judy Greer (Halloween Kills), Michael Rosenbaum (Düstere Legenden) und Joshua Jackson (Scream 2) angehören, kann dabei aber kaum ein Vorwurf gemacht werden, obgleich die Chemie untereinander speziell bei den Liebespaaren nicht wirklich stimmen will.

        Wenn Cravens Film dann mal zur Sache kommt, gestaltet sich „Verflucht“ zumindest halbwegs unterhaltsam. So etwa bei einer Verfolgungsjagd durch eine Tiefgarage, die in einem Fahrstuhl ihr Ende findet. Auch die Effekte gehen größtenteils in Ordnung, obschon die Werwolf-Verwandlung qualitativ meilenweit hinter der berühmten Sequenz aus „American Werewolf“ (1981) zurücksteht, sodass unterm Strich nur konventioneller Durchschnittshorror bleibt.

        26
        • 5

          "The Contract" ist ein kurzweiliger, von Regisseur Bruce Beresford (Black Robe, Doppelmord) souverän in Szene gesetzter Thriller mit ein paar guten Actionszenen, der jedoch mit einer sehr konstruiert wirkenden und vorhersehbaren Story daherkommt.

          Sportlehrer Ray Keene (John Cusack) unternimmt mit seinem Sohn Chris (Jamie Anderson) einen Campingausflug in den Wäldern, um ihre Beziehung zueinander wieder zu verbessern, welche seit dem Krebstod von Rays Frau stark gelitten hat. Dabei stoßen sie auf den mit Handschellen gefesselten Auftragsmörder Frank Carden (Morgan Freeman), der nach einem unglücklich gelaufenen Befreiungsversuch durch seine Komplizen mit einem Polizeiwagen einen Abhang hinuntergestürzt ist. Ray entschließt sich, den Killer schnellstmöglich den zuständigen Behörden zu übergeben, wohlwissend, dass Cardens Leute ihnen schon dicht auf den Fersen sind...

          Berefords Thriller bietet keine sonderlich innovative Handlung, sodass sich der weitere Verlauf schon sehr früh erahnen lässt. Dafür liefert "The Contract" jedoch immerhin ein paar recht hübsche Naturpanoramen sowie ein paar knackige Actionmomente, wozu u.a. ein durchaus spektakulärer Hubschrauberabsturz zählen. Den beiden routiniert agierenden Hauptdarstellern Cusack und Freeman ist es derweil zu verdanken, dass der Zuschauer den nicht sonderlich gut ausgearbeiteten Charakteren immerhin ein gewisses Maß an Interesse entgegenbringt. Die Nebenfiguren hingegen bleiben durchgehend blass und speziell die politische Rahmenhandlung um die von Alice Krige (Star Trek: Der erste Kontakt) verkörperte FBI-Agentin will sich überhaupt nicht stimmig in das Gesamtbild fügen.

          Da zudem einzelne Aktionen - wie etwa das Hinunterklettern an einer steilen, regennassen Felswand ohne jede Ausrüstung - nicht sonderlich glaubwürdig erscheinen, hinterlässt "The Contract" letztlich nur einen mittelmäßigen Eindruck

          30
          • 5 .5

            Zu Beginn der 00er Jahre waren Mysterythriller ungemein populär, was wohl vornehmlich aus dem großen Kassenerfolg von "The Sixth Sense" (1999) resultierte. Auch Sam Raimi (Tanz der Teufel, Ein einfacher Plan) probierte sich mit "The Gift" in diesen Gefilden und schuf einen zwar atmosphärischen, aber nur mäßig spannenden Genrevertreter.

            Die Witwe Annie (Cate Blanchett) lebt mit ihren drei Söhnen in einer Kleinstadt in den Südstaaten. Sie verfügt über hellseherische Fähigkeiten, mit denen sie auch ihren Lebensunterhalt verdient, indem sie anderen Leuten ihre Zukunft vorhersagt. Zu ihren Kundinnen gehört auch die unsichere Valerie (Hilary Swank), die sehr unter ihrem gewalttätigen Ehemann Donnie (Keanu Reeves) leidet. Als die junge Verlobte des Schulleiters (Katie Holmes) plötzlich wie vom Erdboden verschwindet, soll Annie der Polizei mit ihren Fähigkeiten helfen. Schon bald führen sämtliche Spuren zum brutalen Donnie...

            Raimis Film erzeugt durch sein unheilvoll in Szene gesetztes Südstaaten-Setting eine durchaus einnehmende Gruselstimmung und zeichnet darüber hinaus ein recht präzises Bild von der Kleinstadt und ihren Bewohnern. Als gelungen erweist sich zudem die Einführung und die Interaktion der wichtigsten Charaktere, die beinahe alle im weiteren Verlauf eine verborgene Seite offenbaren. Hierzu trägt vor allem auch der gut aufspielende Cast in entscheidender Weise bei, zu welchem in weiteren Rollen u.a. noch Greg Kinnear (Little Miss Sunshine), Giovanni Ribisi (Avatar) und J.K. Simmons (Whiplash) gehören.

            Als große Schwäche hingegen entpuppt sich der im Zentrum der Handlung stehende Kriminalfall, gestaltet sich dieser doch nur selten mitreißend und extrem vorhersehbar. Speziell die finale Auflösung erweist sich als große Enttäuschung und lässt jegliche Finesse vermissen. Interessanter gestalten sich da schon der im Mittelteil stattfindende Gerichtsprozess oder auch die Nebenhandlung um den von Ribisi verkörperten Autohändler.

            "The Gift" hätte zudem gut daran getan, die Gabe der Protagonistin näher zu definieren. So wirkt es recht willkürlich, wie Annie mal aus ihren Karten die Zukunft vorhersieht, um dann wiederum Träume zu deuten oder auch durch das Aufsuchen eines bestimmten Ortes Erkenntnisse erhält. Hier macht es sich das Drehbuch an vielen Stellen zu einfach und greift auf die jeweilige Fähigkeit zurück, die dem Fortlauf der Geschichte grade zuträglich ist.

            Auch dank einer überzeugenden Cate Blanchett und der wie erwähnt dichten Schaueratmosphäre hinterlässt Raimis Mysterythriller aber dennoch insgesamt einen recht soliden Eindruck.

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            • 6
              Kenduskeag 13.05.2022, 12:31 Geändert 13.05.2022, 12:40

              "Weißer Jäger, schwarzes Herz" dürfte zu den ungewöhnlichsten Einträgen in Clint Eastwoods langer Filmographie zählen. Das vom Leben des berühmten Regisseurs John Huston und seinen Dreharbeiten zum Abenteuerklassiker "African Queen" (1951) inspirierte Charakterdrama wird vor allem für all jene interessant sein, die gerne einen Einblick hinter die Kulissen des Filmemachens erhalten.

              Dem erfolgreichen Regisseur John Wilson (Clint Eastwood) eilt der Ruf eines verrückten Exzentrikers voraus, der um jeden Preis seine Vision umsetzen will und sich wenig um die Meinung von Produzenten, Kritikern oder die des Publikums schert. Für sein neuestes Projekt reist er gemeinsam mit dem Drehbuchautor Pete Verrill (Jeff Fahey) nach Afrika, um einen aufwendigen Abenteuerstreifen zu drehen. Vor Ort angekommen, geht Wilson jedoch lieber auf Elefantenjagd, statt sich auf sein Filmprojekt zu konzentrieren...

