lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • Ja, der Fragebogen deutet an wohin MPs Reise gehen wird...
    Wenig inhaltliche Fragen, mehr wie Geld verdient werden soll..
    Mit anderen Worten, in der Zukunft wird MP nicht mehr kostenlos sein bzw. einige Artikel /Features werden zu bezahlen sein.
    Das wird gerade ausgetestet...

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      lieber_tee 23.11.2016, 10:45 Geändert 26.11.2016, 19:29

      Der erste Teil der Videospiel-Verfilmung „Dead Rising“ war ein etwas zu lang geratenes Schlachtfeld, das sein Standard-Zombie-Menü mit grimmigen Humor und ein paar inszenatorischen Sperenzien aufpeppte. Diese Fortsetzung wurde rasend-schnell nachgeschoben und ist im Massenabfertigungsprogramm für nimmer-satte Untoten-Liebhaber (wie sein Erstling) annehmbare Fast-Food-Kost. Vielleicht sogar etwas mehr, denn Serien-Regisseur Pat Williams dreht die Temposchraube ordentlich hoch und hat ein geschicktes Händchen die austauschbaren Figuren durch Tunnel, Parkhäuser und verwaiste Lagerhallen zu hetzten. Ohne Vorgeplänkel und mit Countdown-Dramaturgie wird direkt durch-gestartet. Die Handlung erklärt sich auf Grund der tausendmal gesehenen Motiven und Entwicklungen aus dem Zombie-Genre von selbst. Die Action und gorigen Splatter-Szenen sind dabei überraschen dynamisch montiert. Mit Schwung in der Bude werden Köpfe gespalten, Körper zerbohrt und Teile abgetrennt. Die Biester sind zwar arg billig geschminkt, das macht aber nix, bierernst und voll in die Fresse sind die Fights. Sie kaschieren erfolgreich, das „Dead Rising“ eigentlich nur eine einfallslose Resident Evil-Kopie ist.
      Doch, der fetzt überraschenderweise.

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      • 6
        über Snowden

        Oliver Stones Zeiten, in denen er aggressiv (politische) Themen dem Zuschauer ins Gesicht gehauen hat, sind vorbei. Sein Unterfangen, die persönlichen Ursachen, die mediale und politische Dimension von Edward Snowdens Akt des patriotischen und zivilen Ungehorsams als fiktionalisiertes und dramaturgisiertes Bio-Pic zu erzählen, ist achtbar. Allerdings fehlt mir das Gefühl der Dringlichkeit. Der überlange Film plätschert ein wenig dahin, wiederholt fast didaktisch seine Problematik immer und immer wieder.
        In einer Mischung aus Heldenverehrung, konspirativen Thriller und Liebes-Drama entsteht ein leicht verdaulicher Mainstreamfilm, der weder die Intelligenz des Publikum beleidigt noch sie wirklich einfordert. Als überdeutlich-politischer Kommentar sagt er, das die völlige Überwachung weltweiter Internetkommunikation wirtschaftliche und gesellschaftliche (Staats-) Macht bedeutet. Das der Schutz vor Terrorismus dafür lediglich als Anlass und Ausrede benutzt wird / wurde. Dieser Spagat zwischen Freiheit und vermeintlicher Sicherheit hat auch konkrete Auswirkungen auf das Privatleben, daher sucht Stone immer wieder die Gespräche zwischen Snowden und seiner Freundin. Als auch sie konkret überwacht wird, handelt er. So stellt es zumindest der Film da. Zunehmend angeekelt von der Überwachungsarchetektur die sein Land erbaut hat, begründet damit, dass die Welt ein modernes Schlachtfeld ist wo digitaler Krieg herrscht, wird er wahlweise zu ein Verräter oder Held.
        Am Ende stellte ich mir die Fragen, was sein Handeln eigentlich bewirkt hat. Hat sich dadurch etwas verändert? Ist ein Bewusstsein für Datenmissbrauch in der Gesellschaft entstanden? Sind Konsequenzen gezogen worden?
        6 SD-Karten im Zauberwürfel versteckt.

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          Basedows (Drehbuch) und Grafs (Regie) „Zielfahnder“ wirkt wie eine Kurzversion ihrer Krimi-Serie „Im Angesicht des Verbrechens“. Wurde dort ein Blick in das (kriminelle) Migrationsmilieu russischer Einwanderer Berlins gewagt, wird hier die Fahndung in ein „mystisches“ Rumänien verlagert.
          Die Jagd nach einem entflohenen Häftling ist ein offensichtlicher Kontrast zwischen dem hektischen und technologisch-bürokratischen Deutschland, mit seinem High-Tech-Überwachungssystem und dem entschleunigten Osten, der archaisch, un-digital wirkt. So entsteht pures Genre-Kino, von Man-Hunt-Thriller über Polizei-Krimi zum Roadmovie. Das wird spröde und sprunghaft erzählt, ufert gerne an seinen erzählerischen Rändern aus, hat aber diese bestimmte Unkonventionalität, die ich an Graf so schätze. Rumänien wird dabei als ein Zwiespalt zwischen enthemmter Stadt und vergessener Provinz dargestellt, die alle auf die Versprechen der europäischen Einigung warten, bzw. bereits aufgegeben haben.
          Dabei ist „Zielfahnder“, ähnlich wie die oben genannte Serie, nicht frei von folkloristischen Ost-Stereotypen, inklusive Wettsaufen und romantische Hochzeit, die wahrlich breit ausgespielt werden. Aber wie das so mit Klischees ist, die Kunst ist sie sinnvoll in eine Handlung einzubinden, sie gerne ironisch zu brechen oder liebevoll zu zelebrieren. So gelingt es dem Film sowohl hintergründig wie vordergründig zu sein. Denn die Figuren sind glaubhaft. Ihre persönlichen Traumata werden mit kurzen Strichen markiert, bleiben im Hintergrund, ohne dabei den Krimi-Plot zu stören. Lediglich zum Ende hin übertreibt es Graf mit seinem Karl-May-Italo-Western-haften Showdown, obwohl er auch den genüsslich bricht.
          7mal sein Plüschtier "Smartphone" nennen.

