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Alle Kommentare von lieber_tee
1001 Filme: Die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist...
Ein Klassiker den engagierten Politkinos.
Die Kasbah von Algier ist der (symbolische) Ort für den Krieg zwischen französischen Kolonialismus und algerischer Unabhängigkeit Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre. Regisseur Pontecorvo verheimlicht nicht auf welcher Seite er steht. Sein Herz schlägt kraftvoll für die anti-koloniale Revolution, spart aber die moralische Zweideutigkeit und die Abscheulichkeiten BEIDER Seiten nicht aus. Er zeigt überraschend ausgewogen das verbrecherische, folternde Handeln der Franzosen UND das unnachgiebige Töten von unschuldigen Menschen durch gezielte Bombenattentate der Widerstandsbewegung. Helden gibt es hier nicht, letztlich nur Opfer. Der Preis für eine gewaltbereite Opposition ist bitter, die Zivilbevölkerung wird zwischen Terrorismus und Terrorismusbekämpfung zerrieben.
Der Konflikt wird dabei in einem realistisch gehaltenen Nachrichten-Stil erzählt, detailliert und authentisch nachgestellt. Das wirkt so glaubwürdig, das der Film wegen seiner Darstellung der Guerillataktiken von urbanen Terrorzellen und den Methoden wie ein Staat militärisch darauf reagieren kann als Lehrfilm von Geheimdiensten (angeblich immer noch) missbraucht wird. Die wirkliche Kraft des Films war allerdings damals (und ist es zum Teil heute immer noch), das sein ungeschminktes Fokussieren auf eine historische, nie konsequent bearbeitete, Herrschaftsgeschichte in den Kolonien Frankreichs den Mächtigen geschmerzt hat. Das Bohren in offenen Wunden kann wehtun…
Ein Film, der seine Wirkungskraft nicht verloren und an Aktualität gewonnen hat. Ein Film, der keine Antworten gibt, den Zuschauer mit Fragen, die er für sich selbst beantworten muss, entlässt. Und das macht ihn so nachhaltig verstörend.
8 Bomben in zurückgelassenen Handtaschen.
Fast ein Vierteljahrhundert musste der nostalgisch verklärte Anhänger der Evil-Dead-Reihe geduldig warten bis die Raimi-Campbell-Bande Ash wieder seine Kettensäge und Schrotflinte in die Hand drückt. Statt eines 2-Stunden-Fortsetzung-Films bekommen wir nun 5 Stunden TV-Kost. Das dabei sowohl eine Hommage an die Original-Trilogie und zugleich eine überraschend eigenständige Serie entstanden ist mag begeistern, auch wenn narrativ die Story auf einen Bierdeckel passt und erst in den letzten 3 Folgen eine geschlossene Einheit findet.
30 Jahre ist Ashs letzte Begegnung mit dem Deadites her und typisch ungeschickt verschusselt er in einer besoffen-geilen Aktion sein faules Slacker-Leben und muss sich wieder mit dem bösen Übel herumschlagen. Aber Unkraut vergeht nicht. Trotz mittlerem Alter nicht reifer geworden haut er den Besessenen die Rübe ab und und charmanten Bullshit raus.
„Ash vs Evil Dead“ ist ständig Over-the-Top. Der Splatter-Lo-Fi-Fun umarmt spielerisch und käsig den Tonfall der Kinofilme. Als fette Körperflüssigkeiten-Spritz-Maschine ist die Serie so etwas wie ein Necronomicon-on-Road unter Speed-Einfluss. Das funktioniert dosiert prima, die Serie allerdings binge zu schauen ermüdet ein wenig wegen der wiederholenden Struktur der 30 Minütigen Folgen. Ganz großes Plus ist Bruce Campbell, der seinen ikonischen Charakter deutlich mit Spaß und Selbstironie spielt. Daneben wirken die Nebendarsteller arg blass, was eine deutliche Schwäche der Serie ist. Die Liebe zu Unsinn und "schlechten" (CGI-) Effekten (wie beim Original) bleibt bei allen Beteiligten aber immer spürbar. Und so ist die Serie sowohl als Fan-Service als auch für Freunde von Horror-Slapstick-Komödien eine dicke Empfehlung.
7 Groovy-Punkte.
Obwohl ich zunehmend von den monatlichen Superhelden-Eskapaden im Blockbuster-Kino ermüde, hat mir Bryan Singers vierte X-Men-Film gefallen.
Der Abschluss der neuen Trilogie um die erste Generation vom Power-Mutanten, die sich vor der allgemeinen Menschheit offenbart haben, ist mit seinen großen und pathetischen Gestiken fast altmodisch wirkendes Superhelden-Kino. In teilweise großartigen Bilden erzählt, die direkt aus einem Comic-Panel auf die Leinwand gemalt wurden. Der sehr cartoonische Charakter, mit Herz-erwärmend-albernen Latex- und Karneval-Outfits, das manchmal trashige Abarbeiten von Standardsituation der Superhelden-Pop-Ikonographie wird mit schwereloser Ernsthaftigkeit an den Zuschauer gebracht und versprüht dabei leidenschaftlich den Geist der Graphic Novels. Zumindest habe ich das so empfunden.
