MaecFly - Kommentare

Alle Kommentare von MaecFly

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    Peak deutsche Nachkriegs-Gamsploitation

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      Ein ernüchterndes Wiedersehen mit einem ehemaligen Lieblingsfilm. Dass mein pubertierendes Ich sehr empfänglich für „Fight Club“ war, ist im Grunde nachvollziehbar. Was könnte man in dieser Lebensphase den Sinnzweifeln und dem Weltschmerz besser entgegensetzen als ein übersteigert cooles und aggressives Bild von Maskulinität? Wer hätte als Heranwachsender nicht gerne Tyler Durden als steten Begleiter gehabt?

      Das größte Problem an Finchers Film ist, dass er sich einerseits viel zu sehr in seiner tarantinoesken Spätneunziger-Lakonie („That’s Bob. Bob had bitch tits.“) sowie seiner stylischen Oberfläche gefällt, anderseits seine gesellschaftskritische Agenda mit übersteigertem Ernst an den Zuschauer zu bringen versucht. Man könnte sagen: Fincher tappst genau auf dem Pfad, den er eigentlich anprangert.

      Die Drehbuchkniffe sind letzten Endes dann auch nur billige Taschenspielertricks, werden aber als heißester Scheiß seit Erfindung des Last-Minute-Twists verkauft. „Fight Club“ nimmt hier das Phänomen der ebenfalls maßlos überschätzten Nolan-Luftpumpen der Nullerjahre bereits vorweg.

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      • 2 .5
        über Climax

        Arthouse-Gekasper mit herzlicher Einladung zum Fremdschämen. Dialoge über Sexualpraktiken erinnern an Gespräche vom Pausenhof der Grund- und Hauptschule Duisburg-Marxloh. Wie üblich bei Noe ist die zwanglose Hingabe an das sexuelle Verlangen negativ konnotiert und führt in Verbindung mit der Lust am Rausch natürlich zwangsläufig in den Abgrund. Das ist so vorhersehbar wie peinlich. Der einzige „Climax“ wird hier ausgelöst, wenn der alberne Schmu endlich zu Ende ist.

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        • Soll der Text Satire sein? Vielleicht bin ich auch einfach nur zu alt für diesen Sch..., ich hab ja schließlich auch das Wort "nifty" noch nie in meinem Leben verwendet.

          Das neue Design ist jedenfalls komplett unbrauchbar, weil völlig unübersichtlich. Ich werde dann wohl künftig wieder verstärkt die OFDb zu Rate ziehen. Die ist zwar designmäßig völlig veraltet und wurde seit gefühlt 2004 nicht mehr optisch überarbeitet. Aber umso mehr "Hut ab", dass ihr es geschafft habt, mit eurer "Verschönerung" sogar eine Seite aus der Internet-Steinzeit vergleichsweise wie ein Glanzlicht erscheinen zu lassen.

          Kann man das alte Design nicht wenigstens optional zuschalten?

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          • 6

            Mother...

            und viele schöne Bilder.

            ... Mother.

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            • 3 .5

              Ein Oldie-Cast, für den man Mitte der 90er auf Knien ins Kino gerutscht wäre, chargiert in strunzdoofer „Hangover“-Manier durch ein Fest der Peinlichkeiten. Douglas stellt bloß noch einmal mehr sein perlweißes Liberace-Grinsen zur Schau und die ehemaligen Charismatiker Freeman und de Niro laden zum Fremdschämen ein. Kline ist alles außer lustig. Dass die langjährigen Synchronsprecher Brandt, Sonnenschein, Brückner und Elsholtz selber schon klingen wie auf dem Sterbebett, macht die Sache nicht angenehmer. Eine mit dem hinterletzten Chart-Rotz angereicherte Tonspur macht „Last Vegas“ schlussendlich zu einer Tragikomödie mit Betonung auf „Tragik“, die nur beweist, dass klassisches Star-Kino made in Hollywood schon im Jahr 2013 tot war.

