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Alle Kommentare von lieber_tee
Wenn Comedian Kevin Hart und Dwayne „Knuddel“ Johnson zusammen eine Action-Komödie unter der Regie von Rawson Marshall Thurber (Voll auf die Nüsse) machen, dann klingt das, nun ja, eher nach flacher Unterhaltung. So minderbemittelt und dümmlich ist das Endergebnis aber doch nicht geworden. Vom Hocker hat es mich allerdings auch nicht gehauen. Die passable Mischung aus x-mal gesehenen Konventionen, schlichten Witz und Wir-haben-uns-alle-lieb-Botschaft um „Jeder-kann-ein-Held-werden“ ist eine Persiflage auf Agenten-Filme mit Buddy-Faktor. Der physische und angenehm einfache Dialog-Humor (gerne mit Retrowitzen über Filme und Schauspieler) sitzt recht gut, die Action wirkt eher pflichtschuldig abgearbeitet. Über alles thront der sympathische „The Rock“. Er stemmt durch körperliche Präsenz (die auch Thema vieler Gags ist) und charmantes Lachen den amüsanten Film, während der zappelnde, geschwätzige Buchhalter-Sidekick zumindest mit Selbstironie die Pointen teilweise rettet. Und der sonst so übliche Proll-Fäkalhumor in US-Komödien wird, Gott sei Dank, kaum bemüht.
"Central Intelligence" ist eine nette Komödie, ein netter Actionfilm, hat ebenso viele geistreiche wie geistlose Gags. Die Geschichte ist blanker Unfug und am Ende hat man ein breites Grinsen im Gesicht, zugeschmiert mit Wohlfühl-Kitsch.
Und geht in den nächsten Laden um ein hautenges Einhorn-T-Shirt zu kaufen.
5 Bauchtaschen.
Die Nice Guys gehen in die 70er Jahre zurück, das goldene Zeitalter der revisionistischen Detektiv-Thriller. Das Ergebnis fühlt sich wie eine Genre-Burleske an, die nach frischen Orten sucht und dabei ihr Timing nicht immer trifft, dafür lärmende Gesten macht. Manchmal exzentrisch, manchmal lustig, Crowe und Gosling spielen im Buddy-Modus ok. Und wenn die stumpfen erzählerischen Mittel nicht funktionieren gibt es den Holzhammer-Slapstick. Regisseur und Autor Shane Black scheint zu wissen, das seine eigene Trivialität ein Balanceakt ist, trifft aber trotzdem nicht immer den Nagel. Die Lacher bleiben gerne einem im Hals stecken. Zynismus als Unterhaltung, mit ebenso grandios-absurden wie so vor sich hin plätschernden Szenen.
5 Mundgeruch-Krawatten.
Nach einer langen Zeit sind Auftragsregisseur William Kaufman und der selten zu sichtende Action-Held Johnny Strong („Sinners and Saints“) mal wieder vereint. Ok, das Teil was sie abliefern ist stumpf wie mein Brotmesser und hat Dialoge, die so platt sind wie Blutwurstaufschnitt. Generisch ballert sich der Streifen auf engen Raum durch Mad Max, Assault on Precinct 13 und I Am Legend. Mag das pausenlose herum Gerenne und digitale Bluten in ranzig- entvölkerten Locations ein wenig ermüden, der Streifen bleibt seiner Schlichtheit und seinem hohen Tempo treu, feuert aus allen Rohren und hat einen kernig-ungeschliffenen Protagonisten. Die Action ist angenehm un-verwackelt, der postapokalyptische Horror ok. Kann man gucken, kann man sich aber auch sparen, sprüht sicherlich nicht vor Originalität. Aber ich mag solche B-Reißer, auch wenn ich ein wenig Druck vermisst habe.
5 Turbo-Vampir-Zombies wegsprengen.
„Die Zukunft langweilt mich.“
Wenn die Unschuld nach und nach verloren geht.
Im amerikanischen Spießbürger-Vorort der 80er Jahre schmilzt die Jugend so dahin. Gregg Araki inszeniert diese Zeit und diesen Ort wie ein Trauma, das in zeit-geistigen Symbolen und poppiger Musik erstickt. Seelische Abgründe werden auf Hochglanz poliert. Hedonistisch, taff, sexuell aufgeladen reist Shailene Woodley als kugeläugiges, nacktes Reh durch ihre Adoleszenz. Wirkt dabei wie in einer Albtraumwelt gefangen, ohne Orientierung und festen Halt. Lebens-philosophische Phrasen schwirren um sie (und um den Zuschauer) herum. Das Verschwinden ihrer fremd gewordenen Mutter wird zu einer Spurensuche in ihre eigene fremd gewordenen Kindheit. Durch die Vergangenheit schaut sie in ihre Zukunft, die sie eigentlich gar nicht interessiert. Verhangen in Narzissmus, Langeweile und Pseudo-Abgeklärtheit lebt sie wie in einer Twin-Peaks-Welt der surrealen Gleichgültigkeit, in dem die Eltern Aliens sind, wie ihre eigenen Gefühle. Coming of Age als ein Akt der Enttäuschung, Widersprüche und Verlogenheit. Über alles schwebt eine spürbare Melancholie und Düsternis. Es wird viel an der Oberfläche gekratzt und am Ende kommt das eiskalte Grauen zu Vorschein, das aber immer noch seltsam oberflächlich erscheint. Der Film plätschert in hübschen Bildern so vor sich hin, eine gewisse Ziellosigkeit macht sich beim Betrachter breit. Das ist alles so gewollt, mir dann doch zu sehr auf dem künstlerischen Silbertablett serviert aber durchaus faszinierend.
