Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Der tragikomische "A Serious Man" unter der Regie der Coen-Brüder (The Big Lebowski, True Grit) erzählt auf mitunter groteske Weise eine moderne Hiobsgeschichte über einen Physikprofessor auf Sinnsuche, die sich durch schrullige Charaktere und pointierten Witz auszeichnet.
Die heile Welt des jüdischen Familienvaters Larry Gopnik (Michael Stuhlbarg) droht wie ein Kartenhaus in sich zusammenzufallen, als seine Ehefrau Judith (Sari Lennick) ihm eröffnet, dass sie eine Affäre hat und sich von ihm scheiden lassen will. Darüber hinaus befürchtet Larry, dass sein Traum von einer Festanstellung als Physikprofessor im letzten Moment platzen könnte, da seinem Arbeitgeber anonyme Briefe zugesandt wurden, die ihn kompromittieren. Seelsorgerliche Hilfe erhofft sich der verzweifelte Familienvater bei verschiedenen Rabbinern, deren seltsame Ratschläge ihm jedoch Rätsel aufgeben...
"A Serious Man" startet mit einer düsteren Szene in einem polnischen Schtetl, welche glatt aus einem Horrorfilm stammen könnte und in der eine Frau auf einen greisen Besucher einsticht, den sie für einen bösartigen Totengeist hält. Die Szene lässt die Deutung zu, dass durch diese Tat ein böser Fluch über Larrys Familie gekommen ist, der sich Jahrzehnte später schließlich bahnbricht. Möglich ist allerdings auch eine religionskritische Interpretation, die den (Aber)glauben der Frau als bloßes Hirngespinst sieht, was wiederum großes Leid heraufbeschwört.
Ähnlich anspruchsvoll zu dechiffrieren sind auch viele weitere Szenen des Films, doch sorgt der skurrile Humor, der zwischendurch immer wieder aufblitzt, dafür, dass "A Serious Man" auch dann zu gefallen weiß, wenn man sich nicht auf eine tiefergehende Analyse einlassen möchte. Will man doch die Doppelbödigkeit hinter einzelnen Szenen zumindest ein wenig verstehen, hilft es, sich das von Larry zu Beginn erwähnte Gedankenexperiment 'Schrödingers Katze' vor Augen zu führen, welches sich wie ein roter Faden durch die gesamte Handlung zieht.
Da die Tragikomödie neben der gewohnt großartigen Kameraarbeit von Roger Deakins auch durch starke Darstellerleistungen besticht, lohnen sich in jedem Fall auch mehrfache Sichtungen, die womöglich mehr Licht ins Dunkel bringen.
Das auf Jan Guillous autobiografischem Roman basierende Sozialdrama "Evil" unter der Regie von Mikael Håfström (Zimmer 1408, Escape Plan) befasst sich auf eindringliche Weise mit von Gewalt und Demütigung bestimmten Erziehungsmethoden im Schweden der 50er Jahre.
Nachdem er zum wiederholten Male einen Mitschüler brutal verprügelt hat, wird der 16 Jährige Erik (Andreas Wilson) auf das Internat Stjärnsberg geschickt, welches für ihn die letzte Chance darstellt, doch noch seinen Schulabschluss zu erwerben. In Stjärnsberg gilt ein System, welches als "Kameradschaftserziehung" bezeichnet wird. Während die Schüler der älteren Jahrgänge die Jüngeren nach Lust und Laune bestrafen dürfen, lassen die Lehrer sie gewähren und greifen nur in seltenen Fällen zu erzieherischen Maßnahmen. Schon bald haben die älteren Schüler um den arroganten Otto (Gustaf Skarsgård) den widerstandsfähigen Erik und seinen neuen Freund Pierre (Henrik Lundstöm) zur Zielscheibe erkoren...
"Evil" erzählt keine sonderlich innovative Geschichte und bedient sich so mancher Stereotypen des Genres, besticht jedoch gleichzeitig durch Intensität und weiß auch emotional zu berühren. Mag der Plot oberflächlich betrachtet fast ausschließlich aus dem Wechselspiel von Gewalt und Gegengewalt bestehen, so schlummert darunter doch eine scharfe Gesellschaftskritik, zeigt Håfströms Drama doch auf ungeschönte Weise auf, dass im sich betont neutral gebenden Schweden der Nachkriegszeit sehr wohl faschistische Denkweisen dominierten und Erziehung vor allem dem Aufbau einer vom Geburtsrecht geprägten Hierarchie diente.
Auf diese Weise funktioniert der auch dank der guten Darstellerleistungen überzeugende Film nicht nur als Coming of Age-Werk, sondern mehr noch als Sittengemälde eines Landes, dessen offiziell neutrale Position in den Weltkriegen eine Kultur des Wegsehens gefördert hat.
"Casino" unter der Regie von Altmeister Martin Scorsese (Taxi Driver, Shutter Island) ist eine über weite Strecken kühle Milieustudie, die auf beinahe dokumentarische Weise die Mechanismen der Mafia im Las Vegas der 70er und 80er Jahre beleuchtet.
Aufgrund seiner enormen Erfolge als Falschspieler wird der mit allen Wassern gewaschene Sam 'Ace' Rothstein (Robert De Niro) mit der Leitung eines neuen Kasinos in der Glücksspielmetropole Las Vegas betraut. Dank seiner akribischen Arbeit gelingt es Sam alsbald, die Umsätze des Kasinos zu verdoppeln, wovon auch die Mafiabosse der Stadt profitieren. Zu Sams Schutz schicken diese seinen alten Jugendfreund Nicky Santoro (Joe Pesci) nach Vegas, welcher durch seine kriminellen Aktivitäten schnell zu einem der mächtigsten Männer der Stadt aufsteigt. Als Sam sich in das Callgirl Ginger (Sharon Stone) verliebt und diese sogar heiratet, scheint die Glückssträhne der beiden Jugendfreunde jedoch ein jähes Ende zu finden...
"Casino" startet mit einer rund einstündigen, mit den Off-Kommentaren der beiden männlichen Hauptfiguren unterlegten Exposition, in der in aller Ausführlichkeit dargelegt wird, wie die Geschäfte in Sams Kasino laufen, wer davon profitiert und auf welche Weise Störenfriede beseitigt werden. Um derart umfangreichen Erklärungen etwas abgewinnen zu können, sollte man als Zuschauer am besten wohl ein gewisses Grundinteresse an Glücksspiel und Mafiastrukturen mitbringen, wird man sich andernfalls in dieser Phase doch hoffnungslos langweilen. Nicht nur aufgrund der abermaligen Besetzung von De Niro und Pesci, sondern auch aufgrund der ähnlichen, mit Rückblenden arbeitenden Erzählstruktur erinnert "Casino" daher in vielen Momenten an Scorseses anderes Mafiaepos "GoodFellas" (1990).
Die erst ab der Mitte so richtig Fahrt aufnehmende Kernhandlung setzt dann aber durchaus ein paar neue Akzente und wandelt sich im letzten Drittel gar immer mehr zum erschütternden Ehedrama. Neben den großartigen Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch James Woods (Es war einmal in Amerika), Kevin Pollak (End of Days) und Don Rickles (Stoßtrupp Gold) zählen, besticht Scorseses Film dabei vor allem durch eine ausgereifte Schnitttechnik und virtuose Kamerafahrten. Darüber hinaus wissen auch Ausstattung und Kostüme zu gefallen.
Störend hingegen fällt der geradezu penetrante 70er Jahre Soundtrack auf, der für eine regelrechte Dauerbeschallung sorgt und nur selten zu den gezeigten Bildern passen will. Und auch die zahlreichen Streitgespräche der Protagonisten, die immer wieder um die gleichen Themen kreisen, können auf Dauer enervierend wirken.
