Martin Canine - Kommentare

Alle Kommentare von Martin Canine

  • Martin Canine 10.01.2016, 12:33 Geändert 10.01.2016, 12:40

    Nur einige, gibt sicher noch mehr:

    Warrior: wo er mit seinem Familiendrama noch halbwegs interessant anfängt (obwohl auch das nichts bietet, was man nicht schon kennen würde) wird er in der zweiten Hälfte mit der detaillierten Schilderung des Turniers ziemlich öde und in die Länge gezogen. Das Drama verliert alles, was mich an die Story fesseln könnte und wird stattdessen zu einer Fake-Übertragung einer Sportveranstaltung.

    Fear and Loathing in Las Vegas: wer diesem konfusen Film auch nur ansatzweise zu folgen versucht, der geht mit schlimmem Kopfweh nach Hause. Dass der Film keinen roten Faden besitzt, sondern nur abstrakte Szenen aneinanderreiht, ist eine Sache, aber muss das so penetrant sein? Manchmal brüllen die Protagonisten einfach herum, ziehen Grimassen und sprechen mit verstellter Stimme. Macht das ein Johnny Depp unter Regieeines Terry Gilliam, lachen sich alle schlapp. Mache ich das, sehen mich alle für verrückt an. Macht es Mario Barth, hassen es alle. Für mich ist es ein sau anstrengender und nervenstrapazierender Film.

    Die Trilogie der Vergletscherung der Gefühle: ich liebe Haneke. Das weißexBand, Caché, Liebe, Funny Games, Die Klavierspielerin - lauter exzellente und brillante Filme, genauso hat Arthauskino auszusehen. Seine frühen Werke wie eben diese Trilogie haben aber etwas, das mir gar nicht gefällt. Mit dem Versuch, die Ödnis und Kälte der Figuren einzufangen, wird auch der Film kalt und öd, und strapaziert die Nerven. Seine späteren Filme, wie eben die oben genannten, regen unheimlich zum Nachdenken an. Das Schaffen sie vor Allem durch Empathie zu den Figuren und ihrer Situation, brillantes Geschichtenerzählen und intelligentes Einsetzen von Filmtechniken. Die Filme dieser Trilogie sind aber einfach nicht gut erzählt, bar jeder Emotion und besonders anstrengend inszeniert. Das alles hat zwar durchaus was dahinter, aber denkt man nicht lieber über einen Film nach, der einem auch gefällt?

    Last Samurai: er schafft es einfach nicht, dass sich ein japanisches Feeling bei mir einstellt. Und für einem guten Hollywoodfilm ist er mir nicht unterhaltsam genug. Er sieht ausgezeichnet aus, aber das ist dann auch schon alles. Langweilig ist er nicht, aber ich seh in ihm nicht den großen Blockbuster, den so viele in ihm sehen.

    Lilja 4-Ever: der Film ist einfach überladen mit wichtigen Themen. Alle paar Minuten stürzt Lilja von einem Unglück ins Nächste und die eigentlich wirklich bedeutsamen Inhalte werden nur oberflächlich angekratzt. Von Vernachlässigung zu Armut zu Prostitution zu schwerer Depression zu Menschenhandel zu... und so geht es alle 5 Minuten weiter. Es hilft auch nichts, dass die Protagonistin so viel Persönlichkeit besitzt wie fabrikneues Sandwich.

    Naked Lunch: ein wirres Chaos aus bizarrer fetischistischer Erotik, dass bar jeder Story oder Logik szenenweise aneinandergereiht und als Kunst verkauft wird. Und nein, nicht der Fetischismus stört mich, sondern wie er hier als großer künstlerischer Clou eingesetzt wird. Dabei ist der Film nur heiße Luft ohne Inhalt. Quasi die Arthausversion von Fear and Loathing.

    Slumdog Millionär: diesen Film finde ich nicht wirklich schlecht, aber maßlos überbewertet. Die Erzählweise ist märchenhaft, die Umsetzung dafür aber zu wenig pathetisch. Für einen ernsthaften Film über Armut in den Slums ist er aber deutlich zu hollywoodlike (obwohl britisch). Irgendwie ist er weder Fisch noch Fleisch, aber durchaus ganz gut. Ich empfehle, sich seperst die Filme City of God und Forrest Gump anzusehen, die beide zur Gänze das sind, was Slumdog Millionär in Ansätzen ist.

    School of Rock: Jack Black.ist in diesem Film ein unsympathisches Arschloch, welches den Kindern seinen Geschmack aufzwingt und ihn als "richtig" darstellt und den Kindern somit jede Möglichkeit zur individuellen Geschmacksbildung nimmt. Und der Film ist nicht einmal sonderlich witzig.

    Mad Max 2: auch den finde ich nicht schlecht, aber in meinen Augen ist er mit viel Abstand der schlechteste der Reihe. Mir kommt vor, dass er mit dem niedrigen Budget des ersten Films ein riesiges Spektakel wie in Teil 3 inszenieren wollte, und das nicht wirklich geglückt ist. Alles fühlt sich weniger beeindruckend an, als es gemeint war.

    Indiana Jones 2 und 3: ich finde diese Filme im Vergleich zu anderem 80s/90s Hollywoodkult wie Star Wars, Terminator, Mad Max 3, Gremlins, Kevin allein zu Haus, E. T., Blues Brothers, Roger Rabbit, Zurück in die Zukunft, Ghostbusters, und wie sie nicht alle heißen aus der Spielberg-Columbus-Zemeckis-Dante-Cameron-Ramis-Ecke einfach überbewertet. Sorry. Teil 1 hatte noch was richtig Cooles, aber die anderen haben mich alle 3 nicht gepackt. Ich vermute, es liegt daran, dass ich nicht damit aufgewachsen bin.

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    PS:
    Avengers und Iron Man: ganz okay, aber ich seh nicht, wo diese Filme so dermaßen spaßig oder klug sein sollen. Ich liebe die Guardians of the Galaxy. Die haben extrem viel trockenen Witz, coole Action und überzogenen Pathos. Die X-Men-Filme sind brillant erzählt, komplex, hintergründig mit Botschafr und trotzdem auch spaßig und mit viel Action. Und die 3 Spider-Man Filme von Sam Raimi sind alle 3 genau das Paradebeispiel, wie ich mir eine gelungene Comicverfilmung vorstelle.
    Die Avengers toben sich weder fanboyartig aus noch sind sie irgendwie klug oder hintergründig.

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    • Mir geht bei solchen Artikeln immer sooooooooo dermaßen das Herz auf ich kann's nicht beschreiben. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wie sehr <3

      Ich liebe generell alle Szenen mit Ken und BlackWarGreymon! Um Gottes Willen liebe ich diese Serie

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      • 8 .5

        "Cry-Baby" ist sicherlich kein Film, den man solala findet. Nein, entweder man mag ihn richtig doll oder findest ihn beschissener als die Toilette aus 'Feuchtgebiete' oder 'Trainspotting'. Lasst euch nicht von Johnny Depp beirren. Das ist eines der irrationalsten Filmerlebnisse, die es da draußen gibt, und man kann es beim besten Willen nicht logisch begründen, weshalb er einem gefallen sollte. Ich werde es aber dennoch versuchen.

        In "Cry-Baby" geht es um den gleichnamigen Titelhelden und Anführer der Jugendgang Drapes, die so ziemlich das Gegenteil von dem sind, was sich die wohlerzogenen Spießer der Stadt in ihrem Umfeld wünschen. Alison, der eine große Zukunft im Spießertum vorherbestimmt ist, fühlt sich aber eher zum rebellischen Bad Boy hingezogen als zu dem ihr zugedachten Snob Baldwin. Das passt aus ihrer Sippe natürlich niemanden, eine Tochter aus gutem Hause umgibt sich nicht mit einem Jungen, der grässliche Rockmusik macht, Tattoos auf dem Körper hat und eine wilde Mähne trägt. Doch das junge Mädchen hat es satt, lieb und brav sein zu müssen und lässt sich auf ein freches Abenteuer gegen die konservativen Werte ein!

