lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

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    Zeitweise ist Man of Steel anzuschauen wie zu 300 Zyklen somatischer Neu-Konditionierung in der Phantomzone verurteilt zu werden. Unfreiwillig komisch in seinen Übertreibungen, kurze Zeit später grandios in eben diesen. Wenn völkischer und mörderischer Fascho-Stalinismus auf eine göttliche Macht trifft sind wir voll im theatralischen, ersten großen Superman-Auftritt aus Snyders Perspektive. Hier wird munter zwischen verschiedensten Genre-Elementen geswitcht (Katastrophenfilm, Coming-of-age-Drama, Science-Fiction-Invasion-Film usw.) und in ikonischer Bildsprache verdichtet. Wenn aber bereits nach 90 Minuten dieses ermüdende Prügel-Ballett und Materialschlacht-Gewichse anfängt, das einfach nicht aufhört, verabschiedet sich der Film in seinen öden Michael-Bay-Modus der Unverhältnisbarkeiten.
    6 erstrahlte Jesus-Retter im Himmel.

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    • VHS: Ein Porno, ich weiß aber nicht wie der hieß...

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      • 6 .5
        lieber_tee 10.09.2016, 01:29 Geändert 12.09.2016, 12:55

        Die Schöne und das Biest.
        Das Hai-Horror-Genre dümpelt seit Jahrzehnten zwischen peinlich-kalkulierten Sharknado-Müll und dem Vorzeige-Klassiker „Der weiße Hai“ herum. Der kompetente Handwerker Jaume Collet-Serra schraubt den Mythos des schwimmenden Menschenfressers auf ein Kammerspiel vor der mexikanischen Küste herunter, im Stil von „Black Water“ und „Open Water“. Dabei wird der Hai nicht dämonisiert sondern als eine Naturgewalt dargestellt, in die sich der Mensch versehentlich verirrt hat. Die Bedrohung ist weniger überlebensgroß, sondern einfach nur anwesend.
        Überlebensgroß dagegen ist die Art wie Collet-Serra die Natur in kolorierter Hochglanz-Ästhetik darstellt. Trotz aller Überstilisierung wirkt der Film dabei angenehm rau. Das liegt daran, dass statt übermenschlicher Helden-Männlichkeit hier eine überraschend geerdete Wiederstandfähigkeit einer Surfer-Amazone präsentiert wird, die trotz coolen und planvollen Rambo-Ideen von Blake Lively eindringlich und realitätsnah, un-hysterisch dargestellt wird.
        Der flügellahme, psychologische Unterbau, den sie vom Drehbuch herein-geschrieben bekommt wirkt da fast contra-produktiv, ist einfach nur billig. Denn im Kern geht es im Film um einen rein körperlichen Kampf gegen die Natur. Der Mensch als technologischer GoPro-Fetisch kämpft gegen ein dunkles, kompromissloses, schattenhaftes Tier.
        „Shallows“ ist keine Metapher für den von vielen Kritikern so gern hinein-interpretierte Geschlechterkampf, oder Anlass für eine sexualisierte Männerblick-Phantasie (auch wenn die Kamera genussvoll über den trainierten Körper von der Hauptdarstellerin streichelt), sondern einfach nur ein schnörkelloses B-Movie, das manchmal versucht unter der bewusst ausgewählten Oberflächlichkeit seiner Bilder zu schauen, was ihm aber kaum gelingt. Dafür sind die bekannten Genre-Bausteine des Survival-Dramas zu über-präsent, zu simpel ausgewählt.
        Das Spiel mit der archetypischen Grundsituation einer ausweglosen, verengten Situation beherrscht der Regisseur prima. Passend zum Ort des Geschehens entwickelt sich ein Wellenrhythmus aus Ent- und Beschleunigung der Zeit und des Tempos. Dadurch entsteht eine sanfte Sogwirkung. Die obligatorische Katharsis für den Zuschauer und der Protagonistin wirkt allerdings im sehr kurzen Finale eher überkandidelt, da büßt der Film wegen gesuchten Schauwerten seine Finesse ein.
        6 Badehöschen, die auf halber Popohöhe hängen.

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        • 7 .5
          lieber_tee 09.09.2016, 01:02 Geändert 09.09.2016, 22:17

          Der Skandal um den 1980 erscheinenden SPETTERS war einer der Gründe warum sich Paul Verhoeven wenige Jahre später von seiner Heimat abwandte, nach Hollywood ging, angewidert von der doppelmoralischen Spießigkeit seines Landes.
          Sein Film torpedierte gezielt die damaligen Anstandsregeln. Das im Arbeiterklassenmilieu angesiedelte, ebenso rohe wie feinfühlige Jugendportrait ist frech, frivol und frontal ins Gefühl gefickt. Mit sichtlicher und sinnlicher Lust zeigt der Meister das hemmungslose, wilde Leben, oberflächlich aus Saufen, Sex, Prügeln und harten Bikes bestehend. Und findet zugleich immer wieder sich „echt“ anfühlende, sensible, humorvolle Momente.
          Der damalige Grund des Anstoßes waren mehrere Dinge:
          Die Hauptdarstellerin (Renée Soutendijk) stellt ein durchtriebenes Pommes-Buden-Luder da, das die Beine breit macht, weil es in der damaligen Realität nur so für eine Frau möglich war einen gesellschaftlichen und materiellen Aufstieg zu erlangen.
          Hinzu kamen die explizite Darstellungen von Blow-Jobs und erigierten Schwänzen bei Stricher-Sex und eine anale Massenvergewaltigung. Wenn dann auch noch Letztgenanntes als ein Akt der sexuellen Befreiung gedeutet wird (eine wahrhaftig zwiespältige Auflösung) wurde es selbst den sonst so frei-denkenden Sittenwächtern Hollands zu Bund. Besonders deshalb, weil in dem Kontext gleich auch noch ein Bild von Schwulenhassern gezeigt wird, die auf Homosexuelle Jagd machen. Das alles passte in das damalige Bild eines sich politisch und sexuell tolerant gebenden Landes so gar nicht.
          Dabei schafft es Verhoeven, trotz überdeutlicher Freizügigkeit, immer wieder eben nicht in schmierigen Sleaze und Sexismus abzudriften. Seine Begabung liegt darin (wie auch in seinen US-Filmen) provozierende Elemente des Exploitation-Kinos in den Mainstream zu transportieren ohne die Figuren vor zu führen.
          „Spetters“ ist da ein sehr typischer Film des Regisseurs.
          Grenzkino das empathisch, mitreißend und lebendig ist.
          7, 5 Dosen Hundefutter von Fritten-Franzi serviert.

