lieber_tee - Kommentare

Alle Kommentare von lieber_tee

  • 6 .5

    Norman Bates geht parapsychologisch...
    Astralkörperreisenracheslasher, dessen herrlich unsinnige Prämisse mit viel Sinn für kranken Humor und ein wenig Nervenkitzel Freunde der "Video-nasty"-Generation gefallen wird. Die 70er Low-Budget-Produktion nimmt sich nie zu ernst, in Schauspiel, den lustig-bizarren Morden, und ist ein nettes Stück Schlock-Movie vergessener Zeiten, ein optisch mit hübschen visuellen Ideen garnierter Quatsch, der robuste B-Klasse-Unterhaltung verspricht und bedient.

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    • 6 .5
      lieber_tee 17.05.2015, 21:36 Geändert 18.05.2015, 02:21

      Vom Doku-Handwerker Jeffrey Schwarz routiniertes, respektvolles, sachliches Abarbeiten der Karriere des Exploitation-Gimmick-Movie-Machers und Produzentens William Castle.
      Die wenig aufregende, informativ-chronologische Reise in eine Promotion-Gag-Welt aus „Tod-durch-Angst“-Versicherung, Stromstößen unterm Kino-Sitz, fliegenden Gummi-Skelett und „Geld-zurück-Garantie“ ist ein freundlich gesonnenes Portrait über einen gerissenen, liebenswürdigen, frechen Lümmel, der jedem Film etwas „Besonders“ geben wollte, die Kunst zwischen Spaß und Täuschung des Event-Kinos beherrschte aber eigentlich eine tragische Figur war.
      Immer nach (künstlerischer) Anerkennung buhlend, von Kritikern als Kasper verschrien, vom Publikum geliebt, überholte ihn letztlich Zeit und Krankheit, seine Marketing-Ideen bleiben aber anarchische (Film-) Geschichte.

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        Jeong Geun-Seopas beachtenswertes Debüt ist ein Drama-Thriller über das erneute Auftreten eines fast identischen Entführungsfalls, der gerade aufgrund einer Verjährungsfrist geendet ist. Was zunächst nach dem üblichen Genre-Stoff riecht, entwickelt sich überraschend komplex und hoch-emotional. Technisch einwandfrei ist der Film dem Zuschauer immer einen Schritt voraus. Durch das un-lineare Erzählen und den cleveren Wendungen wird ein hohes Maß an innerer Spannung erzeugt. Das magischen Ende stellt nachdenkenswerte moralische Fragen über Schuld, Vergebung und Rache, die trotz der obligatorischen asiatischen Melodramatik abgerundet und verständlich wirken.
        Empfehlenswert!

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        • 2 .5
          lieber_tee 13.05.2015, 00:29 Geändert 13.05.2015, 01:19

          Oh Mann, ist der Scheiße.
          Proll-Treffen von unsympathischen Kack-Fratzen im schottischen Wald, zum zwanzigsten Jahrestag des Redwood-Massakers. Der Versuch den Alkoholkonsum so niedrig wie möglich zu halten misslingt, das Dosenbier spritzt wie das Blut aus den zerhackten Innereien.
          Zickenkrieg, kein Handy-Empfang, böses Holzfäller-Hemd mit Vogelscheuche-Maske und Folterwerkzeug, ja die Lagerfeuer-Grusel-Geschichte wird mal wieder blutige Realität. Es wird gebohrt, gestochert, gehämmert und gesägt...
          In diesem ranzigen Einmachglas des Backwood-Slashers vergammelt jegliche Innovation, das Verfallsdatum ist abgelaufen. Die Figuren sind nur zum Ausweiden, das dramaturgische Konzept besteht aus einem monoton herunter geleierten Abzählreim von Voll-in-die-Fresse-Brutalitäten. In seiner phrasenhaften Ernsthaftigkeit fast schon lächerlich sammeln sich im Bart dieser filmischen Notdurft die selbst-verzehrenden Maden.

