Kubrick_obscura - Kommentare

Alle Kommentare von Kubrick_obscura

  • 8

    Mit Minimalbudget und einer hochtalentierten Besetzung hat James Ward Byrkit (u.a. Co-Autor für "Rango") im eigenen Wohnzimmer einen Body-Snatcher-Film der Extraklasse gedreht. Die spröde 5D-Kamera-Ästhetik korreliert zumindest mit den halb-improvisierten, naturalistischen Dialogen, verweigert aber jegliche visuelle Höhepunkte. Dafür ist der quasi Sci-Fi-Film so tight geschnitten und dramatisiert, dass kaum Luft zum Atmen bleibt. Wer richtiges US-Indie-Kino abfeiern will und keinen Bock hat auf den "Whiplash"-Train zu springen, darf beherzt zuschauen, gerne auch mehrmals. "Die verrückten Abenteuer der Familie(n) Schrödinger(s)" wäre zumindest mein Vorschlag für den deutschen Verleihtitel. Glücklicherweise kommt diese Perle aber unter seinem Originaltitel am 25. Dezember in unsere Kinos. Hingehen!

    9
    • 3
      • 5

        [...] Die sich entfaltende Liebesgeschichte zwischen Firth und Stone ist ein weiterer Stolperstein. Zwar gelingt dem Film eine herrlich klassizistische, romantische Szene in einem Planetarium unter gemalten Sternen, allerdings wirkt der Altersunterschied von 28 Jahren zwischen den beiden ziemlich befremdlich. Schon in früheren Allen-Filmen gab es solch erhebliche Altersdifferenzen, doch gerade im Hinblick auf die im letzten Jahr erhobenen Missbrauchsvorwürfe von Allens ehemaliger Adoptivtochter Dylan Farrow, wirkt dieser Altersunterschied umso seltsamer. [...]

        7
        • 9

          [...] „Die Legende der Prinzessin Kaguya“ kann als perfektes Abschlusswerk gelesen werden, weil hier alle Topoi Takahatas eine stimmige Synthese erfahren. Beginnend im frühen Japan als reizend sinnliche Naturerzählung inszeniert, in der ein Kleinkind lernt die ersten Schritte zu gehen und die Welt um sich herum zu entdecken, wandelt sich der Film leise in ein beißendes Porträt des damaligen Feudalismus. Wie schon in „Die letzten Glühwürmchen“ und „Tränen der Erinnerung“ wird das kindliche Paradies vom menschengeschaffenen Kulturapparat ausgelöscht. [...]

          16
          • 7 .5

            Von einer leisen Rückkehr zu ambitioniert konstruierten Filmrätseln mit Budgets im zweistelligen Millionenbereich, ist in nächster Zeit wohl nicht mehr zu denken. All zu gut spülen Christopher Nolans Blockbuster-Produktionen genügend Geld in die Kassen. Zumindest im Hinblick auf die nur rar gesäten Original-Stoffe im Tentpole-Alltag und die mutwillige Zerstörung analoger Filmtechnik direkt vor unseren Augen, ist dieser Erfolg willkommen. Dass Nolans Talente als Dramaturgie-Jongleur, Story-Architekt und Filmökonom durch die zunehmende Gigantomanie unter die Räder geraten, ist leider unausweichlich und auch "Interstellar" zeugt mal wieder davon, dass größer nicht unausweichlich besser bedeutet.

            Und dennoch stimmt einfach das Fundament auf dem Nolans Sci-Fi-Epos steht. Welche Vorstellungen das Publikum auch immer von dem eher seriös anmutenden Regisseur hat, es gibt kaum eine_n andere_n Filmemacher_in, die ähnlich stark auf ihr Werk abfärben. Wer "Interstellar" als pseudowissenschaftlich bezeichnet, nur weil er mit wissenschaftlichen Theorien um sich wirft, anstatt sie zu verschweigen, hat die Rakete zum Wurmloch verpasst, in das wir hier geworfen werden. Es ist ein außerordentlich effektvoller Ritt von einem Film zum nächsten: Angefangen in der Staubkugel eines früheren Spielberg-Films, clever montiert zu Auszügen aus Ken Burns' Dokumentation "The Dust Bowl", der Nolan "tief bewegt" haben soll, entwickelt sich diese offensichtliche Liebeserklärung eines Vaters an seine Kinder zu einem Weltraumabenteuer, ja sogar Sci-Fi-Western, dessen comic-relief-robot TARS auch direkt aus den 50ern hätte sein können. "Interstellar" ist überraschend bewegend und voll staunenden Blicks. Nolans Science-Fiction ist nicht nur wie bei Kubrick der metaphysische Blick nach vorne, sondern auch der ganz physische Blick zurück, z.B. auf die Spielzeug-Raumschiffe im eigenen Kinderzimmer. Das, was Nolan zu einem äußerst filmischen Regisseur macht, ist sein bevorzugtes Arbeitsmaterial, die Zeit, die im Film, wie im Gravitationsfeld eines Schwarzen Lochs, stets gedehnt und komprimiert werden kann. Dass unser kurzes Leben und das des Universums auf Zelluloid überhaupt korrelieren kann, ist bei weitem das schönste an diesem ohnehin wundervollen Film.