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          • 2 .5
            lieber_tee 08.09.2016, 09:04 Geändert 08.09.2016, 14:22

            Die Ice-Age Serie war nie ganz großes Animations-Kino, hatte aber (auch in seinen Fortsetzungen) ein gewisses Gefühl des Herzens unter all seinen (oft bescheidenen) Witzen, bot Momente des ausgelassenen Humors. Seine grellen Eskapaden fanden immer irgendwo noch etwas Charme.
            Der fünfte Eintrag in das Franchise hat davon gar nichts mehr.
            Ist nur noch eine laute, faule Show aus dem Rechner, wo das Lachen und seine Zielgruppe auf zynische, lieblose Weise ausnutzt wird. Ist ein überdimensionierter, overbudgetierter Mischmasch aus halbgaren Gags, Furzwitzen und unoriginellen Slapstick. Ist eine Nummernrevue aus abgehalfterten Ideen, die man kaum noch als Ideen bezeichnen kann.
            Die armen Kleinkinder, die so selig in der Merchandising-Bettwäsche bereits eingewickelt sind, werden es wahrscheinlich lieben. Die Eltern ertragen dieses Kassengrab ihres Nachwuchses zu liebe oder machen ein Nickerchen für 90 Minuten.
            Es ist echt Zeit dieses Franchise auf Eis zu legen.
            2,5 Mammuts, die sich bücken um ihren Allerwertesten zu zeigen, ach wie lustig...

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            • 3
              lieber_tee 07.09.2016, 10:41 Geändert 08.09.2016, 14:28

              Jede (Film-) Generation bekommt eine Tarzan-Verfilmung die sie verdient.
              „Legend“ ist die mit viel (digitalen) Aufwand versehene Live-Action-Version von Afrikas berühmtesten Sohn, ein Versuch ihn für das heutige Blockbuster-Kino zu aktualisieren. Der ursprüngliche Tarzan-Gründungsmythos wird schnell mit fahrigen Rückblenden abgearbeitet, so das der Afrika-Versteher (als ein Art Lord-Greystoke-Sequel) die Ureinwohner seines Landes aus ihre Sklaverei befreien darf. Denn die Belgier beuten den Kongo niederträchtig aus. Da muss erst mal ein Waschbrett-gerippter, adeliger Affenmann daherkommen um den immer-bösen Waltz die Leviten zu lesen.
              Vielleicht steckt in der Grundidee, dem ursprünglich recht käsigen Allmacht-Gebilde um einen hellhäutigen Superheld in der grünen Pampa, der mit Tieren sprechen kann und Schwerkraft-befreit durch den Dschungel fliegt, eine anti-koloniale Aussage unterzujubeln, eine Finesse. Das was aber Regisseur David Yates letztlich präsentiert ist ein teilweise furchtbar fahrig erzählter Weißer-Retter-Film, der in plakativen Pathos, künstlicher Oberflächlichkeit versinkt. Die Schauspieler agieren dabei so saftlos wie das Drehbuch. Margot Robbie ist eine pseudo-selbstbewusste Braut mit Fick-mich-Blick, Alexander Skarsgård die beschnüffelnde Potenz von charakterloser Männlichkeit, Christoph Waltz macht wieder einen auf Hans Landa und Samuel L. Jackson wird zu einem humorigen Stichwortgeber degradiert.
              Falsch positionierte Kameras, unelegante Montage, oft enttäuschend matschige Computer-Effekte, Ethno-Kitsch und eine letztlich dann zu wenig differenzierte Sichtweise auf Afrika machen den Film zu ein seltsam freudloses, klobiges Schauwert-Erlebnis, das zu dem verregneten (Früh-) Sommer 2016 in Deutschland passt.
              3-mal aus voller Kehle jodeln, oder auch nicht.

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              • 6

                Wenn man es schafft diesen Film NICHT mit dem Original zu vergleichen, sondern als mehr oder weniger eigenständiges Werk zu konsumieren, dann gewinnt er.
                Len Wiseman inszeniert die „Wie wirklich ist die Wirklichkeit“-Thematik wie einen über die Stränge schlagenden, geilen Besuch in einem Thai-Bordell auf Underworld-Betriebstemperatur. In wuseliger Blade-Runner-Stimmung wird Widerstand gegen eine brutale britische Kolonialpolitik als rasantes, paranoides Verfolgungskino im Agenten-Modus erzählt, mit einigen famosen Actionszenen. Was an Optik und Tempo stimmt geht auf Kosten der Figurenzeichnung und ist mit einem muffigen frauenfeindlichen Bild durchzogen. Aber so als Quickie, der teuer aussieht und einiges an Schauwerten zu bieten hat, funktioniert „Total Recall“ tadellos.
                6-mal die Eheprobleme mit zur Arbeit nehmen.