6,5-mal die Schönheit im Spiegel abchecken.
Die acht Horror-Kurzfilme folgen dem übergeordneten Thema "Feierliche Anlässe". Anthologien haben immer einen eher schnelllebigen Reiz, der sich zwangsläufig aus der Kürze und Vielzahl der Geschichten ergibt. Und es liegt in der Sache selbst, dass einige Shorts besser sind als andere. So auch in „Holidays". Die Filmemacher versuchen immer in ihrem eigenen individuellen Ton und Stil bizarr zu sein. So entstehen eindringliche, elegant gefilmte, makabere, vorhersehbare, vulgäre Episoden, deren größte Schwäche ist, dass sie trotz Tupfern von Brillanz oftmals wie Teaser, nicht komplett wirken. „Holidays“ gehört sicherlich nicht zu den leuchtenden Beispielen aus der Anthologie-Horrorfilm-Welt, aber das Segment „Vatertag“ von Autor / Regisseur Anthony Scott Burns ist eine hervorragende, beunruhigende Übung des subtilen, ungewöhnlichen Horrors.
5 Dildos in den Arsch stecken.
Die Wahrheit liegt im Verborgenen.
Wie können heutige Filmemacher im übersättigten Markt für Survival-Horror und Virus-Ausbruch-Filmen etwas erschaffen, das nicht nur Bekanntes neu aufwärmt? Die Duffer Brothers (Stranger Things) wählen in ihrem Debüt die Betrachtungsweise einer Familie, die in einem Atombunker Schutz vor der Seuche suchen. Ihr Schutzraum kann sowohl als Gefängnis als auch ein neues Zuhause betrachtet werden.
Im Kern ist „Hidden“ eine faszinierende Studie über die Psychologie der Isolation. Im Mittelpunkt steht die Familiendynamik in einer höchst dysfunktionalen Situation. Empathisch fühlt der Zuschauer mit den Charakteren, ihren Sorgen und Überlebensstrategien. Gebrochen, müde, hungrig und ängstlich wie blinde Passagiere hängt ihre Existenz von bestimmten Regeln oder Normen ab, die ihre Sicherheit gewährleisten und später für den zentralen Plot-Twist eine maßgebliche Rolle spielen. Der Konflikt und Thrill konzentriert sich auf eine externe Bedrohung. Das Element der Angst vor dem Unbekannten treibt die Geschichte an, die sich in ihren Terror exponentiell zum Ende des Films erhöht und eine überraschend intelligente, originelle und zufriedenstellende Wendung bietet.
Bis auf die Besserwisser, die natürlich den Twist längst erahnt haben und die Logik-Faschisten, die jedes Haar in der Suppe finden, werden besonders Liebhaber des eloquenten und cleveren Genre-Films hier einen packenden, emotionalen B-Film erleben, der offensichtlich zeigt, dass ein Film wie „10 Cloverfield Lane“ letztlich nur überhyptes Null-Futter ist.
7 gematschte Ratten.
Tosende Naturgewalt vs. männlichen Heroismus.
Scheinbar komplett aus dem Rechner entstandener, theatralischer Schmachtfetzten voller altmodischer Tugenden, der Seenotrettung als heldenhaftes Himmelfahrtskommando darstellt. Vorne weg ist ein sichtlich bemühter aber ebenso sichtlich überforderter Chris Pine. Der wilde Wellenritt zur havarierten Tankerhälfte ist packend und spektakulär, die ganze Machart des Films angenehm bodenständig. Leider wirkt der emotionale Unterbau, die miefige Liebesgeschichte, wie eine seltsam hohl wirkende, sentimentale Flaute, die ständig das Tempo aus den Katastrophen-Drama nimmt.
4,5 Nebelhörner.
Ein freudloses und sinnloses Remake.
Der erste "Point Break" ist ein unvergesslich eskapistischer 90er Jahre Film. Absurd, lächerlich und mega-männlich, aber Kathryn Bigelow erschafft mit ihrer charismatischen Cast einen ungemein vibrierenden, ansehnlichen Streifen über die (Sehn-) Süchte nach Freiheit. Seine Balance zwischen Machismo, Mystik und Masken hat immer ein verrücktes Zwinkern. In der 2015er Version ist lediglich mürrische Humorlosigkeit in hübschen Bildern zu sehen. Die Macher sind so damit beschäftigt das alte Material zu aktualisieren und um die Welt zu reisen, mit dem Wunsch das Extreme zu feiern, das sie dabei vergessen ein emotionales Fundament aufzubauen. Hier gibt es nur chic tätowierte Waschbrett-Männer als moderne Welt-Hippies im Raver-Modus zu beglotzen, die mit ihrem esoterischen Geschwurbel nerven und eine ziemlich heftige Extremsport-To-Do-Liste abarbeiten. Die Sinnhaftigkeit ihrer kriminellen Aktionen als Taten zur (ökologischen) Weltverbesserung hochzuquatschen ist sicherlich im Anonymus-Zeitalter trendy, wirkt hier wie krudes Denken von gewöhnlichen Verbrechern, die in ihrem Narzissmus über Leichen gehen. Am Ende bleiben nur eine Handvoll von beeindruckenden Stunt-Sequenzen und hippe Fast-and-the-Furious-Adrenalin-Arschlöcher in Erinnerung.
