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Alle Kommentare von lieber_tee
„Nette Kerle sind das Letzte!“
Durch den Abgang von Richard Donner und dem Zugang von Richard Lester wurde der Niedergang der Reihe besiegelt. Jeglicher Ansatz einer respektvollen, tiefer-gehenden Auseinandersetzung mit dem Superman-Mythos wird ersetzt mit noch mehr Slapstick und quatschiger Übertreibungen um das Helden-Image der Figur komplett zu dekonstruieren.
„Supermann III“ ist absoluter Popcorn-Nonsens mit hübschen Schauwerten aber ohne Interesse an den Figuren. Weder der Einsatz des afroamerikanischen Stand-Up-Comedian Richard Pryor, mit seinen groben, lächerlichen Witzen, noch die müde Lex Luthor-Kopie von Robert Vaughn überzeugen, nerven mehr als das sie komisch wirken. Eingebunden in die Phobien vor der zunehmende Technologisierung in den 80ern (Computerkriminalität, Ölkrise, chemische Industrie) überzeugt lediglich der Running Gag um die doppelte Identität des Helden. Wenn er durch ein fehlerhaft, künstlich erzeugtes Kryptonit sich in einen lausig arbeitenden, schlecht-gelaunten Superapostel verwandelt, musste ich einige Male lauthals lachen. Diese Verwandlung zum Anti-Vorbild mochte ich, hat anarchischen Witz. Da trifft der Film seinen dekonstruierende Ansatz gut, ähnlich (teilweise) wie später "Hancock". Leider fand ich den Rest zu albern, geschwätzig und neben der Spur, eigendlich auch nicht wirklich lustig.
5-mal das Olympische Feuer aus-pusten.
Tom Laughlins vier Billy-Jack-Filme sind typisches Außenseiter-Kino, das immer von ihrer Entstehungszeit geprägt wurde.
Im ersten Teil befreit der Vietnam-Veteran und Halbindianer ein sommerliches Küstenstädtchen in Kalifornien vom Terror einer degenerierten, selbstgefälligen, in ihrer Darstellung etwas unfreiwillig komischen Rocker-Bande.
Der deutlich in der sozialen Unordnung (Vietnamkrieg, Hippie-Pazifismus, sexuelle Revolution) der 60er verhaftete, naive Böse-Biker-Film reizt wegen seines preiswerten Drive-In-Feelings und ist manchmal angenehm gegen den Strich gebürstet. Die gerne ausufernde, viel zu lang erzählte Vigilanten-Geschichte wird mit (modernen) Western-Motiven und der dazugehörigen, lässigen Lonesome-Cowboy-Romantik erzählt, bietet zudem überraschend kesse Kurzhaar-Emanzipation in knackig-weißen Bikini auf heißem Gerät.
Vordergründig ist „Born Losers“ nur der übliche Groschenroman-Schund um fiese, anarchische Biker, die das bürgerliche System zerstören. Ein Native-American-Außenseiter stellt es in einem Akt der privaten Vergeltung wieder her. Das erzählt der Film allerdings zu einer Zeit als das klassische Selbstjustiz-Motiv noch nicht en vogue war. Interessant und durchaus ambitioniert ist auch der Blick auf die eingeschüchterten Vergewaltigungsopfer. Diese nimmt er überraschend ernst, in ihren gesellschaftlichen Ausschluss und schmachvollen Ängsten vor einem männlichen, nicht funktionierenden Rechtssystem. Leider erblödet sich der Film aber auch zu erklären, das ein Opfer den Gang-Bang mit der Bande genossen hat, als Ausdruck gegen ihre verklemmte Erziehung.
6,5 Lagerfeuer in den Bergen.
Superman ist ein Pop-Held in einer amerikanisierten Pop-Welt. So etwas wie der Captain Amerika auf Kryptonit, eine beliebte und immer erkennbare Marke. So war es klar, dass es eine Fortsetzung vom ersten, sehr erfolgreichen, Film geben würde. Mit noch mehr Action, Effekten und Romantik.
Schon während der Dreharbeiten des Vorgängers filmte Regisseur Richard Donner Material für den zweiten Teil. Aber es gab Streit mit den Produzenten, Donner flog raus, Richard Lester übernahm das Ruder und das bereits reichlich vorhandene Material. Im Vergleich zum Vorgänger lässt die Qualität der Fortsetzung dadurch nach. Es wird eine spektakuläre Actionszene an die nächste gereiht. Leider haben diese kaum Tempo und sind auch nicht sonderlich gut gealtert. Die viele Handlungselemente wirken abgehackt, mit dem Ziel zum Höhepunkt des Films zu kommen. Hier zeigen sich bereits die Schwächen der weiteren Fortsetzungen, hirnloses Popcornkino, garniert mit albernen Humor.
Die Kinofassung wirkt seltsam zerfahren, lebt vom Reiz zwei verschiedene, künstlerische Ansätze in einem Film zu erkennen, die eine nicht uninteressante Reibung erzeugen. Von Donners Ernsthaftigkeit mit subtiler Ironie ist wenig zu spüren, mehr gibt es typischen Lester-Nonsens, der die Reihe noch mehr für eine klamaukige Satire auf Superheldentum öffnet. Supermanns tugendhafte, keimfreie, edle Gesinnung wird zunehmend mit komödiantischen Kämpfen verarscht um die eigentlich langweilige Figur ordentlich auf die Schippe zu nehmen.
Der Film orientiert sich an die Naivität der frühen Comics für ein kindliches Publikum, das sich in seiner eigenen Gewöhnlichkeit auch mal wünscht ein Superheld zu sein oder zumindest zwei Stunden davon naiv träumen zu dürfen. Das ist sympathisch aber leider auch reichlich banal.