Schon mit "Jennifer's Body" konnte Regisseurin Karyn Kusama andeuten, dass sie ein gutes Gespür dafür besitzt, Horror mit gesellschaftskritischen Themen zu verknüpfen und ihre Filme mit vielschichtigen Charaktere zu bevölkern. Mit "The Invitation" wandte sie sich einige Jahre später abermals dem Genre zu und schuf ein beklemmendes Kammerspiel, das trotz einiger vorhersehbarer Entwicklungen für packende Unterhaltung sorgt.
Will (Logan Marshall-Green) und seine Freundin Kira (Emayatzy Corinealdi) folgen einer Einladung von Wills Ex-Frau Eden (Tammy Blanchard) und ihrem neuen Ehemann David (Michiel Huisman) zu einer Dinner-Party in ihrem Haus in den Hollywood Hills. Will und Eden, die gemeinsam einen schweren Schicksalsschlag verkraften mussten, hatten sich vor zwei Jahren getrennt und sich seither nicht mehr gesehen. Beim abendlichen Zusammensein kommt es auch zu einem Wiedersehen mit weiteren Freunden, die Will ebenfalls lange nicht mehr getroffen hat. Als David den Anwesenden ein Video der Selbsthilfegruppe zeigt, in der Eden und er sich kennengelernt haben, keimt in Will jedoch der Verdacht auf, dass die Gastgeber ihren Gästen nicht so wohlgesonnen sind, wie es zunächst den Anschein hat...
Von Beginn an versetzt "The Invitation" sein Publikum in die subjektive Perspektive des Protagonisten, der durch die Einladung seiner Ex-Frau in eine Drucksituation gerät, die über das unangenehme Gefühl, welches das gegenseitige Vorstellen der neuen Partner mit sich bringen kann, deutlich hinausgeht. Dass diese Einladung sehr viele negative Emotionen in Will aufsteigen lässt, wird schon in der Eröffnungsszene ersichtlich, in der es zu einem Verkehrsunfall mit einem Kojoten kommt und Will das Tier kurzerhand mit einem Radschlüssel erschlägt. Im späteren Verlauf baut Kusama dann immer wieder kurze Erinnerungsfetzen ein, die den Verdacht erhärten, dass die Hauptfiguren in der Vergangenheit etwas Schreckliches erlebt haben müssen. Obgleich der Zuschauer schon früh erahnen kann, in welche Richtung sich der Film schließlich entwickeln wird, sorgt eben dieser Umstand doch für eine gewisse Suspense-Wirkung.
Über zwei Drittel hinweg hat "The Invitation" mehr von einem dialoggetriebenen Drama, das uns auf sensible Weise die Gefühlswelt der Charaktere näherbringt und das sich dabei zu jeder Zeit auf den stark agierenden Cast, dem u.a. noch Michelle Krusiec (Far North) und John Carroll Lynch (Shutter Island) angehören, verlassen kann. Kusama versteht es dabei, durch falsche Fährten und mehr oder weniger subtile Vorausdeutungen (man achte etwa auf die Zähne der Gastgeberin) für steigende Anspannung zu sorgen, ehe zu Beginn des letzten Drittels der Tonfall noch einmal vollkommen umschlägt und "The Invitation" endgültig zum harten Psychothriller wird.
Vorwerfen kann man Kusamas Film derweil, dass Kiras Charakter im Vergleich zu den anderen sehr vernachlässigt wird und sie angesichts der seltsamen Vorkommnisse um sie herum viel zu selten Position bezieht. Auch fehlt "The Invitation" der große Überraschungseffekt, sodass man als Zuschauer hauptsächlich auf den genauen Zeitpunkt der Eskalation wartet. Und schließlich hätte es auch die Schlusseinstellung nicht gebraucht, dient diese doch allein dem Zweck, das Publikum mit einem plumpen Schockeffekt zu entlassen.
Die von makabrem Humor geprägten Geschichten des Briten Roald Dahl lieferten schon die Vorlage für Filme wie "Matilda" (1996), "Charlie und die Schokoladenfabrik" (1971+2005) und "Der fantastische Mr. Fox" (2009). 1990 adaptierte Regisseur Nicolas Roeg (Walkabout, Wenn die Gondeln Trauer tragen) Dahls Kinderbuch "Hexen hexen" für die große Leinwand und schuf ein fantasievolles Gruselabenteuer, welches vor allem durch schaurige Spezialeffekte aus der Schmiede von "Muppet Show"-Gründer Jim Henson besticht.
Nach dem Unfalltod seiner Eltern wächst der kleine Luke (Jasen Fisher) bei seiner Großmutter Helga (Mai Zetterling) auf, die ihm Gruselgeschichten über Hexen und ihre dunklen Absichten erzählt. Als Oma und Enkel gemeinsam nach Großbritannien reisen, gerät Luke in dem Hotel, in welchem die beiden übernachten, zufällig in die Konferenz einer Organisation, die vorgibt, Kinder vor Misshandlung schützen zu wollen. In Wahrheit steckt hinter der Tagung jedoch ein geheimer Hexenkongress, der von der diabolischen Oberhexe Eva (Anjelica Huston) geleitet wird, welche den Plan verfolgt, alle Kinder des Landes in Mäuse zu verwandeln...
"Hexen hexen" gehört zu jener Sorte Film, die sich einerseits an ein junges Publikum richtet, andererseits mit den grauenhaften Masken und den plastischen Effekten bei den Kleinsten für furchtbare Alpträume sorgen könnte. Darstellern wie Mai Zetterling als gutherzige Oma und der für humorvolle Auflockerung sorgende Rowan Atkinson als trotteliger Hotelmanager kommen daher besonders wichtige Rollen zu, da die Szenen mit ihnen ein Gegengewicht zu den teils nervenaufreibenden Gruselmomenten bilden.
Erwachsene Zuschauer werden sich eventuell am vorhersehbaren Handlungsverlauf und der eindimensionalen Charakterzeichnung stören, kommen dank der recht schwungvollen Inszenierung und einer bestens aufgelegten Anjelica Huston aber durchaus auch auf ihre Kosten.
Als aktives Communitymitglied würde mich sehr interessieren, wie die Zukunft von Moviepilot aussehen soll. Die Veränderungen an der Startseite deuten für mich stark darauf hin, dass hier kein Austausch unter Filmfreunden mehr erwünscht ist bzw dieser nur noch eine sehr untergeordnete Rolle spielen soll. Wer neu auf diese Seite kommt, wird maximal noch über Umwege auf Kommentare der Community stoßen. Sollte der Kommentar-Feed nun dauerhaft von der Startseite verschwinden, wird auch eine Vernetzung der Community untereinander massiv erschwert.
Es wäre wünschenswert, wenn die Moviepilot-Redaktion sich transparent zeigen würde und bevorstehende Änderungen zumindest ankündigen würde. Im Idealfall sollte ein Forum auf der Seite geschaffen werden, in dem Redakteure und Community miteinander in Kontakt treten und sich über Fragen und Probleme austauschen können.
Sollte eine aktive Community hier nicht mehr erwünscht sein, wäre es gegebenenfalls wohl sogar besser, dies offen zu kommunizieren. Nach aktuellem Stand ist nicht ganz eindeutig, ob Moviepilot sich nur noch als reine Newsseite versteht, die mit Artikeln zu Dschungelcampern und Sommerhausmenschen möglichst viele Klicks generieren möchte oder ob das Bewerten und Kommentieren von Filmen und Serien auch in Zukunft noch fester Bestandteil dieser Seite sein wird.
Die Filme des 2013 verstorbenen David R. Ellis, zu welchen neben dem Actionthriller "Final Call" und dem Hai-Horror "Shark Night 3D" auch zwei Einträge der "Final Destination"-Reihe gehören, zeichnen sich zwar selten durch inszenatorische Finesse oder geistreiche Dialoge, wohl aber durch einen gewissen B-Movie Charme aus, der auch "Snakes on a Plane" zu einem geeigneten Werk für eine bierselige Runde macht.
