Kenduskeag - Kommentare

Alle Kommentare von Kenduskeag

  • 6 .5

    In "Bad Times at the El Royale" checken mehrere einander fremde Personen, von denen jede ein Geheimnis mit sich trägt, in einem mysteriösen Hotel ein. Drew Goddards Verwirrspiel überzeugt mit seinem atmosphärischen Setting und einem gut aufgelegten Cast, erfordert vom Zuschauer jedoch auch viel Durchhaltevermögen.

    Geradezu ausschweifend führt "Bad Times at the El Royale" den Schauplatz - ein stilsicheres Hotel auf der Grenze zwischen Californien und Nevada im Jahr 1969 - sowie dessen rätselhafte Gäste ein. Ehe alle Figuren und ihre jeweiligen Hintergrundgeschichten ansatzweise beleuchtet wurden, ist somit schon annähernd die Hälfte der Laufzeit vorbei. Bis dahin ist Goddards Film zwar völlig undurchsichtig hinsichtlich seiner Zielrichtung, kommt jedoch inhaltlich auch leider kaum voran. Zudem baut sich mit der Zeit aufgrund der vielen verschiedenen Blickwinkel und Rückblenden eine enorme Erwartungshaltung auf, die zwangsläufig nicht ganz erfüllt werden kann.

    Mit seiner Dialoglastigkeit, den punktuellen Gewaltausbrüchen, der Jukebox Musik und nicht zuletzt der Kapitelstruktur erinnert "Bad Times at the El Royale" stark an die Filme Tarantinos, erreicht jedoch in Sachen Fabulierkunst und Doppeldeutigkeit nicht die Klasse dessen bester Werke. Die Charaktere indes sind zwar allesamt recht skurril, ihre wahren Identitäten aber teilweise auch sehr leicht zu durchschauen, sodass der ganz große Überraschungseffekt ausbleibt.

    Bei aller Kritik: Goddards zweite Regiearbeit ist hervorragend in Szene gesetzt und weiß nicht zuletzt auch dank einiger hörenswerter Gesangseinlagen und zahlreicher Anspielungen auf das Weltgeschehen der 60er (Kennedy Mord, Vietnamkrieg, Manson Familie) ganz gut zu unterhalten.

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    • 4 .5

      In "Invictus" möchte Nelson Mandela (Morgan Freeman) das südafrikanische Volk mit Hilfe von Rugby zur Versöhnung führen und somit die Rassentrennung überwinden. Clint Eastwoods Sportlerdrama unterscheidet sich inhaltlich kaum von den üblichen heroisierenden Baseball oder Football Filmen, ist vollgepackt mit pathetischen Reden und beinahe ohne jedes Bewusstsein für die Konflikte des Landes.

      Nach einem recht vielversprechenden Beginn, der von Mandelas Freilassung aus dem Gefängnis und seiner Wahl zum Präsidenten erzählt, ergeht sich "Invictus" in einer Aneinanderreihung von Motivationsansprachen auf Glückskeks-Niveau. Mandela wird über weite Strecken zum netten Märchenonkel degradiert, der außer dem Erfolg seines Rugby Teams keine größeren Sorgen zu haben scheint. Während das Thema AIDS ganz ausgeblendet wird und auch von Anfeindungen gegen den Präsidenten mit Ausnahme einiger Buh Rufe und eines Becherwurfs nichts zu sehen ist, beschränkt sich der Kampf gegen die Apartheid auf ein Teekränzchen mit dem weißen Team Kapitän (Matt Damon).

      Somit ist es Freemans ihm eigenen Charisma zu verdanken, dass sich "Invictus" überhaupt über Wasser halten kann. Matt Damon hingegen hat kaum mehr zu tun, als andächtig dessen Reden zu lauschen und während der Spiele als Kapitän voranzugehen. Umso mehr verwundert seine Oscar Nominierung, die womöglich eher seine äußerliche Verwandlung honoriert.

      Ein ebenso dröger wie naiver Sportfilm ohne besondere Höhepunkte, in dem ein WM Gewinn als Allheilmittel gegen Rassenhass dargestellt wird und der am ehesten noch Rugby Fans begeistern dürfte. "Südafrika. Ein Sommermärchen" wäre vielleicht ein passenderer Titel gewesen.

      19
      • 7 .5

        "Jacob's Ladder" scheint innerhalb der Filmografie von Adrian Lyne etwas aus dem Rahmen zu fallen, ist der Brite doch sonst hauptsächlich für knisternde Erotik bekannt (u.a. Eine verhängnisvolle Affäre, Lolita, Untreu). Lynes Gespür für das Kreieren einer elektrisierenden Atmosphäre kommt ihm jedoch auch bei seinem Ausflug in den Mysteryhorror zu Gute.

        Vietnamveteran Jacob Singer (Tim Robbins) lebt nach der Scheidung von seiner Ex-Frau mit seiner neuen Freundin in einem New Yorker Appartement. Seit einiger Zeit plagen den Postboten rätselhafte Alpträume, in denen er von dämonischen Kreaturen heimgesucht wird. Gemeinsam mit einigen alten Vietnamkameraden kommt Jacob einem schrecklichen Geheimnis auf die Spur...

        "Jacob's Ladder" wandelt gekonnt zwischen Kriegstrauma, Paranoia und Familientragödie. Die surrealen Bilder, die Lyne heraufbeschwört, lassen die Grenzen zwischen Traum und Realität mit zunehmender Laufzeit immer mehr verschwimmen und ziehen den Zuschauer geradewegs in einen psychotischen Strudel hinein. Als besonders innovatives Stilmittel erweisen sich dabei die extremen Zeitraffersequenzen menschlicher Körper, die inzwischen zu einem festen Bestandteil des Horrorgenres geworden sind.