6 Terroristenbomben aus dem Eiffelturm entfernen.
Selten waren französische Städte so bedrückend aber auch so schön.
Im trockenen Stil der europäischen Krimis der 70er gibt es reichlich Schießereien, Messerstechereien und Verfolgungsjagden in einer lakonischen Geschichte eingewebt. „Fluchtpunkt Marseille“ ist kein perfekter Film, dafür taucht er zu selten in die Charaktere der Figuren ein und ist ein wenig abgehackt erzählt. Reizvoll ist allerdings, dass er nicht nur die typischen Motive der gegenseitigen Überlistung von Cops und Gangster in den Vordergrund stellt sondern durch die ständige Verschiebung des Focus auf die beiden zentralen Protagonisten auch ein Drama über alternde Männer, deren Leben so leer geworden ist, dass sie sich für das Risiko entscheiden, als handfesten Selbstjustiz-Krimi erzählt. Besonders Michael Caine als eiskalter und vorsichtiger Killer sowie süffisanter, zweckgebundener Schwerenöter kommt in seinem britischen Bad-Ass-Stil ungemein cool herüber.
Unterkühlter Thriller ohne ein Gramm Speck zu viel.
7 Damenstrümpfe über die Überwachungskamera gestülpt.
„Wehe du machst nochmal fremde Mädchen an! Das ist schlecht für deine Gesundheit!“
Die Großstadt (L.A.) ist ein schäbiger Ort, wo der Bodensatz der Gesellschaft herumlungert um Frauen zu notzüchtigen und Omas auszurauben. Die nach schmierige Regeln spielende Justiz hilft da auch nicht. Eine mit dem schwarzen Gürtel tretende Kampf-Katze löst die Probleme auf ihre Weise und verteilt Erziehungsratschläge in die Eier.
„Alley Cat“ gehört zu den eher unbekannten, relativ obskuren 80er Jahre Actionern. Als ein weiblich fokussiertes Rip-Off von „Death Wish“ daherkommend heizt der Streifen das allseits bekannte Vigilanten-Narrativ mit ein wenig Sleaze an. Dabei wirkt er wie eine unfreiwillige Parodie auf das Genre. Die Kampfchoreographie ist lächerlich, die Bösewichte wirken wie wehleidige Deppen, die Liebesgeschichte nervt wegen des spießig-aufdringlichen Besserwisser-Mannes. Dagegen macht die taffe Hauptdarstellerin Karin Mani eine auf die männlich gerichteten Schauwerte gute Figur, kann aber nicht schauspielern, so gar nicht. Ungeschickt stolpern die drei Regisseure durch die Action-, Liebes-, Justiz- und Frauenknast-Elemente um viel zu spät endlich zum eigentlichen Thema zu kommen, die Wiederherstellung von Recht und Ordnung.
Es gibt eine Menge von Filmen mit ähnlichen Geschichten und wer ein Faible für Rache-Flicks der 70er und Anfang der 80er Jahre hat kommt mittelprächtig auf seine Kosten. Der Rest schmunzelt, weil die unbeabsichtigte Heiterkeit jede Sinnhaftigkeit des Films untergräbt.
5-mal alleine und nachts durch den unbeleuchteten Park joggen.
"Schubidu-Hokuspokus, let's fetz!"
Hier darf das 80er Horror-Kino ausgelacht werden. Ich konnte einige male heftig schmunzeln. Allerdings muss der geneigte Zuschauer wohl eine Vorliebe für Hardcore-Trash haben. Denn wenn diese extrem tiefer-gelegte „Kleine-Monster“-Gurke ordentlich ‘ne Runde Unsinn knattern geht um etwas vom Gremlins-Kuchen aus der Tupper-Schale abzubekommen, dann ist das oft so nervig wie Rotz am Ärmel. Der okkulte Ramsch-Laden aus der Charles Band-Schmiede ist inmitten seiner gewollten und ungewollten Dummheit "objektiv" schwer zu ertragen. Er schweift zwischen albernen Zausel-Puppen, salbungsvollem Geschwafel und Latein für Anfänger herum, greift selbstsicher in das Jauche-Becken vergammelter Genre-Klischees. Das ist so packend wie einen teuflischen Schweineschwanz zu entkringeln und so lustig wie lächerliche Sonnenbrillen-Partys. Da aber bei mir auch in einer filmischen Dunkelheit oftmals die Sonne scheint gibt es 5 Dackel-Blasen für diesen Unfug.
„Arbeite bis die Schwarte kracht, dann vergisst du auch die Marsmenschen.“
Noch so eine filmische Jugenderinnerung…
„Critters“ ist 80er-Jahre-Quatsch, wie er in dieser reinen Form heute nicht mehr reproduzierbar ist. Ein herrlich infantiler Spaß, der ebenso einfältig wie anarchisch mit seinen Motiven aus dem phantastischen Film umgeht. Wenn die kleinen, gefräßigen Stachel-Tribbles in ihrem unbändigen und gehässigen Appetit über eine Farmerfamilie herfallen, dann wird hemmungslos das 50er-Jahre-Monster-B-Movie geplündert. Als preiswerte Antwort auf die Gremlins angelegt, funktioniert gerade seine unbekümmerte Art einen auf Spielberg zu machen, weil im Gesamteindruck sein steter Unernst ihn so liebevoll macht.
Mit 7 Zahnfüllungen den Kontakt zu Außerirdischen herstellen.