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              • 2

                Menschenverachtender Dreck, der oftmals irrtümlich zum „brachialen Kunstwerk“ verklärt wird. Die rückwärts ablaufende Handlung als vermeintliches Alleinstellungsmerkmal erweist sich dabei als cleverer Schachzug Noés, denn damit verpasst er seinem Film eine scheinbar undurchdringbare Rüstung gegen Fanboy-Angriffe aller Art. Irreversibel zu kritisieren, heißt folglich, Kunstbanause zu sein und seine Kerngedanken nicht zu erfassen.

                Vielen großartigen Regisseuren gelang es in der Vergangenheit, ihren Kulturpessimismus in provokante Skandalfilme zu transferieren. Sie erzeugten dabei allen Tabubrüchen zum Trotz auch Empathie für ihre Figuren und verbargen den humanistischen Kern ihrer Filme hinter einer misanthropischen Schale, die zu entfernen oft mühselig war. Auf diese Weise entstanden mitunter subversive Wunderwerke für die Ewigkeit, die menschliche Abgründe erforschten und dabei halfen, Mechanismen der Gewalt zu verstehen. Entfernt man die misanthropische Schale von „Irreversibel“, lassen sich dahinter auch nur zertrümmerte Schädel, vergewaltigende Schwänze und grenzenloser Hass entdecken. Jaja: die Zeit zerstört alles, keine Katharsis... dazu hat es aber diesen Film in dieser affektierten Form sicher nicht gebraucht.

                Die Cravens, Pasolinis und Peckinpahs waren wütend und hatten etwas zu sagen. Noé hat bis auf eine hässlich-plumpe Provokation im Namen der Kunst überhaupt nichts zu sagen. So ist „Irreversibel“ trotz seiner handwerklich beachtlichen Inszenierung ein einziges großes, unappetitliches Missverständnis.

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                • 1. Alien / Blade Runner
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                  der Rest.

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                  • 8 .5

                    Unbedingt sehenswerte Doku, die den legendären O.J.-Simpson-Prozess wie eine dunkle Prophezeiung des postfaktischen Social-Media-Zeitalters erscheinen lässt. Was interessiert eine erdrückende Beweislast aufgrund vorhandener Motive, nachweisbarer DNA-Spuren am Tatort und eines fehlenden Alibis, wenn der Angeklagte im Angesicht der Geschworenen zu einer Ikone der schwarzen Bürgerrechtsbewegung (die er zeitlebens nie war, geschweige denn sein wollte) und Opfer einer kruden Verschwörung des L.A.P.D. gegen die „Black Community“ stilisiert wird?

                    Spätestens, als Simpsons Verteidiger Johnny Cochran in seinem Schlussplädoyer den mutmaßlich rassistischen Polizisten Mark Fuhrham mit Adolf Hitler vergleicht und einen möglichen Schuldspruch Simpsons in Kontext mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs stellt, geht es längst nicht mehr um Wahrheit oder Lüge, sondern darum, mit einem Freispruch sinnlose Polizeigewalt zu vergelten und alte Rechnungen zu begleichen. Polemische Stimmungsmache ist mitunter der schnellste Weg zum Ziel, das wusste nicht erst Donald Trump.

                    Letztendlich trieft das Urteil vor Zynismus: Schließlich erwirkte vor allem die jahrelange Unterdrückung der schwarzen Community, um die sich Simpson in seinem noblen Brentwood-Anwesen zeitlebens nie scherte, seinen Freispruch. Und selbstverständlich war es nicht zu seinem Nachteil, dass in der Jury Menschen wie Carrie Bess saßen, die in Interviews bezüglich häuslicher Gewalt seitens Simpsons noch heute Weisheiten wie diese von sich gibt: „Ich habe keinen Respekt vor Frauen, die sich von ihren Ehemännern jahrelang den Hintern versohlen lassen, wenn sie doch Alternativen haben“. Als sei Nicole Brown selbst Schuld daran, sich in einen Mann zu verlieben, dessen unwiderstehlichem Lächeln doch schon längst ein ganzes Volk verfallen war.

                    Das Bild von Simpson als bezaubernden Charismatiker zeichnet Edelman für den ein oder anderen nicht Football-affinen Zuschauer in den ersten beiden Folgen womöglich etwas langatmig – andererseits ist gerade das vielleicht notwendig, um die unglaubliche Fallhöhe greifbarer zu machen, in der sich dieser „American Hero“ nach Bekanntwerden der Mordvorwürfe befand.