Wenn Magneto mit seinen mutierten Fähigkeiten das historische Symbol von tiefem Leiden (Auschwitz) zerstört, glaubt er, das damit auch sein eigenes Leiden löscht. Aber wer solch ein Symbol vernichtet vergisst, dass sich Vergangenheit wiederholen kann und so schließt er sich tragischer Weise der Apokalypse mit ihren vier Reitern an um einen weiteren Völkermord zu begehen. Geschichte ist so wie die Menschen, die sie gestalten, wie ihr Handeln. Nicht die Historie kann verändert werden sondern die Hoffnung liegt in der Neu-Gestaltung einer besseren Zukunft, hier bezeichnender Weise in der Jugend, im Bildungsideal.
Während andere Superheldenfilme in selbstironischen Geschwätz oder emotional unausgereiften Verdüstern versinken bleibt der neue X-Men, wie auch schon die alten, in politischen und emotionalen Dopplungen verankert und schafft es so sein reichhaltiges Personenarsenal emotional für den Betrachter zu vereinen. In langen Expositionen erzählt der sechste X-Men bewährtes. Motive wie Wichtigkeit von Familie, Selbstakzeptanz, Toleranz sind das Werte-Fundament der Reihe. Sie werden eingebunden in moralischen Diskursen voller Tragik, Zerrissenheit und Schwermut, wodurch neben den äußerlichen CGI-Effekt-Orgien auch eine innere Dramatik entsteht. Das Abschreckungsszenario des atomaren Wettrüstens der 80er zwischen Ost und West steht symbolisch für die Zerrissenheit, das Misstrauen der Mutanten selbst. Daraus entsteht eine übergeordnete, manipulative alt-göttliche Gefahr, die nur gemeinsam bekämpft werden kann.
7 Fassbender-ist-eine-geile-Stahlarbeiter-Sau-Punkte.
Hongkong-Kung-Fu-Film aus der frühen 70er Jahre Shaw Brothers-Schmiede, mit reichlich fachgerechten Blut-Fontänen-Messerkämpfen als Yakuza-Gangsterfilm erzählt, kurz unterbrochen von melodramatischen, holzschnittartig-peinlich überzogen Momenten. Im frühen 20. Jahrhundert angesiedelt, in artifiziellen Studioaufbauten, die sogar manchmal an Horrorfilme der Hammer-Studios erinnern, verordnet, spult der Film eine formelhafte Rache-Geschichte ab. Chang Chehs Epos deutet, wie so oft, zusätzlich eine homoerotische Liebesgeschichte zwischen den zentralen Protagonisten an, die in Slow-Motion-Tragik ein überzeichnetes Ende findet.
In den Fach-Foren und Kritiken wird der Film als zentrales Meisterwerk gefeiert, besonders wegen seiner kämpferischen Schauwerte. Ich weiß nicht ob es daran liegt, das ich eher rudimentäre Kenntnisse über das Eastern-Genre habe oder meine Vorlieben einfach woanders liegen aber ich fand das arg offensichtlich Nicht-Treffen der Schläge und Einstiche eher peinlich und schwach durch ungünstige Kamerapositionen und Montage kaschiert. Und wenn gefühlt 90 % der Film aus endlosen, sich wiederholenden Kämpfen besteht, in denen eine unermessliche Überzahl nach der Reihe einzeln angreift, zudem keine Handlung- und Charakter-Entwicklung zu erkennen ist, der Rest in miefigen Frauenbilden und vermuskelten Männerbildern verdampft, dann verliere ich meine Interesse. Der viel geliebte Schauwert des Gesehenen bleibt aus.
Na gut, wahrscheinlich bin ich einfach nicht Fan- und Fachmann genug um die filmhistorische und unterhaltende Wirkung des Films zu schätzen.
5 im Schlamm wälzende Liebende.
Wegweisender italienischer Mafia-Thriller.
Regisseur Damiano Damiani verknüpfte in vielen seiner Filme sozialkritische Inhalte mit geradlinigen Polit-Thriller-Kino. „Geständnis eines Polizeikommissars vor dem Staatsanwalt der Republik“ ist sein Meisterwerk. Mit dokumentarisch-ruhiger Handhabe erzeugt er eine packende, drückende Dynamik, die auf präzise Dialoge, zwei brillante Hauptdarsteller und einem unlösbaren moralischen Konflikt beruht. Das intellektuelle Duell über Gerechtigkeit und Macht ist ein, immer noch hochaktueller, Diskurs über die Aufrechterhaltung von (staatlicher) Ordnung mit juristischen Normen vs. der zynischen Weltanschauung, das Verbrecher nicht mit offiziellen Regeln bekämpft werden können, da die entsprechenden oberen Instanzen wirtschaftlich korrumpiert sind. Ein unlösbarer Widerspruch, wo am Ende die verlieren, die ehrlich bleiben. Was für ein erbarmungsloser, bitterer Film.
9-mal in das falsche Auto einsteigen.
Wrestler-Filme erfreuen sich in Mexiko seit jeher einer großen Beliebtheit. Warum auch immer. Santo und Blue Demon waren lebende Legenden in ihrem Heimatland und spielten seit 1958 in mehr als fünfzig (!) solcher Streifen mit. Dabei wurden verschiedene Genres bedient, vom Krimi bis zum Horrorfilm. „Santo y Blue Demon contra Drácula y el Hombre Lobo“ soll laut Fach-Kritik einer der schönsten und unterhaltsamsten Filme dieser Superhelden des Rings sein. Hm. Hier werden gnadenlos zwei europäische Horrorfiguren verramscht, als ernst gemeinter Unsinn, in dem Gummifledermäuse, dampfende Skelette gegen maskierte Muskelmänner mit Armbanduhr-Sprechfunkgeräten steif in Pappmaschee-Kulissen kämpfen. Gruselig ist da nix, unfreiwillig komisch schon mehr und die erstaunliche Naivität macht irgendwo Spaß aber der Film ist so hemmungslos träge und gelangweilt heruntergekurbelt, das ich selbst mit 3 Dosen Red-Bull ins tiefe Koma gefallen bin.
