Kenduskeag - Kommentare
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Alle Kommentare von Kenduskeag
Hush hush, sweet Charlotte
Charlotte, don't you cry
Hush hush, sweet Charlotte
He'll love you till he dies
In Robert Aldrichs Psychothriller "Wiegenlied für eine Leiche" wird eine alte Jungfer von den Geistern ihrer Vergangenheit eingeholt. Der wendungsreiche Gruselplot in Kombination mit dem eindrucksvollen Südstaaten Setting weiß dabei auch heutigen Zuschauern noch eine Gänsehaut zu bereiten.
Louisiana 1927: Auf einer Feier des wohlhabenden Big Sam Hollis (Victor Buono) wird John Mayhew (Bruce Dern) Opfer eines Mordanschlags. Sogleich fällt der Verdacht auf die junge Charlotte (Bette Davis), welche eine heimliche Affäre mit dem verheirateten Mayhew führte. 37 Jahre später lebt Charlotte zurückgezogen in dem großen Anwesen ihres Vaters, welches aber nun dem Erdboden gleichgemacht werden soll. Um sich gegen den Abriss zu stemmen, sucht Charlotte Hilfe bei ihrer Cousine Miriam (Olivia De Havilland). Doch der Mord an ihrem Geliebten lässt die Jungfer nicht los...
Regisseur Aldrich ist spürbar darauf bedacht, seinem Star Aufgebot genug Raum für seine Performance und Ausgestaltung der Figuren zu geben. Allen voran Bette Davis darf die ganze Bandbreite ihres Könnens ausspielen, indem ihr Charakter sowohl Phasen der Trauer und Melancholie, als auch der Furcht, des Zorns und der wilden Hysterie durchläuft. "Wiegenlied für eine Leiche" fügt seinem mehr oder weniger klassischen Spukhaus Szenario auf diese Weise eine psychologische Komponente hinzu, die zum Grundpfeiler der Handlung wird.
Auch wenn der erfahrene Horrorfilmgucker den Verlauf der Geschichte in groben Zügen erahnen dürfte, hält Aldrichs Film doch genug falsche Fährten und verblüffende Details parat, um für einige Überraschungen zu sorgen. Zusammen mit dem starken Cast, zu dem u.a. auch noch Agnes Moorehead und Joseph Cotten zählen, ergibt dies packende Gruselunterhaltung.
Der auf wahren Begebenheiten beruhende "The Deep" unter der Regie von Baltsar Kormákur (Contraband, Die Farbe des Horizonts) mutet zunächst wie ein Katastrophenfilm auf hoher See an, befasst sich jedoch alsbald mehr mit den Folgen der Tragödie und spürt zudem der Frage nach, ob die enorme Leistung der Hauptfigur als Wunder oder aber als Ergebnis menschlichen Überlebenswillens zu betrachten ist.
Island 1984: Gulli (Ólafur Darri Ólafsson) und seine Freunde fahren mit ihrem Fischkutter aufs Meer hinaus. Doch noch ehe sie die Westmännerinseln erreichen, verhakt sich ihr Schleppnetz und das Schiff kentert. Ein erbarmungsloser Überlebenskampf im eiskalten Wasser beginnt...
Zur Vorbereitung auf "The Deep" empfiehlt es sich, einen heißen Tee zu trinken und sich unter eine warme Decke zu kuscheln, ist dieser Islandbeitrag doch furchtbar nass und kalt und spielt zudem größtenteils in stockfinsterer Nacht. Während das erste Drittel noch recht spannend und flott erzählt ist, verringert sich das Tempo im weiteren Verlauf aus unerfindlichen Gründen immer mehr, so als ob der Film unbedingt noch auf eine bestimmte Laufzeit kommen müsste.
Zwar ist die Geschichte des Mannes mit den überlebenswichtigen Fettpolstern durchaus erzählenswert, doch klammert sich "The Deep" viel zu sehr an die Fakten, statt den Stoff in spielfilmtaugliche Bahnen zu lenken. Dementsprechend fühlt sich Kormákurs Film bisweilen an, als habe man schlicht den Inhalt eines Wikipedia Artikels auf die Leinwand gebracht und dazu einige Interviews nachgestellt.
@EudoraFletcher: Könnte vielleicht etwas für dich sein
Für meine 1000. Filmbewertung fiel die Wahl auf diesen jungen Sci Fi Klassiker nach einer Kurzgeschichte von Philip K. Dick. "Total Recall" unter der Regie Paul Verhoevens ist Konzernkritik und Mediensatire, Gesellschaftsdrama und Dystopie - verpackt in ein ebenso atemloses wie überdrehtes Actionspektakel.
Sobald Bauarbeiter Douglas Quaid (Arnold Schwarzenegger) einmal an die unheilvolle Apparatur angeschlossen ist, welche es ermöglicht, künstlich erschaffene Erinnerungen in sein Hirn einzupflanzen, beginnt ein abenteuerlicher Sci Fi Trip, der bei all seinen wilden Verfolgungsjagden und Schießereien dennoch nie seine mahnende Botschaft aus den Augen verliert. Der menschlichen Geltungssucht und dem Bestreben nach immer aberwitzigerer Technologie begegnet Verhoevens Film dabei mit viel makabrem Humor sodass "Total Recall" trotz seiner ernsten Thematik auch ein ziemlich lustiger Film geworden ist.
Dieser sehr explizite, beinahe cartooneske Stil des holländischen Altmeisters ist allerdings durchaus mit Vorsicht zu genießen und mag für manche Zuschauer äußerst gewöhnungsbedürftig sein. Subtilität ist Verhoevens Sache schließlich nicht, vielmehr wirkt seine Inszenierung ebenso nachdrücklich wie die Wucht von Arnies Fausthieben. Doch so kann man Verhoeven andererseits im Gegensatz zu einigen anderen Regiekollegen immerhin nicht vorwerfen, er würde seine Filme zugunsten des Massengeschmacks glattbügeln und etwa vor der Darstellung von Nacktheit oder drastischer Gewalt zurückschrecken.
Einzig das Fehlen einer raffinierten Schlusspointe fällt dann doch negativ ins Gewicht, läuft das Verwirrspiel um Realität und Identität so ein wenig ins Leere. Was "Total Recall" zuvor allerdings an rasantem Tempo, brachialer Action und zynischem Witz vorlegt, entschädigt für dieses Fehlen mehr als genug.
"Criminal Squad" ist ein recht klassisch gehaltenes Heist Movie auf den Spuren von "Heat" (1995). Darin versucht Nick Flanagan (Gerard Butler) aus der Abteilung für Schwerverbrechen eine Gangsterbande zu stoppen, welche die Zentralbank von Los Angeles um einige Millionen erleichtern will.