        Die RocknRoll-Hommage ist eine Parodie und Würdigung der rebellischen Jugend der 50er Jahre, und lebt von der Überzeichnung von Klischees. Aber hier wird wirklich geschmacklos großzügig übertrieben. Als Cry-Baby Alison vom melodramatischen Schicksal seiner Eltern erzählt, die auf dem elektrischen Stuhl gegrillt wurden, setzt nicht etwa einfach ausgelutscht düstere Musik ein. Nein, es geht noch überdrehter: ein Blitz schlägt ein. Cry-Baby springt wie von der Tarantel gestochen auf und schreit: "Ich hasse Blitze! Ich hasse Elektrizität! Meine Eltern sind durch Elektrizität gestorben!", als er beginnt, sein Shirt auseinanderzureißen und ein Tattoo eines elektrischen Stuhls auf seiner Brust zu zeigen.
        So frivol überdramatisiert ist der gesamte Film. Der komplette, gesamte Film. Und er reizt es bis zum Umfallen aus. Aber das ist eben sein anarchischer, verquerer Humor, und vielleicht die beste Waffe gegen das hier ausgebuhte Spießertum.
        "Cry-Baby" wählt stets den kitschigsten, vor Zucker triefendsten, klischeehaft-hollywood-likesten, unrealistischsten, aufgesetztesten, plastischsten und dickst aufgetragenen Weg, und übersteigert ihn noch einmal ins Extreme, oft noch abgerundet durch übertriebene, an Stummfilme erinnernde Gestik und Mimik und die schmalzigste metaphorische Bildsprache, die ich je gesehen habe. Das ist nicht unfreiwillig, denn der Film zelebriert es so ausgiebig, er suhlt sich geradezu darin, dass bereits nach den ersten paar Sekunden Dialog klar wird, dass der Film ein 80 minütiger Witz ist und sich zu keiner Zeit ernst nimmt. Da hat jemand ordentlich Spaß beim Drehen gehabt, und jegliche Grenzen des guten Geschmacks lange hinter sich gelassen. Nicht, weil der Film zum Sexual- oder Fäkalhumor neigen würde, sondern weil er so ausgiebig in Ramsch ausartet, dass es eigentlich nicht mehr feierlich wäre. Ironischerweise ist er sehr feierlich.

        Das liegt darin, dass hier wirklich alles sitzt. Depp sieht mit seiner Pomadetolle aus wie ein fescher Elvis-Verschnitt, aber in der Rolle eines James Dean. Und der RocknRoll-Hillibilly-Mucke, die den Film nahezu ständig unterlegt, liegt ein immenser Coolness-Faktor zugrunde, zumal sie dem Werk einen fetzigen, coolen und hippen Oldschool-Touch gibt. Das Tempo ist hoch, der Film leicht, die Stimmung flott und stylisch und die Länge passt dazu ausgezeichnet.
        Wenn man zu der Partei der Fans des Filmes gehört, dann wird er wohl auch zum All-Time-Favourite-Arsenal auftreten. Es ist ein besonders peppiges, spritziges Feel Good-Movie, welches einem den Abend, Nachmittag oder wasauchimmer durchaus zu versüßen weiß. Vor Allem, wenn man an Retro-Look und coolem 50s Flair seinen Spaß findet. Bad Boys sind ohnehin immer sexy und der rockige Soundtrack, der a la Jukebox eine bunte Mischung kesser dreckiger RocknRoll-Nummer trällert, weiß den schnittigen Film in einen überdrehten und lockeren Trip zu verwandeln.

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        • 8

          Der Blick hinter die Fassade einer scheinbare Idylle ist eines der beliebtesten Motive aus Film und Fernsehen, und, man muss auch zugeben, eines der dankbarsten, denn in den meisten Fällen ist das Ergebnis exzellent und bedeutsam. In David Lynchs 'Blue Velvet' beispielsweise wühlt er in einer Idylle voller giftgrüner Wiesen, strahlend blauer Himmel, leuchtend roten Rosen und niedlicher Schrebergärten - kurzum: der perfekte 50er Jahre Kitsch - herum, um das Ungeziefer drunter auszugraben: Korruption, Gewalt, Erpressung, Vergewaltigung. Michael Hanekes 'Das weiße Band' nutzt eine achso friedliche und herzliche Dorfgemeinschaft, um sie mit den patriarchalischen und kaltherzigen Verhältnissen innerhalb der einzelnen 4 Wände zu kontrastieren. Bereits in den 50er Jahren zeigte Douglas Sirk in 'Was der Himmel erlaubt', wie eine einst geachtete Frau innerhalb einer wunderschönen zierlichen Gemeinde durch boshaften Klatsch und Tratsch zur Geächteten wird, als sie sich in ihren Gärtner verliebt.
          'American Beauty', 'Dem Himmel so fern', 'Broadchurch', 'Breaking the Waves' - die Liste ließe sich wohl endlos fortsetzen. Selbst das Genre der Komödie hat mit 'Hot Fuzz' die Dekonstruktion des angeblichen Paradieses für sich entdeckt.

          Der hochwertige TV-Dreiteiler "The Casual Vacancy" (die Listung als Serie bei einer Gesamtlaufzeit von 175 Minuten halte ich für etwas komisch, so im Vergleich zum als Film gelisteten 'Dinotopia' mit einer Länge von 360 Minuten insgesamt) reiht sich in dieses Konzept nahtlos ein und weiß mit Bravour damit umzugehen. Es dreht sich alles um die Kleinstadt Pagford, in der gerade eine heiße Diskussion am Laufen ist, ob das Sweetlove House weiterhin seinen Zweck als Methadonklinik behalten oder in ein 'ansehnlicheres" Spa umfunktioniert werden soll. Die Mollisons sind große Befürworter des Badehauses, da es auf jeden Fall anziehender und aufwertender wirkt als die vielen Junkies, die auf der Suche nach Hilfe in die Gemeinde kommen. Auf der anderen Seite steht Barry Fairbrother, ein überzeugter Idealist, der sich dafür einsetzt, dass man Sweetlove House nicht kommerzialisiert, sondern in dem Sinne weiterführt, wie es ursprünglich gedacht war: um anderen zu helfen. Der Gemeinderat entscheidet mit einer Stimme Mehrheit zugunsten von Barry. Doch die Freude währt nicht lange, als dieser unmittelbar nach der Abstimmung an einer Gehirnblutung verstirbt. Nun möchten sich drei verschiedene Kandidaten um seinen Sitz im Rat bewerben - sein konservativer, patriarchalischer Halbbruder Simon, der nach Kontrolle bestrebte Schulleiter Colin Wall, und Miles, der Sohn der Mollisons, der sich mit über 40 Jahren nicht gegen den Willen seiner einflussreichen Eltern durchsetzen kann.

          Ich weiß noch, als es damals hieß, J. K. Rowling würde ein neues, von ihrer beliebten 'Harry Potter'-Reihe unabhängiges Buch schreiben. Als dann "Ein plötzlicher Todesfall" in den Ladenregalen stand, wusste man nicht genau, wie man damit umzugehen hatte. Auch wenn man sich weitgehend einig war, dass das Drama brillant gekonnt geschrieben war, hatte man bei dem Namen Rowling doch eine der beliebtesten Fantasyreihen im Kopf, zu der dieses Werk nun so gar nicht passt. Ich habe den Roman nicht gelesen, aber eine Literaturadaption sollte sowieso auf eigenen Füßen stehen können, was dieses Werk auch schafft. In den knapp 3 Stunden, die wir in Pagford verbringen, sehen wir Figuren, die in Missständen und Heuchlereien leben, oder aber verzweifelt versuchen, diese zu ändern oder zumindest ihnen zu entfliehen. Die Teenagerin Krystal erweckt einen desinteressierten Eindruck, kümmert sich aber aufopferungsvoll um ihren kleinen Bruder, da ihre Mutter schwer drogenabhängig ist. Tess Wall, Colins Frau, spürt ihre Bedrücktheit, doch Krystal blockt bei jedem Kontaktversuch ab. Fats, ihr Sohn, sehnt sich nach mehr Autenzität in der Gemeinde, die schon lange nur mehr aus Fassade und aufgesetzter Sitte besteht. Sam, die Schwiegertochter der Mollisons versteht ihre Kinder nicht, die sich mit ihrer Großmutter besser versteht, die sie gegen sie aufbegehren lässt. Die Ärztin Perminder Jawanda hält die Oberflächlichkeit in Pagford nicht mehr aus und sehnt sich nach mehr Güte. Ihre Tochter ist mit riesigen Kopfhöhern eine Art stille Beobachterin der vielen Geschehnisse in der Kleinstadt.
          Und dann tauchen auf der Website des Gemeinderats immer wieder dunkle Familiengeheimnisse einiger Ortsansässiger auf.

          Auch, da das nur einige der vielen, vielen Handlungsstränge des Filmes widerspiegelt, ist die Laufzeit von fast drei Stunden keinen Deut zu lang, um die ineinander verstrickten Schicksale wiederzugeben. Tatsächlich hätte etwas mehr Dauer auch nicht geschadet, aber das, was wir zu Gesicht bekommen, kann sich ebenfalls sehen lassen. Ein sensationeller britischer Cast, bis auf wenige Ausnahmen (etwa Michael Gambon, den man schon aus dem 'Harry Potter'-Franchise kennt) allerdings nicht sonderlich namhaft - was sich hoffentlich bald ändern wird - erweckt die vielen Figuren so zum Leben, dass sie bald greifbar werden. Dabei sind einige Rollen der Charaktere tragender als andere, aber alle bekommen dieselbe Aufmerksamkeit und Zeit von Drehbuch und Regie geschenkt. Zeitweilen scheint sich der Film leicht zu übernehmen, wenn es darum geht, alle Beziehungen beleuchten zu wollen, wodurch es hin und wieder doch ab und an schwer zu durchschauen ist, wer nun welche Rolle einnimmt, und wer in der Vergangenheit mit wem zu tun hat und warum. Manchmal ist weniger vielleicht doch etwas mehr (bei der Übertragung eines 500-Seiten-Romans zu einem ca. 170 seitigen Drehbuches gehören ohnehin einige Abstriche gemacht), was allerdings nur ein kleines Manko ist, denn hier wurde äußerst gewissenhaft gearbeitet. Und außerdem bin ich mir sicher, dass jeder andere Lieblingsfiguren und -aspekte an der umfangreichen Story findet. Besonders interessiert haben mich Krystal, Perminder und Miles, letzterer kam meines Erachtens vielleicht nicht oft genug in den Fokus, andere werden aber wohl an der Beziehung von Shirley Mollison und ihrer Schwiegertochter mehr Interesse finden, die ich als etwas zu langatmig fand.
          Im Großen und Ganzen schupft es der Film allerdings gut, seine kleine Gemeinde unter einen Hut zu bringen und dabei gut ausbalanciert zu sein.
          Bis zum Schluss bleibt es überaus spannend und fesselnd, und der Ausgang der Geschichte bleibt durch die Erzählweise bis zuletzt unvorhersehbar.

