Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Vom Einfluss des Italo-Westerns geprägt, kehrte Clint Eastwood nach dem enormen Erfolg der Dollar-Trilogie in die USA zurück, wo er mit dem von Ted Post (Rückkehr zum Planet der Affen, Dirty Harry 2) inszenierten „Hängt ihn höher“ an jene neuen Genrezutaten anknüpfen wollte. Entstanden ist dabei ein recht grimmiges Werk, das von einer Grundstimmung der Aussichtslosigkeit geprägt ist und sich dabei mit Themen wie Recht und Gesetz, Rachedurst und Behördenwillkür auseinandersetzt.
Oklahoma 1889: Der ehemalige Sheriff Jed Cooper (Clint Eastwood) wird nach dem Kauf einer Viehherde von neun ihm unbekannten Männern abgepasst, die im Glauben sind, er habe den Rancher und dessen Familie ermordet und die Rinder gestohlen. Tatsächlich jedoch hatte Cooper unwissentlich dem wahren Mörder die Herde abgekauft. Statt die Angelegenheit vor Gericht zu klären, hängen die Männer den Ex-Sheriff an einem Baum auf, um ihn dem Tod zu überlassen. Noch bevor dieser eintritt, wird Cooper allerdings vom vorbeikommenden Marshal Dave Bliss (Ben Johnson) gerettet und dem erbarmungslosen Richter Fenton (Pat Hingle) vorgeführt. Statt ihm dem Tod durch den Strang zuzuführen, bietet der Richter Cooper jedoch eine Stelle als Marshal an, die es ihm ermöglicht, Rache an seinen Peinigern zu üben…
Schon die packende Auftaktszene, in welcher der Protagonist vom Lynchmob aufgehängt wird, stellt ein erstes Highlight in Posts Western dar und sorgt dafür, dass man als Zuschauer sogleich Neugier auf das Kommende entwickelt. Anders als in vielen anderen Genrevertretern stehen in „Hängt ihn höher“ in der Folge nicht etwa Shootouts, Überfälle und Verfolgungsjagden im Vordergrund. Vielmehr befasst sich der Film eingehend mit Fragen zu Gerechtigkeit und Moral zu einer Zeit, da sich das amerikanische Rechtssystem noch im Aufbau befand, gleichwohl aber bereits viele Ansichten vorherrschten, die das Land bis in die Gegenwart hinein prägen. Als eindeutiges Plädoyer gegen die Todesstrafe lässt sich Posts Werk zwar nicht auffassen, doch steht sein Film der Thematik zumindest nicht gleichgültig gegenüber und versucht, das moralische Dilemma des Protagonisten in seiner ambivalenten Rolle, in der er Gesetzeshüter und Zulieferer für den Henker zugleich ist, aufzuzeigen.
Auch dank des gut aufspielenden Casts, dem in weiteren Rollen u.a. noch Inger Stevens (Nur noch 72 Stunden), Dennis Hopper (Easy Rider) und Bruce Dern (The Hateful Eight) angehören, lässt sich somit über einige Schwächen - wie etwa einige merkwürdige Zeitsprünge sowie den allzu aufdringlichen Score - hinwegsehen. Und selbst das eigentümlich zwiespältige Ende passt in gewisser Weise sehr gut zu einem Film, in dem die Grenzen zwischen Gut und Böse, Gesetzestreue und eigenem Vorteil so oft verschwimmen.
„Das verflixte 7. Jahr“ ist eine Romantische Komödie unter der Regie Billy Wilders (Sunset Boulevard, Manche mögen‘s heiß), die einerseits mit sehr viel Charme und Esprit überzeugt und andererseits dank ihres psychoanalytischen Subtextes augenzwinkernd auf die Neurosen und Sehnsüchte des männlichen Geschlechts blickt.
Familienvater Richard Sherman (Tom Ewell) ist ein biederer Bürohengst, der die heißen Sommertage allein in Manhattan verbringt, während seine Frau Helen (Evelyn Keyes) mit dem gemeinsamen Sohn (Tom Nolan) Urlaub auf dem Land verbringt. Richard hat sich fest vorgenommen, auf den Rat seiner Frau und seiner Ärzte zu hören und den Sommer über auf den Konsum von Alkohol und Zigaretten zu verzichten und sich auch nicht wie andere New Yorker Ehemänner in wilde Affären zu stürzen. Mit seinen guten Vorsätzen ist es jedoch mit einem Schlag vorbei, als er auf seine attraktive neue Nachbarin (Marilyn Monroe) trifft, die in die Wohnung über seiner einzieht und dem braven Pantoffelhelden gehörig den Kopf verdreht…
Die auf einem erfolgreichen Broadway-Theaterstück basierende Komödie rief seinerzeit die Moralapostel und Sittenwächter auf den Plan, die Ehebruch nicht als Leitthema für lockere Späße sehen wollten, sodass Wilder sich bei der Ausarbeitung des Drehbuchs teils sehr strengen Auflagen beugen musste. Gerade dadurch, dass es der Film zumeist nur bei Andeutungen und Tagträumen des Protagonisten belässt, gewinnt er jedoch umso mehr und sorgt zudem dafür, dass die Identifikation mit dem in der Midlife-Crisis steckenden Jedermann sehr leicht fällt.
Als bemerkenswert erweist sich zudem, dass der Protagonist in seinen Monologen mehrmals die vierte Wand durchbricht, sich also direkt an das Publikum wendet und dabei seine eigenen Neurosen und Eifersuchtsfantasien reflektiert, womit auch einige witzige Meta-Gags einhergehen. Heutige Zuschauer dürften sich in diesen Momenten somit etwa an Filme wie „Deadpool“ (2016) erinnert fühlen, die ihren Reiz ebenfalls aus dem Durchbrechen der vierten Wand ziehen.
Auch wenn „Das verflixte 7. Jahr“ nicht ganz über das hohe Tempo von einigen anderen Wilder Komödien wie „Manche mögen’s heiß“ (1959) oder „Das Appartement“ (1960) verfügt und dem Film zum Finale hin nach vielen starken Pointen ein wenig die Luft ausgeht, so ist es doch vor allem der ebenso wohlmeinende wie entlarvende Blick auf die Träume und Ängste verheirateter Männer, der diesen Komödienklassiker bis heute so sehenswert macht. Und mit der ikonischen Szene, in der Marilyn Monroes Kleid durch den Luftzug des U-Bahnschachts aufgewirbelt wird, enthält Wilders Film zudem einen der berühmtesten Momente der Filmgeschichte, der bis heute unzählige Male zitiert und persifliert wurde.
"Fallen Angels" von Wong Kar-Wai ist ein noirartiges Drama, das gleich mehrere Erzählstränge lose miteinander verwebt und sich dabei durch einen teils surrealistisch anmutenden Bilderrausch auszeichnet, gleichzeitig jedoch auch recht sperrig und unzugänglich ausfällt.
Der junge Auftragskiller Wong Chi-Ming (Leon Lai) ist sozial isoliert, sein einziger Kontakt zur Außenwelt ist seine Agentin (Michelle Reis), die heimlich in ihn verliebt ist. Eines nachts trifft Wong seine alte Liebe Punkie (Karen Mok) wieder und baut eine Beziehung zu ihr auf.
Unterdessen öffnet der stumme Kleinkriminelle He Zhiwu (Takeshi Kaneshiro), der allein mit seinem Vater (Man-Lei Chan) ein kleines Apartment bewohnt, in der Nacht bereits geschlossene Läden und zwingt vorbeikommenden Passanten seine Waren auf. Er macht Bekanntschaft mit der hyperaktiven Cherry (Charlie Yeung), die sich auf der Suche nach einer Frau befindet, die ihr den Freund ausgespannt hat...
Speziell in der ersten Hälfte des Films dominiert eine Vielzahl an kurzen, bruchstückhaften Szenen, sodass der Zuschauer in schneller Folge mit sehr vielen Charakteren konfrontiert wird. Dies erschwert den Einstieg ungemein, da man auf diese Weise kaum eine Gelegenheit erhält, einzelne Figuren näher kennenzulernen und tiefer in ihre Gefühlswelt einzutauchen. Gleichzeitig entfaltet "Fallen Angels" mit seinen wilden Kamerafahrten in Verbindung mit dem eingängigen Soundtrack jedoch auch eine gewisse Sogwirkung, der man sich trotz der fragmentarischen Erzählweise und den merkwürdig distanzierten Figuren nicht gänzlich entziehen kann.
