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Alle Kommentare von lieber_tee
Verflüchtigung und Dynamisierung.
SPEED RACER ist ein in sich geschlossener Bilderbogen berauschender Sinneseindrücke. Ein Mainstreamfilm, der wie ein avantgardistisches Pop-Konzert den Zuschauer mit seiner ungewöhnlichen Ästhetik bombardiert. Er wirkt, als ob die beiden Regie-Exzentriker im Kinderzimmer hemmungslos auf der Nintendo-Konsole rumdaddeln, Carrera-Bahn fahren und dabei kunterbunte Bonbons naschen. Diese Live-Action-Interpretation eines 60er Jahre Rennfahrer-Animes ist die ultimative Wunscherfüllung für Jungs, die noch gerne mit Matchboxautos spielen.
In dem zarten Hauch einer Geschichte wird die Familie (der Wert) gegen die manipulative Macht eines Konzerns verteidigt. Das mag inhaltslos wirken, kommt aber als grundsolider amerikanischer Sportfilm um die Kurve, der bewusst Kapitalismuskritik mit einer idealistischen Heldengeschichte verbindet. Das ist jetzt nicht sonderlich tiefsinnig, eher vordergründig und hat so viel Substanz wie ein zuckersüßes Kaubonbon.
Hier steht Form vor Inhalt, bzw. Optik geht mit Aussage eine atemberaubende und eigenwillige Einheit ein. Die computergenerierte Bilder verquicken auf (damals) neuartiger Art und Weise mit real gefilmten Szenen, so dass der Film anfängt zu schlingern und abzuheben. Ebenso wie sich die Autos von der Schwerkraft befreien, sich um die eigene Achse drehen und übertrumpfen, übertrumpft sich der Film in seinem visuellen Ideenreichtum. Die Achterbahn-Rennstrecken wirken wie Parallel-Universen voller Halfpipes, eingebettet in retro-futuristischer Architektur und Hohlwelten aus dem verkitschten Postkarten-Album. Das Ben-Hur-Wagenrennen im Finale wirkt wie ein Kung-Fu-Kampf mit Formel 1-Wagen, die mit Mach Go Go Go Schallgeschwindigkeit erreichen.
Der Overkill an Farben, Geräuschen, Formen und verschieden Stilen platzt nur so vor Lust an Unsinn, Krawall und Nostalgie. Dieser Überschwang ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Denn was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht. Er tuckert lieber in Schrittgeschwindigkeit über das allseits bekannte und beackerte Feld. Ich lege lieber die Sicherheitsgurte ab und lass mich von Konzept-Kunst und Art-Design mitreißen. Mich in eine phantasievolle und detailfreudige Welt entführen, in der es immer wieder etwas Neues zu entdecken gibt.
Speed Racer erscheint in seiner Künstlichkeit wie aus der Retorte, hat aber immer sein Herz am richtigen Fleck, verneigt sich vor popkulturellen Einflüssen ebenso wie er sie unvorhersehbar neu mischt. Das sind die Stärken und zugleich die Schwächen des Streifens. Es ist ein Leichtes den Film vernichtend zu Grunde zu kritisieren, genug Angriffsfläche bietet er ja mit seinem grellen, infantilen Konzept. Aber ich glaube, dass den Wachowski-Geschwistern (wie bei all ihren Filmen) das scheiß-egal ist, sie machen ihr Ding. Diese Wiederverwertungs-Maschinerie kann möglicherweise auf die Dauer erschlagen und langweilen, die Wahrnehmung überanstrengen. Aber wie hier die Erwartungshaltungen an moderne Blockbuster ebenso bedient, wie in den Arsch getreten werden ist für mich so noch nie gesehenes Grenzkino für die Sinne.
8 Affen, die sich gerne zum Affen machen.
Die Idee einen klaustrophobischen Thriller über das Überleben in einer versunkenen, wasserdichten Limousine zu erzählen ist originell. Die Macher haben aber wohl schnell erkannt, dass sie nur für einen 20 Minütigen Kurzfilm reicht und plustern die Chose nach allen Seiten auf 90 Minuten auf. So schauen wir zu, wie die Protagonisten ersaufen, bzw. die Luft im Auto dünn wird. Dazwischen sinniert der Hauptdarsteller in Rückblicken über die Geschehnisse, die zu dem Absturz geführt haben und über sein verpfuschtes Leben. Das soll psychologische Grundierung bedeuten, würgt aber den eh schmalen Nervenkitzel ständig ab. Besonders deshalb, weil der Streifen nur mit unfassbar unsympathischen Klischee-Arschlöcher bevölkert ist. Mit zitterigen und modischen Handkamerabildern wird Dynamik suggeriert, aber nur Hektik erzeugt, gestresste Menschen schreien sich ständig hitzig an oder erzählen in der Extremsituation mit wem sie gefickt haben. Unerträgliches Overacting, mangelnde Chemie zwischen den Schauspielern lassen den Zuschauer eher peinlich berührt auf den Bildschirm schauen, der Film fängt schnell an zu nerven. Und wenn das Kammerspiel zum Ende hin einen Twist nach dem anderen hinterher rennt und auch noch sozialkritisch sein möchte, habe ich diesen Scheiß nur noch verärgert auslachen können.