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                • 5 .5
                  lieber_tee 05.09.2016, 17:50 Geändert 05.09.2016, 22:19

                  Action-Rentner bei der Blutentnahme, die ihre Phobie, das sie bald zum alten Eisen gehören, damit kompensieren selbstmörderische Tendenzen zu entwickeln. Denn Alter ist nur etwas mentales, wenn man es mit Hormonen und Steroiden kompensieren kann. So plustern sich die Oldies nun schon das dritte mal ordentlich auf, latent verjüngt mit Jungspunds, die noch Flusen am Sack haben. Unter dem Motto "rein und nie wieder raus" gibt es eine nicht sonderlich clevere und mit PG-13 zensierte Scharmversion des 80er Jahre Männlichkeitskinos, die den vergangen Ruhm der vergangen Zeit humorvoll anspricht, handwerklich aber nur eine solide Variation des B-Action-Kinos im neuzeitigen Blockbuster-Gewand ist.
                  Blöd aber ok.
                  5,5 Punkte, weil Volltrottel auch Freunde brauchen.

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                  • 5
                    lieber_tee 05.09.2016, 17:48 Geändert 05.09.2016, 17:51

                    „Blute in Frieden.“
                    Mit dem künstlerischen Retro-Ansatz das 80er Jahre Körperkino abzufeiern, eine Art Hommage zu sein, hat Expendables 2 wenig zu tun. Es reicht nicht ein paar Ikonen des vergangenen Kinos grenz-debil in die Kamera Sprüche kloppen zu lassen. Der Streifen ist nicht mehr (oder weniger) ein generischer B-Actioner der Neuzeit, so stumpf wie man ihn aus der Direct to Demand-Grabbelkiste kennt, nur mit einem höheren Budget. Mit digitalen Blutspritzern und übertriebener Brutalität werden spaßig böse Buben zermalmt, penetrant überheblich wird die hedonistische Gewalt-Seligkeit gefeiert. Mit Onelinern, die in ihrer Blödheit passgenau der Hau-drauf-Geschichte angepasst werden prügelt und ballert sich eine Psychogang aus dreckigen Kötern durch den Ostblock, mit marginaler Frischzellenkur erweitert. Fleißig werden die männlichen Statussymbole am Kolben gerieben bis die geriatrische Reha-Selbstgefälligkeit nahezu als Selbstparodie mit dem Rollstuhl weggeschoben wird. Das hat keine Finesse. Die Zurschaustellung von altem Eisen, das angeblich nicht rostet aber dann in ihrer Selbstbeweihräucherung doch keinen Dampf hat, nervt besonders zum Ende hin, allerdings so als 08/15 Actionbrett, wo einem ins Hirn gefurzt wird, ist er ok.
                    5mal das Messer ins Herz treten.

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                    • 6

                      Bemüht ranziger und rotziger B-Actioner mit dem Produktionsvolumen eines A-Films. Männlich-narzisstisch, mit dicken Eiern inszeniert, soll „Expendables“ ein Spagat zwischen Selbstverarschung, Selbstbeweihräucherung und Selbstparodie sein, irgendwie als Hommage an das 80er Jahre Hau-drauf-Körperkino funktionieren. Und überraschender Weise tut der Film das in seinen besten Momenten, hat aber auch genügend Szenen, die selbst für diese vergangenen Form von Old-school-Kino zu doof sind und in Damals-war-alles-besser-Weinerlichkeit verrecken.
                      6 Vorruhestandlösungen mit Gewalt.

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                      • 6
                        lieber_tee 04.09.2016, 15:02 Geändert 04.09.2016, 23:31

                        SPOILER!!!
                        Amenábars psychologischer Horrorfilm erzählt aus der Perspektive eines nüchternen Ermittlers, das die umstrittene Regression-Therapie Unbewusstes zu Tage befördert, diese Erinnerungen aber oft nur das sind was der Behandelte hören will. Das wird clever mit einem Plot um die Existenz von satanischen Kulte in den 90ern der USA verwoben. In trostlosen, nasskalten Bildern findet eine paranoide Suche nach der Wahrheit statt. Sinnliches und Übersinnliches wird ständig in der Schwebe gehalten. Fast den gesamten Film lang lässt uns der Regisseur im Unklaren, jeder neue Fakt sät neue Zweifel ob die Geschehnisse glaubhaft sind, oder aus einer (Massen-) Panik entstehen. Dabei arbeite der Film überraschend schlau mit der Wahrnehmung und Erwartung des Betrachters. Er transportiert die thematisierten Ängste mit bewusst archetypischen Motiven und Bildern des Genrefilms, die in unserer Kultur (Vorstellung vom Teufel, Gestalten mit Kapuzen usw.) verankert sind. So erschafft der Zuschauer, wie auch der Ermittler, seine selbst konstruierte (Genre-Film-) Realität. Am Ende werden die monströsen Wahngebilde aufgelöst, jeglicher gruseligen Ausstrahlung beraubt, bewusst entmystifiziert. Der Erklärbär lässt keine Fragen offen und entlarvt die Massenpsychose um den satanischen Missbrauch als irrealen Mythos. Das mag vielleicht stimmen, dabei bleibt aber zwiespältig, dass die dokumentierten Einzelschicksale dieser Zeit, ihre tiefe Traumatisierung, als banale Einbildung bzw. Lüge trivialisiert werden.
                        6 Babys fressen.