              Eastwoods zum Teil fiktives Biopic lebt in erster Linie von der Porträtierung des eigenwilligen Filmemachers, den herrlich anzusehenden Naturbildern sowie der detailreichen 50er Jahre-Ausstattung und weniger von großartiger Action oder intensiven Spannungsmomenten. Das Aufeinandertreffen des meinungsstarken Protagonisten mit seinen Mitmenschen entwickelt jedoch durchaus eine gewisse Faszination und ist mitunter auch humorvoll verpackt, wenn etwa Wilson einer antisemitisch eingestellten Gesprächspartnerin beim Abendessen den Spiegel vorhält. Auch das Zusammenspiel mit dem von Jeff Fahey verkörperten Drehbuchautor, für den Wilson eine Art Mentor darstellt, sorgt für einige sehr gelungene Momente, während der restliche Cast um Timothy Spall (The King's Speech) und George Dzundza (Die durch die Hölle gehen) nicht allzu viel zu tun bekommt.

              So stellt der relativ zähe Handlungsfortschritt die wohl größte Schwäche von Eastwoods Film dar, gibt die im Grunde simpel gestrickte Story doch nicht genug her, um über knapp zwei Stunden hinweg durchgängig zu fesseln. Allein schon aufgrund des bestens aufgelegten Hauptdarstellers und der imposanten Bilder des schwarzen Kontinents, ist "Weißer Jäger, schwarzes Herz" aber dennoch eine Sichtung wert, zumal auch das emotionale Finale zu gefallen weiß.

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              • 6

                Im Laufe der Filmgeschichte gab es zahlreiche Regisseure, die sich in satirischer Weise mit dem Nationalsozialismus auseinandergesetzt haben. Angefangen bei Werken wie Charlie Chaplins mit Slapstick-Elementen angereichertem Menschenrechtsplädoyer „Der große Diktator“ (1940) und Ernst Lubitschs schwarzhumoriger Theaterkomödie „Sein oder Nichtsein“ (1942) nahmen Filmemacher immer wieder Führerkult und blinden Gehorsam aufs Korn. Der Neuseeländer Taika Waititi (5 Zimmer Küche Sarg, Wo die wilden Menschen jagen) fügt mit „Jojo Rabbit“ den Nazi-Satiren ein weiteres Kapitel hinzu und nimmt dazu die kindliche Sichtweise auf die Diktatur ein.

                Der 10-jährige Johannes Betzler (Roman Griffin Davis) begeistert sich sehr für die NS-Ideologie und engagiert sich mit großer Freude in der Hitlerjugend. Dies geht so weit, dass er sogar eine imaginäre Version Adolf Hitlers (Taika Waititi) als seinen besten Freund ansieht und immer wieder Zwiegespräche mit diesem führt. Als Johannes bei sich Zuhause hinter einer Wand seltsame Geräusche hört und dort schließlich auf die Jüdin Elsa (Thomasin McKenzie) stößt, gerät der kleine Nachwuchs-Nazi jedoch in einen Gewissenkonflikt…

                „Jojo Rabbit“ ist wesentlich bunter und märchenhafter angelegt als die meisten anderen Filme, die in der NS-Zeit spielen. Waititis Satire vermittelt dem Zuschauer nie den Eindruck, das reale Deutschland während des Zweiten Weltkriegs zu sehen, sondern fühlt sich eher so an, als ob sie in einem farbenfrohen Regenbogenland spiele. Wer sich trotz aller ironischer Spitzen dennoch eine akkurate Darstellung von Nazi-Deutschland erhofft, wird somit definitiv enttäuscht werden.

                Speziell das erste Drittel des Films gestaltet sich reichlich albern, ehe Waititi im späteren Verlauf auch ernstere Töne anschlägt. So hat „Jojo Rabbit“ immer dann seine stärksten Phasen, wenn der Regisseur selbst als umherhüpfende Hitler-Imagination für einige Zeit von der Bildfläche verschwindet und er stattdessen die stark aufspielende Riege der Nebendarsteller um Scarlett Johansson und Sam Rockwell glänzen lässt. Lange Zeit jedoch fehlt der Geschichte eine klare Zielrichtung, sodass sich „Jojo Rabbit“ immer wieder in Details verliert und nur sehr langsam vom Fleck kommt.

                Als problematisch erweist sich darüber hinaus, dass Waititis Film über keinen echten Antagonisten verfügt. Vielmehr sind beinahe ausnahmslos alle auftretenden Nazis skurrile Gestalten, die eher naiv als bedrohlich erscheinen. Dies wurde in der Vergangenheit etwa in „Inglourious Basterds“ (2009) bedeutend besser gelöst, indem der von Christoph Waltz verkörperte Hans Landa trotz aller schräger Marotten immer auch extreme Boshaftigkeit ausstrahlte.

                Da aber die im Mittelpunkt stehende Charakterentwicklung des jungen Protagonisten zu überzeugen weiß und gegen Ende gar für ein paar anrührende Momente sorgt, hinterlässt Waititis Satire trotz aller Schwächen dennoch einen relativ positiven Eindruck.

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                • 6

                  In "Sag' kein Wort" agiert Charaktermime Michael Douglas einmal mehr als Mann der Oberschicht, der aus seinem Alltag herausgerissen und in eine aussichtslos erscheinende Situation gebracht wird. Der von Regisseur Gary Fleder (Das Urteil - Jeder ist käuflich, Homefront) inszenierte Thriller erscheint zwar reichlich konstruiert, gestaltet sich dafür aber recht spannend und überzeugt mit einem gut aufspielenden Darstellerensemble.

                  Der Psychiater Nathan Conrad (Michael Douglas) behandelt die seit einem furchtbaren Ereignis in ihrer Kindheit schwer traumatisierte Elisabeth Burrows (Brittany Murphy). Als eine Bande von Gangstern um den skrupellosen Patrick Koster (Sean Bean) Nathans kleine Tochter (Skye McCole Bartusiak) entführt, wird der Familienvater dazu genötigt, eine bestimmte Zahlenkombination aus seiner Patientin herauszubekommen, andernfalls werde er seine Tochter nicht lebend wiedersehen...

                  "Sag' kein Wort" ist handwerklich mehr als solide in Szene gesetzt und weiß durch seine geschickte Kameraarbeit sowie die stilvolle, von Grau- und Blautönen dominierte Farbgebung zu gefallen. Die Story hingegen kann da nicht ganz mithalten und bietet letztlich nicht viel mehr als einen Entführungsfall mit einem als MacGuffin dienenden Diamanten, wie man ihn in ähnlicher Form schon häufiger präsentiert bekommen hat. Als gelungener Kniff erweist sich dabei allerdings, dass sich der Film anfangs in drei Handlungsstränge aufteilt (Familie/Polizei/Gangster), deren Zusammenhänge erst nach und nach deutlich werden. Im Mittelteil hingegen erlebt "Sag' kein Wort" zeitweise einen spürbaren Spannungsdurchhänger, was auch damit zusammenhängt, dass mit der in der Nervenklinik eingesperrten Elisabeth und mit der aufgrund eines gebrochenen Beins ans Bett gefesselten Ehefrau Nathans (Famke Janssen) gleich zwei Hauptfiguren nur geringe Aktionsmöglichkeiten haben. Zum Finale hin nimmt Fleders Thriller dann aber wieder Fahrt auf und liefert zudem auch ein paar kleinere Actionmomente.

                  Die hier zusammen vor der Kamera zu sehenden Brittany Murphy und Skye McCole Bartusiak eint die traurige Gemeinsamkeit, dass beide Frauen jung verstarben. Sowohl Murphy als auch Bartusiak vermutlich in Zusammenhang mit einer Medikamentenüberdosis.

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                  • 3
                    Kenduskeag 09.05.2022, 11:31 Geändert 09.05.2022, 11:54

                    "Idiocracy" unter der Regie des Beavis and Butt-Head Schöpfers Mike Judge ist eine dystopische SciFi-Komödie mit einer durchaus spannenden, in ihrer vom biologistischen Determinismus geprägten Weltanschauung aber auch extrem bedenklichen Prämisse.