          "The Casual Vacancy" weiß aus seiner Prämisse und seiner episodenhaften Struktur wirklich sehr viel herauszuholen und sein Publikum durch interessante und gut gespielte Figuren, sowie gewissenhafte und punktgenaue Inszenierung vollends in die intrigante Kleinstadt Pagford mitzunehmen.

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          • 6

            Was gab es nicht für einen Wind um die mit James Franco und dem Regisseur besetzte Seth Rogen-Komödie "The Interview". Nicht, weil der Film Skandalstoff war, sondern die östlichen Reaktionen, die natürlich keine Möglichkeit ausließen, einige im Film angeführte Kritikpunkte und Klischees noch zu bestätigen. PR-Gag oder nicht - ich denke eher nicht, da es letztlich keinen regulären US-amerikanischen Kinostart gab und das für eine große Hollywoodproduktion ein Verlustgeschäft wäre - die Publicity hat den Home Video Verkaufszahlen und dem Ruf des Filmes geholfen. Aus Solidarität schaffte es der Film bei über 30000 Wertungen zwischenzeitlich sogar auf einen Schnitt von 10.0 auf IMDB, als Protest gegen die Drohungen, Kinos, die den Film zeigen würden, zu attackieren. Soweit kam es nicht, da man sich stattdessen für einen Heimkinorelease in den USA entschied. Ist all dieser Wirbel um die humoristische Aufarbeitung der West-Ost-Beziehungen (und ich spreche nicht von HipHop) nun einem guten oder miesen Film gewidmet?

            Kurzum: "The Interview" hätte man durchaus besser gestalten können, aber auch durchaus schlechter. Bei einem derartigen Thema ist ein gewisser Biss erforderlich, um eine gelungene Satire zu gestalten, es kann aber auch zu leicht in die bloße Beleidigung der parodierten Person ausarten, und dann ist es nicht mehr lustig, sondern bloß noch zornig. Satire verlangt Aussagekraft und doch eine gewisse Albernheit und Verspieltheit, ohne aber den Ernst der Ausgangssituation zu vergessen. 'Der große Diktator' brauchte seine seriöse Handlung, er brauchte seinen wilden Slapstick und er brauchte seine Verhornballerung von Hitler, der zur Witzfigur avancierte.
            Zu meiner Freude hat "The Interview" nie die Gelegenheit ergriffen, Kim Jong-Un symbolisch kaputtzuhauen. Stattdessen hat er etwas sehr kluges gemacht und ihn als fehlbar dargestellt, ihn unter Vaterkomplexen leiden und zum Guilty Pleasure-Fan von Katy Perry werden lassen und das auf sehr humorvolle Weise. Er bebildert weiters gekonnt die Sinnlosigkeit der Mythen um den Diktator, und stellt die Propaganda bloß.

            Leider fehlt es ihm aber an Mumm, er bleibt bei den gewohnten Hollywoodkonventionen und -strukturen, und fühlt sich in halbwegs sicherem Territorium beheimatet. Wie bereits erwähnt sorgt der verweichlichte Kim für einige saukomische Momente, der Film wagt es dann aber doch nicht, es auf die Spitze zu treiben und durch ein gut geschriebenes, einfallsreiches Drehbuch eine ganze Palette an schlagfertigen Scherzen zu präsentieren.
            Dies liegt in erster Linie daran, dass man sich außerhalb des an Nordkorea gerichteten Humors witztechnisch im lauwarmen Feld bewegte. Mehr als einige Schmunzler waren da kaum zu finden, zumal sich der Film hier mit wenig zufrieden gibt und sich zu oft an der Kim-Parodie ausruht. Apropos Kim: die lustigste Szene stellt hier ein Interview mit Rapper Eminem dar, welches gleich zu Beginn der Komödie gezeigt wird.

            James Francos überdrehte Showmaster-Art ist in der Lage, den Film über weite Strecken zu tragen, sodass er es schafft, zu keiner Minute auch nur ein leichtes Gefühl von Langeweile aufzubringen. Letzten Endes geht man aber mit einem Gefühl aus dem Streifen, man habe sich nicht die meistmögliche Mühe gegeben, um aus "The Interview" einen furiosen satirischen Comedykracher zu machen. Alles wirkte schonmal dar, und überaus überraschungsarm plätschert die Story vor sich hin. Und wenn man ganz ehrlich ist bleibt zwar eine freudige Zeit in Erinnerung, ein gut aufgelegter Protagonist und ein schönes Tempo, denn zweifelsfrei macht dieser Film auch Spaß, aber keine Szene - außer vielleicht der obenerwähnte Talk mit dem blondierten HipHopper - weiß sich ins Gedächtnis einzubrennen. Ich komme vom Gefühl nicht los, man habe hier eine große Chance vertan, ein Statement zu setzen, zu zeigen, dass ein Diktator auch fehlbar ist, und gleichzeitig ein Gagfeuerwerk zu veranstalten.
            Somit bleibt "The Interview" ein netter und amüsant-locker-leichter Unterhaltungsfilm, der nebenbei ein Staatsoberhaupt verulkt, jedoch geniale Kniffe und große Einfälle vermisst lässt, um lange in Erinnering zu bleiben und ein filmisches Denkmal und ein filmischer -zettel zu sein.
            Die Idee ist brillant, die Umsetzung ist ganz gut, mehr nicht.

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            • 9 .5

              "Guilty of Romance" gehört zu diesen düsteren, psychologisch abgründigen Filmen, die den Stellenwert des Sex in unserem Leben auf die Spitze treibt. Sehen wir der Wahrheit ins Auge: nichts ist so schön wie eine gute Erregung. Wie wir damit umgehen, ist das, was es letztlich zur Qual machen kann.
              Der Arthausfilm von Sion Sono erzählt die Geschichte dreier Frauen, die mit ihrer Sexualität auf unterschiedliche Weise umgehen, und das auf zwei Handlungsebenen, die in sogenannten Love Hotel-Vierteln spielen. Zum Einen ist da die Ermittlerin Kazuko, die professionell und kontrolliert ihrer Arbeit nachgeht und versucht, die bestialische Schlachtung und Zerstückelung einer Prostituierten aufzuklären. Sie scheint eine glückliche Ehe mit ihrem für den Haushalt zuständigen Gatten zu führen, hat aber eine wilde Affäre mit dem besten Freund der Familie, in der ganz klar die submissive Rolle einnimmt. Izumi ist verheiratet mit einem erfolgreichen Schriftsteller, der sie patriarchalisch unterwirft und einschränkt. Sie ist schüchtern, was ihr allerdings in ihrem Berufsleben nicht gerade Bonuspunkte einbringt. Eines Tages wird sie von einer angeblichen Modelagentin angesprochen, die sie zum Shooting einlädt - was sich allerdings schnell als Pornodreh entpuppt. Langsam tastet sie sich in die Welt des Sex, und beginnt, ein Doppelleben als Pornodarstellerin, und später als Callgirl zu führen. Zunächst ist sie noch zögerlich, doch sie spürt bald die Befreiung. Ihre Mentorin ist Mitsuko, eine Literaturdozentin, die als Prostituierte arbeitet. Sie ist obszön, dominant, lustvoll und spielt gerne mit anderen und deren Sexualität. Doch was schlummert hinter dieser scheinbar unbekümmerten Fassade?

              Der Film ist geprägt von Zitaten aus Literaturklassikern. Und kein Motiv fand in der Literatur so oft einen Platz wie das der Sexualität, und nicht selten in besonders alptraumhaften, dunklen Szenarien. Wie etwa Michael Hanekes Verfilmung von Elfriede Jelineks 'Die Klavierspielerin' lebt "Guilty of Romance" von starken Kontrasten in der Rollenverteilung der Geschlechter innerhalb des Sex und der Beziehung allgemein. Lust und Unterdrückung gehen hier oft Hand in Hand, und Bedürfnisse, Wünsche und sexuelle Neugier widersprechen sich oft mit den fix zugeteilten Rollen der Figuren. Womöglich erweckt eben erst dieser Alltag die sexuellen Begierden in den Charakteren. Dieses eingeengt und in einen Part gezwängt werden lässt den außerehelichen Sex zu einem Befreiungsschlag werden, es wird wieder aufregend, und man hat die Möglichkeit, etwas ganz neues auszuprobieren.

