lieber_tee - Kommentare
Die 5 meist diskutierten Serien
der letzten 30 Tage
-
Star Wars: AndorScience Fiction-Serie von Tony Gilroy mit Diego Luna und Genevieve O'Reilly.+19 Kommentare
-
EternautaEternauta ist eine Drama aus dem Jahr 2025 mit Ricardo Darín und Carla Peterson.+16 Kommentare
-
AdolescenceAdolescence ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 von Stephen Graham und Jack Thorne mit Stephen Graham und Owen Cooper.+13 Kommentare
-
Die GlaskuppelDie Glaskuppel ist eine Kriminalserie aus dem Jahr 2025 mit Léonie Vincent und Johan Hedenberg.+12 Kommentare
Die 5 meist vorgemerkten Filme
-
Mission: Impossible 8 - The Final Reckoning186 Vormerkungen
-
From the World of John Wick: Ballerina153 Vormerkungen
-
Final Destination 6: Bloodlines122 Vormerkungen
Alle Kommentare von lieber_tee
Unter dem Deckmantel eines "Mad Scientist"-Thrillers übt "Der Schocker" eine für den 70er Genre-Film typische Gesellschaftskritik. Die Reichen ernähren sich von den Armen, saugen ihnen ihr Blut (Arbeitskraft und Jugend) aus, um selbst erhalten zu bleiben. Diese süchtig machende Frischzellen-Abhängigkeit versteckt sich als moderne Vampir-Horror-Parabel in den kalten Gängen der Kur-Klinik und in den Algensteaks. Die Kapitalismuskritik wirkt wenig durchdacht, eher plakativ. Weitaus interessanter ist die zweideutige Haltung der Protagonistin, zwischen Statuserhaltung und moralischer Zweifel. Als Thriller erzielt der Film kaum eine Wirkung, dafür ist er zu vorhersagbar, hat zu wenig wirkungsvolle Schockmomente, aber seine unmenschliche, isolierte und aseptische Stimmung, die sich immer wieder in der kalten Architektur der Anlage wieder-spiegelt, ist gelungen.
6 Krähenfüße weg-spritzen.
Found-Footage aus Deutschland, auf den offensichtlichen Spuren von Blair-Witch, The Decent und Alien, das inhaltlich Naheliegendes erzählt. Kamera-technisch gibt es viel Gewackel und viele Unschärfen, der Film wirkt zeitweise wie unbearbeitetes Rohmaterial. Das ist dem Konzept geschuldet, ist leider aber oftmals unanschaubar. Die Bilder sind zeitweise so chaotisch, dass der Kameramann die Geschehnisse mehrmals verbal erklären muss, damit der Betrachter sie einordnen kann. Beachtlich ist allerdings der konsequente Einfluss von Sound. Keine Filmmusik, ausschließlich Geräusche, die Ton-Collage erschafft eine schaurige Atmosphäre. Das Schauspiel ist recht realistisch gehalten, das Setting abwechslungsreich (nein, sie laufen NICHT ständig durch einen Wald), das Verhalten der Studenten ist Genre-immanent dämlich und die Kreatur-Effekte sind ok, allerdings sieht man eh nix.
Ich möchte den Anstrengungen und das Engagement des Regisseurs Daniele Grieco gerne Anerkennung zollen. Deutsches, unabhängig produziertes Horro-Kino ist grundsätzlich achtenswert. Allerdings hat mich der Streifen echt nicht vom Hocker gehauen. Wenn ich ehrlich bin, er ist zeitweise kaum anzuschauen.
4 mal beim Kotzen die Haare halten.
Der Mann, der die Probleme mit dem Baseball-Schläger löst, ist wieder da.
Teil 2 schließt direkt ans das Ende des Vorgängers an. Buford Pusser, ein („realer“) Tennessee-Sheriff der 70er, hat immer noch seinen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn, trotz gematschten Gesicht und Tod seiner Frau. Wurde er vorher von Joe Don Baker als knuffiger Brummbär verkörpert, der wie ein fest in die Erde gestampfter Gemeinde-Pfosten für Ordnung sorgte, so spielt hier Bo Svenson die Figur kalkulierender, mehr flapsig und mit noch gesteigerten Selbstbewusstsein. Wiedergewählt als Chef für die Gerechtigkeit auf dem Lande, knüppelt er mit einer gewissen ethischen Sturheit gegen organisierte Schwarzbrenner, die ihn zu einem alleinerziehenden Vater gemacht haben (nun ja, eigentlich hat er für die konservative Erziehung seiner Kinder eh keine Zeit, das übernehmen die Großeltern). So gibt es die obligatorischen Verfolgungsjagden durch die Wälder, Attentate, Schießereien, Straßensperren und immer wieder Fehlschläge. Der amerikanische Süden gibt sich dabei modern. Hier sind die Hinterwäldler nicht tumb und stereotyp, achten durchaus den "schwarzen Mann" und werden von einem bösen, protzigen Syndikat terrorisiert. Lediglich die Frau ist so wie sie sein muss. Entweder eine Oma die Kinder bemuttert, eine Tochter die das Essen serviert oder eine giftige Schlange, die als Nutte den Guten verführt.