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            lieber_tee 20.11.2016, 11:16 Geändert 20.11.2016, 18:16

            „Survival of the Fittest“
            „The Collection“ – Macher Marcus Dunstan bleibt seinem Stil treu und ballt Terror auf das Wesentliche zusammen. Verordnet in einem "White-Trash"-Hinterland, wo alle ihre Leichen im Keller haben und vom großen Geld träumen, weil sie Provinz-Bier-Flaschen sind und vergessen wurden. In der Not und Chancenlosigkeit fressen sich die Verlierer gegenseitig auf. Am Arsch der Welt, zwischen zwei abgelegenen Häusern und beim Kesseltreiben unten im Keller, hört dich niemand schreien.
            „The Neighbor“ ist pure Aktion und Reaktion. Mit stetig steigenden Tempo, pulsierender Musik und High-Speed-Montage akkumuliert seine Grimmigkeit. Gefangene werden da nicht gemacht. Zunehmend angespannt, zunehmend verknappt, zunehmend gewalttätiger twistet der Streifen nicht irgendwo doof herum, sondern schiebt sich Plot-weise voran, ohne mit möchtegern-cleveren Wendungen seine Verdichtung zu verderben. Das ist komprimiertes 70er und 80er Jahre Genre-Kino mit heutigen, modernen Mitteln.
            Straff, schlank, gut.
            7-mal mit der Videokamera erschlagen werden.

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            • 4

              Wenn Rache Spaß macht…
              „Even Lambs Have Teeth“ ist eine Rape-and-Revenge-Komödie bzw. versucht eine Balance zwischen menschlichem Horror, lakonisch-sadistischer Komödie und Rache-Flick zu sein. Am Anfang folgt der Film den beiden Mädels auf frecher Art und Weise ihrem (sexuell) selbstbewussten Auftreten. Das folgende Vergewaltigungs-Martyrium ist zurückhaltend und beklemmend dargestellt. Einen Moment der (psychologischen) Transformation von Beute zu Raubtier findet dann aber nicht statt. Unvermittelt drehen die Mädels um und haben zynischen Spaß daran ihre Peiniger sadistisch zu töten, begleitet zu entspannter Folk-Musik und in hautengen Hotpants. Die gewalttätigen Vergeltungssequenzen werden cool gefeiert, alles mit minimalen Gore und sauberer DTV-Ästhetik abgefilmt. Schmutz und Sleaze, die dem Genre immanent sind, gibt es nicht, die befreiende Wirkung von Rache ist hier ein langgezogener Witz.
              Vielleicht wollte der Filmemacher so aus der voyeuristischen und männlichen Komfortzone des Genres heraustreten, den Zuschauer bewusst verarschen, oder gar eine hedonistische Feminismus-Satire auf das Genre erschaffen. Auf mich wirkt der Streifen allerdings wie ein ungeschickter, lebloser Versuch eines Neo-Ausbeutungsfilm, der sein Konzept nicht durchdacht bzw. verstanden hat.
              4 Pfarrer mit Schweinemaske.

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                lieber_tee 18.11.2016, 21:09 Geändert 18.11.2016, 21:36

                Koryphäen des Horrorfilms # 11
                Der junge Filmemacher Michael Reeves inszenierte drei mehr oder weniger bekannte Klassiker des Horrorfilms, bevor er an einer Überdosis Tabletten verstarb. Er arbeitete immer mit alten Berühmtheiten des Genres. In „Revenge of the Blood Beast“ (1966) mit Barbara Steele, in „Im Banne des Dr. Monserrat“ (1967) mit Boris Karloff und in „Der Hexenjäger“ (1968) mit Vincent Price. Mit seinem letzten Film konnte er sogar das Sub-Genre des Hexenjäger-Horrorfilms begründen. Seine Filme sind Vorzeigebeispiele für innovatives und eigenständiges Genre-Kino der britischen Sechzigerjahre.
                „The Sorcerers“ erzählt von einem alten Wissenschaftler-Ehepaar, das eine Hypnosemaschine erfindet und einen jungen Mann als Versuchskaninchen missbraucht. Mit der Möglichkeit ihn zu steuern und seine Gefühle selbst zu spüren entwickelt die Ehefrau Machtphantasien, die zu immer infameren Verbrechen führen.
                Trotz (oberflächlich) reißerischer Story baut der Film eine seltsam nihilistische Stimmung auf, fundiert durch ein geradliniges Skript, das kompromisslos auf sein böses Ende zusteuert. Im Kontrast zwischen den 60er Jahre Jugendkulturen, in dem junge Menschen hedonistisch und ohne Verantwortung ihr Leben verwirklichen, und alten Menschen, die isoliert, frustriert und vereinsamt ihren jungen Zeiten (die sie auf Grund des Krieges nicht ungehemmt entfalten konnten) nachtrauern, entsteht ein Generationskonflikt voller Neid und Missgunst, wegen nicht ausgelebter Triebhaftigkeit. Mit Sinn für Realismus und Blick auf die Bedürfnisse der Protagonisten erwächst ein giftiges, unfreundliches Gesellschaftsporträt in Form eines Genrefilms.
                7 Pelzmäntel klauen.