Christian Gudegasts Regiedebüt benötigt eine ganze Weile, um so richtig Fahrt aufzunehmen, wird das Geschehen doch zunächst von den Machoattituden der beiden sich gegenüber stehenden Seiten und ihrem verbalen Schlagabtausch dominiert. So wird im ersten Drittel dann auch vor allem derjenige bestens bedient, der sich an den Hahnenkämpfen muskelbepackter Draufgänger erfreuen kann, während manch anderer angesichts der banalen Dialoge eventuell schon früh geneigt ist, das Handtuch zu werfen.
Wenn dann aber schließlich die Durchführung des eigentlichen Coups beginnt, entwickelt "Criminal Squad" plötzlich doch noch eine gewisse Sogwirkung und kommt mit einigen cleveren Ideen sowie einer ordentlichen Portion handgemachter Action daher. Auch die ausgiebige Einführung der Charaktere wird nun zumindest in Teilen belohnt, drückt man als Zuschauer doch nun Cops wie Gangstern gleichermaßen die Daumen. Mag das Grundgerüst der Geschichte als solches auch schon tausendfach verwendet worden sein, wissen die vielen kleinen netten Details in Kombination mit einem guten Härtegrad doch sehr zu gefallen.
Die Entscheidung, Gudegasts Film für die deutsche Kinoauswertung um 16 Minuten zu kürzen, kann in diesem Fall als sinnvoll betrachtet werden, da sich "Criminal Squad" somit des Ballasts in Form von unnötig langem Macho-Talk in Teilen entledigen konnte. Freunde dieses Geplänkels können dafür zum Unrated Cut greifen.
Autor Dennis Lehane liefert mit schöner Regelmäßigkeit die idealen Vorlagen für packende Filmkost (u.a. Mystic River, Shutter Island). Für "Gone Baby Gone" nahm sich Regiedebütant Ben Affleck eines weiteren Lehane Romans an und verwandelte diesen in eine fesselnde Mischung aus Thriller und Sozialdrama.
Das junge Paar Patrick Kenzie (Casey Affleck) und Angela Gennaro (Michelle Monaghan) bestreitet seinen Lebensunterhalt als Privatermittler. Eines Tages werden sie beauftragt, die vierjährige Amanda zu suchen, die wie vom Erdboden verschluckt zu sein scheint. Schon bald entwickelt sich der brisante Fall jedoch völlig anders als erwartet...
Die Geschichte von Afflecks Debütwerk ist in der weißen Unterschicht Bostons angesiedelt und beleuchtet dieses Milieu der Armen und Kriminellen äußerst nuanciert. Rasch wird dabei deutlich, dass Affleck seine Heimatstadt keineswegs als finsteren Moloch porträtieren möchte, sondern vielmehr daran gelegen ist, den familiären Zusammenhalt und die Liebe ihrer Bewohner trotz Drogen und schlechter Umgangsformen herauszustellen.
Zugleich wird auch der ebenso spannende wie wendungsreiche Krimiplot kontinuierlich vorangetrieben. Neben einigen starken Actionszenen bietet "Gone Baby Gone" mit fortschreitender Laufzeit zudem immer wieder Gelegenheiten zur Reflexion. Angesichts der vielen moralischen Fragen, die Afflecks Film aufwirft, wird der Zuschauer somit regelrecht dazu aufgefordert, sich selbst zu positionieren. Was nun wirklich richtig und was falsch ist und welche Seite hier Gutes oder Böses tut, ist in diesem Fall nämlich gar nicht so leicht zu beantworten.
Nur in wenigen Szenen wird deutlich, dass Affleck eben noch kein alter Hase auf dem Regiestuhl ist und ihm das Gespür für das perfekte Timing noch ein wenig abgeht. Insgesamt ist "Gone Baby Gone" jedoch ein absolut sehenswerter Thriller/Drama Mix, der mit u.a. Amy Ryan, Ed Harris und Morgan Freeman in weiteren Rollen auch noch excellent besetzt ist.
In "Pandorum" befinden sich die beiden Astronauten Bower (Ben Foster) und Payton (Dennis Quaid) auf einer Mission zu einem erdähnlichen Planeten, um die Umsiedlung der Menschheit vorzubereiten. Als sie aus jahrelangem Kälteschlaf erwachen, haben die Männer jedoch zunächst mit starken Erinnerungslücken zu kämpfen. Bei der Erkundung des Raumschiffs müssen sie zudem feststellen, dass sie nicht allein sind...
Regisseur Christian Alvart legt einen größtenteils spannenden SciFi Horrorfilm vor, der neben seinem unheimlichen Setting auch mit einigen frischen Ideen punkten kann. Dabei profitiert "Pandorum" anfangs vor allem davon, dass der Zuschauer ebenso wenig weiß wie die an Gedächtnisverlust leidenden Protagonisten und man somit gemeinsam auf Entdeckungstour durch das visuell ansprechend in Szene gesetzte Raumschiff gehen kann. Erst ganz allmählich werden so die Hintergründe der Mission aufgedeckt und man erfährt, was hier überhaupt vorgeht.
An diesen interessanten Auftakt schließt sich allerdings ein eher konventioneller Mittelteil an, der mit seinen vielen Verfolgungsjagden durch finstere Gänge mitunter an eine Weltraumversion von "The Descent" (2005) erinnert. Zwar kommt dieser Part recht actionreich und zuweilen auch gruselig daher, die eigentliche Handlung tritt dafür jedoch spürbar in den Hintergrund. In dieser Phase geht "Pandorum" somit etwas die Puste aus, zumal die im späteren Verlauf des Films eingeführten Figuren nur wenig Mehrwert mitbringen und zum Teil wohl besser komplett gestrichen worden wären.
Erst im letzten Drittel findet Alvarts Film zu seinen Stärken zurück, treibt seinen SciFi Plot wieder voran und bringt noch einige Wendungen mit ein. So endet "Pandorum" schließlich doch noch auf einer versöhnlichen Note, sodass am Schluss ein trotz einiger Makel gelungener und über weite Strecken mitreißender Horrortrip in die Weiten des Alls steht.
Danke an unicornrulez und Chionati fürs neugierig machen!
Im Thriller "Ein riskanter Plan" steigt der entflohene Sträfling Nick Cassidy (Sam Worthington) auf den Fenstersims seines Zimmers im 21. Stock des New Yorker Roosevelt Hotels. Während die rasch alarmierte Polizei um Psychologin Lydia Mercer (Elizabeth Banks) zunächst von einem Selbstmordversuch ausgeht, hat Cassidy in Wahrheit ganz andere Ziele...
Das Spielfilmdebüt des Dänen Asger Leth startet etwas unbeholfen, springt es doch anfänglich ohne erklärende Texteinblendungen zwischen verschiedenen Zeitebenen hin und her. Sobald die kurzzeitige Verwirrung vorüber ist, entwickelt sich jedoch eine durchaus spannende Mischung aus Heistmovie und Psychoduell in luftiger Höhe.