                    Army-Bibliothekar Joe Bauers (Luke Wilson) wird aufgrund seiner in jeder Hinsicht durchschnittlichen Testergebnisse für ein geheimes Experiment ausgewählt. Gemeinsam mit der Prostituierten Rita (Maya Rudolph) soll er ein Jahr lang im Kälteschlaf verbringen. Da der Leiter des Experiments in dieser Zeit jedoch verhaftet und der Stützpunkt abgerissen wird, erwachen Joe und Rita erst 500 Jahre später. Inzwischen ist die Menschheit geistig vollkommen degeneriert und jede Form der Infrastruktur zusammengebrochen. Schon bald stellt sich heraus, dass Joe in dieser Zukunftswelt der mit Abstand intelligenteste Mann ist...

                    Ein Off-Sprecher stellt zu Beginn von "Idiocracy" die These auf, dass Bildung und Intelligenz im 21. Jahrhundert nicht mehr als Selektionsvorteile gelten können. Veranschaulicht wird dies anhand eines kinderlosen Akademiker-Ehepaars, welchem eine kinderreiche Unterschichtsfamilie gegenübergestellt wird. Judges Film vertritt somit die Ansicht, dass die Intelligenz eines Menschen ausschließlich von dessen Genen abhängig sei und überträgt biologische Gesetze unreflektiert auf die moderne Gesellschaft.

                    Statt etwa zu verdeutlichen, wie schlecht die Bildungschancen für Kinder stehen, die nicht aus einer Akademiker-Familie stammen, reitet "Idiocracy" viel zu sehr auf dem Intelligenzquotienten herum und sieht ihn als wichtigsten Maßstab für die Selektion zwischen Schlauen und Dummen. Judges Zeitreisekomödie gerät mit seinen Aussagen dabei schnell an den rechten Rand und erinnert zuweilen gar an die Denkweise der Euthanasie während der NS-Diktatur.

                    Demgegenüber stehen jedoch auch einige gelungene Aspekte. So wird die Macht der Konzerne ebenso pointiert auf die Schippe genommen wie die zunehmende Vermüllung unseres Planeten angeprangert wird. Diese wenigen Stärken können allerdings nicht darüber hinweg täuschen, dass "Idiocracy" ein höchst fragwürdiges Weltbild repräsentiert.

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                    • 5 .5

                      Der von Christopher Landon (Scouts vs. Zombies, Freaky) inszenierte "Happy Deathday" ist eine recht muntere Horrorkomödie, die sich bei vielen bekannten Vorbildern bedient und so manches Genre-Klischee auf den Kopf stellt. Zwar geht es hier weder sonderlich spannend, noch besonders gruselig zu, doch kann Landons Film zumindest mit einigen gelungenen Gags, einer niedlichen Lovestory und einer gut aufgelegten Hauptdarstellerin punkten.

                      Studentin Theresa (Jessica Rothe) ist eine oberflächliche Partygöre, die sich wenig um das Wohlergehen ihrer Mitmenschen schert. An ihrem Geburtstag erwacht sie verkatert im Bett ihrer Zufallsbekanntschaft Carter (Israel Broussard) und wird am Abend auf dem Weg zu einer Feier von einem maskierten Killer ermordet. Daraufhin jedoch erwacht sie abermals in Carters Bett und muss feststellen, dass sie den gleichen Tag immer und immer wieder durchlebt. Nach und nach sammelt sie Indizien, wer ihr Mörder sein könnte...

                      Landons Zeitschleifen-Slasher ist so zahm und spaßig, dass er auch solche Zuschauer abholen dürfte, die sonst nur wenig mit dem Horrorgenre anfangen können. Selbst eine ebenfalls das Morbide auf heitere Weise zelebrierende Reihe wie "Final Destination" erscheint im Vergleich zu "Happy Deathday" noch recht düster und schaurig, sodass sich höchstens die Allerkleinsten nach Sichtung von Landons Film Sorgen machen müssen, dass sie später mit Alpträumen zu kämpfen haben könnten.

                      Auch wenn sich der Verlauf der Handlung im Groben vorhersehen lässt, in inszenatorischer Hinsicht keine Bäume ausgerissen werden und zudem immer wieder das Tempo verschleppt wird, weiß doch insbesondere die kokett aufspielende Jessica Rothe die (ebenfalls vorhersehbare) Entwicklung ihrer Figur auf charmante Weise zu transportieren. Dies in Kombination mit dem unbekümmerten Humor des Slashers sorgt somit trotz aller Schwächen für einen soliden Gesamteindruck.

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                      • 5
                        Kenduskeag 05.05.2022, 10:08 Geändert 05.05.2022, 10:10

                        "Regression" unter der Regie von Alejandro Amenabar (The Others, Das Meer in mir) ist ein in düstere, an klassische Noir-Werke erinnernde Bilder gehüllter Psychothriller, der Themen wie Satanismus, Missbrauch sowie die Lückenhaftigkeit menschlicher Erinnerungen anschneidet, dabei jedoch die Chance verpasst, diese zu einem funktionierenden Ganzen zusammenzufügen.

                        Minnesota 1990: Kleinstadt-Polizist Bruce Kenner (Ethan Hawke) ermittelt in einem Fall schwerer Kindesmisshandlung. Die 17-jährige Angela Gray (Emma Watson) wirft ihrem Vater John (David Dencik) vor, sie wiederholt sexuell missbraucht zu haben. Da John abstreitet, sich an die Vorkommnisse erinnern zu können, wird der Psychologe Kenneth Raines (David Thewlis) zu Rate gezogen. Dieser will mittels der Regression, einem neuartigen Hypnoseverfahren, in das Unterbewusstsein der Beteiligten vordringen und so verlorene Erinnerungen wieder hervorholen. Als die Hypnose bei John angewendet wird, fördert diese Ungeheuerliches zu Tage...

                        Amenabars Thriller verfügt über eine einnehmende, zuweilen gruselige Atmosphäre, welche neben dem ambivalenten Hauptcharakter den mit Abstand stärksten Trumpf des Films repräsentiert. Die Story hingegen steht von Beginn auf wackligen Beinen und erweckt immer wieder den Eindruck, als ob "Regression" radikalen Drehbuchkürzungen zum Opfer gefallen wäre. So besitzt Amenabars Film speziell in der ersten Hälfte zwar ein recht hohes Erzähltempo, verpasst es dabei allerdings gleich an mehreren Stellen, tief genug in die Materie vorzudringen. Dies fängt schon damit an, dass sich der im Mittelpunkt stehende Kriminalfall sehr rasch von Kindesmissbrauch hin zu satanischen Ritualen entwickelt, ohne das diese Entwicklung für den Zuschauer angemessen verständlich gemacht würde. Ebenso wird das für den Fortlauf der Handlung sehr bedeutsame Verfahren der Regression nur unzureichend erläutert. Aufgrund dieses mangelhaften Aufbaus fehlt dem Psychothriller dann auch später die Grundlage, um seine Wendungen effektvoll ausspielen zu können, sodass sich "Regression" trotz durchaus ansprechender Darstellerleistungen und ein paar starker Schauermomente eher schlecht als recht ins Ziel rettet.

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                        • 7 .5

                          Für Hollywood-Star Leonardo DiCaprio bedeutete seine erste Kino-Hauptrolle im von Michael Caton-Jones (Rob Roy, Der Schakal) inszenierten "This Boy's Life" den endgültigen Durchbruch. Das auf Tobias Wolffs gleichnamiger Autobiografie beruhende Coming of Age Drama erzählt auf feinfühlige Weise die Geschichte eines haltsuchenden Jugendlichen in einer von Missgunst und Gewalt geprägten Umgebung.