            20
            • 11
              • 1
                • Donnerstag, 20:15 Uhr, Zoopalast, 70mm, leider auf deutsch, aber man muss nehmen, was man kriegen kann, denn #InNolanWeTrust ! :D

                  • 8

                    [...] diesem zutiefst humanistischen Film gelingt es mühelos mit einer leisen Geste einen Keim der Gerechtigkeit zu sähen, der noch lange nach dem Kinobesuch im Herzen des Publikums wachsen wird. Das hoffe ich zumindest. Eine bessere filmische Lehrstunde in Solidarität und Menschlichkeit wird es wohl so schnell nicht mehr geben. Die Dardennes haben sich mit ihren hybriden, zwischen Realität und Fiktion sowie Komplexität und Einfachheit changierenden Filmen ein völlig eigenes Kino erarbeitet und „Zwei Tage, eine Nacht“ ist dessen atemberaubender Höhepunkt.

                    16
                    • "Why are you even coming closer? I'm definetly not acting!" <3

                      1
                      • An das liebe MP-Team, ich setze nicht voraus, dass alle (Community-)Autor_innen wissen was ein Trigger ist und Zitate zur Untermauerung der Argumente sind ja sinnvoll, aber könntet ihr wenigstens an den Anfang eine Triggerwarnung setzen? Dieser (berechtigte und gute) Artikel enthält zahlreiche übelste sexistische Beleidigungen und Gewaltsprache. Auch wenn es Beispiele sind, will das nicht jede_r lesen bzw. möchte vorgewarnt werden.

                        Das fällt mir nun schon öfter bei Texten hier auf und eine Triggerwarnung tut nicht weh. :-)

                        • 5

                          [...] Nina Hoss spielt ihre Rolle der Irna Frey (Was für ein Name!) so als wäre sie gerade vom Set des letzten Petzold-Films in die Kulissen von „A Most Wanted Man“ gefallen. Sie ist wieder einmal die blonde Unnahbare, die selbst Hitchcock zu kühl gewesen wäre. [...] Zwischen ihr und Bachmann herrscht eine professionelle Bindung. Und dennoch gibt es diese leisen Momente des Zweifels, wenn sie und er ein küssendes Paar am Straßenrand „spielen“, um nicht aufzufallen. Oder wenn sie der Anwältin erklärt, wie sie Karpov am besten verführen kann. Gefühlsregungen werden in ihren Augen zu Variablen und Werkzeugen des Geheimdienstes, doch ihre sowie auch Bachmanns traurige Augen weisen stets auf die großen Opfer hin, die dafür erbracht werden mussten [...]

                          8
                          • 7

                            [...] Es weht ein kalter Wind über den Sunset Boulevard. Die früheren Filme des Kanadiers neigten zur poetischen Überhöhung. Es war progressives Kino voller Utopien. Hinter jedem Cronenberg-Film steckte eine Vision, ein Blick in die Zukunft, aufgeladen mit Ängsten und Hoffnungen. Er gab den oftmals brutalen und düsteren Filmen erst ihre Menschlichkeit. In „Maps to the Stars“ gibt es keine Utopien, kein „Neues Fleisch“ und keine Hoffnung. Vielleicht ist der Film deshalb so nackt, kühl und trostlos. [...]

                            15
                            • 6
                              über Lucy

                              [...] Der Film hat genug Kanten, an denen man sich schneiden kann. Spätestens beim theologischen Hammerschlag zum Schluss schmerzen die Finger aller Ungläubigen im Saal. Der Light-Science-Action-Mix ist dennoch zu sympathisch, um ignoriert zu werden. Klüger war „The Matrix“ ja auch nicht, religiös verbrämter dagegen schon. „Lucy“ ist heterogener, überraschender, einfach schroffer. Welcher Film verbindet sonst noch eine wahrhaftig emanzipierte Heldin im Kampf gegen das verbrecherische Patriarchat mit der Ambition von Stanley Kubricks „2001 – Odyssee im Weltraum“? [...]