Darüber hinaus vermittelt "Ein riskanter Plan" einen gewissen urbanen Charme, spielt sich das Geschehen doch fast ausschließlich an nur einer New Yorker Straßenkreuzung ab und weckt damit in den besten Momenten Assoziationen zur Intensität eines Kammerspiels wie "Nicht Auflegen!" (2002). Andererseits ist Leths Thriller leider nicht frei von Logiklöchern und Ungereimtheiten, sodass man als Zuschauer hier und da schon ein Auge zudrücken muss. Dass dies recht gut gelingt, ist auch dem Cast zu verdanken, zu dem neben Worthington und Banks u.a. auch noch Ed Harris, Anthony Mackie und Jamie Bell zählen.
Was Leths Film allerdings vollkommen abgeht, ist ein starkes Finale, welches alle offenen Fragen in einer cleveren Schlusswendung beantwortet. Stattdessen wirkt es eher so, als sei den Drehbuchschreibern am Ende der Stoff ausgegangen und sie hätten die Handlung einfach nur noch irgendwie schnell abschließen wollen. Dies kulminiert letztlich in einer völlig hanebüchenen Aktion des Protagonisten, die besser in einen Superman Streifen gepasst hätte.
Da "Ein riskanter Plan" bis dahin jedoch gut unterhält, bleibt noch ein insgesamt positiver Eindruck.
Im SciFi Horror "Event Horizon" bricht eine Bergungsmission auf, um in der Nähe des Neptuns ein verschollenes Raumschiff ausfindig zu machen. Paul W.S. Andersons Film bedient sich munter bei den Größen des Genres, bringt jedoch selbst kaum mehr als Stückwerk zustande.
"Event Horizon" bedient sich ausgiebig bei Werken wie "Alien", "Solaris" oder "Hellraiser", findet jedoch kaum einmal zu einer eigenen Identität. Eher beschleicht den Zuschauer schon bald das Gefühl, es mit einem kruden Flickenteppich an halbfertigen Ideen zu tun zu haben, dessen offensichtliche Schwächen durch hektische Schnitte, plumpe Schockeffekte sowie ordentlich Krachbumm übertüncht werden sollen. Was hier an düsterer Atmosphäre mühevoll aufgebaut wurde, wird so alsbald wieder eingerissen, was auch mit einigen dämlichen Dialogen und den durchweg stereotypen Figuren zusammenhängt, die mitunter für unfreiwillige Komik sorgen. Während die anderen Darsteller vergleichsweise blass bleiben, scheint zumindest Sam Neill den Trashfaktor dieses Weltraumgruslers erkannt zu haben und richtet seine Interpretation des üblen Wissenschaftlers dementsprechend danach aus.
So steht am Ende ein allenfalls durchschnittlicher Genrebeitrag, dessen schlecht gealterte Effekte noch das geringste Problem darstellen, der jedoch dank seines hohen Tempos zumindest nicht allzu langweilig wird.
In "Silence" reisen zwei junge portugiesische Jesuiten auf der Suche nach ihrem Mentor nach Japan, wo sie die Grausamkeit der Christenverfolgung am eigenen Leib erleben. Martin Scorsese gelang ein bildgewaltiger Historienfilm, der sich intensiv mit Glaube und Zweifel auseinandersetzt.
"Silence" ist ein nicht sonderlich leicht zugängliches Werk, verfügt es doch über keinen klassischen Spannungsbogen und zieht seine Stärke vor allem aus dem Diskurs über den Sinn und Nutzen der Missionsarbeit. Da die meiste Zeit über weder das menschliche Drama und schon gar nicht die Action im Vordergrund steht, ähnelt Scorseses Religionsepos mitunter den in den USA so beliebten Gerichtsfilmen, in denen in aller Ausführlichkeit Pro und Kontra Argumente ausgetauscht werden. Dies beginnt schon mit den unterschiedlichen Ansichten der beiden Priester Rodrigues (Andrew Garfield) und Garupe (Adam Driver) und setzt sich im weiteren Verlauf in den Streitgesprächen mit ihrem vom Glauben abgefallenen Mentor (Liam Neeson) sowie dem Inquisitor, der Christen einsperren und foltern lässt, fort.
So hat "Silence" zwar eine ganze Menge kluger Dinge über die Vor- und Nachteile christlicher Missionierung zu sagen, präsentiert diese allerdings in recht trockener und bisweilen arg sperriger Art und Weise. Hinzu kommt, dass sich einige Handlungen im Verlauf des Films gleich mehrfach wiederholen und damit eine gewisse Monotonie entsteht. So wird etwa immer wieder gezeigt, wie die Christen genötigt werden, ihrem Glauben abzuschwören, indem sie auf ein Bild Jesu treten sollen, was spätestens nach dem fünften Mal jeden gewünschten Effekt verliert.
Wer sich auf die komplexe Thematik einlässt, kann an Scorseses Ausflug in das historische Japan dennoch viel Freude haben, bietet der hervorragend ausgestattete und mit starken Darstellern besetzte Film doch zahlreiche Ansätze zur Reflexion über Glaube, Vernunft und Moral.
Wenn in der Neuauflage des vielleicht populärsten Disney Klassikers vom "ewigen Kreis" gesungen wird, erscheint dies beinahe wie ein selbstironischer Seitenhieb auf die Politik der Filmindustrie im Allgemeinen und die des Mäusekonzerns im Speziellen. Alles kommt früher oder später einmal wieder, Recycling geht vor Innovation.
So ist "Der König der Löwen" im Jahr 2019 dann auch kaum mehr als ein nostalgisches Wiederauflebenlassen der '94er Version mit neuen technischen Möglichkeiten. Viele Bilder wurden 1 zu 1 aus dem Original übernommen, nur an ganz wenigen Stellen weicht die Erzählung ein wenig ab. Erstaunlicherweise gibt es aber dennoch einige gravierende Unterschiede, die den neuen Löwenkönig im direkten Vergleich mit dem Vorgänger klar den Kürzeren ziehen lassen.
Statt sich etwa auch bei der Laufzeit am Original zu orientieren, wurde das Remake nun auf volle zwei Stunden aufgebläht, was für einige spürbare Längen sorgt. Die zusätzlichen Minuten erklären sich allerdings nicht durch weitere Inhalte, sondern durch eine Verlängerung des Altbekannten. Alles geht etwas gemächlicher zu in der 2019 Version, vor allem brauchen die Tiere einfach etwas länger, um von A nach B zu kommen.