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                        • 6

                          „Rache“ fängst da an wo vergleichbare Rape-and-Revenge-Filme aufhören. Der Teil in dem hübsche Mädchen als Entführungsopfer genüsslich gefoltert und vergewaltigt werden spart der Film aus. Nach dem die Protagonistin Eve sich vom Ort ihres Martyriums befreien kann ruft sie NICHT die Polizei. Sie hat stattdessen einen, für den Zuschauer krude anmutenden, Drang die anderen Opfer aus den Händen des Psychopathen zu befreien. Die Motivationen für dieses absurde Verhalten sind nicht irgendwelche pseudo-feministische Drehbuchphantasien von einem sexualisierten Racheengel der den Männern ihren Schwanz abschneiden will. Nach und nach wird deutlich, dass es um eine Schuldfrage geht, die sich in eingeschnittenen, kurzen Rückblenden offenbart. Das mag als psychologisches Fundament vielleicht etwas konstruiert wirken, ist aber auch nicht dämlicher als in vergleichbaren Produktionen. Und erzeugt einen überraschenden Thrill, der sich eben nicht auf das erwartungsgemäße Zerstückeln von bösen Buben reduziert. Die nach Erlösung strebende Eve wird dabei überzeugend von der mir unbekannten Tina Ivlev verkörpert, die es mit Blicken schafft ihre Verzweiflung zu offenbaren.
                          Der Film unterläuft gerne die Erwartungen des Zuschauers, spielt mit der bekannten Rollenumkehr von Opfer und Täter und schafft es dabei nicht nur zu einer blutrünstigen Nummernrevue zu verkommen. Denn hinter der Gewaltspirale lauert nicht das Zelebrieren von Torture-Porn sondern ein abgründiger Verschwörungsplot, der mit eleganten Bildern des modernen Exploitation-Kinos erzählt wird.
                          6 Frühstücksflocken für den kleinen Zwerg.

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                            lieber_tee 03.09.2016, 11:55 Geändert 03.09.2016, 18:07

                            Mal 'ne Woche Auszeit vom Großstadtstress nehmen und auf einer Urlaubsinsel 'ne Safari buchen um frei-lebende Untote abzuballern...Die Zombie-Apokalypse als After-Show-Party auf einer kanarischen Insel, da geht der absolute Nerd-Traum in Erfüllung, denn wer will nicht gefahrenlos den Kopf von Monstern wegpusten.
                            Ein Themenpark wo Urlauber Untote jagen ist eine durchaus originelle Erweiterung der Jurassic Park und Westworld- Prämisse und dient als Rahmen für marginale Gesellschaftskritik. Etwas was den heutigen Zombiefilmen, im Vergleich zu denen aus den 70ern und 80ern, sonst völlig abgeht. Die fiese Allegorie über den perversen Umgang mit der Flüchtlingskrise und Vermarktung von Apokalypsen hat eine angenehm giftige Note.
                            Filmemacher Steve Barker schafft aus seinem mittelmäßigen Budget einen optisch reizvollen Film zu machen, den Themenpark wirklich wie einen Themenpark wirken zu lassen. Das Problem mit dem Rezort ist, dass der Streifen mit seiner großen Prämisse nicht mithalten kann, denn die gesamte Geschichte läuft viel zu banal und vorhersehbar ab. Das-Sabotage-Element ist zu leicht durchschaubar, die Figuren sind Abziehbilder von Klischees und mehr als das übliche Walking-Dead-Gemansche gibt es nicht zu bestaunen.
                            Trotzdem bleibt der Film wegen seinen feinen Nuancen von Niveau eine angenehme Überraschung im untoten Heim-Kino-Markt.
                            6-mal nachladen.

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                            • 6

                              Sich in der Trostlosigkeit zweier White-Trash-Brüder suhlendes Depri-Krimi-Drama aus Belgien. Ein Art Anti-Weihnachtsfilm, der die familiäre Blutlinie als einen Strudel in den Abgrund beschreibt, weil sie von falsch verstandener Geschwisterliebe und primitiver Männlichkeit geprägt ist. In Bildern erzählt, die eine neon-vernebelte Andersartigkeit besitzen und damit der triste Verlierer-Geschichte von bildungsfernen und klein-kriminellen Außenseitern einen stumpfen Beat geben. Das Drehbuch schreibt allerdings den beiden Protagonisten etwas zu viel Tumbheit in ihre Gesichter, die auch von den Schauspielern stoisch reflektiert wird.
                              Der Film ist eine bittere Pille, die besonders zum Ende hin schwer zu schlucken ist. Der tragische Abgesang vom Traum auf ein normales Spießerleben hat mich allerdings nie wirklich berührt, dafür konnte ich nicht genügend Empathie für die beiden Deppen aufbringen, als Debüt ist der Film aber beachtlich.
                              6-mal den Dreck von der Straße in der Autowaschanlage abwaschen.