4-mal das Feuer ohne Streichhölzer entzünden.
Krieg als Spektakel.
Am bedeutungsvollen 9/11 greifen 2012 im libyschen Benghazi militante Islamisten die amerikanische Vertretung an, während eine mobile US-Einsatztruppe versucht den Botschafter zu retten.
Ich denke kein Zuschauer hat ernsthaft erwartet das sich Regisseur Michael Bay für die politischen Zusammenhänge dieses Ereignis interessierte. Ihn reizte offensichtlich das Transformieren von Krieg in Action. Vom ersten Moment an wird in einer völlig unübersichtlichen, feindlichen Umgebung eine nervöse, treibende, desorientierte Hetzjagd erzeugt, die sich gekonnt und berechnend auf den Zuschauer überträgt. Der zweiten Teil des Films schlägt in ein bedrohliches, fast geisterhaftes Belagerungsszenario um. Das erinnert bewusst an Western, wo schattenhafte Indianer eine Fort mit aufrechten Soldaten umzingeln. Jegliche Andeutung einer politischen Auseinandersetzung mit dem Konflikt löst sich in fetten Explosionen, einer ordentlichen Ladung Blei und zerfetzten Körperteilen auf. Die zentrale Perspektive bleibt dabei immer der Blickwinkel der US-amerikanischen Sicherheitskräfte.
„13 Hours“ ist ein Heldenporträt über Männer die ihren Job tun. Hemdsärmelige, bärtige, muskulöse Wir-sind-bereit-für-mein-Land-zu-sterben-Typen, die, emotional geskyped durch ihre Familien im heimatlichen Hinterland, unten im Wüsten-Zombie-Land die Drecksarbeit machen. Die von einer anonymen, arabischen Masse bedroht werden, die mit bösen Blicken und Handfeuer-Waffen herumfuchtelt. Einsam sind sie. Sind coole Sonnenbrillenträger und keine weichen Windelträger. Haben nur ihre kumpelhafte Gruppenzugehörigkeit, die selbst Angesichts von Terroristen, Stuhlgang-Druck und unfähiger Schreibtisch-Bürokratie standhält.
"Die sehen alle gleich aus, hier kann man Freund und Feind kaum unterscheiden". Nach der Devise, trau keinem Fremden, wird nie hinterfragt warum der Angriff auf die Botschaft stattfindet oder was die Amerikaner überhaupt in diesem Bürgerkrieg zu suchen haben. Augen auf, Hirn aus und über zwei Stunden ab durch die Mitte. Aufrecht kämpfen sich unsere Helden im Ego-Shooter und Nachtsichtgerät-Modus durch die feindlichen Linien, nie klar wo diese gerade verlaufen. Das funktioniert als vulgärer Kriegs-Actioner ebenso gut wie als islam-phobisches, zynisches Propagandamaterial und zerbröckelt in den Gefechtspausen zu einem hohlen Gerippe aus Pathos, Ehre und Durchhalteparolen.
4-mal den Penis am Gewehr reiben.
Tschiller a.D. - der Kinotatort, oder wie versenkt die gierige Hybris eines Schweigers Rundfunk-Steuern in ein Geld-Massengrab. Dunkelmännern im Orient die Fresse polieren und Blitzkrieg an der Ostfront, weil eine dämlich drein-blickende und handelnde deutsche Prinzessin vom Ein-Ausdruck-Papa errettet werden muss. Til darf in seinem auf Breitwand aufgeblasenen, fünften Tatort-Ausflug das machen was er am besten kann. Bärtige Türken als widerliche Anmachertypen pervertieren, Muskel-Russen zu brutalen Schläger degradieren, Einheimische in der Fremde poppen, sein chauvinistisches Frauennuttenbild ausleben, den harten Hollywood-Hund mit entglittenen Gesichtszügen mimen und mit seinem Kasper-Döner-Freund peinliche Kraftausdrücke bellen. Der Terrier aus Hamburg drescht hemmungslos wie ein Mähdrescher auf allseits bekannten Stereotypen des primitiven Actionfilms, ohne Sinn, Verstand und Timing aber mit ganz viel Möchtegern-dicken Eiern. Die viel zu lange Laufzeit verhindert eine knallige Verdichtung der überspitzten Klischees. In seiner Bemühung angestaubtes deutsches Fernseh-Krimi-Format in einen coolen Film zu transformieren wirkt der Streifen wie mit dem Kopf durch die Wand. Bemüht, bemüht…und dadurch einfach nur lächerlich.