                    Im Nachhinein ergibt aufgrund von Simpsons Stilisierung zum Superhelden auch die Aussage der Reporterin, die sich bei der ikonographischen TV-Übertragung der Autoverfolgungsjagd im Hubschrauber befand, einen Sinn: O.J. habe seine Hautfarbe überwunden. Wenn er nämlich schwarz gewesen wäre, hätten die Polizisten sein Auto gerammt und nicht begleitet. Das bringt die Farce um den Prozess und die Person Simpson ziemlich genau auf den Punkt.

                    Dass Simpson dann wegen eines vergleichbar harmlosen Verbrechens später in einer Art „Rache“-Urteil für den Freispruch von damals zu 33 Jahren Haft verurteilt wurde, setzt dem Ganzen die Krone auf. Der Glaube ans amerikanische Rechtssystem wankt hier nicht nur, sondern fällt komplett in sich zusammen.
                    Selten wurden dem „American Dream“ derart konsequent und schmerzhaft die Zähne gezogen wie im Fall O.J. Simpson.

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                    • 9
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                        Nach „Whiplash“ schon der zweite unangenehm autoritäre Film von Damien Chazelle. Diesmal unterwirft er seine Protagonisten keinem absolutistischem Drill-Sergeant, sondern ordnet das Tun und Handeln seiner Figuren der Diktatur des Erfolgsdrucks unter. Das jedem innewohnende, melancholische Schwelgen in Träumen steht der Romantik im Weg: Wenn sich Sebastian seinen Traum vom Free Jazz Club auch erfüllen mag, seine Mia kriegt er damit nicht auf seine Seite. Das würde nur funktionieren, wenn er die Musik macht, die bei der Masse ankommt.

                        Gut ist, was sich verkauft. Gut ist, was Erfolg bei der Herde hat.

                        Mit Leichtigkeit hat all das freilich nichts zu tun. Stone agiert so zugekniffen, als würde sie angestrengt auf dem Lokus sitzen und Gosling, als müsste er daneben stehen.

                        Am Ende scheitert die Beziehung, weil sich Sebastian für seinen Jazz Club entscheidet und Mia somit nicht für ihn, sondern für ein biederes Spießer-Leben in der gehobenen Einkommensschicht, obwohl sie das eigentlich nicht will. „La Land Land“ jedoch präsentiert diesen Entschluss nicht als tragisch, sondern als alternativlos. Lieber auf Nummer sicher gehen, bevor man Individualität riskiert!

                        Umso ärgerlicher, dass sich der Film ja ausdrücklich als Hommage an die großen Musicals der 30er bis 60er versteht, in denen das Träumen und der Eskapismus ja unbedingt erwünscht waren. Ohnehin schaut „La La Land“ aus einer allwissenden, fast arroganten Position auf seine Vorbilder herab und zitiert diese bloß des Retro-Charmes willen. Einmal äußert sich Gosling abwertend über den 80er-Hit „I ran“, den er zuvor mit seiner Coverband geträllert hat. Bezeichnenderweise die einzige Stelle, an der mich der Film ganz bei sich hatte, bietet der Song doch exakt den eskapistischen Drive, den „La La Land“ gerne hätte, aber nie hinbekommt. 

                        Unsympathisches und - bei allem handwerklichen Talent, das Chazelle auch hier an den Tag legt - verkrampftes Oscar-Kino, das leider nur ein kleiner Teil des Publikums durchschaut hat.

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                          Der Autoren-Regisseur der Nation in seinem Element:

                          In Sepia ersoffene Bilder paaren sich mit einer vor unerträglichem Radio-Weichspüler-Pop und Genuschel der Schweiger-Bagage triefenden Tonspur und erzeugen eine sogenannte „Familien-Komödie“direkt aus dem Höllenkreis der Scheiße, die sich für keinen verklemmten Muschi- und Homo-Witz zu schade ist und sich auf Metaebene in philosophische Diskurse über existenzielle Probleme des Filmemachers und das Wesen der Filmkritik ergeht.