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                  lieber_tee 17.11.2016, 18:58 Geändert 17.11.2016, 19:26

                  Flaschenpost von Gott.
                  Die dritte Jussi-Adler-Olsen-Verfilmung verändert wieder einmal die Romanvorlage so massiv, das nur noch die Grundstruktur zugunsten eines geradlinigen Plots, der keinen doppelten Boden hat, übrigbleibt. Dieser Rest soll den Zuschauer mit seiner Düsternis voll in die Fresse hauen. Wie schon in den ersten beiden Teilen wird in die finsteren Abgründe von Menschen geschaut, anders geht es wohl auch nicht in skandinavischen Thrillern. Das ist seit Jahrzehnten so, das wird wohl die nächsten Jahrzehnte auch so bleiben. Eine Bedürfnismarktlücke, gerne um 22 Uhr am Sonntag im ZDF zu befriedigen.
                  Der dritte filmische Fall von Assad / Mørck kombiniert genauso wie seine Vorgänger in Optik und Handlung Schwermut mit Thrill. Eingebettet in eine (natürlich) triste dänische Provinzlandschaft, wo das hellste noch die strahlend-gelben Rapsfelder sind. Wie im dunklen Texas, nur halt im europäischen Norden, hausen dort strenge Freikirchler, deren Glaube für die abgründigen Taten eines Serienkillers missbraucht wird. Auch das Ermittleduo verstrickt sich Angesichts dieser finsteren Glaubensstrukturen schnell in einen Diskurs zwischen nüchtern-depressiven Atheismus und wohlwollend-guter, christlicher Religion.
                  Schon fast dreist werden Versatzstücke des Serienkiller-Thrillers abgearbeitet, Logik spielt da kaum eine Rolle, eher Zufälligkeiten um den eh schmalen Plot voranzutreiben. So kalt-herzig das Böse hier auch gespielt ist, ich bin immer wieder "beeindruckt" mit welcher Dreistigkeit hier auf küchentischpsychologischen Niveau dem Monstern seine Monstrosität zugeschrieben wird. Je mehr der Film begründet warum die grausamen Taten begangen wurden, umso belangloser werden sie. Lediglich der lakonischer Humor des Films und einige echt verstörend brutalen Szenen haben mich dann doch überrascht.
                  „Erlösung“ ist ein typisches Beitrag aus dem zahllosen Einerlei der ernsten und dunklen nordischen Noir-Thrillern. Er ist im Abendprogramm des (mit produzierten) deutschen Fernsehen gut aufgehoben.
                  5-mal die Schere in den Darm stecken und dann öffnen.

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                  • 5 .5

                    Ein Video Nasty aus den schundigen 70ern...
                    „House on Straw Hill“ ist weniger ein Horrorfilm, sondern ein Psycho-Thriller im 70er Jahre Euro-Sleaze-Fahrwasser.
                    Udo Kier spielt einen erfolgreichen, arroganten Schriftsteller, der ein schuldiges Geheimnis mit sich trägt, das ihn in seiner malerischen Hütte, tief in der englischen Provinz, nicht ruhig schlafen lässt. Ebenso wenig wie die geile Sekretärin, die ständig masturbierend im Nebenzimmer liegt…
                    Dieser Film gehört zu den berüchtigten 80er Jahre "Video Nasties". Wie bei vielen Filmen die auf dieser britischen Verbotsliste landeten, ist das aus heutiger Sicht kaum verständlich. Es gibt zwar einige freche und brutale Szenen, aber im Vergleich zu dem, was wir heute im Fernsehprogramm sehen, sind sie ziemlich zahm. Trotzdem trägt der Film sein Verbots-Mythos und seine Ausbeutungselemente wie ein Ehrenzeichen vor sich her…
                    Das Skript weiß nicht, was es sein will. Es verfügt über eine ungewöhnliche Mischung aus Mord, Gore, Mystery, Rache, Intrigen, Sex, Nacktheit, Vergewaltigung und hat ein unplausibles Ende, das, wenn alles zusammengesetzt ist, aber erstaunlich gut funktioniert. Die Charaktere sind alle unangenehm, spielen seltsam leblos, das Tempo ist langsam, gleichzeitig fand ich aber die bedrückende, sexuell- und gewalt-geladene Stimmung latent faszinierend.
                    5,5 blutige Betten im Kornfeld.

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                    • 7 .5

                      Anomalien in der Normalität.
                      In einer kleinen Küstenstadt in Nordfrankreich schiebt ein Serienkiller menschliche Körperteile in den Arsch von Kühen. Relativ schnell wird klar, dass nix klar wird. Denn in der vierteiligen Miniserie von Bruno Dumont, die er für ARTE gedreht hat, geht es nicht wirklich um ein Mordgeheimnis. Oberflächlich folgt die Serie zwar dem Whodunnit-Konzept und begleitet zwei unkonventionelle Polizisten bei ihrer Arbeit, aber auch das ist nur ein Vorwand Serienstrukturen der Lächerlichkeit preis zu geben. „KindKind“ beschäftigt sich lieber damit das „Böse“ grundsätzlich zu verstehen. Diese echt harte Frage des Lebens wird in Form von Slapstik, leisen und morbiden Humor zerkleinert.
                      Im Schrecklichen lauert das Lächerliche. Zwischen verspielten Unsinn und philosophischen Untiefen, zwischen Kontrolle und Chaos schaut Dumont in die düstere menschliche Natur, als giftige Satire angelegt. Die Provinz-Welt der Erwachsenen ist hier Kuhscheiße voller rassischer und ökonomischer Spannungen. Moralische Verantwortung zerreibt sich in Christentum, Islam und Pantheismus. Der Schatten einer düsteren Vergangenheit ist allgegenwärtig und in Form von Granaten und Kugeln in den Bunkern der Normandie vergraben.
                      Immer wieder stellt die Serie die Frage, wie das Fremde, das Andere zu begegnen sei. Ob dem körperlich Fremden oder kulturell Fremden. Der gezeigte Mikrokosmos der Landgemeinde am Arsch der Welt ist von Deformationen jeglicher Art geprägt, die Menschen sind dort verstört und verstörend. Vielleicht gibt es nur eine „richtige“ Art auf diese verdorbene Erwachsenenwelt zu reagieren. Mit kindlicher Naivität. Oder mit einem tragisch-komischen Lachen, so wie es die Serie macht.
                      „Kindkind“ ist in seiner Schrulligkeit urkomisch und in seiner Zärtlichkeit gegenüber den Absurditäten des Lebens eine wunderbare Groteske über die Banalität des Daseins.
                      7,5-mal von einem Auto auf zwei Rädern abgeholt werden.