Nachdem er auf Hawaii Zeuge eines Mordes geworden ist, soll der unbedarfte Surfer Sean Jones (Nathan Phillips) vor Gericht gegen die Täter aussagen, weshalb er unter der Obhut des FBI-Agenten Neville Flynn (Samuel L. Jackson) per Flugzeug nach Los Angeles überführt wird. Den Killern ist es jedoch unbemerkt gelungen, einen Behälter mit Giftschlangen an Bord der Maschine zu schmuggeln und den Halsschmuck der Passagiere mit Pheromonen zu besprühen, um die Tiere zusätzlich aggressiv zu machen. Als sich während des Fluges der Behälter mit den Giftschlangen öffnet, bricht Chaos über den Wolken aus...
"Snakes on a Plane" macht von Beginn an keinen Hehl daraus, dass er auf Logik und Glaubwürdigkeit pfeift und einzig auf seichte Unterhaltung aus ist. So befinden sich die beiden Hauptfiguren nach einer sehr zügigen Einleitung schon nach wenigen Minuten am Flughafen, wo dann nach und nach die mitreisenden Passagiere vorgestellt werden, zu denen neben einem Mann mit Flugangst, zwei minderjährigen Brüdern und einer Paris-Hilton-Kopie mit Handtaschen-Hündchen auch ein Rapper mit Anzeichen von Hypochondrie zählt. Ist die Katze dann erstmal aus dem Sack - oder besser: die Schlangen aus dem Behälter - fallen diese in bester Slasher-Tradition über die Fluggäste her.
Da Ellis' Film jedoch alsbald die verrückten Ideen ausgehen und "Snakes on a Plane" mit einer Laufzeit von etwa 100 Minuten auch spürbar zu lang geraten ist, können die Reptilien-Attacken nicht durchgängig bei Laune halten. So entwickelt sich ab der Mitte ein beinahe konventionelles Katastrophenszenario, wie man es schon in besseren Werken allzu häufig genug gesehen hat. Zudem vermitteln viele Szenen den Eindruck, als ob Ellis sich nicht ganz entscheiden konnte, ob er die Handlung nun in halbwegs ernstzunehmende Bahnen lenken möchte oder ob "Snakes on a Plane" endgültig zum abstrusen Trash-Fest werden soll.
Das zwischen Tragik und Komik wandelnde Familiendrama "The Descendants" unter der Regie von Alexander Payne (Election, Nebraska) weiß dank einer herzerwärmenden Geschichte, scharfzüngigen Dialogen und hervorragenden Schauspielleistungen ein umfangreiches Spektrum an Emotionen hervorzurufen und versteht es dabei gekonnt, Fallstricke zu umgehen und nie in Kitsch abzudriften.
Matt King (George Clooney) hat als Nachfahre einer hawaiischen Prinzessin ein großes, bislang unberührtes Stück Land auf Kaua'i geerbt. Gemeinsam mit seinen Cousins und Cousinen steht er vor der schwierigen Frage, was mit dem Erbe geschehen soll, welches er seit dem Tod seiner Eltern als alleiniger Treuhänder verwaltet. Als seine Frau Elizabeth (Patricia Hastie) nach einem Bootsunfall ins Koma fällt, fühlt sich Matt mit der Erziehung seiner kleinen Tochter Scottie (Amara Miller) zunehmend überfordert. Hilfe erhofft er sich von seiner älteren Tochter Alexandra (Shainlene Woodley), die in einem Internat auf einer der Nachbarinseln lebt und mit Alkohol und Drogen experimentiert. Da eröffnet Alexandra ihrem überraschten Vater, dass seine Frau vor ihrem Unfall eine Affäre hatte...
Was wie das Biopic eines privilegierten Anwalts, dessen einzige Sorge zu sein scheint, was er mit seinem vielen Geld anfangen will, beginnt, entwickelt sich schon bald zu einem gleichermaßen humorvollen wie berührenden Familienporträt, bei dem Payne ein ausgezeichnetes Gespür für die feinen, zwischenmenschlichen Nuancen unter Beweis stellt. Getragen wird das vor paradiesischer Inselkulisse spielende Werk dabei von einem großartig aufspielenden Cast, dem in weiteren Rollen u.a. noch Judy Greer (Halloween Kills), Matthew Lillard (Scream) und Robert Forster (Jackie Brown) angehören und dem es gelingt, selbst wenig bedeutsamen Nebenfiguren sehr viel Leben einzuhauchen.
Angesichts dieser Vorzüge fällt es auch nicht sonderlich negativ ins Gewicht, dass der weitere Verlauf der Handlung in groben Zügen bereits früh vorauszuahnen ist, versteht es "The Descendants" doch dafür umso besser, seinen Charakteren immer neue, überraschende Facetten abzugewinnen und so für ein emotional ergreifendes Filmerlebnis zu sorgen.
When they had the earthquake in San Francisco
Back in nineteen-six
They said that Mother Nature
Was up to her old tricks
That's the story that went around
But here's the real low-down
Put the blame on Mame, boys
Put the blame on Mame
Mit dem im Stil des Film noir inszenierten "Gilda" unter der Regie von Charles Vidor (Es tanzt die Göttin, Der Schwan) zementierte Hollywood-Legende Rita Hayworth ihren Ruf als einer der größten Leinwandstars der 40er Jahre. Ihre Performance als verführerische Femme fatale - inklusive erotischem Handschuh-Striptease - prägte das Genre maßgeblich und rief zahlreiche Nachahmer auf den Plan.
Der junge Johnny Farrell (Glenn Ford) hält sich in Buenos Aires mit Betrügereien beim Glücksspiel über Wasser. Als der Casinobetreiber Ballin Mundson (George Macready) auf ihn aufmerksam wird, kann Johnny den schwerreichen Geschäftsmann davon überzeugen, ihn bei sich einzustellen. Schon bald wird Johnny zu Mundsons engstem Vertrauten, teilen die beiden Männer doch eine ähnliche Weltanschauung. Seine Glückssträhne scheint jedoch ein jähes Ende zu finden, als Mundson von einer Geschäftsreise als verheirateter Ehemann zurückkehrt, ist seine Auserwählte doch ausgerechnet Johnnys Ex-Geliebte Gilda (Rita Hayworth), von der er glaubt, dass sie alles daransetzen wird, um sein Leben zur Hölle zu machen...
"Gilda" lässt sich als im Casino-Milieu angesiedelte Kombination aus Kriminalfilm und Melodram beschreiben, die von einer von Hassliebe dominierten Dreiecksbeziehung erzählt, welche im Verlauf der Handlung eine geradezu zerstörerische Kraft entfaltet. Während die atmosphärischen Schwarzweiß-Bilder, die vereinzelten Gesangsauftritte und die scharfen Wortduelle zu begeistern wissen, kommt die Geschichte selbst nur ganz allmählich in Gang und tritt im Mittelteil gar für eine ganze Weile auf der Stelle. Auch dank der ausgezeichneten Darstellerleistungen lässt sich jedoch über so manche Länge einigermaßen hinwegsehen.
Ohnehin zeichnet sich Vidors Film noir weniger durch einen wendungsreichen Handlungsverlauf, als vielmehr durch seine zwielichtigen Charaktere sowie ihre Intrigen und Machtspielchen aus.
"Hogwarts ist nicht Hogwarts ohne dich!"
Der auf einer Buchvorlage von Harry Harrison basierende "Soylent Green", welcher im deutschsprachigen Raum unter dem kruden Titel "...Jahr 2022...die überleben wollen" firmiert, ist ein dystopischer Öko-Thriller, der anhand einer recht simplen Kriminalstory Themen wie Umweltzerstörung, Klimawandel, Überbevölkerung und Werteverlust anschneidet und so ein ungemein beklemmendes Schreckensszenario entwirft.