3,5 Punkte für die hübsch arrangierten Locations.
Mut, Monster und Magnete.
Sicherlich kann der Netflix-Serie vorgeworfen werden, dass sie zu sehr auf den 80er-Jahre Hype-Train aufspringt. Denn oberflächlich betrachtet ist sie eine Nostalgie-Wohlfühlverpackung, ein zusammengeworfenes Surrogat aus bekannten Elementen und Zitaten eines vergangenen Filmjahrzehnts. Obwohl Retro bis in das kleinste Detail erschaffen die Duffer-Bruder eine durchaus eigenständige, phantasievolle Welt. Angenehm wird auf den aktuellen, postmodernen Dekonstruktion-Quatsch mit seiner Hybris der ach so cleveren Twist-Kultur verzichtet und altmodisches Erzählkino ausgelebt. Mit all seinen Stärken und Schwächen der 80er-Jahre-Geschichten. Kleinstädtische Paranoia, niemals den Erwachsenen trauen, geheime Regierungsverschwörungen, Monster im Wald, Bonanzaräder und eine Hymne auf die Freundschaft von nerdigen Außenseitern. Um das Verschwinden eines kleinen Jungen wird eine Geschichte gesponnen, die sich reichhaltig aus dem Fundus der Spielberg-, Carpenter-, King-Werken bedient und ein japanisches Computerspiel steht über-offensichtlich Pate. Diese bekannten Elemente werden angenehm humoristisch, mit einem sanften Tempo, tollem Typen-Casting und Sinn für Spannungsbögen erzählt, immer nahe an seinen Vorlagen aber mit Gänsehaut-Momenten und selbstbewusst-reifen Stilwillen inszeniert. Keine Ahnung wie gut die Serie funktioniert wenn jemand nicht dieses 80er-Jahre-Phantasie-Kino mit der filmischen Muttermilch aufgesaugt hat. Ich bin begeistert. Weil sich das alles echt anfühlt und nicht nur weil ich ein hoffnungsloser Retro-Fan-Boy bin.
7,5-mal mit den Lichterketten sprechen.
Wie viel Menschlichkeit ist in einer entmenschlichten Welt möglich?
Mit außergewöhnlich-unnachgiebiger Unmittelbarkeit folgt die Kamera einem jüdischen Arbeiter im Sonderkommando eines Nazi-Todeslagers. Fokussiert auf diese eine Person erleben wir den Wahnsinn des Holocausts, der mit seiner effizienten Maschinerie Mord rationalisiert. Der reduzierte Blick des Protagonisten erzeugt ein klaustrophobisches Gefühl, fern einer emotionalen Katharsis eines Spielbergs. Formal streng durch-komponiert, schafft der beachtliche Debütfilm von László Nemes die ganze Ungeheuerlichkeit spürbar zu machen ohne dabei die bekannten (trivialen) Konventionen von Holocaust-Dramen zu bemühen. Fast wie ein intensiver Thriller kreiseln wir durch die Hölle, auf der Suche nach einer Möglichkeit einen inneren Frieden angesichts dieser grausamen (auch der eigenen) Schuld zu finden. Ich konnte nicht die Augen von Saul nehmen, seinem Blick auf die Vernichtung von Menschen und seine fiebrig-verzweifelten Bemühungen Anmut und Würde inmitten des Schreckens zu suchen. Und irgendwo in diesem Wahnsinn flackert ein kleiner, hartnäckiger Funken Hoffnung über die Möglichkeiten und Grenzen des (persönlichen) Widerstandes in einem NS-Vernichtungslager auf. Völkermord wird immer als ein kollektives Erleben dargestellt, hier gibt ein Film ihm das Gesicht eines einzelnen Opfers. Das mag eine Vereinfachung von der Realität sein. Und ob grundsätzlich diese unfassbare Todesmaschinerie fiktional simuliert werden sollte kann diskutiert werden aber diesem ebenso gewagten und engagierten Film zolle ich mein Respekt.
7,5-mal die Toten zu Lebenden machen.
Die Vergeltung wird erbarmungslos mit dem Gewehr geschrieben.
Es wird Blei regnen.
10 Jahre Steinbruch reichen aus damit unser Anti-Held als Tornado der Rache in einer Nacht seine alt-testamentarische Heimzahlung voll-richten kann. Die Todesglocken läuten, durch die Indianer-Friedhof-Katakomben schleicht die Gefahr, die Vorhänge wehen und die Kugeln pfeifen durch eine stürmische Nacht. Statt Nebel gibt es verschleiernde Sandstürme.
Genre-Handwerker Antonio Margheriti erzählt „Satan der Rache“ als Spagetti-Western-Rachefeldzug in düsterer Gothik-Optik. Dadurch bekommt der Film ein Alleinstellungsmerkmal in dem Genre. Klaus Kinski ist in diesen 90 minütigen Showdown eine angenehm zurückhaltend spielende Naturgewalt und lässt vergessen, dass das gesamte andere Personenarsenal irgendwie blass wirkt und die eh schon recht dünne Geschichte im Mittelteil nicht so recht vorangetrieben wird, bei Altbekanntem hängen bleibt. Aber letztlich begeistert hier eh die Form und nicht der grimmige Inhalt. Und die ist nihilistisch, düster, gut.