                          Tobias Wolff (Leonardo DiCaprio) reist gemeinsam mit seiner alleinerziehenden Mutter Caroline (Ellen Barkin) in den 1950ern durch die USA. Seit der Trennung von Tobias' Vater pflegt Caroline wechselnde Männerbekanntschaften, aus denen sich jedoch nie eine ernsthafte Beziehung ergibt. Dies ändert sich erst, als sie Dwight (Robert De Niro) kennenlernt, der einen sehr charmanten Eindruck auf sie macht und mit seinen Kindern in Concrete, einem verschlafenen Nest im Bundesstaat Washington lebt. Als Mutter und Sohn nach einer überstürzten Hochzeit zu Dwight nach Concrete ziehen, zeigt der verbitterte Familienvater jedoch sein wahres Gesicht...

                          "This Boy's Life" bietet in erster Linie großes Schauspielerkino, bei dem das sowohl auf psychischer wie auch auf körperlicher Ebene stattfindende Duell zwischen DiCaprio und De Niro besonders hervorsticht. So sind es dann auch die Szenen, in denen es zur direkten Konfrontation der Beiden kommt, die zu den stärksten des gesamten Films gehören. Unter den Nebendarstellern, zu denen u.a. noch Eliza Dushku (Wrong Turn), Tobey Maguire (Spider-Man) und Chris Cooper (American Beauty) zählen, sticht indes besonders Jonah Blechman als homosexueller Außenseiter Arthur hervor, dessen Freundschaft zu Tobias sehr sensibel und anrührend porträtiert wird.

                          Trotz aller Melancholie sowie einiger wahrhaft erschütternder Szenen verfügt Caton-Jones' Drama jedoch auch über einige sehr humorvolle Momente, so etwa wenn der rebellische Teenager den gestelzten Umgangston seines Stiefvaters perfekt imitiert und ihn damit der Lächerlichkeit preisgibt. Darüber hinaus bringt auch der mitreißende Rock 'n' Roll-Soundtrack immer wieder Schwung in das Geschehen, sodass die aufwühlende Geschichte den Zuschauer nach einem vielleicht etwas zu episodenhaft geratenen Beginn schnell in ihren Bann zieht.

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                          • 5 .5

                            Wer sich im Netz Kritiken zu „Dark Tide“ durchliest, kann schnell den Eindruck gewinnen, dass es sich bei dem Abenteuerdrama unter der Regie von John Stockwell (Into the Blue, Turistas) um eines der miserabelsten Machwerke der vergangenen Dekade handeln muss. Dabei lässt sich aus den meisten der zahlreichen negativen Stimmen deutlich herauslesen, dass der Großteil der Enttäuschten mit einer völlig anderen Erwartungshaltung an den Film herangegangen ist. Und tatsächlich – wer sich ein actionreiches Hai-Spektakel im Stile von „Deep Blue Sea“ (1999) oder „Meg“ (2018) erhofft, wird sich von "Dark Tide" zwangsläufig frustriert abwenden. Stockwells Film fühlt sich stattdessen über weite Strecken vielmehr nach einem Beziehungsdrama auf hoher See an, in dem die Bedrohung durch die gewaltigen Fische eher als Beiwerk angesehen werden kann.

                            Kapstadt, Südafrika: Seit ein gemeinsamer Freund durch eine Hai-Attacke ums Leben gekommen ist, haben sich Kate Mathieson (Halle Berry) und ihr Ehemann Jeff (Olivier Martinez) auseinandergelebt und auch ihre Pläne von einem Dokumentarfilm über die Meeresbewohner auf Eis gelegt. Erst als der schwerreiche Geschäftsmann William Brady (Ralph Brown) ihnen ein lukratives Angebot macht, das sie nicht ausschlagen können, fahren sie wieder gemeinsam mit ihrem Boot hinaus. Was ursprünglich als bloße Touristenattraktion gedacht war, entwickelt sich jedoch schon bald zu einem Kampf um Leben und Tod...

                            „Dark Tide“ gefällt durch viele hübsch eingefangene Bilder von Land und Meer sowie einige durchaus spektakuläre Unterwasseraufnahmen, die Stockwells Film eine authentische Atmosphäre verleihen. Überhaupt mutet "Dark Tide" eine ganze Spur realistischer an als der Großteil der Genrebeiträge, was allein schon darin begründet liegt, dass die Haie hier nicht aus dem Rechner stammen. Zugleich verfügt "Dark Tide" aber über eine nur sehr dünne Story, die unnötigerweise auf zwei Stunden ausgedehnt wird und nicht durchgängig zu fesseln vermag. Als vollkommen unnütz erweist sich zudem ein Nebenhandlungsstrang um drei jugendliche Muschelsucher, der später überhaupt nicht mehr aufgegriffen wird.

                            Überzeugender sind da schon die Leistungen der Darsteller, die hier mehr zu tun bekommen als in vergleichbaren Filmen, in denen eher die Haie im Vordergrund stehen. Speziell Berry und Martinez, die sich am Set sogar ineinander verliebten, haben eine angenehme Chemie miteinander. Aber auch Ralph Brown weiß als miesepetriger Millionär Akzente zu setzen. Wer sich also auf ein eher dialoggetriebenes Abenteuer statt auf das nächste Trash-Fest einstellt, bekommt mit "Dark Tide" trotz der teilweise eklatanten Schwächen solide Unterhaltung geboten.

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                            • 5

                              Michael Crichton, der kreative Kopf hinter Filmen wie "Westworld" (1973), "Jurassic Park" (1993) und "Twister" (1996) gehörte zu jener Sorte von Autoren, deren jeweils neueste Drehbücher und Romane ihnen in Hollywood regelrecht aus der Hand gerissen wurden, um sie schnellstmöglich für die große Leinwand zu adaptieren. Crichton scheint dabei jedoch stets eine sehr genaue Vorstellung von der Umsetzung seiner Geschichten gehabt zu haben, weshalb man immer wieder davon liest, dass er bei vielen Regisseuren aneckte. Häufig konnte sich das Endergebnis trotz aller Differenzen jedoch sehr gut sehen lassen. Für "Die Wiege der Sonne" unter der Regie von Philip Kaufman (Die Körperfresser kommen, Henry & June) gilt dies allerdings nur bedingt.

                              Verbindungsoffizier Web Smith (Wesley Snipes) wird zum neu eingeweihten Bürogebäude eines japanischen Konzerns gerufen, in dessen Konferenzraum ein ermordetes Callgirl (Tatjana Patitz) aufgefunden wurde. Ihm bei den Ermittlungen zur Seite stehen soll Polizei-Captain John Connor (Sean Connery), der über umfangreiches Wissen über Japan und seine Traditionen verfügt. Die beiden ungleichen Ermittler kommen nach und nach einer groß angelegten Vertuschungsaktion auf die Spur...

                              Kaufmans Film bietet zwar einige interessante Ansätze, ist aber zu spröde und langatmig erzählt, um durchgängig bei Laune halten zu können. Statt sich ganz auf den Mordfall zu konzentrieren, werden immer wieder neue Nebenhandlungsstränge eröffnet und neue Charaktere eingeführt. So fühlen sich etwa die Korruptionsvorwürfe gegen den von Snipes verkörperten Protagonisten, der Sorgerechtsstreit mit seiner Frau und das zwielichtige Verhalten seines Vorgesetzten (Harvey Keitel) wie unnötiger Ballast an, der die Geschichte immer wieder ausbremst. Statt sich mit solchen Nebenschauplätzen aufzuhalten, hätte der Fokus des Films viel mehr auf dem Mord und den Tatverdächtigen liegen müssen. Doch so erfährt man darüber lange Zeit nicht sonderlich viel und beginnt sich zu fragen, was an dieser speziellen Tat denn eigentlich so brisant sein soll.

                              Dem Cast indes lässt sich kaum ein Vorwurf machen, liefern alle Beteiligten doch mehr als solide Leistungen ab. Dass Connerys Charakter für jede Situation die passende japanische Weisheit parat hat, verliert zwar schon nach kurzer Zeit seinen Effekt, doch zugleich ist seine Figur aber die am besten herausgearbeitete im ganzen Film. Und auch in visueller Hinsicht kann "Die Wiege der Sonne" ein paar Punkte einfahren, obschon die Szenenübergänge in Form von zahlreichen Wischblenden ziemlich veraltet daherkommen und so wohl heutzutage nur noch in der in dieser Hinsicht sehr traditionsbewussten "Star Wars"- Reihe vorzufinden sind.