New York im Jahr 2022: In der 40 Mio. Einwohner beherbergenden Metropole mangelt es an Wohnraum, Wasser und Nahrung. Nur sehr wohlhabende Bürger können sich große Wohnungen leisten, zu denen auch Konkubinen gehören, die ihren Besitzern wie Sklavinnen dienen müssen. Der Polizist Robert Thorn (Charlton Heston), der mit seinem greisen Freund Sol (Edward G. Robinson) in einem kleinen Appartement haust, wird in eine solch luxuriöse Wohnung gerufen, wo der reiche William R. Simonson (Joseph Cotten) erschlagen aufgefunden wurde. Schon bald findet Thorn heraus, dass der Ermordete für den Lebensmittelkonzern 'Soylent' tätig war, welcher die Versorgung der halben Weltbevölkerung kontrolliert. Im Zuge seiner Ermittlungen fördert Thorn Ungeheuerliches über den Konzern zu Tage...
Der genreerfahrene Richard Fleischer (20.000 Meilen unter dem Meer, Die phantastische Reise) zeichnete mit "Soylent Green" eine düstere Zukunftsvision über eine ethisch verkommene Gesellschaft, welcher der jahrzehntelange Raubbau an ihrem Heimatplaneten nun zum Verhängnis wird. Die Kriminalgeschichte, welche vor allem die erste Hälfte des Films dominiert, ist dabei für sich genommen gar nicht so besonders spannend, liefert aber eine gute Basis für die folgenden Geschehnisse, welche in der finalen Wendung ihren Höhepunkt erfahren.
Während die allzu ausführlich behandelte Annäherung zwischen Thorn und der Konkubine Shiri (Leigh Taylor-Young) Fleischers Film etwas ausbremst, sind es vor allem die Szenen mit dem großartig aufspielenden Edward G. Robinson in seiner letzten Rolle, die zu den stärksten des ganzen Films gehören und im späteren Verlauf für ein Wechselbad der Emotionen sorgen. Mag der apokalyptische SciFi-Thriller in Bezug auf Ausstattung und Kostüme auch erkennbar ein Kind der 70er Jahre sein, ist seine Botschaft doch nach wie vor von erschreckender Aktualität.
Mit "Blondinen bevorzugt" schuf Regisseur Howard Hawks (Sein Mädchen für besondere Fälle, El Dorado) eine charmante Musical-Komödie, die mit mitreißenden Tanz- und Gesangseinlagen, humorvollen Wortgefechten und einer leichtfüßig erzählten Story für sehr viel Vergnügen sorgt.
Die beiden attraktiven Showgirls Dorothy (Jane Russell) und Lorelei (Marilyn Monroe) sind beste Freundinnen, unterscheiden sich jedoch auf gravierende Weise in der Wahl ihrer Männer. Während Dorothy vornehmlich auf einen freundlichen Charakter und ein hübsches Äußeres achtet, müssen Loreleis Liebhaber vor allem ein gut gefülltes Bankkonto ihr Eigen nennen. Gemeinsam reisen die beiden Freundinnen mit dem Schiff nach Frankreich, wo Lorelei den wohlhabende Gus (Tommy Noonan) heiraten will. Da Gus' Vater (Taylor Holmes) jedoch den Verdacht hegt, dass Lorelei es ausschließlich auf das Vermögen seines Sohnes abgesehen hat, setzt er den Privatdetektiv Ernie Malone (Elliott Reid) auf die verführerische Blondine an...
Hawks' 50er Jahre-Klassiker gefällt von Beginn an durch die eingängigen Showeinlagen der beiden Hauptdarstellerinnen, die in aufwendigen Kostümen ein wahres Feuerwerk aus Musik und Tanz abbrennen. Zu den Liedern, die das Duo Russell/Monroe zum Besten gibt, zählt dabei u.a. auch der Evergreen 'Diamonds Are a Girl's Best Friend', welcher durch den Film einen zusätzlichen Popularitätsschub erhielt. Angesichts dieser Vorzüge tritt die recht simpel gehaltene Handlung bisweilen zwar in den Hintergrund, vermag aber stets genug Interesse zu wecken, um ihr als Zuschauer bis zum Ende folgen zu wollen.
Der Humor des Films speist sich derweil hauptsächlich aus den gegensätzlichen Ansichten der Protagonistinnen über die Männerwelt. Während Lorelei den Prototyp der naiven Sexbombe gibt, begegnet Dorothy dem Treiben ihrer Freundin mit beißendem Zynismus, was einige urkomische Dialoge zur Folge hat. Darüber hinaus klingt auch immer wieder etwas Gesellschaftskritik an, wenn Lorelei wieder einmal ihre materialistische Lebenseinstellung betont und sich einem Millionär nach dem nächsten an den Hals wirft.
"And Soon the Darkness" ist ein Remake eines heutzutage etwas in Vergessenheit geratenen 70er Jahre Thrillers, welches erst in der zweiten Hälfte für ein wenig Spannung sorgt und bis dahin kaum mehr als ein paar hübsche Landschaftsaufnahmen und etwas Urlaubsatmosphäre bietet.
Die beiden Freundinnen Stephanie (Amber Heard) und Ellie (Odette Annable) machen eine Radtour durch Argentinien. Da Odette sich am Vorabend an den attraktiven Michael (Karl Urban) rangemacht hatte, auf den auch Stephanie ein Auge geworfen hatte und die Freundinnen aufgrund von Ellies Trödelei den Bus zum Flughafen verpasst haben, kommt es zwischen ihnen zum Streit. In Folge dessen radelt Stephanie zunächst allein weiter und lässt ihre Freundin beim Sonnenbaden zurück. Als Ellie jedoch nicht mehr auftaucht, beginnt Stephanie, sich Sorgen zu machen...
"And Soon the Darkness" startet sehr verhalten und benötigt eine ganze Weile, um Fahrt aufzunehmen. So bekommen wir zunächst reichlich Südamerika-Flair geboten und dürfen uns in aller Ruhe an den Bikini-Figuren der beiden Hauptdarstellerinnen satt sehen, ehe überhaupt etwas geschieht, was über die bloße Bebilderung eines Urlaubtrips hinausgeht. Selbst nach Ellies Verschwinden verbleibt der Film bei dieser gemächlichen Gangart und vermittelt kaum Dringlichkeit. Als kapitaler Fehler erweist sich zudem, dass der Zuschauer schon sehr früh gezeigt bekommt, wer hinter dem Fortbleiben der jungen Touristin steckt. Vielleicht hätte ein charismatischer Bösewicht - wie etwa Mick Taylor aus den "Wolf Creek"-Filmen - den Thriller noch auf ein etwas höheres Level befördern können, doch so reiht sich im letzten Drittel eine absurde Wendung an die nächste.
Da der Film jedoch zumindest über solide Leistungen der Castmitglieder verfügt und einige Passagen - wie etwa jene in der aschgrauen Geisterstadt - sogar recht stimmungsvoll daherkommen, ist "And Soon the Darkness" kein kompletter Totalausfall geworden. Halbwegs erfahrene Genreanhänger werden sich allerdings mit großer Wahrscheinlichkeit über weite Strecken langweilen.
Nach dem großen Erfolg von "Carrie" hatte Regisseur Brian De Palma (The Untouchables, Mission: Impossible) wohl Blut geleckt und nahm sich in "Teufelskreis Alpha" abermals des Themas der übersinnlich begabten Jugendlichen an. Entstanden ist dabei ein eigenwilliger SciFi-Thriller, der eine abwechslungsreiche Geschichte erzählt, die neben etwas Action und Humor auch einige Härten beinhaltet.
Während eines Badeurlaubs entgeht Ex-Agent Peter Sandza (Kirk Douglas) nur knapp einem Attentat arabischer Terroristen unter der Führung von Peters ehemaligem Kollegen Ben Childress (John Cassavetes). Den Attentätern gelingt es jedoch, Peters Sohn Robin (Andrew Stevens) zu entführen, von dem sie glauben, dass er über eine besondere mentale Begabung verfügt. Auf der Suche nach seinem Sohn stößt Peter auf die Teenagerin Gillian (Amy Irving), die allmählich beginnt, ihre telepathischen Kräfte zu entdecken. Da sie diese nicht unter Kontrolle hat, wendet sich Gillian an eine Spezialklinik, welche vom skrupellosen Childress geleitet wird...