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                                lieber_tee 02.09.2016, 10:15 Geändert 05.09.2016, 18:36

                                Dieser vierte bzw. fünfte Franchise-Eintrag soll beweisen, dass nur das Duo Damon und Greengrass ihr Produkt perfekt beherrschen.
                                Eingebunden in eine grimmige Post-Snowden-Realität werden digitale Datenschutzfragen im Social-Media-Bereich und aktuelle politische Krisenherde (Griechenland) als Fassade für effizientes Geschwindigkeits-Kino benutzt. Jasons familiäre Vergangenheit dient als emotionale Grundlage für Rache, die mit der Maske des Stoizismus durchgezogen wird. Handwerklich vermittelt „Bourne 4“ ein spürbares Gefühl der Dringlichkeit und Getriebenheit, dazu muss die Kamera und der Schnitt bekannter Weise unter der Parkinson-Krankheit leiden. Inhaltlich und formal sind alle Elemente des Nonstop-Nervenkitzels aus der Gründungs-Trilogie vorhanden, aber die Schlauheit eines originellen Konzeptes fehlt. Wie ein the-best-of aus den Vorgängern wird mit reichhaltigen Budget von einem Action-Set zum nächsten gesprungen, narrativ oft unplausibel aber immer voll auf die Neune. Geerdet ist das dann zum Ende gar nicht mehr. Um möglichst spektakulär zu sein, gibt es nur noch die Flucht nach vorne, in eine Over-the-Top-Vegas-Verfolgungsjagd im Fast & Furious-Style.
                                Dank seiner zweifelslos straffen Konstruktion bewegt sich dieser Teil auf vertrautem Terrain der Markentreue, ist aber letztlich völlig überflüssig, da er der Vorgabe keine neuen Akzente gibt.
                                5 mal in die linke Hand schießen.

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                                  lieber_tee 01.09.2016, 22:42 Geändert 03.09.2016, 18:10

                                  Kinderbettwäschehelden für die nächste Generation.
                                  Ein weiterer Schildkröten-Film aus der Michael-Bay-Schmiede, der ohne Finesse seinen ursprünglichen Geist der Cartoon-Vorlagen in die bequemen Sessel-Ritzen des neugeistigen Bum-Bum-Blockbuster-Kinos furzt. Um die Weltherrschaft eines zerkauten Kaugummis Einhalt zu geben müssen diesmal innerbetriebliche Streitereien und äußerliche Xenophobie überwunden werden. Im Hedonisten-Krawall gibt es ein paar hübsch animierte Actionsequenzen und viel Kindergartenpupshumor zu begaffen. Die blassen, menschlichen Figuren bleiben Stichwortgeber für eine CGI-Mutanten-Leistungsshow, die immer noch wie der kleine, krakeelende Bruder von den Transformers wirkt.
                                  Die Pizza wohlwollend in 5 Häppchen aufteilen.

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                                    Das Gelungene am ersten Teil war, das er es geschafft hat maximalen Grusel mit minimalen Mitteln zu erzeugen, auch wenn er dazu in die Mottenkisten des Schock- und Schauerkinos greifen musste. „Conjuring 2“ ist anzurechnen, das er nicht in den Wahn verfällt um jeden Preis den Vorgänger übertreffen zu müssen. Einfachheit und Eleganz von bekannten Suspense und Jump-Scare-Stilmitteln stehen weiterhin im Vordergrund.
                                    An die „reale“ Geschichte der 1977er Enfield-Poltergeist-Legende orientierend, ein Art Amityville im Vorort-England, schafft es Regisseur James Wan Ängste wirksam zu bebildern, scharfe, kurze Schocks zu servieren, unterstützt von einer hervorragenden Kameraarbeit und einem solide bis gut aufspielenden Ensemble. Allerdings sind diesmal die beängstigenden Momente nicht sonderlich frisch. Sie leiden darunter, dass diese Form von Mainstream-Horrorkino seinen Zenit überschritten hat. Stilvoll aber etwas zu glatt und mit einer Laufzeit von über 2 Stunden mindestens eine halbe Stunde zu lang geworden, gibt es eine viel zu früh verratene, ziemlich käsige Marylin-Manson-Nonne als dämonische Präsenz zu bestaunen. Und wenn am Ende dann zu kitschiger Herzschmerzmusik die Warrens in ihrer ehelichen Liebe dahinschmelzen ist das leider eher unfreiwillig komisch.
                                    So ruht sich im Gesamteindruck der Streifen bequem auf den morschen Holzdielen des Spukhaus-Genres aus, knarrt und splittert dabei ein wenig. Grob gesagt, „Conjuring 2“ erfüllt mehr als das er enttäuscht.
                                    5 Zahnprothesen im Keller.

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                                    • 6