        Ein klassischer Spannungsfilm ist der düstere Alptraumtrip mit Bezügen zu Religion, Esoterik und Okkultismus derweil nicht, glänzt dafür aber umso mehr mit seiner clever verschachtelten Erzählung und der mal mehr, mal weniger subtilen Symbolik. Ein weiterer großer Trumpf ist außerdem die starke Performance von Tim Robbins, der sich damit für weitere Hauptrollen empfahl.

        Furchteinflößend, faszinierend, fantastisch!

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        • 5

          In "Gesetz der Rache" übt ein Mann nach dem Mord an seiner Familie blutige Vergeltung. Der Actionthriller von Regisseur F. Gary Gray propagiert zwar eine höchst fragwürdige Rechtsauffassung, weiß aber immerhin relativ solide zu unterhalten.

          Wirklich nachvollziehbar sind die Geschehnisse in "Gesetz der Rache" eigentlich zu keiner Zeit. So vermag der Film nicht schlüssig zu erklären, wieso Clyde Shelton (Gerard Butler) nicht nur die Mörder seiner Familie umbringen will, sondern gleich Jeden, der mit dem anschließenden Gerichtsverfahren in Verbindung stand. Zudem wird auch nicht aufgelöst, wie er diese Morde von seiner Gefängniszelle aus koordiniert. Wer sein Gehirn auf Leerlauf zu stellen vermag und die zweifelhafte Botschaft des Films, die sich leicht als Plädoyer für Folter und Todesstrafe interpretieren lässt, ausblenden kann, bekommt aber zumindest eine hübsche Krawall Inszenierung im Stile Michael Bays geboten.

          Noch schwerer als die fehlende Glaubwürdigkeit wiegt allerdings, dass "Gesetz der Rache" keine einzige Figur enthält, mit der man mitfiebern könnte. Der von Butler gespielte Clyde etwa ist ein solcher Kotzbrocken, dass man sich schon nach wenigen Minuten wünscht, er möge selbst auf seinem Foltertisch landen. Sein Gegenspieler, der Staatsanwalt Nick Rice (Jamie Foxx) hingegen, bleibt als Charakter weitgehend blass und dementsprechend uninteressant.

          Die stärksten Momente hat F. Gary Grays Film unterdessen immer dann, wenn er richtig überdreht. So etwa, wenn Clyde eine Richterin öffentlich runtermacht oder er sich Essen auf Rädern in seine Zelle bestellt. Die meiste Zeit über findet "Gesetz der Rache" jedoch nicht die rechte Balance zwischen hartem Folterthriller und sinnbefreitem Ulk.

          Kurzum: Plumpes Actionkino mit kratergroßen Logiklöchern. In seiner Einfältigkeit aber so konsequent, dass es für einige Lacher sorgt.

          18
          • 8
            Kenduskeag 23.08.2019, 11:48 Geändert 23.08.2019, 15:21

            "Der Stellvertreter" unter der Regie von Constantin Costa-Gavras erzählt die Geschichte eines SS-Mannes, der Hilfe beim Papst sucht, um den Holocaust zu stoppen. Basierend auf Rolf Hochhuths gleichnamigen Theaterstück setzt sich der Film kontrovers mit der Rolle der katholischen Kirche während des Nationalsozialismus auseinander.

            Kurt Gerstein (Ulrich Tukur) ist als Hygienespezialist für die SS tätig. Als solcher erhält er Kenntnis vom Transport ungewöhnlich hoher Mengen Blausäure nach Polen. Vor Ort wird er Zeuge, wie die Säure in den Vernichtungslagern zur Ermordung der Juden eingesetzt wird. Gerstein wendet sich daraufhin verzweifelt an die Kirche, damit diese den Massenmord aufhalte, doch schenkt man ihm dort kein Gehör. Einzig in Sekretär Fontana (Mathieu Kassovitz) findet er einen Unterstützer. Derweil treibt ein gefühlskalter SS-Arzt (Ulrich Mühe) den Holocaust weiter voran...

            "Der Stellvertreter" zeichnet sich nicht durch eine besonders hervorragende Inszenierung aus, sondern zieht seine Stärke vielmehr aus den zum Nachdenken anregenden Dialogen, dem gut ausgewählten Cast und der anspruchsvollen Thematik. Costa-Gavras hebt dabei immer wieder den Kontrast zwischen den in hohem Tempo nach Osten fahrenden Zügen einerseits, sowie der zur Geduld mahnenden Haltung des Vatikan andererseits, hervor. Während die hochrangigen Soutanenträger sich abkapseln und ihre Augen vor dem Leid der Juden verschließen, geht das Massensterben unaufhörlich weiter. Anders als viele andere Filme zum Thema zeigt "Der Stellvertreter" jedoch keineswegs detaillierte Bilder aus den Lagern, sondern lässt das Grauen stattdessen im Kopf entstehen.

            Unter den Darstellern tut sich neben Tukur, dessen Gerstein sich als Entwickler der tödlichen Säure eine Mitschuld an allem gibt, besonders Ulrich Mühe hervor, dessen Rolle wohl auf Josef Mengele anspielen soll und der mit seiner Mischung aus süffisantem Zynismus und erschreckender Gleichgültigkeit zuweilen an Christoph Waltz in "Inglourious Basterds" (2009) erinnert.

            Ein äußerst interessantes Lehrstück über ein vergleichsweise selten behandeltes Kapitel der NS-Zeit. Während Pius XII aufgrund seiner Zurückhaltung im Angesicht der Nazi-Verbrechen als "der schweigende Papst" in die Geschichte einging, wurde Kurt Gerstein erst 20 Jahre nach seinem Tod rehabiliert.

            18
            • 5 .5

              Im spanischen Homeinvasion Thriller "Kidnapped" erlebt eine Familie kurz nach dem Einzug in ihr neues Heim die pure Hölle. Miguel Ángel Vivas' Film besticht durch eine realitätsnahe Inszenierung und einen enormen Härtegrad, bietet inhaltlich jedoch keine großen Überraschungen.