              Izumi und Kazuko haben konträre Familienverhältnisse. Beide sind nur dem Schein nach wirklich zufrieden damit, beide führen ein zweites Leben, von dem der jeweilige Gatte nichts weiß. Doch diese geheimen sexuellen Ausschweifung finde in unterschiedlichem Rahmen statt. Kazukos Treffen mit dem Freund sind überaus kontrolliert und basieren auf der strikten Ausübung von Anweisungen, sind auf jeden Fall frei von Extrema. Izumi ist zwar vorerst noch scheu und wehrt sich gegen allzu wilde Sexualpraktiken, geht aber im Laufe des Films immer weiter und beginnt auch, mehr zu dominieren. Sie lässt sich erstmal angenehm fallen und genießt den außerehelichen Sex, als sie aber beginnt, energisch und abgeklärt Geld zu fordern, übernimmt sie immer weiter das Steuer.
              Sie wird ihrer Lehrerin Mitsuko immer ähnlicher, wobei diese ein fast schon gestörtes Sexualleben an den Tag legt. Nicht wegen der Praktiken, sondern der Art, wie. Allzu oft eskaliert der Geschlechtsverkehr, oder artet in exzessiver, fast schon brutaler Manier aus, die von ihr ausgeht, aber geneigt ist, andere Anwesende verstört und gepeinigt zurückzulassen. Mitsuko ist eine grausame Frau, die gerne die Fäden zählt und die Lust der Anderen als Seile verwendet, um sie wie Marionetten zu steuern und dahin zu bekommen, wo sie will.
              "Guilty of Romance" ist kein Film, der nur die Freuden am Sex zeigt, nein, er zeigt auch, wie das Ganze ins Extreme übergeht, wenn man die Gefühle anderer, Vernunft und seine eigenen Grenzen missachtet, sondern immer weiter und weiter macht, bis es nicht mehr geht.
              Dabei ist im Grunde die zerbrochenste Figur jene, die am taffesten und bestimmtesten wirkt. Die offenbarendsten Szenen sind aber dann nicht die psychosexuellen Momente, sondern ganz ruhige. Etwa solche wie die, als Mitsuko mit ihrer Familie und Izumi am Tisch zu Abend isst und mit einem strahlenden Lächeln mit ihrer Mutter verletzende Beleidigungen austauscht.

              Durch den gekonnt und mit atmosphärischer Präzision in Szene gesetzten Film zieht sich ein Gefühl von Fehlplatzierungen. Als würde sich jede Figur an einem Ort und in einer Situation befinden, wo sie eigentlich nicht hingehört, und durch diesen Umstand in eine unersättliche Sehnsucht nach dem Gegenteil getrieben wird. Dabei setzt "Guilty of Romance" vermehrt auf fast volle Fässer, bei denen wir Tropfen für Tropfen auf das Überlaufen warten.
              Der Film spielt zu großen Teilen hinter vor der Öffentlichkeit verschlossenen Türen - der Alltag der Ehepaare und die Sexszenen finden beide so gut wie immer in sehr intimen Rahmen statt, wodurch wir das Gefühl vermittelt bekommen, durch ein Schlüsselloch etwas Verbotenes zu sehen. Und das ist selten etwas Heiles.

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              • 6 .5
                Martin Canine 03.01.2016, 15:47 Geändert 03.01.2016, 15:56

                (Enthält SPOILER)

                Das Problem an Uwe Bolls "Auschwitz" resultiert in erster Linie aus einer Mischung von geringem Budget, einer fragwürdigen Dramaturgie und überschäumenden Plakativität, dem Regisseur aber vorzuwerfen, er würde die Gewalt in seinen Filmen voyeuristisch aufziehen, ist, so bin ich mir sicher, eine der größten Fehlinterpretationen der letzten Jahre, nebst dem angeblichen Sexismus von 'Sucker Punch'. Und ja, ich bin mir der Tatsache bewusst, dass ich mich damit zur Zielscheibe mache, hier das kontroversiell diskutierte Beispiel von Zack Snyder gleich zu Beginn anzusprechen.
                Wobei ich durchaus einen hohen qualitativen Unterschied zwischen diesen beiden Filmen sehe.
                Denn vor Allem ist "Auschwitz" unsauber und hart inszeniert, was vor Allem dem Budget geschuldet ist.

                Der Film lässt sich schön in mehrere Abschnitte unterteilen. Zuerst gibt es eine Einleitung von Uwe Boll, der schildert, weshalb er diesen Film gedreht hat. Er meint, er habe feststellen müssen, wie wenige Leute wirklich wüssten, was im Holocaust passiert ist, und dass es ihm ein Anliegen war, diesen Film zu drehen, um ihnen zu zeigen, was damals wirklich vor sich ging. Es folgt eine Reihe von Interviews mit Hauptschülern, die Boll zum Thema 2. Weltkrieg, Holocaust und generell drittes Reich befragt. Die Antworten polarisieren hierbei, sodass manche von auswendig gelernten Phrasen und falschen Vorstellungen strotzen, während sich andere engagiert und differenziert mit dem Thema auseinandergesetzt zu haben scheinen und das 3. Reich auch mit manch heutiger Sachlage in anderen Ländern ordentlich begründet vergleichen und kontrastieren können.
                Es folgt ein etwa 35 minütiges Spielfilmsegment, bei welchem Fragmente eines KZ-Alltags gezeigt werden. Juden werden mit dem Zug eingefahren, ausgezogen und vergast. Arbeiter schneiden den Leichen die Haare ab, ziehen ihnen die Zähne und "entsorgen" sie im Ofen. Die Kleidung wird eingesackt. Zu kleine Kinder werden erschossen. Ein Dialog zwischen 2 Offizieren zeigt, dass die Verantwortlichen dies eher als gewöhnlichen Beruf sehen.
                Nach diesen einzelnen Szenen geht es weiter mit den Interviews, immer wieder unterlegt mit Originalaufnahmen aus den KZs, bis Boll den Film abmoderiert und der Abspann einsetzt.

                "Auschwitz" ist mein viertes Aufeinandertreffen mit Uwe Boll. Keines davon fiel zur Gänze negativ aus und wurde seinem miesen Ruf gerecht. Sowohl 'Rampage' als auch 'Assault on Wall Street' halte ich für grandiose und geniale Filme, perfekt inszeniert und geschrieben, wenngleich inhaltlich radikal, aber sicher nicht unintelligent. 'Alone in the Dark' ist in meinen Augen seelen- und lieblos, aber rein handwerklich solide. Ich verstehe aber das Betrübnis vieler Fans, die sich eine ambitionierte Umsetzung ihres Lieblingsspieles erhofften. Tatsache ist, Boll interessiert sich nicht für Games, aber durch Leinwandadaptionen bekannter Spielereihen lässt sich Geld verdienen, durch welches er seine Herzensfilme finanzieren kann. Was passiert, wenn man ohne Budget einen Film mit sensibler Thematik drehen will, sieht man hier.
                "Auschwitz" ist nun wirklich ein No-Budget-Film, was für dieses Thema sicherlich nicht gerade der beste Grundstein ist. Er hat aber wohl das gemacht, was er am Ehesten konnte.

                Viele sehen in der detaillierten Bebilderung der Holocaustszenen eine Ästhetisierung der Gewalt. Jedoch liegt darin nicht Bolls Absicht. Eher wollte er im Zuseher ein Gefühl von Abscheu hervorrufen. Die Gewalt wird nicht zelebriert, nein, sie wird so hart gezeigt, dass uns das Kotzen kommen müsste. Boll sagt ja, dass sich viele wohl der Ausmaße des Holocaust nicht bewusst sind, und dass er diesen Personen vermitteln will, wie grausam es war. Ob sein Verdacht bezüglich der geringen Allgemeinbildung stimmt oder nicht, sei dahingestellt, er erfüllt das, was er wollte, recht ordentlich. Sofern es ihm ohne Budget möglich war. Da muss er schonmal auf CGI zurückgreifen. Anhand der restlichen Inszenierung ist jedoch erkennbar, was er eigentlich damit bewirken wollte. Häufig wurde die Verwendung von Zeitlupe angekreidet.
                Zeitlupe ist aber nicht gleich Zeilupe. Super Slow Motion gilt seit jeher als ein ästhetisierender Kunstgriff. Bereits zu Zeiten von Leni Riefenstahl bishin zu modernen Werken wie 'Matrix' oder '300' stand diese Technik für Stil und Faszination.
                Die hier verwendete Zeitlupe ist jedoch nicht Super Slow Motion, sondern Bild-für-Bild-Zeitlupe. Besonders gerne verwendet für traumatische Erlebnisse oder verstörende Momente. Man denke an die Eröffnungsszene von 'Der Elefantenmensch' oder die Rückblende an Lily und James' Ermordung im ersten 'Harry Potter'-Film. Boll verwendet in "Auschwitz" ausschließlich letzteres. Und er ist sich dem Unterschied dieser Techniken bewusst, er hat sie schon in anderen Werken entsprechend eingesetzt.