                                      Ein junger amerikanischer Arzt arbeitet in Laos voller Hoffnung, Ehrgeiz und mit dem Willen Veränderungen zu schaffen und wird von der Polizei verfolgt, nachdem er versehentlich einen Mann tötet, der ein junges Mädchen vergewaltigt.
                                      Der klassische Thriller folgt eher Höhepunktlos aber straff der Prämisse "Ein Mann auf der Flucht“, geht darüber aber nie hinaus, weil er nicht vollständig unter der Oberfläche seines Protagonisten schaut. Hauptdarsteller Rossif Sutherland hat eine überwältigende Präsenz. Seine Verzweiflung ist spürbar, sein Körper spricht von seelischer Ausmergelung. Aber was in ihm vor sich geht, außer die Angst erwischt zu werden, welches moralische Dilemma ein Helfer hat der nicht helfen kann und sogar eine (mögliche) Straftat begeht wird nicht wirklich ersichtlich. Die Unmittelbarkeit der Erzählung ist eher unter-komplex.
                                      Wohlwollend kann interpretiert werden, das im Ort der Handlung, Laos, der Erbe des Kolonialismus, die Kriege widerhallen. Dass der Arzt als Privilegierter das Richtige tun will aber durch eine zwiespältige Tat seinen weißen Retter-Status verliert und in eine existenzielle sowie körperliche Krise rutscht um am Ende eine mögliche Läuterung zu erfahren.
                                      Dabei ist das asiatische Land hier der wirkliche Hauptdarsteller. Fast wie ein Charakter, der das Leiden des Protagonisten widerspiegelt. Hier findet „River“ auch seine Stärke. Denn wie Debütant Jamie M. Dagg das Land inszeniert, schwitzend, treibend, hektisch, chaotisch ist nicht nur für Fans von Fernreisen faszinierend. Und er bleibt dabei immer in einem akzeptablen Rahmen, wird nie zu reißerisch, hat keine ethnozentristische Perspektive, eher eine dokumentarische.
                                      6 schmale Boote auf dem Mekong.

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                                        lieber_tee 29.08.2016, 00:26 Geändert 29.08.2016, 00:31

                                        Dem Gesetz der kommerziellen Ausbeutung folgend, musste das überraschend erfolgreiche Heist-Movie um eine kriminelle Robin-Hood-Superhelden-Illusionisten-Bande aus dem Jahr 2013 natürlich fortgesetzt werden. Der bekannten Twist-and-Turn-Dramaturgie folgend sind die magischen Tricks noch aufwendiger und flotter, der Chip-Karten-Raub bekommt einen ausgelutschten medialen Datenmissbrauch-Bezug. Das charismatische Ensemble wirkt dabei engagiert und lebendig, was vom Drehbuch und von der Inszenierung leider nicht behauptet werden kann. Die freche Albernheit seines Vorgängers wird zu einer affektierten, verworrenen und lächerlichen Angelegenheit. Die neugierige Frage bei Zaubertricks „Wie haben sie die das nur gemacht?" weicht der Frage „Wann ist das endlich vorbei?“. Uninspiriert wird Logik- und Physik-befreiter Hedonismus gefeiert. Der Film offenbar noch mehr als sein Vorgänger seine unfassbar dämliche Grundprämisse, ist nur noch ein trauriges Beispiel von Kino, das nach Hybris und Bewunderung giert.
                                        Versucht euch mal an diesen Streifen ein paar Tage später zu erinnern, ihr werdet feststellen, dass er wie von Zauberhand aus dem Gedächtnis verschwunden ist. Er passt genau in die lange Liste der unbeschwerten Nichtigkeiten vieler überflüssigen Fortsetzungen.
                                        4 Fruchtwasserkollegen mit Bauch-Aua.

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                                          lieber_tee 28.08.2016, 11:01 Geändert 28.08.2016, 12:43

                                          „Du bist halb Maschine, halb Pussy!“
                                          Fick die Henne, was für ein abgefahrener Streifen.
                                          HARDCORE HENRY ist die mit Adrenalin hoch-geschwängerte Action-Version von „Crank“, ein visuelles Spektakel in 100%iger Egoperspektive. Den kompletten Film lang schaut der Zuschauer durch die Augen des Protagonisten und tötet mit seinem Waffenarsenal und bloßen Händen. Die fischäugige POV-Perspektive garantiert hohe visuelle Vitalität, wird mit unfassbar zynischen und brutalen Gimmicks noch verstärkt. Dabei orientiert sich der Film über-offensichtlich an First-Person-Shooter (z.B. CALL OF DUTY) und an Musikvideos (z.B. Prodigys "Smack My Bitch Up"). Raum für eine sinnhafte Geschichte oder Charakterisierung gibt es nicht. Die schmalen Striche um irgendwelche Cybertech-Kampf-Klone sind nur dafür da um in Pseudo-Echtzeit den Protagonisten (und Zuschauer) herumzuwirbeln, halsbrecherische Stunts zu generieren. Die Kamera hetzt durch körper-zerfetzenden Nahkämpfe, findet absurde Perspektiven in bleihaltigen Schießereien. Bei diesem Hochgeschwindigkeitszug aus Wackel-Kamera, Montage-Gewitter, aufgehobenen physikalischen Gesetzen und satirisch übersp(r)itzer Gewalt muss der Betrachter seine Klöten festhalten um den Würgereflex zu unterbinden. Sonst hat er keine Chance und greift zur Kotztüte.
                                          Eigentlich ist „Henry“ gar kein Film im herkömmlichen Sinne, sondern ein 90 minütiger, epileptischer Sinnesrausch, den es so in dieser reinen Form bislang in der Filmgeschichte nicht gab. Und dafür zolle ich dem russische Newcomer Ilya Naishuller meinen Respekt. Mit welch einer Radikalität er dieses High-End-Konzept an den Mann bringt und dabei gerne auch noch das Genrekino (und auch Videospiele) ad absurdum führt ist herrlich draufgängerisch. Da kann ich durchaus akzeptieren, dass solch eine Form von Kreislauf-Booster-Kino erzählerisch eine Null-Nummer ist und nur den puren, reduzierten Adrenalin-Kick sucht.
                                          7-mal an die Titten klopfen.