Wer sich auf Wong Kar-Wais experimentellen Stil und seinen Hang zu Off-Kommentaren anstelle von gewöhnlichen Dialogen einlassen kann, bekommt ein ästhetisch ansprechendes Großstadtdrama über Einsamkeit und Liebeskummer geboten, das sich über weite Strecken wie ein einziger langer Drogentrip anfühlt.
Mit dem in zwei Episoden unterteilten Liebesdrama "Chungking Express" fand erstmals ein Werk Wong Kar-Wais auch im Westen großen Anklang. Der von der Einsamkeit in einer Millionenmetropole erzählende Film zeichnet sich dabei vor allem durch seinen unbedingten Stilwillen aus, verweigert sich jedoch zugleich gängigen Erzählmustern, was den Zugang mitunter sehr erschwert.
Episode 1: Polizist 223 (Takeshi Kaneshiro) hat Liebeskummer, da ihn seine Freundin verlassen hat. Er betritt eine Bar und beschließt, sich in die erste Frau zu verlieben, die durch die Tür kommt. Bei dieser handelt es sich um eine geheimnisvolle Drogenhändlerin (Brigitte Lin), die jedoch kein Interesse an dem jungen Polizisten zu haben scheint...
Episode 2: Die Imbissmitarbeiterin Faye (Faye Wong) verliebt sich in den Polizisten 663 (Tony Leung), der regelmäßig Salate bei ihr bestellt und ebenfalls von seiner Freundin verlassen wurde. Als seine Ex-Freundin den Schlüssel des Polizisten beim Imbiss zurücklässt, nutzt Faye dies, um heimlich dessen Wohnung zu inspizieren...
Kar-Wais hauptsächlich mit der Handkamera gefilmtes und mit zahlreichen verwaschenen Zeitlupenaufnahmen versehenes Liebesdrama besticht durch seine sehr authentische Atmosphäre. Über eine klassische Dramaturgie hingegen verfügt "Chungking Express" nicht, weshalb etwa auch der Übergang von Episode 1 zu Episode 2 nach etwa 30 Min. Laufzeit ziemlich überraschend und unvermittelt kommt.
Während die immer neuen visuellen Reize durchaus zu begeistern wissen, schafft es der Film in der Kürze der Zeit leider nicht, dem Zuschauer die vier Hauptcharaktere gleichermaßen näher zu bringen. So bleibt die Perücke tragende Dealerin durchgängig mysteriös, während das Verhalten der Imbissmitarbeiterin wohl verspielt und liebenswert wirken soll, tatsächlich aber eher wie ein besonders schockierender Fall von Stalking rüberkommt. Und auch mit dem bei "As Tears Go By" (1988) noch so gelungenen Musikeinsatz übertreibt es Kar-Wai hier einige Male, wenn er 'California Dreamin' regelrecht in Dauerschleife laufen lässt.
Speziell dank der virtuosen Kameraführung sowie der guten Darstellerleistungen hinterlässt "Chungking Express" trotz dieser Defizite aber dennoch einen insgesamt positiven Eindruck.
Mit „As Tears Go By“ feierte Wong Kar-Wai (Fallen Angels, In the Mood for Love) Ende der 80er sein Regiedebüt und schuf eine melancholische Mixtur aus Romanze und Gangsterthriller, die sich durch stilvolle Bilder, eine zarte Liebesgeschichte sowie ein paar heftige Gewalteruptionen auszeichnet.
Der Gangster Wah (Andy Lau) bestreitet seinen Lebensunterhalt als Geldeintreiber für das organisierte Verbrechen in Hongkong und hat dazu den hitzköpfigen Fly (Jackie Cheung), den er wie einen jüngeren Bruder behandelt, unter seine Fittiche genommen. Überraschend erhält Wah Besuch von seiner Cousine Ngor (Maggie Cheung), die für die Zeit, in der sie sich aufgrund einer Lungenerkrankung von einem Facharzt in der Nähe behandeln lässt, bei ihm einzieht. Alsbald gerät Wah in einen Gewissenskonflikt, da er sich nunmehr zwischen seinen aufkommenden Gefühlen für seine Cousine, seinen Verpflichtungen gegenüber den Triaden-Bossen sowie der Unterstützung für seinen von einer Schwierigkeit in die nächste geratenden Freund Fly entscheiden muss…
Mit seinen stimmungsvollen Bildern der regennassen Straßen, der leuchtenden Neonreklamen und der schmuddeligen Gangster-Spelunken entfaltet Wong Kar-Wais Regiedebüt von Beginn an eine gewisse Sogwirkung, obgleich die sich in zwei Handlungsstränge aufteilende Geschichte im ersten Drittel noch wie Stückwerk erscheint und zunächst keinen roten Faden erkennen lässt.
Nach dem eher schleppenden Beginn gewinnt „As Tears Go By“ jedoch spätestens mit der ersten Trennung der beiden Liebenden an Intensität und kann dazu auch mit einigen kleineren, sehr dynamisch gefilmten Actionszenen punkten. Die Figurenkonstellation in Kombination mit der detaillierten Milieudarstellung erinnert dabei ein wenig an Scorseses „Hexenkessel“ (1973), kommt im direkten Vergleich aber schwungvoller und etwas weniger dialoglastig daher.
Neben einigen ungewöhnlichen Kameraperspektiven und Schnitten sowie den verwaschenen Zeitlupensequenzen gefällt Wong Kar-Wais Gangstermelodram zudem mit seinem punktgenauen Musikeinsatz. Speziell die Cantopop-Version des durch „Top Gun“ (1986) berühmt gewordenen ‚Take My Breath Away‘ erweist sich als ideale Musikuntermalung für eine leidenschaftliche Kussszene. Angesichts dieser Vorzüge lässt sich auch leicht über die sehr klischeehaften Nebenfiguren hinwegsehen.
Vielen Dank @Eudora für die Leihe!
Hey Buddys,
die geplatzte BVB Meisterfeier hat bei mir quasi ihre Spuren hinterlassen, denn ich lieg jetzt mit Corona flach. Wollte euch nur informieren, damit ihr euch nicht wundert, wenn ich hier noch eine Weile inaktiv bin. Mindestens eine liebe Mitpilotin wartet ja auf meine Kommentare zu ihren DVDs ;-)
Beste Grüße, euer Kendus
In „Star Trek VI – Das unentdeckte Land“ unter der Regie von Nicholas Meyer (Flucht in die Zukunft, The Day After) begab sich die Original-Besatzung der Enterprise seinerzeit auf ihre letzte große Mission, ehe die Übergabe des Staffelstabs an die ‚Next Generation‘ erfolgte. Entstanden ist dabei ein von der politischen Weltlage der frühen 90er Jahre geprägter Verschwörungsthriller im All, der zwar in handwerklicher Hinsicht lediglich Durchschnittskost bietet, dafür jedoch mit seinen liebenswürdigen Charakteren und seiner zeitlosen Versöhnungsbotschaft punkten kann.
Captain James T. Kirk (William Shatner) und seine Crew erhalten von der Föderation den Auftrag, einer Gesandtschaft der Klingonen um deren Kanzler Gorkon (David Warner) sowie dessen Berater General Chang (Christopher Plummer) sicheres Geleit zu den bevorstehenden Friedensverhandlungen auf der Erde zu verschaffen, zu welchen sich die einst verfeindeten Mächte in Folge der Explosion des Mondes Praxis, der den Klingonen als Hauptenergiequelle diente, durchgerungen haben. Als nach einem ersten Aufeinandertreffen der beiden Parteien jedoch plötzlich Torpedos auf das Raumschiff der Klingonen abgefeuert werden und Gorkon von zwei maskierten Attentätern ermordet wird, fällt der Verdacht auf ihren alten Widersacher Captain Kirk…
Die Handlung des sechsten „Star Trek“-Abenteuers gestaltet sich recht vorhersehbar und bietet kaum nennenswerte Überraschungen, sodass man als schon Zuschauer schon sehr früh ahnt, wer aus welchen Gründen hinter der Verschwörung gegen den um Frieden in der Galaxis bemühten Kanzler steckt. Wie schon bei einigen Vorgängerfilmen der Reihen wirken zudem auch hier wieder einige Kulissen und Maskierungen recht billig und auch bei den Effekten wechseln sich Licht und Schatten ab. Unter den Darstellern vermag derweil vor allem Christopher Plummer als gerissener Kriegstreiber Akzente zu setzen, während man dem sichtlich in die Breite gegangenen William Shatner den schneidigen Charmeur nicht mehr ganz abnimmt.