Im Garten einer braven Durchschnittsfamilie öffnet sich das Tor der Hölle.
Die Freuden des Horrorfilms und der Nostalgie.
Mit 18 (oder so) habe ich „The Gate“ das erste Mal gesehen und fand ihn schon damals einfach nur cool. Heute bin ich immer noch darüber begeistert wie viel Liebe in diesem Film steckt. Er ist käsig, ohne Frage, aber er ist auch eine kleine, fesselnde Perle des Teenie-Gruselfilms. Selbst in den herrlichen 80ern sozialisiert, erinnere ich mich gerne an meine bildungsbürgerliche Heimat-Provinz, wo Pyjama-Parties, die Entdeckungsreisen in den Wald von neben an, pyrotechnische Mutproben und eingemauerte Zombies die Highlights meiner Jugend waren und ich (aus heutiger Sicht) mit unfassbar peinlichen Klamotten und Frisuren stolz durch die Gegend eierte. Diese wunderbar schrille Zeit fängt „The Gate“ herzallerliebst ein. Mit Sinn für schwarzen Humor und Ironie kann kreative und haptische Stop-Motion-Technik bestaunt werden, in einem Film der einen sauberen Spagat zwischen effektiv-ernsthaften und naiven Grusel hin bekommt. Das wirkt nie zu kindisch, denn seine Coming-of-Age-Geschichte in der Auseinandersetzung mit kindlichen Urängsten, wie Elternverlust und Angst vor Dunkelheit, ist zeitlos und hat in seiner Umsetzung viel Charme. Vielleicht übertreibt Regisseur Tibor Takács es ein wenig mit seinen 80er-Klischees und einen innovativen Ansatz sucht der Zuschauer vergeblich. Aber das ist mir egal, dafür liebe ich den Streifen zu sehr.
6,5 rückwärts abgespielte Langspielplatten.
1001 Filme: Die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist...
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#12 (Staffel – 2)
L…wie Literaturverfilmung.
Seit Beginn der Filmgeschichte leiht sich das Kino literarische Stoffe aus um daraus, zwischen Werktreue und künstlerischen Interpretation des Regisseurs, etwas Eigenes auf die Leinwand zu bannen.
Wenn der Weihnachtsmann eigentlich der Gasmann ist.
1979 traut sich Regisseur Volker Schlöndorff den als unverfilmbar geltenden, großartigen Mammut-Wälzer der Nachkriegsliteratur von Günther Grass zu verfilmen und erschuf ein viel prämiertes Aushängeschild des deutschen Films. Auf die verschachtelte Struktur der spitzbübischen Vorlage verzichtet er, zu Gunsten einer episodischen, verkürzten Erzählweise um einen bitterbösen Zerrspiegel einer verzerrten Zeit zu erschaffen.
Oskar, der erzählende und immer präsente Protagonist, beschließt ab seinem dritten Lebensjahr nicht mehr zu wachsen, ein Gift-Zwerg zu werden. Selbst ein nerviges Arschloch, trommelt und kreischt er seine Wut, seinen Widerstand gegenüber eine erwachsene Arschloch-Gesellschaft raus, um gegen ihre politische und moralische Verkommenheit zu protestieren. Es ist eine sture, fast hilflose, kindliche Verweigerungshaltung angesichts des aufkommenden Nationalsozialismus. Er will sich nicht von den faschistischen Werten prägen, instrumentalisieren lassen. Seine Statements zu diesen Menschen die später einen Völkermord ermöglichten, ist auch der Versuch in diesem Milieu zu existieren, einen Platz zu finden. Eine irrsinnige Auseinandersetzung mit dem Irrsinn der Welt. Oskar lebt in einem Umfeld aus skurrilen, tumben und gefährlichen Menschen, wo Humanität und Liebe nur in homöopathischen Dosen vorhanden ist. Schlöndorff erzählt sein Leben als Groteske in einer pervertierten Welt und trifft damit das Zeitgefühl, die Absurdität der Weimarer Zeit und das nahende Grauen des Nationalsozialismus. Er visualisiert das mit Ekel- und Sexszenen, bizarrem Witz und grandios-giftigen Sequenzen für die filmische Ewigkeit. Die großartigen schauspielerischen Charaktergrößen spielen ihm gekonnt den bösen Ball zu und so ist ein bis heute beeindruckend-irritierendes, nicht immer leicht konsumierbares, treffendes Gesellschaftsportrait über die Nazi-Generation (ohne Gnade der späten Geburt) entstanden. Fern von Geschichtsrevisionismus, nahe eines (aktuellen) Warngedichts.
An 8 Hakenkreuz-Anstecker ersticken.
http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver
„Ich trinke nie, wenn ich fliege.“
Der erste von vier Filmen mit Christopher Reeve in der Titelrolle erzählt den (göttlichen) Schöpfungsmythos des Helden.
In seiner ursprünglichen Comic-Historie war Superman ein edler Retter, ein Fantasy-Führer, der die Menschen in einer wirtschaftlich und politisch chaotischen Zeit moralische Antworten und sicheren Halt gab. Richard Donners 70er Film-Adaption des Welterretters ist deutlich ironischer. Kal-El ist eine so perfekte Überperson, das sie fast schon lächerlich wirkt. Seine Unfehlbarkeit schwebt über eine fehlbaren Welt, geerdet ist er ein tollpatschiger Pfadfinder mit peinlicher Brille. Die damit einhergehende Zerrissenheit zwischen sozial isolierten Messias und irdischen Normalo (der so normal ist das er ständig übersehen wird) ist für Regisseur Donner Anlass trockene und hysterische Witze über ihn zu machen. Dadurch wirkt die aseptische Comic-Figur „menschlich“.