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                                Kenduskeag 28.04.2022, 14:10 Geändert 28.04.2022, 16:02

                                Bei „True Grit“ handelt es sich um eine Verfilmung des gleichnamigen Romans von Charles Portis, der in den 1960ern bereits mit John Wayne in der Hauptrolle verfilmt wurde. Der mit subtilem Humor angereicherte Spätwestern unter der Regie der Coen-Brüder (The Big Lebowski, No Country for Old Men) begeistert mit eindrucksvollen Bildern der Prärielandschaft, einer fesselnden, schnörkellos erzählten Story und starken Darstellerleistungen.

                                Die 14-jährige Mattie Ross (Hailee Steinfeld) hat sich fest vorgenommen, den Tod ihres Vaters zu rächen, der von dem Outlaw Tom Chaney (Josh Brolin) ermordet wurde. Um den Mörder einzufangen und vor Gericht zu bringen, heuert das ebenso forsche wie unerschrockene Mädchen den als unberechenbar geltenden Marshal Rooster Cogburn (Jeff Bridges) an, der den Auftrag nach einiger Zeit des Widerstrebens schließlich annimmt und mit der 14-jährigen ins Indianer-Territorium reitet, wo sich der Gesuchte versteckt halten soll…

                                „True Grit“ erzählt eine simpel anmutende Rachegeschichte, die jedoch zugleich auch als Abgesang auf das Westerngenre und seine Heroen verstanden werden kann. Von Kameralegende Roger Deakins in epochale Bilder gehüllt und mit einigen packenden Actionsequenzen und lakonischen Onelinern verfeinert, entwickelt sich so eine angenehm entschleunigte Westernerzählung, die vor allem durch die fein ausgearbeiteten Figuren und ihre interessante Dynamik untereinander zu gefallen weiß.

                                Während Jeff Bridges mit seiner Performance als trunksüchtiger Marshal mit rauer Schale und weichem Kern an seine populäre Rolle aus „The Big Lebowski“ (1998) erinnert, erweist sich vor allem die junge Hailee Steinfeld bei ihrem Spielfilmdebüt als echte Entdeckung, verkörpert sie die Rolle des tapferen Mädchens auf Rachefeldzug doch mit einer großen Portion gewinnbringenden Charmes. Darüber hinaus weiß auch der restliche Cast, zu dem u.a. noch Matt Damon (Good Will Hunting), Domhnall Gleeson (Peter Hase) und Barry Pepper (Crawl) zählen, vollauf zu überzeugen, obgleich ihre jeweiligen Figuren mit Ausnahme des von Damon gespielten Texas Rangers vergleichsweise weniger facettenreich angelegt sind.

                                Als gelungener Kniff erweist sich außerdem die Entscheidung, den Mörder von Matties Vater erst sehr spät im Film auftreten zu lassen und sämtliche Erwartungen an ihn zu unterwandern, sodass sich „True Grit“ letztlich nicht nach einer typischen Geschichte über den Kampf zwischen Gut und Böse anfühlt, sondern stattdessen viele Dinge im Graubereich lässt.

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                                  über Lucy

                                  Der von Luc Besson (Léon – Der Profi, Das fünfte Element) inszenierte Sci-Fi-Thriller „Lucy“ liefert eine farbenprächtige, teils spektakulär anzuschauende Bilderflut, offenbart jedoch in puncto Figurenzeichnung große Schwächen und erweist sich letztlich nur als mittelmäßiges Actiongewitter.

                                  Die in Taiwan lebende Studentin Lucy (Scarlett Johansson) wird bei einer Kofferübergabe von dem zwielichtigen Gangsterboss Mr. Jang (Choi Min-sik) und dessen Schergen entführt. Man implantiert ihr ein Päckchen mit Drogen, welches auf diese Weise nach Europa geschmuggelt werden soll. Als das Päckchen in Lucys Bauch versehentlich aufplatzt, wird eine Substanz freigesetzt, die bewirkt, dass die junge Frau zunehmend größere Teile ihrer Gehirnkapazität nutzen kann...

                                  Bessons Film startet recht vielversprechend und steigt ohne lange Umschweife in die Handlung ein. Der Auftakt in einem luxuriösen Hotel gestaltet sich durchaus spannend und schürt die Neugier auf das Kommende, sodass zunächst nur die recht plump eingebauten Bildmontagen der afrikanischen Savanne störend auffallen. Spätestens aber, wenn die Wunderdroge in Lucys Körper freigesetzt wird, ergeht sich Bessons Film in fadem Action-Einheitsbrei, der sich nur durch seine teils hervorragenden Effekte von den meisten Superhelden-Produktionen unterscheidet.

                                  Während Johansson in der Rolle der Protagonistin reichlich blass bleibt und Morgan Freeman ausschließlich als Erkläronkel herhalten muss, der die Wirkung der Droge für den Zuschauer im Detail aufdröselt, kann Choi Min-sik hier und da zumindest andeuten, welch furchteinflößenden Bösewicht er unter anderen Umständen hätte abgeben können. So sind es schlussendlich vor allem die stylischen Bilder und ein paar unterhaltsame Actionsequenzen, die den Zuschauer bis zum Finale durchhalten lassen.

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                                    Mit "Wolverine: Weg des Kriegers" erlebt der vielleicht populärste Mutant des X-Men Universums sein zweites Solo-Abenteuer. Regisseur James Mangold (Identität, Todeszug nach Yuma) fährt den Actionanteil im Vergleich zum Vorgänger merklich zurück und fokussiert sich stattdessen mehr auf das Seelenleben des Protagonisten. Das Endergebnis zeigt zwar letztlich noch einige Schwächen, sorgt aber insgesamt für recht gelungenes Popcorn-Kino.

                                    Der in den Bergen Kanadas wie ein Einsiedler lebende Logan (Hugh Jackman) erhält eine Nachricht des Großindustriellen Ishiro Yashida (Hal Yamanouchi), dem er 1945 während des Atombombenabwurfs auf Nagasaki das Leben rettete. Im Glauben, der todkranke Yashida wolle sich lediglich von ihm verabschieden, reist Logan nach Tokio. Dort angekommen macht der alte Mann ihm jedoch ein unerwartetes Angebot: Er will Logans Selbstheilungskräfte auf sich selbst übertragen und den Mutanten somit im Gegenzug von der Last der Unsterblichkeit befreien, unter der Logan zunehmend leidet. Nachdem er Yashidas Angebot allerdings entschieden abgelehnt hat, haben es plötzlich die Yakuza auf Logan abgesehen. Gemeinsam mit Yashidas Enkelin Mariko (Tao Okamoto) ergreift er die Flucht...

                                    Der zweite Ableger um den Mutanten mit den Adamantiumkrallen bietet deutlich hochwertigere Bilder als sein schwacher, mit CGI-Bombast überladener Vorgänger. James Mangold weiß das Japan-Setting in ästhetischen, vornehmlich kühlen Bildern einzufangen und macht es so zu einem der markantesten Schauplätze der X-Men Reihe. Die gegenüber dem Vorgänger geerdeter wirkenden Actionszenen bieten zwar nichts, was man nicht in vergleichbarer Form schon in anderen Filmen des Genres gesehen hätte, sorgen aber durchaus für Spannung.

                                    Die Story um den japanischen Industriellen und seine düsteren Absichten hingegen gibt nicht allzu viel her und offenbart speziell im recht einfallslosen Finale so manche Logiklücke. Dass "Wolverine: Weg des Kriegers" aber dennoch über weite Strecken auf einem ordentlichen Niveau unterhält, ist indes auch ein Verdienst von Hauptdarsteller Hugh Jackman, der abermals in der Rolle des vom Schicksal gebeutelten Mutanten aufgeht und der später mit dem Nachfolgefilm auch noch eine würdige Abschiedsvorstellung erhalten sollte.