                              7
                                • Auf der Bühne, im Film und im Fernsehen wahrlich eine Gewalt! Happy Birthday, Mr. President! ;-)

                                  1
                                    • 10

                                      Ich habe "The Room" innerhalb eines Jahres sieben mal gesehen. Das nennt man wohl einen Lieblingsfilm. Ich ergebe mich. Es ist nicht so leicht die eigenen Ansprüche zu unterwandern und sich einzugestehen, dass ein Film, der in allen Belangen scheitert, der selbst Dinge vergeigt, die viele instinktiv richtig machen, derlei Faszination ausüben kann und gleichzeitig so lehrreich ist. Es ist zum einen die Art von Film, die man gemeinhin als schlecht bezeichnet; ziellos, unmotiviert, stumpf und bis in den letzten Frame zutiefst frauenfeindlich. Dennoch liegt die eigentliche Stärke des Films in seinem ausgestellten Auteurismus. Viele Trashperlen sind Genrefilme und scheitern an deren (angeblichen) Regeln. "The Room" hat kein Genre als Vorlage. Es ist die reine Kopfgeburt des mysteriösen, vampiresken und unheimlichen Regisseurs, Produzenten, Autors und Hauptdarstellers Tommy Wiseau. "The Room" sehen heißt die Welt durch seine Augen sehen und dabei Hundert Jahre Filmgeschichte hinter sich zu lassen. Kino wie aus Kinderhänden, Film als Therapie: Keine Konventionen, keine Regeln und auch keine Qualität. "The Room" ist der erste und letzte Film.

                                      36
                                      • "Sonse und ihr GIF-Generator - Eine unendliche Leidenschaft" Bewertung: 10/10 <3 :D

                                        6
                                        • 5
                                          • 1
                                            • Ich bezweifle, dass Truffaut eine unkritische Hymne auf die sogenannte Hochkultur (schlimmer Begriff!) im Sinn hatte. "Faust", "Madame Bovary", alles schöne Bücher, aber Kritik an ihnen (damit ist nicht Feuer gemeint) sollte erlaubt sein. Und wer die völlig unkritische Behandlung des z.B. äußerst rassistischen "Robinon Crusoe" anmerkt, der will die Menschen nicht "da abholen, wo sie sind", sondern nur für mehr Teilnehmer_innen im Kulturdiskurs sorgen.

                                              5
                                              • 7
                                                über Boyhood

                                                [...] Die großen filmischen Experimente hat Linklater doch bereits hinter sich (“Waking Life“) und ein „Rumtreiber“ ist er auch schon lange nicht mehr. Ethan Hawke als Avatar des Regisseurs macht diese Veränderung auch in „Boyhood“ deutlich. Hawke hat ab einem bestimmten Punkt im Film einen Schnurrbart, eine neue Frau mit Kind und fährt ein Familienauto anstatt den feschen Zweisitzer. Das Älterwerden, so beeindruckend filmisch es auch in „Boyhood“ vorgeführt wird, macht viele Menschen eben doch ein Stück langweiliger und das gilt leider auch für Richard Linklater selbst.

                                                6
                                                • 5
                                                  • 7 .5

                                                    Emily Blunt ist der "Angel of Verdun". Denn wie einst vor hundert Jahren wird das französische Ländle wieder zur "Blutmühle" von tausenden Menschen. Effektiv besetzt, aber nicht halb so enigmatisch wie die "Full Metal B*tch", stolpert Tom Cruise als sonniges Gesicht der Kriegsmaschinerie in die Geschichte. Arrogant und verschmitzt, reagiert er auf Brendan Gleesons "Call of Duty" und wird dennoch kaltherzig auf den Kriegsschauplatz geworfen. Es wäre natürlich kein Tom-Cruise-Film, wenn der Saulus nicht zum Paulus werden würde. 08/15 ist hier aber allenfalls der Plot. Die Montage ist schon mal ziemlich awesome. Oh ja, und den Gesetzen der sogenannten Awesomeness folgend, inszeniert Action-Virtuose Doug Liman ein Spektakel vom feinsten. Ob nun filmgewordenes Videospiel oder game-infizierte 80er-James-Cameron-Replik, "Edge of Tomorrow" ist so "dark and gritty" wie es die wenigsten Blockbuster sind und dabei so zynisch witzig wie es keiner mehr ist. "All You Need is Kill" schreit bereits der passende Titel von Hiroshi Sakurazakas Vorlage, den die Autoren, dem Mainstream scheinbar schuldig, zumindest versuchen zum gefühligen Beatles-Hit zurück zu dichten, was die Regie wiederum mit schöner Ironie kontert. Die Todesspirale dreht sich nämlich unaufhörlich weiter, reell sowie virtuell. "Edge of Tomorrow" will zwar auf keinen Fall ein Antikriegsfilm sein, aber seine makellos hollywoodeske Überhöhung führt dieses institutionalisierte Massensterben schon sehr genüsslich vor. Da bleibt mir doch gar nichts anderes übrig als mir euphorisch die Rübe wegzuballern. Continue?

                                                    12