Das tragische Dilemma seiner getarnten Doppel-Persönlichkeit wird bereits im ersten Teil für satirische Überspitzungen genutzt, kann als beginnende Demontage von Superhelden-Mythen verstanden werden. Noch nicht zu klamaukig, fast hausbacken-gemächlich, gibt es einen Mega-Blockbuster zu bestaunen, der Abenteuer, Action und Romantik mischt, strahlende Helden und (lächerlich-böse) Fieslinge bietet und das alles auf einer wunderbar charmanten Spezialeffekt-Platte serviert. Opernhaft überzeichnet wird der Zuschauer von teilweise psychedelischen Bilder verführt. Hier siegt naive Phantasie und der Wohlfühl-Kitsch über Technologie- und Kapitalismusangst.
Der erste große Kino-Supi-Film ist ein Meilenstein der Supihelden-Comic-Verfilmungen, ohne dessen kommerzieller und künstlerischer Erfolg die aktuellen Vertreter der Zunft nicht existieren würden.
7mal in die Phantomzone abdriften.
Vor Jahren erschien der augenzwinkernde literarische Einfall den Original-Text des Emanzipations-Klassikers von Jane Austen mit Zombie-Motiven zu verwursten. Die Verfilmung hält sich konsequent an diese Grundidee. Sie bietet eine Liebesgeschichte im England des ausgehenden 18. Jahrhunderts als sanft komödiantische Gesellschaftsstudie, mit ihren Smalltalks, Höflichkeitskorsett und Witzfiguren. Die Rolle der Frauen, ihre rechtlichen Benachteiligung und unselbständige, häusliche Perspektive wird cartoonhaft im Amazonen-Kampf-Modus karikiert. Lediglich die Ehe als Lebensziel der Protagonistinnen bleibt weiterhin unkritisch erhalten. Eingebunden wird dieses Szenario in eine Untoten-Apokalypse, die PG-13-harmlosen Splatter antreibt, damit Körperteile blutarm fliegen dürfen. Das reicht kaum aus für die gesättigten Fans von Zombiefilmen. Ist Beiwerk, wenn auch letztlich Motor der Geschichte. Filmfreunde, die sich gerne in einem Ausstattung-Historiendrama voller Liebe und Intrigen verirren wollen, kommen vielleicht mehr auf ihre Kosten. Ganz glücklich werden sie aber nicht, denn letztlich wird dieser Aspekt nicht sonderlich ernst genommen.
Aber genau dieser törichte Unsinn auf beiden Seiten hat mir gefallen. Irgendwo in einer Zwischenwelt aus ironisch-ernsthaften Schmachtstreifen, ein wenig Massaker an der Horde der Unsäglichen und Emanzipationsgehabe von Frauen hält sich der Film wacker. Das ist besonders der hervorragend aufspielenden Rollenbesetzung geschuldet, die immer mit leichten Hang zur Unartigkeit ihre Figuren durch diesen hochwertig produzierten Mash-Up des Unsinns steuern.
5,5 -mal die Schmeißfliegen mit der Hand einfangen.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#13 (Staffel – 2)
M…wie Mystery-Film.
Wesensgemäß für das Mystery-Genre sind Motive des Übernatürlichen, Geheimnisvollen und des Unerklärlichen, meist mit Horror- und Fantasy-Elementen verbunden.
Facebook, das Internet, der Bildschirm des Laptops als schwarzer, okkulter Spiegel, wo die böse Seele des virtuellen Mobbings lauert und das Entfreunden tödlich ist. Mal wieder muss Sozial Media als kulturpessimistischer Facepalm herhalten. Freundschaftsanfragen im Netz ersetzen nun mal nicht das Alleinsein im realen, sozialen Netzwerk…
Diese Internet-Horrorfilme sind ja gerade en vogue, wollen im Stil und Inhalt die Sehgewohnheiten des jungen Zielpublikums bedienen. So auch „Unfriend“, der mit German-stupid-money tief in den Arsch des US-Film-Markts kriecht und dabei leider im Funkloch der Kreativität versackt. Die Geschichte um einen Cyber-Rache-Geist, der nach Anerkennung mordet ist so dumm wie Troll-Post. Sein modernes Szenario bedient hemmungslos und hilflos inhaltlich bekannte, traditionelle Horrormythen, feiert Stalk 'n' Slash als Jumpcuts-Orgie ab. Für eine deutsche Genre-Produktion ist allerdings die visuelle Seite beachtlich. Der Design, die Optik, die Farbgebung, die Effekte, die Kamera sind fantastisch. Leider ist sein tragisches Thema der Isolation in Zeiten von vernetzten Gesellschaften nur die Basis um billig einen Reißer herunter zu reißen. Die unverbrauchten aber nicht sonderlich begabten Darsteller im Hipster-Modus passen zu diesem gleichgeschalteten Mystery-Kino.
Na gut, für kurzweilige, anspruchslose Unterhaltung reichen die 90 Minuten gerade noch.
5 schwarze Wespen.
http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver
Die Idee einen ausgelassenen, altmodisch-gespenstischen B-Film-Spaß zu generieren und zugleich eine verspielte Reise in die phantastische Literatur-Welt für junge Erwachsene zu wagen ist nicht gelungen. Früher hat ein Filmemacher wie Joe Dante oder haben die Ghostbusters die Zielgruppen-Jugend mit charmantem Gespür abgeholt, heute wird sie mit Hektik und Chaos überrollt. Schlampiger Over-Kill an CGI-Effekten, Genre-Verweise mit dem Presslufthammer, eine nervige Mir-egal-Geisterbahngeschichte und der theatralisch über-agierende Jack Black lässt diese Horror-Komödie in allen Belangen versagen. In einem Drehwurm aus Oberflächlichkeiten wird dem Zuschauer wirr und gleichgültig im Kopf. Der kinderfreundliche Gruselansatz ist nur ein Wegwurfprodukt für Mainstream-Gucker.