                          Schweigers eigener „8 1/2“ sozusagen. Mehr Craft in zwei Stunden geht definitiv nicht.

                          Aus tiefstem Herzen: Hassfilm.

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                            Wie wird Mann ein Mann?

                            Gleich die erste Szene in „Captain Fantastic“ liefert uns die Antwort: Und zwar im Rahmen eines befremdlichen Jagd- und Schlacht-Rituals mit einem Tier, welches der junge Bo auf Geheiß seines Vaters Ben (Viggo Mortensen) absolviert.

                            Später im Film macht sich die Familie über Gläubige lustig – schließlich hat Ben eine Doktrin an seinen Nachwuchs ausgegeben, nach der es okay ist, sich über Christen zu amüsieren. Doch worin besteht der Unterschied zwischen dem Zeremoniell von Ben und christlichen Bräuchen wie z.B. der Taufe oder der Konfirmation?

                            Oder eine der vielen weiteren Frage, die mich bei Sichtung von „Captain Fantastic“ beschäftigt haben: Ist es verwerflich, in extra dafür aus dem Boden gestampften Fitnessstudios trainieren, um den durch die Medien bestimmten Körperwahn mit zu prägen, aber Leibesertüchtigung unter freiem Himmel in Ordnung, wenn man die Sportlichkeit zum Überleben in der Natur braucht?

                            Anstatt solche Ambivalenzen in das Zentrum seines Filmes zu stellen, nimmt Matt Ross sie lediglich als Aufhänger für seichte Feelgood-Jokes und drückt damit punktgenau die Knöpfe eines Zielpublikums, das gerade seinen veganen Smoothie in der Kastanienallee genießt.

                            Die innere Logik seines „Captain Fantastic“ malträtiert er damit zusätzlich.

                            Das ist umso bedauerlicher, als die Fragestellung, ob ein Lebensentwurf wie der von Ben in der heutigen Zeit für Aussteigerwillige eine ernsthafte Alternative zur grassierenden Konsumgeilheit sein kann, reichhaltigen Diskussionsstoff liefert. Eine ernsthafte Erörterung dieses Problems muss leider einer – trotz aller Tragik der Handlungs-Triebfeder - behaglichen Wohlfühlatmosphäre weichen, die es am Ende doch wieder nur jedem recht machen will. „Captain Fantastic“ tendiert mehr in Richtung „Little Miss Sunshine“ als in Richtung „Mosquito Coast“. Schade.

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                            • MEIN VORSCHLAG: "Hermann Simon" aus "Heimat: Eine deutsche Chronik"

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                              • Gaspar Noé
                                Jean-Pierre Jeunet
                                Christopher Nolan

                                Warum? Aus Gründen.

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                                • 9

                                  Tsui Hark kanalisierte seinen jugendlichen Furor in eine 90-minütige Gewaltorgie, die u.a. zum Wegbereiter für John Woos spätere Baller-Epen wurde. Hier ist aber noch alles roh und ungeschliffen: Für die Umsetzung seiner Schreckensvision nimmt Hark hundert Meter Anlauf und springt dem Zuschauer mit beiden Füßen voran in die Fresse. Eine ungezügelte Kamera fängt einen Großstadtmoloch ein, der wie die Ausgeburt der Hölle anmutet. Schmutz, Dampf, Verwahrlosung, Blut, Kadaver, Tod allenthalben. Blitzartige Szenenübergänge reißen einen plötzlich aus dem Geschehen und lassen einen dann doch wieder nicht mehr los. Der Tonfall wechselt abrupt von slapstickartigem Humor in rohe Gewaltausbrüche, untermauert von einem zwar geklauten, aber trotzdem großartigen, düster stampfenden Elektro-/Industrial-Score.

                                  Die Story ist Schall und Rauch: Perspektivlose Jugendliche, mehrere Gangster, ein hilfloser Cop sowie die besagten „Söldner ohne Gnade“ steuern mit einem One-Way-Ticket ihrem unausweichlichem Verderben entgegen. Als es soweit ist, geht es längst nicht mehr um ein paar gestohlene Schecks, sondern um nicht weniger als das Ende der menschlichen Zivilisation. Der Weg dorthin ist gepflastert mit Geschmacklosigkeiten, die oft weit über ihr Ziel hinausschießen – von der Tiersnuff-Sequenz ganz zu schweigen. Aber gerade weil sich „Söldner kennen keine Gnade“ um keinerlei Befindlichkeiten schert, ist er heute ein Leuchtstern des frühen Hongkong New Wave Cinema, ein Fanal des Pessimismus.