              Die Eröffnungsszene von "Kidnapped" irritiert: Ein Mann erwacht gefesselt im Freien und mit einem Plastikbeutel über dem Kopf. Er läuft vor ein fahrendes Auto und versucht panisch, dem schockierten Fahrer seine Lage begreiflich zu machen. Anschließend bricht die Szene ab und die eigentliche Geschichte beginnt. Auf den rätselhaften Anfang wird im weiteren Verlauf kein Bezug mehr genommen und es bleibt unklar, in welchem Zusammenhang mit der Haupthandlung er stehen soll.

              Was indes sogleich positiv auffällt, ist die ausgezeichnete Kameraarbeit des Films. "Kidnapped" kommt mit nur ganz wenigen Schnitten aus, arbeitet sehr effektiv mit der Split Screen Technik und weiß das Grauen, das die Familie durchmacht, sehr eindrucksvoll einzufangen. Dies wird begünstigt durch die starken Leistungen der Darsteller, unter denen Ana Wagener (Biutiful, Der unsichtbare Gast) die bekannteste sein dürfte.

              Zwar eskaliert die Gewalt im Verlauf der Handlung immer mehr, doch mangelt es spürbar an originellen Ideen. Die Geschichte bietet nichts, was man nicht schon zuvor in ähnlicher Form gesehen hätte, sodass auch nur phasenweise echte Spannung aufkommt. Für Genrefans ist "Kidnapped" vor allem aufgrund seiner formalen Stärken aber womöglich einen Blick wert.

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              • 6 .5

                "Once Upon a Time...in Hollywood" erzählt von der Liebe zum Film sowie der Freundschaft zwischen zwei ungleichen Männern. Quentin Tarantinos neuntes Werk ist eine nostalgische Verbeugung vor den Filmgrößen vergangener Tage, fügt dem Schaffen des Regisseurs jedoch keine neue Note hinzu und erweist sich als wenig aussagekräftig.

                Rick Dalton (Leonardo DiCaprio) gelangte einst als Hauptdarsteller einer Westernserie zu Ruhm und Reichtum, doch sein Stern befindet sich längst im Sinkflug. Den sensiblen Schauspieler plagen dementsprechend große Selbstzweifel, über die ihm nur sein bester Freund und Stuntdouble Cliff Booth (Brad Pitt) hinweg zu helfen vermag. Als der gefeierte Regisseur Roman Polanski mit seiner attraktiven Frau Sharon Tate (Margot Robbie) in Ricks Nachbarschaft einzieht, wittert dieser seine Chance, seiner Karriere neuen Schwung zu verleihen...

                Tarantinos Trip durch die Traumfabrik der 60er Jahre funktioniert vollkommen anders, wenn man über die Hintergründe der Manson Morde Bescheid weiß, als wenn man ohne Informationen ins Kino geht. Wer von Sharon Tate und der mörderischen Sekte zuvor noch nie etwas gehört hat, wird vor allem die emotionale Komponente des Films verpassen, obgleich die bestialischen Morde innerhalb von "Once Upon a Time...in Hollywood" nur eine untergeordnete Rolle spielen.

                Im Vordergrund steht stattdessen vielmehr das Duo Dalton/Booth und dessen Bemühungen, im ebenso harten wie verrückten Filmgeschäft wieder einen Fuß in die Tür zu bekommen. In Zusammenhang damit verweist Tarantino auch immer wieder auf die realen Karrieren seiner Hauptdarsteller DiCaprio/Pitt, wobei besonders DiCaprios Part zuweilen arg selbstreferenziell daherkommt und sich mitunter in den zahlreichen Metaebenen verliert. So ist es dann Pitt, dessen Storyline sich wesentlich spannender gestaltet und der mit seiner Aura der Unbesiegbarkeit in Kombination mit einigen lakonischen Sprüchen für Unterhaltung sorgt.

                Obgleich Tarantino natürlich auch wieder seine üblichen Markenzeichen unterbringt, ist sein neunter Film doch insgesamt weder so stark von Dialogen dominiert noch so ausufernd in der Gewaltdarstellung wie die meisten seiner Vorgänger. Den für Tarantino Verhältnisse beinahe schon knapp gehaltenen Wortwechseln fehlt allerdings auch das besondere Etwas, die Doppelbödigkeit, die etwa "Jackie Brown" (1997) und "Inglourious Basterds" (2009) auszeichnete.

                So ist "Once Upon a Time...in Hollywood" mehr als alles andere ein Kino der Zitate. Keine Szene vergeht, in der nicht ein Filmplakat oder Szenenausschnitt aus Klassikern der 50er und 60er zu sehen ist. Freude an diesem Film wird somit insbesondere der haben, dem all diese großen und kleinen Anspielungen Spaß bereiten und der die Atmosphäre rasanter Autofahrten zu lauter Musik durch die Hollywood Hills aufzusaugen weiß.

                19
                • 7

                  In "Immer Ärger mit Harry" sorgt ein Toter unter einer Gruppe von Dorfbewohnern für allerlei Aufregung und Irritation. Die schwarze Komödie stellt ein eher untypisches Werk im Repertoire der Regielegende Alfred Hitchcock dar, tritt hier doch die Krimihandlung zugunsten des makabren Humors in den Hintergrund.

                  Es ist ein warmer Herbsttag im ganz in rot und braun gefärbten Vermont, an dem die Einheimischen ihren üblichen Tätigkeiten nachgehen. Doch da stört ein unvorhergesehenes Ereignis die Idylle: Auf einer Wiese im Wald entdecken sie unabhängig voneinander die Leiche eines Mannes. Einem Brief in seiner Tasche ist zu entnehmen, dass der Tote zu Lebzeiten auf den Namen Harry hörte. Und Harry muss nun schnellstmöglich verschwinden, ehe noch die Polizei unangenehme Fragen stellt...