7 Tote hängen am Glockenseil.
Ein zerknitterter DCI John Luther brütet am Abgrund und kommt ihm jeden Tag näher und näher. Wegen der (angeblichen?) Ermordung seiner psychopathischen Muse Alice und einem kannibalischen Serienmörder zieht er wieder in das Feld der Polizeiarbeit.
Die vierte „Staffel“ von Luther ist auf einen knapp zweistündigen Film geschrumpft. Sie verweilt (wie gewohnt) in dunklen psychologischen Orten, sowohl bei den Bösewichtern als auch bei dem Protagonisten. Weiterhin verkörpert Idris Elba absolut überzeugend die expressiv-physische Präsenz der Titelfigur, die immer mit einem Blick auf ihre Vergangenheit eine Sehnsucht nach einer anderen (besseren) Zukunft entwickelt. Mit Cleverness, Hingabe und Kriminalistik außerhalb der Legalität löst Luther einen nicht sonderlich originellen aber finsteren Serienmörderfall. Sein Sinn für Gerechtigkeit ist dabei so zwanghaft, das ihm egal ist wie tief er dabei fällt. Wie schon in den andern Staffeln ist Luther dabei eine überstilisierte Genre-Silhouette, bigger than life, dessen Aufklärungsarbeit absurd-unlogische Qualitäten annimmt. Neben reißerischen WTF-Momenten und manch finsteren Ansatz ist dieser (vermutlich) letzte Akt routinemäßiger Edel-Nihilismus in BBC-Qualitätsfernseh-Verpackung. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
6 explodierende Kühlschränke.
"Auf der Straße ist man nicht mehr sicher und jetzt muss man im Haus auch noch Angst haben."
Eine Familie erbt das alte Herrenhaus eines geistesgestörten Schauspielers, das jetzt als Spielplatz für eine lokale Straßengang dient. Die Bande will nicht Platz machen, terrorisiert die Neuankömmlinge. Der Geist des Hauses und die Kids der Familie kämpfen um ihr Heim...
Die Idee Haunted House-Horror, Geister-Slasher mit bedrohlicher Bandenkriminalität zu kombinieren ist interessant. Vom Ansatz her gelingt das Regisseur Dragin auch, leider verspricht er mehr als am Ende geboten wird. Die einzelnen Genre-Elemente werden nicht genug nutzbringend ausgereizt, sondern nur -leidlich fesselnd- abgearbeitet.
"Twice Dead" geizt nicht mit typisch albernden Zeitkolorit. Die Klamotten, Frisuren und exemplarischen Jugendkulturen-Vertreter sind herrlich 80er. Beim Bedienen von kindischen Teenager-Horror schleichen sich zunehmend fiese Geschmacklosigkeiten und heftige Splatter-Einlagen ein, die sogar -wohlwollend betrachtet- als eine schlichte Reflexion über die Doppeldeutigkeit des Horror-Kinos gesehen werden kann.
Heimeliges 80er-Jahre-Kino, so wie ich es mag.
6 aufgespießte Katzen-Attrappen.
Großartig und überhaupt nicht bräsig.
Unter dem Motto: "Macht kaputt, was euch kaputt macht!" sind die "Queen City Rocker" aus Neuseeland, zwischen Punk, Pop und Pubertät, zwischen Frust, Freiheit und verschmierten Lidschatten ein gereizter, brodelnder Multikulti-Chaoshaufen. Großstadt-Müll den keiner haben will, Rattenscheiße im Kanal.
Mit stimmungsvollen und großen Gestiken der Männlichkeit, unter der dicken Schminke der 80er Jahre-Wahrhaftigkeit rauschen wir durch die typischen Jugenddelinquenz-Klischees um einen überraschend sensiblen, gar nicht so reißerischen Blick, in das frustrierte No-Future-Lebensgefühl, das mit autonomer Gewalt weg-geprügelt wird, zu erhaschen. Arm-Reich-Gefälle, Romeo und Julia, bildungsfernes Elternhaus, das ist alles wohl-bekannt, immer noch aktuell und hier sympathisch un-prätentiös, etwas oberflächlich, erzählt.
Toll, nicht nur aus nostalgischen Gründen.
7 sehnsüchtige Blicke in die freiheitliche Ferne.