War der erste Teil noch ein knurriger Schrei nach Gerechtigkeit eines getriebenen Bürgers, wirkt der Nachfolger wie ein routinierter TV-Film, der allerdings ein durchaus sympathisches Gespür für seine Figuren hat.
5mal feste draufhauen.
Mein Halloween-Film 2016 ist in die flache Grube des Horrorgenres gefallen...
Einen Tag vorm Kürbis-Fest bereitet sich die Kleinstadt auf Shelter Island auf einen großen Sturm vor. Düstere Wolken ziehen über die Wälder und offenbaren einen hundertjährigen Fluch. Ein unersättliches Geschöpf aus Feuer und Ästen will seine Rache und drei Schwestern müssen dagegen kämpfen. Aber das Monster ist nicht etwas, das getötet werden kann, es ist nur etwas, das du überleben kannst.
Eigentlich ist die mystische Geschichte um ein zyklisches Ungeheuer, das in den Wäldern haust, ein schön-schauriges Lagerfeuer-Grusel-Konzept. Und die Vielzahl an versammelten Horror-Film-Klischees müssen ja nicht schlecht sein, denn letztlich lebt das Genre davon. Aber wenn die eindimensionalen Figuren, ohne einen Ansatz von gesunden Menschenverstand, die gefährlichste Nacht ihres Lebens ständig schreiend und aufteilend verbringen um sich an lächerlichen Orten zu verstecken, dann wirkt das wie eine unfreiwillige Genre-Parodie und meine Sympathie für ihr übermäßig dramatisches Handeln geht gen Null.
Immerhin ist das Design des CGI-Monsters (wirkt wie ein Halloween-Funken-Mariechen aus dem Osterfeuer) besser als in vergleichbaren B-Filme und der Regisseur schafft es, dank gelungener Kameraarbeit, manchmal so etwas wie eine schaurige Atmosphäre der Isolation zu erschaffen.
Der TV-Syfy-Film hätte ein netter Stalk n 'Slash-Schocker werden können. Wegen seines verkrüppelten Drehbuches und seiner unlikablen Teens ist er aber nur eine vergessenswerte Verirrung geworden.
4mal hinfallen, wenn man weg-läuft.
70er Jahre LSD-Disco-Rausch oder zahnschmerz-süße Baby-Unterhaltung...Weder noch... Trolls ist ein auf hässlichen Plastikpuppen basierender, ekstatisch glücklicher Film, als Kiddie-Musical dargereicht, für alle unter acht Jahren, die bislang durch singen, tanzen und kuscheln glücklich waren und gerade merken, das ihr Leben kein Regenbogen oder bunter Geburtstags-Kuchen ist.
Und bislang nur die Schlümpfe Filme geschaut haben…
Das Charakter-Design der quietschbunten Zwerge ist gewöhnungsbedürftig. Und ob es ein Film über neon-pastellfarbende Troll-Puppen überhaupt geben muss hinterfrage ich mal lieber nicht. Aber in seinen besten Momenten schafft es Dream-Works tatsächlich eine märchenhafte Geschichte zu erzählen, die nicht nur aus einer Nummern-Revue aus abgehalfterten Gags besteht. Die wird in eine musikalische Hommage an die Disco-Ära verpackt, deren Rändern auch mal in ein psychedelisch-farbenprächtiges Spektakel ausarten darf. Das ist natürlich nie wirklich anarchisch, eher weichgespült, hat aber doch so manch originellen visuellen und verbalen Witz in seinen vielen Gesangs- und Tanzeinlagen und wird richtig gut wenn Glitzer auf ollen Filz trifft…
Zwar wird der Zuschauer am Ende mit dem üblichen Zuckerguss aus Das-Glück-kommt-von-innen verblödet, der Weg dahin ist aber mit leicht bizarren Momenten und latenter Boshaftigkeit durchzogen. Freilich alles nur auf gleichgeschalteten Kinder-Animations-Niveau aus den USA. Ein wirklicher Bruch zwischen kindlich-träumerischer guter Laune und erwachsenen Realität, die kein Ponyhof ist, findet nicht statt.
Letztlich ist der Film dann doch nur der krampfhafte Versuch mehr Trollspielzeug zu verkaufen.
5,5stündliche Gruppenumarmungen.
Ja, dieses neue Projekt teilt den gleichen Look, das Gefühl und den typischen Corporate-Identity-Glanz des Marvel-Portfolios, gehört aber eindeutig zu einen der besseren Bemühungen aus dem Stall.
Ein rationaler Karriere-Egomane, zwanghaft mit der Schulmedizin verheiratet, schrottet seine Arbeitsgrundlage und macht im fernen Osten einen Jedi-Lehrgang, findet sowohl astral-körperliche wie seelische Heilung. Vom Skeptiker zum Zauberarzt, auf Hochmut folgen der Fall und dann die Erleuchtung.
Benedict Cumberbatch überzeugt mit intellektuellem Charisma, kann der generischen Figur mehr Leben ein-hauchen als das Drehbuch dies vermag. Und Tilda Swinton ist ein absoluter Glücksgriff, denn wie sie die leicht entrückte Magie-Mentorin spielt, gibt eine annehme Gebrechlichkeit und weise Stärke. Die überbordende Darstellung aus visuellen Verschachtelungen, eine schwindelerregende Mischung aus geometrischer Tetris-Inception-Kuriositäten und alptraumhaften Traumlandschaften, sind optisch beeindruckend, auch wenn sie sehr künstlich wirken. Die Kampfeinlagen versuchen sich in asiatischer Wire-Fu-Film-Ästhetik, ein Spagat zwischen Körperlichkeit und Magie. Das ist für einen westlichen Film ausreichend gut in Szene gesetzt.