                  "Immer Ärger mit Harry" lebt in erster Linie von seinen vielen schrulligen Figuren und der beiläufigen Art ihres Umgangs mit der Leiche. Niemand scheint Harrys Ableben wirklich zu schockieren, er soll nur rasch unter die Erde, damit keiner der Dorfbewohner in Verdacht gerät, ihn ermordet zu haben. Auf diese Weise ergibt sich ein interessanter Kontrast zwischen den im Grunde äußerst sympathischen Charakteren und ihren recht abgebrühten Handlungen. So entwickelt sich eine vergnügliche Posse mit leicht morbidem Unterton in der - typisch Hitchcock - natürlich auch einige sexuelle Andeutungen nicht fehlen dürfen.

                  In Kombination mit der tollen Darstellerriege um Edmund Gwenn, John Forsythe und der jungen Shirley MacLaine bei ihrem Leinwanddebüt bringt der Ärger um Harry somit durchweg charmante Unterhaltung.

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                  • 8 .5

                    Die schwedische Tragikomödie "Ein Mann namens Ove" nach dem Besteller von Fredrik Backman begeistert mit einer anrührenden Geschichte voller unvorhersehbarer Wendungen, viel trockenem Humor und einem ausgezeichneten Blick für skurrile Details.

                    Ove (Rolf Lassgård) ist ein verbitterter alter Witwer, der seit dem Tod seiner Frau einen Groll gegen Alles und Jeden hegt. Als selbsternannter Sheriff achtet er penibel darauf, dass in seiner Wohnsiedlung Recht und Ordnung herrschen. Nachdem sein Chef ihm fristlos gekündigt hat, will Ove seinem trostlosen Dasein ein Ende setzen, doch ausgerechnet da fährt sein neuer Nachbar gegen seinen Briefkasten...

                    Während wir Ove in der Gegenwart als knurrigen alten Mann erleben, der mit Vorliebe Garagentore kontrolliert und sich über die Unfähigkeit seiner Mitmenschen aufregt, erfahren wir zugleich in Rückblenden, wie aus dem einst so lebensfrohen Jungen ein solcher Griesgram werden konnte. Diese in warmes Gelb getauchten Rückblicke gestalten sich dabei zum Teil sehr bewegend und sorgen dafür, dass "Ein Mann namens Ove" neben all den bissigen Dialogen und perfekt getimten Pointen auch einen sehr emotionalen Part beinhaltet, der eine hohe Identifikation mit den eigenwilligen Charakteren schafft.

                    Dank der bestens aufgelegten Darsteller und der stets interessanten und sehr abwechslungsreichen Story ergibt sich somit ein Filmerlebnis, das gleichsam Herz und Lachmuskeln beansprucht.

                    24
                    • 8

                      "Lord of War" erzählt die Geschichte von Yuri Orlov (Nicolas Cage), der als Sohn ukrainischer Einwanderer vom mittellosen Restaurantbetreiber zum berühmt-berüchtigten Waffenhändler aufsteigt. Regisseur Andrew Niccol (Gattaca, In Time) gelang eine bitterböse Satire mit dramatischen Elementen, die den Finger gezielt in die Wunde drückt.

                      Obwohl die Auswirkungen des internationalen Waffenhandels täglich in den Nachrichten zu sehen sind, scheuen Filmemacher die brisante Thematik doch wie der Teufel das Weihwasser. Das gilt umso mehr für die Entstehungszeit von "Lord of War", als der Irakkrieg unmittelbar bevorstand und die militärischen Auseinandersetzungen der USA um jeden Preis ins rechte Licht gerückt werden sollten. Insofern gebürt Niccol allein schon für seinen Mut, dieses heiße Eisen überhaupt anzufassen, großer Respekt.

                      Konsequenterweise wird in seinem Film dann auch nichts beschönigt, sondern die ganze Perversität dieses Geschäfts inklusive blutiger Massaker und stolzierender Kindersoldaten gezeigt. Als Gegengewicht zu all dem Elend setzt Niccol derweil auf eine gewaltige Portion Zynismus, welcher vor allem über den Off-Kommentar des Protagonisten transportiert wird. Wer mit dieser Art von Humor etwas anzufangen weiß, wird somit trotz all der Grausamkeiten etwas zu lachen haben - wenngleich das Lachen häufig auf halbem Wege im Halse steckenbleiben dürfte.

                      Zwar hätte Niccol ab und an gerne auf den erhobenen Zeigefinger verzichten dürfen, doch in der Gesamtbetrachtung ist "Lord of War" eine starke Satire mit einem ideal besetzten Cast, einem hörenswerten Soundtrack und einer sehr cleveren Geschichte.

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                      • 7

                        Anlässlich der Nervosität, die manche Disney Manager angesichts der kommenden Nazi-Satire "Jojo Rabbit" von Taika Waititi verspüren, lohnt sich doch ein Blick in die Vergangenheit, um zu sehen, wie Mäusekonzern und Hakenkreuze früher zueinander standen.

                        "Der Fuehrer's Face", der 1943 einen Oscar für den besten animierten Kurzfilm erhielt, zeigt den weltberühmten Erpel Donald Duck als unter dem Joch der NS-Diktatur leidenden Bürger von "Nutziland". Zum Rhythmus einer Blaskapelle muss der amerikanische Publikumsliebling marschieren, sein hartes Brot mit der Säge zerschneiden und in einer Fabrik Tag ein Tag aus Munition zusammenbauen - und darf bei all dem nie vergessen, den Führer zu grüßen!

                        "Der Fuehrer's Face" offenbart, dass auch die US-Propaganda während des Zweiten Weltkriegs auf Hochbetrieb lief und Disney sich nicht davor scheute, eine vor allem bei Kindern beliebte Figur für diese Zwecke zu missbrauchen. Mag die Botschaft und die klischeehafte Darstellung der Deutschen in diesem Kurzfilm auch zweifelhaft sein, so wissen die bissigen Pointen gegen Hitler und Konsorten doch nach wie vor für Lacher zu sorgen.

                        Ein erstaunliches Zeitdokument, das aber eine entsprechende historische Einordnung erfordert.