4 verschenkte und total uninteressante, fliegende Pudel.
„Aus dem Licht kommt die Dunkelheit und aus der Dunkelheit kommt das Licht.“
Die 160 Millionen schwere Computerspiel-Verfilmung „Warcraft“ ist offensichtlich als Auftakt eines neuen Franchise gedacht. Ihren Zweck dahingehend hat sie erfüllt. Sie bietet tosendes Spektakel im martialischen Rahmen eines High-Fantasy-Films. Aber der ehrenwerte Versuch die Alchemie einer Spielvorlage mit Urmotiven des klassischen Fantasyfilms mit Seele zu füllen gelingt weniger, die angestrebte filmische Magie verpufft. Mit Duncan Jones lobenswerten Engagement geht leider auch ein völliges Fehlen von Originalität einher. Das muss eigentlich kein Problem sein, wenn das mit Blinki-Blinki-Effekten durchsetztes, an 80er Jahre Kino erinnerndes Licht-Blitz-Gewitter, seinen Figuren mehr Raum und Profil gegeben hätte.
Die muskelbepackten Motion-Capture Orcs sind dabei noch die faszinierendsten Geschöpfte, stehlen offensichtlich den menschlichen Vertretern die Show. Ihre visuelle Naturgewalt, die bis ins kleinste Detail durch-gestalteten Kostüme, ihre internen Konflikte haben einen Reiz. Auch die Entscheidung des Regisseurs nicht einfach nur gute Menschen gegen böse Orks als Handlungsmotiv zu nutzen sondern nach Zwischentönen zu suchen ist achtenswert, sogar clever. Leider wird die Partei der Menschen, mit ihren blassen Figuren und unscheinbaren Schauspielern zu sehr vernachlässigt. Das gehetzte Erzähltempo lässt keine Hänger zu, allerdings auch keine Tiefe. Und keinen epischen Rahmen, so wie „Herr der Ringe“, der offensichtlich Pate stand.
Die opulenten, manchmal etwas matschig wirkenden, Computertricks, die zahllosen digitalen Schauplätze (bei denen wohl jeder Fan des Spiels feucht wird) stehen auf seltsam verlorenen Posten, denn Nichtkenner des Videospiels (so wie ich) werden in eine kaum erfassbare Welt mit hohem Tempo und Umfang hineingeworfen, ohne das sie ein ausreichendes Wissens-Fundament erhalten. Zahllose Fragen, wie z.B. warum die anderen Völker bei dem Konflikt der Menschen und Orcs nicht eingreifen (jeder macht sein Ding) und was eigentlich hinter dem Verhalten des Wächters ursprünglich steckt (ihm war langweilig), werden nie ausreichend beantwortet, vieles bleibt im Film einfach nur kryptisch.
Dank seines enormen Erfolges in China wird es wohl eine Fortsetzung geben. Ich hoffe der Regisseur lernt aus seinen Fehlern und macht den nächsten Teil runder und besser. Denn grundsätzlich mochte ich es von ihm in eine in sich geschlossene, durchaus faszinierende Fantasy-Welt getragen zu werden.
5,5 magische Portale.
Krieg als mythische Erfahrung.
"Castle Keep" hat die Form und visuelle Schönheit eines dunklen Märchens, lebt von seinen Doppeldeutigkeiten, dem bizarren Nebeneinander von Paradoxien. Persifliert er zunächst den Hedonismus und die Tapferkeit von Soldaten, beschreibt die Absurdität von Krieg durch seine grotesken Art, verläuft sich der anti-kriegerische Ansatz zum Ende hin in ein konventionelles Action-Schauspiel aus Panzer, Mörser und Granaten.
New Hollywood meets Kriegsfilm, interessant aber auch widersprüchlich.
6 Kunstschätze im Keller.
"Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #15
Die wohl bekannteste britische Sage in den US-Händen von Krawall-Produzent Bruckheimer und Grobmotoriker Fuqua, als Kinoversion PG-13 kastriert, im DC mit mehr rüder Gewaltdarstellung.
Verkündet wird großspurig die angeblich wahre Geschichte hinter der Legende zu erzählen. Ein Heldenopus ohne mythische Elemente. Was folgt ist pures 08/15 Blockbuster-Kino, das bei geringer Erwartungshaltung ausreichend Kurzweil erschafft. Der auf gnadenlos-modern getrimmte Mittelalter-Actioner nervt zwar oft mit seinen Wackelbildern, Blitz-Schnitten und übertriebenen Farb-Nachbearbeitungen, findet aber z.B. in der dynamischen Schlacht auf dem zugefrorenem See und der Befreiung von Lady Guinevere aus einem verfaulten Verlies seine Höhepunkte. Leider vertrödelt der mit 140 Minuten zu lang geratene Film auch viel Zeit.