Was ist Kunst? Ist Kunst ein Produkt der Phantasie, eine Fälschung der Natur? Was ist in einem Zeitalter der technischen Reproduzierbarkeit real und was nicht? Mit viel Schwung und Humor setzt sich der Künstler Orson Wells in seinem Fake-Dokumentarfilm über die verschiedenen Formen von Schein und Sein auseinander. Sein visueller Ritt durch Wort und Film-Spiele manipuliert ebenso wie er seine manipulativen Mittel bewusst offenbart. Im Zentrum stehen zwei Fälscher, deren Geschichten sich zu einem Essay über das Wesen der Kunst vermischen, zu einer Illusion aus Fälschung und Künstlichkeit werden. Ebenso verwirrend wie berauschend folge ich einem atemlosen Film in Hochgeschwindigkeits-Montage, irgendwo total freakig, herrlich 70er Jahre-Retro und muss mir eingestehen, dass all die Fragen zu komplex sind um sie endgültig, sinnhaft zu beantworten. Dieses Erlebnis Film zieht mir gezielt den Teppich unter den Füßen weg und kann als künstlerisches Vermächtnis von Orson Wells gesehen werden. Aber ganz ehrlich, irgendwann wurde mir der Teppich zu oft unter den Füßen weggezogen, beschwipst aber auch etwas gleichgültig male ich die Kopie meiner Kopie in meiner Phantasie selbst, bis ich endlos kreisend, erschlagend einschlafe.
6,5 Mehrdeutigkeiten des Prozesses.
"Go Fast" enthält all die typischen Genre-Elemente, die bereits aus amerikanische Polizei-Filmen bekannt sind. Ein Undercover-Cop, coole und schnelle Sportwagen, Schießereien. Nichts Neues und trotzdem hat er seinen ganz eigenen Charme. Denn der Streifen plündert diese Elemente nicht aus oder macht sie lächerlich sondern schafft es diese „amerikanischen“ Motive in einen eigenen „französischen“ Stil zu entfalten. Und der ist auf das Wesentliche entschlackt, immer geerdet.
Vom grauen Vorort-Hass der Banlieues geht es an das sonnige Drogen-Mittelmeer und mit lebendig beleuchteten Armaturenbrettern brettert der Streifen nach Paris zurück. Ein launischer Raver-Soundtrack ist der Antriebsgenerator. Die Geschichte ist extrem simpel, macht den Filmtitel zum Programm. Effektiv, schnell erzählt, keine Psycho-Kacke mit langen, bedeutungsschweren Blicken und Dialogen. Mit einer pochenden, treibenden Nervosität inszeniert, wodurch sich die Getriebenheit des Protagonisten auf den Zuschauer überträgt.
„Go Fast“ ist eine typische Luc Besson-Europacorp-Produktion. Knackiges Konzept, kurze Laufzeit, markante Charaktertypen. Allerdings diesmal mit einer ordentlichen (idealisierten) Prise Realismus untermauert und nicht an überkandidelter Selbstverarschung krankend. Das ist alles stylisch und liebevoll gedreht. Und ein Film der sich gleich zu Beginn des Abspanns für seine Crew bedankt ist mir sympathisch.
Geiles Teil, die (Kritiker-) Verrisse treiben mir als knarziger Genre-Freund die Schamröte ins Gesicht.
7 ausgetauschte Wagen auf den Parkplatz.
Ein harmloser, professioneller Spieler strudelt in einen Kreislauf aus falschen Verdächtigungen, Knast und Selbstjustiz, weil er als Bauernopfer für die Mächtigen missbraucht wird. Er wird verprügelt vom System, den Wölfen zum Fraß vorgeworfen, gibt aber nie klein bei.
Ron weiß nicht ob er sich anpassen oder seinen Hass in der Balance halten soll. Geprägt von Polizeigewalt, Justiz-Lügen, Sümpfen aus politischer Korruption, Knast-Romantik und Gangster-Idealisierung macht er als Mann das was ein Mann nun mal tun muss. Rache!
Joe Don Baker ist der emotionale, gerechte Bulldozer des Films. Kernig und sympathisch walzt er zielorientiert durch die Spirale der Vergeltung, mit knarziger Gewalt. Begleitet von einem furchtbar dümmlich-hörigen Frauenbild, das ihm am Ende zu einem fahrig-konstruierten, politisch korrekten Schnösel-Ende verführt. Na gut, verzeihlich, da Regisseur Phil Karlson in seinem letzten Film (ein Art Nachklatsch von „Walking Tall“) angenehm auf dem Teppich bleibt und seine Thriller-Karten geradlinig ausspielt.
6 kaltschnäuzig erstochene Dobermänner.
600 Kilo Cannabis sollen in einem Konvoi aus 4 Wagen von Malaga nach Paris gebracht werden aber die ganze Sache entgleist.
Die vielversprechende Idee einen Gangsterfilm als psychologisches und actionreiches Roadmovie konsequent auf europäischen Autobahnen zu erzählen mag begeistern, das was aber die Macher daraus gemacht haben kann nur als gegen die Wand gefahren bezeichnet werden. "Fast Convoy" ist immer dann gelungen wenn er (unfreiwillig) männliche Beherrschung in einem Klima aus Gewalt und Paranoia dekonstruiert. Wenn das starke Geschlecht hysterisch am Rande des Nervenzusammenbruchs ist. Das führt zu interessanten Blicken auf ein sich gern bewusst cool gebendes Gangster-Genre. Leider zermalmt der unattraktiven Sepia-Farbfilter in der ersten Hälfte das Bild und narrativ ermüdet die ganze Choose ziemlich schnell. Denn die Figurenzeichnungen, ihre Motivationen sind (milde formuliert) völlig neben der Spur, ergänzt mit einem ärgerlichen Story-Konstrukt, das vorzeitig die Ausfahrt zur Sinnhaftigkeit nimmt. So quasselt der Streifen vor sich hin, die Unstimmigkeiten nehmen ihren Lauf. Da helfen die gut akzentuierten aber überraschend raren Verfolgungsjagden und Schießereien auch nicht mehr, der Streifen ist und bleibt nur ein Versprechen das nie eingelöst wird.