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                                    Ridley Scott spielt Bibelstunde und entfesselt eine dreidimensionale Effektschlacht, aus der Renny Harlin oder Paul W.S. Anderson wahrscheinlich ein unterhaltsames Trash-Fest herausgepresst hätten. Scott nimmt seinen Stoff leider fürchterlich ernst und lässt seine Mimen so schlecht wie nur möglich aussehen: John Torturro amüsiert mit dicker Make-Up-Schicht, Joel Edgerton ist böse, weil er Glatze und Lidschatten trägt, Sigourney Weaver spielt auch mal kurz mit und Ben Kingsley sowieso. Der allergrößte aller Method-Actors aller Zeiten (mindestens) irrt derweil in der Hauptrolle herum wie Catweazle auf Koks und während man immerfort das Charisma eines Charlton Hesten herbeisehnt, langweilt sich „Exodus“ nach fast zweieinhalb Stunden - darunter geht’s natürlich nicht – seinem Ende entgegen.

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                                    • Großartiger und sträflich unterschätzter Film, der ja leider selbst heute noch vielerorts als schmieriger (S)Exploiter verschmäht wird. Näher dran an der bitteren Realität war aber seither wohl kein anderer Film zum Thema "Sklaverei".

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                                      • So viel Text für so wenig Film...

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                                          Beliebig austauschbare Dschungel-Action aus bewährten italienischen Händen, bei welcher der mühsam eingedenglischte Titel „Sölder Attack“ gleich die komplette Inhaltsangabe mitliefert. Die Hauptrolle spielt ein recht hölzerner Mensch, der aussieht wie Sokrates (minus Charisma) und wieder zurück nach Vietnam muss, weil dort ein alter Kriegs-Spezl groß ins Drogengeschäft eingestiegen ist. Für dieses heiße Unterfangen rüstet er sich sogleich mit Poloshirts, Turnschuhen, Jeans und einem Vollbart aus.

                                          Daneben tummeln sich altbekannte Gesichter wie Henry Silva und Woody Stroode, die seinerzeit ohnehin jeden Gehaltscheck annehmen mussten, der nicht bei drei auf den Bäumen war. Die Lust auf „Söldner Attack“ kann man ihnen richtiggehend ansehen. Vielleicht hatten sie wenigstens abseits der Kamera ein bisschen Spaß mit Wein, Weib und Gesang und nicht so viel Sonne erwischt wie Fernando Di Leo, der uns als Regisseur und Drehbuchautor in Personalunion eine Schlussszene zum Fraß vorwirft, die an Unlogik und Absurdität ihresgleichen sucht.

                                          Für Camp-Highlights sorgt zudem die deutsche Synchro. So treffen wir zum Beispiel auf ein Dickerchen, das sich als Sextourist aus Düsseldorf zu erkennen gibt, unserem Hauptdarsteller den Mohnanbau erklärt und dabei spricht wie Reiner Calmund nach zwölf Pils. Irgendwie auch traurig, dass solcherlei VHS-Actiongülle stimmungsvoller und professioneller synchronisiert ist wie heutige Blockbuster mit Budget im dreistelligen Millionenbereich…

                                          • 4 .5

                                            Spielberg und Hanks betreiben erneut Geschichtsaufarbeitung made in America und schicken ein paar tapfere Helden zum Sterben für die U.S. of A. in die weite Welt hinaus.

                                            Dieses Mal ist es der Pazifik.

                                            Schöne Strände und Wälder dort, doch der Feind lauert überall. Der hat kein Gesicht und wird hier allenthalben als „Reisfresser“, „Schlitzauge“ oder - am häufigsten - als „Japse“ bezeichnet. Der „Japse“ hockt überwiegend im Gebüsch und springt von dort eigentlich nur zum Kamikaze heraus. Das geschieht meist laut krakeelend und mit Japan-Fahne am Bajonett. Manchmal schickt er auch seine Frauen vor, die einen gut getarnten Sprengsatz gegen die mutigen amerikanischen Helden abgeben. Dann gibt es immer ordentlich Gekröse zu sehen. War im Krieg aber auch so! Also schon realistisch, das Ganze!