                Francois Truffaut meinte einst, ein Antikriegsfilm wäre unmöglich zu inszenieren, da er immer aufregend anzusehen wäre. Sollte man es deswegen nicht versuchen? Und wenn selbiges für Antiholocaustfilme gilt, sollte man diese auch nicht versuchen, zu drehen? 'Nacht und Nebel', 'Schindlers Liste', 'Das Leben ist schön'?
                Ich persönlich fand die Szenen in "Auschwitz" abstoßend. Damit sollte Boll doch das erfüllt haben, was er wollte? Ich frage mich ernsthaft, ab welchem Zeitpunkt es als gewaltverherrlichend galt, grausame Gewalt zu zeigen? Sollte solche Brutalität nicht eher abschreckend und schmerzhaft wirken? Natürlich wird es immer jemanden geben, der Brutalität auch im realistischsten Kontext abfeiert, auf solche Leute zielt der Film jedoch nicht ab. Es wirkt hier vielleicht alles etwas streng, aber so ist nunmal Bolls Art. Bestimmt und radikal. Dennoch ist, bei genauem und unvoreingenommenem Hinsehen, klar ersichtlich, was Boll wollte. Nämlich das, was er zu Beginn des Filmes anklingen lässt: einen Aufklärungsfilm drehen. Und ja, dafür sucht er sich die plakativsten Antworten der Jugendlichen raus, um seine Meinung zu bestätigen. Das mag vielleicht arrogant sein, aber es erfüllt seinen Zweck.

                Ich dachte nicht, dass ich das jemals sage: Bolls Ambitionen sind besser als seine Inszenierung.
                "Auschwitz" erinnert etwas an besseres Schulfernsehen, und genau wie solches arbeitet er mit erhobenem Zeigefinger, plakativ und schwarzweißmalerisch.
                Ich habe dagegen aber wenig einzuwenden. Denn jeder Versuch, die unvorstellbaren Gräueltaten des Naziregimes nie vergessen zu lassen, ist von Grund auf gut.
                Von Bolls "ernsthaften" Filmen ist es aber sicherlich einer der, oder der schlechteste. Trotzdem empfinde ich "Auschwitz" als zu hart kritisiert. Teilweise kommt mir Boll wie ein öffentlich akzeptiertes Mobbingopfer vor. Und alleine durch Filme wie 'Rampage' hat er das nicht verdient.

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                • 10

                  Ich hätte eine kurze Frage: ich möchte mir den Film gerne mit meinem Vater im Kino anschauen (ebenfalls Filmfan). Das Problem ist nur, dass er eine Sehbehinderung hat und Untertitel nicht lesen kann. Gibt es (wie etwa bei Inglorious Basterds oder Kill Bill) weitläufige Szenen mit Untertiteln oder ist der Film zur Gänze untertitelfrei? Ich finde hierzu nichts im Netz...
                  Hier haben ihn ja einige schon gesehen.

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                  • Also dann, meine liebsten Moviepiloten!
                    2015 ist nun gleich vorüber und es war ein sehr schönes Jahr mit euch (auf sympathische Weise) verrückten Filmfanatikern!
                    Möge es nicht das letzte sondern nur eines von vielen weiteren gewesen sein!
                    Es hat wieder viel Spaß gemacht, ich wünsche euch allen einen guten Rutsch und ein frohes, glückliches, erfolgreiches, geniales, emotionales, zauberhaftes, kitschiges, flauschiges und vor Allem filmreiches 2016!

                    Lg
                    Der Dingo in Zivil!

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                    • Ich muss gleich vorwegnehmen, ich habe nicht viele Filme aus diesem Jahr gesehen, weshalb die Autenzität dieser Nominierungen anzuzweifeln ist. Tatsächlich bin ich überzeugt, nachdem ich einen Großteil der interessanten Filme 2015 gesehen habe (Love, Der kleine Prinz, Arlo & Spot, Ein plötzlicher Todesfall, Knock Knock, und andere Filme von denen ich noch nichts gehört habe) gesichtet habe, würde diese Liste von Nominierungen erheblich von der letztendlichen Version abweichen. Jedoch möchte ich trotzdem an dieser Aktion teilnehmen, weil YOLO.

                      1. Bester Film
                      Wild - Der große Trip

                      2. Bestes Drehbuch
                      Wild - Der große Trip
                      The Voices

                      3. Beste Regie
                      American Sniper

                      4. Beste darstellerische Leistung
                      Emma Stone (Birdman)
                      Reese Witherspoon (Wild - der große Trip)

                      5. Beste Technik (Sound, Kamera, usw.)
                      American Sniper

                      6. Wichtigster Film
                      American Sniper - er brachte die Leute dazu, über die Beweggründe des Films nachzudenken
                      Er ist wieder da - auch, wenn ich ihn nicht gesehen habe, ich halte so einen Film für wichtig, gerade, wenn schwere Zeiten an Ideologien rütteln

                      7. Bestes Popcorn-Kino
                      Jupiter Ascending

                      8. Bester Soundtrack
                      Der Marsianer (ich kenne den Film zwar nicht, aber der Soundtrack ist erstklassig, sowohl der Original Score, als auch die im Spielfilm verwendeten Evergreens [David Bowie <3])

                      9. Bester Filmcharakter
                      Mr. Whiskers (The Voices)
                      Bosko (The Voices)

                      10. Bestes Filmpaar
                      Emma Stone und Edward Norton (Birdman)
                      Mr. Whiskers und Bosko (The Voices)

                      11. Bester Look
                      Jupiter Ascending

                      12. Bestes Feel-Good-Movie
                      Superfast
                      Ted 2

                      13. Beste Direct-to-DVD Veröffentlichung
                      Da muss ich leider passen, habe noch keine gesehen.

                      14. Bester Genre-Film
                      Jupiter Ascending (SciFi)
                      Ted 2 (Comedy)

                      15. Sonderpreis: Kreativster Film
                      The Voices

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                      • Hallo Multimediapilot!
                        Tja, ich konnt's nicht lassen.
                        Erneut habe ich mich vom Lebenszentrum, dem Film, wegbewegt und eine Liste zum Thems Musik angelegt.
                        Auch, wenn es in Sachen Geschmack einige Unstimmigkeiten gab und gibt, so haben sich doch die meisten Leute gefreut, dass ich auch Artikel zu Musik geschrieben habe. Musik ist eben die Sprache, die alle Leute verstehen.
                        Heute geht es um Musik, die vor meiner Zeit das Licht der Welt erblickte. Zumindest zum Großteil. Als Jahrgang 1996 habe ich nichts von den 90ern mitbekommen, aber dennoch finde ich die Musik dieses Jahrzehnts große Klasse und besitze viele CDs aus dieser Zeit. Das sind meine 20 liebsten. Oder zumindest 20 meiner liebsten^^

                        Dann viel Spaß damit!

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                        • Hallöle Moviepilot!

                          Und ein letztes Mal Willkommen zu meinen Top 30 Erstsichtungen 2015! Diesmal geht es um die 10 allerbesten Filme, die ich in diesem Jahr zum ersten Mal gesehen habe, ein bunter Mix jeden Genres und jedes Alters. 
                          Dann wünsch ich euch damit viel Spaß und los geht's! 
                          Und auf ein cineastisches 2016!

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                          • ....keine Conchita Wurst :/

                            Eine tolle Geschichte und der Dingo freut sich, dabei gewesem zu sein.

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                            • Um Conchita Wurst?
                              Yay! :3

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                              • Martin Canine 26.12.2015, 15:18 Geändert 26.12.2015, 16:35

                                Okay, ich war nie der größte Helene Fischer-Fan, halte aber auch den Hass auf sie nicht für gerechtfertigt, wie die meisten polarisierenden Popmusiker sind ihre Lieder einfach overhyped, aber nicht furchtbar. Wie ein Großteil der Schlagermusik des 21. Jahrhunderts, wäre sie bei mir durchgehend im 5.5-6.5-Punkte-Bereich. Singen kann die Dame, die Songs sind halt nix besonderes.
                                Aber darum geht es ja gar nicht.
                                Also: jeder hier kennt sicher "Atemlos durch die Nacht". Ein Ohrwurm, kein Zweifel. Ob gut oder schlecht, das ist subjektiv. Jedenfalls hatte ich gerade EXTREMEN Bock, eine englischsprachige Version dieses Liedes zu schreiben. Fragt mich nicht, warum. Jedenfalls, das hier ist das Ergebnis dieser merkwürdigen Gelüste.
                                Irgendwelche Meinungen dazu?