„Doctor Strange“ funktioniert für Menschen, die noch nie einen Superhelden-Film gesehen haben. Auch „Normalos“, die von der Comic-Figur aus den 60ern, wo Esoterik auf Pulp traf, noch nie etwas gehört haben, werden gut in das Universum des Doktors eingeführt. Mit alternativen Bewusstseinszuständen, Paralleluniversen und Zeitreisen spielend, gibt es viel zu entdecken. Geschickt wird dadurch die formelhafte Herangehensweise der Origin-Story kaschiert. Nur kurz über den Film nachgedacht, dann merkt der Zuschauer die offensichtlichen Schwächen, die alle Marvel-Filme prägen. Damit ist noch nicht einmal gemeint, dass hier chinesische Heilkunde zum Ausverkauf angeboten wird, Hollywood sich östliche Kultur aneignet, sondern die unfassbare Vorhersagbarkeit des Verlaufes. Klar, immer schön mit Ironie gebrochen, durchaus charmant mit coolen Sprüchen und witzigen Sidegags garniert, aber genau das ist die Methode von Marvel die Zuschauer, wie mit einem Big Mac bei McDonald, satt zu machen. Etwaiges Sodbrennen danach ignorierend. Der Erklärbär erzählt selbst dem letzten Tiefflieger in der letzten Kinoreihe die Zusammenhänge, der Schurke darf natürlich nicht verstören, sondern einfach nur egal sein. Und das hier im Prinzip von Batman-Begins bis Iron-Man so ziemlich jedes Drehbuch-Modul nochmals durchgekaut wird, stört den leicht vergesslichen Blockbusterfresser kaum. Bewährtes schafft Sicherheit. Ein Superheld wird nicht mit Anzügen technisch oder genetisch aufgerüstet sondern mit Magie zu einen heldenhaften Astralkörper transformiert. Natürlich für den China-Markt kommerziell-kompatibel vom bösen Tibet nach Nepal verlegt. Und über das Hype-Wort „Whitewashing“ möchte ich mich nicht auslassen, aber reichlich seltsam fand ich es schon, das hier „asiatische“ Figuren zu verwitzten Randerscheinungen degradiert wurden. Gut, ist halt ein westliches Comic, aber selbst im Original war das nicht so penetrant.
„Doctor Strange“ ist flüssig inszenierte, aal-glatt-polierte Blockbuster-Berieselung. Ein maßgeschneidertes Produkt, das niemanden wehtun und auf keinen Fall etwas wagen will. Das ist auf eine wohlige Art und Weise befriedigend. Wenn es der erste Marvel Film wäre, würde er bei mir auch besser funktionieren. Aber ich bin von den vielen Big-Macs gesättigt, auch wenn ich jeden Monat gerne in das Fast-Food-Restaurant renne, denn etwas Vergleichbares gibt es halt nicht.
6 Siegeldimensionen
"Action-Gülle" mit Murray, Souli und Tee #18
Von Steven Seagal mit-produzierte Dünnpfiffware für den Verleihmarkt und sein eigenes Groschengrab. Der gelangweilte Akido-Moppel wankt meist dialoglos, aber bleihaltig im Hintergrund herum und macht einen auf Ein-Mann-Heimatschutz, der aus dem Hinterhalt die USA vom kriminellen Bodensatz befreit. Beim Hobeln fallen Späne, egal, Hauptsache das Land wird vom moralischen Unrat mit reaktionärer Un-Moral gesäubert. Leider ist der Streifen nie das knackige Selbstjustiz-Versprechen das er verspricht. Abgehalfterte C-Schauspieler tragen aus einem abgehalfterten C-Drehbuch vor und spielen abgehalfterte Typen. Der Film wirkt so billig wie seine digitalen Einschusslöcher und Blutspritzer, ist seltsam zäh inszeniert, als ob der Regisseur ständig an der angezogenen Handbremse herum-werkelt. Wenn am Ende der Zuschauer komplett verarscht wird, weil Code of Honor sogar clever sein will und einen SuperDuper-Mega-Twist einbaut um seine Vigilanten-Rotze in ein möglichst sauberes Taschentuch zu schmieren, dann wurde es selbst mir zu doof.
2,5 Punisher für ganz, ganz Arme.
http://www.moviepilot.de/liste/action-schrott-murray-lieber_tee-und-soulreaver-auf-der-suche-nach-mannlichkeit-murray
"Badge 373" (Wie ein Panther in der Nacht ) ist ein rauer, harter und rücksichtsloser 70er Jahr Cop-Noir-Film, in dem der Anti-Held ebenso brutal ist wie seine Gegner. Es ist schwierig für solch einen Charakter Sympathie zu haben. Das ist absichtliche nah zu „French-Connection“, denn in dieser Zeit waren hässliche, düstere und pessimistische Cop-Filme in urbaner Umgebung angesagt. Robert Duvall verkörpert dieses Arschloch grandios. Als eine Ein-Mann-Bürgerwehr ohne Dienstausweis knüppelt er sich durch die hispanische Nachbarschaft. Hartnäckig wie eine Bulldogge bellt er Obszönitäten, rassistische, homophobe und sexistische Äußerungen, wenn er auf der Suche nach dem Mörder seines Partners durch den Morast eines muffigen NYC steigt. Aber diese Bad-Ass-Attitüde kommt aus keinem Vakuum. Sie reflektiert nur eine Gesellschaft, die beschädigt ist, ebenso ein Wrack ist wie er selbst. In ihr sich zu bewegen bedeutet ihre schmutzigen Regeln zu befolgen.