4-mal nicht die Masken ablegen.
Ohne Leder-Kick-Ass Kate Beckinsale (dafür mit sexy Rhona Mitra) und Urheber Len Wiseman taucht der dritte Teil des Underworld-Franchise in die Vorgeschichte des jahrhundertelangen Kampf zwischen Blutegel und Formwandler. Hier werden Lykaner weniger frenetisch in Scheiben geschnitten, der düstere Video-Clip-Look weicht einer mittelalterlichen Gothik-Ästhetik. Dank stabilen Leistungen der britischen Charakterdarsteller Bill Nighy und Michael Sheen kann dieser Fantasy / Horror-Hybrid durchaus überzeugen. Schnörkellos erzählt, entsteht eine Revolutions- und Liebes-Geschichte zwischen aristokratischen Vampiren und versklaven Wolf-Gestalten, die alle mit ihren inneren und äußeren Dämonen zu kämpfen haben. Der vormalige Kreatur-Designer der Reihe Patrick Tatopoulos beherrscht sein Regie-Handwerk, die CGI-Transformationen sehen ok aus und die deutlich cartoonhafte Qualität des Films weiß zu gefallen. Vielleicht manchmal zu geschwätzig und ohne wirkliche Höhepunkte hat dieses Prequel aber genug spitze Zähne und kraftvolles Blut um den Fan der Reihe an der Kommerz-Stange zu halten.
6 Werwölfe im Wolverine-Zottel-Look.
"Nur wer stirbt, hat das Ende des Krieges erlebt."
Während des Afghanistaneinsatzes wird der anerkannte Soldatensohn einer US-Mittelschichtsfamilie von bärtig-diabolischen Taliban-Monstern verschleppt und erlebt in der Gefangenschaft eine existenzielle Schulderfahrung. Zurückgekehrt in seine Heimat ist dieses Trauma Auslöser für sein eifersüchtiges, zombieartig-aggressives Verhalten. Dass bereits vorher in der Familie die Fassade des Glückes angeknackst war, dort unverarbeitete Konflikte auf Kriegstrauma treffen, deutet der Film zu Beginn an. Obwohl bereits Opa aus Vietnam mit solchen seelischen Wunden wiedergekehrt ist, obwohl genau dieselben selbstzerstörerischen Prozesse bei ihm stattgefunden haben, der Erziehungs-Wert von Militarismus und Soldatenmut wird kaum hinterfragt. Warum auch, denn die archaischen Bösen aus der fernen Wüste sind letztlich Schuld daran, dass die heile amerikanische Familie vergiftet wird. Widerspruch kommt nur vom schwarzen Schaf der Familie, das einen anderen, sperrigeren Weg eingeschlagen hat. Leider ist es dabei aber kriminell geworden. Aber letzten Endes ist dann doch Blut dicker als Wasser und die Familie hält zusammen, bleibt der sichere, stabile Ort in einer bösen, bedrohlichen Welt, auch wenn sie in ihren Grundzügen bereits völlig marode ist.
„Brothers“ ist kein Meilenstein im Genre des Heimkehrer-Dramas, dafür sind mir die formelhafte Schuld-und-Sühne-Struktur und die Auflösung der Konflikte zu banal. Allerdings sind die herausragenden Schauspielerleistungen, die Bruderbeziehung, das Vermeiden von dick aufgetragenen Schmalz und die Art wie der Film in den Augen der beiden Mädchen die Grausamkeit von Verlustängsten spiegelt so intensiv, das man schon arg emotional verwahrlost sein muss um von dieser Mischung aus Familien- und Psychodrama nicht berührt zu sein.
Anmerkung: Das Original von Susanne Bier kenne ich nicht, daher kann ich keinen Vergleich ziehen.
6-mal die Küche in strahlenden Weiß renovieren.
Die Mogelpackung - Der Film.
10 Cloverfield Lane ist trotz „Cloverfield“ im Titel kein Cloverfield-Sequel, sondern vielmehr, wie Produzent J.J. Abrams es formulierte, ein "geistige Nachfolger“, was immer das auch bedeutet... Vielmehr haben die Macher während der Dreharbeiten scheinbar bemerkt, dass es ein cooler Schachzug ist die Zuschauer mit Vortäuschung falscher Tatsachen zu verarschen.
Unabhängig davon ist diese Hölle unter Tage ein überraschend wirksames und effizientes Drei-Personen-Stück, das sich auf seine Darsteller verlassen kann. Debütant Trachtenberg baut geduldig ein psychologisches Katz-und-Maus-Spiel im unterirdischen Ratten-Käfig auf, das seine Spannung aus der Kombination von Alltäglichkeit, Psycho-Horror mit Terrorismus-Phobie und Verschwörungstheorien holt. Statt Effekthascherei steht klaustrophobischer Horror im Mittelpunkt, als Monsterfilm in dem nie klar ist wer eigentlich die Monster sind. Im Wechselspiel zwischen innerer und äußerer Bedrohung entsteht eine angenehme Unberechenbarkeit, die leider im hysterisch-lächerlichen Over-the-Top-Ende beweist, das die Produzenten des Films der Kraft einer kleinen, altmodischen Thriller-Geschichte nicht vertraut haben. Stattdessen klatschen sie einen WTF-Ausgang an den Streifen ran, der irgendwie einen auf Cloverfield-Erwartung macht. Das ist vielleicht für das Marketing, dem kommerziellen Erfolg und ein mögliches Franchise clever, tut dem Film aber nicht gut.