Das weitaus größere Problem des Remakes liegt jedoch in seinem Mangel an emotionaler Tiefe. Mögen die Computeranimationen auch auf dem neuesten Stand sein, den Charme der bewusst überzeichneten Figuren des Originals erreichen sie zu keiner Zeit. So wirkt der Schamane Rafiki wesentlich weniger quirlig, der boshafte Scar weniger bedrohlich und in Timons dunklen Knopfaugen sucht man nach Emotionen gar ganz vergebens. "Der König der Löwen" von 2019 sieht hübsch aus und punktet natürlich mit den beliebten Songs von einst, spielt jedoch gefühlsmäßig eher in der eisigen Antarktis statt in der heißen Savanne.
So ist man beinahe geneigt, dem bösen Scar bei seinem Versuch das Rad zu durchbrechen und somit eine Revolution herbeizuführen, alles Glück zu wünschen.
In "Suspiria" unter der Regie Dario Argentos wird eine Freiburger Ballettschule Schauplatz einer mysteriösen Mordserie. Der kunstvoll inszenierte Vorreiter des Slashergenres besticht vor allem durch seine bizarre Ästhetik, schwächelt jedoch auf inhaltlicher Ebene.
Wenn die von Jessica Harper verkörperte Ballettschülerin Suzy zum eindringlichen Goblin Soundtrack durch die labyrinthischen Gänge des unheimlichen Schulgebäudes irrt, lässt sich das in Sachen atmosphärischer Kraft nur schwer überbieten. Argento spielt mit Farbgebung, Ausleuchtung und ungewöhnlichen Kameraperspektiven, verleiht jeder Räumlichkeit dadurch ein unheilvolles Eigenleben. Wie Alice, die zu tief in den Kaninchenbau vorgedrungen ist, wird auch Suzy in eine groteske Parallelwelt hineingezogen, sobald sich die Türen der Ballettschule hinter ihr schließen.
Was die Deutung dieses stilsicheren Horrorwerks anbelangt, so lässt sich "Suspiria" wohl am ehesten als Parabel auf Erfolgsdruck in einer leistungsorientierten Gesellschaft verstehen, in welcher das Wohlergehen des Einzelnen hinter dem Gelingen des großen Ganzen anstehen muss. Dass die Antagonistinnen des Films ausgerechnet strenge Ballettlehrerinnen sind, passt in diesem Zusammenhang dann auch wie die Hexe auf den Besen.
Selbstverständlich lässt Argentos Werk darüber hinaus auch noch andere Deutungsansätze zu. So verleihen die symbolisch aufgeladenen Morde und das titelgebende Stöhnen "Suspiria" etwa auch eine spürbar sexuelle Komponente.
Um all diese Aspekte allerdings auch wirklich genießen zu können, bedarf es schon einiges an Durchhaltevermögen, baut sich der Horror hier jedoch eher langsam und bedächtig auf. Hinzu kommen einige wenig aussagekräftige Dialoge zwischen den Schülerinnen, die den Handlungsfluss deutlich bremsen und Argentos Film bisweilen an die Schwelle einer Gruselversion von "Schloss Einstein" befördern. Glücklicherweise bekommt "Suspiria" immer noch rechtzeitig die Kurve, bevor der fade Girls-Talk und die eher schwachen Darstellerleistungen allzu negativ ins Gewicht fallen.
Ein unter formalen Gesichtspunkten wegweisender Genrebeitrag, der inhaltlich aber keine Bäume ausreißt und nur geduldige Zuschauer vollends belohnen dürfte.
Für "Auf der Jagd" griff man erneut auf das Erfolgsrezept der Fernsehserie "Auf der Flucht" (1963-1967) bzw deren Spielfilmableger zurück. Statt auf Harrison Ford hat es der von Tommy Lee Jones gewohnt knurrig verkörperte US Marshal Gerard jedoch diesmal auf einen anderen Flüchtigen abgesehen.
Wie schon beim Vorgänger sorgt auch hier wieder der Ausbruch des Gefangenen für die spektakulärste Sequenz des Films. Statt eines Busunglücks spielt dem des Mordes angeklagten Mark Sheridan (Wesley Snipes) allerdings ein Flugzeugabsturz in die Karten. Auch anschließend bleibt "Auf der Jagd" der simplen, aber effektiven Verfolgungsjagd treu und hetzt Snipes und die US Marshals durch Sümpfe, Friedhöfe und Hochhäuser.
Bedauerlicherweise fällt Stuart Bairds Actionkracher dabei jedoch ebenso vorhersehbar und überraschungsarm aus wie sein Vorgänger, was angesichts der für solch einen Film recht üppigen Laufzeit von 130 Minuten schon deutlich ins Gewicht fällt. Die dynamischen Actionszenen sowie die gut aufgelegten Darsteller vermögen diese Schwäche allerdings halbwegs zu kaschieren. Als sinnvolle Modifikation erweist sich zudem, dass Snipes' Figur deutlich zwielichtiger daherkommt als noch der von Ford gespielte Dr. Kimble und sich im Zweifelsfall auch durch Waffengewalt zu wehren weiß, sodass die Sympathien diesmal weniger eindeutig verteilt sind.
So steht am Ende ein grundsolider Actionthriller mit passablem Spannungsbogen, der lediglich den einen oder anderen Storykniff sowie etwas mehr Straffung vertragen hätte.
Hayao Miyazakis "Mein Nachbar Totoro" ist eine feinfühlig erzählte Ode an die Schönheit der Natur und die grenzenlose Kraft kindlicher Fantasie. Die anrührende Geschichte um zwei Schwestern, die sich mit einem liebenswerten Waldgeist anfreunden, weiß trotz ihrer Einfachheit auf kurzweilige Art zu unterhalten.
Die in malerische Bilder gekleidete Ghibli Produktion bleibt dabei angenehm kitschfrei und ergeht sich trotz einiger emotionaler Momente nicht in Schwermut oder unnötigem Druck auf die Tränendrüse. Vielmehr verbinden sich die detailverliebten Zeichnungen und der hervorragende Soundtrack in Kombination mit den niedlichen Charakteren zu einem magischen Erlebnis, das besonders junge Zuschauer ganz und gar begeistern dürfte, jedoch auch die Herzen Erwachsener erwärmen wird.
In der schaurigen Gruselmär "The Witch" bricht das Unheil mit scheinbar übernatürlicher Kraft über eine streng religiöse Siedlerfamilie herein. Regisseur Robert Eggers gelang ein ungemein atmosphärisches Debüt, welches von stetem Unbehagen statt von billigen Schockeffekten zehrt.
William (Ralph Ineson) und Katherine (Kate Dickie) wurden mit ihren fünf Kindern aus ihrer puritanischen Gemeinde in Neuengland verbannt. Am Rande eines Waldes versuchen sie sich nunmehr eine neue Existenz aufzubauen. Die ausbleibende Maisernte sowie wiederkehrende Konflikte zwischen den Familienmitgliedern stellen das Zusammenleben jedoch auf eine harte Probe. Und dann verschwindet auch noch das jüngste Kind spurlos...