Neben den zahlreichen und wenig subtil eingeflochtenen Anspielungen auf die politische Weltlage nach Ende des Kalten Krieges sowie einiger (pop-)kultureller Zitate, welche von William Shakespeare bis Sherlock Holmes reichen, nimmt sich Meyers Film zudem auch immer wieder die Zeit für einige ulkige Subplots, wozu etwa die ausführlich gezeigte Suche nach den Magnetschuhen der Attentäter zählt. In diesen Momenten werden wie schon so oft die TV-Ursprünge des Franchise ersichtlich, gewinnt man doch als Zuschauer hier wieder einmal den Eindruck, dass der Inhalt einer Serienepisode auf Spielfilmlänge gestreckt wurde.
Trotz all dieser Mängel hinterlässt die Abschiedsvorstellung der alten Enterprise-Crew jedoch insgesamt noch einen recht soliden Eindruck, vermag „Das unentdeckte Land“ doch auch solchen Zuschauern, die sich nicht als eingefleischte Fans der Reihe bezeichnen, zu verdeutlichen, warum Kirk, Spock und Co. ihren Anhängern über die Jahrzehnte hinweg so ans Herz gewachsen sind.
Trashmob 2
Mit seinem revolutionären Endzeit-Epos „2071: Mutan-Bestien gegen Roboter“ schuf SciFi-Pionier Ib Melchior (Frankensteins Todesrennen) ein nach wie vor brandaktuelles Plädoyer für Völkerverständigung, das mit seiner ausgetüftelten Story, seinen hervorragenden Schauspieldarbietungen sowie der wegweisenden Effektarbeit das Genre für immer veränderte.
Zunächst als Alternative zum damals so beliebten Testbild gedacht, wurde Melchiors Zeitreise-Spektakel zum großen Überraschungserfolg, welcher bei seiner Premiere bei den Filmfestspielen von Cannes die Goldene Palme, das Silberne Lorbeerblatt und die Bronzene Esskastanie abräumen konnte und im euphorisierten Kinosaal für stundenlange Lobpreisungen sorgte.
Besonders hervorzuheben sind dabei neben den herrlichen Bild-in-Bild Kompositionen, der behutsam eingefügten Lovestory und der hochwertigen Maskenarbeit, die nur dank der Unterstützung von hilfsbereiten Sexshop-Mitarbeitern verwirklicht werden konnte, vor allem die enorme Spannungsintensität, angesichts derer sich selbst bei zehenlosen Zuschauern die Fußnägel kräuseln.
Unbedingt beachtenswert ist außerdem die erstmals auf Film gebannte Quadratur des Kreises sowie der für sein Entstehungsjahr äußerst ungewöhnliche emanzipatorische Ansatz des Films, sieht man doch hier erstmals in einer US-Produktion eine Blondine mit einem Feuerlöscher gegen Mutan-Bestien kämpfen – etwas, was sich seither kein anderer Filmemacher mehr zu zeigen getraut hat.
So bietet Melchiors sich erschreckend nah an der Realität des 21. Jahrhunderts bewegendes Meisterstück prophetisches SciFi-Kino, das bis heute nichts von seiner Faszination eingebüßt hat und hoffentlich auch noch unseren atomar verseuchten Nachkommen im nicht mehr allzu fernen Jahr 2071 als Paradebeispiel für perfektes Entertainment dienen wird.
So when you take the train called the 3.10 to Yuma
And leave the things you love
You leave with a silent prayer
Though you've got no reason to go there
And there ain't a soul that you know there
When the 3.10 to Yuma whistles its sad refrain
Take that train
Take that train
Der von Delmer Daves (Der gebrochene Pfeil, Die Sommerinsel) inszenierte „Zähl bis drei und bete“ ist ein untypischer Westernklassiker, der sich nahezu vollständig auf das Psychoduell seiner beiden Hauptfiguren konzentriert und sich dabei durch stilvolle Schwarzweiß Bilder sowie hervorstechende Darstellerleistungen auszeichnet.
Der berüchtigte Outlaw Ben Wade (Glenn Ford) überfällt mit seiner Bande die Postkutsche nach Bisbee und tötet dabei den Widerstand leistenden Kutscher. Gelingt es Wade zunächst noch, die Gesetzeshüter auf eine falsche Fährte zu locken, können diese ihn schließlich doch in einer Bar stellen und festnehmen. Da für die Bewachung des Verbrechers eine hohe Geldsumme ausgelobt wird, meldet sich der vor dem finanziellen Ruin stehende Farmer Dan Evans (Van Heflin) freiwillig, um auf Wade aufzupassen und ihn nach Contention City zu bringen, wo dieser in einen Zug gesetzt werden soll, der ihn zum Gefängnis nach Yuma fährt. Der raffinierte Outlaw setzt jedoch alles daran, seinen Bewacher von dessen Vorhaben abzubringen, damit seine Bande ihn befreien kann…
Daves‘ Western basiert auf einer Kurzgeschichte von Elmore Leonard, der später auch die Vorlagen für u.a. „Schnappt Shorty“ (1995), „Jackie Brown“ (1997) und „Out of Sight“ (1998) lieferte und grenzt sich vor allem dank seiner differenzierten Charakterzeichnung von vielen anderen Genrevertretern jener Zeit ab. So entspricht der von Van Heflin verkörperte Farmer auch nicht dem typischen Bild eines Helden, sondern ist ein eher unsicherer Durchschnittstyp, der in erster Linie von seinen Geldsorgen angetrieben wird und bei dem Postkutschenüberfall zu Beginn noch als mutloser Augenzeuge danebensteht. Sein von Glenn Ford gespielter Gegenspieler tritt indes wesentlich charismatischer auf und scheint seinem Bewacher auch intellektuell überlegen, sodass man als Zuschauer leicht in Versuchung gerät, dem Bösewicht die Daumen zu drücken.
In der zweiten Hälfte wandelt sich Daves‘ ohnehin sehr minimalistisch angelegter Film dann endgültig zum vollständig auf dieses zentrale Duell zugeschnittenen Kammerspiel, bei dem sich die beiden Widersacher zumeist mit Worten statt mit Waffengewalt bekriegen. Trotz der nur sparsam eingesetzten Action und einiger Spannungsdurchhänger vermag dieses diabolische Katz-und-Maus-Spiel jedoch nach wie vor für Nervenkitzel zu sorgen. Wer dennoch lieber die modernere und größer angelegte Variante bevorzugt, ist aber auch mit James Mangolds starkem Remake von 2007 bestens versorgt.
Nur wenige Jahre nach „Top Gun“ (1986) führte Produzent Jerry Bruckheimer sein aus Hauptdarsteller Tom Cruise und Regisseur Tony Scott (Crimson Tide, Unstoppable) bestehendes Erfolgsduo wieder zusammen und brachte mit „Tage des Donners“ einen ganz ähnlich angelegten Blockbuster an den Start, der statt der Kampfpiloten der US-Navy jedoch die Fahrer von NASCAR-Rennen in den Mittelpunkt stellt.
Der ungestüme Nachwuchsfahrer Cole Trickle (Tom Cruise) hat es sich in den Kopf gesetzt, ein Star der von NASCAR organisierten Rennszene zu werden. Sein Karrierestart erweist sich allerdings als nicht eben einfach, da Cole sich zunächst mit seinem Chefmechaniker Harry Hogge (Robert Duvall) arrangieren muss und auch sein ärgster Konkurrent Rowdy Burns (Michael Rooker) ihm das Leben schwer macht. Als die beiden Kontrahenten bei einem Rennen gravierende Kopfverletzungen erleiden, werden sie von der attraktiven Gehirnchirurgin Dr. Lewicki (Nicole Kidman) untersucht, in die sich Cole sogleich Hals über Kopf verliebt…
„Tage des Donners“ fühlt sich über weite Strecken wie die auf Zelluloid gebannte Fantasie eines Pubertierenden an – schnelle Autos, eine sexy Ärztin und der ständige Größenvergleich mit Gleichgesinnten inklusive. Mit Genreexperte Tony Scott war seinerzeit zudem genau der richtige Regisseur am Werk, um die Bilder der quietschenden Reifen und heiß laufenden Motoren gekonnt einzufangen. Und auch der rockige Soundtrack fügt sich hier absolut stimmig ein.