"Badge 373" ist kein Actionfilm, dafür ist sein Tempo zu langsam, zeitweise zäh und die Verfolgungsjagden wirken aufgesetzt, unbeholfen montiert. Der Streifen ist pures Stimmungskino. Selten war New York so öde und schmutzig. Und der Film ist eine grimmige Charakterstudie über ein untergegangenes Amerika und Männerbild.
6,5 Parkwichser ins Knie ficken.
„Toro“ ist ein weiterer Beweis dafür, dass in Spanien das kommerzielle Genre-Kino lebt.
Offensichtlich nach der Anpassung an das 70er Jahre US-Gangster-Kino und der rüden Verwahrlosung des südkoreanischen Rache-Film suchend, ist der Film ein teilweise bizarres und seltsam roh wirkendes Tier mit eigener Identität. Die Protagonisten sind im Universum von christlich-spanischen Wertemuster (Familie, Schuld und Sühne, Männlichkeit) gefangen. Ein Teufelskreis, der nur in einer klassischen Tragödie enden kann. Dieses Strudelhafte, das Kreisförmige wird in eine futuristische und geometrische Architektur der touristischen Costa del Sol verordnet, die die Kälte und das Abgründige betont. Manch narrativer Weg fehlt dabei die dramatische Intensität. Das Skript erscheint oft stereotyp, durch das nüchterne und nuancierte Schauspiel wird immer wieder die moralische Verworfenheit der Geschichte erkundet, nuanciert mit manch grausamen Detail.
„Toro“ ist ein altmodischer Thriller. Er hätte durchaus druckvoller sein können, aber das Gefühl der Traurigkeit und Verzweiflung, die in der Tragik der Geschichte liegt, ist beachtlich.
7 Comics in der Kirche lesen.
Menschenverachtung 2.0.
Der Film begleitet einen rohen, gefühllosen Killer von Nebenan (beängstigend-hervorragend: Nawazuddin Siddiqui) bei seiner eiskalten Jagd nach Opfern und verschmilzt ihn mit einen schlaflosen, drogenabhängigen, muskelbepackten Viagra-Cop, die sich beide eine Katz-und Maus-Jagd leisten. Als Genrefilm angelegt, mal hysterisch, dann elegisch langsam, wird in die Finsternis der Figuren (und des Landes) geschaut, gerne an den narrativen Rändern ausufernd aber nie unscharf. Der stilisierte Thriller macht das Beste aus seiner Acht-Kapitel-Struktur. Episodisch reist er in die allumfassende Dunkelheit von den Slums Mumbais. Das wirkt fremd, exotisch für den westlichen Betrachter. Der clevere Musik-Einsatz (nein, keine Bollywood-typische Gesangs- und Tanz-Einlagen) fungiert dabei als Katalysator zwischen dem Drehbuch und den Charakteren. In der Verwendung von Guerilla-Film-Techniken wird die Nervosität, das Soghafte des Treibens eingefangen. Immer tiefer taucht der Zuschauer in die Grube der Entmenschlichung ein um dieser grimmigen, heftigen und deprimierenden Studie zu verfallen. Dieser Nihilismus ist gleichzeitig faszinierend wie ekelerregend. Nach zwei Stunden Unnachgiebigkeit schreit der Betrachter nach einem Rest an Würde, kriecht aber weiter durch menschlichen Unrat ohne Erlösung.
8 blutige Eisenstangen der Moral.
Regisseur Damiano Damiani ist bekannt für seine realistischen und kompromisslosen Mafia-Polit-Thriller. „Der Tag der Eule“ ist seine erste Arbeit, die die Missstände im eigenen Lande und die Machtlosigkeit von Gesetzeshüter gegenüber dem organisierten Verbrechen aufzeigt. Korruption, Einschüchterung und fehlende Zivilcourage werden angeprangert. Das juristische und politische System Italiens ist von der Mafia unterwandert. Im Mittelpunkt steht immer ein einzelner aufrechter Mann, der gegen diese Übermacht (auch mit unlauteren Mitteln) kämpft. Damiani inszenierte diese „linken“ Krimis mit einem aufklärerischen Duktus, nahe am Menschen, ohne heldenhafte Klischees. Ebenso differenziert wie pessimistisch. Immer moralisch. So auch dieser Film, der bereits alle genannten Indigrenzien beinhaltet. Vielleicht ist sein „Debüt“ noch nicht so ausgereift und wirkt manchmal etwas zu entschleunigt aber es ist ebenso gnadenlos zuschlagend wie sein später folgendes Meisterwerk „Der Clan, der seine Feinde lebendig einmauert“ (1971).