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                                      Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.

                                      Kommentar Nr.7: Gewidmet RoboMaus

                                      Mit Robo bin ich auf Moviepilot so lange befreundet wie mit kaum einem anderen Buddy. Anfangs bildeten seine Kommentare aufgrund seiner hohen Aktivität gar den Löwenanteil auf meinem Dashboard. Daher hatte Robo zweifellos großen Anteil daran, wie ich meine eigenen Kommentare verfasse und noch mehr im Bezug darauf, dass ich den Austausch mit der Community zu schätzen gelernt habe. Umso mehr freut es mich, dass er nach einer längeren Auszeit seit Beginn des Jahres wieder häufiger auf MP anzutreffen ist. Mit bisher 6021 hat er deutlich mehr Filme bewertet als die meisten anderen meiner Buddys. Besonders begeistern kann sich Robo dabei u.a. für SciFi-Horror und Musik-Biopics. Allein von hübschen Bildern wird der Mäuserich jedoch nicht satt, sodass ihm handlungsgetriebene Filme besonders wichtig sind. Zu Robos Lieblingen gehören dabei so unterschiedliche Werke wie Shining, Mr. Bean macht Ferien und The Imitation Game. Zu den Filmen, die wir beide als herausragend einstufen, zählen indes u.a. Das Schweigen der Lämmer, Terminator 2 und Almost Famous. Aus Robos Lieblingsfilmliste habe ich einen 90er Jahre-Meilenstein von Steven Spielberg gewählt, der eine neue Ära des Blockbuster-Kinos einläutete.

                                      Der exzentrische Milliardär John Hammond (Richard Attenborough) hat auf einer Pazifikinsel mittels modernster Gentechnik einen Vergnügungspark mit lebenden Dinosauriern errichtet. Als es beim Transport eines Velociraptors zu einem tödlichen Unglück kommt, wird eine unabhängige Überprüfung des Parks notwendig. Aus diesem Grund lädt Hammond den Paläontologen Dr. Alan Grant (Sam Neill), die Paläobotanikerin Dr. Ellie Sattler (Laura Dern) und den Chaostheoretiker Dr. Ian Malcolm (Jeff Goldblum) zu einer Besichtigungstour auf die Insel ein. Schon bald verwandelt sich die Tour jedoch in einen furchtbaren Alptraum, da die Urzeitriesen aus ihren Gehegen ausbrechen und auf die Jagd gehen...

                                      "Jurassic Park" steht auch fast dreißig Jahre nach seinem Erscheinen noch für großes Spektakel mit einer nicht allzu komplexen, aber gekonnt aufbereiteten Story mit eindeutiger Öko-Botschaft, bei der der Zuschauer ganz nebenbei auch noch ein paar spannende Lektionen im Bereich der Paläontologie erhält. Die ideale Mischung aus Action, Grusel und Humor sorgt dafür, dass Spielbergs Blockbuster durchgängig unterhaltsam bleibt, während die Bilder der gigantischen Tiere das Publikum zum Staunen bringen. Dabei macht es sich besonders bezahlt, dass Spielberg statt auf CGI vornehmlich auf Animatronics setzte, weshalb die Effekte des Films nur minimal gealtert sind. Besonders hervorzuheben ist neben den guten Leistungen des Casts, zu dem u.a. noch Wayne Knight (Basic Instinct) und Samuel L. Jackson (Pulp Fiction) zählen, vor allem auch der eingängige John Williams-Score, der das fesselnde Geschehen auf der Dinosaurier-Insel perfekt untermalt.

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                                      • Bester Film:
                                        Das Leben ist schön
                                        Jenseits der Stille
                                        Terminator 2
                                        Die Verurteilten
                                        Das Schweigen der Lämmer

                                        Bester Animationsfilm:
                                        Der König der Löwen
                                        Prinzessin Mononoke
                                        Der Glöckner von Notre Dame
                                        Aladdin
                                        Pocahontas

                                        Beste Serie:
                                        X-Factor: Das Unfassbare
                                        Bob Morane
                                        Gargoyles - Auf den Schwingen der Gerechtigkeit
                                        Detektiv Conan
                                        Pinky und der Brain

                                        Bester Schauspieler:
                                        Anthony Hopkins (Das Schweigen der Lämmer)
                                        Robert De Niro (Zeit des Erwachens)
                                        Ralph Fiennes (Schindlers Liste)
                                        Johnny Depp (Edward mit den Scherenhänden)
                                        Jim Carrey (Der Mondmann)

                                        Beste Schauspielerin:
                                        Kathy Bates (Misery)
                                        Rena Owen (Die letzte Kriegerin)
                                        Pam Grier (Jackie Brown)
                                        Susan Sarandon (Dead Man Walking)
                                        Jodie Foster (Das Schweigen der Lämmer)

                                        Bester Soundtrack:
                                        Der schmale Grat
                                        Die Legende vom Ozeanpianisten
                                        The Straight Story
                                        1492 - Die Eroberung des Paradieses
                                        Black Robe

                                        Bei Serien siehts bei mir echt dürftig aus. Hab aber immerhin fünf zusammen bekommen :-)

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                                          "8 Frauen" unter der Regie von François Ozon (Swimming Pool, Frantz) ist ein eigenwilliges Krimi-Kammerspiel im Stile Agatha Christies, das sich weniger durch eine ausgeklügelte Handlung als vielmehr durch seine schrulligen Charaktere und seinen gelungenen Balanceakt zwischen komischen und tragischen Elementen auszeichnet.

                                          Frankreich in den 1950ern: Die im Ausland studierende Suzon (Virginie Ledoyen) kehrt an einem verschneiten Dezembertag in ihr abgelegenes Elternhaus zurück, um die Weihnachtsfeiertage mit ihrer Familie zu verbringen. Noch ehe Suzon jedoch ihren Vater begrüßen kann, wird dieser mit einem Messer im Rücken tot in seinem Bett aufgefunden. Schon bald reift unter den sieben im Haus befindlichen Frauen, zu denen bald auch noch die Schwester des Ermordeten (Fanny Ardant) stößt, die Erkenntnis, dass eine der Anwesenden die Mörderin des Hausherrn sein muss...

                                          Regisseur Ozon erzeugt mit seinen Bildern des eingeschneiten Anwesens von Beginn an ganz bewusst eine gewisse Künstlichkeit, welche direkt klarmacht, dass es sich bei "8 Frauen" eher um eine Farce, statt um einen ernst angelegten Krimi handelt. Dazu passen dann auch die farbintensive Ausstattung und die Musical-Einlagen, die die Kriminalhandlung immer wieder unterbrechen und die unterschiedlichen Charaktereigenschaften der acht Mordverdächtigen zusätzlich betonen sollen. Kritisieren lässt sich in diesem Zusammenhang allerdings, dass sich die Gesangseinlagen nicht unbedingt folgerichtig aus der Geschichte ergeben, sondern es eher so wirkt, als hätte Ozon sie einfach in einem bestimmten Zeitrhythmus eingebaut, ohne darauf zu achten, ob sie an die jeweilige Stelle der Handlung passen.

                                          Auch für Hobbydetektive ist "8 Frauen" nur bedingt geeignet, ist Ozon doch hauptsächlich an einer ausführlichen Charakterbeleuchtung interessiert. So wird zwar nach und nach aufgedröselt, wo sich welche der Frauen in der Mordnacht befunden hat, ein richtiger Erkenntnisgewinn im Bezug auf die Tat ergibt sich daraus jedoch kaum. Auf seine Kosten kommen wird daher vor allem, wem allein schon das Cluedo-Setting Freude bereitet oder aber wer vielleicht auch den Gesangsperformances etwas abgewinnen kann. Besonders dank des ausgezeichneten Casts, welchem mit u.a. Catherine Deneuve (Ekel), Isabelle Huppert (Elle) und Danielle Darrieux (Ein Zimmer in der Stadt) das Who's who des französischen Kinos angehören, hat Ozons Kammerspiel aber auch ohne diese Voraussetzungen einen gewissen Unterhaltungswert.