6 Molotow-Cocktails in den Himmel geworfen.
Horror-Stangenware aus dem Hause Syfy...
Dummheit muss bestraft werden. Während eines Klassenausflugs werden Scheiß-egal-Typen von einer digitalen Vogelscheuche nach und nach ausgemustert, weil sie sich ständig in den konstruierten Gefahrensituationen auch noch trennen. Die handvoll schaurigen Stimmungsbilder und das abwechslungsreiche Setting können diese in lächerlicher Ernsthaftigkeit verhafteten Grusel-Gurke nicht retten. Dumm wie Stroh dödelt die unbeholfen zusammenmontierte O-Nummer durch alle bekannten Slasher-Klischees und, das ist besonders übel, das Final-Girl mit dem enormen Vorbau lässt bis zum Ende ihre Jacke an.
3 Kratz-Spuren im Gesicht.
Eine der weiteren, unzähligen zeitgenössischen Neuinterpretationen des Mary Shelly Romans. Regie, Buch, Kamera, Schnitt, Produktion von Bernhard Rose, der mal vor zig Jahren mit Candyman Horror-Geschichte gedreht hat. Grob lässt sich auch hier so etwas wie eine Verbindung zwischen Mythen und Urbanität feststellen, in dem er die desorientierte Kreatur des Doktors in den perspektivischen Mittelpunkt rückt, durch eine herzlose Stadt wimmernd, Köpfe zerschlagend und Knochen brechend hetzt. Der unkaputtbare und unter Beulenpest leidende Adam, so heißt hier das betont tragische Geschöpf, sucht nach Liebe, Muttermilch und Zugehörigkeit, aber auf Grund seiner noch nicht ausgeprägten Reife, die ihm im Hightech-3D-Drucker nun mal nicht mit implantier werden konnte, baut er so einige missverständliche Scheiße. Das in der fremden Welt zudem noch die Bestie Mensch lauert, seinen Hund killt und ihn lynch-mobbt macht sie Sache auch nicht einfacher. Und Mama ist auch nicht mehr da...Irgendwo soll wohl in diesem trüben, teilweise ungelenken Reißer so etwas wie empathische Gesellschaftskritik stecken. Tut sie sicherlich, der Off-Kommentar brabbelt ja auch ständig davon.
4-mal mit der Navi-App ans Ziel kommen.
Die Erde ist eine Scheibe, im Weltall leben Würmer, Zauberwasser kann das Feuer der Wüste löschen, weiße Götter mit Fehl, Tadel und goldenem Blut in den Adern, die Kraft der Liebe und der verschmähten Vaterliebe, Gottheiten in glänzender Iron-Man-Rüstung mit Desinteresse an Kollateralschäden, tiefe Dekolletés für Männerblicke…
War Regisseur Alex Proyas in den 90ern der Vorreiter für stylische, urbane Märchen im düsteren Gothic-Look (Crow, Dark-City) ist ihm über die Jahre der Sinn für innovative Visualität und Vitalität abhanden gekommen. Sein neuer Film ist ein unausgegorener Games of Gods-Mischmasch, der alt-ägyptische Mythen mit Motiven des Sandalen und Fantasy-Films mischt. Das sieht in seinen besten Momenten aus wie eine opulent-nostalgische Reise in das 80er Jahre Cannon-Hercules-Kino des Irrsinnes, immer dann wenn es in den Weiten des ausufernden Blödsinns abgleitet. Leider erkennt der Betrachter in der stattlichen 149-Millionen-Dollar-Produktion nie wann was absichtlich oder unfreiwillig komisch ist. Die CGI-Effekte und Landschaften prahlen mit manierierter und überladener Künstlichkeit, sind teilweise echt lausig geraten. Wenn die Transformers-Gottheiten sich ordentlich im Superhelden-Modus verprügeln, dann sieht das nach einem ranzigen Computerspiel aus. Irgendwie passt das zu der primitiven Story, die irgendwo zwischen B-Movie, praller Blockbuster-Blödheit, Ironie und vermeintlich tiefer Bedeutung pendelt um (spätestens) am Ende einfach nur noch zu nerven.
4,5-mal den Nil aus-schlürfen.
Schöner Wohnen in der Hölle.
Himmel, leicht ist der Film echt nicht anzuschauen, so als Vater...
Er ist ein fieses Teil, der mir die verstörende Angst des möglichen Verlustes von Liebe / Vertrauen meines Kindes offenbart. Und das einem seine eigenen Eltern fremd vorgekommen.
Wenn Polanski, Roth, Haneke und Seidel zusammen einen Film drehen würden dann käme „Ich seh ich seh“ als Ergebnis raus. Was das Regie-Gespann Veronika Franz und Severin Fiala in ihrem Spielfilmdebüt leisten ist beachtlich. Ihr Vexierspiel über Sehen, Projektionen, Vertauschungen und Umkehrungen verneigt sich vor dem Horror-Kino in Form eines Arthouse-Films, so dass die intellektuelle Fraktion auch mal Torture-Porn künstlerisch korrekt "genießen" darf. Geschickt spielen die beiden mit den Genre-Konventionen, entfalten ein bösartiges Hirngespinst über die Intaktheit von Familien mit pointiert gesetzten Schockmomenten. In schrecklich schönen Bildern eingefangen wird das Bekannte unheimlich. Einer sommerlichen Landidylle wird die Kälte und Bedrohung eines gläsernen Designer-Hauses entgegengesetzt, in dem eine emotional vergiftete Familie lebt. Dadurch, dass der Film die Dopplung- und Verlust-Motive immer optisch betont überrascht der letzt-minütliche Twist wenig. Er hätte auch nicht wirklich sein müssen, denn der verstörende Charakter ist gerade im Vorfeld ungemein stark. Das Verhalten der Figuren, die in der Banalität des Alltages den Horror erzeugen, hallt weitaus stärker nach.