2,5 Diskussionen über die Penisgröße von Leichen.
Komplette Zeitverschwendung.
Dass der Film keiner festen Richtung folgt, liegt nicht an dem kreativen Ansatz der Macher, sondern an seiner unbeholfenen Erzählweise. Eingeordnet in die Schublade "Horror-Comedy" will er sowohl beängstigend (ist er meistens nicht) als auch witzig (ist er meistens nicht) sein. Vielleicht als Groteske über die Hinterwäldler-Mentalität in kleinen englischen Dörfern gedacht, ist „Hatching“ ebenso hinterwäldlerisch geworden. Schade, denn ein britisches Moor-Dorf als Setting für einen Krokodil-Horror-Film zu benutzen, ist eine gute Idee. Der Kameramann schafft es sogar den Standort stimmungsvoll einzufangen. Dank seines schlechtem Timings, öden Richtungswechsel in die Torture-Porn-Schiene und seinen unsympathischen Figuren (besonders der stumpfe Typ, der die Hauptrolle spiel) ist diese Monstershow nur Wischiwaschi-Kino ohne Gespür für das Genre und Komik.
3 Schafen den Kopf abbeißen.
Eine Sammlung von fünf narrativ auf einander bezogene Kurzfilme über zwielichtige Charaktere, die in der Hölle gefangen sind. Von den V/H/S-Machern, ohne Wackeldackel."Southbound" hat vier Segmente, die völlig in Ordnung gehen und eins, das in seiner originellen Prämisse und fiesen Abgründigkeit besticht. Kompetent gefilmt, solide gespielt, angenehm splätterig, flott erzählt, mit coolen 80er Sound unterlegt, viele Vexierspiele mit unterschiedlichen Horror-Motiven, eigentlich stimmt alles an dem Film. Warum hat mich das Teil trotzdem nicht vom Hocker gehauen? Vielleicht liegt es daran, dass ich es zwar schätze wenn nicht jede Mythologie den Erklärbär aufgebrummt bekommt aber hier wird der Zuschauer (sicherlich bewusst) zu oft ratlos im Regen stehen gelassen. Die offenen Fäden der Geschichten verwehen im staubigen Wind der Landstraße. Klar, diese surreale Unvollständigkeit erzeugt Seltsamkeit. Wirkt aber auch wie eine Stilübung für Genre-Filme, die nur die Oberflächlichkeit kennt und kann.
5 spontane Notoperationen…
"Trapped" ist ein schönes Stück Hicksploitation-Kino, ein effektiver Backwood-Thriller im "Deliverance"-Fahrwasser.
Das naive, arrogante städtische Volk trifft auf eine fiese Hinterwäldler-Gemeinde, die tief in den Tennessee Bergen hausen und wird von ihnen terrorisiert.
Die für das Sub-Genre typische Thematisierung von Zivilisationsmenschen, deren moralische Werte sich im Überlebenskampf in Luft auflösen ist konsequent erzählt, erreicht aber nie eine wirklich tiefer-gehende psychologische oder gesellschaftskritische Note, ist auch nicht die Stärke des Films. Gelungener ist da schon das verdichtete Portrait eines kleinen maroden Dorfes abseits der Zivilisation. Wo Menschen nach "The Law" leben. Das heißt, dass sie „eigene“ Regeln haben, die zur Erhaltung der Gemeinschaft dienlich sind. Was ist aber wenn diese Gesetze nicht mehr funktionieren, zum Nutzen eines Einzelnen missbraucht werden? Denn das Dorf wird von einem psychotischen und fanatischen Tyrannen beherrscht (brillant arschig von Henry Silva gespielt). Selbst ein lüsterner Sack, der mit seiner eigenen Promiskuität keine Probleme hat, seiner Frau dies aber nicht zugesteht. So entsteht eine Spirale der Gewalt, des Misstrauens, in dem die vier jungen Studenten am falschen Ort zu falschen Zeit sind.
William Fruet war ein Regisseur, der Nervenkitzel mit niedrigen Budget liefern konnte. „Trapped“ ist sicherlich kein Meisterwerk aber Teile davon sind klasse, besonders wenn die typischen Reminiszenzen an das Grindhouse-Kino auslebt werden. Und sein Setting, dieses kleine vergessene Dorf inmitten der tiefen Wälder Kanadas, hat eine herrlich dreckige Western-Stimmung und unterstützt das Gefühl der Ausweglosigkeit im Film.
7-mal auf ganz altmodischer Art und Weise geteert und gefedert werden.
Donald Trump und die AfD präsentieren: Großwildjagd auf illegale Einwanderer.