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                        • 9

                          Als die Bilder Laufen lernten...

                          Filmpionier Georges Méliès schuf mit "Die Reise zum Mond" das wohl bekannteste Werk aus der Anfangszeit des damals völlig neuen Mediums. Lange bevor die Besatzung von Apollo 11 einen Fuß auf den Erdtrabanten setzte, waren die Astronauten aus Méliès' Sci Fi Frühwerk schon dort, trafen den Mann im Mond mit ihrer Rakete mitten ins Auge, durchwanderten weitläufige Kraterlandschaften und begegneten Außerirdischen.

                          Méliès war ein Zauberkünstler in jeder Hinsicht. Davon zeugen neben den fantasievollen Settings und Kostümen auch die visuellen Effekte, die als absolut wegweisend für das Kino der seither vergangenen 117 Jahre angesehen werden können.

                          Pflichtprogramm für Cineasten!

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                          • Da gibts so viele, von denen ich noch mehr schauen will...

                            Momentan sieht das so aus:
                            Christopher Nolan (u.a. für Memento, The Dark Knight)
                            Alfred Hitchcock (u.a. für Psycho, Das Fenster zum Hof)
                            Peter Jackson (u.a. für Herr der Ringe, King Kong)
                            Steven Spielberg (u.a. für Jurassic Park, Krieg der Welten)
                            David Fincher (u.a. für Sieben, Zodiac)

                            Eastwood, Cameron, Scorsese, Park Chan-Wook, Tarantino, Coppola und Lynch haben auch tolle Sachen gemacht. Und ganz aktuell bin ich auf'm Alan Parker Trip😊

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                            • 5 .5

                              "Sometimes Dead is better"

                              So Mancher wird sich sicher denken, dass die Regisseure Kölsch und Widmyer den Leitspruch ihres Films besser beherzigt hätten und "Friedhof der Kuscheltiere" lieber dort gelassen hätten, wo er hingehört: In die 80er Jahre, als Stephen Kings Schauermär von den auf einem Indianerfriedhof begrabenen Tieren, die von den Toten auferstehen, noch brandaktuell war. Aber das Gesetz der Filmbranche verlangt wohl, das alles früher oder später wieder ausgebuddelt wird...

                              Handwerklich ist die Neuauflage der Erstverfilmung immerhin klar überlegen. Wirkungsvolle Kamerafahrten, wohldosierte Jumpscares und ein paar kreative Ideen (Speiseaufzug!) sorgen für Unbehagen und leichten Grusel. Unglücklicherweise lässt sich jedoch allein mit dem Horroranteil der Geschichte heutzutage kein Kater Church mehr hinter dem Ofen hervorholen. Selbst diejenigen Zuschauer, die noch nicht mit dem Stoff vertraut sind, dürften frühzeitig erahnen, wohin die Reise gehen wird. Über diese Vorhersehbarkeit können auch einige Änderungen gegenüber Buch und Erstverfilmung nicht hinwegtäuschen.

                              Wenn also "Friedhof der Kuscheltiere" schon nicht mehr auf der Horrorebene überraschen kann, muss eine Neuverfilmung besonders auf der emotionalen Schiene funktionieren. Schließlich ist Kings Geschichte im Kern eine Parabel um Trauer und die Angst vorm Loslassen. Leider entwickelt die Neuauflage trotz aller tragischen Einzelmomente nie diese nötige emotionale Wucht, was sich vor allem im abgeschwächten Finale deutlich bemerkbar macht.

                              Den Darstellern ist indes kein Vorwurf zu machen. Dass es der Figur des Jud Crandell ein wenig an Profil mangelt, ist eher der verknappten Backgroundstory denn John Lithgow geschuldet. Und auch Jeté Laurence kann nichts dafür, dass man ihrer Zombie-Ellie einige unfreiwillig komische Dialogenzeilen in den Mund legt.

                              Als Horrorfilm kaum mehr als Malen nach Zahlen, gegen Ende zu überdreht und mit einigen Längen. Als Verlustdrama trotz verschenkten Potentials aber noch recht solide.

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                              • 7

                                "Die Insel" ist zweifellos Michael Bays bester Film. Mag die Story um Klone, die von einem skrupellosen Konzern in einem geheimen Bunker als menschliche Ersatzteillager herangezüchtet werden, auch nicht besonders innovativ sie sein, so ist sie doch clever zusammengeklaut. Ein bisschen George Orwell hier, etwas Phillip K. Dick dort und eine gute Portion Michael Crichton zum Verfeinern.

                                So beginnt "Die Insel" dann auch als durchaus gehaltvolle Sci Fi Dystopie mit einigen spannenden Ansätzen zu Themen wie Präimplantationsdiagnostik und Co. Aufgrund der Werbeclip Ästethik wirkt das zwar nie furchtbar düster oder bedrohlich, interessant ist das aber allemal, woran auch die ausgezeichnete Besetzung um McGregor, Johansson und Bean ihren Anteil hat.

                                Erst in der zweiten Hälfte besinnt sich Bay dann gewissermaßen auf seine Grundtugenden und opfert die anspruchsvolle Thematik auf dem Altar des Krawallkinos. Sobald das Hauptdarstellerduo den Erdbunker verlassen hat, rummst und kracht es ununterbrochen, wobei natürlich auch die üblichen Stilmittel wie ausgiebige Zeitlupensequenzen und Lensflare-Overkill nicht fehlen dürfen. Mehr als ein solider Handwerker wird Bay in diesem Leben wohl nicht mehr, doch gestaltet sich die Action hier im Vergleich zur "Transformers" Reihe immerhin noch recht übersichtlich. Und wenn es darum geht, weibliche Kurven und futuristische Fahrzeuge in grelle Farben zu tauchen, muss man einen Bay ohnehin nicht zweimal bitten. Verwunderlich bleibt nur, warum der Film keine einzige Szene enthält, in der sich Johansson in ihrem engen Sporteinteiler auf einer Motorhaube räkelt.