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                                            lieber_tee 27.08.2016, 17:36 Geändert 28.08.2016, 00:36

                                            Ein gewinnender Film über den Verlust.
                                            Regisseur Alfonso Gomez-Rejon baut einen glänzenden Schrein für jugendlichen Narzissmus auf. Der Titel benennt das bereits. Denn der Esel nennt sich immer zuerst. Ob gewollt oder nicht, der Film sucht konsequent die selbstbezogene Perspektive und erzählt über eine Adoleszenz, die von unreifer Ich-Verliebtheit geprägt ist.
                                            Nicht ohne Grund konnte ICH und Earl und das sterbende Mädchen beim Sundance-Festival den Publikumspreis und Großen Preis der Jury einheimsen. Die Indie-Dramedy erfüllt alle Kriterien, die bei dieser narzisstischen Veranstaltung so beliebt sind. Mit süßlicher Niedlichkeit, dosierter Tragik, knetig-popkulturellen Filmverweisen und arthausiger Inszenierung wird eine Coming-of-Age-Geschichte eines Nagetier-gesichtigen Trottels an der High-School erzählt, der sein Nerdsein feiert und durch das Sterben eines hübschen jungen Girls den „Ernst“ des Lebens kennenlernt. Er will so gerne unsichtbar sein um im High-School-Krieg zu überleben, wird aber sichtbar und muss sein Bündel an Pubertät-Neurosen loswerden.
                                            Irgendwo zwischen 80er Jahre John Hughes-Jugendbetrachtung, Wes Anderson-Kunstkino und zeitgenössischem Adoleszenz-Kino wird der Zuschauer mit bekannten Klischees des Genres konfrontiert. Der Protagonist baut eine Mauer aus Ironie um sich auf, fühlt sich in seiner Distanz zum Leben wohl. Um diese Distanz zu überwinden braucht es den „magischen Neger“ Earl und das „Manic-Pixie-Dream-Girl“, hier ein ästhetisches Leukämie-Mädchen. Beide scheinen im Film nur deshalb zu existieren um den weißen Protagonisten bei seiner spirituellen und selbst erfahrenden Reise zu unterstützen.
                                            Allerdings ist der Film exakt und ohne Brüche ausschließlich aus dieser egoistischen Sicht gefilmt, wie es der Titel schon suggeriert. Die stereotypen Figuren und Ereignisse sind Auslöser für eine Wesensveränderung, sind filmische Stilmittel für die Reifung des Jungen. Sicherlich kann darüber nachgedacht werden ob es wirklich notwendig war, diese Veränderung mit Themen wie Krebs, Dahin-siechen und einem Farbigen der aus einer „härteren“ Nachbarschaft kommt zu katalysieren und ob nicht hier eher geschmacklos Tabu-Themen instrumentalisiert werden. Aber die Sicht des Hauptdarstellers ist nun mal begrenzt, vielleicht auch die des Filmemachers…
                                            Trotz aller legitimen Kritikpunkte muss ich zugeben, dass mich der Film berührt hat. Denn Gomez-Rejon leicht sardonische und doch sensibel erzählte Geschichte einer Geek-Freundschaft hat eine emotionale Sogwirkung, ist oftmals unwiderstehlich. Die Taschentuch-Momente sind wohldosiert, der Humor launisch und immer wieder zucken Blitze der Originalität durch den Streifen, geschickt wird mit Witz und Herzschmerz jongliert. Ich mochte die liebenswerte Schrulligkeit aller Figuren, die ironische Distanz und tiefe Traurigkeit, die den Film umgibt. Letztlich schafft er es dann doch bei mir darüber nachzudenken, dass ein Verlust auch ein Gewinn sein kann.
                                            7 Amateurfilme in der Krebs-Station.

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                                              lieber_tee 27.08.2016, 10:35 Geändert 27.08.2016, 10:41
                                              über Starve

                                              Das Motiv des Hungers beschwört beim Betrachter entweder fiese Bilder verformter Kinder aus den Drittländer-Nachrichten oder ist ein Nebenstrang in Zombie-Apokalypsen und Kannibalen-Filmen. Bei Eltern vielleicht auch noch das Trauma von kleinen Kackern, die endlos vor sich hin quengeln…
                                              Es könnte allerdings auch eine Motivation sein sich mit versteckter Angst, Kontroll- und Moralverlust vieler Menschen auseinanderzusetzen, wenn das grundlegende Bedürfnis zu Essen unterbunden wird. Im Prinzip basiert die gesamte Konzeption des Ultra-C-Regisseurs Gruff Fürst auf dieser Thematik. Die zunächst angesprochene urbane Legende um in Senklöchern verwilderter Kinder wird nicht weiter verfolgt, stattdessen wird auf mäßig-kreativer Art und Weise ein Torture-Porn-Szenario in einer verfallenen Schule aufgebaut, wo sich die in Käfig eingesperrten Insassen für Pommes und Hamburger gegenseitig die Birne einschlagen müssen, protegiert von einem verpustelten Monster und einem Irren an der Konsole. Die Low-Budget-Produktion trollt sich durch die üblichen ausgetretenen Pfade aus Splatter, Catfights und primitiver Gewalt, sondert dazu diätreduzierte Dialoge ab. Gigantische Handlungslöcher werden mit einer endlosen Reihe an Kampfszenen gefüllt, die durchtrainierten (und nicht verhungert wirkenden) Figuren mit ihren perlweißen Zähnen sind einem dabei scheiß-egal. Dieser Dünnpfiff an niederen Unterhaltungszweck kann mit seiner Verzweiflung der Protagonisten sowohl formal als auch inhaltlich nix anfangen, macht sie nie spürbar und rettet sich stattdessen in Blut und Gedärm.
                                              Für den genre-dementen Video-on-Demand -Markt ausgekotzte Hungerspiele.
                                              2,5 Buletten in ranzigem Öl frittiert.