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                                            Kenduskeag kommentiert in loser Folge Lieblingsfilme seiner Buddys. Eine Aktion von Der Dude von Nebenan.

                                            Kommentar Nr.6: Gewidmet Drax

                                            Mit Drax bin ich seit etwa zwei Jahren auf Moviepilot befreundet. Wir stehen nicht unbedingt in regelmäßigem Kontakt, tauschen uns aber immer mal wieder aus, wenn sich die Gelegenheit dazu ergibt. Dabei habe ich ihn stets als freundlichen und eloquenten Gesprächspartner wahrgenommen, der auch bei aktuellen gesellschaftspolitischen Themen eine klare Meinung vertritt. Drax ist ein großer Liebhaber von Klassikern, wobei er sich u.a. besonders für die Nouvelle Vague und die New Hollywood Ära begeistert. Dafür, dass er bisher stolze 2753 Filme bewertet hat, ist seine Liste der Lieblingsfilme mit 25 Einträgen noch recht überschaubar. Zu diesen zählen u.a. Citizen Kane, Harold and Maude und Into the Wild. Zu den Filmen, die wir beide hervorragend finden, gehören indes u.a. Psycho, Einer flog über das Kuckucksnest und Das Schweigen der Lämmer. Mit einer Geschmacksnähe von 75% gehört Drax zudem zu den Buddys, mit denen ich die meisten Übereinstimmungen habe.

                                            Aus seiner Lieblingsfilmliste habe ich mir einen 50er Jahre Klassiker unter der Regie Billy Wilders (Sunset Boulevard, Das Appartement) ausgesucht, der noch heute durch seinen spannend aufgezogenen Kriminalfall, seine pointierten Dialoge und seine atmosphärisch dichte Inszenierung zu begeistern weiß.

                                            Soeben erst aus dem Krankenhaus entlassen, soll sich der angesehene Strafverteidiger Sir Wilfrid Robarts (Charles Laughton) eigentlich von den Folgen eines Herzinfarkts erholen. Als jedoch der aussichtslos scheinende Fall des unmittelbar vor einer Mordanklage stehenden Leonard Vole (Tyrone Power) an ihn herangetragen wird, ist Robarts Interesse und sein Ehrgeiz geweckt, weshalb er sich entgegen allen ärztlichen Rates entschließt, Voles Verteidigung zu übernehmen. Als Voles Ehefrau Christine (Marlene Dietrich) seine Kanzlei betritt und das Gespräch mit ihm sucht, ist Robarts zunächst im festen Glauben, diese wolle ihrem Ehemann für den Abend des Mordes ein Alibi verschaffen. Stattdessen jedoch wird Christine zur Zeugin der Anklage...

                                            Wilders Adaption eines Theaterstücks von Agatha Christie unterscheidet sich von den meisten anderen Justizklassikern jener Zeit - wie etwa "Die zwölf Geschworenen" (1957) oder "Anatomie eines Mordes" (1959) - vor allem durch seine humorvolle Note. Speziell im ersten Drittel, in welchem der muntere Schlagabtausch zwischen dem herzkranken Strafverteidiger und einer Krankenschwester (Elsa Lanchester) im Vordergrund steht, ist "Zeugin der Anklage" im Grunde eine reinrassige Komödie. Erst dann, wenn sich das Geschehen im weiteren Verlauf in den Gerichtssaal verlagert, schlägt Wilders Film auch dramatischere Töne an. Getragen wird der durch ausgezeichnete Schwarzweiß-Bilder bestechende Film dabei von einem erstklassigen Schauspielensemble, aus dem Charles Laughton als schlagfertiger Anwalt, dem der Spaß an seiner Rolle förmlich ins Gesicht geschrieben steht, noch einmal besonders hervorsticht. Aber auch Marlene Dietrich und Tyrone Power vermögen immer wieder Highlightszenen für sich zu verbuchen, wozu etwa das in einer Rückblende gezeigte Kennenlernen des Paares im nach dem Krieg zerstörten Hamburg zählt, bei dem Dietrich eine englische Version von 'Auf der Reeperbahn nachts um halb eins' zum Besten gibt.

                                            Somit steht am Ende ein wendungsreicher Gerichtsklassiker, der sich ebenso mitreißend wie witzig gestaltet und bis zum furiosen Finale glänzend unterhält.

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                                              Der auf dem gleichnamigen Roman von Pascal Mercier basierende "Nachtzug nach Lissabon" unter der Regie Bille Augusts (Das Geisterhaus, Fräulein Smillas Gespür für Schnee) gefällt als eher ruhig und bedächtig erzählte Kombination aus Selbstfindungsreise und Widerstandsdrama mit philosophischen Anklängen, welches sich mitunter allerdings schwer damit tut, seine zahlreichen Themen und Motive unter einen Hut zu bekommen.

                                              Der Berner Gymnasiallehrer Raimund Gregorius (Jeremy Irons) rettet auf seinem Weg zur Schule einer jungen Portugiesin (Sarah Spale-Bühlmann), die sich von der Kirchenfeldbrücke in den Tod stürzen will, das Leben. Im Zuge dessen fällt Raimund ein Buch des Arztes Amadeu de Prado (Jack Huston) in die Hände, der einst den Widerstand gegen die Estado Novo Diktatur organisierte. Fasziniert von Amadeus wechselhafter Lebensgeschichte, reist Raimund nach Lissabon, um sich auf Spurensuche nach dem Buchautor zu begeben...

                                              Der Titel von Augusts Romanadaption entpuppt sich fast als ein wenig irreführend, ist der Nachtzug auf dem Weg zur portugiesischen Hauptstadt doch nur wenige Augenblicke lang zu sehen. Vielmehr kommt der Protagonist schon recht früh im Film in Lissabon an und startet seine Recherche über den geheimnisvollen Buchautor. Fortan wird in ausführlichen, zur Zeit der Diktatur spielenden Rückblenden die Lebensgeschichte Amadeus aufgerollt, während Raimunds Befragungen der verbliebenen Freunde und Verwandten sowie seine aufkeimende Liebesbeziehung zur Optikerin Mariana (Martina Gedeck) die Rahmenerzählung bilden. Dieser stete Wechsel zwischen den beiden Zeitebenen sorgt schließlich auch dafür, dass "Nachtzug nach Lissabon" durchgängig interessant bleibt. Als gelungener Kniff erweist sich zudem, einige Rückblenden im späteren Verlauf noch aus anderen Blickwinkeln zu zeigen, wodurch sich für den Zuschauer noch weitere Interpretationsmöglichkeiten ergeben.

                                              Insgesamt merkt man Augusts Drama jedoch zu sehr das Bemühen darum an, der offenkundig vielschichtigen Romanvorlage gerecht werden zu wollen. So hätte es dem Film womöglich besser getan, sich auf einige wenige Aspekte zu fokussieren, statt von allem ein bisschen unterzubringen. Hinzu kommt, dass die satt ausgeleuchteten Bilder der portugiesischen Landschaft zuweilen etwas kitschig daherkommen, was sich nur schwer mit dem melancholisch-düsteren Tonfall der Erzählung in Einklang bringen lässt. Mindestens kurios fällt auch die Besetzung des Films aus, spielt doch etwa der Brite Jeremy Irons einen Schweizer, während der Schweizer Bruno Ganz einen Portugiesen mimt. Letztlich liefert der internationale Cast, zu dem u.a. noch Mélanie Laurent (Inglourious Basterds), Charlotte Rampling (Der Nachtportier), August Diehl (Die Fälscher) und Christopher Lee (Dracula) zählen, aber mehr als solide Leistungen ab, sodass dies nicht sonderlich ins Gewicht fällt.