Mit 7 Feldstechern die Konkurrenz beobachten.
"Horror zelebriert nicht den Schmerz anderer sondern verwandelt unseren eigenen."
„Why Horror?“ ist in erster Linie ein persönliches Nachforschen von Tal Zimerman, der der Inbegriff eines Nerds ist. Mit Bart, krausem Haar, Film-T-Shirt und dicker Brille sieht er nicht nur wie ein Klischee aus, er verkörpert auch seit jungen Jahren, durch zahllose Videothekenbesuche und ausufernder Sammelleidenschaft, diese Gattung von Mensch. Er ist der ideale Führer in die Fankultur, charmant, etwas kindlich und hochinteressiert. Die beiden Filmemacher Nicolas Kleiman, Rob Lindsay begleiten ihn bei der Suche, warum er so leidenschaftlich diesem Genre verfallen ist. Wie er mit glühenden Augen in Japan seltene VHS-Cassetten verschmitzt in seine Tasche stopft, wie er in einem Selbstversuch mit seiner Mutter einen Horrorfilm schaut (wissenschaftlich begleitet) und sie dabei anschnauzt, das sie bei den Splatter-Szenen gefälligst hinschauen solle oder wie er mit seinem Kleinkind, in einem Raum voller Horrorposter, Mutanten-Puppen auseinander und zusammen baut. Das ist komisch, herz-erwärmend und mit viel Selbstironie beobachtet.
Gleichzeitig gibt die Doku einen stakkatohaften und breiten Einblick in die Psychologie von und die Kultur um den Horrorfilm. Von der Angst-Lust in der sicheren Dunkelheit, über die „Snuggle Theory“ (Horrorfilme werden von Männern mit Frauen geschaut um sie danach ins Bett zu kriegen) bis zum Horrorfilm als Aderlass, wodurch die Gesellschaft gesünder wird, werden zahllose Thesen aufgestellt. Das erleuchtet nicht die Hardcore-Fans, auch nicht die, die bereits seit ihrer Kindheit diesem Zeug verfallen sind, aber als oberflächlicher Einstieg, bzw. als Beleg dafür, wie umfassend und vielschichtig die Gründe für die Faszination sein können und wie breit die Bedürfnisbefriedigung bei Horror ist, ist diese Doku gelungen, gerade weil sie humorvoll, lebendig und mit vielen Interviews von Regie-Legenden und Filmclips verpackt wird.
6,5-mal künstliche Brandwunden ins Gesicht schmieren und dann zur Schule gehen.
Episode 1 Abgestürzt
In der heutigen Welt, in der Internet, soziale Medien und deren Vernetzung zunehmend mehr Aspekte unseres Lebens beherrschen, bietet es sich an eine Satire darüber herauszuarbeiten, die diese gegenwärtige Kultur ironisiert. So ist die erste Folge der dritten Staffel (jetzt mit mehr Geld vom US-Anbieter Netflix produziert) eine Farce, in der der eigene Social-Media-Status den Alltag prägt und zu verzweifelten Bemühungen nach Likes verführt. Diese ungesunde Besessenheit als (fiktives) Szenario wird in pastellzarter Gleichtönigkeit visualisiert und mit Holzhammer-Kapitalismus-Kritik klargelegt. Leider ist aber bereits nach 30 Minuten alles Wesentliche erzählt, die nächsten 30 Minuten wirken gestreckt. Die zentrale und leidende Protagonistin geht auf eine Reise, aber wirklich viel scheint sie nicht zu lernen. Am Anfang lächelt sie falsch und flucht versteckt, am Ende lächelt sie wütend und flucht offen. Rückschläge auf Rückschläge erlebt sie und das ist die Quintessenz, die sie aus ihrer Dekonstruktion lernt? Nun ja, das war mir zu wenig, da gab es zu den britischen Black Mirror-Zeiten mehr giftige und radikalere Boshaftigkeit.
5-mal keinen Adapter dabei haben…
Eine kleine, vergesse Filmperle aus dem sonnigen Australien…
Ein gelangweilter und frustrierter Lehrer aus einem Wüstenkaff will seine Sommerferien in der großen Stadt Sydney bei seiner Freundin verbringen, bricht auf um das Flugzeug zu bekommen. Weit wird er nicht kommen… Er landet in „The Yabba“, eine Outback-Kleinstadt, die scheinbar nur von spendierfreudigen Männern bewohnt ist, die von aggressiver Freundlichkeit und Dosen-Bier leben, während die Frauen im Hintergrund, von der Hitze zermürb, als Fick-Matratzen vor sich hin vegetieren. Intellektualität zählt hier nicht, hier wird kumpelhafte Männlichkeit mit Glückspiel, exzessives Saufen und sadistischer Kängurujagd ausgelebt. Was soll man(n) sonst auch tun, wenn die Testosterone zwischen Hitze, Schweiß und Sand glühen? Der Fremde ist latent ablehnend aber auch schnell beeindruckt vom Treiben in diesem Ort. Er lässt sich mitziehen und landet dadurch in seine ganz persönliche Finsternis, verliert sich in seinem Psychotrip. Mit jedem Bier auf ex (und davon gibt es sehr, sehr viele) schreitet er in sein Verderben. Der Film wirkt spiralförmig, wie ein Strudel dessen Sog sich sowohl der Hauptdarsteller als auch der Zuschauer nicht entziehen kann, nicht will. Das Reduzierte, das Triebhafte, das Instinkthafte ist ebenso faszinierend wie abstoßend, aber eben völlig „normal“, in diesem Ort am Rande der Welt. Ein Paralleluniversum ohne Moral und Hemmungen, wo Männer noch Männer sein dürfen. Zivilisation sieht zwar anders aus, aber egal, es gibt ja immer einen endgültigen Ausweg aus Dantes Wüsten-Inferno…
80 % für diese groteske Version von „Oh, wie schön ist Panama“.