                                Ein Sci Fi Kracher, der sich zu einer spektakulären Hatz entwickelt. Künstlerisch wertvoll ist hier zwar nur der Picasso im Büro des Bösewichts, dafür stimmt aber der Unterhaltungswert.

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                                • 5
                                  Kenduskeag 10.08.2019, 11:12 Geändert 10.08.2019, 11:37

                                  Wir befinden uns in einem namenlosen Kaff im US-Bundesstaat Maine. Am Rande eines steilen Abgrunds steht eine alte Spinnerei. Der nahegelegene Bach hat einen halbvergessenen Friedhof unter Wasser gesetzt, sodass sich ein kleiner Sumpf gebildet hat. Die Spinnerei selbst verfügt über ein riesiges, unerforschtes Kellergewölbe, welches von tausenden gefräßigen Ratten bevölkert wird. Wer je durch die Falltür in dieses unterirdische Labyrinth hinabstieg, ward nie mehr gesehen. Denn dort im Dunkeln lauert eine Bestie von monströser Größe, bereit jeden zu verschlingen, der es wagt, ihre Ruhe zu stören...

                                  Ganz recht, wir sind mitten in einer Geschichte von Horrormeister Stephen King. "Nachtschicht" erzählt von John Hall (David Andrews), der sich auf der Suche nach Arbeit um eine Anstellung in eben jener Spinnerei bewirbt. Diese wird von einem skrupellosen Mann namens Warwick (Stephen Macht) geleitet, der seine Angestellten wie Abfall behandelt. Um sich einen Bonus zu verdienen, sollen John und die anderen Mitarbeiter am 4. Juli den Keller des Gebäudes von der Rattenplage befreien und damit zusätzlichen Arbeitsraum schaffen. In der Finsternis wartet jedoch schon die Bestie auf sie.

                                  Der Horrorfilm unter der Regie von Ralph Singleton lebt von seiner Atmosphäre, dem ungewöhnlichen Setting und den kingtypischen Charakteren. Die Handlung hingegen ist arg dünn; jederzeit ist zu spüren, dass hier eine Kurzgeschichte auf Spielfilmlänge gestreckt wurde. Wirklich spannend wird es deshalb erst in den letzten zwanzig Minuten. Auch die Leistungen der Darsteller sind eher schwach. Am ehesten vermag noch Brad Dourif (Chucky - Die Mörderpuppe) als durchgeknallter Kammerjäger Akzente zu setzen.

                                  Am Ende bleibt aber dennoch ein einigermaßen solider Gesamteindruck, weil "Nachtschicht" allein schon wegen seiner Vielzahl an blutdürstigen Nagetieren schön eklig daherkommt und zumindest zum Finale hin auch recht gruselig wird. Zudem weiß auch das Kreaturendesign durchaus zu gefallen.

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                                  • Danke für die Übersicht, ist sehr praktisch bei der Vielzahl an Filmen und Serien 👍
                                    Highlights sind für mich Die Verurteilten, The Green Mile, Stand by me, Misery und auch die Neuverfilmung von ES. Kleinere "Geheimtipps" sind für mich zB Der Musterschüler und Hearts in Atlantis.

                                    Schlafwandler, Sturm des Jahrhunderts, Haus der Verdammnis usw habt ihr ausgelassen, weil die keine literarische Vorlage haben, richtig?

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                                      Kenduskeag 09.08.2019, 12:00 Geändert 09.08.2019, 12:02

                                      Schaut man auf die Kritikerbewertungen, wird "Im Jahr des Drachen" von Michael Cimino äußerst kontrovers diskutiert. Während der Thriller, der vom organisierten Verbrechen im New Yorker Stadtteil Chinatown handelt, in Europa mehrere Preise einheimste, genießt Ciminos Werk in Übersee keinen allzu guten Ruf. Der Hauptvorwurf dabei lautet, dass "Im Jahr des Drachen" rassistische Tendenzen aufweise und Vorurteile gegenüber der chinesischen Minderheit in den USA schüre.

                                      Der polnisch stämmige Polizei Captain Stanley White (Mickey Rourke) hat durch den Vietnam Krieg eine tiefe Abneigung gegen Asiaten entwickelt und es sich nun zum Ziel gesetzt, die 'Triaden' genannte chinesische Mafia mit aller Härte zu bekämpfen. Insbesondere deren neues Oberhaupt, der aalglatte Geschäftsmann Joey Tai (John Lone) und dessen zwielichtige Machenschaften, sind White ein Dorn im Auge...

                                      Was den Rassismus Vorwurf gegen Ciminos Film anbelangt, so lässt sich dieser im Grunde recht leicht entkräften. Die Hauptfigur zeichnet sich durch ein extremes Schubladendenken aus und beurteilt ihre Mitmenschen vornehmlich nach ihrer Herkunft. Der Film an sich jedoch distanziert sich in ausreichender Form von diesen Denkmustern, zeigt er White doch keineswegs als strahlenden Helden, sondern als rücksichtslosen Einzelgänger mit Hang zum blinden Aktionismus, dessen Methoden an Besessenheit grenzen. Obwohl "Im Jahr des Drachen" im kriminellen Milieu angesiedelt ist, geht es zudem nicht nur um die dunkle Seite von Chinatown, sondern auch um die Faszination und die Schönheit der chinesischen Kultur, wofür allein schon die detailverliebte Ausstattung spricht.

                                      Cimino gelang so ein ausgesprochen atmosphärisches Werk, dass seine Zuschauer in eine fremdartige Welt eintauchen lässt. Zwar lebt "Im Jahr des Drachen" vor allem von den emotional aufgeladenen Beziehungen seiner Figuren, doch gibt es auch ein paar sehr starke Actionszenen zu bewundern. Negativ fällt lediglich auf, dass Cimino sich bisweilen zu sehr in den Details verliert und die Geschichte etwas mehr Straffung vertragen hätte.