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                                                "Dich kriegen wir auch noch" unter der Regie des vornehmlich für seine Beteiligung an Serienproduktionen bekannten David Nutter (u.a. für "Supernatural" und "Game of Thrones") ist ein spannungsarmer Teenie-Horrorfilm, der viel zu wenig aus seiner grundsätzlich interessanten Prämisse macht.

                                                Nach dem Suizid seines Bruders zieht der junge Steve (James Marsden) mit seiner Familie in das kleine Küstenörtchen Cradle Bay. An seiner neuen Schule lernt er schon bald die unterschiedlichsten Cliquen kennen, wozu auch eine elitär anmutende Gruppe aus strebsamen Musterschülern zählt, welche all diejenigen, die nicht zu ihrer Clique gehören, ausgrenzen und schikanieren. Gemeinsam mit seinem neuen Freund Gavin (Nick Stahl) kommt Steve einer Verschwörung auf die Spur, bei der der Schulpsychologe Dr. Caldicott (Bruce Greenwood) offenbar eine Schlüsselrolle spielt...

                                                Nutters Film wirkt an zahlreichen Stellen sehr überhastet und zuweilen unzusammenhängend erzählt, sodass der Eindruck entsteht, dass hier mehrere Szenen nachträglich der Schere zum Opfer gefallen sein könnten. Schon die Einführung in das Geschehen ist nicht sonderlich gelungen und lässt viele Fragen im Bezug auf die Charaktere und ihr Verhalten offen. Viel zu spät etwa stellt der Film heraus, dass hier verhaltensauffällige Jugendliche im Mittelpunkt stehen sollen, deren besorgte Eltern sich in ihrer Verzweiflung an den Schulpsychologen wenden. So muss sich der Zuschauer anhand weniger Rückblenden zunächst selbst zusammenreimen, dass der Protagonist anscheinend aufgrund des Selbstmords seines Bruders traumatisiert ist. Tatsächlich jedoch erscheint Steves Verhalten den gesamten Film über deutlich rationaler als das der meisten anderen Figuren, weshalb seine Verhaltensauffälligkeit im Grunde bloße Behauptung bleibt.

                                                Logiklücken und unterentwickelte Charaktere sind jedoch nicht die einzigen Makel, die Nutters Horrorstreifen anhaften. So erzeugt "Dich kriegen wir auch noch" leider auch kaum einmal Spannung oder Grusel und fühlt sich im Vergleich zu anderen Genrevertretern jener Zeit seltsam zahm an. Hinzu kommt, dass auch der Cast, zu dem u.a. noch Katie Holmes (Batman Begins), Katharine Isabelle (Ginger Snaps) und William Sadler (The Green Mile) zählen, keine Glanzleistungen abliefert. Zu Gute halten kann man Nutters Werk allenfalls, dass sich die Geschichte dann doch ein wenig vom Standardrepertoire der Teenie-Slasher unterscheidet. Der artverwandte "The Faculty" (1998) bleibt jedoch die lohnendere Alternative.

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                                                  Kenduskeag 19.04.2022, 16:47 Geändert 19.04.2022, 17:22

                                                  Der von Woody Allen (Der Stadtneurotiker, Scoop - Der Knüller) inszenierte "Vicky Cristina Barcelona" liefert kaum mehr als eine seichte Romanze vor traumhafter katalanischer Kulisse, die über keine nennenswerten Höhepunkte verfügt und eintönig vor sich hin plätschert.

                                                  Die beiden besten Freundinnen Vicky (Rebecca Hall) und Cristina (Scarlett Johansson) verbringen den Sommerurlaub zusammen in Barcelona. Während das Leben der bodenständigen Vicky einem klaren Plan folgt und sie kurz vor der Hochzeit mit ihrem Verlobten steht, ist Cristina deutlich spontaner und abenteuerlustiger. Als die Freundinnen bei einer Kunstausstellung den Maler Juan Antonio (Javier Bardem) treffen und dieser sie kurz darauf unumwunden zu einem flotten Dreier einlädt, wird das Liebesleben der beiden jungen Frauen gehörig durcheinandergewirbelt...

                                                  "Vicky Cristina Barcelona" zeigt hübsche Darsteller in einem ebenso hübsch anzusehenden Postkartenambiente, die abwechselnd Sex haben, sich streiten oder furchtbar banale Dialoge über den Sinn und die Suche nach der großen Liebe führen. Begleitet wird diese vorhersehbare Ménage à trois, die durch das Auftauchen von Vickys Verlobten Doug (Chris Messina) und Juan Antonios Ex Maria Elena (Penélope Cruz) zusätzlich verkompliziert wird, von einer extrem nervigen Off-Stimme, die dem Zuschauer sämtliche Handlungen und Gefühlsregungen der Hauptcharaktere bis ins Detail vorkaut.

                                                  Während man Javier Bardem die Rolle des Casanovas, den alle drei Frauen wie ein Neugeborenes bemuttern, zumindest noch abnimmt, erscheinen die von Hall und Johansson gespielten Protagonistinnen wie bloße Projektionsflächen für Altherrenfantasien.

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                                                    Mit dem Thriller "7500" legt der zuvor auf Kurzfilme abonnierte Regisseur Patrick Vollrath sein Langfilmdebüt vor und schafft ein über weite Strecken packendes, realistisch anmutendes Kammerspiel, das aus seinen begrenzten Möglichkeiten so einiges an Spannung und Intensität herausholt.

                                                    Co-Pilot Tobias Ellis (Joseph Gordon-Levitt) bereitet routinemäßig mit dem erfahrenen Flugkapitän Michael Lutzmann (Carlo Kitzlinger) den Start einer Airbus-Maschine mit über achtzig Passagieren an Bord vor, welche vom Berliner Flughafen aus nach Paris fliegen soll. Als Flugbegleiterin mit dabei ist auch Tobias' Lebensgefährtin Gökce (Aylin Tezel), mit der er einen gemeinsamen Sohn hat. Bereits kurz nach dem Start versuchen jedoch vier Islamisten das Cockpit zu stürmen, um so das Flugzeug in ihre Gewalt zu bringen. Fortan entbrennt über den Wolken ein Kampf auf Leben und Tod...

                                                    Vollraths Thriller, dessen Titel auf den Transpondercode für Flugzeugentführungen anspielt, entwirft auf engstem Raum ein furchteinflößendes Szenario, welches dank der Inszenierung mit wackliger Handkamera und des Verzichts auf Musikeinsatz sehr lebensecht und authentisch daherkommt. Speziell zu Beginn wird dem Zuschauer somit das Gefühl vermittelt, dem Start einer echten Passagiermaschine beizuwohnen, woran auch der gut aufspielende Cast um Gordon-Levitt seinen Anteil hat.

                                                    Anders als viele Hollywood-Vertreter des Genres wie "Air Force One" (1997) oder "Con Air" (1997) setzt Vollrath im weiteren Verlauf mehr auf psychologische Spannung statt auf Action. Diese erreicht dann auch bereits früh ihren Höhepunkt, wenn der Protagonist mit dem moralischen Dilemma konfrontiert wird, entweder die Cockpit-Tür verschlossen zu lassen und somit die Ermordung von Geiseln in Kauf zu nehmen, oder aber sie zu eröffnen und damit einen verheerenden Terroranschlag zu riskieren.

                                                    In der zweiten Hälfte ist "7500" zwar dann längst nicht mehr so fesselnd, greift auf so manches Klischee zurück und bewegt sich schließlich in vorhersehbaren Bahnen, hinterlässt aber dennoch einen insgesamt positiven Gesamteindruck.

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