"The Witch" kreiert von Beginn an eine subtil-bösartige Stimmungslage, legt viel Wert auf eine authentische Darstellung des Siedlerlebens und lässt dabei den ganz großen Horror zunächst noch einige Zeit unter Verschluss. Vielmehr wird in aller Ausführlichkeit der Glaube der Familie sowie die Spannungen zwischen den einzelnen Mitgliedern beleuchtet, wobei die Leiter der Eskalation kontinuierlich weiter erklommen wird. Auf intelligente Weise deckt Eggers' Film somit die Scheinheiligkeit der ach so frommen und bibeltreuen Familie auf.
Was den Schlüssel zum Verständnis des mysteriösen Hexenspuks anbelangt, so dürfte dieser in einigen dezenten Andeutungen sowie der ausgeprägten Symbolik liegen. Besonders die immer wieder ins Bild gerückten Tiere im Wald und am Hof spielen in diesem Zusammenhang eine tragende Rolle, aber auch etwa die Namen der Figuren haben Symbolkraft. So dürfte es kaum ein Zufall sein, dass der Name der ältesten Tochter an den ungläubigen Apostel Thomas erinnert und ihr Bruder Caleb mit seinem Namen auf eine besonders gottestreue Figur des Alten Testaments anspielt.
Noch aussagekräftiger als ihre Namen sind indes jedoch die Blicke, die Caleb seiner Schwester zuweilen zuwirft und die eine körperliche Beziehung der Geschwister erahnen lassen. Dazu passt auch das tote Küken, welches Thomasin findet und welches möglicherweise auf eine abgebrochene Schwangerschaft in Folge der inzestuösen Beziehung hindeutet, sowie das Blut beim Melken der Ziege, welches für ihre einsetzende Periode stehen könnte. Die unheimlichen Ereignisse wären demnach als Aufbegehren zuvor unterdrückter Weiblichkeit zu sehen, was von der streng sittlich lebenden Familie nicht toleriert und somit als Hexenkult dargestellt wird.
Zwar erreicht Eggers' Debüt mit seiner Mischung aus Familiendrama und subtilem Grusel nicht die Sphären eines "Hereditary" (2018), Freunde des anspruchsvollen Horrorkinos dürften an diesem Hexenwerk jedoch trotzdem ihre helle Freude haben.
"Full Metal Jacket" unter der Regie Stanley Kubricks ist ein Film, der Ursachenforschung betreibt. Anders als in anderen Genrevertretern steht hier das Kriegsgeschehen als solches gar nicht so sehr im Vordergrund, sondern vielmehr die Stationen des Weges, der aus jungen Männern eiskalte Killer werden lässt.
Kubricks Film teilt sich dazu in zwei sehr unterschiedliche Hälften, die jedoch beide einen gewissen Reiz haben. Die erste Hälfte zeigt uns die menschenverachtenden Vorgänge in einem Ausbildungslager, wo ein erbarmungsloser Drill-Sergeant (R. Lee Ermey) seine Rekruten peinigt. Die Wutausbrüche des Sergeants sind dabei so stark überzeichnet, dass "Full Metal Jacket" regelrecht ins Groteske driftet und so trotz der ernsten Thematik für einige Lacher sorgt. Auffällig ist neben dem gänzlich unreflektierten Verhalten der Rekruten auch der wiederholte Gebrauch von Sexualmetaphern, die Kubricks Werk zuweilen einen beinahe homoerotischen Unterton verleihen. So sollen sich die angehenden Soldaten auf Anweisung des Sergeants von allen Gedanken an Weiblichkeit verabschieden und stattdessen die als Phallussymbol fungierende Waffe zu ihrem Liebhaber erklären. Damit einher geht eine starke Verknüpfung zwischen sexuellem Lustempfinden und der Lust am Töten, wobei Letzteres den Hauptantrieb der Männer im Krieg bilden soll. Zusätzlich betont wird diese verquere Motivlage etwa durch die Erwähnung von Charles Whitman und Lee Harvey Oswald. Die Feindbilder der USA werden auf diese Weise plötzlich zu Vorbildern erklärt.
Seinen Höhepunkt findet "Full Metal Jacket" anschließend im Gewaltausbruch des Private Paula (Vincent D'Onofrio), dessen Psyche die ewigen Schikanen nicht verkraften konnte. Mit aller Radikalität wendet er sich nun gegen seine Peiniger und offenbart damit, dass der Krieg für ihn und die anderen Rekruten schon begonnen hat, noch ehe sie Vietnam überhaupt zu Gesicht bekommen haben.
Die zweite Hälfte des Films, die durch einen radikalen Schnitt eingeläutet wird, erzählt nunmehr, wie die Ideologie ihrer Ausbildungszeit von den Soldaten in die Tat umgesetzt wird. Auch hier offenbart sich wieder ein Mangel an Reflexionsvermögen, wenn Private Joker (Matthew Modine) und seine Kameraden wie treu-doofe Lämmer zur Musik des Micky Maus Club zur Schlachtbank marschieren. Erstaunlich ist auch hier wieder die vollkommen unpatriotische Darstellung des Vietnamkriegs. So scheint keiner der Soldaten für Familie oder Vaterland ins Gefecht zu ziehen. Stattdessen überwiegt unter den Männern eine naive Sichtweise, die Krieg gewissermaßen als spaßiges Gemeinschaftserlebnis inklusive großem Abenteuerspielplatz und leichter Mädchen begreift. Die zweite Filmhälfte erweist sich somit gleichsam als Resultat wie auch als Spiegelung der ersten.
"Super 8" unter der Regie J.J. Abrams möchte mit seiner Mischung aus Coming of Age Drama, Sci Fi Action und reichlich Nostalgie seinen großen Vorbildern aus den 80ern nacheifern, versagt bei diesem Vorhaben jedoch auf ganzer Linie.
Joe (Joel Courtney) und seine Freunde sind begeisterte Hobbyfilmer und wollen an einem Bahnhof eine Szene für ihren Zombiestreifen drehen. Da werden sie plötzlich Zeuge eines schweren Unglücks, bei dem das Fahrzeug eines Lehrers mit einem Güterzug kollidiert. Die Aufzeichnungen ihrer Kamera lassen die Kids einem außerirdischen Geheimnis auf die Spur kommen...
Die Anfangsminuten, in denen die Kindergruppe eingeführt und ihre Begeisterung für das Filmemachen zum Ausdruck gebracht wird, stellen noch den stärksten Teil von "Super 8" dar, kommt hier doch der 80er Jahre Charme am besten zur Geltung. In der Folge ergeht sich Abrams' Film allerdings in allzu langatmigen Darstellungen der Befindlichkeiten der Kinder und ihrer Eltern.