                                      Eine insgesamt sehr sehenswerte Reise ins schillernde Chinatown mit einem stark aufspielenden Mickey Rourke in einer extrem ambivalenten Rolle.

                                      P.S. Tony Lip, der in "Green Book" (2018) von Viggo Mortensen gespielt wird, hat hier einen kleinen Auftritt.

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                                        In "The Commitments" versucht eine Gruppe Jugendlicher im katholisch-weißen Dublin ausgerechnet mit schwarzem Soul zum Erfolg zu kommen. Regisseur Alan Parker zeichnet das Bild einer Generation, die mittels der Musik einen Ausweg aus ihrem tristen Alltag finden will.

                                        Irland in den 80ern: Wirtschaftskrise und Religionskrieg halten das Land fest im Griff, die Arbeitslosen schlängeln sich vor den Vergabestellen scheinbar bis ins Unendliche. Auch Jimmy Rabbitte (Robert Arkins) hat keinen Job, dafür aber einen großen Traum. Er möchte eine Soulband gründen, um dieser als Manager zum großen Durchbruch zu verhelfen. Dafür muss er allerdings zunächst einmal die passenden Bandmitglieder rekrutieren...

                                        Der Cast von "The Commitments" setzt sich überwiegend aus Laiendarstellern zusammen, die alle über ein besonderes Musiktalent verfügen und quasi von der Straße weg gecastet wurden. Diese Entscheidung verleiht Parkers Film nicht nur ein hohes Maß an Authentizität, sondern auch etwas Semi-Biografisches, zumal einige der Darsteller von damals heute tatsächlich erfolgreich im Musikgeschäft sind. Insbesondere der zur Zeit des Drehs noch Minderjährige Andrew Strong mit seiner Reibeisenstimme à la Joe Cocker lässt dabei mehr als nur aufhorchen. Vollkommen unverständlich, warum dieser Mann heute kein international gefeierter Superstar ist.

                                        Die Story, die "The Commitments" gewissermaßen zwischen die Bandperformances einschiebt, stellt hingegen nichts Außergewöhnliches dar, überzeugt jedoch mit sehr viel Herz, Charme und Witz. Parker versteht es, glaubwürdig zu vermitteln, wie Ruhm und Erfolg schnell zu Streitereien und Star-Allüren führen können, wie sich Neid und Eifersucht einstellen, wenn keines der Bandmitglieder sein Ego hinten anstellen will.

                                        Der geeignete Weg "The Commitments" zu gucken? Am besten den Fernseher laut aufdrehen und einfach zum grandiosen Soundtrack mitfeiern!

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                                          Kenduskeag 07.08.2019, 19:02 Geändert 19.08.2019, 13:37

                                          "Lethal Weapon" gilt heute als Archetyp der Buddy Cop Komödie und war trotz des geringen Budgets so erfolgreich, dass drei Fortsetzungen mit Mel Gibson und Danny Glover als ungleiches Ermittlerpaar folgen sollten. Wer allerdings mit Richard Donners Werk keine nostalgischen Gefühle verbindet, muss für uneingeschränktes Filmvergnügen womöglich mehr als ein Auge zudrücken.

                                          So gestaltet sich die Handlung etwa als keinesfalls stringent, sondern vielmehr als bloße Aneinanderreihung von Anekdoten. Murtaugh und Riggs ermitteln zwar im Fall des vermeintlichen Suidzids einer jungen Frau, doch geschieht dies eher ganz nebenbei. In Wirklichkeit steht einzig die ungewöhnliche Beziehung der beiden Cops und ihr Auskommen miteinander im Vordergrund. Ob am Schießstand oder am Essenstisch mit Murtaughs Familie - das permanente Behakeln der Beiden macht den Löwenanteil der Laufzeit aus.

                                          Wer nun einzig aus Gibsons Grimassen und Glovers trockenen One-Linern einen Unterhaltungswert ziehen kann, wird mit "Lethal Weapon" bestens bedient. Wer sich darüber hinaus jedoch eine packende, actionreiche Handlung erhofft, wird wohl enttäuscht abschalten. Erst zum Finale hin dreht Donners Film ein wenig auf, vermag aber auch dann nicht restlos zu überzeugen, zumal etwa der finale Zweikampf zwischen Gibson und Gary Busey extrem schwach inszeniert ist.

                                          Eine Actionkomödie der äußerst geschwätzigen Sorte. Wie so oft vor allem eine Frage des Humors.

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                                            "Die drei Tage des Condor" erschien zu einer Zeit, da das Vertrauen der amerikanischen Öffentlichkeit in Regierung und Behörden in Folge der Watergate Affäre schweren Schaden genommen hatte. Regisseur Sydney Pollack nutzte diese brisante politische Lage für seinen intelligenten wie über weite Phasen äußerst spannenden Verschwörungsthriller.

                                            Joe Turner (Robert Redford) arbeitet unter dem Decknamen Condor in einer getarnten New Yorker Außenstelle der CIA. Seine Hauptaufgabe besteht darin, Literatur im Hinblick auf ihren Nutzen für den Geheimdienst zu analysieren. Als Turner eines Tages aus der Mittagspause an seinen Arbeitsplatz zurückkehrt, findet er sämtliche Kollegen ermordet auf. Während er nun die Hintergründe des Anschlags in Eigeninitiative aufklären will, ist ihm der skrupellose Auftragskiller Joubert (Max von Sydow) schon dicht auf den Fersen...

                                            Misstrauen und Paranoia schweben wie düstere Wolken über jeder Szene von Pollacks Film. Ebenso wie der Protagonist tappt auch der Zuschauer lange Zeit über im Dunkeln darüber, wer hier welches Spiel spielt. Selbst seinen eigenen Leuten scheint Turner nicht über den Weg trauen zu können. So hinterfragt "Die drei Tage des Condor" auf clevere Weise das nur selten transparente Handeln von Staatsautoritäten.