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          • 6 .5
            lieber_tee 12.05.2015, 00:27 Geändert 12.05.2015, 08:21

            Italienischer Gangsterfilm, der auf Amerikanisch macht, wie ein Spaghetti-Western vorbei-reitet und seine tragische Kain&Abel-Story so knapp und unstimmig erzählt, das sie auf ein schief geklebtes J&B-Whisky-Etikett passen würde.
            Mit seinen (gewollten?) Brüchen ist „Der Bastard“ ein seltsam befremdlicher Film. Sein spröder Look, die Psychologie, Logik und Dramaturgie der Geschichte sind ein einziges Wagnis. Prägnante Schauspieler verkörpern eine von Selbstzerstörung angetriebene Anti-Familie. Die gealterter Film-Göttin Rita Hayworth als manische Sauf-Mutter ist dabei ein Fest, Klaus Kinski feiert sich mal wieder als selbstverliebter Arsch und Schönling Giuliano Gemma wirkt als harmloser Badboy etwas deplatziert.
            Mit groovigen 60er Jahre Soundtrack, spektakulären Sonnenbrillen, Femme Fatale, hübschen Mädchen, schnellen Autos und blutigen Schießereien ist diese Reise in das End-60er-Ambiente umso schöner, der Film allerdings ein einziges, durchaus faszinierendes, Durcheinander.

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              lieber_tee 11.05.2015, 00:03 Geändert 12.05.2015, 00:40

              An der Kreuzung der kommerziellen Gegenwertigkeit sah der Vorfahrtberechtigte den Wartepflichtgen auf heißen Asphalt und mit röhrenden Plot-Kolbenfresser herannahen. Geladen mit Kalender-Weisheiten für aufgedunsene Anabolika-Hirne und ihren Chicks, abgespritzt mit bürgerlichen Spießer-Familien-Idealen, hätte er durch eigenes Abbremsen und Nachdenken darüber, das hier Nervenkitzel und nicht Verantwortung das propagierende Ideal ist, auf die Vorfahrt verzichten können und den Unfall an Film vermeiden können. In diesem Falle hat zwar der Vorfahrtverletzer den Unfall allein verschuldet, der Fahrer des anderen Fahrzeugs haftet aber aus der Betriebsgefahr mit. Denn wenn er glaubt, das CGI-Autos fliegen können und es möglich ist künstliche Gefühlssurrogate so an den starken Mann zu bringen, hat er offensichtlich Mitschuld daran, das diese Form von generischen Proll-Kino auf der Überholspur, trotz rührenden und selbstironischen Momenten, die etwas über die Todessehnsucht der Protagonisten in Film und Realität erzählen, doch nur automobile Kriegsführung mit dem Kamera-Joy-Stick ist.

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                lieber_tee 10.05.2015, 19:42 Geändert 12.05.2015, 00:48

                SPOILER!
                Eigentlich wollte meine 10 Jährige Tochter gerne den Hobbit sehen, ich finde aber der ist zu brutal für ihr Alter... Also habe ich Mononoke vorgeschlagen und ihr den Trailer gezeigt. Da waren Wölfe, eine coole, kämpfende Prinzessin, ein hübscher Junge, Liebesgeschichte usw... Sie war begeistert. Als dann nach einer Minute ein fieses glutäugiges Monster erscheint, nach fünf Minuten die ersten Arme und Köpfe abgeschossen werden, die coole Prinzessin Wunden aussaugt und Blut spuckt, keine Figur aber wirklich keine einfach nur Gut und Böse ist, der Waldgott am Ende mordet ohne Kompromisse, die Menschen und Tiere reihenweise abgeschlachtet werden, der Mystizismus und die Öko-Harmonie-Botschaft zwischen Natur und Industrie unerklärbare Kapriolen schlägt, da hat sie offensichtlich fasziniert aber völlig ratlos geschaut und meinte am Ende (die Liebesgeschichte endet auch noch unglücklich), das sie den Film nicht so dolle fand, verwirrt und wenig begeistert. Mal sehen ob sie heute schlafen kann...
                Ich dagegen war bei dieser wiederholten Sichtung wieder ungeheuer begeistert, was dieser Film für ein komplexes und intelligentes, fassungslos-allgewaltiges Anime-Meisterwerk ist....