So muss etwa Joe den Tod seiner Mutter verarbeiten, während er gleichzeitig Gefühle für die hübsche Alice (Elle Fanning) entwickelt. Die wiederum leidet unter ihrem strengen Vater, welcher wiederum von Joes Vater gehasst wird. Und dann ist da auch noch Joes bester Freund Charles (Riley Griffiths), der unbedingt seinen Film fertig stellen will, zugleich jedoch auch ein Auge auf Alice geworfen hat. Um die Konfusion perfekt zu machen, taucht zwischendurch dann sogar noch ein Ladenbesitzer auf, der für Charles' ältere Schwester schwärmt.
Erst nach etwas mehr als einer Stunde ignoriert "Super 8" diese verworrenen Beziehungsgeflechte und wendet sich anderen Dingen zu. Nun dürfen die Kids einige Male in der Dunkelheit umherrennen, während das Militär für ein paar ordentliche Explosionen sorgt. So recht scheint nur leider niemand zu wissen, was das alles eigentlich soll und aufgrund der bestenfalls mittelmäßigen Effekte sieht das Ganze auch nicht einmal besonders schön aus. Als sich schließlich der Gedanke einschleicht, dass es nun vielleicht doch noch interessant werden könnte, endet der Film ganz abrupt und alles löst sich in Wohlgefallen auf.
Kurzfassung: "Boah, die 80er waren voll cool, ey!" - "Ich liebe dich, du liebst mich nicht, blablabla." - "Bumm, Bumm." Aus.
Say, its only a paper moon
Sailing over a cardboard sea
But it wouldn't be make-believe
If you believed in me
Peter Bogdanovichs Roadmovie erzählt die Geschichte einer ungewöhnlichen Freundschaft zwischen einem Trickbetrüger und einem kleinen Mädchen. Der ebenso witzige wie anrührende Film begeistert neben seiner beeindruckenden Optik vor allem mit einer jungen Hauptdarstellerin, die wie eine der ganz Großen agiert.
Kansas zur Zeit der Weltwirtschaftskrise: Moses Pray (Ryan O' Neal) verdient sein Geld mit Betrügereien, indem er etwa Bibeln mit den vermeintlichen Namensdrucken Verstorbener an deren Hinterbliebene verkauft. Auf einer Beerdigung begegnet er der kleinen Addie (Tatum O' Neal), die um ihre Mutter trauert. Die Anwesenden drängen Moses daraufhin, das Mädchen mitzunehmen, da sie in ihm dessen Vater vermuten. Der Beginn einer abenteuerlichen Reise...
"Paper Moon" besticht durch kontrastreiche Schwarzweiß Bilder und weiß den Look der 30er Jahre durch Settings, Autos und Kostüme perfekt einzufangen. Auffällig ist auch, dass Bogdanovichs Werk mit nur ganz wenigen Schnitten auskommt, was der insgesamt recht ruhig erzählten Geschichte einen wunderbaren Fluss verleiht. Als bemerkenswert erweist sich außerdem, mit welch eleganter Beiläufigkeit Themen wie Armut, Rassentrennung, Prohibition oder auch die damalige Politik Roosevelts in die Erzählung eingeflochten werden.
Das größte Highlight dieses charmanten Gaunerstücks stellt jedoch zweifellos die Leistung Tatum O' Neals dar. Sie gibt das clevere Mädchen, das ihren persönlichen Vorteil aus den betrügerischen Maschen ihres erwachsenen Weggefährten zu ziehen weiß, mit sehr viel feinem Humor und einer sprachlos machenden Schlagfertigkeit. Dafür gewann sie als damals 10 Jährige sogar einen Oscar und ist damit bis heute die jüngste Preisträgerin im Wettbewerb.
Intelligent und kraftvoll in den Dialogen und emotional verzaubernd in der Stimmung - einmal auf dem Mond aus Papier Platz zu nehmen, ist ein lohnenswertes Erlebnis.
John Nash und seine Ehefrau Alicia starben 2015 auf dem Heimweg von einer Preisverleihung bei einem Verkehrsunfall. Ron Howards Biopic erzählt die Geschichte dieses außergewöhnlichen Mathematikers, der zu Lebzeiten unter Schizophrenie litt, als typisches Hollywood Märchen mit einer großen Portion Schmalz, jedoch ohne Ecken und Kanten.
Schon in den ersten Szenen, die auf dem Universitätscampus spielen und John Nash als jungen Studenten zeigen, wird deutlich, dass Howard keinesfalls an einer authentischen Skizzierung der Lebensgeschichte des Mathematikgenies interessiert ist, sondern vor allem das Mitgefühl des Zuschauers für seinen Protagonisten wecken will. So taumelt in der Folge ein weinerlicher Russell Crowe mit Dackelblick von einer Wahnvorstellung in die nächste, verliert mehr und mehr die Herrschaft über seine Sinne.
Abseits dieser unaufhaltsamen Abwärtsspirale hat "A Beautiful Mind" nur wenig zu erzählen. Nash wird vornehmlich als Opfer seiner Krankheit inszeniert, über den Menschen dahinter erfahren wir erstaunlich wenig. Die Auswirkungen der Schizophrenie in all ihren Facetten beleuchtet zu sehen, mag wohl ein gewisses Anspruchsdenken erfüllen, der Unterhaltungswert dieser endlosen Abfolge von Rührseligkeiten ist allerdings extrem gering. Daran vermag selbst die hochkarätige Besetzung, zu der neben Crowe auch noch Jennifer Connelly, Ed Harris, Paul Bettany und Christopher Plummer zählen, nichts zu ändern.
So bleiben letztlich nur zwei Optionen: Mitleiden oder entnervt abschalten.
In "The Fog" wird ein kleiner Küstenort während seiner 100 Jahr Feier von einem unheilvollen Nebel heimgesucht, der die Geister rachsüchtiger Seefahrer mit sich bringt. John Carpenter gelang ein atmosphärisches Horrorstück, das auf schleichenden Grusel statt auf großes Spektakel setzt.
Der Einstieg zu diesem schaurigen Seemannsgarn ist vortrefflich gewählt: Ein alter Fischer erzählt einer Kindergruppe eine Gruselgeschichte, die alsbald zur schrecklichen Realität wird. In der Folge werden mehrere Handlungsstränge eröffnet, die erst im großen Finale zusammenlaufen. So begleiten wir u.a. die Wege einer Radiomoderatorin (Adrienne Barbeau), die die Ausbreitung des Nebels von ihrem Leuchtturm aus beobachten kann und eines Priesters (Hal Holbrook), der im Tagebuch seines Großvaters auf ein furchtbares Geheimnis stößt. Als besonderes Schmankerl für Horrorfans erweisen sich zudem die Auftritte des Mutter-Tochter-Gespanns Jamie Lee Curtis und Janet Leigh, wenngleich die beiden leider keine gemeinsame Szene haben.