Als großes Defizit erweisen sich hingegen die ebenso vorhersehbare wie unausgegorene Story sowie die mangelhafte Charakterentwicklung. Dies wiegt umso schwerer, da sich ein Großteil der Handlung abseits der Rennstrecke abspielt und die Beziehung von Cole zu seinen Mitstreitern hier sehr viel Raum einnimmt. Weder vermag Scotts Film jedoch plausibel zu erklären, wieso aus Coles Rivalität zu Rowdy plötzlich eine Männerfreundschaft wird, noch wieso die Gehirnspezialistin auf einmal Gefühle für den halbstarken Rennfahrer entwickelt.
So erscheint „Tage des Donners“ letztlich wie vollkommen auf die jugendliche Zielgruppe zugeschnittene Dutzendware, der es an Charme, Witz und dramatischen Wendungen mangelt und bei der ausschließlich in den rasant gefilmten Rennszenen ein wenig Spannung aufkommt.
Round, like a circle in a spiral, like a wheel within a wheel
Never ending or beginning on an ever-spinning reel
Like a snowball down a mountain or a carnival balloon
Like a carousel that's turning, running rings around the moon
Like a clock whose hands are sweeping past the minutes of its face
And the world is like an apple whirling silently in space
Like the circles that you find in the windmills of your mind
Selten nur sieht man den als ‚King of Cool‘ berühmt gewordenen Steve McQueen in seinen Filmen so häufig lachen wie in „Thomas Crown ist nicht zu fassen“, einem charmanten Mix aus Romanze und Heist-Movie unter der Regie von Norman Jewison (In der Hitze der Nacht, Hurricane). Die Gründe hierfür könnten neben dem Blick auf seinen Gehaltscheck oder aber seine bezaubernde Leinwandpartnerin Faye Dunaway auch in der Tatsache liegen, dass der begeisterte Motorsport-Fan bei den Dreharbeiten mit einem Dünen-Buggy, einem seltenen Ferrari sowie einem Segelflugzeug sicherlich voll in seinem Element war.
Der gelangweilte Millionär Thomas Crown (Steve McQueen) heuert fünf Männer an, um mit ihm als Strippenzieher im Hintergrund einen spektakulären Raubüberfall auf eine Bostoner Bank durchzuführen. Da sich die Männer untereinander nicht kannten und sie auch Crown nie zu Gesicht bekommen haben, steht die Polizei um Lieutenant Malone (Paul Burke) vor einem Rätsel, weshalb die ausgebuffte Versicherungsdetektivin Vicki Anderson (Faye Dunaway) auf den Fall angesetzt wird. Diese hat schon bald eine Spur, die sie zu Thomas Crown führt, erliegt jedoch rasch der Anziehungskraft des Gentleman-Gauners…
„Thomas Crown ist nicht zu fassen“ bietet locker-leichte Unterhaltung in stilvollem Sixties-Ambiente und punktet dabei neben dem gut harmonierenden Hauptdarstellerpaar vor allem mit der verspielten Inszenierung, die neben einigen ungewöhnlichen Kamerafahrten und Perspektiven auch mehrmals von der seinerzeit ganz neuen Split-Screen-Technik Gebrauch macht.
Inhaltlich hingegen setzt Jewisons Film vornehmlich auf die altbekannten Versatzstücke des Heist-Genres und liefert keine besonderen Überraschungen, sodass sich der weitere Verlauf der Geschichte schon früh abzeichnet. Auch sollte man sich als Zuschauer darauf einstellen, dass hier nur recht wenig Action geboten wird und der Film speziell in der zweiten Hälfte vielmehr von dem erotischen Knistern zwischen den beiden Protagonisten lebt, welches sich in einer der markantesten Szenen des Films bei einer gemeinsamen Schachpartie entlädt.
Ein Exorzismus der anderen Art: In „Black Snake Moan“ unter der Regie von Craig Brewer (Hustle & Flow, Dolemite Is My Name) versucht ein strenggläubiger Bluesmusiker einer Nymphomanin die Sexsucht auszutreiben.
Die aus dem White-Trash Milieu stammende Rae (Christina Ricci) ist am Boden zerstört, als ihr Freund Ronnie (Justin Timberlake) loszieht, um im Irakkrieg zu kämpfen. Fortan flüchtet sich die im ganzen Ort als Schlampe verschriene junge Frau in Sex- und Drogeneskapaden. Nach einer wilden Partynacht, an deren Ende Rae in Folge einer missglückten Vergewaltigung halbnackt und bewusstlos auf der Straße landet, liest sie der Landwirt und Hobby-Musiker Lazarus (Samuel L. Jackson) auf, nimmt sie mit zu sich nach Hause und pflegt sie gesund. Als Rae wieder erwacht, muss sie jedoch feststellen, dass Lazarus sie angekettet hat und sie nicht eher gehen lassen will, bis er sie von ihren Dämonen befreit hat…
Brewers in Anlehnung an das Blaxploitation-Kino entstandenes Südstaatendrama benötigt eine ganze Weile, um in Gang zu kommen und lässt sich viel Zeit, um die Hauptcharaktere und ihre Beweggründe zu etablieren. An den etwas holprigen Start schließt sich jedoch ein sehr gelungener Mittelteil an, der in erster Linie von den Auseinandersetzungen des verbitterten Landwirts mit seiner jungen Gefangenen lebt, die seit einem Missbrauch in ihrer Kindheit schwer traumatisiert ist.
Trotz der düsteren Themen, die „Black Snake Moan“ behandelt, ergeben sich aus der ungewöhnlichen Teufelsaustreibung jedoch auch einige humorvolle Situationen. So etwa, wenn Rae nach Tagen der Enthaltsamkeit einen jungfräulichen Teenager anspringt. Dass Brewers Film trotz der überzeichneten Charaktere dennoch nicht ins Lächerliche abdriftet, ist dabei vor allem den starken Performances von Christina Ricci und Samuel L. Jackson zu verdanken, wobei Letzterer zudem noch sein musikalisches Talent präsentieren darf.
Schwächen offenbart „Black Snake Moan“ indes speziell im letzten Drittel, welches nach dem überzeugenden Mittelteil etwas abflacht und weit weniger unkonventionell daherkommt. Dadurch, dass der Film nun auch noch Ronnies Kriegstrauma in den Fokus rücken möchte, fühlt sich dieser letzte Teil des Films zudem inhaltlich überladen an. Hinzu kommt außerdem, dass Timberlakes Schauspielleistung nicht mit der seiner Mitstreiter mithalten kann und man ihm den traumatisierten Kriegsheimkehrer nicht so recht abnimmt.
Trotz dieser Defizite steht am Ende jedoch ein mit ein paar schönen Musikeinlagen ausgestattetes Drama, dessen ungewöhnliche Geschichte sich weit vom Hollywood-Mainstream entfernt.
Trotz des immensen Erfolges der ersten Bond-Filme wollte sich Sean Connery nicht auf das Image des smarten Geheimagenten festlegen lassen und probierte sich in den 60er Jahren auch in gänzlich anderen Rollen. In diese Zeit fällt auch der von Basil Dearden (Traum ohne Ende, Der Teufelskreis) in Szene gesetzte Psychothriller „Die Strohpuppe“, in dem der berühmte Schotte einen ebenso schmierigen wie selbstgefälligen Lebemann spielt, der zusammen mit der Pflegerin seines Onkels ein perfides Spiel aufzieht.
Multimillionär Charles Richmond (Ralph Richardson) ist ein alter, an den Rollstuhl gefesselter Tyrann, der seit dem Tod seiner Frau zurückgezogen auf seinem großen Anwesen lebt und seine Dienerschaft wie Sklaven behandelt. Nachdem er seine vorherige Pflegerin rausgeworfen hat, weist er seinen Neffen Anthony (Sean Connery) an, ihm eine neue zu besorgen, die auch optisch mehr seinen Erwartungen entspricht. Fündig wird Anthony in der attraktiven Italienerin Maria (Gina Lollobrigida), die jedoch schon bald genug von der widerwärtigen Art hat, mit der der alte Mann seine Mitmenschen schikaniert. Als Maria schon den Entschluss gefasst hat, ihre Stellung aufzugeben, macht ihr Anthony plötzlich ein überraschendes Angebot…
Ausgehend von dieser schnell etablierten Ausgangslage zieht Regisseur Dearden ein zurückhaltend inszeniertes Dreipersonenstück auf, das mit seinem Intrigenspiel vor malerischer Urlaubskulisse - spätere Schauplätze sind eine Yacht und ein Feriendomizil auf Mallorca – mitunter an die Verfilmungen der Patricia Highsmith Romane erinnert.