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                • 7
                  lieber_tee 09.05.2015, 01:01 Geändert 19.05.2015, 00:00

                  Ein um (beim Sohn) Vergebung suchender Liam-Neeson-Schrank macht mal wieder auf tragischer Anti-Held-ohne-Kompromisse und beweist, obwohl diese knarzig-versoffene Drehbuchrolle langsam sich abschleift, das er ebenso locker wie überzeugend mit Bernhardiner-traurigen Blick diese Figur wie aus der Westentasche geschossen spielen kann. Genre-Handwerker Jaume Collet-Serra beherrscht offensichtlich seine Hausaufgaben auswendig, in dieser generischen Finger-Übung im Gangster- Milieu, und betet sie pistolenkugel-schnell herunter. Er erschafft ein sympathisches, kraftvolles Action-Drama mit großen Kamera- und Männlichkeit-Gesten, das in seinem prototypischen Abarbeiten von Stereotypen überraschend dynamisch gelungen ist und (natürlich) die amerikanische Familie, wie im alten Western-Mythos, mit Waffengewalt zusammen hält.

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                    "Wenn alle drüber waren, will ich sie zurück haben!"
                    Eine Gruppe von Söldnern pissen auf freiheitliches Denken und ermorden, vergewaltigen und terrorisieren Hippies, Rocker und die einheimische mexikanische Bevölkerung.
                    Mädchen, die gut bumsen können sind zwar keine Nutten werden aber in ihrer sexuellen Freizügigkeit missverstanden und bestraft. Kriegsdienstverweigerer greifen zur Waffe, werden aber wegen Unkenntnis der Materie erschossen.
                    Männer, die in ihrer strammen Militär-Struktur zu Zwangs-triebgeteuerten Monster mutieren prügeln sich im Schwitzkasten für den ersten Fick bei einer Tussie, die den verfickten Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sieht.
                    Jerry Jamesons Un-Film aus vergangenen Zeiten ist grausig.
                    Wegen seiner deplatzierten Dudelmusik, seinen unzähligen inszenatorischen Ausfällen, triebhaft-reduziertem Männerbild und sexistischen, angeblich emanzipatorischen Frauenbild.
                    Eine versaute Buschnutte mit blonden Haaren und wohl-gefüllter Bluse (stimmt nicht) ist Freiwild für ein Lumpenpack aus schwarzem Lustmolch und weißen Dreckssäuen, die sich erst mal ordentlich auf dem Schulhof prügeln müssen um ihre Rangfolge für die Vergewaltigung zu regeln. Was für ein Stuss.
                    Niederträchtiges Nischenkino für perverse Säue des Exploitationkinos, das in seinem Aufguss aus simpel-sleazigen Geschmacklosigkeiten, überraschend harmloser Gewaltdarstellung, sich irgendwo sogar an das zeit-geistige Vietnam-Kriegs-Traumata anlehnt und moralische wie kämpferische Komponenten auf den schlichten Punkt bringt.
                    Sicherlich kein großer Wurf allerdings mit seiner rüden Dreistigkeit ein nicht uninteressantes Stück Grindhouse-Kino.

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                      In den Straßen von San Francisco tobt der Mafia-Krieg. Italiener verbrennen im Pizza-Ofen, Kinder explodieren beim Geschenkeauspacken, die Luft ist bleihaltig gefüllt. Organisiertes Verbrechen ist eine verfilzte Macht aus familiären Strukturen und Werten. Verhältnisse zueinander müssen neu strukturiert werden, Geschäft ist Geschäft. In solch eine Gemeinschaft wird über Leichen gegangen. Alberto De Martino wirft einen verklärenden, traurigen Blick auf den vergehenden Mythos Mafia. Stolz, Ehre und Gewalt herrschen und enden in einer Vendetta ohne Gewinner. Robustes 70er Jahre Kino aus Italien, kraftvoll, dynamisch inszeniert mit einem coolen Score unterlegt. Gnadenlos kompromisslos.