Unterlegt mit eingängigen Synthesizerklängen und mit den effektvoll eingesetzten Nebelschwaden als permanente Bedrohung, entwickelt sich so ein angenehm altmodischer Gruselfilm, der ein modernes Publikum zwar nicht mehr ernsthaft schockieren wird, dank seiner minimalistischen Inszenierung gepaart mit einer interessanten Hintergrundgeschichte jedoch auch heute noch zu gefallen weiß.
"Lost Highway" unter der Regie David Lynchs ist ein surreales Verwirrspiel um Eifersucht, Verdrängung und sexuelle Frustration. Der in alptraumhafte Bilder gekleidete Psychothriller folgt keiner chronologischen Handlung und entzieht sich auch sonst ganz bewusst gängigen Erzählkonventionen.
Fred (Bill Pullman) und Alice (Patricia Arquette) führen keine sonderlich harmonische Beziehung. So vermutet Fred gar, dass ihn seine Frau mit einem Anderen betrügt. Als sie ein mysteriöses Paket mit einem Videoband erhalten, auf dem die Fassade ihres Hauses zu sehen ist, denkt sich das Paar zunächst nicht viel dabei. Dann jedoch wird ihnen ein zweites Band zugespielt, welches sie selbst in ihrem Schlafzimmer zeigt...
Lynchs kryptisches Werk baut zunächst eine einnehmende, unheilvolle Atmosphäre auf, vermag diese jedoch nicht über die gesamte Laufzeit aufrecht zu erhalten. So erweist sich insbesondere der Mittelteil als mitunter unfreiwillig komisch, was auch an der eher schwachen Schauspielleistung von Balthazar Getty liegt, der zwischenzeitlich die meiste Screentime hat. Hinzu kommt, dass einige der eingesetzten Stilmittel - wie etwa die häufig verwendete Schwarzblende - ihre Wirkung komplett verfehlen und eher antiquiert denn innovativ erscheinen.
Was derweil die Interpretationsmöglichkeiten anbelangt, so bietet "Lost Highway" zweifellos Ansätze zu endlosen Diskussionen. Dieser Umstand hilft dann auch, einige sehr zähe Phasen zu überstehen, in denen es mit Ausnahme von Arquettes attraktiver Erscheinung wenig zu bestaunen gibt. Statt Spannung zu erzeugen, kreist Lynchs Film die meiste Zeit allzu selbstverliebt um sich selbst, während der Rammstein Score monoton aus den Lautsprechern wummert.
Interessant in seiner Deutungsoffenheit, einschläfernd in seiner Umsetzung.
Der träumerisch poetische Liebesfilm "Die fabelhafte Welt der Amélie" erzählt die Geschichte einer jungen Kellnerin, der es schwer fällt, Beziehungen zu anderen Menschen einzugehen. Durch kleine Rätsel und versteckte Hinweise versucht sie, dem Mann ihrer Träume näher zu kommen.
Regisseur Jean-Pierre Jeunet (Die Stadt der verlorenen Kinder, Die Karte meiner Träume) zündet ein wahres Feuerwerk an ebenso fantasievollen wie kuriosen Ideen. Mit spielerischer Leichtigkeit lässt er Stilmittel wie Zeitraffer oder das Durchbrechen der vierten Wand in seine Erzählung über die schüchterne Amélie und ihre Suche nach dem Glück einfließen. Umhüllt wird diese Melange aus zuckersüßer Romanze und tragikomischem Außenseiterporträt von den malerischen Bildern des sommerlichen Paris sowie der wunderbaren Musik Yann Tiersens.
Obwohl kaum ein Film solch eine Vielzahl an verschrobenen Charakteren enthält, gibt Jeunet doch keinen von ihnen der Lächerlichkeit preis - mit Ausnahme des jähzornigen Gemüsehändlers womöglich. Stattdessen nimmt er seine Figuren mit all ihren sonderbaren Eigenheiten zu jeder Zeit sehr ernst, was in Kombination mit den starken Leistungen von Audrey Tautou, Mathieu Kassovitz und Co. dann auch die Identifikation für den Zuschauer erleichtert. Amélies sympathisches Augenzwinkern sorgt zudem dafür, dass die Grenze zum Kitsch nie überschritten wird.
Ein farbenfrohes Potpourri an Emotionen und liebevollen Details. In Amélies fabelhafte Welt einzutauchen, gleicht einer Mischung aus heiterem Jahrmarktbesuch und hoffnungsvoller Reise zur Selbstfindung.
27 Jahre nach den Ereignissen des ersten Teils kommt der Club der Verlierer in "ES Kapitel 2" erneut zusammen, um Horrorclown Pennywise endgültig den Gar auszumachen. Wo der Vorgänger noch auf gelungene Weise Coming of Age mit Gruselelementen verbinden konnte, ist die Fortsetzung nun vor allem eine laute Komödie mit opulenten Schockeffekten.
Nach einem in seiner Brutalität durchaus heftigen Einstieg wandelt sich das Wiedersehen mit den nunmehr erwachsenen Verlierern alsbald zu einer Nummernrevue, die One-Liner und Slapstick mit Schreckmomenten kombiniert. Auf der Horrorebene funktioniert "ES Kapitel 2" somit nur sehr bedingt, als launiger Geisterbahnspaß dafür aber schon etwas besser. Tatsächlich kommt kaum eine Szene ohne ironischen Bruch oder selbstreferenziellen Meta-Gag aus. Die episodische Struktur des Films verstärkt den Eindruck, einer Aneinanderreihung von Gruselsketchen zu folgen, dabei noch zusätzlich.
Dass im Kino von Derry ausgerechnet "Nightmare on Elm Street 5" läuft, kann da kaum ein Zufall sein, erinnert "ES Kapitel 2" in seiner Tonalität doch zum Teil stark an die Fortsetzungen von Wes Cravens Horrorreihe, in denen der Bösewicht ebenfalls zum skurrilen Sprücheklopfer mutierte. Andererseits dreht Muschiettis Film in einigen Situationen auf so bekloppt-herrliche Art auf, dass man sich im besten Sinne an die King Verfilmungen der 80er erinnert fühlt.
Während besonders bei den Szenenübergängen erneut kreativer Einfallsreichtum unter Beweis gestellt wurde, lassen die verschiedenen Inkarnationen des Monsters ein wenig zu wünschen übrig. Allzu sehr setzt Muschietti auf großangelegte Action mit riesigen Kreaturen, statt den Horror in den kleinen, subtilen Dingen zu suchen. Überzeugender sind da schon die Leistungen der Darsteller, wenngleich McAvoy, Chastain und Co. nicht ihr volles Potenzial abrufen.
Ein amüsanter und in Anbetracht der üppigen Laufzeit auch recht kurzweiliger Gruselspaß, der als Horrorfilm jedoch nur wenig taugt und dazu den Charme des Vorgängers vermissen lässt.