7,5 Trapp-Familien, die in friedlicher Eintracht "Guten Abend, gut' Nacht" singen,
Anmerkung: Ich hoffe ja, dass bei den Dreharbeiten den Kinderdarstellern eine psychologische Betreuung zur Seite gestellt wurde...
Eine streng religiöse Familie versucht 1630 in Neuengland durch harte landwirtschaftliche Arbeit zu überleben aber ihre Ernte verdirbt, die Ziege gibt Blut statt Milch und ihr Baby verschwindet spurlos. Ist die älteste Tochter eine Sünderin, eine Hexe? In einem Klima der Gott- und Teufel-Fürchtigkeit entsteht unverhohlenes Misstrauen, denn im Wald lauern finstere Mächte, die Verführen und Kinder fressen.
Der Horror in Horrorfilmen kommt meist in Form eines Monsters von außen und dringt in das Innere eines Systems ein. In Robert Eggers beeindruckende Debütfilm entsteht der Horror aus dem inneren Konstrukt eines puritanischen Familien-Gefängnisses, in dem sich Adoleszenz und Weiblichkeit nicht entfalten kann. Durch die Unterdrückung natürlicher Bedürfnisse entstehen Monster.
„The Witch“ kombiniert clever Märchen, Religion, Folklore und klassische Psychoanalyse mit Gruselfilm-Elementen, wirkt in seiner sperrigen Machart ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Mit seinen beunruhigenden, mehrdeutigen Bildern erzeugt er einen übernatürlichen Schrecken, der sowohl aus den innere Konflikten der Figuren entsteht, wie auch durch das äußere Motiv der Hexe. Denn diese symbolisiert sowohl eine Bedrohung durch ihren selbstbewussten, natürlichen, sexualisierten Körper und ist zugleich ein Symbol für ein coming-of-age pubertierender Mädchen die sich aus der Familien-Enge befreien wollen.
Ich war fasziniert von der verstörenden Atmosphäre des Films. Mit seinen wunderschönen, reduzierten Bildern wirkt er wie ein Gemälde von Albrecht Dürer. Sein bis in die Sprache gehendes, detailfreudiges, historisches Ambiente erzeugt einen faszinierenden Mikrokosmos. Die allgegenwärtige Gottesfurcht ist der eigentliche, unangenehme Horror. Er hat sich auf mich übertragen und erinnerte mich an Filme von Bergman, Polanski, Haneke und von Trier.
In den letzten Jahren sind immer wieder massiv gehypte, künstlerisch-wertvolle Horrorfilme auf den Markt gekommen. Auch „The Witch“ wird viele Zuschauer ratlos und verärgert zurücklassen, da sie mit einer völlig falschen Erwartungshaltung an dieses Schauermärchen heran gegangen sind. Für Genrefans mag dieser Film vielleicht zu spröde und zermürbend in seiner Erzählweise sein. Er verbindet Grusel, Familiendrama und Historie zu einem übersinnlichen Konstrukt und warnt in seinem Subtext vor Ideologien und Fundamentalismus. Das ist was der klassische Fan von Mainstream-Horror, wo ordentlich ausgeblutet wird oder der Schrecken ständig von der Leinwand springt, nicht kennt. „The Witch“ bedient sich da subtilerer Methoden der Spannungserzeugung, ist intelligenter und hat weitaus mehr Nachhall als die übliche Genre-Grütze, auch wenn mir manchmal sein verkopf-arthausige Stil zu schaffen machte.
7,5-mal frustriert Holz-hacken für das eigenes Grab.
In einer urbanen Welt vermenschlichter Tiere wurde das primitive Gesetz des Dschungels, in dem Pflanzenfresser Beute von gefräßigen Raubtieren waren, überwunden. Doch ist dieses utopische Gleichgewicht wirklich so stabil?
Zootopia funktioniert auf zwei Ebenen. Als Tier-Fabel über Toleranz, Vorurteile und weiblichen Empowerment und als flotte Detektivgeschichte im klassischen Stil mit popkulturellen Bezügen und Slapstick-Humor. Der Film ist eine bewusste Blaupause für die Entstehung von eh unterschwellig vorhandenen Fremdenhass. Rassistische Stereotype werden ebenso für Gags bedient wie sie ironisiert und dekonstruiert werden. Aus der bekannten Disney-Wohlfühl-Formel ist ein überraschend politischer Film geworden. Allerdings ist die Anthropomorphisierung grenzwertig. Das Drogen-induzierte Verhalten der Tiere kann als eine Metapher für die schlummernden Gefahren von kultureller, gettoisierter Vielfalt gesehen werden, der gezeigte Rassismus wird historisch und genetisch verordnet (der gefährliche Jagdtrieb bei Raubtieren als „Teil ihrer DNA“). Die komplexen Themen werden auf eine süße Tierfabel herunter gebrochen. Das ist alles recht knuffig anzuschauen aber zumindest diskussionsfähig, wenn ich es (so wie der Film es tut) 1:1 auf den Menschen übertrage. Denn genauer betrachtet entstehen unsaubere Vergleiche zwischen Mensch und Tier, die nicht mit einer Rassenlehre erklärt werden sollten und in humorvoll-spielerischer Polizeiarbeit aus allgegenwärtiger Überwachung und staatlicher Gewalt enden, wo alle dann friedlich in ihren Gettos leben. Hier stößt das Fabelprinzip des Films als soziale Mensch-Allegorie an seine Grenzen, so finde ich. Aber der Niedlichkeitsbonus wäscht diesen Zwiespalt sauber. Die zeitgemäße Botschaft von interkultureller Toleranz, ist (zu) wichtig und so wird sie zusehends moralisierend und aufdringlich immer und immer wieder vorbuchstabiert. »Zoomania« ist für mich zwar in seiner humanistischen Absicht und phänomenal detailfreudigen optischen Gestaltung lobenswert, ein bitterer Nachgeschmack bleibt aber bei mir auch.