Im ersten Drittel erweist sich "Teufelskreis Alpha" als sehr actiongeladen und geradezu furios. So kommt es nur kurze Zeit nach dem Attentat am Strand noch zu einer Autoverfolgungsjagd und einer kuriosen Parkour-Szene, in der der 62-jährige Kirk Douglas in Unterhose von einer Feuerleiter zur nächsten springt. Im weiteren Verlauf werden aber zunächst einige neue Charaktere eingeführt und es geht insgesamt dialoglastiger zu, wobei sich mitunter der Eindruck aufdrängt, dass De Palma selbst noch nicht ganz klar war, wo er mit seiner Geschichte hinwollte.
Das Setting der Klinik für Jugendliche mit übersinnlichen Fähigkeiten, in welchem sich ein Großteil der weiteren Handlung abspielt, weckt derweil Assoziationen zur "X-Men"-Reihe, wobei De Palma das Ganze zusätzlich noch mit Motiven des Paranoia-Thrillers anreichert. Neben gelegentlichen Humoreinschüben kommt es dabei auch immer mal wieder zu blutigen Gewalteruptionen, welche so - auch aufgrund der starken Effektarbeit - auch bei einem Cronenberg oder Carpenter zu sehen sein könnte.
Wer über die recht krude und mitunter unfokussierte Storyentwicklung hinwegsehen kann und nicht weiter hinterfragt, warum etwa auf Robins Entwicklung zum liebeskranken Psychopathen nicht ausführlicher eingegangen wird , bekommt mit "Teufelskreis Alpha" somit einen ideenreichen SciFi-Thriller serviert, welcher auch in visueller Hinsicht zu überzeugen weiß.
In den 70er Jahren - zur Zeit von Kriegsangst, aufkommendem Terrorismus und Watergate-Skandal, war dem Subgenre des Paranoia-Thriller ein enormer Erfolg an den Kinokassen beschieden. Als Beispiele für diese Art von Filmen, in welchen zumeist unschuldige Bürger in Staatsaffären verwickelt oder von dubiosen Geheimorganisationen verfolgt wurden, können Werke wie "Der Schakal" (1973) oder "Die drei Tage des Condor" (1975) gesehen werden. Und auch der von John Schlesinger (Asphalt-Cowboy, Der Tag der Heuschrecke) inszenierte "Der Marathon-Mann" erfüllt alle Kriterien eines solchen Genrevertreters.
Der New Yorker Geschichtsstudent Babe Levy (Dustin Hoffman) bereitet sich auf seine Doktorarbeit vor, in welcher er sich mit der McCarthy-Ära auseinandersetzen will. Hierzu arbeitet Babe auch die eigene Vergangenheit auf, hatte er doch als Kind mit ansehen müssen, wie sein Vater aus Angst vor Verfolgung durch das Untersuchungskomitee Selbstmord beging. Einen Ausgleich zum Studium findet Babe im Marathon-Training, wobei er die an sich selbst gestellten Erwartungen jedoch nicht erfüllen kann. Als er auf seiner üblichen Laufstrecke aus der Ferne einen tödlichen Verkehrsunfall beobachtet, ahnt er noch nicht, welch folgenschwere Ereignisse dieser Vorfall in Gang setzen wird...
Schlesingers Thriller startet reichlich kurios. So geht dem erwähnten Verkehrsunfall ein Autorennen zwischen zwei Senioren voraus, die sich gegenseitig Beleidigungen zurufen und dann beide ungebremst in einen Öl-Laster rasen. Bis hierhin könnte man meinen, versehentlich an eine Komödie des ZAZ-Trios (Top Secret!, Die nackte Kanone) geraten zu sein. Im weiteren Verlauf schlägt "Der Marathon-Mann" dann jedoch deutlich ernstere Töne an, lässt sein Publikum allerdings noch für lange Zeit im Unklaren darüber, in welchem Zusammenhang die dargestellten Geschehnisse stehen.
Sind die wichtigsten Handlungsfäden schließlich erst einmal entwirrt, wartet Schlesingers Thriller mit einem guten Maß an Spannung und Nervenkitzel auf, welche in der berühmten Folterszene einen vorläufigen Höhepunkt erfahren. Hierzu tragen auch die starken Leistungen der Darstellerriege bei, zu denen u.a. noch Roy Scheider (Der weiße Hai), William Devane (Space Cowboys) und ein ungemein diabolisch aufspielender Laurence Olivier (Rebecca) gehören.
Zugleich stolpert man als Zuschauer jedoch immer wieder über einige Ungereimtheiten. So erscheint es nicht sonderlich nachvollziehbar, dass ein gesuchter KZ-Arzt durch ein hauptsächlich von Juden bewohntes Viertel spaziert, nur um den Wert seiner Diamanten schätzen zu lassen. Darüber hinaus wird bis zum Schluss nicht ganz deutlich, warum es Babes Verfolger ausgerechnet auf ihn abgesehen haben und auch die Lovestory des Protagonisten mit seiner Kommilitonin Elsa (Marthe Keller) fügt sich nicht ganz stimmig in das Gesamtgefüge ein.
Da Schlesinger die Geschichte durch immer neue Wendungen in Kombination mit ein paar packenden Actionszenen kontinuierlich vorantreibt, lässt sich über diese Logikschwächen jedoch halbwegs hinwegsehen.
Mit "Burning" adaptierte der Südkoreaner Lee Chang-dong (Peppermint Candy, Secret Sunshine) eine Kurzgeschichte des renommierten Schriftstellers Haruki Murakami für die große Leinwand und schuf einen in atmosphärische Bilder getauchten Hybrid aus Drama und Thriller, der mit einer rätselhaften Dreiecksgeschichte zu gefallen weiß, gleichzeitig aber auch Durchhaltevermögen abverlangt.
Jongsu (Yoo Ah-in) hält sich nach Abschluss seines Studiums mit kleinen Nebenjobs über Wasser und geht seinem wegen Körperverletzung und weiterer Delikte vor Gericht stehenden Vater (Choi Seung-ho) auf dessen Farm zur Hand. Insgeheim träumt der junge Mann von einer Karriere als Romanautor, hat allerdings bisher noch nichts zu Papier gebracht. Zufällig begegnet er in einer Einkaufsmeile einer attraktiven Frau, die angibt, seine nach einer Schönheits-OP äußerlich veränderte ehemalige Mitschülerin Haemi (Jeon Jong-seo) zu sein. Jongsu verliebt sich Hals über Kopf in Haemi, doch diese plant für einige Zeit nach Afrika zu reisen, um dort auf Sinnsuche zu gehen. Bei ihrer Rückkehr nach Südkorea bringt Haemi überraschend den wohlhabenden Ben (Steven Yeun) mit, der ein sorgenfreies Leben im Luxus zu führen scheint und der fortan bei all ihren gemeinsamen Aktivitäten dabei ist...
"Burning" verfügt über einen nur langsamen Handlungsfortschritt, was in Kombination mit der stolzen Laufzeit immer wieder zu einigen eher zähen Passagen führt. Gleichzeitig ist die ebenso undurchschaubare wie metaphernreiche Geschichte jedoch interessant genug, als dass man als Zuschauer gerne bis zum Schluss dabei bleibt. Zu den Themen, die Lees Drama-Thriller-Mischung aufgreift, gehören derweil Klassenunterschiede, Eifersucht und Neid sowie die Suche nach dem eigenen Platz in der Gesellschaft. Statt die damit verbundenen Verhaltensweisen des Protagonisten-Trios nach und nach aufzuschlüsseln, belässt es "Burning" allerdings bei vagen Andeutungen, welche zur eigenen Interpretation des Gesehenen einladen. Als roter Faden dient dem Zuschauer dabei vor allem die Metapher des Unsichtbaren, welche im Verlauf der Handlung immer wieder aufgegriffen wird und sich wahlweise anhand von Pantomime, einer Katze oder eines Brunnens ausdrückt.