"Das Leben des David Gale" unter der Regie von Alan Parker ist ein stets interessantes, gleichsam jedoch überambitioniertes Werk. Die Geschichte eines auf seine Hinrichtung wartenden Mannes vereint menschliches Drama, Kriminalfall sowie Plädoyer gegen die Todesstrafe.
David Gale (Kevin Spacey) ist ein hochangesehener Philosophieprofessor und spricht sich öffentlich für eine Abschaffung der Todesstrafe aus. Als man ihn jedoch der Vergewaltigung und Ermordung einer Kollegin bezichtigt, findet er sich plötzlich selbst im Todestrakt wieder. In den letzten Tagen vor seiner Hinrichtung gewährt er der Journalistin Bitsey Bloom (Kate Winslet) ein Interview, in dem er schildert, wie er in diese scheinbar ausweglose Lage geraten konnte...
Parkers Film ist tadellos in Szene gesetzt und verfügt darüber hinaus über eine hochkarätige Besetzung, zu der neben Spacey und Winslet u.a. auch noch Laura Linney, Gabriel Mann und die damals noch eher unbekannte Melissa McCarthy zählen. Die Geschichte um die mysteriösen Hintergründe des Mordes weiß von Anfang an Neugier zu wecken, zumal sich die Puzzleteile erst ganz allmählich zusammensetzen lassen. Gleichzeitig enthält "Das Leben des David Gale" jedoch auch ein paar Längen. Etwas mehr Straffung hätte Parkers Film an einigen Stellen sehr gut getan.
Mit fortschreitender Laufzeit kristallisiert sich zudem heraus, dass hier offenbar zu viel gewollt wurde. Während der wendungsreiche Krimiplot allein schon einen starken Film ergeben hätte, möchte Parker nämlich auch noch das ganze Drama dahinter beleuchten sowie ausgiebige Kritik am System üben. Dies alles unter einen Hut zu bekommen, gelingt ihm allerdings nur bedingt, worunter besonders der Schlussakkord zu leiden hat. Am Ende hat "Das Leben des David Gale" neben einigen verbliebenen Fragezeichen daher auch ein kleines Glaubwürdigkeitsproblem.
Bei aller Kritik: Eine Sichtung von Parkers Film lohnt allein schon wegen der ausgezeichneten Darstellerleistungen und so mancher Überraschung, die David Gales Lebensbeichte bereithält.
William Friedkin hatte nach seinem Kassenhit "Der Exorzist" (1973) - bis heute einer der erfolgreichsten R-Rated Filme aller Zeiten - gewissermaßen freie Hand und entschied sich, ein Remake von Clouzots "Lohn der Angst" (1953) zu drehen. Die Produktion verzögerte sich jedoch und so kam es, dass "Atemlos vor Angst" ausgerechnet zeitgleich mit dem ersten Film der "Star Wars" Saga in die Kinos kam. Während die Zuschauer sich nun scharenweise in eine weit entfernte Galaxis entführen ließen, floppte Friedkins Actionabenteuer gnadenlos, wovon sich seine Karriere in der Folge nie so ganz erholte. Höchste Zeit also, nachzuholen, was das Publikum der 70er damals versäumte.
Jackie Scanlon (Roy Scheider) ist vor den Auftragsmördern eines Gangsterbosses in ein abgelegenes Dorf in Südamerika geflohen. Als einer von vielen Männern dort, die nichts mehr zu verlieren haben, nimmt er einen lebensgefährlichen Auftrag an. Gemeinsam mit drei anderen Fahrern soll er zwei LKWs mit Nitroglycerin durch den Dschungel zu einer brennenden Bohrstation transportieren, um das Feuer durch eine Explosion auszublasen. Startschuss für ein mehr als waghalsiges Unterfangen...
Die US-Version des Films (es existiert auch eine kürzere, internationale Fassung) widmet sich zunächst ausführlich der Einführung der Charaktere. Die verschiedenen Schauplätze rund um den Globus geben Friedkins Film dabei zunächst den Anstrich eines groß angelegten Politthrillers. So dauert es einige Zeit, ehe so recht klar wird, wo "Atemlos vor Angst" überhaupt hin will, zumal Friedkin auch noch einige sehr ungewöhnliche Szenenübergänge schafft. Gleichzeitig sorgt dieser Umstand jedoch auch für eine gewisse Unberechenbarkeit, vorhersehbar ist hier selten etwas.
Als äußerst beeindruckend erweist sich zudem die dichte Atmosphäre. Der Ort, an den es die vier Protagonisten verschlagen hat, ist ein wahrer Sündenpfuhl, versunken in Schlamm und Morast, wo sich all jene begegnen, die vor Gesetz und Zivilisation auf der Flucht sind. Übertroffen wird dies dann nur noch von der Grünen Hölle des Dschungels, die sie mit ihren Wagenladungen voll Nitro zu durchqueren versuchen, wobei jede kleinste Erschütterung den Tod bedeuten kann. Geredet wird hier kaum einmal, "Atemlos vor Angst" lässt viel lieber die mit den Elektroklängen von Tangerine Dream unterlegten Bilder sprechen.
Ein leider zu Unrecht in Vergessenheit geratenes Stück Spannungskino. Faszinierend, Fiebrig, Friedkin!
"Ganz weit hinten" (Originaltitel: The Way, Way Back) ist eine charmante Mixtur aus locker-leichter Sommerkomödie und feinfühligem Coming of Age Drama, die die Probleme ihrer Figuren mit großer Ernsthaftigkeit angeht und sich deshalb nie in Albernheiten verliert.
Der schüchterne Duncan (Liam James) verbringt die Ferien mit seiner Mutter Pam (Toni Collette) und seinem Stiefvater Trent (Steve Carell) in einem Haus am Meer. Während die Erwachsenen wilde Partynächte feiern, findet Duncan jedoch keinen Anschluss. Erst als Owen (Sam Rockwell) dem jungen Außenseiter einen Job in seinem Wildwasser-Park anbietet, findet Duncan neue Freunde und tankt Selbstvertrauen...
"Ganz weit hinten" ist nicht nur das Porträt eines sensiblen Teenagers, der unter seinem selbstsüchtigen Stiefvater leidet, sondern hat auch eine ganze Menge über die Herausforderungen des Elternseins zu erzählen. So ist sich Pam durchaus darüber bewusst, dass ihr Sohn zu kurz kommt, möchte es aber gleichzeitig auch ihrem Freund immer recht machen. Gleichzeitig entpuppt sich ausgerechnet der kinderlose Owen (von Rockwell gewohnt grandios-verrückt verkörpert), der ein eher sorgloses Leben zu führen scheint, als hervorragender Pädagoge und Ersatzvater.
Humorvoll, ergreifend und dabei auf angenehme Weise von gängigen Handlungsmustern abweichend - "Ganz weit hinten" gehört ganz weit vorne auf jede Merkliste!