Ein amerikanischer Redneck und sein Hund jagen eiskalt Mexikaner in der Einöde des Grenzgebietes. Der Co-Autor von „Gravity“ variiert seine Survival-Geschichte zu einer mehr oder weniger gewollten politischen Migranten-Parabel. Cuarons Film kann man als eine Alptraum-Vision von mörderischer Xenophobie sehen und als eine Katharsis über das Überleben. Die Prämisse ist so reduziert wie seine Figuren, es geht um das reine physische Spektakel zwischen Jäger und Gejagten. Mehr als dass der rassistische Cowboy mit seinem Hochleistungsgewehr schlecht gelaunt, sein Hund äußerst agil und das Opfer hilfsbereit ist erfährt der Zuschauer über die Protagonisten des Films nicht. Als Einwanderungsdebatte in einem symbolischen Mikrokosmos ist der Film reduktiv. Als Action - Thriller funktioniert er. Die Kamera ist effektiv und zaubert stimmungsvolle Bilder, die beiden zentralen Akteure agieren überzeugend und die drei Hunde, die den Killer-Wau-Wau spielen, sind faszinierend. Das Katz und Maus Spiel hat ein hohes Tempo, einige effektive Entwicklungen harmonieren reizvoll mit der unwirklichen Umgebung. Dazu dröhnt ein mächtiger Synth-Score. Trotz fehlenden Nuancen, oder gerade deshalb, ist „Desierto“ ein knackiger, reduzierter Genre-Film. Nicht mehr aber auch nicht weniger.
6 zweckentfremdete Signalraketen.
Als Film funktioniert „Kingsglaive“ nie ganz. Anstatt zu versuchen die Videospiel-Erfahrung einem Filmformat anzupassen wirkt er wie eine zu lange Cutscene. Er ist jedoch eine wunderbar verlockende Werbung für das kommende Final Fantasy XV-Spiel. Regisseur Takeshi Nozues Hyper-Realismus, sowohl bei den Figuren als auch den Hintergründen, ist famos, funktioniert am besten in seinen schwindelerregenden Action-Sequenzen. In der verwirrenden, verschlungenen Handlung und dichten Mythologie aber nicht. Schnell verlieren die gezeigten Schlachten ihren Reiz, können das miese Storytelling oder die leblosen Charaktere nicht kompensieren. Übermäßig wortreich, schwer zu folgen ist „Kingsglaive“ dann doch (wieder) nur ein seelenloses, technisches Wunderwerk geworden.
5 magische Kristalle.
Recht prominent besetzte Gruselei von Greg McLean (Wolf Creek, Rogue), der hier wohl sein Talent an der BLUMHOUSE-Tür abgegeben hat um 08/15-Massen-Ware abzuliefern. Es ist schon entmutigend zu zusehen wie er hier unglaublich stumpf und zahm sein amerikanisches Debüt abliefert, das sogar von ihm selbst mit geschrieben wurde. Es ist immer dasselbe. Keine Kreativität, nur generische Erwartungsbefriedigung für Zuschauer, die sich einmal im Jahr im Kino sanft gruseln aber bloß nicht verstören lassen wollen. Paranormale Aktivität durch einen Poltergeist in Amityville. Mit ein oder zwei leichten Veränderungen im Skript, fertig ist die recycelte Geschichte. Mag Ansatzweise noch die Idee faszinieren, das der böse Native-American-Geist die persönlichen Dämonen, die Finsternis der weißen Mittelschicht katalysiert, so bleibt am Ende doch nur eine krudes Familiendrama mit Hokuspokus und schlecht gemachtem CGI übrig.
Enttäuschend.
4 Steinchen für eine Familie die dringend einen Schornsteinfeger braucht.
Pathos, Proll und Popanz...
Für Fans von Katastrophenfilmen im Roland Emmerich-Style ist „ID2“ sicherlich nicht Neues. Die Raumschiffe und die Zerstörungen sind noch größer aber nicht besser. Der Film kommt einfach zu spät. Diese Art von infantilen Überwältigungskino war damals Blockbuster-weisend, heute ist es nur noch ein Konzept was sich so langsam tot läuft. Da nutzt auch der nostalgische Fan-Service nichts, Jeff Goldblum kann noch so viele trockenen Witze machen, dieser 20 Jahre spätere Follow-Up wirkt wie ein leidenschaftsloses Pflichtstück vom Master of Desaster. Viel zu schnell erzählt, fast gehetzt wirkend, wird von einem kumulativen Effekt zum nächsten gesprungen, die Abstände sind kurz, die Zwischenräume erzählen keine Geschichte mehr. Keinerlei ikonische Kraft des Vorgängers ist spürbar, die Genre-weisenden Bilderwelten von damals wirken heute abgestanden. Das Skript ist wirklich schlecht geschrieben, Charakterentwicklungen Fehlanzeige. So wird das nichts mit dem Sprung ins Franchise.
Und trotzdem konnte ich dieses Over-the-top-Chaos genießen. Besonders clever kann ich das nicht entschuldigen. Ich mag es einfach wenn ein Film grenzwertig unsinnig ist, Aliens auf spektakulärer Weise explodieren. Das ist alles so herrlich stumpf aufgebläht, nimmt sich nie wirklich ernst und so grinse ich mich durch diese zweistündige Materialschlacht.
Doof aber unterhaltsam. Halt Emmerich, hier im Mir-alles-egal-Modus.
5 Präventivschläge.
Was wollt ihr sein? „Player“, also Adrenalinjunkies auf der Suche nach virtuellen Fame, oder „Watcher“, die in ihrer Anonymität geil glotzen. Oder sind wir alle Prisoner, gefangen in der Trivialität und schuldig wegen dummen Herdentier-Verhalten?