                                ---

                                Martin Canine - BREATHLESS
                                (Helene Fischer - Atemlos durch die Nacht [Englische Version])

                                VERSE 1:
                                You and me, we're strolling through the dark of the night
                                Protecting, rescuing each other from fear and fright
                                Oh-oh, oh-oh
                                Caressing and wrapping our arms around our waists
                                Our heat can warm up even the coldest place
                                Oh-oh, oh-oh
                                Stars are shining bright, so bright
                                I'm yours and you're mine, all mine
                                The sparks in our hearts will shine
                                Cause now is our time

                                All breathless through the night
                                Against the darkness dimming light
                                All breathless, no need for air
                                Life and love is everywhere
                                All breathless, our hearts go on
                                The snow will melt at break of dawn
                                All breathless, magical
                                Winter white, colorful fall
                                The two of us together, always and forever
                                All fear is gone, when it's just me and you
                                They can't win against us, we won't fall or surrender
                                Just give in to me, as I give in to you

                                VERSE 2:
                                Can you feel the grass tenderly tickle our feet?
                                Nature has born us a hall of a thousand seeds
                                Oh-oh, oh-oh
                                A multitude of fireflies emerge from our hearts
                                Greeting us, having a dance, they're playing their parts
                                Oh-oh, oh-oh
                                And I am not afraid, at all
                                With you I'm feeling ten feet tall
                                The night invites us to a ball
                                Can you hear its call?

                                All breathless through the night
                                Against the darkness dimming light
                                All breathless, no need for air
                                Life and love is everywhere (Whoo!)
                                The two of us together, always and forever
                                All fear is gone, when it's just me and you
                                They can't win against us, we won't fall or surrender
                                Just give in to me, as I give in to you

                                All breathless! Aaaaahhhh...
                                Our touch illuminates the sky!

                                All breathless, our hearts go on
                                The snow will melt at break of dawn
                                All breathless, magical
                                Winter white, colorful fall
                                The two of us together, always and forever
                                All fear is gone, when it's just me and you
                                They can't win against us, we won't fall or surrender
                                Just give in to me, as I give in to you
                                All breathless!

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                                • Hallöle Moviepilot!

                                  Weiter geht es mit dem, was gestern begann, nämlich dem Vorstellen meiner Top 30 Erstsichtungen 2015. Jedes Alter, jedes Genre und jede Stimmung wurde berücksichtigt. Dies sind nun die Plätze 20-11 der Filme, die ich dieses Jahr erstmals gesehen und am Meisten genossen habe.
                                  Also dann, viel Spaß!

                                  Plätze 10-1 folgen morgen!

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                                  • Hallo Moviepilot!
                                    Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und es war ein Jahr voller Erstsichtungen aller Formen. Filme jedes Alters, jedes Genres und jeder Stimmung wurden gesehen, Bildungslücken geschlossen und Perlen gefunden.
                                    Hier geht es nun um meine 30 besten Erstsichtungen 2015.
                                    Also um den ersten Teil davon.
                                    Viel Spaß!

                                    Die Plätze 20-11 folgen morgen.

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                                    • Mann, bin ich dreist zu den Dreien...

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                                      • 1 .5

                                        Guten Abend verehrtes Publikum und ein Frohes Weihnachten!
                                        Seid ihr schon alle in Festtagsstimmung? Gut so!
                                        Nun, vielleicht könnt ihr an der Verpackung bereits erahnen, was wir euch schenken?
                                        Richtig! Die Super Duper Double Trouble Bingo Dingo Power Hour geht in die zweite Staffel! Applaus Applaus Applaus!
                                        Ich bin Martin Canine und an meiner Seite ist heute der ehrenwerte, hoch angesehene, einzige und einzig wahre Troublemaker69!
                                        Aber diesmal sind wir nicht allein, oh nein!
                                        Wir haben für diesen besonderen Anlass einen Gast ins Studio geholt!
                                        Begrüßen Sie mit mir den fantastischen, unverwechselbaren, allseitsbeliebten Robert Sinclair!
                                        *hält ihm ein Mikrofon vor's Gesicht*
                                        Es stört Sie doch nicht, wenn ich Ihnen ein paar Fragen stelle, oder? Damit Sie unsere Zuschauer besser kennenlernen?
                                        Sehr gut!

                                        Alsoooo...
                                        Dingo: wie fühlt es sich an, der erste Gast der größten, spektakulärsten und epochalsten Show von ganz Moviepilot zu sein?
                                        Robert: Wusste bisher gar nicht, dass ihr wirklich offiziell so eine Riesenshow habt und dachte ich wäre einfach der einzige der sich für den Gastbeitrag gemeldet hat ;D
                                        Aber ist natürlich schon eine große Ehre der erste Gast des berühmten MP-Duos zu sein, dessen bin ich mir bewusst.
                                        Dingo: Zum Thema Style or Substance - Lieber ein hirnloser Augenschmaus oder ein unansehlicher Geistesblitz?
                                        Robert: Kommt natürlich wie bei allen Filmen ganz auf die Stimmung an, manchmal hat man nunmal keinen Bock auf eine langwierige Story aber in den allermeisten Fällen schaue ich mir doch lieber eine gut erzählte Geschichte als einen "300" an.
                                        Wobei ich diese Frage jetzt einfach mal nutzen will, um Zack Snyder in Schutz zu nehmen, den man ja so gut wie immer mit dem Style oder Substance Vorwurf fertig macht. Finde ich teils ungerechtfertigt, wo zum Beispiel "Watchmen" eine der ambitioniertesten Geschichten der letzten Jahre erzählt und man bei "Sucker Punch" neben den Schauwerten auch eine mehr als interessante und gewagte Erzählweise vorgesetzt bekommt.
                                        Dingo: Ab welchem Zeitpunkt wussten Sie: "ja, ich liebe Filme von ganzem Herzen!"?
                                        Robert: Mit 12 oder 13 Jahren, in dem Alter habe ich zuerst durch "Der Pate" gesehen, dass es, was Filme angeht, viel größeres gibt, als ich bisher wusste, als ich kurz darauf "Forrest Gump" sah, stand für mich fest, dass man mit diesem Medium die besten Geschichten erzählen kann und ich durch Film sehr viel mehr berührt wurde, als es zum Beispiel Bücher in dieser Zeit taten.

                                        Okay, ich denke unser Publikum hat nun ein gutes und aussagekräftiges Bild von Ihnen.
                                        *dreht sich zu den Tribünen*
                                        Das legen wir auch gleich los, hätte ich vorgeschlagen, und präsentieren Ihnen da draußen 3 großartige Texte zu einem... ganz besonderen... und... einzigartigen... "Film". Ein Must-See für Freunde des Filmes gewissermaßen und bislang immer eine Bildungslücke von Allen von uns - bislang. Jetzt wurde Abhilfe geschafft und somit geht es heute um "Daniel der Zauberer"!
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                                        Ich schicke dieser Review das Statement voraus, dass ich weder Doku noch Biografie noch sonstigem Film über oder mit einem Musiker, mit dem ich selbst wenig oder gar nichts anfangen kann, von vornherein Minuspunkte verschaffe, nur, weil musikalisch mein Geschmack nicht getroffen wurde. Ist ein solches Werk entweder allgemein ansprechend, oder aber ich habe das Gefühl, Fans besagter Künstler wird etwas Interessantes geboten, so werde ich den Film auch entsprechend honorieren, ganz gleich, wie sehr meine Ohren auch zu bluten vermögen. Und Daniel Küblbock ist ein Sänger, dessen Musik mir kein Bisschen gefällt. Nicht, weil ich etwas gegen ihn, Popmusik oder Castingshows hätte, und schon gar nicht, weil er so androgyn und überdreht ist - was ihm ja viele seinerzeit ankreideten, was ich an ihm noch am Ehesten hervorheben würde, so als großer Fan von Extravaganz und Genderbending - sondern weil ich weder seine Lieder an sich noch seine Stimme in irgendeiner Weise ansprechend oder gefällig finde.
                                        Ich fühle mich verpflichtet, dies alles zu schreiben, denn ich fand diesen Film furchtbar. Und ich meine nicht schlecht im Sinne von auf unterhaltsame Weise kolossal gescheitert. Nein. 'Dune' ist schlecht. 'Batrlefield Earth' ist schlecht. "Daniel - der Zauberer" ist grauenvoll, und das nicht auf eine Weise, die auf irgendeine Art Spaß macht. Faszinierend ist er, aber nicht vergnüglich. Der Unterhaltungswert entsteht erst dabei, nachher über diesen Film zu sprechen. Und Küblböck-Fans bekommen immerhin ein paar Lieder zu hören, allerdings würde ich denen dann doch zum Kauf eines Albums raten, anstatt sich 77 Minuten lang die Dinge anzusehen, die ich im folgenden Kommentar beschreibe.