Pseudofeministischer Rape'n'Revenge-Unsinn.
Ein Triebtäter mit dem Spitznamen "Jingle Bells" terrorisiert junge Frauen. Fünf seiner Opfer, unzufrieden mit der polizeilichen Arbeit, sehen rot, gründen eine Anti-Vergewaltigungs-Guerilla-Einheit und nehmen Karate-Unterricht bei einer kompakten Bruce-Lee-Lehrerin, üben eine Armlänge „Nein-Sagen“ mit gezielten Schlägen in die Eier eines Dummies. Alles was einen Schniedel zwischen den Beinen hat ist ein Schwein, die Frauen räkeln sich nackt im Whirpool und rezitieren in Miniröcken und weit aufgeknöpften Blusen über Vigilantismus. Ihre sexuelle Selbstbestimmung ist dabei aber nicht emanzipatorisch sondern der Blick eines Filmemachers auf ihre äußerlichen Reize. Als Selbstjustiz-Exploiter ist „Act of Vengeance“ überraschend harmlos in seiner Darstellung von Gewalt, die Diffamierung von Opfern bei der Polizei ist beklemmend aber leider kommt der Film nie über platte Klischees selbstbestimmte Powerfrauen und männliche Chauvischweine hinaus. Wäre das Thema nicht so ernst und wichtig, müsste ich über die lachhaft-plumpe Unbeholfenheit des Films lachen. Tue ich natürlich nicht, bin ja kein Schwein.
4,5 Tritte ins Gemächt.
Mel Gibsons Untergang in "Blood Father" wirkt ein wenig so, als ob er Buße tun möchte für seine Verfehlungen im wirklichen Leben. In dem Rahmen eines kleinen, dreckigen Pulp-Films, bekommt er die Chance zu zeigen was in ihm steckt. Als selbstzerstörerischer, charismatischer Schlingel, der selbst im Ruf beschädigt ist, kann er Läuterung für sein verfehltes Leben erlangen, in dem er seine verlorene Tochter vor böse Drogen-Buben rettet. Die Geschichte ist wenig scharfsinnig, komplett vorhersehbar. Im Zusammenspiel zwischen Vater-Gibson und Tochter-Moriarty entsteht eine sympathische Energie, wie auch in den Solo-Szenen des Knurrhahns. Der Mel ist verdammt gut. Immer noch. Den dickköpfigen, rücksichtslosen, robusten Oldie kann er. Wie in alten Mad Max-Tagen prügelt und ballert er sich grimmig durch eine reaktionäre Routine, die von Regisseur Jean-François Richet als Vehikel für den gefallenen Star inszeniert ist. Die archetypische Natur von Gibsons Spiel deckt die käsigen Dialoge und dürre Handlung gut ab. Liebenswert ist der Rückfall in die R-Rated Actionfilme der 80er und frühen 90er Jahre schon, leider bleibt er aber von der Blütezeit des Genres weit entfernt, dafür hat er einfach nicht genug Bumms.
6 graumelierte Bärte.
http://www.giga.de/filme/evil-dead/quizzes/horrorfilm-klischee-quiz-wuerdest-du-einen-horrorfilm-ueberleben/
„High Plains Drifter“ ist der erste von vier Western, in dem Regie-Eastwood vollständig das amerikanische Genre, das von der heldenhaften und sauberen Hybris eines John Waynes geprägt war, begräbt. Hier sehen wir eine mystische, brutale Rache, erhaben von Eastwood mit erstaunlichen Begabung inszeniert. Als seltene Genremixtur eines Horror-Italo-Westerns erzählt, zeigt der Film ein Bild von einer Stadt (symbolisch für den Gründermythos Amerikas stehend), die von Schuld und Sünde geplagt ist und einen Söldner bezahlen muss um sich daraus zu befreien. Aus dem eigentlich banalen Skript entwickelt Eastwood einen dunklen, gewalttätigen, zynischen und sexistischen Mikrokosmos. Mit fiebrigen und dantesquen Bilder tauchen wir in eine Welt ein, die geprägt ist von Männermoral und dem Faustrecht. Dabei wird offen gelassen, ob hier die Reinkarnation eines Rachegeistes oder der Bruder des ermordeten Marschalls seine „Arbeit“ verrichtet. Aber gerade dieses Geisterhafte verstärkt die allegorische Seite des Films.
7mal in die Badewanne abtauchen.
Ich will ein Foto vom Stoffbeutel! Und sonst, deine Presse-Berichterstattung über die Com ist ergiebiger als der Bericht auf der Hauptseite von MP. Weiter so!
Die Story von „Shamo“ (Shamo-Hühner sind eine Kampfhuhnrasse) klingt wie ein typischer Karate-Kid-Klon für den Direct-to Demand-Markt.