Nerve will eine warnende Geschichte über narzisstische Auswüchse und hemmungslose Gier nach Anerkennung durch die soziale Medien sein, ist aber nicht bereit konsequent in die abartigen Tiefen des Themas einzutauchen. Er setzt auf Oberflächlichkeit, auf den angenehmen Reiz und negiert letztlich damit die Botschaft des Films, weil er von seinen Plattitüden selbst zu sehr fasziniert ist. Nerve wirkt wie ein kultur-pessimistisches Comic, das das Internet als eine Art Gladiatoren-Arena aus Voyeurismus und Mutproben darstellt, in dem Smartphone-besessen Teenager herumlungern. Mit seiner durchaus mitreißenden Geschichte, seinem energischen Soundtrack und seinen schicken Produktionswerten holt er unruhige Zuschauer da ab wo sie nicht stillsitzen können. Sein zeitgenössisches Thema, mediale Sensationslust zwischen Internet-Technologie und Menschlichkeit, ist eigentlich eine originelle Idee. Er erzählt es aufregend, süß und voller Wendungen. Selbst die dunklen Seiten wirken bunt und werden mit dem Aussage-Holzhammer am Ende dem Zuschauer eingeprügelt. Mit hippen Visualisierungen von Chat-Verläufen und angesagter 80er Jahre Optik (und Musik) wird der überwältigende, soghafte Reiz medialer Selbstdarstellung reizvoll eingefangen und mit einer Teenager-Romanze (Mauerblümchen trifft coolen Jungen) zielgruppenorientiert aufgefangen. Die Behauptung, dass anonyme Sensationsgier „böse“ ist geht aber im Rausch der Flüchtigkeit verloren. Das konstruierte Finale hat bei weitem nicht den deepen Bumms nach dem es schreit, braucht dafür doch zu sehr die Wohlfühlzone.
Nerve ist in seinem dystopischen Ansatz ebenso erfrischend wie frustrierend unbesonnen. Wie seine Charaktere sind Style und Tempo wichtiger als Nachhaltigkeit. Das Drehbuch ist holprig, schlampig und ziemlich naiv. Trotzdem macht dieser Neon-gesättigte Coming of age - Traum mit seinen digitalen Herzen „Spaß“. Und „Spaß“ ist doch das Wichtigste, oder?
6 Likes.
Das Leben ist wie eine Tretmine...
Drei junge amerikanische Touristen wandern durch die wunderschöne Landschaft von Georgien. Als sie ein Foto machen, stolpert einer von ihnen auf eine Landmine und darf sich nicht mehr bewegen. Was nach einer banalen Idee für einen Kurzfilm klingt entwickelt sich in seinen 100 (!) Minuten unberechenbar. Geschwätzig, nicht ohne Längen, dramaturgisch holprig aber in seiner bösartigen Kompromisslosigkeit staunenswert. „Landmine“ ist eine Studie über Demütigung, Verrohung, Manipulationen, taucht in die dunkle Seele von Menschen ein. Selbstjustiz, fieses, patriarchalisches Denken von Männern, die Empathie zu den Figuren wechseln zwischen Hass, Verständnis, Mitleid und Genugtuung. Das Ganze ist in seinem Verlauf ebenso weit hergeholt wie unbequem. Ein fieses, verstörendes Sick-Movie.
6-mal nachladen…
Geradliniger Actioner, der sein Buddy-Film-Motiv mit etwas Agenten-Unsinn garniert und überraschend wirkungsvoll, fast schon clever, mit den sozialen Unruhen in Frankreich, Terrorismusphobie und inszenierter Propaganda in den sozialen Medien spielt. Dadurch wirkt diese Räuberpistole wirkungsvoller als sie wohl eigentlich gemeint ist. Der Twist des Streifens ist nicht sonderlich originell, schnell erkennbar, die Hintermänner auch. Aber wie hier eine atemlose Stimmung erzeugt wird, hebt den Streifen über artverwandte Action-Kracher, wie z.B. aus der Luc Besson-Schule, heraus. James Watkins zeigt in seiner sicheren und ungemein rasanten Inszenierung, das er neben langsamen Schauerkino (Frau in Schwarz), intensiven Terrorkino (Eden Lake) auch Action beherrscht. Kein Gramm zu viel, ökonomisch in Szene gesetzt, gibt es hier zwar keine Innovationen sondern punkt-genaues Handwerk. Das Drehbuch ist letztlich zwar völliger Humbug, egal der Film macht Spaß. Ebenso Idris Elba als knurriger Einzelkämpfer, der hier wieder herrlich „Straße“ ist und so wirkt als ob er hier einen Freifahrtschein für James Bond haben will.
6,5 Teddybären mit bombigen Inhalt.
Gefangen im Cocktail der konkurrierenden Hormone (so sind schwangere Frauen nun mal) oder wahnhafte Einbildungen durch ein Traumata oder gar ein verfluchtes Haus? „Visions“ möchte die paranoide und paranormale Verunsicherung der hysterischen Mama mit vielen falschen Spuren kaschieren um mal wieder eine Frau in Not zu zeigen, der nicht geglaubt wird, die ihren Verstand verliert. Leider ist die Plot-Auflösung bereits nach 5 Minuten des Films klar, da kann Regisseur Kevin Greutert noch so aufdringlich und ausreizend seine Sound-Effekte für Spannung missbrauchen. Der Streifen ist standardisiertes, ordentlich produziertes Schauerkino aus dem Blumhouse-Garten für Hausmütterchen, die das erste Mal einen Gruselfilm sehen und sich mit Mamas identifizieren können, die mit ihrer Joga-Matte durch das Weingut fahren.