Wenn die römische Spezial-Force durch die Gegend eiert, dann konnte mich deren gruppendynamisches Labern über Religion, Vorhersehung und Machogehabe selten fesseln, zu oberflächlich sind die todessehnsüchtigen Jungs, zu unelegant und tranig ist die Erzählweise des Films. Da kribbelte bei mir nix. Das peinliche Palavern zur immer gleichen Musik vom Hansi Zimmermann von Männern über ihre Männlichkeit ödete mich an. Frauen spielen nur am Rande eine Rolle in dieser pathetischen Männerwelt. Zwar darf Keira Knightley kurzzeitig als blau angemalte Kampfamazone eng-geschnürt ihren Bonding-Fetisch ausleben aber letztlich ist sie eh nur dafür da um schutzbedürftig und begehrenswert die männliche Frauenquote zu erfüllen.
Der Film folgt im Prinzip der dualistischen Struktur eines Westerns. Die wilden Sachsen sind die unzivilisierten Indianer, Arthur der unerschütterliche, ehrenhafte Revolverheld mit Schwert und die Ritter-Sport-Römer, die mutige US-Kavallerie. Gut und Böse ist klar sortiert. Was schon fast pervers ist, da die Beweggründe und Ursachen für den Einfall der Sachsen ignoriert werden, ebenso wie, das das römische Reich eine brutale Invasionsmacht war und deren Vertreter hier nix anderes als Söldner sind.
KING ARTHUR ist wieder nur eines der vielen von stumpfen Militarismus geprägten Hollywood-Schlachtengemälde, wo die amerikanische Filmindustrie ihre Form der Geschichtsschreibung dem Zuschauer aufdrängt. Im Rahmen eines Actioners macht er zeitweise sogar etwas Spaß, aber lieber schaue ich mir dann doch John Boormans einzigartig-gelungene „Excalibur“-Verfilmung von 1981 nochmal an.
5 Punkte für die Erkenntnis das Frauen damals auch schon ihre Achseln rasierten.
http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray
1001 Filme: Die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist...
James Cameron hatte damals nicht viel Geld aber schon pralle Eier in der Hose. Seine effiziente Regie erschafft einen unerbittlichen Sci-Fi-Actioner, der in seiner kaltblütigen Gewalttätigkeit erschreckend ist. „Terminator“ ist ein filmischer Comic, voller virtuos angespannter Dynamik und ökonomischem Storytelling, mit unzähligen Szenen garniert, die in jeder cineastischen Pop-Kultur-Rinde eingebrannt sind. Er bleibt bis heute eine Messlatte für Action-Filme in dem kein Gramm Fett zu viel ist.
Und er ist ein Film der Transformationen. Sarah Connor entwickelt sich vom verhuschten Mädchen, das etwas weltfremd durch das Leben eiert, zu einer selbstbewussten Person, die klar im Kopf und im Handeln ist angesichts der todbringenden Gefahr. Sie verliert dabei nicht ihre Weiblichkeit (Mütterlichkeit) sondern wird erwachsen, emanzipiert. Arnold Schwarzeneggers begrenztes schauspielerisches Können und seine körperliche Präsenz werden passgenau in eine wortkarge, mörderische, männliche Urgewalt umgewandelt. Methodisch scannt und zerstört er seine Umgebung als seelenlose, zweckgebundene Entwertungs- und Abtreibungsmaschine. Er symbolisiert die grimmige Gefahr, dass der Mensch von seinem erschaffenen, technologischen Fortschritt überholt, entmündigt wird, in einer dunklen Zukunft, die uns Alpträume verursacht. Und das ist das wirklich Beängstigende an diesem zeitlosen 80er Jahre Klassikers.
Ich komme 10 mal wieder. (mit <3 )
Wer Troma liebt wird den Film mögen.
Blähungen, Brutalität und Busen.
„Terror Firmer“ ist wie der Harndrang aus verkrüppelten Geschlechtsteilen auf der Toilette des beschissenen Geschmacks. Mit gematschten Köpfen, Transgender Verstümmelungen, sinnloser Nacktheit von attraktiven und unattraktiven Menschen beiderlei Geschlechtes. Mit Inzest, Vergewaltigung, Kindesmissbrauch und Föten, die aus der Gebärmutter heraus gerissen werden. Unter dem Deckmantel der Selbstironie und bewusster politischer Inkorrektheit wird dem prüde-konservativen Hollywood-Amerika ein vollgekackter Spiegel vor das deformierte Gesicht gehalten. Diese ekelig-debile, hirnfreie Rotz-Komödie ist in seiner überkandidelten Selbstverarschung noch heftiger als der handgemachte Billig-Spladder. Das ist selbst für Troma-Verhältnisse so hochgradig widerlich und pervers, soll ach so lustig sein in seinem stilechten Overacting und Fäkal-Humor, ermüdet aber mit zwei Stunden Dauer in seinem gesuchten Gag-Overkill der Übertreibungen. Dem anarchischen Hardcore-Trash-Konzept zolle ich aber dennoch meine respektlose Achtung.
5 Gags unter der Gürtellinie.
Es ist wichtig, die Regeln zu kennen, wenn man in einer neuen Schule beginnt. Jede hat ihre eigenen, besonders wenn -wie hier- ein mörderischer Fluch über sie liegt.