Ein Weichei (und vermeintliche Mörder) wird im Knast gedemütigt und findet durch einen weisen Kampf-Lehrer sein Selbstbewusstsein wieder, beweist sich im Finale.
Aber dieser Thai-Box-Klopper ist von Pou-Soi Cheang, der bereits bei „Dog Bite Dog“ in die Untiefen von gescheiterten Menschen als ewig eskalierende Gewaltspirale geschaut hat. Die simple Geschichte basiert auf einem japanischen Manga, der im Original junge Männer mit Fights, Brutalität, schönen Frauen und Sex aufgeilen soll. Cheang bedient all diese Elemente, allerdings um das Genre des Martial-Art-Films komplett zu dekonstruieren, ad absurdum zu führen.
Seine Geschichte um Wut und Rache ist schmerzhaftes Körperkino. Sie fängt damit an, dass er den Protagonisten nicht nur im Gefängnis leiden lässt sondern ihm demütigt und komplett zerstört. Sollte der Zuschauer da so etwas wie Mitleid und Sympathie für das Opfer empfinden, dann wird diese Sichtweise schnell hinfällig, denn nach dem Knast-Aufenthalt ist dieser gebrochene Mann nur noch ein fieses, viehisches Tier. Trostlos in seiner eigenen Selbstsucht und Gewaltbereitschaft verhangen, folgen wir den Niedergang dieses Anti-Helden. Und das ist ohne jede Hoffnung erzählt. Wir sehen immer und immer wieder wie der „Held“ der Geschichte unentwegt etwas auf die Fresse bekommt, immer und immer wieder aufsteht ohne scheinbar zu lernen, das er ein Opfer der Umstände ist, ein Arschloch ist und als Bodensatz der Gesellschaft behandelt wird. Wir begleiten dieses ungeliebte, verachtungswürdige Tier auf Steroide bei seinem Untergang. Beschrieben wird das immer seltsam vertrasht und als grelles Psychogram. Übertreibungen treffen auf verkitschte Romantisierungen, Bitternis trifft auf Klischees. Diese Depressivität verordnet der Regisseur in fulminante Bildkompositionen, die altraumhaft-düster wirken. Er zerpflückt die Morbidität der Geschehnisse mit ungewöhnlichen Kamera-Perspektiven und absonderlichen Schnitt- und Ton-Folgen. Das ist in seiner nihilistischen Distanz anstrengend und schmerzhaft anzuschauen, läuft auf einen Twist in den letzten 30 Sekunden des Films hinaus, der eine seltsam erlösende Kraft hat.
„Shamo“ ist ungewöhnlich, seine Eigenartigkeit brillant. Schön anzuschauen ist er wegen seiner räudigen Menschenverachtung allerdings so gar nicht. Und mit der möglichen Aussage, das durch das Leiden Stärke entsteht, kann ich nur bedingt etwas anfangen. Vielleicht ist das aber auch nur zynisch-ironisch gemeint.
6 Anti-Thesen des Kampfsport-Kinos, als Kunstkino verpackt.
Als Kinderkino mit Puppen noch überraschend düster sein durfte…
Als ich 1983 den dunklen Kristall das erste Mal im Kino gesehen habe, haben mich die üppig ausgestatteten Landschaften, der phantastische Design und die exzentrischen Figuren gefesselt und (damals hätte ich das nicht zugegeben) nachhaltig verunsichert.
Oberflächlich erzählt der Film lediglich eine typische High-Fantasiestory, die zu großen Teilen die Essenz von JRR Tolkien huldigt. Die Welt wird von den geiernden und dekadenten Skeksen beherrscht, während die guten Mystiker, eine sterbende Rasse von indigenen Schamanen, versteckt in Frieden leben. Ein junger Gelfling soll eine Prophezeiung erfüllen, in dem er den Splitter des dunklen Kristalls wieder einführt um das Gleichgewicht zwischen Zerstörung und Leben herzustellen. Was den Film von der Norm abhebt, ist die Tatsache, dass die Skekse und Mystiker einst einmal eine Einheit waren, mächtigen Wesen von großer Weisheit und Wohlwollen. Dies ist eine offensichtliche, kraftvolle Metapher für den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse im menschlichen Gewissen.
Das talentierte Duo Frank Oz und Jim Henson erschufen eine Welt die glaubwürdig wirkt, beherrscht von dunklen Elementen und mystischer Poesie. Der Ansatz aufwendiges Produktionsdesign, voll detaillierten Erfindungsreichtum und ungewöhnlichen Charakter-Kreationen, mit komplexer Puppen-Handwerkskunst zu einem Live-Action-Spielfilm (ohne reale Menschenfiguren!) zu kombinieren ist im Mainstream ungewöhnlich und im Vergleich zu den nachfolgenden Fantasy-Produktionen prägend gewesen. Gänzlich ohne Computertricks, nur mit Animatronics und Handpuppen, bewegte sich Henson bewusst aus seinem Muppet-Universum in ein Worldbuilding, das die Balance zwischen einem Kinderfilm und einem Fantasy-Film für Erwachsene sucht. Der visuelle Reichtum von "The Dark Crystal" ist atemberaubend und die Kreativität der Kreaturen, Pflanzen und Szenarien sind spektakulär. Es gibt so viel in jeder Szene zu entdecken, ich denke genau deshalb habe ich mich schon damals in diesen Film verliebt. Alles ist so akribisch gemacht, dass es bis heute noch weiterlebt.