6 Möhren für das Möhrchen.
Die fünf Wellen der zeitgenössischen (amerikanischen) Paranoia. Vom Sturz der technologischen Weltherrschaft, über Vogelgrippe und Tsunami-Naturkatastrophen bis zur (terroristische) Unterwanderung von Fremden wird dem Hunger-Games-Klientel die Unsicherheit vor dem Erwachsenwerden durchgekaut.
Ist die erste Hälfte in ihrer Handhabe von Angst, Verlust und Misstrauen durchaus dramatisch reizvoll wirkt bereits das Kindersoldaten-Motiv im Mittelteil als manipulative Zurschaustellung von erwachsener Erwartungshaltung gegenüber Jugendlichen als faschistoide Propaganda zwiespältig aber zumindest funktional. Leider verliert sich der Film zusehends in Young-Adult-Klischees, tritt sowohl formal als auch inhaltlich in viele Fettnäpfchen. Und damit ist nicht nur die generisch-holprige Erzählweise gemeint. Rührselig wird die taffe Protagonistin in eine banale Erste-Liebesgeschichte verwoben, wo der emanzipatorisch-selbstbewusste Charakter bei Ansicht von badenden Adonis-Muskeln feucht im Schritt wird. Der bemühte Twist müffelt wegen Vorhersagbarkeit, der Masterplan der Aliens ist einfach nur dämlich. Aber das ist eh alles egal weil spätestens ab der zweiten Hälfte jeder marginal nachdenkende Zuschauer wegen der unfreiwilligen Komik entnervt vor sich hin döst oder schmunzelt. Dabei mochte ich im Prinzip die Herangehensweise des Regisseurs, die verschiedenen Genre-Stil-Elemente (Kriegs-/ Katastrophenfilm, Boot-Camp-Movie usw.) ernsthaft zu inszenieren. Leider bietet das Drehbuch nicht die nötige Grundlage für Tiefgang und Intelligenz.
Ne, Leute so doof ist das jugendliche Zielpublikum dann doch nicht, daher wundert es auch nicht das der Film ein Flop wurde.
4 Frisuren die auch im Nahkampf sitzen.
Je nach Vorliebe oder Ablehnung für das Genre-Kino kann John Hillcoats neuer Film »Triple 9« als phrasenhaft oder old-school empfunden werden.
Der polizeiliche Hintergrund der Räuberbande und deren inneren Verstrickungen sind Basis für ein semi-komplexes, sich überkreuzendes aber letztlich durchaus übersichtliches Cop-Noir-Drama. Trotz, oder wegen, aller Angetriebenheit und düsteren Konsequenz bleiben die Figuren Stereotypen, die sowohl ethnisch wie auch in ihrem Genre-Konzentrat verordnet sind.
Atlanta erscheint als urbanes Monster, in dem offen ausgelebten Bandenkriege aus der Migrantenszene und eine korrupte Polizei Alltag sind. Eine saubere Trennung zwischen Gut und Böse gibt es nicht, ist gar nicht möglich. Die Stadt wirkt wie das New York der 80er bevor es durch die Zero-tolerance-Strategie von der ausufernden Gewalt gereinigt wurde.
Hillcoats Vision ist dreckig-kompromisslos. Es ist als Fan für solche fiesen Cop-Filme schön, das Hollywood dafür immer noch Geld ausgibt und eine unglaublich prominente Schauspielerriege mitspielt.
„999“ funktioniert als Genrekinohandwerk hervorragend, ist ordentlich auf den Punkt inszeniert, keine Szene wirkt überflüssig. Wer das düstere Kino eines Michael Mann liebt, bekommt, wie auch bei dem Meister, Themen wie Männlichkeit und Moral in einer Welt wo eine gesellschaftliche Ordnung nicht mehr existiert, serviert. Besonders einzelne Szenen sind gnadenlos mit Energie aufgeladen, da sind der eigentlich schlichte Plot und die offensichtlichen Klischees verzeihbar, beziehungsweise als funktionale Mittel interpretierbar.
Aber ein Hang zu dieser Art von Filmen sollte schon vorhanden sein, um seinen düsteren Sog schätzen zu können.