Wer nix erwartet, bekommt auch nix...
3 Mutterinstinkte.
Das dreckige Dutzend in DC-Town.
Diese Kindergarten-Party mit zarten Tupfern des grotesken Irrsinns wollte wohl irgendwie die nihilistische Prahlerei von "Deadpool" mit dem anarchischen Spleen von "Guardians of the Galaxy" verbinden. Dem biederen Superhelden-Film seinen dunklen Mittelfinger zeigen. Ist aber so subversiv wie Soja-Milch und so deep wie kalter Kaffee. Bevölkert mit verzogenen und verhaltensauffälligen Kindern, die nicht still sitzen können und stattdessen zynische Witze machen, ist der Streifen in seiner amüsanten Boshaftigkeit so aufregend wie Falschparken in der zweiten Reihe. Wohl im Schnittraum nachträglich durch den „Heißen-Scheiß“-Fleischwolf gedreht, plottet „Suicide Squad“ unbeholfen durch reingeklatschte Flashbacks, aufgesetzte Oneliner und verlegen eingesetzte Musik-Hits. Außenseiter-Aufsässigkeit und Erlösungswünsche werden mit rührseligen Hintergrundgeschichten abgefüllt, die schwache „Wir-retten-die Stadt-vor-einer-Hexe“-Story wird mit eintönigen Kampfeinlagen aufgefüllt. Lediglich die Besetzung und das flotte Tempo halten den Zuschauer bei Laune. Kaschierten, das der Rest ein freudloses und aufgeblähtes Chaos mit ein paar netten Comic-Buch-Visuels ist.
Mögliche Hinweise auf einen (ursprünglich) besseren Film habe ich in diesem Affentheater nicht erkannt.
4 ganz, ganz böse, total gewagte, radikale Tätowierungen…
(Kinofassung)
Der gute Dinosaurier hat einen katastrophalen Ruf. Kassengift, miese Kritiken, eine zerfahrene Produktionsgeschichte bis hin zu Entlassungen, weil niemand mehr an das Projekt geglaubt hat.
Als Coming of age-Geschichte eines Dino-Spätzünders ist er sicherlich nicht so revolutionär wie andere PIXAR-Filme. Auch kann die berührende, emotionale Geschichte als manipulativer, rührseliger Müll aus dem abgestanden Disney-Content abgetan werden, denn so ziemlich jedes Element ist schon vorher heißer geschmiedet worden. Und aus der Prämisse, dass die Dinosaurier NICHT vom Kometen erschlagen wurden, sondern sich zur herrschenden Rasse entwickelt haben, macht der Film nur einen prähistorischen Western. Zwiespältig ist sicherlich auch, dass hier der kleine grüne Angst-Dino erst Tapferkeit, Loyalität und Selbstversorgung beweisen muss um von der Familie Anerkennung zu bekommen. Nun mag dieses unzählig oft erzählte Motiv einer Erkenntnisreise abgestanden sein, die technische Brillanz und emotionale Textur, der schelmische Sinn für Humor sind es nicht. „The Good Dinosaur“ erfindet das Rad zwar nicht neu aber er ist gute Familienunterhaltung, mit manch mutigen, düsteren Szenen, die auch die Grausamkeit und Subversivität von Märchen zulässt. Mit unfassbar fotorealistischen Bildern trifft die ungezähmte Wildheit der Natur auf die Wunder des Lebens und thematisiert ebenso deren Zerbrechlichkeit. Sentimentale und existentielle Gefühle vermischen sich, die Unschuld der Kindheit geht nach und nach verloren.
Das Resultat ist für mich überraschend liebenswürdig, bild-hübsch anzuschauen und charmant erzählt, auch wenn hier nichts inhaltlich Neues geboten wird. Nun ja, die Messlatte bei PIXAR-Filmen liegt nun mal hoch... Gerade nach „Alles steht Kopf“ MUSSTE der Film scheitern, ich mag ihn mehr als er es vielleicht verdient.
6,5 Könige der Löwen, die auf Cap & Capper treffen und jetzt Arlo & Spot heißen…
Wer profitiert von der Existenz dieses Films?
Da es mit dem Cabin-Franchise bislang nicht so recht geklappt hat, musste scheinbar auf weiter Fortsetzungen verzichtet und stattdessen das Original rebootet werden. Die 2016er Version ist nur noch eine aufdringliche Übertreibung, die in ihren grotesk doofen Abläufen unfreiwillig komisch wirkt. Das sicherlich nicht fehlerfreie aber eigenwillige Original dekonstruierte Moralvorstellung in Form von Genre-Zitaten, hier ist jegliche Abgründigkeit Fehlanzeige. Debütant Travis Z(ariwny) und Produzent Eli Roth lassen eine Horde postadoleszenter Waldhütten-Wichser herumzicken und vergammeln, unterlegt mit einer nervig-lauten Soundcollage. Mehr zeit-geistig gepircte Titten, (etwas) mehr Gore und (viel) mehr Arschloch-Dialoge, den Rest 1:1 kopieren, fertig ist der Brei. Das erklärte Ziel blöd zu sein um möglichst ein blödes Publikum für blöd zu verkaufen hat der Film wohl erreicht. Raffinesse, Verstörung werden laut und penetrant von blutiger Pisse weggespült.