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                      • 6

                        Ja, ja, diese frustrierte, gewaltbereite italienische Jugend der 70er…
                        In Luigi Petrinis misanthropischen Euro-Exploitation-Flick treffen sich zwei Loser auf der kriminellen Überhohlspur um Chaos in die bürgerliche Gesellschaft zu bringen, mit Vergewaltigungen, Raub und Mord.
                        "Day of Violence" ist ein typischer Vertreter für Liebhaber von vulgären Sleaze, Schnurrbärten und coolen Außenseiter- Polizisten. So etwas wie die unanständige Antithese zu Lumets "Hundstage". Eine schmutzige, schnörkellose Sau an Film, die phrasenhaft den Generationskonflikt thematisiert und rücksichtslos-giftig Unmoral propagiert. Es gibt sicherlich noch kompromisslosere Vertreter dieser Art von Filmen, dieser hier kommt ein wenig steif daher, zeigt aber wie langweilig und fade das heutige, modernen Aggro-Kino geworden ist.

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                        • 6 .5

                          Ein Undercover-Cop arbeitet als Leibwache („Gorilla“) für einen mürrischen Industriellen, der von einer Bande erpresst wird. Um die Verbrecher zu fassen, schlägt er sie mit ihren eigenen Waffen.
                          Typischer Hau-Drauf-Poliziottesco der 70er, mit sexy Fabio, dessen unnötig verschachtelte Story und banalen Figurenzeichnung nur Lückenfüller sind, für ungemein flotte, pulsierende Non-Stop-Action-Szenen im French-Connection-Stil.
                          Anschauen, nicht nachdenken.

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                            lieber_tee 07.05.2015, 00:44 Geändert 07.05.2015, 01:10

                            Der einzige Film von Hal Barwood ist ein klassischer Viren-Thriller, der kein Klischee aus lässt, die Standards des Seuchenfilms abarbeitet, viele Ungereimtheiten bietet und letztlich, trotz kritischem Potential, zu freundlich-harmlos wirkt. Inhaltlich und auch die Regie lockt heute (und auch damals) niemanden hinterm Sofa vor. Trotzdem gefällt mir "Warnzeichen Gen-Killer". Das aussichtslose Szenario in der abgeriegelten Forschungseinrichtung hat bei mir gewirkt. Seine nüchterne und geradlinige Erzählweise erzeugt -trotz aller Vorhersehbarkeiten- kaum Leerlauf, es wird sich NICHT an reißerischen Horror-Effekten ergötzt, die Schauspieler und Dialoge sind solide.
                            Harmloses kleines Filmchen, beißt nicht, tut nicht weh...

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                            • 6 .5

                              Camera Obscura - Italian Genre Cinema Collection #12
                              Neben Bildstörung ist Camera Obscura momentan das wohl qualitativ hochwertigste deutsche Label mit Genre- und Nischenfilmen, welches sich besonders durch ausgewählte italienische Streifen hervor tut.
                              „Es geht nicht nur darum die Regeln zu kennen, man muss auch wissen, wie man sie in etwas Reelles und Effizientes umwandelt.“
                              Die überhebliche, italienische „neue Generation“ der 70er ist mal wieder vom Reichtum und der Macht ihrer Eltern angewidert und lässt frustriert ihre kriminelle Anarchie raus. Als Trio Infernale scheißen und schießen sie auf angepasste Werte und Moral, ficken das System und morden, vergewaltigen sich durch die Schichten. Ein von den enthemmten Zuständen in seiner Stadt zutiefst angewiderter und frustrierter Bulle stellt sich ihnen in den Weg...
                              Die Nachkommen des wölfischen Kapitalismus gebären aus Langeweile und Aufbegehren gegenüber ihren Vätern breit ausgespielten Sadismus, Sexismus und Sleaze. Zu schmissiger, seltsam konterkarierenden Easy-Listening-Musik und mit reichhaltigen Schauwerten des Exploitation-Kinos trudelt der Zuschauer durch eine lakonisch-fatalistische Reise des vergangenen klassen-kämpferischen Zeitgeistes. Dieser POLIZIESCO hat viel grausame Gewalt und nackte Haut zu bieten, möchte (damit?) provokativ sein, plätschert aber oft nur grenzwertig zwischen Plattitüden, Systemkritik und Kommentar zum Terrorismus her, bis am Ende die Revolution ihre eigenen Kinder auffrisst.