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                      • 7 .5
                        lieber_tee 15.11.2016, 12:20 Geändert 15.11.2016, 12:56

                        Höhlenmenschen im Wolkenkratzer.
                        Ben Wheatley und seine Frau haben Ballards 70er Jahre Klassenkampf-Albtraum eigenwillig adaptiert und als eine Parabel über Dekadenz und Sittenlosigkeit in einem Hochhaus-Kastensystem pathologisiert, in dem Freuds Es, Ich und Über-Ich die Sau raus lassen. Mit seinem akribischen retro-futuristische Produktionsdesign ist diese Dystopie ebenso morbide wie wunderschön-schrecklich anzuschauen, hinter jedem Gang lauert die pechschwarze Satire. Aus Zerfall wird Neuordnung, aus Klassenkampf wird Anarchie, ein Orgasmus aus Sex und Gewalt, inszeniert als völlige Dekonstruktion filmischer Formen. Ein stilisiertes Inferno, ein Fest für Augen und Ohren, ebenso hypnotisierend wie entnervend. Unter seiner Melange aus Chic und Kitsch verbergen sich gesellschaftliche Psychosen, die in befreiende Gesetzlosigkeit enden. Wheatley inszeniert das zwischen Horror, SF und Kunst-Kino, scheißt komplett auf eine klassische Narration bzw. Montage. Die Handlung wackelt dabei ebenso jäh wie sein High-Speed-Schnitt. Opfer bleiben dabei die Mainstream-gewöhnten Zuschauer und die Stringenz seiner Figuren, denn die lassen einen ziemlich kalt. Lediglich Tom Hiddleston schafft es, durch seine Kombination aus Coolness und brodelnder Wut, den zwiespältigen Opportunisten spürbar zu machen. Auch wenn der Film wie ein mehrstöckiges Chaos wirkt, auf klassisches Storytelling verzichtet und seine Plakativität einen erschlägt, seine Wucht, sein Sog, seine Rauschhaftigkeit ist gerade wegen seiner expressionistischen Montage und Bildgewaltätigkeit faszinierend.
                        "Clockwork Orange" auf Speed. Nicht perfektes aber wunderbar ehrgeiziges Kino.
                        7,5 zerplatzende Seifenblasen.

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                          lieber_tee 15.11.2016, 02:35 Geändert 15.11.2016, 02:39

                          Spät-Giallo von Aldo Lado, der hier deutlich zeigt, das er sein Zenit weit überschritten hat. Perlen wie "Malastrana", "The Child" und "Night Train" sind künstlerische Vergangenheit, sein ängstlicher Wendekreis dödelt nur auf drögem Niveau herum. Typische Elemente des gelben Krimis werden unbeholfen zu nervtötender Musik mit Mafia-Elementen verbunden. Da wir in den 90ern sind muss noch so etwas wie die weibliche Form von Hannibal Lecter durch den Film geistern, die Schauspieler sind talentlos und lediglich die Hauptdarstellerin ist wenigstens optisch erträglich. Neo-Giallo aus der uninteressanten TV-Optik-Schublade.
                          4 Blicke auf die hübschen Brüste.

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                          • 2 .5

                            Traniger 70er Kriminalfilm aus Italien, der eine tranige Groschenromangeschichte, tranige Liebesgeschichte mit einem tranigen Hauptdarsteller konsequent-tranig in die Langeweile führt. Ich musste mir Streichhölzer zwischen die Augenlider stecken um die tief fliegenden Möwen zu Ende zu schauen, der Schmerz hat mich wach gehalten.
                            Ich denke es gibt vielleicht 6 Menschen auf der Welt, die diese VHS-Cassette besitzen und dreien ist sie hinters Regal gefallen ohne vermisst zu werden.
                            2 Streichhölzer und ein zerbrochenes.

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                              lieber_tee 14.11.2016, 12:25 Geändert 14.11.2016, 13:45

                              Im Vergleich mit all den marktschreierischen Action-Filmen, die jährlich so aus den USA auf den Weltmarkt geschwemmt werden, ist solch ein mittel-budgetiertes Star-Vehikel, das zudem eine Fortsetzung eines Films ist, den eigentlich niemand wirklich (aus kommerziellen Gründen) brauchte, eine kleine Überraschung. Aber auch diese altmodischen, "kleinen" Genrefilme sollten es schaffen etwas Adrenalin ins Hirn zu pumpen.
                              Entstanden ist ein marginal „besseres“ Sequel. Tom Cruise macht hier nicht (wie im Vorgänger) ein auf chauvinistischen Supermann, sondern auf einen knochenbrechenden Cowboy, dessen alte Eier dann doch nicht so hart gekocht sind. Der einsame, nomadische Ex-Militär-Wolf darf Ausflüge in die Unvollkommenheit machen und wird von einer dysfunktionaler Patchwork-Familie begleitet, die aus taffen Frauen besteht. So zeigt Papa Tom Gefühle, auch wenn es für eine glaubwürdige Liebesbeziehung zu der schlagkräftigen Partnerin mangels Chemie zwischen den beiden Schauspielen nicht reicht (wie eigentlich in all seinen letzten Filmen). Die ganze zweckgebundene Kernfamilie wirkt schon sympathisch, in ihrer emotionalen Unbeholfenheit. So knurrt sich der hier durchaus kompetenten Cruise durch einen störrisch ausformulierten B-Klasse On-the-run Militär-Thriller, überfüllt mit zahllosen Klischees. Da bleibt nichts Erinnerungswürdiges übrig, fesselnd ist das Ganze selten, aber so richtig Scheiße auch nicht.
                              5-mal vom Dach stürzen und dann wieder weiter-prügeln.