Jederzeit verlassen kann sich Dearden dabei auf sein stark aufspielendes Hauptdarstellertrio, welches im Verlauf der Geschichte nahezu die ganze Palette an Emotionen abrufen darf und über einige überhastet wirkende Plotentwicklungen hinwegsehen lässt. Während Richardson den hartherzigen Menschenfeind mimt, der im weiteren Verlauf jedoch auch eine sanftere Seite offenbart, wandelt Sexsymbol Lollobrigida zwischen Verletzlichkeit und weiblicher Selbstbestimmung. Und auch Connery läuft als schleimiger Casanova speziell gegen Ende regelrecht zur Höchstform auf.
So bietet „Die Strohpuppe“ letztliches klassisches Schauspielkino in Kombination mit einer zwar nicht immer gänzlich durchdacht wirkenden, dafür aber durchaus spannenden und wendungsreichen Handlung, die bis zum Schluss für gelungene Thrillerunterhaltung sorgt.
Der auf dem gleichnamigen satirischen Roman von Patrick deWitt basierende „The Sisters Brothers“ unter der Regie von Jacques Audiard (Ein Prophet, Der Geschmack von Rost und Knochen) ist ein recht unkonventioneller und teils sehr skurriler Western, der zwar einige Längen enthält und nicht besonders spannungsintensiv daherkommt, dafür aber mit einem starken Darstellerensemble und einer unvorhersehbaren Geschichte zu gefallen weiß.
1851: Die Brüder Eli (John C. Reilly) und Charlie (Joaquin Phoenix) werden von ihrem Auftraggeber, dem mysteriösen Commodore (Rutger Hauer), angewiesen, dem Chemiker Warm (Riz Ahmed) Informationen abzupressen, hat dieser doch eine Formel entdeckt, die das Goldschürfen massiv vereinfacht. Da Warm den Brüdern mehrere Tagesritte voraus ist, wurde zudem bereits der Kundschafter Morris (Jake Gyllenhaal) auf den Chemiker angesetzt, um das Brüderpaar über dessen Aufenthaltsort auf dem Laufenden zu halten. Während die Brüder auf ihrem Weg mit einigen Rückschlägen zu kämpfen haben, beschließen Warm und Morris, gemeinsame Sache zu machen…
Obwohl Audiards Film nahezu alle bekannten Zutaten des Genres enthält, unterläuft er doch immer wieder auf recht geschickte Art und Weise die Erwartungen des Zuschauers, sodass sich nur recht schwer vorhersagen lässt, was in der jeweils nächsten Szene geschehen wird. Die Handlung spaltet sich dabei zunächst für längere Zeit in zwei Erzählstränge, wobei jener über den Chemiker und den Kundschafter deutlich weniger interessant ausfällt, sodass man als Zuschauer froh ist, wenn wieder das ungleiche Brüderpaar mit seinen zynischen Wortgefechten im Mittelpunkt steht.
Wenn dann die beiden Erzählstränge ab der Mitte zusammengeführt werden, gewinnt der Film ein wenig an Dynamik und wartet auch mit ein paar wenigen Actionmomenten auf, bleibt seinem langsamen Erzähltempo aber insgesamt treu.
Da bis zum Schluss unklar bleibt, worauf die Geschichte letztlich hinauslaufen wird, der Cast um die wunderbar harmonierenden John C. Reilly und Joaquin Phoenix voll in seinem Element ist und der Film trotz seines digitalen Looks auch visuell zu überzeugen weiß, geht man den Weg der beiden Brüder dennoch gerne bis zum Ende mit.
„Flammendes Inferno“ unter der Regie von John Guillermin (King Kong, Tod auf dem Nil) ist ein aufwendiger Katastrophenfilm aus der Hochphase des Genres, der mit einer simplen, aber gleichwohl fesselnden Geschichte, hervorragender Effektarbeit sowie einem großen Star-Aufgebot auftrumpft und damit auch Jahrzehnte später noch gelungene Blockbusterunterhaltung bietet.
Der Architekt Doug Roberts (Paul Newman) ist außer sich, als er erfährt, dass der von ihm entworfene, 138 Stockwerke hohe Wolkenkratzer von ‚Duncan Enterprises‘ nicht den von ihm geforderten Brandschutzstandards entspricht, da Firmenbesitzer Jim Duncan (William Holden) und sein Schwiegersohn Roger (Richard Chamberlain) auf Kosteneinsparung statt auf Sicherheit gesetzt haben. Während die Einweihungsparty mit über 300 geladenen Gästen im Gebäude schon im Gange ist, stößt Roberts bei der Überprüfung von Verteilerkästen auf einen Brand in einem Lagerraum, der sich rasch auszubreiten droht. Als die Feuerwehr von San Francisco um ihren Chef O’Hallorhan (Steve McQueen) eintrifft, scheint eine Evakuierung der sich in einem der obersten Stockwerke befindlichen Partygäste unmöglich…
Guillermins Katastrophenthriller startet mit einem Panoramaflug über die kalifornische Metropole, der den Zuschauer erstmals zum zentralen Handlungsort des Geschehens führt. Daran schließt sich die für das Genre so typische Einführungsphase an, in der zunächst eine Vielzahl von Charakteren und ihre jeweiligen Beweggründe beleuchtet werden. Trotz der recht stereotypen Figurenzeichnung schafft es der Film, dass man als Zuschauer mit Roberts und Co. beim folgenden Überlebenskampf mitfiebert. Zudem fällt während dieser Anfangsphase die opulente Ausstattung des Films in Auge, handelt es sich bei dem gläsernen Wolkenkratzer doch um ein auch heute noch durchaus eindrucksvolles Gebäude mit stilvollem 70er-Interieur.
Spätestens dann, wenn erstmals Steve McQueen auf der Bildfläche erscheint, entwickelt sich ein großangelegtes Spektakel, dessen realistisch anmutende Spezialeffekte nach wie vor für ein authentisches Rettungsszenario sorgen. Da stört es auch nicht allzu sehr, dass einige Details – wie etwa die weiterhin funktionierenden Telefone im Gebäude – nicht ganz stimmig wirken.
Als auffällig erweist sich zudem, dass „Flammendes Inferno“ anders als viele andere Genrevertreter nur selten auf die Tränendrüse drückt und einige Charaktere auf fast schon beiläufige Art und Weise den Tod finden. Dennoch gibt es auch hier die kleinen zwischenmenschlichen Situationen, in denen etwa Familien voneinander getrennt werden oder Liebespaare sich gegenseitig Mut zu sprechen. Speziell die in einer Nebenrolle auftretende Tanzlegende Fred Astaire (Swing Time) weiß in dieser Hinsicht für ein paar anrührende Momente zu sorgen.
So erweist sich Guillermins Katastrophenspektakel, in dem in weiteren Rollen u.a. noch Faye Dunaway (Network), Robert Wagner (Hart aber herzlich) und Robert Vaughn (Bullitt) zu sehen sind, letztlich trotz der stolzen Laufzeit als nahezu durchgehend packendes Filmerlebnis.
Angesichts des kolossalen Erfolges von „Krieg der Sterne“ (1977) und des damit einhergehenden SciFi-Booms war es Ende der 70er Jahre an der Zeit, auch der von Gene Roddenberry entwickelten Fernsehserie um die Crew der Enterprise einen ersten Kinoableger zu bescheren. Herausgekommen ist dabei eine beinahe schon meditative Weltraumoper, die sich jedoch deutlich mehr an Kubricks „2001: Odyssee im Weltraum“ (1968) statt an Lucas‘ Laserschwertgefechten orientiert.
Die Sternenflotte wird in Alarmbereitschaft versetzt, als eine gigantische Energiewolke unbekannten Ursprungs Kurs auf Richtung Erde nimmt und dabei drei klingonische Raumschiffe sowie eine Förderationsraumstation zerstört. Als Gegenmaßnahme wird ein generalüberholtes Modell der U.S.S. Enterprise ausgesendet, um die Wolke abzufangen und dem rätselhaften Phänomen auf den Grund zu gehen. Dazu wird dem bisherigen Captain Will Decker (Stephen Collins) das Kommando entzogen und dem erfahrenen Admiral James T. Kirk (William Shatner) übertragen, der sich gemeinsam mit seiner altgedienten Besatzung auf den Weg macht, um die Katastrophe zu verhindern…
„Star Trek – Der Film“ möchte zuallererst die Fans der populären TV-Serie abholen, was schon allein anhand der Tatsache deutlich wird, dass man auch zehn Jahre nach deren Ende noch auf die gleichen Castmitglieder setzte, obwohl etwa James Doohan und DeForest Kelley schon hier mehr wie rüstige Frührentner statt wie junge Abenteurer wirken. Zugleich kommt der erste Kinoableger des beliebten Franchise jedoch erstaunlich ernst daher und lässt den hintergründigen Witz und die gegenseitigen Neckereien der Enterprise-Besatzung weitgehend vermissen.