Wie bei vielen Anime-Serien, die sich im Bereich von Mystery und Horror bewegen, wird „Another“ linear erzählt. Es werden Informationen gesammelt, wodurch der zentrale Charakter am Ende das Geheimnis löst. In diesem Sinne ist „Another“ eine sehr, sehr gemächliche Angelegenheit. Der langwierige Detektiv-Prozess zum Showdown wird mit zahlreichen Nebencharakteren garniert, die allerdings, wie die beiden zentralen Figuren, seltsam aseptisch-höflich in ihrer Introvertiertheit und somnolenten Verhalten Angesichts todbringender Gefahren wirken. Eingebettet in Subthemen wie eine unbehagliche Angst in der Adoleszenz vor dem Leben, einem Gefühl der ständigen Isolation und des Missverstehens, bietet das Geheimnis um den Fluch eine faszinierende Ausgangslage für schaurigen Grusel. Gute Geschichten nutzen die Taktik der Verzögerung um die Interesse des Betrachters zu wecken. Aber wenn, wie hier, immer und immer wieder der geschwätzige Erklärbär benutzt wird, der eigentlich nichts erklärt sondern ständig falsche Fährten auslegt, die Figuren sich völlig unangemessen, fast fatalistisch, in den bedrohlichen Situationen verhalten, dann wirkt das schlecht erzählt und auf die Dauer frustrierend. Da nutzt es auch nichts, dass das endlose Warten auf den Showdown mit kurzzeitigen, abscheulichen Todesfällen grafisch und sehr blutig im Final-Destination-Modus gewürzt wird. Besonders raffiniert ist die 12-teilige Serie allerdings eh nicht wie sie den Zuschauer an der Nase herum führt. Sie möchte davon zehren, das ein Gefühl der absoluten Angst durch das Unwissen entsteht wer vorzeitig einen grausamen Tod erleidet und wer bzw. was hinter dem Fluch steht. Die letzten paar Episoden explodieren dann in ein fast hysterisches, Battle Royale inspiriertes Finale, das angeblich schockierend sein soll aber fast lächerlich in seiner Überzeichnung wirkt. Spätestens da platzt die Luftblase der übersinnlichen Prämisse in seiner Über-Konstruktion und nervigen Aufgesetztheit. Wer letztlich der Täter ist, ist dann schon völlig egal, die Figuren wirken zu austauschbar, die Story zu doof. Da kann die wunderbar eingefangene schaurige Stimmung durch eine realistische Animation mit ausgewählt-symbolischer Filmsprache auch nichts mehr retten.
4,5 Puppen mit fehlenden Extremitäten.
Irgendwo im tiefen Folterkeller von Hostel und den Frauen-in-Gefängnis-Filmen schreit „Raze“ lauthals seinen blutigen Grindhouse-Appell raus um beim Zerprügeln und Zermatschen von weiblichen Körpern vielleicht irgendetwas über die Unterwerfung und Ausbeutung von Frauen und Grenzen von psychischer und physischer Ausdauer zu erzählen. Aber eigentlich spielen diese Themen keine Rolle, da sie im brutal-eintönigen Kampf-bis-zum-Tod-Wettbewerb verloren gehen, keinen narrativen Kontext finden, die Anwesenden einem scheiß-egal sind. Über den Unterhaltungswert von Hardcore-Gewalt-Pornos mit sinnlosen Sadismus kann jeder selbst richten.
4-mal voll auf die Fresse.
ERASERHEAD auf Ecstasy.
Der „Nachtmahr“ umarmt das äußerlich Unerklärbare mit dem innerlich Monströsen um eine Einheit zu werden.
Die 17-jährige Tina lebt zwischen enthemmten Partys und spießiger Kleinbürgerlichkeit. Zwischen Hubschraubereltern, falschen Freunden und Erwachsen-werden fühlt sie sich wie eine Außerirdische, treibt durch Raves und Drogen um sich in ihrem Hedonismus selbst zu finden. Ihr zerbrechliches Leben gerät aus den Fugen als in schlaflosen Nächten ein Kobold-artiger Nachtalb sie heimsucht.
Mit epileptischen Stroboskopeffekte und hämmernden Technobeats wird der Zuschauer optisch und akustisch in die verstörte Seelenwelt einer adoleszierenden Minderjährigen hinein geschüttelt. Der verbuckelte Gollum-Embryo ist dabei nur so lange bedrohlich wie die Protagonistin ihn als bedrohlich empfindet, die Reaktionen ihrer Umgebung auf ihren "Wahnsinn" sind umso heftiger.
Irgendwo zwischen Bodyhorror und Coming-of-Age-Thematik erinnert der Film an einem Bastard aus Zulawskis „Possesion“ und Korines „Spring Breakers“, mit schrägen Humor von Henenlotters „Basket Case“ garniert. Er erzeugt durch die heftigen Kontraste zwischen angetrieben-lautem Exzess und zäh-stiller Alltags-Ruhe einen ganz eigenen Drive.
Für die nächtlichen Heimsuchungen gibt es mehrere Erklärungsmuster. Keins davon ist richtig, keins falsch. Am naheliegendsten ist die psychoanalytische Sichtweise, dass der Nachtmahr eine zwillinghafte Versinnbildlichung der deformierten Psyche eines jungen Mädchens an der Schwelle der Reife ist, sie sich erst von ihren eigenen kindlichen Unsicherheiten emanzipieren muss. Aber genauso lässt sich der Film auch als eine Todesreise oder als ein nie endender, drogen-induzierter Trip sehen, der eine Psychose des labilen Mädchens auslöst.
Mit seiner frischen und voll auf den Hirnlappen zielenden, suggestiven Inszenierung hat Regisseur und Autor Akiz einen überraschend verstörenden und originellen Genre-Beitrag erschaffen, der mutig zwischen empathischer Jugend-Szenen-Darstellung und verstörenden Horror pendelt. Dabei entsteht trotz manch holpriger Erzählweise, dank der zarten Nachwuchsdarstellerin Carolyn Genzkow und einem angenehmen Sinn für Ironie gepaart mit der experimentierfreudigen Unangepasstheit des Regisseurs, ein hochinteressanter Indie-Film. Das komplett unabhängig produzierte 100.000 Euro Werk zeugt von Kreativität und Mut, kopiert mal nicht die üblichen US-Genre-Standards sondern kreiert etwas völlig eigenes. Das ist nicht nur als deutscher Film beachtlich.