Bah, so ein beschissenes Remake hat das Original echt nicht verdient und Eli Roth sollte sich schämen, dass er hier mitgewirkt hat.
2,5 große Beutel Gras alleine rauchen.
Das Remake des 1972er Klassikers täuscht vor, das Überleben ein hartes Stück Arbeit ist, voller physischer Entbehrungen und substanziellen Ängsten. Die Effekte sind toll, es gibt nervenaufreibende Momente aber der Film fühlt sich seltsam leer an, denn Petersen erzeugt keinen spürbaren Katastrophen-Thrill sondern nur matschige Eintönigkeit mit uninteressanten, flachen Figuren. Es reicht nicht aus die Genre-Mechanismen einfach nur zu bedienen, sie müssen mit glaubwürdigen und sympathischen Figuren gefüllt werden, sonst sind dem Zuschauer die Geschehnisse scheiß-egal. „Poseidon“ krankt an dieser typischen Blockbuster-Krankheit der Neuzeit. Er ist so flach wie die Pfütze auf einem Flachdach. Glatte, hirnlose, kalte Unterhaltung.
4 fallende Kronleuchter.
"Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #16
Die 70er Jahre waren die Blütezeit von Katastrophenfilmen. Produzent und Regisseur Irwin Allen war damals das was Roland Emmerich heute ist (oder war), der „ Master of Desaster“. Mit seinen drei Filmen „Airport“ (1970), „Höllenfahrt der Poseidon“ (1972) und „Flammendes Inferno“ (1974) konnte er die Renaissance des Genres einleiten, denn die Katastrophen-Thematik traf auf den wackeligen Zahn einer gesellschaftlichen und technologisch verunsicherten Zeit.
In „Poseidon“ kentert ein Luxusliner durch eine Flutwelle. Die technische Hybris der Menschen wird mit der Naturgewalt konfrontiert. Wir folgen dem Weg von zehn Überlebenden durch das umgekippte Schiff. Kitschig und voller Theatralik aber mit eigener Persönlichkeit kämpfen hier Menschen die „echt“ wirken um ihr Überleben. Die schlichte Idee ist gut durchdacht, die exzellente Besetzung exzellent. Auch wenn das abgedroschene Skript arg viel Seifenoper-Elemente bietet und die bereits damals abgedroschene Dramaturgie des Genres bis zum Exzess ausnutzt wird, durch die überdurchschnittlichen, haptischen Spezialeffekte klettert der Betrachter in ein verwirrendes Labyrinth von Gängen, es entsteht ein klaustrophobisches und nasses Gefühl.
Ein absoluter Klassiker der Desaster-Filme. Vielleicht etwas angestaubt aus heutiger Sicht, aber das muss ja nicht schlecht sein.
7 fallende Kronleuchter.
http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray
Lustig, letztlich ergreifend, anders. Aber anders ist nicht gleich gut.
Wenn ein Film als einer der schrägsten Hirnficks ein Preis verdient hat, dann der hier. Willkommen im Land des unreifen Mannes, wo romantische Passivität in Form von Furz- und Ständer-Witzen umschmeichelt wird, in einem Buddy-Film, wo einer der Kumpel tot ist.
Einen Mangel an Ehrgeiz seitens der Regisseure kann dem Film nicht vorgeworfen werden. Ob erklärtes Ziel des Projektes war mit möglichst vielen grotesken Geschmacklosigkeiten auf engsten Raum die gleich geschalteten Sundance-Indie-Filmen oral ab zu ballern oder sie letztlich doch nur möglichst hip und schräg zu bestätigen, keine Ahnung. Der Film lässt sich zumindest kaum kategorisieren. Nicht un-originell treffen hier "Cast Away" auf "Immer Ärger mit Bernie" aufeinander. Irgendwo zwischen schwarze Komödie, Tragödie, Phantasie und Liebesgeschichte entsteht eine Mind-Fuck-Odyssee, die eigenartig emotional ist, keine Regeln außer seine eigenen hat. Als eine Art von modernen, absurden Theaters mit jenseitigen Slapstick wird in der Fixation auf die (Spät-)Adoleszenz eine Philosophie in der Erektion gesucht. Es ist ganz den beiden Hauptdarstellern zu verdanken, das aus diesen überexponierten, repetitiven Körperausscheidungswitzen etwas seltsam poetisches und berührendes wird, eine verdrehte Zärtlichkeit bekommt.
Leider wirkte auf mich der Duktus um jeden Preis „anders“ zu sein oft zu aufdringlich. „Swiss Army Man“ ist wie ein aufgeblähtes Musikvideo mit zu viel Teen-Spirit, das am Ende seine innere Phantasie an die reale Welt verrät. Er traut seiner tragisch-komischen Geschichte nicht, kleistert sie stattdessen mit lebens- und menschenbejahenden Pathos zu. Denn in Sundance muss der Loser IMMER der Gewinner sein.