Stattdessen protzt der von Robert Wise (West Side Story, Bis das Blut gefriert) inszenierte SciFi-Film regelrecht mit seinen visuellen Effekten und ergötzt sich in vielen zeitlupenartigen Sequenzen an den eigenen Bildern. Entsprechend langsam nur kommt die Geschichte über die mysteriöse Wolke in Gang, sodass speziell die erste Filmhälfte nahezu ohne nennenswerte Ereignisse verstreicht. Wenn allerdings die Kamera in einem minutenlangen Rundumflug um die Enterprise gleitet und dazu der markante Score von Jerry Goldsmith erklingt, übt das erste Kinoabenteuer von Kirk, Spock und Co. trotz seines geradezu quälend langsamen Handlungsfortschritts doch noch genug Faszination aus, um zumindest nicht vorzeitig abzuschalten.
Und auch die finale Auflösung erweist sich als interessant genug, um für die zahlreichen Spannungsdurchhänger einigermaßen zu entschädigen, sodass zum Schluss trotz der unausgegorenen Figurenzeichnung und der dünnen, auf Spielfilmlänge gestreckten Geschichte sowie den eher mittelprächtigen Darstellerleistungen noch ein recht solides Filmerlebnis steht.
Nachdem er in „Lethal Weapon 4“ (1998) sein Hollywood-Debüt gefeiert hatte, war Kampfkunstexperte Jet Li eine Zeit lang auf den Typus des wortkargen Rächers abonniert, der mit unaufhaltsamer Kraft gegen eine feindliche Übermacht antritt. Zu Lis damaligen Actionstreifen nach diesem Muster zählt auch die französische Produktion „Kiss of the Dragon“ unter der Regie von Chris Nahon (Das Imperium der Wölfe, Lady Bloodfight), deren Handlungskonstrukt zwar äußerst dürftig ausfällt, die dafür aber zumindest Martial-Arts Fans zufrieden stellen dürfte.
Der chinesische Polizist Jian (Jet Li) reist nach Paris, um die dortige Polizei bei der Festnahme eines chinesischen Drogenhändlers (Ric Young) zu unterstützen. Hierzu überwachen die Beamten um Inspektor Richard (Tchéky Karyo) das Hotelzimmer des Gangsters, der sich dort die Wartezeit auf seinen Kontaktmann mit zwei Prostituierten vertreiben will. Als plötzlich eine der beiden Frauen mit einer Haarnadel auf den Drogenhändler einsticht, stürmen Jian und der Inspektor herbei, wobei Letzterer sich als der Kontaktmann des Gangsters zu erkennen gibt und diesen sowie die Prostituierte mit Jians Waffe erschießt, um seinem chinesischen Kollegen die Morde anzuhängen. Zufällig trifft der inzwischen untergetauchte Jian kurz darauf die zweite Prostituierte (Bridget Fonda) wieder, die sich während der Schießerei im Bad aufgehalten hatte und versucht gemeinsam mit ihr dem korrupten Inspektor das Handwerk zu legen…
Das Geschehen zwischen den Kampfszenen in „Kiss of the Dragon“ besteht lediglich aus einzelnen Handlungsfragmenten, die wie notdürftig zusammengebastelt erscheinen, um der von zahlreichen Zufällen geprägten Geschichte einen halbwegs sinnvollen Rahmen zu geben und die Zeit bis zur nächsten Zurschaustellung fernöstlicher Kampfchoreografien irgendwie zu füllen. Wer ohnehin nur sehen möchte, wie Jet Li auf teils durchaus kreative Weise möglichst viele Gegner plattmacht, wird somit deutlich besser bedient werden als all jene, die sich auch in solch einem Film nach einer abwechslungsreichen und spannungsintensiven Story sehnen.
So steht am Ende reduziertes Actionkino mit einigen virtuosen Martial-Arts Einlagen, das dank eines gut aufgelegten Hauptdarstellers für solide Unterhaltung sorgt, bei dem aber einzig die unerwartete Härte zu überraschen weiß.
„Presidio“ unter der Regie von Peter Hyams (Unternehmen Capricorn, Das Relikt) ist ein reichlich dröger Militärthriller, der zwar einige schön eingefangene Impressionen von San Francisco bietet, dessen aus altbekannten Zutaten zusammengesetzte Geschichte aber nie richtig Fahrt aufnimmt.
Zivilpolizist Jay Austin (Mark Harmon) wird damit beauftragt, den Mord an seiner ehemaligen Kollegin bei der Militärpolizei aufzuklären, die bei der Untersuchung eines Einbruchs im Offiziersclub des Stützpunktes ‚Presidio‘ erschossen wurde. Für die Ermittlungen wird ihm der Lt. Colonel Caldwell (Sean Connery) zur Seite gestellt, gegen den Austin seit einem Vorfall aus seiner Militärzeit eine tiefe Abneigung hegt. Verkompliziert wird das Verhältnis des ungleichen Ermittlerduos zudem dadurch, dass Austin mit Caldwells Tochter Donna (Meg Ryan) anbandelt…
Hyams Film startet mit einer temporeichen Verfolgungsjagd, die für lange Zeit das einzige kleine Actionhighlight in der ansonsten recht gemächlich vor sich hin plätschernden Geschichte liefert. Statt nämlich die Jagd nach dem Mörder zügig voranzutreiben, konzentriert sich „Presidio“ zunächst fast ausschließlich auf die Lovestory zwischen Austin und Donna sowie die damit einhergehenden Konflikte mit Donnas Vater. Entsprechend bekommt der Zuschauer sehr viel Liebesgeplänkel zu sehen, während der Krimiplot weitgehend in den Hintergrund tritt. Da es dem Nebenhandlungsstrang jedoch an Romantik und tiefergehenden Emotionen mangelt und die letztendliche Auflösung des Mordfalls recht banal daherkommt, ergibt sich eine unausgegorene Mischung, die weder als Liebesdrama noch als Thriller überzeugen kann.
Unter den Darstellern vermag derweil hauptsächlich Sean Connery als grantiger Colonel Akzente zu setzen, während Mark Harmon eine allenfalls routinierte Performance abliefert und Meg Ryan wenig Gelegenheit zum Glänzen bekommt. Als äußerst unpassend erweisen sich zudem die Bemühungen, den Film an das damals so populäre Buddy-Genre anzupassen, wollen doch weder die markigen Oneliner noch der alberne Daumenkampf, den Connerys Charakter bei einer Kneipenschlägerei hinlegt, zu der ansonsten ernsten Grundstimmung von „Presidio“ passen.
Der von Edward Zwick (Last Samurai, Blood Diamond) inszenierte "Legenden der Leidenschaft" ist ein wahrer Schmachtfetzen epischen Ausmaßes, der mit herrlichen Landschaftsaufnahmen sowie einer sich über mehrere Jahrzehnte erstreckenden Geschichte auftrumpft und Hauptdarsteller Brad Pitt endgültig als Schauspielstar und Sexsymbol etablierte.
Colonel Ludlow (Anthony Hopkins) lebt mit seinen drei Söhnen Alfred (Aidan Quinn), Tristan (Brad Pitt) und Samuel (Henry Thomas) auf einer einsam gelegenen Ranch in Montana. Während der pflichtbewusste Alfred noch seinen Platz im Leben sucht und der abenteuerlustige Tristan durch die Natur streift, besucht Nesthäkchen Samuel die Universität, wo er die hübsche Susannah (Julia Ormond) kennenlernt und sich mit ihr verlobt. Als Samuel seine Verlobte mit nach Hause bringt, verlieben sich auch seine beiden älteren Brüder augenblicklich in die junge Frau. Als dann jedoch der 1. Weltkrieg ausbricht, melden sich die drei Brüder freiwillig bei der kanadischen Armee, um gegen die Deutschen zu kämpfen...