Letztlich kommt Lees Film jedoch nie über den Zustand eines Schwelbrands hinaus, sodass all diejenigen enttäuscht sein werden, die sich am Ende einen großen Feuerball erhoffen.
Ehe er mit seiner Neuauflage des Horror-Meilensteins "ES" einen exorbitanten Kassenhit landete, legte der Argentinier Andy Muschietti mit "Mama" sein von der lateinamerikanischen 'La Llorona'-Legende inspiriertes Langfilmdebüt vor. Herausgekommen ist dabei jedoch nicht mehr als ebenso fade wie vorhersehbare Einheitskost, der es an kreativen Ideen und hervorstechenden Schauwerten mangelt.
Der vor dem finanziellen Ruin stehende Geschäftsmann Jeffrey (Nikolaj Coster-Waldau) plant einen erweiterten Suizid. Nachdem er bereits seine Ehefrau umgebracht hat, fährt er mit seinen beiden kleinen Töchtern Victoria (Megan Charpentier) und Lilly (Isabelle Nélisse) zu einer abgelegenen Waldhütte, wo er die Mädchen und sich selbst erschießen will. Dabei kommt Jeffrey allerdings eine schattenhafte Gestalt zuvor, die ihn erwürgt und seine Töchter bei sich aufnimmt. Erst fünf Jahre darauf werden die beiden Mädchen in verwildertem Zustand gefunden und ihrem Onkel Lucas (Coster-Waldau in einer Doppelrolle) übergeben, der sie gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin Annabel (Jessica Chastain) aufziehen will. Das Paar ahnt jedoch nicht, dass sie sich zusammen mit den Mädchen auch das mysteriöse Wesen ins Haus geholt haben, welches von Victoria und Lilly nur 'Mama' genannt wird...
"Mama" ist ein reichlich generischer Horrorfilm geworden, dessen weiterer Verlauf sich bereits sehr früh abzeichnet und dem anzumerken ist, dass Muschietti die Idee seines eigenen Kurzfilms auf 100 Min. ausgewalzt hat. So geschieht nach dem durchaus reizvollen Beginn für lange Zeit nicht viel mehr, als dass die Hauptfiguren durch ihr permanent verdunkeltes Haus laufen und stets kurz davor stehen, der seltsamen Schattengestalt zu begegnen. Anstatt etwa die Hintergründe von Jeffreys Tod und dem Mord an seiner Frau aufzuklären oder sich näher mit der Eingewöhnung der Mädchen an ein Familienleben abseits der Wildnis zu befassen, setzt Muschietti vielmehr fast ausschließlich auf plumpe Schockeffekte.
Selbst in den Details wirkt "Mama" kaum überzeugend, fragt man sich als Zuschauer doch, warum Lucas unmittelbar nach seiner Entlassung aus dem Krankenhaus ohne Licht oder fremde Hilfe durch den Wald irrt, statt sich um seine Lebensgefährtin und seine Nichten zu sorgen oder warum ausgerechnet die Großtante derart auf das Sorgerecht für die Mädchen besteht.
Auf diese Weise schleppt sich Muschiettis Film mehr schlecht als recht bis zum finalen Showdown, welcher dann auch noch recht rührselig und CGI-überladen ausfällt.
Die in Neonfarben gehüllte Romanverfilmung "Bullet Train" unter der Regie von David Leitch (Atomic Blonde, Deadpool 2) stellt eine mit zahlreichen Albernheiten gespickte Actionkomödie dar, die trotz einer gut aufgelegten Darstellerriege und ein paar amüsanter Kampfsequenzen allenfalls punktuell zu gefallen weiß.
Der leicht schusselige Profikiller Ladybug (Brad Pitt) erhält in Tokio den Auftrag, aus einem Shinkansen-Zug einen Aktenkoffer voller Geld zu stehlen. Dieser befindet sich im Besitz der beiden Auftragsmörder Lemon (Brian Tyree-Henry) und Tangerine (Aaron Taylor-Johnson), welche den aus der Gefangenschaft der Triaden befreiten Sohn eines Unterweltbosses mit samt des Lösegeldkoffers in Kyoto übergeben wollen. Weder sie noch Ladybug ahnen jedoch, dass sich im Zug noch weitere Killer aufhalten, die alle ihre jeweils eigenen Interessen verfolgen...
In Zeiten, in denen Hollywood vorgibt, sich mehr und mehr um Diversität zu bemühen, ist es schon erstaunlich, dass ein in Japan spielender und auf einer japanischen Vorlage basierender Blockbuster vornehmlich mit amerikanischen und britischen Schauspielern besetzt wird. So erscheint es schon ein wenig befremdlich, wenn etwa Michael Shannon (Knives Out) und Logan Lerman (Vielleicht lieber morgen) als japanischer Gangsterboss und dessen Sohn auftreten und sich auch sonst kaum japanische Reisegäste im Shinkansen befinden.
Derweil lebt die reichlich abstruse Geschichte, die Leitchs Film seinem Publikum präsentiert, hauptsächlich vom gegenseitigen Abjagen des Koffers und dem Auftreten immer neuer Charaktere, die alle in viel zu lang geratenen Rückblenden vorgestellt werden. Obgleich "Bullet Train" in den Actionsequenzen auf Realismus pfeift und speziell gegen Ende auch auf ziemlich billig aussehendes CGI zurückgreift, gehören die an das Hongkong-Kino erinnernden Auseinandersetzungen der Killer doch zu den wenigen Highlights während der ansonsten eher spannungsarmen Zugfahrt.
Als größter Schwachpunkt erweisen sich indes die von infantilem Humor dominierten Dialoge, von denen Leitchs Actionkomödie nur so strotzt und die dazu führen, dass jede halbwegs brauchbare Pointe regelrecht zerredet wird. Wenn etwa Auftragsmörder Lemon zum gefühlt hundertsten Mal die Kinderserie 'Thomas, die kleine Lokomotive' für einen Vergleich anführt, ist das keineswegs witzig, sondern schlicht nur noch nervig.
Der vornehmlich für seine SciFi- und Horrorwerke bekannte Jack Arnold (Der Schrecken vom Amazonas, Tarantula) wagte mit "Auf der Kugel stand kein Name" erfolgreich einen Ausritt ins Westerngenre, welcher statt von wilden Schießereien und romantischen Landschaftspanoramen von einer nuancierten Figurenzeichnung und diversen Fragen über Moral und Gerechtigkeit geprägt ist.
Als der berüchtigte Auftragskiller John Gant (Audie Murphy) in Lordsburg auftaucht, verbreitet sich die Kunde wie ein Lauffeuer unter den Kleinstadtbewohnern. Da unklar ist, wen der Killer als sein nächstes Ziel auserkoren hat, machen sich schon bald Angst und Panik breit. Einzig der Arzt Luke Canfield (Charles Drake) versucht einen kühlen Kopf zu bewahren und dem Neuankömmling unvoreingenommen zu begegnen. Schon bald jedoch führt die bloße Anwesenheit des Killers zu Tumulten und bewaffneten Aufständen und das Blutvergießen scheint unausweichlich...
Anders als zahlreiche andere Genrevertreter verfügt "Auf der Kugel stand kein Name" über keine klare Einteilung in Gut und Böse, sondern lässt die Grenzen zwischen beiden Polen verschwimmen. Entsprechend lebt Arnolds Film in erster Linie von seinen cleveren Dialogen, in denen die Beweggründe des Killers in aller Ausführlichkeit dargelegt und sein Verständnis von Täter- und Opferrollen diskutiert werden. Zusätzlich bezieht der Film sehr viel Spannung aus den Fragen, für welchen der Kleinstadtbewohner Gants Kugel denn nun gedacht ist, ob es möglich sein wird, den Mord zu verhindern und ob Gant nicht etwa ungeschoren davonkommt, da er womöglich in Notwehr handeln könnte.