4-mal auf Haschisch herum kauen…
Der Sumpf des Faschismus in den hellen Sonnenschein gezogen.
Zwei zwangsversetzte Ermittler aus der Stadt sollen in einem südspanischen Kaff, mitten in den Sumpffeldern, wo die Zeit scheinbar stehen geblieben ist, brutale Morde an zwei Teenager - Mädchen aufklären. Die beiden sind polare Gegensätze, die sich aber unfreiwillig annähern. Der eine vertritt die neue, linke, ehrliche Generation der Post-Franco-Ära, der andere die alte Schule, mit ihrer gewaltbereiten Vergangenheit.
„La isla mínima“ (internationaler Titel: Marchland) spielt 1980 während Spaniens schwieriger Umgestaltung zur Demokratie, kurz nach dem Ende der Franco-Herrschaft. Alberto Rodriguez’s stimmungsvoller Hinterland-Neo-Noir taucht in eine brütende Übergangs-Welt aus Misstrauen, Perversion und falschen Versprechungen ein. Die jahrelange Diktatur in Spanien hat auch auf dem Lande ihre Spuren hinterlassen. Ein Gefühl tiefer gesellschaftlicher Instabilität sind die spürbaren Nachwehen.
Clever nutzt Rodriguez gezielte Spannungsmomente, erzeugt einen kribbelnden Sog mit seinem ebenso nüchternen wie poesievollen Stil und veredelt diesen hintergründigen Retro-Krimi mit einer bildgewaltigen Kameraarbeit. Vordergründig werden dabei die bekannten Polizei-Krimi-Motive à la „True Detektiv“ benutzt, doch unter dieser Genre-Oberfläche, mit all seinem geradlinig und sauber ausgearbeiteten Thrill, lauert eine unangenehme Dunkelheit. Sowohl in den Personen als auch in den politischen Hintergründen der Geschichte. Das bleibt aber immer eine unterschwellig wabernde Textur des Films, Faschismus ist wie eine Krankheit die das Wesen der Menschen verändert. Diese nie direkt ausgesprochene Finsternis in den Figuren heben „Marchland“ aus seinem konventionellem Serienkiller-Gerüst, gerade weil der Film klugerweise nicht alle losen Fäden der Geschichte am Ende zusammenknüllt, es bleibt ein unangenehmes Gefühl der Unwissenheit und des Nihilismus zurück.
7,5-mal angewidert das Jesus- Kreuz mit Fotos von Hitler und Franco in die Dunkelheit der Hotelschublade schieben.
„Heilige Nutte von Puff-City. Immer muss der etwas anballern.“
Wenn Burt Reynolds in seiner ersten Regiearbeit wieder die archetypische Macho-Rolle des Schwarzbrenners und Klein-kriminellen Gator mit hautenger Schlaghose ausfüllt bleibt kein Schlüpfer bei Frauen trocken. Die wollen ihm gleich seinen Schnurrbart von den Lippen blasen. So nudelt sich der Streifen durch ein Super-Kotletten-70er-Feeling, der tiefer gelegte Humor paart sich mit Kaltschnäuzigkeit, Action und schmier-lappigen Typen. Diese filmische Schwanzverlängerung zieht zunächst seinen Humor aus der Respektlosigkeit gegenüber Spießbürgertum und staatlicher Gewalt, bietet eine coole Verfolgungsjagd in den Sümpfen von Louisiana um dann träge vor sich hin zu plätschern. Zu lang, zu uneinheitlich wartet der Zuschauer darauf das mal etwas passiert. Tutut es aber zu wenig, da nutzt es auch nix wenn sich das Ex-Playboy-Model im Karrierefrau-Modus („Ich will kein Kind“) ihr Hemd durch den hübschen Burt wegzaubern lässt.