Um "Legenden der Leidenschaft" in einem Satz zu beschreiben, braucht es nur das Bild des jungen Brad Pitt, der mit wehender Mähne auf das weite Land hinausblickt, während dazu der ebenso schöne wie aufdringliche Score von James Horner so richtig aufdreht. Subtile Zurückhaltung und feine Zwischentöne kennt Zwicks Melodram nicht, stattdessen wird hier dem puren Bombast gefrönt. Das ist jederzeit manipulativ und bisweilen gnadenlos kitschig, gleichzeitig aber auch sehr effektiv.
Immer dann, wenn "Legenden der Leidenschaft" kurz davor steht, endgültig im pathetischen Herzschmerzgerede zu ersaufen, bringt die an antike Tragödien erinnernde Geschichte ein neues belebendes Element ein. So gibt es hier neben all den Liebesverflechtungen auch den Kampf der Brüder an der Front, Auseinandersetzungen mit Regierungsbeamten zur Zeit der Prohibition sowie einige Indianermythen über Naturverbundenheit und Sinnsuche zu sehen. Erwähnenswert sind zudem die starken Leistungen der Castmitglieder, unter denen speziell Anthony Hopkins als alternder Kriegsveteran hervorsticht, der mit seinen an den Ureinwohnern verübten Gräueltaten hadert.
Wer sich somit nicht an der eher oberflächlichen Figurenzeichnung und den dick aufgetragenen Dialogen stört, bekommt mit Zwicks Film überlebensgroßes Gefühlskino in prächtigen Bildern geboten.
Mit „Mona Lisa“ schuf der Ire Neil Jordan (The Crying Game, Interview mit einem Vampir) ein stilvoll gefilmtes Milieudrama über zwei gesellschaftliche Außenseiter, das sich gegen Ende mehr und mehr zum Kriminalthriller entwickelt.
Der unbedarfte George (Bob Hoskins) wird nach Jahren aus dem Gefängnis entlassen und muss rasch feststellen, dass er an sein altes Sozialleben nicht mehr anknüpfen kann. Da kommt es ihm gelegen, dass sein früherer Chef, der Gangsterboss Mortwell (Michael Caine), einen Job für ihn hat. George soll die Edelprostituierte Simone (Cathy Tyson) zu ihren Kunden chauffieren und ihr gleichzeitig als Beschützer zur Seite stehen. Während der Autofahrten durch die verruchten Ecken Londons kommen sich der Ex-Häftling und die Prostituierte allmählich näher. Dann jedoch bittet Simone ihren Fahrer unerwartet um einen Gefallen…
„Mona Lisa“ ist ein facettenreicher Film, der zunächst wie die klassische Liebesgeschichte zweier verlorener Seelen anmutet, die nach und nach zueinander finden. Tatsächlich schlägt Jordans Werk jedoch alsbald andere Pfade ein und wandelt sich zeitweise zu einer noirartigen Detektivstory im Rotlichtmilieu. Getragen wird der Film dabei von einem stark aufspielenden Cast, dem in weiteren Rollen u.a. noch Zoë Nathenson (One Night Stand), Kate Hardie (Der Croupier) und Robbie Coltrane (Harry Potter-Reihe) angehören. Speziell Bob Hoskins weiß in der Rolle des einfach gestrickten Chauffeurs, der nach anfänglicher Ablehnung Gefühle für seinen Fahrgast entwickelt, zu begeistern und wurde für seine Performance auch mit einer Oscar-Nominierung bedacht.
Bemängeln lässt sich hingegen, dass die Londoner Unterwelt in Jordans Film ein wenig zu ästhetisch aussieht, was nicht ganz zu der düsteren Geschichte um Misshandlung und Drogensucht passen will. Andererseits sind die kunstvollen Bilder sehr schön anzusehen und da Simones Kunden ohnehin aus den finanziell besser gestellten Kreisen stammen und der Film somit nicht nur in Nachtclubs und auf dem Straßenstrich spielt, fällt dieser Aspekt auch nicht allzu sehr ins Gewicht.
So ist „Mona Lisa“ eine interessante Genremischung, die sowohl humorvolle wie auch melancholische Töne anschlägt und dabei neben der detaillierten Charakterzeichnung auch ein gewisses Maß an Thrill bietet.
„This is for Tupac!“
„Child’s Play“ unter der Regie von Lars Klevberg (Polaroid) ist ein zeitgemäßes Reboot des Kultslashers um die sprücheklopfende Mörderpuppe, welches dem Franchise dank einiger frischer Ideen neues Leben einhaucht.
Die alleinerziehende Karen (Aubrey Plaza) schenkt ihrem Sohn Andy (Gabriel Bateman) eine wegen diverser Fehlfunktionen reklamierte Hightech-Puppe, die sie heimlich von ihrer Arbeit im Kaufhaus hat mitgehen lassen. Die Puppe, die dank selbstlernender K.I. in der Lage ist, sich ganz den Wünschen ihres Besitzers anzupassen und sich selbst den Namen ‚Chucky‘ gibt, zeigt schon bald einige merkwürdige Verhaltensauffälligkeiten und wird zu einer echten Bedrohung für Andy und alle, die mit ihm in Kontakt treten…
Mit der konsequenten Neuausrichtung und dem gänzlich veränderten Design der Mörderpuppe wird Klevbergs Reboot zwar womöglich einige Fans der ersten Stunde verprellen, doch erweist sich der neue Ansatz schon bald als genau der richtige Weg, um Chucky erfolgreich ins 21. Jahrhundert zu holen. Die Ursprungsgeschichte des Originals, in der der Geist eines toten Serienkillers Besitz von der Puppe ergreift, fällt somit vollständig weg, und wird durch eine Szene mit einem vietnamesischen Fabrikarbeiter ersetzt, der aus Rache für die schlechten Arbeitsbedingungen sämtliche Sicherheitsschranken der Puppe entfernt und somit den Weg für den Amoklauf der K.I. ebnet.
„Child’s Play“ nimmt sich dabei ausreichend Zeit, um die Beziehung des jungen Außenseiters zu seinem neuen Puppenfreund zu etablieren, stellt den teils durchaus emotionalen Coming of Age-Aspekten aber auch eine gewisse Rotzigkeit und sehr viel Zynismus gegenüber. So hat Klevbergs Reboot vor allem in der ersten Hälfte mehr von einer Schwarzen Komödie als von einem Horrorfilm und sorgt so für einige derbe Pointen in Kombination mit diversen popkulturellen Anspielungen, die von „E.T. – Der Außerirdische“ (1982) bis hin zu „Texas Chainsaw Massacre 2“ (1986) reichen. Erst ab der Mitte kommen dann auch Slasherfans mehr auf ihre Kosten, wobei es die wenigen Tötungsszenarien durchaus in sich haben und einige Härten bereithalten.
Negativ ankreiden lässt sich Klevbergs Horrorkomödie derweil, dass einige Entscheidungen der Charaktere für den Zuschauer nicht wirklich nachvollziehbar sind. So fragt man sich zwangsläufig, warum Andy die diabolische Puppe nicht schon viel früher wegsperrt oder zerstört oder auch, warum seine Mutter sich bei Streitigkeiten stets auf die Seite ihres widerwärtigen Liebhabers (David Lewis) stellt. Zudem hätte der Film speziell im Finale ruhig noch mehr aufdrehen und auch die vielfältigen Möglichkeiten der K.I. noch etwas besser ausspielen können.
Doch auch so steht am Ende eine derb-spaßige Neuauflage, die für kurzweilige Unterhaltung sorgt.
Die große Ära der Katastrophenfilme, die in den 70ern mit Filmen wie „Die Höllenfahrt der Poseidon“ (1972) oder „Das China-Syndrom“ (1979) ihre Blütezeit erlebte und in den 90ern mit u.a. „Twister“ (1996) und „Armageddon“ (1998) ein Comeback feierte, ist längst vorüber, sodass Filme wie der von Ric Roman Waugh (Snitch, Shot Caller) inszenierte „Greenland“ heutzutage eine angenehme Abwechslung im Blockbusterbereich darstellen.