                                        Zunächst einmal fällt es mir schwer, Worte zu finden, die der visuellen Gestaltung gerecht werden. Ich kann ohne schlechtes Gewissen behaupten, dass das letzte Mal, als ich Videomaterial mit so einen Look gesehen habe, 2002 war und zwar auf einem Nokia-Handy. Der Film ist zur Gänze auf YouTube vorzufinden, ihr könnt also gerne an eine beliebige Stelle vorspulen und einem Blick auf die Optik machen. Ich übertreibe nicht.
                                        Man verzichtete (so hoff' ich doch) auf jegliche zusätzliche Beleuchtung und Kameraführung, stattdessen setzt man auf jene Fähigkeiten, die 2005 einem Tween zur Verfügung gestanden hat, der gerade den Filmmodus seiner Digitalkamera entdeckt hat. Ich weiß das. Das hab ich mit 9 Jahren selbst gemacht.
                                        Man kann nun meinen, dass man versuchte, sich bei "Daniel" einer minimalistischen Inszenierung zu bedienen. Oder auch, dass man einfach keine Ahnung hatte, was man hier tat. Ulli Lommel, der Mann hinter der Regie, dem Drehbuch, sowie der Darstellung des Zauberers, hat laut IMDB 60 Werke aus Film und Fernsehen als Regisseur zu verzeichnen, und arbeitete mit Andy Warhol und mehrmals mit Rainer Werner Fassbinder zusammen. Ich habe stichprobenartig einige Werke seiner Filmografie durchgeklickt und keinen gefunden, dessen Wertung über 5.0 Punkten liegt. Man mag es für einen Hoax halten. Man mag meinen, dass diese Spielfilme und Serien, die bis in die 70er Jahre zurückreichen, ein Scherz sein. Aber dem ist nicht so. "Daniel - der Zauberer" ist das Werk eines Mannes, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits 33 Jahre im Filmgeschäft befand. Und er sieht aus wie die ersten Gehversuche eines Jungen, der in 6, 7 Jahren mal ein Filmstudent werden könnte. Und diesmal sind das leider keine Überzeichnungen zum Zwecke des Aufzeigens meiner negativen Gefühle, sondern meine authentischen Gedanken, als ich diesen Film gesehen habe.

                                        Ich habe aber eigentlich ein Problem damit, Filme wie diesen hier zu zerreißen. Verstecken sich sowohl Blockbuster als auch Arthausfilme noch hinter einer Fassade, nämlich zum einen der, der Masse gerecht zu werden, und zum Anderen der, hohe Kunst zu sein, ist ein Film wie "Daniel - der Zauberer" fast schon schutzlos, und sorgt dafür, dass ich mich wie ein Rowdy fühle, der die Zeichnung eines schwächlichen, aber gutmütigen Kindes zerreißt. Ich kann guten Gewissens sowohl von 'Stealth - Unter dem Radar', als auch 'Naked Lunch' aufzählen, weshalb ich sie für grauenhafte Filmerfahrungen halte. Beide heben ihre Messlatte auf unterschiedliche Weise hoch. Der Ulli Lommel-Film tut nichts dergleichen. Und wenn er einen damaligen Star besetzt hat, der Regisseur tat es in Faszination um die Polarisation. Das merkt man an den paar guten Ansätzen, etwa als Daniel mit seiner Familie am Tisch sitzt und neben Fanbriefen auch wüste Beleidigungen, Drohungen oder Aufrufe zum Mord erhält. Ich frage mich bei so etwas auch immer, wieso das sein muss, und es nicht dabei bleiben kann, dass man die Musik konstruktiv kritisiert (wer mal was Trauriges sehen will, der soll mal auf die IMDB-Diskussionsseite von Aaron Seltzer oder Jason Friedberg gehen. Das geht weit über Antisympathie heraus).
                                        In diesen Momenten tut es mir Leid, dass man das Ansprechen dieses Themas in so einen erbärmlichen Film verpackt hat. Aber ich muss fair bleiben. Und dieser "Zauberer" verzaubert weder noch verhext er. Er bringt Leute höchstens zum Fluchen.

                                        Und nein, ich spreche nicht nur davon, dass das gewöhnliche Szenenbild hier unscharf, dunkel, und so schlecht kontrastiert, dass oft nicht zu erkennen ist, wo Wand aufhört und Hose beginnt, aussieht und ein neonfarbenener Pullover trotzdem oftmals heller leuchtet als eine beistehende Lampe.
                                        Dass Daniel Küblböck in den wenigsten Szenen so aussieht, als würde er tatsächlich verstehen, was Lommel denn nun von ihm will, sei nämlich nicht der Tatsache verschuldet, dass er selbst so schlecht spielt. Dafür hat er hier zu wenig zu leisten. Nein, er liegt daran, dass wirklich nicht nachvollziehen, was der gute Ulli da teilweise von ihm will. Die Gestik und Mimik in einer Szene, in der Daniel seine Griffel in allerlei Torten in einer Bäckerei stecken soll, sagt mehr aus als das zugehörige Drehbuch. Solche Szenen sind aber kein Einzelfall, sondern die Norm in diesem Drama.
                                        Es gibt eine Szene, in der Küblblock Alpträume von seinem Aufenthalt im Dschungelcamp hat. Hierzu wird ein Originalausschnitt der Show eingeblendet. Man merkt hier erst wirklich, wie viel hochwertiger diese Sendung gemacht wurde. Nach wie vor keine sarkastisch überzeichnete Bemerkung, sondern meine authentischen Gedanken während der Sichtung.

                                        Aber worum geht es hier überhaupt? Zwei Jugendliche beschließen: "Der Daniel muss weg." Warum? Nicht, weil sie seine Musik nicht mögen oder gegen das sind, wofür er steht. Das stimmt nämlich nicht. Hat ein gewisser... ähm, naja ein Mann etwas damit zu tun, der sie in ihrem Vorhaben nur noch bestärkt? Jedenfalls ist bald klar, dass Daniel in Gefahr schwebt. Der ist allerdings damit beschäftigt, Konzerte zu geben und Fanpost zu lesen. Und dann ist ja noch Hollywood an dem Unterhaltungskünstler interessiert, doch wie ihm ein zufällig am Set vorbeilaufender Fan rät, soll er sich für die schlecht englisch sprechenden Produzenten der Traumfabrik nicht verbiegen und sich selbst treu bleiben. Er singt. Alle sind begeistert. Es wird nie mehr auf diesen merkwürdigen Handlungsstrang eingegangen. Ein junger weiblicher Fan spielt den ganzen Tag ihren Lieblingspopstar. Ihr Großvater hasst die Musik. Großvater verbietet den Besuch eines Konzerts. Fan schreibt Brief an Daniel, er solle mal bei seiner Bäckerei vorbeikommen. Daniel kommt und kauft lecker Torten. Enkelin geht trotz sinnlosem Verbot zum Konzert. Opa rennt ihr nach. Opa ist plötzlich Küblböck-Fan. Anders als die beiden Jugendlichen, die ihn zur Strecke bringen wollen, war das ursprüngliche "Problem" des Großvaters ja, dass er die Musik kannte, aber nicht mochte. Nicht, weil er seinen Lebensstil verurteilt oder ihn für ein schlechtes Vorbild hält.
                                        Ach ja, und dann ist da noch der Zauberer. Eine Figur mit Trompete und Hut, die nur Daniel und dieser Typ der mit den 2 Jugendlichen abhängt, sehen können. Er, mit ruhiger und weiser Stimme, will Daniel beibringen, was es heißt, ein echter Magier zu sein. Letztlich teilt er ihm aber nur lebenswichtige Werte wie Güte und Vergebung mit.

                                        All diese Elemente, durchbrochen von (leider nicht sonderlich aufwändig inszenierten) Konzertmitschnitten, bilden das konfuse Gerüst "Daniel - der Zauberer". Eine Plotentwicklung gibt es so gut wie gar nicht, denn sobald ein Problem auch nur im Ansatz erkennbar wird, ist es sogleich auch schon wieder gelöst - wie durch Zauberei (Mini-SPOILER: Da reicht auch teilweise schon eine freundliche Bemerkung, etwa, dass das Gegenüber auch gut singen könnte, und schon sind lange Jahre Hass vergessen. Mehr als das: man wird Freunde). Warum wir eineinviertel Stunden diese vielen seltsamen Ereignisse sehen, wie sie zusammenhängen, und was eigentlich die Haupthandlung sein soll, das weiß wohl nur Ulli Lommel. Und ich bezweifle, dass die Darsteller es wissen.

                                        Es gibt Parallelen zwischen Lommels Regie und der des großen Ed Wood. Bei beiden merkt man große Ambitionen, beide hatten kein Gespür für Symbolik oder Philosophie, beide konnten keine logische Geschichte oder Dialoge schreiben und beide waren nicht gerade begabt darin, ihre Filme gut aussehen zu lassen. Der Unterschied liegt darin, dass Woods Filme eine gewisse (ungewollte) Komik aufweisen und die Liebe zur Arbeit aus allen Ecken sprießt. Lommels Werk hier strotzt zwar vor Untalent, aber es macht als Zuseher keinen Spaß, dem Geschehen zu folgen. Spätestens nach einer Viertelstunde wird es zur Qual, da es kaum Ansätze jeglicher Form des Filmemachens gibt.

                                        Die Frage, die sich mir dann doch aufdrängte, war, ob ich das Werk besser gefunden hätte, hätte man ein deutsches polarisierendes geschlechtervermischendes Pop-Phänomen der 00er Jahre behandelt, mit dessen Musik ich auch etwas anfangen kann. Nach reichlichem Überlegen kam ich jedoch zu dem Schluss, dass es 'Tokio Hotel - die Zauberer' auch kolossal vergurken würde. Und das mit einem sehr gut aussehenden Protagonisten.

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                                        • Martin Canine 22.12.2015, 23:28 Geändert 22.12.2015, 23:28

                                          Mampf. Hab Hunger.