                                            Während die Mischung aus körperlichen Auseinandersetzungen und permanentem Nervenkrieg zwischen Turner und seinen Verfolgern durchgängig zu fesseln weiß, liegt die größte Schwäche des Films in der wenig glaubhaften Liebesgeschichte. Die romantische Schwärmerei der Fotografin Kathy (Faye Dunaway) für den CIA Agenten, der in ihr Haus eindringt und sie mit der Waffe bedroht, weckt eher Gedanken an eine Form des Stockholm Syndroms.

                                            Von diesem Makel einmal abgesehen, bietet "Die drei Tage des Condor" jedoch gelungene Thrillerkost mit guten Darstellern zu einem nach wie vor brandheißen Thema.

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                                            • Mein Vorschlag: Gefreiter Butz aus "Inglourious Basterds" (gespielt von Sönke Möhring)

                                              "Werrr oderr wass ist ein Gefrreiter Butz?!"😁

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                                              • Mein Vorschlag: Beaumont Livingston aus "Jackie Brown" (gespielt von Chris Tucker)

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                                                  "The Founder" unter der Regie von John Lee Hancock erzählt die Gründungsgeschichte der wohl berühmtesten Fast Food Kette der Welt als ungleiches Duell zwischen idealistischem Erfindergeist und maßloser Profitgier.

                                                  Ray Kroc (Michael Keaton) vermag sich als Vertreter von Multi-Mixern nur mit Mühe und Not über Wasser zu halten. Da erhält er eines Tages eine ungewöhnliche Bestellung der Brüder Dick (Nick Offerman) und Mac McDonald (John Carroll Lynch), die in Südkalifornien ein Bürgerrestaurant mit höchst innovativem Konzept betreiben. Ray erkennt sofort das ungeheure Potential und möchte McDonald's zu einem landesweiten Franchise aufbauen...

                                                  "The Founder" mutet nur auf den ersten Blick wie die typische Vom-Tellerwäscher-zum-Millionär Story an. Stattdessen wird alsbald ersichtlich, dass die Hauptfigur ein egozentrischer Schweinehund ist, der für seine ehrgeizigen Ziele sogar bereit scheint, über Leichen zu gehen. Trotz dieser frühen Erkenntnis herrscht in "The Founder" jedoch ein Ungleichgewicht, da uns Hancock allzu lange den sympathischen Selfmade-Man verkaufen will, während er Rays hinterhältige Seite im letzten Drittel zu schnell abhandelt.

                                                  Zwar gestaltet sich die Story trotz fehlender Tempoverschärfungen durchgehend interessant, doch hätte eine gute Prise mehr Zynismus dem Drehbuch gut zu Gesicht gestanden. So fehlt es der Geschichte des Burgerimperiums zuweilen an Würze und Biss und es stellt sich mehr als einmal das Gefühl ein, dass Ray Kroc anders als etwa Facebook Gründer Mark Zuckerberg in "The Social Network" (2010) hier noch viel zu gut wegkommt. Dazu passt dann auch, dass "The Founder" sich allzu sehr im Glanz der verklärten 50er Jahre Wohlfühl-Atmosphare sonnt und Aspekte wie etwa die Umweltverschmutzung durch McDonald's Plastik oder den Zusammenhang mit Krankheiten und Übergewicht gerade zu sträflich unreflektiert betrachtet. In visueller Hinsicht vermag besonders das Nachstellen der Arbeitsabläufe auf einem mit Kreide bemalten Tennisplatz zu gefallen, doch auch in dieser Hinsicht wäre in Sachen Einfallsreichtum noch Luft nach oben gewesen.

                                                  So verpasst "The Founder" letztlich ebenso die Chance auf eine knallharte Kapitalismuskritik wie auf eine bitterböse Abrechnung mit dem American Dream, überzeugt aber immerhin als gefälliges Biopic mit einem äußerst ambivalenten Protagonisten, welcher mit einem stark aufspielenden Michael Keaton ideal besetzt ist.

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                                                    Wer "Hard Rain" schaut, sollte vorher entsprechende Vorkehrungen treffen. Regenmantel anziehen, Schirm aufspannen, Handtücher bereitlegen, Scheibenwischer anstellen. Der Grund: Mikael Salomons Katastrophenactioner ist eine dermaßen nasse Angelegenheit, dagegen fühlt sich selbst "Waterworld" wie ein Wüstentrip an.

                                                    Monsunartige Regenfälle haben die Kleinstadt Huntingburg komplett unter Wasser gesetzt, sodass fast alle Bewohner evakuiert werden mussten. Zu den wenigen Zurückgebliebenen zählen Tom (Christian Slater) und sein älterer Kollege, die einen Geldtransporter mit 3 Mio. Dollar an Bord aus der Stadt fahren sollen. Unglücklicherweise bleiben sie jedoch auf der überfluteten Straße stecken, was den Gauner Jim (Morgan Freeman) und seine Bande auf den Plan ruft...

                                                    "Hard Rain" verfügt über einen gewissen B-Movie Charme und weiß sein feucht-fröhliches Setting konsequent zu nutzen. So kämpfen alle Beteiligten (u.a. sind noch Randy Quaid als hinterlistiger Sheriff und Minnie Driver als Dame in Not mit von der Partie) nicht nur untereinander, sondern auch fortwährend gegen die Tücken der Natur.

                                                    Dass hierbei die Logik des Geschehens hinten angestellt wird, ließe sich noch verschmerzen, doch leider steigt der Spannungspegel trotz wilder Schießereien und durchaus fetziger Verfolgungsjagden per Jetski und Motorboot nie so hoch wie der Wasserstand. So werden Tempo und Dynamik in "Hard Rain" bisweilen eher zu einem schwachen Rinnsal, statt einer mitreißenden Welle. Immerhin sorgt in diesen schwächeren Phasen ein dauerzankendes älteres Ehepaar als Sidekick für einige starke Lacher.

                                                    Routiniertes Actionwerk ohne besondere Ausreißer nach oben oder unten. Wahrlich kein Film für Landratten!

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