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                                lieber_tee 07.05.2015, 00:04 Geändert 23.08.2015, 17:18

                                Koryphäen des Horrorfilms # 07
                                Tobe Hooper hat mit seinem Indie-Meisterwerk „TCM“ das Terror-Kino der 70er mit begründet und diabolisch tief in die dunkle Seele Amerikas geschaut. Er blieb immer ein One-Hit-Wonder, gefangen zwischen Mainstream und schrägem Auteur-Horror. Sein formaler Dilettantismus bohrte gerne in schmerzhafte Wunden, war nie publikumswirksamer Konsens, weil er sich nicht filmisch und inhaltlich konzentrieren konnte / wollte. Heute ist Hooper in völliger Bedeutungslosigkeit verschwunden.
                                „Eaten Alive“ ist so etwas wie die Grindhouse-Version von „Psycho“, dessen wirrer Kadaver den Krokodilen vorgeworfen wird. Der Streifen hat sicherlich die damalige Auto-Kino-Fraktion vor ihren bierseligen Kopf gestoßen.
                                Ein verwahrloster, brabbelnder Redneck, mit seinem Hotel am Rande der Sümpfe, lässt das Drecksgesindel aus Stadt und Land an sein Kroko-Hausschwein verfüttern. Der organische Abfall ist auch moralischer Abfall.
                                Hoopers Herz für deformierte Außenseiter-Typen ist groß. Skurril, grotesk, billig gibt es eine Overacting-Show des Irrsinns, alle haben im Film einen an der Klatsche. Letherface mit Sense meuchelt auf klebrig-spackiger Art und Weise. Eigentlich ist der Streifen kaum anschaubar, zu nervig-absurd. Aber diese Faszination von Abnormität hat ihren Reiz und findet in der nebelverhangenen Studio-Kulisse immer wieder schaurige Terror-Momente, besonders zum Ende hin.
                                Trotz offensichtlicher Mängel eine herrlich absurde Southern-Gothik-Farce mit ganz bösem Blutrausch.

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                                • 6
                                  lieber_tee 06.05.2015, 23:22 Geändert 07.05.2015, 00:14

                                  „Alles ist erlaubt für eine Filmrolle“
                                  Interessanter und recht reif wirkender Beitrag zur Slasher-Welle der 80er, der irgendwo zwischen künstlerisch bedeutungsvollen Meta-Thriller über den Casting-Albtraum Hollywood und klassisch-kommerziellen Bedürfnissen von mörderischen Kills für des jungen Zielpublikum pendelt. Man sieht "Curtains“ seine schwierige Produktionsgeschichte an, manch Nebenhandlungen laufen ins Leere, eine nennenswerte Identifikationsfigur fehlt und das Material wird wirr zusammen-gekloppt. Dabei findet der Streifen aber immer wieder (besonders zum Ende hin) schaurig-magische Grusel-Momente, die sich nicht uninteressant bei den Motiven des Giallos bedienen. Inhaltlich ist das aber letztendlich so tief gelegt wie das ständig im Bild hängende Mikrofon.

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                                  • In sich geschlossenes und bedingendes System: Robert Downey Jr. nervt ebenso wie die Marvel-Filme.

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                                      Nach dem Batman mit Bart einen Schlag auf den Kopf bekommen hat erscheint ihm eine verzogene Göre als Gott und er wird zum Hebräer-Versteher, befreit SEIN Volk aus den brutalen Klammern des stoisch drein-blickenden Ramses ohne Bart, führt sie in das Land wo Milch und Honig fließt...
                                      Mit trashiger Überkandideltheit wühlt Ridley Scott bierernst im Helden- und CGI-Katastrophenfilm-Fundus, schnallt sich die Sandalen um und gurkt als Widerstand-Gladiator im Königreich des Blockbuster-Himmels herum.
                                      Optisch hübsch, inhaltlich peinlich bis schal, werden alle kritischen Kanten sorgfältig abgeschliffen. Im Ethno-Modus wird aus der heiligen Schrift ein oberflächliches Superhelden-Epos, das mit der kühlen Fast-Forward-Taste durch den naturalistisch-aufgeklärten Moses-Mythos stampft.
                                      2,5-stündiger, banaler Bibelunterricht, der es nicht einmal ordentlich schafft die Meere zu teilen und so uninteressant ist, das es nicht mal lohnt sich über diese dröge Geldverbrennungsmaschinerie aufzuregen.