Mag sein, das die Geschichte manchmal für Kinder zu düster ist, einen schwerfälligen Rhythmus hat und manch Zuschauer aufwendige Schwertkämpfe oder Heere von Orks vermissen wird, die Fantasy-Motive allzu bekannt sind. Mich verblüffen die handwerkliche Eleganz des Films, sowie seine fremde Traumhaftigkeit noch bis heute, denn sie lassen Raum für eigene Phantasien.
10 transzendierende Wesen.
„The Mechanic“ ist ein mechanisch abgearbeiteter Killer-Thriller der 70er, der seinen desillusionierten Hippie-Zeitgeist und sein moralisch verstörtes Gesellschaftsbild im kalten Nacken spüren lässt. Der Actioner wirkt so frostig wie seine Typen. Szeneabfolgen werden verkürzt montiert, die beiden Protagonisten sind psychologisch aufs Notwendigste reduziert, werden in wenigen Nebenszenen archetypisch präzediert. Rüde in seinem Duktus, rumpelig im Skript und kompromisslos bis zum bitteren Ende. Es ist schon schade, dass aus so einem kernigen Original heute nur noch Krawallkino gemacht werden kann.
7 Bomben unterm Gaspedal geklemmt.
Katsuhito Ishii gehört zu den japanischen Filmemachern, die die Konventionen des kommerziellen Kinos ausreizen und gern einheimische Popkultur zelebrierten. „Smuggler“ ist die Adaption eines Mangas. Eine abgedrehte Version eines Yakuza-Streifens, in dem verzweifelte Menschen auf dem Weg zur Hölle oder Erlösung sind. In Fragmenten, die nur bedingt eine Einheit ergeben, werden skurrile, temporeiche und besinnliche Situationen erzählt, ohne dabei einer verflochtenen Dramaturgie zu folgen. Sie sind von extremer Wucht, Gewalt und Leiden geprägt, empathisch gegenüber den Figuren sind sie allerdings selten, dafür wirken sie zu überzeichnet. Eine Reflektion wird durch die vorherrschende Hysterie und der Stilisierung von grotesken Witzen nicht gewährleistet, eher eine bewusst gesuchte Distanz durch Irrsinn. Und so läuft, spätestens im dritten Akt, die Absurdität, der Pathos und Humor ins Leere. Es ist schon arg käsig, wenn ausgiebig gezeigte Folter zu einer unvermittelten 180-Grad-Drehung eines vorher weinenden, unentschlossenen Weichei zu einem selbstbewussten Mann führt. Aber vielleicht ist das auch nur der bewusst grimmige Abschluss eines ungemein grimmigen Films.
5,5 zu heiße Fleischbällchen essen.
Pilot.
Der Roundhouse-Kick aus Belgien als deprimierter Serienheld. Fühlt sich ein wenig wie die amerikanische Sitcom-Version von "JCVD" an. Van Damme spielt mal wieder eine Parodie von sich selbst und das macht er gewohnt gut. Entstanden ist keine Action-Komödie ala "Hot Shots", auch kein Seth Rogen-Furzwitz-Katalog sondern eine Persiflage auf 80er/ 90er B-Action und Hollywood. Ein solider Pilot, der in seinen 30 Minuten nicht sein Potential ausschöpft aber zumindest andeuten kann. Noch ist die Handlung etwas hölzern, manch Meta-Gag auf verkultete Männer-Filme vergangener Zeiten wirkt abgegrast, uninspiriert aber grundsätzlich hat der kurze TV-Spot Potential für eine Serie. Allerdings muss da dann mehr kommen als nur Retro-Verarschung.
5-mal unter Schmerzen den berühmten Spagat machen.
Kunstgewerbliche Variation von „Death Wish“.
Eine Familie wird von einer Gruppe von Motorradfahren belästigt. Nachdem der Vater die Kontrolle über das Auto verliert und sich anschließend sinnlos mit den Bikern ohnmächtig prügelt, wacht er auf und findet seine Frau und Tochter vergewaltigt und ermordet vor. Er sinnt auf Rache.
"L'Agression" ist kein herkömmlicher Thriller. Er ist viel mehr daran interessiert, mit den Mitteln einzelner Genres (Bikerfilm, Krimi, Selbstjustiz-Film, Poliziotteschi, Drama) deren Kernaussagen ebenso zu bedienen wie aus den Angeln zu heben um sie ins Gegenteil zu verkehren. Die Schauwerte, die Dynamik, die oberflächliche Ordnung werden bewusst durchtrennt, so wie das bürgerliche Sicherheitsnetz des Protagonisten in Fetzen gerissen wird. Es entsteht ein düsteres Porträt über Männlichkeit, das von verdrängten Aggressionen geprägt ist (famos interpretiert von Jean-Louis Trintignant). Die bewussten Ungereimtheiten des Skripts, hysterische Montage und abstrusen Verhaltensweisen aller Personen erzeugen Konfusionen beim Betrachter, in diesem kontroversen, avantgardistischen Kunstfilm.
6 Schrotladungen.