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                                                lieber_tee 26.08.2016, 20:24 Geändert 26.08.2016, 20:32

                                                Wenn ich so manche US-Kritiken lese, die dieser Komödie ernsthafter Weise eine emanzipatorisch-feministische Kraft zuordnet, das nicht nur auf „Dralle-Hintern-Gags“ gemacht wird, dann frage ich mich welchen Film ich gesehen habe.
                                                Unter dem Motto „Humor ist, wenn man trotzdem lacht“ ist „Spy“ wieder nur die übliche Fäkalien-Witz-Grütze aus den USA. Eine nervige Fette-Mädchen-James-Bond-Parodie, die Action und Humor unter dem Klodeckel der Vulgarität herunter spült. Simple Übergewicht-Kalauer werden mit platten Geschlechter-Zoten gepaart, Rollen-Stereotype sollen mit dem Holzhammer verprügelt werden. Hier sind Worte die Waffen, geballert wird mit Sprachdurchfall, so lange bis der Letzte über diese dreiste Dummheit lachen muss.
                                                McCarthy macht ihre Sache ok, manch ihrer verbalen Judorollen haben mich zum Lachen gebracht. Aber zunehmend wird sie so penetrant in den Mittelpunkt gestellt, dass ihre glaubhafte Verletzlichkeit und ihr Scharfsinn verloren geht und sie nur noch würdelos durch einen auf Arsch-Humor machenden Unsinn taumelt, dabei eigentlich alle weiblichen Rollen- und Körperklischees bestätigt, statt sie rebellisch zu torpedieren.
                                                Nein, hier werden nicht irgendwelche Erwartungen gegen den Strich gebürstet. Der überlange Film ist nicht nur in seinen lustlos inszenierten Actionszenen eine ermüdende Nummernrevue, auch das angeblich subversive Potential bleibt im Wohlfühl-Popo stecken.
                                                „Spy“ ist eine redundante Kloakencomedy, wie sie zu Hauf durch das aktuelle Mainstream-Kino wabbert. Viele klatschen vor Begeisterung auf ihre Schenkel, feinsinniger Humor wird dabei hemmungslos zerquetscht.
                                                3,5-mal im Zement stecken bleiben.

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                                                  Basierend auf dem beliebten, bereits mit langer Laufzeit versehenden Sony-Computer-Spiel- Franchise kommt Ratchet & Clank rechtzeitig um einen Konsole-Neustart zu promoten. Der Film ist im Grunde eine Nacherzählung des ersten R & C - Videospiels und verbindet Elemente von "Star Wars", "Transfomers" und "Die Unglaublichen" zu einer Science-Fiction-Karikatur. Wohl als familienfreundlicher Kinder-Spaß gedacht, so locker und wendig daherkommend, ist das Endergebnis eine Zumutung. Eine schamlose 90-Minütige Ausbeutung in dem eine fade Geschichte erzählt wird, die selbst Kindergartenkinder peinlich berührt in der Nase popeln lässt. Lebloses, lautes Recycling abgestandener Ideen in fetten 3D. Ein Film von Kommerz-Controllern.
                                                  2,5 galaktische Katastrophen.

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                                                    Wer kennt eigentlich noch die „Peanuts“?
                                                    Ich bin mit dem sympathischen Neurotiker Charlie Brown und seinen eigensinnigen Freunden aufgewachsen, habe die leicht philosophisch angehauchten Strips geliebt. Die heutigen jungen Leute können mit dieser Art der „erwachsenen“ Kinderbetrachtung vielleicht nicht so viel anfangen. Das haben sich wohl die Macher des Kinofilms auch gedacht und nach einer Brücke zwischen dem alten und einem neuen Charlie gesucht.
                                                    Der animierte Stil und die philosophische Haltung ist oftmals dem Comic- und Zeichentrickfilm-Vorbildern nachempfunden und wurde zugleich modernisiert. Was hier actionorientiertes, plastisches 3D und poppige Mainstreammusik mit Tanzeinlagen bedeutet. Der episodisch gehaltene Film enthält dabei viele Elemente und bekannte Gags aus den Originalen an denen der Erfinder Schulz beteiligt war. Die Geschichte vom „Loser“ Charlie um die Freundschaft (oder mehr) mit einem vermeintlich unerreichbaren, schönen Mädchen, konzentriert sich auf die klassischen Themen wie jugendliche Angst, Selbstzweifel, Liebe, Scham und Phantasie. Eingestreut werden immer wieder Actionszenen, wie z.B. Snoopys Traumreisen als Flieger-Ass. Diese Elemente haben aber wenig Tiefe, sind wohl als Anbiederung an das heutige Zielpublikum zu verstehen.
                                                    Im Kern bleibt das eher für Hyperaktiv-Animations-Kino bekannte Blue-Sky-Studio aber der sanft-ironischen Stimmung der Original-Vorlagen treu. Weitaus weniger hektisch als erwartet schaffen sie einen Spagat aus nostalgischer Melancholie für ein erwachsenes Publikum und holen zugleich zappelnde „Ice Age“-Fans ab, finden immer wieder bezaubernde Momente.
                                                    6 Hundehütten und ein halber Knochen, die den roten Baron jagen.

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