5 Mäuseschwänzchen.
"Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #16
„Oh Mann, das war besser als ein Fick“
Schwellkörper Diesel darf als fetischisierter James Bond eine heiße Nummer drehen. Als verprollter Frauenversteher, Action-Sport-Fanatiker und todessehnsüchtiger Adrenalin-Sucht-Bolzen hat er die Lizenz erworben Schwachsinn zu verbreiten. Regisseur Rob Cohen ist dabei immer noch im Fast and the Furious - Modus, wildert hemmungslos und Schwerkraftbefreit in den typischen 007-Topoi herum. Findet manch spektakuläre Perspektive in den Actionszenen, die für diese preiswerte Produktion durchaus fett aussehen. Aber das war es dann auch. Mir ist nicht klar ob die bewusste Nähe zu Computerspielen, You-Tube-Blogs und trendigen Extrem-Sportarten eine Anbiederung an jugendlichen Massengeschmack sein soll. Mit seiner Aneinanderreihung von bekannten Action-Set-Pieces grenzt der gewollt steife Streifen mehr an eine Selbstparodie bzw. Persiflage von Bond-Filmen. Hier wird Stumpfsinn als Frohsinn abgefeiert. Anarchie ist eine dekadente Weltzerstörung, wenn nicht gerade Schlampen rauf geschickt werden oder fürs Land die Sau raus gelassen wird. Himmelherrgott ist der Film primitiv. Das hat ja noch zu Beginn in seiner dreisten Verquatschung genügend Flachmannhumor, wird aber zunehmen in seiner lieblosen Redundanz einfach nur öde. Da hilft auch nicht, das Asia Argento als russisches Boxenluder ihre Möpen aus dem Ausschnitt quellen lassen darf.
4,5 brennende Zigaretten hinters Ohr klemmen.
http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray
„Star Wars III“ füllt eine allseits bekannte Lücke. Der Ausgang um die Schlüsselfigur Anakin Skywalker ist bekannt. Es muss erzählt werden wie und warum der tapfere junge Jedi zu einer asthmatisch-röchelnden, dunklen Gestalt wurde, die endlos viele Kinderherzen zum Stocken gebracht hat. Überraschen kann George Lucas dabei nicht wirklich, stringent erzählen ebenso wenig. Mit einem brachialen Angriff nach vorn entschuldigt sich der (gefallene) Mogul für seine beiden vorangegangen Gurken und macht das was er an besten kann: Er liefert eine bildgewaltige, inbrünstige Weltraum-Oper ab. In fantastisch-exotischen Kulissen getaucht, berauscht von seiner Spezial-Effekt-Maschinerie. Das computergenerierte Schlachtengemälde hat dabei zwar nie diese liebevolle Naivität der „alten“ Trilogie, was aber auch kaum möglich ist, da diese auch ein Kind ihrer Zeit war. Aber „Star Wars III“ ist eine gelungene Überleitung zu eben dieser.
Das Zugrundegehen der Republik und die damit einhergehende Ende der homerische Entwicklungsreise von Anakin knüpfen emotional-dramatisch an die verkulteten Nachfolger der Reihe an. Nach dem infantilen ersten Teil (Kindheit) und dem halbdunklen Zweiten (Pubertät) ist der Dritte (Mann-werdung) von einer angespannten, nihilistisch-düsteren Stimmung geprägt. Der knallbunte Farbtopf wird zu einem Gewitter der symbolischen Warnfarben aus Schwarz und Blut-rot. Todes-dramatisch und kraftvoll, mit ausufernden Gefühlswallungen, endet der Film in einer lodernden Hölle aus vulkanischer Gewalt, der Saga wird ein Finale der großen Gesten spendiert. Diese comicartige, poppige Variation eines Shakespeare-Dramas, mit all seinen mythologischen Verweisen, ist nie intellektuell oder gar clever. Allerdings ist das Star-Wars-Universum schon immer eine triviale Seifen-Show kosmischer Breite gewesen. Ein Überschwang der Technik, ein Sammelsurium aus religiösen, spirituellen, militärischen und politischen Motiven, die nie mit Logik zu erfassen sind. Gerade durch seine infantile Wucht die Themen krude zu mischen erzeugt die Reihe so viel Magie. Diese Vorgaben erfüllt der dritte Teil zufriedenstellen.
Schaufensterpuppe Hayden Christensen schafft es zwar immer noch die eh schon peinlichen Dialoge noch peinlicher vorzutragen, die Liebes-Geschichte um Padmé hat so viel Leidenschaft und Tiefe wie eine Werbung für ein Haar-Shampoo und die weiterhin holzschnittartig erzählte Geschichte ist nicht frei von unfreiwilliger Komik, taumelt aber kraftvoll und mit einem epischen Blick auf großartige Bilder einem Ende entgegen, das all die vorherigen Schwächen ausgleicht.
"Die Rache der Sith" ist großes, monumentales Kino. Ist ein angemessener Endpunkt eines sowohl technischen wie auch kommerziell hochwertigen Franchise, das reichhaltigen Einfluss auf die moderne Popkultur hat. Was aus dem Produkt nach der Übergabe zu Disney gemacht wird und wurde ist eine andere Geschichte…
7 schmetternde Choräle.
Unmoralischer, zynischer Agententhriller, der seine gnadenlose Geheimdienst-Professionalität zwischen alternden, besoffenen Idealismus und kaltschnäuziger Technokratie darstellt um Machtinteressen im Ost und West-Konflikt aufrecht zu erhalten. Die Grenzen zwischen Gut und Böse werden dabei nie sauber gezogen, der Graubereich ist brutal und funktional. Von Michael Winner als Katz und Maus Spiel zweier rivalisierender Profikiller erzählt, das von der Präsenz der beiden Hauptdarsteller und seinen erdig inszenierten Actionszenen lebt. Feines, desillusioniertes 70er Jahre Kino.
7 räudige Kater streicheln.