Mit seinem detaillierten Porträt einer Ansammlung von Feiglingen und zwielichtigen Gestalten, die in der Not nur ihre eigene Haut retten wollen, erinnert Arnolds Western zuweilen an den Zinnemann-Klassiker "Zwölf Uhr mittags" (1952), mit welchem er auch die knappe Laufzeit gemeinsam hat. Lediglich dem Finale hätte noch die eine oder andere überraschende Wendung gut getan.
Mit seinem Roman "Im Westen nichts Neues" gelang Autor Erich Maria Remarque 1928 ein eindringliches Antikriegsplädoyer, welches den Schrecken des 1. Weltkriegs für nachfolgende Generationen erfahrbar machte und mit über 20 Mio. verkauften Exemplaren in über 50 Sprachen zu einem internationalen Bestseller geriet. Schon zwei Jahre nach Veröffentlichung des Buches kam eine erste Verfilmung unter der Regie Lewis Milestones (Von Mäusen und Menschen, Meuterei auf der Bounty) in die Kinos. Während Milestones Werk in den USA ein enormer Erfolg beschieden war und bei der Oscarverleihung u.a. mit dem Award für den Besten Film ausgezeichnet wurde, kam es bei der deutschen Erstaufführung zum Eklat, als Schlägertrupps auf Geheiß des damaligen NSDAP-Gauleiters Joseph Goebbels zahlreiche Besucher am Einlass in den Kinosaal hinderten. Mit der nationalsozialistischen Machtergreifung wurden Buch und Film dann schließlich ganz verboten und zahlreiche Exemplare des Romans bei den Bücherverbrennungen von 1933 ein Opfer der Flammen.
Der junge Gymnasiast Paul Bäumer (Lew Ayres) meldet sich zu Beginn des 1. Weltkriegs gemeinsam mit seinen Mitschülern freiwillig zum Armeedienst, nachdem ihr Lehrer Prof. Kantorek (Arnold Lucy) der Klasse in seinen patriotischen Reden die Vorzüge des Soldatenlebens in aller Ausführlichkeit dargelegt hat. Schon die Grundausbildung unter dem einstigen Briefträger Himmelstoß (John Wray), der die Jungen Tag und Nacht drangsaliert, gerät jedoch so ganz anders, als Paul und seine Kameraden sie sich ausgemalt hatten. Als sie schließlich die Front erreichen, erwartet die Jugendlichen das nackte Grauen, liefern sich Deutsche und Franzosen doch einen erbarmungslosen Stellungskrieg, in dem es keinerlei Fortschritte zu verzeichnen gibt...
Neben seinem großen handwerklichen Geschick, welches etwa in den spektakulären Massenszenen deutlich wird, zeichnet sich Milestones Romanverfilmung vor allem durch ihren enormen Mut aus, seinerzeit kaum einmal öffentlich behandelte Themen - wie etwa die psychischen Auswirkungen des Kampfes oder auch die Kriegsmüdigkeit der deutschen Soldaten - anzusprechen und zugleich mit Mythen von Heldentum und Kameradschaft aufzuräumen. Die desillusionierende Wirkung des Films offenbart sich exemplarisch anhand einer Szene, in der ein Paar Stiefel von einem Soldaten zum nächsten gelangen, nachdem der jeweilige Vorbesitzer das Zeitliche gesegnet hat.
Während das erste Drittel des Films noch hauptsächlich dazu dient, den Zuschauern einen allgemeinen Überblick über das Kriegsgeschehen zu verschaffen, nimmt die Geschichte an Fahrt auf, sobald sich der Film mehr auf seinen Protagonisten Paul Bäumer und seine persönlichen Erlebnisse fokussiert. Obwohl er den Terror des Krieges zu keiner Zeit verharmlost, ist "Im Westen nichts Neues" dabei doch nicht nur um Anspruch, sondern auch um einen großen Unterhaltungsfaktor bemüht. So gibt es erstaunlich viele heitere Momente, wozu etwa einige skurrile Szenen im Krankenlager oder auch der Besuch bei drei hübschen Französinnen zählen.
Als beispielhaft für die pazifistische Grundhaltung des Films kann derweil Pauls gegen Ende gehaltene Rede vor einer Schulklasse angesehen werden, die einen klaren Gegenentwurf zu den nationalistisch geprägten Monologen seines Lehrers darstellt.
Basierend auf einer Erzählung von Daphne du Maurier, welche zuvor u.a. schon die Vorlagen für "Rebecca" (1940) und "Die Vögel" (1963) lieferte, schuf Nicolas Roeg (Walkabout, Hexen hexen) mit "Wenn die Gondeln Trauer tragen" einen gleichsam bildgewaltigen wie vielschichtigen Horrorfilm, der Verlustangst, Traumatabewältigung und den Widerstreit zwischen Rationalität und Intuition thematisiert und sich dabei durch eine dichte Atmosphäre und einen hohen Symbolgehalt auszeichnet.
Der Restaurator John Baxter (Donald Sutherland) und seine Frau Laura (Julie Christie) leben gemeinsam mit ihren beiden Kindern in einem ländlich gelegenen Teil Englands. Während sich die Eltern im Haus aufhalten, fällt ihre Tochter Christine (Sharon Williams) beim Spielen in den Gartenteich. Der durch eine Vorahnung aufgeschreckte John versucht noch das Mädchen vor dem Ertrinken zu retten, kann seine Tochter jedoch nur noch tot aus dem Teich bergen. Einige Monate später reist das von den Ereignissen schwer mitgenommene Ehepaar nach Venedig, wo John die Restaurierung einer Kirche leitet. Dort treffen sie in einem Restaurant auf zwei mysteriöse alte Damen, die behaupten, eine Verbindung zur Seele der verstorbenen Tochter der Baxters hergestellt zu haben...
"Wenn die Gondeln Trauer tragen" erzählt auf einnehmende Art und Weise vom Umgang des Protagonistenpaares mit dem Tod der Tochter, welcher gleichermaßen von Verdrängung wie dem Wunsch nach Erinnerung geprägt ist. Als Anhaltspunkte in der rätselhaften, nonlinearen Geschichte, die ebenso labyrinthisch erscheint wie die mit Handkameras eingefangenen Gassen Venedigs, dienen dem Zuschauer wiederkehrende visuelle Metaphern (rote Farbe, Wasser, Scherben etc.), die von Roeg durch clevere Bildmontagen miteinander verwoben werden und so die unheilschwangere Atmosphäre zusätzlich untermauern.
Obwohl insgesamt eher ruhig angelegt, vermag Roegs psychologisch ausgefeiltes Werk doch immer wieder für intensive Spannungsmomente zu sorgen, wozu das undurchsichtige Personengeflecht und der unvorhersehbare Handlungsverlauf einen entscheidenden Beitrag leisten. Darüber hinaus wissen auch die Hauptdarsteller Sutherland und Christie mit ihren eindringlichen Performances zu gefallen.
So steht am Ende ein nachdenklich stimmender Horrorklassiker, der mit seinen vielfältigen Motiven so unterschiedliche Filme wie "Blair Witch Project" (1999), "Brügge sehen...und sterben?" (2008) oder auch die Werke David Lynchs inspiriert haben dürfte.
"The Lodge" unter der Regie des österreichischen Duos Veronika Franz und Severin Fiala (Ich seh Ich seh) ist ein verstörendes Psychodrama, welches mit seiner unheimlichen, teils kammerspielartigen Atmosphäre in Kombination mit einigen intensiven Gewalt- und Schockmomenten ein starkes Beklemmungsgefühl heraufzubeschwören vermag, sich dabei jedoch zuweilen zu sehr an typische Genretropen klammert.