6 Nahaufnahmen auf Radcliffe's pelziges Gesäß.
»SoulReaver und lieber_tee in den Untiefen des ganz normalen Genrewahnsinns«
#14 (Staffel – 2)
N…wie NS-Film.
Wir haben vom Holocaust nichts gewusst.
Wir waren nur unbedeutende Räder in einem großen Getriebe.
Wir waren nicht alle Nazis.
Wir sind nicht alleine Schuld an Hitlers Aufstieg.
Wir müssen vergessen, damit wir eine Zukunft haben.
Vergangenheitsbewältigung in der deutschen Nachkriegszeit, zwischen Verdrängung und Rechtfertigung.
Aber wie konnte es zu den unfassbar grausamen und kalkulierten Verbrechen in der NS-Zeit kommen? Wusste das „deutsche Volk“ tatsächlich nichts von der systematischen Ausrottung der Juden? Gibt es eine Kollektivschuld? Und wer ist verantwortlich? Fragen, die während der Nürnberger Prozesse gestellt wurden und bis heute aktuell sind, auch für die Generation, die in der Gnade der späten Geburt lebt. Denn Geschichte wiederholt sich. Totschweigen nutzt nichts, der Diskurs ist wichtig. Immer noch. Immer wieder.
In diesem Rahmen ist Stanley Kramers Meisterwerk "Das Urteil von Nürnberg" zu betrachten, ein ebenso fesselndes Justiz-Drama wie wichtiges Zeitportrait. Inspiriert von den damaligen Juristenprozess konstruiert der Film vier Angeklagte, die die verschiedenen Arten der deutschen Vergangenheitsbewältigung repräsentieren. Es wird argumentiert, Opfer werden präsentiert und vielschichtig die verschiedenen Standpunkte thematisiert. Eingebunden in Szenen außerhalb des Gerichtsaals, die das zeitliche Verdrängungs-Klima beschreiben, den Einfluss des kalten Krieges auf politische und rechtliche Entscheidungen ansprechen. Geschliffene Dialoge, ein tiefsinniger, fast thesenhafter Diskurs wie er nur in wenigen Geschichtsfilmen so präzise zu finden ist. Selbst die amerikanische Geschichte wird angesprochen. Parallelen werden gezogen, nein von Siegerjustiz ist hier nichts zu spüren. „Nürnberg“ glaubt fest an ein demokratisches Rechtssystem. Das mag naiv klingen, falsch ist es nicht.
9 gerechte Urteile.
http://www.moviepilot.de/liste/soulreaver-und-lieber_tee-in-den-untiefen-des-ganz-normalen-genrewahnsinns-soulreaver
Die Angst vor der Dunkelheit ist vielleicht das ursprünglichste Motiv des Gruselfilms. Und so springt mal wieder ein krabbeliges J-Horror-Wesen aus der Mottenkiste um vom Conjuring-Kuchen ein Stückchen ab zu bekommen. Regisseur Sandberg streckt seinen einzigen, nicht besonders bahnbrechenden aber visuell reizvollen Jumpscare-Effekt aus seinem Original-Kurzfilm auf 80 Minuten, wiederholt ihn 100mal und verliert die vielleicht mal ursprünglich gedachte Idee, Schatten einer Depression metaphorisch zu versinnbildlichen, schnell aus den Augen, weil der Erklärbar stolpernd durch den Genre-Porzellanladen stampft.
Das ich den Film besser finde als er ist, liegt daran, das Teresa Palmer hot ist und der Regisseur aus seiner schlanken Babadook-Prämisse das Maximale herausholt um in einem einfachen aber wirksamen "Gimmick" zu enden, der, wenn man länger drüber nachdenkt, durchaus verstörend ist.
Geisterbahn-Horror, der oberflächlich funktioniert. Fortsetzung folgt.
Der Letzte macht das Licht 5-mal an und aus.
ETIKETTENSCHWINDEL – Der Film.
Dreiundzwanzig Jahre nach „Hard Target“, das Regiedebüt von John Woo in Amerika, mit Jean-Claude Van Damme, kommt die Fortsetzung mit dem B-Action-Star Scott Antkins in die Heimkinos. Er darf hier ebenso geil wie der Belgier seine Beine im Roundhouse-Kick-Modus breit machen aber eigentlich ist der Streifen kein wirklicher zweiter Teil. Dem Film hätte es besser gestanden ihn als eigenständiges Vehikel für einen der besten MMA-Kämpfer der Direkt-to-video-Zunft zu vermarkten. "Hard Target 2" benutzt lediglich die Grund-Formel des Originals, das "Surviving-Game" zwischen Arm vs. Reich und verlegt es vom urbanen Dschungel in die grüne Pampa von Thailand. Das bewegt sich dann alles auf dem leicht lächerlichen Niveau von Billig-Produktionen, hat ein hohes Tempo und wirkt nie zu preiswert. Aber wenn Regisseur Roel Reiné einen auf Tribut an Woo macht, teilweise sogar detailliert Elemente des Originals übernimmt, dann ist das eher peinlich. Denn das Skript und die Zitate sind nun wahrlich nicht die Stärken des Films.
Und ich finde es schade, dass Scott nur noch durch zweitklassige Filme kämpft... Entweder der kann nicht mehr oder er will nicht mehr...