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                                lieber_tee 13.11.2016, 22:00 Geändert 13.11.2016, 22:01

                                Nach der Tragödie im Blackwell Hotel werden die Körper vom vermeintlich toten Killer Jacob Goodnight (Glenn 'Kane' Jacobs) und neun seiner Opfer in das Leichenschauhaus überführt, wo die Mitarbeiter gerade eine Geburtstagsfeier feiern. Natürlich wird die Party von ihm gestört.
                                Der erste Teil war ein ordentlicher Slasher, der nur wegen seiner unglaublichen Over-the-top-Morde in Erinnerung blieb. Obwohl nicht sonderlich kommerziell erfolgreich, bekommt der Streifen Jahre später eine Fortsetzung. Regie führten (überraschender Weise) die Soska-Schwestern, die sich mit „American Mary“ bei Genre-Fans einen Namen gemacht haben. Leider ist das Ergebnis definitiv ein künstlerischer Schritt zurück. Sie opferte ihren vormals hoch entwickelten Stil für einen moderaten, durchschnittlichen Flick. Die Tötungen sind unterwältigend und die Schwestern schaffen es nie die labyrinthische Struktur des Leichenhauses kreativ oder überhaupt zu nutzen. Wrestling-Mutantenface Kane poltert im Walk'n'Kill-Modus wie zufällig durch die Gänge, wirkt wie ein zufälliger, netter Kerl, der zufällig sieben Fuß groß ist und zufällig Massenschlachtwaffen in der Hand hat.
                                „See No Evil 2“ will und wird kein Klassiker sein, aber er versucht zumindest durch einen langsamen Spannungsbogen und etwas Gemetzel die Uralt-Formeln des Slashers zu bedienen, sie zu huldigen. Das ist dann eher redundant und kann wohlwollend als Hommage an all die Myers, Kruegers und Voorhees‘ gesehen werden, oder als reines pflichtschuldiges Vergnügen der Soskas.
                                4 Handys im Tresor verschließen.

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                                  lieber_tee 13.11.2016, 21:57 Geändert 13.11.2016, 22:01

                                  Habe vor 5 Jahren hier geschrieben: "Hirnlose Schlachtplatte für Blutfetischisten." Dem ist nicht viel hinzuzufügen...
                                  Jugendliche Arschloch-Straftäter sollen ein ranziges Hotel reinigen und werden von einem tumben aber irgendwie auch lieb aussehenden Psycho (WWE-Ringer Glen Jacobs) in Würfel und Scheiben geschnitten. Das Resozialisierung-Programm trägt zunächst Früchte, denn die jungen Erwachsenen paaren sich sofort für Sex, was beweist, das der US-Vollzug gar nicht so schlimm ist. Der brummige Spielverderber jagt sie dann zu Bestrafung durch die Innenarchitektur von „Saw“, die in ihrer schmuddeligen Art déco durchaus unheimlich anmutet. Drehbuchautor Dan Madigan hat bei den heftigen Kills einen kranken Sinn für Humor, während der ehemalige Porno-Regisseur Gregory Dark grimmig, blutrünstig und unerbittlich, ohne einen Funken von Humor und Intelligenz, den Cumshot-Rhythmen seiner filmischen Vergangenheit folgt.
                                  5 Augäpfel aus den Augenhöhlen puhlen.

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                                    lieber_tee 12.11.2016, 15:22 Geändert 15.11.2016, 02:19

                                    Der italienische Giallo erlitt Ende der 70er einen langsamen Tod. Er verschmolz in den 80ern mit (minderwertigen) amerikanischen Slashern-Filme und (prüden) "Erotik"-Thrillern. Ich kann nicht genau sagen warum dieses Genre aufgehört hat gut zu sein. Enzo Milionis „Todesbucht“ ist allerdings dafür das ideale Studienobjekt. Er trägt schon diese Fäulnis in sich. Zwar immer noch mit fröhlicher politische Inkorrektheit und entsetzlichen Geschmacklosigkeiten garniert, ist der steife Streifen nur ein glanzloser Versuch (Hardcore-) Sex mit etwas Thrill zu kombinieren.
                                    Zwei Schwestern mit einer gestörten Vergangenheit machen Urlaub in ein Hotel am Meer, wo die Gäste plötzlich von einem Mörder mit einem riesigen Dildo terrorisiert werden. Ursula, die hysterische Arschloch-Schwester, leidet unter Vorahnungen und hat durch ein Trauma supranaturale Fähigkeiten bekommen.
                                    Die Handlung und Hauptfiguren dieses späten Giallo sind schwach und uninteressant. Null-Nervenkitzel wird mit mehreren kleinen Geschichten verflochten, die aber keinen Sinn ergeben. Viele Szenen laufen einfach ins Leere, die dunklen, psychischen Obsessionen an der sonnigen Amalfiküste sind nur Behauptungen. Die Partitur ist unfassbar schmalzig und deplatziert, die italienische Südküstenlandschaft wunderbar fotografiert. Die Moos-Scharm-Schnittchen sollen wohl ziemlich attraktiv sein, sind schauspielerisch aber unfassbar unbegabt, die männlichen Schmalz-Rollen tragen tolle Schnurrbärte. Die Dialoge sind so scheiße, das ein 12er Pack Klopapier von Nöten ist.
                                    Für Pornosüchtige und Leute die auf Misogynie stehen zu empfehlen.
                                    4 der schlimmsten Gesang-Synchronisationen der Filmgeschichte.