Nachdem sich Familienvater Richard (Richard Armitage) von seiner Ehefrau Laura (Alicia Silverstone) getrennt hat, möchte er unbedingt erreichen, dass seine Kinder Aidan (Jaeden Martell) und Mia (Lia McHugh) ihre baldige Stiefmutter Grace (Riley Keough) akzeptieren. Um einander besser kennenzulernen besteht er darauf, über die Weihnachtsfeiertage zur abgelegenen Familienlodge zu fahren. Aidan und Mia sind jedoch alles andere als angetan von der neuen Frau an der Seite ihres Vaters und schon bald kommt auch Grace' düstere Vergangenheit mehr und mehr ans Licht...
Schon gleich zu Beginn setzt "The Lodge" ein erstes Ausrufezeichen und gibt mit einem harten Schlag in die Magengrube die Richtung für den weiteren Verlauf der Handlung vor. So erzeugt das Psychodrama von Anfang an eine extrem schwermütige und belastende Stimmung, welche durch einige ungewöhnliche Kamerafahrten und Perspektiven noch zusätzlich gesteigert wird. Franz und Fiala lassen sich dabei ausgiebig Zeit, um die Charaktere im Einzelnen vorzustellen, um anschließend ihre größtenteils von Abneigung geprägte Haltung zueinander in aller Ruhe auszuspielen. Dabei erinnert das Setting des Familiendomizils in der einsamen Winterlandschaft in Verbindung mit der unheilverkündenden Figurendynamik in den stärksten Momenten des Films an Werke wie "Shining" (1980) oder "Hereditary" (2018), wobei sich der Vergleich zu Letzterem allein schon aufgrund der symbolträchtigen Einblicke in Mias Puppenhaus aufdrängt.
Vorwerfen kann man den Machern derweil vor allem, dass sie es zuweilen mit jener - meist religiös geprägten - Symbolik etwas übertreiben, hätte ein subtileres Vorgehen "The Lodge" doch in dieser Hinsicht besser zu Gesicht gestanden. Auch sind einige Passagen des Films arg dunkel ausgefallen, sodass sich nur erahnen lässt, was genau vor sich geht. Darüber hinaus erscheint auch das Verhalten der Charaktere nicht immer ganz nachvollziehbar. So lässt sich etwa kaum begreifen, warum Richard seine Freundin und die Kinder trotz des Wissens um ihren Gemütszustand für mehrere Tage alleine lässt und ihnen auch noch eine Schusswaffe da lässt.
Wer über diese Ungereimtheiten allerdings einigermaßen hinwegsehen kann, bekommt auch dank der starken Darstellerleistungen einen über weite Phasen packenden Horrortrip geboten.
Wenn es einem Film gelingt, seinem Publikum eine Tätigkeit näher zu bringen, für die es sonst keinerlei Interesse zeigt, hat er in jedem Fall sehr viel richtig gemacht. So verhält es sich mit dem poetischen Drama "Aus der Mitte entspringt ein Fluss" unter der Regie Robert Redfords (Eine ganz normale Familie, Quiz Show), welches von zwei ungleichen Brüdern handelt, die eine große Leidenschaft für das Fliegenfischen hegen.
Montana zu Beginn des 20. Jahrhunderts: Der sensible Norman (Craig Sheffer) und sein jüngerer Bruder, der draufgängerische Paul (Brad Pitt) werden von Kindesbeinen an von ihrem Vater (Tom Skerritt), einem presbyterianischen Pfarrer, in der Kunst des Fliegenfischens unterrichtet. Als Erwachsene trennen sich die Wege der Brüder dann eine Zeit lang, da Norman nach New Hampshire geht, um Literatur zu studieren, während Paul eine Stelle als Lokalreporter annimmt. Nach seiner Rückkehr in die Heimat lernt Norman die hübsche Jessie (Emily Lloyd) kennen und verliebt sich in sie. Derweil hat Paul zwar im Fliegenfischen geradezu Perfektion erreicht, ist jedoch zugleich auch dem Alkohol verfallen und hat beim Poker viel Geld verloren...
Redfords dritte Regiearbeit ist ein ruhiges, beinahe meditatives Werk, welches sich durch eindrucksvolle Bilder der Bergwelt Montanas und eine zwar unspektakuläre, aber dafür emotional berührende Geschichte auszeichnet. Darüber hinaus punktet der Film mit einem einnehmenden Voiceover, welches die Prosa des realen Norman Maclean wunderbar einfängt sowie mit guten Leistungen der Castmitglieder, zu denen u.a. noch Brenda Blethyn (Hexen hexen) und Stephen Shellen (Nur noch 60 Sekunden) sowie der junge Joseph Gordon-Levitt (The Walk) bei seinem Spielfilmdebüt zählen.
Zwar fragt man sich zuweilen, warum etwa Jessies Bruder derart viel Aufmerksamkeit gewidmet wird oder warum Pauls indigene Freundin so plötzlich wieder aus dem Film verschwindet, doch schaden diese kleineren Schwächen dem Gesamteindruck kaum. Wer sich auf die Geschichte der zwei Brüder einlassen kann und diese nicht als bloßen Kitsch abtut, wird dafür mit einem sehr gefühlvollen Filmerlebnis belohnt.
Der vom genreerfahrenen Howard Hawks (Red River, Ein Goldfisch an der Leine) inszenierte "El Dorado" ist ein etwas betulicher Western klassischer Prägung, der neben herrlichen Landschaftsbildern und einer Prise Action vor allem von den amüsanten Scharmützeln der Hauptfiguren lebt.
Nach Jahren treffen sich der Revolverheld Cole Thornton (John Wayne) und sein alter Freund, der Sheriff J.P. Harrah (Robert Mitchum) im Provinznest El Dorado wieder. Thornton wird von einem Viehbaron angeheuert, der eine in der Nähe ansässige Siedlerfamilie einschüchtern möchte, lehnt den Auftrag jedoch auf Anraten seines Freundes ab. Nahe der mexikanischen Grenze trifft er auf einen jungen Mann (James Caan), der von allen nur 'Mississippi' genannt wird und schließt Freundschaft mit ihm. Gemeinsam reiten sie zurück nach El Dorado, um dem inzwischen dem Alkohol verfallenen Sheriff beizustehen, der die Siedlerfamilie vor dem kaltblütigen Nelse McLeod (Christopher George) beschützen möchte, der den ursprünglich für Thornton gedachten Auftrag des Viehbarons angenommen hat...
Hawks' Western, der sich lose an dem ebenfalls von ihm inszenierten "Rio Bravo" (1959) anlehnt, benötigt eine ganze Weile, um so richtig in die Gänge zu kommen und stellt zunächst auf eher ungelenke Weise die verschiedenen Charaktere und ihre jeweiligen Interessenslagen vor. So dauert es fast bis zur Mitte, ehe sich die Handlung verdichtet und allmählich klar wird, wovon "El Dorado" überhaupt erzählen möchte. Über diese Längen hinweg hilft dem Film vor allem das gut harmonierende Darstellerensemble um Wayne und Mitchum, welche ihr eigenes Image als harte Revolvermänner mit sichtlicher Freude durch den Kakao ziehen und dabei auch immer wieder auf ihr fortgeschrittenes Alter anspielen.
Neben dem augenzwinkernden Humor überzeugen zudem auch die vergleichsweise knapp gehaltenen Actionsequenzen, wozu etwa ein packender Shootout in einer Kirche zählt. Insgesamt ist die Geschichte jedoch zu klischeebelastet und das Erzähltempo zu schleppend, um "El Dorado" auf den Olymp des Genres zu heben.
Schöne Idee, kidhan! Bei folgenden Filmen hatte ich was im Auge:
1. Blow
2. Der Elefantenmensch
3. Shoplifters
4. Sieben Minuten nach Mitternacht
5. Systemsprenger