Was ich allerdings ziemlich geil finde ist, dass der Film zeitweise exakt an denselben Orten spielt wo ich August 2016 im Urlaub war.
5-mal der lustlos agierenden Rhonda in die Fresse hauen.
Nach dem profitablen Remake von „Evil Dead“ hätte ich nicht gedacht, das Fede Alvarez einen weitaus weniger offen-blutigen Home-Invasion-Raub-Thriller als nächstes Projekt verwirklicht. Und ich hätte nicht erwartet, dass der junge Regisseur ein solch raffinierter Genre-Kenner ist.
„Don’t Breathe“ ist ein kunstvoller, eleganter und effektive Suspenser.
Eingebettet in einem gebrochenen Detroit -ein Art riesiger Friedhof für den Wohnungsbau- treffen wir auf ebenso gebrochene Charaktere. Alvarez versetzt uns in die interessante Position, dass die Figuren an unseren Sympathien hin und her zerren. Der Blinde ist ein ebenso rachsüchtige wie bemitleidenswerter Antagonist, das Final-Girl lädt in ihrem Leiden zum mitfiebern ein, ist aber eine gierige, über Leichen gehende Tussie. Aus dem angeblich hilflosen, alten Mann wird ein kompromissloses Tier, das mit verstörender Vielfalt jagt, die Einbrecher werden zur Beute. Die zahlreichen, konstruierten Wendungen poltern ordentlich durch diesen klaustrophobische Katz-und-Maus-Thriller, sie sind innerhalb der Logik des Films allerdings immer nachvollziehbar, nutzen clevere die Grenzen des Genres. Geschickt spielt „Don’t Breathe“ dabei mit den Sinnen des Kinos, der Einsatz von Stille und Dunkelheit erzeugt Unerbittlichkeit.
So muss modernes Terror-Kino aussehen.
8-mal die Angst erschnüffeln.
Seit J.J. Abrams die SciFi-Reihe entstaubt hat, treibt sie laut und bunt durch die Tiefen des Blockbustermarktes, beherrscht von der Zielgruppe der 12- 27-Jährigen und ein paar Nostalgikern. Spaß steht im Vordergrund, olle Diplomatie ist langweilig bei den Konflikten mit fremden Völkern. Umso mehr überrascht, dass mit dem neuen Action-Papst Justin Lin an der Konsole plötzlich auch Friedensbotschaften verbreitet werden. Ganz im Sinne des Erfinders Gene Roddenberry sendet der Regisseur Traktor-strahlen der Völkerverständigung aus, freilich mit den Holzhammermitteln des Überwältigungskinos. „Stark Trek Beyond“ betont besonders am Anfang die menschelnde Dynamik der Enterprise-Familie, die schon immer die wirkliche Stärke des neuen Trekkie-Ensemble war. Mit Witz und Spektakel wird freundlich der Fan-Vergangenheit zugenickt. Zwischen modernen Big-Budget-Bombast und Retro kreist die Kamera schwindelerregend durch ein Karneval aus Explosionen, Verfolgungsjagden und in die Augen knallenden Effekte. Und wenn Drohnen nicht mit Waffengewalt sondern mit Beastie Boys „Sabotage" abgewehrt werden, dann musste auch ich schmunzeln.
6,5 zerberstende Untertassen-Sektionen.
Wer als Pauschaltourist Urlaub in ärmeren Ländern macht, bekommt meist nichts über die Lage der Einheimischen mit. Er wundert sich warum er nur als Melkkuh für Devisen gesehen wird. „Du bist mein Geld!“ brüllt der mittellose Pirat den reichen Europäer an. Seine Bande hat das schicke Ressort auf einer thailändischen Urlaubsinsel überfallen und die Gäste als Geiseln genommen. Das war es dann aber auch an politischen und gesellschaftlichen Kommentaren zu dieser Thematik. Denn die Perspektive vom SAT 1 – Eventfilm „Gefangen im Paradies“ ist eine andere.
Hier geht es um eine Helikopter-Mama, die trotz Phobien ihren Sohn aus den Händen der bösen, kiffenden und mordenden Piratenhorde befreien will. Als eine Art weiblicher MacGyver wächst sie über sich hinaus. Ausreichend fesselnd ist ihre Tour de Force über die Insel. Sie muss Prüfung bestehen und ihr Familien-Trauma bewältigen. Anna Loos verkörpert durchaus glaubhaft diese Heldin, sieht dabei erschreckend unvorteilhaft und demontiert im Paradies aus. Die wunderschönen Postkartenbilder werden mit der Fremdartig- und Bedrohlichkeit von Gewalt kontrastiert. Die Kamera kaschiert geschickt, dass hier inhaltlich nur ein schlichter Survival-Reißer präsentiert wird. Leider bremst der Regisseur seinen durchaus vorhandenen Flow immer wieder mit melodramatischen Rückblenden aus.
Am Ende bleibt ein flacher, teilweise arg konstruierter, mit vielen hüft-steifen und unfreiwillig komischen Szenen garnierter TV-Film übrig, der immer dann gelungen ist wenn er NICHT versucht mehr zu sein als ein B-Picture für den hohlen Zahn.
4,5 Druckverbände.