Die Beziehung des Bauingenieurs John Garrity (Gerard Butler) zu seiner Ehefrau Allison (Morena Baccarin) befindet sich in einer schweren Krise. Anlässlich des Geburtstages ihres gemeinsamen Sohnes Nathan (Roger Dale Floyd) rauft sich das Paar jedoch wieder zusammen, um die bevorstehende Feier zu organisieren. Unterdessen wird in den Nachrichten von einem großen Kometen berichtet, der ganz nah an der Erde vorbeifliegen und damit für ein eindrucksvolles Schauspiel am Himmel sorgen soll. Während John noch die Einkäufe für die Feier besorgt, erhält er jedoch eine sonderbare Nachricht von Homeland Security auf sein Handy, dass er mit seiner Familie auserwählt worden sei, Schutz in einem geheimen Bunker zu finden…
„Greenland“ bietet temporeiche Katastrophenaction, welche die Protagonisten permanent von einer Gefahrensituation in die nächste treibt und ihnen kaum eine Atempause gönnt. Die Handlung hangelt sich dabei an diversen Genreklischees entlang und hält auch so manche Ungereimtheit bereit, lässt dem Zuschauer aber selten genug Zeit, um näher über diese nachzudenken, ehe die Hauptfiguren schon wieder mit der nächsten Herausforderung konfrontiert werden. Anders als etwa die meisten Weltuntergangsspektakel von Roland Emmerich nimmt „Greenland“ weniger die globale Lage in den Blick, sondern fokussiert sich ganz auf die im Zentrum stehende Familie und ihre verzweifelten Versuche, dem Kometeneinschlag zu entkommen.
Regisseur Waugh geht dabei alles andere als subtil vor, sorgt aber für ebenso effektives wie unterhaltsames Popcorn-Kino, das auch bei den Emotionen die passenden Schalter zu drücken weiß und in seinen besten Momenten an den Spielberg-Meilenstein „Krieg der Welten“ (2005) erinnert. Für Minuspunkte sorgt derweil neben den teils schwachen Effekten, einigen deutlich zu dunkel geratenen Szenen und dem mitunter etwas überfordert wirkenden Kinderdarsteller Roger Dale Floyd insbesondere das eher misslungene Finale. Bis dahin liefert „Greenland“ allerdings spannungsgeladene Unterhaltung, die sich von den meisten modernen Blockbustern allein schon dadurch abhebt, dass sie sich selbst jederzeit ernst nimmt.
"Der City Hai" ist ein simpel gestrickter Actionthriller unter der Regie von John Irvin (Die Hunde des Krieges, Zurück bleibt die Angst), der über keine sonderlich ausgefeilte Geschichte verfügt und auch einige Spannungsdurchhänger hat, letztlich aber solide Unterhaltung bietet.
Seit er wegen seines brutalen Vorgehens gegen einen Kindermörder seinen Dienst quittieren musste, arbeitet der ehemalige FBI-Agent Mark Kaminski (Arnold Schwarzenegger) als Sheriff in einem kleinen Provinznest. Unerwartet taucht sein früherer Vorgesetzter Harry Shannon (Darren McGavin) bei ihm auf und gibt Mark die Chance zur Rehabilitation. Dazu soll er seinem alten Chef dabei helfen, den Chicagoer Mafia-Paten Luigi Patrovita (Sam Wanamaker) dingfest zu machen, dessen Organisation Shannons Sohn auf dem Gewissen hat. Unter falschem Namen gelingt es Mark, sich in die Organisation einzuschleichen und das Vertrauen des Paten zu gewinnen...
Die Handlung von Irvins 80er Jahre-Actioner liefert keinerlei innovative Ideen oder besondere Überraschungen und lässt sich bereits früh in groben Zügen vorhersagen. Dafür hat "Der City Hai" jedoch immerhin einige recht gelungene Actionsequenzen vorzuweisen und kann dazu mit seinem gewohnt charismatisch agierenden Hauptdarsteller punkten.
Die Riege der Gegenspieler und Gesetzeshüter indes kann da nicht ganz mithalten, sodass man während des Films schonmal durcheinander kommen kann, wer denn hier nun Mafiaso, Polizist oder Staatsanwalt ist. Überhaupt hätte es Irvins Film gut getan, auf einige uninteressante Nebenfiguren zu verzichten und stattdessen die Geschichte schneller voranzutreiben, schleichen sich doch immer wieder einige Längen ein.
Wer allerdings einfach nur auf passable Actionkost mit ein paar Härten aus ist, kann mit "Der City Hai" durchaus einen spaßigen Abend verbringen.
Mit „Possessor“ versucht Regisseur Brandon Cronenberg (Infinity Pool) in die Fußstapfen seines berühmten Vaters zu treten und legt einen mit brutalen Gewaltspitzen versehenen SciFi-Horrorfilm vor, der das Potenzial seiner sehr vielversprechenden Prämisse jedoch nicht auszuschöpfen versteht.
Die für ein ominöses Unternehmen arbeitende Auftragskillerin Tasya Vos (Andrea Riseborough) nutzt eine neuartige Hirnimplantat-Technologie, um ihr Bewusstsein in die Körper anderer Menschen zu pflanzen und so unliebsame Konkurrenten ihres Arbeitgebers auszuschalten. Tasyas neuester Auftrag lautet, den IT-Unternehmer John Parse (Sean Bean) und dessen Tochter Ava (Tuppence Middleton) zu ermorden, wozu sie sich des Bewusstseins von Avas Freund Colin (Christopher Abbott) bemächtigen muss. Als dieser jedoch damit beginnt, sich gegen die Übernahme seines Verstandes zu wehren, droht der Auftrag in einem Fiasko zu enden…
„Possessor“ greift zahlreiche Themen und Motive auf, die auch für das Werk von Cronenberg senior zentral sind, wozu etwa die Deformation und der Verfall des menschlichen Körpers, die Auswirkungen moderner Technologien sowie die zunehmende Verrohung der Gesellschaft gehören. Mehr als interessante Ansätze bietet der Film jedoch lange Zeit über nicht, was auch dem extrem langsamen Erzähltempo geschuldet ist, welches „Possessor“ bisweilen zur echten Geduldsprobe werden lässt. Da zudem auch die Charaktere allesamt relativ blass bleiben, fehlt es dem Film an emotionalen Ankerpunkten, an denen man sich als Zuschauer festhalten könnte.
Handwerklich indes lässt sich Cronenbergs SciFi-Horror wenig vorwerfen, obgleich die eleganten Bilder und das futuristisch angehauchte Setdesign nicht ganz zu einer Geschichte passen wollen, die derart auf Körperlichkeit ausgerichtet ist. So fühlt sich „Possessor“ letztlich zu glatt und steril an, um sein Publikum verstören zu können und schleppt sich auf recht träge Art und Weise seinem Ende entgegen.
Mit dem auf James Graham Ballards gleichnamigen Roman basierenden „Crash“ schuf David Cronenberg (Die Fliege, A History of Violence) ein sehr eigenwilliges, in monochrome Bilder gehülltes Werk über Fetische, innere Leere und Todessehnsucht, in dem das Auto zum Lustobjekt und Verkehrsunfälle zum erregenden Kick werden.
Der Werbefilmproduzent James Ballard (James Spader) und seine Frau Catherine (Deborah Kara Unger) führen eine offene Beziehung und haben beide außereheliche Affären. Eines Abends wird James in einen schweren Autounfall verwickelt, bei dem sein Bein zerschmettert wird. Im Krankenhaus trifft er auf Helen (Holly Hunter), die Beifahrerin des anderen Unfallwagens, die wie er sexuelles Vergnügen aus der Betrachtung von Unfällen zieht. Durch Helen lernt James eine Gruppe von Gleichgesinnten um den undurchsichtigen Vaughan (Elias Koteas) kennen, welcher mit Vorliebe die Unfälle prominenter Persönlichkeiten nachstellt…
„Crash“ ist ein recht sperriger und schwer zugänglicher Film, der zur Zeit seiner Veröffentlichung einen Skandal auslöste und die Karrieren der beteiligten Castmitglieder ins Stocken geraten ließ. Die Darstellung einer sich an der Grenze zur Illegalität bewegenden Untergrundgruppe weckt dabei zuweilen Assoziationen zu „Fight Club“ (1999), kommt jedoch im direkten Vergleich deutlich unterkühlter daher. Trotz zahlreicher Sexszenen versprüht Cronenbergs Film nämlich nahezu keinerlei Erotik, bleibt der Zuschauer doch stets auf Distanz zu den Figuren und ihren ungewöhnlichen Neigungen.
Zudem bleibt auch die Dramaturgie auf ein Minimum reduziert, sodass sich „Crash“ gängigen Erzählkonventionen weitgehend verweigert und damit viele Zuschauer abschrecken dürfte. Zugleich geht von den triebgesteuerten Handlungen der Protagonisten jedoch auch eine gewisse Faszination aus – wie bei einem Autounfall, bei dem man nicht wegsehen kann.