7 Kaugummis, cool im Mundwinkel gekaut.
Auf einer Insel leben naiv-glückliche, flugunfähige Vögel in einer freudvollen Gemeinschaft, die manchmal von schlecht-gelaunten, cholerischen Wutvögeln gestört wird. Dieses Paradies bekommt Besuch von kapitalistischen Schweinen, die etwas ganz gemeines im Schilde führen…
„Angry Bird“ ist die filmische 3D-Jahrmarkts-Erweiterung zum Game-Franchise. Eine manische Mischung aus Komödie und Action mit simplen aber ausdrucksstarken Charakterdesign. Manchmal treffen die ausgelassenen Piepmätzchen mit ihren kauzig-subversiven (popkulturellen) Witzen ins Schwarze, meist nervt aber das hyperaktive Abfeuern von Gags. Alles muss immer lustig sein. Die tausendmal erzählte Geschichte von Outsidern, die zu Helden werden wirkt planlos zusammengeklaubt. Der Jede-Minute-ein-Witz-Ansatz ermüdet schnell durch seinen ständigen Wahn die Gags auch noch mal kommentieren zu müssen. Looney Tunes- Zynismus trifft auf verbale Schweinereien, in loser Sketchfolge darf auch mal „erwachsener“ Vulgär-Humor in einem Klein-Kinderfilm Guten-Scheiß-Tag sagen.
4 schweineblöde Sturzflüge. Da knalle ich lieber in meiner Kaffeepause Moorhühner ab.
Noir-Style-Thriller auf den grauen Straßen der Moral.
Der kotz-frustrierte und verarmte Taxifahrer Vince McKee (David Morrissey) wird Fahrer einer kriminellen Bande und verwickelt sich in einem komplizierten Netz aus Lügen und Betrug, das nach und nach sein (Familien-) Leben zerstört.
Die Geschichte eines gewöhnlichen Familienvaters, der in den Fängen des organisierten Verbrechens gerät, ist wahrlich nicht neu. Die dreiteilige BBC-Mini-Serie erforscht die zerstörerische Wirkung von Kriminalität und Gier. Nachdem Vince seine Seele dem Teufel verschrieben hat beginnt eine Abwärtsspirale, endet in einer moralischen Sackgasse, die aber auch auf ironischer Weise Zukunftsperspektiven eröffnet. Die signifikante Noir-Atmosphäre beschwört eine Welt aus Licht und Schatten, in einer Umgebung in der nur der Stärkste überlebt. Die Dialoge sind sauber geschrieben und vorgetragen, die Kamera-Arbeit ordentlich, die Schauspieler tun ihr Bestes. Aber im 180 Minütigen Gesamteindruck verliert, besonders zum Ende hin, die Geschichte an Glaubwürdigkeit und gewinnt an Vorhersagbarkeit, es rumpeln die verschiedenen Handlungsstränge etwas kläglich zusammen.
5,5 Kurven mit angezogener Handbremse nehmen.
"Meine Faust schmeckt auch ohne Stäbchen!"
Grell geschminkte James-Bond-Frauenpower aus den 70ern, in der eine stolze, dunkelhäutige Kampfgazelle wie ein exotisches Ausstellungsstück, ein Kleiderständer des absurden Modebewusstseins, männliche Schlaffis, Kackvögel und Pinscher mit Hängebacken ordentlich vermöbelt. Leider wird feministische Blaxploitation darin verstanden, das „schwarze“ Emanzipation aus dem verprügeln von „weißen“ Männern besteht, während die „Farbigen“ als kaspernde Idioten herumlaufen und in ebenso „weißen“ Stereotypen denken, ihre Muster bedienen. Die Figur Cleopatra Jones ist dabei genauso zickig-unsympathisch wie im ersten Teil, das folkloristische Hongkong-Setting und das Bleimassaker am Ende des Films weiß allerdings zu gefallen.
4 Mäuseschwänzchen und Schnarchzapfen.
Clints Sohn leidet unter der Posttraumatische Belastungsstörung.
Ein junger Bürgerkriegsveteran begibt sich auf die verzweifelten Reise um seine entführte Frau zu befreien.
Keine Ahnung was der Film sein möchte. Ein klassische Western, der mit Metaphern das Genre dekonstruieren möchte, eine Charakterstudie über einen einsamen Helden, der mit den Auswirkungen eines Krieges zu kämpfen hat oder gar eine Parabel über den Völkermord bei der Besiedlung des Wilden Westens? Ich weiß es nicht, denn die zunächst mit dunklen Vorahnungen versetzte Geschichte verflüchtigt sich schnell in ein unterentwickeltes Skript, das nach spärlichen 77 Minuten bei mir nur Ratlosigkeit erzeugt hat. Weder das Schauspiel von Scott konnte ansatzweise das gesuchte Charisma seines Vaters Clint Eastwood erreichen, noch überzeugte mich der psychologische Horror, noch die nach Tiefe sehnende Symbolik des Handlungsverlaufes. Im Gegenteil, teils lächerlich wirken die (bewusst?) eingesetzten Klischees. Lediglich überzeugen konnte mich die vom grandiosen Alt-Kameramann Dean Cundey eingefangene üppige Landschaft.
Letztlich bleibt ein schaler Geschmack im Mund übrig, eine mutmaßlich interessante Geschichte als holprige Twilight Zone - Episode gesehen zu haben.
4 Skalps in der Satteltasche.
Amor vs. Thanatos im Zickenkrieg-Modus.