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                                        lieber_tee 06.05.2015, 00:12 Geändert 06.05.2015, 00:25

                                        Furz-trocknender, leicht träger Gangsterfilm aus den typischen US-70ern, der seinen beharrlicher Kleinkrieg zweier Kleinkrimineller gegen eine dominante Verbrecherorganisation in beiläufiger Brutalität und nüchternen Duktus erzählt. Überfall an Überfall, Schießerei an Schießerei werden an einander gereiht, der herbe, Frauen-ohrfeigende Chauvinismus wird ohne große Gefühlsregungen zelebriert. Hier sind Männer am Werk, lakonisch und sparsam in Wort aber nicht an Blei.
                                        „Revolte in der Unterwelt“ wirkt wie der kleine Bruder von POINT BLANK (der ebenso auch auf einen Richard Stark-Roman basiert) ohne dessen fantasievollen New-Wave-Stil aber mit einer ebenso trocknenden Präzision.
                                        Herrlich raues Filmgut ohne Kompromisse.

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                                          lieber_tee 04.05.2015, 02:08 Geändert 04.05.2015, 13:36

                                          Vielleicht einer der lyrischen Abenteuerfilme aller Zeiten, auf jeden Fall eine Herzensangelegenheit für mich.
                                          Ein ungewöhnlicher, Genre-trotzender und großartiger Film.
                                          Eine Ode an die Freundschaft in unausgesprochenen Worten, die auf dem Fundament von Liebe und Selbstbestimmung steht. Dieser Film atmet das Leben wie frische Luft. Wie ein Abenteuer, das zu suchen, zu finden, zu erkämpfen und niemals aufzugeben ist.
                                          Das unzertrennliche Trio des Films trotzt den Rückschlägen des Lebens wie eine Festung in mitten des stürmischen Meeres. Ihre Bindung, Sorge und Zärtlichkeit zueinander, ihr unbeschwerter Geist und ungezügelten Reichtum an Phantasie, ihre Weigerung „erwachsen“ zu werden ist immer lebensbejahend.
                                          Selbst wenn die eigentliche Grundstory des Films wie ein Standard erscheint, der woanders schon viel besser und spannender erzählt wurde, die Qualität des Streifens liegt in dem Gefühl von Abenteuer das er ausstrahlt, in der exquisite Auswahl von wunderbaren Drehorten, in seiner Aufrichtigkeit, dem Charme der Beziehung zwischen den Charakteren, dem ständigen Verschieben von Tonfall und Genre-Elementen. Seine Weigerung, die Geschichte so zu erzählen wie sie zu erwarten ist, macht das Freiheitliche des Films aus, wo am Ende sowohl etwas Märchenhaftes als auch die tragisch-logische Schlussfolgerung steht.

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                                            lieber_tee 03.05.2015, 20:56 Geändert 13.05.2015, 01:53

                                            „Er ist nicht tot, nur ein bisschen weniger engagiert.“
                                            Einer flog 28 Days later über den Mad Scientist.
                                            Lobotomischer Splatter-Wahnwitz, in dem das ausbeuterische Vergnügen das (zunehmend) satirische Sagen hat.
                                            Nicht ohne Grund (aus Sicht der biedermeierlichen BPjM) verrottet „Insanitarium“ auf der bösen Liste B (also kurz vor der Beschlagnahmung wegen Gewaltverherrlichung), findet allerdings so die Neugierde für Gorebauern, die gerne durch den verbotenen Unrat waten. Was im letzten Drittel in diesem obskuren wie marktschreierisch-amoklaufenden Blutferkel an Film abgeht ist natürlich jenseits von gehobener Filmkunst, muss vor den deutschen Bundesbürger geschützt werden, er könnte ja zu einen animalisch-kannibalischen Irren mutieren…
                                            Rasantes, plumpes Stück rohes Horror-Fleisch für die Zeit wenn der Arthaus-Grill noch nicht richtig glüht.