                                            Ab und zu menschelt es auch. Dann weinen Mütter, Väter, Geliebte und Soldaten zu einer von Hans Zimmer einmal mehr erfolgreich zugeschmalzten Tonspur. Dessen erbarmungsloser Eroberungsfeldzug gegen den Hörnerv in den Zuschauer-Ohren hat inzwischen ja auch das Pay-TV erreicht. Einmal ist die Musik ganz, ganz traurig. Dann nämlich, als ein amerikanischer Soldat bei einem toten Feind ein Bild von dessen Familie findet und man der Charakterzeichnung der Fieslinge somit gleich eine halbe Minute Sendezeit spendiert. Da erscheint einem der böse Asiate gleich viel ambivalenter. Sind schon auch nur Menschen, diese „Japsen“, auch wenn sie alle gleich ausschauen.

                                            Handwerklich und technisch ist das natürlich gehobene HBO-Klasse. Was den Rest angeht, waren wir aber schon mal viel, viel weiter…

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                                            • 5 .5

                                              Denzel Washington sieht im Alter zunehmend wie der knuffige OBI-Biber aus, doch wir Zuschauer ahnen früh: Wer des nächstens in einem Diner tiefsinnige Bücher durchwälzt und ab und an den mysteriösen Timer seiner Uhr aktiviert, ist vielleicht doch ein stilles, tiefes Wasser. Als eines Tages ein paar goldkettrige Schmierlappen aus dem Ostblock allzu böses Schindluder mit seiner Lieblings-Prostituierten (rein platonisch, versteht sich) treiben, mutiert der Heimwerker-König zum „Equalizer“, der die Klischee-Ivans einen nach dem anderen in die ewigen Jagdgründe Bostons schickt. Und glaubt mir: Es gibt viele Klischee-Ivans in Boston. Deren Obermacker besitzt leider kaum das Charisma für einen Endgegner, sondern sagt bemüht grimassierend und stocksteif seine Zeilen auf. Aber eigentlich gibt es ja zwei Endgegner, denn weil der Film partout nicht enden will, muss nach dem eh schon viel zu langen Finale, in dem so allerlei Werkstatt-Ausstattung kreativ zum Einsatz kommt, noch einmal ein Nachklapp her. Charles Bronson haben für solche Geschichten immer 90 Minuten gereicht. Die hätten es bei diesem dünnen, prinzipiell ganz sympathisch umgesetzten Plot auch getan.

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                                                Die Vergewaltigung sämtlicher Geschmackszentren - geschenkt.

                                                Das alles über fast drei Stunden - schon eher anstrengend.

                                                Dass Michael Bay dann aber auch noch ikonographische Bilder ursprünglichster Kinomagie missbraucht, um den Robotransforsauriern (oder so ähnlich) im Monument Valley eine Heimat zu geben und auf diese Weise Grabschändung an John Ford und Co. betreibt, geht endgültig zu weit.

                                                Im Nachgang dieser Transformers-Tortur in epischer Breite muss man sich ernsthaft fragen, wie vielen Fässern Michael Bay denn noch den Boden ausschlagen kann.

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                                                  Die Lust auf einen Capri-Urlaub stieg kontinuierlich.

                                                  Die Lust auf Godards prätentiöse Albereien sank kontinuierlich.

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                                                    In Melvilles Filmen ist von der Sonne meistens nicht viel zu sehen, in „L'Armée des ombres“ hat sie gar nie existiert: Ein bis zur letzten Texttafel niederschmetterndes Kriegsdrama in ausgebleichten Farbtönen, bei dem sich sogar der auf die Rolle des beschwingten Helden abonnierte Jean-Pierre Cassel dem nüchtern-tristen Klima angleicht, während Ventura selten besser aufgehoben war wie hier. Eine zermürbende, bedrückende Großtat von Melville.

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