Es waren einmal zwei Schwestern, deren Herzen gebrochen wurde aber selbst unter Eis und schwarzem Teer lebt die Liebe weiter. Dieses bescheidene und unelegante Patchwork aus ständig nachdrücklich ausformulierten Märchenmotiven ist ein Eispickel im Herzen der Liebe zum Kino. Der krampfhafte Versuch mit einer prominenten und Männerherzen hoch-schlagende Frauenbesetzung ein Franchise zu generieren, verliert sich im Prequel-, Sequel und Spin-Off-Ansatz gegenüber seines Vorgängers. So schön auch die ornamentarischen Kostüme den Augen schmeicheln, so fade rumpelt diese unoriginell-schwunglose Schnulze über Liebe, Hass, Trauer und Vergebung durch die Standards von Moral-Märchen im generischen Fantasy-Eintopf. Fluchende Zwerge, affige Trolle und ein gefährlicher 3D-Spiegel, Kindstod-Trauma, Verschwörungen und Eitelkeit, das ist alles betont theatralisch zu einer Blockbuster-Gier zusammen-gerührt, berührt aber zu keinem Zeitpunkt, ist so kalt wie das Herz der Eiskönigin und schläfrig wie Schneewittchen.
4 Ritter-sporne gegen Hämorriden und Zahnschmerzen.
Der ultimative Spaghetti-Western aus dem Premium-Kühlschrank.
Italo-Western sind große amerikanische Gründer-Legenden, gepaart mit der entmystifizierenden Düsternis aus Europa. Sergio Corbuccis „Leichen“ ist dafür ein Paradebeispiel. Eine einzigartige Reise in die Brutalität der menschlichen Natur, blutrot in weiß-gefrorenen Schnee gemeißelt. Die unversöhnliche Rache-Geschichte zwischen dem mysteriös-stummen Revolverhelden (Trintignant) und sadistisch-schmierigen Kopfgeldjäger (Kinski) ist ebenso geradlinig wie konsequent pessimistisch.
Corbuccis Meilenstein ist ein typisches Produkt des linken, empörten Zeitgeistes der 68er-Generation. Seine tief verwurzelte Kritik an staatliches Handeln nach den Regeln des Kapitalismus ist in jeder Pore spürbar, denn das Gesetz ist hier nie eine moralische Instanz. Der Staat schützt nicht die Armen, sie werden aus purer Not zu Gesetzlosen und das „Gute“ verkommt in einer barbarischen Hölle, revolutionäre Sichtweisen sind unter diesen Bedingungen ein Ding der Unmöglichkeit.
Von dunklem Fatalismus geprägt, ist der Film eine (politische) Parabel über Elend, Gier und Egoismus, über die Ungerechtigkeit und dem Wunsch nach Rache.
Mit betörend-gruseligen Stimmungsbildern eingefangen, göttlich gespielt und zu schaurig-melodiöser Musik von Ennio Morricone hat der harte Nihilismus aber immer etwas menschliches, bis einem am Ende bitter ins Gesicht geschlagen wird.
9 abgeschossene Daumen nach oben.
Im kleinen apulischen Gebirgsort Accedura der 70er lebt der mittelalterliche Hexen-Aberglaube. Die Gegenwart konnte nicht Einzug halten weil die Autobahnbrücke zwar eigentlich ein Zeichen des Fortschritts ist aber den Ort ebenso isoliert, da der Verkehr am Dorf vorbei führt. So bleibt ein traditionell katholizistisches wie heidnisches Fundament. Die Angst vor Modernität und Veränderung ist der Nährboden für Verbrechen.
In der vermutlich besten und ausgeglichensten Regiearbeit von Lucio Fulci, fern seines später folgenden improvisierten Stils, erschafft er ein ebenso beklemmendes wie präzises Porträt über die Veränderung verweigernde und in tödlichen Traditionen verhangene italienische Provinz. Ohne zentrale Hauptfigur entwickelt er mit Stilmitteln des Giallos falsche Fährten und ein Geflecht aus Verdächtigen und Personen, die intensiv an der Aufklärung der Ermordung von vier Jungen arbeiten. Diese Morde kommen aus dem Genom des Dorfes, sind verschmolzen mit Religion, Bräuchen und angedeuteter Pädophilie, verbunden mit der Angst vor städtischen Verführungen, wie Drogenkonsum, Prostitution und sexuelle Revolution.
Fulcis giftiger Kommentar auf Konservatismus ist niederschmetternd, unbehaglich, tragisch und in seiner gezielt gleichnishaften Bildsprache ungemein einnehmend, wenn auch nicht angenehm.
Ein ungewöhnlich ernsthaftes Whodunit-Meisterwerk des Meisters, inhaltlich und vor allem optisch ein Genuss.
7,5 vorbeifahrende Autos.
Zweiter Versuch...
Naja, zum Purzelbäume-schlagen ist Star Wars 7 weiterhin nicht.
Da bin ich dann gerne unwürdig, liebe nicht Kino, habe die Naivität wohl nie so geschätzt wie es hier das Fan-Boy-Fachpersonal tut und warte auf Rogue One, vielleicht hat der ja mal wenigstens eine neue Idee oder einen kreativen Ansatz.
Mit der Kenntnis, das hier lediglich kommerzielle Hofberichterstattung für die verklärten Fans der Ur-Trilogie geboten wird, hier keinerlei Sinn für weiterentwickelnde Interesse bei den Machern vorhanden war, konnte mich der reine eskapistische Unterhaltungswert des Remakes allerdings etwas mehr überzeugen und ich bestätige, dass der Cast durchaus Charisma hat. Leider musste ich aber auch (wieder) feststellen wie disneyfiziert und zusammen-geklatscht diese Nostalgieanbiederung in hübschen Bildern wirkt.
Weiterhin 6 Wutanfälle eines Darth Vader für Arme.