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                                            Kronprinzessin Elsa besitzt die Kräfte, durch Magie Kälte, Eis und Schnee zu erzeugen. Diese Fähigkeit wohnt ihr schon seit ihrer Kindheit inne, in der sie sie gerne verwendete, um mit ihrer Schwester Anna gemeinsam zu spielen. Doch beim wilden Umhertollen mit dem Zauber verletzt sie ihre Schwester aus Versehen am Kopf. Zwar kann sie geheilt werden, aber ihr wird die Erinnerung an Elsa gelöscht und die beiden einander einst so nahen Geschwister im Schloss getrennt voneinander großgezogen. Eingeschlossen in ihren Zimmer versucht Elsa über Jahre hinweg, ihre Kräfte unter Kontrolle zu bringen, und bricht dabei jeden Kontakt zu Anna ab. Als ihre Eltern verunglücken, soll Elsa nun zur Königin gekrönt werden und zeigt sich nach Jahren erstmals wieder vor ihrer Schwester. Durch einen Streit der beiden offenbart Elsa nun jedoch in einem Anflug von Wut ihre Kräfte vor dem Königreich und versetzt das sonnige Land ungewollt in einen ewigen Winter, ehe sie flieht. Anna macht sich nun auf die Suche ihre Schwester zu finden und begibt sich dabei selbst in Gefahr...

                                            "Die Eiskönigin", den unnötigen und unschönen Untertitel lassen wir mal weg, ist ein magisches Wintermärchen mit einem brillant balancierten und ausgewogenen Drehbuch, instant-kultigen Figuren, wunderbaren Musicaleinlagen und höchstmöglichen technischen Aufwand, um die eisige Atmosphäre atemberaubend umzusetzen. Es ist ein großartiger Familienfilm, für junge und alte Liebhaber großer Abenteuer und bezaubernder Animationsfilme. Es ist außerdem der erste computeranimierte Film, der mir untergekommen ist, der er schafft, das Gefühl klassische Disneyzeichentrickfilme haargenau umzusetzen. Wenn Elsa ihr mit dem Oscar gekröntes Lied "Let it Go" einstimmt, breitet sich das selbe bittersüße Gefühl aus, das einem überkommt, wenn man Arielles sehnsüchtigem, musikalischem Verlangen nach der Oberwelt oder Mulans Blick in den Spiegel lauscht - bevor es dann schlagartig in Pocahontas' Befreiungsschlag auf dem reißenden Fluss übergeht und uns innerhalb von wenigen Momenten von melancholischem Schneestapfen in die höchsten Höhen des frisch entstandenen Turmes ihres Eispalastes führt. Und ja, die Sidekicks Olaf, der Schneemann und Sven, das Rentier, sind genau solche Showstehler wie Mushu oder Sebastian.
                                            Was "Die Eiskönigin" aber so groß macht, ist der Anmut, und der natürliche Erzählfluss, mit dem uns die Geschichte um die kalte und die warme Schwester dargebracht wird.
                                            Wir kleben dem Film an den Lippen wie unsere Zungen an Metall in kalter Schneelandschaft.

                                            Annas Voyage, ihr Schwesterherz nachhause zu holen, ist geprägt von kleinen und großen Abenteuern, und Heranreifen. Wo der Film zunächst noch die alteingesessene Disney-Logik, dass sich Liebe innerhalb weniger Momente finden und reibungslos ausleben kann, zu befolgen scheint, bricht er wenige Minuten später bereits damit, als zuerst Elsa, und später auch Annas Wegbegleiter Christoph davon abraten, bereits nach so kurzer Zeit an Heirat zu denken. Und Anna lernt im Laufe ihrer Reise auch dazu, und bemerkt den Unterschied zwischen Verliebtheit und Liebe. Wie alle guten Disneyfilme lebt auch dieser hier von einer exzellenten Dynamik und Chemie zwischen den Figuren - und das mit mehr ProtagonistInnen denn je. Annas und Christophs Dialoge sind ihren Humor in Gold wert, und schwingen im selben Takt wie einst ein Humphrey Bogart und eine Katharine Hepburn auf der 'African Queen', nur etwas moderner und fantasievoller. Die Szenen zwischen ihr und Elsa sind wiederum der Quell der emotionalen Spitzen des Filmes, hierin liegen nebst perfekt gesetzten Dialogen und Auseinandersetzungen gekonnt platzierte, symbolische Gesten, die das Verhältnis in jedem Alter auf den Punkt bringen.
                                            Und die Nebenfiguren können ohnehin aus jeder Szene das größtmögliche Lächeln zaubern, egal, mit wem sie interagieren.

                                            Die Kunst in der Erzählung liegt in der Setzung von Nuancen und dem Abschmecken der Anteile Ernst und Humor. Ein Film wie dieser verlangt den Machern großes Fingerspitzengefühl ab, was die Gewichtung angeht, und der Übergang von Comic Relief und dramatischer, spannender Handlung verläuft hier so nahtlos, so geschickt, dass das bestmögliche Sehvergnügen herauskommt.
                                            Weiters wird die wunderbare Botschaft eingeflochten, dass alles gute und schlechte Eigenschaften besitzt, und dass Andersartigkeit keinesfalls ein Grund ist, sich zu fürchten, und dass wir erst durch unsere Vielfalt zu einer wunderbaren Gesellschaft werden. Es ist ein Film gefüllt mit einer ganzen Palette an ausgesprochen mutigen, aber nicht minder verletzlichen und unperfekten Figuren, die Jung und Alt imponieren können, und die fantasievolle Geschichte so tragen, dass man gerne zuhört. Und was will man von einem Disneyfilm denn mehr, als ein großartiges Abenteuer um Freundschaft und Magie, mit Humor, Drama und grandioser Musik zu erleben? Und "Die Eiskönigin" schafft genau das derartig brillant und vielseitig wie schon jahrelang kein Film mehr aus dieser Schmiede.

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                                            • Martin Canine 20.12.2015, 17:47 Geändert 20.12.2015, 17:49

                                              Ziemlich schlimm. Sie verfälschen den Ersteindruck und bei Filmen, die sich große Mühe damit geben, auf etwas großes hinzuarbeiten, ist es auch unfair. Es nimmt auch etwas den Spaß. Auch die Nächstsichtungen sind dann anders: man freut sich dann nicht so sehr auf das Ende, weil die Beziehung zu dem Film eine ganz andere ist. Man wird außerdem nie die selbe Sogwirkung erfahren wie bei einem ungespoilerten Film. Auch kann man schwer einschätzen, ob der Film das Ganze unvorhersehbar umsetzt...
                                              ...was red' ich eigentlich so lange herum: sie zerstören das ganze Filmetlebnis! Man kann sich nicht mehr so fallen lassen...

                                              Freilich ist aber mit einer entsprechenden Warnung davor nix verkehrtes dran.

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                                              • Aaaaalso... am 24. 12. endet die Frist für meineTop 30 Erstsichtungen dieses Jahr. Wenn es noch irgendeinen extrem epochalen Film gibt, den ich ganz unbedingt noch vorher sehen muss, ist JETZT die Zeit zu sprechen!

                                                Weiters möchte ich darum bitten, mir dieses Mal keine Stöckchen zuzuwerfen, da ich so gut wie nix aus diesem Kinojahr gesehem habe.

                                                Lg
                                                Dingo

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                                                • Martin Canine 18.12.2015, 19:47 Geändert 19.12.2015, 09:51

                                                  HALLO MULTIMEDIAPILOT!

                                                  Ich hatte es bereits angekündigt, und hier ist das Resultat:
                                                  Ich hatte ja eine Liste mit meinen Top 20 Musikalben des 21. Jahrhunderts veröffentlicht. Dabei hatte ich an die 100 CDs vorab shortgelistet, und einige sind mir doch zu schade, um nicht in solch einer Liste Verwendung zu finden. Deshalb habe ich beschlossen, die Liste von einer Top 20 auf eine Top 40 auszuweiten und zwanzig weiteren Alben die Chance zu geben, zu glänzen. Das wär's auch schon, und euch damit viel Spaß!

                                                  PS: Da ich den Artikel schon sobald als möglich veröffentlichen wollte, habe ich noch nicht alle Videos der Anspieltipps probegehört. Verzeiht mir, wenn darunter Lieder in schlechter Qualität, hochgepitcht oder stumm sind, wie Videos auf YouTube manchmal eben herumkreisen. Sagt es mir, wenn euch was auffällt, werde das och ändern.

                                                  PPS: Die Anspieltipps müssten nun alle passen.

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                                                  • So, meine lieben Multimediafans, ich habe gerade was beschlossen...
                                                    ...da ich so unheimlich viele Alben shortgelistet habe und ich einige CDs doch nicht ungenannt lassen will, werde ich noch eine zweite Liste veröffentlichen, mit den Plätzen 40-21. Ich weiß, die Reihenfolge ist falsch, aber ich bin eben individuell. Und nichtchronoligische Erzählung kommen immer gut an ;3

                                                    Und keine Sorge, filmisches kommt auch bald wieder.

                                                    Lg
                                                    Dingo

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