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                                            • 6

                                              Der wortkarge und schlagkräftige Alain Delon und die junge, sehr hübsche Ornella Muti gemeinsam in einen typischen 70er Jahre Politthriller aus Frankreich, der offensichtlich von ähnlichen Streifen dieser Zeit aus den USA inspiriert ist. An geschliffenen Dialogen orientiert und mit kurz-knackigen Actionszenen garniert taucht der Film in ein verdorbenes politisches Kapitalismus-System aus Korruption, Verflechtungen und Skrupellosigkeit ein, hat einen gewöhnungsbedürftig trocken-strengen Stil.

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                                                Nicht so schlimm wie befürchtet aber weit von einem "guten" Film entfernt...Merke aber das mich das Marvel-Universum langweilt und das ständige Prügeln in einem Effekt-Materialkrieg mit kurzen Verschnaufpausen, ermüdet, erschlägt. Dieser Monokultur-Rummsbummms-Film ging mir so völlig am Arsch vorbei, trotz einzelner tollen Szenen, das ich gar keinen Bock habe etwas differenziertes hier zu schreiben...

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                                                  lieber_tee 01.05.2015, 21:38 Geändert 02.05.2015, 00:58

                                                  Japan 2011. Der Reaktor vom Kernkraftwerk Fukushima und die Gesellschaft Japans geraten außer Kontrolle.
                                                  Regisseur Shion Sono zeichnet ein apokalyptisches Gesellschaftsbild ohne Perspektive, einen Endzeitfilm der Emotionen, exemplarisch rund um die Geschehnisse eines 14-Jährigen Jungen in seinem Boot-Verleih am Rande der Stadt erzählt. In einem leistungsorientierten Land, zwischen Anpassertum und Gleichgültigkeit ist es für den jungen Helden der Geschichte nicht leicht das gewünschte unaufgeregt-gewöhnliche Leben zu führen. Geprägt von Schicksalsschlägen und Irrungen der frühen Pubertät wehrt er sich gegen die von außen auf ihn gerichteten Erwartungen. Zwischen exzentrisch, satirisch-überzeichnet, pathetisch-plakativ werden uns absonderliche Oberflächlichkeiten und (pseudo-) philosophischer Tiefsinn um die Augen und Ohren gehauen. Das Leistungsprinzip Japan wird ebenso verulkt wie es bitter im Halse stecken bleibt. Die Ränder der Gesellschaft zerfleddern wie der Film auch. Taumelnd regiert Gewalt, Ohnmacht und Grausamkeit. Oftmals überkandidelt, zeitweise nervig aber immer empathisch bleibt der Film beim Menschen im unmenschlichen System. Bei all seiner Misanthropie findet der Regisseur am Ende Bilder und Worte der Hoffnung.
                                                  Nicht leicht zugänglich, halt ein Sono.

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                                                    lieber_tee 01.05.2015, 01:45 Geändert 01.05.2015, 10:26

                                                    1001 Filme, die Sie sehen sollten, bevor das Leben vorbei ist.
                                                    „Bring mich auf die Bühne zurück, ich muss singen, ich hab‘ doch keine Wahl!“
                                                    Um Eindringlichkeit und Schwermütigkeit bemühte Piaf-Biografie, die als psychologisches Porträt angelegt aber doch nur eine monumentalen Kulisse eines französischen Denkmals ist.
                                                    Obwohl in jeder Szene die beachtliche Hauptdarstellerin Marion Cotillard ihre Seele aus dem Leib spielt, zwischen ordinärer Zicke, eleganter Diva und krankes Drogen-Wrack die einsame Abgründigkeit und unfassbare Energie der „Spatzen-Göre“ sucht, ich spürte den Menschen Piaf nur ganz selten, denn zu fragmentarisch und zerfahren wirkt die sanft-unchronlogische Erzählweise. Garniert mit bekannten Liedern und einige famosen Plansequenzen bleiben alle Nebenfiguren austauschbar, die sorgsam nostalgisch-durchkomponierten Elends-, Hotel-, Bar- und Theater-Ausstattungen sind nur Fassaden.
                                                    Schade, gut gespielt heißt halt nicht gleich ein guter Film.

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