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                                      Paul Verhoevens "Das Mädchen Keetje Tippel" gehört zu den eher unbekannteren Werken des Regisseurs, wobei auch in diesem Film die wesentlichen Motive und Mittel des Meister erkennbar sind.
                                      Basierend auf eine Autobiografie einer Frau im niederländischen Frühkapitalismus um 1890 erzählt Verhoeven Geschehnisse, die durchaus als Spiegelbild aktueller (hier 1975) Verhältnisse zu sehen sind. Angeblich hat sein Produzent die massive Kritik an der Arm und Reich-Schere und Ausbeutung von Frauen abgeschwächt, wobei ich sie eher übermäßig deutlich empfunden, lediglich zum Ende hin holprig abgearbeitet, habe.
                                      War "Türkische Früchte" eine intimer, privater Blick in die Beziehung zwischen Mann und Frau (immer von den gesellschaftlichen Rahmen und Werte-Bedingungen der Zeit geprägt) so ist „Keetje Tipple“ eine gesellschaftliche Betrachtung über die Macht- und Abhängigkeitsverhältnisse der Geschlechter. Hier stehen nicht die starken Gefühle im Vordergrund, die Lusthaftigkeit von Sex, sondern der ökonomische Missbrauch und Nutzen des weiblichen Körpers. Die Protagonistin ist eine ebenso naive wie starke Frau, die ihren (sexualisierten) Körper nutzt um zu überleben, bzw. nutzen muss. Trotz folkloristischen Kostüm-Kino und historischer Umgebung, ist ein deutlicher Gegenwartsbezug zu erkennen. Das macht den Film, trotz seines Alters, so modern.
                                      Unterstützt wird dieser Eindruck von einer hoch-mobilen, edlen Optik des Kameramanns van Bont, der Bilder von wunderschöner und grausamer Poesie findet. Verhoeven benutzt immer wieder symbolische und grelle Szenen, die bewusst an Pornographie erinnern, um seine Kritik, die sexuellen Erniedrigung und Ausbeutung von Frauen, zu verdeutlichen.
                                      Besonders interessant ist die Perspektive von Verhoeven auf Armut und Reichtum. Er vermeidet einen romantisierenden Blick oder konkrete Schulzuweisungen. Seine System-Kritik ist privat. Nicht die jeweilige Schicht ist gut oder böse, es kommt auf die jeweiligen Menschen an und wie weit sie für die Missstände verantwortlich sind bzw. wie sie sich moralisch Verhalten. Dadurch ergeben sich nicht die üblichen „linken“ Feindbilder, sondern eine komplexere Betrachtung.
                                      Im Kern hat Verhoeven ein Herz für die Figur der Keetje. Sie ist eine selbstbewusste, ehrliche Person, die sich nicht opportunistisch verhält, keine Macht ausübt. Und das ist das Menschenbild, welches ich an diesem Film so schätze. Dieses Verhalten könnte ungerechte Verhältnisse wirklich verändern, auch heute noch.
                                      7mal den blutigen Penis abwischen.

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                                        Schuld und Sühne auf den Straßen im nächtlichen Paris.
                                        Finanziert außerhalb der traditionellen Produktionssysteme, zum Teil durch eine Crowdfunding – Kampagne, trifft hier Spielbergs „Duell“ auf einen tätowierten Jason Voorhees-Boogeyman.
                                        Eine Stunde lang folgt der Zuschauer einem simplen Katz-und-Maus-Spiel in urbaner Einsamkeit, das eine Vielzahl von ikonischen Aufnahmen mit ungehemmter Effizienz und explodierender Gewalt hat. Aber je mehr der Film in die zunehmend plakative Dämonisierung des Taxifahrers abdriftet, häufen sich die Über-Konstruktionen im Handlungsverlauf. Das Auftreten und Beamen des tumben Taxi-Fahrers als Naturgewalt wirkt teilweise sogar belustigend statt bedrohlich.
                                        In der letzten halben Stunde gibt der Film dann komplett seinen Löffel ab. Der vermeintlich originelle Wendepunkt, in die dunkle Vergangenheit des Fahrers zu schauen, will „Night Fare“ eine moralische Konnotation geben. So zaubert Regisseur Julien Seri einen reichlich peinlichen Hintergrund zu Tage. Der halbstündige Erklärbär wirkt wie ein Fremdkörper (tatsächlich wurde er auch erst nachträglich gedreht), verpasst dem Film eine ordentliche Ladehemmung. Und mit der verquasten Läuterung- und Punisher-Weltverbesserungs-Mythologie möchte ich mir erst gar nicht auseinandersetzten.
                                        4-mal die Zeche prellen.

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                                          Ein Tauchgang in das Kaninchenloch der Semiotik.
                                          "The Shining" ist ein seelisches Labyrinth, innerhalb eines Labyrinths. „Room 237“ ist ein Labyrinth, das einer „verrückten“ Logik folgt, die aus einer Obsession zur postmodernen (Über-) Interpretation entsteht. Ähnlich obsessiv wie Kubrick selbst als Filmemacher war, wird auf vermutete Bedeutungen innerhalb des Films geschaut. Einzigartig und manchmal sogar tiefgründig sind diese Betrachtungen auf das Meisterwerk. In den besten Momenten der Dokumentation wird so die Lust auf den Klassiker und das Beschäftigen mit ihm geweckt, denn Kubrick hat schon immer großartige Filme erschaffen, in denen immer etwas mehr zu entdecken gab. Und es ist ein unbestreitbarer Spaß über einen Film grenzenlos zu fabulieren.
                                          Wenn, wie hier, aber aus den Gedankengängen so verquaste Interpretationen entstehen, die damit prahlen natürlich nicht Mainstream zu sein, dafür aber sich der Paranoia und Verschwörungstheorien hingeben, dann schalte ich zunehmen ab. Die Sichtweisen reichen von kaum-plausibel bis haarsträubend-lächerlich, aber der Filmemacher Ascher beurteilt sie nicht, sondern feiert sie als ein Fest der Dekonstruktion ab. Als ein Zeugnis von inniger Filmliebe und Loblied auf die Lust des Interpretierens.
                                          Zwischen Mondlandung-Fake, Ständer-Theorie und Kubricks Gesicht in den Wolken ist mir aber diese Lust verloren gegangen. Diese kruden Beweisführungen, die selbst nach den minimalen Grundregeln der Semiotik einfach nur idiotisch sind, einer verzweifelten inneren Logik folgen, haben nichts mit der Beschäftigung über Filmsprache, Synchronität oder Symbolismus zu tun.
                                          Ich möchte das auch nicht überheblich auslachen, als witzig-skurrile Unterhaltung oder angeblicher Selbstentlarvung von Unfug betrachten. Das ist Besessenheit, die gerne harmlos gesehen werden kann, die sicherlich manch wahren Kern findet, allerdings auch etwas radikal Verblendetes hat. Wenn es hier um politische Inhalte gehen würde, bringt dieses Gedankengut Gefahren mit sich. Wie z.B. die aktuelle Reichsbürger-Verschwörung beweist.
                                          Aber ok, lasst „The Shining“ wie eine teuflische Metal-Platte rückwärts laufen, entdeckt so Botschaften und Hinweise, nur lasst mich damit in Ruhe.
                                          5 Haaransätze, die wie Hitlerbärtchen aussehen…