7 Snuffvideos auf dem wasserdichten Handy.
Der slowenische Kulturkritiker und Pop-Intellektuelle Slavoj Žižek betrachtet mit Hilfe der Psychoanalyse Filmausschnitte um sein Verständnis von postmoderner Philosophie zu offerieren und das wahre, perverse Wesen des Kinos offen zu legen.
Mit kauziger Sprache und nervösen Zuckungen quatscht er als überkandidelt-charismatische Zauselkopp aus den Sets der gerade besprochenen Filme auf den Zuschauer ein, sexualisiert alles und jeden. Es steht dem Betrachter frei ob er die steilen Thesen ernst nimmt oder als lang-gezogene Zoten konsumiert. Žižeks Liebe zu Film und die Auseinandersetzung darüber ist aber immer spürbar. Von Lynch’s Blue Velvet über Tarkovsky's Solaris und Stalker bis Walt Disney's Pluto springt er durch sein eigenes Interpretations-Universum, nicht frei von Redundanz aber immer schwer unterhaltsam. Wenn er vom Höckschen aufs Stöckchen kommt und Filmklassiker mit einem ebenso schrägen wie erfrischenden Blick anschaut musste ich oft schmunzeln, auch wenn ich es manchmal fragwürdig empfand, dass er die einzelnen Szenen und Einstellungen aus dem Kontext des Films nimmt um seine Aussagen aus zu formulieren.
Das zweieinhalbstündige Essay ist zwar sperrig, manchmal wirken die wirren Gedankengänge arg trashig aber für Philosophie- und Filmanalyse-Nerds ist dieser tiefenpsychologische Ausflug in die Welt des Filmes ein Genuss.
"Die Zeitmaschine" trifft auf „Jack the Ripper“.
Die Geschichte, das H.G. Wells als junger idealistischer Visionär und wissenschaftliches Genie von London im Jahre 1893 in das moderne 1979er San Francisco reist um einem Serienkiller zu folgen, ist eine hübsche Idee.
Der Film lebt von seiner typischen 70er Jahre Atmosphäre, den käsigen Effekten und seinem kauzigen Blick auf zeitgenössische Entwicklungen aus Sicht der Vergangenheit. Angenehm vor sich hin plätschernd werden Utopien, Fortschrittsglaube und aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen ironisch betrachtet um letztlich deutlich zu machen, das Gewalt und Liebe der Ur-Motor des Menschen ist. Leider kann sich der Film nie entscheiden ob er Thriller, Gesellschaftskritik oder romantischer Liebesfilm ist. Gerade letzteres bremst den Film oftmals aus, da etwas altmodisch die sexuelle Revolution und Emanzipation von Frauen in eine zähe Liebesgeschichte eingebettet werden.
Netter Sonntag-Nachmittags-Sofa-Film mit Tee und Plätzchen.
6 viktorianisch geschnittene Anzüge in der Neuzeit.
Zügellosigkeit trifft auf Reißbrett-Figuren.
„Blade 2“ baut bewusst sein Franchise-Potenzial aus und ist eine Plattform für den Testosteron-bemuskelten Leder-Mantel-Snipes. Der fühlt sich auch offensichtlich wohl in seiner Macker-Rolle. Regisseur del Toro bleibt der visuellen Comic-Herkunft stilistisch treu. Die teilweise fulminanten Action-Sequenzen treffen auf minimaler Charakter- und Handlungsentwicklung, der plump-chaotische Plot ist Rahmen für ein hohles Hoch-Geschwindigkeitsspektakel mit viel, viel Blut und schlechtem CGI. Ohne Fingerspitzengefühl, nahe der unfreiwilligen Komik, ufert der Streifen nach allen Seiten zunehmend aus, del Toro will keine Gefangenen machen, der Film fühlt sich dadurch allerdings seltsam leer und funktional an.
Knapp 5 Punkte, denn Ron Pearlman ist eine coole Ober-Sau.
Dieses Remake des Bruce Lee - Ultraklassikers "Todesgrüße aus Shanghai" steht so ziemlich in jeder Top 10 der auserwählten Eastern. Dank Arte gab es 2007 (13 Jahre nach erscheinen des Films) eine Veröffentlichung in Deutschland. Martial Arts-Superstar Jet Li verkörpert den aufrechten chinesischen Kämpfer gegen die bösen Japaner im Jahre 1937. Im Mikrokosmos zweier Kampfschulen, die jeweils das traditionelle China und das moderne Japan symbolisieren, wird der Krieg ausgetragen. Der Plot ist dabei schlicht gehalten, es gibt zwar einige Momente der Völkerverständigung aber die Subthemen wie die Krimihandlung, die Rassenunruhen, die Romanzen sind nur Füllmaterial zwischen bodenständigen und gut choreographierten Fights, die eine ungeheure Dynamik und Tempo entwickeln. Allerdings reicht mir das nicht für einen so gefeierten Film. Die recht plumpe, anti-japanische Stimmungsmache, das zum Haare raufende Frauenbild und die teilweise an Albernheit grenzenden Dialoge kann ich nicht ignorieren. Schade, die Qualität der gezeigten Kampfkunst ist hoch, der Film als Ganzes hat aber unzählige Mängel, so das mir sein hochgelobter Kultstatus unklar bleibt.
6 mit dem Kopf zerschlagene Steinplatten.