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                                            lieber_tee 09.11.2016, 18:00 Geändert 09.11.2016, 18:15

                                            „Ouija 2“ ist überraschender Weise ein Prequel, das nicht nur in jeder erdenklichen Weise besser als sein Vorgänger funktioniert, sondern wegen seiner eigenen Verdienste und eigenständigen Geschichte autark neben seinem hundsmiserablen Original stehen kann.
                                            Um die bedarfsorientierte Mythologie des Brettspiels wird eine sympathische und einfühlsame Familien-Geschichte gesponnen, deren Schrecken zwar immer noch rudimentär ist, aber Dank eines schärferen (nicht originellen) Skripts den Zuschauer in seinen Bann zieht. Mit herbstlicher Retro-Fotografie wird das ausgereizte Rezept aus „Conjuring“ und „Exorzist“ reichhaltig bedient, die Art der Ausführung ist allerdings sorgfältig und mit nuancierten Figuren gefüllt. In den ersten beiden Dritteln entsteht tatsächlich so etwas wie Interesse an den Geschehnissen und ein Gefühl der Sorge um die Familie. Regisseur und Mitautor Mike Flanagan beherrscht offensichtlich das Handwerk des sanften Spannungsaufbaus, auch wenn er immer wieder die leider schon Genre-üblichen Jumpscares bemüht. Flanagans Angst ist präzise in seinem stetig ansteigenden Schrecken. Der Horror fundiert auf die Betrachtung einer tiefen kulturellen Angst vor dem Tod.
                                            Enttäuschend ist der dritte Akt. Der Faden geht verloren, da platte Geisterbahn-Effekte all das vorherig Beängstigende sichtbar machen, seinem Grusel berauben.
                                            Letztlich ist „Ouija 2“ nichts Einzigartiges geworden. Ein lauwarmer Horror-Schlummer, der allerdings mehr Könnerschaft als sein Vorgänger beweist.
                                            6mal aus der Hand lesen.

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                                              lieber_tee 09.11.2016, 01:23 Geändert 09.11.2016, 01:26

                                              „Sesam öffne dich. Ich bin es, Aladin, der sich immer die Lampe voll gießt!“
                                              „Spookies“ vereint diverse Horrorklischees zu einen trashigen Gruselstreifen, der angeblich aus zwei verschiedenen Filmen zusammengeflickt wurde. Eine Geschichte oder Charakterentwicklung gibt es nicht, er hopst ohne Einleitung direkt in eine alberne Geisterbahn aus Monstern und Okkultismus, mit jeder Menge dummer Sprüche.
                                              Da erzittern Grabsteine wie Bettlaken, ein Werwolf mit spitzen Ohren rennt durch den Wald und macht seltsame Katzengeräusche. Ein creepy Opa versucht seine tote, aber nicht verweste, Frau zum Leben zu erwecken und lässt deshalb eine Gruppe von zu alt aussehenden Jugendlichen in seiner unendlich großen Hütte abmurksen. Einer der Berufs-Jugendlichen redet ständig mit seiner Handpuppe, während ein grün angemalter Zwerg doof daneben steht. Da wird kopfüber durch Türen gesprungen oder ganz albern die Klinke in die Hand genommen. Und am Ende kommen Zombies, die direkt aus einem Fulci-Film entflohen sind. Dazwischen gibt es allerlei schräge Variationen von Monstern.
                                              „Spookies“ gehört sicherlich zu den unglaublichen WTF-Filmen der 80ern. Völlig wahllos, aber voller Leidenschaft, wurden scheinbar die besten Ideen aus "The Evil Dead", "Return of the Living Dead" und "Dämonen" gesammelt und mit technischer Hilfe von Kostümen, Masken, Effekten, Musik und Licht aufgepumpt.
                                              Als ordentlicher, runder oder gar funktionierender Horrorstreifen versagt „Spookies“ auf ganzer Linie, als Leistungsshow begabter Monstermacher, die handgemachtes Herzblut in ihre Kreationen gesteckt haben, aber schon. Dem Streifen sind dabei Grundkenntnisse der Filmsprache und des Narrativs völlig egal. Er liegt in dem was er tut ständig, fast anarchisch, daneben, so dass mein Gehirn zunehmend pulverisiert wurde.
                                              Dafür mag ich ihn.
                                              6,5 furzende Mumien, die sich in Wein auflösen.

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                                                Die Beklemmung in einer verrohten Gesellschaft.
                                                Was macht ein professioneller Killer, wenn er merkt, dass die Zeit für sein Ruhestand gekommen ist?
                                                Er sucht sich einen Nachfolger und erläutert ihm das technische und pervers-ethische Handwerk seiner Arbeit. Denn es geht nicht nur um Geld, sondern auch um eine bittere Moral. Die Politiker, die Medien und die globalen Konzerne, sind die wahren Mörder. Alle, auf ihre eigene Weise, töten die Gesellschaft, warum sollte man dann ein schlechtes Gewissen haben, wenn man ihre Drecksarbeit verrichtet.
                                                Die zentrale Botschaft ist offensichtlich. Brutalität und Verdummung in den Medien sowie Vereinsamung verursachen oder tragen zumindest zur Kriminalität bei. So schauen die Figuren in fast jeder Szene fernsehen (oder es läuft im Hintergrund), spielen Killer-Spiele an der Konsole, der Presslufthammer wummert dabei auf der Straße. Emotionslos wird ebenso geglotzt wie getötet. Zudem sind alle Personen isoliert, eigentlich arme Hunde, die zu oft getreten wurden. Der Konsum von Gewalt und entleerter Unterhaltung trifft auf frustrierten Boden und sucht sich sein Ventil. Der gesamte Film brütet nihilistisch vor sich hin, passend zu seinem Thema. Immer wenn Gewalt gezeigt wird, ist sie grafisch und extrem. Zwischen diesen Sequenzen verlangsamt sich das Tempo spürbar, bis zu einer irritierenden Perspektivänderung in der Mitte des Films. Auf der technischen Ebene ist „Assassin(s)“ ausgezeichnet, bietet ausgefeilte Kamerafahrten und -perspektiven, die an Brian De Palma 's Arbeiten erinnern. Schauspielerisch gibt es nichts zu meckern, alle machen ihre Sache glaubwürdig intensiv.
                                                Es ist letztlich Kassovitz 's düsterer Ansatz, unter dem Motto „Jede Gesellschaft bekommt die Verbrechen die sie verdient“, dass es durch die mediale Desensibilisierung zu realen Gewaltausbrüchen kommt, die Jugend orientierungslos und verroht ist, der mich gestört hat. Denn er wirkt mir zu penetrant in seiner Holzhammer-Darstellung. Und die Aussage ist zu belehrend, zu vereinfacht.
                                                Der Wirkung dieser ohnmächtigen Atmosphäre des nachhaltigen Grauens konnte ich mich allerdings nicht entziehen.
                                                7 Knarren im Schrank.

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                                                  Filmische Anpassungen an Comics sind oft Gegenstand über die Wahrhaftigkeit und die Einhaltung der ursprünglichen Panels zu debattieren. Dazu kann ich hier nichts schreiben, da ich die Original-Comics nicht kenne. Hinzu kommt, dass ich grundsätzlich der Meinung bin, dass ein Film eigenständig, ohne ein Vergleich, funktionieren MUSS.
                                                  Bei der Zeichentrickversion von „Doctor Strange“ kommen Neulinge voll auf ihre Kosten, da nochmal die ganze Superhelden-Synopse aufgerollt wird. Ein verkrüppelter und verbitterter Arzt reist zu einem verborgenen Tempel im Tibet, wo er das Zauberhandwerk kennenlernt. Ein typischer Ursprungs-/Werdegang-Film eines Helden, als klischeehafte Läuterungs- und Heilgeschichte erzählt. Wie Batman gibt es Selbstfindung im fernen Osten und prägende Kampfausbildung um dann die Mystik und Kunst der Magie zu verstehen. Das ist ebenso solide wie vorhersagbar. Zum Ende darf dann ordentlich gekämpft werden. Die Zauberei wird zu einer Kampfkunst mit magischen Schwertern im Wuxia-Style. Dabei ist die Action aber immer drucklos, fast statisch. Irgendwie wirkt die Anime-Version von Dr. Strange wie eine Folge aus dem Vormittagsprogramm für Kinder, mittel-prächtig animiert, nur das sie sich offensichtlich an Jugendliche und Erwachsene richtet, ohne dabei sonderlich aufregend zu sein.
                                                  4 Helden nach Zahlen malen.

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                                                    lieber_tee 06.11.2016, 02:07 Geändert 07.11.2016, 08:08

                                                    Wenn es eine Sache gibt, die mich Horrorfilme gelehrt haben, ist es, dass wissenschaftliche Experimente selten so funktionieren, wie sie sollen. Monströse Laborversuche greifen immer die tag-träumenden Wissenschaftler an. Das ist ein Gesetz. So auch hier, wo das Militär auf die grandiose Idee kommt einem Werwolf eine synthetische Körper-Haut-Rüstung zu verpassen um den ultimativen Super-Soldaten zu erschaffen. Terminator trifft Lykanthropie, irgendwie… Das vorhersagbare Skript ist dabei intelligenter als übliche Video-Klone, die Charaktere sind erträglich und es gibt eine Handvoll blutige Szenen mit einem Werwolf, der wie ein Stachelschwein auf Speed aussieht. Leider bremst sich der Streifen immer wieder aus, weil die Dialoge im Labor zwar die moralische Verderblichkeit von Menschenversuchen anprangern, aber eigentlich will das niemand in einem knalligen Splatter-Streifen hören und sehen. Apropos Splatter… Leider enttäuscht auch da das Metall-Biest. Etwas brav, fast bieder, sind die wenigen Gore-Szenen. Wie der ganze Film. So darf Kane Hodder im käsigen Werwolf-Kostüm herum wanken, Barry Bostwick süffisant den bösen Regierungs-Opa und Kim Delaney zu ernst die experimentierfreudige Hautärztin mimen. Das ist dann alles schön doof, manchmal unabsichtlich komisch und letztlich ein kleiner Monsterflick, der mich amüsiert hat.
                                                    5mal den Scheitel richten, bevor man von der Monsterpranke durchbohrt wird.

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